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Die Kirche des ehemaligen Cistercienser Nonnenklosters Porta Coeli zu Tišnowic

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Textdaten
Autor: Johann Erasmus Wocel
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Titel: Die Kirche des ehemaligen Cistercienser Nonnenklosters Porta Coeli zu Tišnowic
Untertitel:
aus: Jahrbuch der kaiserl. königl. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. Band 3, Seite 249–277
Herausgeber: Gustav Heider
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Wilhelm Braumüller (in Kommission)
Drucker: k. k. Hof- und Staatsdruckerei
Erscheinungsort: Wien
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Quelle: Commons
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[250]
V.


DIE KIRCHE


DES


EHEMALIGEN CISTERCIENSER NONNENKLOSTERS


PORTA COELI


ZU TIŠNOWIC.


VON


JOHANN ERASMUS WOCEL.


[251]
I. BAUGESCHICHTE.

Kaum drei Meilen in nordwestlicher Richtung von Brünn, der Hauptstadt Mährens, entfernt, liegt die Stadt Tišnowic und in geringer Entfernung von derselben das sogenannte Vorkloster Tišnowic mit dem herrlichen Gotteshause, welches den Gegenstand dieser Abhandlung bildet.

Das anmuthige Thal, in welchem die Stadt und das Vorkloster gelagert sind, umgeben Höhen, unter denen im Osten der Berg Kwětnica, dessen Schooss reiche Mineralschätze birgt, malerisch hervorragt. Die Schwarzawa (Swratcawa), von dem böhmischen Grenzgebirge einherströmend, durchrauscht das Thal und nimmt in der Nähe des Vorklosters den Wildbach Loučka und bald darauf den Bach Běhenek auf. Das Zusammenströmen dieser Wasseradern verleiht dem Thale lautes Leben und malerischen Reiz, ist aber auch die Ursache häufiger Überschwemmungen. In diesem von romantischen Waldhöhen umschlossenen Thale gründete Constantia, die Tochter Bela’s III., Königs von Ungarn, und Witwe des böhmischen Königs Přemysl Otakar I., mit wahrhaft königlichem Aufwande eine Nonnenabtei des Cistercienser-Ordens. Königin Constantia hatte anfänglich die Absicht, ein Cistercienser Nonnenkloster zu Prag bei der Kirche des heil. Peter, welche in dem von deutschen Ansiedlern bewohnten Pořič lag und den deutschen Ordensrittern gehörte, zu gründen. Zu diesem Zwecke verkaufte sie mehrere Güter, welche ihr von ihrem Sohne König Wenzel I. geschenkt waren, dem Kloster Tepl, und verwendete die gelöste Summe grösstentheils zum Ankauf der Kirche und des Klosters zu St. Peter wie auch mehrerer den deutschen Rittern gehörigen Güter. Später aber änderte sie ihren Vorsatz, weil, wie die betreffende Originalurkunde besagt, jener Ort für die Nonnen nicht bequem genug und zweckentsprechend war, und fasste den Entschluss das Frauenkloster an einem vom Geräusche der Hauptstadt entlegenen Orte zu gründen. Zu diesem Zwecke erkaufte Constantia in Mähren die Güter Tusnow (Tišnow) und Březni (Březina) von dem Johanniter-Orden[1]; ihr Sohn, der Markgraf Přemysl, liess im Jahre 1233 [252] den Stiftungsbrief entwerfen und bereicherte das Kloster, welches nach dem ausdrücklichen Wunsche der Stifterin Porta coeli, die Himmelspforte, genannt wurde, mit zahlreichen Gütern. Eine bedeutsame Thatsache ist es, dass alle Glieder der königlichen Familie Přemysl Otakar’s I. durch hohe sittliche Würde und tiefe Frömmigkeit sich auszeichneten. Hier ist nicht der Ort, den Charakter der Töchter Otakar’s, der holden und frommen Dänenkönigin Dagmar[2] und der Gemahlin Herzog Heinrich’s des Frommen von Breslau, Anna, zu schil­dern und sich in die Darstellung der Schicksale einer dritten Tochter desselben Königs, Na­mens Wilhelmine[3], die als ein Muster von Tugend und Frömmigkeit zu Mailand starb, einzulassen; hervorgehoben muss aber werden, weil es in nächster Verbindung mit dem Gegenstande der vorliegenden Darstellung erscheint, dass sowohl Přemysl Otakar’s älterer Sohn und Thronerbe Wenzel, als auch dessen zweiter Sohn, der mährische Markgraf Pře­mysl, vor Allen aber des Böhmenkönigs Tochter Agnes ihren edlen Christensinn durch zahlreiche fromme Stiftungen thatsächlich beurkundeten. Die fromme Agnes erhielt von ihrem königlichen Bruder bedeutende Landgüter, die sie zur Gründung eines Franciscanerklosters und eines zweiten Ordenshauses zu Prag, in welches die Clarissinnen eingeführt wurden, ver­wendete. Agnes wurde im J. 1234 die erste Äbtissin des von ihr gegründeten Frauenklosters.

Nahe bei einander am Altstädter Moldauufer erhoben sich die Ordenshäuser und nicht fern von denselben, bei der Kirche des heil. Petrus, ward das von Agnes gegründete und von ihrer Mutter Constantia reich dotirte Spital des heil. Franciscus für Arme und Kranke aufgeführt. Markgraf Přemysl hatte seiner Schwester Agnes das Dorf Rakšic in Mähren sammt den dazu gehörigen Gütern geschenkt und übertrug diese Schenkung, dem Wunsche seiner Schwester, die im Begriffe war den Schleier zu nehmen, entsprechend, dem Hospitale zu St. Franciscus, zum Nutzen und Frommen der daselbst verpflegten Hilfsbedürftigen[4].

Diese Andeutungen, deren Anzahl durch Citate aus den gleichzeitigen Urkunden bedeutend vermehrt werden könnte, gewähren den Beweis, dass die Königin Witwe Constantia, ihre Söhne König Wenzel I., Markgraf Přemysl und die Schwester der letztern, Agnes, nicht blos durch Familienbande, sondern auch durch das Band opferwilliger Christenliebe auf das Innigste an einander geknüpft waren. König Wenzel und Markgraf Přemysl waren nicht nur die Gründer und Förderer zahlreicher frommer Stiftungen, sondern boten auch ihrer Mutter und der geliebten Schwester in reicher Fülle die Mittel zur Aufführung und Dotirung von Klöstern, Armenhäusern und Kirchen dar. So knüpft sich auch an die Abteikirche zu Tišnowic die Erinnerung an die Gründer derselben: Constantia, König Wenzel I. und den Markgrafen Přemysl, und auch die Mitwirkung der frommen Agnes an diesem Werke darf kaum bezweifelt werden, wenn man den Einfluss, den die gottbegeisterte Jungfrau auf die Glieder der [253] königlichen Familie, insbesondere aber auf ihren Bruder König Wenzel übte, in Betracht zieht[5]. Ein Denkmal der frommen Königstochter Agnes hat sich, leider im verwahrlosten und unwürdigen Zustande, bis auf unsere Zeit in Prag erhalten. Es ist die von Agnes im Jahre 1233 gegründete Kirche des Klosters der Clarissinnen, welche in späterer Zeit nach dem Namen ihrer Gründerin die Kirche der heil. Agnes genannt ward.

Nach dieser durch das Wesen unseres Gegenstandes gebotenen Abschweifung wenden wir uns zur Geschichte der Abtei Porta coeli. Im Jahre 1238 (zu Prag am 4. April) bestä­tigte König Wenzel feierlich alle dem Kloster Tišnowic gewidmeten Schenkungen. Aus dem Wortlaute dieser Bestätigungsurkunde, deren Original sich im k. k. Hof- und Staatsarchive zu Wien befindet, geht hervor, dass Constantia damals mit unermüdetem Eifer bemüht war ihr grossartiges Werk der Vollendung zuzuführen[6]. Papst Gregor IX. nahm im Jahre 1238 das Kloster feierlich in den Schutz der Kirche und verlieh allen jenen, die, wenn das Gottes­haus vollendet sein würde, der Einweihung desselben andächtig beiwohnen sollten, einen vierzigtägigen Ablass (monasterium cum consumatum fuerit consecrari, largiens indulgentias XL dierum iis, qui in die dedicationis ejusdem ecclesiae ad illam cum devotione accesserint)[7]. Übrigens ersuchte der Papst in demselben Schreiben den König von Böhmen, alle die zum Dedicationsfeste reisen würden, durch vier Wochen vor und eben so viele nach dem Feste von Mauthgebühren zu befreien. Das päpstliche Schreiben ist vom 5. November 1238; da nun damals nach dem Wortlaute der Urkunde der Klosterbau noch nicht gänzlich vollendet war, so mochte die feierliche Einweihung der Kirche und Abtei wahrscheinlich im Anfange des folgenden Jahres stattgefunden haben. Dass aber im Jahre 1239 die Kirche und das Kloster nicht nur völlig ausgebaut und eingeweiht, sondern auch von den Ordensfrauen in Besitz genommen war, erhellt aus der Urkunde des Olmützer Bischofes Robert vom J. 1239, in welcher derselbe das von der Königin dem Tišnowicer Kloster verliehene Pfarrpatronat der St. Wenzelskirche in der Stadt Tišnowic demselben Kloster Porta coeli, welches für die daselbst Gott dienenden Nonnen des Cistercienserordens erbaut wurde, bestätigt[8].

Böhmens Geschichte berichtet zwar, dass die Eintracht zwischen König Wenzel und seinem Bruder dem Markgrafen Přemysl zweimal durch politische Ereignisse gestört wurde und in offenen Zwist ausartete; beide Male ward aber das gute Einvernehmen unter den Brü­dern, zumeist durch den versöhnenden Einfluss ihrer edlen Mutter, wieder hergestellt. Als im Jahre 1239 Markgraf Přemysl von der Erde geschieden war, wurden seine irdischen Reste [254] in der Kirche zu Tišnowic, deren Mitbegründer er gewesen, bestattet, und König Wenzel brachte als Opfer für das Seelenheil seines dort ruhenden Bruders dem Kloster eine reiche Schenkung dar, nämlich, die Landesstrecke Krnow, einen Theil des Jägerndorfer Bezirkes in Schlesien[9]. Constantia war noch auf ihrem Todtenbette ihrer theuern Porta coeli eingedenk, indem sie das Habe des Tišnower Klosters durch das Gut Komyn, welches sie von Dionys von Diwišow, dem Ahnherrn der Sternberge, erkauft, vermehrte. Diese Schenkungsurkunde, in der Constantia sich quondam Boemiae regina, nunc vero humilis ancilla Jesu Christi nennt, wurde am 5. December 1240 ausgestellt[10], und zwei Tage darauf widmete König Wenzel, durch den Tod der Mutter tief erschüttert, zum Andenken an die theure Hingeschiedene der „Himmelspforte“ eine grosse Opferspende durch die Verleihung des Patronats der reichen Kirche St. Peter (der gegenwärtigen Domkirche) zu Brünn und der Pfarren zu Budwic und Biteš[11]. In derselben Urkunde bestätigte ferner der König dem Kloster alle die zahlreichen Schenkungen Constantia’s und Přemysl’s auf das Feierlichste.

Constantia hatte häufig Tišnowic besucht und zeitweilig dort ihren Wohnsitz aufgeschlagen, wie aus mehreren von ihr daselbst ausgestellten Urkunden erhellet. Dieselbe wählte auch, wie aus der angeführten Urkunde ihres Sohnes Königs Wenzel ersichtlich ist, die Porta coeli zu ihrer Ruhestätte und ward in der Stiftskirche an der Seite ihres früher hingeschiedenen Sohnes Přemysl begraben[12]. Wahrscheinlich starb Königin Constantia zu Tišnowic und ihr Sohn König Wenzel stand an ihrem Todtenlager; denn sonst liesse sich die rasche Aufeinanderfolge der letzten Schenkung der Königin vom 5. December (ohne Angabe des Ortes der Ausfertigung) und der von ihrem Sohne zu Tišnowic am 7. December ausgestellten Urkunde, worin derselbe seinen Schmerz über das Hinscheiden der geliebten Mutter ausdrückt und die Lieblingsstiftung und Begräbnissstätte Constantia’s mit neuen Gaben bereichert, sehr schwer erklären.

Von dem furchtbaren Mongolensturme, der sich im Jahre 1241 über dem östlichen Europa mit vernichtender Wuth entladen, blieb ohne Zweifel das Kloster zu Tišnowic nicht verschont. Nachdem derselbe ausgetobt, gab König Wenzel einen neuen Beweis seiner Fürsorge für die Stiftung seiner edlen Mutter, indem er die im Graner Comitate Ungarns liegenden [255] Güter Selpe und Balyarad, die wahrscheinlich zur Nachlassenschaft Constantia’s gehörten, der Abtei zu Tišnowic schenkte. Der Einfall der Ungarn und Kumanen in Mähren im Jahre 1252 verbreitete auch über Tišnowic die Schrecken der Verwüstung. Doch kann man annehmen, dass derselbe eben so wenig als der wüthende Mongolensturm dem Kloster- und Kirchenbaue bedeutenden Schaden brachte. Die geplünderten Häuser und Hütten von Holz wurden niedergebrannt, Menschen, die sich nicht in feste Burgen oder Waldthäler geflüchtet, hingemordet oder gefangen fortgeschleppt; zur Demolirung fester Steinbauten hatten aber die verwüstenden Barbarenhorden weder Zeit noch Mittel.

Über die ferneren Schicksale und Eigenthumsverhältnisse des Klosters zu Tišnowic findet man in Wolny’s angeführtem Werke ausführliche Nachrichten; hier mögen nur die wichtigeren historischen und diejenigen Angaben angeführt werden, die zur Baugeschichte der Kirche in näherer Beziehung stehen. Von Přemysl Otakar II. wurden im Jahre 1259 alle Besitzungen des Klosters bestätigt, und Papst Alexander IV. gestattete im Jahre 1261, dass die Professen des Klosters Güter erben können. Der Ruf der Frömmigkeit und strenger Zucht, die in dem Cistercienserkloster der Porta coeli im XIII. Jahrhunderte herrschte, hatte sich über die Marken des Landes verbreitet; denn der Breslauer Herzog Heinrich verordnete ausdrücklich in seinem letzten Willen (im Jahre 1290), dass Professen aus dem Tišnowicer Stifte in das von ihm gegründete Kloster der Cistercienser-Nonnen beim heil. Kreuz zu Breslau eingeführt werden sollen[13]. Der Wohlstand der Abtei wurde im Laufe des 14. Jahrhunderts durch Verleihung von Gütern und Privilegien des Markgrafen Karl (Kaiser Karl IV.), wie auch seines Bruders, des Markgrafen Johann, der Königin Witwe Elisabeth, des Olmützer Bischofs Konrad und einiger Mitglieder des Olmützer Domcapitels bedeutend gefördert, so dass Porta coeli die höchste Blüthe ihres Ansehens und Reichthums entfaltete, als der unheilvolle Hussitenkrieg hereinbrach und die Stiftung der frommen Constantia in ihren innersten Grundfesten erschütterte. Das Kloster erlag dem Grimme der Hussiten um das Jahr 1425: die Nonnen verliessen in eiliger Flucht ihre Zellen und zerstreuten sich nach allen Richtungen; die Klostergüter wurden eine Beute der benachbarten hussitischen Burgherren, insbesondere der Pernsteine, die auf ihrer nahe gelegenen Marmorfeste Pernstein hausten. Das Kloster und die Kirche mochten von den Hussiten geplündert, verwüstet und wahrscheinlich auch die Dachungen derselben in Asche gelegt worden sein; es scheint aber nicht, dass das Mauerwerk irgend einen bedeutenden Schaden gelitten habe; ja selbst das Gewölbe der Kirche wurde von der Verwüstung wenig berührt, wovon die ursprüngliche Bildung der Gurte und Gewölbkappen ein deutliches Zeugniss gibt. Überhaupt ist es ein arger Irrthum, wenn man die geschichtlichen Angaben über die Zerstörung von Kirchen und Klosterbauten in jenen Zeiten, wo das schwere Geschütz zu solchen Zwecken noch nicht angewendet war, so versteht, als ob jene barbarischen Krieger solche feste Bauwerke niedergebrochen, demolirt hätten. Dazu fehlte es ihnen an Zeit, Geduld und mechanischen Vorrichtungen. Was der Plünderungswuth und den Flammen entgangen war, liessen die Barbaren stehen und verliessen gewöhnlich nach einem sehr kurzen Aufenthalte die Brandstätte, um die Gräuel der Verwüstung nach anderen Gegenden hinzutragen. Grössere Umbaue fanden späterhin nur an jenen verwüsteten Gebäuden Statt, deren Deckenwölbung durchgebrochen und das Innere von [256] den Flammen bedeutend beschädigt ward. Gar viele Kirchen und Klöster, deren festes Mauerwerk den Flammen getrotzt, blieben aber, wiewohl verheert, vom Feuer geschwärzt und des schützenden Daches beraubt, viele Jahrzehende hindurch den Unbilden der Witterung ausgesetzt und hauptsächlich den nach dem Hussitenkriege sich in Böhmen und Mähren entwickelten, den Klosterinstituten äusserst ungünstigen Zeitverhältnissen ist es beizumessen, dass man nicht bei Zeiten an die Herstellung der beschädigten Bauten die Hand angelegt und ihrem Verfalle nicht vorgebeugt hatte. Als aber späterhin unter dem Siegespanier der katholischen Kirche die Klöster und Kirchen sich wieder aus ihren Trümmern erhoben, geschah die Herstellung derselben zumeist in dem damals dominirenden Style der Renaissance, dem wohl die wesentlichsten Umstaltungen der ursprünglichen romanischen und gothischen Bauten zuzuschreiben sind.

Über die Abtei zu Tišnowic hatte aber ein günstigeres Geschick gewaltet, als über die Mehrzahl der von den Hussiten verwüsteten Kirchen und Klöster in Böhmen und Mähren. Kaiser Sigismund’s Nachfolger König Albrecht stellte nämlich bereits im Jahre 1437 zu Brünn am 20. Februar dem Kloster einen Gnadenbrief aus, worin er demselben alle Gerechtsame aus der Vorzeit bestätigte; in dieser Urkunde geschieht aber noch keine Erwähnung einer Äbtissin des Stiftes. Erst 10 Jahre später kommt eine Äbtissin Elisabeth in Urkunden vor, die sich auf die Klagen beziehen, welche das Kloster gegen die benachbarten Adeligen, die sich ungerechter Weise einen Theil der Stiftsgüter zugeeignet, beim Brünner Landgerichte anhängig gemacht[14]. Elisabeth IV. hatte das Conventgebäude, welches ohne Zweifel im Hussitensturme am meisten gelitten hatte, neu aufgebaut und die Kirche im Jahre 1454 so weit hergestellt, dass der Olmützer Suffragan-Bischof Wilhelm beide reconciliiren und den Hochaltar in der Kirche einweihen konnte. Das Stift war aber von seinem früheren Wohlstande tief herabgesunken; denn Johann von Pernstein hielt den grössten Theil der Klostergüter im widerrechtlichen Besitz, und die Äbtissin musste, um die Auslagen auf die Restauration der Kirche und des Klosters zu decken, mehrere Besitzungen der Abtei verkaufen. In welch bedrängten Verhältnissen die Bewohnerinnen des Stiftes sich damals befanden, erhellt aus einem Schreiben, in welchem Elisabeth den mährischen Landeshauptmann flehentlich bittet, er möge sich beim Könige (Ladislaw) verwenden, dass die von Johann von Pernstein der Abtei entrissenen Güter derselben wieder zurückgegeben werden[15]. Das böhmische Schreiben der Äbtissin ist vom 14. October 1457 datirt; der Landeshauptmann mochte aber kaum Gelegenheit gefunden haben, dem Könige von Böhmen die Bitte der Äbtissin vorzutragen, denn Ladislaw ward im November desselben Jahres in blühender Jugendkraft plötzlich vom Tode hinweggerafft. König Georg von Poděbrad bestätigte zwar im Jahre 1459 alle Gerechtsame und den Güterbesitz dem Tišnowicer Kloster, aber dessen ungeachtet wurde ein grosser Theil der Einkünfte des Stiftes vom Könige selbst an Johann von Pernstein verpfändet und dieses widerrechtliche Schalten mit den Klostergütern ward unter Matthias [257] Corvinus und späterhin unter der Regierung König Wladislaw’s fortgesetzt; der letztere verlieh sogar erblich den Pernsteinen viele Stiftspfründen und im Jahre 1509 die Schirmvogtei über das Kloster.

Doch besserten sich die Vermögensverhältnisse gegen den Schluss des 15. Jahrh. wieder bedeutend, zumal durch einige Ordensschwestern, welche ihr Vermögen dem Stifte darbrachten. Zahlreiche im Kloster Tišnow in böhmischer Sprache ausgestellte Urkunden berichten von den Übergriffen der Pernsteine als Schirmherren des Stiftes, wie auch von Käufen und Verkäufen einzelner Besitzungen und von Tauschverträgen, die im Verlaufe des 16. Jahrhunderts stattgefunden hatten. Der religiöse Zwiespalt, dem zu jener Zeit Böhmen mit seinen Kronländern preisgegeben war, übte seinen unheilvollen Einfluss auch auf die Bewohnerinnen der Klosterzellen der Porta coeli. Den ersten Impuls zur Lockerung der strengen Kirchenzucht daselbst mochte wohl der akatholische Pfarrer der nahen Stadt Tišnowic um das Jahr 1560 gegeben haben. Einige Jahre später erhoben sich gegen die Äbtissin Klagen, welche den Olmüzer Bischof veranlassten, dieselbe mit der Absetzung zu bedrohen. Welche Ergebnisse die eingeleitete kirchliche Untersuchung zur Folge hatte, ist nicht bekannt, sicher ist es aber, dass im Jahre 1572 die Äbtissin Elisabeth Březanská von Paitzelsdorf sich weigerte, den picarditischen Pfarrer von Tišnowic dem Bischofe auszuliefern, und dass auch die beiden nächsten Nachfolgerinnen derselben den bischöflichen Anordnungen wenig entsprachen. Die Specialgeschichte dieses Klosters wirft überhaupt sehr düstere Streiflichter auf die kirchlichen Zustände der böhmischen Kronländer im 16. Jahrh. Der Geist des Widerspruches und der Missachtung der kirchlichen Gesetze, der damals einen grossen Theil der bürgerlichen Gesellschaft beherrschte, drang auch in die sonst friedlichen Mauern eines Frauenklosters, das doch auf der Grundfeste gottesfürchtiger Demuth und Willensverläugnung gegründet war. Gegen den Willen des Bischofs Stanislaw Pawlowsky wurde eine Äbtissin gewählt, welche nicht blos die früheren in die Klosterzucht eingerissenen Unordnungen bestehen liess, sondern auch die im Jahre 1597 durch den Abt von Welehrad vorzunehmende Visitation des Klosters verhinderte. Als man aber eine aus geistlichen und weltlichen Gliedern gebildete Commission zur Untersuchung der im Kloster eingerissenen Missbräuche angeordnet, suchte die widerspenstige Äbtissin die ihr drohende Gefahr dadurch von sich abzuwenden, dass sie aus Böhmen den Abt von Königsaal (Zbraslaw) herbeirief und denselben bewog, die von ihr gethanen Übergriffe zu billigen. Der in seinem Rechte als Pater abbas und Visitator gekränkte Abt von Welehrad wendete sich nun mit seiner Beschwerde an den Kaiser, worauf die Äbtissin Agnes Kutinská von Kutna im Jahre 1599 abgesetzt und in ein Kloster nach Schlesien abgeführt ward, wo sie auch ihre Lebenstage schloss.

Man kann allerdings vermuthen, dass die Äbtissinnen des Tišnowicer Stiftes durch die Lockerung der Klosterdisciplin und durch den Schutz, welchen sie den protestantischen Pfarrern von Tišnowic angedeihen liessen, sich die Gunst der damals im Lande herrschenden akatholischen Partei, welcher der Bischof und das Domcapitel zu Olmütz entschlossenen Widerstand leistete, zu gewinnen und das harte Schicksal, welches das Kloster bedrohte, abzuwenden vermeinten. Aber ihre auf das Opfer der Pflichtverletzung gegründete Hoffnung scheiterte an der gewaltsamen Consequenz, mit der die Gegner des Katholicismus ihre Pläne ausführten. Die akatholischen Empörer hoben im Jahre 1619 das Cistercienserstift Porta coeli auf und zwangen die Nonnen hinter den festen Mauern der Burg Pernstein ihre Zuflucht [258] zu suchen; die Klostergebäude wurden verwüstet und die Güter desselben eine Beute der Empörer. Als sich nach der Schlacht am Weissenberge die Nonnen in den verödeten Räumen ihres Stiftes im Jahre 1625 wieder gesammelt, war ihre Anzahl so herabgeschmolzen, dass blos zehn Votantinnen die Wahl der neuen Äbtissin, der trefflichen und energischen Anna Skrimirská von Pilsenburg vornehmen konnten.

Unter dem Schutze der im Lande wieder hergestellten Suprematie der katholischen Kirche wurden nach und nach die moralischen und materiellen Verhältnisse des Klosters geordnet und die Äbtissin befand sich bald in der günstigen Lage, eine Renovirung der verwüsteten Stiftsgebäude vornehmen zu können. Die Inschrifttafel vom Jahre 1650, welche in der Schilderung der Klosterkirche erwähnt werden soll, berichtet, dass Anna Skrimirská den grösseren Theil des Klosters und die Kirche habe renoviren lassen (potiorem claustri partem templumque ipsum renovavit). Aus der handschriftlichen vom Propste Lucius Rutt verfassten Chronik dieses Stiftes erhellt, dass diese Äbtissin bereits im Jahre 1633 die Conventskirche habe neu eindecken lassen, wobei derselbe Verfasser erwähnt, dass die würdige Frau im selben Jahre am 1. Juni von einigen ihrer Unterthanen, welche die Klostermauer überstiegen, überfallen und beraubt worden sei; sie selbst habe sich aber durch einen Sprung aus dem Fenster gerettet und die Räuber, durch den der Äbtissin geraubten Siegelring verrathen, seien bald darauf entdeckt und gefangen worden.

Noch ehe aber die Restaurirung der Stiftsgebäude vollendet war, brach ein neues furchtbares Unglück über das Kloster herein. Nach der verhängnissvollen Schlacht bei Schweidnitz waren die Schweden in Mähren eingedrungen; Streifschaaren derselben verwüsteten das Land weit und breit, und eine solche Schaar überfiel auch am 17. Juli 1642 das Kloster Tišnowic. Die meisten Nonnen hatten sich aber vor der drohenden Gefahr theils nach Znaim, theils auf die Burg Pernstein, die historische Zufluchtsstätte der Klosterbewohner im östlichen Theile Mährens, geflüchtet; dahin hatte auch die Äbtissin Anna die Kleinodien und Handfesten ihres Stiftes gerettet. Die zu Tišnowic zurückgebliebenen Nonnen wurden von den schwedischen Freibeutern arg gemisshandelt, der Prior des Klosters Arnold Weisskopp ward von denselben erschossen und das Stift geplündert und verwüstet. – Die gräuelvollen Stürme des Schwedenkrieges zogen endlich vorüber, die Abtei Porta coeli erholte sich nach und nach von dem Schrecken der Verwüstung und gelangte, von äusseren Verhältnissen begünstiget, zu hoher Blüthe des Wohlstandes, so dass die Äbtissin Beatrix Sázawská in der Lage sich befand, das Conventsgebäude beinahe vollständig umzubauen. Doch war blos ein Theil des beabsichtigten Umbaues ausgeführt, als im Jahre 1741 das preussische Kriegsheer in Mähren feindlich eindrang. Noch verderblicher als die Schweden hausten die Söldner des grossen Königs zu Tišnowic. Sie drohten das Stift niederzubrennen, wenn ihnen die Äbtissin nicht die Summe von 100,000 Gulden auszahlen würde. Da nun diese Brandschatzung nicht zusammengebracht werden konnte, wurde das Kloster und die Kirche geplündert, das Vieh aus den Stallungen fortgetrieben und das Dorf Parfuss sammt der Klostermühle, Schmiede und dem Meierhofe in Asche gelegt. Die Äbtissin ward aus ihrer Wohnung bis an die Klosterpforte gewaltsam geschleppt, der Propst Lucius Rutt aber nebst dem Caplan und dem Rentmeister des Stiftes wurden von den Soldaten nach Olmütz und sodann nach Neusse abgeführt, wo sie erst nach dem geschlossenen Frieden im Jahre 1742 freigelassen wurden. Nicht gebeugt durch diese harte Schicksalsprüfung setzte Beatrix, nachdem die Feinde das Land geräumt hatten, ihr begonnenes Werk mit so glücklichem Erfolge fort, dass bis zum [259] Jahre 1748 das Conventsgebäude vollendet, der Glockenthurm mit Kupfer gedeckt, das Wirthshaus vor dem Klosterthore und das Provisorat nebst der Apotheke neu aufgebaut waren. Überdies wurden kostbare Messgewänder angeschafft, der grösste Theil der Schulden getilgt und eine bedeutende Summe zur Auszahlung mehrerer vom Grafen Serenyi erkauften Güter erspart. Nicht unerwähnt darf bleiben, dass Beatrix mit entschiedenem Erfolge ausführte, was von den Äbtissinnen im 16. Jahrh. vergeblich angestrebt worden war, nämlich die Lostrennung des Stiftes von der geistlichen Jurisdiction des Pater Abbas zu Welehrad. Dieselbe wählte nämlich keinen von dem Welehrader Abte präsentirten Candidaten zum Propste ihres Klosters (dem nebst einigen Caplänen die Ausübung der kirchlichen Functionen oblag) und unterordnete ihr Kloster, trotz allen Einwendungen und Klagen des Abtes zu Welehrad, dem Generalvicar des Cistercienserordens und Abte zu Sedlec in Böhmen. Nach dem Tode der Äbtissin Beatrix (im Jahre 1749), die nicht blos eine kluge Haushälterin, sondern auch eine ausgezeichnete Schönschreiberin gewesen[16], strebten auch ihre Nachfolgerinnen den Grundbesitz des Stiftes durch neue Ankäufe zu vermehren und die Localitäten des Convents durch neue Anbaue zu erweitern.

Wiewohl diese Auslagen das Stift nöthigten zu bedeutenden Anleihen die Zuflucht zu nehmen, so standen die letzteren doch nicht im Missverhältnisse mit den ansehnlichen Einkünften des Klosters, welches im Jahre 1754 die hinreichenden Subsistenzmittel für 60 Nonnen, die höchste Zahl der Conventsmitglieder, welche nach der kaiserlichen im selben Jahre erlassenen Verordnung dem Kloster bewilliget worden, ausgewiesen hatte.

Um das Jahr 1766 liess die Äbtissin Gottharda mit grossem Aufwande den prachtvollen neuen Hochaltar wie auch die Seitenaltäre errichten. Der letzte wichtige Act in den Annalen des Klosters fand im Jahre 1777 Statt, wo zum Behufe der Errichtung des Brünner Bisthumes das Stift zu Tišnowic auf sein uraltes Präsentationsrecht zur Propstei auf dem Brünner St. Petersberg Verzicht leistete, und dafür das Recht zur Präsentation zweier Domherrnstellen zu Brünn erhielt. Bald darauf schlug die letzte Stunde des Cistercienser-Stiftes Porta coeli. In Folge des kaiserlichen Decretes vom 8. März 1782 wurde am 19. desselben Monats das Kloster zu Tišnowic aufgehoben, worauf die 45 Nonnen und die 7 Laienschwestern secularisirt wurden. Die letzte Äbtissin des Stiftes, Sapientia Lojkowá von Lojek, kehrte in ihr Vaterland Böhmen zurück, wo sie, wahrscheinlich aus Gram, zu Teinic an der Elbe im selben Jahre starb. – Der Metallwerth der Kirchenkleinodien und der prachtvollen Messgewänder, die aus dem Kloster weggeführt wurden, betrug nach der damaligen überaus niedrigen Schätzung weit über 10,000 Gulden, woraus man auf den reellen Werth dieser Gegenstände, die grösstentheils in fremde profane Hände geriethen, schliessen kann.

Die ausgedehnten Besitzungen des Klosters wurden dem Freiherrn Wilhelm von Mundi anfangs in Erbpacht überlassen, sodann aber im Jahre 1799 vollends verkauft; die Herrschaft Tišnowic gelangte endlich im Jahre 1821 durch Kauf in den Besitz des k. k. Kämmerers und Majors Friedrich Freiherrn von Wittinghof, genannt Schell von Schellenberg, dessen Witwe Freifrau Ludovica gegenwärtig Besitzerin jener Güter und Patronin der Mariä-Himmelfahrtskirche im Vorkloster Tišnowic ist[17].

[260]
II. BAUBESCHREIBUNG.

Die Kirche im Vorkloster Tišnowic ist eine Basilica in Kreuzform, deren Chor weithin nach Osten vorragt und durch zwei polygonale aus den Kreuzvorlagen hervortretende Apsiden flankirt wird. Die Länge der Kirche im Lichten beträgt 204 Fuss, von denen auf das Presbyterium 54 Fuss entfallen. Zwischen diesem und dem Langhause legt sich das Querschiff in einer Breite von 48 Fuss und in der Längenausdehnung von 102 Fuss vor; die Breite des Mittelschiffes beträgt 48 Fuss; dasselbe erhebt sich so wie das mit demselben gleich hohe Querschiff zu einer Höhe von 52 Fuss, während die Höhe der beiden Seitenschiffe blos 22 Fuss zählt. Zehn Pfeiler scheiden das Mittelschiff von den Seitenschiffen und begründen die Gliederung eines jeden Schiffes in fünf Travéen. Die Breite des Presbyteriums entspricht jener des Mittelschiffes; das letztere gleicht in der Breite den beiden Seitenschiffen zusammengenommen, und das Querschiff, dessen Vierung ein regelmässiges Quadrat bildet, tritt mit seinen Vorlagen um die Hälfte der Breitedimension der Seitenschiffe vor. Der Klosterkreuzgang schliesst sich auf organische Weise an das nördliche Seitenschiff an; die aus der Kirche in den Umgang führenden Eingänge sind äusserst zweckmässig an den beiden äussersten Punkten des linken Seitenschiffes angebracht, und deuten auf die Bestimmung hin, dass sich durch dieselben die Procession der Klosterfrauen aus der Kirchenhalle in den Kreuzgang und nach vollbrachtem feierlichen Umzuge wieder zurück in die Kirche bewege. Ein tief durchdachter Plan liegt dem Ganzen zu Grunde und macht durch die Harmonie seiner Verhältnisse einen überaus befriedigenden Eindruck.

Der Anblick des Grundrisses Taf. I belehrt uns, dass die Kirche ein Bauwerk des sogenannten Übergangsstyles sei. Das Presbyterium und die beiden Seitenapsiden sind zwar dem gothischen Style entsprechend polygonal gebildet, und die Hauptmauern, mit Ausnahme des nördlichen Theiles, durch Strebepfeiler gefestigt; aber die letzteren stellen sich als Streben [261] dar, welche zur Festigung des von Quadern aufgeführten Mauerwerkes von aussen angebracht wurden.

Deutlicher noch treten die Eigenthümlichkeiten des Übergangsstyles bei der Betrachtung des Längedurchschnittes der Kirche und der beiden Querdurchschnitte (Fig. 1 und 2) hervor.

Fig. 1.

Fig. 2.

Die Mauern sind massiv aus Quadern aufgeführt und in denselben, der romanischen Bauweise entsprechend, mit Rundbogen überwölbte Fenster angeordnet; blos im Polygonalschlusse des Presbyteriums gewahrt man drei von Spitzbogen überhöhte Fenster. Aber im inneren Organismus des Baues ist der Spitzbogen durchaus herrschend und massgebend. Die kräftig profilirten Gurtbogen und Gewölbrippen leiten den Schub des Gewölbes theilweise auf die mächtigen Pfeiler, die in zwei Reihen angeordnet, mit ihren vortretenden Diensten die Quer- und Kreuzrippen aufnehmen. Die Kreuzgewölbe sind in ihrer gesammten Ausführung der Anlage entsprechend gebildet und die noch ziemlich rohen Gurtformen zeugen für ihre Ursprünglichkeit, wie der Anblick der Gurten der Seitenschiffe und das Profil der Arcadenbogen Fig. 3 lehrt. An dem Gewölbe des Chores ist jedoch eine feinere Bildung der Gewölbrippen (Fig. 4 und 5) nicht zu verkennen; allein auch diese hat noch immer eine gewisse ursprüngliche Strenge, die von der weichen wechselvollen Rippenbildung des gothischen Styles weit entfernt ist.

Das Mittelschiff wird durch zehn Pfeiler von den beiden niedrigen Seitenschiffen geschieden; die beiden Pfeiler nächst dem Eingange dienen gegenwärtig zur Stütze des Musikchors. Die zwei äussersten, das Langhaus vom Querschiffe scheidenden Pfeiler sind kräftiger gebildet und reicher profilirt als die [262] übrigen Stützen des Langhauses; den Querdurchschnitt der ersteren stellt Taf. III, f, der übrigen aber e auf derselben Tafel dar. Das Profil der letzteren bildet ein Viereck; an der dem Mittelschiffe

Fig. 3, 4 und 5.

zugekehrten Seite desselben treten drei Vorsetzsäulen vor, die sich an der Wand des Mittelschiffes über die Arcadenbogen hoch emporheben bis zum Anfang der Rippenbewegung, und dort mit einem Blättercapitäl und einer Deckplatte abschliessen, auf der sodann die Quer- und Kreuzgurte der Wölbung aufruhen. Eigenthümlich ist die Bildung der Sockel dieser Halbsäulen; jede derselben hat nämlich ihre eigene würfelförmige Unterlage, auf der die hohe abgeschmiegte Basis sich erhebt, welche ein attischer Säulenfuss mit tief einschneidender Hohlkehle und weit vortretendem Pfühle vom Schafte trennt (Fig. 6 u. 7).

Fig. 6 und 7.

An jede der drei übrigen Flächen des Pfeilervierecks, dessen Kanten zierlich abgeschrägt sind (Taf. III, g, h), lehnt sich eine Dreiviertelsäule, von denen die gegen das Seitenschiff gekehrte mit ihrem Knospencapitäl die Quer- und Kreuzrippen der beiden angrenzenden Travéen des Seitenschiffes stützt, während die beiden anderen die Gurte tragen, die sich in der inneren Fläche der Arcade aus der Spitze des gothischen Bogens auf dieselben herabsenken. In den beiden Seitenschiffen treten gegenüber den Arcadenpfeilern aus der Mauerfläche Dreiviertelsäulen vor, auf denen die Gurte der niedrigen Wölbung aufruhen (Fig. 8). Der Durchschnitt dieser Gewölbgurte hat, wie bereits erwähnt, die primitive polygonale Form. Zur Festigung der Punkte, wo die Gewölbgurte auf der Deckplatte aufruhen, sind, den Polygonalseiten des hohen Abacus entsprechend, Blendschilde angebracht, deren obere Kante abgerundet erscheint. Die Capitäle dieser Wandsäulen haben ebenso wie die der Arcadenpfeiler jene, dem Übergangsstyle eigene starkrippige Blattform mit knollenförmig überbogenen Spitzen; man gewahrt jedoch an einigen Capitälen das Streben, einige Abwechslung dem einförmigen Ornamente zu verleihen, indem die Blätter zuweilen ausgezackt und in doppelter Lage sich darstellen.

[263] Reicher als die Arcadenpfeiler stellen sich die viel kräftigeren Pfeiler der Vierung dar. Das Profil derselben (Taf. III, f) ist aus zwei kreuzweis gelegten Rechtecken gebildet. An den vier Vorderflächen derselben treten Dreiviertelsäulen vor, und in den Winkeln, wo die Rechtecke einander berühren, sind schwächere Halbsäulen angebracht. Die Mehrzahl der Capitäle dieser Säulen ist gleich denen an den Gewölbstützen des Langhauses mit volutenartigen Knospenstengeln verziert; nur an den Capitälen zweier Dienste gewahrt man ein aus Weinlaub gefügtes Ornament, welches sich einigemal im Chorraume der Kirche, häufiger aber, und besonders schön ausgebildet, im anstossenden Kreuzgange darstellt.

Fig. 8 und 9.

Ein kräftig gegliederter Abacus mit stark vortretender Schlussplatte fasst die mächtigen Gewölbsrippen auf, von denen die den schwächeren Diensten entsprechenden sich cylinderförmig darstellen, und gleichsam den Übergang zur birnenförmigen Profilirung der Gewölbrippen und Gurtbogen des Chores bezeichnen.

In der Wölbung des Chores fesselt vorzüglich der Schlusstein des ersten der beiden Gewölbjoche an der Nordseite die Aufmerksamkeit; es stellen sich da in Relief drei Schwäne in eigenthümlich bewegter Lage dar, welche drei in der Mitte des Schildes schwebende Sterne mit den geöffneten Schnäbeln zu fassen streben. Die Bedeutung dieser Darstellung ist räthselhaft; eine blos decorative Absicht dürfte denselben kaum zu Grunde liegen. Etwa in der halben Höhe dieses Chorraumes steiget auf jeder Seite eine Wandsäule als Träger der Gewölbgurte empor. Unter dem Schafte der Wandsäule an der nördlichen Wand (Fig. 9) ruht auf Weinblättern das Reliefbild eines Thieres; den Schaft trennt ein Ring vom Capitäl, das bereits eine dem gothischen Style analoge Bildung hat. Es ist das Weinlaubornament, das sich leicht an den runden Säulenschaft anschmiegt und mit seiner feinen Behandlung einen auffallenden Gegensatz zu den Formen der Knospencapitäle an den übrigen Gewölbstützen des Chores und der Schiffe bildet.

Der langgestreckte Chor ist blos um eine Stufe über den übrigen Kirchenraum erhöht. Die drei Polygonalflächen des Chorschlusses haben schmale mit Spitzbögen überhöhte Fenster; jedes derselben wird durch einen Stab in zwei Theile geschieden und im Bogenfelde durch [264] ein Masswerk der einfachsten Art geziert. In den Seitenmauern des Chores sind vier Rundbogenfenster angebracht, von denen die beiden das eigentliche Sanctuarium beleuchtenden tiefer als die übrigen Lichtöffnungen der Kirche sich herabsenken. Zwischen diesen und den angrenzenden Fenstern strecken sich vortretende Wandpfeiler, deren Gliederung jener der Gewölbstützen der Vierung entspricht, hoch empor, um mit ihren von Blendschilden überhöhten Capitälen die Gewölbgurten aufzufassen. In den durch die Polygonalflächen des Chorschlusses gebildeten Winkeln sind hingegen blos schlanke Wandsäulen angeordnet, auf deren consolenförmige Capitäle sich die Bogenrippen stützen. Bezeichnend für die Frühperiode des gothischen Styles ist die Wahrnehmung, dass der Architekt blos an den parallelen Seitenwänden des Chores die Fortsetzung des äusseren Strebepfeilers auch im Inneren durch mächtige Wandpfeiler andeutete, während im Chorschlusse nur schlanke Wandsäulen die Ecken ausfüllen. Die massgebende Regel des gothischen Styles, dass die Strebepfeiler die Hauptglieder, das feste Rippenwerk des ganzen Baues bilden, fand in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts noch nicht allgemeine Geltung, und der Spitzbogen, wiewohl zum Überwölben der Räume vorzugsweise angewendet, erhielt seinen Widerhalt in dem massiven Mauerwerke. Doch strebte man, wie eben das vorliegende Beispiel zeigt, die wichtige Rolle der Strebepfeiler im Organismus des gothischen Bauwerkes gleichsam ahnend, diesen Zweck und die künftige Bestimmung derselben dadurch anzudeuten, dass man das Vorhandensein der äusseren Mauerstützen durch Wandsäulen auch im Inneren des Baues bemerkbar machte und dieselben als scheinbare Träger der Gewölbrippen darstellte. Nur die beiden stark ausladenden Wandpfeiler des Chores sind in dieser Kirche mehr als blosse Andeutungen einer solchen Function, indem sie sich als feste Stützen der von ihnen getragenen Gewölbrippen und somit als eine bedeutsame Eigenthümlichkeit in der Gesammtstructur dieses Baues darstellen.

Die Sacristei ist an die südliche Mauer des Presbyteriums in der Nähe der vorspingenden Seitencapelle angebaut. Die Thüre in der rechten Kreuzvorlage bildet seit dem Jahre 1831, wo man den Raum vor dem westlichen Hauptthore in ein Familienoratorium umgestaltet und durch eine Glasthür vom Mittelschiffe abgeschlossen hatte, den gewöhnlichen Eingang für die Kirchenbesucher. Die beiden Thüröffnungen, welche die Kirche mit dem Kreuzgange verbanden, sind zugemauert, an ihrer gothischen Umrahmung aber leicht wahrnehmbar. Der obere Eingang in der Nähe der Kreuzvorlage, durch welche die Klosterfrauen aus dem Kreuzgange zu den Chorstühlen wandelten, soll aber nach vollendeter Restaurirung des Kreuzganges wieder durchbrochen und hergestellt werden.

Vom westlichen Portale tritt man gegenwärtig in das gedielte, durch Glasscheiben von der Kirche abgeschlossene Oratorium und aus diesem auf das um eine Stufe niedriger gelegte Kirchenpflaster. Von diesem Standpunkte gewährt das Innere des Gotteshauses einen imponirenden Anblick. Die einfach edlen, durch keine neuere Zuthat getrübten Architecturformen des hohen und langgestreckten Raumes üben eine mächtige Gesammtwirkung, wobei man allerdings nicht beachten darf, dass die Kirche geweisst und die Gewölbrippen, wie es in Mähren Sitte ist, grün angestrichen sind. Überdies ist in der linken Kreuzvorlage ein Musikchor im Zopfstyle angebracht, und die fünf Altäre rühren aus dem verflossenen Jahrhunderte her. Die Kirche ist von rothem Sandstein, der in der Nähe bricht, aufgeführt.

An der Aussenseite (Fig. 10) fesselt vorzüglich das Portal der Westseite die Aufmerksamkeit, das unstreitig den bedeutendsten Denkmalen dieser Art, welche die Kunstgeschichte im 13. Jahrhunderte aufweiset, beigezählt werden muss (Taf. IV).

[265] Ein gedrückter Spitzbogen, wie er dem Übergangsstyle eigen ist, spannt sich über der 21 Fuss breiten äusseren Öffnung des Portalraumes hin; die innere Fläche desselben verengt sich aber stufenweise bis zur Eingangsthür, wo die Öffnung blos 7 Fuss beträgt. Im Bogenfelde über der wagrechten, durch tragsteinartige Vorkragungen gestützten Oberschwelle stellt sich ein bedeutsames Reliefbild dar. In der Mitte des Feldes erblickt man in einer Mandorla die segnende Gestalt des thronenden Erlösers mit dem Buche des Lebens im strengen Mosaikentypus; an die beiden Bogen der Einfassung schmiegen sich die Symbole der vier Evangelisten an, und zwar dem traditionellen Typus entsprechend, oben der Adler und Engel, unten der Ochs und der Löwe. Unter dem Bilde des segnenden Erlösers gewahrt man zwei in knieender Stellung tiefgebeugte Gestalten, welche das Modell einer Kirche halten. Die eine derselben ist eine gekrönte Frau im faltigen Gewande, von deren Haupt und Nacken der Schleier herabwallt; die andere ein bärtiger Mann mit der Krone auf dem Haupte.

Fig. 10.

In der Stellung und im Ausdrucke dieser Gestalten spricht sich die äusserste Demuth und Hingebung aus, mit der sie das Bild des Gotteshauses, das sie gegründet, dem König der Könige darbringen. Ohne allen Zweifel ist hier die Gründerin von Porta coeli, die Königin-Witwe Constanzia und ihr Sohn König Wenzel I. dargestellt. Hinter der Königin ist eine männliche Gestalt im faltenreichen Mantel, und zur Seite des Königs ein Frauenbild sichtbar, dessen Haupt ein Schleier verhüllt, während Hals und Brust von dem die Nonne bezeichnenden Wimpel bedeckt sind. Die Arme beider Personen sind auf gleiche Weise, den Gestus des Gebetes bezeichnend, geöffnet. Ich glaube in diesen Gestalten die Mitbegründer der Porta coeli, Constanzia’s Sohn Přemysl und die Tochter derselben, die Äbtissin Agnes zu erblicken. – Der Reichthum der Sculpturen, welcher über die Leibung des Portals in überreicher Fülle gleichsam ausgegossen ist, macht auf den Beschauer eine mächtige Wirkung. Die Portalwölbung ist von fünf breiten und eben so viel schmäleren Rundstäben ausgefüllt, welche insgesammt mit üppigem Arabeskenschmucke bedeckt erscheinen. Jede der fünf Hauptgurten schmückt ein eigenthümliches Ornament. Akanthusförmige Blätter ziehen sich um die zierlichen Spiralwindungen des ersten Gurtbogens hin; breiter sind die Blätter der zweiten Bogenarabeske gebildet, deren leicht geschwungene Zweige mit zarten Perlen besprengt sind; aus dem offenen Schnabel eines Vogels entspringt, breite Weinblätter bildend, das Ornament des dritten Bogens; im vierten nimmt dasselbe die Form von Kleeblättern an, und im fünften stellt es sich als ein mannigfach verschlungenes Geäste dar, aus dessen Spitzen Blätter und Knospen emporschiessen (Fig. 11). Die fünf zwischen die breiten Bogengurten gelegten Rundstäbe sind gleichförmig mit palmettenartig hervorsprossenden, [266] an den Spitzen überbogenen Blättern geziert; den äussersten Rand des Tympanum umsäumen endlich kühn geschlungene Arabesken von ungemein zierlicher Bildung. Der Portalbogen wird unten durch einen Architravbalken begrenzt, dessen untere Hälfte als ein mit Weinlaub gezierter Rundstab sich darstellt, der an der Mauerfläche bis zum äussersten Umfassungsbogen des Einganges sich hinzieht.

Der schönen Krönung entsprechend stellt sich auch die Leibung der Portalwände dar. Ein hoher Sockel, den ein von zwei Rundstäben und einer Hohlkehle gebildetes Gesims abschliesst, bildet das Basament, auf dem die fünf Dreiviertelsäulen aufruhen, welche die Wandung in fünf nischenförmig vertiefte Theile sondern. Jede Säule ruht auf einem würfelförmigen Untersatze, über den der untere stark ausladende Pfühl der eigenthümlich gebildeten attischen Basis hervorragt; als Stütze des vorspringenden Pfühls dient eine kleine Console (Fig. 12). Der Säulenschaft ist in seiner Mitte durch drei Theilungsringe in zwei

Fig. 11.

Hälften gesondert, oder stellt sich vielmehr als eine aus zwei Säulen gebildete Stütze dar, indem der untere Theil des Ringes durch das Capitäl der einen und der obere Theil desselben durch die Basis der anderen Säule geformt erscheint; diese Theilungsringe sind aber arg beschädigt und grossentheils kaum mehr wahrnehmbar. Die oberen Säulenschäfte sind insgesammt abgeschlagen und blos die Bekrönungen derselben, die aus Knospenblättern gefügten Capitäle, stellen sich noch dem Auge dar. Auf reich ornamentirten Tragsteinen, die aber stark beschädigt sind, erheben sich auf jeder Seite der Portalwand fünf Apostelstatuen in würdevoller Stellung. Der reiche Faltenwurf, die ungezwungene Bewegung der individuell aufgefassten Gestalten weiset diesen Gebilden eine bedeutende Stelle unter den Kunstwerken der Frühperiode des 13. Jahrhunderts an. Leider sind die Hände und Köpfe mehrerer Figuren zerstört, und die letzteren in neuerer Zeit durch Köpfe von Gyps ersetzt. – Das Arabeskenornament [267] der Nischenfelder in der unteren Portalpartie ist dem der Portalgurte nachgebildet (Fig. 13, 14 und 15); auch hier schwingen sich mehrere der fein componirten Guirlanden

Fig. 12. Fig. 13, 14 und 15.

aus den Rachen phantastischer Thiergestalten empor (Fig. 16. 17) und gehen, in anmuthig wechselnden Windungen emporstrebend, in die Ornamente der Tragsteine über, welche gleichsam

Fig. 16, 17 und 18.

die Blüthenkronen des zierlichen Laubwerkes bilden. Der Eingang selbst ist von einer Arabeskenbordüre (Fig. 18) umsäumt, die, unter dem Thürsturze consolenförmig vortretend, von zwei Engelstatuen geziert ist. – Auf jeder Seite des Portals steht an der vorderen Mauerfläche eine Apostelstatue, wodurch die Zwölfzahl derselben ausgefüllt erscheint. Zur Basis dienen diesen isolirten Bildsäulen polygone Tragsteine, die auf zierlichen Blättercapitälen aufruhen, vor deren Schäften auf weit vortretenden Unterlagen mächtige Löwenfiguren, als Symbole [268] der Wächter des Heiligthumes gelagert sind; bemerkt muss jedoch werden, dass der Schaft der nördlichen Tragsäule weggebrochen ist.

Ein weiter Gurtbogen, der weniger gedrückt als die Bogenrippen des Portals von der Schwunglinie derselben bedeutend abweicht, bildet die äusserste Einfassung des Ganzen und zugleich den Wandgurt des Gewölbbogens, der, wie die übriggebliebenen Bruchstücke der Bogenrippen andeuten, die dem Eingange der Kirche vorgebaute Halle oder das Paradies überspannte. Zierliches Weinlaub schmückt die vortretenden Consolen der beiden ehemaligen Arcadenbogen; leider ist auch dieser Consolenschmuck beschädigt. – Neben dem Portal zur rechten Hand ist ein aus der Renaissanceperiode herrührendes Reliefbild angebracht, welches den betenden Heiland am Ölberge mit den schlafenden Aposteln darstellt. Zur linken Seite des Portals lehnt an der Kirchenmauer eine 6½ Fuss hohe und 4½ Fuss breite Marmortafel, welche der gegenwärtige Localseelsorger Herr Dr. Bíly vor etwa zwei Jahren aus dem neuen Wasserbehälter, in dessen Boden jene Tafel eingesetzt war, heben und an den bezeichneten Ort setzen liess. Ein im Renaissancestyle ausgeführter Schmuck ziert den untern Theil des Denksteins, dessen obere Hälfte mit einer Aufschrift bedeckt ist, welche, wiewohl aus dem 18. Jahrhunderte herrührend, interessante Angaben über den ehrwürdigen Bau, an dessen Vorderseite die Tafel ohne Zweifel ehemals angebracht war, enthält.

Bemerkt muss werden, dass die rechte Seite der Tafel abgeschlagen wurde, als man die Platte zur Ausfütterung des Wasserkastens verwenden wollte; daher die Schlussworte der einzelnen Zeilen in dem hier angeführten Texte der Aufschrift ergänzt und durch Klammern abgesondert sind:

Piisque manibus

Ossibusque ac Cineribus hic pie quiescentibus divae Con[stantiae
Belae Hungariae Regis III. Filiae, Premyslai Otta[kari Bohe-
miae Regis Conthoralis Vitae Integritate Admirabilis [Tisnovicensis
Coenobii Portae Coeli Fundatricis ac Dicatricis Munifi[centissimae, quae
Fundamentis hujus ad supremum apicem perductis coeno[btoque omni-
mode accomodato vitam hanc temporalem cum aetern[a commutavit
anno Salutis MCCXL, post fundatum monasterium VII [Haec itaque
immortali memoria dignissima omni futurae [aetati
manere cupiens huic marmori incidi [jussit
A. M. S. D. P. A. (Anna Maria Scrimirska De Pilsenburg Abatissa).

quae vestigiis hujus sanctae recordationis Fundatricis insistens
potiorem hujus Claustri partem templumque ipsum
Renovavit
anno MDCL.

In der unteren Partie der Tafel gewahrt man, von Arabeskenreliefs umschlungen, die Wappen Böhmens und Mährens, tiefer aber schwebt eine Krone, aus welcher zwei Scepter hervorragen, und unter dieser erblickt man das Wappenschild von Ungarn und das ältere Wappen Galiziens, den Löwen mit gezücktem Schwerte in der Pranke[18]. Ein schmales Dach [269] zieht sich über dem Portale hin, und über diesem stellt sich ein grosses Rundfenster dar, dessen Füllung Kreise bilden, deren Zwischenflächen von Nasen durchbrochen sind (siehe Fig. 10, Seite 265); kräftig modellirte Rundstäbe[WS 1] und Hohlkehlen bilden die Einfassung des einfachen Masswerkes. Ein sehr schmales Fenster der primitiven gothischen Form senkt sich unter dem Giebel der Façade hinab, dessen Friesverzierung die dem romanischen Style eigenthümliche Rundbogenkette bildet. – Der Eingang an der südlichen Kreuzvorlage hat eine einfache in neuerer Zeit eingefügte Thüreinfassung; das Rundfenster über demselben, so wie die Friesverzierung ist völlig so wie am Giebel der Hauptfaçade gebildet. An der Aussenseite des Mittelschiffes gewahrt man unter dem Dache eine Friesverzierung, welche dem frühgothischen Knospenornamente, wie es an den Säulencapitälen im Innern der Kirche sich darstellt, entspricht. Das Schwanken zwischen alten und neueren Formen ist an der Aussenseite des Baues besonders auffallend; der Rundbogenfries des Giebels und die vom Rundbogen überhöheten Fenster sind prägnante Attribute des romanischen Styles, während die Strebepfeiler und das Friesornament des Langhauses, vorzüglich aber der polygone Chorschluss (Fig. 19),

Fig. 19 und 20.

dessen Sockel (Fig. 20) viel complicirter gebildet ist, als das einfache Fussgesims des übrigen Baues, den gothischen Baustyl im Stadium seiner primitiven Entwickelung kennzeichnen. An der Nordseite der Façade erhebt sich der Thurm, ein massives Bauwerk, dessen Substructionen blos der ursprünglichen Bauperiode angehören. Der Eingang an der linken Seite des westlichen Portals führt zu der Schneckenstiege, auf der man in den Thurm und auf den Dachboden der Kirche gelangt. Über dem Durchkreuzungspunkte des Langhauses mit dem Querschiffe ragt, der Weise der Cistercienserkirchen entsprechend, ein Thürmchen, in dem die Glocken hängen; beide Thürme sind einfache, charakterlose Bauten.

An die Nordseite des Langhauses schliesst sich der Klosterkreuzgang an, ein Baudenkmal, das mit der reichen Fülle der ornamentalen Glieder seiner Arcaden, Bogen und Säulen einen interessanten Stoff des Studiums des künstlerischen Typus, wie er um die Mitte des 13. Jahrhunderts sich entwickelt hatte, darbietet. Jede Seite des im regelmässigen Quadrate angelegten Kreuzumgangs dehnt sich mit ihren sieben Arcadenbogen in einer Länge von 20 Klafter hin. Die gegen den inneren Hof geöffneten Arcaden (Taf. II, B) sind von Spitzbögen eingefasst, deren Rippen auf Pfeilern mit Vorsetzsäulen ruhen. Die Capitäle der letzteren schmücken theils schön geschwungene Blätter mit breit umgebogener Spitze, die eine den Portalarabesken analoge Laubverzierung krönt (Fig. 21), theils Doppelreihen [270] volutenartiger Knospenblätter. Die eigenthümliche Bildung der Basis dieser Halbsäulen mit ihrem tellerförmig sich ausweitenden Pfühle wiederholt sich an allen Säulenstützen im Kreuzgange sowohl als auch in dem anstossenden Capitelsaale. Die Mitte eines jeden Schildbogens der Arcade ist von einem Rundfenster durchbrochen, dessen Öffnung ein Vierpass bildet. Jede Arcadenöffnung wird durch drei gedrückte Spitzbogen gegliedert, deren Rippen sich auf vier Vorsetzsäulen herabsenken, die in Gliederung und Bildung den Säulen der Hauptpfeiler der Arcade entsprechen. Die Quer- und Kreuzrippen der Gewölbjoche des

Fig. 21. Fig. 22 und 23.

Umganges werden an der den Bogenstellungen entgegengesetzten Wand von Consolen gestützt, deren zierliches, in reicher Fülle sich entfaltendes Ornament die Figuren 22, 23 und 24 darstellen. Das herrliche Schmuckwerk dieser Tragsteine, verglichen mit den viel einfacheren Motiven dieser Art im Innern der Kirche gewährt gleichfalls das Zeugniss einer höheren Entwickelung der Technik und eines schwungvollen Aufstrebens der Kunstthätigkeit. Eigenthümlich ist die aus Palmblättern, die sich unter dem Drucke ihrer Belastung beugen, gebildete Verzierung der Console Fig. 24. Der Künstler, welcher das in der Kirchenhalle [271] dominirende einfache Knospenornament nur an wenigen Punkten des Presbyteriums und gleichsam versuchsweise durch ein feineres Laubwerk zu ersetzen wagte, liess, nachdem er an dem prachtvollen Portale seine Kunstfertigkeit erprobt, in den ornamentalen Elementen

Fig. 24. Fig. 25.

des Kreuzumganges seiner Phantasie freien Lauf, und brachte Motive an, deren Eleganz und Mannigfaltigkeit den besten gleichzeitigen Leistungen dieser Art gleichzustellen ist. Auch Thierbildungen kommen an einigen Capitälen im Kreuzgange vor; ein Beispiel dieser Art stellt Fig. 25 dar, welches einer Ecksäule in der nördlichen Arcadenreihe entlehnt ist. Eine andere Arcadensäule ist mit einem Capitäl geschmückt, dessen Form sich der des einfachen Knospencapitäls nähert, aber die Knospen bereits als aufgebrochen und zu Blüthen verwandelt darstellt.

Eine weitere Entwickelung dieses Blüthenschmuckes stellt das Capitäl Fig. 26 dar, wo die früher geschlossenen, starren Blumen, wie sie noch an der Console (Fig. 27) sich darstellen, mit Blättern geschmückt sind und mit ihren Blüthenranken ein schön geschwungenes Kelchcapitäl bilden. – Der Längendurchschnitt des Kreuzganges (Taf. III) und der Querdurchschnitt desselben (Taf. II, A) gewähren die Einsicht in den Organismus, die reiche Gliederung und Ornamentik dieses Baudenkmals.

Fig. 26 und 27.

Wiewohl die Bildung der das Kreuzgewölbe des Umgangs ausfüllenden Kappen mit ihren wagrechten Sehnen dieselbe ist wie die der Gewölbkappen des Kirchenraumes, so spricht sich in der Construction des Kreuzganges die gothische Stylform bereits viel entschiedener aus als in der Kirchenanlage selbst. Darüber belehrt uns der blosse Anblick des Grundrisses, und deutlicher noch der des Durchschnittes und der Aussenseite. Man gewahrt, dass, während die starre massive Mauermasse den Kirchenraum umschliesst, dieselbe im Kreuzumgang bereits dem gothischen System entsprechend in mächtige Strebepfeiler aufgelöst erscheint, welche durch dünne Füllwände zum Theil verbunden sind. Nichts desto weniger hatte der Architekt, dem traditionellen Typus getreu, den romanischen Rundbogenfries und die Zahnverzierung an der Aussenseite [272] angebracht. Man ersieht aus dem Ganzen, dass der Künstler mit der zu jener Zeit sich entwickelnden gothischen Constructionsweise zwar vertraut gewesen, dass er es aber nicht gewagt, dieselbe am mächtigen Baue der Kirche mit aller Consequenz anzuwenden, während ihm der niedrige wenig belastete Kreuzgang keine Schwierigkeit zur Durchführung des Strebepfeilersystems darbot. Nicht zu verkennen ist überdies ein gewisses Schwanken zwischen romanischen und gothischen Formen an den Strebepfeilern, wie die Profile derselben Taf. III, a und d, und der Durchschnitt b auf derselben Tafel beweisen. – In der Mitte des von den Arcaden des Umganges eingeschlossenen Hofes befindet sich der Brunnen, dessen Einfassung aber nicht aus der Erbauungsperiode, sondern aus der Zeit der letzten im verflossenen Jahrhundert vorgenommenen Restauration des Klosters herrührt; derselbe soll aber nach der Anordnung der hochsinnigen Frau Kirchenpatronin, Freiin von Schell, in alterthümlicher Form wieder hergestellt werden. Nach der Mittheilung des Herrn Localseelsorgers Dr. Franz Bíly hat die Frau Kirchenpatronin angeordnet, dass der früher arg verwahrloste und als Fabrikslocalität benützte Kreuzgang geräumt, restaurirt und rein kirchlichen Zwecken zugewendet werden solle. Bei der bereits vorgenommenen Reinigung des Umganges wurde ein gothisches bisher vermauertes Portal, welches aus dem mittleren Hofraume in den nördlichen Flügel des Kreuzganges führte, entdeckt und neuerdings durchbrochen. Die aus dem Garten durch das Portal kommende Nonne, bemerkt Dr. Bíly in seiner freundlichen Zuschrift, sah auf der Wand gegenüber dem Eingange auf einer noch vorhandenen Marmortafel die Aufschrift mit Goldlettern:

Vetat Con Cor DIa
Laps VM.

Dieses eben so sinnig gewählte als deutungsvolle Chronograph liess die Äbtissin Concordia Hübner (geb. zu Wien) im Jahre 1761 setzen.

Aus dem Kreuzgange tritt man an der Ostseite in den anstossenden Convents- oder Capitelsaal. Wiewohl dieser Raum durch die daselbst prakticirte Knochenbrennerei

Fig. 28.

furchtbar eingerusst worden, haben sich die herrlichen Architekturformen desselben fast durchgehends wohl erhalten. Acht Wand­pfeiler und zwei freistehende polygone Pfeiler, deren Profil Taf. III, c darstellt, stützen die kräftigen Rippen der Kreuzwölbung, deren entschieden gothische Stylisirung am Profile (Fig. 28) ersichtlich ist. Die Capitäle der Gurtträger sind den zierlichen Säulencapitälen des Umganges analog gebildet. Der Ausgang an der Ostseite war erst in neuerer Zeit im Dienste der Industrie aus einem durchgebro­chenen Rosettenfenster gebildet, die Frau Kirchenpatronin liess denselben jedoch in jüngster Zeit zumauern und das Fenster in seiner ursprünglichen Form wieder herstellen. Zu beiden Seiten des Rundfensters gewahrt man ein vom Rundbogen überhöhtes zugemauertes Fenster, welches aber bald, von seiner Ziegelver­schalung befreit, das Sonnenlicht in die alterthümliche Halle einlassen wird. — An die Ost- wie auch an die Nordseite des Umganges stossen die Flügel des ehemaligen Con­ventes an, zwei Höfe von fast gleicher Dimension mit dem Arcadenhofe des Kreuzumganges einschliessend. Mit dem östlichen Gebäude stand die Wohnung der Äbtissin in Verbindung­, [273] welche sich im Halbkreise um den Chor der Kirche hindehnte. Die Propstei war ein selbstständiges, nahe an der Westseite der Kirche sich erhebendes Gebäude, welches in neuerer Zeit modernisirt, als Schloss der Domänenbesitzer sich darstellt. Der ehemalige Klosterbau ward aber, wie in der Geschichte des Stiftes berührt wurde, im 17. Jahrhundert aufgeführt und wird gegenwärtig zu Fabrikslocalitäten benützt.




Bei der Betrachtung des hier geschilderten Baudenkmals drängt sich die Frage auf, in welchem Verhältnisse dasselbe zu ähnlichen gleichzeitigen Kirchenbauten stehe, und welche Vorbilder dem Baukünstler bei der Ausführung seines Werkes vorgeschwebt haben mochten.

In der Anlage und den wesentlichen Constructionsformen gewahrt man allerdings keine Abweichung von den zur Zeit des Übergangsstyles in der kirchlichen Architectur herrschenden Normen. Wesentliche Abweichungen von den festgesetzten Regeln waren ja zu jener Zeit, zumal in Klosterkirchen gar nicht zulässig; blos in der Ausführung des Details können sich Verschiedenheiten und Modificationen kund geben, aus welchen man auf den Einfluss irgend einer speciellen Kunstrichtung schliessen kann. Der Nachweis eines solchen Einflusses ist aber im vorliegenden Falle ziemlich schwierig. Fassen wir zuvörderst die Bildung der Gewölbstützen in der Kirche selbst ins Auge. Da gewahrt man, dass die Säulencapitäle grossentheils jenes im Übergangsstyle allgemein herrschende, aus starkrippigen an der Spitze in eine Knospe auslaufenden Blättern gebildete Capitäl haben, und dass das volle gothische Blättercapitäl nur als Ausnahme an einigen Säulen sich darstellt. Seltener kommen schon in anderen Bauwerken die Blendschilde über den Deckplatten der Pfeiler und Säulen vor, wie sie zu Tišnowic in der Kirche sowohl als auch, und zwar mit entschiedener Consequenz, im Kreuzgange erscheinen. Solche Schilde gewahrt man z. B. in den Kreuzgängen der Klöster Heiligenkreuz und Lilienfeld, ferner in der Dechanteikirche zu Kauřim, in der Abteikirche zu Hohenfurt, in der St. Johanniskirche zu Neuhaus u. s. w. Auch die attische Säulenbasis, deren unterer flach gedrückter Pfühl tellerförmig sich ausweitet, ist an den Arcadensäulen des Umganges zu Heiligenkreuz wie auch im Kreuzgange zu Lilienfeld durchaus vorherrschend. Doch weiset die Gestaltung der übrigen Glieder dieser herrlichen Baudenkmale wesentliche Verschiedenheiten von der Detailbildung des Umganges zu Tišnowic.

Im Umgange zu Heiligenkreuz sind die Säulen der Arcadenöffnungen zumeist durch Rundbogen gekuppelt, in jedem Scheidebogen sind drei runde Öffnungen angebracht und das Ornament der Capitäle und Consolen hat nicht jene eigenthümliche Zierlichkeit und Mannigfaltigkeit, die man im Kreuzgange zu Tišnowic bewundert[19]. Grösser ist allerdings die Ähnlichkeit der Säulenbildungen in dem grossartigen Kreuzgange der Cistercienser-Abtei Lilienfeld mit jenen zu Tišnowic, jedoch gewahrt man nicht blos in der Construction der Blendbogen, sondern auch in der Anordnung und im Organismus des Ganzen an beiden Bauwerken wesentliche Unterschiede[20]. Die am Portale zu Tišnowic vorkommenden unterbundenen, oder [274] vielmehr durch zwei in verkehrter Stellung auf einander ruhende attische Basen abgetheilten Säulen, kommen in Deutschland ziemlich häufig, wiewohl zumeist als glatte ringförmige Wulste gebildet, vor, z. B. am südlichen Portale des Domes zu Bamberg, an den Bündelpfeilern der Kirche zu Gelnhausen, am Portale der St. Paulskirche zu Worms, am Portale der Kathedrale zu Strassburg u. s. w. Während man nun in mehreren weit entfernten Kirchen einzelne architektonische Elemente dieser Art vorfindet, gewahrt man dieselben auf überraschende Weise vereint und jenen zu Tišnowic vollkommen analog gebildet in einem Baudenkmale, zu dessen vergleichender Untersuchung schon die Baugeschichte der Tišnowicer Abtei den Forscher auffordert – nämlich in der von Constantia’s Tochter Agnes zu Prag gegründeten St. Franciscus- oder Agnes-Kirche, von der in der vorangehenden Baugeschichte die Rede war. Dieselbe stellt sich als eine Halle von mässigen Dimensionen dar, deren Kreuzgewölbe durch kräftige, aus der Mauer vortretende Bündelpfeiler gestützt werden. Die Profilirung der Gewölbrippen entspricht vollkommen jener der Tišnowicer Kirche. Aus den mächtigen Wandpfeilern der Agnes-Kirche treten Dreiviertelsäulen vor, welche dieselbe Form und Gliederung haben, die man an den Pfeilern der Porta coeli gewahrt. Während aber die Säulen der Klosterkirche zumeist das einfache Knospencapitäl haben, ist die Mehrzahl der Capitäle in der Agnes-Kirche mit dem vollen gothischen Laubornament geschmückt, dessen Motive mit denen, die sich an den Säulen und Consolen im Kreuzgange zu Tišnowic vorfinden, die grösste Ähnlichkeit haben. Die hohen gegliederten Deckplatten und die über denselben als Widerlagen der Gewölbrippen angebrachten Blendschilde sind in der Agnes-Kirche auf dieselbe Weise wie zu Tišnowic angeordnet; dasselbe ist der Fall mit den Säulenbasen, die auch in der Kirchenhalle zu Prag den tellerförmig vortretenden Pfühl haben, wo überdies gleichfalls mehrere Wandsäulen durch den vorspringenden Pfühl in der Mitte unterbunden sind. Die Constructionsweise und die technische Ausführung der Details in der Agnes-Kirche hat so viel Gemeinsames mit den zu Porta coeli vorwaltenden charakteristischen Formen, dass man sich zu der Annahme, beide Bauwerke seien von einem und demselben Meister ausgeführt worden, gedrungen fühlt[21]. Leider stellt sich die Agnes-Kirche gegenwärtig als ein wüster profanirter Bau dar, der durch Bretterdecken in mehrere Stockwerke abgetheilt, als Wollmagazin und Lederniederlage dient. – Der Anblick des überreich geschmückten Portals der Porta coeli scheint die Vermuthung zu rechtfertigen, dass der Urheber desselben ein einheimischer böhmischer oder mährischer Künstler gewesen, der nach dem Vorbilde der italienischen Portale sein Werk ausgeführt hatte. Das Portal zu Tišnowic hat eine, wiewohl entfernte Ähnlichkeit mit jenem der Kirche S. Maria zu Toscanella im Kirchenstaate, indem auch dort die Säulen durch ringförmige Umfassungen abgetheilt und mit Capitälen geziert sind, von denen einige an ähnliche Motive am Tišnowicer Portale mahnen; auch die beiden äussersten von Löwen gestützten Säulen treten am Portale zu Toscanella vor, welches aber bei allem Reichthum seiner Sculpturen nicht verglichen werden kann mit der überschwenglichen Fülle und der gediegenen Ausführung der Ornamente am Portale der Tišnowicer [275] Stiftskirche. Überdies ist es wohl bekannt, dass Löwenfiguren als Träger von Säulen an romanischen Kirchen in Italien vorzugsweise angebracht wurden. Das Bild des Löwen am Eingange der Gotteshäuser findet seine Deutung in den Physiologen des Mittelalters, nach welchen der Löwe mit offenen Augen schläft, und somit als Symbol des Wächters des Heiligthums, mit tieferer Beziehung auf den Löwen aus dem Stamme Juda, mit Vorliebe dargestellt ward[22]. Löwen als Säulenträger gewahrt man an den Portalen der Kirche S. Zeno zu Verona, der Kathedrale in Modena, der Kirche zu Chiusi in Toscana, des Domes zu Ferrara, wie auch am Portale der Domkirche zu Trient, an dem bekanntlich der Typus der italienischen Kathedralen deutlich ausgeprägt erscheint. Nicht unbemerkt darf jedoch bleiben, dass auch an mehreren Kirchen im südlichen Frankreich Säulen, die auf Löwen ruhen, vorkommen, und dass auch dort die Portale mit Sculpturen verschwenderisch geziert sind, während der obere Theil der Façade, so wie an der Tišnowicer Stiftskirche, schmucklos sich darstellt. Jedenfalls muss zugestanden werden, dass sich an diesem Portale die südeuropäische Kunstrichtung kundgibt, und dass die weichen Formen der plastischen Bildwerke und die geschmeidige Zierlichkeit des Reliefschmuckes weit entfernt ist von den strengen massvollen, aber auch nüchternen Formen und Ornamenten, die sich an deutschen Baudenkmalen der Übergangsperiode darstellen. Eben diese Überschwenglichkeit der Ornamente, unter deren Fülle die architektonische Modellirung der Portalbogen fast verschwindet, deutet auf eine specielle im Lande selbst sich entwickelte Kunstrichtung hin, und die Ansicht, dass dieses Prachtportal und der gesammte Bau der Abtei zu Tišnowic das Werk eines einheimischen Künstlers sei, muss so lange festgehalten werden, bis nicht ein Analogon, ein ähnliches, aus derselben oder einer früheren Periode herrührendes Kunstwerk in einem anderen Lande wird aufgewiesen werden.

So tritt denn der herrliche Bau der Porta coeli in seiner kunsthistorischen Bedeutsamkeit aus dem Dunkel der Vergessenheit, welches ihn Jahrhunderte lang verhüllte, hervor und reihet sich an die wichtigen Architecturdenkmale unseres Kaiserstaates an, welche, früher verkannt und unbeachtet, erst in neuester Zeit durch den belebenden Impuls der k. k. Central-Commission aufgedeckt und auf entsprechende Weise gewürdigt wurden. – Ein zweites noch älteres Baudenkmal, das ausserhalb der engen Landesgrenze kaum dem Namen nach bekannt war, die prachtvolle Basilica zu Třebič, von der ich eine vorläufige Skizze im 5. Hefte der Mittheilungen der k. k. Central-Commission (Jahrg. 1858) entworfen, dürfte in noch höherem Grade die allgemeine Aufmerksamkeit fesseln[23]. Und es gibt meiner Überzeugung nach in Böhmen und Mähren noch eine bedeutende Anzahl solcher Kunstdenkmale, denen eine solche Auferstehungsfeier bevorsteht, daher man sich wohl in Acht nehmen muss, allgemeine Urtheile, wie sie in neuerer Zeit im In- und Auslande sich kundgegeben, über das Wesen und die Entwickelung der Kunst des Mittelalters in jenen Ländern zu fällen, ehe nicht die Summe der vorhandenen Kunstreste bekannt und der Werth derselben festgestellt ist. Gar manches ehrwürdige Kunstdenkmal ruht noch bei uns im unrühmlichen Dunkel der Vergessenheit; doch beginnt, zumeist in Folge der Bemühung der k. k. Central-Commission, der Sinn für die Bedeutung dieser Culturmonumente in weiten Kreisen sich zu regen, und das Interesse an [276] denselben wird durch den opferwilligen Eifer, mit dem jetzt häufig die stylgemässe Restaurirung solcher Denkmale vorgenommen wird, bethätigt.

Einen Beweis davon gibt die in der Ausführung begriffene Herstellung des Kreuzganges und Capitelsaales zu Tišnowic. Das Hinleiten der allgemeinen Aufmerksamkeit auf den Werth und die Bedeutung solcher Kunstreste ist allerdings die nothwendige Bedingung ihrer Erhaltung und zweckmässigen Herstellung. Es ist überhaupt ungerecht, den Besitzern und Patronaten alterthümlicher Baudenkmale die Zerstörung, Verwüstung und die Fehlgriffe in der Restaurirung derselben allein imputiren zu wollen. Der Werth eines Kunstdenkmals ist ja in der Meinung der Zeitgenossen von dem Urtheile abhängig, das die vorwaltende Kunstansicht und die Wissenschaft über dieselben festgestellt hat. Seit jener Zeit, wo die Kunst sich fast ausschliessend der Antike zugewendet und ihr Heil allein in der Nachahmung antiker Form gesucht, und wo die Literatur ihren Schwerpunkt in den Schriften der Griechen und Römer gefunden, war der Sinn für das Verständniss und die Bedeutung der christlichen Kunstdenk­male des Mittelalters den Gebildeten abhanden gekommen; unmöglich konnte man also dem grösseren Publicum zumuthen, dass es von der durch die Autorität der Kunst und Literatur festgesetzten Norm abweichen und einen entgegengesetzten Weg einschlagen solle. Dazu kam, dass die Culturhistoriker sich bis in die neueste Zeit mit den schriftlichen Culturdenkmalen des Mittelalters zumeist begnügten und auf die vorhandenen monumentalen Zeugen der Vergangenheit keine Rücksicht nahmen. Eine altdeutsche oder altböhmische Dichtung, deren Vorwurf z. B. die Porta coeli gewesen, wäre gewiss als ein hochwichtiger literarischer Fund von Sprachforschern und Historikern mit Jubel begrüsst worden, die doch an dem herrlichen Kunstwerke selbst kalt und theilnahmslos vorübergingen. Und doch ist das Portal zu Tišnowic mit seinem Bildwerke im Tympanon ein deutungsvolles historisches Monument, eine gleichzeitige Urkunde in Stein, die uns die Gestalten der Gründer des Gotteshauses in ihrer frommen demuthsvollen Hingebung unmittelbar vor die Augen rückt. Und rings um die Stifter und den thronenden Erlöser breitet sich, die Gliederung des Portals gleich einer Glorie überstrahlend, das prachtvolle Schmuckwerk aus, eine in kräftigen Zügen auf Marmor hingezeichnete Dichtung. Ja, erwägt man, dass im schöpferischen Geiste des Künstlers die Idee des Portalornamentes emporblühen, mit ihren reichen Details von der Phantasie aufgefasst und vorgebildet werden musste, ehe derselbe mit kunstgeübter Hand das für jene Zeit bewundernswerthe Werk auf Pergament hinzeichnen und sodann in harten Stein ausführen konnte: so wird man den Sculpturen der Porta coeli jenen Werth und jene Berechtigung nicht absprechen, die man einer vom Strahle echter Poesie durchdrungenen Dichtung zugesteht.




[Taf.I]

F. Kirschner aufg. u. gez.Lith. u. ged. i. d. k. k. Hof u. Staatsdruckerei in Wien.

[Taf.II]

Aufg. u. gez. v. F. Kirschner. Druck aus der k. k. Hof- u. Staatsdruckerei.

[Taf.III]

Aufg. u. gez. v. F. Kirschner. Druck aus der k. k. Hof- u. Staatsdruckerei.

[Taf.IV]

Aufg. u. gez. v. F. Kirschner. Druck aus der k. k. Hof- u. Staatsdruckerei.


  1. 1233, 6. Febr. Prague. Conceperamus siquidem Pragae in ecclesia, quae dicitur sancti Petri, in qua fratres hospitalis S. Mariae de domo Teutonica morabantur, locare Cisterciensis ordinis moniales, ad quarum alimoniam ab eisdem fratribus Glupetin cum suis pertinentiis, et quaedam bona alia comparavimus pro mille et quingentis marcis, et in sexcentis marcis abbatem et conventum Teplensis ecclesiae ipsis fratribus delegavimus debitores. Verum quia in ecclesia S. Petri Pragae dominae religiosae ordinis Cisterciensis commode non poterant commorari, ipsis in Moravia, in loco, qui Tušnovic dicitur, competentem constituimus mansionem. Orig. arch. Tepl. Erben. Regesta 376. — Das Kloster und die Kirche zu St. Peter sammt den von dem deutschen Orden erkauften Gütern widmete Constantia dem von ihrer Tochter Agnes gestifteten Hospitale zu St. Franciscus, welches den Kreuzherren mit dem [252] rothen Sterne übergeben ward. Der Wohnsitz der Kreuzherren wurde aber bald darauf (1237) in die Nähe der Brücke übertragen, wo das Kloster bis auf den heutigen Tag in segensreicher Blüthe besteht. — Dass Tišnow (Thusnou) und Březina (Brezni, Brezie) früher Eigenthum des Johanniter-Ordens waren, erhellt aus den beiden Bestätigungs-Urkunden vom Jahre 1168 und 1214. Boczek, Codex Morav. I, 281, II, 76.
  2. Annaler for Nordisk oldkyndighed, Jahrg. 1842–1843; Dronning Dagmar, af N. M. Petersen. – Meine Abhandlung: Královna Dagmar im Časopis česk. Mus. 1846.Frederik Schiern, Om Dronning Dagmar. Kjobenhavn 1854.
  3. Palacky’s italienische Reise im Jahre 1837, in den Abhandlungen der königl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaft. V. Folge, Band I.
  4. Villam Raksice nomine, in nostro marchionatu sitam, cum omnibus appendiciis suis, quae retroactis temporibus dederamus illustri sorori nostrae Agneti virgini, quae se deo statuit dicare, ex ejus petitione contulimus hospitali ab ea fundato Pragae, ad usus pauperum ibi commorantium necessarios. Boczek II, 269. Erben 401.
  5. Ein merkwürdiges Zeugniss dafür gewährt König Wenzel’s Brief an den Papst Gregor IX., in welchem er demselben für die Gunst, die er seiner Schwester Agnes erwiesen, dankt und den Wunsch ausspricht, die ferneren Bitten derselben zu erhören. „Nec mirum“, sind die Worte des Königs, „quoniam eam, ut verum fatear, sicut conjugem et liberos et universa bona diligo cunctisque mortalibus praefero in affectu“. Das Original des Schreibens in Tabular. Vatic. Erb. Regesta 429.
  6. Universis duximus declarandum, quoniam una cum fratre nostro Premizl, illustri marchione Moraviae, ad pias preces dominae ac matris nostrae Constantiae, inclitae reginae Boemorum, pro fundando monasterio monialium grisei ordinis in loco, qui Tusnowiz dicitur, Brunensis districtus, cum devotione ac benivolentia toto animo inclinati, tam laudabili intentioni favorabilem exhibuimus ac benignum hilari liberalitate consensum, id principaliter intuentes, quoniam praetaxata domina mater nostra sumptibus largitissimis in ipsis claustralibus aedificiis sine intermissione laborat ad consumationem operis inchoati etc. Erb. 437.
  7. Boczek II, 349. Erben 445.
  8. R. (Robertus) episcopus Olomucensis – – Noverit etc. quod nos ad petitionem illustris regis Boemiae Wenzezlai et fratris sui Premizl, illustris marchionis Moraviae, nec non et serenissimae dominae nostrae reginae Constantiae confirmavimus jus patronatus in ecclesia S. Wenzezlai in Tusnowiz monasterio, quod vocatur Porta coeli, ibidem constructo, ad usus monialium ordinis Cisterciensis domino inibi servientium, cum omnibus suis appendiciis etc. etc. – Copia ex orig. archivi Tusnovic. sumta in Mus. Boh. Erb. 450.
  9. 1240, 27. Apr. Brunnae: Ad preces et instantiam illustris matronae dominae ac matris nostrae Constantiae, quondam reginae Boemiae, novellae ipsius plantationi, monasterio videlicet in Tusnowice, circuitum quendam in districtu Holaszcensi. Kyrnovv vulgariter nuncupatum, cum omnibus appendiciis suis, villis, agris etc. perpetuo ac hereditario jure contulimus hilariter ac libenter, et hoc fecimus praecipue pro remedio animae fratris nostri Premizl, clarae memoriae quondam illustris marchionis Moraviae, cujus corpus in praenominato monasterio requiescit etc. etc. – Orig. in arch. C. R. Aul. Vindob. Erb. Reg. 458.
  10. Boczek II, 380. Erb. 458.
  11. 1240, 7. Dec. In Tusnowicze. Domina et mater nostra optimae recordationis, Constantia, quondam regina Boemiae, iter universae carnis ingressa, cujus mortem non sine dolore ac suspiriis in corde nostro revolvere nos oportet, ut, quam filialis caritatis privilegio viventem dilexissemus, eandem etiam mortuam diligere videremur, monasterio Portae coeli sanctimonialibus Cisterciensis ordinis, ubi praefata domina et mater nostra elegit et voluit sepeliri, omne jus patronatus quarundam ecclesiarum, quod ad nos spectabat, ecclesiae videlicet b. Petri in Brunna et ecclesiarum in Budwice et in Bytes, quod etiam Heynrichs dicitur, contulimus perpetuo possidendum.Boczek. II, 381. Erben 469.
  12. In Wolny’s verdienstvollem Werke „kirchliche Topographie von Mähren“ kommt folgende auf Constantia’s Stiftung zu Tišnowic sich beziehende Angabe vor: In Betreff des Kirchenbaues durch die K. Constantia ist zu bemerken, dass sich bis zur Aufhebung des Stiftes die Sage erhielt, es sei dabei der Königin das Geld ausgegangen und sie habe einen Freisassen aus dem nahen Dorfe Nelepeč angegangen, dazu 1 Schock Groschen beizusteuern, worauf dieser nach Berathung mit seiner Frau am folgenden Tage zwei Körbe voll Geldes zugeführt und dafür nur ein Strickel Waldes (licha) vom Dorfe bis zum Loučkabache sich ausbat. Er und seine Frau wurden in der heil. Geistcapelle der Klosterkirche begraben und bis zur Aufhebung des Stiftes wurde alljährlich nach dem Anniversar der Stifterin für dieselben eine Todtenmesse gelesen. (Originalzeugniss der Äbtissin Concordia vom Jahre 1750.)
  13. Stenzel, Urkunden zur Geschichte des Bisthumes Breslau, 1845, S. 255.
  14. S. Wolny’s kirchliche Topographie, 1. Bd. II. Abtheilung, 346.
  15. Ex Monasterio Tišnow. fer. s. ante fest. s. Galli. – – jakož waší milosti jest swědomo, že nám drži moci naše chudé zaduši (Jan z Pernština), i prosíme twú milost za přímluwu … o naš chudý klášter … milý Pane prosíme pro milého Pána Boha a pro naši sirú spravedlnost rač se twá milost před králowú milostí přimluwiti, aby králowa milost ráčila přikázati panu Pernsteinskému, aby nám naše chudé zbožie prazdna pustil, kteréž jest on za mnoha leta bez práva požiwal, abychme my chudé diewky mohly náš Klášter tiem lépi ozdobiti a naši obžiwnost jmíti etc. etc. (Urk. im Cod. Pernstein. Fol. 33).
  16. Von ihrer Hand ist ein schönes Todtenmessbuch bei der Tišnowicer Localkirche und ein zweites bei der Kirche des Dorfes Aujezd geschrieben (Dr. Joh. Bíly im Morawan 1854, Seite 40).
  17. Zur Vervollständigung dieser historischen Skizze mögen die Namen der Äbtissinnen der Porta coeli, wie sie in gleichzeitigen Urkunden, alten Handschriften und auf Grabsteinen vorkommen, nach Wolny’s Angaben angeführt werden. Im Jahre 1256 Elisabeth; [260] 1257 Katharina v. Rosenberg-Neuhaus, Mitstifterin des Nonnenklosters Frauenthal in Böhmen; 1264 und 1278 Elisabeth II.; 1283 und 1287 Anna; 1293 und 1298 Gertrud (Gutta); 1305 Anna II.; 1309 Bohuslava; 1328 Agnes; 1333 Bohuslava II. († 1336. Grabstein ehemals in der Stiftskirche); 1340 und 1345 Adelheid; Kunegund, † 1365; 1378 Agnes II.; 1406 und 1412 Elisabeth III.; Katharina II.; seit 1412 bis 1447 während der hussitischen Stürme kommt nicht die geringste auf eine Äbtissin jenes Stiftes sich beziehende Andeutung vor. 1447 Elisabeth IV., † 1465 (Grabstein); 1466 Johanna v. Penčin, † 1495 (Grabstein); 1498 Margaretha v. Lomnic, † 1504 (Grabstein); 1508 Katharina v. Kowačow, † 1510 (Grabstein); Benigna v. Baworow, † 1514 (Grabstein); 1516 Apollonia v. Boskowic, † 1540; Elisabeth v. Doubravic, † 1540 (Grabstein); 1541 Kunigund (Kunka) Konicka v. Šwabenic, † 1544 (Grabstein); 1544 Barbara, Konicka v. Šwabenic. † 1559; 1560 Ludmila v. Dubenky, † 1566; 1567 Margaretha Drahanowska v. Penčin; 1572 Elisabeth Březanska v. Paitzelsdorf, † 1582 (Grabstein); 1584 Margaretha Skorberowna (Tišnowska), † 1587; Katharina Scholastica; 1588 Agnes Kutinska v. Kutna, abgesetzt 1599 (unter dieser und den drei vorhergehenden Äbtissinnen Wirren und Unordnungen im Stifte); 1599 Anna v. Kremsier, † 1607 (Grabstein); 1608 Ursula v. Nicolsburg, † 1616; 1617 Kunigund Scheichenbein v. Komořan. † 1624; in demselben Jahre Magdalena Gulda, † 1625; Maria Anna Skrimiřská von Pilsenburg, gewählt 1625, † 1653; Ursula Gamsa, gewählt 1653, † 1688; Theresia Nimiš v. Nimiš, gewählt 1688, † 1713; Benigna Deblin v. Deblin, gewählt 1713, † 1732; 1733 Rosalia Winterschin, † 1738; Beatrix Sazawska, gewählt 1738, † 1749; Maximiliana Scholtz, † 1749; Concordia Hübner, gewählt 1750. † 1763; Cäcilia Fundulus, gewählt 1763, † 1764; Gottharda v. Putrani, † 1766; in demselben Jahre gewählt Sapientia Lojkowa v. Netky. geboren zu Krehleb in Böhmen, starb bald nach der im Jahre 1782 erfolgten Aufhebung des Klosters. — Die zumeist aus den Cistercienser Ordensklöstern Böhmens und Mährens aufgenommenen Pröpste zu Tišnowic sind nicht so vollständig bekannt als die Äbtissinnen; ein Verzeichniss derselben, in so weit es sich zusammenstellen liess, findet man in Wolny’s oft angeführtem Werke, I. Band. 2. Abtheilung, Seite 355.
  18. Durch Constanzia’s Vater, Bela III., wurden die Ansprüche der Könige von Ungarn auf Galizien begründet.
  19. Vergl. Dr. Heider’s mittelalterliche Kunstdenkmale aus Österreich, I, 48. — Der Kreuzgang zu Heiligenkreuz wurde, wie aus Feil’s trefflicher historischer Darstellung hervorgeht, fast gleichzeitig mit jenem zu Tišnowic um das Jahr 1243 erbaut.
  20. Siehe Kunstdenkmale des Mittelalters im Erzherzogthume Niederösterreich von Dr. Eduard Freiherrn v. Sacken, im Jahrbuche der k. k. Central-Commission 1857.
  21. Auch in der Dechanteikirche zu Kauřim, deren Erbauung gleichfalls in die erste Hälfte des XIII. Jahrhunderts fällt, findet man dasselbe schön entwickelte Laubwerk an den Capitälen und Tragsteinen wie zu Tišnowic und in der S. Agnes-Kirche, wie auch den weit vorragenden Pfühl der Säulenbasis, und wie bereits erwähnt wurde, die Blendschilde über den Abacus der Gewölbstützen. Eine genauere Untersuchung der einheimischen Baudenkmale dieser Art dürfte zu interessanten Resultaten und Aufschlüssen über die Entwickelung und Richtung der Kunst des XIII. Jahrhunderts in den nördlichen Kronländern Österreichs führen.
  22. Vergl. Dr. Gust. Heider, Über Thiersymbolik und das Symbol des Löwen in der christl. Kunst, Wien 1849.
  23. Veröffentlicht in dem 4. Hefte des II. Bandes der mittelalterlichen Kunstdenkmale des österr. Kaiserstaates, herausgegeben von Dr. Heider und Prof. v. Eitelberger.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Rrundstäbe