Gründliche und allgemein faßliche Darlegung der Glaubenslehre der evangelisch-lutherischen Kirche/18. Kapitel

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Gründliche und allgemein faßliche Darlegung der Glaubenslehre der evangelisch-lutherischen Kirche
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Das achtzehnte Kapitel.
Damit nun die Menschen zu der Seligkeit, zu welcher sie von Gott berufen worden sind, wirklich gelangen möchten, so führt sie Gott selbst dazu durch ernste Buße, dadurch sie zur Erkenntniß und Bereuung ihrer Sünden gebracht, ihre Zuflucht zu Christo nehmen, und durch solches Vertrauen auf ihn Gnade und Vergebung der Sünden erlangen.

 455. Daß wir bei Gott dem Herrn ewig selig werden, dazu hat er durch die Werke, von denen bisher gehandelt worden ist, eine nothwendige Vorbereitung gemacht. Ob nun wohl der Herr Christus uns von Sünden erlös’t, mit Gott versöhnt, den Himmel und die Seligkeit geöffnet, auch Gott uns berufen hat, daß wir seiner Gnade und des Verdienstes des Herrn Christi genießen, so genießet doch Niemand dessen Alles in der That, wenn ihm nicht durch göttliche Kraft besonders dazu geholfen wird. Das thut nun Gott, welcher den gefallenen Menschen auch mit der That wieder aufrichtet und zurecht bringt.

 456. Solches Werk der Wiederbringung des Menschen wird aber nicht auf einmal völlig verrichtet, sondern unvollkommen und nur zum Anfang in diesem Leben, wie diese denn auf vielerlei Weise beschrieben wird. Es ist zu betrachten: der Mensch, welchem geholfen werden soll, dessen Wiederbringung Buße genannt wird; Gott der Herr, wie er entweder den sündigen Menschen vor Gericht stellt und ihm die| Sünde vergibt, welches die Rechtfertigung oder Vergebung der Sünden genannt wird, oder wie er vom bösen, sündlichen Leben abgeführt wird, die Sünde verläßt und sich mit allen Kräften zum Dienste Gottes begibt, welches Bekehrung, Wiedergeburt und Erneuerung heißt; Christus, wie die Menschen diesem geistlich vereinigt werden, welches die Einpflanzung in Christum heißt. Die völlige Wiederbringung aber geschieht dort, und nach dem zeitlichen Tode im ewigen Leben und in dem Reiche der Herrlichkeit.

 457. Unter diesen Gnadenwerken ist das erste die Buße. Von dieser ist zu merken: a) Was sie sey? b) wie nothwendig sie sei? c) in welchen Stücken sie bestehe? d) woher sie verursacht werde? e) welchen Menschen sie angehe? f) was ihre Frucht und Wirkung sei?

 458. a) Was die Buße sei? Die Buße ist eine wahre Erkenntniß und ernstliche Bereuung der erkannten Sünden sammt gewisser Zuversicht, Gott werde diese um des Verdienstes seines lieben Sohnes willen gewißlich vergeben.

 459. b) Wie nothwendig die Buße sei? Die Nothwendigkeit ist theils daraus abzunehmen, daß uns Gott durch so viele und mancherlei Predigten zur Buße treibt, theils aus den Ursachen, die Gott selbst in heiliger Schrift hat aufzeichnen lassen, als: daß Vergebung der Sünden nicht erlangt wird, wo keine Buße ist, Apostelgesch. 5, 31. Buße erlös’t von des Teufels Stricken, 2 Timoth. 2, 25. 26., und von ewiger Verdammniß, 2 Petr. 3, 9. Wer demnach nicht Buße thut, der hat keine Vergebung der Sünden, ist in des Teufels| Stricken und unter ewiger Verdammniß. Also bringt die Unbußfertigkeit Gottes Zorn über den Menschen. Röm. 2, 5. „Du mit deinem unbußfertigen Herzen häufest dir selbst den Zorn auf den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes.“ Sie wendet ab Gottes Gnadenwerke, Offenb. 2, 5., bringet mit sich feindliche Verfolgung des göttlichen Gerichts, V. 16. und große Trübsal, V. 21. 22.

 460. Ueberdieß ist die Buße nöthig,

 α) daß man die evangelische Predigt annehme; denn es hatten der Täufer Johannes und der Herr Jesus ihre Predigt also angefangen: „Thut Buße, das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“ Matth. 3, 2. 4, 17. Es hängt also das Himmelreich, welches durch das Evangelium verheißen wird, und die Buße zusammen, daß, wo nicht Buße ist, weder das Reich Gottes noch seine Verheißung Statt haben kann;

 β) daß man Gott liebe. Niemand kann zweien Herren dienen, er muß einen hassen und den andern lieben, Matth. 6, 24. Wer demnach die Sünde nicht hasset, sondern liebt, der ist der Sünde Knecht, Joh. 8, 34. Demnach will und kann er Gott nicht dienen, noch ihn lieben, sondern muß ihn hassen, und thut dasjenige, was er weiß, das Gott heftig zuwider ist; hingegen, wer zu Gott kommen will, der muß ihn lieben; wer ihn liebet, der muß die Sünde hassen; darum, wer zu Gott kommen will, der muß die Sünde hassen;

 γ) daß man von Sünden ablasse. Wer in Sünden beharret, dessen Gottesdienst ist nicht| angenehm. Jes. 1, 15. „Ob ihr schon viel betet, höre ich euch doch nicht, denn eure Hände sind voll Bluts.“ Ps. 109, 7. Des Gottlosen Gebet müsse Sünde sein. Es ist ihm das Reich Gottes verschlossen, und der Pfuhl bereitet, der vom Schwefel und Pech brennet. Gal. 5, 21.: „Die solches (des Fleisches Werke) thun, werden das Reich Gottes nicht erben.“ 1 Cor. 6, 9. 10.: „Die Ungerechten werden das Reich Gottes nicht erben.“ Offenb. 21, 8.: „Der Ungläubigen u. s. w. Theil wird sein in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennet.“ Von Sünden ablassen, ist eine Frucht der Buße, denn wer der Sünden Last nicht fühlt, der wird auch von der Sünde, die ihm von Natur anmuthig ist, nicht ablassen.

 461. c) In welchen Stücken die Buße besteht? Sie besteht in zwei Stücken, deren eines die Bereuung der Sünden, das andere der Glaube ist.

 Die Bereuung ist 1) eine Erkenntniß, daß man gesündigt habe, 2) eine Erkenntniß, daß Gott über die Sünde heftig eifere und sie mit höllischem Feuer in Ewigkeit strafen werde, 3) eine Erkenntniß, daß der Mensch sich nicht selbst aus dieser Noth helfen könne, auch von keiner Creatur Hilfe zu gewarten habe; 4) eine herzliche Reue und Schmerzen, damit sich ein Sünder kränkt, daß er in Sünde gerathen, und 5) ein herzlicher Wunsch, daß man doch nicht gesündiget hätte, sammt einem heftigen Haß wider die Sünde.

 462. Solche Bereuung ist zu sehen am König David, welcher nach Anhörung des göttlichen Gerichtes aus betrübtem Herzen sprach: „Ich habe gesündiget wider den Herrn,“ 2 Samuel 12, 13.; an Petrus,| der die Verläugnung seines Meisters schmerzlich und herzlich beweinte, Matth. 26, 75.; an der Sünderin, welche über ihre Sünde dermaßen weinte, daß sie mit ihren Thränen dem Herrn Jesu die Füße netzte, Luc. 7, 38.; an dem Zöllner, der aus großer Betrübniß seine Augen gen Himmel nicht aufheben durfte, und Gott mit betrübtem Herzen um Gnade bat. Luc. 18, 13.

 463. Es zeigt sich diese Bereuung nicht weniger an Gottlosen, welche an Gottes Gnade verzagen, wenn ihr Gewissen aufwacht, wie Cain, als ihm seine Sünde vorgehalten wurde, sprach: „Meine Sünde ist größer, denn daß sie mir vergeben werden möge.“ 1 Mos. 4, 13. Judas reuete sehr, daß er unschuldig Blut verrathen, und gerieth darüber in so große Traurigkeit, daß er sich, um sich davon abzuhelfen, das Leben nahm. Matth. 27, 4. 5.

 464. Das andere Stück der christlichen Buße ist der Glaube. Der Glaube ist ein herzliches Vertrauen des sündigen und bußfertigen Menschen, daß er nicht zweifle, Gott werde ihm, laut seiner gnädigen Verheißung, durch Christum Jesum alle Sünde aus Gnaden vergeben.

 465. Dieß Stück ist zur Buße höchst nöthig, weil

 α) diese beiden Stücke (Bereuung und Glaube) zusammengesetzt werden. Marc. 1, 15.Thut Buße und glaubet an das Evangelium.“ Von der Sünderin, die ihre Sünde mit vielen Thränen beweinte (Luc. 7, 38.), spricht der Herr Christus V. 50. „Dein Glaube hat dir geholfen, gehe hin in Frieden.“

 β) Weil die Bereuung der Sünde ohne den Glauben zur Verzweiflung bringt. Solches ist klar an den Exempeln des Cain und Judas,| deren Buße mit Petri und Davids Buße durchaus übereinkommt, nur daß jene sich in ihrer Traurigkeit nicht trösten konnten, diese aber sich der Gnade Gottes getröstet haben, wodurch ihre niedergeschlagenen Herzen wieder aufgerichtet und erfreuet worden sind. Weil also der Glaube zwischen derjenigen Bereuung, durch die man in Verzweiflung und Verdammniß kommt, und derjenigen, durch die man zu Gottes Gnade gelangt, den Unterschied macht, so folgt gewiß, daß der Glaube das Hauptstück einer wahren und seligen Buße sei. Und das ist’s, was St. Paulus (2 Cor. 7, 10.) von zweierlei Traurigkeit wegen der Sünde sagt, „die göttliche Traurigkeit wirket zur Seligkeit eine Reue, die Niemanden gereuet (die nämlich den Glauben bei sich hat, als Davids und Petri Buße), die Traurigkeit aber der Welt wirket den Tod,“ welche ohne Glauben ist, wie die des Cains und Judas. Es besteht also die Buße in diesen zwei Stücken, daß, wer seine Sünde erkennet, bereuet, beweinet, sich dabei tröstet, Gott werde ihm durch Christi Verdienst seine Sünden aus Gnaden verzeihen, der hat recht wohl und selig Buße gethan.
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 466. Demnach sind folgende Stücke nicht zu rechnen: Die eigene Genugthuung und Bezahlung für begangene Sünde. Denn es ist dieselbe nirgend, als zur Buße nöthig, gefordert worden; wenn wir für unsere Sünden genug thäten, wäre die Austilgung derselben nicht aus Gnaden, dahin uns doch Gottes Wort allein weiset; Viele haben gebüßet, und doch für die Sünde nicht genug gethan. Der Zöllner that Buße, wurde auch von Sünden losgesprochen, ohne Genugthuung für Sünden. Luc. 18,| 13. 14. Die Sünderin büßete, wurde von Sünden absolvirt, ohne Genugthuung, Luc. 7, 50. Petrus that nicht genug für seine Sünde, und büßete doch recht, Matth. 26, 75. Der Schächer, der mit dem Herrn Christo gekreuziget worden, that eine selige Buße, es war aber keine Genugthuung noch Verdienst für begangene Sünden dabei, Luc. 23, 41. ff. Daraus folgt, daß zu einer heilsamen Buße die eigene Genugthuung nicht erfordert werde.

 467. Zur Buße gehört auch nicht, als derselben Stück, die Bekenntniß der Sünden und Beichte. Denn obwohl dieselbe in der Kirche als nützlich und heilsam beibehalten wird, (daß Diejenigen, welche zum h. Sacrament gehen wollen, zur Nothdurft unterrichtet werden, so fern sie es bedürfen; daß von denselben allesammt vernommen werde, wie sie sich selber prüfen, und ob sie zum h. Nachtmahl als würdige Gäste geladen werden mögen, daß der Prediger, wo er’s für nöthig erachtet, seine Zuhörer in Sachen der Seligkeit absonderlich vermahne; daß, wer ein besonderes Anliegen auf seinem Herzen hat, solches dem Diener des göttlichen Wortes entdecken und dessen Bericht darauf vernehmen könne, und endlich, daß Gottes Verheißung von der gnadenreichen Vergebung der Sünden einem Jeglichen insonderheit zugeeignet werden möge): so ist sie doch kein solch’ nöthiges Stück der Buße, als könnte ohne dieselbe niemand heilsam Buße thun. Und dieß aus folgenden Gründen:

 468. Weil auch, ehe dieser Kirchengebrauch aufgekommen ist, viele Menschen selige Buße gethan haben; weil an ihm selber genugsam ist, wenn Gott die Sünden bekannt werden; viele fromme Christen| unter Heiden und Türken sich aufhalten, welche wegen ihrer begangenen Sünde Buße thun, und bei Gott zu Gnaden kommen, ob sie schon dieselbe keinem Menschen beichten.

 469. So ist auch der neue Gehorsam nicht ein Stück der Buße, sondern eine Frucht derselben.

 470. d) Woher die Buße verursacht werde? Diese muß Gott allein wirken, kein Mensch vermag sich selber dazu zu bringen. „Wir können von uns selber nichts Gutes denken.“ 2 Corinth. 3, 5. „Gott aber ist’s, der in uns wirket, beides das Wollen und das Thun, Philipp. 2, 13. Weil aber die Buße in zwei Stücken besteht, in der Traurigkeit, wegen den schädlichen Wirkungen der Sünde, und in Freude, wegen der gnädigen Vergebung der Sünden, so entstehet die Traurigkeit zwar aus dem Gesetz, welche die Sünde zu erkennen gibt, Röm. 3, 20. „Denn durch das Gesetz kommt Erkenntniß der Sünde,“ weil es Gottes Zorn und Fluch wider die Sünde verkündigt, 5 Mos. 27, 26. „Verflucht sei, wer nicht alle Worte des Gesetzes erfüllet, daß er darnach thue,“ und St. Paulus Röm. 4, 15. schreibt: „Das Gesetz richtet nur Zorn an.“

 471. Die Freude ist aus dem Evangelium, welches eine freudenreiche Botschaft von Gottes Gnade und Vergebung der Sünden ist, und verkündiget, daß, wer an ihn glaubt, gerecht sei, Apostelgesch. 13, 39. Der Herr Jesus sei gekommen, die Sünder selig zu machen, 1 Timoth. 1, 15. Sein Blut reinige uns von allen Sünden, 1 Joh. 1, 7.: es sei nichts Verdammliches an denen, die da sind in Christo Jesu, Röm. 8, 1. Diese beiden Lehren sind die nothwendigen Stücke, die| ein rechtschaffener Lehrer nach des Herrn Christi Erinnerung seinen Zuhörern vortragen soll. Matth. 13, 52. Ein jeglicher Schriftgelehrter zum Himmelreich gelehrt, ist gleich einem Hausvater, der aus seinem Schatze Altes und Neues hervorbringt.

 472. Demnach müssen Altes und Neues, Gesetz und Evangelium, nicht untereinander gemenget, sondern fleißig unterschieden werden, daß, wie das Gesetz nicht Vergebung der Sünden lehret, auch Niemand denke, das Evangelium sei eine Bußpredigt, gebe den Menschen die Sünde zu erkennen und schrecke sie, denn aus dem, was bisher angezogen worden, ist genugsam zu entnehmen, wie Gesetz und Evangelium ihre verschiedenen Aemter führen, das Gesetz schrecke, das Evangelium die Gewissen tröste, und wie das Gesetz Niemanden tröstet, so auch das Evangelium Niemanden der Sünden halben schrecke.

 473. e) Welche Menschen die Buße angehe? Sie geht, ohne den geringsten Unterschied, alle an, die gesündigt haben, unangesehen, ob sie vormals die Gnade Gottes erkannt haben oder nicht, ob sie die Sünde aus Schwachheit oder Muthwillen begangen haben. Dieß wird daraus bewährt,

 474. weil alle Sünder, ohne einigen Unterschied, zur Buße berufen werden, Matth. 11, 28.: „Kommet her zu mir alle, die ihr u. s. w.“ Luc. 24, 47.: „Christus mußte predigen lassen in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden unter allen Völkern.“ Joh. 7, 37.: „Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke.“ Apost. Gesch. 10, 43.: „Von diesem Jesu zeigen alle Propheten, daß in seinem Namen alle, die an ihn glauben,| Vergebung der Sünden empfahen sollen.“ In diesen evangelischen Verheißungen wird von allen Menschen geredet, ohne Unterschied derer, die zuvor Gottes Gnade erkannt haben oder nicht; darum auch uns nicht zukommt, einen Unterschied zu erdenken und Gottes Güte enger zu ziehen;

 475. weil Gott insonderheit Diejenigen zur Buße beruft, und mit Gnaden aufnimmt, welche zuvor Gott und seine Gnade erkannt, aber durch Sünde derselben sich wieder verlustig gemacht haben, nämlich das Volk Israel. Jer. 3, 1.: „Du hast mit vielen Buhlern gehuret, doch komm’ wieder zu mir, spricht der Herr.“ V. 6. 7.: „Hast du auch gesehen, was Israel, die Abtrünnige, that, sie ging hin auf alle hohe Berge und unter alle grüne Bäume, und trieb Hurerei. Und ich sprach, da sie solches alles gethan hatte: bekehre dich zu mir.“

 David, der durch des h. Geistes Eingebung viele herrliche Psalmen geschrieben, hernach aber in Sünden sich vertieft hatte, deßwegen durch Nathan zur Buße gefordert wurde, 2 Sam. 12, 7. ff. Manasse, der in seiner Kindheit durch seinen Vater Hiskias zu der wahren Erkenntniß gebracht worden war, nachher aber in große, schwere Abgötterei und viele andere Sünden gerieth, 2 Könige 21, 1. ff. wurde durch hartes Gefängniß zur Buße gezogen, 2 Chronika 33, 11. 12. Petrus wurde nach Verläugnung des Herrn Christi, theils durch das freundliche Ansehen des Herrn, Luc. 22, 61., theils durch sein holdseliges Gespräch, Johann. 21, 15. ff., zur Buße gebracht. Wie nun diese, als sie nach erkannter Wahrheit gesündigt| hatten, wieder durch Buße zur Gnade gekommen sind, so mögen heutiges Tages auch die, welche gleicherweise in Sünden gerathen, zur Buße und Gnade Gottes gelangen.

 476. f) Was der Buße Frucht und Wirkung sei? Diese ist zweierlei, Gottes Gnade und Barmherzigkeit, die Er den Menschen wieder zugewendet, den er zuvor gehasset hatte. Also spricht David, Ps. 51, 19, „Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist, ein geängstetes und zerschlagenes Herz wirst du Gott nicht verachten.“ Ps. 34, 19. „Der Herr ist nahe bei denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die zerschlagenes Gemüth haben.“ Jes. 57, 15. spricht Gott selbst: „Ich wohne in der Höhe und im Heiligthum, und bei denen, so zerschlagenen und demüthigen Geistes sind.“ Cap. 66, 2. „Ich sehe an den Elenden und der zerbrochenen Geistes ist und der sich fürchtet vor meinem Wort.“ Dieß erscheint an den oben angeführten Exempeln Petri, des Zöllners, der Sünderin, welchen der Herr Christus freundlich und sanftmüthig zugesprochen und zu Gnaden angenommen hat. Diese sind die Demüthigen, denen Gott Gnade gibt; es sind die geistlich Armen, die das Himmelreich besitzen sollen, Matth. 5, 3.

 477. ein neuer Gehorsam und Besserung des Lebens. Wo sich Beides nicht findet, da wird mit dem Menschen das Letzte ärger, denn das Erste war, und widerfährt ihm das Sprichwort: „Der Hund frißt wieder, was er gespeiet hatte, und die Sau wälzet sich nach der Schwemme wieder im Koth,“ 2 Petr. 2, 20. 22. Wer aber heilsame Buße thut, der läßt ab vom Bösen und thut Gutes, wozu Gott| uns zum öftern ermahnt: Jes. 1, 16. 1 Ptr. 3, 11. Ps. 34, 15. u. s. w. Ursache: wer die Sünde herzlich bereut, der hasset sie, wer sie hasset, hütet sich, daß er sie nicht mehr begeht, tödtet also durch den Geist des Fleisches Geschäfte Röm. 8, 13., er kreuziget sein Fleisch, sammt den Lüsten und Begierden, Gal. 5, 24.





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