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BLKÖ:Hirsch, Rudolph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hirsch, Adolph
Band: 9 (1863), ab Seite: 47. (Quelle)
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Hirsch, Rudolph (Dichter und Musiker, geb. zu Napagedl in Mähren 1. Februar 1816).[BN 1] Sein Vater Johann, Justizamtmann auf der gräflich Cobenzl’schen Herrschaft Napagedl (geb. 10. Februar 1780, gest. 13. September 1849), war ein tüchtiger Oekonom und die zu jener Zeit in Brünn erschienenen „Oekonomischen Neuigkeiten“ enthalten mehrere Aufsätze seiner Feder. Sein Sohn Rudolph erhielt die erste Erziehung im Elternhause und zeigte früh [48] ein ausgesprochenes Talent für die Musik, in welcher ihn nun auch der Schulmeister des Ortes, ein guter Musiker, unterrichtete. Acht Jahre alt, kam er nach Olmütz, um daselbst die Schule zu besuchen: als aber nach dem Tode der Gräfin Therese Cobenzl die Dienstverhältnisse seines Vaters sich änderten und dieser nach Brünn übersiedelte, wo er die Administration bedeutender Herrschaften mährischer Cavaliere übernahm, kam auch Rudolph dahin, um daselbst seine Studien fortzusetzen. Nachdem er 1833 die philosophischen Studien in Brünn beendet, ging H. nach Wien, um die Rechte zu hören. Im Hause des Redacteurs des „Oesterreichischen Zuschauers“, Jos. Sigmund Ebersberg [Bd. III, S. 412], untergebracht, beendete H. die juridischen Studien, trieb nebenbei fleißig Musik und trat als Dichter mit seinen Erstlingen, dem Drama „Rafaele“ und lyrischen Gedichten, in die Oeffentlichkeit. Nach beendeten Rechtsstudien kehrte H. in’s Elternhaus zurück und begann, während über seinen künftigen Beruf sein Vater zu einem Beschlusse zu kommen suchte, beim Brünner Magistrate zu prakticiren; jedoch es litt den jungen Mann nicht in der Heimat und er begab sich 1840, indem der Vater mit Widerstreben einwilligte, nach Leipzig. Dort erleichterten ihm seine guten musikalischen Kenntnisse und geselligen Manieren sein erstes Auftreten, wozu die gastliche Aufnahme im Bankierhause Harkort wesentlich beitrug; auch übernahm H. nach kaum dreimonatlichem Aufenthalte in Leipzig die Redaction des „Kometen“, den Herloßsohn [Bd. VIII, S. 370] begründet hatte, und führte sie bis 1843. In Leipzig lernte H. auch seine künftige Gemalin Clara, Tochter des k. preuß. Bauinspectors Schulze in Halle und Nichte der Frau von Paalzow kennen; aber die Erlangung ihrer Hand war von Seite seines und des Vaters seiner Braut an seine Rückkehr in’s Vaterland und den Eintritt in den österreichischen Staatsdienst geknüpft. H. verließ also Leipzig und kam in Triest unter der Aegide des Grafen Franz Stadion, 1843, in den politischen Staatsdienst. Nach abgelegtem Staatsexamen ging er zum Kreisamt nach Pisino, wurde am 27. October 1849 zum Gubernialconcipisten ernannt und gelangte mit 19. März 1850 als Bezirkscommissär in’s k. k. Ministerium des Innern nach Wien. Als im Jahre 1852 die oberste Polizeihofstelle neu in’s Leben gerufen und ein Theil der Beamten des Ministeriums des Innern in dieselbe übersetzt wurde, traf auch H. dieses Loos; er kam als Hofconcipist dahin und wurde ihm die Aufstellung und Leitung der dortigen Amtsbibliothek übertragen. Auf dieser Stellung, Ende 1861 zum Ministerialsecretär befördert, befindet sich H. noch gegenwärtig. Die Muße, welche H. sein amtlicher Beruf übrig ließ, widmete er seinen Lieblingsneigungen, der Musik, literarischer Beschäftigung und dem Sammeln von Porträten. Seine literarischen Arbeiten sind in chronologischer Folge: „Rafaele. Dramatisches Gedicht in vier Abtheilungen“ (Wien 1836, Wallishausser, 8°.); – „Gallerie lebender Tondichter. Biographisch-kritischer Beitrag“ (Güns 1836, C. Reichard; 8°.); – „Frühlingalbum. Lieder“ (Wien 1837, Lechner, 8°.); – „Balladen und Romanzen“ (Leipzig 1841, Ph. Reclam jun., 8°.); – „Buch der Sonette“ (ebd. 1841, 8°.); – „Balladen und Romanzen. Neue Folge (Wien 1845, Gerold, 8°.); – „Soldaten-Spiegel“ (2. verm. Aufl. Wien 1849, Gerold, 8°., 3. verm. Aufl. ebd. 1851, Jasper); den Ertrag dieser die [49] österreichische Armee verherrlichenden erzählenden Gedichte widmete H. den Verwundeten der kais. Armee aus dem italienischen Feldzuge 1848 und 1849, und derselbe erreichte die stattliche Summe von mehr als 10.000 fl. C. M.; Feldmarschall Graf Radetzky dankte dem Dichter in einer besonderen Zuschrift; – „Irrgarten der Liebe“ (Wien 1850, 6. Aufl. 1856, 8°.): – „Reiser und Reisig“ (ebd. 1850. 8°.). Die beiden letztgenannten Schriften sind Sammlungen von lyrischen Gedichten und Romanzen; – „Poetische Schriften“. 2 Theile (Wien 1851, Jasper, Hügel und Manz, gr. 16°.). Der erste Band enthält die früher bereits erschienenen Balladen und Romanzen, der zweite die Sonette, Reiser und Reisig, den Irrgarten der Liebe und den Soldatenspiegel; – „Balladen und Romanzen. Gesammtausgabe in einem Bande“ (Wien 1853, Hügel, 16°., mit Porträt; neue Auflage in 2 Theilen, ebd. 1858); – „Stimmen des Volkes. Nachklänge des 18. Februars. Zur Genesung des Kaisers“ (ebd. 1853, 16°.). Die 2. Auflage erschien zugleich mit böhmischer Uebersetzung von Pok Poděbradsky, italienischer von B. Vollo und ungarischer von A. Sujanszky und mit O’Donell’s (lithogr.) Bildniß (3. Aufl., Wien 1854, 4°.); – „Lieder ohne Weltschmerz“ (Wien 1854, 2. Aufl. 1855, gr. 32°.); – „Eulenspiegels Tagebuch“ (Pesth 1856. Heckenast, 16°.), gleichfalls Dichtungen; – „Siesta“. 2 Theile (Pesth 1856, Geibel, 16°.), eine Sammlung zum Theile schon einzeln gedruckter Erzählungen und Novellen; – „Fresco-Sonette. Dritter Abdruck“ (Wien 1858, J. F. Greß, 16°.); sie waren vorerst in den zwei ersten Auflagen der Lieder ohne Weltschmerz enthalten; – „Mozarts „Schauspieldirector“. Musikalische Reminiscenzen“ (Leipzig 1859, Matthes, 16°.); es ist dieß eine biographisch-musikalisch-kritische Studie über eine Operette Mozart’s und eine zeitgemäße Ehrenrettung des Meisters, in sehr anregender Weise geschrieben, auch einen reichen bibliographischen Apparat zu Mozart’s Leben, S. 73–96, enthaltend; – „Franz Graf Stadion“ (Wien 1861, E. Hügel, 8°.); – „Staub von der Reise“. 2 Theile (Wien 1861, J. Greß, 8°.), eine Reihe touristischer Reisebilder in Prosa und Poesie. Als Musiker begründete H. noch während seines Aufenthaltes in Leipzig das „Album für Gesang“ mit Originalbeiträgen von G. Bornaccini, A. H. Chelard, F. David, Heinr. Ernst, G. W. Fink, C. Evers, J. W. Kalliwoda, C. Kreuzer, F. S. Gaßner,[WS 1] G. Haslinger, J. Hoven, J. F. Kittl, F. Lachner, P. Lindpaintner, C. Löwe, A. Lortzing, A. Mazzuccato, H. Marschner, Mendelssohn-Bartholdy, A. Methfessel, G. Meyerbeer, C. O. Reissiger, F. Schneider, H. M. Schmidt. R. Schumann, L. Spohr, Clara Schumann, C. Spontini, M. J. Tomaschek,[WS 2] J. H. Verhulst. (Die ersten 2 Jahrgänge Leipzig 1841 bis 1843, die letzten 2 Wien 1844 und 1845, Tob. Haslinger, schm. 4°.). Der erste Jahrgang dieses bereits sehr seltenen Albums bietet noch den eigenthümlichen Reiz facsimilirter Unterschriften der mitarbeitenden Musiker. Auch veröffentlichte H. eine stattliche Reihe von Originalcompositionen für Gesang, sie zählt 31 Opusnummern und enthält 85 Compositionen zu Dichtungen von Julius Mosen, Eichendorff, J. N. Vogl, Halirsch, Gaudy, A. Böttger, N. Lenau, Sternberg, Laube, Uhland, K. Beck; sie sind bei Hofmeister, Klemm, im Bureau de Musique, bei Haslinger u. A. herausgekommen. [50] Man rühmt diesen Arbeiten nach, daß sie in Löwe’s Manier, mitunter geistreich aufgefaßt sind, aber nicht selten die edle Einfachheit des deutschen Liedes entbehren. Das vollständige Verzeichniß derselben befindet sich im Separatabdrucke der biographisch-kritischen Skizze: „Dr. Rudolph Hirsch“ (Wien 1853, Keck und Pierer). S. 16–20. Uebrigens hat H. seit Jahren seine musikalischen Arbeiten fallen gelassen. Auch die Freude am Sammeln scheint er verloren zu haben, denn seine reiche an 30.000 Stück zählende und darunter manches kostbare Blatt enthaltende Porträtsammlung ist bereits zu einem großen Theile verkauft worden. H. ist seit 2. Februar 1845 mit Clara Schulze, deren bereits gedacht worden, verheirathet. Seine Gemalin, Anhängerin der classischen Musik, ist auch eine wohlgeschulte Altsängerin, ohne jedoch, wie die (Leipziger) „Gallerie denkwürdiger Persönlichkeiten“, S. 29, sie nennt, je eine „bekannte Sängerin“ gewesen zu sein, da sie die Ausübung ihrer Kunst immer nur auf private Kreise beschränkt hat. Hirsch erhielt noch während seines Aufenthaltes in Leipzig von der Universität Jena das Diplom eines Doctors der Philosophie. Er ist Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften, darunter der Akademien in Bologna und Pistoja in Toscana. Der König der Belgier und der König von Hannover ehrten den Dichter durch Verleihung der großen goldenen Ehrenmedaille für Kunst und Wissenschaft (am Bande), u. s. w.

Hirsch (Rudolph Dr.), Biographisch-kritische Skizze. Separatabdruck aus dem Salon von Johannes Nordmann (Wien 1853, Keck und Pierer) [mit Verzeichniß seiner Schriften und Compositionen]. – Album österreichischer Dichter (Wien 1857. Pfautsch. 8°.) Zweite Serie, S. 317. [Diese Lebensskizze ist von dem dramatischen Dichter Joseph Weilen, dem Verfasser des „Tristan“ geschrieben.] – Der Salon. Belletristisch-literarische Revue, redigirt von Johannes Nordmann (Wien 1853, gr. 8°.) I. Jahrgang. 3. Bd. S. 209: „Dr. Rudolph Hirsch. Biographisch-kritische Skizze“. – Illustrirte Zeittung (Leipzig. J. J. Weber). XIX. Band (1852). S. 284. – Oesterr. illustrirte Zeitung (Wien, 4°.) Jahrg. 1852 [mit Porträt]. – Schilling (Gustav Dr.), Encyklopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften (Stuttgart 1842). Supplementbd. S. 44. – Erinnerungen (Prager Unterhalt. Blatt, 4°.) Jahrg. 1853, S. 312. – Brünner Zeitung 1852, Nr. 134; 1860, Nr. 146–151. – Corriere italiano (Vienna 1852), Nr. 271.Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen, Bibliograph. Institut, 8°.) XV. Bd. (1850). S. 847, Nr. 8 [gibt irrig 1814 als H.’s Geburtsjahr an]; III. Supplementband (1853), S. 1465, Nr. 2. – Gallerie denkwürdiger Persönlichkeiten der Gegenwart. Nach Originalzeichnungen, Gemälden, Statuen und Medaillen (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) S. 29. Tafel XXXVII das Porträt. – Pierer’s Universal-Lexikon (Altenburg 1851). Bd. VII, S. 706, und Supplement dazu Bd. III, S. 97. – Blätter für literarische Unterhaltung (Leipzig) 1842, Nr. 229. – Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Eduard Bernsdorf (Dresden, Arn. Schäfer). Bd. II, S. 417 [nach diesem geb. 1. Februar 1814]. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, F. Köhler). S. 435 [gibt auch den 1. Februar 1814 als H.’s Geburtstag an]. – Gottschall (Rudolph). Die deutsche Nationalliteratur in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts (Breslau 1855,Trewendt und Granier, 8°.) Bd. II, E. 205 [bemerkt, daß H. in den „Balladen“ (1841) und im „Buche der Sonette“ (1841) in reiner Kunstform debutirte und sich durch gefällige Abrundung und ein sangbares Element auszeichnet“]. – Donau (Wiener politisches Blatt) 1856, Nr. 53: „Rudolphi Hirschii opera nova“ von L. J. Semlitsch. – Seidlitz (Julius Dr.). Die Poesie und die Poeten in Oesterreich im Jahre 1836 (Grimma 1837, J. M. Gebauer, kl. 8°.) Bd. II, S. 76. – Ueber Hirsch den Compositeur: Ost und West von Rud. Glaser 1842, Nr. 15 und 16; über Hirsch den Pianisten und Sänger: Theater-Zeitung von Ad. Bäuerle 1859. Nr. 50: „Aus [51] einem Briefe Felix Mendelssohn-Bartholdy’s an Dr. Jakoby“. – Brünner Zeitung 1856. Nr. 222: „Grabschrift bei lebendigem Leibe“. [Diese ist von J. Weyl auf Hirsch improvisirt und mit den meisten bis dahin gedruckten Schriften von H. witzig verbunden worden; sie hebt an:

Hier ruht von „Reiser und Reisig“ bedeckt,
Ein „Eulenspiegel“ zur „Siesta“ ausgestreckt,
Dem nicht der „Irrgarten der Liebe“ verschlossen blieb,
So lange er noch „Lieder ohne Weltschmerz“ schrieb;
„Romanzen und Balladen“ deckt dieser Hügel.
Des Schläfers Leben aber war „Soldatenspiegel“
… … … … … … … … … … … …
Er lebte – liebte – floh wie eine Wolke
Sein Lob lebt noch in „Stimmen aus dem Volke“.] –

Wiener Zeitung 1861. Nr. 35, S. 519: „Rud. Hirsch’s Porträtsammlung“. [Bei dieser Gelegenheit wird mit Humor das Französisch des von Moriz Bermann redigirten Porträtcatalogs der Hirsch’schen Sammlung blosgelegt[WS 3] (Catalogue raisonné etc. Vienne 1861, Grund, Pag. 133). Diese Sammlung von Porträten war reich an schönen Stücken, mitunter an Seltenheiten. Der größere und bessere Theil kam im Februar und den folgenden Monaten 1861 unter den Hammer. I. F. Castelli beschrieb sie im „Humorist“ von 1853, Nr. 106.] – Porträte. 1) Gemalt von Lieder, lith. von Kaiser (Wien, Bermann’s Witwe und Sohn, Fol.); – 2) gem. von Lieder, lithogr. von Kaiser (Wien, Jasper, 16°.); – 3) E. Young del. 1856, J. Skala sc. 4°.; – 4) lith. von Schlick (Leipzig. C. F. Peters, Fol.). – Zur Charakteristik Rudolph H.’s. H. ist als Dichter, Musiker und Mensch vielfach beurtheilt worden. Sein, wenngleich nur dritthalbjähriger Aufenthalt in Leipzig hat ihn mit den Matadoren des Büchermarktes in Verbindung gebracht und nicht geringen Einfluß auf sein überhaupt vorherrschendes geselliges Talent – das sich in schwerer Zeit in einer beneidenswerthen Leichtlebigkeit ausspricht – ausgeübt. Als Dichter bewegt sich H. mit Leichtigkeit in der Form, um den Gedanken wird er bei seiner heiteren Lebensanschauung – denn das Element des Weltschmerzes ist ihm wirklich fremd – auch nicht verlegen. Oettinger nennt „Eulenspiegels Tagebuch“ ein „lachendes Bouquett von Poesien, die halb Lieder, halb Novellen, halb Epigramme, halb Genrebilder sind, in welchen jeder einzelne Pinselstrich, jeder einzelne Vers eine blutritzende Sentenz, ein geißelnder Gnom, eine muthwillige Xenie, die nach rechts und links, nach unten wie nach oben poetische Nasenstüber austheilt“. Sein Biograph und Freund Joseph Weilen, der in einer biographisch-kritischen Studie sein Leben ausführlicher schildert und mehrere Einzelnheiten anführt, welche in der objectiven und kürzer gehaltenen Darstellung dieses Lexikons übergangen werden müssen, schreibt über H.’s Balladen, welche in 3. Auflage als ganze neue Sammlung vor das Publikum treten: „Die erste Auflage ist gewissermaßen nur das Embryo der dritten; extensiv wie intensiv. Manches wurde ausgeschieden, die Hälfte beinahe neu hinzugefügt. Der Dichter machte sich der Uhland’schen Aufmunterung – eine solche erhielt H. brieflich noch während seines Aufenthaltes in Leipzig – würdig, und was er hier gesammelt, revidirt bietet, wird gewiß den ausgedehntesten Leserkreis finden, abgesehen davon, daß dieses Werk für Declamatoren eine wahre Fundgrube ernsten wie heitern Inhalts ist.“ … „Hirsch hat nichts mit den fabelhaften Göttern, den übermenschlichen Giganten und Literaturphantomen neuester Zeit gemein, seine Muse ist ein rothbackiges, rundes gesundes Kind; sie grüßt euch treuherzig und ihr heißt sie gern willkommen! Der herbe, satyrische Ansatz in den Schriften „Eulenspiegels Tagebuch“ und „Sonetten“ ist das Product der neuesten Zeit; den Ursprung zu erörtern, gehört nicht hieher.“ – Die „Oesterreichische Zeitung“ vom 13. Mai 1858 enthält Uhland’s Brief an Hirsch vom 6. März 1841, in welchem es unter anderem lautet: „Das eigenthümliche, feste Gepräge, wodurch mich Ihre Dichtungen erfreut haben, scheinen mir dieselben vorzüglich dem Umstande zu verdanken, daß darauf Bedacht genommen ist, jeder besonderen Natur des Gegenstandes ihr Recht widerfahren zu lassen, den in demselben liegenden Gehalt zu entbinden und zum Ausdrucke zu bringen. Eine solche Hingebung des Dichters an seinen Gegenstand belohnt sich durch Mannigfaltigkeit und Neuheit der Gestaltungen. Ich kann nicht sagen, daß mich alle die einzelnen Gedichte in gleichem Maße angesprochen haben; manchmal ist mir die Anlage nicht einfach genug, der Effect zu grell oder auch die Darstellung zu ausführlich, der Styl [52] zu schwierig, die Färbung des Ganzen durch stark aufgetragene Einzelheiten gestört. Vielleicht wird meine Meinung deutlicher, wenn ich bezeichne, was mir vor Anderem gefallen hat: „Zwei Bettler“, „Der Kellerhans“. „Der Organist von Köln“, „Ein Scheffel Gerste“, „Räuber und Aar“, „Einst und jetzt“. Der Inhalt dieser Stücke bedünkt mich vorzugsweise rein und vollständig, ohne fremdartiges Beiwerk, aus sich entwickelt und in sich abgerundet.“ – In seinen neuesten Schriften „Mozarts Schauspieldirector“ und „Franz Graf Stadion“ betrat H. das Gebiet der Biographik und mit Glück; insbesondere ist erstere Schrift eine schätzbare Bereicherung der musikalischen Literatur, letztere aber eine Gabe wohlthuender Erinnerung an einen großen Staatsmann unvergeßlichen Andenkens. – Eine Silhouette von Hirsch, jedoch etwas chargirt, entwirft eine Touristenfeder in der Londoner Zeitung „Herrmann“ von Kinkel. 1860, Nr. 92.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Hirsch, Rudolph [Bd. IX, S. 47], gestorben zu Wien 10. März 1872.
    d’Elvert, Geschichte der Musik u. s. w., wie bei Balzar, Beilagen S. 109. [Band 28, S. 352]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: H. S. Gaßner
  2. Vorlage: M. J. Tomaschek
  3. Vorlage: blosgegelegt