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BLKÖ:Döbrentei, Gabriel

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Dobsa, Ludwig
Band: 3 (1858), ab Seite: 340. (Quelle)
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Döbrentei, Gabriel (ungar. Dichter, geb. zu Nagy-Szöllös in der Weszprimer Gespannschaft 1. Dec. 1786, gest. zu Ofen 28. März 1851). Erhielt den ersten Unterricht zu Pápa und ging dann nach Oedenburg in das evang. Lyceum, wo er bis 1805 studirte. Früh erwachte die Liebe zur Poesie in ihm und anregend wirkten auf ihn die Schriften des David Szabó von Barót und des Ányos. Der Oedenburger ungarische Verein ernannte ihn nun zum Mitgliede, später zum Bibliothekar, dann zum Secretär. Als solcher gab er im Vereine mit Professor Rajcs, der Präses der Gesellschaft war, die vorzüglicheren Arbeiten der Mitglieder unter dem Titel: „Á soproni magyar társaság munkájinak zsengéji“, d. i. Incunabeln des Oedenburger ungarischen Vereines (Oedenburg 1804) heraus. Großen Einfluß auf seine literar. Richtung übte auch sein Briefwechsel mit Kis und Kazinczy. 1805 ging er nach Wittenberg, wo ihn Pölitz’s Vorlesungen über Aesthetik besonders anzogen. Hier widmete er sich auch dem Studium der französischen Sprache. Seine Gedichte aus dieser Periode sind 1807 zu Ofen in Nagályi’s „Segitő“, d. i. der Unterstützer, erschienen. 1806 verließ er Wittenberg und zog nach Leipzig, wo er sich, um Ossians Werke im Original lesen zu können, auf die englische Sprache verlegte. 1807 kehrte er nach Ungarn zurück, und kam auf Verwendung Kazinczy’s nach Oláh-Andrásfalva in das Haus der Gräfin Susanna Gyulai, in welchem er 1809 die Erziehung des Grafen Ludwig Gyulai übernahm. In diesem Jahre [341] lernte er bei einem Besuche in Szephalom Kazinczy, den er bisher nur aus seinen Werken kannte, persönlich kennen. 1813 übersiedelte er mit seinem Zöglinge nach Klausenburg und zog die gelehrtesten Männer Siebenbürgens in seinen Kreis, ermunterte sie zur Verbreitung der ungar. Literatur und verband sich mit ihnen zur Herausgabe einer wissenschaftlichen Zeitschrift, die im J. 1814 unter dem Titel: „Erdélyi Muzeum“, d. i. Siebenbürgisches Museum, auch wirklich in’s Leben trat und bis 1818, bis zu welchem Jahre 10 Bände erschienen waren, fortbestand. Die Wirksamkeit dieses Vereins, in welchem Katholiken, Protestanten beider Confessionen, Unitarier gemeinschaftlich wirkten, und nie auch nicht der leiseste Parteigeist störend einwirkte, bildet in der geistigen Thätigkeit Ungarns und Siebenbürgens eine besondere, ja glänzende Periode. 1817 starb Aranka, der Secretär jener siebenb.-ungar. Sprachgesellschaft, die seit dem Landtage von 1792 bestanden hatte, ohne jedoch von der Regierung je ausdrücklich bestätigt gewesen zu sein. D. wurde nun zur Ausarbeitung eines neuen zeitgemäßen Statutes für diesen Verein aufgefordert, das er auch 1819 vollendet hatte. Es wurde auf der Vásárhelyer Versammlung vorgelesen, angenommen und vom Gouverneur genehmigt. Präses wurde hierauf Graf Paul Teleki, Vicepräses Graf Nikolaus Kemény, Secretär Döbrentei und die Arbeiten begannen von Neuem. Als der Gouverneur darüber nach Wien berichtete, wurden (10. Sept. 1819) Plan und Protokoll abverlangt und die Fortsetzung der Sitzungen bis auf weitern Befehl suspendirt. D. verließ nun Siebenbürgen, ging nach Pesth und veröffentlichte seine Uebersetzungen unter dem Titel: „Külföldi szinjákékok“ 2 Bde., d. i. Ausländische Schauspiele (Kaschau u. Wien 1821–22). Sie enthalten Müllners „Schuld“, Molière’s „Geizigen“, Shakspeare’s „Macbeth“, eine Geschichte des deutschen und französischen Theaters, Biographien deutscher und französischer Schauspieler u. dergl. m. 1823 begab er sich nach Wien, wo er mehrere Artikel über ungarische Literaturgeschichte in Hormayrs Archiv schrieb, auch ließ er daselbst seine: „Magyar dolgok Bécsben“, d. i. Ungarische Sachen in Wien, ein geschichtliches Werk, im Drucke erscheinen. 1825 wurde er für den Ofener Bezirk zum zweiten Vice-Provincial-Commissär ernannt. Hier schrieb er den Roman in Briefen „Vesta“; die: „Erkölcsi elbeszélések“, d. i. Moralische Erzählungen (1827); und übersetzte aus dem Englischen: „Joryk és Eliza levelei“, d. i. Briefe Joryks und Elisens (Pesth 1828). Seine Gedichte sind zerstreut im „Erdélyi Muzeum“, d. i. Siebenbürgisches Museum; im „Szépliteraturai Ajándék“, d. i. Schönliterarisches Geschenk; in der „Aurora“, – „Hebe“ und im „Koszoru“, d. i. Der Kranz; – es sind theils Oden und Lieder, theils Episteln, Epigramme und epische Gedichte, unter letzteren sind zu nennen: „Kenyérmezei diadal“, d. i. Sieg auf dem Bretfelde, Epos in 5 Gesängen und in „Nándorfejérvár“, d. i. Belgrad, in einem Gesange. Auch sind noch erschienen: „Charakterfestö Anekdotái“, d. i. Charakteristische Anecdoten (Pesth 1826). 1830 wurde D. zum ordentl. Mitglied der ungar. gelehrten Gesellschaft für die philosophische Classe, am 20. Febr. 1831 zum Secretär derselben ernannt. Am 17. April 1834 fiel auf ihn die Wahl zum ersten Provincialcommissär für den Ofener Bezirk, doch mußte er, um diese Stelle antreten zu können, dem Secretäramte bei der Akademie entsagen. Als die ungarische Akademie die Sammlung und Herausgabe alter ungarischer Sprachdenkmäler zu einer ihrer Hauptaufgaben [342] machte, wurde D. am 10. Nov. 1834 mit der Ausführung derselben betraut und es erschienen die: „Régi magyarnyelvemlékek“, d. i. Alte ungarische Sprachdenkmäler, 3 Bde. (Ofen 1838–1842, 4°.). Behufs der Herausgabe dieser Sammlung übernahm D. auf Kosten der Akademie mehrere Reisen, deren Ergebnisse er in den Jahrbüchern der erwähnten Akademie im III. und IV. Bande veröffentlichte. 1841 wurde er zum Ober-Provincial-Commissär und 1844 zum königl. Rathe ernannt. Noch flossen aus seiner Feder: „Kis Gyula könyve“, d. i. Das Buch des kleinen Julius, und „Huszár dalok“, d. i. Hußarenlieder (Ofen 1848, n. A. 1849), welch letztere aber – ehe sie gesammelt erschienen waren – im Volksmunde lebten. Auch gab er 1834 die Gedichte des Grafen Franz Teleki und 1842 sämmtliche Werke Dan. Berczsényis (s. d. I. Bd. d. Lex. S. 344) heraus, deren Ausstattung Kertbeny in seinem „Album hundert ungarischer Dichter“ S. 496 „als charakteristisch geschmacklos“ bezeichnet. Bevor D. im Jahre 1851 im Alter von 65 Jahren starb, wurde er bereits 1841 todt gesagt, indem er durch das Umschlagen eines Fahrzeuges, welches durch den Wellenschlag eines herannahenden Dampfschiffes verursacht worden, seinen Tod in der Donau gefunden haben sollte, was sich glücklicherweise nicht bestätigte.

Toldy (Ferencz), A Magyar nyelv és irodalom kézykönyve a Mohácsi vésztől a legújabb időig, d. i. Handbuch der ungar. Sprache und Literatur seit der Schlacht bei Mohacs bis auf die neueste Zeit (Pesth 1855–1857, Heckenast, 2 Bde., gr. 8°.) II. Bd. S. 194. – Toldy (Franz), Handbuch der ungar. Poesie. In Verbindung mit Jul. Fenyéry herausgegeben (Wien und Pesth 1828, Kilian und Gerold, 8°., 2 Bde.) I. Bd. S. LXIX. und II. Bd. S. 93. [Toldy schreibt über D.: „Döbrentei gab Treffliches in populärer Manier, außerdem gute Gedichte über Kunst. Mit seiner Rückkehr von einer Reise aus Italien beginnt die schönste Periode seines Wirkens, welche sein Andenken in Siebenbürgen unvergeßlich macht. Mit dem von ihm begründeten „Erdélyi-Muzeum“, einer liter. Zeitschrift, verbreitete er nicht nur in Siebenbürgen neues Licht, sondern brachte überhaupt die ungar. Literatur um einige Jahrzehende vorwärts.“] – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungr. Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreib. Von Jakob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich) S. 109. – Ujabb kori ismeretek tára, d. i. ungar. Conversations-Lexikon der neueren Zeit (Pesth 1850, Heckenast) II. Bd. S. 407. – Abendzeitung von Theod. Hell (Dresden und Leipzig, Arnold, kl. 4°.) 1841, Nr. 99: „Zum Gedächtniß des jüngst in der Donau verunglückten ungarischen Dichters Gabr. von Döbrentey“ [nach dieser geb. zu Sarvar im Eisenburger Comitat 1787, auch läßt sie ihn, der erst 1851 starb, 1841 in der Donau verunglücken]. – Oestr. Nat.-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 730. – Kertbény (K. M.), Album hundert ungr. Dichter (Dresden u. Pesth 1854, Schäfer, 16°.) S. 50 u. 496 [läßt ihn im Weißenburger Comitate geboren sein]. – Brockhaus Conversations-Lexikon (10. Auflage) V. Bd. S. 159 [nennt irrig seinen Geburtsort Nagyfzöllös statt Nagy Szöllös]. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon (Hildburghausen 1845, Bibliogr. Inst., Lex. 8°.) VII. Bd. 4. Abth. S. 923 [führt ihn irrig als Döbrentein auf]. – Nouv. Biographie générale ... publiée sous la dir. de M. le Dr. Hoefer (Paris 1853) XIV. Bd. Sp. 427. [nennt auch seinen Geburtsort irrig Nagyfzöllös]. – Porträt. Lithographie nach Rupprecht von Ludwig Gyulai. – Medaille. Nach einem Berichte in Th. Hells Abendzeitung aus Zittau von M. Peschek 1841, Nr. 99 wurde zu Ehren Döbrentei’s eine Medaille geprägt.