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BLKÖ:Wild, Franz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wild, Anton
Band: 56 (1888), ab Seite: 123. (Quelle)
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Wild, Franz (Sänger, geb. zu Niederhollabrunn in Unterösterreich am 31. December 1792, gest. in Oberdöbling bei Wien am 1. Jänner 1860). Seine Eltern waren nicht unbemittelt, da sie ein kleines Haus und auch einige Grundstücke besaßen. Bei der Taufe bereits schien sein künftiges Schicksal angedeutet worden zu sein, denn bei der außerordentlichen Kälte in der Kirche schrie er so gewaltig, daß sein Taufpathe, der Schullehrer Blacho von Nieder-Hollabrunn, sich äußerte: „Der Junge hat eine gute Stimme, den muß ich singen [124] lehren.“ Und wirklich erhielt er schon mit fünf Jahren von seinem Taufpathen den ersten musicalischen Unterricht. In seinem siebenten Jahre (1800) wurde er als Sängerknabe im Stifte Klosterneuburg aufgenommen und kam unter die Leitung des geistlichen Stiftschorherrn, des berühmten Violinspielers und Chorregenten Prosper von Mosel [Bd. XIX, S. 136, in den Quellen]. Der Aufenthalt daselbst blieb immer seine schönste Erinnerung, er wurde so liebevoll behandelt, und man war dem talentvollen Knaben seiner schönen Stimme und seiner bedeutenden Fortschritte wegen so gewogen, daß man es an keiner Art Auszeichnung fehlen ließ, und er besonders Sonntags, wenn er eine Motette oder ein anderes Solo gesungen, nach der Tafel von jedem der geistlichen Herren eine Torte, ein Stück Confect oder ein Geldstück zur Belohnung erhielt. Noch nach vielen Jahren sprach er nur mit Rührung von jener Zeit, und da er dem Stifte seine Dankbarkeit durch nichts Anderes beweisen konnte, so fuhr er stets, wenn er in Wien war, und zwar noch in seinen ältesten Tagen, in der Charwoche am Gründonnerstage nach Klosterneuburg, um daselbst in der Kirche eine Lamentation zu singen. 1804 bewarb er sich um eine Sängerknabenstelle in der Hofcapelle und wurde, nachdem er die Probe vor den damaligen Hofcapellmeistern Salieri und Eybler aufs rühmlichste bestanden hatte, ins Convict aufgenommen. Hier fand er die erste Gelegenheit, sich in der höheren Singkunst auszubilden, da fast jede Woche Concerte à la Camera bei der Kaiserin Maria Theresia waren und die ausgezeichnetsten Meister Italiens und Deutschlands, wie Crescentini, Prizzi, die beiden Sessi, Vogel, Weinmüller, mitwirkten. Er machte bedeutende Fortschritte und war als Knabe von dreizehn Jahren bereits so beliebt, daß er in Schönbrunn das Salve regina von Bräundl singen mußte und selbst einem Napoleon Zeichen der Bewunderung entlockte. 1808 trat er aus dem Convicte, beendete seine Studien bei den Schotten und machte in dieser Epoche die Belagerung von Wien mit, da er sich in das Studentencorps aufnehmen ließ und auf der Kärnthnerthorbastei dem dreitägigen Bombardement ausgesetzt war. Da sein Plan, Chirurgie zu studiren, an der Unzulänglichkeit der Hilfsmittel von Seite seiner durch die Kriegsereignisse nun fast ganz verarmten Eltern scheiterte, so nahm er, nachdem er durch die rasch vor sich gegangene Mutation seiner Stimme im Besitze eines schönen Tenors war, Zuflucht zur Bühne und ließ sich, um sein Leben erhalten zu können, vorerst als Chorist im Josephstädter Theater, und da er hier unter Mayer’s Direction volle sechs Wochen keine Gage erhielt, an der Leopoldstädter Bühne unter Director Hensler engagiren. Die erste Aufmerksamkeit erregte er vor der Ankunft der Franzosen 1809 durch das Lied „Hoch Oesterreich vor Allem“, welches er auf dem Theater vor dem Publicum singen mußte, indem der Tenorist Bondra, durch eine plötzliche Heiserkeit verhindert, ihn aus dem Chore vorführte und das Lied vortragen ließ, welches ungeheueres Aufsehen machte. Nach einem Jahre trat er als Chorist zum Hofoperntheater über und wurde nach vier Monaten von Hummel, damals Director der fürstlich Eszterházi’schen Capelle in Eisenstadt, als Solosänger an derselben engagirt. Dort hörte ihn Graf Ferdinand Pálffy, Eigenthümer des Theaters an der Wien, bei Gelegenheit [125] einer großen Jagd, als Prinz Ramiro in „Aschenbrödel“ und lud ihn ein, diesen Part in Wien zu singen. Wild nahm die Einladung an, trat am 11. Juli 1811 in dieser Rolle im Theater an der Wien auf und wurde nach zwei Monaten an demselben engagirt, seit welcher Zeit sich seine ersten Triumphe datiren. Er sang hierauf den Tamino in einem Jahre dreißig Male und machte in dieser Rolle ebenso Furore, wie später als Johann von Paris. 1814 trat er zum Hofoperntheater über, wo seine bedeutendsten Leistungen Licinius, Tancred, Joconde und Joseph („Joseph und seine Brüder“) waren. 1815 machte er den ersten Kunstausflug nach Grätz und erntete bei seinen Gastvorstellungen den stürmischsten Beifall. Bei seiner Abreise begleitete ihn das ganze Theaterpersonal eine Stunde weit, und in Peggau bewirthete ihn der Postmeister, welcher den meisten Vorstellungen des Künstlers in Grätz beigewohnt hatte, und ließ ihn unentgeltlich mit vier, eigens für ihn angespannten Schimmeln, „wie einen hohen Herrn“, wie er sich ausdrückte, weiter befördern. Zur Zeit des Congresses sang Wild vor einem großen Theile der Monarchen Europas, und hier bot ihm der Großherzog von Baden ein sehr vortheilhaftes lebenslängliches Engagement an. Da die deshalb mit der Wiener Hofoperntheater-Direction angeknüpften Verhandlungen zu keinem Resultate führten, so unternahm er eine Reise ins Ausland, gab vorher noch in dem Curorte Franzensbrunn zur Erbauung eines Hospitals für Arme zwei Akademien, welche dem Fonde bei 1200 fl. W. W. eintrugen, und ging hierauf nach Frankfurt a. M., wo er eilf Male sang, wirkte dann zu Leipzig in einem Concerte und gab in Berlin fünfzehn Vorstellungen. Hier sang er auch in einem Concerte das Lied „Der treue Tod“ von Körner, im Beisein der Eltern des Dichters, unter unbeschreiblichem Enthusiasmus. Bei seiner Rückkehr nach Berlin spielte er wiederum fünfzehn Male, reiste im Juni 1817 nach einer sechswöchentlichen Krankheit nach Hamburg und trat im November desselben Jahres das ihm angetragene lebenslängliche Engagement in Darmstadt an. Hier wurde er nach Stuttgart berufen, um vor der Kaiserin Mutter von Rußland Gastrollen zu geben, sang darauf in einem Concerte bei Hofe, folgte einer Einladung nach München und eröffnete dort das neue Theater mit der „Zauberflöte“, bei welcher Gelegenheit er von der Königin einen werthvollen Brillantring erhielt. Die Sehnsucht zog ihn 1819 nach Wien, um seinen Vater zum letzten Male zu sehen. Er sang daselbst achtzehn Gastrollen und wurde mit Beifall überschüttet. Dann kehrte er wieder nach Darmstadt zurück. In den Jahren 1822 und 1823 machte er eine Reise nach Holland, gab Concerte in Cöln, Elberfeld, Düsseldorf, Crefeld, Utrecht, Bonn und Amsterdam, reiste darauf in das Bad Schwalbach und erkrankte hier so sehr, daß er auch 1824 pausiren mußte. 1825 begab er sich nach Paris, studirte bei Rossini und Bordogni und folgte im April 1825 einem Rufe nach Cassel, wo ihm der Kurfürst ein glänzendes Engagement anbot, welches er auch annahm. Von hier aus machte er 1826 eine Kunstreise nach Berlin, 1827 nach Prag, 1828 nach Hannover und Braunschweig, 1829 nach Wien, wo er 18 Male sang und enthusiastische Aufnahme fand, trat 1830 bei dieser Bühne wieder in Engagement und gehörte derselben von diesem Jahre bis zum Schlusse seiner theatralischen Wirksamkeit [126] bleibend an. In dieser Epoche jedoch sang Wild alljährlich während seines Urlaubs auf fast allen Bühnen Oesterreichs und Deutschlands, so 1831 in Lemberg und Brünn, 1832 in Prag, Gratz, Breslau, Berlin, Danzig, Königsberg, Stettin, Cassel, Frankfurt a. M., Wiesbaden, Aachen, Darmstadt und Mainz; 1835 bei den Festlichkeiten in Teplitz vor den Monarchen und von da bis 1840 auf allen namhaften Theatern mit fabelhaftem Erfolge. Im letztgenannten Jahre sang er noch mit seinem Freunde und Kunstgenossen Staudigl [Bd. XXXVII, S. 251 j in London, wo er namenlost Triumphe feierte und den Max im „Freischütz“ allein siebzehn Mal geben mußte. Hierauf sang er einundvierzig Mal in Berlin und gastirte auch noch zu Wien im Josephstädter Theater. Im Jänner 1845 betrat er als Don Juan abermals die Hofbühne, wurde hierauf Oberregisseur und beschloß seinen Wirkungskreis als Opernsänger daselbst am 24. Mai 1845 in der Rolle des Abayaldos in Donizetti’s „Dom Sebastian“. Von dieser Zeit an sang er wiederholt in Kirchen und Concerten, machte noch kleinere Ausflüge, trat in verschiedenen Akademien seiner Freunde auf und feierte am 8. November 1857 im Musikvereinssaale sein fünfzigjähriges Künstlerjubiläum, wobei Wien seinen „alten Liebling“, dessen Stimme und Vortrag noch immer von wundervoller Wirkung war, mit dem betäubendsten Beifall überschüttete. Hierauf sang Wild, der sich, wie er selbst sagte, durch diese außerordentliche Theilnahme, Liebe und Verehrung des Publicums für den „alten Mann“ noch einmal wie verjüngt fühlte, in kurzen Zwischenräumen in einigen Concerten auf dem Theater an der Wien und in der Josephstadt, dann in geselligen Vereinen, wie „Aurora“, „Hesperus“ etc., ferner in verschiedenen Kirchen (meist in der Minoritenkirche) und trat zum letzten Male vor die Oeffentlichkeit in dem Concerte des Pianisten Mayer, am 8. November 1859, sechs Wochen vor seinem Tode und fast 70 Jahre alt. Am 1. Jänner 1860 endete ein Blutschlag sein Leben. Wild war seit Mai 1814 mit der ehemaligen Schauspielerin Josephine Bonn von Kirchstetten, Tochter eines im Felde gefallenen Hauptmannes, in der glücklichsten Ehe verbunden. Seine Frau starb 1855. Das einzige Kind, eine blühende Tochter, hatten die Eltern bereits 1842 begraben. Und dies ist im großen Umrisse Wild’s Leben und künstlerisches Wirken. Sein Repertoire war reicher als das irgend eines andern Sängers, es umfaßte bei 120 Opern und Singspiele! Er sang fast viertausend Male auf dem Theater und gegen dreihundert Male in Concerten, außerdem in Kirchen und unzählige Male in Gesellschaften und im Kreise seiner Freunde. Auf jeder namhaften Bühne Oesterreichs, Deutschlands, ja selbst in Rußland, in Paris und London holte er sich Lorbeeren – rastlos thätig und immer von dem schönsten Erfolge gekrönt. Er lebte im Gesange, er willfahrte mit Freuden jeder Aufforderung, und er gab gerne, was er hatte und so lange er hatte, und zwar bis sich sein liederreicher Mund für immer schloß. An dieser beispiellosen Ausdauer seines künstlerischen Wirkens hat auch die nun leider längst entschwundene Gesangsmethode einer goldenen Kunstepoche einen großen und mächtigen Antheil. Bei der heutigen Geschmacksrichtung und den modernen Schreiopern dürfte ein fünfzigjähriges Wirken von einem Tenor, und wäre er von Stahl und Eisen gebaut, [127] zu den Unmöglichkeiten gehören. Wagner’s Zöglinge werden schwerlich je solche Jubiläen feiern, wie Wild in seinem 67. Jahre. Aber Wild sang ja nur stets, er schrie nie, und deßhalb schien die Natur ihn bis in sein spätestes Alter mit dem fast ungeschmälerten Besitz seiner herrlichen Stimme belohnen zu wollen. Wenige Wochen vor seinem Tode begegnete er, nachdem er in der Minoritenkirche gesungen und allgemeine Bewunderung erregt hatte, einem Freunde. „Ja“, sagte er, mit seinem sonoren Organe, aber sichtbar gerührt, „Alles verläßt mich, meine besten Freunde sterben, einer nach dem andern, ich stehe ganz allein, bin ein alter Mann, mit dem es wohl auch bald aus sein wird – nur meine Stimme verläßt mich nicht!“ Damals sprach Wild noch von einer Reise in die Rheingegenden, wo er einige seiner letzten Freunde besuchen wollte, um in der Erinnerung an seine schönste Epoche noch einmal aufzuleben; auch seine Memoiren wollte er in Leipzig herausgeben – allein er trat wohl eine Reise an, nämlich seine letzte Reise, und seine „Memoiren“ werden kaum erscheinen, wenn nicht die in Czartoryski’s „Recensionen“ enthaltene Autobiographie des Künstlers damit gemeint ist. Wild war klein, fast so klein wie – Napoleon der Große, aber seine ganze Persönlichkeit hatte etwas Energisches, Kräftiges, und wenn er sang, wuchs seine Gestalt fast vor unsern Augen. Sein Haar war in der Jugend rabenschwarz und in natürlichen Locken, sein Auge feurig und belebt, zwei buschige Brauen und die scharf geschnittenen Züge gaben seinem edlen Antlitze den Ausdruck stolzer Männlichkeit. Ein Porträt aus seiner Blütezeit, von Letronne’s Meisterhand gezeichnet und von charakteristischer Aehnlichkeit, ist ein höchst interessantes Bild. Wild’s Stimme suchte ihres Gleichen. Ein unbeschreiblicher Schmelz und Wohlklang vereinte sich mit einer Kraft und Fülle, die seinem Tone jenen markigen Timbre verliehen, daß er mit unwiderstehlicher Macht zum Herzen drang und das Ohr, das ihn einmal gehört, ihn nie wieder vergaß. Sein Vortrag, seine Schule, seine Declamation, Geberde und Action war von höchster Vollendung, seine Begeisterung riß ihn und den Zuhörer mit sich fort und überschritt doch nie die Grenze des Schönen. Die Rollen, in welchen er unvergeßlich ist, dürften vor allen Othello, dann Licinius, Eleazar, Sever, Don Juan, Florestan in „Fidelis“, Orest, Joconde und Cleomenes in „Die Belagerung von Korynth“ sein. Oft siegte er bei einer Stelle, die vor ihm ein Dutzend Sänger ganz unbeachtet ließen und auch danach sangen. Oft machte er aus unbedeutenden Rollen Glanzrollen – oft hob er allein eine Oper – rettete ganze Acte bloß durch eine ganze Arie! Wir erwähnen nur das von ihm so unbeschreiblich reizend vorgetragene zweite Räthsel in Hoven’s „Turandot“, seinen Tybald in Bellini’s „Montecchi“, ein Part, der vorher von zweiten Tenors erfolglos gesungen wurde, und worin er mit einer einzigen kleinen Stelle so beispiellosen Erfolg erzielte – die Barcarole in „Die Stumme von Portici“ – seinen Zampa, seinen Adriano in „Die Kreuzfahrer“ und selbst seine letzte Rolle Abayaldos! Wild besaß das seltene Geheimniß: immer bei Stimme zu sein! Und wie war er dazu gekommen? Er nahm nie Theil an den Gelagen und Bacchanalien seiner Collegen. Mit Zechbrüdern verkehrte er nicht, und das Wirthshausleben widerte [128] ihn an; er lebte nur für seine Kunst. Sein ganzes Leben war makellos, seine ganze Art „zu sein“ edel. Daher er auch sein Lebelang das Ideal Aller blieb, die ihn singen gehört. Wild’s Name bleibt – und man wird, wenn man von den Heroen der Gesangskunst spricht, neben Rubini, David, Lablache und Anderen immer auch Wild nennen müssen. Wir lassen nun sein Rollenverzeichniß, seine Bildnisse und eine kurze Beschreibung seines Grabdenkmals folgen.

I. Des Sängers Franz Wild Rollenverzeichniß nebst Angabe des Jahres, in welchem derselbe den Part zum ersten Mal gesungen. 1807: Minnesänger (Die Teufelsmühle). – Jupiter (Joab). – Ein Räuber (Elisene). 1810: Prinz Ramiro (Aschenbrödel). 1811: Saint Romain (Ein Tag in Paris) – Frossard (Gemsenjäger). – Wind (Vetter Damian). – Loredano Camillo). 1812: Tamino (Zauberflöte). – Osmin (Aline, Königin von Golconda). – Karl (Sangin). – Nephtaly (Nephtaly). 1813: Villeroi (Die vornehmen Wirthe). – Don Ottavio (Don Juan). – Vergy (Blaubart). – Eduard (Die verehelichten Freier). – Sandrino (König Theodor). – Quinault (Lully und Quinault). – Rekrut (Das österreichische Feldlager). – Alamon (Alamon). 1814: Ferdinand (Cosi fan tutti). – Marchese (Marcusplatz in Venedig). – Vogelsang (Schauspieldirector). – Arsaz (Semiramis [von Catel]). 1815: Johann (Johann von Paris). – Achior (Judith). – Carlo (Aline). – Ruhm (Weihe der Zukunft). – Licinius (Vestalin). – Tancred (Das befreite Jerusalem). – Karl VIII. (Agnes Sorel). – Joconde (Joconde). – Alcidoro (Palmira). –-Joseph (Joseph in Aegypten). – Horst (Die Ehrenpforten). 1816: Blondel (Richard Löwenherz). – Collin (Jannot und Collin). – Don Juan (Don Juan). – Murney (Das unterbrochene Opferfest). – Orest (Iphigenie auf Tauris). 1817: Telasco (Ferdinand Cortez). 1818: Trajan (Trajan). – Eduard (Fanchon). – Sempronius (Die Bacchanten). – Karl (Liebe und Ruhm). 1819: Polineus (Oedip). – Leicester (Elisabeth). – Akavo (Cantemine). 1820: Othello (Othello). – Rudolf (Rothkäppchen). – Friesner (Das neue Sonntagskind). – Jakob (Die Schweizerfamilie). – Mahomed (Mahomed). – Montesinas (Zoraide). 1821: Rodrigo (Chimene). 1822: Max (Freischütz). 1823: Titus (Titus). – Telepsont (Merope). – Kassander (Olympia). 1824: Wladislav (Libussa). 1825: Almaviva (Barbier von Sevilla). – Armand (Wasserträger). – Victor (Concert am Hofe). – Nadori (Jessonda). – Carlos (Leokadie). – Oskar (Berggeist). – Malekadel (Mathilde). – Kalif (Kalif von Bagdad). – Alfred (Prinzessin von Provence). – Georg (Die weiße Frau). – Azor (Zemire). 1827: Roger (Der Maurer). – Graf (Die Rosenmädchen). – Adolar (Euryanthe). – Belmonte (Entführung aus dem Serail). – Hüon (Oberon). – Antonio (Pietro von Albano). – Florestan (Fidelio). 1828: Cleomenes (Die Belagerung von Korynth). – Florwell (Die beiden Füchse). – Hugo (Faust). – Adriano (Die Kreuzfahrer). – Hypolit (Vampyr). – Abdul (Abdul). – Fürst (Concert am Hofe). 1829: Lafont (Aloise). – Montigni (Sargines). – Valbel (Zwei Worte im Walde). – Masaniello (Stumme von Portici). – Fritz (Die Braut). – Affir (Tancred). 1830: Ravennes (Die vornehmen Wirthe). – Alonso (Alchymist). 1831: Arthur (Die Unbekannte). 1832: Zampa (Zampa). – Fra Diavolo (Fra Diavolo). – Tybald (Montecchi und Capuletti). 1833: Sever (Norma). 1834: Robert (Robert der Teufel). – Gualtiero (Pirat). 1835: Condenio (Wahnsinnige auf Domingo). 1836: Gustav (Die Ballnacht). 1837: Robert (Torquato Tasso). – Gomez (Nachtlager). – Arnold (Wilhelm Tell). – Cortez (Cortez). – Chapelou (Postillon von Longjumeau). – Graf Eduard (Gang nach dem Eisenhammer). – Alamir (Belisar). 1838: Eleazar (Die Jüdin). – Prinz (Turandot). 1841: Polieuer (Römer in Melitone). 1842: Viscardo (Das Gelübde). – Edgar (Lucia von Lammermoor). 1844: Skapani (Skapani). 1845: Abayaldos (Dom Sebastian).
II. Franz Wild’s Geburtsjahr und Sterbetag. Sein Geburtsjahr: Auf Wild’s Denkmale auf dem Währinger Friedhofe ist der 31. December 1792 als Geburtstag des Sängers eingemeißelt. Dagegen erhebt sich ein X. M. im Localanzeiger der „Presse“ 1865, Nr. 137, mit der Erklärung: daß ihm auf eine schriftliche Anfrage der Pfarrverweser von Nieder-Hollabrunn mitgetheilt habe, Wild [129] sei laut Taufbuches, lib. F. folio 98, am 31. December 1791 geboren, und fragt, warum auf dem Denkstein dennoch 1792 steht? Wahrscheinlich hielt man sich an Wild’s Angabe in seiner Autobiographie, welche in den von dem Fürsten Czartoryski herausgegebenen „Recensionen und Mittheilungen über Theater und Musik“ 1860 abgedruckt steht, und in welcher Wild selbst auf S. 19 den 31. December 1792 als seinen Geburtstag angibt. – Sein Sterbetag. Wie über das Geburtsjahr des Sängers, so cursiren über dessen Sterbetag abweichende Angaben. Nach Einigen wäre er am 1. Jänner 1860, nach Anderen am 12. December 1859 gestorben. Letztere Angabe ist die richtige. Kertbeny macht in den in den Quellen angegebenen „Reliquien und Silhouetten“ den berühmten Sänger zu Neujahrskind und Neujahrsleiche, indem er ihn am 1. Jänner 1792 geboren und am 1. Jänner 1860 gestorben sein läßt.
III. Porträts. 1) Ohne Schrift: Avant la lettre. Medaillonbildniß. L. Letronne del., F. John sc. (kl. Fol). – 2) Unterschrift: Facsimilirt: „Denke mein, wenn schon längst die Harfe ruht! Wild.“ Gemalt und lith. Von G. A. Mayer. Druck von Reiffenstein und Rösch in Wien (Fol.). – 3) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges: „Franz Wild“, darunter in einer Zeile: „Kurfstl. Hess. Kammer- und kais. königl. Hofopernsänger“. Kriehuber (lith.) 1841 (Pietro Mechetti qdm. Carlo in Wien, Fol.). – 4) Lithographie von Kriehuber, 1843 (Fol.). – 5) Unterschrift: „Franz Wild“. Cäcilie Brandt del. 1834, Steindruck von A. Kneisel [auch in Baumgärtner’s „Leipziger Modezeitung“]. – 6) Letronne del., H. Backofen lith. (Fol.). – 7) Lithographie (Berlin, Zawitz, Fol.).
IV. Gedichte an Franz Wild. „An Wild“, Berlin 30. März 1826. Gedicht von C. von Holtei, abgedruckt in Pietznigg’s „Mittheilungen aus Wien“ 1835, Bd. I, S. 46. – „Wild als Othello“. Gedicht von G. Neumann im „Sammler“ (Wien, 4°.) 1820, S. 484. – „Jubiläum des Sängers Wild“. Gedicht von Otto Prechtler, abgedruckt im „Wiener Courier“ 9. November 1857, Nr. 290. – „An Franz Wild“. Gedicht von Harro Harring in den „Originalien“, redig. von Georg Lotz, 1828, Nr. 58. – „Am Grabe Wild’s“. Von Ludwig Solbert (Pseudonym für Stroppel) in Zellner’s „Blätter für Musik u. s. w.“ 1860 in einer der ersten Nummern. – „An Franz Wild“. Gedicht von Ludwig Foglar, vorgetragen im Vereine „Hesperus“. gedruckt in der Bäuerle’schen „Theater-Zeitung“ 2. December 1857.
V. Wild’s Grabdenkmal. Dem berühmten Säuger ein Denkmal auf seinem Grabe zu setzen, wurde sofort nach seinem Tode beschlossen. Mit der Ausführung betraute man den Bildhauer Novak in Wien, und der Entwurf des Monuments erschien in der Waldheim’schen „Illustrirten Zeitung“ vom 8. August 1863, Nr. 84 im Holzschnitte. Die Statue aus Sandstein zeigt den Sänger in ganzer Gestalt in aufrechter Stellung, von einem wohldrapirten Mantel umhüllt, den linken Fuß auf einer Felsenstufe, die Linke eine Musikrolle, die Rechte einen Kranz haltend. Sie ward am 11. Mai 1865 auf dem Währinger Friedhöfe am Grabe des Sängers aufgestellt und in der üblichen Begleitung von Gesang und Rede feierlich enthüllt. Das Chorpersonale des Hofoperntheaters trug den vom Hofcapellmeister Esser componirten Chor, dessen Text J. N. Vogl geschrieben, vor. Der Vorstand des Künstlervereines „Hesperus“, dem Wild angehört hatte, hielt die kurze Grabrede. Die Familie Wild, Freunde und Genossen des Vereines „Hesperus“ hatten dem Sänger dieses Denkmal als Zeichen ihrer Werthschätzung und Liebe setzen lassen. [Neue Freie Presse (Wien) 1865, Nr. 251. – Ueber Land und Meer (Stuttgart, Hallberger) Bd. XIV (1865), Nr. 37, S. 583.]
VI. Biographische Quellen. Franz Wild. Blätter der Erinnerung (Wien 1860, Friedr. Förster, 12°.) [die erste Seite des Textes enthält im schlechten Holzschnitt eine noch schlechtere Copie des Bildnisses von Letronne]. – Allgemeines Theater-Lexikon oder Encyklopädie alles Wissenswerthen für Bühnenkünstler, Dilettanten und Theaterfreunde u. s. w Herausgegeben von K. Herloßsohn, H. Marggraff u. A. Neue Ausgabe (Altenburg und Leipzig o. J., kl. 8°.) Bd. VII, S. 222. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1860, S. 88. – Blätter für Musik, Theater und Kunst. Redigirt von L. A. Zeller. 1860, Nr. 2. – Dieselben, Nr. 4: „Requiem [130] für Franz Wild“ Von Dr. Laurencin, – Bohemia (Prager polit. und belletr. Blatt, 4°.) 1857, Nr. 267 in der Rubrik „Mosaik“; Nr. 5, 2. 41: „Aus Wien“. – Conversations-Lexikon der neuesten Zeit und Literatur. In vier Bänden (Leipzig 1832 u. f.. Brockhaus, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 942. – Coulissengeheimnisse aus der Künstlerwelt (Wien 1869, Waldheim, gr. 8°.) S. 37: „Das erste Debut eines Sarastro“. – Deutsche Kunst- und Musikzeitung, 21. December 1881, Nr. 45: „Ueber Wild“. Von Dr. Aug. Schmidt [aus dessen „Memoiren“]. – Deutsche Musik-Zeitung. Von Selmar Bagge, 1860, Nr. 2 im Feuilleton. – Didaskalia (Frankfurter Unterhaltungsblatt, 4°.) 1860, Nr. 72 und 73: „Aus Wild’s Autobiographie“. – Europa. Herausgegeben von Dr. Gust. Kühne (Leipzig, schm. 4°.) 1860, Nr. 3. – Gaßner (F. S. Dr.). Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Franz Köhler, Lex. 8°.) S. 896. – Gratzer Zeitung, 1857, Nr. 260 in den „Miscellen“. – Kertbeny (K. M.) Silhouetten und Reliquien. Erinnerungen an Albach, Bettina, Grafen Louis und Casimir Batthyány u. s. w. (Wien und Prag 1863, Kober, 8°.) Bd. II, S. 222 u. f. [mit manchen Unrichtigkeiten, so im Geburtsdatum: 1. Jänner 1792 statt 31. December 1792: des Dr. David Strauß Gattin heißt bei Kertbeny Agnese Schubert; dieselbe aber war die zu ihrer Zeit berühmte Sängerin Agnese Schebest, von welcher auch das Buch „Erinnerungen einer Künstlerin“ erschienen ist]. – Kinderfreund (Karl Joseph). Thalias und Euterpes Klagen. Nebst vermischten Episoden über Manches aus unserer Zeit (Wien 1850, Leop. Grund, 8°.) S. 164 u. f. – Männer der Zeit. Biographisches Lexikon der Gegenwart (Leipzig 1862, Lorck, 4°.), zweite Serie, S. 380. – Morgenpost (Wiener polit. Blatt) 1860, Nr. 5: „Wild’s Leichenbegängniß“. – Dieselbe, Nr. 280 im Feuilleton. – Neue Zeit (Olmützer polit. Blatt) 1860, Nr. 4 im Feuilleton. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Für Künstler, Kunstfreunde und alle Gebildeten. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorf (Offenbach 1861, André, gr. 8°.) Band III, S. 876. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1832, 8°.) Bd. VI, S. 149. – Ostdeutsche Post (Wiener polit. Blatt) 1857, Nr. 258 im Feuilleton. „Wild’s Jubiläum“. – Pietznigg. Mittheilungen aus Wien (Wien, kl. 8°.) 1835, Bd. I, S. 42 bis 66. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1857, Nr. 258 im Feuilleton: „Wild’s Jubiläum“. – Dieselbe, 1860, Nr. 3 in der „Kleinen Chronik“. – Dieselbe, Nr. 5, ebenda. – Recensionen und Mittheilungen über Theater und Musik (Herausgegeben von den Fürsten Czartoryski) (Wien, Klemm, 4°.) 1860; erstes Halbjahr S. 19, 53, 68, 83, 100, 103, 123, 174: „Autobiographie“. – Riemann (Hugo Dr.. Musik-Lexikon. Theorie und Geschichte der Musik u. s. w. (Leipzig 1882, bibliogr. Institut, br. 12°.) S. 1012. – Der Sammler (Wiener Unterhaltungsblatt, 4°.) 1811, S. 338. – Schilling (Gustav). Das musicalische Europa (Speyer 1842, F. C. Neidhard, gr. 8“.) S. 358 [gibt den 30. December für Wild’s Geburtstag an]. – Schlesische Zeitung (Breslau, Fol.) 1860, Nr. 21 im Feuilleton: „Die ersten Jugendjahre des Tenoristen Franz Wild“. – Tagesbote aus Böhmen, 1860, Nr. 4 in der Rubrik „Buntes“. – Theater-Zeitung. Herausgegeben von Adolf Bäuerle (Wien, gr. 4°.) 1857, Nr. 258: „Wild’s fünfzigjähriges Sängerjubiläum“. – Unsere Zeit (Brockhaus, gr. 8°) Bd. V (1861) S. 272. – Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1857, Nr. 315 im Feuilleton. – Waldheim’s Illustrirte Zeitung (Wien, gr. 4°.) II. Jahrg. 1863, 5. 1010. – Wiener allgemeine Musik-Zeitung (4°.) 1847, S. 79: „Aus Brünn“. – Wiener Zeitung, 1860, Nr. 5, S. 77: „Franz Wild“. – Wiener Neue Musik-Zeitung (4°.) 1857, Nr. 45, 46, 47: „Franz Wild“. – Wigand’s Conversations-Lexikon für alle Stände (Leipzig 1846–1832, Otto Wigand, gr. 8°.) Bd. XV, S. 222. – Der Zwischenact(Wiener Theaterblatt, 6. Jänner 1860, Nr. 6.