BLKÖ:Treumann, Karl

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Treumann, Franz
Band: 47 (1883), ab Seite: 172. (Quelle)
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Treumann, Karl (Schauspieler und Theaterdirector, geb. in Hamburg am 27. Juli 1823, gest. zu Baden nächst Wien 18. April 1877) . Wenn ein Biograph Treumann’s erzählt, daß der Vater, welcher Cassencontroleur am Hamburger Stadttheater war, seine Söhne für die Kunst bestimmte, so ist dies eitel Humbug, denn in Wahrheit ließ er sie Handwerke lernen, und Karl trat bei einem Buchdrucker in Hamburg in die Lehre und wurde Setzer. Erst als im Jahre 1841 der Vater starb, gab der achtzehnjährige Jünger Gutenberg’s sein Handwerk auf und wendete sich nach Pesth, wo zwei seiner Brüder, Gustav und Franz, bereits am deutschen Theater mimten, und durch ihre Verwendung erhielt er eine Stelle als Chorist ohne Gage. J. Forst und Gustav Ritter von Frank [Bd. IV, S. 316] führten damals die Leitung der Bühne. Als die Brauchbarkeit des Kunstnovizen sich entschieden herausstellte, bezog er eine Monatsgage von 12 Gulden. Da kam im März 1842 von Hamburg die Nachricht, Karl Treumann müsse Soldat werden, da ihn das Loos getroffen habe. Das war aber am wenigsten nach seinem Sinne, und in seiner Bestürzung eilte er zu dem in Ofen spielenden Director Nötzl, von welchem er sich nach Hermannstadt als Schauspieler und für kleinere Partien in der Oper mit sehr mäßiger Gage engagiren ließ. Zu dieser Zeit nahm er den Namen Fels an, welchen er durch vier Jahre bis Ostern 1846 führte. Von Hermannstadt zog er mit seiner Truppe auch nach anderen Städten Siebenbürgens, nach Kronstadt, Fogaras, Mediasch, Reps, Schäßburg, alle Herrlichkeiten reisender Mimentruppen auskostend. Später trat er zu Kreibig’s Truppe in Arad über, wo er, zuletzt recht stark im Vaudeville und in der Gesangsposse verwendet, sich jene Bühnensicherheit aneignete, die zu seinen besonderen Schauspielervorzügen gehörte. Ostern 1845 kehrte er nach Pesth zurück, wo er bald daraus von Director Thomé [Bd. XLIV, S. 256] für Triest engagirt wurde. Da aber nahm Director Forst, [173] der Treumann’s Brauchbarkeit erkannt hatte, es über sich, dessen Contract mit Thomé zu lösen, und stellte den talentvollen Schauspieler an seinem Theater an. Und nun trat Treumann in Pesth in komischen Opernpartien, im Lustspiel und in der Posse mit günstigem Erfolge auf, ohne jedoch die besondere Aufmerksamkeit des Publicums zu erregen. Als am 2. Februar 1827 ein Brand das Pesther deutsche Theater in Asche legte, spielte er mit der Gesellschaft noch bis Ostern 1847 im Ofener Stadttheater und ging dann ohne Engagement nach Wien. Daselbst wurde er von Capellmeister Suppé, nachdem er bei demselben Probe gesungen hatte, im Theater an der Wien, welches Pokorny dirigirte, untergebracht, und als er anläßlich der Erkrankung eines Opernmitgliedes an dessen Stelle den Dandolo in „Zampa“ sang – denn damals florirte an diesem Theater in großartiger Weise die Oper – war sein Geschick entschieden. Schon mit der zweiten Proberolle, als: Chevalier Dumont im „Verschwender“, ersang er sich ein Engagement unter sehr vortheilhaften Bedingungen. Auch in der Rolle des Aspiranten Geiser im Lustspiele „Der Rechnungsrath und seine Töchter“ von Benedix zeigte er eine neue Seite seiner Verwendbarkeit, und dies mochte wohl den talentvollen Theaterdichter Elmar [Bd. XXIV, S. 401][WS 1] veranlaßt haben, in seinen nun folgenden Dichtungen Treumann’s Vielseitigkeit zunächst zu berücksichtigen. Denn jetzt schoß eine Reihe von Stücken auf, wie solche nur auf dem Wiener Boden wachsen können, und welche durchgängig einen fabelhaften Erfolg hatten, nämlich die Gesangspossen „Des Teufels Brautfahrt“, „Liebe zum Volke“, „Paperls Reiseabenteuer“, „Unterthänig und unabhängig“, „Gervinus“. „Der Dumme hat’s Glück“ u. a., in welch allen Treumann die Glanzrolle, und zwar immer zum Entzücken des Publicums spielte. Treumann, mit dem der Conversationston in die Possen kam, hatte damit ein eigenes Fach geschaffen, und bald suchten Directoren und Theateragenten für dasselbe geeignete Individuen. Bis zum Jahre 1852 blieb er im Theater an der Wien. Mittlerweile, 1850, hatte er zum ersten Male in Berlin gastirt, wo er sofort einen sehr vortheilhaften Antrag für das Hoftheater erhielt, den er jedoch ebenso wie die fast gleichzeitigen Anträge der Hoftheater von München, Dresden und Stuttgart ablehnte. Am 1. September 1852 trat er unter Director Carl in das Carl-Theater. Die Verhandlungen hatte Friedrich Kaiser [Bd. X, S. 360] der in seinem Büchlein „Unter fünfzehn Theaterdirectoren“ den ganzen Vorgang in recht launiger Weise erzählt, geleitet und auch zum Abschluß gebracht, freilich mußte auch Treumann’s Bruder Franz als eine höchst unwillkommene Zugabe mit in den Kauf genommen werden. Karl Treumann’s Engagement war für Nestroy, damals die Seele des Carl-Theaters, ein Donnerschlag, und da er sich einbildete, daß man die Absicht habe, ihn zu verdrängen, erklärte er, nie in einem Stücke aufzutreten, in welchem auch Treumann beschäftigt werde. Als es sich jedoch später zeigte, daß dieser nicht im Stande sei, Nestroy’s Wirksamkeit an dieser Bühne zu beeinträchtigen, stellte sich zwischen Beiden ein völliges Einvernehmen her. Die Aufführung der Volksposse „Der Schatten“, einer Dramatisirung des „Peter Schlemihl“ von Chamisso, in welcher Nestroy und Treumann zugleich auftraten, [174] erwies deutlich, daß Ersterer in Letzterem nie einen Rivalen zu fürchten habe, und als Beide zusammen ein Duett zu singen hatten, dessen Refrain lautete „Kein Schatten“, entstand das geflügelte Wort „Kein Schatten von Nestroy ist – Treumann“. Als im August 1854 Director Carl starb, übernahm Nestroy die Leitung des Theaters und behielt mit allen früheren Mitgliedern auch Treumann bei. Nun entfaltete dieser neben Scholz seine Thätigkeit, aber wie die Dinge lagen, gab es für ihn wenig Raum auf dem Carl-Theater, er mußte demnach in anderer Richtung zu wirken suchen. Und da waren es zwei starke Bundesgenossen, welche ihm zu entschiedenem Siege verhalfen: Levassor und Offenbach. Ersterer war in Wien aufgetreten, und nun studirte Treumann, der überhaupt ein merkwürdiges Nachahmungstalent besaß, sorgfältig den berühmten Pariser Mimen und versuchte ihn bis auf das I-Tüpfelchen nachzuahmen. Und diese Charge gelang ihm denn auch wunderbar, wie früher jene von Davison und Ira Aldridge. Damit hatte er für einige Zeit das Spiel gewonnen; noch anhaltender aber war sein Sieg, als Offenbach seine ersten Operetten: „Die Hochzeit beim Laternenschein“, „Die Zaubergeige“, „Das Mädchen von Elisonzo“, „Die Savoyarden“, „Der Ehemann vor der Thüre“, „Tschin-Tschin“ dem Carl-Theater überließ und nun Treumann die meisten derselben für die Bühne einrichtete und mit den entsprechenden Texten ausstattete. Diese humoristischen Operetten mit anständigem Texte und der gefälligen melodienreichen Musik, in welchen er seine Wirksamkeit in glänzendster Weise bewähren konnte, erfreuten sich bald der günstigsten Aufnahme, und um seine Stellung zu befestigen, wurde – leider mit Unrecht – das Volksstück in auffallender Weise verdrängt. Als im Jahre 1860 die Carl’schen Erben, welche das Gedeihen ihrer Bühne unter Nestroy’s umsichtiger Leitung auszunützen versuchten, das Pachterträgniß steigern wollten, trat derselbe von der Direction ab und zog sich ins Privatleben zurück. Treumann übernahm nun am 1. November 1860 die Leitung, beschloß aber, da er sich auch auf einen höheren Pachtzins nicht einlassen wollte, selbst ein Theater zu bauen. Die Verhandlungen darüber, bei welchen zunächst ein kolossaler Prachtbau ins Auge gefaßt und Controversen in den Journalen eröffnet wurden, endeten mit dem Beschlusse, vorderhand eine Interimsbühne zu bauen, und so entstand auf dem Franz Josephs-Quai das aus Holz errichtete Quai-Theater, welches am 9. Juni 1863 ein Raub der Flammen wurde. Aber die kurze Dauer dieser Nothbühne war doch von Erfolgen begleitet, welche Treumann zunächst dem Umstande zu verdanken hatte, daß er klüglich das Ensemble behielt, und Nestroy, obgleich derselbe sich ins Privatleben zurückgezogen, doch ihm die Zusage machte, ausschließlich bei ihm mehrere Monate des Jahres zu gastiren. Als mittlerweile am Carl-Theater Brauer und nach ihm der ehemalige Decorationsmaler Moriz Lehmann [Bd. XIV, S. 314, Nr. 4] Bankerott gemacht, übernahm nun der seiner Bühne beraubte Treumann die Leitung des Carl-Theaters, aber schon im Kriegsjahre 1866 legte er dieselbe seines leidenden Gesundheitszustandes wegen nieder, worauf Ascher zur Direction gelangte. Indeß auch dann noch gastirte Treumann ab und zu, namentlich wenn in den betreffenden Stücken gewisse Rollen durch die [175] vorhandenen Schauspieler nicht leicht zu besetzen waren, wie er es unter seines Nachfolgers Direction in „Pariser Leben“ und noch im Jahre 1873 unter Jauner in „Tricoche und Cacolet“ that, welche beiden Stücke er selbst für die deutsche Bühne bearbeitet hatte. Durch seine besonnene Bühnenleitung, vornehmlich aber durch seine Gastspiele, die ihm glänzend honorirt wurden, erwarb er sich ein Vermögen, das ihn in die Lage versetzte, von den Zinsen desselben ein behagliches Leben zu führen. Seine Gastspiele hatte er immerwährend in der Urlaubszeit ausgeführt, und zwar in Preßburg im Jahre 1850, in Berlin 1850, 1853, 1855, in Hamburg 1852 und 1853, in Pesth 1854, 1856 und 1857, in Gratz 1852 und 1856, in Prag 1851, 1852, 1854 und 1857, in Lemberg 1857, in Brünn 1856 und 1857, in Temesvár und Arad 1857; außerdem wirkte er in Wiener-Neustadt und in Baden in mehreren Fest- und Wohlthätigkeitsvorstellungen mit. Als im Jahre 1869 plötzlich in den Zeitungen die Nachricht auftauchte, Treumann, der damals in Hamburg lebte, hätte sich an verschiedenen Actien- und Bankunternehmungen betheiligt und dabei große Verluste erlitten, beruhigte derselbe die theilnehmenden Gemüther in einem öffentlichem Schreiben, in welchem er erklärte, er habe sich bisher an keinen anderen Banken als höchstens an Austernbänken betheiligt, deren Producte er unausgesetzt vertilge, und daß er auch alsbald dieses Geschäft mit ungeschwächten Mitteln fortsetzend, wieder nach Wien zurückkehren wolle. Die Muße nun, über welche der unbeschäftigte Künstler, nachdem er sich von der Bühne zurückgezogen, verfügte, scheint ihm doch nicht wohlbekommen und er den Genüssen mehr, als es seiner Gesundheit zuträglich sein mochte, sich hingegeben zu haben. Wenigstens deutet folgende in den Blättern, welche seinen Tod bekannt gaben, enthaltene Stelle darauf hin: „Ein abgesagter Feind des Müßigganges, arbeitete er unermüdlich darauf los. Nebenbei aber lebte er auch darauf los, mit vier Pferden. Am Morgen nach dem Tode Treumann’s begegnete ein Freund desselben dem Schauspieler G..., der ein sehr sonderbares Gesicht machte und trübselig sagte: „„Haben’s schon g’hört, der Treumann is g’storb’n, na ja bei derer Leberei““. Sprach’s und ging seines Weges. „Leberei“, das ist ein nicht existirendes, aber ein sehr bezeichnendes Wort“. Treumann lebte in der letzten Zeit in dem nächst Wien gelegenen Baden, wo er in der Helenenstraße eine eigene Villa bewohnte. Der Verlust seines einzigen Sohnes, von dem er einige Monate vor seinem Tode betroffen wurde, beugte ihn schwerer, als es im ersten Moment den Anschein hatte. Eigenthümlich und wie eine Todesahnung erscheint es, daß er wenige Tage vor seinem Hintritte die Bilder Saphir’s, der ihm besonders wohlwollte, Castelli’s, Ander’s, Tichatschek’s, Grois und Nestroy’s um seinen Schreibtisch aufstellte und in dieser Umgebung seiner dahingeschiedenen Freunde viele Stunden verbrachte. Er starb eines schnellen Todes. Ein großer Freund der Musik und selbst mehrere Instrumente spielend, hatte er am 17. April Nachmittag mit einem jungen Componisten, der für ihn ein Lied componirte, dieses auf seiner Villa in Baden probirt. Die Probe dauerte bis ein Viertel über Sechs. Nun begab er sich in sein Zimmer, ohne zurückzukehren. Als er zu lange ausblieb, fiel dies seinen Angehörigen auf, und sie suchten ihn in seinem Zimmer auf, dort [176] aber fanden sie ihn auf die Knie gesunken, ohnmächtig und nach Athem ringend. Man holte sofort ärztliche Hilfe, die auch gleich zur Hand war. Es wurde constatirt, daß ihn ein Schlagfluß getroffen, aber zum äußersten Mittel, einem Aderlaß, konnte man sich nicht entschließen!! Der Kranke kam nicht mehr zum Bewußtsein und war um drei Uhr nach Mitternacht eine Leiche. Dieselbe ruht auf dem Döblinger Ortsfriedhofe, und der Photograph Mutterer hat von dem Denksteine, welcher das Grab schmückt, ein Lichtbild abgenommen. Treumann hatte sich zweimal vermält. Seine erste Frau war, wenn Herausgebernicht irrt, die Balleteuse Oxinger. Seine zweite Frau – eine Schönheit in Gestalt und Antlitz seltener Art – überlebte ihn. Er war kein Komiker, wie man sich einen solchen denkt, wenn man die Namen Scholz, Nestroy, Raimund, Schuster u. A. nennt. Er war vorherrschend Chargenspieler, Verkleidungskünstler und in dieser Richtung einzig in seiner Art. Seine Levassoriaden waren Nachahmungen, die man selten genug zu sehen bekommt. Seine Gegner machten ihm sein wunderbares Nachahmungstalent zum Vorwurfe und benützten es, um an seiner künstlerischen Bedeutung zu mäkeln. Sie nannten seine Levassoriaden gemeinhin nur Copien einer an und für sich schon bestehenden Copie, denn die meisten Figuren Levassor’s, so dessen Engländer, sind ja selbst nicht Originale. Levassor, argumentiren sie weiter, ist ein Qua-Brite, macht Herr Treumann einen Qua-Levassor, so ist er, mit Nestroy zu sprechen, ein Qua-qua. Und da wird er doch kein Künstler sein wollen. Man sieht, wie die übelwollende Kritik perfid sein kann. Aber trotz alledem kann sie ihm nichts von seinem Ruhme nehmen. Er wird in der Geschichte der Wiener Volksposse immer einen hervorragenden Platz behaupten, ist er auch kein Komiker im gewöhnlichen Sinne des Wortes, so war er doch der universellste komische Charakter der Wiener Bühne. Den komischen Typus eines Scholz trug er freilich nicht an sich, auch verstand er es nicht, wie Nestroy, in grotesker Weise in einzelnen Figuren deren ganze Zeitepoche herauszuprägen. Schwebte Treumann auch mehr auf der Oberfläche der Dinge, besaß er auch nicht die Gabe zu durchdringen, so war er desto geeigneter, zu umfassen, ein einzelnes Individuum im Nu von allen Seiten und mit allen Zügen desselben zu sehen und in sich aufzunehmen. Den Einzelnen in dessen gesammter Aeußerlichkeit erfaßte er ungefähr wie die Photosculptur, welche von zwanzig Seiten zu gleicher Zeit photographirt. Wie Nestroy von innen heraus, so arbeitete Treumann gleichsam von außen hinein. Dieses Talent für Wahrnehmung der Aeußerlichkeit machte ihn, den Hamburger, besonders geschickt, ein österreichischer Komiker zu werden. In einem Staate von religiöser, politischer und nationaler Einfarbigkeit, bemerkt ein Kritiker treffend, wäre Treumann aus Mangel an Material verkümmert; im überbunten Staatswesen Oesterreichs schwamm er im Reichthume der äußerlichen Vielgestaltigkeit und durfte die Verwerthung derselben unbekümmert als Raubbau betreiben. So entstanden seine unzähligen confessionellen Caricaturen inländischen Ursprungs, denen er bald das gesammte Ausland anschloß, eine komische Ethnographie ganz neuer Art. Indem er diese Weise auch auf das bürgerliche Leben anwandte, erweiterte er seinen Gestaltungskreis. Er war immer auf der Suche, [177] nicht nach Typen, sondern nach Individuen. Die Gattung interessirte ihn weniger als die Art, womöglich die Abart, die Specialität, welche gewissermaßen auch Rarität war. Treumann’s Komik blieb also gewissermaßen auch hier ethnographisch, nur daß die Nationen alle aus einem einzigen Menschen bestanden. Und so lehnte er denn auch, in richtigem Instincte alle noch so günstigen Anträge großer deutscher Bühnen ab, weil er ganz wohl fühlte, daß er nur in dem ethnographisch so bunten Wien am Platze sei. Eine andere nicht minder wichtige Specialität Treumann’s war das Couplet. Den veredelten Gassenhauer mit zeit- und localgeschichtlichem Hintergrund, das Epigramm als volksthümliches Gelegenheitsgedicht mit einem Refrain statt der Pointe brachte erst Treumann in Wien zu rechtem Credit. Den Vortrag des Couplets bildete er durch die verschmitzteste Pointirungskunst aus und wurde in dieser Hinsicht etwas wie ein declamatorischer Edelsteinschleifer, der natürlich vorkommenden Falles auch falsche Steine schliff. Zur Vervollständigung der Skizze bemerken wir noch, daß Treumann im Jahre 1865 Bürger von Wien wurde und Ehrenmitglied des medicinischen Unterstützungsvereines war. Daß er mehrere Offenbachiaden für die deutsche Bühne bearbeitete, haben wir bereits erwähnt; außerdem verfaßte er den Text zu dem Ausstattungsstücke „Die Reise um die Erde“ nach einer Pariser Skizze, den Text zur Strauß’schen Operette „Methusalem“ und für das Carl-Theater das Stück „Der Courier des Czaren“, welches erst nach seinem Tode gegeben wurde. Von seinen im Druck erschienenen Bühnenstücken sind mir bekannt in der bei L. Rosner in Wien seit 1872 erscheinenden Sammlung „Neues Wiener Theater“, welche eine ganze Reihe neuer und jüngerer Talente dem Publicum vorführt: Nr. 19: „Liebestyrannei“, Lustspiel in einem Aufzuge, nach dem Französischen; – Nr. 37: „Cassis Pascha“, Posse mit Gesang in einem Act; – Nr. 43: „Schön Röschen“ (La jolie parfumeuse), komische Operette in drei Acten von Hector Cremieux und Ernest Blum. Für die deutsche Bühne bearbeitet von K. Treumann, Musik von Offenbach.

Feier-Abend (Wiener illustr. Blatt, bei Karl Zamarski) Bd. I, S. 313: „Karl Treumann als Pierre in der Oper: Die Hochzeit bei Laternenschein“. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1866, Nr. 240: „Karl Treumann“. – Dasselbe, 1869, Nr. 260, in den „Wiener Plaudereien“. [Sein Brief über das in Wien verbreitete Gerücht, er habe in Hamburg an der Börse verloren.] – Dasselbe, 18. April 1877, Nr. 105: „Karl Treumann“. – Dasselbe vom 22. April 1877, Nr. 109: „Das Leichenbegängniß des Karl Treumann“ und ebenda in den „Wiener Plaudereien“ [aus Treumann’s letzten Lebenstagen]. – Kaiser (Friedrich). Unter fünfzehn Theater-Directoren. Bunte Bilder aus der Wiener Bühnenwelt (Wien 1870, Waldheim, 12°.) S. 155 und noch an vielen Stellen, welche das am Schlusse des amusanten Büchleins befindliche alphabetische Namensverzeichniß genau angibt. – Linzer Wochen-Bulletin für Theater, Kunst und geselliges Leben. Redacteur J. A. Rossi (Linz, 4°.) XIII. Jahrg. (1860), Nr. 49 bis 51: „Karl Treumann. Biographische Skizze“. – Morgenpost (Wiener Localblatt) 1860, Nr. 129, im Feuilleton: „Das Treumann-Theater“. – Neue Illustrirte Zeitung (Wien, bei Zamarski) 1873, Nr. 2: „Karl Treumann“. Von R. Sturm. – Neue Freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1877, Nr. 4541, Abendblatt; Nr. 4542, 4543 und 4545: „Nekrolog und Bestattung“. – Pesther Lloyd (polit. Blatt, gr. Fol.) 27. April 1877, Nr. 116, im Feuilleton: „Pesther Brief“. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1878, Nr. 27 des Local-Anzeigers: „Wiener Lebensbilder“. – Seyfried (Ferdinand Ritter von). Rückschau [178] in das Theaterleben Wiens seit den letzten fünfzig Jahren (Wien 1864, 8°.) S. 127: „XIII. Das Theater am Franz Josephs-Quai (Treumann-Theater)“. – Der Telegraf (Wiener Localblatt) 1856, Nr. 256: „Wiener Bühnen-Charaktere“. – Tritsch-Tratsch (Wiener Localblatt, 4°.) I. Jahrg. (1858), S. 253: „Wiener bekannte Persönlichkeiten. XIII. Karl Treumann“. – Waldheim’s Illustrirte Zeitung (Wien, kl. Fol.) II. Jahrg. (18638), S. 1078: „Karl Treumann“. – Wiener Courier (Localblatt, kl. Fol) 1856, Nr. 258: „Der Gesangskomiker Karl Treumann und seine Stellung am Carl-Theater“. – Derselbe, 1857, Nr. 327, im Feuilleton: „Karl Treumann“. – Der Zwischen-Act (Wien, kl. Fol.) III. Jahrg. (1860), Nr. 298: „Karl Treumann als Schauspieler und Director“.
Porträte und Chargen. 1) Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen im „Tritsch-Tratsch“, 1858, S. 253. – 2) Ebenda 1859, Nr. 6, gemeinschaftlich mit Nestroy. – 3) Unterschrift: „Karl Treumann“. Nach einer Photographie von Adèle, Holzschnitt ohne Angabe des Xylographen in Waldheim’s „Illustrirter Zeitung“, 1863, Nr. 90. – 4) Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen in der „Neuen Illustrirten Zeitung“, 1873, Nr. 2 [ganz unähnlich]. – 5) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges „Karl Treumann“. Kriehuber (lith.) 1853. Gedruckt bei J. Rauh in Wien (Fol.). [Sehr ähnliches Bild. Das mittlere Bildniß ist von acht Gestalten des Künstlers in seinen Hauptrollen umrahmt, treffliches und seltenes Blatt.] – 6) Unterschrift: „Karl Treumann als Samuel Flekeles in der Posse: „Die Recrutirung in Krähwinkel“. Darunter acht Verse aus einer Gesangsnummer der Posse (Wien, artistische Anstalt von Reiffenstein und Rösch, Fol.. Monogramm des Zeichners MF“ [M. Fritsch]). – 7) Als Titelvignette in der Rolle des „Flekeles“ auf einer Quadrille nach Motiven der beliebtesten, von Herrn K. Treumann vorgetragenen Gesänge. Für das Pianoforte von Adolph Herdliczka (Lemberg, bei Karl Wild). – 8) Unterschrift: Karl Treumann | als Schlemmer im „Armen Millionair“. „Nichts als Pech durchs ganze Leben“. [Diese Zeile wie daneben zum zweiten Male sein Name facsimilirt.] Eduard Kaiser (lith.) 1852. Gedruckt bei J. Rauh (Wien, bei A. Paterno’s Witwe und Sohn, Fol.).; – 9) Als Briefblattvignette in der Rolle des „Flekeles“. Druck und Verlag von J. Sonnenleiter und J. Lechleitner in Wien. Druck von Kargl. [Nach dem großen Chargenbilde (6) von M. Fritsch. Trefflicher Stahlstich in geschabter Manier.] – 10) „Tagebuch des Kikeriki“, 1870, 9. Heft: „Decorations-Nachrichten“. – 11) „Kikeriki“, 1865, Nr. 6: „Besser Neider als Mitleider“. – 12) „Der Floh“ (Wien, Fol.) I. Jahrg., 19. September 1869, Nr. 38. Unterschrift: „Der arme Karl“. Zeichnung von Klič. – In der Charge des Flekeles ist auch eine köstliche Biscuitstatuette in Farben vorhanden. Seitenstücke dazu sind: Nestroy als „Willibald“ und Scholz mit der Unterschrift: „Ich hasse sie, die Hausherren u. s. w.“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [Bd. IV, S. 407].