Die italienischen Schulen. II. Die Italiener bis zum Ende des XVI. Jahrhunderts. (Woermann 1887)
A. Die florentinische Schule.
Nach Michelangelo Buonarroti.
Geb. den 6. März 1475 (1474 nach altflorentinischer Zeitrechnung) in dem toscanischen Städtchen Caprese, gest. am 19. Februar 1563 in Rom. Schüler Domenico Ghirlandajo’s, entwickelte sich aber selbständig zu dem die Welt mit seiner Subjectivität beherrschenden Grossmeister des XVI. Jahrhunderts. Thätig vornehmlich in Florenz und in Rom.
Leda mit dem Schwane. 71. (49.) B 1.
Halbaufgerichtet, nach links blickend, liegt die nackte Königstochter unter grünem Schilfe im blumigen Rasen. Ihren Rücken stützt eine mit weissem Linnen behängte Lehne. Als Unterlage dient ein rotes Tuch. Der Hals des Schwanes ruht zwischen ihren Brüsten. Sein Schnabel berührt küssend ihre Lippen. Links im Hintergrunde ein See.
Eichenholz; h. 1,22; br. 1,82½. – 1723 aus der Sammlung Wrzowecz in Prag. – Dieses wichtige Bild geht unzweifelhaft auf Michelangelo’s berühmtes Gemälde der Leda zurück, dessen Original sich vielleicht im Magazin der Londoner National-Gallery befindet. Man vergl. des Verfassers Aufsatz im Repertor. VIII, 1885 S. 405–410. Unser Bild, dessen Hintergrund selbständig von dem Copisten hinzugefügt ist, zeigt die Hand eines Niederländers der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts, welcher, der Modellirung nach zu schliessen, wie schon H. bemerkte, P. P. Rubens selbst sein könnte. Dieser könnte das Original, welches sich um 1620 in Fontainebleau befand, allerdings damals dort copirt haben. – Phot. Braun IX, 5.
Die Geisselung Christi. 72. (51.) 32 c.
In der Mitte eines Renaissance-Palasthofes ist der Heiland an die Säule gebunden. Der Geissler links neben ihm ist von vorn, der halb nackte rechts von hinten gesehen. Hinter diesen noch zwei andere Schergen.
Pappelholz; h. 0,58½; br. 0,42½. – Inv. 1722 B, 154. Aus der Kunstkammer in die Prinzliche Kapelle, später zur Galerie. Das Original ist von der Hand Sebastiano del Piombo’s in der Kirche San Pietro in Montorio zu Rom in Oel auf die Mauer gemalt. Dass Michelangelo dem Meister die Zeichnungen zu der ganzen dortigen Bilderfolge geliefert, berichtet Vasari (Ed. Mil. V. p. 569).
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Heilige Familie. 73. (52.) 32 a.
Die Madonna sitzt vor einem grünen Vorhang, neben dem man rechts in ein Stückchen Landschaft blickt, auf einer Steinbank und hält ein offenes Buch in ihrer gesenkten Rechten. Das Christkind liegt schlummernd rechts neben ihr auf der Bank; sein Köpfchen ruht auf ihrem Schoose. Links lauscht der kleine Johannes, indem er den rechten Zeigefinger an die Lippen legt; rechts Joseph in frommer Betrachtung.
Kupfer; h. 0.19; br. 0,14½. – 1740 durch v. Heinecken aus Hamburg. – Dass die Composition auf Michelangelo zurückgeht, beweist der Stich von G. B. de Cavalleriis (zweite Hälfte des XVI. Jahrhunderts) mit der Inschrift: Michaelis angeli bonaroti inventor. Der Stich ist wahrscheinlich nach einer Zeichnung des Meisters gefertigt, unser Bild nach dem Stiche, nach unserem Bilde aber der moderne Stich von Franz Adam Schroeder, einem Schüler Steinla’s (nicht von Friedrich Schröder, wie Andresen, II, 1873. S. 473, 1. angiebt). Die unter Marcello Venusti’s Namen gehende „Madonna mit dem Buch“ der Galerie Borghese in Rom ist anders angeordnet.[WS 1]
Verbrennung eines Ketzers. 74. (50.) C. 3.
Er ist nackt mit Ketten an Händen und Füssen an den Baumstamm vor einer Ruinenlandschaft gefesselt. Die brennenden Scheite liegen unter seinen Füssen.
Leinwand; h. 1,86½; br. 0,97½. – 1749 aus der Kaiserl. Galerie zu Prag. – Der Inquisitionsspruch FVMO PEREAT QUI FVMVM VENDIDIT unten auf dem Bilde lässt keinen Zweifel daran, dass es sich um eine Ketzerverbrennung handelt. Merkwürdigerweise ist die Gestalt jedoch aus der Seligenseite von Michelangelo’s „Jüngstem Gerichte“ copirt. Der Urheber ist unbekannt.
Franciabigio.
Fr. di Cristofano, gen. Franciabigio, geb. zu Florenz 1482, gest. den 24. Januar 1525. Ursprünglich Genosse Andrea del Sarto’s. Später von diesem so beeinflusst, dass er, obgleich er der ältere ist, fast als dessen Schüler erscheint. Thätig zumeist in Florenz.
Der Uriasbrief. 75. (53.) 3 b.
Links das Haus des Urias, vor dem in rotmarmornem Bassin Bathseba von ihren nackten Dienerinnen gebadet wird. Urias schläft im Freien auf der Balustrade im Mittelgrunde. Rechts der Palast David’s, von dessen Söller er hinüberblickt zu den Frauen. In der Halle darunter speist Urias mit David und seinem Gefolge. Rechts vor der Thür empfängt Urias den Brief. Von Reitknechten gehalten, harrt sein Ross vorn in der Mitte. Im Hintergrunde links das Kriegslager. Ueberall zahlreiche Nebenfiguren. Bez. l. u. A. S. MDXXIII. und:
Ital. Pappelholz; h. 0,85; br. 1.72. – Inv. Guarienti (vor 1753) N. 95. − 1750 aus der Sammlung des Marchese Suares in Florenz. – Auch durch Vasari (V, p. 196−197) beglaubigt. Hauptbild des Meisters. – Phot. Braun II, 4. – Phot. Ges.
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Andrea del Sarto.
Andrea Angoli (d’Angelo). gen. del Sarto. Geb. zu Florenz den 16. Juli 1486, gest. daselbst den 22. Januar 1531. Schüler des Piero di Cosimo. Unter dem Einflusse Fra Bartolommeo’s und Leonardo da Vinci’s zu einem der freiesten und grössten Florentiner der Blütezeit des Cinquecento entwickelt. Thätig zumeist in Florenz; doch auch in Frankreich. Aus der Luft gegriffen war der Familienname Vannucchi, der ihm früher beigelegt wurde.
Die Verlobung der heil. Katharina. 76. (55.) D 4.
Die Madonna thront unter einem Baldachin, den zwei Engelknäbchen emporheben. Links vorn kniet die heil. Katharina, welcher der Jesusknabe den Ring an den Finger steckt, rechts die heil. Margaretha, den Drachen zu ihren Füssen. Auf der untersten Thronstufe, vorn in der Mitte, kost der kleine Johannes mit dem Lamme. Bez. l. u. mit nebenstehend. Monogramme.
Ital. Pappelholz; h. 1,67; br. 1,22. – 1749 aus der Kaiserl. Gal. zu Prag. – Frühes Bild des Meisters; nach Lerm. S. 236 zwischen 1512 und 1515 entstanden. – Phot. Braun II. 5.
Abrahams Opfer. 77. (56.) D 3.
Isaak steht nackt, mit dem linken Knie bereits auf dem Altare, im Vordergrunde. Abraham hält mit seiner Linken die Hände seines Sohnes auf dessen Rücken fest und holt mit dem Messer in der Rechten bereits zum tötlichen Streiche aus. Links vorn liegen die Kleider Isaak’s. Links im Mittelgrunde hängt der Widder in den Dornen. Rechts von oben schwebt der Engel herab, der Abraham Einhalt gebietet. Rechts im Mittelgrunde harrt ein Knecht neben dem Esel. Bez. r. u. mit obigem Monogramme.
Ital. Pappelholz; h. 2,13; br. 1,59. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – Nach Vasari (V. p. 50–51) ursprünglich im Auftrage G. B. della Palla’s um 1530 für König Franz I. von Frankreich gemalt, aber nicht abgeliefert und nach des Meisters Tode von Filippo Strozzi erworben, der es dem Alfonso Davalos, Marchese del Vasto, schenkte. Später war das Bild in der Tribune der Uffizien-Galerie zu Florenz; doch wurde es, ausgetauscht gegen Correggio’s „Ruhe auf der Flucht“, in die Modeneser Galerie versetzt. Die kleinere Wiederholung, von der Vasari berichtet (a. a. O. p. 52), dass Andrea sie für Paolo da Terrarossa gemalt habe, befindet sich im Madrider Museum. So auch Lerm. S. 256–257. Madrazo’s grosser Madrider Katalog [54] von 1872, S. 203. übersieht, dass Vasari beider Bilder gedenkt. Gest. von L. Surugue père ☼ 1, 8. - Phot. Braun VIII, 4. – Phot. Ges.
Nach Andrea del Sarto.
Die heil. Katharina. 78. (60.) B 2.
Sie kniet nach rechts auf schwarzem Grunde, mit der rechten Hand auf’s Rad gestützt.
Leinwand; h. 1,43½; br. 0,63½. − 1856 aus dem Vorrat. – Die Originale zu diesem Bilde und dem folgenden, seinem Gegenstücke, bildeten ursprünglich Bestandteile eines fünfteiligen Altarwerkes, welches Andrea für eine Kirche in Pisa gemalt hatte (Vasari V, p. 44). Später wurden die Teile auseinandergenommen und einzeln im Chor des Domes zu Pisa aufgehängt, wo sie sich noch befinden.
Die heil. Margaretha. 79. (61.) B 2.
Nach links, auf schwarzem Grunde. Knieend hält sie ein Kreuz in der Rechten und deutet mit der Linken auf den Drachen zu ihren Füssen.
Leinwand; h. 1,43; br. 0,63½. – 1856 aus dem Vorrat. – Gegenstück zum vorigen. Vergl. die Bemerkungen zu diesem.
Francesco Ubertini.
Geb. zu Florenz den 1. März 1494, gest. daselbst den 5. October 1557. Ursprünglich Schüler Perugino’s. Später durch den Einfluss Andrea del Sarto’s weitergebildet. Thätig zu Florenz.[WS 2]
Das Leichenschiessen. 80. (54.) 3 b.
Eine alte, besonders in deutschen Kupferstichen oft dargestellte Sage der „Gesta Romanorum“ cap. 45 (Kunstblatt 1851 S. 294) berichtet von drei Königssöhnen, die verabredet hatten, mit Pfeilen nach der Leiche ihres Vaters zu schiessen; wer seinem Herzen zunächst träfe, solle sein Reich erben. Nachdem die beiden älteren Söhne geschossen, weigerte der jüngste sich, ein Gleiches zu thun; der Richter aber erklärte, dass dieser zunächst dem Herzen des Vaters getroffen habe und Erbe des Reiches sei. In der Mitte des Mittelgrundes steht, von zahlreichem Gefolge umdrängt, der Richter in der Vorhalle des Palastes. Links ist die Leiche des Königs an einen Baum gehängt, umgeben von Zuschauergruppen. Rechts bewegen sich die drei Schützen unter zahlreichem Volke. Der älteste, am weitesten rechts, in rotem Rock und grauem Ueberrock, hat den Pfeil abgeschossen, der bereits in der Brust der Leiche steckt. Der zweite, weiter nach der Mitte, in roten Beinlingen und weissem Hemde, mit blossen Armen, legt gerade an. Der jüngste, in der Mitte des Bildes, im gelben Rocke, hat Bogen und Pfeil von sich geworfen und ist in die Knie gesunken.
[55] Ital. Pappelholz; h. 0.84; br. 1,95. – 1750 vom Marchese Suares in Florenz. – Inv. 1754 I, 151 als Franciabigio und als Marter des h. Sebastian, in dessen Legende sich jedoch keine Anhaltspunkte zur Erklärung der Handlung finden. Nach den Herausgebern der Florentiner Ausgabe des Vasari von 1771 gehörte dieses Bild zu den Darstellungen, welche Ubertini (nach Vasari III, p. 592) für Giov. M. Benintendi in Florenz gemalt hatte. – Phot. Braun XIV, 1 und Phot. Ges.
Angelo Bronzino.
Angelo di Cosimo, gen. Angelo Bronzino. Geb. in Monticelli bei Florenz um 1502, gest. zu Florenz den 23. November 1572. Schüler Raffaellino del Garbo’s und Jac. da Puntormo’s, weitergebildet durch’s Studium Michelangelo’s. Florentinischer Akademiker. Thätig hauptsächlich in Florenz; am bedeutendsten als Bildnissmaler.
Bildniss des Grossherzogs Cosmo I. von Florenz. 81. (63.) 3 a.
Brustbild ohne Hände auf dunklem Grunde, fast von vorn. Sein Haupt ist unbedeckt, sein Bart kurz geschnitten. Bez.: COSMVS MED. FLOR. ET SENARVM DVX II. (Als Herzog war er der zweite, als Grossherzog der erste.)
Ital. Pappelholz; h. 0.58½; br. 0,44½. – Inv. Guarienti (vor 1753) N. 105. – Phot. Ges.
Bildniss der Grossherzogin Eleonora. 82. (64.) 3 b.
Gemahlin des vorigen und Tochter des Don Pedro de Toledo, Vicekönigs von Neapel. Brustbild, fast von vorn, auf schwarzem Grunde. Sie trägt ein gesticktes, vorn offenes Kleid, ein Perlenhalsband über einem Spitzenhemd, ein Haarnetz und reiches Ohrgehänge.
Ital. Pappelholz; h. 0,39; br. 0.29. – Inventar 1754, I. 128. – Phot. Braun VIII, 5 und Phot. Ges.
Giorgio Vasari.
Geb. zu Arezzo den 30. Juli 1511. gest. den 27. Juni 1574. Schüler Michelangelo’s und Andrea del Sarto’s in Florenz. Weitergebildet durch Copiren der Gemälde Michelangelo’s und Raphael’s in Rom. Architekt und Maler. Hauptmeister des auf der Nachahmung der älteren Cinquecentisten beruhenden Manierismus. Verfasser der berühmten Künstlerbiographien. Thätig hauptsächlich in Arezzo, Florenz und Rom.
Pietas. 83. (66.) 35 d.
Links im Mittelrund sitzt Maria unter finsterem Gemäuer. Der Leichnam des Heilandes ruht an ihren Knieen. Magdalena kniet zu seinen Füssen. Rechts Landschaft. – In den vier [56] zwickelartigen Ecken die vier Evangelisten: oben links Johannes, rechts Matthäus; unten links Lucas, rechts Marcus.
Nussbaumholz; h. 0,41; br. 0.28½. – 1749 durch Siegmund Striebel aus Rom.
Carlo Portelli.
Geb. zu Loro im Valdarno, begraben zu Florenz den 15. October 1574. Schüler Ridolfo Ghirlandajo’s. Mitglied der florentinischen Akademie. Hauptsächlich thätig in Florenz.
Moses am Sinai. 84. (62.) 3 b.
Der Berg Sinai ragt in der Mitte des Mittelgrundes. Hier empfängt Moses die Gesetzestafeln. Vorn, am Fusse des Berges das Volk Israel in stark bewegten Gruppen. Links das goldene Kalb. Rechts wirft Moses erzürnt die Gesetzestafeln zur Erde. Ganz vorn und rechts entsetzte Gruppen von Frauen und Kindern.
Ital. Pappelholz; h. 1,39; br. 0,99½. – Invent. 1754, I 197, als „autore incerto“. Später dem Angelo Bronzino zugeschrieben, mit dessen Formengebung sich die seinige jedoch nicht deckt. Dass in Wirklichkeit Carlo Portelli, Bronzino’s Zeitgenosse, der Urheber sei, bemerkte dem Verfasser zuerst Herr Dr. Gust. Frizzoni in Florenz und bestätigte ihm der Vergleich mit dem durch die Namensinschrift und durch Vasari (VI p. 548) beglaubigten „Martyrium des heil. Romulus“. dieses Meisters in S. Maria Maddalena dei Pazzi in Florenz. – Phot. Braun IX, 6.
Francesco Salviati.
Fr. de’ Rossi, gen. Fr. Salviati, geb. zu Florenz 1510, gest. daselbst den 11. Nov. 1563, Freund und Nachahmer Vasari’s, erhielt seinen Beinamen von seinem Gönner, dem Cardinal Salviati. Thätig hauptsächlich in Florenz und Rom, doch auch in Paris und Venedig.
Maria mit dem Kinde und Heiligen. 85. (67.) 3 b.
Schwarzer Grund. Maria sitzt auf dem Erdboden, mit den Armen, in denen sie das sie umhalsende Kind hält, nach links, mit dem Kopfe nach rechts gewendet, wo eine jugendliche weibliche Heilige mit Buch und Palmenzweig sitzt. Hinter dieser ein zweiter jugendlicher Kopf. Links zwei bärtige Heilige.
Leinwand; h. 1,33; br. 0,94. – 1743 durch Algarotti aus Venedig. – Bisher als unbekannt und als unbekannter Herkunft. – Da das Bild indessen den Stil Fr. Salviati’s trägt, da ferner Algarotti vom 19. Juli 1743 schreibt, er habe eine Madonna mit Heiligen und Engeln dieses Meisters für die Dresdener Galerie erworben, und da er hinzufügt, das Bild habe durch die Zeit gelitten (was bei dem unseren der Fall ist), so scheint es, dass Algarotti die beiden Jugendlichen Gestalten rechts für Engel angesehen habe und dass unser Bild das durch ihn erworbene sei.
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Giuseppe Salviati.
Gius. Porta, gen. Gius. Salviati, geb. zu Castelnuovo di Garfagnana um 1520, gest. zu Venedig um 1575, war Schüler des Fr. Salviati, dessen Beiname daher auch auf ihn übertragen wurde. Thätig zumeist in Rom und Venedig; gleichwohl, wie schon Lanzi hervorhob, seinem Kunstcharakter nach im wesentlichen Florentiner geblieben.
Christus von Engeln beweint. 86. (352.) 5 b.
Ueber weissem Linnen am Rande des Grabes lehnt der Leichnam des Herrn. Der Engel links an seinem Haupte trägt ein blaues, derjenige rechts zu seinen Füssen, welcher die herabhängende Linke küsst, ein rotes, der in der Mitte, welcher weinend die Hände ringt, ein grünes Gewand.
Leinwand; h. 1.08½; br. 0,87. – 1742 aus der Sammlung Carignan in Paris. – Vom alten Dresdener Galeriewerk (II, 1757 , Text p. XV) und neuerdings von Lermolieff (S. 228) als Werk Giuseppe Salviati’s anerkannt; dagegen im Inv. Guarienti N. 271 und im Inv. 1754 I 248 als Werk Francesco Salviati’s bezeichnet. Die Verwandtschaft mit dem von uns diesem Meister zugeschriebenen Bilde N. 85 tritt deutlich genug hervor, um mindestens den Schulzusammenhang ausser Zweifel zu stellen. – Gestochen von P. Tanjé ☼ II, 12. – Phot. Ges.
Battista Naldini.
Geb. zu Fiesole 1537, begraben zu Florenz den 18. Februar 1590 (Vasari, ed. Mil. VII p. 610 Anm.). Schüler Pontormo’s. Thätig in Florenz und längere Zeit in Rom.
Die Anbetung der Hirten. 87. (68.) B 3.
Rechts der Stall in römischer Ruine, links die Landschaft, über welcher am nächtlichen Himmel die Engelchöre erscheinen. Vorn in der Mitte liegt das Kind. Mit anbetend erhobenen Händen knieet Maria hinter ihm. Links und rechts vorn aber knieen die Hirten.
Ital. Pappelholz; h. 0,81½; br. 0,63½. – 1738 durch Rossi aus Italien als Werk Raphael’s. Doch schon im Inv. 1754, I 386 als „Scuola Fiorentina“. Gegenstück zum folgenden.
Die Anbetung der Könige. 88. (69.) B 3.
Maria sitzt mit dem Kinde rechts unter Säulenruinen. Links nahen die Könige mit ihrem Gefolge. Der älteste König ist anbetend niedergesunken. Rechts vorn ein Säulenschaft und ein korintisches Capitäl.
Ital. Pappelholz; h. 0,81; br. 0,63½. – Gegenstück zum vorigen; doch erst drei Jahre später, 1741, durch Rossi aus Italien.
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Unbestimmte Florentiner. Ende des XVI. Jahrhunderts.
Magdalena. 89. (41.) 3 a.
Brustbild ohne Hände auf grauem Grunde. Kenntlich ist die Heilige an ihrem Salbgefässe.
Ital. Pappelholz; h. 0,63; br. 0,47½. – 1857[WS 3] aus Steinla’s Sammlung. Bei H. als Schule Leonardo’s, der das Bild doch nur mittelbar angehört. – Phot. Ges.
Maria bei Elisabeth. 90. (59.) R 9.
Maria kommt von links. Ihr folgen ein bärtiger Mann und zwei Frauen. Elisabeth kommt von rechts aus ihrem Hause, auf dessen Treppenstufe eine Dienerin steht.
Leinwand; h. 0,60½; br. 0,50½. – Nach H., der das Bild unter den angeblichen Werken Andrea del Sarto’s verzeichnete, wäre es 1742 als Werk Francesco Vanni’s durch Le Leu in Paris für 1500 Livres erworben. Da diese Angabe nicht bestätigt werden konnte, bei der Unbedeutendheit des Bildes auch unwahrscheinlich ist, so scheint es eher der von Venturi S. 355 erwähnte „Besuch der Frauen“ von unbekannter Hand („d’autore ignoto“) der Galerie von Modena und mit dieser Sammlung 1746 nach Dresden gekommen zu sein. Die Maasse stimmen hierzu. In der That kann es keinem namhaften Meister zugeschrieben werden.
B. Die sienesische Schule.
Francesco Vanni.
Geb. zu Siena 1563, gest. daselbst den 26. October 1610 (nach Baglione), oder geb. 1565, gest. den 25. October 1609 (nach Baldinucci). Stiefsohn und Schüler des Arcangelo Salimbeni in Siena. Thätig zumeist in seiner Vaterstadt.
Heilige Familie. 91. (70.) 32 b.
Maria sitzt in der Mitte der reichen Landschaft. Elisabeth kniet rechts und führt ihren kleinen Johannes dem Jesusknaben zu, der ihm beide Arme entgegenstreckt. Links sitzt Joseph, auf seinen Stab gestützt.
Leinwand; h. 1,25; br. 1,04½. – Inventar Guarienti (vor 1753) N. 67. – Gestochen von P. E. Moitte ☼ I, 25.
Unbestimmter Meister. Mitte des XVI. Jahrhunderts.
Heilige Familie. 92. (87.) 32 a.
Kniestück. Maria mit dem Kinde, welches sich mit segnend erhobener Rechten, in der Linken einen Blumenstrauss, dem links unten zum Vorschein kommenden kleinen Johannes zuwendet, während Joseph rechts herüberblickt. Links Landschaft. Rechts Mauerhintergrund.
[59] Ital. Pappelholz; h. 0.71½; br. 0,56½. − Zuerst im Katalog von 1835. – Nach H. 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena und „Schule des Raphael“ . Doch lässt sich die Herkunft aus Modena nicht nachweisen und gehört das Bild sicher der toscanischen, nach unserer, zuerst von W. v. Seidlitz vertretenen Ansicht eher der sienesischen als der florentinischen Schule an. − Vergl. Lerm. S. 249. – Phot. Ges.
C. Die römische Schule.
Raffaello Santi.
In der Regel nur Raphael genannt. Geb. zu Urbino den 6. April 1483, gest. zu Rom den 6. April 1520. Schüler seines Vaters Giovanni Santi zu Urbino und Pietro Perugino’s zu Perugia. Weitergebildet in Florenz unter dem Einflusse Leonardo da Vinci’s und Fra Bartolommeo’s, in Rom eine Zeitlang unter dem Einflusse Michelangelo’s. Thätig bis 1508 hauptsachlich in Urbino, Perugia und Florenz, seit 1508 in Rom, wo er das Haupt der römischen Malerschule wurde.
Die Sixtinische Madonna. 93. (80.) A 1.
Maria schwebt in ganzer Gestalt auf weissen Wolken in goldduftiger Glorie von Engelsköpfen. Der nackte Jesusknabe thront auf ihrem rechten Arme. Beide blicken den Beschauer gerade von vorn mit ernsten, grossen Augen an. Zu ihren Füssen knieen zwei verehrende Heiligengestalten auf den Wolken: links der heil. Papst Sixtus II., der die dreifache Krone vorn auf die Brüstung niedergelegt hat und entzückt zur Muttergottes emporblickt; rechts die demütig zur Seite blickende heil. Barbara, welche an dem Turm zu ihrer Rechten kenntlich ist. Vorn in der Mitte hängen zwei Engelknaben an der Balustrade und schauen neugierig zu der himmlischen Erscheinung empor. Ein grüner Vorhang schliesst oben, wie die Balustrade unten, die Vision von der Erdenwelt ab.
Leinwand; h. 2,65; br. 1,96. – 1753 durch den Maler Carlo Cesare Giovannini für 20,000 Dukaten (etwa 180,000 Mark) aus der Kirche San Sisto zu Piacenza. – Nach Vasari (Ed. Mil. IV, p. 365) hatte Raphael das Bild für den Hochaltar dieser Kirche gemalt. Es wird gehangen haben, wo jetzt die Copie hängt: hinter dem Hochaltar zwischen den Fenstern der Schlusswand des Chores. – Das Bild gehört der reifsten späteren Lebenszeit des Meisters an. Es ist um 1515 in Rom entstanden und das vollendetste Staffelei-Gemälde Raphael’s. - Eine alte Copie besitzt das Museum zu Rouen. Gestochen ist das Bild von C. G. Schulze ☼ III, 1; später von J. C. B. Gottschick, Fr. Müller, Mor. Steinla, Boucher-Desnoyers, Jos. Keller und Ed. Mandel; Teile daraus von P. Lutz; lithographirt z. B. von Aubry Le Comte, Louis Zoellner und Hanfstaengl. − Phot. Braun I. 1 und Phot. Ges.
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Nach Raphael von Dionysius Calvaert.
Die heil. Cäcilia. 94. (82.) D 2.
Die edle Römerin steht in der Mitte des Bildes, hält die Orgel, die sie erfunden, gesenkt in beiden Händen und schaut verklärten Blickes zu den musicirenden Engeln empor, welche ihr in den Wolken erscheinen. Zu ihren Füssen liegen, besiegt, die alten Saiteninstrumente. Lauschend neben ihr stehen links der heil. Paulus und der Evangelist Johannes, rechts die heil. Magdalena und der heil. Geminianus.
Leinwand; h. 2,36 br. 1,48. – Um 1750 durch Guarienti vom Senator Bentivoglio zu Bologna. Die Angabe der Herkunft bei H. beruhte auf einem Irrtum. Vergl. des Verfassers Aufsatz in Thode’s „Kunstfreund“ I. 1885, S. 232– 234. Raphael hatte das Original, welches sich in der Pinakothek zu Bologna befindet, im Auftrage der Elena Duglioli für eine Kapelle der Kirche San Giovanni in Monte zu Bologna gemalt. Die Bestellung erfolgte 1513. Vollendet wurde das Bild erst gegen 1516. – Unsere Copie ist ein tüchtiges Werk des in Bologna in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts ansässigen vlämischen Meisters Dionigio Calvaert, von dem unsere Galerie unter N. 120 auch ein selbständiges Werk besitzt. – Phot. Braun VI, 4.
Nach Raphael von A. R. Mengs.
Der Prophet Jesaias. 95. (86.) D 1.
Er sitzt mit dem Mantel um’s Haupt auf mächtigem Steinthron, hält eine Schriftrolle mit hebräischen Buchstaben in beiden Händen und blickt nach links herab. Ueber ihm halten zwei anmutige nackte Knaben, die durch eine über ihre Schultern hängende Guirlande verbunden sind, eine Steintafel mit griechischer Schrift.
Leinwand; h. 2,45; br. 1,54. – Zuerst im Katalog von 1835. – Als Copist gilt, wie es scheint mit Recht, Ant. Raph. Mengs (1728–1779); vgl. N. 2160– 2163. Das Original ist das Frescobild in der Kirche San Agostino zu Rom, welches Raphael um 1512, vorübergehend durch Michelangelo beeinflusst, ausführte.
Nach Raphael von unbekannten Meistern.
„Die schöne Gärtnerin.“ 96. (85.) B 3.
Vor reicher Landschaft sitzt Maria, nach links gewandt, auf einem Felsen. Ein Buch liegt auf ihrem Schoosse. Mit beiden Händen hält sie den nackten Jesusknaben fest, der links neben ihr steht und glückselig zu ihr aufschaut. Rechts kniet der kleine Johannes und blickt zu Maria empor. Am Mantelsaum die Inschrift RAPHA . . LO . V . .
Eichenholz; h. 1,21½; br. 0,80½. – 1749 aus der Kaiserl. Galerie zu Prag. – Das Original aus Raphael’s florentinischer Zeit ist die „Belle Jardinière“ im Louvre zu Paris. Unsere gute Copie scheint niederländisch zu sein.
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Die Madonna della Sedia. 97. (83.) B 1.
Kniestück nach rechts auf schwarzem Grunde. Maria sitzt bequem in einem Sessel (Sedia). Ihr Antlitz wendet sie dem Beschauer zu und drückt das mit gelbem Röckchen bekleidete Kind auf ihrem Schoose innig an sich. Rechts blickt anbetend der kleine Johannes hervor.
Ital. Pappolholz; rund; h. und br. 0,72½. – Inventar 1754 I, 476. – Das berühmte Original aus der ersten römischen Periode des Meisters befindet sich im Palazzo Pitti zu Florenz.
Die Madonna mit dem Spruchband. 98. (89.) 32 a.
Maria sitzt in ihrem Gemache und hält ihren nackten Knaben, der, nach rechts gewandt, auf weissem Kissen steht und nach dem Spruchband greift, welches der kleine Johannes ihm reicht.
Ital. Pappelholz; rund; h. 0,83½; br. 0,83. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – Diese Herkunft bei H. bezweifelt. Es ist jedoch unzweifelhaft das bei Venturi p. 353 im Mod. Inv. von 1743 erwähnte „rotondo“, welches als Werk Raphael’s galt. Uebrigens ist es eine im Hintergrunde veränderte Copie des Bildes der Madrider Galerie, welches nach der später vorn hinzugefügten Rose als „Vierge à la Rose“, von anderen als „Vierge à la legende“ bezeichnet wird. Jedoch gilt auch dieses Madrider Bild den Kennern keineswegs als eigenhändiges Werk Raphael’s, sondern als eine jener Arbeiten seiner letzten römischen Zeit, zu denen er nur den Entwurf geliefert. [Anmerkung WS: zeitgenössische Photographie]
Die Anbetung der Könige. 99. (81.) 1 a.
Unter offener Holzhalle sitzt Maria mit dem Kinde auf einem Felsen, hinter dem Joseph hervorblickt. Vorn beten die drei Könige an; der schwarze, rechts, ist erst im Begriffe niederzuknieen; der jüngere weisse, links, ist bereits in die Kniee gesunken; der ältere, in der Mitte, küsst schon des kleinen Heilandes Fuss. Zahlreiches, mitverehrendes Gefolge knieet links und rechts. Besonders lebhaft streckt die Gruppe links vor den Elefanten und Kameelen die Arme aus. Ganz vorn drei Hunde. Undeutlich bez. R – 1564.
Fichtenholzplatte, mit Nussbaum- und Ahorn-Einlagen; h. 0,71; br. 0,59. − 1741 durch Rossi vom Abbate Ricci in Venedig. H. – Copie nach der vaticanischen Tapete der zweiten Folge, für welche Raphael nicht einmal alle Entwürfe selbst gezeichnet hat. Die Ausführung aller Cartons, nach denen diese Tapeten gewebt wurden, überliess der Meister, der vor der Vollendung starb, seinen Schülern. – Gest. von Hier. Kock, von Seb. Vouillemont, von Pietro Santi Bartoli; rad. von Louis Sommerau. – Unser Bild, auf dem die Hunde ein Zusatz des Copisten sind, scheint von nordischer Hand herzurühren. – Phot. Braun VIII, 6.
Angeblich nach Raphael.
Die Anbetung der Hirten. 100. (84.) B 2.
Mitten im Stalle sitzt Maria und hält das lebhaft bewegte nackte Christkind, dem sie die Brust reicht, über einem Korbe. Rechts drängen die anbetenden Hirten [62] heran; links schweben die Engel herab. Ganz links vorn sitzt Joseph, ganz rechts naht ein jugendlicher Hirt, welcher ein gebundenes Lamm über dem linken Arm trägt.
Nussbaumholz; h. 0,86; br. 1,18. − 1744 durch den Legations-Secretair Talon in Madrid als Original Raphael’s. – Es existiren zwei Stiche vom Ende des XVII. Jahrhunderts mit der Inschrift RAPHAEL VRBINAS PINXIT nach dieser Composition: der eine von Corn. Bloemart (Nagler I, S. 536), der andere von Pietro del Po (Bartsch XX, p. 247 N. 4). Diese Stiche beweisen, dass das Bild damals für ein Werk Raphael’s galt; doch hat schon Mariette (Abcdario Ed. Paris 1851 ff. I, p. 136) bemerkt, dass es die Hand Raphael’s keineswegs zeige. Dass die Composition jedenfalls nichts mit Raphael’s verschollener „Natività“ für die Grafen Canossa zu thun hat, wie Ruland (The works of Raphael Santi da Urbino, London 1876, p. 25) annimmt, hatte schon Passavant (Rafael von Urbino II, 1839, S. 186) nachgewiesen. – Ein zweites Exemplar befand sich 1883 im Besitze des Herrn Bossi, chilenischen Consuls zu Wien.
Angeblich Raphael’s Schule.
Ein Gastmahl. 101. (88.) 1 a.
Angeblich: Odysseus entdeckt Achilles unter den Töchtern des Lykomedes. In einer Halle sitzen fünf Frauen an einer Tafel. Eine sechste steht, von hinten gesehen, vor derselben. Alle weisen auf einen Ball (oder Apfel), der auf den Tisch gerollt ist. Links zielt Amor mit verbundenen Augen und schaut ein auf seinen Stab gelehnter Mann prüfend drein.
Gebogene Lindenholzplatte; h. 0,24; br. 0,57. – 1846 aus Rumohrs Nachlass. – Bisher mit Unrecht als Schule Raphael’s. Dagegen auch Lerm. S. 249.
Sebastiano del Piombo.
Seb. Luciani, gen. Seb. Veneziano oder del Piombo. Geb. zu Venedig um 1485, gest. zu Rom den 21. Juni 1547. Anfangs, als Schüler Giovanni Bellini’s und Giorgione’s in Venedig, schloss er sich an diese Meister an. Später in Rom im engsten Anschluss an Michelangelo weiterentwickelt. Thätig anfangs in Venedig, zuletzt meist in Rom.
Christus, sein Kreuz tragend. 102. (247.) D 1.
Kniestück. Nach links gewandt, in weissem Gewande, die Dornenkrone auf dem Haupte bricht Christus unter der Last des grossen Kreuzes zusammen, welches er, indem er es vorn mit beiden Händen fasst, auf der linken Schulter trägt. Links ein Krieger im Helm und ein barhäuptiger Mann (Simon von Kyrene), welcher dem Heiland hilft. Rechts im Hintergrunde der Calvarienberg.
Ital. Pappelholz; h. 1,23; br. 0,96½. − 1874 für 21,000 Mark im Kunsthandel aus London. Vorher im Besitze des Prinzen Napoleon, noch früher in demjenigen [63] des französischen Kenners Mr. Reiset. – Ein gleiches Bild im Madrider Museum. Das unsere ist eine Wiederholung. Vgl. Cr. u. Cav. VI, S. 407, Anm. 55. – Dem Petersburger Bild, von dem das Madrider Museum ebenfalls ein zweites Exemplar besitzt, fehlen die Männer zur Linken und die Landschaft zur Rechten. – Gegen die Eigenhändigkeit unseres Bildes: O. Eisenmann (Kunstchronik XVI, S. 653) u. a. Die Frage ist noch nicht ganz spruchreif. – Phot. Braun VIII, 7 und Phot. Ges.
Giulio Romano.
Giulio Pippi, gen. Giulio Romano. Geb. in Rom 1492, gest. in Mantua am 1. Nov. 1546. Hauptschüler Raphael’s. Thätig bis 1524 in Rom, hauptsächlich im Dienste Raphael’s; seit 1524 selbständig in Mantua.
La Madonna della Catina. 103. (95.) B 2.
Kniestück. Maria steht, nach rechts gewandt, an einem Steintische und hält mit beiden Armen ihren nackten Knaben, der vor ihr in einem Waschbecken (Catina) steht. Von rechts begiesst der kleine Johannes ihn aus einer Kanne mit Wasser. Josef steht hinter letzterem. Links aber, an grünem Vorhange, steht die heil. Elisabeth, welche ein Trockentuch mit beiden Händen empor hält.
Ital. Pappelholz; h. 1,61; br. 1,19½. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – Nach Vasari (Ed. Mil. V, p. 545–546) in der mantuanischen Spätzeit des Meisters für den Herzog Federigo gemalt, welcher es der Isabella Buschetta schenkte. Vasari spricht zwar von vornehmen Damen im Hintergrunde und lässt Joseph und Elisabeth aus. Da er indessen das Hauptmotiv genau schildert und ein alter Stich (von Pietro Facchetti, Bartsch XVII S. 15. N. 1) das Bild schon mit Joseph und Elisabeth (als Werk Raphael’s) wiedergiebt, so ist zu vermuten, dass Vasari doch unser Bild meinte und nur in den Nebenfiguren irrte. – Neuere Stiche von J. J. Flipart ☼ I. 9 und von Aug. Hoffmann. – Phot. Braun VII, 2. – Phot. Ges.
Pan und Olympos. 104. (94.) D 4.
Der ziegenbeinige , krummnasige, spitzohrige, bockshörnige Pan sitzt links auf einem Felsblock, dem jungen Olympos zugewandt, der, von vorn gesehen, rechts neben ihm sitzt und die Hirtenflöte, die jener ihm reicht, in der Linken hält. Pan umschlingt mit seinem linken Arm den Nacken des Jünglings. Rechts vorn ein Lamm.
Ital. Pappelholz; h. 2,48; br. 1,87. – 1732 aus London als Michelangelo. So noch im Inv. 8° (N. 2308); im Inv. Guarienti (vor 1753) N. 187 dagegen schon richtig als Giulio Romano. – Die Hauptgruppe mit leichten Veränderungen nach einer antiken Marmorgruppe, welche sich zu Giulio Romano’s Zeit noch in Rom befand, gegenwärtig aber dem Museum zu Neapel gehört.
Angeblich Polidoro da Caravaggio.
Pol. Caldara, geb. zu Caravaggio, entwickelt unter Raphael in Rom, thätig meist in Rom und Neapel, gest. zu Messina 1543.
[64]
Ein Schild. 105. (91.) 32 a.
Gefechtsscene grau in grau auf dunklem Grunde. Vorn sind einige Männer zu Boden gesunken, deren einem ein zu Fuss von rechts anstürmender Krieger den Kopf abschlägt. Reiter sprengen von links und rechts heran. Nach H. (nicht auffindbar) bez. C. F.
Kupferblech, rund; h. u. br. 51½. – 1749 aus Rom. – Gegen die Urheberschaft Polidoro’s, z. B. Lerm. S. 250. In der That scheint die Zeichnung nicht fest und klar genug für diesen Meister[WS 4].
Heilige Familie. 106. (96.) 32 c.
Kniestück. Maria sitzt in einem Gemache, aus dem man links durch ein Fenster in’s Freie schaut. Sie hält mit der Rechten ein Buch, mit der Linken das nackte Christkind. Dieses sieht zu ihr empor und hält eine Blume in der kleinen Rechten. Joseph steht rechts.
Ital. Pappelholz; h. 0,44½; br. 0, 35½. – Aus der Kunstkammer. Im Inv. 1722 A. 40 als Polidoro da Caravaggio. – Bei H. als Pierino del Vaga (eigentlich Piero Buonacorsi, 1500–1547). – Beide Bezeichnungen erscheinen willkürlich.
Federigo Baroccio.
Geb. zu Urbino 1528, gest. daselbst den 30. September 1612. Wandte sich, durch verschiedene Lehrer und das Copiren der Werke Tizian’s, Raphael’s und Correggio’s gebildet, schliesslich in solchem Maasse der Nachahmung des letzteren zu, dass er als der Correggio von Urbino gefeiert wurde. Thätig zumeist in Urbino und in Rom.
Hagar und Ismael. 107. (98.) 3 c.
Hagar hockt, nach rechts gewandt, auf dem Boden. Hinter ihr liegt ein Strohhut. Vor ihr knieet der kleine Ismael, dem sie aus einer Schale zu trinken reicht. Oben links in schwarzen Wolken eine Engelglorie.
Leinwand; h. 0,38½; br. 0,28. – Inv. 1754, II 54, und in den späteren Radirungen als „Maria mit dem Knaben auf der Flucht“, möglicher Weise mit Recht. – Gest. von G. Garavaglia, geschabt von F. Michelis; Rad. von J. G. Riedel, J. A. Riedel und A. H. Riedel. – Phot. Ges.
Mariae Himmelfahrt. 108. (99.) B 3.
Unten umringen die Apostel knieend das leere Grab. Die einen blicken lebhaft bewegt hinab, die anderen, nicht minder bewegt, empor gen Himmel, wo Maria, nach links gewandt, mit ausgebreiteten Armen von Engelknaben gehoben und geschoben, von älteren, langbekleideten Engeln anbetend umkreist, in die helle, mit Engelköpfen gefüllte Glorie hineinfährt. Rechts vorn auf einem Steine die Bezeichnung F. B.
Leinwand; h. 1,45; br. 1,11. – 1755 aus Rom. H. – Phot. Braun IX. 10.
[65]
Nach Fed. Baroccio.
Der heil. Franciscus empfängt die Wundmale. 109. (101.) 35 d.
Mit ausgebreiteten Armen knieet der Heilige rechts am Felsen. Links vorn sitzt sein Begleiter, welcher in der Linken einen Rosenkranz trägt und die Rechte geblendet vor’s Gesicht hält. Im Hintergrunde eine Kirche.
Leinwand; h. 0,64½; br. 0,46. – Inv. 1754. I 201, als Original. Es ist jedoch nur eine kleine Copie nach dem von Fr. Villamena gestochenen Bilde, welches aus der Kapuzinerkirche in die Pinakothek von Urbino versetzt worden.
Die Grablegung Christi. 110. (103.) 35 b.
Der Calvarienberg mit dem leeren Mittelkreuz im Hintergrunde. Vorn tragen die drei Männer (Johannes links am Fussende) den Leichnam dem Grabe zu, das rechts ein Mann mit aufgestreiften Hemdärmeln bereitet. Links im Mittelgrunde bricht Maria, von den ihren umgeben, schmerzbewegt zusammen. Rechts vorn knieet Magdalena.
Leinwand; h. 0,55½; br. 0,35. – 1741 aus der Galerie Waldstein in Dux. Das von R. Guidi, Aeg. Sadeler u. a. gestochene Originalbild Baroccio’s befindet sich in Santa Croce zu Sinigaglia.
Angeblich Fed. Baroccio.
Magdalena am Grabe des Heilandes. 111. (102.) 35 b.
Weinend sitzt sie vorn am leeren Sarkophage, auf dessen Rande neben ihrer Salbbüchse die Dornenkrone des Heilandes liegt. Links noch zwei andere Leidtragende an der Gruft. Rechts im Mittelgrunde erscheint Christus der Magdalena als Gärtner, im Hintergrunde geht er mit den beiden Jüngern nach Emmaus.
Leinwand; h. 0,53½; br. 0,42½. – Inventar 1722 A 411 mit Unrecht als Werk Peruzzi’s (1481–1536). Bei H. nicht minder irrtümlich als Baroccio. Die Malweise zeigt nichts von der leichten flüssigen Behandlung dieses Meisters, seinen roten Fleischtönen, seinem eigenartigen Helldunkel.
Il Cavaliere d’Arpino.
Giuseppe Cesari, gen. Il Cavaliere d’Arpino. Aus Arpino in den Abruzzen war sein Vater gebürtig. Er selbst ist bald nach 1560, vielleicht schon in Rom geboren, sicher ebendort den 3. Juli 1640 gestorben. Tonangebender Schnellmaler. Hauptvertreter des Manierismus in Rom.
Eine Römerschlacht. 112. (106.) D 3.
Kampfgewühl zu Fuss und zu Ross. Das von rechts andringende Heer füllt die grössere, das von links kommende die kleinere Hälfte des Bildes. Vogelzeichen oben in der Luft. Vorn unten gefallene Pferde und Krieger.
[66] Leinwand; h. 2,62; br. 4,24. – 1738 durch Rossi aus Italien. Damals „Carracci“ zugeschrieben. Im Inv. 1754 als „autore incerto“. Später und bei H. als Cavaliere d’Arpino.
D. Die bolognesische Schule.
Bagnacavallo.
Bartolommeo Ramenghi, gen. Bagnacavallo. Geb. zu Bagnacavallo im Ferraresischen 1484, gest. zu Bologna im August 1542. Schüler Fr. Francia’s in Bologna. Später im Anschluss an die ferraresische und römische Schule weiterentwickelt. Thätig vornehmlich in Bologna.
Maria, vier Heiligen erscheinend. 113. (97.) D 2.
Unten auf der Erde links der hl. Geminianus; dann die heiligen Petrus, Paulus und Antonius von Padua. Lebensgross, wie sie, erscheint dicht über ihnen in den Wolken Maria, von leuchtendem Goldlicht umstrahlt, von Engelknaben getragen und umspielt; mit beiden Armen umfasst sie den kleinen Heiland, der triumphirend, mit segnend erhobener Rechten links neben ihr auf der Wolke steht.
Ital. Pappelholz; h. 2,51; br. 2,06. – 1755 durch den Maler C. C. Giovannini aus dem Ospedale de’ Pellegrini zu Bologna. – Hauptbild des Meisters. – Gest. von Peter Lutz. – Phot. Braun IV, 4. – Phot. Ges.
Luca Longhi.
Geb. zu Ravenna den 14. Januar 1507, gest. daselbst den 12. August 1580. Unter dem Einflusse der bolognesischen Schule entwickelt, der er sich wenigstens als Schulverwandter anreiht. Thätig zu Ravenna.
Maria mit dem Kinde und Johannes. 114. (506.) 32 a.
Kniestück. Maria hält mit ihrer linken Hand den Jesusknaben, mit ihrem rechten Arm umfasst sie den links knieenden Johannesknaben, dem jener zärtlich unter’s Kinn fasst. Im Hintergrunde rechts eine Säule und ein Vorhang, links eine anmutige Landschaft.
Leinwand; h. 0,88⅓; br. 0,71. – Zuerst im Katalog von 1835 als „Innocenzo da Imola“; 1846 als „unbekannt“; 1848 zuerst als „Luca Longhi.“ Es ist in der That ein charakteristisches Bild des Meisters. – Phot. Braun IX, 7.
[67]
Prospero Fontana.
Geb. zu Bologna 1512, gest. daselbst 1597. Schüler des Innocenzo da Imola. Schulhaupt in Bologna während der Verfallzeit der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts.
Maria mit dem Kinde und Heiligen. 115. (507.) 32 b.
Links sitzt die Muttergottes am Boden und reicht dem Jesusknäblein die Brust. Hinter ihr blickt Joseph hervor. Rechts vorn knieet die heil. Cäcilia, bekränzten Hauptes, mit ihrer Orgel. Neben ihr eine zweite bekränzte Heilige.
Ital. Pappelholz; h. 0,75; br. 0,65. – Inventar 1754. I 177, als „autore incerto“. Jedoch schon im „Catalogue“ von 1763 mit Recht dem Prospero Fontana zugeschrieben.
Bartolommeo Passarotti.
Geb. zu Bologna um 1530; gest. daselbst den 3. Juni 1592. Schüler des T. Zuccaro, Lehrer des Ag. Carracci. Thätig zumeist in Bologna. Er gehört zu den Bologneser Manieristen der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts.
Ein Familienbildniss. 116. (572.) 33 d.
Kniestück. An einem rot gedeckten Tisch sitzen zwei Männer, zwei Frauen und ein Kind. Links und rechts die beiden Männer, in der Mitte die beiden Frauen, das Kind vorn ganz rechts. Der Mann zur Linken hält ein Stück Goldschmiedearbeit erhoben. Angeblich die Familie des Künstlers.
Leinwand; h. 1,03⅓; br. 1,39⅓ – Inventar Guarienti (vor 1753) N. 431. – Aus der Sammlung des Marchese Monti zu Bologna.
Orazio Sammacchini.
Geb. zu Bologna 1532, gest. daselbst den 12. Juni 1577. Entwickelte sich in Rom durch das Studium Raphael’s und Michelangelo’s zu einem der talentvolleren bolognesischen Manieristen der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts.
Heilige Familie. 117. (509.) 32 a.
Maria sitzt in der Mitte. Rechts knieet die heil. Katharina. Das Christkind auf dem Schoosse seiner Mutter wendet sich nach links, von wo der kleine Johannes ihm einen Apfel reicht. Links, weiter zurück, steht Joseph.
Ital. Pappelholz; h. 0,94⅓; br. 0,74⅓. – Inventar Guarienti (vor 1753) N. 426. Aus der Sammlung des Marchese Monti zu Bologna. – Phot. Braun V, 8.
[68]
Pellegrino Tibaldi.
Auch Pell. Pellegrini. Geb. zu Bologna 1532 (Vasari VII, p. 416, Anm. 2), gest. in Mailand als Dombaumeister zu Anfang 1592. Als Maler wahrscheinlich Schüler Bart. Ramenghi’s in Bologna; durch das Studium der Werke Michelangelo’s weiterentwickelt. Thätig in Bologna, Rom, Madrid und Mailand.
Der heil. Hieronymus. 118. (508.) C 1.
Rechts sitzt der halbnackte Alte. Links erscheint der Engel, welcher ihm mit lebhafter Fingersprache eine Offenbarung zuträgt. Der Heilige hält seinen roten Mantel auf den Knieen, seine Feder in der Rechten, seine Linke auf der Schriftrolle. Links zu seinen Füssen sein Löwe, rechts sein roter Cardinalshut neben einem Totenkopf.
Leinwand; h. 1,71; br. 1,35. – Zuerst im Katalog von 1835.
Lorenzo Sabbatini.
Gen. Lorenzino da Bologna. Geb. um 1533, gest. um 1577. Soll Tizian’s Schüler gewesen sein, sich später aber ganz dem Einfluss der florentinischen und römischen Schule hingegeben haben. Thätig in Bologna, in Rom und an anderen Orten.
Die Verlobung der heil. Katharina. 119. (535.) 32 a.
In der Mitte sitzt Maria und reicht dem Jesusknaben auf ihrem Schoosse den Ring, den er der rechts knieenden heil. Katharina an den Finger stecken soll. Links vorn Joseph als Brustbild, mit erhobener Rechten zum kleinen Heiland empordeutend.
Leinwand; h. 0,96; br. 0,74⅓. – Inventar Guarienti (vor 1753) N. 425. Aus der Casa Bellucci zu Bologna. – Phot. Braun VII, 12.
Denijs Calvaert.
Gen. Dionisio Fiammingo; geb. zu Antwerpen, wo er 1556 Lehrjunge der Lucasgilde wurde, gest. als Schulhaupt zu Bologna den 17. März 1619. Schüler des Prospero Fontano zu Bologna. Thätig zumeist in dieser Stadt.
Maria erscheint den heiligen Franciscus und Dominicus. 120. (100.) B 2.
Links vorn in grosser Berglandschaft der heil. Franz in halb knieender Stellung. Er hält das rote Kreuz ausgestreckt in der Linken und schaut verklärt gegen Himmel. Rechts kniet der heil. Dominicus mit gefalteten Händen, ebenfalls selig emporblickend. Zu seinen Füssen ein Buch und eine Lilie. Maria erscheint [69] mit dem Christkind im Arm oben aus grauer Wolke in goldgelber Engelkopf-Glorie. Datirt unten in der Mitte 1598.
Leinwand; h. 1,59½; br. 1,25. – 1756 aus Casa Ranuzzi in Bologna. – Dieses, nicht Calvaert’s Copie der heil. Cäcilia Raphael’s, wie H. annahm, kam aus Casa Ranuzzi. Dies geht unzweideutig aus Giovannini’s Briefen im K. S. Hauptstaatsarchiv vom 17. Februar und 20. April 1756 und dem ebendort aufbewahrten Echtheitszeugniss der Accademia Clementina zu Bologna vom 30. Juni 1756 hervor, welches zugleich den wahren Urheber dieses bisher ohne Provenienzangabe und unrichtig dem Fed. Baroccio zugeschriebenen Bildes nennt. Vergl. des Verfassers Aufsatz in Thode’s „Kunstfreund“ I, 1885, S. 232−234. – Phot. Braun IX, 8 und Phot. Ges.
Lavinia Fontana.
Geb. zu Bologna den 26. August 1552, gest. in Rom 1602. Schülerin ihres Vaters Prospero Fontana. Thätig in Bologna.
Heilige Familie. 121. (514.) 4 c.
Der Jesusknabe auf Maria’s Schoosse erwiedert zärtlich die Umarmung des rechts nahenden kleinen Johannes. Links steht Joseph, rechts sitzt Elisabeth. Bezeichnet unten: LAVINIA PROSPERI FONTANA . . . FACIEBAT A° MD . . .
Buchenholz; h. 0,40; br. 0,32. – Inventar Guarienti (vor 1753) N. 420. – Aus der Sammlung des Abbate Branchetta zu Bologna.
Unbestimmter Bolognese. Zweite Hälfte des XVI. Jahrhunderts.
Heilige Familie. 122. (104.) 32 a.
Links Gemäuer, rechts Landschaft. Maria hält das nackte Kind auf ihrem Schoosse und ergreift das Handtuch, welches die links vor ihr knieende Elisabeth ihr reicht. Joseph sitzt hinter den Frauen. Ganz links kommt der kleine Johannes mit dem Lamme auf den Schultern.
Leinwand; h. 0,84; br. 1,11. – Inventar 1722. A 21. – Damals als Garofalo. Bei H. als römische Schule; vielmehr bolognesischer oder verwandter Schule.
E. Die ferraresische Schule.
Ludovico Mazzolini.
Geb. um 1479 zu Ferrara; gest. daselbst 1528. Vergl. Baruffaldi, Vite de Pittori etc. Ferraresi (1844) I, p. 130, und Vasari III, pag. 139–140. Schüler des Lorenzo Costa. Ausgezeichneter ferrarosischer Colorist. Thätig zumeist in Ferrara.
[70]
Die Ausstellung Christi. 123. (145.) 1 a.
Auf marmornem Vorbau, zu dem links von der Strasse eine Treppe hinaufführt, wird der Dornengekrönte, nur mit dem Schamtuche bekleidet, von zwei Schergen gehalten. Zahlreiche Zuschauer drängen sich oben um ihn, auf der Treppe und unten auf der Strasse. Unter ihnen links oben ein Herold mit seinem Trompeter, rechts ein Knabe, der ein Banner trägt. Unten auf der Strasse begrüssen sich vorn in der Mitte zwei Pharisäer.
Ital. Pappelholz; h. 0,66; br. 0,43½. − 1876 von Kox in London. Bis zur Versteigerung 1865 beim Grafen James Pourtales-Gorgier zu Paris. – Charakteristisches Bild des Meisters. – Phot. Braun III, 11.
Dosso Dossi.
Eigentlicher Name: Giovanni di Niccolo Lutero. Geb. gegen 1479 im Mantuanischen, gest. (vor dem 26. Juli) 1542 in Ferrara. Schüler des Lor. Costa in Bologna. Durch römische und venezianische Einflüsse weitergebildet. Freund Ariosts. Thätig vornehmlich in Ferrara.
Der heil. Georg. 124. (93.) D 1.
Veränderte und vergrösserte Copie nach dem Gemälde Raphael’s in der St. Petersburger Eremitage. Der jugendliche geharnischte Ritter in vergoldeter Rüstung sprengt gegen den Drachen an, der sich links unten, bereits von der Lanze durchbohrt, zu seinen Füssen windet. Rechts im Mittelgrunde knieet die befreite Prinzessin in der Landschaft.
Leinwand; h. 2,05; br. 1,23. – 1746 aus der herzogl. Galerie in Modena. – Damals dort Garofalo benannt (Venturi p. 356); in den Dresdener Inventaren dem Raphael selbst, bei H. frageweise dem Giov. Fr. Penni, „il Fattore“ gen. (1488–1528), zugewiesen; doch waren jene älteren Angaben auf dem richtigeren Wege. Die Formen- und Farbendurchbildung des Bildes weist nur noch mehr auf Dosso, als auf seinen Genossen Garofalo. Als Jugendwerk Dosso’s, „etwa um 1506 ausgeführt“, mit grosser Entschiedenheit und nach unserer Ueberzeugung mit Recht in Anspruch genommen von Lerm. S. 140. Das Original Raphael’s ist ein kleines Bildchen. Dosso hat ausser dem Maasse nicht nur die Landschaft verändert, sondern z. B. dem Ritter einen Helmbusch, der Prinzessin eine Krone gegeben.
Der Erzengel Michael. 125. (92.) D 1.
Mit der Lanze in der Rechten, dem Schilde in der Linken ist er vom Himmel herabgestürmt. Im nächsten Augenblicke wird sein Fuss schwer auf dem Satan lasten, der sich über Flammen und Rauch, vergebens den Dreizack in der Rechten zur Abwehr erhebend, unter ihm windet.
Leinwand; h. 2,05; br. 1,18. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – Schon damals dort als Werk Dosso Dossi’s (Venturi p. 356). – In Dresden von Anfang [71] an als Werk Penni’s; bei H. doch nur (wie das vorige) frageweise. Dem Dossi mit Recht zurückgegeben von Lermolieff S. 139–140. Doch ist die Composition von Raphael’s beiden Darstellungen des Erzengels Michael im Louvre so verschieden, dass nur eine allgemeine Anregung durch den damals in Ferrara befindlichen Carton des grösseren dieser Bilder zugegeben werden kann. – Phot. Ges.
Die Gerechtigkeit. 126. (146.) D 4.
Ganze Gestalt, fast von vorn gesehen. Die Waage hält sie in der erhobenen linken Hand, die Fasces unter dem rechten Arme. Zu ihren Füssen drei umgestürzte Geldtöpfe. Sie trägt ein grünes Unterkleid, ein rotes Oberkleid, einen blauen, gelbgefütterten Schultermantel. Links hinter ihr ein Baum, rechts Fernblick in heitre Landschaft.
Leinwand; h. 2,00; br. 1,07. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. − Vergl. Lerm. S. 136–138. Offenbar Decorations-Gegenstück zu dem folgenden und vielleicht auch zu den beiden vorigen gewesen. Wurde 1618 von Ferrara nach Modena geschickt. Vergl. Venturi p. 39. – Phot. Braun XIII, 1 und Phot. Ges.
Der Friede. 127. (149.) D 1.
Weibliche Gestalt, etwas nach links gewandt. Sie trägt ein blaues Unterkleid, ein strohgelbes Oberkleid, einen roten Mantel, eine Blumenkrone im Haar, hält ein Füllhorn im linken Arm, eine gesenkte Fackel in der rechten Hand und tritt mit dem linken Fuss auf Harnisch und Helme, während links neben ihr ein Lamm auf der Erde liegt.
Leinwand; h. 2,11; br. 1,09. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – Vergl. die Bemerkungen zum vorigen. – Phot. Braun VI, 2 und Phot. Ges.
Vision der vier Kirchenväter. 128. (150.) D 3.
Der heil. Hieronymus knieet links; die heil. Ambrosius, Augustinus und Gregorius sind rechts angeordnet; der eine schreibt sitzend, der zweite stehend; der dritte steht mit erhobener Rechten hinter ihnen. Links knieet ein Mönch, wohl der Stifter. In der Mitte reiche Landschaftsferne. Oben setzt Christus der links neben ihm auf den Wolken knieenden Maria die Krone auf’s Haupt.
Ital. Pappelholz; h. 3,58; br. 2,08. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. Befand sich ursprünglich als Altarblatt in der Kathedrale dieser Stadt. Venturi p. 171. – Gestochen von P. A. Kilian ☼ II, 7. – Phot. Ges.
Vision der vier Kirchenväter. 129. (153.) 1 b.
Aehnliches Bild, in kleinerem Maasstabe, wie das vorige. Doch sitzt hier links einer der heil. Bischöfe, rechts der heil. Hieronymus vor den beiden anderen. Alle vier sind in lebhafter Unterhaltung begriffen. Im Hintergrunde links reicher Fernblick. Oben in den Wolken Gottvater auf der Weltkugel von Engeln umgeben, mit einem Stabe das Haupt der rechts neben ihm knieenden Maria berührend.
[72] Früher von Holz auf Leinwand übertragen; h. 1,55; br. 1,16½. – Inventar 1754, I 93, als Garofalo. Bei H. als „Schule des Dosso.“ Doch von Lerm. S. 140–141 mit Recht für ein eigenhändiges Werk der Frühzeit des Meisters erklärt.
Schule Dosso Dossi’s.
Eine Hore mit Apollo’s Gespann. 130. (148.) 32 d.
Die Hore steht auf Wolken mitten im Bilde und wendet sich nach links zu den vier Rossen Apollo’s zurück, um sie an den Wagen zu spannen, der rechts unten in der grünen Landschaft steht.
Leinwand; h. 0,89; br. 1,55. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – Damals dort dem Garofalo (Venturi p. 356), jedoch schon im Inventar Guarienti (vor 1753) N. 238 dem Dosso Dossi zugeschrieben. So auch bei H. Nach Lerm. S. 138 in der That dossoisch, doch nicht von ihm selber ausgeführt. Dies scheint richtig. Das Bild gehört zu demselben Decorations-Cyklus wie N. 139; zeigt jedoch eine andere Hand. In der That sind verschiedene Meister an der Ausschmückung des Schlosses zu Ferrara, aus dem auch dieses Bild 1618 nach Modena kam (Venturi p. 39), thätig gewesen.
Der Traum. 131. (151.) 32 b.
Eine junge Frau schlummert vorn an einem Steine, auf dem über grünem Tuche ein weisses Kissen liegt. Im nächtlichen Dämmerlichte umgeben sie von allen Seiten phantastische Menschen- und Tiergestalten. Rechts neben ihrem Haupte ein Hahn, hinter ihr eine Eule, über ihr ein fahler Lichtball. Links zu ihren Füssen seltsame Spukgestalten. Im Hintergrunde jenseits eines Sees eine brennende Stadt.
Leinwand; h. 0,82; br. 1,48. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – Damals dort dem Garofalo zugeschrieben (Venturi p. 357). In Dresden jedoch schon im Inv. Guar. (vor 1753) N. 143 als Dosso Dossi. – Nach Lerm. S. 138. dem wir zustimmen, in der That dossoisch; doch nicht von Dosso Dossi, eher von dessen Bruder Battista Dossi ausgeführt. Vergl. die Bemerkungen zum vorigen Bilde.
Garofalo.
Benvenuto Tisi da Garofalo. Geb. 1481 in ferraresischem Gebiete, gest. zu Ferrara, den 6. Sept. 1559. Schüler des Dom. Panetti in Ferrara, des Boccaccino in Cremona, des Lor. Costa in Bologna. Im Anschluss an Raphael in Rom und an Dosso Dossi in Ferrara weiterentwickelt. Thätig zumeist in Ferrara.
Poseidon und Athene. 132. (156.) D 1.
Pallas Athene setzt den linken Fuss auf ihren Helm, stützt sich mit der rechten Hand auf ihren Speer und weist mit der Linken auf die Stadt zurück. Poseidon sitzt rechts neben ihr auf dem Felsen, stützt seine rechte Hand auf seinen Dreizack und setzt seinen rechten Fuss auf einen Delphin. Im Hintergrunde die Meerbucht, von Bergen umgeben. [73] Rechts die Stadt, wahrscheinlich Athen, am Gebirge. Bez. unten halb r. 1512. NOV.
Leinwand; h. 2,11, br. 1,40. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena; 1618 aus Ferrara, für dessen Schloss es gemalt gewesen, nach Modena. Venturi p. 39. – Gestochen von Jac. Folkema ☼ II, 17. – Phot. Braun II, 7 und Phot. Ges.
Maria, ihr Kind anbetend. 133. (160.) D 2.
Rechts knieet Maria vor Ruinen in üppiger Berglandschaft. Sie faltet die Hände und betet das in der Mitte auf ihrer Mantelschleppe ruhende Kind an. Links knieet ein Engel, welcher bereits das Schweisstuch und die Dornenkrone bringt. Oben in den Wolken ein Engelchor in drei Abteilungen. Die oberste hält eine Tafel mit der Inschrift: TVAM IPSIVS ANIMAM GLADIVS PERTRANSIVIT. Die beiden unteren halten die Marterwerkzeuge des Heilands. Unten auf einem Steine die Jahreszahl MDXVII und die undeutliche Angabe des Monats.
Leinwand; h. 2,44; br. 1,30. – Inv. Guar. (vor 1753) N. 151; aus der Kirche der Padri Scalzi zu Ferrara. Nach Vasari (VI, p. 465) für die Kirche San Girolamo in Ferrara gemalt und „tenuto bellissimo“. – Phot. Braun XII, 1 und Phot. Ges.
Maria, Heiligen erscheinend. 134. (161.) D 3.
Mit segnend ausgestreckter linker Hand blickt Maria gnädig von ihrem Wolkenthrone herab. Mit der Rechten hält sie das Christkind neben sich auf einer kleineren Wolke. Unten musiciren ältere, oben reiten jüngere Engel auf Wolken. In der reichen Landschaft steht Petrus links, sitzt der heil. Bruno schreibend in der Mitte, steht rechts in blanker Rüstung der heilige Georg. Unten in der M. bez.: BENVENV (sic) GAROFALO MDXXX DEC. Das letzte Wort, welches December bedeuten würde, ist wohl mit Lerm. S. 142 nur so zu lesen, wenngleich anscheinend DEI dort steht.
Leinwand; h. 2,84; br. 1,49. – 1749 durch S. Striebel aus Rom. – Nach N. Cittadella (Notizie relative a Ferrara p. 351) aus der Certosa von Ferrara. – Das von Vasari (VI p. 463) ähnlich beschriebene Bild für S. Spirito war ein anderes. Catalogo istorico de’ pittori ferraresi II, 1782, p. 29. – Phot. Braun XV, 1.
Mars und Venus vor Troja. 135. (155.) D 4.
Ilias V, Vers 330–364. Links sitzt Mars in der Rüstung eines mittelalterlichen Ritters. Statt seines Helmes, den Amor fortschleppt, trägt er ein farbiges Barett. Er wendet sich der Liebesgöttin zu, welche, von orangenem Mantel lose umhüllt, mit Amor rechts neben ihm steht, ihm ihre durch Diomedes verwundete linke Hand zeigt und mit der rechten hinunter deutet auf den Wagen, den sie erbittet, um zu entrinnen. Rechts im Thale das Kampfgewühl.
[74] Leinwand; h. 1,33; br. 2,38. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – 1618 aus Ferrara nach Modena; Venturi p. 39. – Phot. Braun VI, 3 und Phot. Ges.
Heilige Familie. 136. (159.) 1 a.
Rechts sitzen Anna und Maria in einem Ruinenhofe auf einer Steinbank. Maria hält das stehende Christkind neben sich, und dieses wendet sich bewegt dem kleinen Johannes zu, welcher links von Elisabeth herangeführt wird und ein Lamm im Arme trägt. Hinter Anna und Maria deren Gatten Joachim und Joseph. Links vorn eine Wiege.
Ital. Pappelholz; h. 0.41; br. 0,57. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Maria mit dem Kinde und Heiligen. 137. (158.) 3 a.
Unten im Hofe des Palastes, der rechts die Aussicht verdeckt, während der Blick links in die Landschaft schweift, sitzt Maria auf einer Steinbank und reicht das nackte Christkind der links knieenden, mit einem Rosenkranze geschmückten, an den Musikinstrumenten zu ihren Füssen kenntlichen heil. Cäcilia dar, hinter welcher die heiligen Antonius von Padua und Bernhardin von Siena knieen, während rechts hinter der Madonna der heil. Geminianus sitzt, dessen Name auf seiner Tafel steht.
Ital. Pappelholz; h. 0,65; br. 0,85½. − 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – Phot. Braun V, 4 und Phot. Ges.
Bacchanal. 138. (157.) B 1.
Bacchus und Ariadne kommen links auf goldenem Wagen, von Satyrn und Bacchantinnen umschwärmt, herangefahren. Ein schwebender Genius hält zwei goldene Reifen über ihren Häuptern. Neben ihnen, hinter ihnen und vor ihnen schreiten mächtige Elephanten, von Angehörigen des Thiasos geritten. Vorn in der Mitte helfen nackte Satyrn dem alten bekränzten Silen den Löwen zu besteigen, der geduldig am Boden kauert. Rechts wird geopfert und musicirt und erscheint Pan mit den Seinen. Aus den Wolken blicken Zeus und Hera herab.
Leinwand; h. 2,18; br. 3,13. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena, in welche das Bild zu Anfang des XVII. Jahrhunderts aus Ferrara gelangte. – Nach Vasari (VI p. 467) als Kaminstück für den Herzog von Ferrara nach einer Zeichnung Raphael’s („con i disegni di Raffaello da Urbino“) von Garofalo in dessen 65. Lebensjahre, als er nur mehr auf einem Auge sah, gemalt. – Phot. Braun XIII, 2 und Phot. Ges.
Diana und Endymion. 139. (147.) 32 d.
Endymion schlummert vorn in blumigem Rasen unter Felsen und Bäumen, mit dem rechten Ellenbogen auf einen Stein gestützt. Diana (Selene, die Mondgöttin) beugt sich über ihn, umfasst sein Haupt und greift ihm mit der linken Hand an’s Kinn. Rechts im Mittelgrunde ihr Wagen.
[75] Leinwand; h. 0,94½; br. 1,54½. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. Damals „Venus und Adonis“ benannt und schon dem Garofalo zugeschrieben. Vergl. Venturi p. 350. – In Dresden jedoch seit dem Inventar 1754. I 343, als Dosso Dossi. So auch bei H. – Dagegen von Lerm. S. 138 wenigstens als Erfindung dem Garofalo zurückgegeben, wenn er auch die Ausführung eher dem Girolamo da Carpi zuschreiben wollte. Uns scheint es, in Uebereinstimmung mit der ursprünglichen Bezeichnung, ein eigenhändiges Werk Garofalo’s zu sein, wenn auch keines seiner besten.
Schule Garofalo’s.
Jesus im Tempel. 140. (154.) 3 c.
Der jugendliche Heiland steht allein in der Mitte des Mittelgrundes auf einer Treppenstufe und erhebt lehrend die Rechte. Links und rechts in weitem Halbkreise sitzen und stehen die Zuhörer, mannigfaltig gruppirt und äusserlich und innerlich bewegt. In der Mitte liegt ein Lamm am Boden.
Leinwand; h. 0,66½; br. 0,84½. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. Damals dort dem Garofalo zugeschrieben. Venturi pag. 301. Bei H. als „Schule des Dosso Dossi“. Von Lerm. S. 142 dem Garofalo zurückgegeben; doch wohl nur Schulbild.
Die Verlobung der heil. Katharina. 141. (162.) 3 c.
In einer Säulenhalle, durch deren Rundbogen man in eine Berglandschaft blickt, sitzt links Maria mit dem Kinde, naht rechts, sich leicht verneigend, die heil. Katharina, welcher der Jesusknabe einen Ring an die Rechte steckt. Links steht Joseph hinter Maria. Bez. am Postamente links: M . D . XXX . VII.
Ital. Pappelholz; h. 0,68; br. 0,52½. – 1746 aus der herz. Galerie zu Modena, in welche das Bild (Venturi, p. 159) 1625 aus der Sammlung des Cardinals Alessandro in Rom gelangte; damals in Modena ausdrücklich als echt bezeichnet (Venturi p. 355). jedoch schon bei H. mit einem Fragezeichen versehen und schwerlich gut genug für die eigene Hand des Meisters.
Girolamo da Capri.
Eigentlich Girolamo de’ Sellari oder de’ Livizzani. Sein Vater war aus Carpi. Geb. zu Ferrara 1501, gest. daselbst vor dem 28. October 1561. Schüler Garofalo’s. Weiterentwickelt unter dem Einflusse Dosso’s.
Gelegenheit und Geduld. 142. (185.) D 3.
Rechts ein schroffer Felsen, links unten die Landschaft. Rechts weicht eine bekleidete und verhüllte weibliche Gestalt, welche die Geduld vorstellt, vorsichtig und erschreckt vom Abhange zurück, an dem ein mit kurzem Chiton bekleideter Jüngling, welcher mit den Zehenspitzen seiner geflügelten Füsse auf einer Kugel steht und ein Messer in der [76] erhobenen Rechten hält, senkrecht so schnell hinabrollt, dass sein blondes Haupthaar in die Höhe weht. Dieser Jüngling stellt die Gelegenheit vor. Er ergreift die Gelegenheit, welche die Geduld verschmäht.
Leinwand; h. 2,11; br. 1,10. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. Seit dem Inv. Guarienti (vor 1753), N. 85, als Werk Girolomo Mazzuoli’s. – Indessen hat Venturl (p. 23–25) urkundlich nachgewiesen, dass Girolamo da Carpi dieses Bild unter dem Namen der „Gelegenheit und Geduld“ 1541 am herzoglichen Hofe von Ferrara gemalt hat; und wir sehen keinen Grund, mit Venturi zu bezweifeln, dass Vasari eben dieses Bild im Sinne gehabt, als er schrieb (VII, p. 476), Girolamo da Carpi habe im herzoglichen Palaste ein grosses Gemälde gemalt, „con una figura quanto il vivo, finta per una Occasione, con bella vivezza, movenza, grazia e buon rilievo“. Vergl. auch des Verfassers Text zu Braun’s Galeriewerk S. 137–138. – Eine Copie des Bildes wurde in der Galerie von Modena zurückbehalten. – Phot. Braun IV, 5.
Venus von Schwänen gezogen. 143. (178.) E 2.
In weiter, rechts vorn von hohen Bäumen begrenzter Landschaft fährt Venus in einer von Schwänen gezogenen Muschel nach rechts über den See. Sie wendet sich, einen Pfeil in der Rechten erhebend, nach Amor um, der mit einer Fackel auf dem Rande der Muschel steht. Links im Wasser und am Ufer ergehn sich drei Nymphen.
Leinwand; h. 1,43; br. 2,67. – 1746 aus der herz. Galerie zu Modena. Schon damals dort Girolamo da Carpi zugeschrieben (Venturi, p. 358), obgleich es 1618 als Werk Dosso’s von Ferrara nach Modena geschickt worden war (Venturi. p. 39). Nach Lerm. S. 137 gehört es zu den Bildern, die von Dosso erfunden, aber von Girolamo da Carpi u. a. ausgeführt wurden.
Judith. 144. (152.) 3 b.
Kniestück. In hellem Gewande, von dunkelblaugrünem Mantel umflattert, sitzt Judith lebensgross im Vordergrunde. In der gesenkten Linken hält sie das Haupt des Holofernes. Mit der rechten Hand weist sie, an ihrer Brust vorüber zurückdeutend, auf das Zeltlager im Mittelgrunde.
Leinwand; h. 1,34½; br. 1,07½. – 1746 aus der herz. Galerie zu Modena. – Damals ganz irriger Weise dem Parmeggianino zugeschrieben. Bei H. als Dosso Dossi. Nach Lerm. S. 138–139 wohl in der That von Dosso entworfen, jedoch von Girolamo da Carpi ausgeführt. Diesem Meister, für den auch wir uns entscheiden, schreibt in der That bereits ein altes Modeneser Inventar vom Anfang des XVIII. Jahrhunderts (Venturi. p. 313). das Bild zu. – Phot. Braun XII, 2.
Zeus’ Adler mit Ganymed. 145. (182.) B 2.
Mit ausgebreiteten Fittichen schwebt der Vogel des höchsten Gottes zwischen Wolken in der Luft und packt mit einer Klaue den linken Fuss des jungen Ganymedes, der sich willig am Flügel festhält und ein Gefäss trägt, welches auf sein Amt als Mundschenk des Zeus deutet.
[77] Leinwand; h. 0,80½; br. 1,45. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – Schon damals und noch bei H. als Parmeggianino. Gleichwohl zeigt das Bild durchaus nicht die Hand dieses Meisters; vielmehr gehört es, wie Lerm. S. 139 richtig bemerkt hat, in die Reihe der von Dosso und seinen Nachfolgern in Ferrara ausgeführten Gemälde, ist aber kein eigenhändiges Bild Dosso’s. Es unter die Werke Girolamo da Carpi’s zu setzen, veranlasst uns einerseits seine Malweise, andererseits das alte Modeneser Inventar von Anfang des XVIII. Jahrhunderts (Venturi, p. 313), in dem es in der That noch diesem Meister zugeschrieben wird.
Ippolito Scarsella.
Ippolito Scarsella, gen. Scarsellino. Geb. zu Ferrara 1551; gest. daselbst den 27. Oct. 1620. Unter dem Einflusse des Carracci in Bologna und Paolo Veronese’s in Venedig entwickelt. Hauptvertreter der ferraresischen Kunst am Ende des XVI. Jahrhunderts. Thätig zumeist in Ferrara.
Die Flucht nach Aegypten. 146. (187.) 3 a.
In reicher, den Gesammteindruck beherrschender Landschaft schreitet die heil. Familie, nach rechts gewandt, rüstig einher; voran Joseph, der den Esel vor sich hertreibt, hinter ihm Maria, an deren Rock der Jesusknabe sich festhält.
Leinwand; h. 0,53½; br. 0,78½. – Inv. Guarienti (vor 1753) N. 407. Vom Abbate Branchetta zu Bologna. – Gegenstück zum folgenden.
Die heil. Familie daheim. 147. (188.) 3 a.
In der Zimmermannswerkstatt, aus welcher man rechts in die Landschaft blickt, sitzt links Maria auf einem Stuhle und näht. Rechts sägt Joseph an einem grossen Balken; und der Jesusknabe kommt herzu, um ihm zu helfen.
Leinwand; h. 0,53½; br. 0,79. – Inv. Guarienti (vor 1753) N. 408. Vom Abbate Branchetta zu Bologna. – Gegenstück zum vorigen.
Die heil. Familie mit Heiligen. 148. (189.) D 4.
In ihrer Säulenruinenwohnung sitzt Maria nach rechts gewandt. Der Jesusknabe steht auf ihrem Schoosse und reicht der heil. Barbara (es ist nicht die heil. Katharina), welche sich, ihren Turm in der Linken, leise von rechts herniederbeugt, ihre Palme. Rechts vorn kniet der heil. Carlo Borromeo. Links hinter Maria steht Joseph. In der Mitte blickt der Johannesknabe hinter der Säule hervor.
Leinwand; h. 1,96; br. 2,19. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. Das Bild war 1615 vom Herzog bei dem Meister, der damals in Ferrara arbeitete, für eine Kapelle in Modena bestellt und im October desselben Jahres vollendet worden. Venturi. p. 140–141 und p. 172. Documenti III. – Gest. von Et. Fessart ☼ II, 27.
[78]
Maria mit dem Kinde und vier Heiligen. 149. (190.) 35 d.
Maria sitzt in einem dunklen, schattigen Garten. Das Kind sitzt auf ihrem rechten Arm und wendet sich dem links knieenden heil. Franciscus zu. Rechts kniet der hl. Antonius. Hinter Maria stehen die heil. Clara und die heil. Katharina von Siena.
Kupfer; h. 0,34; br. 0,28½. – Inv. Guarienti (von 1753) N. 427. Aus Casa Ghislieri in Bologna.
F. Die Schulen von Parma und Modena.
Antonio Allegri.
Ant. Allegri, gen. Correggio. Geb. zu Correggio 1494, gest. daselbst den 5. März 1534. Schüler des Ant. Bartolotti zu Correggio und des Ferraresen Fr. Bianchi zu Modena. Thätig in Correggio, hauptsächlich aber in Parma. Aus der ferraresisch-bolognesischen Schule hervorgewachsen, wurde er bald, als Bahnbrecher einer eigenen Richtung, das Haupt der Schule von Parma.
Madonna des heil. Franciscus. 150. (168.) D 1.
Unter einem von ionischen Säulen getragenen Rundbogen vor einfacher Berglandschaft thront Maria auf hohem Sockel, dessen unterer Teil von zwei naturfarbenen nackten Knäblein, die zugleich ein Medaillon mit der Darstellung des Moses mit den Gesetzestafeln halten, gestützt wird. Das nackte Christkind auf ihrem Schoosse erhebt segnend die kleine Rechte; sie selbst streckt, milde herabblickend, ihre Rechte über das Haupt des heil. Franciscus aus, der mit gebeugtem Knie links unten neben dem Throne steht, die linke Hand an seine Brust presst und entzückt emporblickt. Hinter ihm steht der heil. Antonius. Rechts neben dem Throne aber stehen Johannes der Täufer, welcher, indem er den Beschauer anblickt, mit der Linken auf Maria und den Heiland deutet, und die heil. Katharina, welche ihr Richtschwert in der Rechten hält und den linken Fuss auf ihr Rad setzt. Oben haben sich zwei nackte Engelknäblein aus der Glorie hervorgewagt und umschweben mit gefalteten Händen anbetend das Haupt der Jungfrau. Bezeichnet u. r. am Rade:
[79]Ital. Pappelholz; h. 2,99; br. 2,45½. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – Das Bild ist, wie urkundlich festgestellt worden (Pungileoni Mem. II. p. 65–69), 1514 von den Mönchen des Minoritenklosters zu Correggio bei dem Meister bestellt und im Frühling 1515 von diesem abgeliefert worden. Wann es von Correggio nach Modena gekommen, ist unbekannt. – Gestochen von Et. Fessard ☼ I, 1, von P. Lutz und von Gust. Levy. – Phot. Braun IV, 3. – Phot. Ges.
Die Madonna des heiligen Sebastian. 151. (169.) D 1.
Maria mit dem Kinde erscheint in Wolken den drei Heiligen, welche unten auf der Erde gruppirt sind, und blickt freundlich herab. Links schaut der heil. Sebastian, nackt bis auf’s Lendentuch, mit beiden Händen an einen Baum gebunden, in lebhafter Wendung verklärt gen Himmel. In der Mitte kniet der heil. Bischof Geminianus, blickt den Beschauer an und deutet mit der Rechten zu der Erscheinung empor. Zu seinen Füssen hält ein Engel sein Wahrzeichen, das Kirchenmodell. Rechts schläft der nacktbeinige heil. Rochus. Grössere und kleinere Engel, von denen ein grösserer den heil. Sebastian auf Maria hinweist, ein kleinerer keck auf einer Wolke reitet, haben sich mit herabgelassen. Ganz oben strahlt die Engelkopf-Glorie in goldgelbem Lichte.
Ital. Pappelholz; h. 2,65; br. 1,61. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – Das Bild ist 1525 von der Schützengilde des heil. Sebastian zu Modena für eine Chorkapelle des Domes dieser Stadt bestellt worden. Vergl. Pungileoni II. p. 193 bis 195. Um 1659 trat die Kirche es dem Herzoge Alfonso IV. für seine Galerie ab. Vergl. Venturi p. 268. – Schon damals wurde es durch Flaminio Torre restaurirt. Es ist nicht in allen Stücken wohlerhalten. – Gestochen von Christ. Bertelli, von P. A. Kilian ☼ I, 3 und von A. Lefèvre, radirt von einem alten Anonymus. – Phot. Braun VI, 1. – Phot. Ges.
Die heil. Nacht. 152. (171.) D 1.
Der Stall bildet eine Ruine mit Säulen. Rechts kniet Maria und blickt entzückt den Jesusknaben an, den sie mit beiden Armen über dem Stroh der Krippe hält. [80] Ein helles Licht geht vom Kinde aus und bestrahlt, wie das Antlitz seiner Mutter, so auch die anbetenden Hirten links neben der Krippe. Ganz vorn steht hier ein bärtiger älterer Hirte, welcher sich, lebhaft bewegt, auf einen mächtigen Stab stützt; in der Mitte kniet ein jüngerer, welcher seinen linken Arm auf die Krippe gelegt hat und glückselig gen Himmel schaut; etwas weiter zurück endlich, an der Säule, steht eine Magd, welche sich, geblendet, die linke Hand vor’s Gesicht hält. Ein Hund steht zu Füssen der Hirten. Joseph macht sich rechts im Mittelgrunde mit dem Esel zu schaffen. Links oben aber erscheint, in Wolken herabgefahren, ein Reigen halbwüchsiger Engel mit wunderlich durcheinander geschlungenen Gliedmaassen. Im Hintergrunde eine dämmerblaue Landschaft.
Ital. Pappelholz; h. 2,56½; br. 1,88. – 1746 aus der herz. Galerie zu Modena. – Dieses Bild wurde schon 1522 von Alberto Pratonero bestellt, aber erst 1530 in der Kapelle der Pratoneri der Kirche San Prospero zu Reggio aufgestellt. Pungileoni III, S. 211–212. Im Jahre 1642 unter Herzog Francesco I. ging es von dort in die Galerie zu Modena über. Venturi, p. 226. Gestochen von A. M. Eschini, H. Vincent, A. Zecchino, P. L. Surugue, ☼ II, 1, Fr. Boëtius, E. G. Krüger, A. Lefèvre, C. H. Rahl, M. Lavigne, Th. Langer; radirt von G. M. Mitelli, Stef. Piali, geschabt von Fr. Nassi, J. J. Freidhoff u. a.; punktirt von M. Sloane, in Schwarzkunst von J. Pichler. – Phot. Braun I, 7. – Phot. Ges.
Die Madonna des heil. Georg. 153. (172.) D 1.
In stattlicher Halle, deren runder, reich mit Fruchtkränzen geschmückter Kuppelansatz von zwei steinfarbigen, in den Zwickeln auf dem Gesimse stehenden Engeln getragen wird, thront Maria, etwas verkürzt von unten gesehen, auf hohem Postamente vor dem Rundbogen, durch welchen man in’s Freie hinausblickt. Das nackte Christkind auf ihrem Schoosse streckt seine beiden Aermchen nach der linken Seite aus, wo der heil. Bischof Geminianus sein Kirchenmodell dem Engel abnimmt, während weiter vorn Johannes der Täufer in schmucker Jünglingsgestalt den linken Fuss auf die Thronstufe setzt und mit der Rechten zum Heiland empor deutet. Rechts steht der Märtyrer Petrus in seinem Mönchsgewande und spricht lebhaft mit den Händen, weiter vorn aber, den linken Fuss auf das Haupt des erlegten Drachens setzend, den linken Arm in die Seite stemmend, halb von hinten gesehen, der jugendliche Ritter Georg, zu dessen Füssen vier nackte Kindergestalten mit seinem Helm und seinen Waffen spielen.
[81] Ital. Pappelholz; h. 2,85; br. 1,90. – 1746 aus der herz. Galerie zu Modena. – Correggio hatte das Bild zwischen 1530 und 1532 für die Kirche San Pietro Martire zu Modena gemalt. Pungileoni II, p. 233–238. – 1649 liess der Herzog es in seine Galerie bringen. Venturi S. 225. – Gestochen von Chr. Bertelli, N. D. Beauvais ☼ I. 2, Th. Langer. E. G. Krüger; radirt von G. M. Giovannini und G. M. Mitelli. – Phot. Braun V, 5. – Phot. Ges.
Magdalena. 154. (170.) 3 c.
Unter dichtbelaubten Felsen liegt Magdalena, halb aufgerichtet, mit dem Rücken nach oben, stützt den Kopf auf den rechten Arm und dessen Ellenbogen auf das Buch, welches sie mit der linken Hand vor sich aufgeschlagen hält. Sie blickt eifrig lesend hinab. Links neben ihrem Kopfe steht ihr Salbgefäss. Ihre Brust ist nackt, wie ihre Füsse. Ein blauer Mantel umfliesst ihren Unterkörper, ihren Rücken und ihren Hinterkopf. Ihr blondes Haar fällt auf ihre Schultern herab. Sie ist hell von vorn beleuchtet.
Kupfer; h. 0,29; br. 0,39½. – 1746 aus der herz. Galerie zu Modena. Das Bild war damals so berühmt, dass es besonderer Anstrengungen der Unterhändler bedurfte, um es in den Ankauf einzuschliessen. Es hatte einen silbernen, mit Edelsteinen geschmückten Rahmen, der erst, als es im Jahre 1788 einmal gestohlen, aber bald nach der Entdeckung des Diebes zurückgebracht war, durch den gewöhnlichen Galerie-Rahmen ersetzt wurde, um selbst in’s grüne Gewölbe zu wandern. – Das Bild hat den gesammten modernen Correggio-Forschern bis vor kurzem als eins der schönsten Werke des Meisters gegolten. Erst neuerdings hat Giovanni Morelli (Lerm. S. 153–161) mit grosser Entschiedenheit die Unechtheit des Bildes behauptet: teils, weil das Bild auf Kupfer gemalt sei, was zu Correggio’s Zeiten in Italien ganz vereinzelt dastehen würde, teils weil die Formensprache und die Malweise (z. B. die Lichter am Schnitte der Nägel und die Steine und Pflanzen des Vordergrundes) durchaus nicht diejenigen des grossen Meisters von Correggio seien. Wir teilen, wie auch Jul. Meyer es neuerdings thut, in diesen Punkten Morelli’s Ansicht. Morelli geht jedoch so weit, unser Bild für eine niederländische Copie, das unbekannte Original nicht für ein Werk Correggio’s, sondern eines Schülers der Carracci zu erklären; und hier können wir dem geschätzten Kenner nicht mehr folgen. Wir können uns zunächst mit der Ansicht, dass unser Bild niederländischen Ursprungs sei, nicht einverstanden erklären. Der Ansicht Morelli’s gegenüber, dass sogar ein Niederländer der Richtung A. v. d. Werff ’s es gemalt habe, ist darauf hinzuweisen, dass das Bild nach Venturi p. 291 schon 1682 in der Sammlung zu Modena als Meisterwerk Correggio’s copirt wurde. – Wann es nach Modena gekommen, lässt sich leider nicht nachweisen. Baldinucci berichtet (Notizie V, 1702, p. 304) von einem anscheinend identischen Bilde Correggio’s, welches sich um 1600 in Florenz im Privatbesitze befunden habe und von Crist. Allori und seinem Schüler Rossi unzählige Male copirt worden sei. Viele Copien unseres Bildes haben sich in der That erhalten, doch kann es selbst ebenso gut eine der Copien als jenes Original sein. Auch wäre zu erweisen, dass jenes Original mit Recht für ein Werk Correggio’s angesehen worden sei. In dieser Beziehung lässt sich nur auf eine im Giornale di Erudizione artistica (nach Lerm. S. 160) veröffentlichte Urkunde hinweisen, nach welcher Correggio allerdings eine lesende Magdalena, die aber nicht näher beschrieben wird, gemalt hat. Nach [82] allem scheint es uns am wahrscheinlichsten, dass unser Bild eine im XVII. Jahrhundert entstandene, daher in der Formensprache etwas veränderte italienische Copie nach einem verlorenen Originale Correggio’s ist; doch lassen wir ihm in der Ueberschrift einstweilen den Namen, unter dem es weltberühmt geworden. – Gestochen von J. Daullé ☼ I, 4, von C. G. Contius, J. G. Böttcher, F. Bartolozzi, Fr. v. Stadler, G. Longhi, C. H. Rahl, W. Humphrys. P. Lightfoot, F. L. Knolle, Gust. Planer, W. H. Watt, W. Overbeck, G. Asioli; punktirt von J. J. Freidhoff; radirt von Niquet; geschabt von W. Ward und S. W. Reynolds. – Phot. Braun VII, 3. – Phot. Ges.
Angeblich Correggio.
Bildniss eines Gelehrten. 155. (173.) 3 c.
Der sog. „Arzt des Correggio“. Männliches Brustbild nach links auf grauem Wandgrunde. Der Dargestellte steht an einem Tische, auf dem er mit der Rechten einen mächtigen, rot eingebundenen, mit Metall beschlagenen Folianten in aufrechter Lage festhält, während er in der mit drei kostbaren Ringen geschmückten Linken seine Handschuhe hält. Er trägt einen schwarzen Talar mit kleiner weisser Halskrause und eine schwarze Kappe über grauem Haar.
Ital. Pappelholz; h. 0,82½; br. 0,69. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. − Ueberliefert ist der Name Correggio’s für unser Bild schon seit dem Jahre 1638, in welchem es sich im Besitze des Bischofs Coccapani von Reggio befand. Venturi, pag. 226. Gleichwohl stellte schon Jul. Meyer (Correggio. Leipzig 1871, S. 90–92 und S. 374) es zu den mindestens zweifelhaften Bildern des Meisters, und Morelli (Lerm. S. 153) sieht es bereits als selbstverständlich an, dass es nicht mehr für ein Werk Correggio’s gehalten werde. In der That können auch wir die Art dieses Meisters nicht in unserem Bilde erkennen, glauben vielmehr mit Lerm., dass es ferraresischen Ursprungs sei; unmöglich erscheint uns auch Morelli’s Vorschlag, es „Dosso Dossi“ zu nennen, nicht. Doch ist diese Frage noch nicht ganz spruchreif. – Gestochen von P. Tanjé ☼ II, 2. – Phot. Braun VII. 2. – Phot. Ges.
Nach Antonio Allegri da Correggio.
La Madonna della Cesta. 156. (176.) 3 c.
Unter Bäumen und altem Gemäuer sitzt Maria, nach rechts gewandt, auf dem Erdboden und hält den lebhaft bewegten Jesusknaben vor sich auf dem Schoosse fest. Links vorn ein Korb (Cesta) mit einer Scheere. Rechts im Mittelgrunde Joseph an seiner Hobelbank.
Mahagoniholz; h. 0,35½; br. 0,25½. – Inventar 1722, A 59. Damals für Original gehalten; aber bald als Copie erkannt; als Copie mit Recht auch bei H. − Das anerkannte Original befindet sich in der National-Gallery zu London.
Die Verlobung der heil. Katharina. 157. (177.) B 1.
Kniestück. Links sitz Maria, nach rechts gewandt, in reicher Landschaft unter einem Baume. Der nackte Jesusknabe auf ihrem Schoosse steckt der [83] rechts vor ihm stehenden heil. Katharina, welche die linke Hand auf ihr Rad stützt, den Verlobungsring an den Finger. Rechts hinter der Heiligen blickt der heil. Sebastian herüber, kenntlich an den Pfeilen, die er in der Hand hält.
Leinwand; h. 1,01; br. 1,01. – Als N. 2638 im Jahre 1741 durch v. Kaiserling, daher nicht im Inventar 1722, wie H. annahm. – Das anerkannte Original befindet sich im Louvre zu Paris.
Schule des Antonio Allegri da Correggio.
Eine lesende Heilige. 158. (174.) 3 c.
Halbfigur, nach rechts gewandt, in gelbem Kleide mit aschgrauem Mantel. Ueber ihrem Kopfe ein ringförmiger Heiligenschein. Das Buch, in welchem sie liest, hält sie in der erhobenen Rechten, einen Stift in der Linken.
Ital. Pappelholz; h. 0,68; br. 0,52½. – 1756 aus der Galerie des Duc de Tallard in Paris. H. – Damals unter dem Namen La Liseuse als Original Correggio’s. Doch schon bei H., der eine heil. Margaretha in der dargestellten Heiligen sah, mit Recht nur als Schul- oder Atelier-Bild. – Phot. Braun VIII, 10 und Phot. Ges.
Die Madonna mit dem knieenden heil. Georg. 159. (184.) B 2.
In der Mitte der reichen Landschaft sitzt Maria und reicht dem links im Vordergrunde knieenden heil. Georg das Christkind dar, welches beide Aermchen nach dem Ritter in blanker Rüstung ausstreckt. Dieser aber blickt mit auf der Brust gekreuzten Armen demütig vor sich hin. Neben ihm sein Helm, über ihm sein weisses Ross. Rechts führt ein Engel den kleinen Johannes heran.
Leinwand; h. 1,56½; br 1,33. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. Dieses Bild hat eine gewisse Verwirrung in der Correggio-Literatur angerichtet, indem es hie und da mit unserer Madonna des heil. Georg von Correggio verwechselt worden ist. Vergl. Tiraboschi, Notizie de’ pittori etc. natii degli stati del Duca di Modena, Modena 1786, p. 64; Pungileoni, Memorie, I p. 225–227, II p. 239; Jul. Meyer, Correggio, Leipzig 1871. S. 368. – Das Bild stammt aus der Pfarrkirche zu Rio bei Correggio, von wo es 1646 als Werk Correggio’s nach Modena gebracht wurde, obgleich schon 1638 ein Unterhändler des Herzogs es nur für eine Copie erklärt hatte. Venturi p. 229. – Als „Copie des Altarbildes von A. Allegri in Rio bei Correggio“ stand es bei H. verzeichnet. Correggio hat aber offenbar niemals ein Bild für Rio gemalt. In Wirklichkeit hängt, wie der Verfasser dieses Katalogs sich durch den Augenschein überzeugt hat, in der Kirche zu Rio nur eine schwache Copie nach unserem Bilde; dieses ist ein gutes Original aus der Schule oder Nachfolge Correggio’s. Dem Girolamo Bedolo wurde es später schon in Modena zugeschrieben (Venturi p. 356) und in Dresden hat es stets für ein Werk dieses Meisters gegolten; so auch noch bei H. – Lerm. S. 143–144 lässt diese Benennung nicht gelten; und in der That scheint auch uns eher einer der unmittelbaren Schüler Correggio’s, deren Hände noch nicht genügend auseinandergehalten werden, der Urheber des Bildes zu sein. – Gestochen von M. Auber ☼ II, 4. – Phot. Braun X, 2.
[84]
Il Parmeggianino.
Francesco Mazzuoli (Mazzola), gen. il Parmeggianino. Geb. zu Parma 1504, gest. daselbst den 24. August 1540. Entwickelt unter dem Einflusse Correggio’s in Parma, Michelangelo’ s und Raphael’s in Rom. Thätig in Parma, Rom und Bologna.
Maria zwei Heiligen erscheinend. 160. (180.) D 4.
Vor einem Geländer sitzt rechts Johannes der Täufer, welcher die Linke auf seinen Stab stützt und in der Rechten die Taufschale hält, links der heil. Stephanus mit der Ueberwinderpalme in der Rechten, dem Steine in der Linken. Zu seinen Füssen das Brustbild des Stifters. Oben in den Wolken, von hellen Strahlenkreisen umgeben, erscheint Maria; der Jesusknabe steht auf ihrem linken Arme.
Ital. Pappelholz; h. 2,53; br. 1,61. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – Nach Vasari (V, p. 232) in der Spätzeit des Meisters für die Kirche S. Stefano zu Casal Maggiore gemalt. 1646 dem dortigen Arciprete für die Galerie zu Modena vom Herzog Francesco I. abgekauft. Venturi p. 244–245. – Gestochen in Helldunkel in drei Platten von A. M. Graf von Zanetti d. ä.
La Madonna della Rosa. 161. (181.) B 2.
Kniestück. Maria sitzt in hellem, golddurchwirktem Kleide vor einem roten Vorhange und greift mit dem linken Arme über den Jesusknaben hin, welcher halb auf ihrem Schoosse, halb auf dem rechts stehenden Tische liegt, den Beschauer mit grossen Augen anblickt, die mit Korallen geschmückte Linke auf die neben ihm liegende Weltkugel lehnt, mit der Rechten aber seiner Mutter eine Rose reicht.
Ital. Pappelholz; h. 1,09; br. 0,88½. – 1752 durch Luigi Crespi in Bologna aus der Casa Zani daselbst. – Nach Vasari (V, p. 227–228) vom Meister in Bologna für Pietro Aretino gemalt, aber dem Papste Clemens VII., als dieser in Bologna erschien, geschenkt. Von diesem dem Dionigi Zani in Bologna überlassen. – Gestochen von J. Ch. Deucher ☼ II, 3. – Phot. Braun II, 8 und Phot. Ges.
Männliches Bildniss. 162. (397.) B 1.
Kniestück. Unter einem offenen Fenster steht der bartlose junge Mann in braunem, schwarzbesetztem Rocke, nach links gewandt, an einem Tische. Die rechte Hand, hinter der eine Palme sichtbar ist, stützt er auf ein mächtiges Buch; mit der linken fasst er an seinen Degen.
Leinwand; h. 1,02; br. 0,68½. – 1869 aus Unger’s Nachlass in Berlin. Bei H. „unbekannt“. – Nach Lerm. S. 143 ein echter, wenn auch verputzter Parmeggianino. Der Vergleich mit den übrigen Bildnissen dieses Meisters, schon denjenigen in der kaiserl. Galerie zu Wien, lässt uns dieser Ansicht zustimmen.
[85]
Nach Parmeggianino.
Amor als Bogenschnitzer. 163. (175.) D 4.
Amor, ein halbwüchsiger Jüngling, steht, von hinten gesehen, auf einer Brüstung vor schwarzem Grunde, wendet aber sein Gesicht nach links zum Beschauer zurück. Den linken Fuss setzt er auf die Bücher, die er verachtet; mit beiden Händen schnitzt er seinen Bogen. Links unten vor ihm erscheinen zwei kleinere Liebesgötter. Der vordere, schalkhaft lächelnde, drückt den anderen so heftig an Hand und Schulter, dass dessen Gesicht sich schmerzhaft verzieht.
Leinwand; h. 1,35½; br. 0,64½. – Inventar 1722, A 30. Vom Grossherzog von Florenz als Copie nach Correggio. Bei H. als „Schule des Correggio“. Allein schon Vasari (V, p. 230) beschreibt das Original als Werk Parmeggianino’s, welches dieser seinem Freunde, dem Cavaliere Baiardo, gemalt habe; und dieses anerkannte Original Parmeggianino’s befindet sich in der kaiserl. Galerie zu Wien. – Phot. Braun V. 6 und Phot. Ges.
Schule des Parmeggianino.
Heilige Familie. 164. (183.) 36 b.
Maria sitzt halb knieend in romantischer Landschaft auf dem Erdboden. Der Jesusknabe, welcher ein Buch hält, sitzt auf ihren Knien. Beide blicken in das Spruchband, welches der kleine Johannes links mit der Linken hält, während Maria es mit der Rechten anfasst.
Leinwand; h. 0,46½; br. 0,36½. – 1741 durch Rossi aus Italien.
Niccolò Abati.
Niccolò Abati, gen. dell’ Abate. Geb. zu Modena um 1512, gest. 1571 zu Fontainebleau. Entwickelt unter dem Einflusse Correggio’s und Giulio Romano’s. Arbeitete anfangs zu Modena, im Schlosse Scandiano und zu Bologna, wurde aber 1552 nach Frankreich berufen und war hier seitdem im Anschluss an Primaticcio in Fontainebleau thätig.
Die Hinrichtung der Apostel Petrus und Paulus. 165. (186.) D 1.
Vor der reichen Landschaft, in deren Mittelgrunde Rom liegt, kniet Paulus. Nach der Wunde an seinem Halse zu schliessen, hat er bereits einen Schwertstreich von dem Henker empfangen, welcher, von hinten gesehen, links neben ihm steht und gerade zu dem zweiten, tötlichen Streiche ausholt. Weiter links kniet Petrus bereits auf dem Kreuze, an welches die beiden Henker, die [86] ihn gepackt haben, ihn anheften werden. Mit gefalteten Händen blickt er zu der Erscheinung der heil. Jungfrau empor. Diese thront oben vor der Engelkopfglorie auf Wolken, die von zahlreichen Engelknäbchen getragen und geschoben werden. Das Christkind auf ihrem Schoosse wendet sich lebhaft nach links und reicht den Engeln die beiden für Petrus und Paulus bestimmten Ueberwinderpalmen.
Ital. Pappelholz; h. 3,63½; br. 1,98. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – 1547 für die Kirche San Pietro in Modena gemalt. Vergl. Vasari, VI, pag. 481. – Bedeutendstes erhaltenes Tafelbild der italienischen Zeit des Meisters. Gleichwohl sind der Henker und Paulus aus Correggio’s Gemälde in Parma entlehnt, welches das Martyrium der heiligen Placidus und Flavia darstellt. – Gestochen von L. Zucchi und von J. Folkema ☼ I, 6. – Phot. Braun XII, 4 und Phot. Ges.
Girolamo Bedolo (Bedulla).
Gen. Gir. Mazzuoli (Mazzola). Geb. in Parma. Geburtsjahr unbekannt. Gest. zwischen 1568 und 1573 (Vasari V. p. 238). Vetter Parmeggianino’s; unter ähnlichen Einflüssen entwickelt, wie dieser. Thätig zumeist in Parma.
Maria mit dem Kinde und Heiligen. 166. (179.) C 2.
Maria thront, nach links gewandt, in stattlicher Steinhalle. Mit der Linken hält sie ein Buch auf ihrem Schoosse, mit der Rechten berührt sie den Kopf des vor ihr stehenden Jesusknaben, welcher dem vor Maria knieenden Johannesknaben unters Kinn greift. Rechts vorn an einer Säule steht der heil. Sebastian mit einem Pfeil in der Brust, links der heil. Franciscus mit gefalteten Händen.
Ital. Pappelholz; h. 1,68; br. 0,95½. – Im Inventar Guarienti (vor 1753) N. 442, als Parmegianino. So auch noch bei H. – Indessen zeigt das Bild die feste Technik dieses Meisters keineswegs. Lerm. S. 143 dachte an Girolamo Bedolo; und dass dieser es wirklich gemalt, hat dem Verfasser ein erneutes Studium seiner Werke in der Galerie zu Parma bestätigt. – Gestochen von N. Le Mire ☼ I, 5.
Bartolommeo Schedoni (Schidone).
Geb. zu Modena. Geburtsjahr unbekannt. Jung gestorben 1615 zu Parma. Angeblich (Malvasia, I p. 581) Schüler der Carracci in Bologna. Doch erscheint sein Stil eher als eine selbständige Erneuerung der Art Correggio’s, verquickt mit realistischen Tendenzen. Thätig in Modena und Parma.
Die Ruhe auf der Flucht nach Aegypten. 167. (191.) 35 a.
In schöner, mit hohen Laubbäumen und einem Landsee ausgestatteter Landschaft sitzt Maria auf einem Stein. Das Kind auf ihrem [87] Schoosse wendet sich mit beiden Armen seinem Nährvater, der sich links auf seinen Stab stützt, mit dem Kopfe aber dem kleinen Johannes zu, der rechts an Maria’s Schoosse kniet.
Ital. Pappelholz; h. 0,41½; br. 0,52. – Zuerst im Katalog von 1835. – Nach dem Inv. Guarienti (N. 15. fol. 25b.) besass die Dresdener Galerie ein aus denselben Figuren bestehendes lebensgrosses Bild Schedoni’s, welches aus Modena gekommen war; und nach Venturi (p. 356. vgl. p. 293) befand sich dieses grosse Bild in der herz. Galerie zu Modena. Es muss also 1746 mit den übrigen nach Dresden gekommen sein. Hier befand es sich auch noch nach dem Katalog von 1853. Erst bei H., 1856, fehlt es; es hat also jedenfalls zu den damals verkauften Bildern gehört. Die Kataloge von 1835 bis 1853 verzeichnen beide, jenes grosse und unser kleines.
G. Die Schulen Venedigs und seines Gebietes.
Tiziano Vecelli (Vecellio).
Geb. zu Pieve di Cadore in den Friauler Alpen 1477, gest. zu Venedig, den 27. August 1576. Schüler Giovanni Bellini’s, in seinen jüngeren Jahren Genosse Giorgione’s. Der Hauptmeister Venedigs und der grösste Colorist Italiens.
Maria mit dem Kinde und vier Heiligen. 168. (249.) E 2.
Kniestück. Links steht Maria vor grünem Vorhang, hält ihr auf ihrem rechten Arme stehendes Kind empor und wendet sich lebhaft bewegt den von rechts genahten drei Heiligen zu. Vorn steht, ganz im Profil gesehen, Magdalena, ihre Salbbüchse in der erhobenen Rechten; neben ihr Paulus, auf sein Schwert gestützt; hinter ihr, am Fusse mächtiger Säulen, Hieronymus mit seinem Crucifix. Ganz links, nur mit dem Schaffelle bedeckt, aber steht Johannes der Täufer und unterstützt mit seiner rechten Hand den rechten Arm des Christusknaben.
Ital. Pappelholz; h. 1,38; br. 1,91½. – 1747 durch Zanetti und Guarienti aus Casa Grimani dei Servi in Venedig. – Das Bild hat stets als schönes Werk Tizian’s gegolten, bis Cr. u. Cav. (Tizian S. 715) es ihm absprachen und für ein „sehr schönes Erstlingswerk Andrea Schiavone’s“ erklärten. Diese Ansicht hat sich durch den Vergleich mit anderen Werken Schiavone’s und mit den anderen Jugendwerken Tizians (z. B. der Kirschen-Madonna der kaiserl. Galerie zu Wien) jedoch nicht bestätigt. Schon Morelli (Lerm. S. 201) hat es mit Recht wieder für ein herrliches, echtes Jugendwerk Tizians erklärt. – Gestochen von J. Folkema ☼ II, 8 und E. Büchel. – Phot. Braun V, 13 und Phot. Ges.
[88]
Der Zinsgroschen (Il Cristo della Moneta). 169. (248.) 2 c.
Halbfiguren auf schwarzem Grunde. Der Heiland in roter Tunica und blauem Mantel, fast von vorn gesehen, wendet sich leicht nach rechts, wo, ganz im Profil gesehen, der Jude im Hemde steht und ihm, während er die verfängliche Frage thut, mit der Linken die Münze hinhält. Christus berührt das Geldstück leicht in sprechender Bewegung mit seiner rechten Hand, indem er die Antwort giebt: „Gebet Gott, was Gottes und dem Kaiser, was des Kaisers ist.“ Hinter des Heilands Haupt leichte Strahlen eines kreuzförmigen Heiligenscheines. Bez. rechts, am Kragen des Pharisäers: TICIANVS. F.
Ital. Pappelholz; h. 0,75; br. 0,56. – 1746 aus der herzogl. Sammlung zu Modena. – Nach Vasari (VII, p. 434) hatte Tizian das Bild 1514 für eine Schrankthür im Palaste Herzog Alfonso I. zu Ferrara gemalt. Doch ist es aus stilistischen Gründen wahrscheinlicher, wie auch Cr. u. Cav. Tizian S. 99 ff. und Lerm. S. 200 annehmen, dass es früher, um 1508 etwa, entstanden ist. Von Ferrara kam es zu Anfang des XVII. Jahrhunderts nach Modena; Venturi p. 38. – Der „Zinsgroschen“ hat von jeher für ein Hauptbild Tizian’s gegolten. – Gestochen von A. Glaser, F. Gregori, F. Knolle, R. U. Massard, Dom. Picchianti, J. G. Serz, W. Witthöft, L. Zucchi, G. Eilers, M. Steinla ☼ III, 29; radirt von G. Mitelli und H. Bürckner; in Schwarzkunst von F. Lenthe. – Phot. Braun I, 4 und Phot. Ges.
Bildniss einer Neuvermählten. 170. (255.) E 2.[WS 5]
Kniestück nach links auf graubraunem Grunde. Die Dame trägt ein weisses Atlaskleid und reichen Perlenschmuck. Mit der linken Hand rafft sie ihr Kleid auf, in der rechten hält sie einen fahnenförmigen Fächer, wie ihn Neuvermählte zu tragen pflegten. Cr. und Cav. Tizian, S. 821 und Lerm. S. 203 haben sehr wahrscheinlich gemacht, dass das Bild Tizian’s eigene Tochter Lavinia im Jahre 1555 darstelle, als sie sich mit Cornelio Sarcinelli von Serravalle vermählt hatte.
Leinwand; h. 1,02; br. 0,86. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. Bis zum Anfang des XVII. Jahrhunderts in Ferrara. Vergl. Venturi p. 38. – Früher irrig als Geliebte Tizian’s bezeichnet. Köstliches Bild des Alterstiles des Meisters. – Gestochen von P. F. Basan ☼ I, 12. – Phot. Braun I, 5 und Phot. Ges.
Bildniss von Tizian’s Tochter Lavinia als Frau. 171. (256.) E 2.[WS 6]
Kniestück nach links auf graubraunem Wandgrund. Lavinia trägt über rotem Unterkleid ein reiches grünes Oberkleid mit goldenem Besatz, eine grosse Perlen-Halskette und einen goldenen Gürtel. Mit der Linken rafft sie ihr Kleid auf, in der Rechten erhebt sie einen [89] grossen Federfächer. Bez. o. r.: LAVINIA TIT. V. F. AB. EO. P. (Lavinia, die Tochter Tizian Vecelli’s, von ihm selbst gemalt).
Leinwand; h. 1,03; br. 0,86½. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – Bis zum Anfang des XVII. Jahrhunderts im Schlosse zu Ferrara. Das Bild stellt Lavinia um ein Jahrzehnt älter dar, als das vorige, wird also erst um 1565 entstanden sein. – Gestochen von F. Basan ☼ I, 13. – Phot. Braun III, 14 und Phot. Ges.
Männliches Bildniss. 172. (254.) E 2.[WS 7]
Kniestück halb nach links vor graugelbem Wandgrund. Links hinter dem Fenster eine köstliche, tief gestimmte Landschaft. Der barhaupte, schwarzhaarige, schwarzbärtige Herr trägt schwarze Kleidung mit blauem Unterärmel. In der aufgestützten linken Hand hält er eine Palme, mit der rechten fasst er seinen Mantel. Links auf der Fensterbrüstung steht ein Malkasten. Darunter, nach Entfernung einer Uebermalung, die den Dargestellten irriger Weise für Pietro Aretino ausgab, die Inschrift:
MDLXI ANNO . . . . . . . . . . NATVS. ÆTATIS SVÆ XLVI. TITIANVS PICTOR ET ÆQVES CÆSARIS.
Leinwand; h. 1,38; br. 1,16. – Inventar Guarienti (vor 1753) N. 432. Aus der Casa Marcello in Venedig. – Schönes Bild der späteren Zeit des Meisters. – Phot. Braun II, 14 und Phot. Ges.
Bildniss des jungen Mädchens mit der Vase. 173. (252.) E 3.
Kniestück nach links auf grauem Grunde. Die Dame trägt ein rötlich graues, grün besetztes Kleid, eine rote Rose an der Brust, eine Halskette und Ohrgehänge von Perlen. Mit beiden Händen hält sie eine Vase vor sich.
Leinwand; h. 0,99½; br. 0,87. – 1731 durch Leplat. – Vergl. Cr. u. Cav. Tizian S. 716 und Lerm. S. 252. – Gestochen von S. Pomarede ☼ III, 38, von F. Polanzi, von A. Semler. – Phot. Braun V, 14 und Phot. Ges.
Bildniss einer Dame in Trauer. 174. (253.) E 3.
Kniestück etwas nach links auf grauem Grunde. Die Dame, welche ein schwarzes Kleid und einen schwarzen Schleier trägt, lehnt sich mit dem linken Arm auf eine Brüstung.
Leinwand; h. 1,04; br. 0,87. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – Im Inventar 1754 als „Portrait der Witwe Cornara.“ – Von Cr. u. Cav. Tizian S. 716 nur für ein späteres Schulbild erklärt. Von Lerm. S. 203 jedoch für echt gehalten. Gestochen von P. F. Basan ☼ I, 11. – Phot. Braun X, 13 und Phot. Ges.
[90]
Die hl. Familie mit der Stifterfamilie. 175. (250.) 2 b.
Kniestück. Ganz links sitzt Joseph. Dann folgt Maria, welche in ihrer rechten Hand ein Buch auf dem Schoosse hält. Das Christkind auf ihrem linken Knie drückt mit beiden Händen ein Spiel-Vögelchen an sich und wendet sein Köpfchen den rechts anbetenden Stiftern zu. Vorn kniet die Hausfrau in weissem Kleide, hinter ihr der Hausherr in schwarzem Rocke und ihr Söhnchen mit gefalteten Händchen. Im Hintergrunde Berge und Bäume.
Leinwand; h. 1,18; br. 1,61. – 1740 aus der herzogl. Galerie zu Modena. Zu Anfang des XVII. Jahrhunderts aus dem Castelle zu Ferrara nach Modena. Venturi p. 38. – In Modena und Dresden stets als Original Tizian’s. Von Cr. und Cav. Tizian S. 159 und S. 716 nur für eine Schülerarbeit, „etwa des Orazio oder Marco Vecelli“ erklärt. Dagegen giebt Lerm., S. 202, es der reifen Zeit des Meisters selbst zurück, erklärt es aber für „sehr restaurirt“. – Gestochen von Et. Fessard ☼ I, 10 und J. Folkema. – Die dargestellten Stifter gab Guarienti für Alfonso I., Herzog von Ferrara, seine Gemahlin Lucrezia Borgia und deren Sohn aus. Doch ist dieses unrichtig, wie auch die alten Modeneser Inventare (Venturi pag. 304 und 360) nichts davon wissen. – Phot. Braun IV, 12 und Phot. Ges.
Bildniss einer Dame in rotem Kleide. 176. (257.) E 2.
Kniestück etwas nach rechts auf grauem Grunde. Das rote Kleid zeigt goldenen Besatz. Die reich geschmückte Dame stützt die linke Hand auf einen Tisch und hält in der Rechten einen Pelzsack mit goldenem Tierkopf.
Leinwand; h. 1,35; br. 0,89½. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – Schon von H. bezweifelt. – Nach Cr. und Cav. Tizian S. 716 nicht von Tizian, sondern von Bern. Licinio. Nach Lerm. S. 206–207 ursprünglich doch ein echtes Werk Tizian’s gewesen.
Nach Tizian.
Venus mit dem Lautenspieler. 177. (251.) E 3.
Halbaufrecht ruht Venus, nach links gewandt, auf schneeigem Lager. Hinter ihr vor rotem Vorhang steht Amor und setzt ihr einen Blumenkranz auf das Haupt. Links zu ihren Füssen sitzt ein junger Mann, welcher die Laute spielt, an der Brüstung, auf der sein Notenheft liegt. Selbst von hinten gesehen, wendet er sich zur Venus zurück. Links köstliche Berg- und Baumlandschaft.
Leinwand; h. 1,42; br. 2,08. – 1731 durch Leplat. Im Inventar 8° A 2249 wird der Lautenspieler (ohne Grund) als Philipp II. von Spanien bezeichnet. Das Bild ist eins von einer Reihe ähnlicher, die, zum Teil verändert, in der Werkstatt des Meisters von Schülerhänden wiederholt wurden. Sicher eigenhändig ist das Madrider Exemplar N. 459, doch fehlt hier der Amor; dafür scherzt Venus mit einem Hunde, [91] und der Mann am Fussende ihres Lagers spielt die Orgel statt der Laute. Unserem Dresdener Exemplar ist dasjenige im Fitzwilliam-Museum zu Cambridge am ähnlichsten; andere in Madrid (N. 460) und im Haag. Dass auch unser Bild nicht zu den eigenhändigen Werken Tizian’s gehört, hatte schon P. Guarienti, der venezianische Kenner, welcher Galerie-Inspector in Dresden war, erkannt. Er liess es daher 1748 mit anderen Bildern nach Warschau bringen, von wo es jedoch schon 1751 zurück kam. Von den neueren Kennern stimmen auch Cr. u. Cav. Tizian S. 498–499 und Lerm. S. 202 darin überein, kein Original, sondern eine spätere Wiederholung in unserem Bilde zu sehen; und die für Tizian zu glatte Behandlung lässt uns dieser in Kennerkreisen allgemein geteilten Ansicht beistimmen. Ein ausgezeichnetes Bild ist es darum doch; auch Cr. und Cav. nennen es „sehr kunstreich und empfindungsvoll“ ausgeführt. – Gestochen von J. Bouilliard und von A. H. Payne; radirt von H. Bürckner; in Schwarzkunst von J. Pichler. – Phot. Braun IX, 12 und Phot. Ges.
Venus, sich spiegelnd. 178. (258.) 34 a.
Kniestück. Die Göttin sitzt, ihren Kopf nach rechts wendend, auf gelb und schwarz gestreiftem Lager vor grauer Wand. Ein roter Pelzmantel, den sie mit ihrer Rechten festhält, fällt auf ihre Hüften herab, ihre Linke legt sie an ihre Brust. Rechts auf dem Kissen steht Amor und hält ihr den Spiegel vor. Links ein grüner Vorhang.
Leinwand; h, 1,15; br. 1,00. – 1749 aus der kaiserl. Galerie zu Prag. Damals als Original; doch schon bei H. als Copie. Es ist eine etwas veränderte Schulcopie. Auf dem eigenhändigen Altersbilde Tizian’s in der St. Petersburger Eremitage sind zwei Amoren statt des einen dargestellt; während der eine den Spiegel hält, versucht der andere die Göttin zu bekränzen. – Phot. Ges.
Venus, sich spiegelnd. 179. (259.) 34 a.
Im Wesentlichen eine Wiederholung der vorigen Darstellung. Nur ist der Sitz rechts nicht mit gestreiftem, sondern mit einfarbig gelbem Stoffe überzogen; auch trägt Amor Stiefeln und sein Köcher liegt nicht neben ihm, sondern hängt über seiner Schulter.
Leinwand; h. 1,31; br. 0,93½. – 1741 durch Rossi aus Venedig als Original. H. − 1846 aus dem Vorrat. – Das Bild zeigt auch im Verhältniss zum vorigen, dass die Copisten sich stets Variationen erlaubten. Es ist schwächer als jenes und gehört einer späteren Zeit an.
Tobias mit dem Engel. 180. (200.) S 1.
In der Mitte des Bildes schreitet der Engel, welcher das Gefäss mit den heilkräftigen Eingeweiden des Fisches in der ausgestreckten Rechten hält. Rechts neben ihm geht der junge Tobias, welcher den Fisch in der gesenkten Linken trägt. Links vorn läuft ein Hund; links im Mittelgrunde kniet ein alter Mann in der Landschaft.
Leinwand; h. 1,69½; br. 1,16. – Inventar 1754, I 296, als Original; doch ist es notorisch, wie auch schon H. annahm, nur eine alte Copie nach Tizian’s trefflichem Gemälde in der Kirche San Marciliano zu Venedig.
[92]
Emmaus. 181. (263.) 35 a.
Der Heiland sitzt in der Mitte an gedeckter Tafel und bricht das Brod. Von den beiden Jüngern, die ihn plötzlich erkennen, hat sich derjenige zur Rechten mit gefalteten Händen erhoben, während derjenige zur Linken erstaunt zurückfährt. Zwischen dem letzteren und dem Heiland ein Aufwärter mit roter Kappe. Ganz links trägt ein Junge eine grosse Schüssel herein. Rechts prachtvolle Landschaft.
Leinwand; h. 1,69½; br. 2,37½. − 1749 aus der K. Galerie zu Prag. – Damals als Original. Dieses befindet sich jedoch anerkanntermaassen, auch nach H., in Louvre zu Paris. Unser Bild ist eine gute alte Copie.
Venus und Adonis. 182. (264.) 35 a.
Die Göttin sitzt, von hinten gesehen, links unter einem Baume, wendet sich scharf nach rechts um und sucht den enteilenden Adonis, welcher seinen Speer geschultert trägt, fest zu halten. Zu Adonis’ Füssen ein sitzender und ein stehender Hund. Links Amor am Knie der Göttin. Im Hintergrunde eine schlichte Landschaft.
Leinwand; h. 1,38; br. 1,60. – Wohl 1742 durch de Brais aus Paris; ins 1856 im Vorrat. – Auch diese Composition Tizian’s ist unzählige Male copirt und zugleich variirt worden. Als erste Originalskizze Tizian’s gilt das schöne Bild zu Alnwich Castle in England. Die veränderte Ausführung im Grossen besitzt das Madrider Museum. Hier hält Adonis den gefiederten Speer in der erhobenen Rechten und hält mit der Linken drei Hunde an der Leine. Amor schläft links unter dem Baume. Unsere anmutig veränderte Copie zeigt eine glattere, spätere Hand.
Venus und Adonis. 183. (261.) R 2.
Hier sitzt die Göttin, von hinten gesehen, rechts unter einem Baume und wendet sich nach links, um ihren Liebling zu umarmen und zu küssen. Dieser ist nur um die Hüften bekleidet, trägt das Jagdhorn an seiner linken Seite, stützt sich mit der Rechten auf seinen Speer und beugt sich flüchtig zu der liebenden Göttin herab. Zu seinen Füssen zwei Hunde; rechts neben Venus ein kleiner Amor. Links offene Landschaft.
Leinwand; h. 1,91; br. 1,66½. – Inv. 1722, A 1500, als „Beverenzo.“ – Vergl. die Bemerkungen zum vorigen Bilde. – Die Umbildung der Tizian’schen Composition ist hier so frei, dass das Bild nicht einmal mehr als veränderte Copie nach dem Originale gelten kann; doch ist es durch dasselbe eingegeben. In der Ausführung zeigt es eine viel spätere, schwächere Hand; und da Zanetti und nach ihm Lanzi und Nagler berichten, um 1660 habe ein Meister namens Antonio Beverense (wofür Lanzi, Ed. Pisa III, p. 308, Bavarense vermutet) zu Venedig gearbeitet, so kann die Angabe unseres alten Inventars auf diesen gedeutet werden.
[93]
Die Ausstellung Christi. 184. (265.) E 3.
Kniestück.[WS 8] Rechts steht Pilatus im rotem Schnürrock mit Pelzmantel und spitzer roter Pelzmütze. Er erhebt redend die Linke. Christus steht mit gebundenen Händen nach rechts gewandt und trägt das Rohr im Arme, die Dornenkrone auf dem Haupte. Links neben ihm ein Knabe, der ihn am Stricke festhält. Ein Palast im Hintergrunde.
Leinwand; h. 0,84 ; br. 0,76½. – 1741 durch Riedel aus Wien; im Inventar Guarienti (vor 1753) N. 365 als „Francesco Vecelli“ (Tizian’s Bruder, gest. nach 1559). So auch bei H. – Indessen haben Cr. und Cav. S. 741 die Ansicht ausgesprochen, die Hand, welche dieses Bild ausgeführt habe, sei jünger und darauf aufmerksam gemacht, dass die Composition (a. a. O. S. 701) ähnlich derjenigen eines Gemäldes zu Hampton Court, nur eine variirte Copie des Originalbildes Tizian’s im Madrider Museum sei. Mit dem letzteren stimmt das unsere in der That, wenigstens in der Person des Pilatus und des Heilandes, überein. Es hat also als veränderte Schulcopie zu gelten; und wir müssen es bis auf weiteres dahingestellt sein lassen, ob die Ueberlieferung, welche diese auf Francesco zurückführt, sich bestätigt.
Giorgione.
Giorgio Barbarelli, gen. Giorgione. Geb. (nach der zweiten Aufl. des Vasari, der wir folgen) 1478 zu Castelfranco im venezianischen Gebiete, gest. zu Venedig 1511. Neben Tizian, der eine Zeit lang sein Genosse war, der Hauptschüler Giov. Bellini’s. Thätig zumeist in Venedig.
Schlummernde Venus. 185. (262.) E 2.
Mit geschlossenen Augen liegt die völlig unbekleidete Göttin der Schönheit ausgestreckt in blühender Landschaft. Ihr Haupt ruht links unter dem Felsen auf rot überzogenem Kissen. Ihren rechten Arm hat sie unter ihr Haupt gelegt, mit der Linken bedeckt sie ihre Blösse. Unter ihr im blumigen Rasen ist ein weisses Linnen ausgebreitet. Rechts im Mittelgrunde liegt ein Castell auf der Anhöhe. In der Mitte schweift der Blick über grünes, gewelltes Land auf ferne blaue Berge, die einen See umkränzen.
Leinwand; h. 1,08½; br. 1,75. – Inv. 1722 (A 49) als „die berühmte nackende Venus, auf dem Rücken liegend“. Original von Tizian. – Im Inv. 8° (1728–1741, Fol. 256) als „eine Venus, beym Füssen Cupido“. Dass wirklich ein Cupido zu Füssen der Venus gesessen, aber später als zu schadhaft fortrestaurirt worden, bestätigt H. Auch liess eine Untersuchung der Stelle des Bildes es noch erkennen. – Dadurch wird es um so wahrscheinlicher, dass Giov. Morelli (Lerm. S. 193–196) recht hatte, in diesem Bilde das Originalgemälde Giorgione’s zu erkennen, welches der anonyme Reisende des XVI. Jahrhunderts (Notizie etc., ed. Jacopo Morelli, Bassano 1800, p. 66) im Hause des Jeronimo Marcello in Venedig sah und als eine „in einer Landschaft [94] schlafende nackte Venus und zu ihren Füssen den kleinen Liebesgott“ beschreibt. Er fügt auch hinzu, dass Tizian (wahrscheinlich nach Giorgione’s frühem Tode) das Bild vollendet habe. Es ist daher erklärlich, dass es früher unter Tizian’s Namen ging und es muss, genau genommen, als gemeinsames Werk Giorgiones und Tizian’s bezeichnet werden. Die Ansicht H’s., dass das Bild nur eine Copie nach Tizian, „wahrscheinlich von Sassoferrato“ sei, erschien der Malweise des freilich keineswegs in allen Stücken wohl erhaltenen Bildes gegenüber von vornherein ausgeschlossen. Giovanni Morelli’s Entdeckung haben, ausser uns, öffentlich beigestimmt O. Eisenmann, M. Thausing, G. Frizzoni. Sie ist um so bedeutsamer, da keines der bei H. dem Giorgione zugeschriebenen Bilder als eigenhändiges Werk dieses Meisters gelten kann. – Gestochen von C. E. Siedentopf. – Phot. Braun III, 15. – Phot. Ges.
Nach Giorgione.
Das Horoskop. 186. (244.) 32 c.
Rechts vor altem Ruinengemäuer steht, nach rechts gewandt, ein weissbärtiger Mann im Turban mit einer Scheibe und einem Zirkel an einem Postamente, dessen Seite ein weisser Adler, das Wappen der Este, schmückt. Hinter ihm kniet eine weiss gekleidete junge Frau und streckt die Linke, wie schützend, über den nackten Knaben aus, der vor ihr am Boden liegt, während ein junger Mann im Harnisch, sein rotes Barett in den Händen, neben ihr an der Mauer steht. Der Alte scheint dem Knaben, den seine Eltern ihm zugeführt haben, das Horoskop zu stellen. Das Wappen der Este lässt vermuten, dass es sich um einen Sprössling dieser Familie handelt. Die einen haben an Lucrezia Borgia und ihren Sohn, die andern (H.) an Ruggiero, den Stammvater der Este im Hause des Zauberes Atlane, wohl nach Ariosto’s Orlando Furiose (IV, 30), gedacht. Links in der Landschaft ruhen zwei Krieger unter einem grossen Baum; weiter in der Mitte bläst ein anderer die Flöte.
Leinwand; h. 1,32½; br. 1,92. – 1874 aus der Sammlung Barker in London. Das Bild ist der Kunstgeschichte, da es sich früher in der Galerie Manfrin zu Venedig befand, schon seit längerer Zeit bekannt. Es galt früher als ein Originalwerk Giorgiones. Doch ist es, so giorgionesk sein Charakter im allgemeinen ist, hierfür zu schwer in der Farbe, zu schwach in der Zeichnung und zu leer in der Modellirung. Cr. und Cav. VI, S. 196, denken „am ehesten“ an Girolamo Pennacchi. Doch sind wir mit Morelli (Lerm. S. 183) der Ansicht, dass es eine alte Copie nach einem verschollenen echten Bilde Giorgione’s sei. – Phot. Braun VII, 6.
Das Urteil des Paris. 187. (246.) 35 c.
Links unter dem Baume sitzt Paris in weissen Beinlingen und roter Jacke nach rechts gewandt im Rasen; neben ihm liegt sein Hund. In seiner linken Hand hält er den Apfel. Rechts stehen die drei Göttinen, die mittlere [95] ganz nackt, die anderen beiden mit leichten Tüchern bekleidet. Im Hintergrunde eine Berglandschaft.
Leinwand; h. 0,52½; br. 0,67½. – 1869 aus dem Nachlass Unger’s in Berlin – Der giorgioneske Charakter des Bildes beweist, dass es auf Giorgione zurückgeht. Doch ist es in der Ausführung viel zu roh für des Meisters eigene Hand. – Es existirt mit einigen Veränderungen noch in anderen Exemplaren, z. B. bei Herrn Enrico Albuzio in Venedig und bei Herrn S. Larpent in Christiania. Ob eins dieser Bilder das Original sein könnte, bedarf einer Untersuchung.
Palma vecchio.
Jacopo Palma d. ä. gen. Palma vecchio. Geb. um 1480 zu Serinalta bei Bergamo, gest. 1528 zu Venedig. Schüler Giovanni Bellini’s. Strebte neben Giorgione und Tizian selbständig in den freieren Stil des XVI. Jahrhunderts hinüber. Thätig zumeist in Venedig.
Maria mit dem Kinde und zwei Heiligen. 188. (270.) 2 a.
Halbfiguren. Maria sitzt links vor grünem Vorhange; sie hält den nackten Jesusknaben, welcher seinen Kopf an den ihren legt, mit der rechten Hand und ergreift mit der linken das Spruchband, welches der rechts stehende Johannes der Täufer ihr reicht. Zwischen ihnen die heil. Katharina mit ihrem Rade. Rechts Berglandschaft.
Ital. Pappelholz; h. 0,67; br. 0.97½. – 1749 (nicht 1741) durch Guarienti aus der Casa Pisano di S. Stefano zu Venedig. – Vorzügliches Bild der mittleren Zeit des Meisters. Gestochen von M. Steinla, vollendet von G. Levy. – Phot. Braun IV, 9 und Phot. Ges.
Drei Schwestern. 189. (268.) 2 c.
Kniestück. Die drei reich gekleideten blonden Frauen bilden eine engverbundene Gruppe. Die mittlere, in blauem Kleide mit roter Brusteinfassung, hat den Handschuh an der auf ihrem Schoosse ruhenden Linken nur halb angezogen; sie umschlingt mit dem rechten Arm den Nacken ihrer links sitzenden Schwester, welche ein gelbes Kleid mit blauen Unterärmeln trägt. Die rechts sitzende, rot gekleidete, aber greift mit der rechten Hand der mittleren in’s Haar. Im Hintergrunde eine schöne Landschaft. Rosen links und rechts neben den Frauen. Wegen ihrer Aehnlichkeit unter einander ist man berechtigt sie für Schwestern zu halten.
Ital. Pappelholz; h. 0,89; br. 1,23. – 1743 durch Algarotti als „die drei Grazien“ von der Familie Corner della Casa grande zu Venedig erworben. – Berühmtes Bild der mittleren Zeit des Meisters. – Der anonyme Reisende des ersten Drittels [96] des XVI. Jahrhunderts (Notizie ed. Jac. Morelli, Bassano 1800, p. 65) sah es 1525 im Hause des Taddeo Contarini in Venedig und beschrieb es einfach als „die drei Frauen, bis zum Gürtel, nach der Natur gemalt“. – Gestochen von A. Semmler ☼ III, 44. – Phot. Braun I, 3 und Phot. Ges.
Ruhende Venus. 190. (269.) E 3.
Links Felsen und Bäume. Rechts köstliche Berglandschaft. Unter den Felsen und Bäumen liegt halb aufgerichtet, nach rechts gewandt, die nackte blonde Frau, welche die Göttin der Liebe vorstellt. Ihren rechten Arm legt sie auf einen Felsblock, über dem ein rotes Gewandstück hängt. Ihre linke Hand ruht an ihrem Oberschenkel. Unter ihr ein weisses Linnen auf blumigen Rasen.
Leinwand; h. 1,14; br. 1,87. – 1728 für 2000 Thaler durch L. Rossi aus Italien. Inv. 1722–28 A 1916. – Charakteristisches Bild des Meisters vom Ende seiner mittleren Zeit. – Phot. Braun II, 15. – Phot. Ges.
Die heil. Familie mit der heil. Katharina. 191. (267.) 2 a.
Ganz rechts unter hohen Bäumen ruht Joseph. Dann folgt der Johannesknabe, welcher Kreuz und Spruchband neben das zu seinen Füssen ruhende Lamm gelegt hat, um den Jesusknaben zu umarmen, den Maria, die in der Mitte am Boden sitzt, ihm mit beiden Händen hinüberreicht. Links sitzt die heil. Katharina allein vor herrlicher Berglandschaft, zu ihren Füssen das Rad, in beiden Händen ein Buch.
Ital. Pappelholz; h. 0,75½; br. 1,06. – 1725 durch Leplat. Inventar 1722, A 1611. – Schönes Bild der dritten (letzten) Manier des Meisters. – Phot. Braun V, 12. – Phot. Ges.
Jakob und Rahel. 192. (240.) E 4.
Vorn in der Mitte begrüssen sich Jakob und Rahel mit Händedruck und Kuss. Sie kommt von links, er von rechts. Hinter ihm ein Hund. Links sitzt ein Hirte mit roten Beinkleidern und ist ein anderer am Brunnen beschäftigt, an den sich Schafe und Ziegen drängen; im Mittelgrunde üppiger Waldrand. Rechts bewegte Rinder- und Schafheerden; darüber auf der Anhöhe eine Kirche; auf dem Wege dahin ein Mann mit einem Esel; im Hintergrunde hohe, blaue Berge.
Leinwand; h. 1,46½; br. 2,50½. – Inv. Guarienti (vor 1753) N. 438 als Giorgione; aus der Casa Malipiero in Venedig. Als Giorgione noch bei H. Die Bezeichnung G. B. F. vorn am Sack, welche auf Giorgio Barbarelli fecit gedeutet, von Cr. und Cav. VI, S. 608 ff. aber als Giovanni Busi da Cariani erklärt wurde, dessen Hand sie in dem Bilde zu erkennen glaubten, können wir, wenn sie auch schon über 100 Jahre auf dem Bilde angebracht sein mag, doch ihrer Form und der Art ihrer Anbringung nach, nicht für echt halten. Lassen wir [97] sie daher unberücksichtigt, so kommen wir mit Lerm. S. 180 aus stilistischen Gründen dazu, ein spätes Werk Palma Vecchio’s, entstanden unter der Beihülfe eines Schülers, wie Bonifazio’s, in diesem schönen Gemälde zu erkennen. – Gest. von Th. Langer ☼ III, 45. – Phot. Braun III, 16. – Phot. Ges.
Schule des Palma vecchio.
Maria mit dem Kinde und vier Heiligen. 193. (233.) 2 b.
In der Mitte vor grünem Vorhange, zu dessen beiden Seiten sich eine üppige Landschaft dehnt, sitzt Maria in ganzer Gestalt etwas nach links gewandt und hält das Kind, welches nach dem Spruchbande des Täufers greift, auf ihrem Schoosse. Als Halbfiguren neben ihr: links Johannes der Täufer und der heil. Franciscus, rechts die heil. Katharina mit dem Rade und ein graubärtiger Heiliger mit einem Buche, angeblich Joseph.
Ital. Pappelholz; h. 1,00; br. 1,41½. – 1741 durch Rossi als Werk des Girol. Romanino von Brescia. – Später dem Giov. Buonconsiglio (gen. Marescalco) von Vicenza zugeschrieben. So auch bei H. Beides gleich unglücklich. Es lässt sich keine bekannte Hand, wohl aber die Schulrichtung Palma’s in dem Bilde erkennen. So auch Cr. u. Cav. V. S. 469, Anm. 65 und Lerm. S. 166. – Phot. Ges.
Ein Paar. 194. (266.) R 14.
Halbfiguren nach links auf dunklem Grunde. Die hellblonde Frau hält mit der Rechten einen Spiegel. Der Herr, welcher hinter ihr steht, legt seine linke Hand an ihren Arm. Am Spiegel steht: S . P . R.
Leinwand; h. 0,86½; br. 0,73½. − Inv. 1754, I 721, als „Palma Vecchio.“ So noch bei H. – Allein das Bild ist augenscheinlich viel zu schwach für den Meister selbst. Vergl. auch Lerm. S. 213.
Lorenzo Lotto.
Geb. um 1480 zu Treviso, gest. nach 1555, wahrscheinlich zu Loreto. Ursprünglich neben Palma vecchio Schüler Giov. Bellini’s. Später selbständig weiterentwickelt. Thätig in Treviso, in den Marken, in Rom, in Bergamo, zuletzt in Ancona und Loreto, am längsten jedoch in Venedig.
Maria mit dem Kinde und vier Heiligen. 195. (2317.) 3 a.
Kniestück.[WS 9] In der Mitte vor einem Vorhange sitzt Maria. Mit ihrer linken Hand berührt sie die Wunde des heil. Franciscus, der mit der heil. Clara rechts neben ihr steht. Mit der rechten Hand hält sie den Jesusknaben, welcher, lebhaft nach links gewandt, ein Spruchband ergreift, das ein graubärtiger Heiliger in rotem Mantel (wohl der heil. Hieronymus) ihm reicht. Der zweite Heilige zur [98] Linken (wohl Joseph) trägt einen gelben Mantel. Hinten in der Waldlandschaft fällen zwei Männer den Kreuzesstamm. Bez. links am Spruchband
Ital. Pappelholz; h. 0,85; br. 1,03. – 1883 von Herrn Fairfax Murray in Florenz. – Ein gleiches Bild in der Bridgewater-Gallery, eine Copie in der Grosvenor-Gallery zu London. – Bild der bellinesken Frühzeit Lotto’s (um 1508).
Art der Spätzeit Lotto’s.
Der heil. Sebastian. 196. (118.) C 3.
Der nackte Heilige steht leicht vorgebeugt nach links gewandt, mit den Händen auf dem Rücken an eine Säule gebunden. Seine linke Schulter blutet; ein Pfeil steckt in seinem Unterleibe; ein zweiter liegt zu seinen Füssen. Links vorn am Boden ein roter Mantel und eine Armbrust. Im Hintergrunde rechts das Meer, links eine Stadt.
Leinwand; h. 1,89; br. 1,08. – 1746 aus der herzogl. Sammlung zu Modena als „Carlo Feti“. Venturi a. a. O. p. 357. – Seit dem Inventar Guarienti (vor 1753) N. 164 als „Dom. Feti“. Bei H. jedoch schon mit der richtigen Bemerkung; „scheint vielmehr der venezianischen Schule angehörig“. – Ein Kenner (Mr. Ch. Fairfax Murray von Florenz) machte uns darauf aufmerksam, dass er es für ein unzweifelhaftes Werk der Spätzeit L. Lotto’s halte. Die Prüfung dieser Werke in der Umgebung Ancona’s, die wir daraufhin vorgenommen, hat allerdings eine Verwandtschaft derselben mit unserem Bilde ergeben, die uns jedoch nicht nah genug erschien, um es mit Sicherheit dem Lotto selbst zuzuschreiben. Man vergl. übrigens auch Lotto’s schon ziemlich späten heil. Sebastian im Berliner Museum.
Nach Lorenzo Lotto.
Christus und die Ehebrecherin. 197. (502.) R 9.
Kniestück. In der Mitte steht Christus mit erhobener Rechten. Links steht die Ehebrecherin mit auf der Brust gekreuzten Armen vor ihm. Ein Kriegsknecht hält sie an den Zöpfen ihres blonden Haares fest. Rechts vorn ein Schriftgelehrter, welcher mit den Händen spricht, und ein schwarz gekleideter junger Mann. Hinter diesen fünf Hauptpersonen noch elf Zuschauerköpfe.
Leinwand; h. 1,10½; br. 1,34. – Aus der Kunstkammer. Im Inv. 1722 A 139 als „Art des Pordenone“. – Bei H. schon richtig als Copie nach dem späten Bilde Lotto’s im Louvre. Vergl. auch Cr. und Cav. VI, S. 503.
[99]
Giov. Ant. da Pordenone.
Giov. Ant. de’ Sacchi, auch Corticelli, Licinio oder Regillo, gen. Pordenone. Geb. zu Pordenone im Friaul 1483, gest. zu Ferrara im Januar 1539. Entwickelte sich selbständig, doch nicht unbeeinflusst durch Tizian und die übrigen grossen Venezianer. Thätig in Pordenone, Colalto, Treviso, Cremona und anderen oberitalienischen Städten, vornehmlich auch in Venedig.
Eine Dame in Trauer. 198. (276.) 2 a.
Brustbild ohne Hände nach links vor grauem Wandgrund mit rotem Vorhang. Die Dame trägt eine hohe Flechtenfrisur, ein schwarzes Kleid, einen aufrechtstehenden Kragen, einen schwarzen Schleier.
Leinwand; h. 0,61; br. 0,54. – Zuerst nachweisbar im „Catalogue“ von 1765. – Gestochen, irriger Weise als Bildniss der Cat. Conaro. von C. G. Schultze ☼ III, 3. – Phot. Braun IX, 14 und Phot. Ges.
Die Berufung des Matthäus. 199. (277.) R 11.
Halbfiguren. Links steht Christus und macht mit der Hand eine sprechende Bewegung. Rechts, im Profil ihm zugewandt, sitzt Matthäus noch als Zöllner am Tische und wühlt mit der linken Hand im Golde. Im Hintergrunde graue Architektur und blauer Himmel.
Leinwand; h. 1.99½; br. 1,18. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. Der Herzog schätzte das Bild so hoch, dass er es behalten wollte. Venturi p. 321. − Auch Guarienti nennt es (Inv. N. 149) „opera stimatissima“. – Jetzt hat es durch Nachdunkelung so gelitten, dass die Urheberschaft Pordenone’s sogar zweifelhaft erscheinen könnte.
Bernardino Licinio da Pordenone.
Geb. zu Pordenone. Erwähnt in datirten Bildern zwischen 1524 und 1542. Schüler und Verwandter des Giov. Ant. da Pordenone, der manchmal mit ihm verwechselt wird.
Weibliches Bildniss. 200. (278.) E 3.[WS 10]
Halbfigur vor einer Nische, etwas nach links gewandt. Die Dame trägt ein ausgeschnittenes rotes Kleid, eine turbanartige Haube, einen goldenen Gürtel, eine Perlenhalskette mit einem Kreuz aus Edelsteinen, einen Handschuh an der linken und in der rechten Hand. Bez. oben rechts im Nischenrund: B . LICINI . F . MDXXXIII.
Leinwand; h. 0,99; br. 0,83. – Inventar 1722 B 1283 als „Ritratto di Donna Olympia in der Art Tizians“. Erst in den letzten Auflagen des H’schen Kataloges richtig als Werk Bernardino Licinio’s erkannt. – Phot. Braun VI, 8. – Phot. Ges.
[100]
Paolo Morando.
Paolo Morando, gen. il Cavazzola. Geb. zu Verona 1486, gest. daselbst 1522. Schüler des Domenico Morone zu Verona. Thätig in seiner Vaterstadt.
Männliches Bildniss. 201. (232.) 3 a.
Halbfigur nach rechts auf gelbgrauem Grunde. Der dargestellte „Herr Emilio degli Emili da Verona“ ist bartlos, hat graues Haar, trägt einen schwarzen Hut, einen dunklen, am Hals und an den Aermeln mit Goldschuppenstoff besetzten Rock, einen schwarzen Pelzmantel, graue Handschuhe und hält einen Rosenkranz in der Linken.
Leinwand; h. 0,93; br. 0,75½. – 1875 von Herrn R. Brooks in London. – Früher befand es sich im Besitze der Familie „degli Emili“ in Verona. Vgl. Lorenzo Muttoni: Dipinti di Paolo Morando Tav. XXIV. – Phot. Braun VIII, 11.
Nach Moretto.
Alessandro Bonvicino, gen. il Moretto da Brescia. Geb. zu Brescia 1498, gest. daselbst 1555; war unter Ferramola und Romanino gebildet und arbeitete zumeist in Brescia.
Die Madonna von Paitone. 202. (279.) D 1.
In ganzer Gestalt steht die heil. Jungfrau auf rot gestrichenem Boden vor grauem Wandgrunde. Sie trägt ein weisses Gewand mit braunem Schleier. Die Hände kreuzt sie vor der Brust, den Blick senkt sie zur Erde.
Leinwand; h. 2,14; br. 1,47. – 1868 aus v. Quandt’s Sammlung. – Oben links steht die Inschrift: IMAGO BEATÆ MARIÆ VIRG . QVÆ MENS . AVGVST . M . IC . XXXIII . C(sic!) AITONI AGRl BRIXANI PAGO APPARVIT MIRACVLOR . OPERATIONE CONCVRSV POP . CELEBERRIM . – Das berühmte Originalbild Moretto’s befindet sich noch in der Kirche auf dem Berge über Paitone. Es zeigt nicht nur die Madonna, wie auf unserem Bilde, sondern links neben ihr auch den Hirtenknaben, dem sie erscheint, und im Hintergrunde eine grosse Landschaft. Wenngleich Cr. und Cav. (VI, S. 469) in unserem Bilde mit H. eine eigenhändige Wiederholung der Hauptfigur des Gemäldes zu Paitone erkannten, so muss der Verfasser dieses Kataloges, nachdem er Paitone besucht hat, doch mit Entschiedenheit der Ansicht Morelli’s (Lerm. S. 198–200) und Eisenmann’s (Kunstchronik XVI S. 652) beitreten, dass unser Bild nur eine Copie von fremder, späterer Hand sei. Zeigt es doch keineswegs Moretto’s feine, geistvolle Pinselführung und lassen es doch schon die unorganische Herausreissung der Gestalt aus dem Zusammenhange, der sie verständlich macht, und die falsche Lesart Caitone statt Paitone undenkbar erscheinen, dass Moretto diesen Auszug aus seinem Bilde selbst gefertigt habe. – Phot. Ges.
Paris Bordone.
Geb. zu Treviso um 1500, gest. den 19. Jan. 1570 (neuen Stils 1571) in Venedig. Hauptschüler Tizian’s in Venedig. [101] Arbeitete in verschiedenen oberitalienischen Städten, in Paris, in Augsburg, vornehmlich jedoch in Venedig.
Apollo und Marsyas. 203. (280.) 2 b.
Kniestück. Apollo trägt in der Rechten die Leyer und hält sich mit der von seinem blauen, mit Blumen durchwirkten Mantel umwundenen Linken das Ohr zu; denn rechts bläst der schwarzbärtige, spitzohrige Satyr Marsyas die Flöte, während links der König Midas mit dem Diadem auf dem Haupte, doch noch nicht mit den Eselsohren versehen, Beifall spendet. Im Hintergrunde Bäume und Himmel.
Leinwand; h. 0,98; br. 81½. – Inv. 1754, I 283. Ein bezeichnetes Bild des Meisters von ähnlicher Malweise besitzt z. B. das Haager Museum (N. 208). – Phot. Braun III, 6.
Diana als Jägerin. 204. (281.) D 4.
Kniestück. In der Mitte sitzt die jungfräuliche Göttin der Jagd mit rotgoldenem Haar, mit blosser Brust, in blauem Kleide, nach links gewandt unter einem Baume. Sie hält ihren Speer im linken Arme und führt mit der Rechten ihren Hund an der Leine. Vorn links überreicht eine Nymphe ihr auf ausgestreckten Händen einen Hirschkopf. Zu ihren Füssen ein zweiter Hund. Rechts, halb von hinten gesehen, eine zweite Nymphe, welche ihren Bogen in der Linken hält und mit der Rechten in die Landschaft hinausdeutet, in deren Hintergrunde andere ihrer Genossinnen jagen.
Leinwand; h. 1,16; br. 1,87. – Inventar 1754, I 315. – Schönes Bild des Meisters. – Phot. Braun III, 18.
Die heil. Familie mit dem heil. Hieronymus. 205. (283.) 2 b.
Links sitzt Maria. Sie hält in der Linken ein Buch, mit der Rechten den Jesusknaben, welcher sich lebhaft zu Joseph emporwendet. Dieser steht hinter ihm und pflückt ihm einen Apfel vom Baume. Rechts sitzt die heil. Elisabeth, ebenfalls mit einem Buche, und vor ihr führt der kleine Johannes dem Jesusknaben sein Lamm zu. Ganz vorn rechts sitzt der heil. Hieronymus auf dem Erdboden. Er hat seinen roten Mantel unter sich ausgebreitet und blickt zur heil. Elisabeth empor.
Leinwand; h. 1,13; br. 1,50. – 1749 (nicht 1741, wie bei H.) aus der Casa Pisani di S. Stefano zu Venedig. – Bei H. wurde die Echtheit dieses Bildes bezweifelt. Bordone war jedoch verschiedenen Stilwandlungen unterworfen; mit anerkannten Bildern seiner späteren Zeit stimmt auch dieses überein. – Phot. Braun VIII, 12.
[102]
Art des Paris Bordone.
Simson besiegt die Philister. 206. (284.) 32 a.
Mitten im Kampfgewühl nach rechts gewandt, haut Simson mit dem Eselskinnbacken auf die Feinde ein. Links liegt ein Toter mit den Beinen nach vorn, in der Mitte unter Simson ein anderer mit dem Kopfe nach vorn. Zu Boden sinkende Verwundete und flüchtende Krieger rechts. Unter den Flüchtenden links ein Trommler, fast von hinten gesehen, und ein Jüngling mit grossem weissen Banner.
Leinwand; h. 1,55; br. 2,19. – Inv. Guar. (vor 1753) N. 304 als Giulio Romano; 1749 aus der Galerie zu Prag. – Für ein Werk Bordone’s erklärt von A. Hirt, Kunstbemerkungen, Berlin 1830, S. 69. – Bei H. als „unbekannt“, doch richtig unter den Venezianern im Anschluss an Bordone. Völlig unmöglich erscheint es nicht, dass Bordone selbst das Bild gemalt habe.
Giovanni Battista Moroni.
Geb. um 1525 zu Bondio im Bergomaskischen[WS 11], gest. den 5. Febr. 1578 zu Bergamo. Schüler des Al. Bonvicino, gen. Moretto, zu Brescia. Thätig hauptsächlich in Bergamo und Umgebung.
Männliches Bildniss. 207. (292.) E 4.
Kniestück halb nach rechts auf grauem Grunde. Bart und Haar sind dunkel und kurz geschnitten. Der Herr trägt über weissseidenem Unterwamms, dem die sichtbaren Aermel angehören, einen schwarzen Rock. Die linke Hand legt er rechts auf den Tisch, die Rechte stemmt er in die Seite. Oben links die Jahreszahl 1557.
Leinwand, später auf Eichenholz geklebt; h. 1,10; br. 0,78. – Inv. 1754, I 252, als Moroni. Die Urheberschaft dieses Meisters wird von einigen Seiten bezweifelt, doch erscheint es uns als gutes, wenn auch besonders fest und plastisch gemaltes Werk der mittleren Zeit Moroni’s. Auch Lerm. S. 207 und 208 hält es für richtig benannt. – Phot. Braun VII, 11.
Bonifazio Veronese d. ä.
Geb. zu Verona, gest. zu Venedig 1540. Schüler Palma vecchio’s in Venedig. Hauptsächlich in Venedig thätig.
Die Findung Mosis. 208. (286.) D 2.
Links der Nil. Hier schreitet im Hintergrunde die Begleiterin der ägyptischen Königstochter in den Strom, um den Korb mit dem Knaben aus dem Wasser zu fischen. Vorn kniet sie in grösserer Gestalt und überreicht den Findling der vor ihr stehenden Prinzessin, welche sich mit der Linken auf die Schulter eines Pagen stützt. Links neben ihr ein Hofmeister [103] in rotem Rocke und roter Mütze, rechts noch eine Hofdame, hinter ihr ein Krieger. Rechts im Mittelgrunde vor der üppigen Landschaft sitzen zwei Männer und zwei Frauen musicirend im Rasen.
Leinwand; h. 1,01; br. 1,39. – 1725 durch Leplat; Inv. 1722 ff., A 1566, als „Tizian.“ – Schon bei H. richtig einem der Bonifazi gegeben. Vergl. Lerm. S. 219. – Phot. Braun VIII, 14.
Der Heiland mit der Weltkugel. 209. (288.) D 1.
Halbfigur nach links auf grauem Grunde. Die rechte Hand legt er auf die Weltkugel, die vor ihm liegt; hinter seinem Haupte brechen Strahlen hervor.
Leinwand; h. 0,79½; br. 0,67 ½. – Zuerst im Katalog von 1835.
Bonifazio Veronese d. j.
Geb. wahrscheinlich zu Verona, gest. zu Venedig 1553. Schüler und Genosse Bonifazio Veronese’s d. ä., der wahrscheinlich sein Bruder war. Thätig zumeist in Venedig. Vergl. Lerm. S. 213−224.
Die Anbetung der Hirten. 210. (241.) D 2.
Vorn sitzt Maria nach links gewandt vor alten Bogenruinen. Sie hält das Christkind über der Krippe den drei Hirten entgegen, welche, zu einer geschlossenen Gruppe vereinigt, links niederknieen. Vorn rechts steht Joseph, in Nachdenken versunken. Im Mittelgrunde rechts nahen noch zwei andere Hirten, von denen der eine ein Lamm trägt. Links in der Landschaft tränkt ein Reiter sein Ross.
Ital. Pappelholz; h. 1,02¼; br. 1,49. – Im Inv. Guarienti (vor 1753) N. 440 als „Palma vecchio“, 1749 „aus der Casa Pisani di S. Stefano zu Venedig.“ – Bei H. als Giorgione. – Die neuere Stilkritik ist sich einig, dass es einem der Bonifazi, die aus der Schule Palma’s hervorwuchsen, angehört (vergl. Cr. und Cav. V, S. 207 mit Lerm. S. 182 und 213). Wir geben es, nachdem wir die Bilder dieses Meisters in Venedig verglichen, mit Lerm. S. 213 Bonifazio Veronese dem j. – Phot. Braun VI, 9.
Die heilige Familie mit der hl. Elisabeth und der hl. Katharina. 211. (271.) 2 b.
Maria sitzt in der Mitte, etwas nach links gewandt, unter einem Baume. Sie lässt das Christkind mit ihrer rechten Hand auf ihrer linken stehen. Rechts sitzt die hl. Elisabeth, vor welcher der Johannesknabe zum kleinen Heiland empordeutet. Links vorn sitzt die hl. Katharina, etwas weiter zurück, sie anblickend, ein graubärtiger Alter, wohl Joseph.
Ital. Pappelholz; h. 1,07; br. 1,34. – 1738 durch Rossi aus Italien. Damals als „Tizian“. Später, auch bei H., wurde es zu den Werken Palma vecchio’s gesetzt, an die es jedoch nur von fern (in den Typen gar nicht) erinnert; wir sind, nachdem wir die Bilder des mittleren Bonifazio in Venedig nachgeprüft, mit Lerm. S. 222 der Ansicht, dass es ein gutes Werk dieses Meisters ist. – Phot. Braun VII, 8.
[104]
Bonifazio Veneziano.
Vielleicht der Sohn eines der beiden Bonifazi Veronesi, jedenfalls ihr Schüler, später durch Tizian beeinflusst. Geb. und gest. wahrscheinlich in Venedig, wo er 1579 noch thätig war.
Die Auferweckung des Lazarus. 212. (289.) 34 a.
In einer reichen vom Hochgebirge begrenzten Landschaft steht rechts der Sarkophag, dem Lazarus, von drei Männern unterstützt, entsteigt. In der Mitte spricht Christus mit den beiden Schwestern des Lazarus. Links eine Gruppe freudig bewegter Zuschauer. Rechts im Mittelgrunde eine zweite Gruppe von Zuschauern, die sich wegen des Verwesungsgeruches die Nasen zuhalten.
Leinwand; h. 1,32½; br. 2,00. – 1749 (nicht 1741) aus der Casa Pisani di S. Stefano zu Venedig. – Schon in den alten Inventaren als „Bonifazio Veneziano“. Bei H. wohl nur bezweifelt, weil es noch nicht bekannt war, dass es drei verschiedene Bonifazi gegeben. Vergl. auch Lerm. S. 220.
Maria mit dem Kinde und drei Heiligen. 213. (287.) D 4.
Vor reicher Landschaft sitzt Maria, halb nach rechts gewandt, unter einem Baume und hält auf ihren Schooss das Christkind, welches, seine Linke zu seiner Stirn erhebend, der rechts vor ihm knieenden hl. Katharina in die Augen blickt. Links sitzen zwei bärtige Heilige, vorn, mit den Schlüsseln zu seinen Füssen, Petrus (nicht Joseph), etwas zurück der hl. Antonius mit der Glocke.
Leinwand; h. 1,09; br. 1,52. – 1741 durch Rossi als Giorgione. – Schon bei H. richtig der Gruppe „Bonifazio“ gegeben. Scheint, nach Lerm. S. 207, ein spätes Bild des Bonifazio Veneziano zu sein , aus der Zeit, da er die Malweise Tizian’s nachzuahmen suchte. Vielleicht jedoch nur Atelierbild. – Phot. Braun IX, 15.
Polidoro Veneziano.
Polidoro Lanzani, gen. Polidoro Veneziano. Geb., gest. und thätig zu Venedig. Mitte des XVI. Jahrhunderts. Nähere Daten unbekannt. Schüler Tizian’s. Entwickelte sich dem Bonifazio Veneziano ziemlich parallel.
Die Madonna mit der hl. Magdalena und dem venezianischen Patrizier. 214. (290.) 2 c.
Maria sitzt an reicher Säulenhalle, vor grünem Vorhange, auf einem Throne, dessen runder Sockel mit Reliefs geschmückt ist; sie blickt zu dem schwarzgekleideten Patrizier hinab, der links vor der Landschaft knieet und ihr, von Joseph unterstützt, sein nacktes Kind darbringt. Das Christkind auf [105] Maria’s Schoosse aber wendet sich mit einem Kränzchen in der Rechten der rechts sich anschmiegenden hl. Magdalena zu.
Leinwand; h. 1.21½; br. 1,74½. – 1749 (nicht 1741) aus der Casa Pisani di S. Stefano zu Venedig. – Hauptbild des Meisters. – Phot. Braun XII, 13.
Die Verlobung der heil. Katharina. 215. (291.) B 1.
Links reiche Flussthallandschaft. rechts Bogenruine. Maria sitzt, nach links gewandt, in der Mitte. Das Christkind auf ihrem Schoosse steckt der links knieenden heil. Katharina den Ring an den Finger. Rechts steht ein graubärtiger Heiliger, sein Kreuz im Arm, wohl der hl. Andreas; weiter zurück der Engel mit dem jungen Tobias.
Leinwand; h. 1,08½; br. 1.32½. – Inventar 1754, I 345.
Maria, ihr Kind anbetend. 216. (282.) 2 c.
Kniestück, auf braunem Grund. Maria in rotem Kleide und weissem Schleier betet, nach links gewandt, mit gefaltet erhobenen Händen das Christkind an, welches links vor ihr auf dem Stroh der Krippe in weissem Tuche liegt und, nach der Mutter verlangend, beide Aermchen emporstreckt.
Eichenholz; h. 0,51; br. 0,38. – Inventar 1722, A 418, als „Tizian.“ – Bei H. frageweise dem Paris Bordone zugeschrieben. Nach Lerm. S. 225–226 „eher“ von Polidoro Veneziano. Der Vergleich mit unserer unbezweifelten Darstellung der „Verlobung der heil. Katharina“ N. 215 von der Hand Polidoro’s bestätigt Morelli’s Vermutung. Auffallend bleibt dabei, dass das Bild auf Eichenholz gemalt ist.
Unbestimmte Venezianer. Mitte des XVI. Jahrhunderts.
Allegorie der Freigebigkeit. 217. (285.) R 14.
Grau in grau. In der Mitte thront eine Frau, welche mit der Linken in einen Korb mit Münzen greift, den eine Dienerin ihr hinhält, mit der Rechten aber das Geld an eine arme Frau giebt. Im Mittelgrunde sieben Zuschauer und Zuschauerinnen. Vorn in der Mitte sitzt ein Knabe und wehrt sich gegen einen grossen Vogel.
Leinwand; h. 1,27½; br. 1,06. – Nach dem Inventar Guarienti (vor 1753) N. 434 aus der Sammlung des Marchese Mantova in Padua als „Dom. Carpioni“; woraus H. Dom. Carapagnola, den Schüler der Frühzeit Tizian’s, gemacht. Nach Lerm. S. 226 „wohl eher ein Atelierbild der Bonifazi.“
Judith. 218. (245.) 36 d.
Als Halbfigur steht sie, nach links gewandt, in einem Gemache, durch dessen Fenster man links in’s Freie blickt. Ihr linker Arm ruht, wie das Haupt des Holofernes, auf einer Brüstung; ihre Rechte stützt sie aufs Schwert.
[106] Leinwand; h. 0,76; br. 0,61. – 1869 aus dem Nachlass Unger’s in Berlin. – Bei H. frageweise als Giorgione, von dem es fragelos nicht herrührt.
Männliches Bildniss. 219. (243.) E 3.
Halbfigur eines schwarzhaarigen, schwarzbärtigen Mannes, etwas nach links gewandt, auf dunkelgrünem Grunde. Er trägt einen schwarzen Rock über weissem Hemde, einen Handschuh an der linken, Ringe an der rechten Hand.
Leinwand; h. 0,90; br. 0,72½. – Nach H. schon 1620 in Italien erworben. Im Inventar 1754, I 462, schon als Giorgione. In den früheren Dresdener Katalogen mit Recht nicht zu den Werken dieses Meisters gestellt. Erst 1861, nach einer Restauration, wieder auf dessen Namen getauft. Nach Cr. und Cav. IV, S. 215, der Technik nach palmesk, vielleicht von der Hand Bordone’s. Doch erscheint es nach den Restaurationen, die das Bild erlitten, unmöglich, die Hand eines bekannten Meisters in ihm zu erkennen. – Von späterer Hand auf der Rückseite als Bildniss des Pietro Aretino bezeichnet, was nicht zutreffend erscheint. – Phot. Ges.
Heilige Familie. 220. (494.) 32 b.
Kniestück. Maria sitzt in der Mitte. Das Christkind auf ihrem Schoosse hält Blumen mit beiden Händen und wendet sich nach links, wo der kleine Johannes steht und noch mehr Blumen hinaufreicht. Rechts, im Profil gesehen, steht ein graubärtiger, kahlköpfiger Heiliger in schwarzer Kutte.
Leinwand; h. 0,76; br. 1,00½. – Zuerst als „Venezianische Schule“ im Kataloge von 1835. Schule Tizian’s, etwa der Richtung Polidoro Lanzani’s.
Brescianische Meister.
Mitte des XVI. Jahrhunderts.
Ein Ehepaar. 221. (242.) E 3.
Brustbilder. Links Mauergrund, rechts Blick in die Landschaft. Links der Mann, welcher seinen linken Arm um den Nacken der Geliebten legt. Diese trägt ein ausgeschnittenes Kleid und lehnt sich leicht an ihn an.
Ital. Pappelholz; h. 0,52; br. 0,67½. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – Es wurde 1618 als „angeblicher“ Giorgione (di mano dicono di Zorzone) von Ferrara nach Modena gebracht. Venturi p. 39 u. 123. Später galt es als Giorgione. So auch bei H. Auf die Unmöglichkeit dieser Benennung machten Cr. und Cav. VI, S. 211 aufmerksam und gaben es der Schule von Brescia, was auch uns richtig zu sein scheint, wenngleich wir nicht so weit gehen möchten, wie Mündler, der sicher Romanino’s Hand in dem Bilde zu erkennen glaubte. Lerm. S. 182 sucht seinen Urheber eher in der Marca Trevisana. – Phot. Braun IX, 16 und Phot. Ges.
Christus, sein Kreuz tragend. 222. (275.) 32 a.
Halbfiguren. Rechts schreitet Christus mit dem Kreuze auf der linken Schulter nach rechts hinaus, blickt sich aber nach den beiden Männern hinter ihm um, von denen der vordere mit der Rechten an das Messer auf [107] seinem Rücken greift, mit der Linken aber den Heiland am Kragen packt. Voraus schreitet ein behelmter Kriegsknecht.
Leinwand; h. 0,87½; br. 1,08. – Zuerst als „Rocco Marconi“ im Katalog von 1835. So frageweise noch bei H. Marconi von Treviso war ursprünglich Schüler Giovanni Bellini’s. Gegenüber den beglaubigten Bildern des Meisters erscheint das unsere sicher von anderer Hand. Wir erkennen mit Lerm. S. 226 die Schule des Romanino zu Brescia in ihm, wenn wir auch nicht im Stande sind, es mit ihm gerade dem Francesco Prato da Caravaggio zuzuschreiben. – Phot. Braun X, 8.
Paolo Farinati.
Geb. zu Verona 1522, gest. daselbst 1606. Schüler Nicolò Giolfino’s. Später teils unter dem Einflusse Parmeggianino’s, teils unter demjenigen Paolo Veronese’s. Arbeitete in Verona.
Die Darstellung Jesu im Tempel. 223. (341.) C 1.
Rechts in stattlicher Tempelhalle steht der von steinernen Flügel-Genien getragene Altar, an dessen Stufen Maria knieet. Das Christkind ruht in ihren Armen. Der Priester steht, von vorn gesehen, neben ihr und breitet schützend seinen Mantel über den Kleinen aus. Links hinter ihr stehen Joseph und verwandte Frauen. Noch weiter links folgen andere, von denen eine die Tauben, eine andere ein Kind hält. Ganz links, weiter zurück, eine Gruppe von Männern, deren vorderster einen Krüppel beschenkt. Vor dem Altar spielen zwei nackte Knaben mit einem Hunde. Rechts stehen die Schriftgelehrten, von denen einer aus einem aufgeschlagenen Buche vorliest. Ein Mann weist die beiden ganz vorn rechts am Boden hockenden Bettler auf die verlesene Botschaft hin.
Leinwand; h. 1,83; br. 4,15. – 1747 durch Rossi aus Casa Bonfadini in Venedig. Damals Paolo Caliari’s Sohne Carletto Caliari zugeschrieben. Bei H. mit Unrecht den echten Bildern Paolo Caliari’s angereiht. Dass Paolo Farinati sein Urheber sei, hat, nach H., zuerst Rumohr geäussert. Ein Vergleich mit den bezeichneten Bildern dieses Meisters in Verona, besonders in der Pinakothek, in „San Giorgio in Braida“ und in der „Madonna di Campagna“ hat dem Verfasser dieses Katalogs vor kurzem die Ansicht Rumohr’s bestätigt. Charakteristisch für Paolo Farinati sind die Typen und die Färbung, ist in besonderem Maasse die Architektur. – Es giebt zwei alte anonyme Radirungen nach dem Bilde, von denen die eine, „Giov. Giac. de Rossi formis“, allerdings Paolo Veronese als Urheber nennt. – Phot. Braun VII, 10.
Paolo Veronese.
Paolo Caliari, gen. P. Veronese. Geb. zu Verona 1528; gest. zu Venedig den 19. April 1588. – Schüler des Ant. Badile in Verona. Weiterentwickelt unter dem Einflusse des Paolo [108] Morando (Cavazzola), Brusasorci und (nachdem er 1555 nach Venedig übergesiedelt) auch der grossen Venezianer. Thätig in Verona, im Venezianischen und in Venedig selbst.
Die Madonna mit der Familie Cuccina. 224. (327.) E 3.
Links vor reichem Goldstoffvorhange thront Maria mit dem Kinde. Vorn neben ihr knieet Johannes der Täufer, an ihrer anderen Seite der hl. Hieronymus, hinter dem ein Engel steht. Ein Säulenpaar trennt diese Gruppe von der rechts gegenüber angeordneten grösseren Gruppe der verehrend anbetenden Mitglieder der Familie Cuccina, wie sie von den Gestalten des Glaubens (in weiss), der Liebe (in rot) und der Hoffnung (in grün) der Madonna zugeführt werden. Vorn knieet die Hausfrau in feuerrotem Kleide, bildeinwärts neben ihr ihr Gemahl; ein anderer bärtiger Mann steht an der Säule, ein dritter knieet hinter der Hausfrau. Vorn klammert sich einer der Knaben an die Säule; ausserdem noch sechs Kinder verschiedenen Alters in verschiedenen Stellungen und ein Hündchen. Ganz rechts eine Magd mit dem kleinsten Kinde auf dem Arme. Im Hintergrunde eine Strasse von Palästen.
Leinwand; h. 1,66; br. 4,14. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – Dieses Bild befand sich mit den folgenden dreien im siebzehnten Jahrhundert noch in dem Palaste der Familie Cuccina zu Venedig, für welche sie alle vier gemalt worden waren (später Pal. Tiepolo, jetzt Pal. Papadopoli). Es gelang dem Herzog Francesco I. zu Modena erst nach längeren Unterhandlungen, sie 1645 für seine Galerie zu erwerben (Venturi, p. 234–236). Hier auch der Nachweis, dass die Bildnissgruppe wirklich die Familie Cuccina darstellt. – Gestochen von P. A. Kilian ☼ I, 15; desgl. von G. Levy. – Phot. Braun VII, 9. – Phot. Ges.
Die Anbetung der Könige. 225. (325.) E 1.
Links sitzt Maria mit dem Kinde am Fusse mächtiger Ruinen, aus deren Stallräumen Ochs und Esel hervorblicken. Hinter ihr stehen zwei Hirten. Ihr zugewandt naht der Zug der hl. drei Könige. Der älteste im Goldstoffmantel küsst bereits knieend den Fuss des kleinen Heilandes. Ein Page trägt seine Schleppe, ein anderer seine Krone. Bildeinwärts neben ihm steht der zweite, ganz in rot gekleidete König, schon etwas vorgebeugt; hinter diesem ein Diener im Turban. Rechts harrt in stolzer Haltung der reich gekleidete Mohrenkönig. Bildeinwärts neben ihm zwei Pferde mit einem zinnoberrot gekleideten Wärter. Ganz rechts noch vier Männer, über denen ein Pferdekopf und ein Kameelkopf hervorragen.
[109] Leinwand; h. 2,04; br. 4,55. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – 1645 in diese aus dem Hause Cuccina zu Venedig. Vergl. die Bemerkungen zu N. 224. – Gestochen von P. A. Kilian ☼ I, 14; von H. Steifensand. – Phot. Braun V, 15. – Phot. Ges.
Die Hochzeit zu Cana. 226. (326.) E 1.
Links steht die reich besetzte Festtafel, in deren Mitte unter lebhaft bewegten Gästen der Heiland sitzt. Weiter rechts die Männer, welche den Wunderwein prüfen: einer von ihnen setzt das Glas gerade an die Lippen; einem andern wird eingeschenkt; vorn in der Mitte steht ein dritter im orangegelben Rock und hält das Schalenglas in der ausgestreckten Linken. Links vorn wird einem am Boden hockenden Mädchen eingeschenkt; noch weiter links steht ein junger Mann mit einem Hunde im Arm. Vorn in der Mitte spielt ein am Boden sitzender Knabe mit einer Katze. Rechts vorn Diener mit Speisen, im Mittelgrunde der von Füllfiguren belebte Renaissancepalast.
Leinwand; h. 2,05; br. 4,55. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – 1645 aus dem Hause Cuccina in Venedig nach Modena. Vergl. die Bem. zu N. 224. – Gest. von L. Jacob ☼ II, 9; von Jos. Kohlschein. – Phot. Braun VI, 10. – Phot. Ges.
Die Kreuztragung. 227. (328.) E 3.
Der gestaltenreiche Zug bewegt sich von der rechten nach der linken Seite, wo er sich neben mächtig aufragenden Felsen bildeinwärts wendet. Christus bricht in der Mitte unter der Last des Kreuzes zusammen, dessen Stamm Simon von Kyrene ergreift. Ein Henker schwingt die Geissel, ein anderer sucht den Heiland am Strick emporzuzerren. Die hl. Veronica hält ihm ihr Schweisstuch hin. Ganz links einer der Schächer; ganz rechts Maria, von einem Manne unterstützt. Vor ihr, ganz vorn, eine Mutter mit ihrem Kinde auf dem Arm.
Leinwand; h. 1,66; br. 4,14, – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – 1645 mit den drei vorigen aus dem Hause Cuccina in Venedig. Vgl. die Bemerkungen zu N. 224. – Radirt von Giov. Maria Mitelli. Gestochen von J. M. Preissler ☼ I, 16; von A. G. Glaser. – Phot. Braun IX, 17 und Phot. Ges.
Der Hauptmann von Capernaum. 228. (329.) D 3.
Links steht Christus mit erhobener Rechten inmitten acht seiner Jünger, die teilweise hinter den Säulen versteckt sind. Rechts kniet der gläubige „Hauptmann“, die Genesung seines Knechtes erflehend, vor dem Heiland. Zwei behelmte Soldaten unterstützen ihn. Ein weissgekleideter Negerpage kniet hinter ihm und hält seinen Helm. Weiter zurück hält ein dritter Krieger sein Ross. Ganz links [110] ein dickbäuchiger Mann mit gestreiftem Wamms; ganz rechts ein Hund.
Leinwand; h. 1,78; br. 2,75. – 1747 aus dor Casa Grimani de’ Servi zu Venedig. Gegenstück zum folgenden. Gestochen von Pietro Monaco. – Phot. Braun XII, 13 und Phot. Ges.
Die Findung Mosis. 229. (330.) D 3.
Links steht die Königstochter unter prächtigen Waldbäumen zwischen fünf Begleiterinnen, von denen die eine vor ihr knieet und ihr den Findling zeigt, dessen Tuch eine zweite, ältere, emporhebt. Hinter ihr ihr Wagen und, ganz links, ein junger Neger mit einem Hündchen auf dem Arme, sowie ein Negerzwerg mit zwei Hunden an der Leine. Rechts der Fluss mit stattlicher Bogenbrücke vor der Stadt. Hier steht ein Hellebardier an einem Baume, während ganz rechts vorn, unter ihm, ein zweiter Hellebardier und die Frau mit dem leeren Korbe nur teilweise hervorragen.
Leinwand; h. 1,78; br. 2,77. – 1747 mit dem vorigen, seinem Gegenstücke, aus der Casa Grimani de’ Servi in Venedig. – Gestochen von Pietro Monaco und von A. Terwesten. – Phot. Braun III, 18. – Phot. Ges.
Der barmherzige Samariter. 230. (332.) F 1.
Links vorn in kräftiger Waldlandschaft liegt der Verwundete, fast lebensgross, am Boden. Sein Hund steht neben ihm. Der barmherzige Samariter, dessen Esel ganz links wartet, träufelt ihm Oel in die Wunden. Im Waldhintergrunde entfernen sich andere Gestalten.
Leinwand; h. 1,67½; br. 2,53. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena.
Die Kreuzigung Christi. 231. (333.) 5 c.
Christus hängt in der Mitte am Kreuze. Schräg zu dem seinen sind links und rechts diejenigen der beiden Missethäter aufgestellt. Maria Magdalena umklammert das Kreuz des Heilandes. Links bricht Christi Mutter, von Johannes und der dritten Maria unterstützt, zusammen. Rechts Fernblick auf die Stadt hinab.
Leinwand; h. 0,46½; br. 0,34½. − 1741 durch Vent. Rossi aus Venedig.
Die Kreuzigung Christi. 232. (334.) C 1.
Rechts das Kreuz Christi und die beiden Kreuze der Schächer, letztere in rechtem Winkel zu ersterem, links, weiter zurück, ein viertes, leeres Kreuz. Maria Magdalena umklammert das Kreuz des Heilandes. Links ist Maria, die Mutter Christi, zwischen Johannes und der dritten Maria zu Boden gesunken. Noch weiter links kniet der Hauptmann, [111] der von dem neben ihm stehenden Pferde gestiegen ist. Rechts im Hintergrunde die Stadt.
Leinwand; h. 0,98½; br. 0,76. – 1742 durch Riedel aus Prag. – Inv. Guar. (vor 1753) N. 320: „Fu della Galleria di Praga.“ – Phot. Braun VIII, 15.
Christus in Emmaus. 233. (335.) E 4.[WS 12]
In der Halle eines stattlichen Hauses sitzt Christus mit den beiden Jüngern zu Tisch und segnet mit erhobener Rechten das Brod. Hinter ihm eine Magd, weiter links, hinter dem Apostel, ein älterer, bartloser Mann und ein junger Neger. Links vorn spielt ein kleines Mädchen mit einem Hunde; dahinter führt ein Laubengang in’s Freie.
Leinwand; h. 1,20½; br. 1,81½. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. − Das Bild gehörte dem Cardinal Alessandro d’Este in Rom. Dieser starb 1624; und 1625 kam es nach Modena. Venturi p. 157–159. – Ein ähnliches Bild des Meisters gestochen von Claude du Flos. – Phot. Braun I, 6. – Phot. Ges.
Leda. 234. (339.) C 3.
Vor rotem Vorhange liegt die nackte Königin in weissen, schwellenden Kissen. Perlen schmücken ihren Hals, ihre Arme, ihre Ohren. Ihr zurückgelehnter Körper ist nach links gewandt. Mit der rechten Hand umarmt sie den Schwan, der mit beiden Füssen auf ihr steht und mit dem Schnabel ihre Lippen berührt.
Leinwand; h. 1,06; br. 0,90½. – 1744 durch V. Rossi aus Casa Grimani Calergi in Venedig. – Gestochen von L. Surugue, von L. Desplaces u. a. – Phot. Braun IV, 14. – Phot. Ges.
Die Auferstehung Christi. 235. (336.) 33 c.
Links neben stattlichen Ruinen das Grab, dem der Heiland, welcher verklärt über demselben schwebt, entstiegen ist. Die Wächter sind in den verschiedensten Stellungen zurückgefahren oder zu Boden gesunken. Vorn ist ein blau gekleideter, behelmter Krieger aufgesprungen und erhebt den Schild gegen die Wundererscheinung. Rechts im Hintergrunde zeigt ein Engel den Frauen das leere Grab.
Leinwand; h. 1,36½; br. 1,04. – 1741 durch Riedel aus Wien.
Bildniss des Daniele Barbaro. 236. (340.) E 4.[WS 13]
Kniestück von vorn. Der Patriarch von Aquileja hat kurzes schwarzes Haar und einen schon in’s Graue spielenden Vollbart. Er ist schwarz gekleidet. Sein Mantel ist mit weiss und schwarzem Pelz besetzt. Die linke Hand stützt er auf einen Tisch. Links im Hintergrunde mächtige Säulen, rechts die graue Wand.
Leinwand; h. 1.32½; br. 1,02. – 1744 aus der Casa Grimani Calergi in Venedig. Inv. Guar. N. 213. – Schon in den alten Inventaren als D. Barbaro. – Gestochen von J. Houbraken ☼ II, 10. – Phot. Ges.
[112]
Susanne im Bade. 237. (331.) C 3.
Susanna sitzt, nach rechts gewandt, im Vordergrund und wäscht mit der rechten Hand ihren rechten Fuss. Links hinter einer Balustrade blicken die beiden Alten herüber. Im Hintergrunde ein Garten und Gebäude.
Leinwand; h. 1,25½; br. 1,04½. – 1742 aus der Sammlung Carignan zu Paris. – Im Inv. 1754, I 436, nur als „Schulbild“, was vielleicht richtiger ist. – Phot. Ges.
Nach Paolo Veronese.
Venus und Adonis. 238. (348.) R 17.
In reicher Waldlandschaft sitzt Venus, nach rechts gewandt, unter einem Baum. Sie hält Rosen in der Rechten und legt die Linke auf’s Haupt des in ihrem Schoosse schlummernden Adonis, welcher nachlässig nach rechts hingestreckt liegt. Zu ihren Füssen liegt ein Hund. Mit einem anderen Hunde kost links vorn ein ungeflügelter Amor.
Leinwand; h. 1,46; br. 1,84½. – Wohl das Bild des Kunstkammer-Inventars 1741 Cap. XXIX a, 7, damals als Tintoretto; doch nur Copie nach einem Gemälde Paolo’s im Museum zu Madrid. Aus dem Hochbild ist ein Breitbild geworden; und auf dem Original hält Venus statt des Strausses, den Fächer der Neuvermählten.
Flüchtige Copie der Apotheose der Venezia. 239. (499.) R 8.
Umringt von allegorischen Gestalten thront Venezia oben auf Wolken. Ein Genius fährt vom Himmel herab, um sie zu krönen. Auf der Galerie im mittleren Teile steht zahlreiches Volk, welches begeistert emporblickt. Links und rechts mächtige gewundene Säulen. Unten Krieger zu Ross und zu Fuss.
Papier auf Leinwand gezogen; h. 1,27½; br. 0,80½. – 1861 aus dem Vorrat. Zuerst im Katalog von 1862. – Das Orignal ist das Deckenbild Paolo Veronese’s in der Sala del Maggior Consiglio des Dogenpalastes. – Der Copist ist unbekannt.
Paolo Veronese’s Erben.
Nach dem Tode Paolo’s setzten sein Bruder Benedetto Caliari (geb. zu Verona 1538, gest. zu Venedig 1598) und seine Söhne Gabriele Caliari (geb. zu Venedig 1568, gest. daselbst 1631) und Carlo (Carletto) Caliari (geb. zu Venedig 1570, gest. daselbst 1596), seine Werkstatt in Venedig fort. Einige Bilder zeichneten sie geradezu „Heredes Paoli“. Ihre Hände zu sondern ist in den seltensten Fällen möglich.
Eine Allegorie. 240. (343.) R 12.
Rechts an einem Tische stehen ein Mann und eine Frau vor mathematischen und anderen Geräten. Ueber ihnen hängt ein Merkurstab, unter ihnen liegt eine Bassgeige. [113] Von links naht eine reich gekleidete weibliche Gestalt, welcher drei Frauen und Herkules die Schleppe tragen, während sie selbst den rechts beschäftigten Personen eine Krone reicht. Zu ihren Füssen ein Genius mit dem Füllhorn. Die Allegorie ist bisher nicht erklärt worden; doch glauben wir ihren Inhalt wenigstens annähernd richtig wiederzugeben, wenn wir sagen: der Reichtum krönt die Arbeit.
Leinwand; h. 1,66½; br. 2,32½. – 1742 durch Riedel aus Prag als „Paolo Veronese.“ Im Inventar Guarienti N. 1505 richtig nur als „Scuola di Paolo Veronese.“ Bei H. wohl ohne genügenden Anlass näher als „Carletto Caliari“ bestimmt.
Heilige Familie. 241. (344.) 35 b.
Rechts vor rot verhängten Säulen sitzt Maria mit dem Kinde; neben ihr steht Joseph. Links ist die hl. Anna mit den Windeln beschäftigt und reicht der kleine Johannes dem freundlich herabverlangenden Jesusknaben einen Apfel.
Leinwand; h. 1,65½; br. 1,33½. – Inv. Guar. 1753 N. 181 als „Gabriele Caliari“ aus der Sammlung des Abbate Caliari zu Venedig. – Später ohne Grand als Carletto Caliari. – So auch bei H. – Nach Lerm. S. 227 in der That von Gabriele.
Die Taufe Christi. 242. (345.) 33 c.[WS 14]
Vorn im Flusse, nach rechts gewandt, steht Christus. Rechts am Ufer steht Johannes der Täufer, im Begriffe die Schale auf das Haupt des Heilands auszugiessen. Vorn knieen zwei Engel mit den Tüchern; ein dritter steht links hinter dem Erlöser, über dessen Haupt die Taube des heiligen Geistes schwebt. Im Hintergrunde Hügellandschaft.
Leinwand; h. 1,04½; br. 1,01½. – 1743 durch Riedel aus Prag als „Paolo Veronese“. Doch schon im Inv. 1754, I 337, nur als „Carletto Caliari“. – So auch bei H. Der Vergleich der bezeichneten Bilder Carletto’s in der Akademie zu Venedig hat jedoch keine völlige Sicherheit in dieser Beziehung ergeben.
Der Raub der Europa. 243. (342.) D.-Z.
Vorn in der Mitte ist der weisse Stier, in den Zeus sich verwandelt hat, mit einem Blumenkranz um den Hals nach rechts in die Kniee gesunken. Vor ihm sitzt ein kleiner Amor, welcher das goldene Seil, an dem er das verliebte Tier leitet, in den Händen hält. Ein zweiter flattert in der Luft. Die festlich gekleidete schöne Europa sitzt schon auf dem Rücken des Stieres. Zwei ihrer Begleiterinnen schmücken sie. Eine dritte und vierte sitzen im Vordergrunde links und rechts mit Blumen im Rasen. Im Mittelgrunde rechts schreitet der Stier mit seiner schönen Last bildeinwärts davon, im Hintergrunde durchschwimmt er das Meer.
[114] Leinwand; h. 3,21; br. 2,89. - 1743 durch Algarotti aus dem Kunsthandel in Venedig. – Nach Guarienti (Inv. N. 287) Jugendwerk Paolo’s, früher im Besitz des Marchese Piati in Venedig. − Schon von H. als eigenhändiges Werk Paolo’s bezweifelt. – Die Composition ist von Paolo und seinen Schülern mit einigen Veränderungen mehrmals wiederholt worden. Das schönste eigenhändige Exemplar befindet sich im Dogenpalaste zu Venedig; ein anderes in der capitolinischen Galerie zu Rom; doch zeigen beide unter sich und von dem unseren nicht unerhebliche Abweichungen. Unser Exemplar ist radirt von V. Lefébre; gestochen von Gottfr. Seuter.
Schule Paolo Veronese’s.
Venus und Adonis. 244. (338.) C 1.
Rechts sitzt Venus halbnackt, nach links gewandt, vor einem ausgespannten roten Tuche unter Bäumen. Zu ihren Füssen spielt der kleine Amor. Links beugt Adonis sich, von hinten gesehen, leicht zu ihr hinab. Sie drücken sich zum Abschied die Hand. Links neben Adonis drei Hunde; im Hintergrunde blaue Berge unter rosigem Himmel.
Leinwand; h. 0,75½; br. 0,86. – Inv. 1754, I 435, als „autore incerto.“ – Bei H. ohne Provenienzangabe unter den Werken Paolo Veronese’s aufgeführt. Doch zeigt es offenbar nicht dessen eigene Hand.
Bildniss eines Knaben. 245. (347.) 3 a.
Halbfigur auf dunkelbraunem Grunde; nach links gewandt, mit dem Kopfe dem Beschauer zugekehrt. Der Knabe ist sehr reich gekleidet, hat rotes Haar und hält in der rechten Hand eine Rasselbüchse.
Leinwand; h. 0,54; br. 0,40. – 1857 aus Steinla’s Sammlung. Bei H. der Schule Paolo Veronese’s zugeschrieben, was richtig sein mag. – Phot. Ges.
Christi Einzug in Jerusalem. 246. (350.) 35 c.
Nach links gewandt, sitzt Christus auf dem Esel, dem ein Eselfüllen folgt. Männer breiten Teppiche auf der Strasse aus, über welche der Heiland reitet. Neun seiner Jünger folgen ihm zu Fuss. Links das Volk, welches ihm entgegenströmt, voran zwei Knaben. Ein dritter ist auf den Baum geklettert. Im Hintergrunde die Stadtmauer.
Leinwand; h. 0,55; br. 0,97½. – 1741 durch Rossi aus Venedig als Paolo Veronese. Bei H. frageweise dem G. A. Fasolo zugeschrieben. Doch stimmt die Technik des Bildes mit derjenigen der Bilder dieses Meisters in Vicenza und in der Akademie von Venedig nicht überein.
Die Hinrichtung der hl. Katharina. 247. (337.) 2 a.
Die Heilige kniet auf dem Richtplatz, bereit, den Streich zu empfangen. Der Henker steht, auf sein Schwert gestützt, links vorn und wartet, bis sein Gehülfe der Heiligen die Kleider vom Oberkörper gerissen. Neben ihr kniet ein Neger mit der irdischen Krone. Ueber ihr schweben [115] zwei Engel, von denen der eine die himmlische Krone, der andere die Märtyrerpalme hält. Rechts vorn halten zwei beturbante Reiter. Im Mittelgrunde auf dem Platz viel Volk zu Fuss und zu Pferde. Im Hintergrunde die Stadt.
Leinwand; h. 0,65½; br. 0,81. – 1742 durch de Brais aus der Sammlung Carignan in Paris. – Bei H. als Paolo Veronese, jedoch schon im Inventar 1754 als Fasolo, was der Wahrheit Jedenfalls näher kommt; doch können wir es nur im allgemeinen zu den durch Paolo beeinflussten Bildern zählen.
Anbetung der Könige. 248. (346.) 35 d.
Rechts sitzt Maria mit dem Kinde vor dem in die Ruine eines antiken Palastes eingebauten Stalle. Joseph steht hinter ihr. Von den drei Königen kniet der eine, im Goldmantel, vorn in der Mitte, steht der schwarze, im Turban, rechts vorn, naht der jüngere weisse, von zwei Hunden begleitet, links an der Spitze des Gefolges.
Leinwand; h. 1,05½; br. 0,81. – Inv. 1754. I 494, als „Scuola di Paolo Veronese“. So auch bei H. – Nach H. übrigens 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. was unrichtig ist, da es in keiner der Modeneser Listen erwähnt wird.
Giovanni Antonio Fasolo.
Geb. zu Vicenza 1528; gest. daselbst 1572. Nachahmer Paolo Veronese’s. Arbeitete in Vicenza.
Bildniss einer Venezianerin. 249. (349.) E 3.
Kniestück nach rechts. Im Hintergrunde links ein roter Vorhang, rechts Säulen. Die Linke der Dame ruht auf einem Tische mit grüner Decke. In ihrer Rechten hält sie ein Spitzentuch. Kleid von weissem, goldgeblümten Seidendamast mit aufrechtstehendem Kragen.
Leinwand; h. 1,32; br. 1.13. – 1744 durch Rossi aus der Casa Grimani Calergi in Venedig. Inv. 1754. I 407.
Palma Giovine.
Jacopo Palma d. j., gen. Palma Giovine. Grossneffe Palma Vecchio’s. Geb. zu Venedig 1544, gest. ebenda 1628. Schüler seines Vaters Antonio Palma. Weitergebildet durch das Studium der Werke Tizian’s, Tintoretto’s, Raphael’s und Michelangelo’s. Arbeitete in Urbino und Rom, zumeist jedoch in Venedig.
Maria’s erster Tempelgang. 250. (272.) C 3.[WS 15]
Links in der Tempelthür steht der Hohepriester zwischen zwei Frauen. Die zwölfjährige Maria steigt mit der Kerze in der Rechten die Stufen hinan. Hinter ihr stehen ihre Eltern. Zahlreiche Zuschauer füllen die Strasse [116] und den Eingang des gegenüberliegenden Palastes; ein junger Mann mit blossen Füssen umklammert eine Säule. Links vorn stützt sich ein Mann auf seinen Stab.
Leinwand; h. 1,80; br. 3,52. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – Nach Venturi p. 238 hatte der Herzog Franz I. das Bild 1653 vom Händler Franceschi in Venedig erworben. Dieser aber hatte es aus der Kirche dell’ Umiltà in Venedig, für welche Palma Giovine das Bild nach Ridolfi (II, p. 106) gemalt hatte.
Der hl. Sebastian. 251. (273.) F 4.
Angefesselt an einen Mauerpfeiler, bricht der junge Heilige in sich zusammen. Rechts neben ihm liegt ein Bündel Pfeile auf dem Boden. Links vor der Landschaft rollt ein Mann in rotem Rocke den grünen Mantel zusammen.
Leinwand; h. 1. 67½; br. 1,17. – 1743 durch Algarotti vom Grafen Giovanelli in Venedig.
Die Kreuzigung des hl. Andreas. 252. (274.) D 2.
Vorn rechts wird das Kreuz, an welchem der graubärtige Apostel hängt, von drei kräftigen Männern emporgerichtet und eingegraben. Vorn links ruht ein Kriegsknecht. Rechts im Mittelgrunde sprengt ein Reiter heran. Im Hintergrunde Zuschauer zu Fuss und zu Pferde.
Leinwand; h. 1,65; br. 2,63½. – 1742 aus de Brais’ Nachlass in Paris.
Jacopo da Ponte, gen. Bassano.
Geb. zu Bassano 1510, gest. daselbst den 13. Febr. 1592. Schüler seines Vaters Francesco. In Venedig unter dem Einflusse Tizian’s und der Bonifazi weiterentwickelt. Arbeitete in Venedig, hauptsächlich aber als Schulhaupt in Bassano.
Die Israeliten in der Wüste. 253. (296.) E 4.
Der Zug der Kinder Israel bewegt sich vorn von links nach rechts und wendet sich rechts bildeinwärts dem Zeltlager zu. Moses und Aaron marschiren an der Spitze. Links ein Mann zu Pferde und eine Frau mit dem Kinde im Arme. Vorn in der Mitte Halt an der Quelle, um welche Menschen und Tiere an kupfernen, hölzernen und irdenen Kübeln und Trögen beschäftigt sind. Eine von hinten gesehene Frau beugt sich, wasserschöpfend, herab.
Leinwand; h. 1,83; br. 2,78. – 1747 durch Zanetti aus der Casa Grimani dei Servi in Venedig. – Gegenstück zum folgenden.
Des jungen Tobias Helmreise. 254. (295.) E 4.
Der Zug bewegt sich von links nach rechts und wendet sich rechts bildeinwärts. Der Engel und Tobias schreiten an der Spitze, vor ihnen ein Hund. [117] Links vorn im Zuge ein Schimmel, rechts vor der Wendung Rinder hinter Schafen. Links im Mittelgrunde eine Anhöhe mit Ruinen, vor denen ein Mann und eine Frau sitzen.
Leinwand; h. 1,78; br. 2,78. – 1747 mit dem vorigen, seinem Gegenstücke, aus Casa Grimani dei Servi in Venedig.
Die Arche Noah’s. 255. (294.) 36 c.
Links weite Landschaft, rechts die Arche, zu welcher die Tiere paarweise über Bretter hinanschreiten. Oben am Eingang nimmt eine Frau ein Schwein in Empfang; in der Mitte auf den Brettern schreiten zwei Löwen, andere Tiere folgen ihnen. Die übrigen harren vorn. Links vorn eine Frau mit einem Eierkorb; weiter zurück ein weisses Pferd und ein Kameel. Vorn in der Mitte muntert ein Kahlkopf in rotem Rock die Tiere an. Vor ihm ein beladener Esel. Rechts vorn Rinder und Schafe.
Leinwand; h. 1,22½; br. 1,79½. – 1744 durch V. Rossi aus der Sammlung des Abbate Ricci in Venedig.
Moses am Felsenquell. 256. (298.) E 3.
Moses und Aaron stehen links im Mittelgrunde am Felsen, dem das Wasser entsprudelt. Von allen Seiten drängt sich das Volk heran. Vorn umringen Menschen und Tiere, trinkend und sich badend, Kübel und Eimer. Links vorn reicht eine knieende Frau ihrem Knaben zu trinken. Rechts vorn wäscht sich eine Frau mit entblösstem Oberkörper. Eine andere kommt auf weissem Ross heran.
Leinwand; h. 1,13; br. 1,75. – Inv. Guar. (vor 1753) N. 40 als „opera perfetta“. Nach H. 1747 durch Zanetti und Guarienti aus Casa Grimani dei Servi zu Venedig; doch muss dieses Bild den Maassen nach unser N. 253 gewesen sein. – Gestochen von Fr. Ant. Lorenzini.
Loth’s Flucht. 257. (297.) 35 c.
Links im Mittelgrunde das Thor von Sodom, dem, von Engeln geleitet, Loth’s Frau und Töchter entschreiten. Loth, der schon draussen ist, wendet sich ungeduldig nach ihnen um. Vorn harrt die Karawane; in ihr links vorn ein gesatteltes Ross. Rechts vorn ein hoher Apfelbaum.
Leinwand; h. 1,40; br. 1,27½. – 1749 aus der K. Galerie zu Prag.
Saulus’ Bekehrung. 258. (300.) 35 d.
Unten bricht Saulus als geharnischter Ritter mit seinem Rosse zusammen und blickt zum Herrn empor, der rechts in hellem Lichte aus grauen Wolken erscheint. Links im Zuge eine zinnoberrote Fahne.
Leinwand; h. 1,80½; br. 1,12½. – 1741 durch V. Rossi aus Venedig.
[118]
Die Verkündigung der Hirten. 259. (299.) 36 c.
Nachtstück. Der Engel des Herrn bricht, von gelben Strahlen umleuchtet, aus finsteren Wolken hervor. Unten vor weiter Landschaft harren die Hirten mit ihren Heerden: rechts vorn ist einer von dreien rücklings zu Boden gesunken; links drei andere; ein siebenter sitzt in der Mitte und hält die Rechte vor’s Gesicht.
Leinwand; h. 1,32½; br. 1,83. – Inv. 1754, I 442. Nach H. 1744 durch Rossi aus der Casa Grimani Calergi in Venedig. Doch fanden wir es nicht in der Liste dieses Ankaufs.
Werkstatt Jacopo Bassano’s.
Die Israeliten in der Wüste. 260. (293.) 35 a.
Dieses Bild stimmt fast ganz genau mit dem Bilde Jacopo’s N. 253 (296) überein.
Leinwand; h. 1,25; br. 1,75½. – 1742 durch de Brais in Paris von Mr. Aubry. Im Inv. Guarienti (N. 120) als „Zug Jacobs“ und als „Francesco Bassano“. Bei H. als Original von Jacopo Bassano. Die Söhne Jacopo’s wiederholten dessen Compositionen, manchmal verändert, unzählige Male. Doch werden Giov. Battista (1553–1613) und Girolamo da Ponte (1560–1622) als die eigentlichen Copisten nach ihrem Vater Jacopo genannt. Ihre Hände von einander und von denen Franceseo’s zu scheiden, ist noch nicht überall gelungen. Jedenfalls ist unser Bild eine gute Werkstattwiederholung. – Phot. Braun.
Die Arche Noah’s. 261. (306.) 35 c.
Die Composition stimmt im ganzen mit derjenigen unseres Bildes N. 255 (294) überein; doch ist aus dem Breitbild ein Hochbild geworden; und es sind manche Veränderungen zu bemerken. Links vorn z. B. fehlt die Eierfrau, weiter zurück das weisse Pferd; dafür ist rechts neben dem Esel ein Mann in grüner Jacke eingeschoben.
Leinwand; h. 1,28½; br. 1,17. – Zuerst im Inventar 1754. I 440. als „Franc. Bassano“. Von H. dem Leandro Bassano zugeschrieben. Auch in Bezug auf dieses Bild ist es vorsichtiger, nur im allgemeinen die Werkstatt Jacopo’s festzustellen. Vergl. die Bem. zum vorigen Bilde.
Hirtenscene. 262. (311.) 35 d.
Links ein Hirt, eine Hirtin und ihr Junge neben Ziegen und hölzernen und kupfernen Kübeln. Schafe hinter ihnen und vor ihnen. Rechts vorn ein kahler Baumstumpf. Hinten Landschaftsferne mit Morgendämmerung.
Leinwand; h. 0,30½; br. 0,44. – Nach dem Inv. von 1722, A 324, aus der Kunstkammer; teilweise von Dietrich übermalt. Als „Manier Bassano’s“ im Inv. 1754, I 517; und diese allgemeine Bezeichnung erscheint richtiger, als es mit H. Leandro Bassano zuzuschreiben, zu dessen bezeichneten Bildern es nicht stimmt.
[119]
Christus als Gärtner. 263. (304.) R 11.
Rechts vorn unter den Felsen das leere Grab, in welches zwei Engel hineinschauen. Links vor der reichen Landschaft Christus als Gärtner, wie er, nach rechts gewandt, der vor ihm knieenden Magdalena erscheint.
Leinwand; h. 0,78½; br. 1,17½. – 1742 durch Le Leu aus Paris. Bei H. als „Franc. Bassano“, doch noch im Inv. 1754, I 449, als „Bassano“ im allgemeinen, was vorsichtiger erscheint. Jedenfalls ein gutes Werkstattsbild.
Il Tintoretto.
Jacopo Robusti, gen. il Tintoretto. Geb. zu Venedig 1519, gest. daselbst den 31. Mai 1594. Schüler Tizian’s, doch selbstständig weiterentwickelt in der ausgesprochenen Absicht, die Zeichnung Michelangelo’s mit dem Colorit Tizian’s zu verbinden. Arbeitete in Venedig.
Die Ehebrecherin vor Christus. 264. (319.) E 3.
Christus sitzt, nach links gewandt, in einer Säulenhalle; zu seinen Füssen sind die Worte sichtbar, die er auf den Boden geschrieben. Links steht die Ehebrecherin im Kreise der Schriftgelehrten und Pharisäer. Ganz vorn links hockt ein halbnackter Bettler. Rechts führen drei Frauen und ein Mann einen Gelähmten herein. Im Bogenthor des Hintergrundes harrt das Volk.
Leinwand; h. 1,89; br. 3,55. – 1749 aus der K. Galerie zu Prag. – Nach Ridolfi (II, p. 46) hatte Tintoretto diesen Gegenstand öfter behandelt. Unser Bild stimmt mit seiner Beschreibung eines Bildes überein, welches sich bei Herrn Vincenzo Zeno in Venedig befand; dem Stil nach scheint es den jüngeren Jahren des Meisters anzugehören. – Gestochen von P. A. Kilian ☼ II, 11.
Musicirende Frauen. 265. (318.) E 4.
Sechs fast nackte Frauen musiciren. Zwei von ihnen behandeln im Mittelgrunde die Orgel, welche diejenige zur Linken spielt, während diejenige zur Rechten die Blasebälge zieht; eine dritte bläst die Flöte dazu. Die drei anderen sind im Vordergrunde angeordnet, eine zur Linken mit der Bassgeige, zwei zur Rechten mit Notenheften und einem Becken. Eine Geige liegt vorn in der Mitte am Boden.
Leinwand; h. 1.44½; br. 2,13. – Inv. Guarienti (vor 1753) N. 301; aus der Galerie zu Prag; als „opera finita“ des Tintoretto bezeichnet. – Wahrscheinlich ein Jugendwerk des Meisters. – Phot. Braun XIV, 8.
Der Engelssturz. 266. (316.) E 2.
Links oben erscheint Maria mit dem Kinde siegreich in goldenem Lichtglanze über dem Halbmonde. Rechts neben ihr blickt der ewige Vater, die Hände zur Abwehr erhebend, [120] hinab. Unter ihm rechts die kräftigen Jünglingsgestalten der Engel mit dem Erzengel Michael in der Mitte, welche nach links unten zum Angriff vordringen und mit ihren mächtigen Lanzen zum Stosse ausholen, während links unter Maria halbtierische Höllengestalten in wilden Knäueln sich gegen die himmlischen Mächte emporbäumen.
Leinwand; h. 3,18; br. 2,20. – Inv. 1754, I 299.
Maria mit dem Kinde, zwei Heiligen und dem Stifter. 267. (313.) D 4.
Kniestück. Rechts sitzt Maria, nach links gewandt, vor einem Vorhange; Joseph hinter ihr; vor ihr die hl. Katharina, welche ihr hilft, den Jesusknaben dem links knieenden Stifter hinzureichen. Dieser ist schwarz gekleidet, hat kurzes graues Haupt- und Barthaar und legt seine linke Hand auf seine Brust. Hinter ihm die Lagune mit einer kleine Flotte. Dieser Flotte wegen hat man den Stifter als „Admiral“ bezeichnet.
Leinwand; h. 1,02; br. 1,55½. – 1741 durch Riedel aus Wien. – Phot. Braun II, 16.
Maria mit dem Kinde über vier Heiligen. 268. (312.) C 2.
Unten auf der Erde vor einfacher Berglandschaft stehen links die hl. Barbara (mit dem Turm) und der hl. Chrysostomus (mit der Laterne); vor letzterem kniet noch ein Chorknabe mit dem Crucifixe. Rechts stehen die hl. Katharina mit einem Fuss auf dem Rade und der hl. Augustin mit dem Bischofstabe. Oben am Himmel sitzt Maria mit dem Kinde auf einem von Engeln getragenen Stufenthrone über einem grossen Halbmond. Zwei langbekleidete Engel halten die Krone über ihrem Haupte. Ueber der Krone die Taube des heiligen Geistes. Zahlreiche Engel und Flügelköpfe umflattern die Himmelskönigin.
Leinwand; h. 4,57; br. 2,35. – Inv. Guarienti (vor 1753) N. 1. „aus der Kathedrale von Candia“.
Die Rettung. 269. (315.) E 4.
Aus dem Verliess des Turmes, der links aus den Wellen steigt, hat der geharnischte Ritter, der mit seinem Boote unter der Strickleiter hält, zwei in Ketten geschlossene nackte Frauen befreit. Die eine steigt, auf ihn gestützt, herab; die andere sitzt hinter ihm im Boot und streift ihre Ketten ab. Hinter ihr der Ruderer. Rechts das bewegte grüne Meer.
Leinwand; h. 1,59; br. 2,51. – Inv. 1754. I 398. Der Seltenheit des Gegenstandes wegen vielleicht das Bild, welches Algarotti 1743 in Mantua gekauft hatte, [121] beschrieben als ein „Tintoretto admirable, d’un caractère singulier, qu’on chercherait vainement ailleurs“. Der Gegenstand scheint einem italienischen Dichter oder Novellisten entlehnt zu sein. – Phot. Braun IV, 13. – Phot. Ges.
Männliches Doppelbildniss. 270. (314.) D 2.
Kniestück. Links sitzt ein Mann mit kurzem dunklem Bart und Haupthaar auf einem Lehnstuhl, den Handschuh in der Rechten, die Linke an der Stuhllehne. Er ist nach links gewandt, sieht sich aber halb nach rechts um, wo ein junger, bartloser blonder Mann steht, der sich zu ihm hinabneigt. Beide sind schwarz gekleidet.
Leinwand; h. 0,90½; br. 1,21. – 1749 aus der K. Galerie zu Prag.
Der Parnass. 271. (317.) E 3.
Die neun Musen ruhen vorn auf dem schattigen Gipfel des Berges; fünf zur Rechten, vier zur Linken, unter letzteren eine schwebende. In der Mitte des Mittelgrundes erscheint auf Wolken in hellem Lichtglanz Apollo, den Bogen in der Rechten, die Leyer in der Linken. Links neben ihm Merkur, rechts der Pegasus; zu seinen Füssen drei reigentanzende Horen.
Leinwand; h. 2,14; br. 3,25. – 1725 durch Leplat aus der Kunstkammer. – Nach H. schon durch Johann Georg I. aus Prag mitgebracht. In der That hatte Tintoretto das Bild nach Ridolfi (II. p. 41) für Kaiser Rudolf II. gemalt.
Nach Tintoretto.
Die Errichtung der ehernen Schlange. 272. (122.) R 11.[WS 16]
Unten liegen die von den Schlangen gebissenen Kranken und Sterbenden in der Wüste. Links auf einer Anhöhe ist die eherne Schlange errichtet. Aus den Wolken blickt Gottvater, von Engeln umgeben, herab.
Leinwand; h. 1,64; br. 0,90. – 1856 aus dem Vorrat. – Das Original ist des Meisters Deckenbild in der Scuola di San Rocco zu Venedig. Von wem die Copie herrührt, ist unbekannt. H. schrieb sie frageweise dem Pietro da Cortona zu.
Susanna und die Alten. 273. (320.) S 1.
Vorn rechts sitzt Susanna, fast nackt, zwischen ihren Wasch- und Badegeräten; zu ihren Füssen ein Hündchen. Drei Mägde sind um sie beschäftigt. Die eine legt ihr einen blauen Mantel um, die zweite ordnet ihr goldnes Haar, die dritte trocknet ihr Knie. Die beiden Alten blicken links über dem Brunnen aus einem Laubengange hervor.
Leinwand; h. 2,16; br. 1,59. – Inv. 1722, A 1590. Also 1725 durch Leplat als Original Tintoretto’s. Bei H. als Copie nach Dom. Robusti (1562–1637), dem Sohne Jac. Tintorettos. Doch haben wir hierfür keine Anhaltspunkte. Ridolfi (II, p. 45) beschreibt ein ähnliches Bild Jacopo’s bei Ottaviano Malipiero in Venedig. Ein Original Jacopo’s ist das unsere keinesfalls.
[122]
Andrea Schiavone.
Andrea Meldolla (Medula, Medola), gen. Schiavone. Geb. zu Sebenico in Dalmatien, nach Ridolfi 1522, vielleicht jedoch früher (vgl. Cr. u. Cav. Tizian, deutsch, S. 359. Anm. 78), gest. zu Venedig 1582. Schiller Tizian’s. Arbeitete in Venedig.
Pietas. 274. (321.) 5 b.
Kniestück. Der Leichnam Christi wird in sitzender Stellung von dem links hinter ihm stehenden Engel gehalten, unterstützt von zwei Männern mit phantastischen Kopfbedeckungen. Links auf dem Linnen die Dornenkrone.
Leinwand; h. 1,05½; br. 0,87½. – 1749 aus der K. Galerie zu Prag. – Dem Andrea Schiavone werden in verschiedenen Sammlungen die verschiedenartigsten Bilder zugeschrieben. Der an Ort und Stelle vorgenommene Vergleich der Photographie dieses Bildes mit den beglaubigten Werken des Meisters in Venedig, z. B. in der Libreria di San Marco, mit denen diejenigen der Akademie übereinstimmen, hat den Verfasser jedoch überzeugt, dass gerade dieses Bild von jeher mit Recht den Namen des Meisters getragen hat. – Radirt von Joh. Popels. – Phot. Braun VIII, 13.
Maria mit Joseph und Johannes. 275. (322.) 4 a.
Rechts in einer Mauernische sitzt Maria. Zu ihren Füssen erscheint Joseph in halber Figur. Das Christkind auf ihrem Schoosse wendet sich stürmisch nach links, um den kleinen Johannes zu umarmen. Hinter Johannes drei Gestalten mit einem Kelch und einer Kanne.
Leinwand; h. 0,85½; br. 0,68½. – 1743 durch Algarotti aus dem Hause der Procuratessa Cornara della Cà grande zu Venedig.
Domenico Theotocopuli, gen. il Greco.
Geboren um 1548 in Griechenland, gest. 1625 in Toledo. Schüler der Alterszeit Tizian’s. Er ging nach Spanien, wo er sich in eigenartiger Richtung weiterentwickelte, und gehört als Hauptmeister Toledo’s der spanischen Schule an. Mit seinen in Venedig entstandenen Jugendbildern, wie dem unseren, muss er jedoch zur venezianischen Schule gerechnet werden.
Die Heilung des Blinden. 276. (305.) 2 a.
Vorn kniet der Blinde vor Christus, der ihn heilt, indem er seine rechte Hand an dessen Auge legt. Links eine Gruppe von fünf Zuschauern. Rechts die Apostel; davor in einem Wasserbecken ein Hund. Links Palastbauten, rechts eine Berglandschaft. Ev. Marc. VIII, 22–23.
Ital. Pappelholz; h. 0,65½; br. 0,84. – 1741 durch Rossi aus Venedig. – Im Inventar 1754, I 484, noch als „autore incerto“. Bei H. ohne Grund als Leandro Bassano. Dass es ein venezianisches Jugendwerk il Greco’s ist, hat Professor Dr. [123] C. Justi in Bonn erst vor kurzem entdeckt. Es wird durch ein ganz ähnliches, dieselbe Hand zeigendes, mit des Künstlers Namensinschrift versehenes Bild der Galerie zu Parma bewiesen. Die langen Gesichter und die Vorliebe für die Zusammenstellung von gelb und blau erinnern übrigens schon an den späteren spanischen Stil des Meisters.
Francesco Bassano.
Francesco da Ponte, gen. Bassano. Geb. zu Bassano den 26. Januar 1549, gest. zu Venedig den 4. Juli 1592. Sohn und Schüler Jacopo Bassano’s. Siedelte nach Venedig über, wo er später vornehmlich arbeitete. (Diese Daten nach Cadorin; andere geben andere an; vergl. Woltm. u. Woerm. III, S. 26.)
Die Vertreibung der Händler aus dem Tempel. 277. (301.) C 1.
Rechts treibt Christus mit der Geissel in der erhobenen Rechten die Händler aus dem Tempel. Links ziehen sie ab; unter ihnen in der Mitte eine Frau mit Wild- und Geflügel-Körben. Links vorn steht ein Tisch mit orientalischer Decke; unter demselben ein Hund, ein Hahn, eine Taube. Rechts vorn schliesst ein Mann seine Kiste; vor ihm ein Kaninchen. Bez. vorn in der Mitte
Leinwand; h. 0,67½; br. 0,85½. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. Damals, trotz der Bezeichnung, „Jacopo Bassano“ genannt. Als Francesco schon bei H. – Gestochen von P. Chenu und Ph. A. Kilian ☼ II, 13.
Die Anbetung der Hirten. 278. (302.) 2 a.
Links im Stall knieen die Hirten nach rechts gewandt. In der Krippe liegt das Christkind. Neben derselben kniet Maria nach links gewandt und hebt das Tuch, unter dem das Kind ruht, empor. Rechts vorn sitzt Joseph am Boden; im Hintergrunde eine klare Landschaft.
Leinwand; h. 0.68; br. 1,09½. – 1744 aus der Casa Grimani Calergi durch Rossi als „Giacomo Bassano.“ Als „Francesco“, was wahrscheinlich ist, seit dem Inventar Guarienti (vor 1753) N. 137. – Gestochen von P. Chenu ☼ II, 14.
Die Himmelfahrt Maria’s. 279. (303.) 36 a.
Unten umringen die zwölf Apostel das leere Grab; ganz vorn Petrus, neben dem die Schlüssel auf den Stufen liegen. Oben schwebt Maria im Gloriengoldlicht zwischen dunkeln Wolken mit ausgebreiteten Armen gen Himmel, umgeben und gehoben von zahlreichen grösseren und kleineren Engeln, deren einer rechts auf dem Wolkenrande steht.
Leinwand; h. 1,73; br. 1,18. – Im Inventar 1754, I 421, als „Leandro Bassano.“ Als „Francesco“, was möglich erscheint, schon bei H.
[124]
Leandro Bassano.
Geb. zu Bassano 1558; gest. zu Venedig 1623. Schüler seines Vaters Jacopo Bassano, jüngerer Bruder Francesco’s. Seit 1591 in Venedig, vorzugsweise als Bildnissmaler beschäftigt.[WS 17]
Christus, sein Kreuz tragend. 280. (307.) D 1.
Brustbild nach links. Der Heiland trägt die Dornenkrone über dem schmerzlich bewegten Antlitz und hält mit beiden Händen den Stamm des auf seiner rechten Schulter ruhenden Kreuzes. Rechts oben am Kreuze die Bezeichnung: LEANDER A PONTE BASS= s EQVES . <F.>
Leinwand; h. 0,81½; br. 0.67. – 1741 durch Rossi aus Venedig.
Dogen-Bildniss. 281. (308.) C 2.
Kniestück nach rechts. Der Doge Pasquale Cicogna sitzt in weissem, goldgeblümten Rocke mit rotgoldgewirktem Mantel und ebensolcher Dogenmütze in rot-bezogenem Sessel. Links eine rote Wand; rechts Blick durch’s Fenster auf die Piazzetta und den Marcusturm. Bezeichnet rechts unter dem Fenster: LEANDER . BASS . FACIEBAT .
Leinwand; h. 1,34; br. 1,11½. – 1744 durch Rossi aus der Casa Grimani Calergi in Venedig. Gegenstück zum folgenden.
Bildniss der Gemahlin des Dogen. 282. (309.) C 2.
Kniestück nach links. Die Dame trägt ein reiches, gelbbraun und rotes Kleid. Die Stuhllehne hinter ihr ist rot bezogen. Rot ist auch die Wand rechts. Links Blick durch’s Fenster auf Paläste. Bez. links unter dem Fenster: LEANDER . BASS . F .
Leinwand; h. 1.34; br. 1,11½. – 1744 durch Rossi aus der Casa Grimani Calergi zu Venedig. Gegenstück zum vorigen.
Männliches Bildniss. 283. (310.) D 2.
Kniestück nach rechts. In schwarzem Pelzrock sitzt der Herr vor grauer Wand in rotem Sessel. Seine rechte Hand, in der er die Gänsefeder hält, ruht auf dem Tische. Den linken Arm legt er auf die Stuhllehne. Rechts Blick durch’s Fenster in’s Freie. Bez. unter dem Fenster: LEANDER A PONTE BASSs. EQVES. F.
Leinwand; h. 0.92; br. 1,07½. – Inv. 1754, I 240, als „Giac. Bassano.“ Nach H. 1744 durch Rossi aus Venedig, was die Listen dieses Ankaufs jedoch nicht bestätigen. – Phot. Braun XII, 15.
Pietro Marescalco, gen. Lo Spada.
Geb. zu Feltre. Arbeitete um 1576 im venezianischen Gebiete. (Handschriftliche Notizen bei Lanzi, Ed. Pisa, III, p. 60.)
[125]
Die Tochter der Herodias mit dem Haupte des Täufers vor ihren Eltern. 284. (324.) R 5.
In einer Säulenhalle sitzt Herodes mit seiner Gemahlin bei Tische. Vier Pagen, unter denen ein schwarzer, warten auf. Links reicht die Königstochter ihren Eltern das Haupt auf einer Schüssel. Rechts im Freien der Henker, zu dessen Füssen der Rumpf des Täufers liegt. Bez. an den Säulenuntersätzen links und rechts: PETRVS . DE MARESCALIS. P. M . D . LXXVI.
Leinwand; h. 0,89; br. 0,88½. – 1748 durch Benzoni aus Venedig.
Angeblich Pietro Marescalco.
Salomon und die Königin von Saba. 285. (323.) R 8.
Links thront Salomon in einer Säulenhalle, von fünf Räten umgeben. Rechts steht die Königin von Saba vor ihm. Im Hintergrunde ein Schloss.
Eichenholz; h. 0,68½; br. 0,56½. – Nach H. 1748 durch Benzoni aus Venedig; doch findet es sich nicht in der Liste desselben. Wir konnten es überhaupt zuerst bei H. 1856 nachweisen. Es zeigt keineswegs die Hand des vorigen, bezeichneten Bildes Marescalco’s. Es konnte sogar niederländische Arbeit sein.
Claudio Ridolfi.
Geb. zu Verona 1560; gest. zu Corinaldo 1644. Ursprünglich Schüler Paolo Veronese’s, dann Fed. Baroccio’s, eignete er sich auf vielen Reisen einen Mischstil an, den er in seine Heimat zurücktrug. Thätig zumeist in Verona.
Die Verkündigung. 286. (355.) 35 a.
Links kniet Maria am Betpult und wendet sich, freudig erschreckt, nach dem Engel um, der rechts hinter ihr auf einer Wolke herabschwebt, in der Linken eine Lilie hält und die Rechte erhebt.
Leinwand; h. 0,70½; br. 0,56. – Inventar 1722. A 427; damals in der Königl. Kapelle.
Unbestimmte Venezianer. Ende des XVI. Jahrhunderts.
Die Anbetung der Könige. 287. (351.) 35 c.
Links unter gewaltigen Säulenruinen sitzt Maria mit dem Kinde. Josef steht hinter ihr. Nach links gewandt steht vorn der Zug der Könige. Der alte im goldenen Mantel kniet vorn, der schwarze rückwärts neben ihm. Der dritte, dem ein Page die Schleppe des Purpurmantels trägt, kommt erst heran. In der Mitte harren die Hirten, rechts das Gefolge mit Pferden und Kameelen.
[126] Leinwand; h. 0,56; br. 0,98½. – 1741 durch Rossi aus Venedig als „Salvator Rosa.“ Diese Bezeichnung war sicher unrichtig; H. schrieb das Bild frageweise dem G. A. Fasolo zu, von dem es jedoch nach Maassgabe seiner beglaubigten Bilder in Vicenza und Venedig ebensowenig herrührt.
Ruhende Venus. 288. (493.) R 3.
In weissen Kissen unter rotem Vorhange ruht die Göttin in halb sitzender Stellung. Rechts, zu ihren Füssen, vor der weiten Landschaft, steht ein gestiefelter Amor mit einem Bogen in der Rechten.
Leinwand; h. 1,31½; br. 2,02½. – 1738 durch Rossi in Venedig als „Fasolo“, doch zeigt das Bild nicht die Hand dieses Meisters. Schon H. versetzte es daher mit Recht unter die unbekannten Venezianer.
Ruhende Venus. 289. (495.) R 14.
Die Göttin ruht in weissen Kissen unter rotem Vorhange, dessen Zipfel sie mit der von sich gestreckten Rechten ergreift. Rechts, zu ihren Füssen, vor der Berglandschaft, steht ein kleiner Amor, der mit beiden Händen einen Kranz hält.
Leinwand; h. 0,60½; br, 0,73½. − Als „unbekannt“ zuerst im Katalog von 1835.
Die Verlobung der hl. Katharina. 290. (498.) 32 c.
Kniestück. Maria hält auf ihrem Schoosse den Christusknaben, der sich nach links der hl. Katharina zuwendet, um ihr seinen Ring an den Finger zu stecken. Rechts zwei Engel. Im Hintergrunde ein roter Vorhang vor blauem Himmel.
Leinwand; h. 0,87; br. 0,79. – Erst 1855 aus dem „Vorrat“.
Der hl. Thomas, Maria’s Gürtel empfangend. 291. (497.) 36 d.
Aus den Wolken, welche Englein tragen, reicht Maria den Gürtel herab. Der hl. Thomas, welcher vorn in die Kniee sinkt, streckt beide Hände nach ihm empor. Links steht ein Bischof, rechts ein Cardinal, hinten in der Mitte knieen zwei Heilige.
Leinwand; h. 2,75½; br. 1,21. – Inv. 1754. I 292. als „autore incerto.“ Doch ist dieser Unbekannte offenbar ein tüchtiger Nachfolger Tizian’s, etwa der Richtung Giovanni Contarini’s (1549–1605).
H. Die mailändische Schule.
Schule Leonardo da Vinci’s.
Leonardo da Vinci, geb. 1452 zu Vinci im Florentinischen, gest. den 2. Mai 1519 im Schlosse Cloux bei Amboise in Frankreich, war ein Schüler des Andrea Verrocchio in Florenz. Thätig hauptsächlich in Florenz und Mailand. Er war der erste Bahnbrecher der freieren Kunst des XVI. Jahrhunderts und gehörte [127] selbst zur florentinischen, als Schulhaupt und Stifter jedoch zur mailändischen Schule des XVI. Jahrhunderts.
Die Tochter der Herodias. 292. (40.) 3 a.
Halbfigur. Sie steht in grünem Kleide mit roten Aermeln und feinem Perlenschmuck vor rotem Vorhange und hält mit beiden Händen auf zinnerner Schüssel das Haupt des Täufers. Ihre goldnen Locken fallen wohl verteilt und feingeringelt auf ihre Schultern herab.
Ital. Pappelholz; h. 1,03½; br. 0,62. – 1749 aus der K. Galerie zu Prag. – Damals galt es als Original Leonardo’s, für den es jedoch nicht fest und fein genug ist. In den Dresdener Katalogen stets nur als Schulbild. Es ist ein Bild von charakteristisch mailändischem Gepräge.[WS 18] – Gestochen von C. R. Petzsch ☼ III. 46. Phot. Braun X, 6 und Phot. Ges.
Angeblich Gaudenzio Ferrari.
Geb. um 1481 zu Valdeggia, gest. zu Mailand zwischen 1545 und 1547. Zeichnete, da seine Mutter der Familie Vincio angehörte, auch wohl Gaudentius Vincius. In der Schule von Vercelli gebildet, unter dem Einflusse Leonardo’s und Raphael’s weiterentwickelt. Thätig in oberitalienischen Städten, besonders zu Varallo, zuletzt in Mailand.
Heilige Familie. 293. (167.) 3 a.
Kniestück. Vor grünem Vorhange sitzt Maria. In ihrem rechten Arm hält sie den Jesusknaben und reicht ihm ihre rechte Brust, welche sie leise mit zwei Fingern drückt. Rechts Joseph, auf seinen Stab gelehnt.
Ital. Pappelholz; h. 0,62; br. 0,47. – 1875 aus dem römischen Kunsthandel. – Die Echtheit des Bildes bezweifelt z. B. von O. Eisenmann (Kunst-Chronik XVI, S. 653), der nur eine verkümmerte Richtung Gaudenzio’s in ihm erkennt. Bei dem wechselnden Stile des Meisters und der Ungleichheit seiner Leistungen erscheint es uns nicht völlig ausgeschlossen, dass das Bild von ihm selbst herrühre. – Phot. Ges.
I. Unbestimmte oberitalienische Schulen des XVI. Jahrhunderts.
Unbestimmter Oberitaliener. Anfang des XVI. Jahrhunderts.
Galatea. 294. (37.) 32 a.
Von durchsichtigen Schleiern umwallt, steht die Nereide, auch „Venus marina“ genannt, auf dem geschuppten Delphin, den sie mit der Linken an straffem Zügel durch die [128] Wellen lenkt. Oben schwarzer Grund. Unten über dem Meere ein goldroter Streif, wie Morgendämmerung.
Ital. Pappelholz; h. 1,29; br. 0,53½. – Inventar 1754, II 610. Damals als Werk eines unbekannten deutschen oder niederländischen Meisters. H. stellte es zu den zweifelhaften Bildern Sandro Botticelli’s , mit dessen Werken es jedoch nichts gemein hat. Lermolieff (S. 170–171) erklärt es mit Entschiedenheit für eine Arbeit Jacopo de’ Barbari’s. Indessen erscheint uns diese Benennung zu gewagt. Barbari’s Typen sind anders; und seine malerische Behandlung ist in der Regel weicher und flauer. Vergl. N. 57, 58, 59, oben S. 46. Wir sind nicht im Stande, den Meister zu bestimmen; selbst dass er Italiener gewesen, worauf die Holzart des Bildes hinweist, ist nicht unbezweifelt. – Phot. Braun XI, 2.
Unbestimmte Oberitaliener. Mitte des XVI. Jahrhunderts.
Maria mit dem Kinde und Johannes. 295. (90.) 1 c.
Maria sitzt in gelbem Unterkleid, grau-violettem Oberkleid und blauem Mantel vor einem roten Vorhang. Der Christusknabe liegt nackt auf ihrem Schoosse und wendet sich lebhaft nach links, um den kleinen Johannes zu herzen und zu küssen, der hier als Halbfigur auftaucht. Links helles Flussthal unter heitrem Himmel.
Ital. Pappelholz; h. 0,52; br. 0,39. – Zuerst im Inventar von 1809 als „unbekannt.“ Seit dem Katalog von 1812 als „Vincenzo Tamagni da San Gimignano“ (geb. 1492, gest. nach 1529). Doch war diese Benennung offenbar irrig. Der tüchtige Meister des Bildes hat unzweifelhaft Leonardo da Vinci und Correggio gekannt und ist in Oberitalien zu Hause gewesen. – Gestochen von E. G. Krüger ☼ III, 28 und von G. Garavaglia. – Phot. Braun IX, 3 und Phot. Ges.
Pietas. 296. (57.) 32 a.
Maria sitzt links vor reicher Landschaft am Fusse des Kreuzes. Der Leichnam des Heilands liegt an ihren Knieen.
Leinwand; ursprünglich Holz; h. 0,25; br. 0,20½. – Zuerst nachweisbar im Katalog von 1835, als „aus der Schule Michelangelo’s." Bei H. unter den echten Bildern Andrea del Sarto’s, mit denen es nichts gemein hat. Vgl. auch Lerm. S. 338.
Beweinung Christi. 297. (225.) 32 d.
Der Leichnam des Herrn liegt vorn auf dem Schoosse Maria’s. Links an seinem Haupte unterstützt Johannes ihn, rechts an den Füssen ist Maria Magdalena beschäftigt. Links oben der Calvarienberg, unten das leere Grab; rechts im Mittelgrunde der hl. Hieronymus, im Hintergrunde die Ermordung des Märtyrers Petrus.
Ital. Pappelholz; h. 0,69; br. 0,53. – In der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts durch Director Matthäi. – Dass Cr. und Cav. (V, S. 592) dieses schwache Bild dem Micchele Coltellini von Ferrara (erste Hälfte des XVI. Jahrhunderts) zuschreiben konnten, dessen bezeichnete Bilder man zur Zeit besonders beim Cav. Santini in Ferrara studiren kann, erscheint ebenso unbegreiflich, wie dass es bei H. als Fr. Squarcione (1394–1474) gelten konnte.
[129]
Unbestimmte Oberitaliener. Ende des XVI. Jahrhunderts.
Pietas. 298. (353.) 32 a.
Der Leichnam des Heilands wird in sitzender Stellung, nach rechts, auf dem Rande des Sarges von drei Engeln gehalten. Landschaft mit Bäumen im Hintergrunde.
Kupfer; h. 0,25; br. 0.20. – Zuerst im Verzeichniss von 1835 als „unbekannt.“ Später von H. frageweise dem Giuseppe Porta, gen. Salviati (vergl. oben N. 86), zugeschrieben. Doch deuten die Formensprache und das Spiel des Helldunkels eher auf einen Nachahmer Lottos, der auch mit Correggio’s Art bekannt gewesen.
Die hl. Margaretha. 299. (105.) D 4.
Sie kniet neben dem Drachen, dessen Rachen sich neben ihr öffnet. In der Linken hält sie einen Palmenzweig, die Rechte erhebt sie.
Leinwand; h. 1,73; br. 1,28. – Inventar 1754, I 104, als „Scuola del Vanni da Siena“. – Bei H. der römischen Schule zugeteilt. – Uns scheint das Bild eher der ferraresisch-bolognesischen Schule anzugehören.
Angeblicher Oberitaliener des XVI. Jahrhunderts.
Bildniss eines Ehepaares. 300. (166.) 32 d.
Kniestück auf schwarzem Grunde. Die beiden Gatten stehen, scharf im Profil gesehen, nach rechts gewandt hinter einander. Vorn der Mann in roter Mütze, im Begriff einen Handschuh anzuziehen, hinter ihm die Frau in schwerem gelben Kleide. Oben links die Inschrift: ALBERTO . PIO . P . MVTINAE . ET . REGII . PRO . FEDERIGO II . IMP . PERP.VO VIC.IO LVCRETIÆ . Q. GONZAGÆ MANTVÆ . MARCHIONIS . F . EIVS . VXORI . ANNO . MCCXXXXVII. – Unten die Bezeichnung VRSO . F.
Leinwand; h. 1,07; br. 0,87½. – 1874 aus dem römischen Kunsthandel. – Bei H. einem Bernardino Orsi, der um 1511 zu Reggio lebte, zugeschrieben. Allein die Inschrift mit der deutlichen Jahreszahl 1247 beweist, dass der Verfertiger des Bildes es dem alten bolognesischen Maler Ursone zuzuschreiben gedachte, von dem Malvasia (Felsina Pittrice I. p. 8–9) bezeichnete Bilder (mit derselben Inschrift VRSO . F.) von 1226 bis 1248 kannte. Ausser der Malweise beweist aber schon die Tracht, welche diejenige des XV. Jahrhunderts ist, dass dieses unmöglich ist, dass die Inschrift also jedenfalls gefälscht ist, und vergleicht man ferner die dünne, weich modellirende Malweise (man betrachte nur die Hände des Mannes!) mit dem Costüm, so wird man auch hier einen so unvereinbaren Gegensatz finden, dass nichts übrig bleibt, als das ganze Bild für eine moderne Fälschung zu halten.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Ergänzung siehe Nachträge Berichtigungen und Zusätze: Seite 52 Zeile 15 von oben. – Man vergleiche auch die mit Venusti’s Namen bezeichnete Madonna im Leipziger Museum.
- ↑ Ergänzung siehe Berichtigungen und Zusätze: Seite 54 zu Francesco Ubertini. Es ist hinzuzufügen, dass er oft unter seinem Beinamen Bacchiacca erwähnt wird.
- ↑ Druckfehlerberichtigung siehe Druckfehler: Seite 58 Zeile 5 von oben lies 1857 statt 1757.
- ↑ Vorlage: Meisier
- ↑ Berichtigung siehe Berichtigungen und Zusätze: Seite 88 am Rande zu N. 170 lies E 2 statt E 3.
- ↑ Berichtigung siehe Berichtigungen und Zusätze: Seite 88 am Rande zu N. 171 lies E 2 statt E 4.
- ↑ Berichtigung siehe Berichtigungen und Zusätze: Seite 89 am Rande zu N. 172 lies E 2 statt E 4.
- ↑ Ergänzung siehe Berichtigungen und Zusätze: Seite 93 Zeile 1 von oben ist „Kniestück“ einzuschalten.
- ↑ Ergänzung siehe Berichtigungen und Zusätze: Seite 97 Zeile 7 von unten ist „Kniestück“ einzuschalten.
- ↑ Berichtigung siehe Berichtigungen und Zusätze: Seite 99 am Rande zu N. 200 lies E 3 statt E 2.
- ↑ Druckfehlerberichtigung siehe Druckfehler: Seite 102 Zeile 15 von oben lies Bergomaskischen statt Bergamoskischen.
- ↑ Berichtigung siehe Berichtigungen und Zusätze: Seite 111 am Rande zu N. 233 lies E 4 statt E 2.
- ↑ Berichtigung siehe Berichtigungen und Zusätze: Seite 111 am Rande zu N. 236 lies E 4 statt E 2.
- ↑ Berichtigung siehe Berichtigungen und Zusätze: Seite 113 am Rande zu N. 242 lies 33 c statt 33 b.
- ↑ Berichtigung siehe Berichtigungen und Zusätze: Seite 115 am Rande zu N. 250 lies C 3 statt C 1.
- ↑ Berichtigung siehe Berichtigungen und Zusätze: Seite 121 am Rande zu N. 272 lies R 11 statt R 21.
- ↑ Ergänzung siehe Berichtigungen und Zusätze: Seite 124 zu Leandro Bassano. Es ist aus Versehen nicht angeführt worden, dass auch sein Familienname, wie derjenige der übrigen Bassani, da Ponte war.
- ↑ Ergänzung siehe Berichtigungen und Zusätze: Seite 126–127. Das Bild N. 292 (40) gehörte nach Schmarsow’s Aufsatz in „Vom Fels zum Meer“ 1887 Seite 885–895 nicht der mailändischen, nicht der Schule Leonardo da Vinci’s, sondern der ferraresischen Schule an, stellte die Lucrezia Borgia dar und wäre ein Original von der Hand Dosso Dossi’s, nach Massgabe von dessen grossem Altarwerke aus S. Andrea in der Pinakothek zu Ferrara. Der Verfasser dieses Katalogs, welcher das Bild der mailändischen Schule nicht zugewiesen, sondern gelassen hat, war bisher von der Richtigkeit dieser Zuweisung überzeugt und kann sich bis jetzt die Ansicht Schmarsow’s auch noch nicht aneignen, da ihm weder die Modellirung noch auch gerade dieses Helldunkel und diese Färbung Dossisch zu sein scheinen; doch giebt er nach nochmaliger Prüfung zu, dass Zweifel an dem mailändischen Ursprung des Bildes möglich sind und behält sich eine erneute Untersuchung der Frage vor.