Topographia Sueviae: Schorndorff

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Topographia Germaniae
Schorndorff (heute: Schorndorf)
<<<Vorheriger
Schopffen
Nächster>>>
Schramberg
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 170–171.
[[| in Wikisource]]
Schorndorf in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[170]
Schorndorff /

Im Hertzogthumb Würtenberg / zwo Meilen von Gmünd / Backnang / Weiblingen / Murrhart / Canstatt / Marbach / Göppingen / Wendlingen / Eßlingen / Ow / vnnd Kirchheim vnter Teck / drey von Stutgart / Gaildorff / Wiesenstaig vnd Nirtingen / vnd ein grosse Meil von Wineda / in dem Remsthal / so allhie am breytesten / zwischen Gmünd vnd Weiblingen / gelegen. Solle vor dem Jar Christi 1190. fast nur noch ein Meyerhof gewesen seyn / in welchem ein Bawersmann gewohnet / der den Boden / oder die Gärten / mit einer Schauffel / darauf man mit dem Fuß tritt / vnd welche Gattung im Land ins gemein Schorn genant wird / vmbgraben / vnnd solches Jnstrument selber gemacht haben solle / daher der Namen / vnnd zu solchem Meyer- oder Schornhoff / hernach mehr Häuser kommen / daß ein Dorff darauß worden ist / so endlich zu einer / zwar nit sonders grossen / Statt erwachsen. Welcher Käyser Fridericus II. vmbs Jahr 1230. das Stattrecht ertheilet / vnnd zwo Grabschauffeln zum Wappen geben / darzu die Grafen von Würtenberg folgends ein schwartzes Horn gethan; vnd sie mit der Zeit Keyser Carolus IV. belägert; die auch / zun Zeiten Keysers Caroli V. ein Spanische Besatzung hat eynnehmen müssen. Hertzog Vlrich von Würtenberg hat sie zubefestigen angefangen / welche seine Nachfolger nach / vnnd nach / mehrers fortificirt haben; also daß Crusius, zu seiner Zeit / vermeynt gehabt / weiln der Wall herumb hundert Schuh breyt / vnnd die Graben gar tieff; die Statt in der Ebne gelegen / vnd das Geschütz / wegen der Berge herumb / damit sie etlicher massen vmbgeben / jhr nicht schaden solte / dz ehe ein Königreichs Vermögen darauf gehen / als dz diser Ort erobert werden solte. Aber es ist derselbe / so nach Stutgart / Tübingen / vnd Aurach / die Vierte vnter den fürnembsten Stätten deß Hertzogthumbs / Anno 1643. den 23. Novembris / durch Granatenwerffen bald erobert / vnnd biß auffs Schloß / vnnd etwan zwey / oder drey Häuser / in die Aschen / von den Keyserischen / gelegt worden / wiewol man [171] auch den engen Gassen / vnd in einander dick gesteckten Gebäwen: Item / der Vnordnung in der Statt; die Schuld geben wollen. Wird jetzt nach / vnd nach / wider erbawet. Es hat ein herrliche schöne Kirch / ein sehr grossen reichen Spital / wolerbawtes Rathhauß / vnd herrliche Weinkeller / allhie gehabt / vnd zum Theil noch; vnd ist das besagte viereckicht auf ErlinbäumePfäl / so nit vil höher / als der Statt Wall ist / mit 4. Thürn an den Ecken / starcken Mawren / tieffen Graben / darüber ein Auffziehbrücken nach der Statt gehet / erbawete Schloß / wol zu sehen / so vor dem Krieg ein wolbestelltes Zeughauß / vnd Rüst-Kammern / gehabt hat. Vnd wächßt vmb die Statt viel / vnd guter Wein / (dessen vor obgedachter Belägerung / ein sehr grosse Menge in der Statt solle gewesen seyn / ) so von dem gedachten Thal / der Ramsthaler) das Thal aber vom Wasser Rems den Namen hat / welche Raemsa jhren Vrsprung zu oberst in diesem Thal / vber der Statt Gmünd hat / vnd mitten durch das Thal laufft. Es gehören in das Schorndorffisch Ampt fünff vnd sechszig Dörffer. Vnd haben vorhin auch die Klöster Lorch / vnnd Adelberg / mit jhren Dörffern vnnd Weilern / in dasselbe gehört. Es ist der berühmbte Mann Jacobus Scheckius von hinnen bürtig gewesen. Dresserus de Urbibus Germaniae, Crusius in Annalibus Suevicis, & Relationes.

Anno 1646. ist diese Statt von den Frantzosen / belagert / vnnd mit Accord erobert; aber hernach / Ihrer Fürstl. Gn. Herrn Eberharden / Hertzogen zu Würtemberg / Anno 1650. restituirt worden.