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RE:Ilerda

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
Hauptstadt der iber. Surdaoner
Band IX,1 (1914) S. 999
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Ilerda, auf iberischen Münzen Iltrd (Mon. ling. Iber. nr. 21f.) oder Iltrcescen, also eigentlich Ilterka und Ilterketen, Stadt der Surdaones (Plin. III 24), wohl eines Teiles der Ilergeten, zu denen doch I. dem Namen nach gehört; schon von Avien. (472) genannt, etc. etc.

Nachträge und Berichtigungen

Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Band S III (1918) S. 12071210
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S. 999 zum Art. Ilerda:

Der Name lautet bei den lateinischen Schriftstellern übereinstimmend Ilerda, die Bezeichnung ihrer Einwohner Ilerdenses bei Plinius, ebenso wie in CIL II 4269 (s. u.), vgl. Mon. Germ., Chron. min. II 25 (142) = 301: Ilerdensi urbe; abweichend ist nur die hsl. Schreibung Hilerda (Lucan., Auson., Oros. mit Mon. Germ. Auct. antiquiss. II 274, 19f.) mit der häufigen, volkstümlichen, aber verkehrten Aspiration. Griechische Schriftsteller schreiben Ἰλέρδα mit Akkusativ Ἰλέρδαν (Strab. Ptolem.), ebenso Cass. Dio XLI 20, 1: Ἰλέρδαν (hergestellt statt der Lesung des Laurentianus λέρδαν, Rob. Steph. ed. princ.: εἰλέρδαν; vgl. Ausg. von Boissevain II 13) und 22, 1: Ἰλέρδᾳ (Dativ). Polyaen. VIII 23, 28. Steph. Byz.: Iλeρδα (Ἰλερδά) mit willkürlich gebildetem Ethnikon Ἰλερδίτης oder Ἰλέρτη (Appian.: ἀμφὶ πόλιν Ἰλέρτην). Nach Strab. III 4, 10 (C 161) und Ptolem. II 6, 67 war es eine Stadt des hispanisch-iberischen Volksstammes der Ιlergetes (o. Bd. IX S. 999), während Plin. n. h. III 24 (Ilerdenses Surdaonum gentis iuxta quos Sicoris fluvius) einen anderen Volksstamm nennt, dessen Name anklingt an den Namen der iberischen Sordones auf der Nordostseite der Pyrenäen (Kiepert FOA XXVII Bmn und XXV Mi). Daß die Stadt I. am Fluß Sicoris (jetzt Segre) lag, besagen, außer Plinius, Caesar, Lucanus, Dio Cassius, Ausonius. Strabon macht auch Angaben über die Entfernungen der Stadt I. vom Iberus (Ebro), von Tarraco und von Osca. Eine Schilderung der Gegend bieten insbesondere Caesar und der aus Hispanien stammende Dichter Lucanus, aber auch sonst finden sich Anspielungen auf die hohe Lage der Stadt über dem Fluß. – Sallustius nannte die Stadt hist. (frg. I 72 cd. Dietsch). Fraglich ist die Lesung Ilerda bei Avien. or. marit. 475: prima [1208] eorum (= Iberorum) civitas I. surgit, s. Voss, ad Mel. 189, der dafür Idera (= Δηρά Steph. Byz.) einsetzen will.

Der Name der Stadt ist hauptsächlich bekannt und genannt worden infolge der kriegerischen Ereignisse im ersten Jahre des Bürgerkrieges 705 der Stadt = 49 v. Chr., wo bei I. Caesar das Heer der Legaten des Pompeius, Afranius und Petreius, bekämpfte und zur Ergebung zwang. Diese Ereignisse hat Caesar selbst geschildert bell. civ. I 37ff., wo das oppidum Ilerda mit oder ohne Namen häufig genannt wird, auch II 17, 4 (s. Ausg. von Dinter Index II 159f.); sie sind auch erwähnt oder beschrieben bei Strab. a. a. O. Liv. epit. 110. Lucan. IV (I. wird genannt IV 13. 144. 261). Frontin. strat. II 5, 38. 13, 6. Suet. I (Div. Iul.) 75. Flor. II 13 (IV 2) 26ff. Appian. bell. civ. II 42 (Vell. II 50, 4. Plut. Pomp. 63; Caes. 36. Eutrop. VI 20, 2 und Oros. VI 15, 6 nennen den Namen I. nicht); vgl. o. Bd. I S. 711. Fischer Röm. Zeittafeln 273. Peter Gesch. Roms II² 313ff. Mommsen R. G. III10 395ff. u. a. Auch Sil. Punic. III 359 (quae Dardanios post vidit, Ilerda, furores) und XVI 475 (Sicoris proles bellacis Ilerdae) spielt auf jenen Krieg an.

Aber schon früher, im Krieg des Sertorius hatte I. eine Rolle gespielt, s. Strab. a. a. O. (nach Nennung von I. und anderen Städten: ἐν δὲ ταῖς πόλεσι ταύταις ἐπολέμει τὸ τελεταίον Σερτώριος usw.), und Oros. V 23, 4 nennt das oppidum I. als Zufluchtsort des L. Manlius nach dessen Besiegung durch Hirtuleius (J. 675 d. St. = 79 v. Chr.); vgl. o. Bd. VIII S. 1962. Fischer a. a. O. 192. Mommsen R. G. III10 21. 35.

Außerdem nennt auch Horat. epist. I in dem an das Buch vor seinem Erscheinen gerichteten Schlußgedicht (20, 13), neben der afrikanischen Stadt Utica, I. als Ort, wohin das Buch zur Strafe für seine Gelüste nach Veröffentlichung schließlich Gefahr laufe, verschickt zu werden (aut tineas pasces taciturnus inertes aut fugies Uticam aut vinctus mitteris Ilerdam).

Plin. n. h. III 24 (s. o.) führt I. unter den Gemeinden (populi) mit römischem Bürgerrecht im Gerichtssprengel (Conventus) von Caesaraugusta (Saragossa) auf. Die Erhebung zum Municipium verdankte die Stadt dem Kaiser Augustus, was sich aus den Verzeichnissen des Plinius ergibt, wie aus den Münzen des Augustus mit der Beischrift municipium (abgekürzt: mun., munic., municip.) Ilerda, Eckhel Doctr. numm. 151. Cohen I² 157 nr. 708–712 (vermutlich seit J. 727 d. St. = 27 v. Chr., vgl. Kubitschek Imp. Rom. tributim discr. 195, wo auf Heiss Monn. ant. de l’Espagne 137f. verwiesen ist). Hübner Mon. ling. Iber. 36 nr. 30 a.

Mit dem Conventus Caesaraugustanus gehörte I. zur Provinz Hispania Tarraconensis oder citerior. In der Provinzialhauptstadt Tarraco haben die Bürger von I. einem ihrer Mitbürger, der durch kaiserliche Gnade in den Ritterstand erhoben war, ein Standbild mit folgender Inschrift gesetzt, CIL II 4269 (Dessau 6942): M. Fabio M. f. Gal(eria tribu) Paulino, equo publico donato ab lmp(eratore) Caes(are) Hadriano Aug(usto), Ilerdenses civi optimo, ob plurimas liberalitat(es) in rem publicum) suam, loco a provincia [imp]etrato, posuerunt d(ecreto) d(ecurionum). Aus der Inschrift [1209] ergibt sich auch, daß die Gemeinde I. der Tribus Galeria zugeteilt war (Kubitschek a. a. O. 195, vgl. 167f.). Bestätigt wird diese Tatsache durch zwei Inschriften von Lerida, welche Stadt an der Stelle des alten I. liegt (CIL II Suppl. Tab. II Fs); es sind durch die Ehefrauen gesetzte Grabschriften von Würdenträgern der Gemeinde, welche beide die nämlichen Ehrenämter bekleidet hatten, denn jeder war aed(ilis), IIvir, flam(en) gewesen, CIL II 3010 und (Suppl.) 5848. In Lerida sind außerdem nur noch wenige Steininschriften gefunden, darunter mehrere Grabschriften, aber auch die Meilensteine CIL II 4924 und 4926–4928.

Zu den Straßen, welche I. berührten, vgl. CIL II p. 651 (IX) und Suppl. p. 998. I. war Straßenknotenpunkt (Kiepert FOA XXVII Cl), wenn auch das Kursbuch (von der Kurskarte, Tab. Peut., fehlt Hispanien fast vollständig), Itin. Ant. Aug. nur eine Straße bezeugt für den Reiseweg von Gallien über die östlichen Pyrenäen nach Hispanien über Barcino, Tarraco, Ilerda, Osca, Caesaraugusta bis Ad Leg(ionem) VII Geminam (391, 2) und für die Reise von Asturica über Caesaraugusta und Ilerda nach Tarraco (452, 2). Vgl. Miller Itin. Rom. 157 (der irrig Erhebung von I. zur Kolonie angibt).

In der Gedichtsammlung des Ausonius nennen dieser selbst sowie sein Zögling Pontius Paulinus (später Bischof von Nola) mehrmals I. In der Commemoratio professorum Burdigalensium (Prof.) 24 ed. Schenkl p. 70 (Mon. Germ., Auct. Antiquiss. V 2) = 23 ed. Peiper p. 69 nennt Ausonius die, zumal im Gegensatz zur Weltstadt Burdigala-Bordeaux recht kleine Stadt als Aufenthaltsort des Rechtsanwalts und Rhetors Dynamius (mit Decknamen Flavinus) aus Burdigala (crimine adulterii quem saucia fama fugavit, parvula quem latebris fovit Ilerda suis; Dynamius hatte hier eine reiche Hispanierin geheiratet und war, später nach Burdigala zurückgerufen, bald wieder nach I. zurückgekehrt, wo er starb). An den anderen Stellen ist I. erwähnt in Verbindung mit Calagurris und Bilbilis (Kiepert FOA XXVII Bh und Ci. CIL II Suppl. Tab. II Dno und Fo), Epist. 24 ed. Schenkl p. 189 = 29 ed. Peiper p. 288, Ausonius an Paulinus, v. 58f.: aut quae deiectis iuga per scruposa ruinis arida torrentem Sicorim despectat Ilerda, sowie Epist. 31, Antwort des Paulinus an Ausonius, p. 302 ed. Peiper = Paulini epist. 10, v. 224 (collem iacentis Ilerdae) und 231.

Die alte Stadt lag auf der Höhe des 70 m über dem Flußspiegel sich erhebenden Schloßberges (Zitadelle), während die heutige Stadt Lerida die Enge zwischen Berg und Fluß Segre füllt; die vom linken Ufer des Segre zur Stadt führende Steinbrücke ist auf den Pfeilern einer römischen Brücke im J. 1727 wieder aufgebaut, R. Schneider Ilerda (1886) 10f. mit Kärtchen und Ansicht.

Hübner CIG II (1869) p. 408f. (Add. p. 710) und Suppl. (1892) p. 940 mit Index p. 1146 (I.) und 1214 (Lerida). Mon. ling. Iber. (1893) 233; in Ephem. epigr. VIII (1899) 430f. und IX 1 (1903) 120 sind keine Nachträge zu I. aufgeführt. C. Müller Ausg. des Ptolemaios I 1 p. 193f. De Vit Onomasticon III 524. – Zu dem Ausfall der iberischen Vorsilbe I- im heutigen Namen der [1210] Stadt Lerida vgl. den Art. Igabrum (heute Cabra); zum Einschub eines Vokals zwischen zwei Konsonanten vgl. Diez Gramm. roman. Spr. I³ 303 = ⁵248f.

Über Münzen von I. s. Heiss Monn. ant. de l’Esp. (1870) 133ff. mit Abb. Taf. IXf. Delgado Nuevo método de clasif. de las medallas autón. de España III (1879) 275ff. mit Taf. CXLIXf. Hübner Mon. ling. Iber. 36f. nr. 30. Außer den oben herangezogenen röm. Münzen des Augustus gibt es ältere mit iberischen Beischriften, wohl seit dem 3. vorchr. Jhdt. geschlagen: Iberische Beischriften nennen den Namen der Stadt iltrd, manchmal auf Nachbildungen von Geldstücken der griechischen Kolonie Massalia (neben der Aufschrift MA), andere iberische Aufschriften lauten: iltrdšalirin, wo also I. verbunden erscheint mit einem unbekannten Stamme der Salirin(enses), mit welchem Salauri(s) bei Avien. or. marit. 513 verglichen wird.

Vibius Sequester, wie der väterliche Schulmeister benannt ist, führt in seinem aus Dichtern zusammengestellten geographischen Verzeichnis unter den Flüssen auch auf (Geogr. Lat. min. coll. Riese 149): Ilerda Hispaniae a quo Ilerda. Gleichnamigkeit von Flüssen und Städten ist zwar häufig (vgl. für iberische Namen Hübner Mon. ling. Iber. p. XCI und u., Art. Iliberri Nr. 3; für das keltische Sprach- und Kulturgebiet vgl. die Namen Mosa, Moenus, Nida, Saravus usw., Lothr. Jahrb. 1897 IX 171, 2). Doch beruht jene Angabe wohl auf Mißverständnis des Lucanus. Denn auch die unter demselben Buchstaben I aufgeführten, durch andere Zeugnisse nicht beglaubigten Flüsse Isamnus Dyrrachi, ab Idano castello dictus und Inachus Thessaliae sind wahrscheinlich beide auf Mißverständnis zurückzuführen, der letztere nach Ovid. met. I 583.

Zur Namenbildung I. vergleicht Hübner Mon. ling. Iber. p. CI, vgl. p. LXXXVII: Boterdus (oder -um, Martial., s. o. Bd. III S. 792) und Osicerda (CIL II 4241. 4267, vgl. Hübner Mon. ling. Iber. p. 42 zu nr. 36 und p. 238), auch in Nord-Afrika, CIL VIII 4440: Matricerda.

[Keune. ]
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Band R (1980) S. 132
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Ilerda

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