Ritter Gottfried: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 81: | Zeile 81: | ||
137 ''peitten'': warten (siehe auch 405) |
137 ''peitten'': warten (siehe auch 405) |
||
186 Rot glühend brannte sein Speer. ''glo'' zu mdh. [http://www.woerterbuchnetz.de/BMZ/wbgui_py?lemma=GLOSE glose]. |
|||
236 Ein anderer brachte ihm ein schönes Pferd. |
236 Ein anderer brachte ihm ein schönes Pferd. |
Version vom 30. Dezember 2010, 16:53 Uhr
[313] Von ritter gotfrid wie er sein weib erlöst.
IR herren schweigt vnd höret zu
Ein hystori ich sagen thu
Von einem ritter wol erkant
Der selb was her gotfryd genant
was ich von im geschriben funt
Do er zu seinen iaren kam
Der selbig iungling fur sich nam
Vnd bettet zu allen stunden
Das in got het in seiner hut
Behüt in vor vnrechtem gut
Do er nu zu eim ritter wart
Er tet nach ritterlicher art
Sein gleich fand man nit in keim lant
Wo man hoflich solt geparen
Preis tet man von im erfaren
Vor fürsten frawen vnd auch hern
Nach preis so fur er in die lant
Er füret auch in seiner hant
Ein sper das was wol armes gros
Das feur dick aus den helmen schos
Vbt er sich nach preises lone
Ein ritter im sein tochter gab
Czu weib als ich vernommen hab
Darzu ward im geben ein gut
Das was von eim kloster kommen
Vnrechtlich hab ich vernommen
Wenn wer vnrecht gut ynnen hat
Der selben sele wirt nymmer rat
Sy solt ewig verloren sein
Gar lange zeit vnd kurtze iar
Lebte sy mit einander zwar
Der rytter vnd sein eigen weib
Vnd tet sy also kurtzlich scheid
Dem ritter geschach grosses leid
Das im sein liebes weib was tot
Des kam der ritter in gros not
Dem selben in gnad got zeigt sich
Der ritter pat got den reichen
Mit gros andacht tugentleichen
Das in got hie auff diser erdn
Ob nun die sel der frawen sein
Wer in frewden oder in pein
O herr durch dein gnad ir hilff thu
Vnd gib ir herr die ewig ru
O herre got vergis ir nicht
Wann sy ist deine hant getat
Dein tot sy teur erarnet hat
Von dem gebete er nit lie
Do er nun so lang trug sein leit
Do ward von eim turnier geseit
Von dem ritter wol viertzig meil
Der ritter begund do hin eil
Der herr sprach zu dem knecht gar drat
Dz er eben fragt vnd nit lies
Vnd sich auch gar pald weisen hies
Czu einem wirt in eren fest
Der knecht wol für ein herberg kam
Gar reiche wirtschaft er vernam
Leuten vnd pferden gut gemach
wann dz dem knecht noch eins gebrach
Vmb dz selb do gieng ein furhang
Der knecht reit pald hinwider do
Vnd sagt es seinem herren also
In disem haus ist aller rat
Der herr sprach hin ein ich nit reit
Seit die fraw in dem kindpet leit
Die solt man mit ru lan pleyben
Durch er aller frummer weyben
Er sprach her wirt nun get herfur
Kunt ir nit armer gest pflegen
Der wirt sprach ich hab allwegen
Wirtschaft lang gehalten nach ern
Der her sprach ich schew nu die zeit
Seit die fraw in dem kindpet leit
Der wirt sprach herr es ist mein sun
Eins mals hat er aus reiten thun
Mein sun wich von in aus der schar
Gen im reit ein teuflischer man
Gantz vngehewr als ich verstan
Sein gsellen reiten mit im hy
Herr do hin zu der ewigen pein
Secht dawas auch der sune mein
Seyner synn als gar vergessen
Vnd seins mutz also vermessen
Vnd kein kreutz fur sich het gemacht
Do er vergas des kreutzes preit
Mit zorn der teuffel auff in reit
Vnd so grimmiglich auf in stach
Das do in seinem leibe was
Do viel er nyder in das gras
Seit ist er glegen das ist war
Petris wol lenger dann vier iar
Herr es mag nyemands erdencken
Ob er ymer mer werd gesunt
Der herr sprach zu der selben stunt
Lieber wirt versint er auch sich
Er ist frisch an hertz füsz vnd mund
Last mich in sehen do zestund
Do der ritter fur das pet trat
Er sprach iungling weis mir die stat
Ob ich möcht schicken dein frommen
Der iung sprach do ist vnferr hin
Denn herr das nembt in ewern syn
Ob ir die selben stras auch drabt
Auch sein kreutz zu einem schilt preit
Anders euch geschicht hertze leit
Des nachtes er pey dem wirt sas
Czu morgens do er tranck vnd gas
Wenn er zu seinem vatter sprach
Wirt ich wil nit lenger peitten
Auch will ich auf die stras reitten
Do er genommen hat schaden
Der iungling geit mir die vrkunt
Meiner frawen sel von irem munt
Die selbigen zeit ist gefarn
Diser reisz wil ich nit lenger sparn
Das sol sten in gottes hende
Vnd pflegt mir meines gesinds wol
Ich zal euch als ich billich sol
Guter pfand seyt von mir gewert
Darzu mein kleinat vnd auch golt
Der wirt sprach herr ich bin euch holt
wolt ir ewers selbs leibs pflegen
So last die reis vnder wegen
Furwar herr es deucht mich gar gut
Der ritter sprach das dar ich nicht
was mir leides darumb geschicht
wann die senung was also starck
Vnd durch alle seine gelider
Von seinem rosz trat er nyder
Er kniet nyder auff einen stein
Sein gebet was lauter vnd rein
Funff pater noster den funff wunden
Das in got het in seiner hut
Auch behut vor vnrechtem gut
Auch funff dem leiden vnsers hern
Dann ob die sele der frawen sein
Wer in frewden oder in pein
Vor wein wurdn im sein augen nas
Vmb sein frawen vnd mercket das
Vnd gieng zu seinem rosse dar
wenn sein rosz wolt er gurten pas
Do er es gegürt vnd auff sas
Do reit der selbig ritter stoltz
Den helm er zu seinem haubt pant
Das schwerte greif er in die hant
Er hielt ein klein weil das ist war
Do kam ein teuffel offenbar
Von rotem gloh so prant sein sper
Sein pferd sprang vber manchen stein
Das feur im aus der nassen schein
Do schry der teuffel do aus grymm
Das dem ritter so vnuerzeit
Gar schier wer entwischt sein manheit
Der ritter gottes das kreutz auff zoch
Der teuffel fur von im vnd floch
Du bist der tugenthafftigst man
Der ritter sprach du pöser geist
Sag an wenn du es selb wol weist
Du pist ewiglichen verlorn
Der teuffel erseufftzet vnd sprach
Ey wie ein pitters vngemach
Das ich bin von ewig freyden
Czu ewiger pein gescheiden
Do hab ich wenig schuld dar an
Höre mich edler ritter wert
Stos wider ein dein eigen schwert
Dein kreutz hat mich vberwunden
So pind dein rosz auf disen plan
Kumm her ich wil dich sehen lan
Dar zu in disem holen perck
Do sichst du wunderliche werck
Die dein fraw teglich leit vnd hot
Nu wiltu anders volgen mir
Do pey so will ich raten dir
wenn du wirst sehen leut stechen
Die seind dir all ser wol bekant
wenn an des helmes assen pant
Du sichst auch trincken vnd essen
Du solt alles nit vergessen
wilt mit leib vnd sel von hinnen
Er volgt dem teuffel nach in perck
Do sach er wunderliche werck
Do sach er gar manigen stecher
Sy waren dem ritter wol bekant
Maniger in pey dem namen nant
Vnd schrien do aus lautter stymm
So gar mit vorchtiglichem grymm
Der ander pracht im ein schön pfer
Sein manheit het in leicht erstritten
Das er wer mit in geritten
Het im der teuffel nit gewert
Fand er ein wol bereyten tisch
Darauff stunde wilpret vnd visch
wolt mit in essen vnd trincken
Do thet im der teuffel wincken
Das er vor im auf der erd lag
Der herr sprach sag auff die trew dein
Solle das schimpf oder ernst sein
Der teufel sprach ich thus vmb das
Mer wiltu ye nit volgen mir
Diser schleg mangen gib ich dir
Sy tetten aber weiter hin gan
Was sahen sy do vor in stan
Mit kostlicher speis on all mas
Sy sprachen all ist her gotfryt
Der herr sprach gern wer es syt
Wann ir habt gar ein guten koch
Alhie nach meiner kuchen speis
Den an schleg so wirt nymand weis
Sy gingen aber fürbas zu hant
Der ritter so manigen tantz fant
Auch zu vorderst an dem reyen
Do sach er vnder diser schar
Sein liebe frawen auch her far
Vor wunder er kaum genas
Do sy des ritters ward gewar
Sy wand ir hend vnd rauft ir har
O herr gotfryd werder ritter
Nun ist mein leiden erst pitter
Erst so ist es taussent speltig
Wie hat euch begriffen gots zorn
Habt ir ewr langs gepet verlorn
Vnd ir des todes seit gefreyt
Er sprach du liebste frawe mein
Wie geren wolt ich pey dir sein
Wann ich vor nie gesehen hon
Am deim leib also grosse schon
Das ir der kurtzweil nit werd nas
Ein ackerleng er hindersich trat
Do warf sy auf ir vehe wat
Das fewr allenthalb von ir schlug
Recht als zwelff stedel auf erden
Die all angezündet werden
Der ritter erschrack also ser
O ewiger got vnd auch her
Herr teil ir dein erparmung mit
Der durch vns leid gar offenbar
Auf erd vierthalb vnd dreissig iar
Er sprach du liebste frawe mein
Sy sprach wolt ir mich mercken eben
Mir ward ein hab zu euch geben
Die nam mein vater mit gewalt
Vnrechtlich von eim kloster palt
Des mus mir ymer misselingen
Wenn ich klag meiner sele nicht
Sy ist verlorn vnd gantz entwicht
Er sprach wenn ich dir helfen kunt
Die hab wolt ich wider geben
wer es deinen kinden eben
Er sprach woltens mein kind nit thon
Ich geb in iren teil dar von
Darumb geb ich mein teil durch got
In ein geistlich ordn wil ich farn
Ob ich vnser sel möcht bewarn
Des gib ich euch mein stette trew
Das ir hier berürt meine hant
Wann ir würt von stund an verprannt
Wenn ir mir zu helffen begert
Piet mir den knopff an ewrem schwert
Vnd lat es mit nicht beleyben
Wenn ir müst sust auch in die pein
Ewig mit mir verloren sein
Sein schwertz knopfe er ir do pot
Ward er do bald verschmoltzen gar
Bis auf das kreutz das ist war
Sy sprach secht an vnser freyden
Die wir armen teglich leyden
Was man vns von tranck schencket ein
Das ist eytel schwebel vnd pech
Darumb dencket das es geschech
Halt an mir ewer ritterlich trew
Das euch nit greiff der pitter tot
Der vns inn sünden grifen hot
Den sy also vor im verschwant
Do er ir grosse not erkant
Sein part vnd auch sein schönes har
Der teuffel furt in wider dar von
Do fand er noch sein pferd do stan
Do ers nun hin gebunden het
Ritter danck got dem herren dein
Hilff vnd gnad die er dir tut schein
Der pot mir zu dir her kommen
Nun hastu gar wol vernommen
Wilt ir helffen zum ewig leben
So weistu wol das vnrecht gut
Do dein hertz synn vnd darzu mut
Lange zeit hat vmb gepetten
Dardurch du denn her bist gefarn
Wiltu des purgers sun bewarn
Se hin die püx mit der salben
Streiche ims an allenthalben
So wirt er bald wider gesundt
Der ritter widerumb heim reyt
Czu seim gesind vnd wirt gemeit
Der ritter doch das nit enlies
Vnd salbet den iungling dreistunt
Do ward er pald wider gesunt
Darnach der ritter zu land reit
Heim mit all sein kinden gemeit
Also gar mit mennlichem mut
Dem kloster er do wider gab
Die hub als ich vernommen hab
Auch gab er in zins darzu
Er gab sein kindn irn teil dauon
Mit dem seinem so tet er gon
In ein kloster des grawen ordn
Ein leyen pruder was er wordn
Drey tage als ich von im las
Seiner frawn sel erschein im drat
Schön in einer schne weissen wat
Do er sy sach vnd plicket an
Er viel ir nyder zu fusse
Do lachet die sel so süsse
Sy sprach wer meinest der ich seyn
Sag mir lieber erlöser mein
Bist gesegnet ob allen weyben
Vnd gottes muter maria
Schöne ros von ierarchia
Sy sprach zu im mein lieber man
Durch dein hilff gebet vnd auch stewr
Bin ich erlöst von ewig fewr
Gesegen dich got lieber pul
Czu himel do ist vnser stul
Im dritten iar solt pey mir sein
Die sel also vor im verschwant
Vnd fur gen himel alzu hant
Der ritter lebt in hertikeyt
Bis in got nam aus dem ellent
Domit hat das gedicht ein ent
Anmerkungen (Wikisource)
Datierung und Druckerbestimmung nach dem Gesamtkatalog der Wiegendrucke 1257350N. Das einzige bekannte Exemplar verwahrt die Universitätsbibliothek München: Cim. 38#36.
Eine spätere Auflage Von ritter Gotfried, wye er sein weyb erlöst auß der hell erschien ohne Ortsangabe in Nürnberg bei Huber um 1510 (Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Rar 58#(Beibd. 2). Der OPAC der Bibliothek datiert um 1510, Schanze 1504/14.
Zu dem bislang unedierten Text hat sich in neuerer Zeit nur Frieder Schanze im Verfasserlexikon 2. Auflage Bd. 8 (1992), Sp. 98f. geäußert Libreka.
Allerdings war bereits Ludwig Uhland auf den Text aufmerksam geworden. Er gibt den Titel mit dem Huber-Druck übereinstimmend und als Druckort Nürnberg, als er sich brieflich am 29. Januar 1850 bei Franz Pfeiffer erkundigte, ob ein Kloster Pertingen (siehe Vers 305) bekannt sei, siehe Briefwechsel zwischen Joseph Freiherrn von Laßberg und Ludwig Uhland. Wien 1870, S. 302 Commons.
Aufgrund der Namensform Perhtingin im Dießener Nekrolog (MGH Necrologia Bd. 1, S. 8 MDZ) könnte man an Perchting zwischen Ammersee und Starnberger See denken, aber dort gab es kein Kloster. Uhland erwog Herbrechtingen bei Heidenheim, für dessen Chorherrenstift er einen Vogt Gottfried bei Christoph Friedrich von Stälin fand (Wirtembergische Geschichte Bd. 2, S. 735 Google), meinte aber, es liege zu weit ab. Gottfried von Wolfach ist 1219-1227 als Vogt bezeugt (Heinz Bühler: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Weißenhorn 1997, S. 236).
Stofflich am nächsten stehen dem Text Jenseitserzählungen in der Art von Der Württemberger.
Michel Beheims Lied Von dem von Wirtenperg, das nur lose mit diesem Kontext verbunden ist, steht im Heidelberger Cpg 312 Bl. 165r UB Heidelberg. Siehe Repertorium der Sangsprüche und Meisterlieder des 12. bis 18. Jahrhunderts Bd. 3, S. 62 Libreka. Text u.a. bei Wilhelm Wackernagel: Deutsches Lesebuch Google. Graf Eberhard von Württemberg begegnet einem Jäger, der bis zum Jüngsten Gericht der Jagd nachgeht.
Der Gang in einen hohlen Berg erinnert an den Venusberg des Tannhäuser-Stoffs.
Stellenkommentar
Die Verweise beziehen sich auf die Verszählung.
17 Wo man sich höfisch verhält.
24-26 erinnert an Formeln der mittelhochdeutschen Klassik.
34 Dessen Seele wird nie mehr geholfen.
58 Deinen Tod hat sie teuer verdient.
66, 387 drat: schnell.
137 peitten: warten (siehe auch 405)
186 Rot glühend brannte sein Speer. glo zu mdh. glose.
236 Ein anderer brachte ihm ein schönes Pferd.
288 Da warf sie ihr Gewand aus buntem Pelzwerk auf.
290 glanster sprühende Funken.
291 stedel: Stadel (Scheuern).
294-298 Gebet, das wohl Gottfried spricht.
298 dreiunddreißig und ein halbes Jahr auf Erden (bezieht sich auf das Alter Christi).
335 Unser Vieh sind nur Nattern.
365 dreystundt dreimal (siehe auch 371)
368, 364 gemeit: freudig, heiter (traditionelles Reimwort der mittelhochdeutschen Dichtung)
369 Doch der Ritter ließ das nicht. enlies (en steht für die Verneinung) scheint zur Zeit des Drucks nicht mehr gebräuchlich gewesen zu sein, hypothetisch könnte man daraus eine Datierung in das 14. oder frühe 15. Jahrhundert ableiten.
378 Hube (Hofgut).
383 grauer Orden: Zisterzienser.
390 Maria fran: heilige Maria (siehe frohn im Deutschen Wörterbuch).
395-398 spricht Gottfried, der seine Frau für Maria hält.
398 Schöne Rose der himmlischen Hierarchie. ierarchia begegnet auch in der deutschen Marien-Dichtung Peter Suchenwirts ('Die sieben Freuden Mariä' Vers 1158, Peter Suchenwirt's Werke [...], Wien 1827, S. 137 Google).
405 Im Himmel will ich dich erwarten.