Eteokretes (Ἐτεόκρητες) werden Hom. Od. XIX 176 neben Achaiern, Kydonen, Pelasgern als Bewohner von Kreta genannt; der Name ,echte Kreter‘ bezeichnet sie als Ureinwohner gegenüber den Eingewanderten, vgl. Eustath. z. d. St. In historischer Zeit wohnen sie um Praisos, also im östlichen, nicht im südlichen Teil der Insel; Staphylos bei Strab. X 475 κατέχειν δὲ τὸ νότιον Ἐτεόκρητες ὧν εἶναι πολίχνιον Πρᾶσον (ebenso Georg. Phrantz. I 34 p. 102 Bonn.) beruht wohl auf einer Verwechslung mit Priansos, vgl. Strab. X 478 (s. indes Conway Ann. Brit. School Athens VIII 139, 2). Bursian Geogr. II 534. Spratt Travels and researches in Crete I 152ff. Daß in Praisos barbarische Bevölkerung wohnte, gibt Herod. VII 170f. an (wie ursprünglich in ganz Kreta I 173); vgl. auch Skyl. 48. Skymn. 542. Der dorische Dialekt von Praisos zeigt auch in späterer Zeit nichts spezifisch kretisches, Collitz-Bechtel Dialektinschr. III 2, 227. 363. Bursian a. a. O. hält die E. für einen phrygischen Volksstamm, der aus seiner früheren Heimat die Namen Ide und die Sagen von Rhea, den idaeischen Daktylen und Kureten mitgebracht und in dem zuerst von ihnen okkupierten Teil von Kreta lokalisiert habe, später aber in den östlichen Teil der Insel zurückgedrängt worden sei; vgl. dazu Conway Ann. Brit. School Athens X 121. Nach Wilamowitz Herm. XXXVIII (1903) 583 ist ein Zusammenhang zwischen der kretischen Bevölkerung und der lykischen anzunehmen. Auf einen Stammeszusammenhang mit Kleinasien weist vielleicht auch die ,durch Orakel und menschliche Kunde bezeugte‘ uralte Freundschaft der Praisier mit Magnesia, Dittenberger Syll.2 929. An eine präarische und präsemitische Rasse, deren Sitz Kleinasien gewesen, denkt Mariani Academy XLVII (1895) 198; an karisch-chethitischen Ursprung De Cara Civiltà cattol. XLVI (1895) IV 18ff. Zu demselben Ergebnis
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kommt auf Grund der Ortsnamen Fick Vorgriech. Ortsnamen 24ff. 125ff.; vgl. auch Ridgeway Journ. Hell. Stud. XVI (1896) 77ff. Nach den Messungen, die Duckworth an Schädeln und Knochen vorgenommen hat, ergibt sich Übereinstimmung mit der Mittelmeerrasse; Langschädel überwiegen; der Körper ist mäßig lang, Ann. Brit. School Athens IX 275. 353.
Entscheidend für die Frage müssen die Inschriften werden, sowohl die kretischen Inschriften in Linear- und Bilderschrift überhaupt, als insbesondere die im griechischen Alphabet, aber bis jetzt nicht sicher gedeuteter Sprache abgefaßten; solche sind bis jetzt drei gefunden worden. S. darüber Comparetti Monum. ant. dei Lincei III 449. Taramelli ebd. IX 430ff. Evans Journ. Hell. Stud. XIV (1894) 270ff. 355. XVII 327ff.; Cretan Pictographs 85ff.; Athen. 1900 I 793. Kluge Die Schrift der Mykenier, Cöthen 1897. Cowley Athen. 1901 I 344. Bosanquet Journ. Hell. Stud. XXI 338ff. Conway Ann. Brit. School Athens VIII (1901/2) 125ff. X 115ff. Busolt Gr. Gesch. I2 327, 3. E. Meyer Gesch. d. Altert. II 275f. Evans ist geneigt, die kretische Bilderschrift speziell den E. zuzuweisen. Von den Inschriften im griechischen Alphabet gehört die erste (das ,Barxe‘fragment), die an Charakter der ältesten Inschrift von Gortyn nahe steht, der Zeit vor 500 v. Chr. an, die zweite und dritte (das ,Nomos‘- und ,Neikar‘fragment), dem 4. Jhdt. v. Chr. Für das Barxefragment hielt Kluge (a. a. O. 4) eine griechische Deutung für möglich; Cowley a. a. O. dachte an eine ugro-finnische Sprache. Nach den umfassenden, sorgfältigen Untersuchungen von Conway auf Grund der zwei zuerst gefundenen Inschriften ist die Wahrscheinlichkeit, daß eine indoeuropäische (mit dem Venetischen verwandte, auch sonst im mykenischen Griechenland gesprochene?) Sprache vorliegt, sehr groß, eine Annahme, die durch die dritte Inschrift bestätigt worden ist. Über das Land und seine Altertümer s. Spratt a. a. O. Höck Creta I 139ff. Die neueren Ausgrabungen zu Praisos, Zakro, Palaiokastro, Russolakkos usw. Mariani Mon. ant. (s. o.) VI 282ff. Savignoni ebd. XIV 665 (ägyptischer Einfluß bei der Architektur der Gräber angenommen). Evans Academy 1896 nr. 1258, 493. 1259, 512; Journ. Hell. Stud. XXII (1902) 384ff. Hogarth Ann. Brit. School of Athens VII 121ff. Bosanquet ebd. VIII 231ff., mit weiterer Literatur und einer Übersicht über die Geschichte der Erforschung. IX 274ff. X 192ff.; der Osten des Gebiets scheint nach der mykenischen Zeit verlassen gewesen zu sein (Hogarth, Bosanquet). In ganzen geben die Altertümer bis jetzt kein von dem übrigen Kreta wesentlich abweichendes Bild; bemerkenswert ist die Sitte der E., die Skelette der verwesten Leichname beizusetzen (Evans, Bosanquet). Ein Tempel des diktaeischen Zeus bei Praisos ist bezeugt in der genannten Inschrift, Dittenberger Syll.2 929, 38. 69. Auf dem Barxefragment liest man mit ziemlicher Sicherheit den Namen der persischen Göttin Anait (vgl. Bd. I S. 2030). Von der Sitte der Praisier, einem Schweine zu opfern, spricht Agathokles bei Athen. IX 376 a. S. die Art. Kreta und Praisos.