RE:Elpis 1

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Elpis, Perrsonifikation der Hoffnung
Band V,2 (1905) S. 24542456
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Elpis (Ἐλπίς). 1) Die Hoffnung personifiziert und göttlich gedacht, vgl. Spes. Zuerst erwähnt wird E. von Hesiodos W. und T. 96ff. Vom ganzen Inhalt des Fasses der Pandora blieb einzig E. drinnen zurück unter des Fasses Bändern und flog nicht hinaus (demnach ein geflügelter Daimon), weil das Weib vorher wieder den Deckel des Fasses daraufwarf. Nach dem Zusammenhang aber wird E. nicht (in christlichem Sinne) etwas Gutes, sondern eher etwas Schlimmes für die Menschen sein (ἐλπὶς βροτοῖς κάκιστον κτλ., Eurip. Hiket. 479): es ist das falsche leere Hoffen und Warten, das Prometheus bei Aisch. 250 den Menschen als eine Art Gegengift gegen die Not des Lebens mitteilt (Preller-Robert Griech. Myth. 98. 2) Daß E. im Faß zurückbleibt, während die übrigen Übel entfliegen, hat vielleicht (das schließt man aus Aischylos) seinen Grund darin, daß sie später zum Gegenstand einer besonderen Mitteilung des Prometheus an die Menschen werden soll (Leop. Schmidt Ethik d. alt. Griechen II 70). Spätere haben die Sage korrigiert. Die Theognideische Spruchsammlung vertritt beide Ansichten; sie erklärt, Hoffnung und Gefahr seien gleich für die Menschen, beide seien ja schlimme Daimonen (v. 637f.); dann wieder [2455] heißt E. θεὸς ἐσθλή, die einzig noch unter den Menschen weilt, nachdem die übrigen zum Olympos entwichen; der E. solle man zuerst und zuletzt opfern (v. 1135ff. 1146). Bei Aisopos öffnet der Mensch das ihm von Zeus verliehene Faß voll guter Gaben und veranlaßt so deren Entweichen bis auf die Hoffnung, Aisop. frg. 132 Halm = Babrii fab. LVIII. Vgl. Goettling z. Hesiod W. u. T. 94. Peppmüller Hesiodos 178f; ferner Nägelsbach Nachhom. Theol. 382ff. und Leop. Schmidt a. a. O. I 107. II 69–74. 458: auch Theod. Birt Elpides (Marb. 1881). Über E. bei Pindaros 2 s. Leop. Schmidt a. O. I 107. II 71. 73. Bei Sophokles Oid. tyr. 157 wird Phama bezw. Pheme angerufen als der goldnen Hoffnung Kind; mit Tyche und Eirene zusammen erscheint E. als Tochter des Zeus, Hermes Trism. bei Stob. ecl. I 393, 20 Wachsin.; sie heißt Tochter der Pistis, Konst. Man. carm. mor. 94 Miller (Annuaire de l’assoc. IX 1875, 35) E. wird! nicht selten genannt in der Anthologie, namentlich zusammen mit Tyche, Anth. Pal. IX 49, 1. 134, 1. 172, 1 ; vgl. auch die Grabinschrift aus Korydalla in Lykien, Gilbert Davies Journ. Hell. Stud. XV 1895, 113f., 30; ebenso zusammen mit Nemesis, Anth. Pal. IX 146. 1, vgl. Roscher Myth. Lex. III 135f.; auch der Plural Ἕλπιδες kommt vor, Anth. Pal. VII 420, 1. 4 (Ἐ. ἀνθρώπων, ἐλαφραὶ θεαί – κουφόταται δαίμονες ἀθανάτων). X 70, 2 (Ἐ. Τύχης ἑταῖραι); vgl. Bruchmann Epith. 99. Ἐλπὶς ἢ Πλοῦτος ist der Titel einer Komödie des Epicharm, Bekker Anecd. Gr. 105. Kaibel Frg. com. I 96f. Ἐλπίδες Titel des Kallimachos und des Theokritos, Suid. Birt Elpides 1ff. E. in einem allegorischen Gemälde, das Lukian in der Manier des Kebes entwirft, de merc. cond. 42. Wiederum erscheint E. zusammen mit Nemesis in der allegorischen Darstellung der einen Seite des Marmorkraters im Palazzo Chigi zu Rom. In der Mitte steht auf niedriger Basis der nackte Liebesgott, der weinend sich mit der Linken die Äuglein reibt, mit der Rechten einen Schmetterling hinter seinem Rücken über einer emporlodernden Fackel hoch hält; links steht Nemesis, rechts in völlig aufrechter Haltung E., ebenfalls im langen ärmellosen Chiton, aber mit Daumen und Zeigfinger der erhobenen Rechten eine Granatblüte, in der gesenkten Linken ein Zweiglein haltend. ,Dulden müssen Psyche und Eros, so bestimmt es die Schicksalsgöttin; aber es bleibt ihnen die Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft‘, so O. Roßbach in Roschers Myth. Lex. III 157, 9ff. zu Fig. 5. vgl. Otto Jahn Arch. Beitr. 150. Ebenso scheinen E. und Nemesis dargestellt auf den Seitenflächen einer Ara zu Florenz (mit Inschrift), Jahn a. O. Anm. 136. Häufig figuriert E. auf Billon- und Kupfermünzen der römischen Kaiserzeit, bald durch Beischrift als solche gesichert, bald auch ohne Beischrift erkennbar, weil stets im gleichen, im sog. ‚Spestypus‘ wiedergegeben, den ja auch die bekannten marmornen Frauenstandbilder von der vorpersischen Akropolis zeigen, die sog. ‚Tanten von Athen‘, nämlich im Profil linkshin stehend oder vorschreitend, mit Blüte in der vorgestreckten Rechten, mit der Linken zierlich den Gewandsaum hebend. Dieser Münztypus läßt sich nachweisen für Alexandreia [2456] in Ägypten, massenhaft auf Münzen von Domitian bis Galerius Maximianus, vgl. Head HN 721. Brit. Mus. Catal. of Alex.; ferner für die kilikischen Städte Anazarbos (unter Domitian), Aigeai (unter Macrinus) und Tarsos (unter Gordian III), sowie auch für Perge in Pamphylien (mit Gallienus, Salonina und Philippus senior); vgl. für Anazarbos Imhoof-Blumer Journ. Hell. Stud. XVIII 1898, 161f. nr. 3 z. pl. XII 3. Brit. Mus. Catal. of Lycaonia usw. 32, 8 z. pl. VI 2; für Aigeai ebd. 24, 25 z. pl. IV 8: für Tarsos ebd. 216, 272: für Perge Brit. Mus. Catal. of Lycia usw. 134, 74. 138, 93f. z. pl. XXV 2. 291, 56 B. Auf der Kupfermünze von Anazarbos ist es die ,E. der Stadt‘, E. als Stadtgöttin mit urmkrone, ebenso auf alexandrinisehen Billonmünzen mit Severus Alexander und Iulia Mamaea. Brit. Mus. Catal. of Alex. 209, 1620 z. pl. VIII 1620. 222, 1736; ferner erscheint E. geschmückt mit στεφάνη auf alexandrinischen Kupfermünzen mit Hadrian und Billonmünzen mit Probus, ebd. 84f., 713—716 z. pl. VIII 714. 313. 2416f.; die Legende ΕΛΠΙC CEBACTH bietet die früheste der alexandrinisChen Münzen mit E. (Kupfermünze mit Domitian), ebd. 36, 291 z. pl. VIII 291. Endlich ist bemerkenswert die Zusammenstellung der E. mit dem linkshin thronenden Harpokrates von Mendes auf alexandrinischen Kupfermünzen mit Traian, ebd. 55, 457–459 z. pl. XVII 458. 459; das einemal ist E. rechtshin gegeben, mit der erhobenen Linken die Blüte, mit der gesenkten Rechten den Gewandsaum haltend, das andremal linkshin mit Kopf en face, mit Blüte in der Rechten, das Gewand mit der Linken fassend.

[Waser. ]