BLKÖ:Seyler, Karl

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Seyler, Joseph Anton
Band: 34 (1877), ab Seite: 192. (Quelle)
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Seyler, Karl (Regenschori zu Gran und Componist, geb. in Ofen im Jahre 1815.) Ein Sohn des Graner Domchorregens Joseph Anton S., dessen Lebensskizze so eben mitgetheilt worden. Karl, der von frühester Jugend Talent für die Musik zeigte, erhielt von seinem Vater auch die erste Anleitung [193] in derselben, machte aber zu gleicher Zeit den üblichen Schulbesuch durch. Im Jahre 1834, damals 19 Jahre alt, aber bereits tüchtig musikalisch vorgebildet, begab er sich nach Wien und nahm dort bei Ignaz Ritter von Seyfried, der damals als Lehrer großen Ruf besaß und viel gesucht war, Unterricht in der Composition und war zugleich in seiner Anstellung im Orchester des Kärnthnerthor-Theaters thätig. Als einige Jahre später, 1841, sein bereits greiser Vater die Stelle als Regenschori am Graner Dome niederlegte, wurde sein Sohn Karl als Nachfolger auf diesem Posten berufen, welchem er sofort Folge leistete und ihn bis zur Stunde versieht. Karl Seyler’s Leben geht nun ganz in Musik und zunächst in der herrlichsten Richtung derselben, in der kirchlichen, auf. Daß er sich diesen wenig dankbaren Zweig der Tonkunst zu besonderer Pflege erwählt mag auch die nächste Ursache davon sein, daß Seyler’s Namen über den kleinen Kreis der Auserwählten, welche der gleichen Richtung huldigen, nur wenig bekannt geworden ist. Die Zahl seiner Werke – von denen auf Seite 194 eine Uebersicht der bisher im Drucke erschienenen folgt, ist ungemein groß, und dürfte ohne Uebertreibung mehrere Hunderte übersteigen. So z. B. hat S., ohne die kleinen Votivalmessen für den täglichen Gebrauch am Graner Dom zu rechnen, 30 große Messen componirt, von denen jedoch nur etwa zehn im Drucke erschienen sind. Außerdem schrieb er seit Jahren alle Musik, die nur in der Kirche vorkommt, was theilweise durch seine Stellung am Dome veranlaßt wird, woran aber auch der verstorbene Primas, der Cardinal Erzbischof Scitowsky von Nagy-Kér, nicht unwesentlichen Antheil hatte, da unter demselben an und für sich ungewöhnlich viele Festlichkeiten vorkamen, und der Cardinal nebenbei jede Gelegenheit benützte, deren zu veranlassen, wozu dann S. von dem musikliebenden Kirchenfürsten stets aufgefordert wurde, Neues, besonders aber Chöre für die Alumnen des erzbischöflichen Seminars zu componiren. Von diesen Letzteren fanden insbesondere große Anerkennung die vielen Chöre, welch S. zur Einweihung des Graner Domes geschrieben, bei welcher bekanntlich Liszt seine große Messe, die er selbst dirigirte, zur Ausführung brachte, während das dabei vorgetragene Te Deum, Graduale und Offertorium Compositionen Seyler’s waren. Ebenso bekam S.’s Talent Anlaß zu manchen Werken durch die vielen Bischofsweihen, welche an der Graner Domkirche, als der Reichskathedrale, vorkamen, so daß er bei diesen Gelegenheiten dann immer entweder ein neues „Ecce Sacerdos magnus“ zum Eintritte des Bischofs in die Kirche, oder ein neues „Te Deum laudamus“ schrieb. Bei S.’s unwiderstehlichem Hange zur edlen Tonkunst erklärt sich denn auch leicht – obgleich es an dem kleinen, sonst wenig besuchten Orte an jeder Aufmunterung und im Ganzen auch an dem rechten Verständniß dieser Kunst gebricht – die große Menge seiner Tondichtungen, von denen er freilich bei dem völligen Mangel an sonstiger Mitwirkung, da zu Versuchen und Proben, außer denen bei kirchlichen Aufführungen, die Mittel und auch sonst Lust und Liebe fehlen, die meisten nur mit den Augen hören kann. Um in dieser Richtung einigermaßen die Lücke auszufüllen, hat es S. den Virtuosen nachzumachen gesucht, und von Zeit zu Zeit Reisen in’s Ausland unternommen, auf welchen er seine größeren kirchlichen Tonwerke den Freunden und [194] Liebhabern derselben zu Gehör brachte. So hat er denn seit den vielen Jahren seines Aufenthaltes in Gran manche seiner Werke in Augsburg, Salzburg, Wien, Prag, Preßburg, Pesth, Ofen aufgeführt und größtentheils selbst dirigirt und auch dabei viele Anerkennung gefunden. Aber als die Töne verklungen waren, war meist, da ihm die Mittel zur Verbreitung seiner Werke fehlten, auch alles vergessen. Daher ist es ein um so giltigeres Zeugniß des Werthes seiner Compositionen, daß diese doch Verleger fanden, was nicht der Fall wäre, wenn sie nicht von Kennern und Freunden der Kirchenmusik gesucht würden. Ueber den Werth von S.’s Compositionen zu urtheilen, muß der Fachkritik überlassen bleiben; aber auch dafür sprechen einzelne Momente, wie z. B. eine Stelle in Louis Spohr’s Selbstbiographie, aus welcher (S. 268 und 269) ersichtlich, wie der große Harmoniker den sonst so wenig gekannten und gewürdigten Graner Chorregens in Ehren gehalten hat. Was nun die Numerirung einzelner Werke der unten folgenden Uebersicht von S.’s Compositionen betrifft, so hat, wie aus einer meinerseits an den Componisten gerichteten brieflichen Anfrage erhellet, der Componist selbst daran keinen Antheil, sondern der Verleger hat nach eigenem Gutdünken eine Opus-Zahl[WS 1] beigefügt, welche, wenn sie nicht eben auf das Werk, das damit bezeichnet ist, bezogen wird, an sich immerhin richtig sein mag.

Uebersicht der Kirchen-Compositionen Karl Seyler’s.
A. Im Drucke erschienen.

I. Kirchenmusik. „Laudes Dei“. Missa solennis Nr. 20 in C, Consecrationis Basilicae Strigoniens memoria, für vier Singstimmen und Orchester (Wien, bei A. O. Hammer); – „Concentus Jubilaris“. Missa Nr. 21 in C, für vier Singstimmen und Orchester (Wien, bei J. Glöggl); – „Missa Dominicalis“, in B, Nr. 22 (Augsburg, bei Anton Böhm); – „Kurze Festmesse“ Nr. 24 in C, dem Musikvereine Mozarteum in Salzburg gewidmet von dessen Ehrenmitglied (Augsburg, bei Anton Böhm); – „Drei kurze Sonntags-Messen“ für vier Singstimmen, Streich-Quartett, Horn und ausgesetzte Orgel, Nr. 1 in G, Nr. 2 in B, Nr. 3 in C (Augsburg, bei Anton Böhm und Sohn); – „Drei kurze Messen“ für eine oder auch mehrere Männerstimmen (unisono) und Orgelbegleitung, Nr. 1 in F, Nr. 2 in E-moll, Nr. 3 in A (Augsburg, bei Anton Böhm); – „„Graduale solenne“ (Domum Dei). Occasione Consecrationis Basilicae Strigoniensis„Offertorium Solenne“ (Hoc templum). Occasione Consecrationis Basilicae Strigoniensis (Wien, bei A. O. Hammer). Beide Werke wurden bei der feierlichen Einweihung der Graner Basilika mit großartiger Besetzung zur Aufführung gebracht; – „Justus ut Palma“. Offertorium für Baß-Solo, Streichquartett und zwei Hörner. Primas Scitovzky gewidmet (Diabelli in Wien); – „Festsextett“ (ad hoc festum properate). Für Sopran-, Alt-, zwei Tenor- und zwei Baßstimmen. Dem Hofcapellmeister Ignaz Aßmayr gewidmet (Partitur, Wien, bei Fr. Glöggl); – „Offertorium“ (Benedicam Dominum) (München bei Falter und Sohn); – „Ave Maria“. Für Sopran-, Tenor- und zwei Baßst. ohne Begleitung. Dem Hofcapellmeister Kaspar Aiblinger gewidmet (Partitur, München bei Falter und Sohn); – „Te Deum“. Für vier Singstimmen und Orchester. Zur feierlichen Consecration des Bischofs von Siebenbürgen, Ludovicus Haynald, demselben als seinem Mitschüler gewidmet (Wien, bei Fr. Glöggl); –„Musica Sacra“. Te Deum laudamus in C. Für vier Singstimmen, Streichquartett, zwei Trompeten, Pauken und ausgesetzter Orgel (Wien, bei A. O. Hammer); – „Tantum ergo“. Für vier Solostimmen mit willkürlicher Harmonie begleitet (Wien, bei Fr. Glöggl); – „Hymnus“. Maria Zellensis. Für Männerstimmen. Wurde bei Gelegenheit der im Jahre 1857 stattgefundenen großen Landes-Procession nach Maria-Zell, welche der Cardinal Scitovzky selbst führte, als er dort die Messe las, von den [195] Alumnen des Graner Seminars abgesungen; – „Offertorium“ in D. (Jubilate Deo). Für gemischten achtstimmigen Gesang-Chor (ohne Begleitung), mit einer Directionsstimme. Hofcapellmeister Johann Herbeck gewidmet; – „Zwei Offertorien“ (Inveni David) und (In virtute tua). Für vier Singstimmen, Streichquartett, zwei Hörner und Orgel als Directionsstimme. Moriz Brosig, k. Musikdirector und Dom-Capellmeister in Breslau, gewidmet; – „Offertorium“ (Domine Dominus noster). Terzett für zwei Sopran- und eine Altstimme; Streichquartett für zwei Hörner, Orgel und Directionsstimme; – „Offertorium“ (In te Domine). Für gemischten Solo und Ripien-Chor, Partitur und Stimmen; – „Offertorium“. Septett (Confitebor tidi Domine), für Sopran-, Alt-, zwei Tenor-, Bariton- und zwei Baßstimmen; – „Offertorium“ (Veritas mea). Für vier Singstimmen, Streich-Quartett für zwei Hörner und ausgesetzter Orgel; – „Offertorium“ (Benedixisti), wie oben; – „Offertorium(Puer natus est) de Nativitate Domini Jesu Christi, wie oben; – „O Sanctissimae“. Offertorium für vier Singstimmen mit nicht obligater Orgelstimme; – „Alma Redemptoris“. Für Alt, Solo und Chor; Streichquartett und einer ausgesetzten Orgel; – „Diffusa est“. Offertorium, brauchbar an Frauentagen. Terzett für zwei Sopran- und einer Altstimme, mit Begleitung der Orgel oder Physharmonica; – „Offertorium“. Für vier Männerstimmen (Adoramus te Christe) mit Orgel als Directionsstimme; – „Ave Maria“. Für einen Männer-Chor, mit willkürlicher Orgelbegleitung; – „Ave Maria“, Nr. 3 in F. Für zwei Sopran und zwei Alt, mit nicht obligater Orgel oder Physharmonica; – „Graduale“. (Audi filia). Chor für acht 7 Singstimmen; für zwei Sopran, zwei Alt, zwei Tenor, zwei Bässe; – „Drei kurze Requiem“. Für eine Männerstimme (Bariton) und Orgelbegleitung: Nr. 1 in F-moll, Nr. 2 in C-moll, Nr. 3 in F-moll (können auch von mehreren Stimmen (unisono) gesungen werden); – „Pastorella“, als Graduale oder Offertorium. Für die heil. Weihnachtszeit, mit vier Singstimmen und Streichquartett nebst Beigabe einer ausgesetzten Orgel; – „Asperges“ in B. Für vier Singstimmen, Violoncello Contrabass und Orgel; – „Tantum ergo“ in A-dur. Für vier Singstimmen mit Begleitung des Streichquartetts oder der Orgel; – „Stille Nacht“. Weihnachtslied in deutscher und lateinischer Sprache. Für vier Singstimmen, mit Streichquartett nebst Beigabe einer Directionsstimme; – „Vesperae de Dominica“. Für vier Singstimmen, Streichquartett für zwei Hörner und Orgel; – „Vesperae de Confessore“. Für vier Singstimmen und wie obige. – Die vorangeführten zwölf Offertorien und die darauf folgenden übrigen, kirchlichen Tonstücke bis hieher sind alle in Augsburg bei Böhm erschienen; – Zwei „Tantum ergo“. Für Alt, Tenor und zwei Bässe mit leiser Orgelbegleitung, im Eigenverlage; – „Trisecularis Memoria“ S. S. Concilii Tridentini. Männer-Chor. (Wien, bei A. O. Hammer.)

II. Kammermusik.„Premier Trio“. Pour Pianoforte, Violon et Violoncell (Vienne, Pietro Mechetti). Dieses Trio spielten mit Seyler im Jahre 1839, dem damals gänzlich namenlosen – jungen Mann – öffentlich im Concerte die Professoren Hellmesberger und Merk aus eigenem Antriebe, um S. dem Publikum vorzuführen und anzuempfehlen. Ein Nachdruck dieses Trios soll auch in Paris erschienen sein; – „Vier Lieder ohne Worte“. Für Piano. Sigmund Thalberg gewidmet (Wien, bei Mechetti); – „Grande Valse de Bravoure“. Pour le Pianoforte. Franz Liszt gewidmet (Wien, Pietro Mechetti); – „Variations brillantes“ sur un thema fav. de l’Opera „Le Postillon de Lonjumeau“. Dem Fräulein Klara Wieck gewidmet (Vienne, Ant. Diabelli); – Fantaisie“. Pour le Pianoforte sur des Motif de l’Opera „Gemma di Vergy“ (Vienne, Pietro Mechetti);; – „Scherzo“. Pour le Piano, par Ch. Seyler (Pest, Taborszky und Parsch); – „Erinnerung an Rhein“. Für Harmonium oder Physharmonica (Augsburg, bei A. Böhm); – „Gebet“. Für die Orgel, Physharmonica oder Piano (Eigenverlag); – „Waffentanz“. Für Piano (Eigenverlag); – „Üdvözlő ének“. Fest-Chor zum 50jährigen Doctors-Jubiläum des Cardinals Scitovzky.
[196] Lieder.Die Waise“. Gedicht v. C. Schmid. Lied für eine Singstimme (Wien, bei Pietro Mechetti); – „Waldlied“. Von J. N. Vogl. Für eine Singstimme (Pesth, bei J. Treichlinger); – „Mit Gott“ und „Liebliches Geläute“. Zwei Lieder für eine Singstimme (München, bei Falter und Sohn); – „Mein Rosenstock“. Gedicht von Karoline Leonhardt-Lyser[WS 2]. Für Sopran; – „Die Blumen“. Gedicht von A. Brummer. Für Alt oder Bariton; – „Wiegenlied“. Gedicht von Hoffman von Fallersleben. Für eine Singstimme; – „Tief in der Erde“. Gedicht von 'Friedrich Steinebach. Für Baß; – „Mein Stern“. Gedicht von Karl Frhrn. v. Braun. Für Bariton. Obige fünf Lieder, bei A. O. Hammer in Wien; – „Der Tanz auf dem Kirchhofe“. Gedicht von Heine. Für eine Baritonstimme (Heinrich Esser gewidmet); – „Der Beduine“. Ballade von S. H. Mosenthal[WS 3]. Für eine Baßstimme. Dem k. k. Hofopernsänger Dr. Karl Schmid gewidmet (Wien, bei J. P. Gotthard); – „Die Trennung“ (in das Stammbuch eines scheidenden Freundes geschrieben). Für eine Tenorstimme; – „Der Blinde“. Gedicht von Rudolph Hirsch. Für Bariton; – „Zauberkreis“ aus den östlichen Rosen. Von F. Rückert[WS 4]. Für Sopran; – „Froher Morgen“. Gedicht von C. Lemcke. Für Sopran; – „Sehnsucht“. Für eine Baritonstimme; – „Der Invalide“. Gedicht von J. N. Vogl. Für Baß. Die letztgenannten sechs Lieder im Eigenverlage.
B. Ungedruckte Werke.
Von diesen finden hier jene eine Stelle, welche durch Aufführung bekannt geworden. „Messe“ Nr. 3 in B, von S. als Orchester-Mitglied der Hofoper geschrieben, und am 7. Mai 1837 von ihm selbst, der damals 22 Jahre zählte, in Erlau bei der Consecration der durch Erzbischof Lad. Pyrker erbauten Domkirche dirigirt; – „Messe“ Nr. 16 in C, ist die Installationsmesse des Primas Scitovzky; – „Messe“ Nr. 17 in C. Ist Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich und König von Ungarn Franz Joseph zugeeignet. S. wurde dafür von Sr. Majestät (1852) mit einem kostbaren Brillantring ausgezeichnet, und ihm derselbe durch den Cardinal persönlich und feierlich in Gegenwart des ganzen Graner Capitels übergeben; – „Messe“ Nr. 23 in B, Die Installationsmesse des jetzigen Primas von Ungarn Joh. Simor; – „Große Symphonie“ in D-moll; – „Septett“. Für Piano, Violin, Cello, Contrabaß, Flöte, Oboe und Horn, in Wien und Pesth mit Beifall aufgeführt; – „Zwei große Ouverturen“. Für ganzes Orchester, beide im Hofoperntheater zu Wien in den Jahren 1837 und 1840 aufgeführt. Ferner mehrere Streich- wie Gesangs-Quartetten, dann viele Piano-Compositionen, Duo und besonders Lieder. Von den ungedruckten Werken sind noch die schon erwähnten Absolutionen bei den Exequien des Cardinals Scitovzky, sowie seine Miserere zu erwähnen, welche Werke von Seite der Fachkritik eine besonders ehrenvolle Anerkennung fanden.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Opus-Zuhl.
  2. Karoline Pierson (Wikipedia).
  3. Vorlage: J. H. Mosenthal.
  4. Vorlage: J. Rückert.