BLKÖ:Hilscher, Joseph Emanuel

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hiltenbrandt, Anton
Band: 9 (1863), ab Seite: 29. (Quelle)
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Hilscher, Joseph Emanuel (Dichter, geb. zu Leitmeritz in Böhmen 22. Jänner 1806, gest. zu Mailand 2. November 1837), Soldatenkind; sein Vater, aus Sachsen gebürtig, war Regimentsprofoß des zu Leitmeritz garnisonirenden Infanterie-Regiments Nr. 17. Die erste Erziehung erhielt H. im väterlichen Hause, aus welchem er im Alter von 10 Jahren in das Regiments-Erziehungshaus nach Kosmanos eintrat. Dort legte H. einen solchen Eifer und Fleiß an den Tag, daß er bald als Lehrer über seine kleinen Kameraden gesetzt wurde. Früh zeigte sich bei H. die Neigung zur Poesie und vollends erwachte sie, als der Knabe Alxinger’s Heldengedicht „Bliomberis“ in die Hände bekam. Dieses und die Einwirkung eines Lehrers im Erziehungshause übten entscheidenden Einfluß auf seine spätere Entwickelung. Dieser Lehrer war der Corporal Friedrich Dahl, dessen Leben vor seinem Eintritte in den Soldatenstand selbst noch nicht aufgehellt ist. Er soll von Geburt ein Preuße, der Name Dahl nicht sein wahrer Name und er Mitwisser oder auch Theilnehmer an Sand’s Mordanschlag auf Kotzebue gewesen sein. Dahl besaß Kenntnisse in mehreren Sprachen, in mathematischen Wissenschaften und hatte sich bald nach Kotzebue’s Tode in Laibach, wohin er von Triest in sehr ärmlichen Zuständen gekommen war, als gemeinen Soldaten anwerben lassen. Seine Kenntnisse hatten in kurzer Zeit seine Beförderung zum Unterofficier und zum Lehrer im Erziehungshause zur Folge. Später (1834) eines schweren Subordinationsvergehens wegen zur Degradation zum Gemeinen verurtheilt, erschoß sich Dahl im Profoßenarreste. Dieser Dahl also war es, der, Hilscher’s aufstrebendes Talent erkennend, sich ihm mit liebender Sorgfalt zuwendete und durch eine trefflich geleitete Lecture den jungen Geist zur Reife bildete. Im Jahre 1818 wurde das Regiment, in welchem Hilscher diente, nach Laibach verlegt und im Alter von 16 Jahren. 1822, wurde H., wie der militärische Ausdruck lautet, ausgemustert, das ist aus dem Erziehungshause entlassen und als Gemeiner zum Regimente assentirt. Bereits war er mit den Werken der größten Dichter des deutschen Vaterlandes, eines Klopstock, Schiller, Goethe, aber auch mit den herrlichsten Schöpfungen eines Shakespeare, Calderon, Ariosto bekannt geworden. Alles dieß, was freilich mit seinem militärischen Berufe wenig zusammenstimmte, verdankte er dem Unterrichte seines väterlichen Freundes Dahl. Seiner Fähigkeiten wegen bestimmte man ihn für das Lehramt im Erziehungshause; 1823 besuchte H. den Präparandencurs in Laibach, und wurde dann Lehrer im Regiments-Erziehungshause, welche Stelle er bis 1832 versah. Neben Erfüllung seiner Berufspflichten, war es die Poesie und das Studium ihrer edelsten Vertreter das ihn beschäftigte und nebenbei schrieb er selbst. Das eifrige Studium Shakespeares, in welches ihn Dahl einführte, veranlaßte ihn, sich im Dramatischen zu versuchen, und so entstand sein Erstlingswerk: „Kaiser Albrecht’s Hund“, welches Drama in der Caserne gespielt und worin die Rolle des Kaisers von Hilscher selbst dargestellt wurde. Ein fünfactiges Trauerspiel: „Friedrich der Schöne“, folgte und wurde im ständischen Theater in Laibach gegeben. Hilscher wurde in Folge seiner tüchtigen Verwendung [30] Cadet. In dieser Stellung, in welcher er auch die unteren Grade durchgemacht, verblieb H. mehrere Jahre. Da wurde das Regiment, in welchem er diente, nach Italien übersetzt. Dort milderte sich sein trauriges Geschick insoweit, daß die Verwendung des damaligen Hauptmanns, nunmehrigen Feldmarschall-Lieutenants von Marsano, eines Kenners der Literatur und selbst Dichters, die Zutheilung Hilscher’s in die Kanzlei des General-Quartiermeisterstabes erwirkte, wodurch derselbe wenigstens vom Schwersten, dem directen Musketendienste, befreit wurde. Seine gute Verwendung in diesem Dienste, seine musterhafte Aufführung, wie seine besonderen Fähigkeiten, hatten endlich seine Anstellung als Fourier im General-Quartiermeisterstabe zur Folge. Mit dieser Stelle hatte H. den Höhepunct seiner dienstlichen Laufbahn erreicht. Ein in seiner Familie erbliches Leiden begann auch bei ihm sich zu regen. Im Monate Juli 1837 erkrankte er und wurde nach dreimonatlichen Leiden, im Alter von 31 Jahren, durch den Tod frei. Kurz vor seinem Tode, der am Allerseelentage erfolgte, schrieb er das wehmüthige tiefpoetische Gedicht „Allerseelentag“. In diese fast bedeutungslosen Umrisse seines dienstlichen Lebens hätte der tiefer eingehende Biograph dieses edlen Dichterlebens manche, das Bild lebensvoller gestaltende Züge einzuzeichnen. So z. B. eine tiefe Herzensneigung des Dichters, die ihm nur Dornen trug. In seiner niederen Stellung durfte er auf eine Erwiederung seiner Gefühle nie hoffen; noch bitterer aber ward sein Loos, als das Geheimniß seines Herzens entdeckt ward und er seine Liebe – die Liebe eines edlen Dichters – schnöde zurückgewiesen sah. Der Tod seiner Eltern und Geschwister, an denen er mit aller Zärtlichkeit hing, traf ihn tief, und der vereinsamte, von Allen verlassene Poet wurde schroffer, bitterer denn je gegen seine Umgebung. Aber noch entsetzlicher fiel es auf sein Herz, als sein Lehrer, sein langjähriger väterlicher Freund Dahl, seinem Leben ein Ende machte. Zu all’ dem Jammer gesellte sich das Drückende seines Verhältnisses, man schätzte seine Talente – aber unter vier Augen – vor der Welt war er ein unbedeutender Mensch, dessen Name nur in der Compagnieliste stand, die willenlose Maschine, die dem ersten besten Vorgesetzten unbedingt gehorchen mußte. An Aufmunterung zu poetischen Arbeiten fehlte es überhaupt in jenen Tagen und gar dem Deutschen in Italien gänzlich. So war es ihm nicht gegönnt, in’s Publikum, in die Oeffentlichkeit zu gelangen, er wußte sich keinen Verleger zu verschaffen, und wollte er gelesen werden, so mußte er mit dem Ersparten seiner Löhnung sein eigener Verleger werden. Da Hilscher’s Dienst ihm wenig Muße ließ, und er diese in seinem Drange sich zu bilden, sein Wissen zu bereichern, vornehmlich dem Sprachenstudium und dem Studium der ersten Dichter aller Nationen zuwendete, so ist die Zahl seiner Arbeiten eben nicht groß. Die deutsche, böhmische, englische, französische und italienische Sprache verstand er vollkommen; noch in seiner letzten Krankheit verlegte er sich auf das Studium der spanischen Sprache. Eben diese linguistische Vorliebe ließ ihn auch in Uebersetzungen der schönsten Gedichte fremder Dichterheroen sich versuchen und als Uebersetzer derselben nimmt H. eine hervorragende Stelle zu einer Zeit ein, in welcher Freiligrath und Böttger noch nicht bekannt waren. Hilscher’s Lieblingspoet war Byron. Es zog ihn zu diesem unglücklichen Genius [31] mit magischer Gewalt, er nahm ihn in seine Seele auf, wie wohl vor ihm kein Zweiter und nur aus dieser Seelenverwandtschaft läßt sich der Zauber erklären, der aus seinen Uebersetzungen Byron’s spricht. Was Hilscher bei Lebzeiten hat drucken lassen, war wenig. Selbstständig erschienen nur seine „Byron’s hebräische Gesänge“ (Laibach 1833, Blasnik), welche H. auf eigene Kosten drucken ließ. Eine bessere Uebersetzung dieser Gedichte gibt es nicht. Einzelne Poesien erschienen zu Laibach im „Illyrischen Blatt“ und zu Mailand in der damals dort ausgegebenen Zeitung: das „Deutsche Echo“. Die Uebersetzung des berühmten Gedicht „I sepolcri“ von Ugo Foscolo brachte durch Frankl’s Vermittlung die von Bolza zu Wien redigirte „Rivista Viennese“ (1838). Das bereits Gedruckte und Ungedruckte, mit Ausnahme der hebräischen Gesänge, gab L. A. Frankl unter dem Titel: „Weiland Joseph Emanuel Hilscher’s Dichtungen. Originale und Uebersetzungen aus Byron, Moore, Goldsmith, Southey, Waller, Lamartine, Ariosto, Foscolo“. (Pesth 1840, Heckenast, 8°.), heraus. Ein episches Gedicht, der „bezauberten Rose“ von Ernst Schulze ähnlich, das bis zum vierten Gesange gediehen war, hatte H. selbst vernichtet. Seine dramatischen Arbeiten sind durch Ungunst des Zufalles alle verloren gegangen. Keine Blumenlese deutscher Dichter, keine Anthologie, keine Literaturgeschichte, auch jene Rudolph Gottschall’s nicht, enthält H.’s Namen, und wahrhaftig, der deutsche Parnaß braucht sich desselben nicht zu schämen. Ein Vierteljahrhundert nach seinem Tode, nachdem er beinahe verschollen, ja vergessen war, verhilft ihm der Nationalitätenhader zu einem Denkmale.[BN 1][BN 2] Wer wird es ihm nicht gönnen, im Tode verherrlicht zu werden, ihm, der im Leben ein freudloses bitteres Dasein dahinzuschleppen verdammt war; aber so verwirklichte sich bei H. des Dichters Anastasius Grün schone Mähre:

Wie selbst im Haß ein Fünkchen Lieb’ entzunden,
Wie selbst der Haß bei Lieb’ einst ging in Lehre.

Weiland Joseph Emanuel Hilscher’s Dichtungen. Herausgegeben von L. A. Frankl (Pesth 1840, G. Heckenast. 8°.). [Der Herausgeber schickte den Gedichten ein biographisches Vorwort voraus.] – Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode. Herausgegeben von Witthauer. Jahrg. 1838, Nr. 131, S. 1044: „Nekrolog“ von L. A. Frankl. – Allgemeine Zeitung (Augsburg. 4°.) 1840. Beilage, S. 915, im Aufsatze: „Die Dichter Oesterreichs“ (S. 916). – Prutz (R.), Kleine Schriften. Zur Politik und Literatur (Merseburg 1847, Louis Gorcke, 8°.) Bd. II, S. 254–285 „Dichter und Krieger. Zum Andenken Jos. Eman. Hilscher’s“ [in schneidiger Schärfe dieses unglückliche Dichterleben schildernd und die alten ewigneuen Krebsschäden der Gesellschaft bloßlegend]. – Berliner Figaro, redigirt von L. W. Krause. X. Jahrg. (1840), Nr. 140: „Hilscher ein Natur-Dichter“. – Oesterr. Militär-Konversations-Lexikon (Wien 1850. 8°.) Bd. III, S. 187. – Pesther Tageblatt, Zeitschriftliches Organ für Wissen, Kunst und Leben. Herausgegeben von Dr. S. Saphir. II. Jahrg. (1840). Nr. 66 und 67. – Ergänzungs-Conversations-Lexikon. Herausgegeben von Dr. Fr. Steger (Leipzig und Meißen, gr. 8°.) Jahrg. II, S. 559. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar 1839, Bernd. Friedr. Voigt, 8°.) XV. Jahrg. (1837), S. 1172, Nr. 415. – Tagesbote aus Böhmen (Prager polit. Blatt) 1861, Nr. 121 im Feuilleton. – Reichenberger Zeitung 1862, Nr. 24 und 25 im Feuilleton. – Blätter für literarische Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) Jahrg. 1841, Nr. 239. – Ost und West (Prager schöngeistiges Blatt. 4°.), herausgeg. von Rudolph Glaser, 1840, S. 179. – Kertbeny (K. M.). Silhouetten und Reliquien (Wien und Prag 1861, Kober und Markgraf, 8°.) I. Serie, [32] S. 261 [im Artikel Hochberg]. – Didaskalia (Frankfurter Unterh. Blatt. 4°.) 1840, Nr. 127. – Novellistisch behandelt wurde das düstere Lebensgeschick Hilscher’s im „Leitmeritzer Wochenblatt“ 1861, Nr. 45–47, in der Novelle von F. Brunolt: „Gestorben und vergessen“. – Porträt. Dasselbe in Lithographie befindet sich in den von L. A. Frankl herausgegebenen „Dichtungen Hilscher’s“. – Monument. Die sich überstürzende Hast, mit welcher die čechische Zerstückelungspartei ihre kleinen Größen verherrlicht und ihnen überall Monumente und Denksteine setzt, ließ auch die Deutschen im schönen Lande Böhmen sich aufraffen und in Leitmeritz, trat, bald nachdem die Čechen dem daselbst gebornen Dichter Macha ein Denkmal gesetzt, auf Anregung des Arztes Dr. Lauda ein Comité zusammen, um auch das Andenken des in Leitmeritz gebornen Hilscher durch Aufstellung eines Denkmals zu ehren. L. A. Frankl veranstaltete zu diesem Zwecke eine neue Ausgabe der Hilscher’schen Dichtungen, auf deren Verlagsrecht Buchhändler Heckenast in Pesth aus diesem Anlasse bereitwillig Verzicht geleistet hat. Se. Excellenz Finanzminister v. Plener hat zur Förderung des Unternehmens ausnahmsweise eine Lotterie gestattet. Auf die neue Ausgabe der Dichtungen haben 1100 Abnehmer gezeichnet. [Blätter aus Krain 1862. Nr. 1: „Hilscher-Denkmal“]. – Urtheile über Hilscher, den Dichter und Menschen. Sein Biograph L. A. Frankl, der Hilscher auf seinen Reisen nach Italien in Mailand persönlich kennen gelernt, entwirft folgendes psychische Bild von Hilscher: „Seine Jugend schuf Luftschlösser und Feenpaläste; aber je anmuthiger diese Luftspiegelungen seiner Phantasie vorschwebten, desto drückender lastete die Macht der Wirklichkeit. Er fühlte den Gott im Busen, aber auch die Montur am Leibe. Mit dem bekannten Ungestüm des Genies warf er sich der Poesie in die Arme; aber die Götter fanden sich unbehaglich auf der Wachstube; Apollo’s Gesang wird von den Schlägen der Trommel übertönt; die Musen und Grazien fliehen den gemeinen Soldaten. Innerer Beruf und äußeres Geschick trat vor seine Seele; je klarer und reiner er jenen spürte, desto derber und bitterer dieses; er fühlte die Flügel an den Schultern und sah die Kamaschen an den Füßen und Trübsinn beschlich seinen Geist, verdüsterte sein Gemüth und füllte ihn mit Mißmuth. Am Herde der Werkelthätigkeit, beim Brande von Mißverstehen und Unglimpf gerieth sein Blut in Kochen und übersprudelte in Spott und Verhöhnung. Ironie sprudelte brennend heiß aus seinen Reden; man vermied den Tropf und nannte ihn einen Narren; Einige ergötzten sich daran, wenn er andere durchhechelte, rannten aber heulend davon, wenn er sie selbst berührte.“ – Ueber Hilscher den Dichter sagt sein Kritiker in den „Blättern für literarische Unterhaltung“ von seinen Poesien, „daß sie sämmtlich den Stempel eines tiefen aber verwundeten Gefühls tragen und man sie Wehmuthslaute eines vom Leben wundgedrückten Herzens nennen könnte,“ und wenn derselbe Kritiker Marsano’s Urtheil über Hilscher’s Uebersetzungen Byron’s, welche jener das „Vorzüglichste nennt, was Deutschland in diesem Theile der Literatur aufzuweisen hat“, übertrieben findet, so steht er doch nicht an, die Uebertragungen Hilscher’s sehr gelungen zu nennen. Ein anderer Kritiker sagt über Hilscher: „eine durch und durch poetische Natur, handhabte er mit anmuthsvoller Kraft und gewaltig kühner Würde die Sprache. Deutschland hat in ihm einen künftig großen Dichter verloren. Hilscher der Uebersetzer steht bisher einzig und unübertroffen da. Für diese Behauptung spricht das Urtheil sehr competenter Männer.“ – Einem Briefe Anastasius Grün’s an L. A. Frankl entnimmt Herausgeber – im Gegensatze zu dem weiter unten erwähnten Ausspruche des Freiherrn Zedlitz – folgende Stelle: „Einer gewissen Größe entbehrt Hilscher keineswegs; diese Größe ist aber mehr rein menschlicher als literarischer Natur, er ist groß nicht als das was er ward, sondern dadurch, wie er’s geworden. Hochragend in seinem engen Corporalskleide, verliert er an Höhe, sobald man ihn der Uniform – die ihm zugleich ein Nessushemd war – entkleidet. Die Reinheit und Glätte seiner Form hat als Ausdruck der freien Bildung, nach welcher er, umgeben von Elementen disciplinirter Rohheit, unablässig rang – als Ergebniß eines Processes unermüdlicher Arbeit und Ausdauer – etwas Rührendes und Erhebendes, etwas in der That Großartiges. Aber diese Größe wissen nicht alle im ganzen Umfange zu würdigen … „– Schließlich sei bemerkt, daß bald nach Herausgabe des Hilscher’schen Nachlasses ein Wiener Correspondent der Augsburger allgemeinen Zeitung (Baron Christ. Jos. Zedlitz) gegen Frankl den Vorwurf erhob: er habe aus Hilscher einen Romanhelden [33] machen wollen. Schreiber dieses, der Hilscher, welcher in seiner Vaterstadt Laibach bis zum Jahre 1834 gelebt, persönlich kannte und sich seiner, wie auch der über ihn herrschenden Ansicht im Publikum noch ganz lebhaft erinnert, hat in Frankl’s Biographie Hilscher’s nur ein wahrheitsgetreues Conterfei des Originals gefunden, worin auch die einzelnen Nebenumstände, nicht nur nicht romanhaft erzählt, sondern vielmehr mit jenem Rückhalte dargestellt werden, der durch die damaligen Censurverhältnisse geboten war. Der Druck des Buches in Pesth konnte zwar Frankl’s Aufgabe etwas erleichtern, aber über alle Rücksichten ganz sich hinwegzusetzen, durfte er doch nicht wagen. Also Frankl’s Biographie Hilscher’s ist nicht nur nicht romanhaft, sondern die schlichteste Darstellung eines poetischen, wirklich unglücklichen Lebens.

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Hilscher, Joseph Emanuel, deutscher Dichter [d. Bd. IX, S. 29]. Sein Denkmal, dessen Aufstellung in Leitmeritz am 21. October 1861 beschlossen worden ist, wurde am 30. Juni 1863 feierlich enthüllt. Auf einem Granitsockel steht die von Professor Radnitzky in Wien in Erz gegossene und ciselirte Büste des Dichters. Es ist in der Jesuitengasse in einer Nische aufgestellt. Rings um die Nische sind sehr sauber ausgeführte Steinarabesken angebracht, unter der Nische eine Lyra. Auf dem Sockel liest man in goldenen Lettern die Inschrift: „Joseph Emanuel Hilscher, geboren in diesem Hause am 22. Jänner 1806, gestorben in Mailand am 12. November 1837. – Die Vaterstadt dem Dichter“. Zur Erinnerung an die Enthüllung des Hilscherdenkmals wurde eine auch von Radnitzky geprägte Denkmünze ausgegeben. Diese zeigt auf einer Seite den Kopf Hilscher’s in hauterelief, auf der anderen das Leitmeritzer Stadt-Wappen mit der Umschrift: Enthüllung des Hilscher-Denkmals. Leitmeritz 1863. Die Denkmünzen sind aus Britanniametall und vergoldet. Ein drittes Denkmal ist die schöne, von Dr. L. A. Frankl besorgte, mit Hilscher’s Porträt und Biographie ausgestattete Ausgabe seiner sämmtlichen Gedichte, worin sich auch die meisterhafte Uebersetzung von Byron’s hebräischen Gesängen befindet, welche bei der ersten Ausgabe fehlt. Um die Zustandebringung des Denkmals erwarben sich Dr. med. Lauda (gestorben Anfang März 1864) in Leitmeritz und Dr. L. A. Frankl in Wien das meiste Verdienst. Der Erlös für das Denkmal, gewonnen durch eine zu diesem Zwecke abgehaltene Akademie und die Subscription auf 1349 Exemplare von Hilscher’s Gedichten, war so groß, daß nach Bezahlung aller Auslagen noch ein Ueberschuß von mehr als 800 fl. verblieb, welcher über Dr. Lauda’s Antrag zu einer Schülerstiftung bestimmt wurde.
    Tagesbote aus Böhmen (Prager Journal) 1863, Nr. 178 [im Feuilleton]. – Bohemia (Prager Blatt, 4°.) 1863, Nr. 153 Beilage, Nr. 261, Nr. 251 Beilage. – Militär-Zeitung, herausgegeben von J. Hirtenfeld (Wien, 4°.) 1862, S. 36. – Laibacher Zeitung 1862, Nr. 3. – Tagespost (Gratzer Blatt) 1862, Nr. 8. – Der Adler (Frankfurter Journal) 1863, Nr. 193, 194, 197, 198, 199: „Biographie Hilscher’s“ von Alland. – Deutsches Museum von Rob. Prutz, 1863, Nr. 49. – Unterhaltungen am häuslichen Herd 1864, Nr. 3. – Waldheim’s illustrirte Zeitung 1863, Nr. 52. – Die Reform, herausgegeben von Franz Schuselka, 1863, Nr. 53. – Prager Morgenpost 1863, Nr. 178 u. 179. [Auch die Augsburger allgemeine Zeitung, Leipziger Illustrirte, Hackländer’s Ueber Land und Meer und viele andere deutsche Blätter brachten größere Mittheilungen über Hilscher, nur die Wiener Blätter – mit Ausnahme der genannten – schwiegen, während dieselben Blätter über jeden Husten einer Sängerin oder über das Hündchen einer Tänzerin fleißig berichten!!] [Band 11, S. 432]
  2. E Hilscher, Joseph Emanuel [s. d. Bd. IX, S. 29, und Bd. XI, S. 432]. Die Bedeutung Hilscher’s als Poet kam bei Gelegenheit der Enthüllungsfeier des ihm von den Deutschen in Leitmeritz errichteten Denkmals in Deutschland immer mehr und mehr zum Ausdruck. Interessant aber ist die Thatsache, daß, während die ersten politischen und belletristischen Journale Deutschlands große biographische und ästhetisch-kritische Artikel über H. brachten, alle Wiener Journale (Waldheim’s „Illustrirte Zeitung“, die „Reform“ Schuselka’s und Zellner’s „Blätter für Theater, Musik“ u. s. w. ausgenommen) weder der Feier noch des edlen Dichters, dem sie galt, mit einem Worte gedacht haben. Was haben die Deutschen Oesterreichs von den Deutschen in Wien zu hoffen? wurde aus diesem Anlasse in einem Blatte gefragt. Hilscher’s Leben hat in jüngster Zeit Stoff zu novellistischer Behandlung gegeben, denn die Prager Zeitung, 1864, brachte in Nr. 233–282 eine umfangreiche Novelle von C. M. Sauer, welche einfach den Namen des Dichters: „Hilscher. Ein Dichterleben“ als Titel führt.
    Die Gartenlaube. Illustrirtes Familienblatt. Von Ernst Keil, 1863, S. 751: „Ein Dichter im Gamaschendienst“ [nachgedruckt in der Krakauer Zeitung 1864, Nr. 1]. – Bayerische Zeitung 1864, Morgenblatt Nr. 34: „Ein österreichischer Unterofficier als Dichter“. – Der Correspondent von und für Deutschland (Nürnberg, kl. Fol.) 1864, Nr. 160 und 161: „Ein Dichter in der Commiß-Uniform“. – Magazin für die Literatur des Auslandes 1864, S. 146. – Blätter für literarische Unterhaltung 1864, S. 830. – Auch brachten die Leipziger Illustrirte Zeitung und Hackländer’s „Ueber Land und Meer“ illustrirte Mittheilungen über den Dichter und die Enthüllungsfeier seines Denkmals. [Band 14, S. 477]