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RE:Ἐκκύκλημα

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Theatermaschine, ein rollbares Podium auf der Bühne oder Drehmechanismus
Band V,2 (1905) S. 22022207
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Ἐκκύκλημα (in der hsl. Überlieferung überwiegt die Schreibung ἐγκύκλημα) wird mehrfach als Bezeichnung von Vorrichtungen der antiken Theaterszene genannt (anderweitig ist das Wort nicht nachweisbar). Die Hauptstellen finden sich bei Pollux IV 128 (ausgeschrieben vom Schol. Clem. Alex. Protrept. 12 p. 419 Dind.): καὶ τὸ [2203] μὲν ἐκκύκλημα ἐπὶ ξύλων ὑψηλὸν (ὑψηλῶν Schol. Clem.) βάθρον, ᾧ ἐπίκειται θρόνος · δείκνυσι δὲ τὰ ὑπὸ σκηνὴν ἐν ταῖς οἰκίαις ἀπόρρητα πραχθέντα καὶ τὸ ῥῆμα τοῦ ἔργου καλεῖται ἐκκυκλεῖν · ὲφ' οὖ δὲ εἰσάγεται τὸ ἐκκύκλημα, εἰσκυκλημὰ ⟨εἰσκυκλεῖν Brunck, εἰσκυκλήθρα G. Hermannὀνομάζεται · καὶ χρὴ τοῦτο νοεῖσθαι καθ' ἑκάστην θύραν, οἱονεὶ ⟨ἵν' ᾖ var. lect.⟩ καθ' ἑκάστην οἰκίαν. Schol. Aristoph. Ach. 408 (Suid, s. ἐκκυκλήθητι): ἐ. δὲ λέγεται μηχάνημα ξύλινον τροχοὺς ἔχον, ὅπερ περιστρεφόμενον τὰ δοκοῦντὰ ἔνδον ὡς ἐν οἰκίᾳ πράττεαθαι καὶ τοῖς ἔξω ἐδείκνυε, womit übereinstimmt Schol. Clem. Alex. Protrept. 12 p. 418 Dind.: σκεῦος ὐπότροχον ἐκτός (ἐντὸς Neckel) τῆς σκηνῆς οὗ στρεφομένου ἐδόκει τὰ ἔσω τοῖς ἔξω φανερὰ γίνεσθαι. Eustath. Il. XIV 178 p. 976, 15: τὸ ἐ., ὃ καὶ ἔκκύκληθρον λέγεται, μηχάνημα ἧν ὐπότροχον, ὑφ' (ἐφ' Wieseler) οὗ ἐδείκνυτο τὰ ἐν τῇ σκευῇ ἢ σκηνῇ. Es liegen hier offenbar zwei verschiedene Definitionen vor, von denen die eine ein rollbares Podium, auf dem ein Möbel herausgeschoben werden konnte, die andere einen Drehmechanismus voranssetzt, der das Sichtbarwerden eines Innenraums oder einzelner innerhalb der Szene befindlicher Dinge ermöglichte. Die neueren Erklärer haben nach dem Vorgang K. O. Müllers versucht, beide Definitionen so zu kombinieren, daß sie aus der Beschreibung bei Pollux das ,Herausrollen‘, aus Schol. Ach. den Innenraum heraushoben und demnach das . als eine Rollbühne erklärten, die, mit Personen und Gegenständen besetzt, aus der Szene herausgeschoben wurden, aber doch als ,Innenraum‘ angesehen werden sollte; indem man dann die Worte ἐκκυκλεῖν und εἰσκυκλεῖν bei Aristoph. Ach. 408; Thesm. 97. 264, statt sie in ihrer ursprünglichen Bedeutung zu erklären, als Zeugnisse für die Verwendung jenes vermeintlichen . auffaßte, schrieb man diese Rollbühne, die das Problem, einen Innenraum darzustellen, in der denkbar ungeschicktesten Weise lösen würde, schon dem Theater des 5. Jhdts. zu. Diese Anschauungen, die trotz mehrfachem Widerspruch (G. Hermann Opusc. VI 2, 165. Fritzsche zu Aristoph. Thesmophor. v. 265. Dörpfeld Berl. phil. Wochenschr. 1890, 1433) bis in die neueste Zeit herrschend geblieben sind (s. u.), lassen sich aber weder mit den Überlieferungen der Grammatiker noch mit dem Tatbestand der Dramen in Einklang bringen. Niemals wird in den Nachrichten der alten Erklärer, wo von dem Herausrollen eines . die Rede ist, angenommen, daß stehende Personen, wie Figuren lebender Bilder, herausgerollt würden oder daß das Rollgerät als im Innern befindlich zu denken wäre. Ἐπὶ ἐκκυκλήματος werden Schol. Aisch. Choeph. 973 die Leichen der Ermordeten (nicht aber Orestes!) und Schol. Aristoph. Thesmoph. 96 der auf der Kline gelagerte Agathon vor dem Hause sichtbar (s. u.), und auf solche Fälle bezieht sich offenbar die Definition des Pollux. Dagegen ist in der zweiten Definition, die das . als ein μηχάνημα zum Sichtbarmachen des innen Geschehenden (d. h. also wohl auch eines Innenraumes) auffaßt, nie von einem ,Herausrollen‘, sondern immer von einem Drehmechanismus die Rede, vgl. Schol. Aristoph. Nub. 184: στραφέντος τοῦ ἐκκυκλήματος, womit zu vergleichen sind die στραφέντα μηχανήματα Schol. Aisch. Eum. 64. Eine genauere Vorstellung [2204] von der Maschinerie, die dieser Definition zu Grunde lag, läßt sich freilich nicht gewinnen. Der Wortlaut würde am ehesten auf eine Drehbühne führen, wie dies nach dem Vorgang anderer Fritzsche und neuerdings Exon Hermathena (Dublin) XI 1901, 132f. angenommen haben; vielleicht ist aber auch nur an drehbare Dekorationswände zu denken, die für die römische Zeit mehrfach bezeugt sind; vgl. Verg. Georg. III 24 und Servius. Plut. de glor. Athen. 6; de esu carn. I 7. Val. Max. II 4, 6.

Inwieweit die antiken Definitionen den Terminus E. richtig, d. h. dem Sprachgebrauch einer bestimmten Zeit entsprechend erklären, inwieweit sie Charakteristika andersartig benannter Maschinen irrig auf das E. übertragen, vermögen wir bei dem Stand der Überlieferung nicht zu entscheiden. Unsere Nachrichten gehen zunächst auf den Kreis des Didymos und Iuba zurück, die ihrerseits aus alexandrinischer Gelehrsamkeit geschöpft haben. In welchem Sinn Aristophanes von Byzanz das Wort, das sich in ältere Zeit überhaupt nicht zurückverfolgen läßt, gebraucht hat, läßt sich leider aus Schol. Euripid. Hipp. 171 nicht mit Sicherheit feststellen (Gr. Theater 235). Wenn die von Pollux gegebene Beschreibung des E. als ein ,Rollgerät‘, mit dem einzelne Gegenstände aus dem Hause geschafft werden sollen, sich unmittelbar aus dem ursprünglichen Sinne von ἐκκυκλεῖν erklärt (s. auch Exostra), so muss es bei der zweiten als E. bezeichneten Vorrichtung zweifelhaft bleiben, ob der Name von der Art der Einrichtung entlehnt ist oder ob (entsprechend der jüngeren Bedeutung von ἐκκυκλεῖν) E. allgemein als Mechanismus, durch den eine neue Erscheinung oder ein neuer Spielhintergrund sichtbar gemacht wird, aufzufassen ist; vgl. die übertragene Verwendung des Wortes . bei Schol. Soph. Ai. 346, sowie die des Kompositums παρεκκύκλημα (s. d.) bei Heliodor Aithiop. VII 7. Ebensowenig scheint es sich entscheiden zu lassen, ob die Verwendung des Wortes ἐκκυκλεῖν bei Göttererscheinungen (Griech. Theater 232) und die Bezeichnung der μηχανὴ (s. d.) als ἐκκυκλήματός τι εἶδος (Bekker Anecd. I 208, 9) von dem Drehmechanismus des Krahnen oder von dem Götterwagen oder aber von der übertragenen Bedeutung des Zeitwortes ἐκκυκλεῖν abzuleiten ist.

Bei der Frage, inwieweit jene Vorrichtungen, die den Grammatikern der hellenistischen und römischen Zeit bei ihren Definitionen des E. vor Augen standen, schon im 5. Jhdt. verwendet worden sind, sind wir ausschließlich auf das Zeugnis der Dramen und der ältesten Skenenbauten angewiesen. Es wird genügen, hier die wichtigsten der Fälle in Betracht zu ziehen, in denen nach der Ansicht der antiken oder der modernen Erklärer ein E. verwendet wurde.

In den Thesmophoriazusen erscheint nach der Meinung des Scholiasten (zu v. 96) Agathon ἐπὶ ἐκκυκλήματος. Aus einem Vergleich der v. 97. 264 mit v. 66. 95. 261 wird klar, daß Agathon von v. 96 an nicht im Hausinnern sich befindet, sondern auf einer Kline vor sein Haus ,gerollt‘ worden ist (Griech. Theater 237), mag nun diese Kline selbst auf Rädern gelaufen oder auf einer Art Wagen herausgefahren worden sein. Demnach mag auch die Euripidesszene der Acharner v. 399f., [2205] die dem Auftritt der Thesmophoriazusen als Vorbild gedient hat, in ähnlicher Weise sich abgespielt haben, wenn man nicht etwa vorzieht, hier die Verwendung der Göttermaschine vorauszusetzen. Das Motiv, Personen auf einer Kline herausbringen zu lassen, das von Euripides häufig – und vielleicht von ihm zuerst – verwendet worden ist (bei Alkestis, Phaidra, namentlich bei Bellerophontes), könnte in parodischer Absicht von den dichterischen Gestalten des Euripides auf den Dichter selbst übertragen worden sein.

In den Choephoren v. 973 werden nach der Meinung des Scholiasten die Leichen von Aigisth und Klytaimestra ἐπὶ ἐκκυκλήματος sichtbar; wie der Verlauf der Handlung zeigt (Gr. Theater 271) sind sie aber nicht im Innern zu denken, sondern sie sind – vermutlich aufgebahrt – zusammen mit dem verräterischen Netzgewand herausgeschafft worden, um dem Volk gezeigt zu werden. Danach ist auch die parallele Szene Agamem. 1333 zu beurteilen, in der Klytaimestra trotzig hintritt, ,wo sie schlug‘, neben den in der metallenen Wanne herausgeschafften Leichnam Agamemnons. Innerhalb der Türe wird in Soph. Elektra v. 1466 die verhüllte Leiche der Klytaimestra sichtbar, vor die Türe werden in Euripides Elektra v. 1172 (vgl. 1243) die Leichen der Ermordeten getragen. Durch die geöffnete Türe erblickt man auch Soph. Ant. 1293 die Leiche der Eurydike, die ebenso aufgebahrt zu denken ist, wie Phaidra in Eurip. Hippolytos 786. 807. In allen diesen Fällen kann nur zweifelhaft sein, ob die Leichen herausgetragen oder auf einer Bahre oder einem Handwagen herausgefahren worden sind; ein Zaubermechanismus, durch den die Leichen, scheinbar ohne Zutun der handelnden Personen, erschienen wären, würde zwecklos die Illusion zerstören. Die alte Sitte des προτίθεσθαι kam dabei der auch uns Modernen geläufigen Konvention zu Hülfe, wonach Dinge, die in der Nähe der Türe gedacht werden können, in der Szene bei geöffneter Türe sichtbar werden.

Durch eine ähnliche Konvention sind auch die Auftritte in Soph. Aias 344f. und Eur. Her. 1029 zu erklären, in denen die neueren Kommentatoren einen Innenraum auf einer Rollbühne herausgeschoben glauben. Denn im ,Aias‘ genügte es, die hohe Türe oder einen Teil der Vorderwand des Zeltes zu öffnen, um den Zuschauern einen Einblick auf den innen an der Schwelle sitzenden Aias zu ermöglichen, und auch im ,Herakles‘, wo von v. 1029 an der gefesselte Held innerhalb der geöffneten Hoftüre neben einer dort niedergebrochenen Säule und neben den (in die Türe gestellten) Leichen Megaras und der Kinder sichtbar wird, war es wohl überflüssig, außer dem geräumigen Tore noch die Vorderwand selbst weiter zu öffnen, um einen ausreichenden Einblick in den Hofraum zu gewähren. Dagegen muß allerdings in Aischylos Eumeniden die Vorderwand (mit der Darstellung der Tempelfassade von Delphi) völlig beseitigt worden sein, wenn die (durch mancherlei Gründe empfohlene) Annahme richtig ist, daß von v. 93 an (oder nach der Meinung des Scholiasten von v. 64 an) der rückwärtige Innenraum des Tempels sichtbar wurde. Dieser Wechsel des Spielhintergrundes, der bei [2206] leerer Orchestra, also während einer Unterbrechung der Handlung, vor sich ging, ist genau so zu beurteilen wie der ,Szenenwechsel‘ im Aias v. 814 (Griech. Theater 212). Er war am leichtesten zu bewerkstelligen, wenn die Tempelfassade als Dekorationswand vorne zwischen paraskenienartigen Vorsprüngen angebracht war, während in dem (nach der Beseitigung der Dekorationswand sichtbar werdenden) freien Raum zwischen Paraskenien und Skenenvorderwand der – hypaithrale – Innenraum des delphischen Tempels (mit dem Omphalos im Hintergrund und den auf den Thronen sitzenden Erinyen) zur Darstellung kam. Der Einfall der neueren Erklärer, die auch hier eine ,Rollbühne‘ verwenden wollen, findet keine Stütze in der antiken Überlieferung; denn im Schol. v. 64 (Aristophanes von Byzanz ?) wird der Wandel der Szenerie vielmehr dem Eingreifen von στραφέντα μηχανήματα zugeschrieben, also vielleicht solchen Drehvorrichtungen, wie sie bei dem Wechsel der Dekorationswände für die römische (und damit wohl auch für die hellenistische) Zeit bezeugt sind (s. Proskenion, Skene).

Auch in Aristophanes ,Wolken‘ ist nach der Meinung des Scholiasten (v. 184) ein E. angewendet worden, durch dessen Drehung das Phrontisterion sichtbar gemacht wurde. In der uns erhaltenen Fassung des Dramas ist von v. 184 an ein Einblick in den Hof- oder Gartenraum vor dem Häuschen des Sokrates vorausgesetzt. Die Frage, ob dieser Spielhintergrund erst von v. 184 an oder schon von Anbeginn an sichtbar war, läßt sich nur von den individuellen Anschauungen aus entscheiden, die wir über den Grad der Illusion in der Komödie uns bilden. Ähnlich ist die Sachlage in den Thesmophoriazusen, wo von v. 280 an das Thesmophorion als Spielhintergrund vorausgesetzt wird und fraglich erscheinen kann, ob es erst von diesem Vers an, wie der Scholiast zu v. 178 annimmt, sichtbar wurde, vorher aber durch einen Vorhang oder eine andere Dekorationswand verdeckt war. Die mehrfach verteidigte Annahme, daß mit v. 280 das Innere des Tempels mit den 24 Choreuten auf einer Rollbühne herausgeschoben worden sei, steht mit den deutlichen Angaben der Dichtung in Widerspruch, vgl. Gr. Theater 247. Die Parepigraphe zu v. 276 hat mit dem E. nichts zu tun, s. Exostra.

Wenn so die Durchmusterung der erhaltenen Stücke ergibt, daß wohl in einzelnen Fällen eine innerhalb der Schwelle befindliche Person mit außen Stehenden verkehrt, niemals aber ein Auftritt in einen gedeckten Innenraum verlegt wird, so dürfen wir daraus mit Sicherheit schließen, daß den Dichtern des 5. Jhdts. ein technisches Hülfsmittel, einen Innenraum zu zeigen, nicht zu Gebote stand, daß also die dem Schol. Arist. Ach. 408 zu Grunde liegenden Nachrichten, soweit sie überhaupt auf Anschauung zurückgehen, erst auf Einrichtungen der hellenistischen Zeit bezogen werden dürfen. Dagegen mag es wohl auch schon im Theater des 5. Jhdts. ein E. genanntes Rollgerät gegeben haben, auf dem Klinen und Bahren bei der Szenentüre herausgeschoben wurden.

In dem Theater von Eretria hat Fossum vor der gegen 3 m breiten Türe der Szenenvorderwand Steinplatten mit Geleisen gefunden, [2207] die für ein Rollgerät bestimmt waren (Amer. journ. of archeol. II 1898, 187f.); Fossum möchte das Geleise als Rollbahn eines E. nach Art des von Pollux beschriebenen erklären, während Dörpfeld (bei Fossum 1931) darin eine Vorrichtung für Götterwagen, die in der Höhe erschienen, erkennen will. Die betreffenden Platten gehören erst einer jüngeren Bauperiode der Skene an.

Literatur: Über die zum Teil weit auseinandergehenden Ansichten von der ,Rollbühne‘ vgl. K. O. Müller Kl. Schriften I 524f. (Ersch-Grubers Allgem. Encykl. 1840); Eumeniden S. 103f. (dazu die Polemik von G. Hermann Opusc. VI 2, 165). A. Müller Lehrb. d. griech. Bühnenaltert. 142f. Haigh Attic theatre2 228f. Neckel Progr. Gymn. Friedland 1890. Bodensteiner Jahrb. f. Philol. Suppl. XIX 659f. Bethe Prolegom. z. Gesch. d. Theaters 100f. Robert Herm. XXXI 534. XXXII 434. A. Körte Rh. Mus. LII 332f. Die oben dargelegten Ansichten sind genauer begründet bei Dörpfeld-Reisch Das griech. Theater (1896) 234f. Reisch Wiener Studien 1904.

[Reisch. ]