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Meyers Blitz-Lexikon/St

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Shackleton bis S.S.S.R. Meyers Blitz-Lexikon (1932) des Bibliographischen Institutes
S.t. bis Szyila
Taaffe bis Tyrtäus
Verzeichnis der Tafeln, Karten und Übersichten · Verzeichnis der häufigsten Abkürzungen
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[611–612] s. t. = sine tempore, „ohne akadem. Viertelstunde“, pünktlich.

S. T. = salvo titulo, mit Vorbehalt des Titels; sine titulo, ohne Titel.

St., Abk. für Sanctus, Sankt, Saint.

Staaken, Ort in Groß-Berlin, bei Spandau; Flugplatz.

Staat, Vereinigung v. Menschen unter einer höchsten Gewalt. Zum modernen S. gehören: ein Gebiet (S.sgebiet, Territorium), eine Vielheit v. Menschen (S.sangehörige, S.s-bürger, Untertanen) u. eine zus.fassende oberste Gewalt (S.sgewalt, S.shoheit, Souveränität).

S.sformen. Der S. ist Inhaber d. S.sgewalt und wird durch verfassungsmäßige Organe vertreten (Persönlichkeitstheorie). Einsetzung der Organe u. Ausübung der S.sgewalt durch sie regelt die S.sverfassung (Konstitution). Träger der S.sgewalt sind (nach Aristoteles) entweder: ein einzelner (Monarchie, die zur Tyrannei werden kann), d. durch Wahl (Wahlmonarchie) oder Erbfolge (Erbmonarchie) auf den Thron gelangt; oder mehrere „Erste“ od. „Beste“ (Aristokratie; Extrem: Oligarchie); od. das ganze Volk (Demokratie; Extrem: Ochlokratie [Pöbelherrschaft]). Aristokratie u. Demokratie sind Unterarten der Republik (Freistaat). In d. Neuzeit unterscheid. man bes. zwei S.sformen: Monarchie u. Republik.

Staatsangehörigkeit, staatsrechtl. Zugehörigkeit einer Person zu einem Staat, einem Staatsvolk. Erwerb nach dt. S.sgesetz durch Abstammung, Legitimation unehel. Kinder (durch Ehe od. Ehelichkeitserklärung), Eheschließung, Aufnahme (eines Deutschen, der die S. verloren hat), Einbürgerung (Naturalisation) eines Ausländers; Verlust u. a. durch Erwerb einer ausländ. S., Eheschließung.

StaatsanleihenStaatsschulden.

Staatsanwalt hat die bei den Behörden eingehenden Anzeigen über Vergehen gegen die Strafgesetze zu prüfen u. gegebenenfalls Anklage zu erheben. Im Strafprozeß ist er öffentl. Ankläger.

Staatsanwaltschaft, die z. Verfolgung strafbarer Handlungen zuständ. Justizbehörde, ist verpflichtet, wegen aller gerichtl. strafbaren Handlungen einzuschreiten, sofern zureichende tatsächl. Anhaltspunkte vorliegen (Legalitätsprinzip).

Staatsbanken, Banken öff. Rechts, unter staatl. Leitung, bes. zur Erledigung der Kassen- u. Anlagegeschäfte des Staats, z. B. Preuß. Staatsbank (Seehandlung), Berlin, Bayer. Staatsbank, München, Sächs. Staatsbank, Dresden, Thür. Staatsbank, Weimar. Die dt. Reichsbank ist keine S.

Staatsbankrott, Unfähigkeit od. Weigerung eines Staats, seine Verbindlichkeiten zu erfüllen, kommt als Zahlungsverweigerung (Repudiation) od. als vorübergehende Zahlungseinstellung bzw. Zinsherabsetzung (Konversion) vor.

Staatsbürgerkunde, Lehre v. den wechselseitigen Rechten und Pflichten v. Staat u. Bürger.

Staatsexamen, staatlich vorgeschriebene Prüfung, Voraussetzung zur Ausübung eines Berufs, der eine staatlich anerkannte Ausbildung verlangt.

Staatsgerichtshof entscheidet üb. Verfassungsstreitigkeiten u. Ministeranklagen. Das Ges. v. 9. 7. 1921 schuf den jetzt (1931) bestehenden S., der dem Reichsgericht angegliedert ist. Vors. ist der Reichsgerichtspräs.

Staatshaushalt, Finanzwirtschaft d. Staats.

Staatskirche: Kirche ist staatl. Anstalt; nach Art. 137 RV. besteht in Dtschl. keine S. mehr.

Staatslehre, Untersuchung der allen Staaten gemeinschaftl. Wesenszüge.

Staatsministerium, oberste vollziehende u. leitende Staatsbehörde.

Staatspapiere, Urkunden über Forderungen der Staatsgläubiger (Staatsanleihen; auch Papiergeld, Kassenscheine).

Staatsphilosophie, philosoph. Behandlung des Staats, seines Wesens u. seiner Funktionen. Plato: Idealstaat (3 Stände: Regierende, Krieger, Handarbeiter). Augustinus unterscheidet die menschl. Gemeinschaften als irdische u. göttl. Staaten. Thomas v. Aquino ordnet die Kirche d. Staat über. Machiavelli argumentiert für absolute Gewalt des Herrschers. Nach Kant ist der Staat die Rechts-Einheit e. Menschenmenge.

Staatspräsident, gewähltes Oberhaupt in Republiken, z. B. Frankreich, Tschechoslowakei, Polen; im Dt. Reich in Württemberg, Baden und Hessen Bez. des Min.-Präs.

Staatsqualle.

Staatsquallen, schwimmende Tierstöcke, deren Einzeltiere oft so stark umgewandelt sind, daß sie wie Organe erscheinen, z. B. Segelqualle, Staatsqualle.

Staatsrat, dem Reichsrat ähnl. Staatsorgan in Preußen zur Vertretung der Provinzen bei Gesetzgebung u. Verwaltung; in Thüringen Regierungsmitglied ohne Portefeuille neben den Staatsmin.; früher auch Titel.

Staatsrecht, im weitern Sinn Verfassungs- u. Verwaltungsrecht, im engern Sinn nur Verfassungsrecht, d. h. die in der Verfassung u. ihren unmittelbaren Ausführungsgesetzen enthaltenen Vorschriften.

Staatsreligion, die v. einem Staat allein gepflegte od. bevorzugte Religion.

Staatsschatz, in frühern Zeiten gebildet, um Reserven für Kriegs- u. andre unvorhergesehene Fälle zu schaffen.

Staatsschuldbuch, amtl. Register zur Verzeichnung v. Anleiheschulden, über die keine Schuldverschreibungen ausgestellt sind, geeignet für dauernde Kapitalanlage.

Staatsschulden (Öffentl. Schulden) entstehen durch Inanspruchnahme des öff. Kredits. Die S. sind öff.-rechtl. Schulden, d. h. Kündigung, Tilgung usw. erfolgen nicht nach den Grundsätzen des bürgerl. Rechts. Man unterscheidet schwebende Schulden (kurzfristige S. ohne festen Tilgungs- u. Verzinsungsplan) u. fundierte Schulden (langfristige, auf Grund eines genauen Verzinsungs- und Tilgungsplans aufgenommene S.). Die schwebenden Schulden werden aufgenommen in Form von Schatzanweisungen od. durch Ausgabe v. Papiergeld. Die fundierten Schulden (Staats-, Kommunalanleihen) können Tilgungsschulden, Rentenschulden, Prämien- (Lotterie-) Anleihen oder Zeitrenten (Annuitäten) sein. Die Schuldentilgung kann dch. Tilgungskassen (Amortisationskassen) erfolgen od. durch freie Tilgung; bei Staatsbankrott werden die S. ganz oder teilweise gestrichen.

Staatssekretär, bis 1919 der dem Reichskanzler unterstellte Chef eines Reichsamts, jetzt Titel des ersten Beamten eines Reichsministeriums.

Staatssozialismus, im allgemeinen die vom Staat unternommenen Versuche zur Durchführung des Sozialismus.

Staatsstreich, gewaltsame Verfassungsänderung durch den Inhaber der Staatsgewalt: „Revolution v. oben“.

Staatsvermögen = Vermögen, öffentliches.

Staatswissenschaften, die Wissenschaften, deren Erfahrungsobjekt der Staat ist: Staatsphilosophie, Soziologie, Staatsrecht, Völkerrecht, Verwaltungsrecht, Geschichte, Statistik, Finanzwissenschaft, Nationalökonomie, Agrar-, Handels-, Gewerbe- u. Sozialpolitik.

Stab, zum Kommando eines Truppenteils gehörende Personen.

Stabat mater (dolorosa) („stand die Mutter [voller Schmerzen]“), Karfreitagshymnus.

Stabbauten: Norwegische Stabkirche.

Stabbauten, norw. Bauten aus stabförmigen Rundhölzern.

StabheuschreckenGespenstheuschrecken.

Stabiae, kampan. St., nordö. Castellammare, 79 n. Chr. mit Pompeji v. Vesuv verschüttet.

Stabil, beständig, standfest; ↑ Gleichgewicht.

Stabilisierung, Wiederherst. eines festen garantierten Verhältnisses zw. Geldwert u. einem Gut, meist Gold od. Silber.

Stabilität, Beständigkeit, Unveränderlichkeit; Standfähigkeit.

Stabkarte von den Marshall-Inseln.

Stabkarten, Seekarten der Marshall-Insulaner für weite Seefahrten (aus Kokosblattrippen).

StabreimAlliteration.

Stabsapotheker, Militärapotheker (Hauptmannsrang).

Stabsarzt, Sanitätsoffizier (Hauptmannsrang).

Stabsgefreiter, -offiziereReichsheer.

Stabspringen, leichtathletische Übung als Hoch- und Weitsprung mit dem 4 m langen Holz-, Eisenrohr- oder (meist) Bambusstab. ↑ Taf. II Sp. 696.

Staccato, musikal. Vortragsbezeichnung: „abgerissenes“, stoßart. Hervorbringen der Töne.

Stachelbeerspanner, Schmetterling, 4 cm br., Raupen an Beerensträuchen, Pflaumen-, Aprikosenbäumen; ↑ Taf. Sp. 697.

Stachelbeerstrauch [613–614] (Ribes grossularia), Steinbrechgewächs, 1,50 m, wild in Wäldern.

Stachelhäuter, meist fünfstrahlig-radiär gebaute Tiere, Meeresbewohner, Haut mit Kalkeinlagerungen: Haarsterne, Seegurken, Seeigel, Seesterne, Schlangensterne. ↑ Taf. „Zoologie“.

Stachelschwamm, eßbarer Pilz, fleischig; ↑ Taf. Sp. 520.

Gemeines Stachelschwein.

Stachelschweine, Nagetiere mit starken Stacheln, Grabklauen. Gemeines S., 65 cm, in Mittelmeerländern.

Stade, nordhannov. St., 14 000 E.

Staedelsches Institut, bed. städt. Kunstmuseum in Frankfurt a. M.

Stadion,

1) grch. Wegmaß; das olymp. S. = 192,27 m, das kgl. S. (seit 1836) = 1 km.
2) Im alten Griechenland 600 Fuß lange Wettlaufbahn; heute Wettkampfanlagen für Sport u. Spiel mit Fußballfeldern, Laufbahn aus Aschenmischung (Aschenbahn), Wurfplätzen, Sprunganlagen, Turngeräten usw. ↑ Taf. II Sp. 696.

Stadium, Zustand, Entwicklungsstufe.

Stadler, Ernst, expressionist. Lyriker, 1883–1914 (gefallen); „Der Aufbruch“.

Stadtamhof, bis 1924 St., seitdem Teil v. Regensburg.

Städte, Gemeinden mit Stadtverfassung, ausgestattet mit größerer Selbständigkeit als die Landgemeinden. Verfassungsarten: Magistratsverfassung (in Preußen außer Rheinprov.) mit kollegialem Gemeindevorstand (Bürgermeister u. Stadträten), dessen Mitwirkung neben der Stadtverordnetenversammlung zum Erlaß von Gemeindebeschlüssen notwendig ist (Zweikammersystem); Bürgermeisterverfassung (in Rheinprov.): ein einziger leitender Beamter, der zugleich Vors. der Gemeindevertretung ist (Einkammersystem); Stadtratsverfassung (Bayern seit 1927), wo alle Befugnisse einer einzigen kollegialen Körperschaft (Stadtrat) zustehen, der der Bürgermeister u. die berufsmäßigen Stadträte mit vollem Stimmrecht angehören. Spitzenverbände: Deutscher S.tag (↑ Städtetag, Deutscher) und Reichsstädtebund.

In Deutschland entstanden die ersten S. aus Römerlagern (an Rhein, Donau). Neue S.gründungen bes. im 11. Jh. („Heinrich der S.bauer“). Im MA hatten einzelne S. große wirtschaftl. und polit. Machtstellung (S.bünde, z. B. Hanse). Reichs-S. waren reichsunmittelbar, im Gegensatz zu den Land-S., die den Territorialherren unterstanden.

Städtetag, Deutscher, Berlin, Verband dt. Städte u. Städteverbände zur Förderung seiner Mitglieder (1930:1226 Mitgl.).

Stadthagen, St., Schaumb.-Lippe, 7300 E.

Stadtkreise, größere pr. Städte, die auf Grund besondern Gesetzes eignen Verwaltungsbezirk bilden (neben Landkreisen).

Stadtrat, Magistratsmitglied (↑ Städte).

Stadtschaften, den Landschaften nachgebildete öff. Kreditanstalten in Preußen, von Haus- u. Grundbesitzerorganisationen geschaffen. Zusammenschluß zur Preuß. Zentralstadtschaft.

Germaine v. Staël-Holstein.

Staël-Holstein, Germaine Baronin v., frz. Schriftst., 1766–1817; „De l’Allemagne“, Rom.: „Corinne“.

Stafette (Staffel), in Abständen voneinander aufgestellte Läufer, Reiter, Radfahrer usw., die beim S.nlauf (Eilbotenlauf) usw. einen Stab od. dgl. einer dem andern weitergeben. Bei Gegenüberstehen d. Läufer u. Hin- u. Herlaufen: Pendelstaffel.

Staffa, Hebrideninsel, berühmte Basalthöhlen mit Grottenbildung (Fingalshöhle).

Staffage, Bereicherung v. Landschaftsbildern durch Menschen oder Tiere.

StaffelStafette. Milit.: Teil der Munitionswagen nahe feuernden Batterien, auch Formation für den Nachschub; mehrere Flugzeuge unter gemeinsamem Befehl.

Staffelanleihen, Anleihen mit nach Jahren fallenden Zinssätzen (pr. S. v. 1908: 4% – 33/4% – 31/2%).

Staffelei, Gestell zum Aufstellen des zu malenden Bildes.

Staffelrecht = Stapelrecht.

Staffelstein, oberfränk. St., 2000 E, am Staffelberg, 539 m; nahebei Schloß Banz u. Kloster Vierzehnheiligen.

Staffeltarif, Steuertarif, bei dem das steuerpflichtige Einkommen od. Vermögen in einzelne Stufen zerlegt u. für jede Stufe ein bes. Steuersatz festgelegt wird.

Stafford, westengl. St., 29 000 E.

Stag, Tau zum Halten von Masten u. Stengen.

Stagnation, Versumpfung; Stockung. Stagnieren, stillstehen; versumpfen.

Stahl, schmiedbares ↑ Eisen.

Stahl, Friedrich Julius v., Rechtsphilos., konserv. Staatsrechtslehrer, Politiker, 1802–61.

Stahlberg, Kaarlo, *1865; 1919–1925 erster finn. Staatspräs.

Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten, 1919 gegründeter Wehrverband. Bundesführer: Franz Seldte, Oberstleutnant a. D. Duesterberg.

Stahlhof, 1473–1866 hanseat. Faktorei in London.

Stahlkammer (Tresor), feuer- u. diebessicheres Panzergewölbe der Banken.

Stahlstich, Abdruck einer in Stahlplatte vertieft gestochenen Zeichnung; auch dieses Verfahren.

Stalagmiten, Kalkabscheidungen i. Zapfenform an Höhlendecken.

Stalaktiten, an d. Tropfstellen entstandene Säulen des Höhlenbodens.

Josef Stalin.

Stalin, Josef (eigtl. Djugaschwili), *1879, Georgier, schloß sich früh dem Bolschewismus an, beherrscht seit Lenins Tod (1924) als Generalsekretär der Partei die sowjetruss. Politik diktatorisch.

Stalin, St. im O der Ukraine, 106 000 E; Eisenverhüttung.

Stalingrad, ostruss. St., an der Wolga, 148 000 E; bed. Handel.

StälleTaf. Sp. 312.

Stambha, indische Säule, ↑ Indische Kunst.

Stambolinski, Alexander, bulg. Staatsmann, *1878, Ententefreund, führte 1919–23 Agrarreform durch, 10. 6. 1923 ermordet.

Stambul = Konstantinopel.

Stamitz, Johann, Komponist, Dirigent, 1717–57; Symphonien, Violinkonzerte.

StammbaumStammtafel.

StammesgeschichteEntwicklungsgeschichte.

Stammgüter, Familiengüter des Adels, deren Vererbung, Veräußerung u. Belastung durch Hausgesetz od. Observanz in best. Weise beschränkt sind; sind nach Art. 155 RV. aufzulösen.

Stammler, Rudolf, Rechtslehrer und Rechtsphilosoph, *1856, Prof., Berlin.

Stammrolle, Aushebungsverzeichnis d. Militärpflichtigen; Liste der Mannschaften einer Kompanie usw.

Stammtafel, Übersicht der männl. Nachkommenschaft u. deren Töchter eines Menschenpaares. S. in Form eines Baumes: Stammbaum.

Stamp, Sir Josiah, engl. Volkswirt u. Industrieller, *1880; engl. Vertreter im Dawesausschuß der Reparationskommission u. auf der Pariser Reparationskonferenz von 1929.

Stampfen, Bewegung eines Schiffes um Querachse.

Stampfer, Friedrich, *1874; seit 1902 Hauptschriftleiter des „Vorwärts“, seit 1920 M. d. R. (Sozialdemokrat).

Standard, Maß, Richtschnur; Münzfuß.

Standardwerk, klassisches, führendes Werk.

Standarte, früher kaiserl. Reichsbanner; Kavalleriefahne.

Stände, organ. Gliederungen in einem Volkskörper auf Grund von berufl. od. traditionellen Gemeinsamkeiten im Unterschied zur Klasse.

Stander, kurze, dreieckige od. ausgezackte Flagge.

Ständerat, Vertretung der schweiz. Kantone (44 Mitgl., je 2 auf den Kanton).

Standesbeamter, zur Beurkundung v. Geburten, Heiraten od. Sterbefällen v. Staat bestellter Beamter.

Standesherren, ehem. reichsunmittelbare u. reichsständ., fürstl. u. gräfl. Familien, die 1808 mediatisiert wurden; Vorrechte dch. RV. beseitigt.

Ständiger Internationaler Gerichtshof (Weltschiedsgerichtshof), Haag, Statut am 13. 12. 1920 von der Völkerbundsversammlung beschlossen; 15 Richter, v. Völkerbundsversammlung und Völkerbundsrat in getrenntem Wahlgang ohne Rücksicht auf Staatsangehörigkeit gewählt. Der S. ist zuständig:

1) zur Entscheidung von Streitsachen, die ihm von den Parteien oder gemäß Verträgen unterbreitet werden;
2) zur Begutachtung von Streitfragen, die ihm von Völkerbundsrat oder Völkerbundsversammlung vorgelegt werden.

Ständige Tarifkommission, Gemeinschaft aus Vertretern der dt. Eisenbahnen und einem Ausschuß der Verkehrsinteressenten zwecks Fortbildung des Personen- u. Gütertarifs.

Stanford, Sir Charles Villiers, engl. Komponist, 1852–1924; Opern, 6 Symphonien, „Irische Rhapsodien“.

Stange, die Hälfte des Geweihes.

Stangenpferde, an der Deichsel gehende Wagenpferde.

Stanislaus I., Leszczynski, 1677–1766; 1704 poln. König, 1735 Herzog v. Lothringen.

Stanislaus, christl. Heiliger, Landespatron Polens, 1030–79.

Stanislawskij, Konstantin (eig. Alexejew), russ. Schauspieler und Theaterleiter, *1863; Mitbegründer (1898) des „Moskauer Künstlertheaters“.

Henry M. Stanley.

Stanley, Henry Morton (eig. John Rowlands), engl. Afrikareisender, 1841–1904; erforschte das Kongogebiet.

Stanleyfälle, Wasserfälle im Unterlauf des Kongo (Abb. ↑ Kongo).

Stanniol (Zinnfolie), in dünne Blätter ausgewalztes Zinn; zum Verpacken.

Stanowojgebirge, im russischen Fernöstl. Gau, bis 2500 m.

Stantepede, „stehenden Fußes“, sogleich.

Stanze,

1) Wohnung, Zimmer; „Stanzen Raffaels“, die von diesem und seinen Schülern ausgemalten Räume des Vatikans;
2) achtzeilige Strophe (Ottave rime), mit der Reimstellung a b a b a b c c

[615–616] (gleiche Buchstaben bezeichnen Zeilen mit gleichem Reim).
Stapel,

1) in best. Ordnung vollzogene Anhäufung v. Gegenständen zwecks Lagerung;
2) in Trocken- u. Schwimmdocks mechanisch verstellbare, gußeiserne Klötze, auf denen Schiffe erbaut od. ausgebessert werden; daher S.lauf;
3) Faserlänge d. Spinnstoffe.

Stapel, Wilh., *1882; Hrsg. der Ztschr. „Dt. Volkstum“.

Stapelia.

Stapelia (Aaspflanze), Fettpflanzen des Kaplandes, mit vier- od. fünfkantigen, fingerdicken Stengeln.

Stapelrecht (Stapelfreiheit, Niederlags-, Staffelrecht), früher Recht mancher Städte, daß fremde Kaufleute ihre mitgeführten Waren zum Verkauf ausstellen mußten; im 19. Jh. beseitigt.

Staphylokokken, traubenförmig angehäufte Bakterien, Eitererreger, u. a. Ursache v. Furunkeln.

Staphylom, stellenweise Ausbuchtung der Augenhäute infolge v. Entzündungen, Verletzungen (nach vorn), bei hochgradiger Kurzsichtigkeit (nach hinten).

Stapß, Friedrich, Kaufmann, *1792, nach einem Attentat auf Napoleon I. 1809 erschossen.

Star,

1) „Stern“, Bühnengröße;
2) Augenkrankheiten: grauer S., Linsentrübung, bes. im Alter; grüner S. (Glaukom), Erhöhung des innern Augendrucks, führt zur Erblindung.


Gemeiner Star.

Star, Singvogel, 21 cm, schwarz mit Metallschimmer, nach Mauser hellgetüpfelt.

Stargard, pomm. St., östl. Stettin, 33 000 E.

Starhemberg,

1) Ernst Rüdiger, Graf, 1638–1701; Verteidiger Wiens gegen die Türken 1683;
2) Ernst Rüdiger, Fürst, *1899; 1930 u. 1931 Führer der österr. Heimwehr, 1930 Innenmin.

Stark, Johannes, Physiker, *1874.

Stärke, im Pflanzenreich weitverbreitetes Kohlehydrat; bildet mit heißem Wasser Kleister, unter Druck lösl. S., trocken erhitzt Dextrin, mit verdünnten Säuren, auch mit Fermenten Dextrin u. Traubenzucker; gewonnen aus Kartoffeln, Weizen, Reis, Mais durch Waschprozesse.

Starkenburg, hess. Prov., 3028 qkm, 634 621 E; Hptst. Darmstadt.

Starkstromtechnik (↑ Tafel Sp. 728), Gebiet der Elektrotechnik, das sich mit der möglichst verlustlosen Übertragung u. Umformung elektr. Energie beschäftigt. Formen elektr. Energie:

1) Gleichstrom. Die wirksame EMK (elektromotor. Kraft) u. der Strom sind immer gleich gerichtet. Verwendung in Netzen kleinern Umfangs.
2) Wechselstrom. Die EMK (Sp) ändert sich sinusförmig (wellenförmig; ↑ Abb. 1), ebenso der Strom (Str). Eine volle Welle heißt eine Periode. Periodendauer fast immer 1/50 sek, d. h. die Frequenz beträgt 50 Hertz (Perioden in 1 sek). Stromänderung u. -wechsel erfolgen daher so schnell, daß für Abnehmer unbemerkbar. Alle Instrumente u. Apparate richten sich nach dem Effektivwert mit etwa 70% des Höchstwertes der Welle. Wenn die Änderungen v. Strom u. Spannung gleichzeitig (gleichphasig) verlaufen, gilt auch hier Leistung gleich Spannung mal Strom (Abb. 1), z. B. f. den Verbrauch in Lampen und Heizwiderständen. Bei Einschaltung v. Magnetspulen od. Kondensatoren ist jedoch der Verlauf v. Spannung und Strom nicht gleichphasig (Abb. 2), sondern hat eine Phasenverschiebung (φ). Dann ist Leistung gleich Spannung mal Strom mal Leistungsfaktor, der bei Sinusform der Wellen d. trigonometr. Funktion cos φ gleich ist.
3) Drehstrom (Dreiphasenstrom) ist die Verkettung v. drei Wechselströmen (Mehrphasenstrom), deren Spannungen je um 1/3 einer Periode gegeneinander verschoben sind (Abb. 3). Die Verkettung (Abb. 4) erfolgt in Sternschaltung mit 4 Leitungen od. in Dreieckschaltung mit 3 Leitungen.
4) Niederspannung u. Hochspannung. Die gleiche Leistung v. z. B. 220 kW = 220 000 Watt kann bei 220 Volt mit 1000 Ampere, aber auch bei 220 000 Volt (= 220 Kilovolt) mit 1 Ampere übertragen werden Da v. der Stromstarke der Leitungsquerschnitt, also der Materialverbrauch abhängt, kann bei weiter Entfernung durch Hochspannung viel gespart werden, die Übertragung wird erst dadurch wirtschaftlich. Dagegen sind für den Abnehmer hohe Spannungen unbrauchbar.

Starnberg, oberbayrischer Luftkurort, am S.er See (Würmsee, 57 qkm), 4800 E.

Starosten, poln. Verwaltungsbeamte, entsprechend dem dt. Landrat.

Starr heißt in der Physik ein Körper, bei dem die Abstände sämtl. Massenpunkte voneinander durch die wirkenden Kräfte nicht verändert werden.

Starrkrampf (Wund-S.), durch Gift des Tetanusbazillus, der m. Verunreinigungen in Wunden eindringt. Langdauernde Krämpfe zahlreicher Muskelgruppen.

Stars and stripes, „Sterne u. Streifen“, Flagge d. USA.

Start, Anfang eines Wettrennens; Ablaufstelle der Pferde, Läufer usw.

Starter,

1) Teilnehmer an einem sportl. Wettkampf;
2) wer das Zeichen zum Beginn v. Wettlauf, Wettfahren usw. gibt.

Staßfurt, St., südl. Magdeburg, 16 000 E; Steinsalz, Kali.

Staten Island, Insel in der New York-Bai, 181 qkm.

Statik, Lehre v. Gleichgewicht der Körper; ↑ Mechanik, ↑ Graphostatik.

Station, Aufenthalts-, Standort; Haltestelle.

Stationär, ortsfest, den Standort bewahrend.

Stationsbilder, an den Haltestellen d. Prozessions-(Stations-)weges angebrachte, gemalte od. plast. Bilder v. Leidensweg Christi. ↑ Taf. I Sp. 584.

Statiös, stattlich; prunkend.

Statisch, stillstehend; auf Statik bezügl.

Statist, stumme Bühnenperson.

Statistik, durch systemat. Massenerhebung gewonnene, zahlenmäßige Angaben über einen Tatbestand aus einem Forschungsgebiet (Bevölkerungslehre, Medizin, Vererbungsforschung, Psychologie, Politik usw.), od. auch das Verfahren zur Gewinnung des Zahlenmaterials. Die Ergebnisse der S. werden häufig graphisch dargestellt, bes. durch Linien- u. Flächendiagramme. Durch Aneinanderreihung von z. B. jährl. erhobenen statist. Massen gleicher Art gewinnt man statist. Reihen, die vielfach dch. Mittelwerte gekennzeichnet werden. Da sich auf dem Gebiet der S., bes. der Bevölkerungs-S., eine gewisse Konstanz der Zahlen u. Zahlenverhältnisse zeigt, hat man zur Erklärung das Gesetz der großen Zahl herangezogen, das besagt: je größer die Versuchszahlen sind, desto mehr tragen sie zur Aufhebung der Wirkung von zufälligen Ursachen bei. Nach G. v. Mayr teilt man die S. ein in Bevölkerungs-, Moral-, Bildungs-, Politische u. Wirtschafts-S.

Statistische Gebühr, seit 1906 erhoben v. schriftlich anzumeldenden Waren bei Aus- u. Einfuhr.

Statistisches Reichsamt, Berlin, statist. Zentralbehörde des Dt. Reiches, 1872 gegr.

Stativ, Gestell für physikal., chem. (↑ Taf. Sp. 88, Photographen- u. a. Apparate.

Stato della Città del Vaticano, seit 1929 Name des Kirchenstaats.

Statue, vollplast Darstellung eines Menschen (Gegensatz: Relief).

Statuieren, festsetzen, bestimmen; ein Exempel s., ein warnendes Beispiel aufstellen.

Statur, Gestalt, Wuchs.

Status, Stand, Zustand, Vermögensstand; s. nascendi, Entstehungszustand; s. quo, Zustand, in dem sich etwas befand oder befindet; s. quo ante (bellum), Stand vor (dem Krieg).

Statut, Satzung, Gesetz; statutarisch, auf S. beruhend.

Staub, Herm., Jurist, 1855–1904; „Kommentar zum HGB.“.

Staubfall, Regen mit gelbl. Staub vermischt; Staub, meist aus der Sahara u. dem Sudan, zuweilen bis nach Europa verfrachtet.

Staubgefäße, die den Blütenstaub erzeugenden Organe in den Blüten der Blütenpflanzen (↑ Taf. Sp. 73).

Staubregen = Staubfall.

Staubsauger, Apparat zur Entfernung des Staubes mittels Ansaugens.

Stauden, mehrjähr. Pflanzen, deren oberird. Teile im Herbst absterben; im engern Sinn die ausdauernden krautigen Zierpflanzen.

Stauen, Ladung in den Schiffsraum packen; auch Zurückhalten fließender Gewässer durch Stauanlagen.

Stauer, wer gewerbsmäßig das Beladen v. Schiffen besorgt.

Staufer = Hohenstaufen.

Stauffacher, Werner, sagenhafter Teilnehmer des Rütlischwurs (1307).

Stauffer-Bern, Karl, schweiz. Maler u. Bildhauer, 1857–91.

Staupe, Hundekrankheit, oft tödlich, mit Lungenentzündung, Darmleiden od. Lähmung (nervöse S.).

Stäupen, züchtigen.

Stauungsbehandlung, durch Abbinden eines Gliedes mittels Gummibinde erzeugte Blutstauung, bes. zur Bekämpfung v. Entzündungen. Auch durch schröpfkopfähnliche Saugapparate (Saugbehandlung) kann man, z. B. bei Behandlung v. Furunkeln, Brustdrüsenentzündung, eine örtl. Blutstauung hervorrufen u. Eiter aus geöffn. Herden absaugen.

Stavanger, südwestnorw. St., 47 000 E; Fischkonservenind.

Stavenhagen, Fritz, niederdt. Dramatiker, 1876–1906; „Mudder Mews“, „De ruge Hoff“.

[617–618] Steamer, Dampfer.

Steamer Point, Hptst. des brit.-ind. Schutzgebiets Aden, am Arab. Meer, 10 000 E.

Stearin, an Glyzerin gebundene S.säure, kommt besonders in festen Fetten vor, meist neben Palmitin u. Olein; auch Handelsbezeichnung für die festen Fettsäuren, die als Kerzenmaterial verwendbar sind, Gemisch von S.- u. Palmitinsäure.

Steatopygie, starker Fettansatz am Gesäß.

Stechapfel, Nachtschattengewächs, 1 m, Kapseln weichstachelig, an Wegrändern, sehr giftig.

Stechginster, Schmetterlingsblütler, Blätter linealisch, mit stechender Stachelspitze, Blüten gelb.

Stechheber, in der Mitte erweitertes, an beiden Enden offnes Glasrohr zum Herausheben von Flüssigkeiten aus Gefäßen.

StechmückenMücken.

Zweig der Stechpalme.

Stechpalme, Strauch, bis 7 m, Blätter glänzend, dornig gezähnt, Blüten weiß, Früchte rot.

Steckbrief, Ausschreiben einer gesuchten Person in Fahndungsblättern durch Gericht od. Staatsanwaltschaft zur Festnahme.

Steckdose, Anschlußdose für bewegl. elektr. Leitungen.

StecklingeAbleger.

Stedingerland, oldenburg. Marschlandschaft, an der untern Weser.

Steeg, Jules Joseph Théodore, *1868; 1911–25 mehrfach frz. Min., 1927–29 Gen.resident v. Marokko, Dez. 1930 bis Jan. 1931 Min.-Präs.

Steele, seit 1929 Teil v. Essen.

Steele, Sir Richard, engl.-irischer Schriftsteller, 1671–1729; Hrsg. der moral. Wochenschriften „Tatler“, „Spectator“.

Steen, Jan, holl. Maler, 1626–79; derbe Volksbilder u. biblische Darstellungen.

Steeple chase (Jagdrennen) ↑ Pferderennen.

Steffani, Agostino, ital. Komponist u. päpstl. Vikar, 1654–1728; bed. Vorgänger Händels.

Steffen, Albert, anthroposophischer Dichter, *1884.

Steffens, Heinrich (Henrik), norw.-dt. Philosoph, Naturforscher u. Dichter, 1773–1845.

Steg, bei Streichinstr. Brettchen, das die gespannten Saiten stützt; leichte Brücke.

Stegemann, Herm., *1870, Professor der Gesch., München; „Gesch. des Kriegs“; Romane.

Adam Stegerwald.

Stegerwald, Adam, *1874; seit 1903 Leiter der christl. Gewerkschaften, seit 1920 M. d. R. (Zentrum), 1921 preuß. Min.-Präs., 1929 Reichsverkehrs-, 1930 Reichsarbeitsmin.

Stegozephalen: Archegosaurus.

Stegozephalen, ausgestorbene Lurche, salamanderähnlich, seit Devon, mit Knochenplatten gepanzert, z. T. Riesenformen, wie Archegosaurus, 6 m, im Perm.

Stegreif, der Steigbügel; aus dem S., unvorbereitet. S.-komödie = Commedia dell’ arte.

Steguweit, Heinz, Dichter, *1897.

Steher, im Radfahrsport: Dauerrennfahrer hinter Schrittmachermaschine; Gegensatz: Flieger.

Stehr, Hermann, Dichter, *1864; Romane: „Der begrabene Gott“, „Heiligenhof“, „Nathanael Mächler“.

Steidle, Richard, *1881; 1921 Mitgl. des österr. Bundesrats (christl.-soz.), Gründer der Tiroler Heimwehren.

Steierdorf-Anina, dt. Gem. im rum. Banat, 11 000 E.

Steiermark, österr. Bundesland, 16 381 qkm, 978 845 E; Hptst. Graz. In den höhern Teilen Alm- u. Waldwirtschaft, im niedern Gebiet Weizen, Mais, Wein; Eisenerz- u. Braunkohlenförderung verbunden mit Ind.

Steif, seemänn, für stark (vom Wind).

Steiger, das Meisterpersonal im Bergbau.

Steigerwald, Landrücken zw. Ober- u. Mittelfranken (498 m).

Frh. vom u. zum Stein.

Stein,

1) Charlotte v., 1742–1827; seit 1775 Freundin Goethes; „Goethes Briefe an Frau v. S.“.
2) Hermann v., 1856–1927, 1914 Gen.quartiermeister (tägl. Kriegsberichte), 1914–1918 preuß. Kriegsmin. u. milit. Oberbefehlshaber in der Heimat.
3) Karl, Frh. vom u. zum S., preuß. Staatsmann, 1757–1831; 1804 Min., leitete 1807/08 die Reorganisation des preuß. Staates, ging, v. Napoleon geächtet, 1808 nach Österreich, 1812 nach Rußland, kehrte 1813 zurück u. nahm 1814–15 am Wiener Kongreß teil.
4) Lorenz v., Staats- u. Sozialwissenschaftler, 1815–90, Prof., Wien.

Steinach, südthür. St., 8100 E; Spielwaren.

Eugen Steinach.

Steinach, Eugen, Physiol., *1862; „Verjüngung dch. experimentelle Neubelebung der alternden Pubertätsdrüse“.

Steinamanger, westung. St., 35 000 E.

Steinbach, Fritz, Dirigent, 1855–1916; Gürzenich-Konzerte in Köln.

Steinbock,

1) Art der Ziegen, 11/2 m, Gehörn bis 1 m, grau;
2) Sternbild.

Steinbrech (Saxifraga), meist Stauden, viele Arten sind Zierpflanzen, bes. v. Felsgruppen.

Steinbrecher (Backenquetsche), aus einem festen u. einem bewegl. Backen bestehende Maschine zum Zerkleinern.

Stein der WeisenAlchimie.

Steindorff, Georg, Ägyptolog, *1861.

Steindruck = Lithographie.

Steineis, fossiles (diluviales) Schnee-Eis, bis nahe 100 m mächtig, mit eingefrornen Mammutleichen; bes. Neusibir. Inseln u. Alaska.

Steinen, Karl v. den, Ethnolog, 1855–1929.

Rudolf Steiner.

Steiner,

1) (S.-Prag) Hugo, Buchkünstler u. Graphiker, *1880;
2) Rudolf, Begründer der ↑ Antroposophie, 1861–1925.

Steinernes Meer, Stock der Salzburger Kalkalpen (2655 m), südl. v. Königssee.

Steingalle, Entzündung der Hufsohle des Pferdes.

SteingutKeramik, ↑ Taf. Sp. 376.

Steinhausen,

1) Georg, Historiker, *1866; „Gesch. der dt. Kultur“.
2) Wilhelm, Maler, 1846–1924; dem Kreise Hans Thomas nahestehend; Motive aus dem ev. Hausleben.

Steinheil, Karl, Physiker; 1801–70; photogr. Objektive.

Steinholz, Kunstprodukt, das die wesentl. Merkmale u. Eigenschaften v. Holz u. Stein in sich vereinigt.

Steinhuder Meer, Moorsee in Schaumburg-Lippe, 32 qkm.

Steinigung, Tötung durch Steinwürfe, gesetzl. Strafe bei den alten Römern, Juden u. a.

Steinitz, Wilhelm, Schachspieler, 1837–1900.

Steinkern, Ausfüllung der bei der Verwesung vorweltl. Organismen entstand. Hohlräume.

Steinkind, v. einer Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter herrührende abgestorbene, von Kalksalzen durchsetzte Frucht.

Weißer Steinklee.

Steinklee, Schmetterlingsblütler, 1 m, mit langen, lockern Blütentrauben, gelb oder weiß.

Steinkohle, Umwandlungsprodukt uralter pflanzl. Substanzen mit hohem Kohlenstoff- u. geringem Sauerstoff- u. Wasserstoffgehalt; älteste S. Anthrazit. S. ist die wichtigste Kraftquelle der Ind., Ausgangsstoff für Gewinnung von ↑ Teer u. für zahllose chem. Verb. (bes. Farben und Heilmittel), eine der bedeutendsten Welthandelswaren. ↑ Taf. Sp. 9.

SteinkohlenformationGeologische Formation.

Steinkohlenpech, Rückstand von der Destillation des Steinkohlenteers; Asphaltersatz, zu Dachpappe, Ruß, Asphaltlack.

Steinkreise, vorgeschichtl. Setzungen (W-Europa, Mittelmeer), aus aufgerichteten Steinen, als Kreise, Ovale.

Steinle, Eduard v., Maler, 1810–86; verdient um Wiederbelebung der monumentalen Freskomalerei.

Steinlen, Théophile, schweiz. Maler u. Graphiker, 1859–1923, in Paris tätig; geistvoller Karikaturist, Plakatzeichner, Buchkünstler.

Steinmann, Gustav, Alpengeolog, Paläontolog, 1856–1929.

Steinmetz, Karl Friedr. v., 1796–1877; führte 1870 die 1. Armee (Spichern, Gravelotte).

Steinobst, Obst mit Steinfrüchten.

Steinöl = Erdöl.

Steinpilz, bis 20 cm breit, einer d. besten Speisepilze; ↑ Taf. Sp. 520.

Steinrück, Albert, Schauspieler, 1872–1929.

Steinsalz (Halit), Mineral, Chlornatrium, oft mit andern Salzen (↑ Abraumsalzen).

Steinverband.

Steinthal, Heymann, Sprachforscher, 1823–99.

[619–620] Steinverband, Anordnung der Bausteine bei der Mauerung. Arten: Schornstein-, Block-, Kreuz-, poln. (got), märk., holl. Verband; Abb. Sp. 618.

Steinweg, Heinrich, Klavierbauer, 1797–1871, Tischler; gründete in New York 1853 die Klavierfabrik Steinway & Sons.

SteinwerkzeugeVorgeschichte.

SteinzeugKeramik, ↑ Tafel Sp. 376.

Steiß, das hintere Ende der Wirbeltiere.

Steißgeburt (Steißlage)Geburt.

Stele.

Stele, (Grab-) Säule.

Stella, Stern.

Stellenvermittlung = Arbeitsvermittlung.

Stellingen, Teil von Altona; Hagenbeckscher Tierpark.

Stellung, befestigter, auch unbefestigter Geländeabschnitt, in dem sich eine Truppe verteidigt. Der vorderste Rand ist in der Regel die Hauptkampflinie (1. Linie).

Stellwerk, Einrichtung zum zentralen Bedienen v. Weichen u. Signalen der Eisenbahn.

Stelzhamer, Franz, 1802–74; „Gedichte“ in oberösterr. Mundart.

StemmenSchwerathletik.

Stempel,

1) Werkzeug aus Gummi, Holz u. Metall mit Reliefmuster; Einfärbung durch ein mit bes. Farbe (S.farbe) imprägniert. Kissen;
2) Werkzeug zum Ziehen von Blechgefäßen (Zieh-S.) und zum Lochen (Loch-S.);
3) im Bergbau Hölzer, die vor dem Hereinrutschen von Massen schützen;
4) bei Blütenpflanzen Griffel.

Stempelschneider graviert nach Vorlage Buchstaben od. Zierform in Stahlstäbchen.

Stempelsteuern, bestimmte öffentl. Abgaben (Gebühren, Steuern), werden durch Aufdruck eines Stempels, Benutzung von Stempelmarken od. Banderolen erhoben.

Stendal, St., in der Altmark, 30 000 E.

Stendhal, Frédéric de (Henri Beyle), frz. Schriftsteller, 1783–1842; großer, schonungsloser „Analytiker der Seele“ (Nietzsche); Romane: „Le rouge et le noir“, „La Chartreuse de Parme“; Novellen.

Stengel, Karl Frh. v., Rechtslehrer, 1840–1930.

Stenogramm, mittels Kurzschrift gefertigtes Schriftstück, bes. Nachschrift einer Rede.

Stenograph, Kurzschriftler, -schreiber.

Stenographie: Einheitskurzschrift.

Stenographie, Kurzschrift, bei den alten Griechen Tachygraphie; bei den Römern Tironische Noten; an ihre Stelle traten seit 11. Jh. Geheimschriften u. Abkürzungssysteme der Kurrentschrift. Die moderne S. ist Buchstabenschrift:

I. Geometr. Systeme (Verwendung v. Punkt, Gerader, Kreis und Kreisteilen): in England Pitman, Gregg; in Frankreich Prévost-Delaunay, Duployé, Havette; in Deutschland: Mosengeil, Horstig.
II. Die graph. S. (Teilzüge der gewöhnl. Schreib- [Kurrent-] Schrift) schuf Gabelsberger („Redezeichenkunst“, 1817–34); von ihm gingen 2 Hauptrichtungen aus:
A. Vokalsymbolisierende Systeme (mit sinnbildl. Darstellung der Vokale): Stolze (1841), Faulmann (1874), Schrey (1887), Stolze-Schrey (1897, „Einigungssystem“), Lehmann (1875, „Stenotachygraphie“) u. a.
B. Vokalschreibende Systeme: Arends (1850), Brauns (1888), Scheithauer (1896), v. Kunowski (1893: „National-S.“).

Die deutsche Einheitskurzschrift (Reichskurzschrift), seit 1924 Mittelsystem zw. Gabelsberger und Stolze-Schrey, auch in Danzig und Österreich. Lit.: Johnen, Allg. Gesch. der Kurzschrift (19283).

Stenosis, „Verengerung“ v. Luftröhre, Hauptschlagader, Magen, Darm usw.

Stenotypist(in), Angestellte(r) in kaufmänn. Betrieben, bei Behörden usw., muß Stenogramme aufnehmen und mittels Schreibmaschine übertragen.

Stentor, homer. Trojakämpfer mit gewaltiger Stimmstärke; daher: S.stimme.

Heinrich v. Stephan.

Stephan,

1) Heinrich v., 1831–97; 1875 Generalpostmeister, 1880 Staatssekretär des Reichspostamts, gründete den Weltpostverein; Erfinder der Postkarte.
2) Rudi, Komponist, 1887–1915; Oper: „Die ersten Menschen“; Lieder.

Stephan,

1) S. IV., der Große, Fürst der Moldau, * um 1435, † 1504.
2) S. I., der Heilige, 1. König v. Ungarn, * um 975, † 1038; führte das Christentum ein.

Stephanskrone, ung. Königskrone, nach Stephan I. benannt.

George Stephenson.

Stephenson, George, 1781–1848; baute 1825 die erste Eisenbahn.

Steppen, wasserarme, meist flache Gebiete, ohne oder nur mit vereinzelt stehenden Bäumen, mit Gras, Kräutern, Zwiebel- u. Knollengewächsen, Halbsträuchern od. Sträuchern bewachsen.

Steppen, Zusammennähen v. Stofflagen.

Steppenhuhn, taubenähnlich, 40 cm, Asien, zeitweilig in Mitteleuropa.

Sterbetafel gibt an, wieviel v. 100 000 Neugebornen nach Maßgabe der Sterbewahrscheinlichkeit der einzelnen Altersjahre allmählich sterben werden (Absterbeordnung).

Sterbeziffer, Zahl der Gestorbenen auf 1000 E.

Stereochemie, Lehre v. der räuml. Anordnung der Atome im Molekül.

StereometrieGeometrie.

Stereoskop, Instr., in dem zwei v. etwas verschiedenem Standpunkt aus aufgenommene Bilder (S.aufnahmen) eines Gegenstandes mit Hilfe zweier linsenartig gebogener Prismen betrachtet werden, sodaß man den Eindruck eines körperl. (plastischen) Bildes gewinnt. ↑ Taf. Sp. 520.

Stereotyp, mit feststehender Schrift gedruckt; übertragen: unveränderlich, starr.

Stereotypie, Verfahren, v. Letternsatz Druckplatten (Stereotypplatten) anzufertigen, ermöglicht Druck großer sowie mehrerer Auflagen ohne Neusatz (Stereotypausgaben).

Steril, unfruchtbar; keimfrei (d. h. frei v. Bakterien); s.isieren, keimfrei machen; S.ität, Unfruchtbarkeit.

SterletStöre.

Sterling (Livre S.), engl. Silbermünze, jetzt Rechnungsgeld: Pfund S. (£) ↑ Übersicht Sp. 416.

Stern, Himmelskörper: Fixsterne, Kometen, Planeten; Schiffshinterteil.

Stern, William, Psycholog, *1871; „Psychologie der frühen Kindheit“.

Sternberg,

1) Landschaft in Brandenburg, zw. Warthe u. Oder;
2) mähr. St., 13 000 E.

Sternberg, Leo, natural. Dichter, *1876; Lyrik, Dramen, Erz.

Sterndrift, in gleicher Richtung durch den Weltraum sich bewegende Sterne.

Sterne, Lawrence, engl.-ir. Schriftsteller, 1713–68; Romane: „Tristram Shandy“, „Sentimental Journey“; feiner Humor, große Kunst der Menschenzeichnung.

Sterneder, Hans, österr. Schriftsteller, *1889; Romane, Lyrik.

Sternenbanner, die Flagge der USA, enthält außer 13 Streifen 48 Sterne (den Staaten entsprechend).

Sternhaufen ↑ Seite:LA2-Blitz-0252.jpgF#Fixsterne|Fixsterne]].

Sternheim, Karl, Schriftsteller, *1878; bürgerfeindl. Komödien: „Die Hose“, „Bürger Schippel“.

Sternorden, relig. Ges. zur Verbreitung der Lehren Krischnamurtis.

Sternschnuppen, kleine Meteore, mit geringerer Geschwindigkeit ziehend; in Bahnen v. period. Kometen: Andromediden (Reste des Bielaschen Kometen), Aquariiden (Beziehung zum Halleyschen Kometen), Leoniden (zum Tempelschen Kometen), Lyriden, Perseiden, Laurentiusschwarm.

Stert, kurzes Tau.

Stethoskop = Hörrohr.[WS 1]

Stetig, fest, unbeweglich, ununterbrochen.

Stettenheim, Jul., humorist.-satir. Schriftst, 1831–1916, von ihm Figur d. Kriegsberichterstatters „Wippchen“.

Stettin: Partie an der Oder.

Stettin, Hptst. der pr. Prov. Pommern, 255 000 E; an der Oder, 65 km v. Meer; durch den Großschiffahrtsweg seit 1914 mit Berlin verbunden; Handel (Holz, Getreide, Erz) u. Ind. (Werften).

Stettiner Haff, Mündungsbucht der Oder in die Ostsee; östl. Hälfte Großes Haff, die westliche Kleines Haff.

Steuben, Friedrich Wilhelm v., 1730–94; 1753–64 pr., 1775 bad. Offizier, ging 1777 nach Nordamerika und organisierte das Heer der Aufständischen. S.-Gesellschaft der Deutschamerikaner zur Pflege der Beziehungen zw. USA und Deutschland.

Steuer, unseemännisch für Ruder. S.bord, rechte Schiffsseite, vom Ruder [621–622] nach vorn gesehen. S.mann, Schiffsoffizier auf Handelsschiffen. ↑ Steuern.

SteuerabwälzungSteuerüberwälzung.

Steueramnestie, rückwirkender Straferlaß für Steuerhinterziehung.

Steueraufkommen, der (erwartete od. tatsächl.) Ertrag einer Steuer.

Steueraufsicht (Steuerkontrolle) kann über einzelne steuerpflichtige Betriebe ausgeübt werden.

Steuerbescheid, Benachrichtigung des Steuerpflichtigen üb. seine Steuerschuld.

Steuerbewilligungsrecht, Recht d. Parlaments, steuerl. Lasten gesetzlich festzulegen.

SteuerbordSteuer.

Steuerdefraudation = Steuerhinterziehung.

Steuereid kann v. Finanzamt auf Grund der im einzelnen Fall einzuholenden Genehmigung des Landesfinanzamts verlangt werden zur Erhärtung v. Tatsachen, die der Steuerpflichtige behauptet; ist dem Vorsteher des Finanzamts abzugeben u. kann nicht durch Strafen erzwungen werden.

Steuereinheit, das nach Zahl, Maß od. Gewicht best. Steuerobjekt, nach dem der Steuerbetrag bemessen wird (z. B. 1 dz Zucker; 1000 ℛℳ Einkommen; 1 hl Bier).

Steuererlaß kann vom Reichsfinanzmin. für Fälle, in denen die Einziehung der Steuer unbillig wäre, bewilligt werden; maßgebend: „Härteparagraph“, § 131 Reichsabgabenordnung.

Steuerexemtionen, Freilassung bestimmter Objekte bei der Besteuerung.

Steuerflucht liegt vor, wenn der Steuerpflichtige sein Vermögen dem Zugriff der Steuerbehörde dadurch entzieht, daß er es ins Ausland bringt (Sonderfall der Kapitalflucht).

Steuerfreiheit wird gewährt für das Existenzminimum und für Sonderfälle geringer steuerl. Leistungsfähigkeit (z. B. bei starker Verschuldung).

Steuergeheimnis, Pflicht d. Steuerbeamten zur Geheimhaltung der ihnen bekanntgewordenen Verhältnisse eines Steuerpflichtigen.

Steuergerichte sind: Finanzgericht, Oberbewertungsausschüsse, Reichsfinanzhof.

Steuergewalt (Steuerhoheit), das Recht öff. Körperschaften, Steuern zu erheben.

Steuerhehlerei begeht, wer eines Vorteils wegen Gegenstände, von denen er weiß, daß Steuern für sie hinterzogen sind, kauft oder bei ihrem Absatz mitwirkt.

Steuerhinterziehung liegt vor, wenn jemand zum eignen Vorteil oder zum Vorteil eines andern nicht gerechtfertigte Steuervorteile erschleicht od. vorsätzlich bewirkt, daß Steuereinnahmen verkürzt werden. Versuch, Beihilfe und Begünstigung ebenso strafbar wie Tat.

Steuerhoheit = Steuergewalt.

Steuerkataster, amtl. Verzeichnisse, die alle objektiv feststellbaren Tatsachen (Besitzverhältnisse, Lage, Größe, Wert, Ertrag usw.) enthalten, soweit sie zur Feststellung der Steuerpflicht einzelner Steuersubjekte od. Steuerobjekte dienen. S. bestehen für alle direkten Steuern, nicht für Verbrauchssteuern und Zölle.

Steuerkonsulenten, Steuerberater.

Steuerkurse werden für zum Börsenhandel zugelassene Wertpapiere für best. Stichtermine v. den Börsenvorständen vorgeschlagen u. vom Reichfinanzministerium festgesetzt; Grundlage der steuerl. Vermögenswertermittlung.

Steuern, „einmalige od. laufende Geldleistungen, die von einem öff.-rechtl. Gemeinwesen zur Erzielung von Einkünften allen auferlegt werden, bei denen der Tatbestand zutrifft, an den das Gesetz die Leistungspflicht knüpft“ (§ 1 Reichsabgabenordnung). Hierunter fallen auch Zölle, nicht aber die Gebühren für bes. Inanspruchnahme der Verwaltung u. die Beiträge für best. öff. Leistungen, an deren Erfüllung der Zahlende ein persönl. Interesse hat. Der Rechtsgrund der S. besteht nach neuerer Auffassung darin, daß die, die in den Genuß der allg. Staatsleistungen (Rechtsschutz, Eigentumssicherheit usw.) gelangen, verpflichtet sind, dem Staat nach ihrer Leistungsfähigkeit Mittel zur Verfügung zu stellen (Opfertheorie). Die gebräuchlichste Einteilung der S. ist die in direkte u. indirekte S. Direkte S. sind solche, bei denen nach Absicht des Gesetzgebers Steuerzahler u. Steuerträger dieselbe Person sein sollen, bei denen also keine Steuerüberwälzung stattfinden soll; bei indirekten S. dagegen soll Überwälzung stattfinden. Direkte S. sind Einkommen-, Ertrags- u. Vermögens-S.; indirekte S. alle Verbrauchs-S., z. B. Bier-, Branntwein-, Tabak-, Zucker-S. usw.

Steuernachschau können die Finanzämter in Betrieben halten, die der Steueraufsicht unterliegen.

Steuerniederschlagung kann erfolgen, wenn die Steuerbeitreibung keinen Erfolg haben wird od. die Kosten der Beitreibung außer Verhältnis zum Betrag stehen.

Steuerobjekt, der Gegenstand, die Handlung od. der Vorgang, der vom Gesetzgeber zur Grundlage od. zum Anlaß der Besteuerung gemacht wird (z. B. Einkommen, Vermögen, Verbrauch, Erbschaft, Rennwette usw.).

Steuerprivilegien bestanden bis ins 18. Jh. für Adel u. Geistlichkeit, in der Neuzeit grundsätzlich abgeschafft.

Steuerquelle, derjenige Güterfonds, aus dem die Steuer letzten Endes entrichtet wird u. nach Absicht des Gesetzgebers entrichtet werden soll (z. B. Privatvermögen, Grundstücksreinertrag, Diensteinkommen usw.).

Steuerrechtsmittel gegen Steuerbescheide sind nach § 228 ff. RAbgO. bei Besitz- u. Verkehrssteuern: das Berufungsverfahren; bei Zöllen u. Verbrauchsabgaben: das Anfechtungsverfahren.

Steuerrückerstattung erfolgt, wenn eine Steuerfestsetzung durch Aufhebung, Rücknahme od. Änderung des Bescheids berichtigt wird, od. wenn eine Steuer zu Unrecht beigetrieben worden ist.

Steuersachverständige (Steuerberater), meist Juristen der Finanzverwaltung, Bücherrevisoren u. Diplomkaufleute. Ihre Tätigkeit erstreckt sich auf Buchprüfung zwecks Beratungen bei Steuererklärungen, Reklamationen, Steuerstreitsachen, Vertretung vor Steuerbehörden.

Steuertarife (Steuerrollen), Verzeichnisse von Steuersätzen (z. B. Tarif der Einkommens-, Vermögenssteuer usw.).

Steuerträger, derjenige, der im Grunde aus seinem Einkommen od. Vermögen die Steuer bestreitet; nicht unbedingt gleichbedeutend m. Steuerzahler.

Steuerüberwälzung (Steuerabwälzung), die Übertragung einer Steuerlast vom Steuerzahler auf eine dritte Person. Von Steuerabwälzung spricht man auch dann, wenn es einem Produzenten gelingt, durch techn. Produktionsverbesserungen eine steuerl. Belastung auszugleichen od. zu verringern, sodaß er sie nicht od. nur z. T. auf den Konsumenten überwälzen muß.

Steuerung, Vorrichtung zur Regelung der Kraftstoffzufuhr bei Kraftmaschinen.

Steuervergehen sind Steuerhinterziehung, Steuerflucht, Steuerhehlerei, Steuerverkürzung usw.

Steuerverjährung tritt bei Zöllen u. Verbrauchssteuern nach 1 Jahr, bei direkten Steuern nach 5 Jahren, bei hinterzogenen Beträgen nach 10 Jahren, bei den übrigen Ansprüchen nach 1 Jahr ein.

Steuerverwaltung, wesentl. Teil der Finanzverwaltung.

Steuervorauszahlungen werden verlangt bei Einkommensteuer (sofern sie nicht durch Abzug v. Arbeitslohn erhoben wird), Körperschaftssteuer, Vermögenssteuer, Umsatzsteuer.

Steuerzahler, derjenige, der einen fälligen Steuerbetrag an die öff. Kasse zu entrichten hat; nicht immer gleichbedeutend mit Steuerträger.

Stevenson, Robert Louis, engl. Schriftsteller, 1850–94; Romane: „The New Arabian Nights“, „Treasure Island“, „Kidnapped“, „Catriona“.

Steward, Verwalter; Schaffer, Schiffskellner. Stewardess, Aufwärterin (auf Schiffen).

Steyr,

1) Nbfl. der Enns (Oberösterreich), vom Toten Gebirge, 58 km;
2) oberösterr. St., an der Enns, 22 100 E.

Sthamer, Friedrich, 1856–1931; 1920–30 dt. Botschafter in London.

SthenoGorgonen.

Stichel (Grab-S.), Werkzeug aus gehärtetem Stahl zum Gravieren u. Stechen in Metall (Kupferstich) od. Holz (Holzschnitt).

Stichentscheid. Entscheidende Stimme bei Abstimmung eines Kollegiums, wenn Stimmengleichheit besteht, gebührt meist dem Vors.

Stichflamme, durch Luftstrom angeblasene, sehr heiße Flamme.

Stichlinge, Knochenfische; Männchen baut Nest und verteidigt Eier. Seestichling, 16 cm, Nord-, Ostsee, andre im Süßwasser.

Stichtag, entscheidender Tag, z. B. bei Zeitgeschäften, statist. Erhebungen (Volkszählungen) usw.

Stichwort, Schlußwort auf der Bühne, durch das ein Mitspieler veranlaßt wird, aufzutreten oder zu antworten. In lexikal. Werken Bezeichnung für die alphabetisch angeordneten Anfangswörter der einzelnen Artikel.

Stickerei, Flächenverzierung mittels Näharbeit, wie Flach- od. Plattstich (lange, dicht aneinander gereihte Stiche), Stielstich (den Umrißlinien folgend), Webstich (den Gewebefäden folgend), Kreuzstich (diagonal sich kreuzende Stiche), auch mittels Stickmaschinen,Taf. Sp. 264.

Stickstoff, chem. ↑ Element, in der Atmosphäre (etwa 4/5), in Verbindungen (Ammoniak, salpetersauren Salzen) weit verbreitet, auch in Pflanzen- u. Tierstoffen (bes. in Eiweißkörpern); Gas, in dem Menschen u. Tiere ersticken; dient hauptsächlich zu Ammoniak, Salpetersäure, Kalziumkarbid, Kalk-S.

Stickstoffbakterien, den Stickstoff der Luft bindende Bakterien, bes. an Wurzeln von Schmetterlingsblütlern.

Stieda, Wilhelm, Nationalökonom, *1852, Prof. Leipzig.

Stiefel, älterer Ausdruck für Pumpenzylinder.

Stiefeltern:

Stiefvater, Ehemann der Mutter eines von einem andern Mann abstammenden Kindes;
Stiefmutter, Ehefrau des Vaters eines aus dessen früherer Ehe stammenden Kindes; beide mit dem Stiefkind im 1. Grad verschwägert.

Stiefgeschwister, Kinder, die weder Vater noch Mutter gemeinsam haben; der Vater der einen Gruppe hat die Mutter der andern geheiratet; sind rechtlich weder verwandt noch verschwägert. Bei Halbgeschwistern ist ein Elternteil gemeinsam.

StiefmütterchenVeilchen.

Stiege,

1) = Treppe;
2) Zählmaß, = 20 Stück.

Stieglitz, Singvogel, beide Geschlechter gleich bunt gefärbt, Kopf schwarz-weiß-rot, Flügel schwarz-gelb.

Stieler,

1) Adolf, Kartograph, 1755–1836; gab „S.s Handatlas“ 1817–23 heraus.
2) Joseph, Maler, 1781–1858; Bildnisse (Goethe, A. v. Humboldt, Beethoven).
3) Karl, oberbayr. Dichter, 1842–85; hochdt.: „Ein Winteridyll“.

Stier,

1) männl. Zuchtrind;
2) Sternbild des nördl. Himmels.

Stiernhielm, Georg, [623–624] „Vater der schwed. Dichtkunst“, 1598–1672.

Stier-Somlo, Fritz, Rechtslehrer, *1873.

Stift (das), kath.: kirchl. Zwecken dienende, mit Vermögen u. geistl. Rechten ausgestattete Anstalt: Klöster, Dom-S. Ev. S.er haben ähnl. Organisation, aber keine kirchl. Befugnisse. Damen-S., Versorgungsanstalt für unverheiratete Adelstöchter. Auch Altersheim.

Stifter, Adalbert, österr. Dichter, 1805–68; Naturschilderer, Psycholog; Novell.: „Studien“ („Hochwald“), „Bunte Steine“; Romane: „Nachsommer“, „Witiko“.

Stiftshütte, bei den Israeliten Aufbewahrungsraum der Bundeslade u. Orakelstätte.

Stiftung, Vermögensmasse, die durch das S.sgeschäft einem bestimmten Zweck gewidmet ist. Geht entweder in das Vermögen der zur Verwaltung berufenen Stelle über, die verpflichtet ist, das Kapital stiftungsgemäß zu verwenden (unselbständige S.), oder ist selbst mit Rechtsfähigkeit und eignen Organen (S.vorstand) ausgestattet.

Stigma, Stich, Wundmal; Brandmal bei Sklaven. Stigmatisierte (kath.), Personen bzw. Heilige, die zeitweise blutende, an die Wunden Christi erinnernde Male aufweisen.

Stil, Schreibart; individuelle Prägung der Gedankenwiedergabe (Stilisieren). Lit.: E. Engel, Dt. S.kunst (192335). In der Kunst allg. die Art der Darstellung, verschieden nach Persönlichkeit, Rasse, Kulturepochen; in der Musik spez. die Art des Vertrags. ↑ Kalender.

Stilett, kleiner Dolch.

Stilfser Joch, befahrbarer Alpenpaß (2760 m), vom Etschtal ins Addatal.

Stilisieren, in der Kunst Zurückführen der zufälligen Erscheinung auf ästhetisch wirksame Grundformen. Stilistik, Lehre vom Stil. Stilist, Sprachkünstler.

Stille, Hans, Geolog, *1876.

Stilleben, Malerei lebloser Gegenstände, wie Tiere, Blumen, Geräte. Abb. ↑ Snyders.

Stille Gesellschaft, Handelsgesellschaft mit Einlage eines „Stillen“, der nach außen nicht hervortritt, auch den Gläubigern der Firma nicht persönlich haftet.

Stiller Ozean, Teil des Weltmeeres zw. Amerika, Asien, Australien u. Antarktis; mittlere Tiefe 4283 m, größte 10 793 m. ↑ Karte Sp. 504.

Stillhalten, Verzicht eines Gläubigers auf sofortige Erfüllung seiner Ansprüche. 1931 wurde Dtschl. von den internat. Banken (Stillhaltekonsortium) Aufschub für Rückzahlung seiner kurzfristigen Auslandsschulden durch Vermittlung der BIZ gewährt.

StimmbänderTaf. Sp. 396.

StimmbruchMutation 2).

Stimme. Beim Singen schwingen bei der Brust-S. (umfassend die tiefen u. mittlern Lagen) die Stimmbänder in voller Ausdehnung; bei der Kopf-S. (Falsett, Fistel, hohe u. höchste Lagen) vibrieren nur die innern Ränder der Stimmbänder. StimmlagenTaf. Sp. 424.

Stimmführung, Art der melod. Behandlung der Einzelstimmen im mehrstimmig. Satz.

Stimmgabel, gabelförm. Stab aus ungehärtetem Schmiedestahl; wird die S. angestoßen, so schwingt sie in einem dch. ihre Masse festgelegten Ton (Schallvorgang).

StirmmrechtWahlrecht.

Stimmstock = Seele.

Stimmwechsel (Stimmbruch)Mutation 2).

Stimson, Henry Lewis, *1867; 1927 nordamer. Gouv. der Philippinen, seit 1929 Staatssekr. des Äußern.

Stimulantia, erregende Mittel, Reizmittel.

Stimulation, Reizung, Anregung; Anreiz zum Pflanzenwachstum durch Reizmittel.

Stimulieren, antreiben.

Stinkmorchel, Pilz, 15 cm h.; Hut mit stinkendem olivgrünem Fruchtschleim bedeckt.

Stinktier, marderart. Raubtier, 40 cm, schwarz, Pelztier (Skunks).

Hugo Stinnes.

Stinnes, Hugo, Großindustrieller, 1870–1924.

Stint, Lachsfisch, 20 cm, Nord-, Ostsee.

Stipendium, Geldbeihilfe, die Schülern od. Studierenden gewährt wird. Stipendiat, ein S. Empfangender.

Stipulation, Festsetzung, Verabredung. Ztw.: stipulieren.

Stirner, Max (Kaspar Schmidt), Philosoph, 1806–56; „Der Einzige u. sein Eigentum“.

Stirnhöhlenkatarrh, meist mit Kopfschmerz, im Anschluß an Schnupfen, oft Vereiterung.

Stoa, Säulenhalle; grch. Philosophenschule der Stoiker.

Stochod, Nbfl. des Pripet, 330 km. 13. 7. 1916 Niederlage der Österreicher.

Stock, Warenlager; Grundkapital.

Stockball = Hockey.

Adolf Stöcker.

Stöcker, Adolf, 1835–1909; 1874–90 Hofprediger in Berlin, Gründer der Christl.-soz. Partei.

Stock-exchange, die Londoner Fondsbörse.

StockfischDorsche.

Stockholm: Blick von O auf den ältesten, auf einer Insel gelegenen Teil.

Stockholm, befestigte Haupt- u. Hafenst. Schwedens, am Eingang zum Bottnischen Meerbusen, 474 000 E; mannigfache Ind.; schönes Stadtbild. 1917 Konferenz der Internat. Sozialdemokratie, 1925 Weltkirchenkonferenz.

Stockmorchel (Speiselorchel)Lorcheln.

Stockport, nordwestengl. St., 123 000 E.

Stockschwämmchen, Blätterpilz, Hut zimmtbraun, bis 8 cm Durchmesser, an Laubholzstümpfen, Speisepilz.

Stoffwechsel, Gesamtheit der chem. Vorgänge im Organismus, auf denen die Lebenserscheinungen beruhen u. durch die der Organismus erhalten wird; umfaßt die Einlagerung der Nahrungsstoffe bzw. ihrer bei der Verdauung entstandenen Abkömmlinge in die Zellen in einer Form, die der Eigenart der Organe u. ihrer Leistungen entspricht, wobei die Stoffe dem vorhandenen Bestand der Zellen angeglichen werden (Assimilation); anderseits ihren Abbau (Dissimilation) zu einfachern Stoffen, der durch Zutritt des aus dem Arterienblut stammenden Sauerstoffs zustande kommt. Die abgebauten Stoffe werden mit den Ausscheidungen (Harn, Kot) abgegeben. Ferner liefern die chem. Umsetzungen des S.s die für die Leistungen des Organismus nötige Energie, indem die chem. Energie in mechan. Arbeit u. Wärme umgesetzt wird.

Stoiker, grch. Philosophen; Lehre (Stoizismus): höchstes menschl. Glück ist Gottähnlichkeit; Tugend ist Beherrschung der Begierden. Der S. erträgt alles mit unerschütterl. Gleichmut. ↑ Stoa.

Stoke on Trent, St., im westl. Mittelengland, 240 000 E; keram. Ind.

Stokes, Sir George, engl. Mathematiker u. Physiker, 1819–1903.

Stola, schärpenart. Nackenbinde der kath. Geistlichen.

Stolberg, St., östl. Aachen, 17 000 E.

Stollberg, sächs. St. im Erzgeb., 11 000 E.

Stollen,

1) im Bergbau (↑ Taf. Sp. 9) Bau, um eine Lagerstätte auf zuschließen od. Wässer abzuführen;
2) brotlaibartige Hefekuchen.

Stolp, St., im östl. Pommern, 42 000 E; Möbelind.

Stolper, Gustav, dt.-österr. Wirtschaftspolitiker, *1888, seit 1930 M. d. R. (Dt. Staatspartei).

Stoltze, Friedr., Dichter, 1816–91; „Ged. in Frankfurter Mundart“.

Stolypin, Peter, 1863–1911 (ermordet); 1906 russ. Innenmin. u. Min.-Präs.; Agrarreform durch Auflösung des Gemeineigentums an Grund u. Boden (Mir).

Stolz, Alban, kath. Theolog u. Volksschriftsteller, 1808–83.

Stolze, Wilh., Stenogr.-Erfinder, 1798–1867.

Stolze-Schrey, vereinfachte dt. Stenographie, Einigungssystem S., 1907 aufgestellt, bekämpft die Einheitskurzschrift. ↑ Stenographie.

Stonehenge bei Salisbury.

Stonehenge, vorgeschichtliche Steinsetzung b. Salisbury (S-England).

Stop! „Halt!“

Stopfbüchse, Maschinenteil zum Dichten einer Gefäßöffnung, durch die eine bewegl. Stange hindurchgeht.

Stoppen

1) zum Stillstand bringen;
2) messen, bes. im Sport eine gelaufene Zeit mit Stoppuhr messen.

Stoppuhr, Präzisionsuhr zum Messen [625–626] kleiner Zeiten.

Stör, gewerbl. Lohnarbeit im Hause des Kunden. ↑ Störe.

Flugbild eines Storches.

Störche, hochbeinig, dickschnäbelig. Weißer Hausstorch, 1,1 m l., weiß, Schwungfedern schwarz, Europa, im Winter in Afrika, frißt Fische, Insekten, kl. Landwirbeltiere. Schwarzstorch, nistet in Wäldern, Mittel-, S-Europa, schwarz, 1 m lang.

Storchschnabel,

1) (Pantograph) Instrument zum Verkleinern oder Vergrößern von Zeichnungen;
2) (Geranium) Pflanzengattung, Frucht schnabelförm. Kapsel, beim Aufspringen Samen fortschleudernd. Wiesen-S., blau. Viele Arten Zierpflanzen (Geranien).

Store,

1) glatte Gardine in Fensterbreite;
2) Vorrat, Lager.

Störe, Knochenfischgattung, Haut mit Knochenplatten. Stör, 2–6 m, bräunlich, Nord-, Ostsee, Atlantik, Mittelmeer, wandert in Flüsse ein (Rhein bis Basel, Elbe bis Böhmen); Sterlet, 1 m, dunkelgrau, Schwarzes Meer; Hausen, 9 m, dunkelgrau, Schwarzes Meer, Kaspisee, Donau. Alle Störe sind wohlschmeckend (liefern Kaviar). ↑ Hausenblase.

Theodor Storm.

Storm, Theodor, norddt. Dichter, 1817–88; „Gedichte“, v. gr. Unmittelbarkeit d. Gefühls u. Ausdrucks; Novellen (Probleme v. Liebe, Ehe, Vererbung, Künstlertum): „Immensee“, „Pole Poppenspäler“, „Aquis submersus“, „Carsten Curator“, „Schimmelreiter“.

Stormarn, Kr. u. Geestlandschaft im südl. Holstein.

Stornieren, rückgängig machen (z. B. Buchungen durch entspr. Gegenbuchungen).

Störtebe(c)ker, Klaus, seit 1394 Führer der Vitalienbrüder (Seeräuber), 1401 v. den Hamburgern hingerichtet.

Storting (Storthing), die norweg. Reichsversammlung: Lagting u. Odelsting (1. u. 2. Kammer).

Stoß, weidmänn.: Schwanz des Federwilds.

Veit Stoß: Mittelgruppe des Marienaltars in Krakau.

Stoß, Veit, Bildschnitzer, Nürnberg, * um 1435, † 1533.

Stoßen, Sportübung, ↑ Schwerathletik, ↑ Werfen.

Stoessl, Otto, humorvoller österr. Erz., *1875; Novellen, Roman: „Das Haus Erath od. Der Niedergang des Bürgertums“.

Stoßtrupp, bes. ausgebildete Mannschaften, bei Angriffen an schwierigen Stellen eingesetzt.

Stötzner, Walther, Ethnograph u. Asienreisender, *1882.

StPO.= Strafprozeßordnung.

Strabon, grch. Geograph, * um 60 v., † 20 n. Chr.

Strachey, Giles Lytton, brit. Schriftsteller, *1880; „Königin Viktoria“.

Strachwitz, Moritz, Graf v., Dichter, 1822–47; „Balladen“.

Stradella, Alessandro, ital. Komp., * um 1645, † 1682 (ermordet); Titelheld einer Oper v. Flotow; Opern, Oratorien, Kantaten.

Stradivari (Straduarius), Antonio, ital. Geigenbauer, 1644–1737.

Strafanstalten, staatl. Anstalten zur Verbüßung gerichtl. Strafen (Zuchthäuser, Gefängnisse, Festungs-S.) im Gegensatz zu Polizei- u. Untersuchungsgefängnissen.

Strafantrag, die bei best. Straftaten zur Strafverfolgung erforderliche Erklärung des durch die Straftat Verletzten, daß er die Tat verfolgt wissen will (Antragsdelikte, z. B. Hausfriedensbruch, Beleidigung, Körperverletzung, Ehebruch, Verführung, Diebstahl, Unterschlagung u. Betrug gegenüber Angehörigen); der Antrag ist binnen 3 Monaten nach Kenntnis v. der Straftat u. der Person des Täters zu stellen.

Strafaufschub, vorläufige Nichtvollstreckung einer Freiheitsstrafe; hat zu erfolgen, wenn der Verurteilte in Geisteskrankheit verfällt oder von der Vollstreckung nahe Lebensgefahr für den Verurteilten zu besorgen ist. Die Vollstreckung kann aufgeschoben werden, wenn durch die sofortige Vollstreckung dem Verurteilten oder seiner Familie erhebl., außerhalb des Strafzwecks liegende Nachteile erwachsen.
Strafbefehl (Strafmandat), schriftl. Straffestsetzung durch den Amtsrichter auf Antrag d. Staatsanwaltschaft ohne mündl. Verhandlung. Zulässig nur bei Übertretungen u. Vergehen. Geldstrafe od. Freiheitsstrafe von höchstens 3 Monaten.

Strafbescheid, durch Finanzamt wegen Steuerzuwiderhandlung ausgesprochene Strafe (Geldstrafe u. Einziehung).

Strafe. Arten: Konventional- (Vertrags-) S.; Disziplinar-S. (gegen Beamte); Ordnungs-S.; Zwangs-S. (Exekutiv-S.) zur Erzwingung v. Handlungen; Kriminal-S. (Todes-, Freiheits-, Geld-, Ehrenstrafen). Leibes- (Prügel-) S. und beschimpfende S. (Pranger) sind in Deutschland abgeschafft.

Strafgefangenenfürsorge wird v. gemeinnützigen Vereinen in Verbindung mit der öffentl. Wohlfahrtspflege ausgeübt; sie besteht u. a. in Fürsorge für Familie des Gefangenen u. Beschaffung v. Arbeit nach Entlassung.

Strafgesetzbuch stellt die Tatbestände strafbarer Handlungen (Verbrechen, Vergehen, Übertretungen) auf u. enthält die Strafandrohungen. Im Dt. Reich gilt das Reich-S. (StGB.) v. 15. 5. 1871 nebst zahlreichen Änderungen. In Österr. StGB. v. 27. 5. 1852 nebst zahlreichen Änderungen. Das neu zu schaffende StGB. soll gemeinsam für das Dt. Reich u. Österreich gelten; der Entwurf 1927 ist daher im Zusammenhang mit Österreich entstanden. In der Schweiz gelten z. Z. kantonale Strafgesetzbücher; es liegt jedoch der Entwurf eines Schweiz. Bundes-StGB. v. 1918 vor.

StrafkammerGerichtswesen.

Strafmandat = Strafbefehl.

Strafmündigkeit, die v. Gesetz mit Erreichung eines best. Alters anerkannte strafrechtl. Verantwortlichkeit. Bis 14. Lebensjahr besteht Strafunmündigkeit. Jugendliche v. 14. bis 18. Lebensjahr sind bedingt strafmündig.

Strafprozeß, gerichtl. Verfahren zur Durchführung des staatl. Strafanspruchs. S.recht regelt das Strafverfahren; enthalten in der S.ordnung (StPO.) v. 1. 2. 1877 nebst Änderungen.

Strafrecht (Kriminalrecht), objektiv die auf Verhängung der Kriminalstrafe bezügl. Grundsätze, subjektiv die Befugnis des Staates, wegen verübten Unrechts Strafe zu verhängen.

Strafregister (Strafliste), amtl. Verzeichnis der kriminellen Strafen einer Person. S.behörden sind Amtsgerichte od. Staatsanwaltschaften; sie erteilen auf Verlangen an Behörden (nicht an Privatpersonen) über die Vorstrafen einer Person Auskunft. Je nach der Schwere der Verurteilungen wird nach 5 od. 10, bei Jugendlichen 3 od. 6 Jahren, um den Bestraften vom Gewicht der Vorstrafen zu befreien, nur noch beschränkt Auskunft erteilt, nach weitern Fristen wird der Vermerk ganz getilgt, mit Ausnahme v. Vermerken über Todes- od. Zuchthausstrafen.

Strafverfügung, Polizeiliche, Festsetzung einer Strafe durch die Polizeibehörde wegen einer in ihren Verwaltungsbereich fallenden Übertretung. Zulässig: Haft bis zu 14 Tagen oder Geldstrafe und Ersatzhaftstrafe.

Strafversetzung, Dienststrafe: Versetzung in eine andre Amtstelle von gleichem Rang, mit Minderung des Diensteinkommens.

Strahlapparat.

Strahlapparate (Ejektoren, Injektoren), Fördervorrichtungen für körnig feste, flüssige und gasförmige Körper, die durch die saugende Wirkung eines Dampf- (Dampfstrahlgebläse), Preßluft- od. Wasserstrahls mitgerissen werden.

Strahlenbehandlung, Behandlung mit Röntgenstrahlen, Radium (Radiotherapie), Thorium, ultravioletten Strahlen (Höhensonne), bes. bei Haut- u. Blutkrankheiten, Drüsen-, Knochen- u. Gelenktuberkulose, Geschwülsten, Entzündungen, Eiterungen.

Strahlende Energie, gelegentlich gebrauchter Sammelausdruck für die elektromagnet. Wellenstrahlung u. Korpuskularstrahlung; gemeint ist eigentlich „gestrahlte“ Energie.

Strahlenpilz, schmarotzt bes. auf Getreide (Aktinomykose).

Strähn, gehaspeltes Garn bestimmter Länge, z. B. 1000 m.

Straits Settlements, brit. Kolonie, auf der Halbinsel Malakka, 4145 qkm, 1 098 000 E. Zinn (1/3 der Weltproduktion), Kautschuk (2/5 der Weltproduktion).

Stralsund, vorpommersche Hafenst., 39 000 E. 1628 v. Wallenstein vergebens belagert; hier fiel 1809 Schill.

Stramin, Gittergewebe für Kreuzstichstickerei.

Strandamt, Staatsbehörde unter Strandhauptmann, dem Strandvögte untergeben sind, zur Aufbewahrung u. Verwaltung v. schiffbrüchigem Gut (Strandgut), Übermittlung an den Eigentümer, Festsetzung des Bergelohns.

Strandhafer, Gras mit weitkriechendem Wurzelstock, z. Befestigen v. Dünen.

Strangulation, Erdrosselung.

Strasburger, Eduard, Botaniker, 1844–1912.

Straß, Bleiglas für Edelsteinimitationen.

Straßburg, (seit 1919 frz.) Stadt im Unterelsaß, a. Rhein, 174 000 E; got. Münster (1277–1439), erbaut v. Erwin v. Steinbach u. a.; Abb. Sp. 628. 1250 dt. Reichsst., 1681 frz., 1871 dt.

Straßen, künstliche, dem Fuß- u. Fahrverkehr dienende Verkehrswege. Die schon v. d. Römern zu hoher Entwickl. gebrachte Kunst des S.baues (Römer-S.) wurde erst im 18. Jh. in Frankr. u. in Schottland dch. Einführung gewalzter Schotter-S. (Chausseen) neu belebt. Die Zunahme des Verkehrs führte zur Herstellung v. teer-, [627–628] bitumen- u. zementgebundenen Schotter-S. u. weiter zu Stein- u. Holzpflaster- u. den verschiedenen Beton-S.

Straßburg: Blick über die Dächer der Altstadt auf das Münster.

Straßenbahn, Kleinbahn mit in die Straße versenkten Gleisen, meist elektrisch angetrieben.

Straßenbeleuchtung, 1558 zuerst in Paris mittels Öllaternen, 1814 in London durch Gasbeleuchtung, jetzt meist elektrisch.

Gregor Strasser.

Strasser, Gregor, *1892, Apotheker, Reichsorganisationsleiter d. Nat.-soz. dt. Arbeiterpartei, seit 1924 M. d. R.

Stratege, Feldherr, Heerführer.

Strategie, Feldherrnkunst, auch die Kunst der Kriegführung oder Heeresleitung.

Stratford on Avon, mittelengl. St., 9000 E; Geburts- und Sterbeort Shakespeares.

Stratigraphie, Lehre von den geologischen Formationen.

Stratocumulus, in unregelmäßige Teile gegliederte Wolkenmasse (selten regenbringend).

Stratosphäre, Luftschicht oberhalb 12 km Höhe mit nur waagrechter Bewegung.

Stratus, Schichtwolke.

Stratz, Rudolf, Schriftsteller, *1864; Rom., Theaterstücke.

Straube, Karl, Orgelvirtuos, Dirigent u. Kantor der Thomaskirche in Leipzig, *1873; Hrsg. alter Musik.

Straubing, niederbayr. St., an der Donau, 24 000 E.

Straus, Oskar, Operettenkomponist, *1870; Wien, Berlin.

Strausberg, St., östl. Berlin, 9200 E.

Strauß,

1) David Friedr., prot. Theolog u. Schriftsteller, 1808–74; radikaler Kritiker der ev. Gesch.; „Leben Jesu“, „Der alte u. der neue Glaube“.
2) Emil, Dichter, *1866; Erz.: „Der Engelwirt“; Rom.: „Freund Hein“; Nov.: „Kreuzungen“, „Hans u. Grete“, „Der Spiegel“, „Schleier“.
3) Johann (Vater), Tanzkomponist, 1804–49, Wien; 251 Kompositionen (Radetzky-Marsch).
4) Johann (Sohn), Komp., 1825–99; Walzer: „An der schönen blauen Donau“, „Gesch. aus dem Wiener Wald“, „Wiener Blut“; Operetten: „Fledermaus“, „Zigeunerbaron“.
5) Richard, Komp., Dirigent, *1864; Opern (z. T. mit Texten H. v. Hofmannsthals): „Feuersnot“, „Salome“, „Elektra“, „Rosenkavalier“, „Ariadne auf Naxos“, „Die Frau ohne Schatten“, „Intermezzo“, „Die Ägypt. Helena“; Pantomime „Josephslegende“, symph. Dichtungen, Konzerte, Chorwerke, Kammermusik, Lieder.

Strauß, Vogel mit 2 starken Zehen, flugunfähig, mit herabhängenden Federn, 23/4 m hoch, 2 m lang, N-Afrika, S-Palästina, Arabien, in Afrika in S.enfarmen gehalten.

Strauß und Torney, Lulu v., Dichterin, *1873; Balladen, Rom.: „Aus Bauernstamm“, „Lucifer“.

Igor Strawinsky.

Strawinsky, Igor, russ. Komponist, Emigrant, *1882; Führer der atonalen, klassizist. neuen Musik; Opern: „Die Nachtigall“, „Oedipus Rex“; Melodram: „Die Gesch. des Soldaten“; Orchesterwerke, Kammer- u. Klaviermusik.

StrazzeKladde.

Strebepfeiler, Mauervorsprung zur Aufnahme v. Druck od. Gewölbeschub.

Strecke, in der Geometrie beiderseitig begrenztes Stück einer Geraden. Eisenbahnwesen: die Eisenbahnlinie außerhalb der Stationen. Bergbau: Grubenbau, v. den Schächten aus in die Lagerstätte u. das Nebengestein getrieben. Jagdwesen: das Ergebnis einer Treibjagd.

Streeruwitz, Ernst, *1874; österr. Industrieller, seit 1923 Nationalrat (christl.-soz.), 1929 Bundeskanzler.

Strehlen, niederschles. St., 10 000 E.

Streichen, Segel od. Flagge als Zeichen der Ergebung niederholen. Geologie: Richtung, in der geneigte Schichten verlaufen.

Streicher, Andreas, Klavierbauer, 1761–1833; floh mit Schiller v. der Karlsschule, mit Beethoven befreundet.

Streichgarn, Garn aus kurzen, stark gekräuselten Wollhärchen.

Streichhölzer (Zündhözer), m. Zündstoff versehene dünne Hölzer zum Feuerentfachen. Die Zündmasse wird mit (in den meisten Ländern verboten) od. ohne Phosphor hergestellt. Entzündung meist nur an bes. Reibfläche.

Streichinstrumente, Musikinstrumente mit hölz. Klangkörper, mit ↑ Saiten bespannt; werden durch Streichen mit dem Bogen (Roßhaare) zum Klingen gebracht: Violine, Bratsche, Violoncello, Kontrabaß.

Streichquartett, Zusammenspiel v. 2 Violinen, Bratsche u. Violoncello; auch Komposition dafür.

Streiflinge, Apfelsorte.

Streik, gemeinsame Arbeitsniederlegung; organisierter (von Gewerkschaften geleiteter) oder wilder S. Teil-S., wenn eine einzelne Arbeitnehmergruppe (z. B. Maschinisten) streikt (Gegensatz: Voll-S.). General-S., wenn die Arbeit in allen Betrieben des Landes niedergelegt wird, dient polit. Zwecken. S.-posten halten sich in Nähe der Fabrikeingänge auf, um Arbeitswillige abzuhalten; strafbar, wenn sie verkehrspolizeil. od. Strafbestimmungen (Beleidigung, Bedrohung, Nötigung usw.) zuwiderhandeln. S.brecher, Arbeitswillige, die während eines S.s in einem bestreikten Betriebe arbeiten. S.verbote sind durch § 152 GewO. beseitigt, soweit es sich um S. gewerblicher Arbeitnehmer zur Erlangung günstigerer Lohn- und Arbeitsbedingungen handelt; doch als Vertragsbruch rechtswidrig und schadenersatzpflichtig. 1926–30 betrug die Zahl der S.s im Deutschen Reich:

Jahr Streiks Betroffene
Betriebe
Darin
beschäftigt
Gleichzeitig
Streikende
Verlorne
Arbeitstage
1926 339 2160 89 493 60 369 869 297
1927 759 8144 382 943 232 704 2 945 815
1928 691 5672 505 913 328 529 8 519 713
1929 431 7879 231 433 150 745 1 852 370
1930 345 3241 285 881 208 444 3 602 022

Streikversicherung Versicherung der Arbeitgeber gegen die wirtschaftlichen Schäden von Streiks und Aussperrungen, wurde in Deutschland seit 1889 nach dem Grundsatz der Gegenseitigkeit von den Arbeitgeberverbänden geschaffen.

Streitgegenstand, im Zivilprozeß Gegenstand des Rechtsstreits, nach Art und Wert (Streitwert) für Zuständigkeit u. Gebühren entscheidend.

Strelitzen, russ. Leibwache Iwans des Schrecklichen.

Streptococcus, kettenförmig angeordnete Kugelbakterien, erzeugen Wundrose, Eiterungen, Blutvergiftung.

Gustav Stresemann.

Stresemann, Gustav, 1878–1929; M. d. R. (1907–12 u. 1914–1918 nationalliberal, dann Dt. Volksp.), 1918 Gründer der Dt. Volkspartei, Aug. bis Nov. 1923 Reichskanzler, dann bis zu seinem Tod Außenmin.; Friedensnobelpr. 1926 (mit Briand).

Stretta, in Opern- u. Konzertarien d. lebhafte Schlußteil.

Streu, Stoffe, die den Stalltieren als Lager dienen.

Strich, im Seewesen: 1/32 des Kreisumfangs, also 111/4°.

Strich, Fritz, Literarhistoriker, *1882; „Deutsche Klassik und Romantik“.

Strichätzung, (Hochätzung), Verfahren zur Herstellung v. Druckplatten v. mit Feder (in Strichen) ausgeführten Zeichnungen. Die druckenden Bildformen bleiben erhaben, die Zwischenräume werden durch Ätzung mit Säure vertieft.

StrickereiWirkerei.

Strieder, Jakob, Wirtschaftshistoriker, *1877, Prof., München.

Striegau, niederschlesische St., 14 000 E.

Striegel, Bürste zum Pferdeputzen.

Strikt(e), streng, genau, pünktlich.

Striktur, krankhafte Verengerung von Körperkanälen (Speise-, Harnröhre, Blutgefäße).

Strindberg, Aug., schwed. Dichter, 1849–1912; sein Leben lang Hasser und Gehetzter; zunächst Kampf gegen den Idealismus der bürgerl. Gesellschaft: „Das rote Zimmer“ (Rom.), „Schweiz. Nov.“; Abscheu geg. d. Weib; „Heiraten“ [629–630] (Erz.), Schauspiele „Vater“, „Fräulein Julie“, „Advent“; Ablehnung der unmetaphys. Weltanschauung seiner Zeit: „Inferno“, „Legenden“, „Totentanz“; fand in Mystik Ruhe: „Nach Damaskus“. Autobiograph. Schriften: „Sohn der Magd“, „Beichte eines Toren“. Unpersönlichere Werke: Kulturgeschichtl. Studien („Das schwed. Volk“), „Schwed. Schicksale u. Abenteuer“, „Histor. Miniaturen“. Natur- u. geisteswissenschaftl. Spekulationen: „Blaubücher“. Bedeutend sind auch die schwed. Königsdramen.

Stringent, bündig, zwingend.

Strobl, Karl Hans, *1877; phantast-dämon. Neuromantiker; Romane: „Die Vaclavbude“, „Die alten Türme“.

Strohblume, Korbblütler, Hüllkelche trockenhäutig.

Strohmann, im Geschäftsleben Person, die, äußerlich für sich selbst handelnd, den wahren Beteiligten verdecken soll.

Strohwein, Süßwein aus reifen Trauben, die nach der Lese auf Stroh austrocknen.

Strombegrenzer sollen zu große Stromentnahme durch den Abnehmer verhindern. Sie beruhen auf Wärme od. magnet. Wirkung des elektrischen Stroms.

Stromboli: Der Vulkan von See aus gesehen.
(Phot. Norddeutscher Lloyd Bremen.)

Stromboli, ital. Insel in der Gruppe der Liparischen Inseln mit 926 m hohem Vulkan.

Strömgren, Elis, schwed. Astronom, *1870.

Stromlinienform, günstigste Form eines Körpers, um möglichst wenig Luftwiderstand zu bieten; ↑ Flugzeug.

Stromregulator, regulierbarer elektr. Widerstand.

Stromstrich, Linie, die die Punkte größter Oberflächengeschwindigkeit fließenden Wassers verbindet.

Strontium, Erdalkalimetall (↑ Elemente); S.chlorid (Chlor-S.) u. S.nitrat (salpetersaures S.) dienen zur Feuerwerkerei (Rotfeuer).

Strophantus, Kletterpflanzen im trop. Asien u. Afrika, enthalten Milchsaft. Die Samen liefern stark. Pfeilgift und Strophantin (arzneilich verwendet).

Strophe, mehrere Verse als gegliedertes Ganzes.

Strousberg, Bethel Henry, Finanzmann, 1823–84; baute Bahnen in Preußen, Ungarn u. Rumänien, hatte Mißerfolg.

Strudel, Mehlspeise mit eingerolltem Obst, Fleisch, Käse od. dgl.

Strudelwürmer, flache Würmer, mit strudelnden Härchen, z. B. die Planarien, langgestreckt, meist räuberische Süßwassertiere.

Struensee, Johann Friedrich, Graf v., 1737–72, Leibarzt Christians VII. von Dänemark, 1771 Kabinettsmin., wegen Hochverrats hingerichtet.

Strug, Andrzej (Tadeusz Galecki), poln. Schriftsteller, *1873; „Gesch. einer Bombe“.

Struktur, Gefüge, Bau. Chemische S., Anordnung der Atome im Molekül, ausgedrückt in der S.formel.

Struma, Kropf.

Struma, Fl. der Balkanhalbinsel, v. der Witoscha zum Ägäischen Meer, 430 km.

Strümpell, Adolf v., Mediziner, 1853–1925.

Strumpf, beim Gasglühlicht, ↑ Beleuchtung.

Struppierte Pferde haben beschädigte Fußbeugesehnen.

Strutz, Georg, Finanz- u. Steuerpolitiker, 1861–1929; Senatspräs. am Reichsfinanzhof.

Strychnin, in den Früchten von Strychnos-Arten (Ignatiusbohnen und Brechnüssen), bitteres, sehr giftiges Alkaloid, erzeugt Starrkrampf.

Strzygowski, Joseph, österr. Kunstgelehrter, *1862, Prof., Wien.

Stuart, schott. Geschlecht, erwarb 1371 mit Robert II. den schott., 1603 auch den engl. Thron (bis 1688). Maria S.Maria 4).

Stubbenkammer, steile Kreidefelsen (133 m hoch) an der O-Küste Rügens.

Stübel, Alphons, Geolog, 1835–1904, Vulkanforscher.

Stüber, früher Rechnungsmünze am Niederrhein, = 3,8, in O-Friesland = 5,6 Pf.

Stuck, mit Leim od. Gelatine angerührter Gips; zu Deckenornamentik (Stukkaturen), Abgüssen, Plastiken.

Stuck, Franz v., Maler, 1863–1928, München. ↑ Taf. II Sp. 376.

Stück, mittelalterl. für Geschütz.

Stucken, Eduard, vornehm barocker Dichter, *1865; Roman: „Die weißen Götter“; Dramenzyklus: „Der Gral“; Balladen, Romanzen, Elegien, Grotesken.

Stuckenberg, Viggo, dän. Dichter, 1863–1906.

Stückgüter, im Eisenbahngüterverkehr Einzelgüter; Gegensatz: Wagenladungsgüter.

Stud. = Studiosus, Student, namentlich mit abgekürzter Angabe der Fakultät, Abteilung od. des bes. Studienfaches; z. B. stud. phil.(osophiae): Student der Philosophie.

Student (Studiosus), Studierender, Hochschüler; in Österreich auch Gymnasiast. Es gibt farbentragende u. nichtfarbentragende (schwarze), schlagende u. nichtschlagende Verbindungen. Die Angehörigen einer Verbindung werden eingeteilt in aktive u. inaktive (nach 4 Semestern) Burschen, Alte Herren, Füchse (1. u. 2. Sem.) u. Konkneipanten. Vertretungen sind Allg. Konvent, Burschenkonvent u. Alte-Herren-Verband. Die Verbindungen (Korps, Burschenschaften, Landsmannschaften, Freie schlagende Verbindungen, Turnerschaften, Sängerschaften, Gesangvereine, Turnvereine, kath. Studentenverbindungen, Wingolf, Verein Deutscher S., wissenschaftliche Korporationen usw.) bilden meist Verbände (Kartelle). Die nichtkorporierten S. heißen Finken (↑ Freie Studentenschaft).

Studentenhäuser dienen der Erziehung in- u. ausländ. Studenten zu akadem. Gemeinschaft u. Kameradschaftlichkeit, bieten Gelegenheit zu geistigem Austausch u. Geselligkeit.

Studentenschaft, Deutsche, Vereinigung (1919) der (Einzel-) Studentenschaften der dt. Universitäten, die v. den Kriegsteilnehmer-Studenten als Selbstverwaltungskörper gegr. u. v. den Länderregierungen z. T. anerkannt wurde. Die (Einzel-) Studentenschaften setzen sich aus den vollimmatrikulierten Reichs- u. gewissen Auslanddeutschen zusammen, die in allg. Wahlen das Parlament (Allg. Studentenausschuß [Asta]) bestimmen. Die pr. (Einzel-) Studentenschaften sind seit 1927 freie Vereine, aber nicht mehr staatlich anerkannt.

Studentenschaft, Freie,Freie Studentenschaft.

Studenten- und Schülerherbergen, in Österreich Unterkunftsmöglichkeiten für Schüler höherer Schulen, in Deutschland durch Jugendherbergen ersetzt.

Studentenwerk (bis 1929 Wirtschaftshilfe der Dt. Studentenschaft), Selbsthilfeeinrichtung an dt. Hochschulen, um der wirtschaftl. Not der Studierenden abzuhelfen.

Studentenzirkel (Verbindungszirkel), in einem Schriftzug verschlungen: Anfangsbuchstaben des Namens einer Verbindung (u. von vivat, crescat, floreat).

Studie, Übung; Vorarbeit zu einem Kunstwerk.

StudienanstaltenHöhere Schule.

Studienreferendar, -assessor, -rat, Amtsbez. der Lehrer an höheren Schulen.

Studium, geistige Arbeit. Studien, gelehrte Forschungen; studieren, forschen, Hochschule besuchen.

Stuffen, grobstückiges Erz.

Stuhlgericht = Femgericht.

Stuhlverstopfung, Hemmung der Darmentleerung dch. organ. Darmerkrankung od. auf psychisch-nervöser Grundlage dch. schlechte Gewöhnung od. unzweckmäßige Ernährung.

Stuhlweißenburg, westung. St., 39 000 E.

StuhlzäpfchenSuppositorien.

Stumpf, Carl, Psycholog u. Philosoph, *1848; „Tonpsychologie“.

Stunde, der 24. Teil des Tages, im Altertum ungleich lang (Tag u. Nacht in je 12 Teile).

Stundisten, russ. prot. Sekte.

Stundung, Zahlungsaufschub, hemmt die Verjährung.

StupaIndische Kunst.

Stupend, erstaunlich.

Stupid, stumpfsinnig, dumm.

Stuprum, außerehelicher Beischlaf, Schändung.

Sturdee, Sir Frederick Charles, Baron of the Falkland Isles, 1859–1925; siegte 8. 12. 1914 über das dt. Kreuzergeschwader des Admirals Spee bei den Falklandinseln.

Stürgkh, Karl Graf, 1859–1916; 1911–16 österr. Min.-Präs., v. Sozialisten Fr. Adler ermordet.

Sturm, Jakob, Naturforscher u. Kupferstecher, 1771–1848; „Deutschlands Flora“, „Deutschlands Fauna“ (v. seinem Sohn Johann Wilhelm [1808–65] fortgesetzt).

Stürmer, tschako-od. käppiartige student. Kopfbedeckung.

Sturmflut, starke Hebung des Wasserstands durch Sturmeseinwirkung (in der Nordsee bes. NW-, bei Kiel NO-Stürme).

Sturm-und Drangperiode, die Geniezeit 1770–80; bes. wild-geniale Dramen v. Goethe („Götz“), R. Lenz, F. M. Klinger (Schauspiel „Sturm u. Drang“), H. L. Wagner, Maler Müller.

Sturmvögel, Vogelfamilie, Bewohner aller Ozeane, nur zum Brüten auf dem Land, Schnabel hakig gebogen, Fischfresser. Albatros, 41/2 m klafternd, vorwiegend weiß, auf südl. Meeren. Kaptaube, 40 cm lang, grau u. weiß, begleitet fliegend die Schiffe.

Sturzbecher, Trinkglas ohne Fuß.

Sturzflug, steiler Gleitflug.

Sturzgeburt, abnorm rasch verlaufende Geburt.

Stute, weibl. Pferd.

Stuttgart, Hptst., v. Württemberg, westl. v. Neckar, 373 000 E; lebh. Ind. (bes. in dem 1905 eingemeindeten Kannstatt): Buchhandel, -gewerbe; Abb. Sp. 631.

Stutz, Ulrich, Kirchenrechtslehrer, Berlin, *1868.

Stutzen, kurzes gezogenes Jagdgewehr; auch Überziehstrumpf.

Stützmauer = Futtermauer.

Stygisch, zum ↑ Styx gehörig; schauerlich, kalt.

Styliten = Säulenheilige.

Stymphalische Vögel, Vögel, die ihre Federn wie Pfeile abschießen, von Herakles erlegt.

Styr, Nbfl. des Pripet in Wolhynien.

Styx, in der grch. Mythologie Grenzfluß der Unterwelt; Charon fährt die Seelen gegen einen Obolos über.

[631–632] Suaheli, Mischvolk aus Arabern u. Negern an der Küste O-Afrikas u. Sansibars.

Suarès, André (Félix André Yves Scantrel), frz. strengkath. Schriftsteller, *1886.

Stuttgart mit der bezeichnenden kesselförmigen Bergumrahmung.

Subaltern, untergeordnet.

Subarktisch, dem Arktischen nahe, die Zone v. 58–66° nBr.

Subdiakon, kath. Weihegrad; früher S.us, prot. (Hilfs-)Geistlicher.

Subdominante (Unterdominante), die Quarte einer Tonart u. der auf ihr beruhende Akkord.

Subhastation, öff. Versteigerung, bes. Zwangsversteig. v. Grundstücken.

Subjekt, gramm.: das, worüber eine Aussage gemacht wird, Satzgegenstand: Person (oft verächtlich) philos.: der Wahrnehmende u. Denkende i. Gegensatz zum Wahrgenommenen (Objekt). Mus.: das Thema einer Fuge.

Subjektiv, dem Subjekt angehörig, in ihm begründet; persönlich, nicht sachlich.

Subjektivismus, die Leugnung objektiver Maßstäbe des Wahren, Guten u. Schönen.

Subjektsteuer (Personalsteuer) trifft die persönl. Leistungsfähigkeit des Subjekts, z. B. Einkommen- u. Vermögenssteuer.

Subkutan, unter der Haut.

Sublim, erhaben, nur einem geläuterten Verständnis od. Empfinden zugänglich; s.ieren, steigern, emporläutern; verflüchtigen.

Sublimat, allgemein: Produkt einer ↑ Sublimation; bes. Quecksilberchlorid (↑ Quecksilber).

Sublimation, Überführen eines festen Stoffes (ohne ihn zu schmelzen) in Dampf u. dessen Abkühlen zu festem Stoff (↑ Sublimat).

Submarin, unterseeisch.

Submiß, unterwürfig, ehrerbietig.

Submission (Verdingung), Vergebung öff. Arbeiten u. Lieferungen auf Grund schriftl. Angebote v. Bewerbern, die z. Wettbewerb aufgefordert sind.

Subordination, „Unterordnung“, bes. beim Militär.

Subpolar, im Übergangsraum von den gemäßigten Gebieten zu den Polarzonen gelegen.

Subsidiär, unterstützend, in zweiter Linie kommend; s.es Recht war z. B. das gemeine Recht, das nur galt, wenn keine landesrechtl. Vorschriften bestanden.

Subsidien, im Kriege Hilfstruppen, -gelder usw.

Subsistenz, Lebensunterhalt.

Subskription, Verpflichtung durch Namensunterschrift zur Abnahme einer Ware (bes. im Buchhandel), zur Übernahme v. Aktien.

Sub specie aeterni (-tatis), unter dem Gesichtspunkt der Ewigkeit.

Substantiell, wesentlich, stofflich; nahrhaft.

Substanz, philos.: das Dauernde, Wesenhafte; der Urgrund (Spinoza); in der Alltagssprache: der Eigenschaftsträger im Unterschied zu den Eigenschaften.

Substituieren, an eines andern Stelle setzen.

Substitut, Stellvertreter.

Substitution, Stellvertretung; im Erbrecht Einsetzung eines Ersatzerben.

Substrat, Unterlage, Nährboden; Substanz.

Subsumieren, ein-, unterordnen.

Subtil, zart; fein; genau, spitzfindig.

Subtraktion: a–b = c; b wird von a subtrahiert; ↑ Mathematische Zeichen.

Subtropen, Übergangszone zw. Tropen u. gemäßigter Zone.

Subvention, Beihilfe, Unterstützung, bes. aus öff. Mitteln.

Sucher, Vorrichtung zum Anvisieren des Gegenstands einer photographischen Aufnahme.

Suchomlinow, Wladimir, 1848–1926; 1905–15 russ. Kriegsmin., 1917 wegen Verschuldens des Weltkriegs (eigenmächt. Mobilmachung) zu lebenslängl. Zuchthaus verurteilt, floh 1918 nach Deutschland.

Süchteln, rheinl. St., bei München-Gladbach, 10 000 E.

Sucre, St., Bolivia, 21 000 E.

Südafrikan. Union: Von Flüssen jung eingerissene Steilhänge der Drakensberge.

Südafrikanische Union, britisches Dominion, 1 222 215 qkm, 6 927 000 E; Hptst. Pretoria. Schmales Küstenvorland, Randgebirge (höchster Teil Drakensberge, 3659 m), dahinter innere Hochflächen (meist Trockengebiet: Namib, Kalahari). Wichtigster Erwerbszweig Bergbau: 2/5 bis 1/2 der Weltproduktion an Gold aus dem Witwatersrand bei Johannesburg (Transvaal), größte Diamantfundstätten der Erde (bei Kimberley u. Pretoria), Kupfer (b. Ookiep in NW-Kapland), Zinn u. Platin (Transvaal).

Holl. Buren aus der Kapkolonie gründ. 1842 die Oranjefluß-Rep. sowie drei Freistaaten, die M. Pretorius 1852 zur Rep. Transvaal vereinigte; sie wurde von Großbritannien 12. 4. 1877 zur Kolonie erklärt, aber nach Niederlagen gab es 3. 8. 1881 dem Lande die innere Unabhängigkeit zurück. Der Staat führte 1884–1900 den Namen Südafrikan. Republik u. stand 1883–99 unter Leitung Krügers. Südafrikan. Krieg (Burenkrieg) 1899–1902: Südafrikan. Rep. u. Oranje-Freistaat gegen Großbritannien. Nach anfängl. Erfolgen der Buren erlangten die Briten unter Lord Roberts das Übergewicht, sodaß 1. 3. 1900 der Oranje-Freistaat u. 1. 9. 1900 die Südafrikan. Rep. zu brit. Kolonien erklärt werden konnten. Auch der noch fast 2 Jahre dauernde Kleinkrieg (Dewet) änderte nichts am Ergebnis; Friede in Vereeniging (31. 5. 1902). August 1906 wurde der Kolonie Selbstregierung zugestanden. Min.-Präs. war 1907–10 Botha, der nun den Zusammenschluß der vier brit. Kolonien (Kapland, Natal, Oranjefluß-Kolonie u. Transvaal) erstrebte: 31. 5. 1910 S. (Union of South Africa). 9. 9. 1914 Krieg gegen Dt.-SW-Afrika, den auch eine Auflehnung der Buren (Beyers, Dewet) nicht verhindern konnte. Als Lohn erhielt die S. das Mandat über Dt.-SW-Afrika 1919. Im Innern wuchs der Einfluß der Nationalisten u. der Arbeiterpartei; aber Jan Chr. Smuts erlangte 1921 noch eine Mehrheit d. Südafrikan. Partei; an seine Stelle trat 1924 Hertzog; er sprach sich mehrfach für Verselbständigung der Union (auf verfassungsmäß. Wege) aus.

Südamerika: Páramoslandschaft in den Anden.

Südamerika (↑ Karte Sp. 648), Erdteil, 17,6 Mill, qkm, etwa 80 Mill. E (1/4 Weiße, 1/4 Neger und Indianer, 1/2 Mischlinge aller Art). Im W das gefaltete Kordillerenland (Anden; Abb.), mit steilem Abfall nach W. Im O ungefaltetes Bergland (Patagonien), die La-Plata-Länder, das brasil. Bergland, das Tiefland des Amazonas und das Bergland von Guayana. Östl. v. den Kordilleren feuchtwarmes Tropengebiet bis Nordargentinien. Südbrasilien und Argentinien gemäßigt, Patagonien ziemlich kühl. Pazif. Küste feuchttropisch bis Golf v. Guayaquil, dann regenarmer Strich bis 30° (Wüsten), darauf wieder feuchter. Haupterwerbszweige Acker- u. Plantagenbau: Weizen, Mais; Zuckerrohr, Kaffee (Brasilien), Kakao (Brasilien, Ecuador), Tabak (Brasilien), Baumwolle, Kautschuk (Brasilien). Viehzucht: Rinder, Pferde, Schafe (Wolle). Bergbau liefert Edelmetalle (Brasilien), Diamanten (Brasilien), Salpeter (Chile; Abb. Sp. 633), Guano (Peru), der Wald Holz (Brasilholz), Chinarinde, Kautschuk, Kopra (Brasilien), Mate (Paraguay).

[633–634] Sudan, vorwiegend Savannen- u. Steppengebiet zw. Sahara u. Kongogebiet, Abessinien u. Atlant. Ozean.

Südaustralien, Gliedstaat des Austral. Bundes, 984 341 qkm, 495 000 E; Hptst. Adelaide.

Südcarolina = South Carolina.

Südchinesisches Meer (chines. Nan-hai), Randmeer zw. asiat. Festland, Borneo, Philippinen u. Formosa.

Süddakota = South Dakota.

Südekum, Albert, soz.-dem. Schriftleiter, *1871, 1900–18 M. d. R., 1918–20 pr. Finanz-Min.

Südamerika: Salpeterfeld in der nördl. Wüstenzone Chiles.

Sudermann, Herm., Schriftsteller, 1857–1928; ein Führer des Naturalismus; Romane: „Frau Sorge“, „Katzensteg“; „Litauische Geschichten“; wirkungsvolle Dramen: „Ehre“, „Heimat“.

Sudeten, nördl. Gebirgsumrahmung Böhmens.

Südfrüchte, aus wärmern und trop. Ländern eingeführtes Obst.

Südgeorgien, antarkt. Insel östl. Kap Hoorn, 4000 qkm.

Südinsel, südl. Hauptinsel von Neuseeland.

Südmandschurische Bahn, jap. Bahn in der Mandschurei, umfaßt die Hauptstrecken Tschangtschun-Dairen u. Mukden-Antung, 700 km.

Süd-Orkney-Inseln, antarkt. brit. Inseln, südl. v. Kap Hoorn.

Süd-Ossetien, auton. Gebiet im transkaukas. Rätestaat Georgien, 3708 qkm, 87 000 E Hptst. Zchinwali.

Südpolarländer, Länder innerhalb od. in der Nähe des südl. Polarkreises, stark vergletschert, z. T. m. tätigen Vulkanen. Innerhalb der S. liegt der Südpol, der 14. 12. 1911 v. Amundsen, 18. 1. 1912 v. Scott erreicht, 1928 v. ↑ Byrd überflogen wurde. Der magnet. Südpol liegt unter 73° sBr, 93° wL.

Sudraka, ind. König, Dramatiker, 8. Jh. n.Chr.

Süd-RhodesienRhodesien.

Südsee, die äquatorialen und südl. Teile des Stillen Ozeans.

Südseeinsulaner, Bewohner der Inseln der Südsee: Polynesier, Mikronesier und Melanesier.

Südshetlandinseln, antarkt. brit. Inselgruppe, südö. v. Kap Hoorn.

Südslawien: Hauptverkehrsstraße in Belgrad.

Südslawien, Kgr. in SO-Europa, umfaßt Serbien und Montenegro, S-Ungarn (westl. Teil), Kroatien-Slawonien, Bosnien u. Herzegowina, Dalmatien mit Inseln u. die frühern österr. Kronländer Krain, Kärnten (südö. Teil), Steiermark (Südteil), zus. 247 852 qkm, 11,8 Mill. E; Hptst. Belgrad. Von der Bev. (↑ Slowenen u. ↑ Serbokroaten) sind 4/5 in der Landwirtschaft (bes. Anbau v. Mais, Weizen, Tabak, Flachs) tätig. Starker Obst- u. Weinbau. Bergbau u. Ind. unbedeutend.

Seit dem 9. Jh. entstanden serb. Kleinstaaten, die vereinigt wurden; unter den Nemanjiden (bis 1367) war Serbien eine balkan. Großmacht. Seit 1371 eroberten die Türken das südslaw. Gebiet; 1389 unterlagen die Serben auf dem Amselfeld. 1810–14 bestand ein v. Napoleon gebildeter Illyrischer Staat (Kroatien, Slowenien, Dalmatien), der eine panillyr. Bewegung (Ljudewit Gaj) veranlaßte. 1804 Erhebung der Serben gegen die Türken unter Georg Petrović, gen. Czerni (Kara-) Georg. Miloš Obrenović errang 1806 die Unabhängigkeit, wurde erbl. Fürst, 1829 anerkannt, trat aber 1838 zurück. Michael Obrenović (1868 ermordet) beseitigte die türk. Oberherrschaft.

Milan gab 1869 eine neue Verf., kämpfte 1876 u. 1877 gegen die Türkei, wurde 1878 unabhängig, 1882 König. Der verlorene Krieg mit Bulgarien (1885–86) brachte keine Veränderungen. Peter Karageorgíević (1844–1921), dessen Politik wesentlich v. Pašić (Paschitsch) geführt wurde, eroberte 1912–13 in d. Balkankriegen Mazedonien, verlor nach Entfachung des Weltkriegs durch die großserb. Propaganda im Winter 1915/16 sein Land, gewann es aber 1918 zurück.

Während des Weltkriegs bestand ein Südslawen-Komitee unter Führung v. Trumbić, zuerst in Rom, seit 1915 in London. Am 5. 10. 1918 wurde der Nationalrat der Slowenen, Kroaten u. Serben in Agram gebildet, 21. 11. 1918 die Vereinigung d. südslaw. Gebiete Österreich-Ungarns mit Serbien u. Montenegro unter d. Dynastie Karageorgiević erklärt. Der zunächst föderalist. Aufbau des Staates wurde allmählich straff großserb.-zentralist. umgestaltet. Der Kroatenführer Radić wurde 1928 ermordet. Alexander II. setzte Jan. 1929 die Verf. außer Kraft und übergab die Regierung mit diktator. Vollmachten d. General Živković (Schiwkowitsch). Dieser ging scharf gegen die autonomist. Kroatenführer vor, organisierte 3. 10. 1929 das Reich neu in 9 Banate. 3. 9. 1931 königl. Dekret, das Aufhebung der Diktatur ankündigt. Die außenpolit. Lage S.s ist bestimmt dch. den Gegensatz zu Italien.

Südtirol, Teil Tirols, südl. v. Brenner, bis zum Ortler dt. Sprachgebiet, kam 1920 an Italien; 13 913 qkm, 641 700 E (204 800 Dt). Starke Italienisierungspolitik.

Südwester, Seemannskappe aus ölgetränkter Leinwand.

Sue, Eugène, frz. Romanschriftsteller, 1804–57.

Der schleusenlose Sueskanal zwischen öden, heißen Ufern.

Sueskanal, zw. Mittelländ. u. Rotem Meer, 1858–69 v. Lesseps erbaut, 160 km; Schiffsverkehr 1929: 6206 Schiffe mit 26,12 Mill. Reg.-T.

Sueven (Sueben), german. Völkerbund, östl. der Elbe, 100 v. Chr. nach Mittelrhein u. Main; Name blieb an den Alemannen haften (danach Schwaben).

Suffisance, Selbstgefälligkeit, dünkelhafte Selbstgenügsamkeit; süffisant, eingebildet.

Suffix, einem Wort angehängte Nachsilbe.

Suffragette, Anhängerin d. Frauenstimmrechtsbewegung in England. Führerin: Emmeline Pankhurst (1858–1928). Nachdem die Frauen das Stimmrecht erhalten haben (1919), gibt es keine S. in Engl. mehr.

Sufismus, islam.-pantheist. Sekte.

Suggerieren, seelisch beeinflussen, jemand etwas einreden.

Suggestibilität, Empfänglichkeit f. Suggestion.

Suggestion, Erzeugung v. Vorstellungen, Handlungen, körperl. Veränderungen (z. B. Erröten, Erblassen) durch seel. Einwirkung.

Suhl, pr. St., im südw. Thüringen, 16 000 E; Waffen.

Sühneversuch (Sühnetermin), gerichtl. Verhandlung zur gütl. Beilegung eines Rechtsstreits. Der Ehescheidungsklage muß regelmäßig S. vor Amtsgericht vorhergehen, der Privatklage wegen Beleidigung S. vor Schiedsmann, wenn beide Teile an demselben Ort wohnen.

Suicidium, Selbstmord.

Sujet, Gegenstand; (künstler.) Vorwurf.

Suite, Folge; (militär.) Gefolge. Mus.: mehrsätziges, aus Tänzen bestehendes Instrumentalstück.

Suiten (vulgär Schwieten), mutwillige, lose Streiche. Suitier, Streichemacher, lustiger Bruder.

Sukkulenten, Pflanzen mit fleischigen Blättern (Dickblattgewächse, Fettpflanzen).

Sukkurs, Hilfe, Beistand.

Sukzedieren, nachfolgen. Sukzeß, Erfolg. Sukzession, (Rechts-) Nachfolge, Thronfolge. Sukzessiv, folgend, nach und nach.

[635–636] Suleimân (Solimân) II. Kanunî, „der Gesetzgeber“, türk. Sultan, 1495–1566, regierte 1520–66, eroberte 1521 Belgrad, siegte 1526 bei Mohács und eroberte Ofen-Pest, belagerte 1529 vergeblich Wien, unterwarf 1533 Persien u. Bagdad, 1551 Tripolitanien, starb bei Belagerung v. Szigetvár. Er übernahm 1538 das Kalifat.

Suleimangebirge, auf der Grenze v. Belutschistan u. Brit.-Indien, 3440 m.

Sulfite, Schwefligsäuresalze; ↑ Schwefel.

Sulfonal, Schlafmittel (Schwefelverb.).

SulkyTrabrennen.

Sulla, Lucius Cornelius, röm. Aristokratenführer, 138–78 v. Chr.; stürzte die Volkspartei unter Marius in Rom, schuf eine aristokrat. Verfassung.

Sullivan, Sir Arthur Seymour, engl. Komp., 1842–1900; Ouvertüren, Oratorien, Operette („Der Mikado“).

Sully-Prudhomme, René François Armand, frz. lyr. Dichter, 1839–1907.

Sultan, Titel islam. Herrscher.

Sulu, Stamm der Kaffern (SO-Afrika).

Suluinseln, zw. Borneo u. Philippinen, 2719 qkm, 168 000 E, seit 1898 zu USA.

Sululand, Landschaft in N-Natal (S-Afrika).

Sulzbach, D., Saargebiet, 22 000 E; Kohle, Eisen.

Sülze, Mischung v. Gallerte u. Fleischstücken.

SumachSchmack.

Sumatra: Gemeinschaftshäuser in einem Battakdorf.

Sumatra, westliche der Gr. Sundainseln (zu Niederl.-Indien gehörig), 422 527 qkm, 6 Mill. E (meist Malaien; 19 000 Europäer). Im W Geb. mit tätigen Vulkanen (3800 m), im O Schwemmland. Klima trop. Reich an Mineralien: Gold, Silber, Kupfer, bes. Pechkohle. Trop. Nutzpflanzen: Gewürze, Kautschuk, Tabak, Kaffee.

Sumba, niederl.-ind. Sundainsel, südl von Flores, 11 082 qkm, 200 000 E.

Sumbawa, niederl.-ind. Sundainsel, 14 739 qkm, 150 000 E.

Summa cum laude, mit höchstem Lob.

Summarisch, kurz zusammengefaßt, kurz u. bündig.

Summa summarum, alles in allem, im ganzen.

Sumpfdotterblume, Hahnenfußgewächs, 40 cm, dottergelb, auf nassen Wiesen.

Sumpfgas = Methan.

Sumpfzypresse, Nadelbaum aus N-Amerika, 40 m, Zierbaum an Teichrändern.

Sund, Meerenge zw. Kattegatt u. Ostsee, Seeland u. Schonen.

Sundainseln, ostind. Archipel zw. Chines. Meer und Ind. Ozean.

Sundar Singh (Sadhu S. S.), ind. Christ, *1889, Missionar, bes. in Tibet.

Sundasee, zw. Celebes, Flores u. Sumbawa.

Sundastraße, Meerenge zw. Sumatra u. Java.

Sunderland, nordengl. Hafenst, 159 000 E.

SündflutSintflut.

Sundgau, das südl. Oberelsaß.

Sungari, Nbfl. d. Amur, NO-China (Mandschurei), 1840 km.

Sunniten, Anhänger der „Sunna“ („Ausspruch“, „Tat“) u. der ersten 4 Kalifen; Gegner: ↑ Schiiten.

Süntel, Teil d. Weserberglandes, links d. Weser.

Sun Yatsen, 1868–1925; 1911–12 provisor. Präs. Chinas, organisierte 1912 die ↑ Kuomintang.

Suomi, finn. Name d. Staates Finnland, auch d. finn. Sprache.

Supan, Alexand., Geogr., 1847–1920.

Superb, prächtig.

Superficies, Oberfläche; Gebäuderecht (Bau-, Platzrecht) des Superfiziars (Erbbauberechtigten).

Superintendent, der an der Spitze eines ev. Kirchenkreises stehende Geistliche.

Superiorität, Überlegenheit.

Superkargo, Bevollmächtigter, der Schiffsladung nach Absatzhafen begleitet.

Superlativ, höchste Steigerungsstufe eines Eigenschaftsworts: „schönste“.

Supernumerar, „überzähliger“, nicht planmäßiger Beamter; Beamtenanwärter.

Superphosphat, aus Phosphorit, Knochen usw. durch Schwefelsäure gewonnenes Düngemittel.

Superstition, Aberglaube.

Suppé, Franz v., Operettenkomponist, Wien, 1819–95; „Die schöne Galathea“, „Fatinitza“, „Boccaccio“.

Supper, Auguste, schwäb. Dichterin, *1867; Ged., Erz., Rom.: „Der Herrensohn“.

Supplement, Ergänzung, Nachtrag; bes. Nachtrag zu einem literar. Werk (S.band). S. eines Winkels: seine Ergänzung zu 180°.

Supplik, Bittgesuch. Supplikant, Bittsteller.

Supponieren, voraussetzen, unterstellen.

Support, Werkzeugschlitten an Arbeitsmaschinen.

Supposition, Unterschiebung; Annahme.

Suppositorien, leicht schmelzbare Fettzäpfchen mit Arzneien, zur Einführung in Mastdarm (Stuhlzäpfchen) u. Scheide.

Supranaturalismus, Glaube an übernatürl. Offenbarung Gottes.

Supremat, der, Überordnung, bes. des Papstes über die Bischöfe; Suprematie, Oberherrschaft, Oberhoheit.

Surabaja, St., an d. N-Küste v. Java, 225 000 E; Haupthandelsplatz Niederl.-Indiens.

Surakarta, St. auf Java, 158 000 E.

Surat, brit. St., im westl. Vorderindien, 117 000 E; Baumwollind.

Sure, Kapitel des Korans.

Sureté, frz. Geheimpolizei.

Surinam = Niederländisch-Guayana.

Süring, Reinhard, Meteorolog, *1866.

Surrealismus, Gestaltung der gesteigerten Wirklichkeit, mod. Richtung in Kunst u. Schrifttum, als Ablösung des Expressionismus v. Frankreich ausgegangen, hält sich an das Material des unbewußten u. hellsichtigen Seelenlebens, das mit übertreibender Präzision u. gegenständl. Exaktheit geformt wird.

Surrey, Henry Howard, Earl of, engl. Dichter, * um 1518, † 1547.

Surrogat, Ersatzmittel.

Surrogation, Ersatz.

Susa,

1) antike, heute zerstörte St. im südö. Mesopotamien;
2) ↑ Sousse.

Sušak, Vorst. v. Fiume, 16 000 E; nach Abtretung v. Fiume an Italien wichtigster südslaw. Hafen mit starkem Holzexport.

Susanna, Jüdin in Babylon, im Bad überrascht v. lüsternen Alten.

Suso, dt. Mystiker, ↑ Seuse.

Suspekt, verdächtig.

Suspendieren, zeitweilig aufheben; zeitweilig v. Amt entheben.

Suspension,

1) vorläufige Dienstenthebung wegen Dienstverfehlungen;
2) Aufschwemmung eines fein zerteilten festen Stoffes in einer Flüssigkeit, in der er sich nicht löst.

Suspensiv, aufschiebend.

Suspensorium, beutelartige, mit Traggurt versehene Bandage z. Hochtragen der Hoden.

Susquehanna, Fl. in Pennsylvanien (USA), zur Chesapeakebai, 750 km.

Sueß, Eduard, österr. Geolog, 1831–1914; „Antlitz d. Erde“.

Süße Kartoffel = Batate.

Süßfutter, durch Pressen oder elektr. Behandlung v. grünen Futterpflanzen gewonnenes Viehfutter.

Süßholz, Hülsenfrüchtler, 2 m, im Mittelmeergebiet u. Vorderasien, mit süß schmeckenden Wurzeln, liefern Lakritzen.

Süßmilch, Joh. Peter, Statistik., 1707–67; bahnbrechend i. der Bevölkerungsstatistik.

Süß-Oppenheimer (Jüd Süß), Joseph, * um 1698, 1735 württembergischer Fin.-Rat, bedrückte die Untertanen, 1738 gehenkt.

Süßstoffe, künstl. Süßmittel (bes. Sacharin) mit höherer Süßkraft als Zucker ohne dessen Nährwert. Herstellung und Einfuhr nur mit Erlaubnis der Reichsregierung. Der Übergang von S. in den freien Verkehr unterliegt der S.steuer.

Süßwasserformation, Aufeinanderfolge von Ablagerungen aus Süßwasser.

Suter, Herm., schweiz. Komponist, 1870–1926; Männerchöre, symphon. Dichtungen.

Sutra (Einzahl: das Sutram), ind. Werke (Regeln und Lehrsätze).

Su-tschou, ostchin. Vertragshafen, am Kaiserkanal, 500 000 E; Seidenind.

Suttner, Berta, Baronin v., 1843–1914; Pazifistin: „Die Waffen nieder“; Friedensnobelpreis 1905.

Suum cuique, „Jedem das Seine“.

Suworow, Alexander, Graf S.-Rimnikskij, Fürst Italijskij, russ. Feldherr, 1729–1800, siegte 1799 an d. Trebbia u. bei Novi über die Franzosen, wurde aber zum Rückzug gezwungen.

Suzeränität, Oberlehnsherrschaft, Recht eines Staates, einen andern Staat in best. völkerrechtl. Beziehungen zu vertreten u. von ihm Heeres- u. Geldleistungen zu fordern.

Sveaborg (seit 1918 Suomenlinna, „Finnlandsburg“), finn. Inselfestung vor Helsingfors.

Svealand, der mittlere der 3 Hauptteile Schwedens.

Svedberg, Theo, schwed. Chemiker, *1884; Kolloidchemie.

Svehla, Antonin, *1873; Führer der tschech. Agrarpartei, 1922–30 Min.-Präs.

Svendsen, Johann, norw. Komponist, 1840–1911; Orchester-, Kammermusikwerke.

Sverdrup, Otto, norw. Polarforscher, 1854–1931.

Sverige, Schweden.

Svinhufvud, Per Evind v., *1861; 1917–18 Präs. der finn. Regierung, seit 1931 finn. Reichspräs.

Swakopmund, Hafenst., SW-Afrika, 2000 Weiße.

Swammerdam, Jan, niederl. Naturforscher, 1637–80; Erforscher der Insektenanatomie u. -systematik.

Swamps, Sümpfe im östl. Nordamerika.

Swansea, St., im südl. Wales, 158 000 E; Kupferind.

Swantewit, altslaw. Kriegs- u. Sonnengott, bes. auf Rügen verehrt.

Swaraj, die ind. Unabhängigkeitsbewegung gegen die engl. Herrschaft.

Swasiland, [637–638] brit. Schutzgebiet, südö. v. Transvaal, 17 295 qkm, 113 000 E; Hauptort Mbabane.

SwastikaHakenkreuz.

Sweater („Schwitzer“), gewirkte wollene Sportkleidung.

Sweatingsystem, Schwitzsystem, Beschäftigung v. Heimarbeitern bei stark gedrückten Löhnen.

Swedenborg, Emanuel v., schwed. Theosoph, 1688–1772; begr. ein phantast.-rationalist Natursystem; „Arcana coelestia“.

Sweelinck, Jan, holl. Komponist, 1562–1621; Begründer der Orgelfuge.

Swerdlowsk, russ. St., Ural, 136 000 E.

Swift, Jonathan, engl.-ir. Satiriker, 1667–1745; phantast. Rom. „Gullivers Reisen“.

Swinburne, Algernon Charles, „präraffaelitischer“ engl. Dichter, 1837–1909.

Swinemünde, Seebad auf Usedom, 18 000 E.

Sybaris, 720 v.Chr. gegr. Griechenstadt in Unteritalien, durch Schwelgerei berüchtigt; sybaritisch, weichlich, üppig.

Heinrich v. Sybel

Sybel, Heinrich v., Historiker, 1817–95; „Die Begründung des Deutschen Reiches“.

Sydney: Der Circular Quay, eine Hauptverkehrsstraße zum Hafen.

Sydney, südostaustral. Hafenst., 1 127 000 E; größte St. u. wichtigster Handelsplatz Australiens.

Emil v. Sydow.

Sydow, Emil v., Offizier u. Kartograph, 1812–73.

Syenit, ähnlich wie Granit.

Sykomore, 15 m hoher, 10 m dicker Feigenbaum, Ägypten, Orient; Früchte klein.

Sykophant, im antiken Athen gewerbsmäßiger Denunziant.

Syllabus, Verzeichnis, bes. der mit dem röm. Katholizismus nicht verträgl. modernen Irrtümer.

Syllogismus, logischer Schluß.

Sylphen (weibl. Sylphiden), Luftgeister.

Sylt, nordfries. Insel, 6700 E.

Sylva, Carmen,Elisabeth 3).

Sylvin, Mineral, Chlorkalium, in Abraumsalzen.

Symbiose, Zusammenleben, bes. verschiedenartiger Tiere od. Pflanzen, auch v. Tieren mit Pflanzen zu gegenseitigem Nutzen.

Symbol, Kennzeichen; Sinnbild. In der bildenden Kunst am gebräuchlichsten die christl. S.e, z. B. Christus = Lamm, Weinstock, Evangelist Lukas = Stier, Markus = Löwe usw.

Symbolik, bildl. Darstellung; theol.: vergleichende Darstellung des Lehrinhalts der kirchl. Bekenntnisschriften; Konfessionskunde.

Symbolische Bücher, Bekenntnisschriften (Konfessionen) einer Kirche.

Symbolismus,

1) philosoph. Lehre, die (z. B.) histor. Begebenheiten als Symbole einer hinter ihnen liegenden Kultur- od. Stilkraft ansieht;
2) Richtung, bes. der frz. Lit., die v. den Symbolisten (Décadents, Impressionistes) seit etwa 1883 vertreten wurde, suchte überzeitl. Erlebnisse in ewig gültigen Sinnbildern auszudrücken.

Symmetrie, Ebenmaß; Zusammenfallen eines Körpers mit seinem Spiegelbild bei geeignet liegender Spiegelebene (S.ebene).

Sympathetisch, auf Sympathie beruhend; mitfühlend; geheimkräftig.

Sympathie, Fähigkeit, mitzufühlen; Zuneigung, Seelenverwandtschaft.

Symphonie („Zusammenklang“, Sinfonie), im 17. Jh. Überleitungsmusik in Oper, Oratorium, Kantate, seit Stamitz u. bes. Haydn, Mozart, Beethoven ein selbständ. Orchesterstück aus mehreren (meist 4) Sätzen. Die symphon. Dichtungen gehören zur Programmusik.

Symphoricarpus = Schneebeere.

Symposion, Trinkgelage; Dialog v. Platon.

Symptom, (Krankheits-)Zeichen.

Synagoge, jüd. Andachtsstätte, Tempel.

Synchron sind Vorgänge, die zur gleichen Zeit u. im gleichen Tempo ablaufen.

Syndikalismus, radikalsozialist. Strömung, die mit Hilfe einer gewerkschaftlich organisierten Minderheit durch revolutionären Umsturz (Direkte Aktion) die sozialist. Gesellschaftsordnung errichten will. Syndikalisten, Anhänger des S.

Syndikate, straff organisierte Kartelle mit eignen Verkaufsstellen; in Frankreich Gewerkschaften.

Syndikatsklage, Schadenersatzklage gegen Beamte, bes. Richter, wegen Verletzung der Amtspflicht.

Syndikus (Justitiar), angestellter Rechtsberater einer Gemeinde, gr. Firma, eines Verbands usw.

Synedrion, Hoh. Rat (71 Mitgl.) der alten Juden.

Synergismus, Lehre, daß der Mensch zu seiner Bekehrung mitwirken müsse (kath., Melanchthon).

Synge, John Millington, engl.-ir. Dichter, 1871–1909; Vorkämpfer einer kelt. Renaissance; Dramen.

Synklinale, eine v. Schichtgesteinen gebildete Mulde (↑ Taf. Sp. 200).

Synkope, Verkürzung (z. B. mächt’ge); Metrik: Zusammenziehung v. Hebung u. Senkung in eine Silbe; Musik: Tonbindung, bei der der eig. unbetonte Taktteil den Akzent erhält; ein Hauptmerkmal der neuesten Tanzmusik (Jazz).

Synkretismus, Verschmelzung gegensätzl. Lehren od. Parteien; bes. die Religionsmischung der orientalischen u. hellenistischen Welt.

Synode,

1) Kirchenversammlung, Konzil;
2) gewählte gesetzgebende Vertretungskörper in der prot. Kirchenverfassung.

Synonymik, Lehre v. den Synonymen, d. h. sinnverwandten Wörtern, z. B. sehen u. schauen.

Synopse, vergleichende Übersicht; bes. Nebeneinanderreihung der Evangelien des Matthäus, Markus, Lukas („Synoptiker“).

Synoptisch, übersichtlich, zu einem Gesamtbild zusammenfassend. S.e Karten, z. B. Wetterkarten, geben die Ergebnisse gleichzeitiger Beobachtungen wieder.

Syntax, Satzlehre, Lehre v. Satzbau.

Synthese, Aufbau, Zusammenfügung v. einfachen Teilen eines Begriffs od. Lehrgebäudes zu einem einheitl. Ganzen; Aufbau einer chem. Verbindung.

Syphilis, infektiöse, meist durch Geschlechtsverkehr übertragene Krankheit; zuerst Primäraffekt (harter Schanker), dann sekundäres Stadium mit Hautausschlägen u. Schleimhautveränderungen, zuletzt 3. Stadium, das Eingeweide angreift (Herz-, Leber-, Lungen-, Hirn-, Rückenmarks-S.). Rückenmarksschwindsucht u. progressive Paralyse (Hirnerweichung) sind gleichfalls Folgen der S. Langdauernde Behandlung erforderlich, bringt oft Heilung.

Syra, grch. Kyklade, 27 000 E.

Syracuse, St., New York (USA), 199 000 E.

Syrakus, ital. St., auf Sizilien, 56 000 E.

Syr-Darja, Fl. in Sowjetmittelasien, 2580 km, zum Aralsee.

Syrjänen, Stamm der Ostfinnen in N-Rußland.

Syrjänen-Gebiet, auton. Gebiet im russ. Nordgau, 434 100 qkm, 207 000 E; Hptst. Sywtywkar.

Syrien, Landschaft in Vorderasien, am Mittelmeer. An der Küste Mittelmeer-Klima u. -Flora, Jordantal trop. u. halbtrop., Hochplateau kontinental u. steppenhaft. Ackerbau (Weizen, Gerste), im NW Tabakbau, an der Küste Oliven, Wein, Südfrüchte, in der Steppe Schafzucht.

Das frz. Mandat S. hat 148 291 qkm mit 2 423 000 E; Hptst. Beirut.

Assyrer eroberten 732 Damaskus; 606 an Babylon, 539 an Persien, nach Alexander d. Gr. hellenist. Staat; 64 v. Chr. röm. Prov., 636 arab., 1517 türk., 1831 ägypt., 1840 wieder türk. Der Völkerbund übertrug 1920 das Mandat über S. Frankreich, die Konferenz v. San Remo 1920 beschloß Errichtung des syr. Staats. Bes. 1925 Drusenaufstände gegen die Franzosen. Verfassung v. 22. 5. 1930.

Syringa = Flieder.

Syrinx (Panflöte), grch. Hirtenflöte.

Syrisch, der ostaramäische Dialekt v. Edessa, die Kirchen- u. Lit.-Sprache der syr. Christen.

Jörg Syrlin: Skulptur vom Chorgestühl im Münster zu Ulm.

Syrlin, Jörg, Bildhauer u. -schnitzer, Ulm, † um 1491.

Syrmien, fruchtbare Landschaft in Kroatien-Slawonien (Südslawien); Hptst. Vukovár, 10 000 E.

Syrte, Name oder Bez. zweier Meerbusen [639–640] im N Afrikas: Große S. u. Kleine S.

Syrup, Friedr., *1881; seit 1927 Präs. der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung u. Arbeitslosenversicherung.

System („das Zusammengestellte“), einheitlich geordnetes Ganze, bes. der log. Aufbau einer Wissenschaft, Weltanschauung.

Systematik, Kunst, ein System zu bilden; Zweig der Zoologie u. Botanik, der sich mit dem System befaßt. Begründer: Linné. Systematisch, unter einheitl. Gesichtspunkte gebracht.

Szamos, Nbfl. der Theiß, 500 km.

Szatmár-Németi, rum. St., an d. Szamos, 60 000 E (1/2 Ungarn).

Szegedin, zweitgrößte St. Ungarns, an der Theiß, 119 000 E; Handels- und Gewerbemittelpunkt des Alfölds.

Székesfehérvár, ung. Name von Stuhlweißenburg.

Székler, Völkerrest fragl. Herkunft im O von Siebenbürgen, etwa 1/2 Mill. Köpfe.

Szene, Bühne; Aktteil. Szenerie, Bühnenbild.

Szientismus = Christian Science.

Szintillation, Funkeln (v. Sternen).

Szlachta, poln. Adel; Szlachcic (Schlachtschitz), Adlige.

Szyila = Skylla.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Stichwort „Höhrrohr“ existiert nicht.
Shackleton bis S.S.S.R. Nach oben Taaffe bis Tyrtäus
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