BLKÖ:Seidan, Wenzel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 33 (1877), ab Seite: 330. (Quelle) | |||
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Saidan, Wenzel (Medailleur, geb. zu Prag im Mai 1817, gest. zu Wien 29. März 1870). Sein Vater, ein geachteter Prager Bürger und geschickter Graveur, ließ den Sohn sorgfältig erziehen, sorgte für einen guten Unterricht durch tüchtige Lehrer und den Besuch anerkannt vorzüglicher Lehranstalten. So vorbereitet bezog er die Prager Kunstakademie, an welcher er sich vom 12. bis 18. Jahre ausbildete. Nachdem er sich daselbst im Zeichnen vervollkommnet, begab er sich nach Wien, wo er sich im Bossiren, Modelliren und, mit dem Grabstichel übte und in kurzer Zeit solche Fortschritte in der Kunst machte, daß er wiederholt für seine plastischen Arbeiten und gravirten Medaillen mit ehrenvoller Anerkennung oder mit Preisen ausgezeichnet wurde. Als er 1841 auf die Waffenthat des Erzherzogs Friedrich bei Saida eine gelungene Medaille vollendet hatte, verlieh Kaiser Ferdinand dem jungen hoffnungsvollen Künstler ein Stipendium, das ihn vorderhand vor aller Sorge schützte und ihn in den Stand setzte, sich in seiner Kunst noch ferner auszubilden. Nach drei Jahren ging er als kais. Pensionär nach Rom. Auf dieser Reise, welche er im Frühling 1845 antrat, ging er über Venedig nach Florenz, dann nach Rom und von dort nach Neapel, worauf er die bedeutenderen Städte Siciliens kennen lernte, mit allem Eifer die öffentlichen Kunstwerke und Sammlungen besuchte, sorgfältige Studien für seine Zwecke [331] machte, und sich so immer mehr und mehr und in gediegendster Weise für seine Kunst ausbildete. Der Aufgabe jedes kais. Pensionärs, von Zeit zu Zeit als Proben seines Talentes und seines Eifers Arbeiten in die Residenz zu senden, nachkommend, schickte er im Jahre 1847 zwei Medaillen auf die damals meistgefeierten Künstler und Vertreter der christlichen Kunst, Cornelius und Overbeck, erstere mit der sehr bezeichnenden Umschrift: Ars non Artes!1681 Seine Leistung fand so warme Anerkennung, daß ihm Kaiser Ferdinand ein Geschenk von tausend Gulden, König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen aber die große Medaille für Kunst und Wissenschaft sandte. Nachdem er nun Italiens Städte und ihre Kunstschätze besucht und kennen gelernt, begab er sich im Jahre 1847 von Rom nach Paris, wo er seine Kunststudien auf das Eifrigste fortsetzte. Dort erreichte ihn über Veranlassung des Directors der Prager Kunstakademie, Christian Ruben, der Auftrag, zur bevorstehenden Feier des fünfhundertjährigen Bestandes der Prager Hochschule eine einsprechende Medaille auszuführen. Mitten in dieser Arbeit unterbrach ihn im Februar 1848 der Ausbruch der Revolution, so daß er genöthigt war, mit seinem Freunde, dem Maler Rahl, Paris zu verlassen und sich einstweilen nach Wien zu verfügen. Nach kurzem Aufenthalte daselbst reiste er nach Prag in der Absicht, dort seinen bleibenden Aufenthalt zu nehmen, als er aber inne wurde, daß er hier das ausreichende Gebiet für seine Kunstthätigkeit kaum finden würde, übersiedelte er nach Wien und blieb daselbst bis zu seinem Ableben. Bald nach seiner Ankunft in Wien wurde auch da der Künstler gewahr, daß die Zeitverhältnisse aller Kunst und so auch der seinen, die eben zunächst auf Förderung von Seite des Staates und die Unterstützung reicher Kunstfreunde und Mäcen angewiesen ist, nichts weniger als günstig sich gestalten. Nichtsdestoweniger ließ S. sein Ziel nicht aus dem Auge und vollendete während seines Wiener Aufenthaltes eine stattliche Anzahl, mitunter höchst gelungener Gedächtnißmünzen, deren bedeutendste hier in chronologischer Folge aufgezählt werden. 1848: „Auf die Feier der fünfhundertjährigen Bestehens der Prager Universität“; – „Auf den Banus von Croatien, Grafen Jelacic, im Auftrage der Slowanska lipa“; – „Auf die Verleihung der Verfassung durch Kaiser Ferdinand“; – 1849: „Auf die Schlacht bei Temesvar;“ – „Auf den Heldentod des Generals Hentzi“; – 1850: „Auf den Tod des Grafen Stephan Szechenyi“; – 1851: „Auf die Eröffnung der Eisenbahn von Prag nach Dresden“; – 1852: „Auf den Tod des Dichters J. Kollar“; – „Auf die Ankunft des Kaisers in Prag“; – 1853: „Auf die Rettung des Kaisers Franz Joseph aus meuchlerischer Mörderhand“; – „Auf die Feier des hundertjährigen Bestandes der orientalischen Akademie in Wien“; – „Auf die Reise des Kaisers durch Böhmen“; – „Auf die Vermälung des Kaisers Franz Joseph“; – „Auf die Vollendung des Giebels des Wiener St. Stephansdomes“; – 1857: „Auf die Wiener Stadterweiterung“; – „Auf die Stiftung des Maria Theresien-Ordens“; – 1858: „Auf die Geburt des Kronprinzen Rudolph“; – „Auf die Enthüllungsfeier des Prager Radetzky-Denkmals“; – 1859: „Auf die Installation des Wyssehrader Propstes V. Ruffer“; – „Die Preismedaille für die landwirthschaftliche und Gewerbe-Ausstellung g. J. in Wien“; – 1860: „Zur Feier des fünfhundertjährigen Bestandes der Prager Scharfschützen“; – „Zur siebenten Säcularfeier des Stiftes Bernhard in Prag“; – 1861: „Zu Ehren des Historikers Franz Palacky“; – „Auf den [332] der Tod des Patriarchen Rajacic“; – „Auf die Eröffnung des österreichischen Reichsrathes“: – 1863: „Auf die Zusammenkunft der deutschen Fürsten in Frankfurt a. M.“; – 1864: „Auf die Vereinigung der Fürstenthümer Schleswig und Holstein“'. – 1865: „Auf das Erscheinen des kais. Patentes vom 30. September 1865“; – „Zu Ehren des Erlauer Erzbischofs Bartakovicz“; Erinnerungsmedaille auf die Versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte in Pressburg“; – 1866: „Eine zweite auf die Versammlung der ungarischen Naturforscher und Aerzte in Rima-Szombath“; – 1867: „An den Wechsel der Regierung in Montenegro“; – „Erinnerungsmedaille auf den Naturforscher Purkynje“; – „Auf die Krönung des Kaisers Franz Joseph zum König von Ungarn“. Außer den genannten noch mehrere andere größere und kleinere Gedächtnißmünzen und Medaillen, so z. B. für verschiedene Gesangsvereine und andere Gesellschaften, zu Ehren einzelner Persönlichkeiten, wie Rubes, Wenzel Hanka, P. Šafařik, Karl Havliček, Comenius u. s. w. In seinen späteren Jahren hatte der Künstler das Unglück, daß sein rechter Arm erlahmte, so daß er sich genöthigt sah, sich andere Subsistenzquellen zu eröffnen, was ihm bei seinem ausgesprochenen Kunsttalente nicht schwer fiel. Er wandle sich nun der Kunstindustrie zu und leistete auch auf diesem Gebiete Verdienstliches. Es gelang ihm mehrere glückliche Erfindungen zu machen, unter denen das Pressen von lackirten Firmatafeln mit beweglichen Lettern und Verzierungen, ein Verfahren, welches in der Wiener Emailtechnik vielfache Verwendung fand, besonders hervorzuheben ist. Dasselbe fand auf der Londoner internationalen Weltausstellung von 1862 Anerkennung und W. Seidan, den für seine Erfindung ein Privilegium genommen hatte, wurde für die Originalität und Nützlichkeit der Erfindung, Buchstaben und Formen in Metall zu prägen, mit der Medaille ausgezeichnet. Der Tod, der ihn in der Vollkraft seines Lebens, im Alter von 53 Jahren, hinraffte, unterbrach vor der Zeit sein reges mannigfaltiges künstlerisches Wirken.
Seidan, öfter auch:- Bohemia (Prager polit. und belletrist. Blatt. 4°.), 1849, Nr. 40 und 1870, Nr. 79. – Militär-Zeitung (Wien, 4°.) 1858, Nr. 48. – Frankl (Ludw. Aug. Dr.). Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) VI. Jahrg. (1847). – Neue freie Presse 1865, Nr. 307. – Dieselbe 1870, Nr. 2033. – Allgemeine Theater-Zeitung. Herausgegeben von Adolph Bäuerle (Wien, gr. 4°.) 1858, Nr. 170. – Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 287. – Prager Morgenpost 1860, Nr. 220. – Libussa, Almanach. Herausgegeben von Klar (Prag und Leipzig, 12°.) 1859, S. 323, in Kandler’s Biographie von Proschko.