Fortsetzung des Versuchs einer Kunst- und Handwerksgeschichte von Fürth
Das Schreiner-Handwerk ist eines der stärksten zu Fürth. Auf beyden Seiten, auf der Ansbachischen sowohl, als der Dompröbstischen, zählet man etlich 60 bis 70 Meister, davon keine dreyßig sich von gemeiner Schreinerarbeit, sondern von Spiegelarbeit nähren, es wird also nöthig seyn, vordersamst von den Glashütten und Glasschleifwerkern die nöthigen Nachrichten beyzubringen.
Zu Anfang dieses Jahrhunderts soll ein gewisser Graf Wolf von Wilhermsdorf, bey Gelegenheit der Ausreutung eines großen Walds zwischen Emskirchen und Brunn, eine Glashütte errichtet haben, welche so lange gedauret, als der Wald gewähret hat. Es ist zu vermuthen, daß nur gemeines Glas daselbst gemacht wurde. Um diese Zeit, oder doch nur wenig Jahre hernach hat Doctor Schober zu Nürnberg, der| zugleich bey der Ritterschaft Consulent gewesen ist, auf Veranlassung eines gewissen französischen Refugies zu Sohlenhofen eine Crystall- oder Spiegelglasschmelz, und ein Glaspolirwerk errichtet: ja er ließ daselbst ganz fertige Spiegel machen, welche braune oder schwarz gebeitzte Rahmen erhielten. Vielleicht weil das Poliren, besonders der kleinen Gläser, mehr Aufsicht erforderte, als in einer solchen Entfernung des Aufenthaltsorts Dr. Schobers geleistet werden konnte; mag er von daher Anlaß genommen haben auf dem Gleishammer, und zu Schnigling Glaspolirwerker zu errichten, welche von Johann Erdmann Kessel fortgesetzt wurden.Die Anzahl der Glaspolirwerker, die von Nürnberger und Fürther Kaufleuten abhängen und unterhalten werden, belauft sich auf 28–30. Sie theilen sich in privilegirte und unprivilegirte. Die ersten Erbauer derselben mögen bey Nachsuchung eines kaiserlichen Privilegiums die Absicht gehabt haben, Liebhabern von dergleichen Fabriken ein solches Unternehmen zu erschweren: allein nachdem sie überzeugt worden sind, daß sie ersteres nicht haben hindern können, und sonst auch keinen weitern Vortheil davon geschöpft haben, als daß ihre Meister die unprivilegirten als Pfuscher behandeln, sind die Nachfolger von Einhohlung kaiserlicher Privilegien abgestanden.
Unter die privilegirten gehört das auf dem Gleishammer,
| zu Schnigling,zu Thos, welches Carl Gottfried Kiesling,
bey der Hadermühl, welches Johann Jacob Hauffe
zu Wöhrd, welches Georg Daniel Winter
zu Lauf, welches Winter und Dietz
zu Röthenbach bey Lauf, welches die Gebrüder Herdegen, sämmtlich Bürger zu Nürnberg besitzen.
Unprivilegirte sind:
zu Rollhofen
zu Roth, welche beyde ehemahls Muskat und Seiferheld, nun Keßler
zu Stein, welches die Volkamerische Wittwe
zu Forcheim, welches die Güntherischen zu Nürnberg im Besitz haben.
zu Fürth,
zu Fürth, welche beyde Commerz-Rath Eckart
zu Vach, welches Mannert
zu Ottensos, welches Jud Schlenker besitzt,
zu Weinzierlein, welches von Andreas Holzmann erbauet, nun von Jud Bender
| zu Streitberg, welches von eben dem Jud Bender zu Fürth besessen wird.zu Stein, welches von Friederich Steinberger
zu Stein, welches von Georg Sebastian Steinberger
zu Benzendorf, welches von Friederich Steinberger zu Schweinau besessen wird.
zu Erlang, welches vor 60 Jahren von einem gewissen Freisleben nebst einem Folien-Hammer erbauet wurde, und nun von – besessen wird.[1]
Der Leser erwarte von mir keine weitere Beschreibung der Glaspolirwerker; sie würde mich zu weit von meiner Absicht abführen, die nur dahin gehet, die Geschichte der Handwerker in Fürth zu liefern. Indessen bemerke ich hievon nur so viel: daß die meisten in zwey, auch drey bis vier Tischen, wie man es nennt, bestehen, die das Wasser in Bewegung setzt, und daß auf solchen die Gläser aus dem Rauhen geschliffen werden; von da kommen sie unter die Handpolir, und wenn sie nun ganz fein geschliffen oder bossirt und sortirt sind, dann kommen sie auf die Beleg. Ehe ich| aber hievon gedenke, muß ich vorerst noch eines andern wesentlichen Stücks erwähnen, ohne welches alle die eben erzählten Arbeiten umsonst angewendet wären, und Glas immer Glas und niemals Spiegel werden würde; ich meine hier die Folie. Die Haupt-Basis der Folie besteht aus Zinn, welches auf einem Maschinenwerke, das vom Wasser getrieben wird, so dünne als ein feines Papierblatt und so groß als ein Regalbogen getrieben wird, und dieses Maschinenwerk nennet man Folienhammer; deren es jedoch nur drey in hiesiger Gegend gibt, zu Wöhrd, zu Erlang und auf der Sorg bey Wendelstein. Die meiste Folie wird aus Sachsen, so wie das nöthige Quecksilber, welches nebst der Folie das Haupt-Ingredienz zur Verfertigung eines Spiegels ist, aus Ungarn gehohlt.Die ersten Spiegelschreiner hießen: Matthäus Maurer, Johann Gottfried Ansorg, Gottfried Scheidig, Johann Markus Keller, und Conrad Schaller.
Nachdem die Domprobstey durch den mit den Hochfürstlichen Hause Ansbach 1717 errichteten Receß das Recht erhalten, auch Handwerker zu errichten, waren die angeführten Meister die ersten, die 1718 mit| 9 Möbel-Schreinern hinter der Domprobstey in ein Handwerk zusammen getreten sind. Sie fanden sich vorher zu Cadolzburg auf der Ansbachischen Seite eingezünftet. Die Spiegelschreiner, die auf dieser Seite verharrten, hiessen Uhl, Schön – –. Die ersten Glaszierrathen-Schleifer hießen Link und Just. Hierauf kam Lang und Krug. Für die ersten Feldspiegelmacher werden die Gebrüder Sandner gehalten, die vor ohngefähr 60 Jahren damit den Anfang gemacht haben. In unsern Tagen wird die Zahl der Personen, die sich mit Verfertigung der Feldspiegel abgeben, auf 400 angeschlagen. Die es bisher am stärksten getrieben haben, und Verleger genennt werden, sind: Seiferd, Kolb nun deren Relicten, Hofmann, Strobel.Walter und Feitschner werden für die ersten Riemer gehalten. Im Jahr 1768 waren sie so stark, daß sie eine eigne Zunft errichten konnten, deren Anzahl sich nun auf 20 Meister belauft.
Die Leinen- oder Schwaben-Weber arbeiten meist für Kaufleute. Der Meister auf beyden Seiten sind 40. Der Werkstühle über hundert. Die auf der Anspachischen Seite hatten schon im Jahr 1657 zu Cadolzburg ein Handwerk. Das Dompröbstische ist erst 1740 errichtet worden.
Der erste Brillenmacher, der nach Fürth kam, hieß Mey. Seine Ankunft fällt in das Jahr 1710–15. Er hatte zwey Töchter, deren Männer Schröder und Weichel hießen. Beyde lernten von ihren Weibern das Brillenmachen, und lehreten es wieder ihren Kindern; welche sich noch des Zeichens des Mey bedienen, das vor andern bey den Ausländern beliebt ist. Ein gewisser Schwarz legte sich anfänglich auf das Schleifen optischer Gläser, und nährte sich lange damit; endlich fing er auch das Brillenmachen an, welches sein Sohn und Tochter, die einen Namens Müller geheyrathet, unter ihren eignen Zeichen fort treiben. Neben diesen 4 alten, werden 5 neue Werkstätten gezehlet, worunter die| Schröderische und Schwarzische die stärksten sind. Sie haben unter sich keine Zunft. Einige unter ihnen halten sich zu andern Handwerkern. Durch die große Unterstützung, die Kaiser Joseph vor 10 Jahren den Fabrikanten versprochen hat, die sich in Östreich niederlassen würden, sind auch einige Brillenmacher, zum großen Nachtheil der hiesigen, nach Wien gezogen. Man hat dergleichen dortselbst noch gar nicht gehabt: als wohin sich noch mehrere nützliche Manufacturisten von hier begeben haben.[5]Daß übrigens an gemeinen Handwerkern sich kein Mangel äussere, kann der Leser schon aus der Erzählung der Kunsthandwerker ersehen. An Schneidern gibt es 125, an Schustern 110, an Beckern 60, und an Metzgern 70 Meister.
So gut es zum Theil mit den Manufacturisten und dem Handwerksstand bestellt ist, dergestalt daß Fürth mit den ersten| Städten in Teutschland es aufnehmen kann:[6] so schlecht stehet es jedoch mit dem Handelsstand. Es hat zwar zu allen Zeiten in Fürth Leute gegeben, die sich mit der Handelschaft abgegeben haben: da es aber Leute waren, die solche auf gut Glück, ohne Geld, ohne Credit, und ohne Einsicht angefangen; haben sie auch mehrentheils, wann sie gleich noch so ansehnliche Geschäffte gemacht, endlich doch zu Grunde gehen müssen. Ein neu angehender Kaufmann, wann er noch so geschickt und rechtschaffen ist, wird in Fürth, wann er Geld benöthigt ist, nur bey Juden welches finden. Wem ist aber nicht der Wucher dieses Wolfs bekannt? Ich will aber annehmen, er handle mit dem Kaufmann billiger, als mit andern Christen, weil er auf die Zahlung und Einlösung der Wechsel nach der Messe, oder einer andern bestimmten Zeit nicht nur die sichere Rechnung machen, sondern dabey versichert seyn kann, daß er nach wenig Wochen zu der nächst künftigen Messe aufs neue Geld herschießen darf. So ist doch nicht weniger gewiß, daß der Jude unter 12 Procent| kein Geld hinleihet: da aber der Kaufmann mit andern, die eigenes Capital oder doch zum wenigsten Geld um 5 Procent haben, auf den Messen gleichen Preis halten muß, und die Preise schön lange aufs äusserste herunter gesunken sind, so ist der Fürther Kaufmann kaum im Stande so viel damit zu verdienen, als er Interessen geben muß. Rechnet man hiezu den Borg, die vielen bösen Schulden, die er selbst macht, und andere Unglücksfälle, so wird man finden, daß er bey aller Anstrengung am Ende doch unterliegen muß. Ich weis von sichrer Hand, daß ein Kaufmann in einem Zeitraum von 16 Jahr 36000 fl. Judenzins bezahlt hat. Aus dieser ungeheuren Zinszahlung lässet sich der Schluß auf die vielen Geschäffte machen, die von ihm getrieben wurden, und auf den Vermögens-Stand, in welchem er seyn müßte, wann er gehörige Unterstützung gehabt hätte. Den Geschäfften nach, ist das Andreas Birknerisch- Zapfisch- und Lohbaurische Handlungshaus gegenwärtig das stärkste. Sie sind Fieranten, und treiben zugleich Commissionshandlung. Nach diesen verdient das Killingerische, Finkische, Gerberische und Gebhardische Handlungshaus genannt zu werden, welche bloß Commissionshandlung| treiben. Besonders macht Gebhard Hoffnung, Fürth als einer der ersten Kaufleute Ehre zu machen. Er handelt mit eignen Fonds, und erweist sich als einen sehr thätigen Mann. Die Juden geben sich meist mit dem Passivhandel ab, davon ich nichts gedenken will, weil an wenig Orten hieran ein Mangel sich findet.
- ↑ In der Oberpfalz sollen ebenfalls viele dergleichen Werker sich vorfinden, davon die Gläser meist nach Fürth und Nürnberg kommen.
- ↑ Die Ursache ist, weil die Handwerker zu Fürth flüchtiger, und also wohlfeiler, als die Nürnberger arbeiten, so haben sie mehrern Abgang; es wird öfter auf Wohlfeile, als Güte und Dauer gesehen.
- ↑ Dieser Eckstein gehört nicht zu den Fürther Schreinern, sondern er ging in die Nürnbergische Land-Zunft, die er errichten half.
- ↑ Eben dieser Umstand, daß Ungelernte zu Fürth angenommen werden, und Gesellen einstellen dürfen, welches auch bey mehrern, Handwerkern daselbst geschiehet, verursachet, daß die Fürther Gesellen im Ausland manchem Vorwurf und Unannehmlichkeiten ausgesetzt sind.
- ↑ Man muß sich wundern, warum die Reichsfürsten der Auswanderung so nützlicher Glieder des Staats, die sich so allgemein verbreitet, sich nicht ernstlicher widersetzet haben; da doch K. Joseph mit den Verbot der Auswanderung ihnen ein Beyspiel von dem Wehrt der Unterthanen gegeben hat. d. E.
- ↑ Versteht sich, in der Wohlfeile, und im Absatz: was die Güte anbelangt, dürfen sich nur sehr wenige Individuen mit Nürnbergern messen.