RE:Perieget
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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1. Name eines sakralen Amtes, 2. Fremdenführer der Geographen | |||
Band XIX,1 (1937) S. 725–742 | |||
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Perieget (περιηγητής). I. Dieser Name wird für ein sakrales Amt [726] einige Male auf Inschriften (der römischen Zeit) gebraucht statt ἐξηγητής (s. Kern o. Bd. VI S. 1583), viermal (77, 9. 83, 2. 110, 17. 120, 10) auf Verzeichnissen des Kultpersonals von Olympia, wozu man Inschr. v. Ol. bei nr. 59 (S. 141) bemerkt findet: ,Vereinzelte, wohl durch den populären Sprachgebrauch veranlaßte Nachlässigkeit ist es, wenn für den sonst überall festgehaltenen Titel ἐξ. viermal περ. ... geschrieben ist.‘ Außerdem in Attika IG III 721 a περιηγητὴς καὶ ἱερεύς. III 1335 τοῦ διὰ βίου πριηγητοῦ. Aus Hermione ist IG IV 723 τοῦ περιηγητοῦ καὶ ἀρχιάτρου, aus dem Ager Mitylenaeus trans Euripum IG XII 2 nr. 484, 26 (es heißt, nach Aufzählung vieler anderer Ämter: τοῦ δὲ θειοτάτου Αὐτοκράτορος καὶ τῶν τᾶς πόλιος εἴρων προθύταν, καὶ ⟨καὶ⟩ περιηγήταν ἐτέων ἤδ[η] τεσσαράκοντα καὶ πρὸς ἄνευ συντάξιος καὶ μισθοῦ, οὐχ ὡς οἱ πρὸ αὐτοῦ).
II. Ρ. (περιηγητής) heißt auch der Fremdenführer. Solche gab es wohl an manchen Stätten schon frühe und man darf voraussetzen, daß Herodot, wenigstens in den östlichen Ländern mit alter Kultur, sich ihrer bediente. Ein Zeugnis für den Namen allerdings scheint lange nicht vorzukommen. Zuerst begegnet ξεναγεῖν bei Platon (Phaedr. 230 c ὥστε ἄριστά σοι ἐξενάγηται, ὧ φ. Φ... ξεναγουμένῳ τινὶ καὶ οὐκ ἐπιχωρίῳ ἔοικας) und das kann mit περιηγεῖσθαι abwechseln, wie der Gebrauch bei Lukian zeigt (char. 1; dial. mort. 18, 1 u. 20, 1). Beide Wörter sinken zugleich oder später zu einer blasseren Bedeutung herab, jedes im Sinne seines Objektes, ξεναγεῖν als ,einführen‘, περιηγεῖσθαι als ,beschreiben‘. Hübsch charakterisiert sind die Cicerones bei Plut. de Pyth. or. an mehreren Stellen, etwa gleich 395 a Ἐπέραινον οἱ περιηγηταί τὰ συντεταγμένα μηδὲν ἡμῶν φροντίσαντες δεηθέντων ἐπιτεμεῖν τὰς ῥήσεις καὶ τὰ πολλὰ τῶν ἐπιγραμμάτων, dazu 396 c. 397 d. 400 d f. 401 e. 402 b u. 402 c findet sich das dem περιηγεῖσθαι entsprechende περιελθεῖν (bei Pausanias wird der periegetische Rundgang ἔφοδος genannt, VI 17, 1). Die Tätigkeit des P. heißt περιήγησις Lukian. char. 518.
Hier ist nun eine Scheidung notwendig. Denn man hat sich angewöhnt, περιήγησις als Literaturwerk mit dem Περίπλους und der Περίοδος der Geographen synonym zu gebrauchen (s. z. B. Schwartz o. Bd. VI S. 4 und 5 oder Jacoby Klio IX 85: ,die Periegese dagegen nimmt zwar die Form von der Periodos, knüpft aber auch an und benützt die vom Epos und Hekataios gleicherweise unabhängigen, rein den praktischen Bedürfnissen dienenden Relationen von Seefahrern‘; er ordnet S. 84 ,die periegetische Schriftstellerei als eigenes literarisches γένος‘ in den Abschn. ,Geographie‘; s. auch unsere nr. 17). Dafür kann man sich auf den antiken Gebrauch berufen, z. B. Athen. VII 278 d oder Strab. IX 2, 6. Vor allem aber hat der späte Ρ. κατ’ ἐξοχήν, Dionysios, dessen Buch in Versen in die Geographie gehört, entscheidend dahin gewirkt. Er ist einfach ὁ περιηγητής wie Strabon ὁ γεωγράφος und Homer ὁ ποιητής. Eustath. in Dion. macht aber doch wieder, wohl einer Tradition folgend, einen Schnitt zwischen der Periegese und der Geographie; zwar bezeichnet er das Buch des Dion. p. 211, 30 als συντομοτάτην ταύτην καὶ ἀκριβεστάτην γεωγραφίαν und schreibt ihm vieles zu, was [727] man von γεωγράφοι erwarten müsse, nämlich ἱστορίαι, τόπων ἢ ἐθνῶν ἰδιότητες, τὸ τῆς ἱστορίας ἀληθές, unterscheidet dann aber genau: Dionysios macht auf den Namen Geograph keinen Anspruch, da er manches nicht bietet, was der bieten muß: πρὸς τοίνυν τὸ καθολικώτερον τῆς κλήσεως καὶ γενικώτερον ἀνάγει ἑαυτὸν ὅπερ ἐστὶν ἡ περιήγησις. Ἰστέον γὰρ ὅτι περίοδος γῆς καὶ περιήγησις ταὐτὸν νοοῦσιν καὶ ἐς μίαν ἔννοιαν ἔρχονται, und die umfassenderen Begriffe sind, die unter sich begreifen 1. γεωγραφία als Erd-Wissenschaft καθόλου, 2. χωρογραφία oder τοπογραφία als διαγραφὴ χώρας τίνος; diese (p. 213, 3ff.) συναπογράφει καὶ τὰ βραχύτατα, οἷον λιμένας, κώμας ἁπάσας, δήμους, κρήνας, πόλιν πᾶσαν, ποταμὸν ἅπαντα, ὁδῶν ἐκτροπὰς καὶ τοιαῦτα πολλά. (Beinahe wie Dionysos bei Aristoph. Ran. 112ff. von Herakles erfahren will λιμένας, ἀρτοπώλια, πορνεῖ’ ἀναπαύλας, ἐκτροπάς, κρήνας, ὁδούς, πόλεις, διαίτας, πανδοκευτρίας, ὅπου κόρεις ὀλίγιστοι.) Der Nutzen eines solchen Werkes wird p. 214, 30ff. angegeben und p. 215, 14 heißt es ἱστορικὸν καλοῦσιν οἱ παλαιοί. Ps.-Skymnos gibt den Zweck seines Werkes v. 91ff. an: Vergnügen und Nutzen des Lesers, der, wenn sonst nichts, lernt ποῦ ποτ’ ἔστιν γῆς, κὰν τίσιν τὴν πατρίδα κειμένην ἔχει, τίνων τε πρότερον γενομένην οἰκητόρων πόλεσί τε ποίαις συγγένειαν ἀναφέρει, und ohne die Mühe einer πλάνη auf sich zu nehmen, zu Hause έθνῶν ὅλων γνώσετ’ ἄστη καὶ νόμους (Steph. Byz. s. Πάρος nennt das Werk des Skymnos auch περιήγησις). Diese Art Periegese also ist ein spätes unterhaltendes Lehrgedicht, das von jeder Wissenschaft das nimmt, was ihm zusagt. Von der Entwicklung dieser Gattung, deren Beschreibung hier doch auch sehr an Pausanias gemahnt, soll nun nicht weiter die Rede sein, vielmehr beschränken wir uns auf jene Vorstellung von Periegese, für die uns Pausanias das einzige Muster ist. Die Fragmente der geforderten und vorausgesetzten Vorgänger des Pausanias reichen aber nicht aus, alle Abschnitte seines Werkes oder gar ihre Anordnung zu belegen. Gerade die Quellenuntersuchungen für ihn haben eine tiefe Kluft zwischen ihm und seinen literarischen Artgenossen aufgerissen. Denn wieviel Kredit man seiner Arbeit auch geben mag, man wird sich kaum dazu verstehen, ihm den Rang eines Forschers mit Wissenschaftsgesinnung zu geben, der sich bemüht und dem es gelingt, bisher verborgene oder unberücksichtigte Tatsachen ans Licht zu ziehen und literarisch festzulegen. Das aber gerade betrachtet man als das Wesentliche der aristotelischem Sammeleifer entsprungenen älteren Periegese. ,Es kann zu nichts helfen‘, sagt Gurlitt Paus. 5, ,wenn man sich aus den spärlichen Bruchstücken der periegetischen Literatur, welche auf uns gekommen sind, eine mehr oder weniger zutreffende Vorstellung von Inhalt, Form und Zweck periegetischer Werke im allgemeinen bildet und diese dann als Maßstab verwendet, an welchen das einzige vollständig erhaltene Werk dieser Literaturgattung zu messen sei.‘ Es ist sogar nur der umgekehrte Weg gangbar: man muß aus der Lektüre des Pausanias sich Gesichtspunkte und charakteristische Wendungen einprägen, um überhaupt erst aus den Fragmenten über die etwaige Zugehörigkeit eines Werkes zu jener antiquarischen Periegese entscheiden zu können. Das ist natürlich ein bloßes Tasten, zu [728] dem aber der Mangel an eindeutigen Buchtiteln zwingt. Denn ,die Buchtitel auf -κα, wie Ἀργολικά, schließen periegetischen Inhalt niemals aus, wie schon die Titel bei Pausanias selbst zeigen‘ (Kalkmann Paus. 140). Als unerläßlich für den Begriff der ‚antiquarischen Periegese‘ kann man wohl überhaupt nur festhalten, daß sie herumführt wie der Fremdenführer, d. h. zum mindesten die Fiktion festhält, daß der Leser das Wissen auf Wegen, die er macht oder machen könnte, aufnimmt. Man kann dem hinzufügen, daß dabei Gebäude und Kunstwerke im Mittelpunkt des Interesses stehen und man kann auf Ausdrücke Wert legen wie δείκνυται, δεικνύουσιν, ἔτι καὶ νῦν (das schon bei Herodot. I 66; s. Kalkmann 7), ἐφ’ ἡμῶν, ἐς τόδε usw., εἶδον, ἰδὼν οἷδα, αὐτὸν ἤκουοα (aber selbst diese Autopsie kann entbehrt werden), oder Wörter der topographischen Orientierung wie ἐγγύς, πλησίον usw. Wir zählen nun zuerst jene Schriftsteller auf, die in der antiken Überlieferung als P. gelten, und dann die, die nach den Fragmenten diese Bezeichnung zu verdienen scheinen können.
- Diodoros, den Schwartz (o. Bd. V S. 662) jedenfalls ,vor den beiden letzten Dezennien des 3. Jhdts.‘ ansetzt (vgl. Jacoby o. Bd. VIII S. 17), wird π. genannt von Plutarch, Athenaios, und von Harpokration in einem Siebentel der Anführungen. Mit seinen beiden Werken Περὶ μνημάτων und Περὶ τῶν δήμων (so frg. 6) beschränkte er sich auf Attika. Ein Buch Περὶ τῶν δήμων hat später auch Nikander aus Thyateira (s. o. Bd. XVII S. 265) geschrieben (FHG IV 462), ,aus ungewisser Zeit‘ (Susemihl II 187), und Pausanias hat I 29, 2ff. einen entsprechenden Abschnitt (s. auch nr. 3, 1). Das einzige lehrreiche frg. 1 zeigt genaue und erschöpfende Ortsangabe, und ein Dichterzitat dient als Beleg. Offenbar ging Diodoros auf die Geschichte von Familien ein (Keil Herm. XXX 215 setzt auch das Heranziehen von Inschriften voraus; vgl. L. Weber Rh. Mus. LXXV 323).
- Den Heliodoros von Athen wagt weder Jacoby (o. Bd. VIII S. 16) noch Pasquali 176 zu datieren. Π. wird er zweimal genannt, von Athen. (frg. 3) und von Harpokr. (frg. 2). Sicher scheint der Titel Περὶ τῆς ἀκροπόλεως (oder Περὶ τῆς Ἀθήνησιν ἀκρ.), während De Atheniensium anathematis (Plinius) und Περὶ τῶν Άθήνησι τριπόδων vielleicht nur Teile dieses Werkes meinen. Jedenfalls hat sich Heliodors Arbeit auf Athen beschränkt, wie die Diodors, mit dem er auch durch den sehr umstrittenen Titel περὶ μνημάτων konkurriert (s. auch Fr. Drexel Athen. Mitt. XXXVII 119ff. Pasquali 165ff.). Deshalb stelle ich ihn vor Polemon, obwohl man in der Menge der erhaltenen Fragmente des letzteren einen Hinweis oder eine Polemik gegen ihn vermißt und Bencker 34 umgekehrt der Ansicht ist, daß Heliodoros das Werk des Polemon habe in den Schatten stellen wollen. Unter den sieben sicheren kurzen Fragmenten des Heliodoros ist keines (wörtl. frg. 1. 3), das topographische Anordnung bewiese.
- Polemon von Ilion, den die delphische [729] πρόξενοι-Liste Syll. II3 585114 (a. 177/76) und die Datierung des Suidas κατὰ τὸν Πτολεμαῖον τὸν ἐπιφανῆ ins erste Drittel des 2. Jhdts. verweisen, ist für die Vorstellung bestimmend, die man sich von der ,alten Periegese‘ macht und ist schon von den Zeitgenossen durch den Spitznamen στηλοκόπας charakterisiert worden (Athen. VI 234 d); ὁ περ. wird er vielleicht im Gegensatz zum Akademiker genannt von Strabo, Plutarch, Athenaios und Steph. Byz. s. Δωδώνη. Bei Suidas heißt er ὁ κληθεὶς περιηγητής, ἱστορικός. Aber nur durch einen Teil seiner reichen Schriftstellerei verdiente er diesen Namen. Titel sind
- für Athen: Περὶ τῶν ἀναθημάτων τῶν ἐν τῇ ἀκροπόλει (oder Περὶ τῆς Ἀθήνησιν ἀκροπόλεως oder Περὶ ἀκροπόλεως); ein Teil dieses Werkes ist ὁ περὶ τῶν ἐν τοῖς Προπυλαίοις πινάκων. Mit Diodor (nr. 1) berührt er sich durch einen frg. 7 angegebenen Inhalt ἀναγράφει δὲ τοῦς ἐπωνύμους τῶν δήμων καὶ φυλών Π. Ein ganzes Buch widmete er Περὶ τῆς ἱερᾶς ὁδοῦ (Harpokr. s. v.). Daß er ψηφίσματα anführte, steht frg. 3.
- Für Sikyon (ἐν τῷ) Περὶ τῆς ἐν Σικυῶνι ποικίλης στοᾶς, wohl identisch mit (έν τῷ) Περὶ τῶν ἐν Σικυῶνι πινάκων oder die Einleitung dazu (Bencker 14).
- (ἐν τῷ) Περὶ τῶν ἐν Λακεδαίμονι ἀναθημάτων (frg. 18 wörtl., mit καὶ νῦν).
- (τοῖς) Περὶ τῶν ἐν Δελφοῖς θησαυρῶν (vgl. Schrift 29).
- Steph. Byz. s. Δωδώνη (frg. 30) bringt ein wörtliches Zitat, das er einleitet: προσθετέον οὖν τῷ περιηγητῆ Πολέμωνι ἀκριβῶς τὴν Δωδώνην ἐπισταμένῳ καὶ Ἀριστείδη τὰ τούτου μεταγεγραφότι, λέγοντι κατὰ τὴν δευτέραν ... Dieses Fragment gehört also dem Aristides, der, wenn μεταγράφειν so richtig gedeutet ist, die Schrift des Polemon sei es als solche sei es in einem Werk andren Rahmens neu bearbeitete.
- Eine Περιήγησις Ἰλίου in 3 Büchern gibt Suidas an (kein wörtliches Fragment, aber ἐδείκνυτο 32).
- Frg. 19 redet Polemon auch periegetisch von Pisa, frg. 21 vom ἀπήνης ἀγών in Olympia, frg. 22 von einem Sieger, beidemale mit Zeitangabe; beim letzten zitiert er die Aufschrift der Statue.
- Von einer Statue in Theben handelt frg. 25; auch das Epigramm scheint bei Polemon gestanden zu haben; jedenfalls gehört ihm die Geschichte.
- (ἐν τῷ) Περὶ τῶν Θήβησι Ἡρακλείων heißt ein Titel frg. 26. Auch über diese Schrift läßt sich nichts ermitteln.
- (ἐν τῷ) Περὶ Σαμοθράκης, frg. 36, wörtlich und aufschlußreich; denn erstens lehrt es, daß Polemon von ganz anderen Dingen in dem Werk sprechen konnte als der Titel vermuten läßt, und zweitens, daß er Autopsie betonte (ἑώρακά τι καὶ αὐτός). Daß das Werk aber periegetisch gewesen sei, läßt sich nicht behaupten,
- Κτίσεις τῶν ἐν Φωκίδι πόλεων καὶ περὶ τῆς πρὸς Ἀθηναίους συγγένειας αὐτῶν und [730]
- Κτίσεις τῶν ἐν Πόντῷ πόλεων nennt nur Suidas.
- Κτίσεις (?) Ἰτάλικῶν καὶ Σικελικῶν frg. 38.
- Frg. 34 nennt eine Stadt Kariens, frg. 35 ebenfalls, mit einer von Halikarnaß aus gerechneten Entfernungsangabe.
- (ἐν τῷ) Περὶ τῶν κατὰ πόλεις ἐπιγραμμάτων frg. 79. 80. Abgeschrieben sind drei metrische Epigramme, das letzte mit dem Zusatz περὶ Ἠλείων λέγων; dieser Zusatz führte C. Müller zu der Vermutung, die Epigramme seien so angeordnet gewesen, daß sie der einzelnen Städte ,indolem moresque facetis salsisque verbis complectebantur‘.
- Über die Art der Schrift (ἐν τῷ ἐπιγραφομένῳ) Περὶ τῶν ἐν Καρχηδόνι πέπλων läßt sich nichts sagen, wenn auch die einzige Anführung durch Athenaios (frg. 85) sie dem Werke
- (ἐν τῷ) Περὶ θαυμάσιων zu nähern scheint (frg. 84, über einen Zwerg).
- (έν τώ) Περὶ ποταμῶν (frg. 81). Ein Abschnitt ist gewiß (ἐν τῷ) Περὶ τῶν ἐν Σικελίᾳ ποταμῶν (frg. 82), und der erweiterte Titel Περὶ τῶν ἐν Σ. θαυμαζομένων ποτ. (frg. 83, lang und wörtl.) charakterisiert das Ganze.
- Πολέμων ἐν τῷ παρὰ Ξενοφῶντι κανάθρῳ (frg. 86) behandelte den bei Xen. Ag. 8, 7 vorkommenden spartanischen Wagen κάνναθρον.
- Περὶ τοῦ Δίου κῳδίου war eine Abhandlung über Sakralaltertümer (frg. 87. 88, letzteres wörtl.).
- Ein σύγγραμμα über den Messaperhäuptling Artos, der bei Thuk. VII 33, 4 vorkommt, bezeugt Athen. (frg. 89); das kann, wie C. Müller vermutet, ein Abschnitt aus dem Werk nr. 15 gewesen sein.
- Ἡ πρὸς Ἄτταλαν ἐπιστολή (frg. 70. 72) war wohl an einen der Könige dieses Namens gerichtet. (Attalos I. hat selbst geschriftstellert, wie seine Beschreibung der großen Pinie in der Troas zeigt, Strab. XIII 603.) Die Fragmente betreffen lokale Götterbenennungen.
- Ἡ πρὸς Διόφιλον ἐπιστολή (frg. 73) auch als (ἐν τῷ) Περὶ Μορύχου angeführt (frg. 39. 75), behandelte ebenfalls etwas Sakrales.
- In der Πρὸς Ἀράνθιον ἐπιστολή brachte Polemon einen korinthischen Paian (frg. 76).
- Ἡ περὶ ὀνομάτων ἀδόξων ἐπιστολή (frg. 77) handelte von Wörtern, die mit der Zeit erst einen üblen Sinn bekamen, wie παράσιτος (frg. 78, lang u. wörtl., bringt 3 Inschriften; deren Kenntnis scheint die Schrift veranlaßt zu haben).
- Die Schrift Πρὸς Τίμαιον in mindestens 12 Büchern war polemisch (frg. 39. 41. 42 wörtl. 43f. 45 lang, wörtl., mit langen Dichterzitaten; auch frg. 44 bezeugt mit δείκνυσθαι ... τάφον periegetisches Wissen).
- Αἱ πρὸς τὸν Νεάνθην ἀντιγραφαί, die gegen das Werk des Neanthes Περὶ τελετῶν gerichtet waren (über den oder diese s. Laqueur [731] o. Bd. XVI S. 2108), enthielt Sakrales (frg. 53 = Neanthes frg. 16 FGrH).
- Ebenso Περὶ τῆς Ἀθήνησιν Ἐρατοσθένους ἐπιδημίας, zitiert auch als Ἐρατοσθένους ἐπιδημία (frg. 51) und (ἐν τοῖς) Πρὸς Ἐρατοσθένην (frg. 48. 49). Wahrscheinlich wollte die Schrift erweisen, daß Eratosthenes, wenn man seine Angaben nachprüft, nicht in Athen gewesen sein könnte; so wird die Autopsie des Polemon selbst hervorgehoben.
- Πρὸς Ἀναξανδρίδην; gegen den Delpher (Schwartz o. Bd. I S. 2079), der ein Buch Περὶ τῶν συληθέντων ἐν Δελφοῗς ἀναθημάτων (vgl. nr. 5) geschrieben hatte.
- Πρὸς Ἀδαῖον καὶ Ἀντίγονον (frg. 56. 58–61. 65), auch gen. Πρὸς Ἀδαῖον (frg. 57. 64), Πρὸς Ἀντίγονον καὶ Ἀδαῖον (frg. 62), oder Πρὸς Ἀντίγονον περὶ ζωγράφων (frg. 63), in mindestens 6 Büchern. Die Fragmente zeigen mannigfachsten Inhalt, aber soviel ist sicher, daß Polemon ,zu einer mehr auf das Sachliche und den Inhalt als auf das Malerische und die Kunst im eigentlichen Sinne gerichteten Behandlung von Bildern neigte‘ (Kalkmann Paus. 115).
- Ein zweifellos periegetisches Werk ist der sog. Ἑλλαδικός, von dem Athenaios redet (s. frg. 20): Πολέμων γοῦν ἢ ὅστις ἐστὶν ὁ ποιήσας τὸν ἐπιγραφόμενον Ἑλλαδικόν, er zitiert wirklich über Tempel in Olympia, mit trockner statistischer Aufzählung der Weihgeschenke darin; aus demselben bringt er (frg. 28) etwas aus Delphi, mit einer Erklärung der Delpher (Δελφοί φασιν), die sehr nach mündlicher Überlieferung aussieht.
- Durch ἔδειξαν frg. 11 und die topographische Angabe frg. 12 (ohne Buchtitel) bekommen auch die Ἑλληνικαὶ ἱστορίαι (frg. 13; Ἑλληνικὴ ἱστορία frg. 11) einen periegetischen Ton, dürfen aber wohl doch (mit Susemihl I 669) als mythographisches Handbuch später Zeit angesehen werden, das den Namen des Polemon fälschlich trug. Hinweise auf Denkmäler und Örtlichkeiten gehören zur Mythographie, wenn auch nicht als Ausgangspunkt.
Sehen wir vom Ἑλλαδικός ab, der übrigens trotz seiner Katalogform über die Lage der aufgezählten Tempel und Weihgeschenke nichts aussagt, so finden wir kein einziges Fragment, aus dem mit Sicherheit zu ersehen wäre, daß Polemon in der Art, die wir als wesentlich für die Periegese voraussetzten, die Sehenswürdigkeiten auf einem praktisch durchführbaren Rundgang besprochen hätte; alle Fragmente, die man dafür heranziehen möchte (selbst frg. 1 u. 18), reden von ihrem Gegenstande so, daß sie auch als Beleg, Zusatz, Abschweifung angesehen werden können. Eine andere als wissenschaftliche Absicht läßt die schlichte sprachliche Fassung nicht erkennen. Von den 30 Titeln, die, wie das häufige Schwanken verrät, nicht einmal als authentisch betrachtet werden dürfen oder überhaupt erst zu erschließen sind, finden sich (in dem eben eingeschränkten Sinne) acht vielleicht periegetischen Charakters, von denen vier sich auf einen bestimmten Ausschnitt aus den monumentalen Altertümern einer einzelnen Stadt [732] beschränkten, also systematisch sein wollten, zwei umfassender scheinen und zwei nur vermutet sind. Für 9 und 10 zwingt nichts zu der Annahme periegetischen Charakters und die vier Schriften Κτίσεις sind mythographisch-historisch. Ordnung und Ziel der Schriften über Epigramme, über den Peplos in Karthago, über θαυμάσια, über Flüsse sind unklar. Dagegen hat Polemon in den drei antiquarischen Spezialmonographien, in den (vier) Briefen antiquarischen Inhalts, wie in den polemischen Schriften seine Aufzeichnungen, die er in den Orten gemacht hatte, wenn nicht zur Grundlage genommen so sicher verwertet. (Weitere Charakteristik s. bei Pasquali 176ff.) Die Leute, gegen die Polemon schrieb, waren Historiker (Timaios), Geographen (Eratosthenes), Kunsthistoriker (Adaios und Antigonos) oder solche, deren Charakter sich vielleicht von dem seinen gar nicht unterschied.
- Wenn C. Müller FHG III 2 zu den κατὰ πόλιν μυθικά des Neanthes meint ,periegetam egit locorumque fabulas cum urbium originibus, ... congessit‘, so geben die Fragmente dafür allerdings keinen Anhalt, aber der
- Titel des Anaxandrides von Delphi (Schwartz o. Bd. I S. 2079) Περὶ τῶν συληθέντων ἐν Δελφοῖς ἀναθημάτων (nur frg. 3 deutlich) hat periegetischen Ton. Freilich ist es schwer vorstellbar, wie es für geraubte Dinge eine Beschreibung gegeben haben soll, wenn sie nicht schon vorher da war, doch gerade und nur ein Delpher konnte das allenfalls auch aus der Erinnerung leisten, mit Hilfe von Dokumenten. Vorgänger des Polemon waren vielleicht
- auch Attalos, s. nr. 3, 22 und
- Themison (Bux u. Bd. V A S. 1638); dessen Titel (ἐν τῷ) Περὶ Παλληνίδος läßt nur erkennen, daß es sich um eine Spezialschrift, sei es über einen Tempel, sei es über den Demos Pallene, handelte.
Da für Polemon Strabon, für Diodor Plutarch als erster den Namen P. gebrauchen, läßt sich nicht ausmachen, ob dieser schon 200 Jahre früher zugleich mit dem Auftreten der Literaturgattung gebräuchlich wurde, ja die Fragmente erweisen nicht einmal mit Sicherheit, daß die Gattung ,antiquarische Periegese‘ als solche abgegrenzt wurde. Sieht man sich die Art etwa des Philochoros an († 261), den nie jemand als P. bezeichnet hat, so findet man vieles, was ihn den sog. P. nähert: In seiner annalistisch angelegten Atthis fehlten Angaben über Bauten und Kunstwerke nicht (frg. 14. 18, mit deutlicher Angabe des Standorts; frg. 22 έστὶν ἰδεῖν, und zwar in Delphi; frg. 48. 69. 80. 98. 99. 138). Von Harpokration wird er wie Diodor für Demen zitiert (frg. 71. 72). Er ist eine Hauptquelle über Pheidias, frg. 97. Auch die zwei Fragmente der Δηλιακά betreffen ein Kultbild (frg. 184. 185). In frg. 31 wird er für dieselbe Sache neben Polemon angeführt, in frg. 73 konkurriert er bei Harpokration mit Diodor: περὶ τῶν Κολωνῶν Διόδωρός τε ὁ περ. καὶ Φιλ...διῆλθεν (vgl. frg. 75). Nach [733] Suidas gab es von ihm eine Schrift Σαλαμῖνος κτίσις, was an Polemon erinnert, eine Περὶ τῆς τετραπόλεως, wo nach frg. 158 sakrale Gebräuche berichtet wurden. Περὶ τῶν Ἀθήνησιν ἀγώνων erinnert an Polemons Περὶ τῶν Θήβησι Ἡρακλείων, eine andere Ἠπειρωτικά an ,Über Dodona‘. Er schrieb auch Ἐπιγράμματα Ἀττικά.
Obwohl demnach wahrscheinlich die drei P. nur zum Unterschied von anderen Männern gleichen Namens von Späteren so bezeichnet wurden, wollen wir hier doch eine Übersicht über das zu geben versuchen, was sich dem Gebiet ‚antiquarische Periegese‘ nähert, und zwar halten wir uns zunächst an die Bezeichnung, um dann eine alphabetische Liste des Übrigen folgen zu lassen. - Als ὁ περιηγητής erscheinen außer diesen dreien nur noch zwei: ein Praxiteles bei Plut. Quaest. conv. V 3, 1 und VIII 4, 3ff. (οὐ πρόσω Μεγάρων εἶναι τόπον), wo wie meist nicht zu entscheiden ist, ob er vom Mythos oder von der Örtlichkeit ausging (s. Kalkmann Paus. 102, 4). Dann wird ein
- Protagoras, der Verfasser einer γεωμετρία τῆς οἰκουμένης (Phot. bibl. cod. 188 und Marcianus) in 6 Büchern, deren letztes die θαυμάσια enthielt, von Schol. Tzetz. Chil. VII 647 (Cramer Anecd. III 370) als ὁ περ. bezeichnet (Kalkmann Paus. 44).
- Als periegeticus wird Schol. Stat. Theb. III 478 ein Metrodoros genannt, den man mit Metrodoros von Skepsis (um 100 v. Chr.) identifiziert (o. Bd. XV S. 1481), aus dessen Werk περὶ ἱστορίας einiges Geographische erhalten ist. Wahrscheinlich soll also hier periegeticus in geographisches Gebiet weisen (vgl. E. Maass Österr. Jahresh. V 213).
Dagegen kommen die Bezeichnung περιήγησις und andere Bildungen öfter vor, vom Geographischen manchmal nicht zu scheiden. - Der Grammatiker Asklepiades aus Myrlea in Bithynien schrieb, als er später in Turdetanien tätig war, nach Strab. III 157 eine ‚Periegese der Völker seiner neuen Heimat‘ (Ἀσκλ. ὁ Μυρλ., ἀνὴρ ἐν τῇ Τουρδητανίᾳ παιδεύσας τὰ γράμματα καὶ περιήγησίν τινα τῶν ἐθνῶν ἐκδεδωκὼς τῶν ταύτῃ). Er bezeugt, daß als Erinnerung an Odysseus im Tempel der Athene dort Schilde und Schiffsvorderteile aufgehängt gewesen seien, aber dazu (auch III 166) manches andere, was nicht auf eine topographische Anordnung des Stoffes hinweist (Wentzel o. Bd. II S. 1630).
- Phlegon mirab. 18 zitiert ἐν περιηγήσει des Neapolitaners Eumachos, der auch eine Geschichte Hannibals schrieb, für Karthagisches. Es ist möglich, daß das der erste Teil seines Geschichtswerkes war.
- Hermeias ἐν Περιηγήσει soll bei Steph. Byz. s. Χαλκίς für die Landschaft Χαλκῖτις in Skythien Zeuge sein. ,Nähere Bestimmung ist unmöglich.‘ F. Jacoby o. Bd. VIII S. 731 Nr. 7.
- Ein Sokrates ὁ Ἀργεῖος schrieb Ἀργολικά, die Kalkmann Paus. 142 für eine Periegese hält und auch Gudeman u. Bd. III S. 806 redet vom ,P.‘. Darauf führt Diog. Laert. II 47 [734] Σωκράτης, ἱστορικός, περιήγησίν Ἄpγους γεγραφώς. Gudeman 806 ist geneigt, das Werk nicht nach dem 3. Jhdt. v. Chr. anzusetzen. Kein aufschlußreiches Fragment.
- Kriton, ein Makedone aus Pieria, den Jacoby o. Bd. XI S. 1934 nicht datiert, schrieb neben Παλληνιακά, Περσικά, Σικελικά und Περὶ τῆς ἀρχής τῶν Μακεδόνων eine Συρακουσῶν Περιήγησις. Für eine Variante oder Korruptel dieses Titels hält Jacoby die Συρακουσῶν κτίσις. Kein Fragment.
- Mnaseas aus Patara in Lykien, um 200 v. Chr. (Laqueur o. Bd. XV S. 2250) schrieb einen Περίπλους, dessen einzelne Abschnitte περὶ Εὐρώπης usw. bei Steph. Byz. als Περιηγήσεις bezeichnet werden (frg. 13 Μ. ἐν γ’ τῶν Περιηγήσεων). Es wurde von ihm ,in geographischer Abfolge über Mythen und θαυμάσια gehandelt‘ (Laqueur a. O.). Frg. 32 wörtl. Weder auf vorgebliche noch auf tatsächliche Autopsie weist etwas hin.
- Von Nymphodoros aus Syrakus (FHG II 375–381) ,aus ungewisser, aber doch vielleicht schon der älteren alexandrinischen Zeit‘ (Susemihl I 475), heißt es frg. 5 (Schol. Hom. Od. XII 301) ὁ τὴν Σικελίαν περιηγησάμενος, und frg. 1 u. 2 nennen dieses Buch Περὶ τῶν ἐν Σικελίᾳ θαυμαζομένων. Ἐν τοῖς Περίπλοις zitiert Athenaios (frg. 4), ein andermal einen Teil ἐν τῷ τῆς Ἀσίας Περίπλῳ (frg. 10. 11; Παράπλῳ frg. 12); auch darin scheinen θαυμάσια im Vordergrund gestanden zu haben (frg. 6 θαυμάσαι ἄξιον). Das lange wörtliche frg. 12 ging für die ausführliche Geschichte des Drimakos wohl von einem Heroon aus (dabei ἔτι καὶ νῦν, aber keine Autopsie), was C. Müller 375 zu dem Urteil veranlaßt: ,ceterum non tam geographum egit quam periegetam‘. Auch v. Wilamowitz Sapph. u. Sim. 22 nennt ihn P. Frg. 3 erinnert sehr an frg. 11 des Mnaseas.
- Von Theophilos zitiert Steph. Byz. (frg. 3) das 11. Buch einer Περιήγησις Σικελίας. Laqueur u. Bd. V A S. 2137 hält ihn für identisch mit dem Geographen des Ptolemaios I 14.
- Von Isidoros von Charax ist bei Athen. III 93 d unter dem Titel ἐν τῷ τῆς Παρθίας Περιηγητικῷ ein langes Fragment erhalten (GGM I 254), das die Perlenfischerei im Persischen Meer schildert. Da Weissbach o. Bd. IX S. 2065 an der Identität mit dem von Plinius benutzten Isidoros v. Char. zweifelt, muß man auf die Datierung 77 n. Chr. als terminus ante quem verzichten. Die Σταθμοὶ Παρθικοί, die unter dem Namen eines Is. v. Ch. erhalten sind (GGM I 248ff.) und für die Weissbach 27 v. Chr. als terminus post quem feststellt, zeigen jedenfalls keine Spur von Exkursen solcher Ausführlichkeit, wie sie in unserem Fragment vorliegt.
- Unter den vielen Schriften des Grammatikers Telephos aus Pergamon, der um 140 Lehrer des Verus wurde (Wendel u. Bd. V A S. 369), sind auch eine Περιήγησις Περγάμου und ein Werk Περὶ τοῦ ἐν Περγάμῳ Σεβαστείου βίβλοι β', beide nur von Suidas genannt. [735]
- Von Steph. Byz. s. Ἀβαντίς wird zitiert παρὰ Ἀντιγονῳ ἐν Μακεδονικῇ περιηγήσει. v. Wilamowitz Antig. v. Kar. 14 lehnt es ab, ihn mit dem Kunsthistoriker aus Karystos gleichzusetzen.
- Periegese von Hawara. Das sind zwei Papyrusfragmente, nr. 80 u. 81 in Flinders Petrie Hawara, Biahmu and Arsinoë, Lond. 1889, von Wilcken zuerst richtig gedeutet, Genethl. für Robert (1910) 191ff. (vgl. Pasquali 197ff.). Geschrieben sind sie nach Wilcken um 100 n. Chr. und verfaßt vor der zweiten Hälfte des 3. Jhdts. v. Chr. Frg. 81 handelt vom Kantharos-Hafen Athens, einer Sonnenuhr im Süden des Zea-Hafens, dem Artemistempel von Munichia (wobei ein kurzer historischer λόγος eingefügt ist), von den Längen der Piräusmauer (mit Namen des Erbauers, ἐργον), der langen Mauern und wohl der Phalerischen Mauer, und summiert dann diese Längen. Darauf geht es zur Stadt selbst über mit den Worten Θησέως ἔργον ἡ πόλις (hier Abbruch), wohl um einen Abriß der Sagengeschichte zu geben (Pasquali 198). In dem kleineren frg. 80 scheint von Kunstwerken die Rede zu sein. – In dem Erhaltenen begegnet kein Ausdruck, der darauf schließen ließe, der Verfasser habe einen gedachten Fremden auf einer bestimmten Route geführt. Sowohl die Kürze wie die Ausdrücke περι]βόητον (διαβόητον findet sich erst bei Plutarch) und vielleicht, wenn von Wilcken richtig ergänzt ist, οὐκ ἀλόγως ἐλλο[γιμώτατα ὄντα διά] τῆς Εὐρώπης, muten für eine Schrift vom Anfang des 3. Jhdts. sonderbar an. Häberlin Centralbl. f. Bibl. 1897, 356 hat auch schon die Vermutung geäußert, daß es sich um einen späten Auszug handle. Es könnte aber auch eine selbständige Schrift sein, die ältere ausschöpfte. Wilcken 221 zieht aus der Bemerkung ἐλλ. usw. den Schluß, der P. habe die langen Mauern gesehen, ,als sie noch einen imponierenden Eindruck machen konnten‘, ebensogut kann man aber auch an den weiten Ruf denken, den sie durch die Geschichtsschreibung erlangten. Besinnt man sich auf die solid wissenschaftliche Art der Schriftstellerei jener P., die bei Wilckens Datierung nachfolgen, so muß die Periegese von Hawara als sehr elementar erscheinen. Jedenfalls verbietet die Vorsicht, sie zur Basis einer Geschichte der Periegetik zu nehmen.
Nun die alphabetische Aufzählung der ganz ungewissen Schriftsteller. Die schon behandelten werden an ihrem Ort eingefügt. - Agaklytos. Nur eine Schrift, Περὶ Ὀλυμπίας, ist bekannt (FHG IV 288). Schwartz o. Bd. I S. 717 datiert ihn nicht. Das einzige Fragment ist wörtlich und läßt sicher eine Periegese erkennen. Wenn der Anfang des Zitates (Ναὸς τῆς Ἤρας παλαιός, ἀνάθημα Σκιλλουντίων) ein ganzer Satz ist, erinnert der Stil an den Ἑλλαδικός nr. 3. 31; auch ἔνεστιν paßt dazu.
- Der Grammatiker Alexandros von Milet (erste Hälfte des 1. Jhdts. v. Chr.) hat viele Bücher über Länder verfaßt, Περὶ Καρίας, [736] Περὶ Φρυγιάς usw., die Müller FHG unter der Überschrift ,Geographica vel Periegetica‘ zusammenstellt und 206 charakterisiert: ,rerum tractatio eadem prorsus erat, quam apud plurimos Κτίσεων, Περίπλων, Περιηγήσεων scriptores aetatis sequioris obtinuisse novimus‘. Schon weil die Schriften des Alexandros Sammlungen von Exzerpten darstellten (Schwartz o. Bd. I S. 1451), ist an Autopsie nicht zu denken. Wörtlich frg. 37; frg. 58 aus Περὶ Καρίας (,αὖθις δ' ἐπὶ Δύνδανον καὶ Κάλυνδα ὁρμῆσαι‘) kann, wenn es nicht aus einer Erzählung stammt, topographischen Faden andeuten, ebenso das vage ἔχεται frg. 132 aus Λιβυακά. Besonders da fast alle Erwähnungen sich bei Steph. Byz. finden, ist man geneigt, vorzüglich geographisch-ethnographischen Inhalt vorauszusetzen. Als nr. 17 gibt nach E. Maass Schwartz auch die bei Steph. s. Παρνασσός zitierte Schrift Ἀλέξανδρος ἐν πρώτῷ Περὶ τοῦ ἐν Δελφοῖς χρηστηρίου dem Alexandros Polyhistor; diese hat, wie Maass De Sibyll. indic. 4ff. nachwies, Pausanias benützt (s. Kalkmann Paus. 116); ein Anzeichen, daß sie periegetisch war, gibt es nicht.
- Alketas (Schwartz o. Bd. I S. 1515). Nur einmal bei Athenaios zitiert έν δευτέρῳ Περὶ τῶν ἐν Δελφοῖς ἀναθημάτων. Das Fragment ist periegetisch, über die Statue der Phryne, mit genauer Ortsangabe und der Aufschrift (s. Pasquali 185).
- Auch von Amphion aus Thespiae, ,unbekannter Zeit‘ (Schwartz o. Bd. I S. 1948 Nr. 8) wird nur von Athenaios einmal zitiert έν δευτέρῳ Περὶ τοῦ ἐν Ἑλικῶνι μουσείου; das Zitat ist nicht periegetisch, bringt aber ein metrisches Epigramm bei.
- (Anaxandrides s. nr. 5, Antigonos nr. 21.)
- Aus Ἀφροδίσιος ἤτοι Εὐφήμιος ἐν τῷ Περὶ τῆς πατρίδος wird einmal für eine Örtlichkeit in Thespiai von Steph. Byz. s. Ἀφόρμιον wörtl. zitiert (FHG IV 307). Das Fragment lehrt, daß der Verfasser von den Bürgern als ,wir‘ redete und sowohl ὅθεν wie ἐντεῦθεν bezeugen, daß ein Ort der Ausgangspunkt war. Der τόπος Εὐφήμιος, den Schwartz o. Bd. I S. 2728 erschließt, leuchtet nicht ein. Beide Namen, Aphrodisios und Euphemios, weisen in eine späte Zeit. Zum Doppeltitel vgl. nr. 49.
- Apollas (oder Apellas) ὁ Ποντικός, wahrscheinlich noch ins 3. Jhdt. zu setzen, schrieb Δελφικά und Περὶ τῶν ἐν Πελοποννήσῳ πόλεων, ,zwei periegetische Werke‘ (Schwartz o. Bd. I S. 2841; vgl. Preller 175. Kalkmann Paus. 105). Von den zwei Fragmenten des ersten ist das eine rationalistisch (über τὰ Παλλάδια), das andere bringt eine zusätzliche Vermutung; von den vier des zweiten sind drei Glossen, das vierte (frg. 6) bringt ein Epigramm.
- Von einem Aristarchos redet einmal Paus. V 20, 4 folgendermaßen: Λόγον δὲ ὃν Ἀρίσταρχος ἔλεγεν ὁ τῶν Ὀλυμπίασιν ἐξηγητής, οὔ με είκὸς ἧν παριδεῖν· ὃς ἐπὶ τῆς ἡλικίας ἔφη τῆς ἑαυτοῦ ... (daß man bei Ausbesserung des Daches eine männliche Leiche darin [737] gefunden habe), und § 5 ἔλεγε δὲ καὶ τόδε ἔτι ὁ Ἀρίσταρχος, ὡς ... (daß man den Leichnam außerhalb der Altis bestattet habe). Pausanias bezeichnet ihn also als Zeitgenossen und als mündliche Quelle. Es ist sonst nichts über ihn bekannt. Der Ausdruck ἐξηγητής erlaubt nicht einmal eine eindeutige Bestimmung seines Berufes. Gurlitt Über Paus. 191 und 406 neigt dazu, ihn für eine schriftliche ,periegetische Quelle allerjüngsten Datums‘ zu halten (vgl. Robert Herm. XXIII 424, 1).
- Von einem Aristeides wird Schol. Pind. Pyth. III 14 έν τῷ περὶ Κνίδου κτίσεως συγγράμματι zitiert (κτίσεως hat Müller FHG IV 324 frg. 22 ausgelassen), und, wenn das wirklich derselbe ist, den auch Plin. n. h. II 4 und IV 64 als Quelle angibt, zweimal etwas über die Inseln im Ägäischen Meer (Schol. Theokrit. Steph. Byz.), was Preller 59 zu der Meinung veranlaßte, das Werk sei eine Periegese gewesen, worin ihm W. Schmid o. Bd. II S. 886 wohl mit Recht widerspricht.
- Von der Schrift Περὶ τοῦ ἐν Ἀλεξανδρείῳ Μουσείου des Grammatikers Aristonikos aus Alexandreia, der zu Strabons Zeit in Rom lebte, ist weiter nichts bekannt (Cohn o. Bd. II S. 966).
- Suidas: Ἀσπάσιος Τύριος, σοφιστής, ἱστορικός. Ἔγραφε Περὶ Ἠπείρου καὶ τῶν ἐν αὐτῇ ἱστορίαν σύμμικτον ἐν βιβλίοις κ’ ... Schwartz ο. Bd. II S. 1722 schließt sich Müller FHG III 576 darin an, daß er in Περὶ Τύρου verbessert. Müller schlägt vor, Komma nach αυτῇ zu setzen, so daß von zwei Schriften die Rede wäre, und äußert die Vermutung, dieser Rhetor könnte mit Ἀσπάσιος Βύβλιος, σοφιστής, der nach Suidas ἔγραψε Περὶ Βύβλον, identisch sein. Der Byblier jedenfalls gehört in Hadrianische Zeit. Erhalten ist nichts.
- (Attalos s. nr. 6.)
- Der griechisch schreibende Römer Claudius Iullus (nach Schwartz o. Bd. III S. 2728), ins 1. Jhdt. n. Chr. zu setzen, verfaßte Φοινικικά, deren frg. 2 (FHG IV 363) topographisch beginnt Μετὰ Καισάρειαν Δῶρα κεῖται.
- Einem Deinarchos von Delos, der wohl im 3. Jhdt. schrieb, legt man (Müller FHG IV 391. Bethe o. Bd. IV S. 2388) eine Schrift bei, die Dion. Hal. Περὶ Δεινάρχου so angibt: Δηλιακός· ,Ἀπόλλωνος καὶ Ροιοῦς τῆς Σταφύλου‘ (das der Anfang) οὐ τοῦ ῥήτορος ... ἀρχαϊκὸς ὢν καὶ περιτρέχων τὴν τοπικὴν Δήλου καὶ Λήρου ἱστορίαν. Ob das eine Rede war? (vgl. Dion. Hal. VII 70 οὐχ ἡγούμενος ἀποχρῆν τοῖς ἀναγράφουσι τὰς ἀρχαίας καὶ τοπικὰς ἱστορίας, ὡς παρὰ τῶν ἐπιχωρίων αὐτάς παρέλαβεν, ἀξιοπίστως διελθεῖν, vgl. auch den Ἐπιχώριος λόγος des Ephoros, Schwartz o. Bd. VI S. 2).
- Demetrios von Kallatis am Pontos schrieb um 200 v. Chr. 20 Bücher Περὶ Ἀσίας καὶ Εὐρώπης, die Quelle für Geographen waren.
- Von einem andren Demetrios ‚hellenistischer Zeit‘ (Schwartz o. Bd. IV S. 2817 Nr. 82; woraus schließt er das?) ist bei Clem. [738] Protr. 47 der Titel Ἀργολικά überliefert mit einem periegetischen Zitat (τοῦ ἐν Τίρυνθι τῆς Ἥρας ξοάνου καὶ τὴν ὕλην ὄχνην καὶ τὸν ποιητὴν Ἄργον ἀναγράφει).
- (Asklepiades s. nr. 11.)
- ,Gewiß in hellenistischer Zeit‘ schrieb nach Schwartz o. Bd. V S. 135 Nr. 5 auch Demokritos aus Ephesos, dessen Werk Περὶ τοῦ ἐν Ἐφέσῳ ναοῦ (in mind. 2 Büch.) Diog. Laert. verzeichnet und Athenaios wörtlich zitiert, für kostbare Gewänder der Ionier. Er schrieb auch Περὶ τῆς πολέως Σαμοθράκης.
- (Ps.-Dikaiarchos s. Herakleides. Diodoros s. nr. 1.)
- Den γραμματικός Diogenes von Kyzikos setzt Schwartz o. Bd. V S. 737 Nr. 39 mit Müller wegen des Titels Πάτρια Kυζίκου in frühbyzantinische Zeit, ,nicht lange vor Steph. Byz.‘, bei dem sich die einzigen drei Anführungen finden (frg. 3 mit dem Titel Περὶ Κυζίκου, frg. 1 umschrieben περὶ τῆς πατρίδος, wenn Schwartz Recht hat; dann stünde auch die Buchzahl 7 fest).
- Der Grammatiker Dionysios Thrax (Cohn o. Bd. V S. 977) schrieb auch ein Werk Περὶ Ῥόδου, wo er lehrte; zitiert wird es einmal von Steph. Byz. (Müller FHG III 189 nennt es ‚historicum vel periegeticum opus‘). Feststellen läßt sich nichts.
- Die einzige Erwähnung der Ἐφεσιακά eines Eualkes aus Ephesos, der durch Greek Inscr. in the Brit. Mus. III 1 CCCCIII 121 vor 240 datiert wird, bei Athenaios (φησὶ ἱερὰ ἱδρῦσθαι) kann auf eine Periegese schließen lassen.
- (Eumachos s. nr. 12. P. von Hawara s. nr. 22.)
- Den Hegias von Troizen, den Paus. I 2, 1 für einen Mythos zitiert, ist vielleicht ein Dichter von Nostoi (o. Bd. XI S. 2423). Kalkmann Paus. 141f. möchte ihn zu einem P. von Troizen machen, indem er Paus. I 2. 1 mit II 39, 9 zusammenstellt, und Gurlitt Paus. 191 scheint dem zuzustimmen (Bethe o. Bd. VII S. 2205 setzt sich damit nicht auseinander). Da die Nennung bei Paus. I 2, 1 das Zitat mit πεποίηται einführt, ist schwerlich an ein Prosawerk zu denken, und periegetischen Inhalt erweist nichts.
- (Heliodoros s. nr. 2.)
- Herakleides ὁ κριτικός ist von Μüller FHG II 232 als Verfasser der Bruchstücke einer Beschreibung Griechenlands erwiesen worden, die man früher Dikaiarch zuschrieb. S. Daebritz o. Bd. VIII S. 484. Martini o. Bd. V S. 562. Daebritz grenzt ihre Abfassung mit 260–229 ein (S. 486). Wenn irgendeine antike Schrift mit einem Reisehandbuch unserer Zeit verglichen werden dürfte, so wäre es diese. Aber die topographische Orientierung ist nur grob, von Stadt zu Stadt, innerhalb der Stadt ist gar kein Wegweisen ersichtlich. Dagegen sieht man, mit welchem Leserkreis gerechnet wird, wenn man regelmäßig die Art des Reiseweges, die Eignung des Orts zum Aufenthalt für Fremde und das Verhalten der Einwohner diesen gegenüber charakterisiert findet (I 1 ὑπὸ τῶν ξένων θεωρουμένη [739] [vgl. § 2]; 4 παρατηρηταὶ τῶν ξενικῶν βίων; σείοντες τοὺς ... εὐπόρους τῶν ξένων; φυλακτέον τὰς ἑταίρας| 6 ... τοῖς ὁδοιποροῦσιν. 8 καθαρεύουσα κλώπων φόβου. 9 Bettler; ἐνδιατρῖψαι ξένοις ἀσφαλεστάτη. 11. ὁδος ἐπισφαλής. 14 ἀδιάφοροι πρὸς πάντα ξένον και δημότην. 21 ἐνθερίσαι βελτίστη). Zweimal wird auch die ἀγορά auffällig hervorgehoben (I 23. 28). Vor der Reise gelesen konnte ein solches Buch für die Gestaltung der Reise selbst zurate gezogen werden, während zur näheren Bekanntschaft mit dem gewählten Aufenthalt gerade das noch nötig war, was wir als Periegese bezeichnen. Es heißt von Chalkis I 28 ... κατεσκεύασται γυμνασίοις, στοαῖς, ἱεροῖς, θεάτροις, γραφαῖς, ἀνδριάσι, τῇ τ’ ἀγορᾳ ..., welche die waren und wo sie lagen, danach mußte man sich anderswo umsehen. Der Stil ist abrupt, aber so prickelnd, daß man nicht annehmen muß (wie Daebritz 484), man habe es mit einer Epitome zu tun (zu Περὶ Νήσων s. nr. 56. 57).
- (Hermeias s. nr. 13.)
- Frg. 2 der Κυμαϊκά des Hyperochos von Kyme (s. Jacoby o. Bd. IX S. 321, vor dem 1. Jhdt. v. Chr.), enthält u. a. λίθου ὑδρίαν ἐν Ἀπόλλωνος ἱερῷ δεικνύουσιν οὐ μεγάλην ... φάμενοι ... Trotzdem scheint das Buch antiquarisch, nicht periegetisch gewesen zu sein.
- (Isidoros s. nr. 19.)
- Obwohl Paus. IX 29 das von ihm benützte Werk des Kallippos von Korinth eine συγγραφή ἐς Ὀρχομενίους nennt und die Gestalt dieses Titels dem entspricht, wie er die Teile seines eigenen Werkes zitiert, deutet nichts auf eine Periegese. Nach Jacobys Ansicht (o. Bd. X S. 1667) stand er sogar ,im Gegensatz zu der wissenschaftlichen Stadtperiegese vom περί-Typus‘. Zeit unbekannt.
- Domitius Kallistratos (Jacoby o. Bd. X S. 1748, wohl 1. Jhdt. v. Chr., Varro benutzte ihn) schrieb Περὶ Σαμοθράκης und Περὶ Ἡρακλείας. Das wörtliche frg. 2 der letzteren Schrift beginnt Tιτιάς, ἥρως ἐγχώριος, ὃν ...; das könnte darauf schließen lassen, daß auf diese Weise einer periegetischen Angabe ein mythischer Exkurs folgte. Die anderen Fragmente bestätigen das nicht, sind aber auch nicht dagegen.
- Das große Werk Περὶ Ἀλεξανδρείας des Rhodiers Kallixeinos (3. Jhdt. v. Chr.), wurde noch von Müller FHG III 55 als ,Alexandriae Perigesis‘ bezeichnet. Diese Ansicht ist jetzt mit Recht aufgegeben (Jacoby o. Bd. X S. 1753).
- (Kriton s. nr. 15.)
- Der Römer C. Licinius Mucianus (gest. zwischen 75 u. 77 n. Chr.; Kappelmacher o. Bd. XIII S. 436) hat ein Werk verfaßt, aus dem Plin. n. h. viele θαυμάσια und geographische Angaben entnahm. Es beruhte zwar auf Autopsie, aber die Fragmente beweisen nicht, daß es eine Periegese war.
- Für eine ,in Versen verfaßte Periegese‘ hält Kalkmann Paus. 145 das Werk eines Lykeas von Argos, der von Pausanias viermal genannt wird, I 13, 8 als ὁ τῶν ἐπιχωρίων ἐξηγητής (ἐν ἔπεσιν). Von den Erwähnungen könnte [740] II 22, 2 auf periegetische Anordnung schließen lassen und II 23, 8 zeigt jedenfalls, daß er sich auf Autopsie berief; aber das konnte eine Nebenbemerkung sein, die er der mythischen Erzählung einflocht. Kroll o. Bd. XIII S. 2266 datiert ihn frühestens ins 3. Jhdt.
- Unter dem Titel Μενεκλῆς καὶ Καλλικράτης ἐν τοῖς Περὶ Ἀθηνών findet sich beim Schol. Aristoph. Av. 395 und bei Suidas ein wörtliches Fragment über den äußeren Kerameikos (FHG IV 449 frg. 3). Harpokration zitiert frg. 5 u. 6 mit Μενεκλῆς ἢ Καλλ. ἐν τῷ Περὶ Ἀθηνῶν, stellt aber frg. 3 auch um Καλλ. ἢ M., wie das Schol. Aristoph. Pax 145 (frg. 4). Daß das Werk eine Periegese war, erweisen die drei wörtlichen Fragmente. Der Doppeltitel läßt auf eine Neubearbeitung schließen (vgl. nr. 27 u. 3, 5. 31. 57). Die erste Abfassung fällt jedenfalls vor 86 v. Chr. (Hanslik o. Bd. XV S. 796). Die Periegese scheint summarisch verfahren zu sein, ohne wissenschaftliche Ansprüche zu stellen; so hat der Abschnitt über die Staatsgräber am Kerameikos wohl nicht viel mehr enthalten, als das frg. 3 bietet; auch in frg. 5 scheint alles enthalten, was über die Hermen gesagt war (dabei auch ein Epigramm). Vielleicht bestand die Schrift nur aus einem Buche, was der Ausdruck ἐν τοῖς συγγράμμασιν zuläßt und der häufigere ἐν τῷ empfiehlt (s. Gurlitt Über Paus. 166 und Pasquali 184).
- Aus dem σύγγραμμα: Τῶν κατὰ τὴν Σάμον ἐνδόξων ἀναγραφή des Menedotos von Samos zitiert Athen. XV 672 a das αἴτιον eines Festes, aus (ἐν τῷ) Περὶ τῶν κατὰ τὸ ἱερὸν τῆς Σαμίας Ἥρας wörtlich über die Pfauen der Hera. C. Müller (FHG III 103) ,doctorum more periegetarum descripsit‘ will wohl nicht einmal periegetische Anordnung behaupten, die durch nichts bewiesen wird. Datierung unsicher (o. Bd. XV S. 901).
- (Metrodoros s. nr. 10. Mnaseas s. nr. 16. Neanthes s. nr. 4. Nikandros s. nr. 1. Nymphodoros s. nr. 17.)
- Das einzige Zitat aus den undatierbaren Σαμιακά des Olympichos FHG IV 466 nennt den Künstler des Heraxoanons und kann so periegetisch erscheinen.
- Das einzige Fragment eines Paiοn von Amathus enthält ... τὸ ἄλσος ... ἐν ᾧ τὸν τάφον δεικνύουσιν (die Amathusier), FHG IV 370, ohne Buchtitel.
(52 a) (Die Τροικά des Palaiphatos, von denen Müller FHG II 339 wie von einer Periegese redet [,opus ... plenum eruditionis periegeticae‘] sind nach Jacoby FGrH I 523 nicht mehr heranzuziehen.) - Für den griechisch-römischen Bildhauer und Kunstschriftsteller Pasiteles (Zeit des Pompeius) läßt sich (Susemihl I 525) ans den Angaben des Plinius ein Titel περὶ ἐνδόξων oder περὶ θαυμασίων κατὰ πᾶσαν τὴν οἰκουμένην ἔργων (in 4 Büchern) herstellen. Topographische Anordnung ist wahrscheinlich.
- (Pausanias, der P., wird hier nicht behandelt.)
- Pausanias der Lakone, nur von Suidas verzeichnet als ἱστορικός, mit den Schriften [741] Περὶ Ἑλλησπόντου, Λακωνικά, (Χρονικά) Περὶ Ἀμφικτιόνων, Περὶ τῶν ἐν Λάκωσιν ἑορτῶν.
- Steph. Byz. zitiert Περὶ Ἀντιοχείας und ἐν τῇ τῆς πατρίδος αὐτοῦ κτίσει eines Pausanias, einige Male auch ohne Titel (FHG IV 467. 471). Const. Porph. de them. p. 4, 12 stellt einen Παυσανίας ὁ Δαμασκηνός unter die Geographen: diese beide hält C. Robert Paus. 271ff. für eine Person und identifiziert diese mit dem P.
- Philostephanos aus Kyrene, der Schüler des Kallimachos, hat neben anderen (Περὶ ποταμῶν παραδόξων usw.) viele Schriften verfaßt mit Titeln wie Περὶ τῶν ἐν Ἀσίᾳ πόλεων, Ἠπειρωτικά, Περὶ Κυλλήνης, Περὶ Νήσων, Περὶ Κύπρου, Περὶ Σικελίας, die C. Μüller FHG III 28 für Teiltitel einer großen ,periegesis geographica et mythologica‘ hält, die nach ihm in drei Hauptabschnitte über Asien, Europa und die Inseln zerfiel. Topographische Anordnung zeigen die reichlichen Fragmente nicht.
- Harpokr. s. Στρύμη zitiert Ἡρακλείδης ἢ Φιλόστρατος ἐν τῷ Περὶ Νήσων (s. nr. 42. 56. 65); das läßt vermuten, daß sich Philostratos stark an einen Vorgänger, dessen Gleichsetzung mit Herakleides ὁ Κριτικός (nr. 42) strittig ist (s. o. Bd. VIII S. 484), entweder stark anlehnte oder ihn überhaupt nur neu bearbeitete (vgl. nr. 49 usw.).
- Phlegon von Tralles schrieb neben anderem nach Suidas auch eine Ἔκφρασις Σικελίας und ein Werk Περὶ τῶν ἐν Ῥώμῃ τόπων καὶ ὧν ἐπικέκληνται ὀνομάτων. Von beiden nichts weiter bekannt.
- (Polemon s. nr. 3.)
- Die zwei einzigen aus Περὶ Κνίδου des Poseidippos bekannten Dinge (FHG IV 483) sind Geschichten um die Knidische Aphrodite des Praxiteles.
- (Praxiteles s. nr. 8. Protagoras s. nr. 9.)
- Ein Satyros, den Jacoby FGrH I 4528 mit dem Peripatetiker gleichzusetzen neigt, schrieb Περὶ δήμων Ἀλεξανδρείων (ἱστορῶν τοὺς δήμους Ἀλεξανδρέων heißt es im einzigen Zitat), was man nach den ähnlichen Schriften über Athen als Periegese auffassen könnte. Das Fragment bestätigt das nicht, sondern zählt nach der langen Genealogie der Ptolemäer nur eine Reihe von Phylen auf (s. auch Gudeman u. Bd. II A S. 235 Nr. 18).
- Semos von Delos, von Suidas γραμματικός genannt, schrieb Περίοδοι, Περὶ Πάρου, Περὶ Περγάμου (Περὶ Παιάνων) und eine Δηλιάς (Δηλιακά Harpokr.). Jacoby u. Bd. II A S. 1357, der ihn ,nicht gern weit ins 3. Jhdt. hinaufrücken‘ will, bezeichnet ihn als ,Antiquar und P.‘ und hält ihn für wissenschaftlich solid (gegen Periegese Pasquali 184).
- (Sokrates nr. 14.)
- Wegen seiner Schrift Περὶ Ἀθηνῶν mag auch der undatierbare Staphylos von Naukratis (o. Bd. III A S. 2149) erwähnt werden (Bencker 41 ,spätestens ins 1. Jhdt. v. Chr.‘).
- Telephanes (Zeit unbestimmt, u. Bd. V A S. 360). Wenn der Titel Περὶ ἄστεος wirklich [742] so lautete, darf man versucht sein, auf eine Periegese zu schließen.
- (Telephos s. nr. 20. Themison s. nr. 7. Theophilos s. nr. 18.)
- Das wörtliche frg. 2 FHG IV 522 der Σκυθικά (oder Περὶ Σκυθῶν) des Timonax beginnt ,Δείκνυνται παρὰ τὸν παράπλουν ...‘, aber es zeigt sich, daß nicht von den Örtlichkeiten, sondern von der Erzählung der Argonautenfahrt ausgegangen wurde.
- Neben Χρόνοι schrieb ein Xenagoras jedenfalls vor Dion. Hal. Περὶ Νήσων, FHG IV 527 (vgl. nr. 47 usw.).
- Xenion, Κρητικά oder Περὶ Κρήτης, wird nur von Späteren zitiert. Das wörtliche Fragment 14 erlaubt, auf eine kurzgefaßte Periegese zu schließen, aber frg. 1 sagt τὰς ἑκατὸν πόλεις τῆς Κρήτης κατ' ὄνομα λέγει, was vielleicht heißen soll, daß die Städte katalogartig aufgezählt waren.
- Von einem Xenophon aus Ephesos wird von Suidas (FHG III 102) nur der Titel Περὶ τῆς πόλεως Ἐφεσίων angegeben.
- Von Zoilos Homeromastix ist nur der Titel Περὶ Ἀμφιπόλεως überliefert.
Von diesen 68 Nummern sind kaum mehr als 10 mit Sicherheit für eine Geschichte der Peritgetik brauchbar und selbst bei diesen bleibt Entscheidendes fraglich. Wir begnügen uns deshalb damit, zu betonen, daß die Grammatiker sich stark an dieser Literatur beteiligt zu haben scheinen (9) und daß mehrere Schriften (s. nr. 3. 5. 31. 27. 49. 57) vielleicht in einer, wer weiß der wievielten, Umarbeitung oder Neuauflage benutzt wurden, mit denen wir bis in byzantinische Zeit gelangen.
Literatur. C. Müller FHG 679–689 verzeichnet, ohne Geschichtsschreibung und Periegese zu scheiden, die Schriftsteller nach den Landschaften, die ihre Buchtitel nennen. Hitzig-Blümner geben im Kommentar ihrer Pausaniasausgabe 1896ff. vor jedem λόγος die einschlägigen Werke an. Außerdem: L. Preller Polemonis Fragmenta, Lips. 1883, wo cap. III 153–199 betitelt ist ,De historia atque arte periegetarum eiusque artis cum ceteris litteris, maxime cum arte grammatica conjunctione‘. Gurlitt Über Pausanias 1890, 69f. Max Bencker Der Anteil der Periegese an der Kunstschriftstellerei der Alten, Diss. Münch. 1890 (seine Trennung von Ortbeschreibung und Periegese nehme ich nicht an, da sie dazu führt, selbst die ,Periegese von Hawara‘ auszuschließen). G. Pasquali Die schriftstellerische Form des Pausanias, Herm. XLVIII 161–223.