RE:Erigone 2

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Tochter d. Ikarios
Band VI,1 (1907) S. 451452
Erigone (Tochter des Ikarios) in der Wikipedia
GND: 12264123X
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2) Die attische E., Tochter des Ikarios oder Ikaros (Ἰκαριωνείη Parth. frg. 17 Martini, über den Namen vgl. Usener Götternamen 18f.), des Eponymen des attischen Demos Ikaria am Pentelikon. E. Marathonia virgo bei Statius, Ort ihres Todes der Hymettos in Schol. Germ. BP p. 66, 6. Ihre Geschichte ist die aitiologische Legende zu dem an dem Feste des Dionysos geübten Kultbrauche der Aiora (des Schaukelns) und des Festgesanges Aletis. Hierüber besonders Athen. XIV 618 E. Hesych. und Etym. M. s. αἰώρα und ἀλῆτις, o. Bd. I S. 1043. Dionysos kehrt bei Ikarios ein und schenkt ihm zum Danke für die Gastfreundschaft den Wein, die Rebe und die Traube. Wie Ikarios den ersten Wein gekeltert hat, gibt er davon den Bauern, die, unkundig der neuen Gabe, sich berauschen und glauben, von Ikarios vergiftet zu sein. Sie töten ihn und werfen ihn in einen Brunnen oder lassen ihn unter einem Baume liegen. E., die sich über das lange Ausbleiben des Vaters ängstigt, wird von dem allein zurückkehrenden Hunde Maira zu dem Leichnam des Ikarios geführt. Sie begräbt den Vater und erhängt sich an demselben Baume, unter dem sie den Vater gefunden. Alle drei werden nun von Zeus oder Dionysos unter die Gestirne versetzt, E. als ,Jungfrau‘ mit der Traube in der Hand (nach Arat. phaen. 98 und Schol. ist die ,Jungfrau‘ die Tochter der Eos), Ikarios als Bootes und der Hund als Seirios oder Prokyon. Sterbend hatte E. gebetet, daß die Töchter der Athener desselben Todes sterben sollten. Das geschah. Den um Abwehr des Unheils Flehenden verkündete ein Spruch des Apollon, sie sollten E. versöhnen. So wurde der Brauch der Aiora eingerichtet. Das Fest und der Festgesang hießen Aletis, weil E. den Vater suchend im Lande umhergeirrt war, E. selbst erhielt den Beinamen Aletis (Hesych). Die Überlieferung, in der sich zwei in Nebendingen abweichende Redaktionen unterscheiden lassen, geht in der Hauptsache auf des Eratosthenes Gedicht E. zurück. Hyg. astr. II 4; fab. 130. 224. 243. 254. Schol. Germ. BP p. 66, 6. Ampel. II 6. Probus, Schol. und Servius zu Verg. Georg. II 389. Schol. Il. XXII 29. Aelian. hist. an. VI 25. VII 28. Anth. Pal. XIV 43. Apollod. III 192. Apoll. Rhod. II 518 und Schol. Auson. XVII 29, 6 Schenkl. Luk. de salt. 40; deor. conv. 5. Mart. XI 69. Myth. gr. app. narr. p. 375 West. Nonn. I 254. XLVII 35f. Ovid. met. X 451; fast. V 723; Ibis 609f. und Schol. Stat. Theb. IV 692. XI 645; silv. V 3, 74. Schol. Stat. Theb. IV 655. 691. 776. [452] XI 644. Steph. Byz. s. Ἰκαρία. Paneg. in Mess. 8f. Verg. Georg. I 32. II 389. Opfer an Ikarios und E. Aelian. a. O.

Auf eine abweichende Version, wonach Dionysos die E. verführt hätte, läßt sich vielleicht deuten Ovid. met. VI 125. Ein letzter Ausklang der E.- und Oresteslegende ist die nach Oinoe gehörige Sage von dem unter dem lokrischen König Orestheus von einer Hündin geworfenen Holzstumpf, aus dem ἄμα τῶ ἤρι der Weinstock hervorwächst. Paus. X 38, 1. Maass Analecta Eratosthenica 59-138. Preller-Robert Griech. Myth. I4 306. 667f. Gruppe Griech. Myth. 36. 46. 93. 700. 704. 735. 759. v. Wilamowitz Isyll. 100f.