Rauchopfer für Kranke und Sterbende und deren Freunde/III. Gebete für Sterbende
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IV. Gebete an Kranken-, Sterbe- und Todtenbetten » | |||
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Der Erden Leben ist ein Tod,
Erfüllt mit Kummer, Kreuz und Noth:
Der Tod kann erst ein Leben geben.
Wer selig in dem Herren stirbt,
Der lebt im Sterben und erwirbt
Ein unvergleichlichs Freudenleben,
Das unserm Geist bleibt unbekannt,
Bis er gelangt ins Himmelsland.
Da ruht er dann in sanfter Rast,
Befreit von aller Arbeitslast:
Ihm folgen seine Tugendwerke.
Da reicht ihm Gott die Palmenkron,
Und er erhebt im höhern Ton
Des Höchsten Gnad und Preis und Stärke,
Der ewig-heilig wird genannt.
O selig-schönes Freudenland.
Ach Gott, am letzten Ende
Dich gnädig zu mir wende!
Geistlich gesinnter Patient.
67.* O gütiger Gott, du hast dem Menschen ein Ziel gesetzt, welches er nicht übergehen kann. Er hat seine bestimmte Zeit, die Zahl seiner Monden steht bei dir. Alle unsre Tage hast du gezählt, welche doch schnell dahinfahren, als flögen wir davon. Alle unsre Jahre sind wie ein Rauch oder Schatten, der plötzlich vergeht. Der Mensch ist doch wie Gras, das bald verdorrt, und wie eine Blume auf dem Felde, die verwelket. So lehre mich nun erkennen und bedenken, daß es ein Ende mit mir haben muß, und mein Leben ein Ziel hat, und ich davon muß. Siehe, meine Tage sind eine Hand breit bei dir, und mein Leben ist wie nichts vor dir. Wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben! Herr, lehre mich doch bedenken, daß ich sterben muß und allhier in dieser Pilgerschaft keine bleibende Statt habe.
| Thue mir kund mein kurzes und vergängliches Wesen, daß ich oft und viel gedenke an mein Ende, auf daß ich in dieser Welt nicht mir selber, sondern dir lebe und sterbe, damit ich im Glauben wacker und fröhlich erwarte den Tag meiner Heimfahrt und der Erscheinung deines lieben Sohnes Jesu Christi und geschickt zu derselbigen mit heiligem Wandel und gottseligem Wesen eile.68.* Hilf mir, mein Herr Jesu Christe, daß ich aller Güter und Herrlichkeiten dieser Welt gebrauche als ein Pilgersmann, der morgen wandern soll. Laß mein Herz nicht mehr begehren, als das liebe tägliche Brot zu meiner Nothdurft. Gib, daß ich genügsam sei und wie ein Schäflein mit Geringem und Wenigem fürlieb nehme.| Behüte mich, daß ich mir ja keinen Mammon mache und mein Vertrauen auf nichts Vergängliches setze, damit es mir nicht hinderlich sei in meiner Sterbestunde. Hilf aber, mein Herr, und neige mein Herz, daß ich erwähle das rechte gute Theil, nemlich dich, meinen Erlöser, meinen Seligmacher, und an dir alle meine Lust und Freude habe. Verleihe mir, daß ich nur an meiner Seele reich und im Glauben herrlich und in dir fröhlich sei; so habe ich genug hie zeitlich und dort ewiglich, kann williglich die Welt segnen und fröhlich und unverhindert von hinnen scheiden. Amen.
69. Herr Jesu Christe, der du so willig und bereit warest zu deinem Leiden und deinem Vater gehorsam wurdest bis zum Tode, ja zum Tode des Kreuzes, und sprachest: „Vater, nicht wie ich will, sondern wie du willst“; ich bitte dich, mein Heiland, gib mir allezeit ein gehorsam Herz, daß ich, wenn mein Stündlein da| ist, mich willig ergebe und gerne sterbe. Du kennst, Herr, meine Blödigkeit und weißt, daß Fleisch und Blut solches nicht vermag. Herr, lenke mich nach deinem Willen, leite mich in deinen Fußstapfen, gib, daß ich mich dir mit Leib und Leben ganz vertraue. Mein Herr und mein Gott, du allertröstlichster Heiland, du bist gut, und alles, was du thust, ist gut, und hast es niemals böse gemeint, niemals böse gemacht, du hast nie keinen verderbt, der auf dich gehofft hat. Hie bin ich, Herr, in deiner Gnadenhand. Leb ich, so leb ich dir; sterb ich, so sterb ich dir; ich lebe oder sterbe, so bin ich dein und werde ewig unverloren sein. Das ist gewislich war! Amen.
71.* O Herr Gott, laß mich sterben, damit ich aufhöre zu sterben. Denn| so lange wir hier leben, fühlen wir ohn Unterlaß des Todes Stachel, kranken und sterben alle Tage; aber wenn wir vor der Welt todt sind, da leben wir erst und dürfen uns in Ewigkeit vor keiner Gefahr und Sterben mehr fürchten, weil unser zeitlicher Tod ist ein Ende des Todes und ein Anfang des Lebens. Amen.
72. Wenn ich nach deinem gnädigen Willen aus diesem Leben abscheiden soll, so verleihe mir, o Gott, eine sanfte Hinfahrt, daß ich in wahrer Erkenntnis und Bekenntnis deines Sohnes, meines Herrn Jesu Christi, ruhiglich absterbe, nicht lange gepeinigt werde, daß ich im Frieden ruhe und endlich theilhaft werde der Auferstehung deiner Heiligen, dir fröhlich für alle deine Wohlthaten an Leib und Seele danke und dich sammt der ganzen himmlischen Kirche in alle Ewigkeit lobe und preise. Amen.
74. Mein allerliebster Gott, wenn du es so willst haben, daß dies die Stunde sei, die du mir versehen hast, so geschehe dein gnädiger Wille!
- Drauf hat er seine Augen emporgehoben und mit großer Brunst seines Herzens das Vaterunser und den sechsten Psalm gar ausgebetet und darnach gesagt:
76.* Barmherziger Gott, leider habe ich oft deine heiligen Gebote überschritten, dich meinen Gott und Herrn verachtet, erzürnet und heftig beleidigt. Darum ist mir mein Gewißen hart beschwert und verwundet, daß ich darob fast kleinmüthig und zaghaft bin. Wiewohl mir dein heilig Wort Vergebung meiner Sünden aus lauter Gnaden unwiderruflich zugesagt, so ist doch mein Glaube schwach und der Teufel stark, der mir gerne allen Trost stehlen und aus dem Herzen reißen wollte. Darum ruf ich zu dir, o heiliger Vater, laß mich an deiner göttlichen Gnade nun und nimmermehr verzagen, daß ich nicht in die allergrößten Sünden des Unglaubens und der| Verzweiflung falle, oder darein verwillige. Stärke mich, daß ich mitten im Tode auf dich, mein Leben, hoffe, und an deiner Barmherzigkeit und Hilfe nicht verzage, auf daß ich nicht, wie der gottlose Cain, meine Sünden größer achte, denn daß sie mir könnten vergeben werden. O Christe, Gottes Sohn, du lebendiger Brunn aller Gnaden, der du überfließest mit eitel Quellen der Barmherzigkeit, zu dir rufe ich von ganzem Gemüthe: mehre meinen Glauben auf dein heiliges, bitteres Leiden und Sterben. Denn das ist je gewislich und unwidersprechlich wahr, daß ein einiges Tröpflein deines allerheiligsten Blutes, für mich vergoßen, viel kräftiger und mächtiger ist, denn alle meine größten und mächtigsten Sünden. Sieh mich an mit den Augen deiner Barmherzigkeit, wie du den lieben Petrus angesehen hast, nachdem er dich verleugnet und sich verflucht hatte, auf daß ich nicht wie Judas, der Verräther, verzweifle und Sünde in den heiligen Geist begehe. O Gott, heiliger| Geist, du milder Schatz, stehe mir bei in meiner letzten Noth! Wenn mich der böse Feind anklagt, und mein Gewißen mich beschuldigt, wenn mich erschreckt der Höllen Anblick und ich mit eitel Todesnöthen und greulichen Anfechtungen umfangen bin, wenn mich die ganze Welt verläßt und alles wider mich steht; so tröste mich, daß meine Hoffnung mir nicht entfalle. Bekräftige mein Herz mit deinem Zeugnis und Versiegelung, daß ich festiglich glaube eine Vergebung der Sünden, die mir und allen, so der Verheißung Gottes trauen, widerfahren wird. Laß mich des Bundes meiner heiligen Taufe eingedenk sein und mich der Verheißung: „Wer glaubt und getauft wird, der wird selig werden“ von Herzensgrund annehmen und trösten. Amen.
78. Ich glaube an Gott Vater, allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erden.
Ich setze meinen Trost, Hoffnung und Zuversicht allein in die bloße Gnade und Barmherzigkeit Gottes, daß mir derselbige allein – und keine Kreatur, sie sei, so heilig sie immer wolle – helfen kann in aller meiner Noth und Angst.
Und weil er mein Vater ist, so glaub ich festiglich, daß er mir von Herzen gerne helfen wolle und mir Beistand thun in aller meiner Noth und mich nimmermehr verlaßen weder hier noch dort.
Und weil er allein ein allmächtiger Herr ist, so glaube ich, daß er mich könne beschirmen und erhalten vor allem, das mir zuwider ist. Denn er allein meinen Feinden stark genug ist durch seine Allmacht.
| Und weil er auch ist ein Schöpfer Himmels und der Erden, so glaube ich, daß er alle Kreaturen in seiner Hand habe, daß mir derselben keine einen Schaden zufügen kann, ohne seinen väterlichen Willen.Darum bin ich allein von diesem allmächtigen Herrn, Vater und Schöpfer, gewärtig aller Güter und des ewigen Lebens. Denn all Ding allein von ihm kommt und gegeben wird. Ja, er will sich selbst ganz und gar mir geben mit allem, was er ist und hat, mit Himmel und Erde, sammt allen Kreaturen, daß sie mir dienen und nütze sein müßen und mich fördern zum ewigen Leben.
Ich glaube an Jesum Christum, seinen einigen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist von dem heiligen Geiste, geboren aus Maria, der Jungfrau, gelitten unter Pontio Pilato, gekreuzigt, gestorben und begraben, niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden| von den Todten, aufgefahren gen Himmel, sitzend zur rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und Todten.
Ich glaube von Herzen, daß Jesus Christus, des Vaters eingeborner Sohn von Ewigkeit, habe um meinetwillen die Menschheit an sich genommen, sei vom heiligen Geiste ohne Manneszuthun empfangen und von der heiligen, reinen Jungfrau Maria, als von einer rechten natürlichen Mutter geboren, daß solcher Mensch sei wahrhaftig Gott, als eine ewige unzertrennliche Person, aus Gott und Mensch geworden.
Ich glaube auch, daß solcher Gottes- und Marien-Sohn, unser Herr Jesus Christus, habe für mich armen Sünder gelitten, sei für mich gekreuzigt und gestorben, damit er mich von den Sünden, Tod und ewigem Zorn Gottes durch sein unschuldiges Blut erlöst hat. Er hat für mich des Todes Angst selbst erlitten und die ewige Hölle selbst empfunden und überwunden, auf daß| ich mit Gott versöhnt und aller meiner Feinde Herr würde.Ich glaube, daß ich ohne dies Sterben des Sohnes Gottes, unsers Herrn Jesu Christi, weder mit Werken, noch mit Verdiensten Gottes Gnade und die Seligkeit erlangen kann.
Ich glaube, daß Christus Jesus, mein Bruder, vom Tode sei erstanden um meiner Gerechtigkeit willen und mir den Tod und die Hölle gefangen genommen habe, daß sie mir nimmer schaden können. Denn ich bekenne, daß ich des ewigen Todes sterben müßte, wo mir Christus Jesus nicht zu Hilfe gekommen wäre und meine Sünd und Schuld, Vermaledeiung und den ewigen Tod als ein unschuldiges Lamm auf sich genommen hätte, für mich durch sein Leiden nicht bezahlt und für mich die Vermaledeiung wäre worden. Ich glaube, daß er noch täglich für mich stehe und mich vertrete, als ein treuer, barmherziger Mittler, Heiland und einiger Priester und Bischof meiner Seele.
| Ich glaube, daß Christus mit Gott zugleich alle Dinge regiere und erfülle, aller Dinge auch gewaltig sei im Himmel und auf Erden, ein Herr über alle Herren, König über alle Könige, auch über alle Kreaturen im Himmel, auf Erden und unter der Erden, über Tod und Leben, über Sünde und Gerechtigkeit. Derselbige König und Herr wird mir vorgehen in meinem Leiden und Sterben, für mich streiten und kämpfen, damit ich sammt ihm ein Herr werde über alle meine Feinde immer und ewiglich.Ich glaube, daß der gekreuzigte Christus zukünftig werde sein am jüngsten Tag und alle die richten und verdammen, welche nicht an ihn geglaubt haben, mich aber sammt allen Gläubigen behüten vor dem strengen Urtheil der ewigen Verdammnis und zu uns sagen: „Kommet her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt“!
| Ich glaube an den heiligen Geist, Eine heilige christliche Kirche, die Gemeinde der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Amen.
Ich glaube an den heiligen Geist, der mit Vater und Sohn ein wahrhaftiger Gott ist und vom Vater und Sohne ewiglich kommt, doch in Einem göttlichen Wesen und Natur eine unterschiedliche Person.
Ich glaube, daß ich durch denselben, als eine lebendige, ewige, göttliche Gabe, mit dem Glauben werde geziert, vom Tode auferweckt, von Sünden gefreiet, und fröhlich und getrost, frei und sicher im Gewißen gemacht. Denn das ist mein Trutz, wenn ich solches Geistes Zeugnis in meinem Herzen empfinde, daß Gott will mein Vater sein, meine Sünde vergeben und ewiges Leben schenken.
Ich glaube, daß der heilige Geist helfe meine Schwachheit tragen und mich vertrete mit unaussprechlichem Seufzen, mich| stärke und mein Herz erleuchte, zu erkennen die überschwänglichen Reichthümer der väterlichen Barmherzigkeit, die er, der Vater, mir gegeben und geschenkt hat aus lauter Gnaden, ohn all mein Verdienst, allein um Christi, seines lieben Sohnes, willen, durch welchen mir solches vom Vater geschenkt wird. Dies alles aber gibt mir allein der heilige Geist zu erkennen, entzündet mein Herz und erleuchtet es, daß mir solch Geschenk von oben herabkommt, wie mir Christus verheißt, da er sagt: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von des Leibe werden Ströme des lebendigen Waßers fließen“.Ich glaube, daß eine heilige, christliche Kirche sei auf Erden, d. i. die Gemeinde und Zahl oder Versammlung aller Christen und Heiligen, darin Ein Gott, Ein Herr, Ein Geist, Ein Glaube, Eine Taufe ist, welcher Kirche einiger Bräutigam und Gemahl ist Christus Jesus, unser Heiland.
Ich glaube, daß die Kirche sei der geistliche Leib, und Christus sei ihr einiges| Haupt. Ich glaube, daß Christus dieses seines Leibes, seiner Kirche, Heiland sei und sich selbst für sie gegeben habe, auf daß er sie heiligte, und habe sie gereinigt durch das Waßerbad im Wort, auf daß er sie ihm selbst darstellete, eine heilige Gemeinde, die nicht habe Flecken oder Runzel oder des etwas, sondern daß sie heilig sei und unsträflich, ein Pfeiler und Grundveste der Wahrheit.Ich glaube, daß in dieser Christenheit, und wo sie ist, da ist Vergebung der Sünden, da ist ein Königreich der Gnaden und des rechten Ablaßes, und daß außer solcher Christenheit ist kein Heil, noch Vergebung der Sünden.
Ich glaube, daß niemand selig werde, er sei denn in dieser Gemein und Kirche als ein lebendig Glied an seinem Leibe eingepflanzt.
Ich glaube, daß in diesem Reiche nicht nur Ein Mal Vergebung der Sünden sei, sondern so oft mans begehret und holet, denn Christus ist wie ein Arzt und Krankenwärter,| der nichts thut, denn der Kranken warten, ihnen aushelfen, sie stärken und gesund machen, und wie Jes. 42. sagt: „Das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen, und das glimmende Docht wird er nicht auslöschen“.Ich glaube eine Auferstehung des Fleisches, daß mein Leib, den die Würmer freßen sollen, wieder auferstehen werde, wie er zuvor gewesen ist; denn Christus wird ihn am jüngsten Tage auferwecken laut seiner Weißagung, da er spricht: „Das ist der Wille des, der mich gesandt hat, daß, wer den Sohn siehet und glaubt an ihn, habe das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage“, und: „Wer mein Fleisch ißt und trinkt mein Blut, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage“.
Ich glaube, daß nach diesem Leben ein ewiges Leben sein werde, daß ich mit Christo immer und ewiglich leben werde, laut seiner Zusage, da er spricht: „Wahrlich, wahrlich, sage ich euch, wer mein Wort hört| und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist schon vom Tode zum Leben hindurchgedrungen“; und: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben“; und: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, so jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich“; desgleichen: „Ich bin das lebendige Brot (spricht Christus), vom Himmel kommen; wer von diesem Brote eßen wird, der wird leben in Ewigkeit“. Amen.
80. Allmächtiger Gott, himmlischer Vater, weil Trübsal bei geübten Christen bringt Geduld, Geduld bringt Erfahrung, Erfahrung bringt Hoffnung, Hoffnung aber läßt nicht zu Schanden werden; so bitte ich dich, der du bist meine Zuversicht von meiner Jugend an, da ich noch an meiner Mutter Brüsten war, meine Burg und mein Gott, auf den ich hoffe, du wollest mich in keinerlei Widerwärtigkeit laßen zu Schanden werden, sondern mich trösten durch dein seligmachendes Wort, daß ich nicht verschmachte in meinem Elend. Beweise an mir deine wunderliche Güte, du Heiland derer, die dir vertrauen. Dein heiliger Geist vertrete mich aufs beste mit unaussprechlichem Seufzen, auf daß ich von| Herzen sagen möge: „Was betrübst du dich meine Seele? Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, daß er meines Angesichtes Hilfe und mein Gott ist“. Siehe, du läßest mich erfahren viele und große Angst und machst mich wieder lebendig und holst mich wieder aus der Tiefe der Erde. Du machst mich sehr groß und tröstest mich wieder. Warum sollte ich denn nicht auf dich hoffen, weil du so gnädig bist? Warum sollte sich mein Herz nicht freuen, daß du so gerne hilfst? Ja, wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde, und wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Theil. Bewahre mein Herz vor sündlichem Vertrauen auf menschlichen Arm. Behüte mich vor Vermeßenheit auf eigene Werke und Verdienst. Laß mich nicht hoffen auf den ungewissen Reichthum, sondern auf dich, den lebendigen Gott, der uns dargibt reichlich allerlei zu genießen. Gib, daß in Lieb und Leid mein Herz allein an dir hange,| auf daß keinerlei Trübsal, Angst oder Gefahr von dir mich scheide. Erfülle mich mit allerlei Freude und Frieden im Glauben, daß ich völlige Hoffnung habe durch die Kraft des heiligen Geistes, und dadurch eine gute Ritterschaft übe und dir getreu bleibe bis in den Tod, damit du mir die Krone des Lebens gebest, nemlich die ewige Freud und Seligkeit, die mir dein lieber Sohn durch sein theures Verdienst erworben hat, welchem mit dir und dem heiligen Geiste sei Lob und Ehre in alle Ewigkeit. Amen.
82.* O Herr, himmlischer Vater, ich bitte dich durch Jesum Christum, deinen lieben Sohn, verzeihe allen, die mich je mit Worten, Werken oder Gedanken beleidigt haben, und gib ihnen in ihr Herz, daß auch sie und alle, die ich je beleidigt habe, mir verzeihen. Denn es reut mich, und thut mir leid, daß ich je christliche Liebe gebrochen und nicht im Frieden nach deinen Geboten und deinem Willen gelebt habe.
Ach lieber Vater, erbarme dich aller gefangenen, armen, bekümmerten, kranken und betrübten Menschen, und tröste die ganze Welt und führe sie zur Erkenntnis| deines heiligen Wortes, daß sie lernen erkennen deinen Willen und wandeln in deinen Geboten, daß dein heiliger Name auf der ganzen Erde groß und heilig werde in aller Menschen Herzen. Erwecke in ihnen dein Reich, daß alle Menschen auf Erden nach deinem Willen leben mögen, wie die lieben Engel im Himmel. Speise die Leiber, speise die Seelen mit deinem heiligen Worte, welches ist das wahre, lebendige Himmelsbrot selbst, das aus dem Himmel herabgestiegen ist, Jesus Christus. Wer davon ißet, d. i. von Herzen glaubt, den wird nimmermehr hungern noch dürsten, denn es tilgt aus den Hunger der Seelen und wirket Vergebung der Sünden und lehrt uns auch von Herzen verzeihen allen denen, die uns beleidigen. O Herr, allmächtiger Vater, wollest mich nicht in Versuchung kommen laßen in meinen Todesnöthen, sondern wollest mich erlösen von dem Uebel, das ist vom Teufel, aller seiner List und dem Greuel des Unglaubens, und um deiner Ehre willen, o du, des die Kraft,| Herrlichkeit und das Reich ist, mir Armen väterliche Treu erzeigen in Christo Jesu, meinem Erlöser! Amen.
85. O du frommer Gott, herzliebster, einiger, ewiger Vater, wie ist doch unsere verderbte Natur wegen der anklebenden Sünde so voll Schrecken und Furcht, daß wir uns alle natürlicher Weise vor dem Tode entsetzen und viele Menschen das Sterben für ihr Verderben halten, da doch der Tod denen, die dich von Herzen lieben, ein süßer Schlaf ist, und sie, obwohl sie sterben, den Tod nicht schmecken, sondern durch den| Tod zur Unsterblichkeit und zum ewigen Leben hindurchdringen, weil dein Sohn Christus Jesus, unser einiger Heiland, dem Tode seine Macht genommen hat, dem Tode ein Gift und der Hölle eine Pestilenz geworden ist. Ich bitte dich von Grund meines Herzens, verleihe mir deinen heiligen Geist, stärke damit mein blödes und furchtsames Herz, daß ich vor dem Tode ja nicht erschrecke und seine Bitterkeit in Ewigkeit nicht mehr schmecke, sondern denselben mit gläubigen Augen nach deinem Worte anschaue und darum ihn halte für meinen Gewinn, der viel mehr trägt, als Gold und Silber, – für meine Ruhe, da ich armer Tagelöhner nach der mühseligen Arbeit alles Elends Feierabend mache, – für meine Friedensfahrt, da ich aus dem Kriege und stätigen Kampfe mit so viel Feinden werde beurlaubt, – für meine heilsame Arznei, die alle Krankheiten und Siechtage endet, – ja für eine Thür des ewigen Lebens, für eine Pforte der Ehren, für einen sichern| Hafen des ewigen Vaterlandes, für einen Geburtstag der künftigen Seligkeit, ja für eine große Wohlthat, auf daß ich also nach einem seligen Stündlein ein herzlich Verlangen trage und mit dem alten Tobias wünsche: „Ach Herr, erzeige mir Gnade, und nimm meinen Geist weg im Frieden; denn ich will lieber todt sein, denn leben“. Vollbringe deinen heiligen und allezeit guten Willen an mir, mein Gott, um deiner ewigen Liebe willen. Amen.
91. Ach du mein herzlieber Herr und Gott, gleichwie der Hirsch begehret des Waßerbrunnens, also begehret meine Seele, Gott, zu dir; meine Seele dürstet nach dem lebendigen Gott; wann werde ich doch dahin kommen und erscheinen vor Gottes Angesicht? Will denn nicht bald ein Ende haben mein kurzes Leben, auf daß ich in mein Ruhebettlein möge eingehen, darinnen| ich nicht werde wieder aufwachen, bis der Himmel zerbricht! Denn wenn ich gleich viel warte, so ist doch das Grab mein Haus. Eins bitte ich dich dazu gar herzlich: ach Herr, laß dir doch meine arme Seele, die du so theuer erkauft hast, in meinen letzten und höchsten Nöthen empfohlen sein, und weil sie der Sünde halben noch in deiner göttlichen Ungnade haftet, so wollest du an deine grundlose Barmherzigkeit und an das reichliche Verdienst deines eingebornen Sohnes, ja auch an die große Schwachheit meiner menschlichen Natur gedenken und deine väterliche Gnade jetzt nicht von mir abwenden; denn wer kann doch ein Bild, das von Ruß und Staub verderbt ist, beßer verneuern und zurecht bringen, als der Meister, der es gemacht hat? Wo soll und kann ich, deine arme Kreatur, auch anders Hilfe suchen, denn allein bei dir, meinem herzlieben Gott und Schöpfer? Darum hilf mir, denn die Angst ist nahe, und laß doch meinen Geist, den du mir gegeben hast,| wiederum zu dir gehen, so will ich dich loben für und für und deinen hochheiligen Namen preisen ewiglich. Amen.
Herr Jesu! Siehe, ich komme zu dir. O lieber Herr Jesu, nimm auf, welchen du mit deinem Blut erworben und wieder erkauft hast! Amen.
O allerliebster, freundlicher Herr, dir leb ich, dir sterb ich, dein bin ich todt und lebendig, – bin ganz versichert, versiegelt, bekräftigt, bestätigt, überzeugt in meinem Herzen, daß ich ein auserwählter Erbe bin der ewigen Seligkeit. Gelobt sei der Herr, mein Gott, der meine Seele so wohl versichert und getröstet hat! Amen.
97. O mein Gott und Vater, du läßest mich nun gehen den Weg alles Fleisches und meinen armen Leib durch Krankheit und Schmerzen so sehr geschwächt werden, daß ich nichts anderes vor mir sehe, als einen seligen Feierabend meines Lebens.
Wohl mir und aber wohl, o himmlischer Vater, daß ich nun zur Ruhe komme von aller meiner Arbeit und errettet werde von allem Bösen, vornemlich daß nun die Sünde mit mir wird absterben, und ich bald kommen werde in die Gesellschaft der vollkommenen Gerechten im Himmel.
Ich danke dir mit demüthigem Herzen für alle deine Wohlthaten, mit welchen du mich in meinem Leben überschüttet hast, und daß du mich als ein Glied deiner| Kirche bei deinem heiligen Wort und Sakramenten so gnädig erhalten, behütet und beschirmt hast, mich auch jetzt durch Krankheit und den Tod allgemach bei der Hand nimmst, um mich in dein himmlisches Haus einzuführen. Sei mir ein gnädiger Gott und rechne mir meine vielfältigen Sünden nicht zu, sondern rechne mir zu die Gerechtigkeit Jesu Christi, welche ich mit wahrem Glauben ergreife, und laß mich in dem theuern, vollkommenen Verdienste desselben sterben und ewig selig werden. Ich befehle dir und deiner väterlichen Gnade alles, was ich bin und habe, wie denn auch alles dein ist und ich alles von dir empfangen habe. Ich befehle dir meinen schwachen Leib, daß du die Schmerzen desselben linderest und milderest und ihm bald helfest zu seiner Ruhe. Ich befehle dir meine seufzende und kämpfende Seele, daß sie von den bösen Geistern befreit, von den guten Engeln bald getragen werde in Abrahams Schooß. Ich befehle dir auch alle meine hinterlaßenen| Freunde: sei du ihr Gott und führe sie zu seiner Zeit auch in dein seliges Reich. Erhöre mich, mein Gott, um Jesu Christi willen! Amen.
98. Ach Herr, wie dürstet meine Seele! Tränke sie mit deinem Troste, o du Brunquell des Lebens! Ach, wie schmachtet, wie dürstet meine Seele nach dir, Herr, mein Gott! Wann soll ich kommen und erscheinen vor deinem Angesichte? Mich gelüstet, zu schauen deine Klarheit, und mein Herz hat groß Verlangen nach deiner Güte!
| 99. O Jesu von Nazareth, erbarme dich mein! O du Sohn David, erbarm dich mein! O du Brunnquell der Gnaden, erbarme dich mein! Erhöre den Kranken, der dich anschreit! Herr, du wahres Licht, der du vorübergehst, warte des Blinden, der dich anruft! Reiche mir deine Hand, daß ich zu dir komme und in deinem Lichte das ewige Licht sehen möge! Amen.
100. O mein Gott, du wahrhaftiger Gott, ich bitte dich, gib mir, was du mir verheißen hast, nemlich daß meine Freude vollkommen werde. Indes verleihe mir, daß mein Herz ohn Unterlaß daran gedenke, meine Zunge ohne Unterlaß darnach trachte, mein Mund ohn Unterlaß davon singe, meine Seele darnach hungere, mein Fleisch und Blut darnach dürste, und alles, was an mir ist, ein sehnlich Verlangen darnach trage, bis| ich vollends eingehe, mein Herr, zu deinen Freuden und daselbst bei dir ewig bleibe!
Amen.
*101. Freue dich, meine Seele, die du durch Christi theures Blut erlöset bist, freue dich in Gott, deinem Heiland. Gehe mit Loth aus Sodom und sieh dich nicht um; geh aus Egypten durch das rothe Meer in das Land, darin man Milch und Honig speist; sieh gen Himmel und vergiß der Erden. Du bist zum Himmel erlöst, zum Himmel geheiligt, zum Himmel erwählt. Dein Bürgerrecht ist im Himmel, da ist dir schon ein Sitz zubereitet. Lege gern ab dein unrein Fleisch, die schwere Bürde: es steht dir der Himmel offen, wie bei der Taufe Christi. Thut dir die Auflösung wehe, leide dich ein wenig, es ist um eine kleine Zeit zu thun. Dulde und leide; es ist beßer, eine kleine Zeit dies leiden, als länger in dieser Welt gepeinigt werden. Du wirst nicht sterben, sondern leben und Gottes| Werk verkündigen. Mit dir, mein Leib, hat es die Gelegenheit, daß von Gott beschloßen ist, daß du wiederum zur Erden werdest, davon du gemacht bist, wie dir solches zuvor durch so viel und mancherlei Krankheit angezeigt und verkündigt ist. Darum gib dich zur Ruh, geh in deine Kammer, schließ die Thür nach dir zu, verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe. Deine Verwesung wird deine Reinigung sein, du wirst herrlich wieder hervorkommen. Du wirst gesäet in Unehre, aber auferstehen in Herrlichkeit. Du hast getragen das Bild des irdischen Adam, du wirst auch tragen das Bild des himmlischen: in deinem Fleische wirst du Gottes Angesicht sehen. Du wirst voller Freude sein, wenn du auferwecket wirst. Nach seinem Bilde wirst du gewißlich auferstehen und nicht verloren werden deinem Herrn, der da ist Gebein von deinem Gebein und Fleisch von deinem Fleische. Wenn er dich wieder hervorrufen wird,| wirst du ohne alle Verhinderung hervorgehen. Der da Lazarum, welcher schon in Verwesung übergegangen war, wieder lebendig und frisch hervorgebracht hat, wird solche Kraft auch in deiner Auferstehung beweisen. Du leidest jetzt Marter und Pein: es ist um ein kleines, so wirst du frei sein und zur Ruhe kommen. Es komme nur der Tod und löse auf, was nach dem Falle aufgelöst werden muß; er wird mir kein Schade sein, sondern ein Gewinn: also komm ich zu Frieden und ewiger Freude.
| 104. Allmächtiger, barmherziger, himmlischer Vater, zu dir rufe ich in dieser meiner großen Noth. Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe. Verlaß mich nicht, dein armes Geschöpf! O treuer Gott! ich hoffe auf dich. Gedenke, o Herr, nicht der Sünde meiner Jugend noch meiner Uebertretung, gedenke aber mein nach deiner großen Barmherzigkeit und Güte, die von der Welt her gewesen ist. Verwirf mich nicht von deinem Angesichte, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir. Ach Herr, die Angst meines Herzens ist groß, führe mich aus meinen Nöthen. Sieh an meinen Jammer und Elend und vergib mir alle meine Sünde. Meine Seele dürstet nach dir, nach dem lebendigen Gott, wann werde ich dahin kommen, daß ich Gottes Angesicht schaue? Errette mich bald, dein armes Kind, verkürze mir des Todes Qual. Laß mich, o Gott, von dir nicht abgeschieden werden. Erhalte mich in wahrem Glauben.| Dein guter Geist, der stärke mich und stehe mir bei, daß ich nicht wanke noch verzage. Dir, mein Gott, befehle ich meinen Leib, und Seele; du hast sie erkauft, o treuer Gott, dir gehört sie allein, hole sie nur bald wieder heim und „reiß sie aus des Todes Qual, führ sie zu dir ins Himmels Saal durch Jesum Christ, der allzeit ist mein einger Trost und ewigs Heil, meins Herzens Freud und bester Theil, auf den ich scheid aus allem Leid, ins Reiche dein aus dieser Pein. Auf Seinen Namen sprech ich das Amen“. Amen. Herr Jesu! Amen.
105.* Allmächtiger, ewiger, barmherziger Herr und Gott, der du bist ein Vater unsers lieben Herrn Jesu Christi, ich weiß, daß alles, was du zugesagt hast, du auch halten willst und kannst. Du kannst nicht lügen. Dein Wort ist wahrhaftig. Du hast mir im Anfang deinen lieben Sohn Jesum Christum zugesagt. Derselbige ist kommen und hat mich vom| Teufel, Tod, Hölle und Sünde erlöset. Darnach zu mehrer Sicherheit hast du aus gnädigem Willen die Sakramente der heiligen Taufe und des Altars, seinen wahren, natürlichen Leib und Blut im Brot und Wein mir geschenkt, darin mir angeboten Vergebung der Sünden, ewiges Leben und himmlische Güter. Auf solch dein Anerbieten habe ich derselbigen gebraucht und im Glauben mich auf dein Wort fest verlaßen und sie empfangen. Deshalb zweifle ich nun gar nicht, daß ich wohl sicher und zufrieden bin vor dem Teufel, Tod, Hölle und Sünde. Ist dieses meine Stunde und dein göttlicher Wille, so will ich mit Fried und Freude auf dein Wort gerne von hinnen scheiden und dahin fahren in deinen Schooß! Amen.
106. Herr Jesu Christe, mein Leben, meine Zuflucht, mein einiger Trost, mein Erlöser und Seligmacher, auf den ich alle meine Hoffnung und Vertrauen setze, nimm| dich meiner gnädig an! Du bist ja mein Schöpfer, du hast mir das Leben gegeben, du hast mich aufs neue wieder geschaffen, da ich in Sünden gestorben. Du hast mir unaussprechliche Gnade und Barmherzigkeit erzeigt. Herr, laß mich dir in Gnaden befohlen sein! Thue mir auf die Thür zum Leben! Du Sohn David, erbarme dich mein, erleuchte meine Augen, daß ich nicht im Tode entschlafe. Laß mich in deinem Lichte von hinnen abscheiden zum ewigen Lichte! Herr, ich warte auf dich! Komm, Herr Jesu Christe, wann du willst, und versetze mich aus diesem elenden Leben in die ewige Herrlichkeit und Seligkeit! Amen.
107.* Ich habe übel gelebt und bekenne, daß ich durch mein Verdienst das Himmelreich nicht erlangen kann. Aber mein Herr Jesus Christus hat das Himmelreich durch zweierlei Recht: einmal durch die Erbschaft des Vaters, daß er der eingeborene Sohn Gottes ist, vom Vater geboren in Ewigkeit,| und das Himmelreich ererbt hat; zum andernmal durch das Verdienst seines Leidens, daß er der Jungfrau Sohn ist, und das Himmelreich durch sein heilig unschuldig Leiden erworben hat. Das erste Recht zum Himmelreiche, daß er natürlicher, ewiger Erbe dazu ist, behält er für sich; das andere Recht aber, daß ers durch sein Leiden erworben hat, schenkt er mir. Desselben Geschenkes nehme ich mich an und werde nicht zu Schanden. Amen.
108.* Lieber Herr Jesu, ich weiß, wenn ich aufs beste gelebt habe, so habe ich doch verdammlich gelebt. Aber des tröste ich mich, daß du für mich gestorben bist und mich besprengt hast mit deinem Blute aus deinen heiligen Wunden. Denn ich ja auf dich getauft bin und dein Wort gehört habe, durch welches du mich berufen und mir Gnade und Leben zugesprochen hast und mich heißest glauben. Darauf will ich| dahin fahren, nicht in dem ungewissen ängstlichen Zweifel und Gedanken: „Ach, wer weiß, was Gott im Himmel über mich urtheilen will“; denn ich lebe nun des gnädigen Urtheils, das Gott über und wider des Gesetzes Urtheil vom Himmel gegeben hat: „Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat das ewige Leben“!
109.* Lieber Herr Jesu Christe, ob ich gleich das Gesetz nicht erfülle und obschon noch Sünde vorhanden ist, und ich mich vor dem Tode und der Hölle fürchte; so weiß ich doch dies aus dem Evangelio, daß du mir alle deine Werke geschenkt und gegeben hast. Des bin ich gewis, du lügst nicht, deine Zusage wirst du wahrhaftig halten, und zum Zeichen habe ich die Taufe empfangen. Darauf verlaß ich mich. Weil du denn, lieber Gott, mein bist, so will ich gerne sterben, denn also gefällt es dir, lieber Vater, und der Tod kann mir nicht schaden: er| ist verschlungen im Sieg. Und dir, lieber Herr Gott, sei Dank, der du uns den Sieg gegeben hast durch unsern Herrn Jesum Christum! Amen.
110. Lieber Vater, wiewohl ich nicht weiß, wo ich hinfahren soll, oder wo die Herberge ist, doch weil ichs versucht habe, was der Glaube ist, so will ich wieder an dem Wort hangen. Du hast mir fortgeholfen, da ichs auch nicht sehen oder begreifen konnte, so wirst du auch jetzt helfen. Amen.
111. Lieber Gott, in deiner Hand steht meine Seele, du hast sie erhalten in meinem Leben, und habe noch nie erkannt, wo du sie hingesetzt hast; darum will ich auch nicht wißen, wo du sie jetzund hinthun wirst. Das allein weiß ich wohl: sie steht in deiner Hand, du wirst ihr wohl helfen. Amen.
| 112. Herr, ich weiß niemand weder im Himmel, noch auf Erden, zu welchem ich eine tröstliche Zuflucht möchte haben, denn zu dir durch Christum. Ich muß mich nackend ausziehen von allen (fremden) Werken und Verdienst. Herr, ich habe keine Zuflucht, denn zu deinem göttlichen Schooß, darin der Sohn sitzt. Wenn ich die Hoffnung nicht habe, so ists verloren.
113. O Herr, unser Leben ist nichts anders, als eine mühsame und beschwerliche Wanderschaft, unsere Lebenstage sind wenig und böse; ich bin ihrer überdrüßig wegen meiner Sünde. O lieber Gott, ich bitte dich, wie Elias unter dem Wachholderbaum: Es ist genug, Herr, daß ich so lange gelebt habe in diesem Jammerthal! Nimm meine Seele in deine gnädige Hand; denn ich bin nicht beßer, denn meine Väter. Amen.
| 114* Herr, du siehst, wie arglistig der Satan ist, der sich nicht damit begnügt, daß er wie ein brüllender Löwe in diesem Leben herumgehe und suche, wen er verschlinge, sondern, wenn deine Kinder am schwächsten und ihrem Elende am nächsten sind, ihnen am meisten zusetzt. Du wollest ihn von mir hinwegtreiben und meine Seele von ihm erretten. Er will mich mit dem Tode erschrecken, den meine Sünden verschuldet haben, aber tröste du meine Seele mit deinem heiligen Geiste, und laß sie deinen Trost fühlen und des ewigen Lebens gewiß sein, welches du mir durch dein Blut erworben hast. Mildere meine Schmerzen, mehre in mir den Glauben und die Geduld, und so es dein heiliger Wille ist, so mache meines Jammers ein Ende, denn meine Seele bittet dich herzlich mit dem alten Simeon: Herr, nun wollest du deinen Diener im Frieden laßen dahinfahren, wie du ihm verheißen hast.
| 115.* Herr Jesu, der du bist die Auferstehung und das Leben, wer an dich glaubt, der wird leben, ob er schon stirbt. Ich glaube, daß ich wieder werde auferweckt werden, obschon nach meinem Tode mein Leib in der Erde wird verzehrt werden. Ich werde dich sehen, mein Herr und mein Gott, in diesem meinem Fleische. Verleihe mir die Gnade durch dein bitteres Leiden und Sterben, daß ich an demselben Tage einer von denen sein möge, zu welchen du die holdseligen Worte sprechen wirst: „Kommet her, ihr Gebenedeiten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt“. Amen.
116.* Ach mein allerliebster Herr Jesu Christe, bleibe bei mir, denn es will Abend werden und die Tage meines betrübten Lebens haben sich geneigt. Die Lippen meines Mundes können sich vor großer Schwachheit nicht mehr bewegen. Meine Zunge kann dein heilig Lob nicht mehr aussprechen. Der kalte Todesschweiß dringt| mit Gewalt herbei. Darum, o treuer Heiland, laß mich in dieser meiner letzten Noth nicht umkommen, noch verzagen. Hast du mich doch die Zeit meines mühseligen Lebens nie verlaßen. Ach, so verlaß mich doch nicht erst jetzt in dieser meiner größten Noth! Komm mir zu Hilfe, du treuer Gott, denn es ist sonst kein Helfer, als du, Herr, allein. Gedenke, daß ich ein Glied bin an deinem Leibe. Laß mich im Frieden hinfahren, und laß mir dein heilig Wort eine Leuchte sein zum ewigen Leben. Bleibe mit deinem heiligen Geiste bei mir, bis sich Leib und Seele von einander scheiden. Erhalte mich bei guter Vernunft. Verkürze mir die Qual des Todes, und laß mich, wie Stephanum, den Himmel offen sehen. Erquicke mich mit der Kraft deines blutigen Schweißes am Oelberge in diesem meinem letzten Ende, und nimm mich mit Gnaden von diesem Leben und Jammerthal zu dir in die ewige Glorie! Amen.
| 117* O Herr Jesu, jetzt ist es noch um ein Gänglein zu thun, jetzt komme ich vors Meer, da keine Wege sind, da aller Menschen Wege aufhören; aber du bist der einige, wahrhaftige, unbetrügliche Himmelsweg, an dich halte ich mich mit dem Glauben, daß ich möge in dir, an dir, durch dich und mit dir ins himmlische Freudenleben gehen und bei dir ewig bleiben! Amen.
118.* Ach, Herr, allmächtiger Gott, nun ist meine Zeit dahin, und mein Leben wird abgerißen. Da leide ich noth, daraus du, Herr, alleine kannst helfen; verkürze und lindere mir dieselbe. Mir ist um Trost sehr bange; o Herr, nimm dich meiner Seele herzlich an, daß sie nicht verderbe, und wirf alle meine Sünde hinter dich zurück, um des theuern Verdienstes Jesu Christi, deines Sohnes, willen! Amen.
119.* Gütiger Herr Jesu Christe, erbarme dich meiner und sieh mich armen| Sünder an mit den Augen deiner Barmherzigkeit, mit welchen du im Saale Petrum ansahest, da er dich verleugnete, das sündige Weib am Tische in des Pharisäers Hause, den Schächer am Kreuze. Wirke durch deine Gnade in mir, daß ich mit Petro meine Sünde beweine, mit dem sündigen Weibe dich von ganzem Herzen liebe und mit dem Schächer dein Angesicht ewiglich schaue! Amen.
120. „Ich werde schon geopfert, und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden. Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten. Hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr an jenem Tage, der gerechte Richter, geben wird, nicht mir aber allein, sondern allen, die seine Erscheinung lieb haben“. Amen.
| 121. Herr Jesu Christe, der du in deinem Tode zu deinem Vater geschrieen und deine Seele in seine Hände befohlen hast, stehe mir bei an meinem Ende und hilf mir den Tod, den letzten Feind, ritterlich überwinden. Erhöre mich, wenn ich rufe, und gib mir, wenn mein Herz bittet. Errette mich von den Feinden meiner Seele und erlöse mich aus allen Schmerzen. Tröste mich, wenn ich seufze, und stärke mich, wenn ich erschrecke. Erquicke mich, wenn ich schwach bin, und nimm meinen Geist auf, wenn ich verscheide. Amen.
122. Mein Gott, meine Barmherzigkeit, meine Zuflucht: nach dir trage ich Verlangen, zu dir flehe ich, zu dir, dem Brunnen der Vergebung aller Sünden, eile ich! Verschmähe mich Armen nicht, der ich jetzt in so großer Gefahr stehe; komm mir gnädig zu Hilfe in diesen großen Nöthen. Ich kann mich selbst nicht erlösen durch meine Werke, sondern du, Herr, erlöse| mich und erbarme dich mein. An meinem Verdienste verzweifle ich, aber auf deine Barmherzigkeit vertraue ich, – und zwar verlaße ich mich mehr auf deine Barmherzigkeit, als ich verzweifeln sollte wegen meiner bösen Werke. Du bist meine Hoffnung, mein Gott. Ach Herr, lieber Gott, der ich dir lieb war zur Erlösung, du wirst mich auch jetzt nicht verachten noch verschmähen, daß ich sollte verdammt werden. Ich komme nun zu dir, der du deine Hilfe niemand versagst: ich begehre aufgelöst und bei dir zu sein. In deine Hände befehle ich meinen Geist. Siehe mich an, du Gott der Wahrheit, und verleihe mir, mein Gott, daß ich im Frieden ruhen möge, der du in vollkommener Dreieinigkeit lebst und regierst von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
123. O Herr Jesu Christe, alle, die in dich getauft sind, die sind in deinen Tod getauft. Ich will mit deiner Hilfe fröhlich und gerne sterben, der Hoffnung,| daß, wie ich deiner Trübsal theilhaftig bin, ich auch deiner ewigen Glorie werde theilhaft werden. Amen.
O Herr Jesu Christe, du hast am Kreuze gebetet: „Vater, vergib ihnen“. Also, Herr, verzeihe auch ich allen, die wider mich gehandelt haben, auf daß du mir alle meine Sünden auch verzeihest.
O Herr Jesu Christe, du hast am Kreuze gerufen: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlaßen“? Herr, verlaß mich nicht in meinen Todesnöthen.
O Herr, du hast am Kreuze gesprochen: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist“. Also, Herr, befehl ich jetzo meine Seele in deine Hände. Du hast mich erlöset, Herr, du treuer Gott! Amen.
124. O Herr Jesu Christe, ich bitte dich durch deine grundlose Barmherzigkeit, du wollest meine Seele stärken auf den| fernen Weg, den ich nach deinem göttlichen Willen jetzt gehen muß in ein so gar unbekanntes Land. Ich glaube, daß du um meiner Sünden willen gestorben und mir dieselben aus Gnaden verziehen und das ewige Leben zugesagt hast. Dieses meines Glaubens, o Herr, seiest du Zeuge. Das soll auch mein letzter Wille sein, in solchem Glauben auf deine lautere Barmherzigkeit zu sterben. Und ob ich durch Schmerzen, Unvernunft oder Anfechtung würde oder wollte abfallen, o Herr, so laß mich im Unglauben oder Verzweiflung nicht sterben; sondern stärke mich und mehre meinen Glauben, daß mir kein Uebel schaden möge. Allein auf deine Hilfe verlaß ich mich; sie erhält mich auch in allen Nöthen und mache mich selig! Amen.
125. Ach du heiliger Geist, unser Trost, Stärke, Kraft und Versicherung, du Unterpfand der ewigen Erbschaft, stehe mir nun bei in meinen letzten Nöthen. Du hast mich ja von Jugend auf geführet und geleitet.| Du bist allezeit bei mir gewesen als mein einiger Beistand. Verlaß mich nun in meiner letzten Stunde nicht. Weiche nicht von mir, sondern vollende in großer Gnade, was du in mir angefangen hast. Bleibe du bei mir als in deinem Tempel und Wohnung bis auf meinen letzten Odem. Tröste, stärke und erhalte mich zum ewigen Leben. Erhalte mich in festem Glauben und Hoffnung. Treibe alle meine Feinde zurück. Thue du mir meinen Mund und Augen zu und laß mich im Frieden entschlafen! Amen.
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am 18. Februar 1546.
129. Allmächtiger Schöpfer und Vater, ich habe meinen Lauf vollendet und gehe nach deinem Willen den Weg alles Fleisches, und bin getauft, absolviert und mit deines Sohnes Fleisch und Blut gespeiset, zum ewigen Leben versiegelt und habe dein Wort gehört, glaube auch und bin gewiß, du faßest und verwahrest meine Seele in deiner Hand. Ich befehle dir jetzt meinen Geist zu treuen Händen. Du treuer Gott, der du mich erlöset und zum ewigen Leben berufen hast, stärke und erhalte mich in meinen letzten Nöthen und löse mich auf oder spanne mich aus, errette mich aus Todesbanden und laß mich im Frieden fein ruhiglich entschlafen, und sammle mich in mein Ruhebettlein, darin ich sehnlich der fröhlichen Erscheinung deines Sohnes warte, bis mein verborgen Leben in Christo wieder offenbar werde durch Jesum Christum, der| meinen Tod überwunden hat und ein Herr des Lebens ist. Amen.
Also hat Gott die Welt geliebt etc.
Ich glaub an Gott den Vater allmächtigen, Schöpfer Himmels und der Erde etc.
132. O mein Gott, mein Herr und mein Vater, jetzt beweise meiner armen Seele also, daß sies inne werde, du seiest mein Fels, meine Burg, mein Schild, mein Hort, meine Zuversicht, meine Hilfe, mein Schirm und Schutz, damit ich in diesen großen Nöthen vor meinen Feinden durch deine göttliche Gnade, Hilf und Beistand behalten werde. Herr, auf dich traue ich, laß mich nimmermehr zu Schanden werden. Amen.
133. Herr, nun läßest du deinen Diener im Friede fahren, wie du gesagt hast. Denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, den du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht zu erleuchten die Heiden und zum Preiß deines Volkes Israel.
134. Vater, in deine Hände befehl ich meinen Geist.
135. In deine Hände befehle ich meinen Geist, du hast mich erlöset, Herr, du getreuer Gott.
136. Herr Jesu, nimm meinen Geist auf!
137. Ei du süßer Jesu Christ, der du| Mensch geboren bist, behüt mich vor der Höllen.
138. Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget.
139. Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ, dieweil es Abend worden ist: dein göttlich Wort, das helle Licht, laß ja bei uns auslöschen nicht.
140. Ich habe Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein.
141. Ach mein herzliebes Jesulein, mach dir ein rein sanft Bettelein, zu ruhn in meines Herzens Schrein, daß ich nimmer vergeße dein.
142. Fromm bin ich nicht, das ist mir leid, bekenn mein Sünd, such Gnad bei Zeit; an Christ glaub ich unnützer Knecht, sein Blut allein macht mich gerecht.
| 143. Von allem Uebel uns erlös, es sind die Zeit und Tage bös; erlös uns von dem ewgen Tod und tröst uns in der letzten Noth. Bescheer uns, Herr, ein seligs End, nimm unsre Seel in deine Händ. Amen, das heißt: es werde wahr, stärk unsern Glauben immerdar; hilf, daß wir ja nicht zweifeln dran, was wir hiemit gebeten han. Auf dein Wort, in dem Namen dein, so sprechen wir das Amen fein.
144. Jesu, der süße Name dein im Tod erquickt die Seele mein.
145. Die Seele, die du hast erlost, der gib Herr Jesu, deinen Trost.
146. Herr Jesu Christ, mein Trost und Freud, ich wart auf dich zu jeder Zeit. Komm, wann du willst, ich bin bereit.
147. Komm, Herr Christe, komm, du treuer Gott, und machs mit mir ein Ende.| Erwürg den letzten Feind, den Tod, führ mich aus dem Elende. Bring mich ins rechte Vaterland, weil du dein Blut an mich gewandt. Laß mich im Fried heimfahren.
148. Ein Herz, mit Reu und Leid gekränkt, mit Christi theuerm Blut besprengt, welchs seufzt zu Gott mit rechtem Glauben gleich einer girrenden Tauben, das wird doch endlich recht getröst, aus aller Angst und Noth erlöst. Drum glaub, bet, hoff, hab klein Geduld, so wird dir Gott im Himmel hold. Preisen wirst du die Güte sein in seiner Kirch und großen Gmein.
149. Gottes, des ewigen Vaters Gut, des Herren Jesu theures Blut, des heilgen Geistes Trost und Muth soll sein mein ewiges Erbgut.
150. Herr Jesu, komm behende, gib mir ein seligs Ende, nimm meine Seel in deine Hände! Amen.
151.* Kyrie, eleison. Christe, eleison. Kyrie, eleison. O Herr Gott, erbarme dich mein.
Du Seligmacher der Welt, mache mich selig, der du durch dein Kreuz und kostbares Blut die Welt erlöst hast. Du mein Gott, ich bitte dich andächtiglich, erhöre mich, und hilf mir.
Allmächtiger Gott, in die Hände deiner unaussprechlichen Barmherzigkeit befehle ich meine Seele, meinen Leib, meine Sinne und Rede, meine Anschläge, Vernunft, Gedanken, Wort und| Werk, mein Thun und Laßen und alles, was mir für Seele und Leib nöthig ist, meinen Eingang und Ausgang, meinen Glauben und Wandel, mein Leben und meinen Abschied, mein Sterben und letztes Ende, meine Ruhe und Rast und die Auferstehung meines Leibes mit allen Auserwählten zur ewigen Freud und Seligkeit.
O Herr Jesu Christe, um deiner Todesangst und deines allerheiligsten Gebetes willen, das du für uns am Oelberg gebetet hast, da dein Schweiß wie Blutstropfen zur Erde fiel, bitte ich dich und flehe dich an, du wollest die Fülle deines blutigen Schweißes, den du in großer Furcht und Angst williglich vergoßen hast, dem allmächtigen Gott, deinem himmlischen Vater, für die Fülle meiner Sünden darbringen und opfern und mich nicht verlaßen in der Stunde meines Todes, in aller meiner Angst und Noth, die ich um meiner Sünden willen verschulde.
| 152.* Kyrie, eleison. Christe, eleison. Kyrie, eleison. O Herr Gott, erbarme dich über mich.
O Herr, heilige mich in deiner Wahrheit, dein Wort ist die Wahrheit. Dein Wort vom Kreuze sei mir eine Hilfe und Macht wider die greulichen Anläufe des Bösewichts.
O Herr Jesu Christe, der du für uns am Kreuze gestorben bist, ich bitte dich in herzlichem Vertrauen, das ich zu dir habe, daß du die Bitterkeit aller deiner Pein, welche du für uns arme Sünder am Kreuz, und allermeist da deine heilige Seele von deinem Leibe ausgieng, gelitten hast, dem allmächtigen Gott, deinem himmlischen Vater, für meine Seele aufopferest und mich in meinem Ausgang von aller Pein und Leiden, die ich um meiner Sünde willen sammt aller Furcht verschuldet habe, behüten, der du lebst und regierest, Gott in Ewigkeit! Amen.
| 153.* Kyrie, eleison. Christe, eleison. Kyrie, eleison. O Herr Gott, sei mir gnädig und barmherzig.
O Herr, beschirme, segne und heilige mich armen Sünder durch dein allmächtiges Wort und wende von mir ab alle Noth der Seelen und des Leibes.
Herr Jesu Christe, der du durch den Mund deines heiligen Propheten gesagt hast: „Ich habe dich je und je geliebt, und aus lauter Liebe habe ich dich zu mir gezogen“, ich bitte dich, du wollest deine Liebe, welche dich vom Himmel zur Erde und in die Bitterkeiten deines Leidens getrieben hat, darbieten und zeigen dem allmächtigen Vater zum Heile meiner armen Seele. Befreie mich von allen Leiden und Strafen, die ich um meiner Sünden willen billig fürchte, und laß meine Seele in dieser Stunde des Todes zu ewigen Freuden und Ehren gelangen.
O Herr Jesu Christe, der du mich mit| deinem edlen Blute erlöst hast, schreibe deine heiligen Wunden, dein bitter Leiden und Sterben mit deinem kostbaren Blute in meine Seele, daß ich möge erkennen und allezeit vor Augen haben deine Schmerzen und Pein, die du für mich erlittest, an denen ich schuldig gewesen bin.O Herr Jesu Christe, mache mich theilhaftig der Frucht des Sakraments der Taufe, in welchem ich aus dem heiligen Geiste durch dein Leiden und Sterben wiedergeboren bin zu einem Kinde Gottes, nach Verheißung und Zusage deines heiligen Wortes. Also will ich, wenn du willst, sterben als dein Kind, auf solche Verheißung deiner Gnade, mir in der Taufe zugesagt, da du gesprochen hast: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden“ Herr, ich bin ja getauft, so habe ich dir auch meinen Glauben bekannt. Darum glaube ich deinem Worte, ich werde durch deine Gnade selig werden. Amen.
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154. O Herr Jesu Christe, mache mich empfänglich für die Frucht des Sakraments deines wahren Leibes und Blutes, in welchem du mir tröstlich zusagst Verzeihung meiner Sünden. Denn derselbe dein Leib ist für mich und meine Sünden in den Tod gegeben, und dasselbe dein Blut ist zur Vergebung meiner Sünden vergoßen. Darauf bist du gestorben und hast mir das Sakrament zu einem Pfand und Wahrzeichen gelaßen und mich dadurch versichert, daß mir alle meine Sünden vergeben und verziehen sind und das ewige Leben mir zugesagt und mein ist. Denn du, die Wahrheit selber, sprichst: „Wer mein Fleisch ißet und trinket mein Blut, der hat das ewige Leben“. Das verleih mir, Herr Gott! Amen.
155. Allmächtiger, ewiger Gott, barmherziger Vater, nimm hin für meine Sünden die Genugthuung und Bezahlung deines eingebornen Sohnes, unsers Herrn Jesu| Christi. O Herr, laß mich genießen seines Leidens. Erlaß mir alle meine Sünden. Straf mich nicht in deinem Grimm und Zorn. Gehe nicht mit mir in das strenge Gericht. Gib mir Geduld in meiner Krankheit und verlaß mich ewig nimmer. Amen.
156. Lob, Ehr und Dank sei dir gesagt, mein allerliebster Herr Jesu Christe, für deine heilige Menschwerdung, für deine Marter und bitteres Leiden und Sterben, aus welchem ich erkenne, daß du mein Erlöser und Seligmacher bist. Ich glaube, daß du die Welt, die Sünde, die Hölle und den Teufel überwunden hast, daß dieselben mir nicht schaden mögen. Des vertröste ich mich, darauf baue ich, da will ich mich laßen finden, allein sei mir gnädig und barmherzig, wie ich an deiner wahrhaftigen Zusage nicht zweifle. Herr, laß mich nicht in diesen großen Nöthen. Amen.
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157. Mein Gott und Herr, der Genesung hab ich mich verziehen. Die Zeit ist hie, daß mein Leib im Erdreich und meine Seel und Geist bei dir ruhe. Aber daß mir meine Sünden vergeben werden, das begehr ich, und ich glaube deinem Wort, sie seien mir alle vergeben. Darauf will ich sprechen das Bekenntnis meines Glaubens, in dem ich begehre zu sterben und erfunden zu werden: „Ich glaub an Gott Vater Himmels und der Erden etc.“ Amen.
158. O Herr, erleuchte meine Augen, daß ich nicht im Tod entschlafe, daß mein Feind nicht spreche, er habe mich überwunden.
In deine Hände befehle ich meinen Geist, denn du, Herr Gott, die Wahrheit, hast mich erlöset.
| Ich habe geredet mit meiner Zunge: Herr, thue mir kund mein letztes Ende[.]Und die Zahl meiner Tage, wie viel der sind, daß ich wiße, was mir gebricht.
Thue an mir ein Zeichen im Guten, daß es die sehen, die mich haßen, und zu Schanden werden, denn du Herr, hast mir geholfen und hast mich getröstet.
Herr, du hast zerbrochen meine Bande. Ich will dir opfern die Opfer des Lobes und anrufen deinen Namen.
Es ist von mir gangen in Flucht mein Leben, und ist niemand, der da suche meine Seele.
Ich habe gerufen zu Dir, Herr. Ich habe gesprochen: Du bist mein Gott, meine Zuversicht und mein Heil im Lande der Lebendigen.
159. Ewiger, barmherziger Gott, ich armer Sünder komme zu dir, zu holen Gnade, Heil, Gesundheit und Seligkeit, denn ich weiß mich der bei keiner Kreatur, weder im Himmel noch auf Erden zu erholen. Darum bitte ich dich durch deine göttliche Zusagung, wollest mich, das Werk deiner Hände, gnädiglich annehmen. Verleihe uns, was du verheißest, und gib uns, was du gebietest. Amen.
160. Allmächtiger Gott, himmlischer Vater, dieweil du uns das Brot des| Lebens, Jesum Christum, vom Himmel herab geschenkt hast, auf daß wir dadurch zum ewigen Leben gespeiset würden; so bitten wir dich von Herzen: mach uns nach deiner Speise hungrig und gib uns diesen unsern Herrn und Erlöser wahrhaftig und gegenwärtig in rechtem Glauben zu empfahen, durch welchen wir zum ewigen Leben ernährt werden. Amen.
161. Allmächtiger, barmherziger Vater, zu dir schreien alle Hungrigen und werden gespeist. Wir bitten dich von Herzen, erwecke in uns einen Hunger der Gerechtigkeit und speise uns mit dem wahren Himmelsbrote, das du der Welt geschenkt hast zum ewigen Leben, welches ist Christus Jesus, dein eingeborner Sohn, unser einiger Erlöser mit seinem wahrhaftigen gegenwärtigen Leib und Blute im heiligen Sakrament des Abendmahls. Amen.
162. Starker Gott, meine Kraft ist schwach; ich eile aber zu dir, meinem Arzte.| Nimm dich meiner Seele herzlich an, hernach erbarme dich auch meines kranken Leibes. Ich habe wider dich gesündigt, darum mußte ich dem Arzte in die Hände fallen; aber strecke deine Hand aus zu mir, so werde ich von meinem Falle wieder aufstehen. Ich leide Noth, lindre mirs. Mein Herz bebt, stärke mich. Es ist nichts Gesundes an meinem Leibe, es ist nichts Reines an meiner Seele, es ist nichts Gutes in meinem Fleische, es ist kein Friede in meinen Gebeinen. Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen. Habe ich Gnade vor deinen Augen funden, so gehe nicht vor deinem Knechte vorüber. Ich bringe dir einen kranken Leib, gib du mir eine gesunde Seele. Wie der Hirsch schreit nach frischem Waßer, so schreit meine Seele, Gott, zu dir. Vergib mir nur meine Sünde und alsdann gib mir Leben oder Tod, so muß mir alles zum Besten dienen. Herr Jesu, dein Leib und Blut sei eine Arznei meiner Seele. Lebe ich, so ist es eine| Kraft des neuen Lebens. Sterbe ich, so ist es ein Zehrpfennig in ein anderes Leben. Heiliger Geist, seufze du das Abba in meinem Herzen, wenn mir die Worte sterben in meinem Munde. Zeige mir nichts, als Jesu Wunden, darein will ich mich verbergen. Wenn mein Geist in Aengsten ist, so gib mir Zeugnis, daß ich Gottes Kind bin. Kündigt mir das Gesetz den Tod an, so predige du mir das ewige Leben in Christo. Ich laße mir an deiner Gnade genügen, die in den Schwachen mächtig ist. Machst du mich, mein Gott, gesund, so will ich dir lebenslang dafür danken. Soll aber dies der letzte Weg in der Welt sein, so führe mich bald dahin, wo ich ewig gesund bin. Alles nach deinem Willen! Amen.
163. Gott Vater, du starker Gott, meine Kraft ist schwach, aber du bist meine Stärke. Reiche deinem matten Kinde deine unverkürzte Vaterhand. Reiß mich vor allem aus dem Rachen des ewigen Todes,| und alsdann erquicke mein Herz in den Banden dieses Todes. Es ist nichts Gesundes in meinem Leibe, es ist aber auch leider nichts Gutes in meinem Fleische, keine Ruhe in meinem Gewißen, kein Friede in meinen Gebeinen. Habe ich Gnade vor dir funden, so nimm dich meiner Seele herzlich an und erlöse mich von dem Leibe dieses Todes. Vergib mir meine Sünde und alsdann gib mir Leben oder Tod, so muß mir alles zum Besten dienen. Laß diesen Weg mich bringen vor die Pforte des Himmels und verschließe mir alsdann dein Herze nicht. Du hast gesagt: „Wer zu mir kommt, den will ich nicht hinausstoßen“.
Heilige Dreifaltigkeit, du lebendiger Gott, dir befehle ich mein Leben und Sterben, dein bin ich gesund und krank. Sei du mir nur nicht schrecklich, meine Zuversicht in der Noth. Hilf mir zeitlich, hilf mir ewig! Wie du hilfst, so ists gut und selig. Willst du mir nicht aufhelfen, so wirst du mir doch aushelfen! Amen.
165. O Herr, nun laß deinen Diener im Frieden fahren; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, welchen du bereitet hast vor dem Angesicht aller Völker, ein Licht, zu erleuchten die Heiden und zu einer Glorie deines Volkes Israel.| Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste, wie es war von Anfang, nun und allezeit und ewiglich! Amen.
166. Herr Jesu Christe, mein Herr und mein Gott, der du am Stamme des Kreuzes deine Arme und Hände ausgebreitet hast, uns arme Sünder allesammt zu empfahen und zu dir zu ziehen: siehe, ich gebe und lege mich in deine Hände und schwinge mich in deine Arme und verberge mich in deine heiligen Wunden. Da will ich leben und sterben und fröhlich singen: „Herr, nun läßest du deinen Diener im Friede fahren, wie du gesagt hast, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, welchen du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden und zum Preiße deines Volks Israel“! Amen.
167. O du ewiger, wahrer, barmherziger Gott und Vater, ich danke dir durch Jesum Christum, deinen lieben Sohn, in Kraft und unaussprechlichem Seufzen des heiligen Geistes, daß du mich im Namen und Kraft der heiligen Dreifaltigkeit hast laßen taufen, daß du mich hiemit zu deinem Kinde aufgenommen, zur Vergebung aller meiner Sünden durch der Schlüßel Gewalt absolviert und mit deines Sohnes wahrem Leib und Blut gespeiset und getränkt hast zur Stärkung meines Glaubens und zur Vergebung aller meiner Sünden.
Ich bitte dich, herzlieber Vater, du wollest mich durch deinen heiligen Geist in wahrem Glauben und gewisser Zuversicht| bis an mein Ende erhalten, daß ich im Friede wie der heilige Simeon einschlafe und mit allen Gerechten zur ewigen Freude und Herrlichkeit erstehe, durch deinen allerliebsten Sohn Jesum Christum, meinen Heiland! Amen.
« II. Gebete für Kranke | Wilhelm Löhe Rauchopfer für Kranke und Sterbende und deren Freunde |
IV. Gebete an Kranken-, Sterbe- und Todtenbetten » | |||
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