BLKÖ:Mosel, Ignaz Franz Edler von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 19 (1868), ab Seite: 130. (Quelle) | |||
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[131] im Jahre 1784, so daß Mosel von seinem 12. Jahre einzig unter der Obhut seiner Mutter stand, die ihre ganze Sorgfalt seiner Erziehung widmete. Früh zeigte M. Talent für die Musik und erhielt schon im Alter von sieben Jahren einen Violinlehrer und nach wenigen Stunden von untergeordneten Meistern den berühmtesten Meister seiner Zeit, Joseph Fischer, zum Lehrer, der den talentvollen Zögling auf das Trefflichste ausbildete. Mit dem Unterricht in der Musik ging seine Ausbildung in anderen Gegenständen Hand in Hand. Im Jahre 1788, damals 16 Jahre alt, trat M. bei der k. k. Tabak- und Stempelgefällen-Direction in den Staatsdienst. Zu gleicher Zeit besuchte er die k. k. Akademie der bildenden Künste, wo er unter Jos. Christian Brand [Bd. II, S. 110) mit großer Vorliebe und nicht ohne Erfolg das Landschaft- und Figurenzeichnen betrieb. Seine musikalische Ausbildung setzte er, nachdem Fischer gestorben war, auf der Viola und dem Violoncell selbst fort und begann bei seiner großen Vorliebe für die Composition Selbststudien nach dieser Richtung. Unter solchen Umständen setzte er, ohne jedoch über die Natur der Blasinstrumente im Klaren zu sein, sondern bloß auf seine Kenntniß der Streichinstrumente vertrauend, Goethe’s „Claudine von Villabella“ in Musik. Die fertige Partitur wurde auch von Schikaneder zur Aufführung angenommen, diese aber von einem Capellmeister, nachdem er die Partitur genau durchgesehen und die Ausführbarkeit dieser Oper bestritten, vereitelt. Dieser Schlag hatte jedoch für den jungen Componisten die gute Folge, daß er sich sofort mit allem Eifer auf das Studium der Composition verlegte, wobei ihm Türk’s „Anweisung zum Generalbaßspielen“ wesentliche Dienste leistete. Er componirte nun rüstig darauf los, ohne jedoch, zur Vermeidung weiterer Demüthigungen, die Aufführung anzustreben; dabei besuchte er fleißig die italienische Oper, um an den besten Werken der dramatischen Tonkunst seinen Musiksinn auszubilden. Schon im Jahre 1789 wurde M. zur Banco-Hofbuchhaltung, bei welcher sein Vater gedient, übersetzt und im Jahre 1801 kam er als Official in das k. k. Obersthofmeisteramt. Damals übersetzte er Haydn’s „Schöpfung“ als Streichquartett, und über Ersuchen der blinden Clavierspielerin Therese von Paradis auch für zwei Pianoforte. Dieser Versuch, ein mächtiges und nur für große Verhältnisse berechnetes Kunstwerk kleineren Kreisen in einer angemessenen Form zugänglich zu machen, fand beifällige Aufnahme und so gewann M. Muth zu neuen Arbeiten, und Cherubini’s „Les deux Journées“ und „Medea“, wie Mozart’s „Cosi fan tutte“ und „Clemenza di Tito“ bearbeitete er gleichfalls zu Streichquartetten. Seit dem Jahre 1808 begann M. auch auf literarischem Gebiete thätig zu sein und eine Darstellung der Musikzustände seiner Vaterstadt war die erste Arbeit, die er als Musikschriftsteller veröffentlichte. Die Bekanntschaft mit dem kunstsinnigen Moriz Grafen Dietrichstein, welche in diese Zeit fällt, wurde in der Folge für ihn und für seine Stellung von großem Einflusse. Compositionen und literarische Arbeiten – eine Uebersicht beider folgt auf den nächsten Seiten – wurden fleißig fortgesetzt, als ihm im Jahre 1812 eine Aufgabe zufiel, die seinen Namen in Kunstkreisen weit und breit bekannt machte. Es halte sich eine Gesellschuft von Musikfreunden, deren über 600, vereinigt, um Händel’s „Alexanderfest“ [132] mit Mozart’s vermehrter Instrumentirung aufzuführen, und zum Oberleiter diese für die Musikgeschichte Wiens denkwürdigen Concertes, desgleichen noch nicht gehört worden, wurde Mosel einstimmig gewählt. Dasselbe wurde ein Jahr später mit noch zahlreicherer Besetzung gleichfalls unter seiner Oberleitung aufgeführt. Im Jahre 1814 wurde M. zum Hofsecretär im Obersthofmeisteramte befördert, als darauf im J. 1820 Moriz Graf Dietrichstein die Direction beider Hoftheater übernahm, wurde Mosel, der schon im Jahre 1818 in Anerkennung seiner ausgezeichneten Dienstleistung als Hofbeamter geadelt worden war, zum k. k. wirklichen Hofrath und Vicedirector beider Hoftheater ernannt. Diesen Posten bekleidete M. bis zum Jahre 1829, in welchem die Stelle des Hoftheater-Vice-Directors eingezogen, Mosel aber als erster Custos zur k. k. Hofbibliothek übersetzt wurde, welche Stelle er bis zu seinem im Alter von 72 Jahren erfolgten Tode versah. Mosel, der im Jahre 1844 starb, wurde bereits im Jahre 1828, in welchem er eine lebensgefährliche Krankheit von langer Dauer überstanden hatte, in der Todtenliste aufgeführt und in auswärtigen Journalen der 29. November 1828 als sein Todestag, den er somit noch 16 Jahre überlebte, angegeben. Wie bereits bemerkt, war Mosel als Schriftsteller und Componist thätig. Indem hier vorerst seine literarischen Arbeiten – mit Uebergehung der minder erheblichen – verzeichnet werden, schließt sich an diese Uebersicht eine zweite seiner Compositionen. An literarischen Arbeiten hat M. herausgegeben selbstständige Werke: „Versuch einer Aesthetik des dramatischen Tonsatzes“ (Wien 1813, A. Strauß, 8°.); – „Ueber das Leben und die Werke des Ant. Salieri“ (Wien 1827, Wallishausser); – „Geschichte der Hofbibliothek zu Wien“ (Wien 1835, Beck, 8°.); – metrische Uebersetzungen: „Der Paria. Trauerspiel in 5 Acten mit Chören aus dem Franz. des Cas. Delavigne (Leipzig 1823, Brockhaus); – „Die Schule der Alten, Lustspiel in 5 Aufz. aus dem Franz. des Cas. Delavigne“ (Wien 1824, A. Strauß); – „Samson. Oratorium aus dem Englischen zu Händel’s Musik“ (Wien, Mechetti); – „Zephta, Oratorium“ u. s. w. (Wien 1824, Wallishausser); – „Salomon. Oratorium“ (ebd. 1825); – „Belsazar, Oratorium“ (Wien 1834, Pichler); – Uebersetzung in Prosa: „Geschichte der Tonkunst, aus dem Englischen des Jones übersetzt, mit Anmerkungen begleitet“ (Wien 1821, Steiner u. Comp., 8°.). In Zeitschriften zerstreute Aufsätze, u. z. in den Vaterländischen Blättern, 1808: „Uebersicht des gegenwärtigen Zustandes der Tonkunst in Wien“ (Nr. 6 u. 7); – 1809: „Prosper Mosel“ (Nr. 28 u. 29); – 1810: Ueber Jos. Weigl’s neuestes Oratorium: „Das Leiden Jesu“ (Nr. 12 u. 13); – „Die Statue Kaiser Joseph’s II. im botanischen Garten zu Schönbrunn“ (Nr. 19); – 1811: „Skizze einer musikalischen Bildungsanstalt für Wien“ (Nr. 10 u. 11); – 1812: „Ueber die Musik der Chöre zu Heinrich von Collin’s Tragödie „Polyxena“ von Abbé Max. Stadler“ (Nr. 3); – „Kaspar Sambach. Biogr. Skizze“ (Nr. 77); – im Sammler (Wien, 4°.), außer vielen Recensionen über Opern von Gluck, Mehul, Grétry, Cherubini, Spontini, Boieldieu, Winter u. A. folgende Aufsätze, 1809: „Ueber Mozart’s Hochzeit des Figaro“ (Nr. 128); – 1810: „Ueber Mozart’s „Idomeneo“ und „La Clemenza di Tito“ (Nr. 141); – 1811: „Gegen [133] Geoffroy’s Meinung über die Ouverturen“ (Nr. 67); – „Gegen Geoffroy’s Urtheil über Gluck’s „Alceste“ (Nr. 82); – 1812: „Gegen Geoffroy’s Urtheil über Mozart’s „Clemenza di Tito“ (Nr. 67) ; – 1813: „Ueber die Aufführung der „Zauberflöte“ auf dem Hof-Operntheater und jenem an der Wien“ (Nr. 83); – „Gegen einige Behauptungen des Journals „Paris und Wien“, II. Jahrg. Nr. 5: „Ueber die Arien der Königin der Nacht in der „Zauberflöte“ (Nr. 148); – in der Wiener allgemeinen Literatur-Zeitung, 1816: „Gedanken über einige gewagte Aeußerungen der Frau von Staël über deutsche Musik in ihrem Werke: „De l’Allemagne“ (Nr. 11 u. 12); – in der Leipziger allgemeinen musikalischen Zeitung, 1834: „Die Brüder Müller aus Braunschweig in Wien“ (Nr. 8); – in der Cäcilia, 1825: „Ueber die Oper“ (Bd. II, Nr. 7); – im Leipziger Kunstblatt, 1818: „Ueber den Umfang der Gedichte für Oratorien und Cantaten in musikalischer Hinsicht betrachtet“ (Nr. 59 bis 62). – im Janus, 1818: „Vaudeville, Liederspiel, Singspiel, Oper, Bestimmung des Unterschiedes dieser vier Schauspielgattungen“ (Nr. 12 u. 13); – in Schickh’s, nachmals Witthauer’s Wiener Zeitschrift, 1819: „Ein Traum. Ueber den gegenwärtigen Geschmack in der Musik und die Mittel ihn zu läutern“ (Nr. 104–106); – 1821: „Der Park zu Lachsenburg“ (Nr. 54 u. 137); – 1828: „Das Mozart’sche Requiem“ (Nr. 86 u. 87); – 1829: „Madame Pasta“ (Nr. 47); – 1830: „Das Dilettanten-Concert“ (Nr. 123–124); – 1833: „Abbé Maximilian Stadler, Nekrolog“ (Nr. 149 u. 150); – in der Wiener allgemeinen musikalischen Zeitung, 1817: „Ueber das Oratorium: die Befreiung von Jerusalem von Abbé Max. Stadler“ (Nr. 1–3); – 1818: „Ueber den Verfall der Musik“ (Nr. 18, ist „...z“ unterzeichnet); – „Ueber die Grundlage und den Charakter der neuen tragisch-dramatischen Musik in Frankreich“ (Nr. 48 u. 49); – 1819: „Ueber Kritik der Tonkunst“ (Nr. 43); – 1820: „Drohende Aussichten für die dramatische Musik“ (Nr. 23); – „Clara Metzger“ (Nr. 103). – und 1843: „Die Tonkunst in Wien während der letzten fünf Decennien“; – in den Wiener Jahrbüchern der Literatur vom Jahre 1821 bis 1837 (Bd. XIV bis LXXVIII) zahlreiche Besprechungen über musikhistorische Werke von Castil Blaze, Rochlitz, Nissen, Fétis, Fink, Burney u. s. w. Von Mosel’s Compositionen sind anzuführen seine musikalischen Uebersetzungen: „Die Schöpfung. Oratorium von Jos. Haydn, als Quartett für 2 Violinen, Viola und Violoncell“ (Wien, bei Mollo); – dasselbe, die Instrumentalbegleitung für 2 Pianoforte eingerichtet, für Fräulein von Paradis (Manuscript); – „Die Tage der Gefahr., Singspiel von Cherubini, als Quartett“ (Wien, F. Cappi); – „Medea, grosse Oper von Cherubini, als Quartett“ (Wien, ebenda); – „Mädchentreue (Cosi fan tutte). Oper von Mozart, als Quartett“ (Wien, Steiner u. Comp.); – „Don Juan, Oper von Mozart für das Streichquartett“ (1806); – mit vermehrter Instrumentirung: „Samson. Oratorium von Händel“, aufgeführt zum ersten Male als Hoffest in der k. k. Reitbahn im Jahre 1815 vor den versammelten Monarchen; – „Israel in Aegypten. Oratorium von Händel“, für weiland Sr. kais. Hoh. Erzherzog Rudolph (Manuscr.); [134] . – „Zephta. Oratorium von Händel“, im Hofburg-Theater aufgeführt (Wien, bei Jac. Haslinger) [vergleiche darüber Castelli’s allgemeinen musikalischen Anzeiger, IV. Jahrg. (1832), S. 69]; – „Salomon. Oratorium von Händel“ (Manuscr.), im Hofburg-Theater aufgeführt; – „Herkules. Cantate von Händel“ (Manuscr.); – „Athalia. Cantate von Händel“; – „Belsazar. Oratorium von Händel“, 1834 als großes Musikfest in der k. k. Reitbahn aufgeführt (Wien, Haslinger) [vergleiche darüber Castelli’s allgemeinen musikalischen Anzeiger, 1834, S. 152 u. 207]; – „Deborah. Cantate von Händel“, nicht aufgeführt; – selbstständige musikalische Compositionen, die Cantaten und Opern: „Die Feuerprobe. Singspiel in 1 Acte“, aufgeführt im Hof-Operntheater 1811 (Manuscr.); – „Der Mann von vierzig Jahren“, nach Kotzebue’s gleichnamigem Lustspiel von Mosel selbst zum Singspiel umgeschaffen, später aber von ihm selbst vernichtet; – „Hermes und Flora“, Cantate von E. Veit, 1812 aufgeführt im k. k. Universitätssaale zu Ehren der beiden Freiherrn von Jacquin (Manuscr.); – „Salem“, lyrische Tragödie in 4 Acten von Castelli, aufgeführt 1813 im Hof-Operntheater (Manuscr.); – „Hygaea. Cantate“, aufgeführt 1814 im Universitätssaale (Manuscr.); – „Cyrus und Astyages“, heroische Oper in 3 Acten von Matthäus von Collin, aufgeführt 1818 im Hof-Operntheater; – eine „Missa solemnis“ in D, 1832 (Manuscr.); – „Ouverturen“, zu dem Trauerspiel „Ottocar“ von Grillparzer; – zu dem Lustspiele: „Die beiden Figaro“ von Jünger; – „Ouverture und Zwischenacte“ zu dem Schauspiele: „Die Hussiten vor Naumburg“ von Kotzebue (sämmtlich Manuscript); – kleinere Compositionen, als Tänze, Gesänge u. dgl. m.: „Zwölf Menuette und Trio’s“, „Zwölf deutsche Tänze und Trio’s“ für das ganze Orchester zu den Redouten der k. k. Akademie der bildenden Künste, 1805 (Manuscr.); – eine ebensolche Partie zu gleichem Zwecke, 1810 (Manuscr.); – „Sechs Gesänge mit Begleitung des Pianoforte“, Mich. Vogl gewidmet (Wien, Steiner u. Comp.); – „Sechs Gesänge mit Begleitung des Pianoforte“, Hofrath Rochlitz gewidmet (Wien, Steiner); – „Drei Hymnen“ aus dem Trauerspiele „Brutus“ von Matthäus von Collin (Partitur, bei Steiner); – „Sechs Gesänge mit Begleitung des Pianoforte“, von der Hofschauspielerin Sophie Müller in verschiedenen Schauspielen gesungen (Wien, Steiner); – „Tag und Nacht“, Gedicht von Gabr. Seidl, Quartett für Sopran, Alt, Tenor und Baß (Wien, bei Haslinger); – „Schluss-Trauermarsch“ zu dem Trauerspiele „Hamlet“ von Shakespeare (Manuscr.), außerdem mehrere Romanzen und Chöre zu verschiedenen Schauspielen und mehrere Einrichtungen verschiedener Instrumental-Compositionen bekannter Meister zum Gebrauche des kais. Hofburg-Theaters (sämmtlich Manuscr.). Mosel war dreimal vermält, seit 1797 mit Marianne von Haunalter, welche ihm eine Tochter gebar, Barbara, vermält mit dem nachmaligen Major von Lagusius, der seiner Zeit auch als Dichter und Schriftsteller bekannt war; im Jahre 1808 mit Katharina Lambert [s. d. folg. Artikel], welche ihm zwei Kinder gebar, eine Tochter Anna (geb. 1811), eine ausgezeichnete Clavierspielerin und nachmals verehelichte Kaufmann, und einen Sohn Eduard (geb. 1826); und nach Katharina’s im Jahre 1832 erfolgten Tode mit Nina Fridrich, welche den damals schon 67jährigen Gatten noch mit einer Tochter, Marie, beschenkte. [135] Mosel war als Schriftsteller und Tondichter keine Größe ersten Ranges, aber er war als Ersterer ein fleißiger Beobachter aller Erscheinungen auf musikalischem Gebiete und richtete gern auf das Bedeutende die Aufmerksamkeit des Publicums; als Tonsetzer bezeichnen ihn Kenner als einen geschulten, gründlich gebildeten Musiker, der in einer Zeit, in welcher Wien noch neben Prag in Musiksachen als tonangebend dastand, anregend wirkte, und gern in Anerkennung seines Eifers, älteren Meisterwerken zu ihrem Rechte zu verhelfen, als eine Illustration des musikalischen Wien galt. Seine Werke, schulgerecht componirt, waren meist bei seinen Lebzeiten schon vergessen, sie bilden aber ein bezeichnendes Moment in der musikalischen Entwickelungsgeschichte Wiens, und haben ihren Antheil an der Hebung und Läuterung des Geschmacks in dieser Kunstrichtung. In seiner Eigenschaft als Theaterdirector charakterisirt ihn Rudolph Valdek in einer Skizze, in welcher die wenig erfreulichen Kunstzustände Wiens Gegenstand seiner Darstellung bilden, mit folgenden Worten: „ein tüchtiger und unermüdlicher Geschäftsmann, ein feiner Kenner der Literatur, Musik und Schauspielkunst, dabei von den liebenswürdigsten Umgangsformen, vereinigte Hofrath Mosel alle Eigenschaften in sich, welche seine Stellung unumgänglich verlangte. Die eigene Kunstübung hatte seinen Geschmack gebildet, sein Urtheil verfeinert, ihn die Bedingungen alles künstlerischen Schaffens und Ausführens genau kennen gelehrt, und ihn so in den Stand gesetzt, die Werke der musikalischen und dramatischen Kunst eingehend zu würdigen, das keimende Talent zu entdecken, zu begreifen und ihm die Wege zu bahnen. … Er besaß die leider so sehr seltene Charakterkraft, die persönlichen Verhältnisse von den künstlerischen und dienstlichen streng zu sondern und den ersteren keinen Einfluß zu gestatten auf die letzteren. … Er verschmähte stets jede Theilnahme an allem für die Kunstinteressen bedeutungslosen Klatsch und bewies durch das Ablehnen nicht nur seine Bildung, sondern auch sein feines Gefühl für die Rücksichten, welche seine Stellung ihm auferlegte“. Wenn man bedenkt, daß Mosel zu einer Zeit wirkte, in der Männer wie Czernin, Dietrichstein, Schreyvogel über und neben ihm auf demselben Gebiete schafften, so muß man mit einem Blicke auf die trostlosen Kunst- und Theaterzustände der Gegenwart ausrufen, auch die goldene Aera der Bühne Wiens ist – gewesen.
Mosel, Ignaz Franz Edler von (Compositeur und Musikschriftsteller, geb. zu Wien 1. April 1772, gest. ebenda 8. April 1844). Sein Vater war Registrator und Expeditor der k. k. Banco-Hofbuchhaltung, starb aber bereits- Adelstands-Diplom vom 16. Juli 1818. – Wiener allgemeine Musik-Zeitung, herausg. von August Schmidt (Wien, 4°.) IV. Jahrg. (1844), Nr. 47, 48, 50 u. 51; – dieselbe, Jahrgänge 1846 und 1847, enthält Mosel’s Correspondenz mit Karl Maria von Weber und Hofrath Rochlitz. – Schmidt (Aug. Dr.), Denksteine, Biographien (Wien 1848, Mechitaristen, 4°.) S. 55 [nach diesem und der Allgem. Musik-Zeitung geb. am 1. April 1772, alle übrigen Quellen geben übereinstimmend den 2. April als seinen Geburtstag an]. – Wiener allgemeine Theater-Zeitung, herausg. von Adolph Bäuerle (Wien, 4°.) XXXVII. Jahrgang (1844), Nr. 91. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, Bernh. Fr. Voigt, kl. 8°.) XXII. Jahrgang (1844), I. Theil, S. 350, Nr. 106. – Realis. Curiositäten- und Memorabilien-Lexikon von Wien (Wien 1846, Lex. 8°.) Bd. II, S. 194. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 711. – Hirsch (Rudolph), Gallerie lebender Tondichter, Biographisch-kritischer Beitrag (Güns, C. Reichard, 8°.) S 90. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Franz Köhler, Lex. 8°.) S. 622. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. [136] Julius Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorf (Dresden, R. Schäfer, gr. 8°.) Bd. II, S. 1030. – Schilling (G. Dr.), Das musikalische Europa (Speyer 1842, F. E. Neidhard, gr. 8°.) S. 243. – Ostdeutsche Post (Wiener polit. Blatt) 1855, Nr. 29, im Feuilleton [im Aufsatze: „Zur Erinnerung an Ignaz von Mosel“, von Rud. Valdeck]. – Frankl (Ludw. Aug. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) III. Jahrgang (1844), S. 352. – Meyer (J.). Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XXII, S. 193.[BN 1] – Porträt. Unterschrift: Facsimile seines Namenszuges: v. Mosel Stadler 1846 (lith.). Gedr. bei J. Höfelich (Wien, 4°.). – Wappen. Von Silber und Blau schrägrechts getheilter Schild, in demselben auf einer horizontal schwebenden goldenen Tuba eine Nachteule von natürlicher Gestalt und Farbe. Auf dem Schilde ruht ein rechtsgekehrter gekrönter Turnierhelm, aus dessen Krone drei wallende Straußenfedern, eine silberne zwischen blauen, sich erheben. Die Helmdecken sind zu beiden Seiten blau, mit Silber belegt.
Berichtigungen und Nachträge
- ↑ E Mosel, Ignaz Edler von [Bd. XIX, S. 130].
- Ausführliche handschr. Biographie – 16 Bogen stark – im Archiv u. s. w., wie bei Haas. [Band 26, S. 398]