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ADB:Niklas von Wyle

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Artikel „Wyle, Niclaus von“ von Hans Herzog in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 55 (1910), S. 140–145, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Niklas_von_Wyle&oldid=- (Version vom 16. November 2024, 06:32 Uhr UTC)
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Band 55 (1910), S. 140–145 (Quelle).
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Wyle: Niclaus von W., Humanist, Staatsmann, Dichter, Maler, geboren im Anfange des 15. Jahrhunderts, † bald nach dem 5. April 1478. – Als Sprosse einer bürgerlichen Familie (nicht des habsburgischen Dienstmannengeschlechtes) in Bremgarten im Aargau erscheint der öffentliche Notar Nicolaus de Wile erstmals am 19. Juni 1439 als Zeuge in einer in Zürich ausgestellten Urkunde, wo der in jungen Jahren von – leider nicht bekannten – hohen Schulen zurückgekehrte Rechtsbeflissene gleichzeitig als Schulmeister thätig war. Hier genoß er den persönlichen Umgang und Einfluß des ausgezeichneten Kirchenpolitikers Dr. Felix Hemmerli (s. A. D. B. XI, 721–724), der ihm damals und später noch mehr Gutes als irgend ein Mensch nach Vater und Mutter gethan hat, und von dem uns v. W. in der Vorrede zur 9. Translation eine überaus plastische Schilderung hinterlassen hat. Wohl infolge der die nächsten Jahre hindurch währenden Kämpfe des alten Zürichkrieges, d. h. der mit König Friedrich III. verbündeten Stadt Zürich gegen die Eidgenossen – auf deren Seite sein Vetter, Rathsherr und Zunftmeister Heinrich Effinger gestanden hat –, verließ v. W. die Heimath für immer, um von mindestens 1444 an bis März 1447 die Stadtschreiberstelle zu Radolfzell zu bekleiden. Am 28. Juni 1447 wurde er zum Nürnberger Rathsschreiber auf zehn Jahre bestellt, allein schon im December des gleichen Jahres vertauschte er „Gesundheitshalber“ Nürnberg mit Eßlingen, wo er die nächsten 22 Jahre das Stadtschreiberamt versehen und in einer eigenen Privatschule (nebst Internat) reifere Jünglinge, auch etliche Baccalaurei, in der Kunst Schreibens und Dichtens, d. h. vor allem in Stilistik und Orthographie sowie in den Anfangsgründen des Notariatswesens unterrichtet hat. In seiner amtlichen Stellung hat v. W. nicht nur der Reichsstadt Eßlingen nach Ausweis ihrer noch vorhandenen Missivenbücher vortreffliche Dienste geleistet, sondern auch einer Reihe deutscher Fürstlichkeiten, die ihn zur Führung ihrer Geschäfte von der Reichsstadt förmlich erbeten („geliehen“) haben, in anerkanntem Maße gedient, so daß der „Stadtschreiber von Eßlingen“ in weitesten Grenzen unter diesem Namen und [141] nicht bloß unter seinem Geschlechtsnamen allgemein bekannt geworden ist. Am 22. März 1465 war er von Bürgermeister, Großem und Kleinem Rath von Eßlingen auf Lebenszeit zum Stadtschreiber ernannt worden, aber nach unliebsamen Zwistigkeiten mit dem dortigen Rathe entzog er sich am 11. Juni 1469 diesem Amte durch heimliche Flucht nach Stuttgart, Ulm und nach der Schweiz. Wie er mehrmals betont, ist er ungerechter Weise verdächtigt worden, daß er mit den mit Eßlingen wegen des Zolles verfehdeten Grafen von Württemberg gemeinsame Sache gemacht habe. Am 16. December 1469 trat v. W. aber doch als zweiter („minster“) Kanzler in die Kanzlei des Grafen Ulrich V. des Vielgeliebten (s. A. D. B. XXXIX, 235–237) und seines Sohnes Eberhard des Jüngern ein, wo ihm insbesondere die Bewahrung der Siegel und das „Commissariat ehelicher Sachen“ übertragen worden ist. Als Kanzler des Grafen Ulrich – und nur als solcher erscheint er nach dem Datum des Anstellungsvertrages – wurde er im Juni 1470 an die eidgenössische Tagsatzung nach Baden gesandt, wo jedoch der Versuch Ulrich’s, eine ewige Richtung zwischen der Schweiz, dem Kaiser und dem Hause Oesterreich herzustellen, scheiterte. Kurz vorher war er in Briefwechsel mit dem damaligen Capitularen, späteren Decan Albrecht v. Bonstetten zu Einsiedeln (s. A. D. B. III, 133–135) getreten, auf dessen deutschen Stil er einen maßgebenden Einfluß ausgeübt hat. Noch am 5. April 1478, dem Datum des Vorwortes zu seinen Translationen, wirkte v. W. in der Stellung eines Kanzlers des Grafen Ulrich in Stuttgart, und wohl bald nach diesem Datum wird er gestorben sein. Die gleichzeitigen Eintragungen im Jahrzeitenbuche des Chorherrenstiftes (Propstei) Zürich unterm 13. April: „0b. Nicolaus de Wile poeta“, beziehungsweise unterm 16. April: „0b. Nicolaus de Wile secretarius comitis de Wirtenberg“ (Necrologia Germaniae I, 563 [Monumenta Germaniae histor.] 4°. Berol. 1888) beweisen nicht, daß er in Zürich selbst aus dem Leben geschieden ist.

Gleich nach Uebernahme seines neuen Amtes in Eßlingen (1449) hat v. W. Gelegenheit gefunden, seine tüchtigen politischen und staatsmännischen Eigenschaften zu erproben, da Eßlingen mit Graf Ulrich V. von Württemberg in eine heftige, durch fünf Jahre hin sich fortspinnende Fehde verwickelt wurde, während welcher v. W. die nothwendigen Unterhandlungen mit andern Reichsstädten, sowie mit dem Kaiser führen mußte. Zugleich mit dem damals noch in Eßlingen als Arzt wirkenden Dr. Heinrich Steinhöwel (s. A. D. B. XXXV, 728–736) und seinem Substituten Felix Hegnower von Baden im Aargau sagte v. W. am September 1449 in besonderem Briefe dem Grafen Ulrich seine Feindschaft an. Da Eßlingen nach Beendigung dieser Fehde vom Kaiser in den besondern Schutz des Markgrafen Karl I. von Baden (s. A. D. B. XV, 228–233) gestellt worden ist, der mit dieser Reichsstadt auf 60 Jahre in eine Einung trat, so kam v. W. von 1455 an in eine besonders enge sowohl politische als auch litterarische Verbindung mit diesem kriegerischen Fürsten, dessen treffliche Gemahlin Katharina, Schwester des Kaisers Friedrich III., er im J. 1463 als specieller Kanzler an den kaiserlichen Hof begleitet hat. Seit 1460 ungefähr datiren die frühesten litterarischen und geschäftlichen Beziehungen zu der von ihm als „große Liebhaberin aller Künste“ hochgepriesenen Pfalzgräfin Mechthild, welche seine schriftstellerische Production besonders lebhaft anzuregen verstanden, und an deren Sohn Eberhard im Bart und Schwägerin Margaretha von Savoyen, der dritten Gemahlin Ulrich’s V. von Württemberg v. W. ebenfalls bewährte Gönner gefunden hat. Mit der späteren Schwiegermutter des genannten Grafen Eberhard, der Markgräfin Barbara Gonzaga von Mantua, Tochter des Johannes Alchymista von [142] Brandenburg, trat v. W. zwei Mal als Botschafter – wohl 1459 am Concil zu Mantua und 1474 bei den Vorverhandlungen betreffend die Heirath ihrer Tochter Barbara – in persönlichen Verkehr. Von ganz besonderer Wichtigkeit aber gestalteten sich die Beziehungen v. Wyle’s zum kaiserlichen Hofe, den er nachweisbar mindestens drei Mal 1451 (1454?), 1456, 1463 (1465?) mit verschiedensten Aufträgen besucht hat. Vom Kaiser Friedrich III. wurde v. W. in Anerkennung seiner Dienste wahrscheinlich im Sommer 1463 mit der Würde eines Hofpfalzgrafen („sacri Lateranensis palacii auleque imperialis consistorii comes“) bekleidet, als welcher er am 30. Juni 1464 den spätern Chronisten der Reichenau, Gallus Oehem (s. A. D. B. XXIV, 179–181) von dem Makel der unehelichen Geburt befreit hat. Am 11. Juli 1465 verlieh der Kaiser ihm und seinen ehelichen Leibeserben „von Neuem“ ein Wappen, aus welcher jetzt nur erneuerten Verleihung die bürgerliche Abstammung des Wappengenossen deutlich hervorgeht (Joseph Chmel, Regesta Friderici III. Romanor. imper. II, Nr. 4226; 4°. Wien 1859). Schon 1463 hatte er die Kaiserin Eleonora durch Vermittlung ihrer Schwägerin, der Markgräfin Katharina von Baden, persönlich kennen und schätzen gelernt; von seinen Eindrücken am Hofe gibt er in seiner 16. Translation ausführliche Kunde, und die Zeit seines damaligen Aufenthaltes in Wiener Neustadt hat er zur Abschrift dreier auf den König Alfons von Aragonien und Neapel bezüglichen Schriften des Antonio Panormita (Beccadelli) und des Aeneas Silvius verwendet, die in der Papierhandschrift C. 158 der Züricher Kantonsbibliothek erhalten ist.

Gleich der allererste Besuch des kaiserlichen Hofes im Auftrage Eßlingens 1451 (s. Regesten der Markgrafen von Baden und Hochberg, bearbeitet von Hrch. Witte, Bd. III, S. 270, Nr. 7236, 30. Juni 1451) ist für v. W. insofern von der größten Bedeutung geworden, als er hier, in Wien oder Wiener Neustadt, in persönliche Beziehung zu dem an der kaiserlichen Kanzlei thätigen Aeneas Silvius Piccolomini, Bischof von Siena, getreten ist. Durch ihn ist v. W., der Aeneas verschiedene Proben seines offenbar ganz tüchtigen Malertalentes geschenkt, das er vielleicht als Stadtschreiber von Radolfzell an der Kunststätte des Cistercienserklosters Salem zu entwickeln Gelegenheit gehabt hatte, mit Nachdruck auf die (humanistische) Litteratur (eloquentia) hingewiesen worden, deren wunderbaren Zusammenhang mit der Kunst (pictura) in der Zeit ihrer höchsten Blüthe Aeneas in seinem ersten Briefe an v. W. (1452) zugleich mit dem Wunsche betonte, daß Niclaus der Wiederhersteller der Wohlredenheit in Deutschland werden möchte. Wohl schon vor der persönlichen Bekanntschaft der Beiden waren v. W. einzelne Briefe des Aeneas an dritte Personen zugänglich geworden, die er nach Humanistenart in seinen eigenen Briefen weidlich ausbeutete; der systematischen Sammlung aller ihm erreichbaren Briefe des Aeneas widmete v. W. seine besondere Fürsorge bis er – frühestens 1464 – bei Adolf Rusch in Straßburg die erste große Sammlung dieser für den Humanismus so überaus wichtigen Briefe ausgehen lassen konnte, welche seinem Namen allein in der Geschichte der Zeit ein dankbares Andenken sichert. (Ueber diese Editio princeps vgl. Ludw. Hain, Repert. bibliogr. Nr. 160. Exemplare in Aarau, Bamberg, Basel). Offenbar setzte v. W. nach dem Erscheinen dieser ersten Ausgabe die Sammlung dieser Briefe noch weiter fort; auf ihr beruht die erst nach seinem Tode 1493 in Nürnberg erschienene stark vermehrte neue Ausgabe. Noch einmal ist er zu Aeneas Silvius in persönliche Beziehung getreten, als er am 7. Juni 1459 auf dem Concil zu Mantua, auf dem er wohl auch Albrecht v. Eyb (s. A. D. B. VI, 447–449) kennen lernte, seinen indessen zum Papste als [143] Pius II. vorgerückten Gönner mit einer Rede begrüßte, in welcher er die Verspätung des Abgesandten des Kaisers, des Markgrafen Karl von Baden, im Auftrage des letztern entschuldigte.

Der Anregung des Aeneas, sich mit dem gleichen Erfolge wie der Malerei speciell der Litteratur zu widmen, ist v. W. getreulich gefolgt und zwar in einem Umfange, der erst durch die ausgezeichneten Forschungen Paul Joachimsohn’s (s. u.) klar dargelegt worden ist. Ist v. W. auf der einen Seite bemüht, sich eine genauere Kenntniß der classischen lateinischen Schriftsteller zu verschaffen, ohne dabei selbst ein übermäßiger Lateiner zu werden, so ist er auf der anderen bestrebt, zuerst seinen Privatschülern zu ihrer Ergötzung und Kurzweil, sodann den höheren Ständen, insbesondere seinen fürstlichen Gönnern beiderlei Geschlechts und deren nächststehenden Kreisen einen Einblick in die neueste Litteratur der italienischen Frührenaissance zu verschaffen. So ist er mit Albrecht v. Eyb und mit Heinrich Steinhöwel einer der ältesten Vertreter des deutschen Humanismus geworden, als welcher er durch die Uebersetzung kurzgefaßter, novellenartiger, psychologisch interessanter und künstlerisch geformter Stoffe den zur Zeit herrschenden Ritterromanen ein Gegengewicht entgegengestellt hat. Seine von 1460–1478 entstandenen und zum Theile schon in Einzeldrucken bereits veröffentlichen 16 Uebersetzungen lateinischer Vorlagen von vorwiegend italienischen Verfassern faßte v. W. mit zwei oder genauer genommen anderthalb eigenen selbständigen Arbeiten (doch s. u.) zu einem am 5. April 1478 mit einer Vorrede aber ohne eigentlichen Titel versehenen Sammelbande zusammen, der gleichen Jahres bei Konrad Fyner in Eßlingen die Presse verließ. (Ueber die Quellen, Daten, Widmungen und Ausgaben der einzelnen Translatzen vgl. Karl Goedeke, Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. 2. Aufl. Bd. I, 361–64, Dresden 1884.) Eine zweite Ausgabe des ganzen Bandes erschien 1510 in Straßburg bei Bryse, eine dritte 1536 in Augsburg bei Stayner, und auch nach der ersten Ausgabe wurden noch einzelne Translatzen in besondern Ausgaben gedruckt.

Außer der Sammlung der Briefe des Aeneas Sylvius und derjenigen der Translatzen sind keine andern Arbeiten v. Wyle’s im Drucke erschienen. Die geplante Herausgabe der lateinischen Originale seiner „Translacionen und tutschungen“ zu Nutz und Frommen von Jünglingen und Schülern, die er auf Michaelis 1478 in Aussicht gestellt hat, ist nicht erschienen, auch nicht seine fast vollendete Uebersetzung des Boethius „De consolatione philosophiae“, die er im April 1478 noch „etlicher ursachen halb“ zurückhielt. Damals war er eben damit beschäftigt die vor etlichen Jahren begonnene Uebersetzung der „Colores rhetoricales“ des Cicero, d. h. des 4. Buches des Autors ad Herennium zu Ende zu führen, um diese Uebertragung zugleich mit einer Arbeit über das Notariat zum besseren Verständniß der Translationen zu veröffentlichen, auf welche er speciell die genannten Colores „weisen und leiten“ d. h. anwenden wollte. Wenn auch einige Gelehrte von einer solchen Veröffentlichung aus eigennützigen Motiven abgerathen hatten, so überließ v. W. die genaue und strenge Durchsicht seines Werkes „vor und ee das sunst zu yemandts handen gelassen werde“ seinem Schwager Dr. Georg Ehinger († 1479) und seinem „Freund und Gönner“ Dr. Heinrich Steinhöwel in Ulm. Der eben angeführte Passus klingt wie eine letzte Verfügung vor dem nahen Tode, der zweifellos bald nach dem 5. April 1478, dem Datum der Vorrede der Translationen, eingetreten ist. Denn aus dem Schlusse des letzten (18.) Stückes der Translationen vom 18. Hornung 1478: „umb daz mine translaciones, die ich gemachet han und die man yetz trucket, dester bas verstanden [144] .. werden mugen“, darf doch wohl geschlossen werden, daß die Aufnahme dieser gar nicht in den Rahmen der übrigen Translationen passenden, eigenen und ganz selbständigen Arbeit v. Wyle’s „Von Ueberschriften“ nachträglich, d. h. erst nach dem Tode des Verfassers, von dritter Seite aus erfolgt ist. Ein Fragment der oben genannten Wile’schen Uebersetzung der „Colores rhetoricales“ ist uns in der Rhetorik (d. h. einem deutschen Handbuche zur Abfassung von Urkunden) des Alexander Hugen von Calw (1528, Tübingen) erhalten geblieben. Andererseits lassen sich die Nachwirkungen des Wile’schen Unterrichts im Notariatswesen, der demselben die mittelalterliche Rhetorik des Meisters Friedrich von Nürnberg zu Grunde gelegt hat, in dem „Formulare und deutsch Rhetorica“ (ca. 1482), das aus den Sammlungen des Schulmeisters und Schreibers Bernhard Hirschfelder’s von Nördlingen schöpfte, und in dem „Handbüchlein grundtlichs berichts, recht unnd wolschrybens“ des Johann Helias Meichsner von Eßlingen (1537) nachweisen. Hirschfelder, Hugen und Meichsner sind wohl alle Schüler der Ulmer Kanzleischule gewesen, welche als eine höhere Stufe der v. Wile’schen Privatschule in Eßlingen zu gelten hat, die die Tradition der Lehre v. Wyle’s hochgehalten und fortgepflanzt hat.

Noch sind zwei einzelne von v. W. besorgte Uebersetzungen zu nennen: diejenige der beiden Reden, welche Jakob Motz 1451 als Brautwerber König Friedrich III. zu Lissabon an Eleonora von Portugal gerichtet hat, und die Uebertragung des „Arbor consanguinitatis“ des Johannes Andreae (1474, Augsburg, Bämler). In seinen Translationen citirt v. W. dann und wann deutsche Verse, in welchen er sich nach der gleichen Quelle wie auch nach seinen lateinischen Briefen selbst versucht hat; die Bezeichnung v. Wyle’s als „poeta“ im engeren Sinne des Wortes von Seite des Zürcher Propstei-Jahrzeitenbuches (s. o.) ist also völlig zutreffend. – Ging v. W. in seinen deutschen Uebersetzungen wie in seinen für die Schule berechneten deutschen Stilübungen in der sklavischen Nachahmung des Lateinischen „aus verkehrtem Grundsatz“ viel zu weit, so hat ihm doch die starre und consequente Befolgung der ihm während seines kurzen Aufenthaltes in Nürnberg (1447) von Gregor Heimburg (s. A. D. B. XI, 327–330) empfohlenen strengen Schulung der deutschen Sprache an der lateinischen eine ebenso wichtige Stellung in der Geschichte der deutschen Sprache verschafft, wie er sie in derjenigen der deutschen gedruckten Litteratur einnimmt, die – nach Lessing – mit ihm und mit Heinrich Steinhöwel anhebt.

Translationen von Niclas v. Wyle, hrsg. durch Adelbert v. Keller (Bibliothek des Litterar. Vereins in Stuttgart, 57). Stuttgart 1861. – Heinr. Kurz, Geschichte d. deutschen Literatur I, 747–750. Leipzig 1853. – Heinr. Kurz in d. Beilage z. Programm d. Aargauischen Kantonsschule 1853 (Niclasens v. W. 10. Translation). Aarau 1853. – Wilh. Wackernagel, Geschichte d. deutschen Litteratur. 2. Aufl. neu bearb. von Ernst Martin, Bd. 1. Basel 1879. – Joh. Müller, Quellenschriften und Geschichte des deutschsprachlichen Unterrichts bis zur Mitte des 16. Jahrhdts. Gotha 1882. – Phil. Strauch, Pfalzgräfin Mechthild in ihren litterar. Beziehungen. Tübingen 1883. – Karl Goedeke, Grundriß z. Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. 2. Aufl., Bd. 1. Dresden 1884. – Adolf Socin, Schriftsprache und Dialekte im Deutschen etc. Heilbronn 1888. – Albert Büchi, Albrecht v. Bonstetten. Frauenfeld 1889. – Frdr. Kaufmann, Geschichte d. schwäbischen Mundart. Straßburg 1890. – Jakob Baechtold, Geschichte der deutschen Literatur in der Schweiz. Frauenfeld 1892. – Albrecht v. Bonstetten. Briefe und ausgewählte Schriften. Hrsg. [145] von Albert Büchi (Quellen z. Schweizer Geschichte, 13). Basel 1893. – Grundriß d. germanischen Philologie. Hrsg. von Hermann Paul. Bd. II, 1. Abth. Straßburg 1893. – Max Herrmann, Albrecht v. Eyb und die Frühzeit des deutschen Humanismus. Berlin 1893. – Paul Joachimsohn, Aus der Vorgeschichte des Formulare und deutsch rhetorica (Zeitschr. für deutsches Alterthum Bd. 37, 24–121). Berlin 1873. – Paul Joachimsohn, Frühhumanismus in Schwaben (Württ. Vierteljahrshefte f. Landesgeschichte, Neue Folge, Jahrg. V, 1896, S. 63–126 und 257–291). Stuttgart 1897. – Rud. Krauß, Schwäbische Litteraturgeschichte, Bd. 1. Freiburg i. Br. 1897. – Fr. Vogt u. Max Koch, Geschichte d. deutschen Litteratur. Leipzig u. Wien 1897. – Max Herrmann, Die Reception des Humanismus in Nürnberg. Berlin 1898. – Otto Mayer, Geistiges Leben in der Reichsstadt Eßlingen vor der Reformation der Stadt (Württ. Vierteljahrshefte f. Landesgeschichte, Neue Folge, Jahrg; 9, 1900, S. 1–32 u. 311–367). Stuttgart 1900. – Georg Steinhausen, Geschichte der deutschen Kultur. Leipzig und Wien 1904 und alle in diesen genannten Werken aufgeführte Speciallitteratur. – Gütige Mittheilungen der Herren Dr. Karl Schottenloher in Bamberg, Dr. Karl Chrph. Bernoulli, Dr. Aug. Huber und Dr. Rud. Wackernagel in Basel, Dr. Herm. Escher, Dr. Ernst Gagliardi, Dr. Frdr. Hegi und Dr. Jakob Werner in Zürich.