BLKÖ:Wolter, Charlotte

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 58 (1889), ab Seite: 87. (Quelle)
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Wolter, Charlotte (dramatische Künstlerin, geb. zu Köln am Rhein 1. März 1834). In den einfachsten Verhältnissen wuchs sie im Kreise ihrer eilf Geschwister auf, und als sie, ein zehnjähriges Mädchen, zufällig einmal ins Theater kam; wurde der Drang zur Bühne in ihr so lebendig, daß sie jede Gelegenheit benutzte, um sich zu einer Vorstellung zu schleichen, wo sie oft unbemerkt in einem Winkelchen versteckt den Worten lauschte, die man auf jenen Brettern sprach, welche die Welt bedeuten. Sechzehn Jahre alt, verwirklichte sie ihre längst gehegte Absicht und ging zur Bühne; nun aber begann der öfter [88] furchtbar sich gestaltende Kampf ums Dasein, aus welchem endlich der Genius, der in ihr wohnte, sie siegreich herausführte auf jene glänzende ruhmumstrahlte Höhe, welche zu erreichen nur wenigen Auserwählten gegönnt ist. Die Tage des Kampfes aber schließen wir mit den wenigen Worten, welche einer ihrer Biographen gebraucht, wenn er schreibt: „Sie hatte zu ringen von dem ersten Augenblicke, in dem sie die Bühne betrat, hart zu ringen mit einem widrigen Geschick, ehe ihr ein ermuthigender Sonnenstrahl des Erfolges lächelte. Was sie an Entbehrungen, Enttäuschungen und Kränkungen auf diesem langen Wege zur Ruhmeshalle erfahren hatte – es würde Tausende abschrecken und zurückführen in die ärmlichen, kleinlichen Verhältnisse, in denen sie allmälig verkümmern ungekannt und ungenannt.“ Nachdem Charlotte einige Monate in Wien bei Gottdank Unterricht genommen hatte, ging sie 1857 nach Pesth, wo sie am 25. Mai zum ersten Male auftrat, und zwar als Jane Eyre in dem Effectstück „Die Waise aus Lowood“. Ihr zweites Debüt war die Deborah in Mosenthal’s gleichnamigem Stücke. Der rheinländische Dialekt, den sie von Haus aus sprach, machte ihr nicht bloß im Anfange, sondern auch später noch einige Schwierigkeiten und beeinträchtigte manchen durch Auffassung, Spiel und äußere Erscheinung berechtigten Erfolg; aber sie gefiel doch, und schon hatte sich ihre Zukunft zu lichten begonnen, als der Director mit einem Male die Auszahlung der Gagen einstellte. Nun war die mittellose Zukunftstragödin dem Loose einer herumziehenden Wandertruppe preisgegeben, und noch dazu in Ungarn, wo man sich weniger um die Kunst, als um Wahlkämpfe kümmerte. Nach längeren Wanderungen aus einer Provinzialstadt in die andere, auf denen sie ihre letzten Habseligkeiten einbüßte, kam sie endlich nach Wien und in das Carl-Theater, an welchem damals Karl Treumann[WS 1] und Nestroy die maßgebenden Persönlichkeiten waren. Nach einem Probespiele wurde sie mit einer Monatgage von 50 fl. für kleine Rollen engagirt und mit solchen meist in abgeschmackten Possen verwendet. Während eines Gastspiels, das Hendrichs auf dieser Bühne gab, und welches Veranlassung wurde, daß Laube dieselbe besuchte, fiel sie diesem in einer unbedeutenden Rolle durch ihre Erscheinung auf. Laube aber hatte bald „instinctmäßig“, wie er die ironische Bemerkung seiner Nachbarin im Theater, bestätigte, auch den geistigen Kern in der freilich reizenden Hülle – denn seltene Schönheit hatten Charlotte die Götter als Angebinde in die Wiege gelegt – erkannt, und er ließ die Schauspielerin nicht mehr aus dem Auge. Seinen Bemühungen gelang es, zunächst ihr ein Gastspiel in Brünn zu verschaffen. Dort trat sie als Maria Stuart, als Adrienne Lecouvreur und als Marquise in den „Feenhänden“ auf und genoß schon damals ebenso die Triumphe ihrer Schönheit, als ihres wenngleich noch immer nicht abgerundeten, aber doch durch die elementare Gewalt ihrer Leidenschaft eine große Zukunft versprechenden Spiels. Schon war man auf sie aufmerksam geworden, und sie erhielt einen Antrag nach Berlin, den sie auch annahm. Wie es ihr dort erging, erfahren wir aus folgenden Zeilen: „Unsere bescheidene, ideal schöne Charlotte Wolter ist als Hermione in Shakespeare’s „Wintermärchen“ aber auch gar zu lieb. Das ist nicht nur ein Talent, das ist ein Genie.“ Thatsächlich gehört [89] auch diese Rolle zu den Glanzrollen der Künstlerin, die ihr wohl keine Zweite nachspielt; ist sie doch, seit sie dem Burgtheater angehört, 59mal in derselben aufgetreten. Als sie der treffliche Director des Hamburger Stadttheaters, Maurice, im Winter 1860/61 als Hermione in Berlin spielen gesehen, engagirte er sie sofort. In der Hansestadt trat sie am 19. August 1861 als Adrienne Lecouvreur auf. Sie gefiel wieder außerordentlich, und Laube, der sie fest im Auge behalten hatte, stellte ihr nun Gastspielanträge, welchen sie am 1. Juni 1862 nachkam, und trug ihr zuletzt festes Engagement an, das sie auch – freilich nach vielen Schwierigkeiten, da sie Maurice nicht ziehen lassen wollte – annahm, worauf sie am 15. Juni 1862 als festes Mitglied des Wiener Burgtheaters in der Rolle der Iphigenie debutirte. Aber ihr Auftreten wurde von der Presse nicht ohne Widersprüche beurtheilt. Während von einer Seite ihr rückhaltlos Beifall mit der Anerkennung ihrer vollen Bedeutenheit gezollt ward, gab es Andere, die in ihr auch nicht einen Funken Talent erblickten; der Referent in der „Ostdeutschen Post“ strengte sich sogar zu der Aeußerung an, daß sie vor fünf Jahren (1857) ganz ungenügend war, jetzt aber eine Tragödin sei, die sich für eine zweite Bühne eigne; man sprach ihr Fleiß, Ernst und Bildung ab. So ging es in verschiedenen Tonarten fort. Die Künstlerin aber schritt unbeirrt ihren Weg weiter, an Laube einen Lehrmeister findend, der ihre glänzende Begabung ganz erkannte und ihr in Zutheilung von Rollen Gelegenheit gab, das zu zeigen, was sie leisten konnte. Die auf S. 91 unter I. mitgetheilte Uebersicht ihrer 114 Rollen, in denen sie während 25 Jahre eintausendsiebenhundertvierundsechzigmal aufgetreten, überhebt uns jeder weiteren Darlegung nach dieser Seite hin. Von den zahlreichen von ihr geschaffenen Rollen nennen wir insbesondere die Eglantine in Mautner’s gleichnamigem Stücke, die Kriemhilde in Hebbel’s „Nibelungen“, die Else in „Andreas Hofer“, die Conradine in „Deutsche Komödianten“ und die Jeanne Rey in „Die Eine weint, die Andere lacht“, die Deborah in Mosenthal’s, die Edda in Weilen’s gleichnamigem Stücke und die Camilla in „Die vornehme Ehe“, Sappho in Grillparzer’s gleichnamigem Stücke, welche Rolle sie auch zu ihrer Jubiläumfeier wählte, Racine’s „Phaedra“, als welche sie über die eben damals in Wien gastirende Sarah Bernhard einen glänzenden Triumph errang, die Lady Macbeth in Shakespeare’s Macbeth“, die Magdalena Werner in „Aus der Gesellschaft“, die Lucretia in Lindner’s „Brutus und Collatinus“, die Begum Somru in Pachler-Halm’s gleichnamigem Stücke, und die Drahomira in Weilen’s gleichnamigem Drama, die Isabella Orsini in Mosenthal’s gleichnamigem Stücke, die Clara in Hebbel’s „Maria Magdalena“ und die Frau von Bassano in „Die Umkehr“, die Titelrolle in Lessing’s „Miß Sarah Samson“, die Medea in Grillparzer’s gleichnamigem Stücke, die Rachel in Grillparzer’s „Die Jüdin von Toledo“, die Margaretha in Shakespeare’s „Heinrich IV.“, die Messalina in Wilbrandt’s „Arria und Messalina“, eine Leistung, in welcher sie Makart’s farbenreicher Pinsel auf die Leinwand zauberte, die Poppäa in Wilbrandt’s „Nero“; die Kleopatra [90] in Shakespeare’s „Antonius und Kleopatra“, die Elisabeth in Laube’s „Graf Essex“ und die Judith in „Die Karolinger“, die Antigone in Sophokles’ gleichnamiger Tragödie, die Margarethe in Nissel’s „Zauberin am Stein“, die Titelrolle in der „Elektra“, die Feodora in Sardou’s gleichnamigem Stücke, die Titelrolle in Turgeniew’s „Nathalie“, die Kriemhilde im III. Theile von Hebbel’s Nibelungen-Trilogie, die Volumnia in Shakespeare’s „Coriolan“. Ihre Jubiläumsfeier, welche sie am 18. Mai 1887 beging, gestaltete sich zu einem großartigen Theaterfeste. Uns erübrigt nur noch weniges Biographische beizufügen. Charlotte Wolter hat während ihres 25jährigen (1862 bis 1887) Engagements im Burgtheater in den größten Städten Deutschlands und Oesterreichs, wie in Berlin, Hamburg, München, Köln, Gotha, Pesth und Prag gastirt und ward überall in enthusiastischer Weise gefeiert. Von der Fülle der Ehren und Auszeichnungen, die ihr erwiesen wurden, da sie fast vor allen Monarchen des Continentes aufgetreten, erwähnen wir, daß sie außer mit sechzehn silbernen Lorberkränzen, bei Gelegenheit der Säcularfeier des Burgtheaters im Februar 1876 von Seiner Majestät dem Kaiser mit dem goldenen Verdienstkreuz mit der Krone ausgezeichnet wurde; auch befahl der Monarch, daß ihr Porträt in die 1787 von Kaiser Joseph begründete Porträtgalerie des Hofburgtheaters aufgenommen werde, und sie prangt darin, von Gustav Gaul gemalt, in der Rolle der Maria Stuart. Als sie in ihrer Vaterstadt Köln gastirte, feierte man sie in Versen und Prosa als die deutsche Rachel; von einem Gastspiel am herzoglich sächsischen Hoftheater zu Gotha kehrte sie reich geehrt und gekrönt zurück, der Herzog ernannte sie zum Ehrenmitgliede des sächsischen Hoftheaters, überreichte ihr das diesbezügliche Diplom und verlieh ihr die Medaille für Kunst und Wissenschaft, dann das sächsisch-coburgische Verdienstkreuz, während die Herzogin der Künstlerin ein kostbares Bracelet mit der goldenen Medaille überreichte; als sie in Berlin als Gast eben die Maria Stuart spielte, trat der greise Kaiser Wilhelm in ihre Garderobe auf der Bühne, um ihr seine Bewunderung über ihre „großartige Leistung“ auszudrücken. Nach einem halbstündigen Gespräche und unter wiederholter Bewunderung ihres Spiels verabschiedete er sich mit den Worten: „Nur so spricht man, das ist einfach, menschlich“. Als 1867 in Salzburg die Begegnung unseres Monarchen mit Kaiser Napoleon stattfand, war für den Abend als Theatervorstellung Mautner’s „Eglantine“ mit der Wolter in der Titelrolle angesetzt. Napoleon, verhindert der Festvorstellung beizuwohnen, ließ der Künstlerin sein lebhaftes Bedauern ausdrücken, daß es ihm nicht vergönnt gewesen: „Europa’s bedeutendste Tragödin“ zu sehen. Vor König Ludwig II. von Bayern spielte sie in einer bloß für diesen arrangirten Separatvorstellung die Pompadour in Brachvogel’s „Narziß“. Mit dem Ausdruck der vollsten Bewunderung ließ ihr der König die goldene Ludwigs-Medaille überreichen. Der Herzog von Meiningen schmückte anläßlich eines Gastspieles die Künstlerin mit der goldenen Medaille für Kunst. Als der König von Schweden 1885 in Wien weilte und sie im Burgtheater in der Rolle der Medea sah, eilte er in ihre Garderobe, um ihr seine Bewunderung [91] auszudrücken. Dieser Fall steht vereinzelt in der Geschichte des Burgtheaters. Ueber ihre Jubelfeier am 15. Mai 1887 berichtet Ehrenfeld’s Monographie ausführlich. Am 1. Juli 1874 segnete Pater Breuning in der Schottenkirche zu Wien ihren ehelichen Bund mit dem Grafen O’Sullivan de Grass[WS 2], Ehrensecretär der königlich belgischen Gesellschaft ein; jedoch blieb sie der Bühne treu unter ihrem Künstlernamen, der sie den Fürstinen im Reiche der Kunst gleichstellt. Im vorigen Jahre wurde ihr nach 13jähriger Ehe der Gatte durch den Tod entrissen.

I. Uebersicht der Darstellungen und Rollen, welche Frau Charlotte Wolter in der Zeit vom 12. Juni 1862 bis 31. März 1887 im Wiener Burgtheater spielte. Wir entnehmen dieselbe einer Zusammenstellung, welche der Official der Generalintendanz der (Wiener) k. k. Hoftheater, Albert Joseph Weltner, in Ehrenfeld’s Buche „Charlotte Wolter“ mitgetheilt hat. Wir erfahren aus dieser Zusammenstellung[WS 3], daß die Künstlerin in 114 Stücken 1764mal spielte. Diese Uebersicht gibt auch zum Theile die Titel ihrer Glanzrollen, welche sich aus der Zahl der Wiederholungen ergeben. Leider sind dem Rollenverzeichnisse die Namen der Autoren der Stücke nicht beigefügt. Die Stücke sind in alphabetischer Folge:
mal
1. „Die Abenteurerin“. Titelrolle 3
2. „Adrienne Lecouvreur“. Titelrolle 52
3. „Alcibiades“. Timea 3
4. „Anny Robsart“. Elisabeth 4
5. „Andreas Hofer“. Elsa 7
6. „Antonius und Kleopatra“. Kleopatra 24
7. „Arria und Messalina“. Messalina 51
8. „Aus der Gesellschaft“. Magdalena 22
9. „Assunta Leoni“. Titelrolle 14
10. „Ballschuhe“. Susanna 11
11. „Begum Somru“. Titelrolle 10
12. „Braut von Messina“. Isabella 11
13. „Brutus und Collatinus“. Lucretia 5
14. „Bürgerlich und Romantisch“. Katharina v. Rosen 12
15. „Coriolan“. Volumnia 4
16. „Deborah“. Titelrolle 43
17. „Deutsche Komödianten“. Konradine 22
18. „Dolores“. Estrella 3
19. „Don Carlos“. Eboli 19
20. „Donna Diana“. Titelrolle 23
21. „Drahomira“. Titelrolle 13
22. „Edda“. Magdalena von Wildau 13
23. „Eglantine“. Titelrolle 47
24. „Egmont“. Klärchen 10
25. „Die Eine weint, die Andere lacht“. Jeanne Rey 71
26. „Elektra“. Titelrolle 7
27. „Elfrida“. Titelrolle 4
28. „Elise von Valberg“. Fürstin 2
29. „Emilia Galotti“. Gräfin Orsina 39
30. „Fabrikant“. Eugenie 32
31. „Familie aus der Mode“. Martha 36
32. „Faust II.“. Böser Geist 12
33. „Faust III.“. Helene 13
34. „Forsthaus“. Christine von Glühsterne 3
35. „Feodora“. Titelrolle 25
36. „Frau in Weiß“. Laura Fairiole 4
37. „Fräulein von Belle Isle“. Titelrolle 11
38. „Fräulein von Laury“. Titelrolle 8
39. „Fromont sen., Risler jun.“. Sidonie 16
40. „Gabriele“. Titelrolle 11
41. „Georgette“. Titelrolle 5
42. „Götz von Berlichingen“. Adelheid 31
43. „Goldnes Vließ. Gastfreund“. Medea 7
44. „Goldnes Vließ. Argonauten“.  „ 7
45. „Goldenes Vließ. Medea“.  „ 20
46. „Graf Essex“. Gräfin Rutland 6
47. „Graf Essex“. Elisabeth 11
48. „Graf Waldemar“. Georgine 20
49. „Gräfin“. Almuth 4
50. „Gute Freunde“. Cäcilie 64
51. „Herzog Albrecht“. Agnes Bernauer 3
52. „Iphigenie auf Tauris“. Titelrolle 20
53. „Isabella Orsini“. Titelrolle 21
54. „Johannes Erdmann“. Lubin 4
55. „Judith“. Titelrolle 7
56. „Jüdin von Toledo“. Rachel 7
57. „Julie“. Titelrolle 8
58. „Jungfrau von Orleans“. Titelrolle 12
59. „Kabale und Liebe“. Milfort 19
60. „Karlsschüler“. Gräfin Hohenheim 6
61. „Karolinger“. Judith 7
62. „Katharina Howard“. Titelrolle 3
63. „Kinder des Königs“. Marianna von Blois 8
64. „König Heinrich IV.“. Margarethe von Anjou 14
65. „König Heinrich IV.“, 2. Theil. Margarethe von Anjou 11
[92]
66. „König Johann“. Constanze 3
67. „König Richard III.“. Margarethe 21
68. „Kriemhilde“. Titelrolle 3
69. „Kritisches Alter“. Martha 7
70. „Lady Gloster“. Titelrolle 4
71. „Libussa“. Titelrolle 6
72. „Macbeth“. Lady Macbeth 25
73. „Maria Magdalena“. Clara 33
74. „Madlain Morel“. Titelrolle 10
75. „Maria Stuart“. Titelrolle 39
76. „Maria Stuart in Schottland“. Titelrolle 4
77. „Maryna“. Titelrolle 7
78. „Des Meeres und der Liebe Wellen“. Hero 12
79. „Miß Sarah Samson“. Titelrolle 3
80. „Narciß“. Pompadour 8
81. „Nathalie“. Titelrolle 9
82. „Nero“. Poppaea 40
83. „Nibelungen I. Siegfried“. Kriemhilde 40
84. „Nibelungen II. Siegfrieds Tod“. Kriemhilde 40
85. „Nibelungen III. Kriemhilds Rache“. Kriemhilde 17
86. „Nordische Heerfahrt“. Hjordis 5
87. „Oenoue“. Titelrolle 6
88. „Perseus von Macedonien“. Amelia 6
89. „Phaedra“. Titelrolle 17
90. „Pietra“. Titelrolle 13
91. „Preciosa“. Titelrolle 1
92. „Prinzessin von Montpensier“. Titelrolle 23
93. „Probe des Don Juan“. Isabella 2
94. „Räuber“. Amalia 1
95. „Romeo und Julie“. Julie 18
96. „Rosamunde“. Titelrolle 6
97. „Rosenmüller und Finke“. Rosamunde 9
98. „Sanduhr“. Luise 5
99. „Sappho“. Titelrolle 33
100. „Soldatenliebchen“. Marie 3
101. „Saphonisbe“. Titelrolle 4
102. „Spätsommer“. Gräfin 5
103. „Struensee“. Königin Karoline 6
104. „Tante Therese“. Titelrolle 4
105. „Torquato Tasso“. Leonore 7
106. „Umkehr“. Frau von Bassano 38
107. „Verstrickt“. Anna d’Asley 3
108. „Vorleserin“. Karoline 3
109. „Vornehme Ehe“. Camilla 59
110. „Wahn und Wahnsinn“. Lady Anna 21
111. „Waise aus Lowood“. Jane Eyre 31
112. „Wintermärchen“. Hermione 59
113. „Wunde Fleck“. Valeria 5
114. „Zauberin am Stein“. Wirthin 27
Interessant ist die Vergleichung der von ihr am öftesten dargestellten Rollen, von der 20. Aufführung aufwärts, da ergibt sich, daß sie die Jeanne Rey in „Die Eine weint, die Andere lacht“ am öftesten, nämlich 71 mal gespielt hat: nun folgen die Cäcilie in „Gute Freunde“ 64mal; die Camilla in „Eine vornehme Ehe“ und die Hermione im „Wintermärchen“ je 59mal; die Adrienne Lecouvreur 52mal; die Messalina in Wilbrandt’s „Arria und Messalina“ 51mal; die Eglantine in Mautner’s gleichnamigem Stücke 47mal; die Deborah in Mosenthal’s gleichnamigem Stücke 43mal; die Kriemhilde in den ersten zwei Stücken der Hebbel’schen Nibelungen-Trilogie „Kriemhilde“ und „Siegfrieds Tod“ je 40mal; die Maria Stuart 39mal; die Gräfin Orsina in „Emilia Galotti“ 39mal; die Frau von Bassano in „Die Umkehr“ 38mal; die Martha in „Die Familie aus der Mode“ 36mal; die Clara in Hebbel’s „Maria Magdalena“ und die Sappho in Grillparzer’s gleichnamigem Stücke je 33mal; die Eugenie in „Der Fabrikant“ 32mal; die Adelheid in Goethe’s „Götz von Berlichingen“ und die Jan Eyre in „Die Waise von Lowood“ je 31mal; die Wirthin in Nissel’s „Die Zauberin am Stein“ 27mal; die Feodora im gleichnamigen Stücke und die Lady Macbeth in „Macbeth“ je 25mal; die Kleopatra in „Antonius und Kleopatra“ 24mal; die Donna Diana in Calderon’s gleichnamigem Stücke und die Prinzessin von Montpensier im gleichnamigen Stücke je 23mal; die Magdalena in „Aus der Gesellschaft“ und die Conradine in „Deutsche Komödianten“ je 22mal; die Lady Anna in „Wahn und Wahnsinn“, die Margaretha in „Richard III.“ und die Isabella Orsini in Mosenthal’s gleichnamigem Stücke je 21mal, endlich die Medea in Grillparzer’s gleichnamigem Stücke, die Georgine in Freitag’s „Graf Waldemar“ und die Iphigenie auf Tauris je 20mal. Wir sehen in dieser Uebersicht die hohe Tragödie, das Schauspiel und das Lustspiel, die großen Dichter Deutschlands und des Auslandes, der Vergangenheit und Gegenwart, Goethe, Schiller, Grillparzer, Hebbel, Wilbrandt, Shakespeare, Calderon, die neueren französischen Dramatiker und die jüngsten Dramatiker Oesterreichs und Deutschlands, [93] Nissel, Mautner, Freitag, Mosenthal u. A. vertreten, die ganze Stufenleiter der hochtragischen, pathetischen, sentimentalen, heiteren Charaktere stellt sich uns in diesem Verzeichniß von 114 verschiedenen Rollen dar, von denen sie einzelne, wie Eglantine, Messalina, Poppaea, Kriemhilde, Jeanne Rey, Isabella Orsini, Wirthin in „Die Zauberin am Stein“ förmlich geschaffen hat, und in denen, wie aber auch noch in vielen anderen, sie oft das Vorbild für alle späteren Darstellerinen geworden ist.
II. Zur Kritik. Czartoryski (Fürst). Recensionen und Mittheilungen über Theater, Musik und bildende Kunst (Wien, Klemm, 4°.) VII. Jahrg. (1861). S. 363: „Ueber der Wolter erstes Auftreten im Burgtheater in den Rollen der Jan Eyre, Adrienne Lecouvreur und Lady Ruland“. – Neue Freie Presse, 1868, Nr. 1278 im Feuilleton: „Dramaturgische Berichte von Heinrich Laube. König Johann im Burgtheater“. – Presse (Wiener polit Blatt) 1862, Nr. 173 im Feuilleton: „Charlotte Wolter als Iphigenie, Jan Eyre und Adrienne Lecouvreur“. Von E.(mil) K.(uh). Einer der wenigen Gegner der Künstlerin, die an ihr „Innerlichkeit“ und „Bildung“ vermißten. Kuh zitirt auch das Epigramm eines „berühmten heimischen Dichters“, welches wir als bleibendes Curiosum der Irrungen in Poesie und Kritik hier wörtlich mittheilen. Es lautet:

Du redest Prosa, wo ich Verse bot,
Das will ich mir zur Noth gefallen lassen,
Nur laß dabei der Worte Sinn uns fassen
Und schlag’ nicht Vers zugleich und Dichter todt

Dieselbe, 1862, Nr. 257 im Feuilleton: „Ueber ihre Rolle als Fräulein von Belle Isle von E.(mil) K.(uh). – Dieselbe, 1865, Nr. 135 im Feuilleton, von Hieronymus Lorm. – Die Tagespresse (Wiener polit. Blatt) 1869, Nr. 39 im Feuilleton: „Frau Marie Seebach und Fräulein Charlotte Wolter als Adrienne Lecouvreur“. Von Feodor Wehl.
III. Porträts. Aus der großen Zahl ihrer mehr und weniger ähnlichen[WS 4] Bildnisse führen wir an: 1. Unterschrift: Facsimile des Namenszuges. Kriehuber 1862 lithogr. Gedruckt bei Joseph Stoufs in Wien (L. T. Neumann. Fol.). – 2. Unterschrift: Facsimile des Namenszuges: „Charlotte Wolter“. Nach einer Photographie. Stich und Druck von Weger in Leipzig. Verlag der Dürr’schen Buchhandlung, 4°.) [gar nicht ähnlich] – 3. Unterschrift: „Charlotte Wolter“. Schöner und ähnlicher Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen in der illustrirten Zeitschrift „Die Heimat“ 1880, S. 13. – 4. Unterschrift: „Frau Charlotte Wolter“, Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen in „Ueber Land und Meer“ 58. Bd., S. 676. – 5. Das Titelbild zu M. Ehrenfeld’s „Charlotte Wolter“.
IV. Costumebilder. Charlotte Wolter als Hermione im „Wintermärchen“. Costumebild in ganzer Figur, Holzschnitt aus W. Haase’s xylogr. Anstalt 1864 [mehr Zerr- als Costumebild]. – Unterschrift: „Charlotte Wolter als Judith“. Ganze Figur. Ziemlich guter und ähnlicher Holzschnitt in Payne’s „Das neue Blatt“ 1874, S. 8. – Ueberschrift: „Charlotte Wolter | in Arria und Messalina“. Gezeichnet von Klič in dessen „Humoristischen Blättern“ III. Jahrg., 27. Juni 1875, Nr. 26. – Unterschrift: „Charlotte Wolter als Messalina“. Von Hans Makart. Nach einer Photographie von V. Angerer in Wien. Xylogr. Anstalt von Walla (kl. Fol.) in der „Illustrirten Frauen-Zeitung“ vom 28. Februar 1876. – Unterschrift: „Charlotte Wolter als Messalina“. Nach dem Makart’schen Oelgemälde auf Holz gezeichnet von Adolf Neumann. Holzschnitt aus Knesing’s xylogr. Anstalt. [ein prächtiges vielverbreitetes Batt, dessen Original sich im Besitze der Künstlerin in ihrem Landhause zu Hietzing nächst Schönbrunn bei Wien befindet. Der Holzschnitt erschien zuerst in Keil’s „Gartenlaube“ 1876. S. 97[WS 5]. – Unterschrift: „Charlotte Wolter als Adelheid in Götz von Berlichingen“, Holzschnitt nach einem Lichtbild in „Ueber Land und Meer“ 58. Bd. (1886/87) S. 676. – Unterschrift: „Charlotte Wolter als Elisabeth in Laube’s Essex“. Holzschnitt nach einem Lichtbild in „Ueber Land und Meer“ 58. Band (1886/87) S. 676. – Ihr lebensgroßes Bildniß in Oel von Gustav Gaul gemalt in der Rolle der Maria Stuart befindet sich in der von Kaiser Joseph II. gegründeten Porträtgalerie im kaiserlichen Burgtheater zu Wien, in welche nur die Koryphäen der darstellenden Kunst, welche diesem Institute angehören, auf kaiserlichen Befehl aufgenommen werden.
[94] V. Biographien und Biographisches. Allgemeine Zeitung (München, Cotta, 4°.) 22. Mai 1887, Nr. 141, S. 2066: „Wiener Briefe. CCXI. Wolter-Jubiläum“. Von v. V (incenti). – Die deutsche Schaubühne. Redigirt von M. Perels, VIII. Jahrgang (1887), S. 36: „Charlotte Wolter“. Von K. v. Thaler. – Ehrenfeld (M.). Charlotte Wolter. Eine Künstlerlaufbahn [1862–1887] (Wien 1887, Ad. W. Künast, gr. 8°., 100 Seiten). – Gartenlaube (Leipzig, E. Keil, 4°.) 1876, S. 96: „Die erste Tragödin der ersten deutschen Schaubühne“. Von Balduin Groller. – Die Heimat (Wiener illustr. Blatt, 4°.) 1880, S. 13: „Charlotte Wolter“. Von Alex. Rosen. – Die Iris (Gratzer Mode- und Musterblatt, schm. 4°.) 1863, Bd. II, 1. Lieferung: „Moderne Musen und Grazien. Commentare von C. Cerri. I. Charlotte Wolter“ [die ersten Mittheilungen, wie die Künstlerin, bis dahin wenig beachtet, zur Geltung und in die rechte Fährte kam]. – Neue Freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1868, Nr. 1286 im Feuilleton: „Das Burgtheater von 1848 bis 1867“. Von Heinrich Laube. – Ueber Land und Meer. Illustrirte Zeitschrift (Stuttgart, Hallberger, kl. Fol.) 58. Bd. 1886/87, S. 676: „Bei Charlotte Wolter“. Von Jenny Neumann [eine Schilderung ihres ländlichen Aufenthaltes in dem nächst Schönbrunn gelegenen Hietzing. – (Waldheim’s) Illustrirte Monatshefte (Wien, 4°.) 1865, S. 318 und 319: „Charlotte Wolter“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Franz Treumann
  2. Vorlage: Grats
  3. Vorlage: Zusammmenstellung
  4. Vorlage: ehelichen
  5. Vorlage: S. 96