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ADB:Kadlik, Franz

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Artikel „Kadlik, Franz“ von Rudolf Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 785–794, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kadlik,_Franz&oldid=- (Version vom 19. November 2024, 14:36 Uhr UTC)
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Kadlik: Franz K. (von Haus aus Tkadlik), Maler, geb. zu Prag am 23. Novbr. 1786, ebendort gestorben am 16. Januar 1840, war der älteste Sohn schlichter Bürgersleute, die eine Gastnahrung auf der Prager Kleinseite, zum „Goldenen Rössel“ genannt, inne hatten. Trotz schon in früher Jugend sich kundgebender Vorliebe für die Beschäftigung mit Stift und Pinsel blieb dem armen Jungen doch das beharrlich in die Lehre treten beim „Onkel Seifensieder“ in Aussicht gestellt. Erst dem Entgegenwirken eines Bruders seiner Mutter, der selbst auf dem Studienwege zu bürgerlichem Ansehen gekommen, blieb es vorbehalten, K. dahin zu erlösen, daß er aus der Volksschule ins Gymnasium übertreten durfte. Aus diesem in die sogenannte Philosophie übergehend, deren Hörsäle sich gleich der Malerakademie im Collegium Clementinum befanden, rückte ihm freilich auch die Versuchung nahe, dem unerloschenen Triebe zur Kunst folgend, sich zugleich in dieser immatriculiren zu lassen. Wol zu spät erkannten die Eltern, welche ihre Studieneinwilligung wie es scheint an die Bedingung des Priesterwerdens geknüpft hatten, daß der Sohn nun davon ablenkte, ja sogar kein Hehl mehr machte aus seiner Abneigung gegen den geistlichen Stand. Mitergriffen von der josephinischen Zeitströmung und den von seinen Lehrern vertretenen Grundsätzen Basedow’s, drängte es ihn vor Allem nach realer Gestaltung dieser Lehrsätze auf dem Kunstgebiete. Zudem mochte die bereits früher vermittelnde Hand auch jetzt eingegriffen haben, K. gehörte wenigstens nach absolvirter „Rhetorik“ – von 1803 an – ausschließlich der Malerakademie, war auch bald der Stolz des biederen Eklektikers, Jos. Bergler dadurch, daß er verständnißvoll und rührig wie keiner der gleichzeitigen Akademiker die ihm gestellten Aufgaben erfaßte und im Sinne des Meisters durchführte. Bis zu welchem Jahre K. dem Prager akademischen Verbande angehörte, darüber fehlen sichere Daten. Erweisbar ist dagegen, daß er schon Jahre lang außerhalb desselben sich selbst weiter schulte, als er 1814 in Mitbewerbung trat um den für absolvirte Schüler gestifteten Compositionspreis, seine Arbeit jedoch verspätet einbrachte, deßhalb unberücksichtigt blieb und erst 1815 für die eingebrachte Composition „Hagar in der Wüste“, den Preis zuerkannt erhielt. – Zwischen dieser und der früheren Periode macht sich übrigens schon eine bedeutende Abschwenkung vom eklektischen Wesen Bergler’s bemerkbar, und kommt je weiter, desto entschiedener, der K. eigenthümliche realistische Zug, der ihn zum gewissenhaftesten Studium der Natur antrieb, zum Vorschein. – Ein mit dem J. 1816 begonnenes, bis in die 20ger Jahre fortgesetztes Skizzenbuch (jetzt im Besitze des Prager „Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen“) giebt auf 121 Blättern, meist Studien nach der Natur in Köpfen, gewandumhüllten wie [786] nackten Figuren, Zeugniß von diesem regen Zuge, zugleich aber auch von der Feinfühligkeit in der Auffassung und sicheren Zeichnung, wodurch sich dann seine Arbeiten überhaupt charakterisiren. – Zu gedenken ist hier zugleich als diesem Selbständigkeitsstreben angehörig des noch in Prag skizzirten, in Wien vollendeten Gemäldes „Das betende Christkind“ (im Besitze der Familie von weiland Prof. Dr. Popel in Prag); ferner des nächstanschließenden, darstellend die am Rocken beschäftigte, das schlafende Jesuskind bewachende Madonna (gemalt für Dr. Lichtner in Prag). Dem Kunstforscher bieten sich in diesen beiden Gemälden äußerst interessante Anhaltspunkte nicht allein für die Beurtheilung der Eigenart Kadlik’s, sondern zugleich für die allmälige Verschiebung der Kunstansichten, beziehungsweise des Kampfes zwischen der bisher maßgebenden, akademisch-eklektischen Gepflogenheit und dem rationellen Zurückgreifen der von der Zeitströmung erfaßten jungen Künstler, auf die die Originalität nährende Natur. Nebst der ureigenen, realistischen Auffassungsweise und den Nachhängen aus der Prager Schule, wird nämlich noch der frisch angenommene Anhauch der Wiener, von Füger beeinflußten Schule, besonders im Colorit ersichtlich. Doch war auch dieses Anziehen fremden Elementes, wie sich bald zeigte, ein vorübergehendes. Nennen wir es Eigensinn, oder die aus seinem Studiengange resultirende Skepsis, nach wie vor finden wir bestätigt: K. schloß sich nirgend einer Richtung dauernd an, insofern nicht der leitende Beweggrund mit seiner Ueberzeugung zusammenstimmte. Bezeichnend dafür sind die einem späteren Schreiben entnommenen Worte: „Ich für meinen Theil werde überall zu lernen trachten, an keine Partei mich anschließen .... ich laufe so am wenigsten Gefahr unbillig zu werden, oder für fremdes Gute, wo immer sichs zeigt, zu erblinden.“ Worte, die thatsächlich als rother Faden sein weiteres Leben und Streben durchzogen. K. übersiedelte 1817 von Prag nach Wien, ohne dort unmittelbar der Akademie sich anzuschließen. Ihr Director, Heinrich Füger, halb der Richtung Carstens’, halb jener Louis David’s folgend, eigenartig nur in seinem süßlich verschwommenen Colorit, übte, wie schon angedeutet nur vorübergehenden Einfluß: strebensverwandter erkannte er dagegen den Professor Franz Caucig, welcher kürzlich aus Italien zurückgekehrt, im Gegensatze zu Füger, Bilder voll realistischer Kraft, kernig frischen Lebens und klarer Farbe schuf, und dadurch, wie aus mehreren jener Zeit angehörigen Gemälden Kadlik’s ersichtlich ist, schon nachhaltiger auf ihn einwirkte. – Einzureihen sind die Gemälde: „Diana und Apollo“, „Odysseus“, „Glaube, Hoffnung, Liebe“, ein damals vielbeliebtes Thema – in drei schwebenden, mit den üblichen Symbolen Kreuz, Anker, Flamme, versehenen Frauengestalten (letzteres Gemälde gelangte in den Besitz der Familie Herget in Prag), ferner „Johann Nepomuk“ und „Maria“ – knieend vor dem auf einem begrasten Plane liegenden Jesuskinde – in der Kirche zu Warnsdorf; ein „H. Joseph“ – über dem aus einer Schriftrolle lesenden Jesusknaben die segnenden Hände erhebend – für die Kirche in Schönlinde, ein besonders wegen seiner plastischen Wirkung berühmt gewordenes Bild; „St. Michael, den Fürsten der Lüge bekämpfend“ (trefflich gestochen von Conr. Wiesner); „Der Tod Abels, „Die Rückkehr St. Adalberts nach Böhmen“ (in der Gallerie der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde in Prag); schließlich die figurenreiche Composition: „Das Opfer Noah’s“, im Besitze des Cardinal-Erzbischofs Friedrich, Fürst von Schwarzenberg. – Geht allen diesen Emanationen Kadlik’s, namentlich jener kirchlichen Richtung, noch immer die naive, dem Gemüthe entsprungene Auffassung ab; sind sie abermal mehr gedacht als empfunden, so kennzeichnen sie um desto schärfer den innern Widerstreit des Künstlers mit der mehr der Blasirtheit als dem religiösen Bewußtsein entwachsenen Frommthuerei jener Periode, für welche eben Füger in seinen beiden [787] in die Wiener Belvedere-Gallerie aufgenommenen süßlich verschwommenen Gemälden: „Johannes der Täufer“ und „St. Magdalena“ die Idole schuf. – Einer absonderlichen Concession, zu der K. sich gleich nach seiner Ankunft in Wien bemüßigt fühlte, ist hier noch zu gedenken; sie betraf seinen Namen. „Die Wiener wissen meinem Namen nicht beizukommen, ich vereinfachte ihn deßhalb und lasse das an sich überflüssige harte T. weg, schreibe fortan (anstatt Tkadlik) Kadlik,“ so schrieb er an Gruß. – Inzwischen nicht ohne Rückhalt geblieben, gestützt namentlich durch den kunstfreundlichen Grafen Joh. Rudolph Czernin mittels einem kleinen Jahresgehalte als dessen titulärer „Kammermaler“; empfohlen zugleich dem zur Zeit allmächtigen österreichischen Staatsminister Clemens Fürsten v. Metternich, der in Folge dessen auch zu Oeftern das Atelier des Künstlers besuchte, hatte K. leichter Mühe ein Staatsstipendium für die 1825 angetretene Reise nach Italien erlangt. Von selbst schlossen daran Empfehlungen an die kaiserlich österreichische Botschaft in Rom – mit dem Grafen Lützow an der Spitze und dem Erfolge, daß sowohl dieser, wie der kaiserliche Gesandtschaftsrath Cavaliero Genotte sich zu Bestellungen herbeiließen. Das zuvörderst für letzteren ausgeführte Bild: „Abschied des jungen Tobias“ – vor der Reise mit dem Engel nach dem Heilmittel für seinen erblindeten Vater – erfreute sich allgemeinen Beifalles. Im Anschlusse an diesen dürfte das kleinere vom österreichischen Staats- und Conferenzminister Grafen Franz Kolowrat bestellte, die „Geburt Christi“ darstellend, ausgeführt worden sein. – Noch aber pulsirte in ihm das dem Studium der Antike nachwirkende Interesse für schöngestaltete Körperformen, und wurde dieses angesichts der in Rom erblickten Schätze antiker Kunst wohl aufs Neue angefacht. Denn es reiht unmittelbar an die vorgenannten Arbeiten, das ebenso geistreich concipirte, wie technisch meisterhaft durchgebildete Gemälde, dem er den Titel „Enyo“ beilegte. Eine Art von Inconsequenz liegt blos darin, daß er sich seinem Gönner, dem Grafen Czernin gegenüber im Neujahrsjahrsschreiben von 1826 damit rechtfertigte: „Ich habe absichtlich diesen Gegenstand gewählt, um Bewegung in den Gruppen und mehr Nacktes zeigen zu können, das gegenwärtig die größere Zahl der hier studirenden deutschen Maler etwas vernachlässigt.“ – Die Darstellung zeigt jenes furchtbare Götterwesen (Enyo) im rasenden Fluge vor dem schnaubenden Gespann des lanzenschwingenden Ares, in Richtung auf einen heiligen Hain, in welchem Landleute der Herme Pan’s zu huldigen versammelt, angstvoll die Flucht ergreifen. Rechts dem Beschauer, folgen dem Gespann die Geißeln des Krieges, mordende und zerstörende Eumeniden; eine im Hintergrunde brennende sichtbare Burg bezeichnet den genommenen Weg. Ueberaus lebensvoll in allen Theilen, ist das beabsichtigte Hervorkehren des Nackten vermöge der klassisch schönen Formen und auch klassischen Decenz, in der That die Glanzseite des Bildes (dasselbe kam nach mehrmaligem Besitzerwechsel schließlich in die gräflich Harrach’sche Gallerie in Wien). – So viel bekannt, war diese zugleich die letzte, dem Ideenkreise der Antike entnommene Darstellung Kadlik’s. – Völlig veränderter, innerer wie äußerer Beschaffenheit ist das nächstfolgende für den österreichischen Botschafter Grafen Lützow ausgeführte Gemälde: „Drei Männer bei Abraham“. Zwar noch immer mit der eigenartig realistischen Plastik durchgebildet, durchleuchtet die ganze Composition doch ein neuer Geist, und gemahnen die schlicht und klar gehaltenen Formen unwillkürlich an die der besten Zeit Raphaels. Der herrlich gezeichnete Carton dazu ist meinem Besitze. Ein so tiefgreifender Umschwung bliebe räthselhaft, fände sich nicht in eigenen Worten, wie im Zeugnisse eines der trautesten Freunde Kadlik’s die Erklärung. Die ersteren finden wir im Briefwechsel mit seinem ehemaligen Studiengenossen, dem Maler Johann Gruß, letzteres in der Selbstbiographie Jos. Führich’s. Aus ersterem sind hervorzuheben mehrere vom [788] J. 1828 datirende Stellen: „Wie sehr bedaure ich, daß mir’s nicht gegönnt war, früher, in jüngeren Jahren hieher gekommen zu sein! … Es ist geschehen, den Schaden sehe nur ich“ … „Des Näheren über mein Thun kann ich Dir diesmal nicht berichten, ich bin zu mißvergnügt mit mir, als daß ich im Stande wäre etwas Erfreuliches zu schreiben“ … „Mit dem größten Theile meiner Pläne bin ich übrigens noch im Rückstande, dies bestimmt mich, meinen Aufenthalt noch um ein Jahr zu verlängern, … mit diesem soll eine ganz neue Epoche für mich beginnen.“ Führich lüftete am genannten Orte den auch diese Worte noch umhüllenden Schleier durch folgende Mittheilung: „Außer meinen schon erwähnten Freunden schloß ich (in Rom) im Verlaufe der Zeit innigere Freundschaftsverhältnisse mit meinem Landsmann Kadlik, den ich zwar schon in Wien gekannt, mich damals aber mit ihm weniger verständigen konnte. Er hatte früher Philosophie studirt und war durch sie in eine schiefe Stellung zur alten geoffenbarten Wahrheit gekommen. In Rom aber, wo jede bessere Natur von den ernstesten Lebensfragen berührt und beunruhigt wird, auf welche dort auch Antwort wird … in Rom fing er an, jene höheren Bedürfnisse des Herzens zu fühlen, die nur im wahren Glauben Befriedigung finden. Ich war Zeuge der Kämpfe dieser treuen edlen Seele von Stufe zu Stufe seines Fortschreitens zum Lichte, das er in Rom gefunden“ … Sonach im Klaren über die mittlerweile sich vollzogene Wandlung im Wesen Kadliks, commentirt sich von selbst auch die Aeußerung in einem Schreiben an Gruß vom 29. Septbr. 1830 – das im Bezug stand auf die hintertriebene Berufung zum Leiter der Prager Kunstschule für den verstorbenen Bergler. „Wäre ich nach Prag gekommen, die dortige Kunstschule zu leiten, Du hättest Dich gewiß nach meiner Mutter am meisten darüber gefreut! Doch es ist anders geworden, und gewiß zu meinem Besten. Es wird mir immer klarer, daß ich unendliche Schwierigkeiten gefunden hätte. Wo jener moderne Geist, dessen Gefolge der Indifferentismus, Rationalismus und der Unglaube spukt, dort kann wahre Kunst nie gedeihen: diese gründet sich jedesmal auf wahre Religion. … Ich verspreche mir von der Zukunft dieses modernen Geistes wenig Ersprießliches; habe mir aber vorgenommen, durch Darstellung heiliger Gegenstände an den Tag zu legen, daß ich keinen Theil habe an der Tendenz dieses Geistes. – Du denkst vielleicht, Rom habe mich melancholisch gemacht: mit nichten, ich war nie ruhiger, nie heiterer als jetzt.“ – Wie lieb ihm seither der Aufenthalt in der Weltstadt geworden, dafür spricht am deutlichsten, daß er einschließlich mehrerer Studienausflüge nach Neapel, Florenz etc., sieben Jahre dort verbrachte und erst im Herbste 1832 heimkehrte. Sein größtes, vor der Rückkehr nach Wien vollendetes Gemälde war der „Abschied Pauli von der Gemeinde Miletus“. Nach üblicher Weise als Studienergebniß eines mit kaiserlichem Stipendium nach Italien Gereisten für die Belvedere-Gallerie bestimmt – falls es dieser würdig befunden – gelangte dasselbe auch ohne Widerspruch dahin, und wurde die dafür geforderte, wol allzubescheidene Summe von 250 Ducaten ausgezahlt. Aeußerst wirksam angeordnet, tiefen, südlich glanzvollen Colorits durchgeführt, anerkannten die Künstler Roms dieses Gemälde als das bis dahin bedeutendste Kadlik’s. Etwas weniger befriedigte sein später gleichfalls der Belvedere-Gallerie einverleibter „St. Lukas“ – knieend an der Staffelei im Anblicke der erscheinenden Gottesmutter –. Die Kritik wandte sich indeß vorwiegend nur der einigermaßen erzwungenen Stellung des heiligen Malers zu, während die wunderliebliche Erscheinung der Madonna ungetheilte Anerkennung fand. – Angedeutet sei blos noch, daß sich diesen näher beschriebenen, in Italien entstandenen Werken noch eine große Menge von Skizzen und prächtigen Einzelstudien, in Figuren, Köpfen und Landschaften anreihten, welche größeren Theils in Privatgallerien übergingen. [789] (Eine Anzahl von Studien gelangten auch in meinen Besitz.) Die Maler in Wien hatten von da ab neuerdings mit K. zu rechnen, sie thaten dies jetzt um so genauer, da sie ihn als „Convertiten“, und seinen Anschauungen nach als Vereinzelten ansahen. Vereinzelt stand er allerdings. Denn noch standen ihm keine Gesinnungsgenossen zur Seite – diese kamen erst nach und nach aus Italien zurück. Er behielt indeß auch dann noch diese Sonderstellung dadurch, daß sein künstlerisches Schaffen sich in keiner Richtung abhängig zeigte von einer Schulformel, weder einer italisirenden noch deutschthümelnden. – Originell durch ein ununterbrochen strenges, vom geläuterten Geschmacke begleitetes Naturstudium wußte er diese Originalität auch im Colorit zu behaupten, durch die dem Gegenstande angemessene Farbenstimmung, wo erforderlich durch wirksam construirte Lichtmassen, wie durch charakterisirende Local- und Schattentöne. Frei zugleich von sentimentaler Süßlichkeit im Ausdrucke seiner dem Leben entnommenen Gestalten, durchgeistigte sie stets noch die dem Künstler eigene, mannhaft ernste Frömmigkeit. Später in Concurrenz mit Gleichgesinnten, läßt sich sagen: Kupelwieser malte prunkvoller, Führich überwog durch reichere Phantasie, Steinle durch naive Innigkeit, K. imponirte durch seelenvolle Individualisirung. – Eines die innersten Lebenssaiten Kadlik’s empfindlich berührenden Ereignisses von entschiedener Nachwirkung auf die Folgezeit muß hier noch gedacht werden. – Schon 1825, von Rom aus machte er an Gruß die vertrauliche Mittheilung: „Ich habe mir zum größten Fleiße auch noch die gewissenhafteste Sparsamkeit auferlegt, da ich gesonnen bin mit dem Aufenthalte in Rom meine Studienjahre abzuschließen, und ein Mädchen in Wien zu ehelichen, die alle gute Eigenschaften hat außer der, daß sie arm ist.“ … Nach Wien zurückgekehrt, fand er die treugeliebte „Pauline“ als – Gattin eines seiner Freunde! Das so entschwundene Ideal verleidete K. alles fernere Streben nach einer Lebensgefährtin. Entsprechend dieser Verzichtleistung berief er zur Leitung des einfachen, auf stille Zurückgezogenheit berechneten Haushaltes seine greise Mutter. – Ueber Kadlik’s nunmehrige Stellung zur herrschenden Wiener Geschmacksrichtung, giebt wieder ein vom 1. Januar 1833 datirtes Schreiben an Gr. beste Auskunft: … „Ich habe seiner Zeit über den schwachen Kunstsinn in Prag und überhaupt in Böhmen geklagt; ich müßte dieselbe Jeremiade über die Seichtheit, ja Krankhaftigkeit hiesiger Kunstansichten anstimmen. Die Kunst, diejenige nämlich, die den Menschen über das Irdische hinweg zur Ahnung des Göttlichen erhebt, die kennt man hier nicht, ja man mag sie gar nicht. Man liebt jetzt lauter kleine Sächelchen, Porträtchen auf Elfenbein, oder kleine Bildchen, kleine Ereignisse im Alltagsleben, als da sind: das Lamento eines Milchmädchens über verschüttete Milch; verstohlene Briefaufgabe eines verliebten Dirnleins; oder eine Köchin, welche unschlüssig über die zu setzenden Nummern vor der Lottocollectur steht (sämmtlich Kunstausstellungsbilder) u. dgl. Herz und Geist erhebende Gegenstände mehr!“ „Man meint nun freilich mit „Kunstvereinen“ dem Besserwerden nachhelfen zu können; vorläufig hilft man damit aber geradenwegs nur diesem Alltagskram zur Anerkennung und Verbreitung, so daß zu befürchten bleibt, es werde dadurch auch der Sinn für die höheren Aufgaben der Kunst, sowohl nach Seite der Künstler wie nach der des Publikums, je weiter ein desto abgestumpfterer sein. – Wie ich’s halte, weißt Du. Mir bleibt nach wie vor die Kunst göttlichen Ursprungs, dem zu Folge ich sie wieder dahin zurückgeleitet wissen will“ … Ermuthigend für solches Beharren ist mir zudem, daß ich in der Zwischenzeit seit meiner Rückkehr schon ziemlich für anderthalb Jahre hinaus mit Bestellungen versehen wurde. Freilich sind es meist nur kleine Zimmerbilder, aber ich habe dabei das Bewußtsein eines hinter mir seienden Publicums. – Außerdem gehöre ich einem Kreise der trefflichsten [790] Künstler an, der zwar klein ist, doch auch wieder groß genug, um durch harmonisches Wirken imponiren zu können.“ … Ein späteres Schreiben verständigt, daß Herr Anton Veit auf Liboch „der Erste war“, der ihm von Böhmen aus eine Bestellung gab, und zwar „für eine heil. Rosa von Lima“ (er stellte die heil. Büßerin im Scheiden aus dem Leben dar, schwebende Engel überstreuen sie mit Rosen). – Voll Humor schrieb er an anderer Stelle: „Grüße und Empfehlungen an die Herren X. und Y., die sich in der Meinung gefallen, als gehörte ich zu jenen, welche den vorwärts rollenden Wagen zurückziehen wollen. Sollte ich schon zum Einspannen erkoren sein, dann ziehe ich doch naturgemäß nur aufwärts: wozu ja auch schon weit dringenderer Anlaß vorhanden ist, wie für das Gegentheil.“ Ein Notabene desselben Schreibens gilt der Mittheilung: „Führich ist bereits hier, berufen für die Custodenstelle an der mit der Akademie verbundenen gräfl. Lamberg’schen Gallerie; was aber bedeutet das noch immer gegenüber dem Bedürfnisse einer vollständigen Erneuerung im Status der Akademie, wenn es in Sachen der Kunst hier überhaupt anders und besser werden soll!“ – Ueber das Vorhandensein dieses Bedürfnisses bestand kein Zweifel. Die Kunstakademie, weniger Schule als vielmehr Kunstbehörde, welche nach Belieben das öffentliche Kunstleben wie das Gedeihen der Künstler von sich abhängig machen konnte, war nach ihren leitenden, sachlich noch mehr wie physisch veralteten Persönlichkeiten, ein wahrer Hemmschuh für einen der Residenz würdigen Kunstaufschwung. Der hofmännische, blos den Schwingungen der Mode folgende Director Füger erhielt zwar im körnigen, wieder auf sichere Fährte lenkenden Caucig einen Nachfolger, doch nur bis 1828 – in welchem Jahre neuerdings einem Fügerianer, Ant. Petter, die Leitung der Akademie vertraut wurde. Nothwendigerweise wurden dann wohl einige neue Lehrkräfte in die entstandenen Lücken eingesetzt, so: Waldmüller, Kupelwieser, hierauf Führich, Rößner, Steinfeld, ohne jedoch unter dem autokratisch waltenden Petter zu freier Entfaltung ihrer Kräfte gelangen zu können. Gewissermaßen Zoll um Zoll mußten sie diesem erst den Bewegungsraum abringen. Ein ganz merkwürdiger Kampf entspann sich daher innerhalb jener den Künsten des Friedens geweihten Stätte. Vorerst Gruppe gegen Gruppe, je nachdem sich Alt und Jung gegen einander geschaart, bald aber in Gemeinschaft gegen die Allen unerträgliche Herrschaft Petter’s. Ein Kampf solcher Art blieb nicht leicht mehr zu localisiren, weiter und weiter greifend trug er sich nach Außen fort und erwirkte auch hier eine Scheidung und Neugruppirung der Elemente, insbesondere aller jener, welche von ihrer Studienreise nach Italien eine vorwiegend ideale Kunstanschauung heimbrachten. So die der hohen Kunst zugewendeten Romantiker: Führich, Kupelwieser, Moritz Schwind, Steinle mit Kadlik auf der einen Seite; auf der anderen Seite die Naturalisten (im Genre, Porträt und Landschaft.), Waldmüller, Fendi, Danhauser, Cybl, Gauermann, Steinfeld etc. ging es im Ringen nach Unabhängigkeit der alten Akademie zu Leibe. Ueber den Antheil Kadlik’s an diesem Kampfe und die Stellung zu diesen Gruppen durch die vorausgehenden Andeutungen im Klaren, bedarf es wol nur noch der kurzen Ergänzung, daß das angestrebte Reformwerk insolange nicht durchführbar wurde, als nicht zugleich den leitenden Kräften ein sie stützender Nachwuchs zur Seite stand. Indeß hatte man alle Ursache mit dem vorläufigen Erfolge zufrieden zu sein, denn es war in Folge der Bewegung, das vordem in engsten Kreisen gehaltene Kunstinteresse raschestens in das große Publikum ausgetragen worden. – K. zeitlang für die Leitung der Wiener Schule ausersehen, erhielt unvorhergesehen den Ruf nach Prag an Stelle des Amtsnachfolgers Bergler’s, Franz Waldherr, (gest. 1834). Gering gewillt für diese Berufung, gelang es endlich doch den vereinigten Bitten seiner Freunde, ihn zur Annahme zu bewegen. Die Uebersiedelung [791] erfolgte im September 1836. Offenbar lag nun eine Aufgabe, für welche K. bislang blos mittelbar im Anschlusse an Gleichgesinnte eintrat, zu unmittelbarer und alleiniger Lösung vor ihm. Die Prager Malerakademie, auf das Dürftigste versehen mit Lehr- und Geldmitteln, namentlich aber nach ihrer zeitherigen Leitung ebenfalls gänzlich ohne Theilnahme an der schon in ganz Deutschland nachgefühlten von Peter Cornelius angefachten neuen Kunstbewegung, hieß es jetzt unter Einem mit der inneren Umgestaltung derselben, auch den Verbindungsweg nach Außen bahnen. Die Aufgabe nach Innen wurde trotz dem zähen Festhalten des die Akademie leitenden Ausschusses „Patriotischer Kunstfreunde“ am gewohnten Berglerthum, noch während der ersten Schuljahre im Hauptsächlichen durchgeführt. – Dem Elementarunterrichte unterlegte K. zumeist seine verständnißvoll und schön gezeichneten italienischen Studien, legte übrigens das Hauptgewicht auf das Studium der Antike und des Naturmodells, mit welchem er – bis dahin nicht schulgemäß betriebene – Malübungen verband. Eine weitere Lücke auszufüllen, sorgte er für die wissenschaftliche Fortbildung der Akademiker, veranlaßte Vorträge, hielt solche auch selber, verknüpft mit Compositionsaufgaben. – In zweiter Richtung, um die allzu selbstgenügsame, unpopulär gebliebene Kunstschule in den nothwendigen Verkehr mit dem Publicum zu bringen, ihren Zöglingen Aufträge zuzuführen, veranstaltete er Kunstausstellungen, erweiterte diese jedoch bald durch das Beiziehen auswärtiger Künstler, in der Absicht, Schüler wie Publicum angenehmsten Weges über den Stand der Kunst außerhalb der Landesgrenzen zu orientiren. Wesentliche Beihülfe für sein schülerfreundliches Expansivbestreben fand K. wieder durch einen alten Freund aus Wien, den behufs archäologischer Forschungen nach Prag entsendeten kaiserl. Hofmaler Gurk. Beauftragt, den werthvollen Kunstwerken der Vorzeit, sofern sie der erhaltenden Hände bedurften, solche zuzuführen, suchte er diese nun zuvörderst bei K. Solcher Folge wurden die kunstgeschichtlich interessanten alten, verblichenen und beschädigten Tempera-Gemälde im Stiegenhause der Burg Karlstein unter seiner Leitung durch die Akademiker Ant. Lhota und Wilh. Kandler restaurirt, zugleich für die akademische Sammlung gezeichnet. Gleicher Weise ergänzten diese Beiden das über dem Südportale des Prager St. Veitsdomes befindliche alte, bedeutend verletzte Mosaikbild durch al Fresco–Ansätze. Dabei vertraut geworden mit der Wandmalerei überhaupt, wußte K. alsbald eine neue Gelegenheit zur eigentlichen Schulung in der al Fresco-Technik für sie zu benützen. Anläßlich der Errichtung üblicher Kreuzwegstationen am Laurenziberge zu Prag und ihrer beschlossenen Schmückung mit Fresken, waren nämlich die Münchener Maler Joh. Bapt. Müller und Frz. Holzmaier berufen worden. Diesen unterordnete nun K. die vorgenannten als Lehrlinge und erzielte seine Absicht: Lhota wie Kandler bewährten sich von da ab als tüchtige Frescomaler (s. Art. Kranner). Während alledem oblag der unermüdlich seines Lehramtes waltende Meister nicht blos noch der Heranbildung gewandter Oelmaler, sondern auch der von Künstlern im Fache der Plastik und Graphik. Beweis dessen die zu Berühmtheit gelangten Bildhauer: Joseph und Emanuel Max, die in der Blüthe ihres Wirkens Dahingeschiedenen Jos. Paris und Jul. Melzer, wie der tüchtige Holzschnitzer Eduard Wessely, ferner der treffliche Kupferstecher Conrad Wiesner, sämmtlich damals an ihm emporrankten. – Zur Kennzeichnung der Situation dienen wohl am besten seine eigenen Worte im Schreiben an Gruß vom 28. Novbr. 1838: – … Nach Deinem und dem Wunsche der Freunde in Wien bin ich also da, bin aber auch aus meiner gewohnten Ruhe vollständig herausgerissen, und sollte es so fort gehen wie bisher, dann wäre es um alle Leistung geschehen … Wie es mir als Lehrer ergehen wird, steht noch zu erwarten. Führich hat durch seine zahlreichen, im guten Geiste geschaffenen Leistungen [792] viel vorgearbeitet und wol auch vieles erleichtert. Ich hoffe, daß mir die Gemüther meiner Schüler ebenso entgegenkommen, wie ich ihnen. Vor allem baue ich auf Gott, zu dessen Ehre zu wirken ich die Jugend gewöhnen will. Es wird dann auch, ich hoffe es, ein Vorzug der Prager Schule werden, daß sie ein Geist beseelt … Vorläufig heißt es, die Innen wie Außen verfügbaren Kräfte in frischen, fröhlichen Zug zu bringen; für weiter aber sie darin zu erhalten.“ … Vom 3. October 1837 wieder an dieselbe Adresse: „Ein Glück, daß ich keine Illusion mitbrachte, denn noch ist das seit einem Jahre Erreichte gering gegen das, was ich wollte. Absonderlich halten mir die Herren (vom Ausschusse der Gesellsch. patriot. Kunstfreunde) die Hände gebunden; sie scheinen mich völlig zu fürchten: sagte mir doch Einer von ihnen im Vertrauen, er glaube, ich wolle eine Klosterschule errichten! – Warum? weil ich darauf angetragen, es möge die Albrecht Dürer Statue von Eberhard nebst dessen lieblicher Madonna, dazu einige der kunstgeschichtlich werthvollsten plastischen Arbeiten des Mittelalters (in Gypsabgüssen für den Studiensaal) angeschafft werden … Hätte ich nur eigene Mittel, ich würde derlei stillschweigend herbeiziehen.“ … Was, wie Schreiber dieser Biographie bestätigen kann, doch mehrfach geschah. So schuf er z. B. aus eigenen und erbetenen Mitteln seiner Freunde eine akademische Bibliothek, bestehend aus gediegenen Litteraturwerken und Stichen. Mäßig und einfach lebend, wie selten ein Mann seiner Stellung, wandte K. zudem noch geräuschlos einen Theil seines Einkommens hülfsbedürftigen Schülern zu; versah die Einen mit dem erforderlichen Arbeitsmaterial, die Andern mit Zuschüssen für Kost und Quartier, war überhaupt allenthalben zur Hand, wo sich Noth zeigte. Es erwuchs darum auch aus dem Gegensatze zur Folgezeit unter den Akademikern die Ueberzeugung: es sei diese Periode das „goldene Zeitalter“ der Prager Akademie gewesen. – Theilnehmer dieser Periode waren außer den bereits Genannten als Schüler im engeren Wortsinne die Maler Joh. Brandeis, vorzüglicher Portraitmaler, † 1872. - , Ant. Dworschak, Karl Jawurek, Jos. Koruna, Jos. Manes, Gust. Schaller, Gust. Watzek, Ad. Weidlich, Jos. Zawadil – der Mehrzahl nach als Historienmaler zu Namen gekommen – ; als solche, die schon mehr, weniger vorgeschult sich ihm anschlossen die Maler Andr. Fortner, Ant. Gruß und Karl Hofbauer, Ant. Knöchel, Rud. Müller, Ant. Summ, ferner die Graveure Wenz. Seidan und Franz Zapp. Nicht unerwähnt ist hierbei zu lassen, daß K. musikalisch gut geschult, durch seinen intimen Verkehr mit dem genialen Musikinstitutsdirector Jos. Proksch, zum gleichzeitigen Aufschwunge auf dem Gebiete der Tonkunst wesentlich beitrug. So nach allen Richtungen seine Kräfte theilend, scheinbar zersplitternd, war es keineswegs, wie K. 1836 befürchtend aussprach „um alle Leistungen geschehen“. Gewohnt mit dem Morgengrauen an die Arbeit zu gehen, jede freie Stunde dafür benützend, entstand Bild um Bild, Zeichnung nach Zeichnung. Eines der ersten Gemälde war ein Pendant zur erwähnten heil. Rosa von Lima, für Herrn Veit auf Liboch, darstellend die Feier der heil. Messe auf der Burg Tetin im Beisein der von Gefolge begleiteten heil. Ludmilla, wobei ihr jugendlicher Enkel St. Wenzeslav als Ministrant fungirt – weithin bekannt geworden durch die treffliche Lithographie von Michel Stoll, wie durch Stich in der J. Manz’schen Sammlung religiöser Bilder. Bald darauf entstand das herzige, glanzvoll gemalte Bildchen „Der Schutzengel“ – einen Knaben zum Gebete anleitend, und kam in Besitz der Frau Dr. Michel in Prag; weiter „St. Alois“, für die Trinitatiskirche daselbst; das größere Altargemälde: „St. Franz von Assisi, im Momente visionären Entzückens“ – wohin unbekannt; zugleich eine allerliebste, im Geiste der alten Umbrier gemalte Madonna – für die Familie Wagner in Prag. Noch ist zu gedenken einer Skizze St. Peter [793] und Paul; der für das Proksch-Institut gemalten „heil. Cäcilie“ und der „Kreuzauffindung durch die heil. Helena“ für den Kreuzherrnordens-General Jak. Beer, als seiner letzten Gemälde. In Federzeichnung entstanden noch das überaus sinnig componirte Diplom für den Prager Kirchenmusikverein sowie das für die Mitglieder der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde und ein Cyclus zur Legende St. Adalbert. Merkbar aber trat bei diesen vier, von 1838 auf 1839 unternommenen Arbeiten, das bis dahin mit vollem Mannesmuthe überwundene, schon seit Italien anhängige Luftröhren-Leiden unüberwindbarer Gewalt ein, lähmte mehr und mehr die Schaffenskraft, bis sie am 16. Januar 1840 vollständig erlosch. – K. starb, wie Führich wahrheitsgemäß aussprach – „von allen betrauert, die den redlichen, fleckenlosen Charakter dieses, einer besseren Zeit würdigen, ausgezeichneten Mannes zu schätzen wußten.“ – Doch sein Wirken überlebte ihn. Denn die auf Grund seiner Reformen entstandene Kunstschule und die aus ihr hervorgegangenen jungen Künstler galt es fürder als das Bleibende im Wechsel der Nachfolger zu erachten. Was diese erreichten, das erreichten sie nur unter Beihülfe der Schüler Kadlik’s und auf Grund seiner Vorarbeit. – Höchst beachtenswerthe Zeugnisse über den Künstler und seine Bedeutung geben auch die seiner biographischen Skizze angehängten Schreiben von zwei unserer berühmtesten deutschen Künstler – von Julius Schnorr v. Carolsfeld und Eduard Steinle – in den „Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen“, Jahrg. XIV. S. 217. – Ersterer äußert u. A. „In seinem ganzen Wesen war eine ernste, keusche und religiöse Gesinnung, eine dem Edelsten, Wahrsten und Höchsten zugewandte Kunstansicht so entschieden ausgeprägt, daß ich keiner Richtung hin über den hohen Werth und die Bedeutung des Mannes in Zweifel sein konnte.“ … „Daß K. trotz seines kurzen Wirkens in der Heimath doch als Reformator der Prager Kunstschule zu fassen und voranzustellen ist, welcher den Eklekticismus verdrängte und dafür deutsche Kunst einführte, erscheint mir vollkommen gerechtfertigt.“ Letzterer berührt eines Näheren das Verhältniß Kadlik’s zu seinen Freunden in Rom, eingehend dabei auf die Eigenartigkeit seines ganzen Wesens. Von bekannten nach der Rückkehr aus Italien in Wien vollendeten Werken sind nachträglich noch zu verzeichnen: das große Portraitgemälde Kaiser Franz’, als Großcordon des Leopoldordens für den niederösterreichischen Ständesaal in Wien, das des Staatsrathes Jüstel und des berühmten Slavisten Dobrowsky im k. böhmischen Museum zu Prag; das Portrait seiner Mutter; die „Bekehrung Pauli“ und „Berufung Petri“, für den Staatsrath Jüstel gemalt – zwei der gediegensten Werke – ; „Johannes in der Wüste“ für die gräfl. Czernin’sche Gallerie in Wien; „Ruhe der heiligen Familie auf der Flucht nach Egypten“, für die Gräfin Czernin; „Christus mit den Jüngern in Emaus“, für den Fürsten Metternich; zwei für Amerika bestellte Bilder: „Christus am Kreuze mit Johannes und Maria“ und „Magdalena vor Christus“; „Betendes Mädchen“ mit dem Schutzengel zur Seite – für die Fürsten Kinsky; „St. Wenzel, Heidenkinder unterrichtend“; „Die Himmelskönigin von musicirenden Engeln umgeben“, für den österreichischen Geheimrath Preiß; die berühmt gewordene und durch eine große Lithographie publicirte „Pietà“ – „Der todte Christus am Schooße Mariens, zu Seiten zwei trauernde Engel“ – für Herrn Christoph Endris in Wien (in Prag vollendet); ein Landschaftsgemälde „Erinnerung an Italien“, im Besitze der Familie Pozel in Prag; für transparente Ausführung gelegentlich der Krönung Kaiser Ferdinands I. ein großer Carton „Frieden und Gerechtigkeit“, in zwei schwebenden, sich umarmenden jungfräulichen Gestalten mit entsprechenden Symbolen, Palme und Waage versehen, dargestellt – im Besitze des deutschen historischen Vereins in Prag. Eine Perle unter den Compositionen dieser Periode. „Die Hiobsboten“, Sepiazeichnung, gelangte nach Dresden. [794] Eine andere Reihe von Zeichnungen erwarb aus dem Nachlasse Hr. Jos. Manz in Regensburg und der Schreiber dieser Biographie. In Würdigung der erkannten hohen Verdienste Kadlik’s als Lehrer wie als Künstler, bedachte die Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde sein Grab – am Prager Friedhofe in Wolschan – mit einem von Jos. Max pietätvoll ausgeführten Monumente.