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BLKÖ:Klieber, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Klieber, Urban
Band: 12 (1864), ab Seite: 92. (Quelle)
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Klieber, Joseph (Bildhauer, geb. zu Innsbruck 1. November 1773, gest. zu Wien in der Nacht vom 11./12. Jänner 1850). Sohn des Bildhauers Urban K. [s. d. Folgenden]; zeigte in früher Jugend Talent für die Kunst, besuchte seit seinem 12. Jahre die Zeichnungsschule in Innsbruck und gewann mehrere Preise, zugleich übte er sich unter seines Vaters Leitung in der Bildhauerei und gab, weil der Vater nicht in den besten [93] Umständen sich befand, Unterricht im Zeichnen. So hatte J. ein kleines Sümmchen zurückgelegt und mit einer Unterstützung, welche ihm die Landschaft gewährte, trat er, 19 Jahre alt, die Reise nach Wien an und nahm seinen Vater mit, um durch ihn die Unterkunft bei einem der besseren Künstler zu erlangen. Aber alle Versuche bei dem Hofstatuarius von Beuer, bei Zauner , Hagenauer, Prof. Fischer und Bildhauer Prokop waren fruchtlos, alle hatten entweder schon genug Zöglinge, oder hatten überhaupt ihre Arbeiten schon eingestellt. Endlich fand er Unterkunft bei dem Bildhauer Straub, der jedoch nichts als Uhrkästen verfertigte. Nur wenige Monate arbeitete er in dieses Letzteren Diensten, bis er den Vorspiegelungen eines italienischen Gypsfigurenkrämers Luigi Pretti Gehör gab und in dessen Dienste trat. Pretti betrog K. nun um Lohn und Arbeit, ging durch und ließ K. in der bittersten Noth zurück. Unter Thränen aß nun K. das trockene Brot, oft solches, das er eben fand, da er es nicht immer kaufen konnte; denn so fleißig er arbeitete, so ernstlich er sich in seiner Kunst ausbildete, Aufträge zu Arbeiten waren nur selten. Schon trug sich K. mit der Idee Soldat zu werden, da kam zur rechten Zeit ein Schreiben seines Vaters, das ihn aufforderte, nach Innsbruck zu kommen. Der alte Klieber hatte große Bestellungen für eine Kirche bekommen und berief seinen Sohn zu sich, damit er ihm helfe. K. machte sich auf den Weg und arbeitete einige Zeit bei seinem Vater, kehrte dann nach Wien zurück und trat bei dem Bildhauer Schrott in Dienste. Als dritthalb Jahre später Schrott starb, führte K. einige Zeit das Geschäft für die Witwe, arbeitete darauf zwei Jahre bei Prof. Martin Fischer, dann aber begann er auf eigene Rechnung die Kunst auszuüben, worin ihn die großen Bestellungen des regierenden Fürsten Johann Liechtenstein mächtig unterstützten und seinen Namen in weiteren Kreisen vortheilhaft bekannt machten. Im Jahre 1814 wurde K. an der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien und zwar als Director der Graveurschule angestellt und zugleich zum kaiserl. Rath ernannt. Bis zum Jahre 1845 versah er sein Amt, dann mußte er Kränklichkeit halber um Versetzung in Ruhestand bitten. Im Jahre 1842 wurde er „für langjähriges erfolgreiches Wirken an der Akademie und für die, der vaterländischen Kunst würdig, der Nachwelt überlieferten Werke“ mit der großen goldenen Medaille mit der Kette ausgezeichnet. Eine vollständige Uebersicht von Klieber’s Werken ist bei der großen Menge derselben nicht leicht möglich, aber die vorzüglicheren mögen hier folgen. Für das Palais des Fürsten Liechtenstein in Wien, für dessen Herrschaften Eisgrub, Lundenburg und mehrere andere Gebäude des Fürsten, hat Klieber in einer ununterbrochenen Reihe von Jahren 170 Basreliefs und an 30 kolossale Statuen vollendet. Ferner arbeitete er die „Neun Musen“ und „Apollo“, die Figuren aus feinem Sandstein, 6 Fuß hoch, für den großen Saal im Palais des Erzherzogs Karl; – zwei „Sphynxe“, beide kolossal aus Sandstein; – eine „Minerva“, 6 Fuß hoch; – einen „Amor und Psyche“, beide in Lebensgröße, aus Gyps, für das Vestibül ebenda; – das „Kaiserliche Wappen“ in kolossaler Größe; – einen „Wasserspeier“, kolossal; – zwei „Weibliche Gruppen, welche Laternen tragen“, 41/2 Fuß hoch; – „Flora und Zephyr mit einem Kinde“, in kolossaler Größe, alle diese Figuren für das bei [94] Baden gelegene Schloß Weilburg, und zwar der Wasserspeier für die dortige Grotte, die letztangeführte Gruppe für das Vestibül; – zwei „Statuen“, 6 Fuß hoch, und einen „Hochaltar“ nach Schönkirchen, alles im Auftrage des Erzherzogs Rainer; – ein „Aufsatz von neun allegorischen Figuren, nebst vielen Attributen“, in kolossaler Größe, für das Hauptgesims des Polytechnicums; – sieben „Basreliefs, die Architektur, Mechanik, Physik, Chemie, Technologie, Geschichte und Handelswissenschaft“; – das „Standbild Sr. Majestät des Kaisers Franz“, 7 Fuß hoch, aus carrarischem Marmor, gleichfalls für das Polytechnicum; letzteres steht im Institutssaale, welchen übrigens K. mit 24 Grau in Grau gemalten, auf die Lehrfächer des Instituts bezüglichen Basreliefs ausgeschmückt hat; – die Büsten berühmter Helden im Wiener Invalidenhause; – das von den Bürgern Klausenburgs dem Kaiser Franz zu Ehren errichtete „Denkmal“, eine mit dem Fußgestell 7 Klafter hohe Pyramide mit 4 Basreliefs, vorstellend den Einzug des Kaisers mit mehr denn 100 Figuren, die Kaiserin Karolina die Armen beschenkend, das Stadtwappen; auf den Ecken des Fußgestells sind vier überlebensgroße Adler mit einem Lorberzweig im Schnabel angebracht; oben auf der Pyramide hält der Genius Oesterreichs die Bildnisse des Kaisers und der Kaiserin; – „Hygiea und Aesculap“, aus Sandstein, für den Sauerhof in Baden; – „Flora“, über Lebensgröße, gleichfalls für Baden; – vier große „Statuen“, zwei große „Löwen“ und ein großes „Basrelief“, sämmtlich aus Sandstein, für den Grafen Festetics; – sechs große „Basreliefs“, aus Gyps, für die Frau Erzherzogin Beatrix; – den großen „Aufsatz“ für das kaiserliche Münzamt, nämlich das kaiserl. Wappen mit zwei Statuen über Lebensgröße und vier großen Basreliefsfiguren; – vier kolossale „Statuen“, das „Wappen der niederösterreichischen Landstände“ und einen „Neptun“, Brunnengestalt, sämmtlich für das Ständehaus; – zwei „Weibliche Gruppen an einer Urne trauernd“, in Lebensgröße, aus Sandstein, im Auftrage des Grafen Haugwitz, für die Familiengruft in Namiest; – die „Büsten und Arabesken“ im Schiffner’schen Hause auf der Landstraße in Wien, in Gemeinschaft mit Schönlaub gearbeitet; – die „Sculpturen“ der Familiengruft des Georg Lipp zu Perchtoldsdorf bei Wien; – die „Basreliefs“ auf den beiden dreieckigen Frontons an dem Tempel, welchen Fürst Liechtenstein auf dem Aninger in der Brühl errichten ließ; – die „Musen und Apollo“, Gruppe aus hartem Sandstein, 8 Fuß hoch, für das Theater in Pesth; – einen „Genius“, auf einem Sockel stehend, 7 Fuß hohes Monument, für Barbara Gräfin Batthyani in Ikervár; – sechs große „Basreliefs“, für den Grafen Brunswick in Pesth; – großes „Wappen“, mit reicher Verzierung und zwei Schildhaltern, für Grafen Karoly in Pesth; – ein kolossales „Historisches Barrelief“, „König Stephan“ und „Kaiser Franz“, zwei Statuen, 7 Fuß hoch, aus Sandstein, für die Bibliothek im Stifte St. Martinsberg, welche K. auch mit verschiedenen figuralischen Gegenständen, Grau in Grau, gemalt hat; – vier kolossale „Statuen“, im Auftrage des Grafen Johann Keglevich, nach Topolcsan in Ungarn; – ein „Monument“, aus Marmor, für den Grafen Gyulai; – mehrere „Basreliefs“ und „Statuen“, aus Sandstein, für Nikolaus Grafen Eßterházy; – zwei schwebende kolossale „Basreliefstatuen“, welche das kaiserliche Wappen halten, aus weichem Metall, für [95] das Gebäude der k. k. Nationalbank in Wien; – einen „Schildhalter“, aus Sandstein, im Auftrage des Grafen Pálffy; – ein kolossales „Wappen mit Schildhalter“, für das Graf Harrach’sche Palais auf der Freiung; – das „Hautrelief“ in der Nische des Portales der Johanneskirche in der Jägerzeile: König Wenzel verlangt von dem H. Johannes die Enthüllung des Beichtgeheimnisses, das Hautrelief ist 9 Fuß breit und 41/2 Fuß hoch, und aus carrarischem Marmor; – das „Basrelief“ für das Hofer-Denkmal, in der Hofkirche zu Innsbruck, aus carrarischem Marmor, 5 Fuß 3 Zoll lang, 2 Fuß 81/2 Zoll breit, mit 32 Hauptfiguren, deren einige im Vordergrunde 14 Zoll erreichen. In Betreff dieses Basreliefs brachte erst die neueste Zeit die Aufklärung, daß dasselbe nicht, wie es anfänglich in das Denkmal eingemeißelt war, von Klieber erfunden sei, sondern über Reclamation des wahren Erfinders wurde nachträglich dessen Name J. M. Schärmer auf dem Hofer-Monumente angebracht, jedoch die meisterhafte Ausführung dieses Kunstwerkes gehört ganz Kliebern an [vergl. Presse 1863, Nr. 299, im Feuilleton von A(nton) L(anger): „Wiener Geschichten“, und Nr. 300 das „Eingesendet“ von dem Sohne Schärmer’s. Von den von Klieber vollendeten Porträt-Büsten in Marmor sind u. a. anzuführen: „Franz Fürst Dietrichstein“, – „Minister Baron Thugut“, – „Kaiser Franz“, – „Kaiser Ferdinand“, diese beiden im Saale des Criminalgebäudes in Wien; – „Erzherzog Karl“, – „Kaiser Franz“, für die Stadt Preßburg. Ueberdieß war Klieber sehr geschickt in Cachirarbeiten, welche er von seinem Vater erlernt hatte. Er hatte in derselben ausgeführt: Die Figuren zur Triumphpforte am Kärnthnerthore bei dem Einzuge des Kaisers Franz im Jahre 1814; – mehrere Kolossalfiguren zum Katafalk der Kaiserin Ludovica, zu jenem Ludwig’s XVIII. von Frankreich; – mehrere zur Vermälungsfeier der Erzherzogin Leopoldine, und zuletzt, 1835, zum Katafalke des Kaisers Franz in der Stephanskirche. K.’s letzte Arbeit war das obenerwähnte Marmorbasrelief für die Johanneskirche in der Jägerzeile. Bei dieser großen Menge von Werken möchte es fast scheinen, daß K. einiges Vermögen erworben habe; aber dem war nicht so. Wie er in seiner Selbstbiographie schreibt: „14 Kinder, von denen 6 am Leben blieben, und meine 16 Jahre kranke Frau, welche im Jahre 1843 starb, zehrten alles auf was ich verdiente“. K. ist 76 Jahre alt geworben, und als er in einer noch von den Nachwehen einer gewaltigen Katastrophe befangenen Zeit starb, nahm man von seinem Heimgange, wie von jenem manches anderen, der Erinnerung würdigen Mannes, wenig Notiz. Schließlich sei hier noch eines Projectes gedacht, welches Klieber auszuführen beabsichtigte. Nach dem Tode des Kaisers Franz faßte er nämlich den Gedanken, dem Andenken des geschiedenen Monarchen in Gottes freier Natur ein höchst originelles Denkmal zu widmen, zu dem der majestätische, etwa 10 Meilen von Wien entfernte Schneeberg selbst seine Riesenwände herleihen sollte (man erinnere sich an den Traunstein in Oberösterreich, dessen Aehnlichkeit mit dem Profil des unglücklichen Ludwig XVI. noch immer französische Legitimisten an die Ufer des reizenden Gmundner See’s lockt). Klieber hatte sich bereits an die Ausführung seines kühnen Gedankens gemacht. Später wurde die Sache, ob über behördlichen Auftrag oder aus Mangel an den erforderlichen Geldmitteln, [96] ist unbekannt, unterbrochen und dann für immer aufgegeben.

Nach einer von Adolph Berger in einem österreichischen Kalender (dessen Titel mir aber entfallen ist, doch glaube ich, ist es der „Krippen-Kalender“ 1853) mitgetheilten Selbstbiographie Klieber’s, welche aber schon sechs Jahre früher in Frankl’s Sonntagsblättern abgedruckt war, wäre K. am Allerheiligentage (also am 1. Nov.) 1773 zu Innsbruck geboren. – Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) I. Jahrg. (1842), S. 285, 367, 558, 860; III. Jahrg. (1844), S. 42, 189; VI. Jahrg. (1847), S. 53; und ebenda im Kunstblatt Nr. 18 [daselbst befindet sich die obige, viele Jahre später von Adolph Berger mitgetheilte Selbstbiographie Klieber’s, nur wird er daselbst irrthümlich Urban statt Joseph genannt] – Staffler (Joh. Jac.), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felic. Rauch, 8°.) Bd. I, S. 469 [nach diesem geb. am 21. April 1778]. – Tschischka (Franz), Kunst und Alterthum im österreichischen Kaiserstaate (Wien 1836, Fr. Beck, gr. 8°.) S. 25, 26, 27, 55, 56, 57, 58, 59, 256, 369. – Tirolisches Künstler-Lexikon (Innsbruck 1830, Fel. Rauch, 8°.) S. 124. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 223. – Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode 1821, S. 1099; „Der Sauerhof in Baden“. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XVIII, S. 91 [nach diesem gest. 11. Jänner 1850]. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1835 u. f., E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. VII, S. 62. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. II, S. 495. [In diesem Werke werden zwei Klieber, und zwar ein J. Klieber, dann ein Joseph Klieber, beide Bildhauer, aufgeführt; nach genauer Prüfung beider notizartigen Lebensskizzen stellt es sich heraus, daß sie sich auf einen und denselben, nämlich auf Joseph Klieber beziehen.] – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, Bernh. Friedr. Voigt. 8°.) XXVIII. B., S. 972 [nach diesem gest. 11. Jänner 1850]. – Gallerie denkwürdiger Persönlichkeiten der Gegenwart. Nach Originalzeichnungen, Gemälden u. s. w. (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) Bd. II, S. 32. – Kunst-Blatt (Stuttgart, Cotta, 4°.) 1842, S. 300; 1845, S. 8; 1846, S. 252; 1847, S. 164. – Nach vielen Quellen wäre Klieber in der Nacht vom 11./12. December 1849 gestorben; diese Angabe ist unrichtig, K. starb in der Nacht vom 11./12. Jänner 1850. – Porträt. Danhauser del., F. Stöber sc. 1837 (schönes radirtes Blatt, 4°.).