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BLKÖ:Manes, die Künstlerfamilie

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 16 (1867), ab Seite: 368. (Quelle)
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Manes, die Künstlerfamilie. Es sind die beiden Brüder Wenzel und Anton [369] und die Kinder des Letzteren: Joseph, Guido und Amalia Wenzel[WS 1] (geb. zu Prag im Jahre 1796, gest. ebenda 27. März 1858) war ein geschickter Historienmaler. Er war aus der Schule Joseph Bergler’s [Bd. I, S. 309], hatte sich jedoch später auf Reisen, namentlich während eines längeren Aufenthaltes in Italien, ausgebildet. Er lebte und arbeitete zu Prag, wo er auch längere Zeit, und zwar nach Kadlik’s Tode bis zur Ankunft des Directors Ruben, das Directorat der dortigen Akademie supplirte. Von seinen Bildern sind bekannt: „Die heil. Familie“, aufgenommen in die Gallerie lebender Maler der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde zu Prag; – „Alcibiades und Sokrates“; – „Die Heilung des Blinden“; – „Der Tod des Malers Lucas von Leyden“; – „Ansicht eines Theiles von Rom“; – „Der H. Medardus krönt ein durch seine Tugenden ausgezeichnetes Mädchen“; – „Ansicht des inneren Hofraumes des venetianischen Palastes in Rom“; – „Maria mit dem Jesukinde und Johannes“, – „Christus erscheint der H. Magdalena“, zwei kleine Bilder auf der Prager Ausstellung des Jahres 1855; – „Cimon wird mm seiner Tochter Brust genährt“; – „Eine Albanesirin“. beide auf der Prager Ausstellung des Jahres 1857. Auch sind mehrere gezeichnete und Aquarell-Blätter dieses Künstlers bekannt, so z. B.: „Libussa’s Wahl zur Königin“, in der von A. Machek herausgegebenen „Geschichte Böhmens in 72 Blättern“; – „Die Madonna von Faligno“, nach Raphael; – „Die Krönung Maria“, Aquarell-Zeichnung nach einem Gemälde von Pinturichio aus der venetianischen Gallerie. Viele Arbeiten dieses Künstlers befinden sich in den Kirchen Böhmens und in Privatbesitz. – Sein Bruder Anton[WS 2] (geb. zu Prag im Jahre 1784, gest. ebenda im Jahre 1843) hatte sich der Landschaftsmalerei zugewendet und seine Arbeiten in einem kräftigen, bestimmten und gewählten Naturstyle ausgeführt. Er bekleidete die Stelle eines Professors der Landschaftsmalerei an der Prager Kunstakademie. Von seinen Bildern sind bekannt: „Felsenlandschaft mit Burgruinen und Wassersturz“ (1825); – „Gegend an der Eger“, nach der Natur (1825); – „Stadt Bensen im Leitmeritzer Kreise“; – „Gegend an der Iser“; – „Landschaft mit den Ruinen des Marius“; – „Abend in einem Dorfe“ (1839); – „Gebirgsland mit einem Strome“, in der Gemälde-Gallerie der Privatgesellschaft patriotischer Kunstfreunde. Von seinen Kindern sind Joseph, Guido und Amalia in die Fußstapfen des Vaters getreten und haben sich als tüchtige Künstler einen Namen gemacht.Joseph[WS 3] (geb. zu Prag im Jahre 1821), der ältere Sohn Anton’s, erhielt die erste Anleitung von seinem Vater, besuchte dann die Prager Akademie und ging darauf nach München, wohin das rege Künstlertreiben manchen talentvollen Künstler in jenen Tagen lockte. Im Jahre 1848 kehrte er in sein Vaterland zurück, war Ausschuß des Vereins der sogenannten slavischen Linde (slovanska lipa) und besonders in der Kunstsection desselben thätig; auch ist er einer der Gründer des Vereins für die bildenden Künste. Er lebt beständig in Prag, als Historien- und Genremaler thätig, und seine vorherrschend nationale Richtung hat nicht wenig zur Volksthümlichkeit seines Künstlernamens beigetragen. Von seinen Bildern sind aus Ausstellungen bekannt: „Petrarca und Laura“, der Künstler hat den Moment gewählt wie Petrarca in der Kirche Santa Agata zu Avignon Laura erblickt; das 1844 gemalte Bild ist zur Zeit Eigenthum des Baron [370] Heißler in München; – „Albrecht Dürer auf der Reise nach Italien“; – „Tod des Malers Lukas von Leyden“, 1844 gemalt, Eigenthum der Gräfin Taroucca; – „Der Todtengräber“; – „Die H. Magdalena“, Aquarell, Eigenthum des Architekten Ullmann in Prag; – „Der H. Nepomuk“, Altarbild; auch hat er mehrere sprechend ähnliche Bildnisse gemalt, unter denen „A. Strobach“ und „Frz. Lad. Rieger“ besonders erwähnenswerth sind. Von kleineren Arbeiten sind nennenswerth sein „Faust“ zu Schwab’s „Deutsche Volksbücher“, besonders aber seine Illustrationen zur Königinhofer Handschrift[WS 4]. In den letzteren Jahren hat er sich auf die ornamentale Zeichnung verlegt und mit seinem „Gedenkblatte“ für Albert Grafen Nostiz, das diesem anläßlich seiner Niederlegung der Oberstlandmarschallswürde überreicht wurde, und mit den Entwürfen für die Thore des Schlosses Karlstein schöne Proben seines Talentes nach dieser Richtung gegeben.Guido[WS 5] (geb. zu Prag 1829), Bruder des Vorigen, der gleichfalls seine erste Ausbildung in der Kunst in Prag erhalten hat und als Genremaler namentlich auf komischem Gebiete ganz allerliebste Arbeiten bereits zu Tage gefördert hat. In erster Zeit behandelte er geschichtliche Stoffe und nicht ohne Glück. Schon in der Prager Ausstellung vom J. 1844 verrieth seine Zeichnung: „Blücher’s Sturz in der Schlacht bei Ligny“ eine ganz tüchtige Kraft in ihm. Von seinen Bildern sind bisher bekannt geworden: „Die Kürassier-Einquartierung“; – „Vor dem Posthause“ (100 fl.); – „Ein Pony im Stall“ (160 fl.); – „Der neugierige Bote“ (280 fl.); – „Die Delicatessen-Handlung“ (180 fl.); – „Der Dudelsackpfeifer“ (180 fl.); – „Schloss Rostock bei Prag mit Staffage aus dem 17. Jahrhundert“ (80 fl.); – „Hütte bei Kokořin“ (80 fl.); – „Eine Dorfschenke“ (300 fl.); – „Küchenunglück“; – „Kapuziner Haspinger an der Spitze des Tiroler Aufgebots“, Eigenthum Eduards Grafen Clam-Gallas; – „Andreas Hofer“; – „Scene aus dem dreissigjährigen Kriege“; – „Der Goldarbeiter in der Werkstätte“; – „Die Besorgnisse des Wirthes“ u. a. In neuerer Zeit arbeitet er die Illustrationen zur čechischen Ausgabe des Don Quichotte. In einer Besprechung der Prager Ausstellung vom Jahre 1860 heißt es bezüglich dieses Künstlers; „Guido M. ist als Künstler eine seltene Erscheinung. Der Künstlerfamilie dieses Namens angehörig und wie Blasedow’s Oscar in der Wiege schon zum „Schlachtenmaler“ bestimmt, hat er vom Tragischen zu dessen Gegentheil übergehend, das wahre Feld für sein Talent im komischen Genrefach gefunden. Unerschöpflich in launigen Einfällen, hat er den künstlerischen Tact, nur das in Bildern vollkommen verständlich Ausdrückbare zur Darstellung zu wählen und verfehlt dadurch niemals seinen Zweck“.Amalia[WS 6] die Schwester der beiden vorgenannten Brüder Joseph und Guido, trat in die Fußstapfen ihres Vaters und bildete sich zu einer trefflichen Landschafterin aus. Von ihren Arbeiten sind bekannt: „Die Kirche zu Teschen“; – „Ansicht von Ischl“; – „Die Einöden von Podbaba bei Prag“ u. m. a. Mit der tüchtigen Zeichnung, welche den Arbeiten ihres Vaters nachgerühmt wird, verbindet sie ein noch frischeres, kräftigeres Colorit. Die Künstlerin ist auch als Lehrerin ihres Kunstfaches sehr geschätzt und gesucht.

Ueber Wenzel Manes. Schmidl (Adolph Dr.), Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst u. s. w. (Wien, 4°.) I. Jahrg. (1844), zweites Quartal, S. 184. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, Fleischmann, 8°.) Bd. VIII, S. 234. – Oesterreichisches Morgenblatt, [371] herausgegeben von Isidor Gaiger (Prag. kl. Fol.) 1858, Nr. 24. – Bohemia (Prager Blatt, 4°.) 1858, Nr. 88. – Zap (Karl Wladislaw), „Památky archaeologické a místopisné”, d. i. Archäologische und topographische Denkwürdigkeiten (Prag, 4°.) Bd. III (1859), S. 359. – Slovník naučný. Redakt. Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. V, S. 85, Nr. 1. – Ueber Anton Manes. Nagler, am bez. Orte, Bd. VIII, S. 231. – Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) III. Jahrgang (1844), S. 1069. – Kunst-Blatt (Stuttgart, Cotta, 4°.), Jahrg. 1825, S. 164. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°. ) Jahrg. 1824, S. 379. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Professor Fr. Müller, fortgesetzt von Dr.Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 14. – Slovník naučný, wie oben. Bd. V, S. 85, Nr. 2. – Ueber Joseph M. Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) III. Jahrgang (1844), S. 1068. – Rodinna kronika, d. i. Familien-Chronik (Prager illustr. Blatt, 4°.) 1864, Nr. 95. – Zap (Karl Wlad.), Památky archeologické etc., Bd. IV (1860), Abthlg. II, S. 178. – Slovník naučný, wie oben, Bd. V, S. 86, Nr. 3. – Ueber Guido M. Schmidl, Oesterreichische Blätter, wie oben, I. Jahrg. (1844), III. Quartal, Nr. 40, S. 314. – Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) III. Jahrgang (1844), S. 1068. – Bohemia (Prag, 4°.) 1860, Nr. 122, S. 1128, im Berichte über die Prager Kunstausstellung. – Katalog der Kunstausstellung der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde (Prag, gr. 8°.) 1855, Nr. 308; 1857, Nr. 176, 193; 1858, Nr. 189, 362, 364; 1863, Nr. 266.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Václav Mánes (Wikipedia englisch).
  2. Antonín Mánes (Wikipedia).
  3. Josef Mánes (Wikipedia).
  4. Vergleiche dazu Königinhofer Handschrift (Wikipedia).
  5. Quido Mánes (Wikipedia).
  6. Amalie Mánesová (Wikipedia englisch).