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RE:Praes(a)epe

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Trog, Futtertrog, Krippe
Band XXII,2 (1954) S. 15611563
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Praes(a)epe, Trog, Futtertrog, Krippe. Im Griechischen heißt Krippe gewöhnlich φάτνη, Hom. Il. V 271. VI 506 = XV 263; Od. IV 535 = XI 411. Eurip. Hipp. 1240. Plat. Phaedr. 247 e. Xen. equ. 4, 1. 4. 5, 1. Ev. Luc. 2, 7. 13, 15. Geop. XI 1, 11. XII 13, 1f. XVIII 2, 2. Daneben findet sich bei Hom. Il. VIII 434 κάπη oder κάπη ἱππείη, Od. IV 40, entsprechend der φάτνη ἱππείη, Il. X 568, später noch bei Lykophr. 95; daher καπητόν Viehfutter, Hesych. s. v. und καπίστριον Eselsfutter, ebd., Pferdefutter, Suid. s. v. Der Name κραστήριον Poll. VII 142. X 166 bedeutet wohl eine gitterartige Futterraufe, vgl. o. Bd. IV S. 1685, 30. Die Pferde wurden an der Krippe mit ledernen Halftern angebunden, Hom. Il. VIII 434. X 567f.; Od. IV 40, wobei die Pferdewärter beim Anbinden zu achten hatten, daß die Pferde nicht durch unrichtig angebrachte Knoten bei ihren heftigen Bewegungen sich wundrieben, Xen. equ. 5, 1. Bisweilen riß sich ein Stallpferd von der Krippe los und rannte im Freien herum, Hom. Il. VI 506f. = XV 263f., nachgeahmt von Apoll. Rhod. III 1259 und Verg. Aen. XI 492. Die Pferde im Stall füttern heißt φατνίζειν, Heliod. VII 39, oder φατνεύειν. Als Futter wurde in die Krippe gelegt Spelt, Gerste, Hom. Il. VI 506; Od. IV 41, Weizen, Il. X 569 und ὄλυραι, V 196. VIII 564, s. u. Bd. III A S. 1603, 18. Wie die Pferde, wenn sie draußen am Streitwagen angebunden blieben, gefüttert wurden, ob mittels beweglicher Futtertröge oder umgehängter Futtersäcke oder bloß durch hingestreutes Futter, ist aus Il. V 196. VIII 564 nicht ersichtlich. Die Pferdekrippen im Feldlager der Griechen waren wohl aus Holz, Il. XXIV 280. Im Zelte des Mardonios fand man eine kunstreiche Krippe aus Erz, welche die Tegeaten als Beutestück der Athene Alea weihten, Herod. IX 70. Für die großzügige Pferdezucht, die Salomon betrieb, zeugt die Angabe von 1400 Pferdekrippen, Buch d. Könige III 10, 26. Nach Vulg. III 4, 26 und Paralip. II 9, 25 waren es sogar 40 000; der hebräische Text verzeichnet 4000 Krippen. Krippen für Esel werden erwähnt Vulg. Is. 1, 3. Ev. Luc. 13, 15, für Ochsen und Rinder, ebd. und Geop. XVII 13, 1. Für die Schafe, die sonst wenn immer möglich im Freien weideten, sind nach Geop. XVIII 12, 2 die Krippen längs der Erhöhung des Fußbodens aufzustellen und mit Gittern (κλίμακες) zu versehen, um die Schafe beim Fressen am Darüberspringen zu verhindern. Ebd. XVI 1, 11 wird empfohlen, das Pferdegebiß an der Krippe zu befestigen, damit das Pferd durch Berührung an dasselbe sich gewöhne und sich nicht vor dem Geräusch der Kinnkette fürchte; Vögel und Schweine sind von den Krippen [1562] fernzuhalten, damit sie sie nicht verunreinigen, ebd. XVII 13, 1, wo noch eine abergläubische Ansicht geäußert wird, vgl. Veget. mulom. III 2, 13. Aus Hom. Od. IV 535 = XI 411 scheint hervorzugehen, daß man zum Schlachten bestimmte Ochsen an eine Krippe band und, während sie die Köpfe zum Fressen gesenkt hielten, niederschlug. Sonst ist βοῦς ἐπὶ φάτνῃ sprichwörtlich im Sinn von Wohlsein, da es dem Ochsen an der Krippe am wohlsten ist. Daher wurde φάτνη im übertragenen Sinn auf das Parasitenleben bezogen, schon von Aristoph. Nub. 13, bei Ailian. frg. 39. 107; vgl. unser ,Staatskrippe‘.

Bei den römischen Schriftstellern heißt Krippe gewöhnlich praesepe, Ovid. met. VII 544. IX 195, auch praesepes oder prasepis, Cato 4. 14, 1. Varr. r. r. I 13, 6, in der Kaiserzeit praesepium, Veget. mulom. III 43. Apul. met. IX 11ff. 15. Ambrosius comment. in Luc. II 42 schreibt praesepe, bemerkt aber, daß er nach der Lesart des Übersetzers, d. i. der Itala, hätte praesepium sagen sollen. Über die verschiedenen Formen s. Neue-Wagener Formenlehre I3 827. Die Handschriften und Ausgaben schreiben meistens praesepe statt praesaepe. Häufig bedeutet der Plural praesepes oder praesepia Stall, Hürde, Cato 14, 1. Varr. I 13, 6. Ovid. met. II 120. Verg. eclog. 7, 39. Calp. 1, 39. Phaedr. V 10, 2, gelegentlich auch Bienenkorb, Verg. Georg. IV 168. Ein anderer Ausdruck für Krippe ist patena, Lehnwort von φάτνη, vulg. πάθνη, Phaedr. I 28 (26), 4. Colum. r. r. XII 43, 2. Veget. mulom. II 28, 3. Apic. 3, 62ff. 72. Compend. Vitruv. 16 p. 300, 10.

Die Krippe war gewöhnlich mit einer vergitterten Raufe versehen, falisca chatrata, nach ihren Erfindern, den Faliskern so benannt, Cato 14, 1. Die Gitterstäbe sollten im Abstand von einem Fuß angebracht sein, damit die Rinder das Futter erreichen und es andererseits nicht verstreuen konnten, 4, 1. Die gitter- oder leiterartige Raufe hieß auch cratis, die vom Volke iacca genannt wurde, Veget. a. O. II 28, 5, s. o. Bd. IV S. 1685, 30. Sorgfältige Anlage der Krippen wird auch bei Veget. III 1, 2 betont, um das Verschütten und Zertreten des Futters durch die Tiere zu verhindern. In den Pferdeställen waren die einzelnen Krippen bzw. Stände (stationes, σταθμοί) der Pferde durch Latten, longurii, getrennt, damit die Pferde einander nicht schaden konnten, Varr. r. r. II 7, 10. Die Raufe sollte weder zu hoch angebracht sein, damit die Pferde sich nicht zu sehr anstrengen mußten, noch zu niedrig, damit sie nicht die Augen oder den Kopf anstießen. Rinder und Pferde erhielten in den Krippen Heu, Stuten nach dem Wurfe Gerste als Zusatz, ebd. II 7, 7. Mühlenesel erhielten nebst anderem Futter in der Krippe auch Spreu, Apul. met. IX 11. 13. Nach Colum. VI 2, 3 sollten die Rinderkrippen geräumig sein und über ihnen, etwa sieben Fuß vom Boden, Querstangen zum Anbinden der Tiere befestigt sein. Die Krippen sollten möglichst sauber gehalten werden. Verunreinigung durch Hühner und Schweine ließen ansteckende Krankheiten befürchten, ebd. VI 5, 1. Bei Varr. r. r. II 2, 19 wird größte Sauberkeit in den Ställen von Schafen mit vorzüglicher Wolle empfohlen. Schlangen, die sich unter den festgemachten Krippen der Schafställe einnisteten, mußten getötet oder durch [1563] Räuchern vertrieben werden, Verg. Georg. III 414ff. Räucherwerk zu solchem Zweck wird bei Pallad. XII 13, 6 aufgezählt. Fütterung an der Krippe war nicht bloß für Rinder, sondern auch für Schafe bei mangelhafter Weide im Winter geboten, Colum. VII 3, 21, für Rinder auch sonst in trockenen Gegenden, ebd. VI 3, 3, oder zur Steigerung der Milcherzeugung, Verg. a. O. III 394f., oder zur Stärkung von säugenden Kühen, Varr. II 5, 16. Ebenso wurden junge Stiere, um sie zu kräftigen, eine Zeitlang von den weiblichen Tieren getrennt und an der Krippe gefüttert, Verg. a. O. 214. Über die besondere Art und Weise, wie man den jungen Ochsen an der Krippe als Arbeitstier zähmte und ihn zum Tragen des Joches gewöhnte, s. u. Bd. III A S. 2509. Suppl.-Bd. VII S. 1175. In den Landhäusern lagen die Rinderställe und Krippen neben der Küche bzw. dem Herde gegen Osten hin, um die Tiere gegen die Winterkälte zu schützen, Vitruv. VI 6, 1. In der Villa rustica von Boscoreale war der Rinderstall von der Küche durch eine Holzwand getrennt, Mau Pomp.2 Taf. IV zu S. 382. Zweckmäßig stellte man auch Futtertröge im Freien gegen Osten hin auf und führte die Tiere an sonnigen Wintermorgen zur Fütterung hin, dadurch wurde das Vieh glatter und fetter, Vitruv. VI 6, 5. Die Krippen waren meistens aus Holz, vor allem die beweglichen, andere mochten in die Mauern eingelassen, Veget. mulom. I 56, 4, oder in Stein eingehauen sein, vgl. Daremb.-Sagl. Bd. II 744f. Fig. 2710f., oder die Futtertröge waren zwischen die Pfosten gestellt, die die Decke trugen, ebd. 745, 21. In einem Pferdestall in Pompeii sieht man vier Verschläge, die durch gemauerte Scheidewände von einander getrennt sind, Overbeck-Mau Pomp. 360 Fig. 179, 27 = Daremb.-Sagl. Fig. 2709. Im silberreichen Spanien hatten die Turdetaner silberne Krippen, Strab. III 151.

An einem ländlichen, nicht bestimmbaren Feste standen die Rinder mit bekränztem Haupte an den Krippen, Tibull. II 1, 17. Im übertragenen Sinn wird p. auch für Tisch oder Tafel der Parasiten gebraucht, Plaut. Curc. 228. Horat. ep. I 15, 28.

Die kirchlichen Schriftsteller erwähnen oft die im Ev. Luc. 2, 12. 16 genannte Krippe von Bethlehem, Orig. Cels. I 51. Greg. Naz. or. 38, 17. Prud. cath. XI 77. Hieron. ep. 108, 10. 147, 4. Cassian. coll. X 2. Nach Hieron. hom. nativ. Dom., Anecdota Maredsolana III 2, 392f. war die ursprünglich aus Lehm gefertigte Krippe entfernt und durch eine silberne ersetzt worden. Bildliche Darstellungen aus dem 4. und 5. Jhdt. entsprechen dem wirklichen Aussehen einer Krippe nicht, sondern sind willkürlich, vgl. die mehr einer korbartigen Wiege ähnliche Krippe, Lateranmus. 199 (4. Jhdt.) bei Garucci Stor. dell’ arte 398.