Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Gryneion (Γρύνειον, Γρύνεια [Neutrum und Femininum], auch Γρῦνοι [Steph. Byz.]; über die Gründungssage s. Gryne; heute Tschifutkaleh, s. Pottier-Reinach Nécropole de Myrina 33. Schuchhardt S.-Ber. Akad. Berl. 1887, 1213. v. DiestPeterm. Mitt. Erg.-Heft 94, 31), Küstenstadt (fuit et Grynia, nunc tantum portus, olim [soli Hss.] insula adprehensa s. Diest a. a. O. Plin. V 121) in der südlichen Aiolis, 40 Stadien von Myrina und 70 von Elaia entfernt, wurde zu den elf alten aiolischen Städten gerechnet (Herod. I 149); hier sollen die Griechen überlegt haben, ob sie gegen Telephos kämpfen sollten (Scyl. 98. Steph. Byz.). In den J. 439–429 zahlt G. 1/3-Talent als Mitglied des attischen Seebundes (Larfeld Griech. Epigr. II 1, 26). Vorübergehend herrschte hier Gongylos von Eretria (s. d.), dem Dareios für geleistete Dienste ein Fürstentum in Teuthrania schenkte, und seine
[1901]
Nachkommen (Xen. hell. III 1, 6); Grynium in Phrygia castrum, aus dem Alkibiades durch Schenkung des Pharnabazos 50 Talente an Einkünften bezog, kann derselbe Ort gewesen sein; seine Bedeutung erhellt daraus, daß ein zwischen Magnesia und Smyrna im J. 244 geschlossener Vertrag ἐγ Γρυνέῳ ἐν τῷ ἱερῷ τὸν Ἀπόλλωνος aufgestellt wird (CIG 3137 = Dittenberger 229 [vgl. 266] 85). Noch Aristeides opferte hier (51, 8 II p. 454, 5 Keil); über Reste des Gebäudes Rev. Arch. 1883 I 361f. Phil. W.-Schr. 1888, 830. v. Diest a. O.; der heilige, gärtnerisch gepflegte (Paus. I 21, 7) Hain des Apollon (Gryneum nemusVerg. ecl. VI 27 [u. Schol.] mit μάντεῖον ἀρχαῖονHecat.FHG I 14 frg. 211. Verg. Aen. IV 345) war durch ein Epyllion des Euphorion (s. o. Bd. VI S. 1187) verherrlicht worden. Im 4. (?) Jhdt. Proxenieverhältnis mit Smyrna (Μουσ. κ. Β. τ. ἐν Σμύρνῃ Εὐαγγ. Σχολ. I (1873) 91. Im I. 335 eroberte Parmenion die Stadt und verkaufte die Einwohner in die Sklaverei (Diodor. XVII 7, 9); im 3. Jhdt. prägte sie noch Münzen (Head-Svoronos HN II 86: auf den Reversen die Miesmuschel, vgl. Plin. n. h. XXXII 59: circa Grynium ostrea), hatte aber wohl kaum noch Bedeutung (Plin. V 121) und gehörte später zum Gebiete von Myrina (Strab. XIII 622). R. Kiepert Karte von Kleinas. B I. Vgl. den Art. Gryneios.
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Gryneia, Gryneion, Gryneon, Grynoi (ἡ und τὰ Γρύνεια bei älteren Schriftstellern: Herodot. I 149. Hekat.FHG I 14 nr. 211 [ἡ Γ.]. Plin. n. h. V 121. XXXII 59 Grynia; τὸ Γρύνειον Scyl. 98. Xen. hell. III 1, 4. Diod. XVII 1. Inschrift [3. Jhdt.]. Dittenberger Syll. IV 1, nr. 266, 18; Strab. XIII 622 Γρύνιον wohl Γρύνειον zu lesen; Corn. Nep. Alc. 9, 3 Grynium; wohl erst später Steph. Byz.Γρῦνοι. Einige Inschriften geben als Namensform ΓρύνεονDittenberger Syll. [3. Jhdt.] IV 1, nr. 229, 85. Μουσεῖον καὶ Βιβλιοθήκη τῆς ἐν Σμύρνῃ Εὐαγγελ. Σχολῆς I [1873] 91 nr. 76. Inschr. [4. oder 3. Jhdt.] am Weg nach Τεπεντζίκ gefunden. Einige Münzen [Head-SworonosἹστ. Νομ. II 86] geben als
[865]
Ethnikon Γυρνήων [Gravierfehler?]). Der Name hängt vielleicht mit τὸ γρῦνονcucumis silvester Diosc. Noth. IV 154 zusammen. Die Lage von G. beim jetzigen Tschifút Kalé = Judenschloß (R. Kiepert Karte von Kleinasien B I) an einer halbkreisrunden Bucht des Elaïtikos Kolpos (jetzt Golf von Tschándarly), 40 Stadien von Myrina, 70 Stadien von Elaia (Strab. XIV 622), wurde schon von Pottier und S. Reinach richtig angesetzt. Bull. hell. 1882, 204 Taf. IX. Später besucht von SchuchhardtS.-Ber. Akad. Berl. 1887, 1213. Dicht bei der Halbinsel auf dem Festland hat H. Waltazis eine griechische Nekropole ausgegraben. Der Hafen von G. war sehr gut (ostrea circa G. Plin. n. h. XXXII 89), bestand noch zur Zeit des Plinius (n. h. V 121): G. olim Aeolidis urbs, nunc portus tantum. Berühmt war in G. der aus weißem Marmor erbaute Apollontempel mit einer alten Orakelstätte (Herodot. I 149. Scyl. 98. Strab. XIV 622. Vergil, ecl. VI 72. Paus. I 21). G. lag in der kleinasiatischen Aiolis (Plin. n. h. V 121). Die Angabe bei Cornelius Nepos Alc. 9, 3, daß G., ein castrum in Phrygien, von Pharnabazos dem Alkibiades gegeben worden sei, beruht auf Ungenauigkeit. Zur Zeit des Alkibiades betrugen die Abgaben von G. jährlich 50 Talente: 439–432 und 428 v. Chr. hatte G. 1/3Talent zum attischen Seebund bezahlt, W. Larfeld Griech. Epigr. II 1, 26. Nach Xenoph. hell. III 1, 6 gehörte es dem Gongylos aus Eretria (s. den Art.), später war es Eigentum der Myrinaier; Parmenion eroberte die Stadt mit Sturm und verkaufte die Einwohner als Sklaven (Diod. XVII 7). Im 3. Jhdt. wurden noch Kupfermünzen geprägt, Head-SworónosἹστ. Νομ. II 86 und Catalogue of the Brit. Mus. LIV 133: Av.: Apollonkopf en face, ℞: ΓΥΡΝΗΩΝ (oder ΓΡΥΝΗΩΝ), Miesmuschel (Mitylus) (vgl. Plin. n. h. XXXII 59). Eine Zeitlang im Besitz der Pergamener, Dittenberger Syll. IV 1,
[866]
nr. 229, 85, zur Zeit des Plinius untergegangen, nur mehr Hafenörtchen. Daher fehlt sein Name bei Ptolemaios und in den Bischofslisten. Auf mittelalterlichen Karten findet man an der Stätte von G. oder von Myrina die Namen Grissona, Grixona, Griscona, Grixia (TomaschekS.-Ber. Akad. Wien CXXIV 25). Diese haben aber mit G. nichts zu tun.