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RE:Bructeri

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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German. Volk an d. Ems
Band III,1 (1897) S. 899901
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Bructeri, germanisches Volk, als Anwohner der Ems zuerst von Strabon VII 290 (ἐν τῷ Ἀμασίᾳ Δροῦσος Βρουκτέρους κατεναυμάχησε) bezeichnet, womit übereinstimmt Tac. ann. I 60 ductum inde agmen ad ultimos Bructerorum quantumque Amisiam et Lupiam amnes inter vastatum, haud procul Teutoburgiensi saltu. Im Südosten also lagen die Grenzen der B. im Winkel zwischen der Ems und Lippe, im Norden waren Friesen und Chauken ihre Nachbarn. Dass sie ziemlich weit an der Ems hinab gewohnt haben müssen, geht aus der angeführten Strabonstelle hervor, womit die ungenaue Angabe VII 291 verglichen werden muss, dass Sugambrer, Chauben und Bructerer πρὸς τῷ ὠκεανῷ gewohnt hätten. Ptolemaios scheidet kleine und grosse B., eine Einteilung, die schon Strabon bekannt war, und zwar setzt er II 11, 6. 7 die Β. μικροί südlich von den Friesen an und westlich der Ems, die μείζους (unter den ἐλάσσονα ἔθνη) offenbar östlich (unter den Westchauken). Auf der Westseite [900] des Flusses zeigt B. auch Tac. ann. I 60 Caecinam cum quadraginta cohortibus Romanis distrahendo hosti per Bructeros ad flumen Amisiam mittit. Über ihre Entfernung vom Rhein fehlt eine sichere Angabe. Die Stelle Strabons VII 291, der die Lippe parallel zur Ems fliessen lässt und ihre Entfernung vom Rhein auf 600 Stadien angiebt, ist unklar: Λουπίας ποταμὸς διέχων Ῥήνου περὶ ἑκασοσίους σταδίους, ῥέων διὰ Βρουκτέρων τῶν ἐλαττόνων. Danach hätten die B. auch noch südlich von der Lippe gewohnt. Dass sie den Fluss jedenfalls berührten, erhellt aus Tacitus, der hist. V 22 berichtet, die Germanen hätten einen erbeuteten römischen Dreiruderer auf der Lippe zur brukterischen Seherin Veleda transportiert (vgl. IV 61. 65). Aus der dichterischen Angabe Claudians paneg. de IV cons. Honorii 451 venit accola silvae Bructerus Hercyniae lässt sich, ganz abgesehen von dem zeitlichen Abstand dieses Zeugnisses, keine Grenzbestimmung gewinnen.

Mit den Römern kamen die B., da sie unter den freien Germanen die dem römischen Gebiet zunächst wohnenden waren, sehr oft in feindliche Berührung. Drusus besiegte sie auf der Ems (Strab. VII 290. Schiller Gesch. der röm. Kais. I 217). Dass sie thätigen Anteil an der Niederlage des Varus genommen, wird wohl dadurch bewiesen, dass L. Stertinius, der auf Befehl des Germanicus gegen sie zog, bei ihnen einen in der Varusschlacht verlorenen Legionsadler wiederfand (Tac. ann. I 60. Schiller a. O. I 230. 262; vgl. Vellei. II 105). Der unter Nero drohende Aufstand der B. und Tencterer wurde durch Avitus rasch unterdrückt (Tac. ann. XIII 56. Schiller a. O. I 354). An der batavischen Insurrection nahmen sie hervorragenden Anteil (Tac. hist. IV 21. 61. 65. 77. V 18. 22. Schiller a. O. I 502. Mommsen R. G. V 132). Auch die Unruhen unter Traian scheinen nicht ganz unbedeutend gewesen zu sein, wenn wohl auch die Nachricht bei Tacitus Germ. 33, dass die Angrivarier und Chamaven das Land der B. besetzt und ihre Nachbarn fast aufgerieben hätten, stark übertrieben ist (iuxta Tencteros Bructeri olim occurrebant, nunc Chamavos et Angrivarios immigrasse narratur, pulsis Bructeris ac penitus excisis vicinarum consensu nationum, seu superbiae odio seu praedae dulcedine seu favore quodam erga nos deorum; nam ne spectaculo quidem proelii invidere. super sexaginta milia non armis telisque Romanis, sed, quod magnificentius est, oblectationi oculisque ceciderunt). Vgl. Plin. epist. II 7. Mommsen Herm. III 39 und im Ind. Plin. 429. Asbach Rhein. Jahrb. LXIX 5. Schiller a. O. I 548. Zu Ptolemaios Zeit finden wir die B. noch in ihren alten Wohnsitzen (s. o.). Erst im folgenden Jahrhundert scheinen sie von den Franken und Chauken nach Süden über die Lippe geschoben worden zu sein (Bructeri nennt die Veroneser Völkertafel XIII 15 p. 251 ed. Seeck zwischen Flevi und Cati unter den gentes barbarae quae pullulaverunt sub imperatoribus, dazu Müllenhoff Deutsche Altertumskunde III 313f.; Burcturi auf der Tab. Peut. zwischen Köln Koblenz am rechten Rheinufer, Francia im Norden und Suevia im Süden; vgl. Zeuss Die Deutschen 92ff. 326. 328. 350f. Müllenhoff III 216). [901] Zu Anfang des 4. Jhdts. finden wir sie im Verein mit anderen Stämmen wieder im Kampfe gegen die Römer. Constantin besiegte sie im J. 310 und erhielt daher den Beinamen Germanicus (Inc. paneg. Constantino Aug. d. 12 p. 169 B. Nazarii paneg. Const. Aug. d. 18 p. 227 B. [und hierzu Müllenhoff a. O. III 212]. Schiller a. O. II 174. 181; man bezieht gewöhnlich hierauf die Inschrift CIL III 5565 = Henzen 5579 = Dessau 664; vgl. die Anmerkung Mommsens). Noch zu Ende dieses Jahrhunderts sassen B. östlich vom Rhein, wo sie der Einfall des Arbogast traf (Sulp. Alex. bei Greg. Tur. hist. Fr. II 9 Agrippinam rigente maxime hieme petiit... transgressus Rhenum Bricteros ripae proximos, pagum etiam quem Chamavi incolunt, depopulatus est. Zeuss a. O. 351). Unter den römischen Hülfstruppen nennt Bructeri (Brocteri) die Not. dign. occ. V 39 = 187 = VII 69 (vgl. den miles e numero Brucherum der aus dem Ende des 4. oder Anfang des 5. Jhdts. stammenden Inschrift von Concordia CIL V 8768). Ausser bei Claudian (s. o.) und Sidon. Apoll, carm. VII 824, der sie unter den Hülfstruppen des Attila aufführt, erscheint ihr Name dann noch bei Späteren (Zeuss a. O. 352). Auch als die B. unter fränkische Herrschaft gekommen waren, dauerte ihr Name als Gauname in den Lippegegenden fort (Borahtra und ähnlich, Zeuss a. O. 358. Förstemann Altdeutsches Namenbuch II 330f.). Was die Form des Namens anlangt, so ist die Überlieferung überwiegend für Bructeri (Βρούκτεροι), s. die angeführten Citate. Bei Ptolemaios ist Βουσάκτεροι die Vulgata, als Varianten notiert C. Müller, der mit Recht Βρούκτεροι als die ursprüngliche Form hergestellt hat, Βαουσάκτεροι, Βουσάκτοροι, Βυσάκτοροι, Βάκτεροι, Βούκτεροι, Ἀβρούκτεροι. Spätere vulgäre Formen sind Burcturi (Tab. Peut), Brocteri (Not. dign. occ. VII 69), Bricteri (Greg. Tur. hist. Fr. II 9). Zur Deutung des Namens vgl. Zeuss a. O. 92. J. Grimm Gesch. der deutschen Sprache I³ 371f. Much Deutsche Stammsitze 142ff. (die ,aufrührerischen‘, oder die ,widersetzlichen‘, ,abtrünnigen‘). Über die B. handelt ausführlich, aber nicht einwandfrei Leop. v. Ledebur Land und Volk der Bructerer, Berlin 1827 (dazu desselben ,Blicke auf die Litteratur des letzten Jahrzehnts zur Kenntnis Germaniens mit besonderer Rücksicht auf das Land und Volk der Bructerer‘, Berlin 1837). Vgl. auch Wietersheim-Dahn Geschichte der Völkerwanderung 2 Bde. Lpz. 1880f.

[Ihm. ]