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Chronica Oder Historische Beschreibung Des Dorffes Herwigsdorff

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Autor: Friedrich Eckarth, Gotthülff Traugott Eckarth
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Titel: Chronica Oder Historische Beschreibung Des Dorffes Herwigsdorff
Untertitel:
aus: SLUB Dresden: Hist.Sax.H.185,misc.5.
Herausgeber:
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Erscheinungsdatum: 1737
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Erscheinungsort: [S.l.]
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Quelle: SLUB Dresden, Commons
Kurzbeschreibung: Teil VI der Chroniken der Dörfer um Zittau
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Die vorliegende Chronica Oder Historische Beschreibung Des Dorffes Herwigsdorff wurde in den Jahren 1736 (1. Teil) und 1737 (2. Teil) veröffentlicht, wobei der erste Bogen bereits 1734 in Druck ging. Nachdem ihr Autor Friedrich Eckarth vor ihrer Vollendung 1736 starb, wurde sie von seinem ältesten Sohn Gotthülff Traugott Eckarth basierend auf seiner Vorarbeit fertig gestellt. Beiden Teilen als Gesamtwerk wurde ein Vorwort mit gesondertem Titelblatt vorangestellt.

[I]
Weyland Friedrich Eckarths,
CHRONICA
Oder
Historische Beschreibung
Des Dorffes
Herwigsdorff/
Worinnen
Dessen Lage, Gräntze, Wasser, Brücken, Fische, Getrayde und Ackerbau, Garten-Früchte, Wälder, durchgehende Landstrassen, Form und Gestalt, Ursprung und Nahmen, Obrigkeit, Nahrung, Mühlen, Grösse, seßhaffte Leute, Berge, Hochzeit- Tauff- Begräbnis- und andere Ceremonien, Pfarr- und Schul-Hauß, Gottesdienst, Lebens-Beschreibung derer Evangelischen Prediger und Schulmeister, Gelehrte, die Kirche und deren Kirchhoff, Thurm, Glocken, Altar, Cantzel, Tauffstein, Orgel, Emporkirchen, Schlag-Uhr, Leuchtern, Pfarr-Wiedmuth und Stifftungen etc. Feuers-Brünste, Donner- und Hagel-Wetter, Winter-Donner-Wetter, Erdbeben, Wasser-Fluthen, Kriegs-Noth, Sterben, Sturm-Winde, Unfruchtbare Jahre, Kalte- und Warme-Winter, Kalte[WS 1] Sommer, Executionen, Mordthaten, Selbst-Mörde, allerhand grausame Todes-Fälle, Mißgeburthen, Raub, gehlinge Todes-Fälle, eine Jubel-Hochzeit, alte Leute, nebst vielen andern Denckwürdigen und wunderlichen Begebenheiten enthalten.
Aus allerhand gedruckten und ungedruckten raren Büchern und Schrifften/ auch theils eigener Erfahrung/ durch emsigen Fleiß/ in vielen Jahren gesammlet/
Und nunmehro denen Einwohnern dieses meines Geburths- und Wohn-Orts/ wie auch andern Liebhabern der Historie unsers Vater-Landes/ zu sonderbarer Nachricht und Nutzen ans Licht gegeben/ und weil der nunmehro in GOtt ruhende Autor in der Helffte des Drucks sanfft und seelig verschieden/
So hat dessen ältester Sohn
Gotthülff Traugott Eckarth.
Dieses Werck noch mit einigen Nachrichten vermehret.

Gedruckt 1737. und zu finden in Herwigsd. bey Gotth. Traug. Eckarthen.

[II]

[III]
Dem
Wohl Ehrwürdigen, Großachtbahren
und Wohlgelahrten Herrn,
HERRN
M. Joh. Christian Richtern/
Wohl meritirten Pastori der Christlichen
Gemeine in Herwigsdorf
Bey ZITTAU.
Meinen Vielgeliebten und sehr Werthgeschätzten Herrn Beicht-Vater.
[IV]
Wohl Ehrwürdiger, Großachtbahrer und
Wohlgelahrter Herr Magister,
Insonders Vielgeliebter und sehr Werthgeschätzter
Herr Beicht-Vater,

ICh unterstehe mich einer grossen Kühnheit, daß ich seinen Werthesten Nahmen dieser Historischen Beschreibung vorgesetzet habe: und zwar habe ich dieses gethan, mich des schändlichen Lasters des Undancks zu entreissen. Denn wenn ich bedencke, wie er meinen seel. Vater und mir, mit den zu dieser Chronica gehörigen Nachrichten, bey sonst gantz überhäufter Amts-Arbeit, behülflich gewesen, so ist zwar der Wille bey mir vielmahl gewesen, meine schuldige Danckbarkeit thätlich sehen zu lassen, aber ich bin zu unvermögend darzu gewesen, biß ich mir endlich vorgenommen mein danckbahres Gemüthe, auf diese Art an den Tag zu legen. Ich übergebe und Dedicire Ihm diese von meinem Vater seeligen angefangene, und von mir mit der Hülffe des lieben GOttes zu Ende gebrachte, Herwigsdorffer Chronica, und lebe der gäntzlichen Hoffnung, daß dieses schlechte papierne Praesent, von meiner schlechten Person wird geneigt auf und angenommen werden. Wohl Ehrwürdiger Herr Beichtvater, mein hertzlicher Wunsch gehet dahin, daß der grosse Beherrscher Himmels und der Erden, der liebe GOtt, Ihn und Seine Liebwertheste Fr. Eheliebste, Frau Johanna Emerentia, gebohrne Mayin, mit aller selbst gewünschten Glückseeligkeit an Seel und Leib, zeitlich und ewig begnadigen und beseeligen wolle. Womit verbleibe

Herwigsdorff
den 28. August
Anno 1737.
Meines vielgeliebten und sehr Werthgeschätzten
Herrn Beichtvaters

gehorsamstes Beichtkind

Gotthülff Traugott Eckarth.


[1]
CHRONICA
oder
Historische Beschreibung
des Dorffes
Herwigsdorff/
bey Zittau,
Worinnen
dessen Lage, Gräntze, Wasser, Brücken, Fische, Geträyde- und Ackerbau, Garten-Früchte, Wälder, durchgehende Landstrassen, Form und Gestalt, Grösse, Ursprung, Nahme, Obrigkeit, Mühlen, Pfarr- und Schul-Haus, Kirche und deren Thürn, Glocken, Altar, Predigtstuhl, Tauffstein, Orgel etc. Lebens-Beschreibung derer Evangelischen Prediger und Schulmeister, Gelehrte, Feuers-Brünste, Donner- Hagel- und Wasser-Schaden, Wind-Stürme, Pest- und Kriegs-Noth, Mordthaten, Executionen, Selbstmörde, allerhand Unglücks-Fälle durch ersauffen, zu Tode fallen, erfrieren, tolle Hunde Biß etc. Mißgeburten, alte Leute, andres Hochzeit-Jubiläum, und viel andre merckwürdige Fälle und Begebenheiten, enthalten.

Aus allerhand gedruckten und meistens ungedruckten raren Büchern und Schrifften, auch theils eigener Erfahrung, durch emsigen Fleiß, in vielen Jahren gesammlet,

Und nunmehro den Einwohnern dieses meines Geburts- und Wohn-Orts, wie auch andern Liebhabern der Historie unsers Vaterlandes, zur sonderbahren Nachricht und Nutzen ans Licht gegeben

von
Friedrich Eckarthen, Amat. Hist.
[2]
Vorrede.

HIermit erscheinet nunmehro im Drucke die Historische Beschreibung des Dorffes Herwigsdorff, als desjenigen Ortes, wo ich zum ersten das Licht dieser Welt erblicket, und mich biß dato unter dessen Einwohner zehle. Und diese Verwandschafft hat mich auch angespornet, in Untersuchung dessen Historie etwas weitläufftiger als bey andern Oertern zu seyn. Ja die Neigung zum Vaterlande hat mir auch die Mühe und dabey angewendte Arbeit in etwas leichter gemacht. Diejenigen Qvellen, woraus diese Historische Abhandlung geflossen, sind erstlich folgende gedruckte Schrifften: Carpzovii Analect. Zittaviens. Ejusd. Aut. Lausitzischer Ehren-Tempel, Gottfr. Mönchs: Zittauische Prediger: Histor. Eccles. Zittaviens: Carpz. Memor. Heidenreich. Gelehrten-Lexicon: Bergmanns Tremend. mort. Hora: Mencelii Leich-Pred. M. Wenzig habit.: D. Götzens Exulanten-Register: Schröters Exulanten-Historie: M. Günthers Valet-Predigt, und andere seine Schrifften: Sebastian Balthasars, qvis? qvid? ubi? Heidenreich Rochs Chronic. Misand. Theatr. Tragicum: Frantzens Prophet. Danck-Seuffzer: Grossers Lausitzische Merckwürdigkeiten. Andern theils von ungedruckten Schrifften: Mönches, Siebers, Seligers, Roches und Anonymi Zittauische Annales: M. Frentzels Ober-Lausitzische Dörffer-Annales: M. Schröters und M. Colbergers Verzeichnisse: Hans Gruners und meines seel. Vaters Michael Eckarths hinterlassene Schrifften. Sonderlich hat mir auch Tit. Hr. M. Johann Christian Richter, als mein geehrtester Herr Gevatter, und unser treu-fleißiger [3] Seelen-Sorger verschiednes aus dem Kirchen-Buche communiciret, wofür selbem hiermit öffentlich ergebenster Danck abgestattet wird. Das übrige und Neueste habe ich aus selbst eigener Observation. Wo GOtt Leben und Gesundheit verleyhet, sollen nun ehestens folgen, Ratgendorff, Drausendorff, Hörnitz, Bertzdorff und Oybin, bey dessen Abhandlung von dem alten allda befindlichen Schlosse und Coelestiner-Closter schöne und weitläufftige Nachrichten werden vorkommen. Ich ersuche nochmals alle diejenigen Liebhaber Historischer Sachen ihres Vaterlandes, daß sie mir doch mit denjenigen Nachrichten, die ihnen von beniemten Oertern wissend, geneigt wollen an die Hand gehen, und mir selbige communiciren, damit nichts merckwürdiges dahinten bleiben möge; es soll mit ergebenstem Dancke verschuldet werden. Doch bedauere ich auch hingegen, daß so wenig Liebhaber solcher Sachen, sonderlich auf denen Dörffern, zu finden, wie ich denn bereits in etlichen Vorreden vergebens um Nachrichten gebettelt habe. Doch alle Mühe soll mich nicht abwenden, denen, ob zwar dünn gesäeten, Liebhabern der Vaterlands Historie auf meine Unkosten zu dienen, und werde mich allezeit nennen,

      Dessen
zu dienen begierigsten,

Friedrich Eckarth.

[4]
VI.
Herwigsdorff.
Allhier kömmt nun zu betrachten vor,

I. Die Lage, Gräntze, Wasser, Brücken, Fische, Geträyde- und Ackerbau, Garten-Früchte, Wälder und durchgehende Landstrassen.

ES lieget demnach dieses Dorff in dem Ober-Deutschen Marggraffthum Ober-Lausitz/ von der Stadt Zittau eine halbe Meile/ von Hirschfelde in Ober-Lausitz anderthalb Meilen/ von Rumburg in Böhmen anderthalb Meilen/ von Bernstadt in Ober-Lausitz zwey Meilen/ von Ostritz in Ober-Lausitz zwey Meilen/ von Georgenthal in Böhmen zwey Meilen/ von Grotau in Böhmen eine Meile. Folgende Oerter hat es zu Angräntzern: gegen Morgen Zittau und Eckersberg/ gegen Mittag Petau und Hornitz/ gegen Abend Henewalde und Nieder-Uderwitz, gegen Mitternacht Seiffersdorff. Das so genannte Alte Wasser oder die Mandau fliesset allhier mitten durch die Scheibe/ welches Wasser Herr Carpzov in Analect. fast. Zitt. part. I. cap. 7. §. 2. p. 30. seqv. umständlich beschrieben/ dahin den Leser will gewiesen haben. Allhier nur so viel zu melden/ daß ehe es nach Herwigsdorff kömmt/ es durch Henewalde strömet. Hierauf findet man zu Herwigsdorff eine Brücke über dasselbe/ welche/ wie die Jahr-Zahl an zwey Steinen derselben weiset/ Anno 1583. gebauet worden. So stehet auch an einem andern Stein der Brücken zu lesen: H. S. & T. M. Mühlherren. Anno 1716. ward diese Brücke renoviret. Nahe dabey fällt das so genannte Uderwitzer– [5] oder Land-Wasser in die Mandau/ darüber hat Anno 1694. E. E. Rath der Stadt Zittau eine gantz neue steinerne Brücke bauen lassen/ da sie vorhin nur höltzern gewesen/ bestehet nur aus einem Schwibbogen/ die nahe dabey über die Mandau gehende Brücke aber aus zwey Schwibbogen. Ferner hat es über dieses Uderwitzer-Wasser auf der Herwigsdorffer Grund und Boden/ doch nicht weit von Uderwitz/ noch eine steinerne Brücke/ insgemein die Land-Brücke genannt/ weil die Landstrasse von Zittau nach Uderwitz etc. darüber geht. Sie ist gebauet worden Anno 1603. und besteht aus einem Schwibbogen. Ehe nun die Mandau mit diesem Wasser vereiniget wird/ treibt sie die so genannte Scheibe-Mühle/ und hernach vereiniget die Stege-Mühle/ welche beyde Mühlen unten weiter vorkommen werden. Bey der Stege-Mühle geht ein grosser höltzerner mit Eichnen Jochen untersetzter Steg hinüber/ welchen die Herwigsdorffer Gemeine bauen und erhalten muß. So fließt auch bey der Stege-Mühle das Wasser die Ritsche Bach genannt/ welches im Ober- und Mittel-Herwigsdorff herunter kömmt/ und von Carpzovio bey Beschreibung der Mandau/ übergangen worden/ in die Mandau. Und hernach fliesset die Mandau auf Petau zu. Die gemeinsten Fische/ sowohl der Mandau/ als des Uderwitzer Wassers sind: Schmerlen/ Eldritzen/ Alten/ Barmen/ Kressen/ Hechte/ Steinbeissen/ Roth-Augen/ Weißfische. So fänget man auch bißweilen Karpen/ Ohlruppen/ Forellen und Perschken/ auch giebt es viel wohlschmeckende Krebse darinnen. Die gesetzten Fischer müssen jährlich einen gewissen Zinß entrichten. Ferner liegt das Dorff auf einem feinen und fruchtbaren Boden/ in welchem schönes Geträyde an Korn/ Weitzen/ Gersten/ Haber/ Erbsen/ Wicken wächset/ von welchen theils Bauern übrig und zu verkauffen haben. So wächset auch hier feiner Flachs/ und insonderheit schönes Kohl-Kraut/ dessen jährlich so [6] wohl im Haupten/ als eingeleget/ Faßweise nach Bernstadt und Löbau/ zum Verkauff geführet wird. Auch giebet es feine Wiesen und Vieh-Weyde. In den Gärten hat es fruchtbare Bäume/ als Aepffel- Birn- Pflaum- Krichel- Kirsch-Bäume etc. darunter auch Borßdorffer-Aepffel-Bäume. In den Feldern hat es feine Büsche/ darinnen Fichten/ Tannen/ Kiefern/ Bircken/ Aspen/ Erlen/ Weyden/ Eichen/ Haseln/ Wacholderbaum/ Ebschen. etc. Die Landstrassen/ so dadurch von Zittau gehen/ sind: 1. nach Spitzkunnersdorff/ 2. nach Uderwitz/ und wo die Herwigsdorffer und Seiffersdorffer gräntzen/ gehet die 3. nach Hennersdorf/ welches die Haupt-Strasse nach Löbau und Budissin ist.

II. Die Form und Gestalt.

Die Gestalt des Dorffs belangend, so hat selbiges just die Gleichheit des Lateinischen C. eines halben Circuls oder halben Mondes, oder eines Bogens ohne Sehne. Fast also

Ober Dorff
Mittel Dorff
Kirche
C
Scheibe.

III. Der Ursprung und Nahme.

I. Den Ursprung dieses/ wie auch andrer alten Dörffer/ zu erfahren/ und wenn deren erstes Haus fundiret worden/ ist wohl [7] eine vergebne und unmögliche Sache/ weil man zu thun genug hat/ den eigentlichen Anfang berühmter Städte auszuforschen/ und nur vieles muß auf Muthmassungen ankommen lassen/ geschweige denn, daß man sich vergeblich mit Fundationen der einige hundert Jahre gestandnen Dörffer martern solte/ und doch nichts wahrhafftiges würde fürbringen können. Das erstemal/ da unsers Herwigsdorfs in den Annales gedacht wird/ ist Anno 1312. und also (Anno 1734.) vor 422. Jahren/ weiter hinaus weiß ichs nicht zu bringen.

II. Den Nahmen nach wird es geschrieben bald Herwigsdorff/ bald Herbstdorff/ insgemein wird es nur Herschdorff genannt. M. Michael Just/ gewesener Pfarrer allhier/ in einem 1596. d. 28. Junii geschriebnen Briefe nennet es Villam Oporinam, und also Herbsdorf vom Herbste. Warum es aber den Nahmen vom Herbste haben solte/ kan ich nicht entscheiden. Herwigsdorff könte auch wohl so viel als Hertwigsdorff heissen/ und von einem/ des Nahmens Hertwig/ her deriviret werden; doch es sind nur Muthmassungen/ und es wird wohl fast so schwer seyn/ den wahren Ursprung des Nahmens/ als des Dorfs/ zu ergründen. Nur so viel noch zu gedencken/ so sind noch andere Oerter/ so den Nahmen Herwigsdorff führen/ als unter andern ein Dorff bey Löbau/ etwan zwey starcke Meilen von unserm Herwigsdorff/ und dasjenige Herwigsdorff, wo der bekannte Caspar Stiller Prediger gewesen/ der feine Theologische Schrifften im Druck hinterlassen.

IV. Die Obrigkeit, Regierung und Verwaltung.

Die höchste Obrigkeit des Dorfs ist Ihro Churfürstl. Durchl. zu Sachsen, als Marggraff in Ober-Lausitz. Nach diesem gehöret das gantze Dorff einen E. E. Rath der Stadt Zittau zu, und zwar Erb- und eigenthümlich/ weil es [8] solcher Anno 1574. mit dem Gestiffte Oybien gekaufft. Unter diesen nun hat das Dorff wiederum ihre besondere Gerichts-Collegia, nemlich zwey/ weil es in das Ober- und Mittel-Dorff getheilet wird, bestehende aus einem Richter/ und seinen beygesetzten Gerichts-Eltesten. Diese vergleichen allerhand kleine Sachen/ Zänckereyen/ streitige Nachbarn/ etc. halten jährlich etliche mal Umgang/ besehen die Feuermauern und Feuer-Instrumenta, Wege und Stege/ haben ihre besondre Schöppen-Lade/ und darinnen ihre Schöppen-Bücher/ worein alle Käuffe/ Erbsonderungen/ Vergleiche/ etc. wenn sie von E. E. Rath ratificirt sind/ eingeschrieben werden. Ingleichen den so genannten Stock/ worein die Widerspenstige und Frevler mit den Füssen gesperret werden. Wenn Königliche oder Raths-Befehle/ Mandata, Patente oder Verordnungen heraus kommen/ lassen die Gerichte die Gemeine in den Kretschen zusammen kommen/ und es ihr fürlesen/ werden auch da angeschlagen.

Es wird aber das Dorff eingetheilet/ in das Ober-Dorff/ Mittel-Dorff und die Scheibe (wo der Nahme Bertelsdorff/ das ihm Hr. Frentzel fol. 559. auch giebet/ herkomme/ weiß ich nicht/ zum wenigsten ist selbiger anitzo gantz nicht im Gebrauch.)

Vor gar alten Zeiten hat das gantze Dorff wohl unzweiflich denen Herren von der Leippe/ so die Stadt Zittau besessen/ gehöret/ welches aus der ersten Historie/ so unten in denen Annalib. de Anno 1312. vorkommen wird/ zu schliessen. Unter König Johanne in Böhmen aber ist es unter die Cron Böhmen kommen.

Anno 1366. haben die Zittauer von dem damahligen Käyser Carolo IV. Könige in Böhmen/ dieses Dorff auf zwey Jahr gepachtet/ jährlich davon zu geben vier und zwantzig Schock/ wie der Pacht-Contract de dato Prag/ 1366. am nechsten Freytage nach unsers Herrn Auffarts-Tage etc. in D. Carpzov. Analect. Zittav. part. 2. cap. 2. §. 4. fol. 251. ausweiset.

[9] Hierauf ist nun das gantze Dorff nach und nach an das Closter Oybin, eine Meile davon gelegen, kommen, wie folget: An. 1369. übergab und schenckte Käyser Carolus IV. dem neu-fundirten Closter Oybin, Mittel-Herwigsdorff und Drausendorff, das Privilegium hierüber ist datirt Lucca d. 17. Mäy. Und haben also die Einwohner beniemten Closter fronen müssen.

Das Oberdorff in Herwgigsdorff hat vor Alters meistens Zittauischen Bürgern gehöret. (ausgenommen 4. Mausen oder Gütter, so 2. Edelleute besessen, und frey gewesen, welche Freyheit sie von Könige ausbracht.) Hierauf haben An. 1412. zwey Bürger und Brüder von Zittau, Hanß und Enderlein Feuring, den Vätern aufn Oybin verkaufft, XI. Bauern in Ober-Herwigsdorff, so ihnen zinßbar gewesen, um 330. Schock Pragerischer Müntze, so zur Zeit der Cron Böhmen zu Lehn gehöret, Königs Wenzeslai in Böhmen Privilegium darüber ist datirt Prag Fer. I. post Dom. Laetare. (Mönch Annal.) Die andern Bauern in Ober-Herwigsdorff, sind hernach von Wentzel Eisersdorffe den Vätern auf Oybin ebenfalls vollend verkaufft worden, und weil sie die Landgabe geben müssen, dorfften sie nicht zu Acker ziehen, wie die Mittel-Herwigsdorffer.

Nun war noch übrig die Scheibe an Herwigsdorff, Inferior Pars genannt, Selbige besassen verschiedne Zittauische Bürger, davon sonderlich einer, Nahmens Peter Thomas genennet wird, der sie Anno 1422. gekaufft, dessen Freundschafft sie lange erblich besessen. Wenn und wie sie aber an die Hrn. von Gersdorff in Hennersdorff gekommen, kan ich nirgend finden. So viel weiß man unterdessen, daß Hr. Stephan von Gersdorff An. 1453. die Stege-Mühle, (wovon unten was mehrers folgen soll,) und An. 1495. Herr Nicol von Gersdorff auf Hennersdorff die Scheibe an Herwigsdorff pr. 200 Mr. (wie Hr. Frentzel u. Mönch) oder wie D. Carpzov. in Ober-Laus. Ehren-Tempel Part. 2. Cap. 3. fol. 114. setzet pr. 250 Mr. Groschen Böhmischer Zahl, dem Closter Oybin verkaufft. Und also haben nun die Väter des Closters Oybin das gantze Dorff Herwigsdorff inne gehabt, biß

[10] An. 1574. den 17 Nov. da das Dorff sammt den gantzen Gestiffte Oybin durch Kauff an E. E. Rath der Stadt Zittau kam, (als bereits vorher An. 1555. nach dem Pön-Fall derselbe etliche Bauern allda, von der Königl. Cammer zu Prage gekaufft. Carpzov. f. 311.) der Kauf-Brief Käysers Maximiliani Secundi ist zu lesen in Carpz. Zitt. Analect. part. I. cap. 22. fol. 167. und lautet also: Wir Maximilian der ander, von GOttes Gnaden erwählter Römischer Käyser, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, in Germanien, zu Hungarn und Böheim etc. bekennen für uns und unsere Erben und Nachkommen, öffentlich mit diesen Briefe, und thun kund männiglich, als weyland Käyser Ferdinandus, unser geliebter Herr und Vater Gottseel. Gn. und Hochlöbl. Gedächtnis etc. noch hiervor denen Ehrsamen unsern Getreuen Lieben N. Bürgermeistern und Rathmannen unserer Stadt Zittau, die Oybinischen Gütter im Marggraffthum Ober-Lausitz und Zittauischen Weichbilde gelegen, auf eine Anzahl Jahre gegen Fürstreckung und Auszahlung 12000 rthlr. und Herausgebung der Jesuiten zu S. Clement zu Prage, Ein Tausend, vier Hundert Thaler jährlichen Pension Pfand-weise zugelassen, und wir hernach über das auch Ihnen denen von Zittau das Schloß oder erbaute Closter auf dem Berge Oybin, sammt einem Mayer-Hofe, unter demselben Berge gelegen, und andern Zugehörungen, allermassen wie es weyland Benno von Salza, und nach ihm Hermon Ygel inne gehalten, und nach beschehener mit denen von Zittau getroffenen Handlung wiederum abgetreten, auch auf eine Anzahl Jahr gegen Darleihung und Auszahlung sechzehn Tausend Thaler inne zu haben, zu genüssen und zu gebrauchen, Pfand-weise verschrieben und eingeräumet, als nach Vermöge und Ausweisung zweyer unterschiedlichen derhalben ausgangener Verschreibungen, deren eine den 10 Jan. des 62sten, die andere aber den 24 Aprilis siebenzigsten Jahres datirt, und denn itzo gedachte von der Zittau bey uns weiter am Verkauffung derselben Oybinischen Güther in Unterthänigkeit angehalten, und gebeten, daß wir demnach in Betrachtung, da solche Güther als die zu nechst der Stadt gelegen, [11] in fremde Hand kommen, die Innwohner daselbst dadurch nicht wenig bedränget, auch daraus allerley Zanck und Wiederwillen zwischen ihnen und denen Innhabern derselben erwachsen möchten. Fürnehmlich aber weil sie sich erbothen, solche Güther den billigen Werth und Landüblichen Gebrauch nach zu bezahlen, gnädig darein gewilliget, und ihnen obbemeldtes Schloß Oybin, sammt den Dörffern und Güthern, als nehmlich das Dorff Olbersdorff, Herwigsdorff, Oderwitz, so viel davon zum Schloß oder Stifft gehörig, Johnsdorff und Drausendorff in unserm Marggraffthum Ober-Lausitz und Zittauischen Weichbilde gelegen, mit aller derselben Mannschafft und Unterthanen, Kirchen-Lehn, mit den Erb- und Ober-Gerichten, mit den Renthen, Geld- und Geträyde-Zinsen, an Geld und Heringen, welche die Ehrsamen unsere Getreue, Liebe N. Burgemeister und Rathmanne unserer Stadt Görlitz, Vermöge ihrer Verschreibung, derer wir denen von der Zittau glaubwürdige Vidimus sich derer zugebrauchen, zugestellet, vor Alters zu geben schuldig, mit allen Gebürgen, Wäldern, Büschen, Teichen, Teichstädten, Mühl und Mühlstädten, Wildbahnen, Vögel-Weyden, Wiesen, Wasser- und Wasser-Läufften, Mäyer-Höfen, Kretschmar, mit den ausgesetzten Hof-Leuthen, zugehörigen Gärten, Aeckern und Wiesen, Fehren, Teichen und Mühlen, zusamt den Hause in der Stadt, der Väter-Hof genannt, und allen andern zu den Schloß, auch bemeldten Dörffern und Güthern gehörige Forwergen, Herrligkeiten und Gerechtigkeiten, wie solches alles Nahmen haben mag, und vor Alters zum Stifft Oybin gehört, die Väter daselbst genossen und gebrauchet, um eine genannte Summa Geldes, als nehmlich mit acht und sechzig Tausend Thalern, darauf sie Innhalt der vorigen Jahre darüber gefertigten Pfandes-Verschreibung, davon oben Meldung geschehen, zwey und zwantzig Tausend Thaler hiervon ausgezahlet, und auf die mit ihnen durch unser insonderheit darzu verordnete Commissarien jüngst getroffene Abrede und Vergleichung ietzo zwantzig tausend Thaler am baaren Gelde zu handen unsers Rentmeisters, Wolff Schelhammers, entrichtet, deren wir sie hiermit qvitt und loß sagen, und uns künfftigen [12] Leipziger Oster-Marckt im fünff und siebenzigsten Jahre uns wiederum 20000 Thaler, und nachfolgenden Michaelis-Marckt 6000 Thaler auszahlen sollen, u. wollen in einen ehrlichen unwiederrufflichen, und zu ewigen Zeiten währender Kauff, Lehns weise hingelassen, verkaufft, eingeräumt, u. die Unterthanen in gewöhnliche Eyds-Pflicht als ihr Eigenthum abgetreten, und ihrer und ihrer Nachkommen Possession gnädiglich gesetzet, gereichet und geliehen, reichen und leihen, auch obbemeldten Bürgemeistern und Rathmannen und gantzer Gemeine, gedachter unserer Stadt Zittau, und allen Nachkommen, angezeigtes Schloß Oybin und Dörffer mit allen obbeschriebenen ihren rechtlichen Ein- und Gehörungen, Herrligkeiten und Gerechtigkeiten hiermit wissentlich, und in Krafft dieses Brieffs, aus Böhmischer Königlichen Macht, und als Marggraff in Ober-Lausitz, mit zeitigen vorgehaltenen Rath, also, daß sie solch Schloß, Dörffer und Güther, mit aller derselben Ein- und Zugehörungen, wie obgemeldt, nichts hiervorn ausgeschlossen, noch hindann gesetzet, und wie es die Väter auf den Oybin inne gehabt, gebrauchet, genutzet und genossen, geniessen und gebrauchen hätten mögen, nur hinführo auch inne haben, besitzen, geniessen und gebrauchen, und damit ihres Gefallens handeln, thun und lassen sollen und mögen, von uns und unsern Nachkommen ohn gehindert. Darüber haben wir auch gemeldten von der Stadt Zittau und ihren Nachkommen eine vollständige Gewehr, wie sich das nach Gebrauch und Gewohnheit unseres Marggraffthums am kräfftigsten eignet und gebühret, zugesaget und versprochen; Jedoch wollen wir uns hierinne alle Königliche und Landes-Fürstliche Obrigkeitliche Lehnschafften, Dienste, alle Schätze und Bergwercke von allerley Metallen, wo sich derer einigerley auf obberuheten Gütern ereignen möchten, zusammt allen dem, was zu Erbauung derselben Nothdurfft erfordert, hiermit gantz frey zu uns und unsern Erben und Nachkommen Nutz vorbehalten. Es sollen auch die von Zittau alle Beschwerungen, so diesem Guthe anhängig sind, es sey am Allmosen, Reichung der Decem, und wie die Nahmen haben mögen, zu verrichten schuldig und verpflichtet seyn. Und nachdem [13] den Jesuiten, vermöge derselben in dem Guthe Oybin erlangte Gerechtigkeit, ein Tausend vier Hundert Schock Meißnisch, so lange dieselben nicht erlediget, von ihnen denen von Zittau allewege jährlich gereichet werden müssen, und aber solche Beschwerung in diese Kauff-Handlung nicht mit eingezogen, und wir doch gnädigst bedacht, mit ihnen Jesuiten, derhalben gebührliche Vergleichung zu treffen: So sollen demnach die von der Zittau in den letzten Termin für die 1400. rthlr drey und zwantzig Tausend Thaler so lange und viel inne behalten, biß die Erledigung bemeldter Ihrer, der Jesuiter Gerechtigkeit erfolget, oder sie von Uns derowegen in andere Wege versehen, alsdenn wenn solches geschicht, sollen sie schuldig und pflichtig seyn, die völlige Kauff-Summa uns, Vermöge des mit ihnen durch unsere Comissarien aufgerichteten Vertrags, unsäumlich zu erlegen und auszuzahlen. Und gebiethen darauf allen und jeden unsern itzigen und künfftigen Land-Voigt, Haupt-Leuthen und Verwaltern in berührten unserm Marggraffthum Ober-Lausitz mit Ernst, daß sie über diesen Erb-Kauffs-Gewehr der Oybinischen Güther offt gedachten Rathe zur Zittau und ihren Nachkommen festiglichen handhaben, schützen und schirmen, und sie derhalben um nichts weiter mahnen, oder beschweren, noch solches iemands anders zu thun gestatten, gnädiglich und ohne Gefehrde. Zu Uhrkund mit unsern Käyserl. anhangenden Böhmischen Insiegel verfertiget. Gegeben in unser Stadt Wien den 17. Tag Novembris Anno 1574. Jahre, unserer Reiche des Römischen und Hungarischen in zwölfften und des Böhmischen im 26.

 Maximilian.
 Wrat. a Bernstein
 J. R. Boheimb. Cancell.
 Wilhelm von Oppelsdorff,
 Ad Mandatum Dom. Elect.
 Imperatoris proprium
 Paul von Lindner.

[14] Seit der Zeit nun, und also bey 160 Jahren ist das Dorff beständig E. E. Rathe der Stadt Zittau zuständig gewesen.

Und weil das Ober- und Mittel-Dorff, (worzu die Scheibe gehöret,) zweyerley Gerichte hat, als soll in beyden der Richter, so viel man von ihnen erfahren, gedacht werden.

In Ober-Herwigsdorff haben vor diesen die Väter von Oybin, einen sonderbaren Richter pflegen zu setzen, den Bauern für gemeine Hader-Sachen, auch Dinge zu hegen, hat aber nicht Macht Bier zu schencken gehabt, denn allein bey Hochzeiten, und in Dingen, dieweil es nicht ein erblich Gericht gewesen ist, sondern nur allein aus Vergünstigung. Anitzo aber hat der Richter freye Macht, Zittauisch Bier zu verschencken, bey Verlobungen und Hochzeiten müssen von denen Verlöbniß- und Hochzeit-Gästen gewisse Versammlungen und Bier-Züge gehalten, auch die Gevatter-Essen in Kretschen, oder des Richters Behausungen gegeben werden, dergleichen auch in Kretschen des Mittel-Herwigsdorff muß observiret werden. In der Schöppen-Lade wird noch ein altes Schöppen-Buch verwahret, welches Anno 1523. angefangen worden, und dessen Titul also lautet:

Nach Christi unsers lieben HErrn Geburth MD und ym XXIII. Jore, haben wir Brüder und gantze Sammlung vom Obin diß kegenwärtige Buch lossen machen, und überantworth der Gemeine in Ober-Herwigsdorf, uf das man irthum zu vermeyden und menschlicher Vergessenheit zu Hülffe dareyn machte, So was vonnöthen zu weiterer Sicherheit und ewigen Gedächtniß voorzeichen. Derhalben

[15]

wollen wir obgenannte das solch Buch von Richtern und Schöppen fürohyn allezeit gehandhabet, auch von iedermenniglich auf gedachter Gemeine stestiglich gehalden sal werden, welches angefangen durch Vater Christophorum Ottomannum, bestetiget durch Vater Andream Priorn und Verwesern itzt gemeltes Closters Obin.

Durch Hülffe dieses Schöppen-Buchs nun kan ich die Richter in Ober-Herwegsdorff in richtiger Serie über 200 Jahr hier beyfügen, auch unter denen Alten diejenigen Geschlechter, welche noch itzo hier wohnen, ihres Alterthums[WS 2] halber beniemen.

1. Jocoff (oder Jacob) Schönefelder. Dieses Richters wird erstlich gedacht An. 1528. und zum letzten mahle An. 1547. Beym Jahre 1527. wird bereits gedacht der Förster: Korselte und Nüsser. An. 1528. der Scholtzen: Mönche. An. 1530. der Fröliche: Adler. An. 1532. der Steudner. An. 1537. der Engelmanne.

2. Caspar Thiele, Martin Thieles Richters in Seiffersdorff Sohn, ist nach Ober-Herwigsdorff gezogen An. 1528. wie dessen Kundschafft im Schöppen-Buche ausweiset. Richter aber ist er worden 1550. und ist seiner zum letzten gedacht An. 1559. den 6 Julii. An. 1551. wird gedacht der Gärtner: Heinriche: Schubarthe: An. 1558. der Wünschen.

[16] 3. Frantz Förster, dessen ist erstlich als Richters gedacht 1560 am Tage Cantate, und wird seiner gedacht biß 1564. in welchen Jahre Jacob Schönfelder Gerichtsverwalter worden. Beym Jahr 1561 wird gedacht des Geschlechts der Wehder.

4. Martin Neumann ist Richter worden An. 1565 und ist seiner gedacht biß An. 1611 und An. 1612. ist George Held Gerichtsverwalter worden. Beym Jahre 1571 ist gedacht der Schneider: Weber.

5. Martin Wagner, dessen ist im Schöppen-Buche von 1613 biß 1624 gedacht.

6. George Grule, Balthasar Grules Richters in Mittel-Herwigsdorff Sohn, ist Richter gewesen von 1624 biß 1658. und ist Christoph Meyrich von 1659 biß 1661 Gerichtsverwalter[WS 3] gewesen. Der alte Grube starb erst 1672 und ward den 29 Juli begraben, seines Alters 83. Jahr.

7. Friedrich Bergmann, erkauffte An. 1660. den 1 Sept. den Kretschen vor 1500 ZM. und war Richter von An. 1661 biß 1689. da er den 25 Sept. 70 Jährig starb.

8. Herr Daniel Bergmann, war des vorigen sein Sohn, und studirte Theologiam, hat auch vielmahls geprediget; erkaufte aber nach diesen des Vaters Kretschen, [17] und war Richter allhier biß An. 1704. da er den 9 September den Kretschen so vor 2 Huben Landes lieget verkauffet vor 3300. ZMr. Angeld 2400. Jährliche Termine 100 Marck und zwar an Hanß Burckhardten, welcher vom Schlegel anhero, der Richter Bergmann aber von hier nach Schlegel zog, und allda starb. Seiner soll unten bey den gelehrten Herwigsdorffern weiter gedacht werden.

9. Hanß Burckard, ward den 20 Julii 1705 Richter, nachdem vorhero Martin Steudner Gerichts-Verwalter gewesen. Er starb An. 1725 den 17 November, seines Alters 59 Jahr und 7 Monat. Gebürtig war er von Reichenau. Nach seinem Absterben ward Christian Roscher zum Gerichts-Verwalter gesetzet.

10. Christian Burckarth, des vorigen Sohn, erkauffte den Kretschen, vor 3600 Zittauische Marck, Angeld 2000 Und ist ietziger Richter in Oberdorffe.

Des Richters im Mitteldorffe sein Kretschen ist ein Lehngut, auf welchem er frey Zittauisch Bier schencken, Brantewein brennen Schlachten, Backen etc. hat, und ist es eine schöne Nahrung, auf welchen nebst den Wohngebeude noch zwey Scheunen und ein grosser Schoppen oder Stall befindlich, und zum Brandteweinbrennen und verschencken ist auch ein besonderes Hauß. So gehöret auch darzu noch ein Schenck-Hauß und Schoppen, worauf eine Leube ist, nahe bey der Stege-Mühle, darinne Zittauisches Bier verschencket wird. Vor Zeiten ist in der Scheibe ein besonderes Erb-Gerichte gewesen, weil aber die Gemeine allda ziemlich klein, so ist 1516 dasiges Gerichte mit dem Mittel-Herwigsdorffer-Gerichte vereiniget worden, welches bis dato also verblieben ist. Weil nun das Schöppen-Buch in Mitteldorff, am Alter denjenigen, das in Oberdorffe befindlich, nicht gleich kömmt [18] sondern sich nur An. 1573 anfänget, als kan ich auch die Richter nicht weiter hinaus benahmen, als sie hier folget.

1. Michael Richter, dessen wird als Richters gedacht von An 1573 bis 1577.

2. Christoph Richter, der starb An. 1606 und ward den 26 Aprill begraben. Hierauf ward Christoph Förster, Schenche im Kretschen.

3. Michael Richter, der heurathete 1609 den 17 November Annen Valentin Schörers Meisters in Krompach Tochter, und starb ohne männliche Erben An. 1611. und ward den 14 Junii begraben, worauf ein Edler Rath in Zittau das Lehn-Gutt eingenommen, und Hanß Rodoxen zum Inspector darüber gesetzt. Gleich einen Monath darauf, den 14 Julii ist auch der Richter im Ober-Dorffe Martin Neumann begraben worden, welches oben zu melden vergessen worden.

4. Baltzer Grule, gewesener Richter in Leutersdorff erkauffte den Lehn-Kretschen An. 1612 und ward Richter. Er starb An. 1631. und ward den 13 Mart. nebst seinem Weibe Anna auf einen Tag begraben.

5. George Grule, sein Sohn, bißheriger Ober-Richter, ward nach ihn Mittel-Richter, zog aber nach Michael Wagners[1] Absterben wieder in den Ober-Kretschen.

6. Adam Grule, des vorigen Bruder, erstach noch ehe er Richter worden, seinen Schwager, (wie unten unter dem Titul von Mordthaten vorkommen wird,) heurathete 1624. den 18. Nov. Hr. Johann Zöckels, Pfarrers in Eibau Tochter, und ward Richter 1634. als sein Bruder wieder ins Oberdorff zog. [19] Starb An. 1660. und ward den 5. Oct. 67. Jahr alt begraben.

7. Michael Förster, heurathete 1661. den 23. Aug. seines Vorfahren Witwe Catharina, welche 1671. den 24 Nov. als sie auf einen Schlitten von einer Hochzeit in Oberdorffe Abends heimfahren wollen, und von den Knechte Andreas Helde in eine Pfütze geworffen worden, aus Erkältniß und Erschrecken bald hernach plötzlich gestorben. Er ward gleich Richter, und bliebs 41. Jahr, biß 1701. den 21 Nov. da er Abends zwischen 11 und 12. Uhr, 63. Jahr alt, starb. War ein wackerer Mann, und hatte Autorität. Nach seinen Tode ward Tobias Steudner Gerichts-Verwalter.

8. Johann Christoph Förster, des vorigen Sohn, ward Richter 1705. den 20 Jul. zeugte mit Fr. Rosinen Grüllichin verschiedene Söhne und Töchter, davon ein Sohn, Michael, die Kauffmannschafft lernte, und anitzo Kauff- und Handelsmann in Zittau ist, allwo er Hrn. Möllers, Kauff- und Handelsmanns Tochter geheurathet hat. Dieser Richter starb an einen starcken Schlag-Flusse, so ihn etliche Tage zuvor auf einmahl aller Rede beraubet 1730. den 16. Sept. seines Alters im 47 Jahr, Christian Augstin, ward Gerichts-Verwalter.

9. Johann Friedrich Förster, sein Sohn ward Richter 1731. 2 Febr, und starb An. 1734. den 17 Mäy, seines Alters im 31. Jahr. Verließ eine Witwe und 3 Töchter. Bemeldter Christian Augustin, ward wieder Gerichts-Verwalter, und ist es noch.

V. Die Nahrung der Einwohner.

Die Meiste Nahrung der Einwohner bestehet in Viehzucht und Ackerbau, und denn nechst in Leinwand-Weben, wie denn sehr viele Leinweber hier sind, die jährlich von jeden Stuhle 1 rthlr entrichten müssen. Auch befinden sich allhier etliche so genannte Leinwand-Sammler, welche Garn unter die Leinweber augeben, und Leinwanten machen lassen, wie auch derselben einkauffen, und denn in [20] Zittau bey denen Kauff- und Handels-Leuthen wieder verconsumiren. Darneben giebt es auch verschiedne Tag-Arbeiter, Kleiber, Steinbrecher, Schneider, Zimmerleute, Haarboden Macher, Becker, Vieh-Schlächter, ein Todten-Gräber. etc.

VI. Die Mühlen.

Deren sind 2. alle Beyde in der Scheibe an der Mandau.

1) Die Stege-Mühle, hat den Nahmen vielleicht von dem Gemeinstege, so nahe dabey über die Mandau gehet, gleich wo sich Mitteldorff und die Scheibe scheiden. An. 1453 hat der Edle Herr Stephan von Gersdorff dem Prior und gantzen Convent des Closters Oybin verkaufft, diese Mühle um 26 Zittauische Marck, mit der Zusage, daß er von dem Jährlichen Zinß des Korns zum Altar, als eines Scheffels in die Kirche zu Herwigsdorff freyen wolle, welcher Scheffel nachmahls durch sein Stephan Gersdorffs Absterben also verblieben. Und also haben beniemte Patres die Mühle besessen, biß An. 1546 Donnerstags nach Matthiä, da damahliger Prior Christophorus Ottomann, nebst seinen Conventualen, dieselbe dem Herrn Syndico in Zittau, Herrn Conrad Neseno verkaufft. Carpzov. fol. 153. Nach dessen Absterben kam die Mühle an seine 5 Söhne, Conradum, Willhelmum, Johannem, Victorinum und Christophorum, davon verkauffte Conrad seinen 5ten Theil an Bürgermeister Nicol Dornspachen An. 1567. den 10 Junii vor 150 Thaler baar Geld. Anitzo hat 2 Theile von der Mühle, Tit. der Herr Obrist Leutnant von Carlowitz auf Rennersdorff, etc. welcher solche zwey Theile mit des Tit. seeligen Herrn Hoffraths Neseni auf Rennersdorff, wohlmeritirten Bürgermeisters in Zittau, nachgelassenen Frauen Wittwen Christianen Sophien, gebohrnen Noackin erheurathet hat. Ein Theil davon gehöret dem Closter in Zittau, und der vierdte Theil Tit. Herrn M. Gottfried Christian von Lanckischen, wohlmeritirten Prediger zu Schwerta. Sonst hat die Mühle 4 Gänge.

[21] 2) Die Scheibe-Mühle. Diese Mühle stehet am Ende der so genennten Scheibe, ist ein fein steinern Gebeude, hat vier Gänge, und gehöret E. E. Rathe der Stadt Zittau zu. An. 1604 ward diese Mühle steinern gebauet, von Johann Arconn Mäuern, welcher An. 1581 den 3 October mit Gregor Arnsdorffs Tochter Hochzeit gehalten, und Herrn Matthäi Koches, Chirurgi in Zittau, (der das Zittauische Chron MS. woraus ich vieles entlehnet, geschrieben,) Mütterlicher Groß-Vatter gewesen. Dieses geschahe unter Verwaltung Herrn Tobiä Möllers und Albrecht Scholtzen. Auswendig an einer Seite stehet folgende Schrifft:

Hartigii Cons.
&
Neseni praet.
Opus
MDCLXXXVI.

VII. Die Anzahl der Häuser und Einwohner.

Im Oberdorffe befinden sich nebst dem Richter, 21 Bauer, 7 Gärtner und 80 Häußler, und also, wenn man das Schmiede-Hauß zum Kretschen gehörig, und ein Gedinge-Hauß darzu rechnet, in allen 111 Häuser und 29 Scheunen, die Schoppen und Ställe ungezehlet. Der Einwohner aber in allen 528. Im Mitteldorffe sind nebst dem Richter, 28 Bauer, 12 Gärtner, 117 Haußler, und also wenn man das Pfarr-Hauß in dublo, die Schule, 7 Gedinge-Häuser etc. darzu rechnet, in allem 178 Häuser, und 41 Scheunen, ohne Schuppen und Ställe, der Einwohner aber, 747. In der Scheibe sind 10 Bauer, 12 Gärtner, 43 Häußler, und also die zwey Mühlen und 5 Gedinge-Häuser darzu rechnet, in allem 72 Häuser, und 21 Scheunen, ohne Schuppen und Ställe. Der Einwohner sind 340. Summa Summarum im gantzen Dorffe sind zwey Richter, 59 Bauer, 31 Gärtner und 240 Häußler, zusammen Häuser 361. Scheunen, 91. Einwohner, 1615. Mense Novemb. 1735.

[22]
VIII. Specification der seßhafften Geschlechter im Dorffe.

Diese Specification weiset, was vor Geschlechter an ietzo im Dorffe seßhafft sind, und eigene Häuser haben. 1) In der Scheibe: Israel, Segnitz, Wüntsche, Tempel, Adler, Engelmann, Koch, Ay, Steudner, Meyrich, Meyer, Stürmer, Gärtner, Walter, Nüsser, Kühne, Güntzel, Büttner, Fröhlich, Stübner, Piltz, Allbrecht, Holtz, Gruner, Anders, Schiller, Herr von Hartig, auf Alt-Hörnitz; Engeland, Jungemichel, Scholtze, Schedemolck, Kuntze, Förster, Lincke, Weller, Rößler, Roscher, Seyfarth, Goldberg, Gampe. 2) Im Mittel-Dorffe: Steudner, Schönfelder, Augustin, Bergmann, Engeland, Güntzel, Ay, Wehle, Eckart, D. Stolle in Zittau, Korselt, Michael, Schedemolck, Nüsser, Zeiller, Stritzel, Jungemichel, Engelmann, Hyronimus, Scholtze, Roscher, Herberg, Heinrich, Seiffarth, Prescher, Glate, Neumann, Rümpler, Helt, Förster, Meyrich, Meyer, Grüllich, Schneider, Israel, Gruner, Fünffstücke, Wüntsche, Zeißig, Kramer, Albrecht, Klimpel, Mönch, Runge, Klette, Kühnel, Adler, Maucke, Piltz, Hüttich, Pladecke, Lehmann, Kirsche, Hübner, Jentsch, Stürmer, Schubarth, Wagner, Posselt, Häyner, Valentin, Lange, Schmiedt, Effenberger, Kühne, Gönnert, Reimer, Stertz, Arlt. 3) Im Oberdorffe: Korselt, Grüllich, Israel, Steudner, Helt, Gerber, Burckarth, Maucke, Förster, Wehle, Eckarth, Rößler, Frantze, Augustin, Koch, Schneider, Mönch, Gruner, Wüntsche, Singwitz, Scholtze, Fritsche, Grosser, Appelt, Roscher, Weber, Heller, Kloß, Engelmann, Sperling, Kirsche, Seiffarth, Michel, Adler, England, Jehne, Tempel, Piltz, Scheffel, Kühne, Hänisch, Weder, Richter, Breuer, Lehmann, Hähnel, Hennig, Herberg, Thomisch, Rabe, Jentsch. Diese Specification ist zu verstehen, von der Zeit, da ich dieses schreibe 1735. Mense Octobr. denn sonst heist es mit der Zeit: Ein Geschlecht entstehet, das andere vergehet.

[23]
IX. Die Berge um Herwigsdorff.

Im Oberdorffe auf des Richters Gutte befindet sich zwar ein hoher Berg, doch zwischen der Scheibe und Henewalde sind die so genannten Scheibe-Berge, unter welchen hoch empor stehet, der so genannte Engens-Spitze-Berg, weil er auf Engelmanns Gute befindlich ist. Auf diesem Berge kan man mit blossen Augen sehen folgende Oerter: Gegen Morgen, übersiehet man gantz Herwigsdorff, Eckersberg, Zittau, Klein Schönau, Friedersdorff, Reibersdorff, Sommerau, Lichtenberg, Reichenau, das Schloß zu Friedland in Böhmen, und denn darhinter biß ins Riesen-Gebürge. Gegen Nordosten, Seitgendorff und Dittelsdorff, gegen Norden, Ober Seiffersdorff, gegen Nordwesten, Uderwitz, Strawalde, Ruppersdorff, Herrnhut, gegen Westen, Spitz-Kunnersdorff, Leutersdorff und Henewalde. Gegen Süd-Westen Groß-Schönau, Schönbrunn, Waltersdorff, Grund und Georgenthal in Böhmen.

X. Die Freyt- Verlöbniß- und Hochzeit-Ceremonien der Einwohner.

Anfangs gehen die Junggesellen und Witwer an die so genannte Freyht, und das geschiehet gemeiniglich Sonntags Abends, da sich Hanß mit seiner Grethen bekannt machet, und Unterredung hält. Wenn sie nun so bekannt worden, daß man Hochzeit zu machen gedenckt, so werden von den Freyer gewisse Leute zu der Jungfer Eltern oder Vormünden mit der Anfrage geschickt: Ob sie bemelten Freyer zum Ehegatten haben wolle oder nicht? Wenn nun das Ja-Wort erhalten, so wird erstens Verlobung gemacht, da werden sowohl von Seiten der Braut als Bräutigams gewisse Leute erbeten, der Bräutgiam ziehet mit seinen Beyständern in Kretschen, und hält da eine Versammlung, da wird Bier getruncken, auch davon den zulauffenden Gästen ein Geschencke gethan; Hierauf ziehet der Bräutigam mit seinen Leuten aus den Kretschen in die Behausung, wo seine [24] Braut anzutreffen ist, nehmen auch aus den Kretschen das Bier mit, und bezahlens, was sämmtlich in Verlobungs-Hause ausgetruncken wird. Allda wird nun das Paar durch den Priester verlobet, wobey der Bräutigam der Braut eine Morgen-Gabe vermachen muß, im Fall er ohne Kinder von ihr versterben solte, und wenn diß geschehen, so gehen die Glücks-Wüntsche vor sich. Alsdenn setzet man sich zu Tische, da erstlich der Priester laut das Tisch-Gebethe thut, hernach träget man Speise und Tranck auf, und man lässet es sich wohl schmecken. Nach diesen thut der Priester das Danck-Gebeth nach Tische, wird auch wohl ein Danck-Lied nachgesungen. Der Hochzeit-Bitter dancket so denn ab, der Priester giebt Antwort, sämmtliche Gäste stehen auf, und ziehen nebst Braut und Bräutigam in Kretschen, und haltens wieder wie in der Versammlung geschehen ist. Eine Gewisse Zeit hernach machet man Anstallt zur Hochzeit. Anfangs muß jeder Bräutigam in Zittau vor den sitzenden Rathe den Unterthänigkeits Eyd ablegen, u. sodenn bekömmt er den Aufbitte Zettel, welchen er dem Priester bringet, der ihn sodenn den andern Sonntag vor der Hochzeit auf bittet, u. öffentlich proclamiret, mit den Formalien: Hat iemand etwas darein, zu reden, der thue es bey Zeiten, oder schweige darnach stille. Den Sonntag vor der Hochzeit gehet die Braut in ihren Braut-Krantze und Geschmeide nebst ihren erbethenen Zucht-Jungfern, zur Kirche. Zwey Tage vor der Hochzeit werden durch den Hochzeit-Bitter die Hochzeit-Gäste gebeten. Den ersten Tag der Hochzeit ziehet Anfangs der Bräutigam mit seinen Gästen in den Kretschen, und hält da Versammlung, wie oben bey der Verlobung geschehen; aus den Kretschen ziehet er in die Behausung der Braut, und holet sie nebst ihren Gästen ab. Da denn sowohl Braut als Bräutigam mit Dienern versehen werden, und die Spiel-Leuthe allemahl in Zuge mit Wald-Hörnern und Hautbois voran ziehen. Wenn man in die Kirche kömmt, setzet man sich in gewisse Stände, der Schulmeister schläget die Orgel, und man singet gemeiniglich: Wie schön leuchtet der Morgenstern [25] etc. Wenn das Lied aus, gehet der Priester vor den Altar, das Braut-Paar wird durch ihre Diener auch dahin geführet, da hält denn der Priester eine Trau-Rede, und copuliret sie alsdenn nach unser Kirchen-Weise zusammen. Nach Verrichtung dessen wird das Braut-Paar durch ihre Diener wieder abgeholet, und es wird beyden von den Hochzeit-Gästen mit gebung der Hand, meistens mit denen Formalien: GOtt gebe euch viel Glück und Seegen. Glück gewünschet. Es wird wieder georgelt und ein Lied gesungen, und alsdenn ziehet man in voriger Ordnung aus der Kirchen in das Hauß, wo die Braut wohnet, da wird man ordentlich zu Tische gesetzet, (manche Hochzeit wird auf 1. 2. 3. 4. 5. biß 6. Tische gemacht, und kommen über einen Tisch 16 biß 18 Persohnen) und haben den ersten Tag des Bräutigams Gäste den Vorzug und Oberstelle. Nach dem der Priester das Tisch-Gebethe gesprochen, wird gegessen und getruncken. Die erste Speise sind gemeiniglich Fische, darauf folget gemeiniglich Rindfleisch, Schweinfleisch, Würste, Hirsebrey, Pflaumen, gebratene Gänse und Hüner, nebst Schweinern, Rindern, Schöpssen oder Kälbern Braten, (doch wird nur bey Leuten von Mitteln gebraten) Gallert, Caldaunen etc. Ein ieder Gast bekommt ein Glas zum Truncke. Uber Tische gehn 4 Teller herum, auf welchen man des Pfarrers Opffer, wie auch den Aufwärtern, Koche und Spiel-Leuten was aufleget, wie auch eine Sparsbüchse vor arme Leute. Nach dem man etliche Stunden getischet, einmahl länger als das andere, nachdem der Wirth ist bethet erstlich der Pfarr das Tisch-Danck-Gebeth, der Hochzeit-Bitter dancket ab, der Priester antwortet, der Bräutigam zihet mit seiner Braut, und seinen Gästen in Kretschen, der Braut Gäste bleiben zu Hause, man trincket und tantzet im Kretschen, darnach macht sich Braut und Bräutigam zu Hause in des Bräutigams Wohnung (allwo man vor diesen auch noch bey meinem Gedencken einen so genannten Limmel anstellte, wobey es nachmahls gar grob Lümmelhafftig zugieng, und nun meistens abgeschaffet ist,) und gehen mit einander zu Bette. [26] Tags darauf versammlen sich der Braut Gäste an dem Orte da man gestern gespeiset, und wird ihnen ein so genannt Frühstück ausgerichtet. Hierauf ziehen sie mit Spielleuten nach des Bräutigams Wohnung, allwo sich auch des Bräutigams Gäste versammlet, da wird erstlich Braut und Bräutigam Glück zum neuen Schlaff-Gesellen, den Eltern zur neuen Schnur und Schwieger-Sohne, den Schwägern zum neuen Schwager gewüntschet, darauf gehet das Hochzeit-Mahl an, und wird wie gestern darmit verfahren, ausser daß diesen Tag der Braut Hochzeit-Gäste die Ober-Stelle haben. Unter währenden Essen nun wird die Braut von beyderseits Hochzeit-Gästen beschencket, gemeiniglich mit 1 Rthlr. von ein Paar Eheleuten, auch 2 Gülden, und noch drüber, die nechsten Weiber beschencken sie mit Hauben, und allerhand Haußrath und Küchen-Speisen. Uber Tische gehen nur der Aufwärter- Koch- und Spielleute Teller herum. Nach dem Gebeth und Abdanckung, ziehet der Bräutigam mit beyderseits Hochzeit-Gästen in den Kretschen, nach dem sie vorher ein gewiß Geld zum Vertrincken abgeleget, und so dann hat der andere Hochzeit-Tag sein Ende. Den dritten Hochzeit-Tage wird zwar nicht so herrlich als die ersten beyde gespeiset, doch wird an demselben die Braut unter währenden Essen von ihrer nechst sitzenden Frau, welche Saltz-Meste genennet wird, gehaubet, und alsdenn hat der Nahme Jungfer Braut ein Ende, und man tituliret sie Junge Frau Braut. Der Bräutigam giebet auch wohl vor die Bemühung der Braut-Haubung eine Flasche Most, Wein oder starcken Brandtewein zur Verehrung. Nach dem Essen ziehet man wiederum in den Kretschen, und alsdenn ist die Hochzeit, und sind die guten Tage aus, denn der vierdte oder so genannte Weltz-Tag, da man nur die nächsten Freunde darzu erbeten, und sich nachmahls prave geweltzet, ist sehr abkommen. Sonntags nach der hochzeit, richten vermögende Braut-Eltern, dem Braut-Paare, und gar nechsten Freunden bißweilen auch einen Schmaus aus, das Mutter-Eßen genannt, woher es den Nahmen hat weiß ich nicht. [27] Und diß sind die vornehmsten Ceremonien, so zu Herwigsdorff bey antretenden Ehestande observiret werden. [2]

XI. Die Tauff-Ceremonien.

Etliche Sonntage vor der Entbindung einer Frauen, wird öffentlich in der Kirchen durch den Pfarrherrn, vor sie zu GOtt gebetet. Nach der Geburth werden durch den Schulmeister auf Anordnung der Eltern gewisse Leute zu Tauff-Zeugen, Gevattern oder Pathen erbethen, und zwar sind deren von 1590 an allzeit 5 gebethen worden, als bey einem Knäblein 3 Manns- und 2 Weibs-Personen, und bey einem Töchterlein 3 Weibs- und 2 Manns-Personen biß An. 1713 den 23 August da ein allergnädigst Obrigkeitlich Geboth ergieng, nicht mehr als 3 Gevattern zu bitten, welches auch observiret ward biß 1715 den 25 Mart. da George Mönch zum erstenmahl wiederum 5 Gevattern hatte, welches nachher so blieben biß An. 1734 da abermahl der Befehl ergieng, nur 3 Gevattern zu bitten, welches auch kurtze Zeit also gehalten wurde, An. 1735 bath man wiederum 5 Gevattern, so noch biß dato continuiret wird. Mens. Jan. 1736.

Den Tag der Tauffe tragen die Pathen und Wehe-Mutter das Kind in die Kirche, und da wird es denn nach der Sächsischen Evangelischen Kirchenweise getaufft. Nach der Tauffe wird das Kind wieder heim getragen, die Gevattern aber müssen in den Kretschen [28] gehen, allwo ihnen des Kindes-Vatter ein Tauff-Mahl, oder so genanntes Kindel-Essen ausrichten läst, welches von An. 1712 den 9 Jun. an, auf Obrigkeitlichen Befehl also gehalten worden, an welchem Tage Christoph Engelmann das erste Gevatter-Essen im Kretschen gegeben, denn sonst mochte ein ieder dieses Mahl zu Hause in seiner Wohnung bestellen, bey diesem Mahle nun bethet der Pfarrer nun vor und nach Tische, es wird gegessen und getruncken, wobey auch verschiedne Neben-Gäste, nebst den Spiel-Leuten sich einstellen, damit das Tantzen in Ubung erhalten werden kan. Nach Endigung des Mahls giebt iede Gevatters-Persohn dem Kindes-Vatter 2 Siebzehner Bier-Geld zu Hülffe, das Eingebinde vor den Pathen aber ist gemeiniglich ein Species Thaler. Nach den Sechswochen richtet der Kinder-Vatter zu Hause den Gevattern einen besondern Schmaus, den Rockengang genannt aus, da es auf beyden Seiten Geld kostet, und niemand viel nutzet. In der Kirche wird durch den Pfarrherrn eine Dancksagung zu GOtt verrichtet, vor gelücklichen ersten Ausgang der Sechswöchnerin. Vor diesen giengen auch die Kinder, so bald sie gehen lerneten zu ihren Pathen am Grünen-Donnerstage, allwo sie, mit allerhand Sachen beschencket worden. Anietzo aber ist dieses ziemlichermassen abkommen.

XII. Leichen- und Begräbniß-Ceremonien.

Wenn der Mensch in Herwigsdorff verschieden, wird er erstlich durch besonders hierzu bestellte Weibs-Person gewaschen, und auf ein Bret geleget. Der Pfarrer verkündiget diesen Todes-Fall in der Kirchen. Der Schulmeister nebst seinen Leuten, ziehen Vormittags in der zehndten Stunde alle 3 Glocken an, und läuten ihm aus. Der Todten-Gräber bittet zu Grabe von Hause zu Hause. Am Tage des Begräbniß, (so gemeiniglich der dritte Tag nach dem Absterben ist,) wird die Leiche angezogen und eingesarget, der Pfarrer und Schulmeister nebst den Schülern (unter welchen einer entweder das grosse oder kleine Creutz, nachdem die Leiche groß oder [29] klein ist vorträget,) gehen biß vor das Hauß, wo die Leiche ist, und singen da etliche Lieder. Wenn diß vorbey, gehet die Schule wieder nebst Pfarrherrn voran, und singen unterwegens. Die Leiche wird hinter selbigen hergetragen, ist es ein Weib oder Mann, durch 8 hierzu erbethne Nachtbahrn, Häußler durch Häußler, Bauer durch Bauern, Gerichts-Eltesten oder Richter durch Gerichts-Eltesten, ist es eine unverehlichte Persohn, durch Junggesellen. Hinter der Leiche gehen die nechsten Bluts-Freunde, und denn die andern Nachbarn und Leichen-Begleiter, an Manns- und Weibs-Persohnen, doch letztere besonders. Wenn man sich der Kirche nähert, fängt man an mit allen Glocken zu läuten. Man träget die Leichen auf den Kirchhoff, allwo bey Vermögenden, die es haben wollen, beym Grabe gesungen wird, und senckt sie da ins Grab. Darauf wird denen meisten in der Kirchen von dem Pfarrer eine Leichen-Predigt gehalten, und dessen Lebenslauff erzehlet, auch in der Kirche Grabe-Lieder gesungen. Gar Arme und Theils Kinder werden nur mit so genannten Abdanckungen beerdiget. Richter und Gerichts-Eltesten werden währender Predigt auf der Leichen-Baare in die Kirche gesetzt, und denn erst zur Kirche in voriger Proceßion hinausgetragen und beerdiget. Die mitgehenden Schüller empfangen bey vermögenden Leuten einen Dreyer, der Creutzträger einen Groschen. Die grossen Sänger deren bißweilen einige erfodert werden biß 2 Groschen. Die Leichen-Träger 1 Fäßel Bier vor einen Thaler. Die Nächsten Freunde trauren um den Verstorbenen, und zwar Manns-Persohnen in schwarzen Kleydern, und Flor auf Hütten und Mützen, Weibs-Persohnen in gantz weissen leinwandnen Tücher, biß auf das Gesichte und Hände eingehüllt. Die Weiber bey Begräbnis ihrer Männer, und die Töchter bey Begräbniß ihrer Eltern binden Leinwandne Tüchel vor den Mund, Maulschleyer genannt, welches sie auch 4 Wochen lang Sonntags in der Kirche continuiren. Denen Verstorbenen wird von den nächsten Angehörigen, entweder ein höltzern Creutz oder Kasten auf die Grab-Stätte gesetzet, und sein Lebenslauff, [30] nebst dem Leichen-Texte, und andern Trost-Sprüchen daran geschrieben. Leichen-Steine findet man wenig auf dem Kirchhofe.

XIII. Andere Ceremonien und Gebräuche.

Am Neuen Jahrs-Tage wünschet derjenige der zu einem andern kömmt, folgendes: Ich wünsche euch ein glückseeliges Neues Jahr von GOtt den Allmächtigen, gesunden Leib Fried und Einigkeit, und alles was euch gut und seelig ist. Und derjenige, an dem dieser Wunsch ergehet, wünschet seinen Wünscher eben dasjenige.

An Maria Reinigung oder Lichtmeße, ziehet bey dem Bauern das Gesinde, Knechte und Mägde ab, und an.

An Fastnacht werden bey manchen so genannte Pfann Kuchen gebacken und verzehret.

Am Ostern isset derjenige, der sie hat, so genannte Oster-Fladen.

An Pfingsten siehet man im Felde die so genannten Pfingst-Feuer, welche Küh- und Pferde Hirten besorgen, vor diesen wurden so genannte Mayen (welches Birckene Sträucher waren) vor die Thüren und Häuser, auch in die Kirche gesetzt, so aber sehr abgekommen.

Den Abend vor St. Johannis Babtiste wird ziemlich Unfug mit den so genannten Johannis Feuer getrieben, da viel Volck mit alten Besen, schauben, und andern Zeige auf die Berge läufft, daselbst anzündet, auch wohl auf Stangen stecket, und mit großen Geschrey herum läuft, und brennend in der Höhe träget; man läuffet um das Kohl-Kraut mit brennenden Besen, etc. das es schändlich an zusehen ist, zumahl sich viele einbilden, das Kraut würde ohne diese Feuer-Läufferey verderben. Ich meines theils halte dieses vor eine unnützliche, GOtt mißfällige, schändliche und Aberglaubische Ceremonie, zumahl wenn man den Unfug, der dabey getrieben wird, betrachtet. Man lese übrigens von den Johannis Feuer in meinen Historischen Nutzbringer p. 28. seqq.

An der Kürmes, welche die Michaelis Woche bey uns einfället, [31] thut man sich gütlich mit Kuchen backen, und ladet Kürmes-Gäste von andern Orten ein, die Bettelleute siehet man selbigen Tag mit Hauffen um die Häuser streichen, und um Kürmes Kuchen bitten.

Etliche Sonntage Abends, vor den Christ-Tage, schicken sich gewisse Weibs-Personen zu Christ-Kindeln, oder Heil. Christen, auch Kerlen zu Knecht Ruprechten, und geben sich bey Kindern dafür aus, indem sie ums Dorff gehen. Aber ich gestehe aufrichtig, diese Ceremonie gefället mir gar nicht, ich habe auch in verschiednen Schrifften gelesen, darinnen wieder diesen Mißbrauch des Göttlichen Nahmens geeyffert wird, derowegen müssen diese unnütze Umläuffer von meiner Wohnung bleiben; Das so genannte Christbeschehren ist nicht viel besser, andere Abergläubische Verrichtungen in der Christ-Nacht zu geschweigen.

Vor diesen hörte man auch an den so genannten Hexen-Abenden, (wie sie der Pöbel nannte) als den Abenden vor Maria Reinigung, Verkündigung, Heimsuchung, Ostern, Pfingsten, Walpurgis, Weyhnachten, vieles Schiessen und Pulver verplatzen (ich weiß nicht ob die Hexen zu verjagen,) doch diese unnöthige Dinge kommen immer ins Abnehmen.

XIV. Das Pfarr- und Schul Hauß.

1) Das Pfarr Hauß stehet zwischen der Kirchen und Schule. Hat unten eine Wohnstube, darneben ein Kämmerlein, worinnen der Backofen stehet, so dann die Küche. Auf der andern Seite ist ein Gewölbe, und neben an der Kuhestall, und untern Gewölbe ein Keller. Oben ist eine Stube, und darneben das Studier Stübel mit der Küche, gleich über sind die Kammern, oben sind 2. Böden übereinander. Der Hof ist mit Plancken und einen gar mäßigen Holtz-Schoppen umgeben. In diesen Hoffe nun stehet ein Wassertrog, aus welchen durch einen Ständer lebendig Röhr-Wasser leuft, welches Röhr-Wasser die Gemeine u. Kirche, von ihren Unkosten, der Pfarr zu gutte geführet und gebauet, im Jahre 1577. und [32] wird dessen Röhr-Wasser erstlich eingefangen aus einem kleinen Brunnen, der Pfarr gegen über gen Nordwesten auf der Strasse gen Uderwitz, ietzo in Andreas Heldens Gärtgen, und wird die Strasse herunter geröhret über die Ritsche Bach, durch den Garten und Hoff der Schule, u. ferner über obgenannte Strasse in den Pfarr-Hof. Gegen über des Pfarrhauses, über benennter Strasse stehet die Scheune, u. ein Schuppen, neben an das so genannte Pfarr-Häusel (darinnen anietzo der Alte Emeritus Scholae, Herr Martin Weber nebst seiner Frau und Kindern wohnet,) in welchen vor undencklichen Jahren der Pfarrer einen Haußmann gehabt, der ihm die Arbeit, als Dreschen, Holtzschlagen etc. verrichtet, davor er ihm aber bezahlet. An. 1637 hieß es das Wiedmuth-Häusel, aber An. 1650 Pfarr-Häusel. Auf der Seiten gegen dem Kirchhoffe stehet folgende Schrifft an dem Pfarr-Hause auswendig an der Wand der Wohnstube.


Floreat Senatus Zitt.
Vivat Memoria
Neseni & Raetheli
Quorum Jussu & Cura
Commodum Habitaet Ecclesiastes
MDCLXXXII.
Deus custo deat, domum.

2) Das Schul-Hauß stehet zwischen dem Pfarr-Hause und der Strasse nach Uderwitz, ist ein feines Gebäude (doch dem Pfarr-Hause nicht gleich) hat unten eine geraume Stube vor die Schüller darneben ein Gewölbe, und drunter ein Keller, der Backofen ist auswendig. Im obern Geschosse sind feine Kammern, und ein Stübel nebst einer Küchen. Die Scheune stehet a part, in welcher das Geträyde der Schul Wiedmuths-Aecker, nebst den eingesammleten Wetter-Garben geleget werden. Diß 1735. Jahr, ist auch der Kuhstahl (so sonst im Schul-Hause gewesen,) in die Scheune gebauet worden[WS 4]. Anno 1598 ward eine Scheune zur Schule [33] durch den Alten Caspar Mönchen gebauet, doch kan ich nicht wissen, ob vormahls bereits eine auf dieser Stelle gestanden. In Schul-Hofe stehet ein höltzerner Ständer und Wassertrog, welcher sein Wasser durch Röhre aus dem Wasser-Troge des Pfarr-Hofes empfänget. Neben der Schule an der Strasse stehet auf einer höltzernen Seul eine feine Sonnen-Uhr ein Werck Ehren bemeldten alten Herren Webers, vielen reisenden zum Nutzen und Nachricht verfertiget.

XV. Der öffentliche Gottesdienst in der Kirchen.

1) Der Sonntags-Gottesdienst, wird also administriret: Früh Morgens wird dreymahl nacheinander mit den Glocken geläutet, und gleichsam zum Gottesdienst geruffen, welcher in Sommer 8 Uhr, und im Winter halb 9 Uhr anhebet. Anfangs wird das Kyrie GOtt Vater in Ewigkeit gesungen, und darauf das Gloria in exelsis Deo, Allein GOtt in der Höh sey Ehr; hierauf verlieset der Priester vor dem Altar eine Collecte, und die gewöhnliche Epistel, drauf wird wieder ein Lied gesungen, und denn das Evangelium vor den Altar verlesen. Wenn hiernechst der Glaube gesungen ist, gehet der Priester auf die Cantzel, und fänget an zu predigen, wenn der Eingang aus, und das Evangelium verlesen werden soll, wird drauf ein Lied, oder nur etliche Versicul draus gesungen, und drauf das Vater Unser gebetet. Nach Endigung der Predigt verlieset der Prediger die gemeine Beichte, und die allgemeine Kirchen-Gebete, und hierauf thut er die Vorbitten vor die Communicanten, Schwangere, Krancke etc. die Abkündigung derer Todten, Aufbittung neuer Ehe-Leute etc. und wenn er mit dem Vater Unser beschlossen, gehet er von der Cantzel vor den Altar, und weil sich die Communicanten vor den Altar, versammlen, wird gesungen, welches auch so lange wehret, biß der Prediger die Communion administriret hat. (Die Communicanten legen Sonnabends vorher in der Kirche ihre Beicht ab, und empfangen die Absolution vom Priester.) Wenn die Communion vorbey, spricht der [34] Priester den Seegen, und wenn hierauf noch etliche Lieder-Versicul gesungen werden, hat der Vormittags-Gottesdienst ein Ende. Zum Nachmittags Gottesdienst wird gleicher Gestallt eingeläutet. Erstlich wird gesungen ein Tisch- drauff ein Zeit-Lied, und in der Fasten-Zeit erkläret der Pfarrer auf der Cantzel ein Stück von der Paßions-Historie, worauf er betet, drauf wird gesungen, und mit den Seegen vor den Altar geschlossen. Sommers über werden Catechismus-Predigten gehalten, und drauf wenn der Pfarrer von der Cantzel gehet, hält er denen vor den Altar versammleten erwachsenen jungen unverehlichten Leuten, ingleichen den Kindern, ein Examen. Ausser dieser Zeit aber wird Sonntags Nachmittags nur eine so genannte Betstunde gehalten, allwo der Pfarrer ein Cappitel aus der Bibel verlieset, und kürtzlich erläutert.

2) Die hohen Feste, als der Oster-Tag, Pfingst-Tag, Christ-Tag und Neu-Jahrs-Tag, werden mit einer Vor- und Nachmittags-Predigt gefeyert, auch Communion daran gehalten. Die Feste, der H. Drey Könige, Mariä Reinigung, Mariä Verkündigung, Mariä Heimsuchung Himmelfahrt, Johannis Babtista, Michael, Oster-Montags, Pfingst-Montags, und Stephans-Tages wird Vormittags eine Predigt und Nachmittags Betstunde gehalten. An den Kirchweyh-Feste, Gründonnerstags, Oster-Dienstags, Pfingst-Dienstags, und drittey Weyhnacht-Tage wird nur Vormittags geprediget. An Char-Freytage wird nunmehro zweymahl geprediget, auch Vormittags die Paßion von den Chore abgesungen. Die Nachmittags-Predigt an Char-Freytage hat vor etlichen Jahren den in Grabe ruhenden JEsu zu Ehren gestifftet, ein Alter und nun in GOTT ruhender Bauers-Mann Hanß Korselt, der zunechst der Kirchen wohnte, (dessen weiter unten gedacht werden soll,) und zwar durch Legatum von 50 rthlr von dessen Zinsen jährlich an diesen Tage denen hiesigen nothleidenden Armen 1 rthlr ausgetheilet wird, von den übrigen bekömmt etwas der Pfarrer vor die Predigt, und etwas der Schulmeister vors Läuten und singen.

[35] 3) Wochentlich wird das gantze Jahr über Mitwochs und Freytags früh eine Betstunde wie des Sonntags Nachmittags gehalten, ausser in der Fasten, da der Pfarrer Freytags auf der Cantzel eine Paßions-Predigt thut, und Mittwochs ein Stück der Paßions-Historie vor den Altar erkläret.

4) Die Christ-Nacht wird also begangen: Den 24. Decemb. Abends um 5 Uhr wird zum ersten, 6 Uhr zum andern, und 7 Uhr zum letzten geläutet, drauf kommt der Schulmeister mit den Sängern und Musicanten von der Schulen aus biß in die Kirche, mit dem Gesange: O höchst erwünschte Zeit, etc. gezogen. Nach Endigung dieses Liedes wird gesungen: Ermuntre dich mein schwacher Geist etc. drauf vorm Altar intonirt: Uns ist ein Kind gebohren, Alleluja, und drauf vom Chor geantwortet: Ein Sohn ist uns gegeben, Alleluja. Drauf singet der Pfarrer aus dem Esa. 9. das Chor stimmet an das Quem pastores laudavere, da zwischen ieden Vers ein Vers aus dem Liede: Heut sind die lieben Engelein, gesungen wird. Sodann geht die Predigt an, und wird auf der Cantzel: Gelobet seyst du JEsu Christ, gesungen. Nach der Predigt geht der Pfarrer unter dem Liede: Leuchtet ihr Sternlein von oben herein, vor dem Altar intonirt: Das Wort ward Fleisch, Alleluja, und das Chor antwortet: Und wohnet unter uns, Alleluja. Sodann wird der Seegen gesprochen, und mit der Liede, last uns alle frölich seyn, beschlossen. (a)

(a) Diese Christ-Nachts-Predigt ist vor kurtzen Jahren erst gestifftet worden, und An. 1731. mit Approbation E. E. Raths in Zittau der erste Anfang damit gemachet worden. Die Stifftung bestehet in folgenden: Es haben nehmlich einige Liebhaber der Geburt JEsu, ein gewisses Legat ausgesetzet, von dessen Zinsen der Pfarrer, der Schulmeister, die Kirch-Väter, die Sänger, und die Musicanten etwas bekommen, auch die Lichte angeschaffet werden. Die Pfarr Frau verehrte darzu ein paar Messigne Leuchter aufn Altar zu setzen. Die 2. grossen Hänge-Leuchter

[36]

aber haben einige gute Freunde verehret, (deren Nahmen drauf gestochen,) zusammt den Leinen, und vergoldeten Figuren etc. Einer hat 18. der andre 16. Tillen.
XVI. Lebens-Beschreibung derer Evangelischen Pfarrern.

Daß in dem Pabstthum vor alten Zeiten allhier Pfarrherrn gewesen, ist ohnstreitig, und beweiset es das Alter der Kirche. Ich habe aber von denenselben weiter nichts aufbringen können, als daß ich in Hrn. Gottfried Mönchs Collectaneis gefunden, daß An. 1464. Johannes von Brüx, Altar Herr zu den H. Creutz in Zittau, Pfarrer zu Herwigsdorff gewesen. Ich kan auch nicht eigentlich wissen, ob der Ehrwürdige Herr George Roscher, Pfarrer zu Herwigsdorff, welcher 1545. am Sonntage Brigitta gestorben, unter die Evangelischen oder Catholischen Pfarrern zu zehlen; Ich werde dahero den Anfang derer Evangelischen Pfarrern, mit Hrn. Mönches Verzeichniß, und zwar wie es Hr. D. Carpzov. in Anal. Zitt. Part. 3. c. 4. ff, 9. p. 90. vermehret hat, machen, und dessen Beschreibung zum Grunde legen, nach diesen aber meine Observation beytragen.

I. Paul Lanckisch.

Paul Lanckisch war der erste Priester in Herwigsdorff, so sich in Ehestand begeben. Als er alt worden, hat er sein Amt resigniret, und in Zittau als ein Privatus gelebet. Starb An. 1562. und ward in die St. Johannes-Kirche begraben.

Er war bürtig aus Zittau, nach D. Carpzovs Bericht, in Anal. Zitt. part. III. cap. 7. §. 2. p. 122. Wie nahe er aber mit denen Vor-Eltern, der noch ietzo in Zittau florirenden Herrn von Lanckische, verwand gewesen, ist hier zuweitläufftig auszuführen, vielleicht schicket sichs bey einer andern Gelegenheit. Ich habe sonst weiter nichts von ihm aufbringen können, als daß ich einige Legata aus seinen 1562 errichteten Testamente hierbey bringen kan: Zu 2 gemeinen Bädern 10 Thaler mit Speiß und Tranck zu bestellen, eines zu [37] Friedland, und das andre zu Zittau. E. E. Rath zu Zittau verordne ich 20 Thaler, und bitte, Ihre Erbarkeiten wolten mein Weib und Kind in ihren Schutz nehmen, und diesen meinen Willen helffen bestätigen. Dem gemeinen Kasten 30 Thaler. Den Armen Frantzosen 20 rthlr. zum neuen Altar 10 rthlr. Item 9 Thaler zu dreyen Tüchern gewand, eines zu Friedland, und zwey zu Zittau für gar arme Leute auszutheilen. Zum dritten sollen meinem Weibe von meinem Gut und Habe 200 Thaler ohne allen Wiederspruch folgen, Meinen Bluts-Freunden als nehmlich Frantz Lanckische 60 Thaler, Hanß Lanckische 30 Thaler. Kaulferß Kindern 20 Thaler. Caspar Schwalmen 30 Thaler. Der Lehnen 8 Thaler. Den Mühl-Erben 8 Thaler. Melchior Lanckisch Kindern 20 Thaler. Balthasar Lanckische erlasse ich die geliehene Gelder, und bescheide noch seinen Kindern 8 Thaler. Den dreyen Kirchen zu Friedland, Schönewalde, Bernsdorff, sämmtlich 6 rthlr Groschen. Zum Neuen Hospital zu Friedland 2 rthlr Gr. Actum den 14 Mart. 1562. Aus diesen Testament ist zu ersehen, daß er Weib und Kind gehabt, wiewohl ich nicht in Erfahrung bringen können, wo seine Kinder hingekommen, noch wer sein Ehe-Weib gewesen. Weil aber in den Herwigsdorffer Kirchen-Buche diese kurtze Nachricht stehet: Anno 1595. den 21 Nov. die Alte Paul Lanckischin begraben; So muthmasse ich, es sey dessen hinterlassene Witwe gewesen. So viel habe noch erfahren, daß er den 8 Mäy gestorben, und sein Epitaphium in der Johannis Kirche am zweyten Pfeiler zur Lincken vorm hohen Altar gestanden.

II. Johann Scholtze.

Johann Scholtze, Zittau war hier Pfarherr An. 1558. von diesen weiß ich weiter nichts zu berichten.

III. Hieronymus Scherffing.

Hieronymus Scherffing, Zittav, erhielt die Vocation 1564. starb 1576. wegen Unpäßlichkeit ward ihm An. 1576. zum Substituten [38] adjungiret George Beyerling, so aber folgender Zeit nach Spitzkunnersdorff Beförderung erlangte.

Er war bürtig aus den von langen Zeiten hero in Zittau berühmten Scherffingischen Geschlechte. Wie denn Nicol Scherffing 1413. Ratsherr worden, und 1422. noch gelebet: Johann Scherffing ward Ratsherr 1431. Stadt-Richter 1434. und Bürgermeister 1439. Johann Scherffing ward Ratsherr 1493. und starb 1509. Unsers Hern. Magisters (welcher An. 1530. gebohren worden: nach diesen die Universitäten Leipzig und Wittenberg besucht, aucht 1564. den Gradum Magisterii erhalten.) Sein Herr Vater aber war Johann Scherffing, welcher 1543. Raths-Herr in Zittau wurde, und 1553. den 22. Mart. starb, nachdem sein Weib 10 Jahr zuvor, nehmlich 1543. verschieden, wiewohl man nicht weiß, wer sie gewesen, und wie sie geheissen. Seine andere Frau aber, als unsers M. Hieronymi Stief-Mutter, war Frau Regina, Hrn. Matthäi Goldberges Tochter. Indessen sind unsers M. Hieronymi Geschwister folgende: 1) Johann Scherffing, ward Raths-Herr in Zittau 1558. Stadt-Richter 1568. und Bürgermeister 1570. da er denn die Regierung hatte, An. 1573. 1576. 1579. 1580. und 1583. starb 1584 den 15 Oct. Sein in der S. Johannis Kirche befindliches Epitaphium stehet in Carpzovs Anal. Zitt. I Theil II Cap. fol. 69. Er starb ohne Kinder. Seine 1582 erheurathete Gemahlin, Barbara, war eine gebohrne Stollin. 2) Urban Scherffing, Philos. Magister, kam in Zittauischen Rath 1594. und starb 1598. den 21 Octobr. Er hatte ein Gut oder Vorwerck in Herwigsdorff, insgemein das Scherffingische Forwerck genannt, auf welchen An. 1599. seine hinterlassene Witwe, Frau Anna, gebohrne Mildin, sich wegen der greulichen Zittauischen Pest enthielte, weil aber die Pest ebenfalls dieses Forwerck ergriffen, und auf denselben viele Menschen hinraffte, so muste sie ebenfalls den 16 Nov. e. a. ihren Geist daran aufgeben, und ward auf den Kirchhof allhier begraben, wie ihr noch allda befindlicher Leichenstein, (dessen Aufschrifft bey Beschreibung des Kirchhofes folgen soll,) ausweiset. [39] Urban Scherffings Sohn, Gregorius, oder George Scherffing, heurathete erstlich An. 1576. Anna Bleskin, und als selbige 1593. starb, zum andern Frau Ursula, Anton Geißlers Tochter, und Paul Hartigs, Bürgers in der Weber-Gasse, hinterlassene Witwe, (welche ihren ersten Mann 1588. geheurathet, und 2 Kinder gebohren hatte,) den 28 Jan. 1599. Diese Ehe aber tauerte nicht lange, denn den 6 Decembr. starb ebenfals in obgedachter Pest zu Herwigsdorff auf seiner Schäferey hintern Wasser Georg Scherffing, und ward den 7 dito mit der Schule durchs Dorff begleitet, zur Stadt Zittau geführet, und zur H. Dreyfaltigkeit begraben. Doch entsprosse aus dieser Ehe ein Zweiglein Margaretha den 28 Sept. 1599. welches nach diesen An. 1615. am Tage Petri und Pauli an Hrn. Christoph Glitzen, E. E. Raths Schoß Herrn und Bürgern am Ringe in Zittau verheurathet wurde, dessen fünffte Ehe-Frau sie wurde, und ihn 3 Kinder gebahr, auch nach seinem An. 1620. den 19 Mart. erfolgten Tode sich anderweit an Esaiam Möllern verehlichte, und endlich 1643. den 13. Jun. starb. 3) Paul Scherffing, Bürger und Ratsherr zu Schlan in Böhmen. 4) Anna, heurathete Hrn. Joachim Richtern, Tuchmachern und Raths-Freund, und starb 1596. 5) Sybilla, heurathete Anfangs Hanß Donathen, und nach seinen Absterben Jacob Hartige, Bürger, Tuchhändler, Kirchen-Vorsteher bey S. Johann, Hospital Verwalter und Rathsherrn in Zittau, (obbeniemten Paul Hartigs Bruder,) welchen sie 5 Kinder gebahr, von denen die itzige Hrn. von Hartige herstammen, deren Stamm-Register bey Beschreibung Hörnitz soll ausgeführet werden. Sie starb 1605. den 8 April. 6) Barbara, Hanß Leutigers Ehe-Weib. Mit beniemten 7. Kindern hat sich An. 1544. in Vigil. Exalt. Crucis, ihr Vater Hanß Scherffing, wegen Mütterlichen Erbtheils, verglichen. Unser M. Hieronymus heurathete An. 1565. den 15 Febr. Magdalenam, Herrn M. Tectandri, Pastor Primarii in Zittau Tochter, welche An. 1549. gebohren war, dieselbe heurathete nach seinem Tode wieder Herrn Gregorium Fügern, Pfarrern zu Reichenau, und starb 1596. (vid. [40] Hist. Eccles. Zitt. Part. 1. pag. 150.) Sie zeugte unsern M. Hieronymo, (so viel mir wissend,) 3 Töchter, deren 2 Vormünden Johann Scherffing, Bürgermeister, und David Rodox, Herrn M. Urbano Scherffingen, ihrer gemeldeter Pflege-Kinder Antheil an Aeckern, Scheuren und Gärtlein, alles für den Bautschen Thore gelegen, wie sie solches von ihren lieben Eltern ererbet haben, verkauffet, Actum den 25 Jul. 1579, Diese 3 Töchter waren 1) Magdalena, verheurathet an Hanß Heintzen, Schössern zu Buchwalde in Nieder-Lausitz, und starb 1598. 2) Anna, heurathete 1586. Hrn. Wentzel Cremsieren, Pfarrern in Witgendorff, und nach diesen in Hennersdorff in Seiffen. 3) Ursula, gebohren 1570. den 29 April verehlicht 1590. den 25 Sept. Hrn. Martin Colbergern, Pastorn zu Skal in Böhmen, welcher hernach nach Witgendorff, und von dannen hieher nach Herwigsdorff ins Predigt-Amt kam, dessen unten ausführlich wird gedacht werden. Sie starb den 3 Jun. 1631. als Witwe.

IV. David Fleischmann.

Der vierdte Evangelische Priester in Herwigsdorff war David Fleischmann, gebohren 1546. zu Plauen in der Inspection Dreßden. succedirte seinen Vater im Predigt-Amte zu Plauen 1570. unterschrieb die Torgauischen Articul 1574 ward hieher beruffen 1577. zog nach Reichenau 1591. den 18 Aug.

Von diesen Pfarrer schreibet der berühmte Rector an der Dreßdnischen Annen-Schule Hr. M. C. A. Freyberg (welchen GOtt noch lange in erwünschten Wohlstande erhalten wolle,) in seiner Vorrede zu Iccanders 12 Supplement des itzt lebenden Sächsischen Ministerii, folgender Gestallt: Er wird sonsten Karkander genannt, D. Peucer drang ihn nach seines Vaters Nicolai Tode, mit Gewalt zu Plauen ein, bekam aber als ein heimlicher Calviniste daselbst seinen Abschied, wiewohl er in der Ober-Lausitz zu Herwigsdorff 1577. und zu Reichenau unter dem Closter Marienthal 1591. doppelte Beförderung wieder erlangte, und als Pastor des letzten Orts erst 1606 starb.

[41] Sein Herr Vater Nicolaus Fleischmann, ist 24. Jahr Pfarrer zu Plauen gewesen, und 1570. den 8 Jun. gestorben, seines Alters 52. Jahr. Unser Herr David hat zu Plauen mit seinem Weibe Catharina gezeuget, eine Tochter Margaretha, welche den 8 Octobr. 1572. getaufft, und An. 1591. an Hrn. Clemens Lehmann, Pfarrer zu Burckersdorff vermählet worden, dem sie 6 Kinder gebohren, und 1606. den 6 Jan. gestorben. Eine andere Tochter unsers Hrn. Davids, Nahmens Maria, hat Hrn. Eliam Bartsch, Pastoren zu Langenau geheurathet. Sein Sohn, Johannes Fleischmann, war Anfangs Pfarrer zu Jungen Buntzel in Böhmen, und lebte drauf als ein Exulant in Zittau, biß er ebenfalls nach Reichenau als Pfarrer kam, selbigen Dienst 25 Jahr bekleidete, und 1652. den 18. April allda begraben wurde. Von unsers Davids Anzuge zu Reichenau will ich seine eigne Worte setzen, wie er sie allda ins Kirchen-Buch eingetragen: Den 5 Mäy habe ich zu Reichenau geprediget in Beyseyn des Hrn. Archi Diaconi zu Königshayn, Hrn. Martini Jacobi, und Hrn. Nicolai Schmiedschneider, des Stiffts Praeposito. Den 14 Mäy bin ich zu Reichenau angezogen, und weil ich von etlichen Meutmachern bin bey den Herrn auf Friedland verunglimpffet worden, bin ich vor Ihr. Gnaden den 15. May, und mich verantwortet, und gnädige Antwort erlanget, weil ich mich, meine Ordination und Confession neben andern ehrlichen Paßporten zu bringen erboten, welche ich denn auch den 29. Mäy auf Friedland eingestellet, und weil der Hr. S. Gnaden nicht zur Stelle gewesen, den Amts-Schösser des Orts überantwortet, der, nachdem er sie gelesen, mit mir in allen wohl zufrieden gewesen. Ferner schreibet er: An. 1598 den 26 Febr. ist mir von der Herrschafft mein Urlaub angekündiget worden, aber er hat nicht gegolten, quia Baro Friedlandis & Zittaviensis sese opposuerunt Monacho. Er starb endlich zu Reichenau 1606. den 18 Aug. und ward den 21 dito begraben, nachdem er allda in Amte gewesen 15 Jahr und 16 Wochen.

[42]
V. M. Joachim Stauch.

M. Joachim Stauch, (Hr. D. Carpzov setzt hier zwar Strauch, er wird aber in unserm Kirchen-Buch durchgehends Stauch benahmet) ward hier Pfarrer 1591. starb 1594. den 12 Nov.

Er ehlichte An. 1591. den 3 Oct. zu Sebnitz, Jungfer Rosinen, Hrn. Gregorii Colbenschlägers Tochter, und geschahe die Heimführung allhier den 28. Oct. GOtt seegnete auch diese Ehe An. 1592. den 9 Sept. mit einem Sohne, Nahmens Gottfried, und den 4 Febr. Anno 1594. mit einer Tochter Rosina Elisabeth, von welchen ich aber weiter keine Nachricht habe. Er ward den 17 Novembr. begraben. Seine hinterbliebene Witwe starb An. 1598. in Zittau, und ward den 4 Jun. in die Herwigsdorffer Kirche neben ihren Herrn begraben.

VI. Gregorius Eichler.

Gregoirus Eichler, Gorlic. Nat. d. 16. Mart. 1562. docirte Anfangs in dem Gymnasio zu Görlitz von 1586, biß 1588. da er ins Predigt-Amt nach Leuba, von dar An. 1591. (diß ist ein Fehler, soll 1595. heissen,) gen Herwigsdorff, aber selbiges Jahr auch nach Görlitz als Diaconus beruffen ward, starb den 11 Jan. 1611.

Er war eines Schneiders Sohn. Die Vocation nach Leube erhielt er An. 1588. den 11 Mäy, und that den 29 Mäy seine erste Amts-Predigt, und zog den 1 Jun. an. Er war ein gutter Mathematicus und Astronomus, und publicirte lateinische und deutsche Calender, stellte auch viel Nativitäten, wie hiervon die Exempel bey seinen aufgezeichneten Schrifften in Manuscripto verhanden sind. Er heurathete 1587. Hedwigin, gebohrne Zenderin. Conf. Carpzov. Memor. Heidenr. fl. 10. p. 99. M. Frentzel Ober-Lausitz. Dörffer Annal. MS. Part. 2. fol. 319. Funcke in Lebens-Geschichten der Görlitz. Geistlichen pag. 45. Und der Autor des Gelehrten Lexici, im Anhange p. 2626. machen ihm fälschlich zu einem Diacono [43] in Herwigsdorff, so wird auch in benennten Lexico seine Geburt falsch im 1595. den 12 Decembr. gesetzet. Doch weil er sehr kurtze Zeit bey uns gewesen, so überlassen wir die fernere Beschreibung seines Lebens denen Herren Görlitzern.

VII. Michael Just.

Michael Just. Zitt. natus. 1548. ward Conrector bey der Schule in Zittau, An. 1586 Pfarrer zu Bertzdorff An. 1592. hieher vociret An. 1595. gieng mit Tode ab An. 1603. den 14. December.

Sein Geburths-Tag war der 25 May. Sein Vater hieß Peter Just, war Senator Zitt. Er studirte in Wittenberg und Leipzig, ward hierauf noch bey verbeßerter Schule, der erste Con-Rector in Zittau Anno 1586. den 7 Febr. Als aber Anno 1587. der Rector Janitius seine Dimißion bekommen, so verrichtete er die Vices als Rector biß An. 1589. ward aber hierauf dimittiret An. 1590. Caprzov. Anal. Zitt. part. 3. cap. 6. §. 2. pag. 112.

Seine Bücher kauffte E. E. Rath in die Zittauische Bibliotec. Ibid. parte. 1. cap. 18. §. 1. p. 132. Er ward in Zittau vom Conrectorat dimitiret, weil sich der Rector Etzlerus nicht mit ihm vertragen konnte. Ibid. part. 3. cap. 5. §. 4. p. 101.

Seinen Ehestand betreffend, so heurathete er zum ersten, An. 1578 Fr Benignen, Herrn Martin Stollens Bürgers auf der Weber-Gasse Tochter, und Herrn Lucas Möllers Handelsmanns Wittwen, mit der er seine damahlige Wohnung auf der Kohl-Gasse ererbete. Als diese erste Ehe-Liebste Anno 1596 den 30 May starb, und den 1 Jun. vor Zittau zur Heiligen Dreyfaltigkeit begraben wurde, so heurathe er Anno 1597 den 2 Jun. Zum andernmahle Jungfer Saram, Hr. Laurentii Frömbters, Senatoris und Bürgers in Lauban Tochter, ob er Kinder gezeuget, davon ist nichts bekannt.

Sein Herr Vater Peter Just, Bürger auf der Neustadt, wiedmete seine Jugend den Studiis, und ward 1558 ins Raths-Collegium aufgenommen, ward Gerichts-Assessor 1571. verwaltete das Richter-Amt, [44] 1574. 77. 80. und starb 1582 den 5 Febr. worauf er den 20 Febr. aus den Väterlichen Erbe den Bierhoff auf der Neustadt pr. 1700 Mr. annahm.

Seine Frau Mutter hieß Cunigunda, Herrn Thomä Cramers Gerichts-Assessoris und Bürgers am Ringe Tochter, verehlicht 1547 starb 1581 den 28 Mart. zeugten in 34 Jähriger Ehe 11 Kinder, darunter unser Michael der Aelteste war.

Er hat den Nahmen eines gutten Poeten. Sein Symbolum war ein Palmbaum, mit der Beyschrifft: Palma Iusti. Worauf folgende Verse gerichtet sind:


Sangvine IUSTE Dei, qvem sors mala & aspera Vexat
     Omnia fer PALMA more, ferentis onus,
Ob Luctando & enim precibus mala & ipsa terendo,
     Aeqvo animo, pressis vincitur omne malum.

Sein Herr Bruder Martin Just, Anfangs Stadtrichter zu Meissen, und drauf Ober-Stadt-Schreiber in Zittau, erlangte sub dato den 12 May 1594. von Herrn George von Carlotwitz Comit. Palat. Thum-Dechant zu Meissen, Thumherren zu Magdeburg Naumburg, Merseburg, und Zeitz etc. einen Wappen-Brieff vor sich und seinen Bruder Michael, und derselben bey den ehelichen Leibs-Erben und Erbens-Erben, daß sie mögen in Wappen führen; Einen Schild, welcher in die Länge herunter von gelber und blauer Farbe halbiret, und in dem gelben Theil ein weiß Feld, über Eck erscheinet darinnen ein Palmen-Zweig, und auf dem andern Theil, von blauer Farbe, zwey solche weisse Felder auch über Ecke zertheilet, darinne gleichfalls 2 grüne Palmen-Zweige sind, und auf dem Schilde ein zugethaner Stechhelm, in seiner gebürlichen Farbe, daran ein Türckischer Bund von blau und gelber Farbe, dessen Enden, auf der Lincken herausfliegend, und eine gelbe und blaue Helmdecke, darauf 2 Hörner, und sind aus iedem drey Palmen-Zweige zu sehen, und zwischen den Hörnern ein Mann der einen Palmen-Crantz auf dem Haupte hat, und mit beyden ausgestreckten Armen die Hörner halten thut, [45] dessen Kleydung ist ein gehalbirter blauer und gelber Rock mit gelben Knöpffen und mit einer weissen Binde umgürtet. Dieses Wappen ist zur Zeit noch im Brauch, und wird von diesen Geschlechte beständig geführet und gebrauchet.

Unser Herr Michael ward den 16 December 1603 zu Zittau zur Lieben Frauen begraben, allwo ihn der Mittags-Prediger M. Zacharias Posselt die Leichpredigt hielte.

VIII. M. Johann Lindner.

M. Johann Lindner, Cament. gebohren 1563. promovirte in Magistr. Philos. 1591. ward Pfarr zu Rotz 1592. zu Droßig in Schlesien letzten allhier 1604 entschlief 1618 den 16 Febr.

Es war dieses unsers M. Lindners Herr Vater M. Wolffgangus Lindner, Pfarrer in der Sechs-Stadt Camentz, von Franckfurt an der Oder bürtig, welcher zwar nicht lange in Camentz gewesen, sondern sich in seine Vaterstadt Franckfurt wegen Unpäßlichkeit begeben müssen, in Meynung sich allda curiren zu lassen, wo er aber bey seinen Herrn Bruder D. Hieronymo Lindnero, Churfürstl. Rath. und Professore & Seniore der Juristischen Facultät allda An. 1566. Dom. p. S. S. Pet. & Paul. gestorben, wie Hr. D. Carpz. in Memor. Heidenr. p. 124. meldet. Weil aber in der unsern M. Lindner von M. Joach. Pascha gehaltnen Leichen-Predigt, und dessen angehengten Lebens-Lauff, es sey unser M. Johannes damahls noch nicht ein Jahr alt gewesen, stehet so will sichs mit der von D. Carpz. in Anal. Zitt. und den erst gedachten Lebens-Lauf angegebenen Jahr-Zahl seiner Gebuhrt 1563. gar nicht reimen. Seine Frau Mutter war Fr. Anna, eine Tochter des Generalissimi Superintendenten deß Churfürstenthums Brandenburg, M. Johann Schnitters, den Hr. Lutherus seel. Agricola genannt, welche ebenfalls bald nach seinen Herrn Vater gestorben. Sein Hr. Vetter gedachter D. Hieronymus (welcher der Stadt Zittau zu Prage wohl gedienet, wie davon der Herr Bürgermeister Peter Kabß, und Bürgermeister Engelmann viel zu rühmen wusten,) nahm ihn dahero zu sich, erzog ihn, und verschickte ihn [46] in 14 Jahre seines Alters zu M. Peter Vincentio gen Breßlau, und 1579 auf die Academie Wittenberg, allwo er geblieben, biß er 1585. wieder nach Franckfurt erfodert worden, worauf er im 23 Jahr seines Alters Nobiles zu informiren bekommen, und 1591. Gradum Magisterii erlanget, sub Decano D. Joachimo Garcaeo, Superint. Brandenburg. An. 1592. trat er in das H. Predigt-Amt, indem ihn ein recht Gottsfürchtiger von Adel, der vielen Alten Predigern und Gottes-Freunden grosse Wohlthaten erzeiget, wie Obadias zu Eliä Zeiten, die es für GOtt rühmen werden, Nahmens Henning von Reich, gen Rotz beruffen, von welchen Orte er nechst dem gen Droßig in Schlesien, durch einen von Kottwitz beruffen worden, biß er A. 1604. unter Bürgermeister Peter Kabses Regierung hieher nach Herwigsdorff beruffen worden. Die Gemeine muste ihn von Freystadt aus Schlesien mit 3. Wagen abholen, vor welchen ieden 3. Rosse gespannet wurden, aus den Mitteldorffe fuhren ihrer zween, nehmlich Hanß Hermann, und Matthes Kühne, aus den Ober-Dorffe Thomas Zimmermann, ieden Fuhrmann ward auf 6. Tagereisen Lohn gegeben 8 ß. 24 gl. Hierzu ward auf E. E. Raths Befehl gegeben von der Kirchen 10 Mr. das übrige ward von der Gemeine colligiret. Ein Gärtner gab 2 argl. die Hauß-Leute 3 kleine Groschen. Den 26 Febr. war der Donnerstag vor Faßnacht, kam er angezogen, und tauffte den 29 Febr. das erste Kind. Seinen Ehestand betreffend, so heurathete er Anfangs An. 1595. Fr. Ursula Kyhnen, Hrn. Bürgermeisters Anton Kyhnens (vielleicht zu Glogau) Tochter, und Hrn. Paul Kyhnens, Stadt-Richters in Zittau, Schwester, wie auch Matthäi Ritters, Hofe-Richters zu Guhr, hinterlassene Witwe, mit der er keine Kinder erzeuget, aber den Stief-Kindern viel Freundschafft erwiesen, und weil in Herwigsdorffer Kirchen-Buche steht: An. 1605. Jacobus Jacobi von der Freystadt M. Lindners Eydam eine Tochter Ursula lassen tauffen, so muß dieses von seinen Stief-Kindern verstanden werden. Sie starb 1609. den 6 Aug. allhier, und ward den 9 dito begraben. Hierauf schritte er in Nahmen GOttes zur andern Ehe, An. 1612. am [47] [WS 5] Sonntage Cantate den 21 Mäy in Zittau, mit Jungfer Annen, Hrn. Lucas Gärtners, vornehmen Bürgers in Budißin nachgelassene Tochter, gebohren den 15 Febr. 1593. welche sich bey ihrer Fr. Muhmen Julianen, Hrn. Adalbert Engelmanns, Bürgermeisters in Zittau Liebsten, und Bürgermeister Valentin Lockes in Budißin Tochter, in Zittau aufgehalten. Diese hat ihn mit 2 Söhnen und 1 Tochter erfreuet. Der erste Sohn Gottfried ist allhier getaufft 1613. den 10. April hat 1631. seinen Hrn. Stiefvater M. Winzigern bey dessen Begräbniß ein lateinis. Carmen gemacht, weiter weiß ich nichts von ihm, wie auch von den andern Sohne Adalberto. Die Tochter Juliana ist hier gebohren 1616. den 8 Mart. u. begraben 1617. den 26 Oct. Nach seinen Tode heurathete sie wieder seinen Nachfolger in Pfarr-Dienste M. Winzigern, dahero bey dessen bald folgenden Lebens-Beschreibung, ein mehrers von ihr folgen wird. Er war nicht ein schlechter Gemeiner Gelehrter Mann, sondern war reich im Geiste, und hat viele Spirtuales Experientias, das er gern pflag zu reden von Verfolgung wenn wir biß aufs Blut wiederstehen solten, und mit unsern Tode GOtt preisen, davon die Welt nicht gerne höret. In seiner langwierigen Schwulst und Kranckheit hat er grosse Geduld erweiset, und immer fleißig gebetet, und GOttes Hülffe erwartet etc. wie obangezogner Lebens-Lauff bey seiner Leichpredigt meldet. Er entschlieff endlich in Zittau in seinem Hause in der Kohl-Gassen[WS 6], und ward den 18 dito von denen Schülern bis ans Weber-Thor begleitet, und darauf allhier zu Herwigsdorff mit einem grossen Comitat aus der Stadt zu Mittage zur Erden bestattet worden. Die Leichen-Predigt thate Hr. M. Joachim Pascha, Pastor Primarius in Zittau, über Ps. 73. Wenn ich nur dich habe – – umkommen. welcher selbige drucken ließ, und de dato 25 Mart. 1618. dedicirte, 1) Hrn. Henning von Reich auf Rotzen, Reichenberg, und der zugehörigen Dörffer der Schifelbenischen Clauß, Erbsassen. 2) Hrn. Sigismundo Kindelero, Syndico der Stadt Zittau, und Dorf-Verwalter in Herbigsdorf. 3) Herrn David Lindener, Pfarrern in Ober-Boberwitz. 4) Hrn. Paulo Kyhn, [48] regierenden Stadt-Richter in Zittau. 5) D. Andreä Gärtnern, Advocato zu Budißin, und 6) dessen Bruder D. Henrico Gärtnern, Stadt-Physico allda. 7) Fr. Annen Lindnerin, als der Witwen. 8) Fr. Magdalenen geb. Lindnerin, Hrn. David Kyhnens, Apotheckers zu Swibsen, Witwen. Es haben auch dieser Leich-Predigt lateinische Carmina beygefüget 1. M. Augustinus Preilius, Schol. Zitt. Rector. 2) Mel. Hausius, Zitt. Poët. & Not. Caes. Schol. Laub. Rector. 3. David Sulcius. Sie ist 5 Bogen starck, in Qvarto. Sein und seiner Ehe-Frauen Ursulä Leichen-Steine findet man zwar noch auf den Kirchhofe, doch ist die Schrifft drauf fast unleserlich worden, auch ist das Kühnische und Lindnerische Wappen drauf befindlich. Weil auch in unsern Kirchen Buche sein Alter auf 53 Jahr gesetzet wird, so muß er An. 1565. (und nicht 1563. wie D. Carpz. in Anal. Zitt. setzet,) gebohren seyn. Währender Vacantz nach seinen Tode, als der Hr. Pfarrer von Bertzdorff und die Studiosi hier geprediget, sind sie aus dem Kirchen-Aerario mit Speiß und Tranck versorget worden.

IX. M. Andreas Winziger.

M. Andreas Winziger, Zittav. gebohren An. 1595. den 1 Aug. ward Philos. Magister 1619. Trat hier ins Amt 1618. den 5. Mart. ward Diac. in Zittau 1619. Archidiaconus 1624. starb 1631. d. 4 Mäy.

Sein Herr Vater war Michael Winziger, Bürger und Leinwand-Händler auf der Weber-Gasse, sonst von Budißin, welcher ihn überlebet hat. Er zeugte in doppelter Ehe 16 Kinder, und starb 1650 den 16 Dec. seines Alters 83 Jahr. Die Frau Mutter aber Martha, Caspar Scholtzens, Lohrothgärbers, und Fr. Coronen Ringehütten Tochter, welche Eltern 64 Jahr und 16 Tage miteinander in Ehestande gelebet. Seine Mutter starb 1620. den 15 Dec. Fünff oder sechs jährig thät man ihn in die Schule, als der berühmte M. Melch. Gerlach Rector war. So hielten ihn auch seine Eltern eine zeitlang einen Paedagogum, und thäten ihn drauf zu Herrn David [49] Sulcio in die privat Institution. Seine erste Predigt thät er zu Herwigsdorff den 9 Nov. 1614. unwissend, das ihn GOtt mit der Zeit hieher befördern würde. An. 1615. den 6. Mäy nahm er in Patria Abschied, und zog auf die Universität Wittenberg, allwo er 3 Jahr zubrachte, und nebenst den Philosophicis und Theologicis lectionibus, insonderheit grosse Lust gehabt, zu den linguis orientalibus, nehmlich der Hebräischen, Chaldäischen, Syrischen und Arabischen Sprachen; Hat derowegen fleißig sich zu Hrn. Martino Trostio, Huxariensi, (welchen der vortreffliche Theologus D. Fantzius in suâ scholâ sacrificiorum diß Zeugniß giebt, das er Linguarum Orientalium peritissimus gewesen,) gehalten, unterschiedene Collegia bey ihn besucht, und ziemliche Profectus in der Hebräischen, Chaldäischen und Syrischen Sprache erlanget. Auch hat er von demselben gehöret Arabicam Grammaticam Erpenii. In Predigen hat er sich exerciret zu Niemeck bey Bitterfeld. An. 1617. den 24 Apr. hielt er eine Disputationem Physicam, und schickte sie herein nach Zittau.

An. 1618. im Martio erhielt er zu Wittenberg eine unverhoffte Vocation nach Herwigsdorff, welche er auf Einrathen des damahligen berühmten Superint. D. Balduini annahm, und sich von denselben den 15 April. solenniter ordiniren ließ. Hierauf reisete er nach Hause, und ward den 25 May bey der Kirch-Rechnung von E. E. Raths-Abgesandten in Beyseyn der gantzen Gemeine angenommen, that auch den 20 May seine erste Predigt, und die Herwigsdorffer colligirten 15. rthlr. womit seine Sachen von Leipzig herein konten geschaffet werden. In den Autographo seines Curriculi findet man hierbey folgende Worte: – Gleichwie JEsus Christus im Anfang seines Ministerii von Teufel versucht worden; also habe ich auch damahls viel Tentationes ausstehen müssen. – An. 1619. den 1 Mart. reiste er wieder nach Wittenberg, und promovirte allda den 26 Mart. in Magistrum, da er unter 45 Candidaten den 19 Locum gehabt. Anfangs April kam er wieder zu Hause; und den 1 Octobr. ward er nach Zittau als Diaconus vociret, und zog den 12 Nov in die Stadt, ward auch An. 1624. allda Archi-Diaconus, in welcher Stelle er verschieden.

[50] Seinen Ehestand belangend, so erwehlt er sich zur ersten Ehe-Gattin, Fr. Anna, gebohrne Gärtnerin, seines Antecessoris M. Lindneri hinterlaßne Witwe, und wurden die Sponsalia den 4 Sept. 1618. und 1619. den 19 Apr. die Nuptialia gehalten. Diese, obzwar nur 6. Jahr tauernde Ehe seegnete GOtt mit 4 Kindern, als 1 Sohn Andreas, und 3 Töchtern, Maria, Martha Corona, und Annen Margarethen, wovon ihn die letztern beyde überlebten. Die Mutter dieser Kinder starb hierauf An. 1625 den 30 Jul. nachdem sie 4 Tage vorher ein Töchterlein gebohren, so nach der Tauffe bald verschieden. Den 1 Aug. ward sie begraben, da ihr Herr gleich 30 Jahr alt gewesen, sie aber im 33 Jahre. Die Leich-Predigt thät ihr Clemens Lehmann, Pastor Primarius in Zittau, über Ps. 73. v. 23.–26. welche 6 Bogen starck in 4to gedruckt ist, und wo ihr in den Personalien folgendes Lob gegeben wird: Sie ist gegen Arme, dürfftige Leute barmhertzig und freygebig gewesen, jedermann gerne nach Vermögen gedienet, massen sie auch ihre Mildigkeit, da sie ihre Bürgerliche Nahrung in ihren Witwen-Stande geführt, gegen das Ministerium am Tag gegeben, welches ich als damahls ihr Beicht Vater mit Warheit ihr nachrühmen kan, wie sie denn auch absonderlich ein Stück Geldes nach Herwigsdorf legiret hat, damit jährlich armen schwangern Weibern und andern nothdürfftigen soll gedienet werden. So weit aus den Personalien. Hierauf hat er sich anderweit eingelassen, mit Jungfer Annen Sabinen, Hrn. Christoph Neseni auf Ratgendorff vornehmen Bürgers am Ringe, nachgelassenen Tochter, und M. August Posselts, Pfarrers zu Seiff-Hennersdorf, Pflege-Tochter, und 1626. den 30 Nov. sein Hochzeitliches Fest celebrirt, mit welcher er gezeuget 1 Söhnlein, so den 13 Sept. todt auf die Welt kommen, und den 16 begraben worden; und 2 Töchterlein, davon das eine 1629. gestorben, das älteste aber Anna Margaretha überlebte ihn, und heurathete 1641. Herrn Caspar Hartranfften, nachmahls Stadt-Richtern in Zittau, und brachte selbigen Ratgendorff und Hasenberg, (welche ihre Mutter ebenfalls an unsern M. Winziger gebracht,) zu, doch davon wird bey Beschreibung Ratgendorf zu handeln seyn.

[51] Seine Kranckheit und Tod belangend, so lauten die Worte in seinen curriculo vitae, so M. Mentzel aufgesetzet, also: Bewust ist männiglichen, das allbereit in dem heil. Oster-Feyer-Tagen dem S. Hrn. M. ein scharffer Catarrhus und Fluß gefallen, also, daß es im Predigen wegen Heischerkeit ihm ziemlich sauer und schwer ankommen. Solcher Fluß hat drauf so fest bey ihm angehalten, daß sich endlich etliche Anzeigungen eines Fiebers spüren lassen, durch welche er aber dennoch von seinen Amts-Verrichtungen sich nicht hat wollen abwendig machen lassen, sondern hat, ob er sich gleich schon ziemlich übel befunden, dennoch denselben, ohn alle sein Verschonen, obgelegen, und am Sonnabend das Beicht-Hören abgewartet, folgenden Sonntags-Predigten verrichtet, auch Montags hernach das Früh-Gebeth gehalten, und dabey den 75 Psalm erkläret, welches seine letzte Amts-Verrichtung gewesen, dabey man schon eine ziemliche Mattigkeit an ihm hat abnehmen können. Auf dieses hat er inne gehalten, und zu den Gebrauch der Medicamentorum geschritten, und hat man anfänglich, weil man es vor ein schlechtes Fieber gehalten, noch ziemliche Hoffnung gehabt, daß es mit ihm nicht Noth haben würde. Demnach sich aber bey ihm bald sonderlich die Ruhe und Schlaff verlohren, und dagegen die Hitz und Mattigkeit immer mehr zugenommen, hat er sich zum seeligen Sterben auch gar bereit gemacht, und am vergangenen Donnerstag sich mit GOtt und Menschen versöhnet, und des H. Abendmahls andächtiglich gebraucht. Ob nun wohl von beyden Herren Medicis aller Fleiß angewendet, und an allen deme, was nur möglich gewesen, nichts gesparet worden: so wolten sich doch die Wirckungen nicht also, wie man gerne gesehen hätte, erweisen: sondern es nahmen die Schwachheiten je länger je mehr zu, also fern auch, daß, weil er fast keinen Schlaff haben kunnte, endlich (doch per intervalla) fast auch am Verstand sich ein Deliquium ereignete. Hat nun jemahls die Christliche Gemeine allhier auch öffentlich um eines krancken Menschen Gesundheit und Leben fleißig und inbrünstig zu GOtt geseuffzet, so ists gewiß auch vor unsern seeligen Hrn. Magister geschehen, und deswegen nicht wenig Thränen vergossen worden. Allein es hatte nur GOtt der Allmächtige ein anders in seinen Rath beschlossen, daß solch Gebeth zu diesem mahle nicht also, wie wir wolten, erhöret wurde. Wobey denn auch sonderlich, über dem man sich hat verwundern müssen, daß, als der seelige Herr Magister die andere Nacht vor seinem seeligen Ende, da er nicht schlaffen kunte, durch seiner sehr vertrauten Freunde einen, der bey ihn gewacht, mit der Krafft des allgemeinen [52] Gebeths getröstet worden, er drauf zur Antwort gegeben: Er würde wohl nicht mehr auf die Cantzel kommen, sondern es würde heissen, wie offt bey den Propheten stünde, daß GOtt sagete: Sie werden beten, aber ich will sie nicht erhören; von solchen auch etliche Sprüche aus den Propheten angezogen. Dergleichen war auch zu spühren am vergangenen Sonntage ungefehr eine Stund oder 3. vor seinen seeligen End, Denn als wir Beywesenden, auf unsern Knyen liegende, GOtt den HErrn anrufften, daß, weil er auch Todten auferwecken könnte, er uns Gnade vor seinen Augen finden und sich erbitten lassen wolle, und diesen seinen Diener uns erhalten; hat er, der seelige Herr Magister, ob wir gleich vermeinten, daß vor grosser Schwachheit er es so eigendlich nicht wahrnehme, dennoch mit grosser Bewegung dreymahl Nein, Nein, Nein, geschryen: und hiermit gleichsam zu verstehen geben wollen, daß vor seine Gesundheit und Leben zu bitten es wieder seinen Willen und gleichsam eine vergebne Arbeit wäre. Worauf wir denn in unserm Gebet bey GOtt dem HErrn flehentlich nur um diß angehalten daß, weil sich allerhand schmertzliche Symptomata bey seiner Schwachheit zeugeten, GOtt ihn doch davon erlösen, vor seinem Ende noch erqvicken, und mit einen sanfften Abdrücken begnaden wolle, welches denn auch geschehen. Denn obgleich an der Vernunfft, was irrdische Sachen belangete, eine ziemliche Schwachheit an ihm zu vermercken war, er auch mit der Sprache sehr übel fort konnte, so konnte man doch die lateinische Sprache noch ziemlich verstehen, und war der Verstand, qvoad Spiritualia, in Sachen, seinen Glauben und Seeligkeit betreffend, in einer feinen Richtigkeit sonderlich die letzten 2 Stunden biß an sein Ende, also, daß er auch einen und den andern Zuspruch mit Worten und Geberden gnungsam bezeugete, daß ers verstünde, auch seiner Seeligkeit gantz gewiß wäre. Denn als ich erinnerte, er solte seinen HErrn JEsum, auf den er getaufft, an den er gegläubet, den er geprediget hätte, fest behalten in seinen Hertzen, und der gewissen Zuversicht seyn, derselbe treue fromme Heyland, der ihn erlöset, deme er gedienet, werde auch an ihme das Wort des Evangelii wahr machen, was er andern geprediget hätte, und ihn das Ende seines Glaubens lassen davon bringen, nehmlich das ewige Leben. Und endlich diese Worte brauchete: Credisne per Gratiam Domini JEsu Salvari; Gläubt ihr durch die Gnade des HErrn JEsu seelig zu werden; fieng er drauf gantz vernehmlich an, und sagte mit einem besondern Ernst: Credo, annon sufficit? das ist, ich glaubs ja und hoffe es, ist es es denn nicht genug? worauf ich ihn zurieff: imo sufficit, [53] & haec fides tua te salvum faciet, das ist, ja freylich ists genug, und dieser Glaub wird euch helffen zur Seeligkeit; seyd nur der guten Zuversicht, der GOtt, der das gute Werck in euch angefangen hat, der wirds auch vollführen. Es ist zwar nunmehr die Zeit euers Abschieds verhanden, euren guten Kampff werdet ihr bald ausgekämpffet und euren Lauff vollendet haben; der HErr JEsus, deme ihr treulich am Evangelio gedienet, der reichet euch schon dar die Crone der Gerechtigkeit, und die schöne Crone des Lebens, die werdet ihr bald ergriffen haben, leidet euch nur vollend um ein kleines als ein guter Streiter JEsu Christi, es wird bald überwunden, und der Sieg in euren Händen seyn. Unter welchen Worten er denn beyde seine Arme gen Himmel rackte, und etliche mahl aufeinander sagte: Victoria! Victoria! welches so viel ist, als Gottlob, gewonnen, gewonnen! und das ist auch meines Wissens sein letztes vernehmliches Wort gewesen; ob er wohl hernach immer betende seine Lippen und Zungen regete, seine Augen stracks gen Himmel gerichtet, und seine Hände gefalten hatte. Nun befahrete man sich zwar eines harten Paroxismi, weil er sonst starck von Leibe war, GOtt der HErr erhörete unser Gebete, und verliehe es ihme gnädiglich, daß er fast bey 3 Viertel Stunden ziemlich still und säuberlich lag, als einer, der sich zur sanfften Ruhe schickte, endlich auch ohn einig Ungeberde, ja gar ohn einiges Händ und Fuß-Regen, ohn Zucken und Schlucken, sanfft und lieblich einschlieff, und seinen Geist aufgab. Conf. Bergmanns Trem. Mort. 4. 70. & 187.

Den 7 Mäy ward er begraben, da ihm denn die Leich-Predigt über Esa. 56. Der Gerechte kömmt um – – – Kammern, that der Primarius, M. Abraham Mentzel, welche nach diesen in Zittau bey Joachim Clement in 4to gedruckt worden, nebst den Epicediis 12. und einen halben Bogen starck. Diejenigen, so ihn hierbey Epicedia gemacht sind: M. Abr. Mentzel, Primarius. 2) D. Andreas Emmen, Physic. Zitt. 3) M. Augustin Preilius, Rect. Zitt. 4) M. Christophor. Zieglerus, Pfarr. Zitt. 5) M. Paul Haugsdorff, Pastor Hirschfelda. 6) M. George Laurentius, Diac. Loebau. 7) Christoph. Vopelius, Past. Seiffersdorff. 8) M. Andreas Witwer, Con-Rect. Zitt. 9) David Sutorius, P. L. C. 10) M. Joh. Hermann. 11) Christian Keymann, und 12) Godofredus Lindner.

Sein Symbolum war: Meus Amor V Vulnera Salvatoris.

[54] Folgendes Elogium wird ihm zugeschrieben: Lingvarum Orientalium admodum petitus, Hujus Ecclesiae Symista secundus, vir omnium bonorum amore, non tam ob modestiae & morum suavitatem qvam jucundam & gratam concionandi artem, dignissimus. Carpzov. Anal. Zitt. Part. 3. c. 7. §. 2. fol. 125.

Seine Grabschrift ist zu finden zur Lieben Frauen, wobey folgendes Epitaphium:

Hier ruht Herr Wintziger, hier schweigt der süsse Mund,
Der zu der Seeligkeit den Weg uns machte kund;
Ein Mann, der voller Kunst, GOtt ist sein grosser Lohn,
Hier bleibet ihm sein Ruhm, die Seel in GOttes Thron;
Von seinen Tochter Mann, und Tochter ward erneut,
Diß Grabmahl ihm zur Ehr, aus Lieb und Schuldigkeit.

Seine gedruckte Schrifften bestehen, so viel ich weiß, in folgenden Leich-Predigten; 1) Leich-Predigt gethan 1620. Christoph Glitzen, E. E. Raths Schoß-Herrn und Bürgern am Ringe sub Psal. 90. v. 11. Zittau gedruckt bey Joachim Clement in 4to. 5 und ein halber Bogen. 2) Bey Beerdigung George Schnitters, Bürgermeisters 1624. ex Esa. 57. v. 1. 2. in 4to. 3) Leich-Pred. bey Beerdigung Fr. Justinen, geb. Bölitzin, Petri Krieges Ehe-Wirthin, den 5 Sept. 1625 ex Genes. 35. v. 16. in 4to, 5 Bogen. 4) Leich Pr. bey Begräbniß Gottfried Heinrici, Sigismund Kindlers von Trappenstein nachgelassenen Söhnleins, den 13 Sept. 1627. ex Esa. 54. v. 7. in 4to. 5) Leich-Pred. bey Beerdigung Hrn. Clemens Lehmanns, Pastor Primar. den 9 Jul. 1629. ex Psal. 91. v. 14.–16. in 4to.

X. Martin Colberger.

Martin Colberger, Grota Bohem. natus 1565. erstlich Hof-Prediger in Böhmen zu Skal und Swihan, hernach Pfarrer zu Witgendorff 1592. letztens allhier 1619. den 24 Febr. (hier ist abermahls ein Fehler, wie der Erfolg lehren wird,) starb 1628. den 22 Sept. seines Alters 63 Jahr.

Es war unser Herr Martin eigendlich gebohren zu Pankratz, einen [55] Dorff in Böhmen, eine starcke Meile von Zittau, allwo sein Vater Hr. Johann Colberger, damahls Pastor, und denn hernach in den Städtlein Grota, eine halbe Meile von Zittau war, die Frau Mutter aber Margaretha Hermannin.

Seinen Ehstand belangende, so heurathete er 1590. den 25 Sept. Jungfer Ursulam, Hrn. M. Hieronymi Scherffings, Pastoris allhier in Herwigsdorff, nachgelassene Tochter, welche gebohren war 1570. den 29. Apr. und seegnete GOtt diese Ehe mit 7 Kindern, welche sind 1) Hieronymus, geb. 1595. ward nach ihm Pfarrer in Witgendorff, u. starb 1671. den 17 Mart. 2) Daniel geb. den 15 Mäy 1598. welcher 1632. zu Altdorff in Doctorem Medicinae promovirte, und 1649. den 24. Nov. Physicus in Zittau wurde, welchen Amte er biß an seinen Tod, so den 17. Mart. 1661. erfolgte, fürgestanden. Seine eintzige hinterlassene Tochter, Helena Catharina, heurathete nach diesen Hrn. L. Gottlob Christian Ulrichen, Bürgermeister, welcher in einen hohen Alter noch lebet, und mit ihr Johannam Dorotheam, des seel. Hrn. Bürgermeisters D. Joachim Günthers Wittwe gezeuget hat. 3) Martin, gebohr. 1604. starb 1605. 4) Susanna, geb. den 20 Febr. 1593. verheurathet erstlich an Balthasar Herfurth, und nach seinen Tode an Simon Posselt. 5) Ursula, geb. 1600. starb 1602. 6) Maria Magdalena, geb. 1606. verehlicht 1629. an Hrn. Johann Schrötern, welcher 1650. starb, und sie An. 1654. von ihr stammen die noch itzo in Zittau löblichstflorirenden Hrn. Schröter her. 7) Christina, (oder Christiana, wie er selbst eigen Händig in einen Calender verzeichnet hat, wie ich denn von 1602. an verschiedne Calender, die er zu Witgendorff gebraucht, und darein verschiednes notiret hat, unter Händen gehabt,) geb. 1609. den 5 Jul. heurathetete Anno 1629. Hanß Corselten, allhier, so 1630. Mense Febr. in Kindes-Nöthen gestorben. Die Mutter dieser Kinder starb nach seinen Tode 1631. den 3 Jun.

Die Zeit seiner Vocation nach Herwigsdorff will ich mit seinen eigenen Worten beschreiben: An. 1620. den 27 Jan. bin ich nach Herwigsdorff vociret, und that den 2 Febr. die erste Predigt allhier, hat sich [56] mit den Auditoribus wunderlich angelassen, GOtt helffe mit Gnaden ferner, den 24 zog ich zu Herwigsdorff an.

Von seinen Schrifften weiß ich sonst nichts, als eine gedruckte Leichen-Predigt, welche er An. 1615. den 26 Aug. zu Hirschfelde, Frau Ursulen, Hrn. M. Martin Raphelts, Pfarrers allda, Liebsten, gehtan, über den Text Hiob 19. v. 24. 25. 26. 27. Zittau gedruckt bey Johann Jägern, 7 und einen halben Bogen starck in 4to.

XI. M. Augustus Posselt.

M. Augustus Posselt, Zitt. Natus d. 20 Febr. 1597. ward Pfarrer zu Hennersdorff in Seiffen 1623. allhier 1629. Mittags-Prediger in Zittau 1633. gieng mit tode ab 1634. den 4 Mart. alt 37 Jahr 12 Tage.

Sein Herr Vater M. Zacharias Posselt, Prediger in Leipzig, Hirschfelde, und letztes auch Mittags-Prediger in Zittau, allwo er starb 1608. den 10 Jun. Carpzov. in Anal. Zitt. Part. 3. fol. 87.

Er ward 1629. den 7 Mäy von Hennersdorff in Seiffen anhero von der Gemeine abgeholet, hielt Sonntags Cantate die erste Predigt, und ward darauf von Hrn. Christophoro Mauern, und Hr. Gottfried Kabsen der Gemeine vorgestellet, und vollends investiret worden. An. 1633. in die Convers. Pauli that er wiederum seine Valet-Predigt allhier.

Als er einmahl Sonntags Abends einen Collegen, Nicol. Procopium Paschen, zu sich bitten ließ, und bemeldter Pascha nach den Abend-Essen aus der Stuben gehet, wird er gewahr, daß M. Posselts Schlaf-Kammer offen stehet, in welche er gegucket, und wird bey hellen Monden-Schein gewahr, daß ein schwartz Creutz über sein Bette liege; Indem er in der Stube darnach fraget, weiß niemand davon; sie giengen alle hinzu, und funden nichts. Nach wenig Tagen starb M. Posselt, wie dieses aus dem Munde der Paschianischen Witwen observiret, M. G. C. von Lanckisch. Moench. Annal.

XII. M. Wolffgang Günther.

M. Wolffgang Günther, Glaßhütt. Mißn. natus 1586. studirte [57] und promovirte in Wittenberg, kam ins Predigt-Ambt erstlich nach Mögeln bey Wittenberg, An. 1611 von dar nach Friedland in Böhmen als derselben Herrschafft Superintendent. An. 1615. Muste in das Exilium An. 1624. lebte in Zittau biß An. 1627 da er nach dem zu Spandau als Pfarr und Inspector der benachbarten Kirchen dienete, biß An. 1631 ward hier Pfarr An. 1633. starb den 19 Jan. 1636.

Wenn Herr D. George Heinrich Götze im Exulanten-Regiester p. 89. Aus Herr Gottfried Mönchens Kurtzen Verzeichniß der Zittauischen Prediger p. 29 die Worte anführet: Ward Pfarrer zu Mügeln in Meissen. So mercket er hiebey an: Solte es dasjenige Mügeln seyn, so bey Wurtzen liegt, so dörffte es mich sehr wundern, warum dessen Nahme in dem Müglischen Chonico, so nur 1709 zum andernmahl gedruckt worden, und zwar in dem Verzeichniß derer daselbst gewesenen Pastorum und Diaconorum vergessen worden. Herr M. Carl Christian Schröter, Pastor in Türchau, in seiner merckwürdigen Exulanten-Historie 2 Theil. 185. aber benimmt diesen Zweifel mit folgenden Worten: Herr Gottfried Mönch nennet den Ort Mügeln in Meissen, vielleicht, weil der seelige Mann selbsten in seiner edirten Analysi Liberorum Symbolicorum sich Pastorem Müglentem genennet. Alleine ich habe in seiner eigenen Valet-Predigt gefunden, daß er solchen Ort Möglen in Sachsen nennet, auch durch schrifftliche Erkundigung so viel erfahren: Es sey ein Städtgen oder Flecken im Sächßischen Chur-Cräysse, ohngefehr 2 Meilen von dem bekannten Lust und Jagd-Schlosse Annaburg gelegen.

Weil auch Ehren gemelter Herr M. Schröter am angezogenen Orte von p. 184 biß 242. unsers M. Günthers Leben ausführlich beschreibet, so kan ich nicht umhin, das vornehmste daraus zu excerpiren.

An. 1586 ward er in dem Bergstädtlein Glasehütte bey Pirna wo sein Herr Vater Anton Günther Prediger war, gebohren. Als er in Schulen das Seinige gethan, zog er An, 1605 auf die Academie nach Wittenberg, und hatte allda Zeit seines Sechs Jährigen Daseyns, das Churfürstliche Stipendium zu geniessen. Nach Erlangung des [58] Gradus Magisterii ward er 1611 nach Möglen zum Prediger beruffen, und als er alda biß ins vierdte Jahr gewesen, ward ihm im Königreich Böhmen, an einen Orte, wo er niemanden gekennet, wieder alles Hoffen und Begehren, eine höhere Function angewiesen; Inmassen An. 1615. durch geneigte Recommendation des Höchlöblich. Chur-Sächßischen Ober-Consistorii in Dreßden, selbigen Herr Christoph von Redern, Herr auf Friedland, Reichenberg und Seydenberg zum Pastore in der Stadt Friedland, und zum Superintendenten Amte vor erwehnter dreyer Herrschafften vocirte. Welchen Ruf er als als eine Göttliche Schickung annahm, und nicht nur selbsten in reiner Lehre und untadelichen Wandel seiner anvertrauten Gemeine, und untergebnen Priesterschafft mit gutten Exempel sich möglichsten Fleisses angelegen sein ließ, sondern auch an allen Orten bey Kirchen und Schulen genaue Aufsicht hielt, das weder von Calvinisten noch Papisten Irrgeister einschleichen möchten: Wie er denn zu dem Ende in seiner Dioecess Jährlichen 2 Synodos hielt, hierzu iedesmahl eine besondere Sinodal-Dissertation über einen oder mehrere Articul der Augspurgischen Confeßion in Druck edirte, und von selbigen mit denen sämmtlichen Herrn Predigern disputirte; Nicht weniger gewisse Biblische Texte vorgab, darüber einer von denen gedachten Pastoribus in Gegenwart aller andern predigte, so ebenfalls nachgehends gedruckt worden. Desgleichen zu anderer Zeit, von Sachen so zu guter Ordnung und Kirchen Disciplin dienlichen, sich fleißig mit ihnen berathschlaget. Nun hielte zwar Anfänglich iedermann davor, das wegen des An. 1609 von den glorwürdigsten Käyser Rudolpho 2. denen Lutheranern in Böhmen allergnädigst ertheilten Majestät Briefes, die im Jahre 1621 zu Prage angegangene Reformation und das angekündigte Exilium nicht auf das Luthrische Häufflein, sondern diejenigen so den Calvinismo zu gethan, solte gemeynet sein; Zumahl in Friedland hatten alle Einwohner die gutte Hoffnung, daß weil sie an der Gräntze, und da es sonsten in Böhmen fast überall untermenget gewesen, an ihren Orte schon von 90 Jahren her, alleine das reine Wort GOttes geprediget worden, bey [59] ihnen dergleichen Unglück nicht zu besorgen stünde: Jedennoch geschahe es, das hernach solch hartes Verfahren, durch das gantze Land über alle Evangelische gieng, mit Abschaffung ihrer Prediger der Anfang gemacht wurde, und gleichfalls unsern Herrn M. Günthern betraff. Was sich hierbey mit ihme und seiner untergebenen Priesterschafft begeben, hat er selbst in einer gedruckten Schrifft umständlich referiret, und will ich selbiges mit seinen eigenen Worten allhier erzehlen: An. 1623 den 12 Aug. kam gen Friedland der Pragische Thumherr Johannes Tiburtius Kottwa von Freyfeld des Durchl. Fürsten und Hrn. Herrn Albrecht Wentzel Eusebii Regierers des Hauses Waldstein und Fürsten zu Friedland etc. als dem dazumahl die beyden Herrschafften Friedland und Reichenberg zugehörten, in Spiritualibus Commissarius, welcher aller Herren Pastorum gedachter Herrschafften Einkommen und Besoldung, wie weit auch eine Pfarr von der andern gelegen zu wissen begehrte, und die Kirchen und Pfarr-Wohnungen besichtigte. Da das geschehen, erfolgte den 25 August der Arest auf alle Feld-Früchte und eingeerndte Geträyde, auch auf die verdiente Decimas, nichts in allem hiervon zu entwenden, oder zu verkauffen. Den 20 September wurde denen Zuhörern verbothen, daß sie ihren Pfarrern keine Fuhre thun solten, oder von ihren Mobilien etwas andern wegzuführen verstatten. Als nun ein ieglicher unter denen Herren Pastoribus zu seiner Nothdurfft des Seinigen gerne gebrauchet, hielten wir den 30 October um Erlassung des Arrests an, kunten aber nichts erlangen. Eben um diese Zeit sind erstlich vom Lande, darnach von der Stadt, eine gewisse Anzahl Knaben, die tüchtig zum Studiren, und derer Eltern Vermögend, gen Gitschin oder Giczin in die aufgerichtete Jesuiter-Schule zu gehen begehret, worzu zwar die auf dem Lande wieder das vielfältige Vermahnen ihrer Pfarrherren endlich sich gewilliget, iedoch die Stadt Friedland, so lange ich noch bey ihnen gewesen, dessen gewegert; ich aber bin darüber den grausammen Feinden unsers Glaubens schändlich verrathen, und bey denenselben, als der einige Anstiffter solcher Wegerung verklaget, und bedrohet worden, daß es über [60] mich hinausgehen solten. An. 1624 gieng mit uns die gäntzliche Remotion vor, denn es kamen auf das Schloß zu Friedland den 4 Mäy Schreiben eines des vorermeldeten Hrn. Kotwa zu Prage, das andere des Herrn Regenten zu Gitschin, in wechen beyden der Innhalt darinne bestund: das dem Hauptmanne zu Friedland Herrn Hanß von Gersdorff auf Tschirnhause ernstlich anbefohlen ward, alle an ieden Orten, dieser und der andern Herrschafft sich aufhaltende Ausländische Pfarrer, eilend abzuschaffen, und den 6 Mäy von dannen wegzuziehen, zu verordnen, bey Verhüttung höchster Gefahr, wenn sie an ihren Orten noch von denen neuen Priestern solten angetroffen werden. Denn es sey schon erwehnter Kotwa schon auf dem Wege, und würde den 5 Mäy mit etlichen ordentlichen Catholischen Priestern zu Gitschin ankommen, und dieselben auf Ihr. Fürstl. Gnad Herrschafften investiren. In dem würde vollbracht Ihr. Fürstl. Gnaden vollkommner Wille, und sey dem Herren Hauptmanne wohl bewust, das er alle dem, was der Thumherr in solchen Fällen ordnen würde, mit der That würcklich nachkommen solte. Demnach wurden wir angesetzten 6 Mäy aufs Schloß ins Ambt erfodert, und in Beyseyn etlicher von Adel uns die beyden Schreiben fürgelesen, und was der Befehl vermöge, von den Herrn Hauptmanne selbsten angezeiget. Nach erhaltnen Abtritt, und gehaltener Deliberation gab ich an statt der gantzen Fraternitaet oder Priesterschafft diese Antwort: Erstlich käme uns betrübt und schmertzlich vor, daß wir von unsern lieben Pfarr-Kindern solten gewiesen, und dieselben in Gefahr ihrer Seelen solten gesetzet werden, getrösten uns aber unsers gutten Gewissens, und der guten Sache, weil uns unsers Urlaubs keine andere Ursache geben werde, als daß wir nicht ihrer Meynung nach, würdige und ordentliche Catholische Priester wären. Derohalben, wie wir Christum geprediget, also erkenneten wir uns auch schuldig mit ihme zu leyden, und hoffeten GOtt würde bald den Satan unter unsere Füsse treten. Zum andern wolten wir den Herrn Hauptmann gefragt haben, ob derselbe würcklich in beyden Schreiben anbefohlne Abschaffung, an uns auch exeqviren [61] wolte. Drittens, beten wir ihm, er wolle doch bey S. Fürstl. Gnaden intrecediren, oder das Land dahin vermögen, daß sie es thäten. Und so Ihr. Edl. G. uns nicht ansehen wolte, doch so viel 1000 Menschen Heyl und Seeligkeit betrachten. Auf dieses mein Anbringen gab der Herr Hauptmann zu verstehen, daß ihme die Zeit seines Lebens nichts schwerers fürgefallen, denn das er Ambts wegen uns den gethanen Befehl anmelden müsse, und so er gleich für uns intercediren wolte, oder das Land darzu halten, so wäre er doch einmahl Ihr. Fürstl. Gn. beamter, müsse thun was ihm anbefohlen würde, wie ungerne ers auch thäte. Es möchte ihm auch solche Interceßion für eine Rebellion gedeutet werden. Wolte es das Land thun, wäre er seines Theils gern zu frieden. Auf solche Resolution gab ich zur Gegen-Antwort: Nachdem der Herr Hauptmann die Abschaffung an uns, allerdings, wie ihm anbefohlen, exequiren, und die Verwegerung zu iedes selbst eigner Verantwortung und Schaden wolle gestellet haben, uns auch alle Vorbitte abschlage, als würde zwar ein ieglicher von den Herrn Pastoribus vor sich seine Antwort thun, doch gebe ich demselben auf meinen Abschied zur Antwort: Weil ich in meiner Vocation an meine Zuhörer, und sie an mir gewiesen, so könnte ich mein Amt auf ein solches Untersagen, ohne violentis mediis oder ohne gewaltsamme Mittel nicht verlassen. Wolte demnach zuvor meiner anvertrauten Pfarr-Kinder Meynung vernehmen. Denn ich erkennete mich schuldig, bey meinen lieben Zuhörern als ein treuer Hirte, in solcher Verfolgung da nicht ich alleine, sondern auch zugleich meine anvertraute Schäfflein gemeynet, Leib und Leben zuzusetzen, wenn dieselben ordentliche, von GOtt zugelassene Mittel, ohne einigen Aufstand, darzu ich keines Weges rathen wolte, gebrauchen würde. Dieses beliebte allen meinen Hrn. Ambts-Brüdern, und war hiermit der Herr Hauptmann wohl zufrieden. Es ersuchten aber die Hrn. Pastores den Hrn. Hauptmann weiter, wenn es ja darzu kommen solte, daß sie weichen müsten, er ihnen doch wolle behülflich seyn, das ihnen etwas eine Erstattung für die ausgesäete Winter- und Sommer-Saat geschehen [62] möchte, auch daß sie ihre verdiente und rückständige Decimas könnten bekommen. Der Herr Hauptmann aber gab zur Antwort: daß solches bey ihm nicht stünde, und er besorgte sich, es dörffte schwerlich geschehen. Hierauf ließ ich noch dieselbe Stunde der Gemeine Eltesten in und vor der Stadt zu mir erfodern, vermeldete ihnen, was aufn Schlosse vorgelauffen, wie mir mein Abschied gegeben, noch dieses Tages mich hinweg zu machen, und wie ich mich auf meine liebe Pfarr-Kinder beruffen. Solten sie demnach bald E. E. Rathe, und denn einer gantzen Kirchfarth kund thun, und ihnen mein Erbitten anzeigen, damit ich wissen möge, was ich mich bey ihnen zu versehen hätte: gieng auch selbsten auf das eingepfarrte Dorff Ringenhain, und vermeldete dergleichen denen Gerichten. Den 7 Mäy nach dem E. E. Rath und die gantze Kirchfahrt versammlet, haben sie mir durch etliche Persohnen vom Rathe und der Gemeine dancken lassen, des Erbittens gegen sie, und mich ersuchet, daß ich nicht von ihnen setzen wolte, sie hätten sich entschlossen, ordentliche, und alle mögliche Mittel zu gebrauchen, dadurch sie verhofften, etwas bey Ihro Fürstlichen Gnaden zu erhalten, sie selbst mit dem gantzen Lande, wolten schleunigst eine Suplication aufsetzen lassen, und den Boten noch heute abfertigen. Darauf ich mich dann hinwiedrum erkläret: Ich verhoffte, sie würden ihren Versprechen nachkommen, ich wolte für meine Person keine Gefahr scheuen, sondern nochmahl mein Amt verrichten, wie vorhin. Inmassen ich denn selbiges Tages ein paar Ehe-Leute copulirte, kommenden Freytag den 10 May die ordentliche Buß-Predigt hielt, und dieweil ich vernommen, daß die Suplication unterblieben, und man nichts dabey thun wolte, solche Predigt insgemein, auf die Enturlaubung und Abschaffung der Evangelisch Lutherischen Prediger in der Herrschafft einrichtete. Jedoch da der Außgang noch zweifelhafftig, die Worte: Exod. 33. v. 1.–7. und 34. v. 4.–10. ihnen erklärete, und daraus vortrug; I. Wie GOtt mit seinem Worte und Tempel zu weichen von seinem Volcke, aus gerechten Zorne angefangen. II. Wie der ewige Sohn GOttes, und sein treuer Diener Moses, GOtt mit dem Gebeth [63] aufgehalten. III. Wie GOtt umzukehren, und bey seinen Volck und Tempel mit seinem Worte ferner zu bleiben, verwilliget. Zum Eingange aber die Begebenheit mit dem Propheten Amos, da er durch Verhetzung Amaziä des abgöttischen Priesters zu Bethel von dem Könige in Israel dem Jerobeam vertrieben wurde, wie Amos C. 7, v. 10. seqq. zu lesen, ihnen beschrieb. An solchen Tage fand sich eine grosse Menge Volcks zum Tische des HErren ein, und folgenden Sonntags währte das Amt der Communion Morgens von 4 biß 9 Uhr. Nachgehends verrichtete ich Monntags den 13 May die Lectionem Biblicam und das gemeine Gebethe. Und weil gewisse Nachricht war, das diesen Tag ein Catholischer Priester würde vom Thumherrn Kotwa eingeführet werden, und mit vielen Volcke ankommen, nahm ich in der Kirche von meinen Zuhörern Abschied, und führte ihnen zu Gemüthe, das ob zwar sie sich erboten, alle möglichste Mittel zu gebrauchen, und mir derselben 2 fürgeschlagen, sie doch der keines vor die Hand genommen, und sich gar nichts bemühet, da ich dennoch mich nicht gescheuet hätte, wieder die Befehle zu handeln, und noch erböthig wäre den Ausgang zu erwarten. Eben diesen Nachmittag kam der Thumherr Kotwa zu Friedland an, mit etlichen Catholischen Priestern, auch Wagen und Rossen, und 50 Musqvetirern, und kehreten auf dem Schlosse ein. Darauf die Herrn Kirchen-Väter, Bürgermeister und Richter aufs Schloß gefodert wurden, gewisse Instruction bekamen, und derselben zu pariren verwilligen musten. Den andern Tag den 14 Mäy ergieng ein Befehl an die Jüngste in allen Zünfften, daß sie mit allen Glocken lauten solten, welches sie sich zwar anfänglich gewegert, hernach aber durch Drohungen darzu bringen lassen. So wurde auch denen Burgermeistern und Richtern anbefohlen, daß sie ihren neuen Pfarrer vom Schloß aus, unter dem Lauten in die Kirche führen solten. Hierauf geschahe es, daß in einer sollennen Proceßion mit Pracht und Hochmuth von 2 Commißariis und denen Bürgermeistern und Stadt-Richtern, der vorige Catholische Priester zu Königshain, in die Friedländische Stadt-Kirche, welche die Kirch-Väter öffnen musten eingeführet, die Kirche nach [64] Papistischer Art geweyhet, der Pfaffe mit ihren Ceremonien investirt, und auf daß eine Predigt und Messe gehalten ward. Nach der Verrichtung dessen, führte man ihn ins Pfarr-Hauß, präsentirte selbigen dem Rathe der ihm Schutz, Ehre und Unterhaltung zusagen muste; und von dannen giengen sie wiederum aufs Schloß, und liessen ihnen allda gar güttlich thun. Dieses alles habe ich zugegen mit meinen Ohren gehöret, und zum Theil gesehen, und waren wenig Persohnen um mich. Dieweil aber ein K. Schreiben zugleich ankommen, in welchen die Ursach unsers Urlaubs diese gesetzet, daß wir durch verdächtige Predigten das Volck verführten, sie zum Ungehorsam wieder ihre Obrigkeit aufwiegelten, und zum Aufruhre Gelegenheit geben; Hiernächst berichtet ward, das der Thumherr Kotwa sich auf dem Schlosse über mich beschwehret, ich wäre ein arger Feind der Catholischen, hätte verwegert, die Kinder in die Jesuiter Schule gen Gitschin zu thun, und wären meine Predigten alle für Ihr. Fürstl. Gnaden kommen; protestirte ich wieder die ersten angeführten Beschuldigungen, wolte nicht weichen, biß man mir den Abschied schrifftlich gebe, und die rechte Ursache hinein setzte. Demnach zu dreyenmahlen etliche Persohnen aufs Schlos abgefertiget, mich zur Verantwortung angegeben, und endlich den schrifftlichen Abschied bekommen, in welchen diese Ursache gesetzet: das ich des Ertz-Bischofs zu Prage Jurisdiction und Ceremonien mich nicht unterwerffen wollen, noch derselben gemäß verhalten; Zur Verhör aber wurde ich gar nicht gelassen. Nachdem Mittags die anwesende Geistlichkeit gen Reichen sich begab, blieb ich noch desselben Tages und folgende Nacht zu Friedland bey einem Bürger. Allein am Morgen, Mittwochs den 15 May. weil mir nunmehro die Kirche und Pfarr-Wohnung genommen, ein ander über mich eingeführet, meine Pfarr-Kinder auch keine Mittel wissen wolten, mich bey ihnen zu erhalten, ja in dem letzten Schreiben mit allem Ernst befohlen, als bald nach Empfahung desselben, ohne Verzug, alle Luthrische Prädicanten wegzuschaffen, sie auf keinerley Weise und Wege mehr zu dulden, oder alda wohnen zu lassen, noch weniger ihnen einige Amts-Verrichtungen [65] oder Zusammenkünffte zu verstatten: Als nahm ich nochmahls mit aller meiner Zuhörer Wissen zwo Stunden Vormittags meinen öffentlichen Abschied von ihnen, und erbot mich noch zuletzt, gegen den anwesenden Rath und viele der Bürgerschafft, bey ihnen zu verbleiben, wo sie nur zuläßige Mittel und Wege wüsten. Da ich aber zur Antwort bekam: Sie müsten es dem lieben GOtt befehlen, und verhofften mich mit Freuden wiederzuhohlen, sprach ich: Nun so geschehe der Wille des HErrn, und mit euer aller Wissen, und nicht ohne dasselbe, scheide ich mit Schmertzen von Euch. Hierüber war viel Weinens, und ich gieng zu Fusse zur Stadt hinaus, in Begleitung etlicher Beamten, E. E. Raths, der gantzen Bürgerschafft, und einer grossen Anzahl von der Landschafft, die alle meines Abzugs von Morgen an erwartet, und über die 2000 Persohnen waren, die für, neben und hinter mir giengen, und bis eine Viertel Meile Wegs auf der Cunnersdorffer Höhe nachfolgten, mit grosser Jammer-Klage, vielen Thränen und sehnlichen Geberden. Was ich unterwegens hierbey gedacht, und geredet, das ist dem lieben GOtt bewust, und gebe es frommen Christen zum Nachdencken, sintemahl es nicht kan beschrieben werden. Da ich aber an bemeldten Orte, als auf einen weiten Felde angelanget, stund ich stille, verzog biß alle zusammen kamen, und nachdem ein Circul geschlossen wurde, trat ich in die Mitten, und that gegen so grosse anwesende Menge Volcks eine Valet-Predigt, nach Anleitung des Abschiedes, den der Apostel Paulus, mit den Eltesten zu Epheso genommen, Actor. 10, v. 17–38. also, daß wie dieser theurer Rüstzeug GOttes zu I. Auf seine richtige Lehre, und unsträffliches Leben, so er unter ihnen geführet, sich beruffet, II. Bey erkannter Wahrheit zu bleiben, und für falsche Lehrer und Lehre sich fleißig zu hütten sie treulich ermahnet. III. Ihnen allen einen hertzlichen Valet-Seegen geben, und der Genade GOttes anbefohlen; Gleicher Gestallt in solchen 3 Stücken, diesen meinen Abschied bestehen ließ. Da nun diß alles geschehen, danckte ich ihnen vor das ansehnliche Geleite zu meinem Exilio. Worüber ein sehr hefftiges Weinen und Heulen bey idwedern entstund. [66] also daß sie mir um den Hals fielen, die Hände bothen, und mich so hart bedrängten, daß ich auf den Wagen, welchen hinter mir fahren ließ, steigen muste. Gleichwohl vermahnte ich sie von dannen noch immer, tröstete und seegnete sie, und nahm endlich von ihnen gute Nacht, welches letztere ein so bitteres Wehklagen und Weinen veruhrsachte, daß ob solchen traurigen, und erbärmlichen Spectacul nicht allein einen das Hertz bluten und zerbrechen, sondern auch die Steine zu Mitleiden hätten mögen bewogen werden. Und es wird niemand solchen Schmertzen verstehen können, wer nicht dergleichen an sich selbsten erfahren. Von dieser grossen Menge Volcks aber, folgten biß in die 100 Personen mir nach auf ein Meilwegs gen Reichenau, und bey 50 waren meine Begleiter biß in die Stadt Zittau. Die andern, als sie eine Weile an dem Orte stille gestanden, gesungen und gebethet, sind mit höchster Betrübniß zu Hause gegangen, und haben hernachmahls etliche von ihnen, an dem Orte, da ich gestanden, zu Erinnerung dieser meiner Valet-Rede an sie, eine Linde[3] setzen lassen. E. E. Rath hat mich mit einem ehrlichen Testimonio versehen; Daß haben auch die Zünffte aus selbst eigener Bewegung gethan. Deßgleichen auch meine Herrn Fratres, so meiner Inspection untergeben waren, und mit mir ins Exilium verjaget worden. Und ich habe also meinen ehrlichen, für GOtt und seiner Kirchen rühmlichen Abschied und Auszug gehabt, bin auch durch meine liebe Pfarr-Kinder, Eifer, Andacht, Liebe und Thränen nicht wenig getröstet worden, und eine grosse Zuversicht bekommen, der barmhertzige GOtt werde sich unser wieder erbarmen. Nun der erhalte sie durch seine Göttliche Krafft bey erkannter Wahrheit, tröste und stärcke sie, und behalte sie unsträfflich biß auf die Zukunfft JEsu Christi, damit sie alsdenn für Christo JEsu, meine Ehre, Freude, Ruhm und Crone seyn mögen, Amen. So weit gehen seine eigene Worte.

[67] Die vorher gemeldeten drey Testimonia (und dasjenige Zeugniß, so ihn der Hauptmann, Herr Hanß von Gersdorff, so ebenfalls Lutherischer Religion, ihme ertheilet,) beweisen zur Genüge, daß er als ein treuer Seelen-Hirte bey seinen Pastorat und Superintendenten-Amte sich aufgeführet, Lehr und Leben nach der Richtschnur Heiliger Schrifft, und der ungeänderten Augspurgischen Confeßion iederzeit gerichtet, und allein um deßwillen ins Exilium gemust. Das von E. E. Rathe der Stadt Friedland, und denen XI. Zünfften in welche meistens die Einwohner des Orts eingetheilet, ist seiner Valet-Predig angedruckt, das aber von der sämmtlichen Priesterschafft derer drey Herrschafften ist Lateinisch zu lesen, in gemelten Herr M. Schröters Exulanten-Historie. von p. 225. bis 234. woraus ich nur die Nahmen derer An. 1624. Mens. Majo. unterschriebner Prediger hieher setzen will:

Andreas Heischius, Pastor in Reichenberg. aetat. A. 83. Minist. 53.
Georgius Wandalus, Pastor in Bullendorff.
Paulus Breuer, Pastor in Insiedel.
Jeremias Troppan Nigrinus, Pastor in Weißdorff.
Gabriel Biertigel, Pastor in Schönewalda.
Daniel Burschius, Pastor in Heynersdorff.
Zacharias Andreae, Pastor in Bertsdorff.
Martinus Crusius, Pastor in Ludwigsdorff.
Jacobus Rudelius Pastor in Ulrichsdorff.
David Senfftleben, Pastor in Cunnersdorff.
Fridricus Moricius, Pastor in Raspenau.
Caspar Crusius, Pastor Neustadiens.
M. Christian Starckius, Pastor in Arnßdorff.
Onophrius Berstmannus, Pastor Röchlicens,
M. Melchior Neumann, Eccles. Reichenberg.
Michael Leubner, Pastor in Wittigaw.
Johannes Majus, Pastor in Wisa.
Georgius Pitschmann Pastor in Seydenberg.
Basilius Cartorius, Pastor. Reinovicens.

[68]

Elias Benedictus, Pastor in Reibersdorff.
Andreas Arnoldus, Pastor in Friedersdorff.

Von diesen unterzeichneten Predigern, sind nur die vier Jeremias Troppan Nigrinus, Georgius Pitschmannus, Elias Benedictus und Andreas Arnold bey ihren Pfarrten geblieben, weil sie der Standes-Herrschafft Seydenberg zugehöret und in Ober-Lausitz gelegen, und nur ehe dem, da die drey Herrschafften Herr Baron von Rädern in Besitz gehabt, unter der Inspection des Friedländischen Superintendenten sich befunden. Die andern alle sind vertrieben worden.

Weil auch gemelte Valet-Predigt im Felde bey Cunnersdorff sehr merckwürdig, als kan nicht umhin, dajenige, was belobter Herr M. Schröter daraus anführet, hierbey zu setzen: Den Eingang zu solcher Predigt machte er mit diesen Worten:

O ihr meine Hertz- und Schmertzens-Kinder (Gen. 35. v. 18.) nunmehro gewesene und gewüntschte Zuhörer, (Phil. 4. v. 1.) die ihr mir ietzo biß an diese ungewöhnliche Stelle in grosser Menge, zu meinen traurigen Exilio das Geleite ausser der Stadt gegeben. O welch einen betrübten Gang haben wir anitzo gethan! Unsere Füsse sind wie durch tieffe Wasser gegangen. (Ezech. 21. v. 7.) O wie eine schmertzliche Versammlung ist diese, dergleichen Friedland nicht gehabt, weil sie gestanden! Es ist wahr worden, was im Propheten Jeremia gelesen wird, Cap. 30. v. 7. Diß ist ein grosser Tag, und seines gleichen ist nicht gewest, und ist eine Zeit der Angst in Jacob: Wie sehe ich aller Angesicht unter euch so voll Betrübnis! Wie sehe ich aller Augen mit Wasser fliessen! Was für ein Hände-Aufheben! Was für Hände-Ringen sehe ich! Was für ein Winseln und Jammer-Klage habe ich in Herausgehen gehöret! Der HErr hat uns alle voll Jammers gemacht, um unser Sünde willen, (Thren. 1. v. 5.) Denn eure Augen haben sehen müssen, daß mit gewehrter Hand, mit Hochmuth und Trotz, ein Catholischer Meß-Pfaffe über mich eingeführet, daß ihme Kirche und Pfarrhauß eingeräumet, und daß, ach leider! euer Heiligthum nun verunreiniget. (Thren. 1. v. 10.) Es müssen eure Augen sehen, mich euren Lehrer, den Tröster, der eure Seelen erqvicken solte, von euch wenden und ziehen. (Thren. 1. v. 16.) Darum rinnen auch meine Augen mit Thränen, über den Jammer der Tochter meines Volckes. (Thren. 3. v. 48.) Denn da ich sonsten die ergangne Verfolgung mit grosser Freudigkeit [69] erduldet, und den Raub meiner Gütter, die ich hinter mir lassen, eines Theils auch anitzo im Ausgehen mit meinen Augen sehen, und fürüber gehen müssen, ohne Bewegung verschmertzen können, so habt ihr mir doch mit euren Thränen und erbärmlicher Klage, mein Hertze gerühret, und nicht wenig gebrochen, doch auch zugleich getröstet, daß ich empfinden können, wie ihr in meinen Hertzen, und ich in euren Hertzen sey, mit zu sterben und mit zu leben. Wer wolte es denn mir verargen, daß ich meinen Mund zu euch aufthue, mein Hertz ferner gegen euch ausschütte, und mich mit euch geletze. Ihr gebet mir aber mit eurer Pietät und Condolentz, mit euren Sueffzen und Thränen, an die Hand, daß ich meine Gedancken wende auf das Valet, welches der H. Apostel Paulus von seinen Zuhörern genommen, etc. Nachdem er in dem andern Theile der Predigt sie allesamt, Mann und Weib, klein und gros, um GOttes Barmhertzigkeit, und der Blut-trieffenden Wunden JEsu Christi willen, angeflehet, und ernstlich ermahnet, daß sie doch weder dem eingeführten Papistischen Priester, noch andre dergleichen Lehrer zum Abfall, es möge ihnen solcher durch Schmeichel-Worte, oder durch harte Drohungen und Zwang zugemuthet werden, sich solten bewegen lassen, sondern in gedultiger Ertragung ihres Creutzes, in Beständigkeit ihres Glaubens, und in emsigen Gebeth zu GOtte aushalten, führet er ihnen besonders dieses gar nachdrücklich zu Gemüthe: Höret doch, was Christus unser Heyland saget: Wer beharret biß ans Ende, der wird seelig werden, (Matth. 10, 22.) Er vermahnt treulich: Sey getreu biß in den Tod. (Apoc. 2. v. 10.) Siehe, ich komme bald, halt was du hast, daß niemand deine Crone nehme. (Apoc. 3. v. 11.) Er vertröstet reichlich: Fürchte dich nicht für der keinen, das du leiden wirst. Ich will dir die Crone des Lebens geben. (Apoc. 2. v. 10.) Wer überwindet, der wird alles ererben, und ich werde sein GOtt seyn. (Apoc. 21. v. 7.) Wer verlässet Häuser, oder Brüder, oder Schwester, oder Vater, oder Mutter, oder Weib, oder Kinder, oder Acker, um meines Nahmens willen, der wirds hundertfältig nehmen, und das ewige Leben ererben. (Matth. 19. v. 29.) Ach wer sein Leben verleuret um meinet willen, der wirds finden. (Matth. 16. v. 25.) Er warnet fleißig: Siehe, ich komme bald, halt was du hast, daß niemand deine Crone nehme. (Apoc. 3. v. 11. und 16. v. 15.) Er dräuet schrecklich: Wer mich verläugnet für den Menschen, den will ich auch verläugnen für meinem himmlischen Vater, (Matth. 10. v. 37.) Und wer sein Leben erhalten will, der wirds verlieren. Auch wer sich mein und meiner Worte schämet, des wird sich [70] des Menschen Sohn auch schämen, wenn er kommen wird in seiner Herrlichkeit, und seines Vaters und der H. Engel. (Luc. 9 v. 24. 26.) Ja, bey Mose drohet der eifrige GOtt also: Er wolle dessen Nahmen, der von ihm und seinen Geboten weichet, unter dem Himmel austilgen, und absondern zum Unglück und Fluch (Deut. 29. v. 3.) Da er nun nach diesen selbige zu emsigen Gebeth, daß sie doch GOtt selber stärcken, und bey aller Verfolgung, in der Beständigkeit des Glaubens erhalten wolte, angetrieben, bricht er endlich gegen sie in solche Hertz-bewegliche Worte heraus: Das ist meine väterliche und hertzliche Vermahnung, die ich euch zum Valet hinter mir lasse. Seyd wacker, und gedencket dran, daß ich euch mit Thränen hierzu ermahnet. Sonderlich haltet ob den Wort des Lebens, GOtt zu Ehren, euch zu eurer Seeligkeit, und mir zu einen Ruhme, an den Tag JEsu Christi, als der ich nicht vergeblich gelauffen, noch vergeblich gearbeitet habe. (Phil. 2. v. 16.) Erkennet, wie ich an euch die 9. Jahr über, und auch itzo diese Stunde gearbeitet, (1 Thess. 5. v. 12.) und vergessets euer lebtag nicht. Wir stehen ietzo versammlet unter freyen Himmel für den HErrn unsern GOtt. So zeuge ich nun, daß ich rein sey von allen Blute. Denn eure Ohren haben aus meinem Munde gehöret, wie treulich ich euch vermahnet habe, und für den Abfall gewarnet. Ich habe euch fürgeleget den Seegen und Fluch, das Leben und den Tod, (Deut. 11. v. 25. und 30. v. 15.) GOtt im Himmel, und dessen Heil. Engel, welche uns zugegen seyn, dieser sichtbare Himmel, die helleuchtende Sonne, die wir über uns sehen, und dieses Feld- und Erdreich, darauf unsere Füsse stehen, (Deut. 31. v. 28. 1 Tim. 5. v. 21.) die vielen Thränen, so allerseits vergossen worden, sind des Zeugen. Würde nun iemand von Glauben abfallen, dem sey sein Blut über sein Haupt. (Actor. 18. v. 7.) Er gedencke doch, wie er mich an jenem Tage ansehen werde, wen ich wieder ihn vor Christo zeugen werde. Er gedencke, wie der Himmel, die Sonne, und die Erde, die ich zum Zeugen angeruffen, wieder ihn stehen werden, und anklagen. Ja er gedencke, wie er vor Christo, dem Richter alles Fleisches, bestehen wolle, wie will er der Straffe entgehen, weil er hier solche grosse Seeligkeit nicht geachtet. (Hebr. 2. v. 11.) Weil er um Gottes Willen nichts verlassen, weil er nichts leiden wollen. Was wird es seiner armen und verdammten Seelen helffen, ob er gleich in diesen Leben die gantze Welt gewonnen hätte. (Matth. 16. v. 2.) Da wird ein solcher mit ewigen Ach und Weh, in unaufhörlicher Pein und unlöschlichen Feuer, leiden und erfahren, was solchen Mammelucken gedrohet wird: [71] (Apoc. 14. v. 9–11.) So iemand das Thier anbetet, und sein Bild, und nimmt sein Mahlzeichen an seine Stirne, und an seine Hand, (d. i. wer zu des Antichristi Lehre treten, und dieselbe annehmen wird,) der wird von den Weine des Zornes GOttes trincken, der eingeschencket und lauter ist in seines Zornes Kelch, und wird geqvälet werden mit Feuer und Schwefel, für denen H. Engeln und für dem Lamm. Und der Rauch ihrer Qval wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit, u. sie haben keine Ruhe Tag und Nacht. Ich bezeuge nochmals vor GOtt und euch, an diesen heutigen Tag und zu dieser Stunde, daß ich rein bin von eines solchen Menschen Blute. Das Wort, daß ich geredet, und er ietzund mit seinen Ohren gehöret, das wird mich entschuldigen, und ihn richten am jüngsten Tage. ([WS 7]Joh. 12. 48.) Ich aber bitte mit Thränen und Flehen zu meinem GOtt, er wolle solches verhütten, und mich meines Wuntsches gewehren: Utinam nemo Auditorum meorum pereat! Ach daß niemand von meinen gewesenen Zuhörern möchte abfallen, und ewig verlohren werden. Zuletzt beschliesset er diese seine Valet-Predigt also: Ob wir zwar nunmehro mit dem Leibe geschieden seyn müssen, so wollen wir doch mit dem Gemüthe und Hertzen, wie auch mit dem lieben Gebethe, allezeit beysammen, und stets in dem HErrn Christo eins seyn und bleiben, biß uns der barmhertzige GOtt dermahleins wiederumb nach seinem gnädigen Willen erfreue, wo nicht in diesem, doch in ienem andern Leben, da ihr denn meine Freude, Ruhm und Crone seyn werdet. (1 Thess 2. v. 19.) für unsern HErrn JEsu Christo. Und nun befehl ich euch (O erwünschte Brüder und Schwestern,) GOtt und dem Wort seiner Genaden, der da mächtig ist, euch zu erbauen, und zu geben das Erbe unter allen, die geheiliget werden, (Actor. 20, v. 32.) Und ich wüntsche und erbitte von GOtt, daß ihr einerley möget gesinnet seyn unter einander. (Rom. 15, v. 6.) Und in einem Geiste durch das Band des Friedens, [Ephes. 4, v. 2.] an einander fest halten, [1 Cor. 1, v. 10.] GOtt gebe euch Krafft nach dem Reichthum seiner Herrligkeit, daß ihr wachset in der Erkänntniß GOttes, und wandelt würdiglich dem HErrn zu allen Gefallen, und fruchtbahr seyd in allen guten Wercken, in aller Gedult und Langmüthigkeit, mit Freuden, [Ephes. 3. v. 16. Gal. 1. v. 9.] Er wolle euch auch feste behalten biß ans End. [1 Cor. 1, v. 8.] daß wie er in euch angefangen hat das gute Werck, und euch das Wollen gegeben, also wolle ers in euch vollführen, und in euch das Vollbringen würcken nach seinem Wohlgefallen, [Phil. 1, v. 7. und 2. v. 13.] Euch durch und durch heiligen, und unsträfflich behalten, biß auf die Zukunfft [72] unsers HErrn JEsu Christi. Getreu ist der, der euch beruffen, welcher es auch treulich thun wird, ihm sey Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit, [1. Thes 5, v. 22.] Der HErr seegne euch und behüte euch. Der HErr erleuchte sein Angesicht über euch, und sey euch gnädig. Der HErr erhebe sein Angesicht auf euch, und gebe euch seinen Friede. (vornehmlich den Seelen-Friede.) Num. 6. v. 24. Der HErr seegne euch ie mehr und mehr, euch und Eure Kinder, [Psal. 115. v. 4.] Amen. Als dieses geschehen, vermahnte er sie nochmahls, daß sie mit ihm insgesammt auf die Knye niederfielen, und zu GOtt gen Himmel folgendermassen seuffzen: Gerechter und barmhertziger GOtt und Vater, wir liegen für dir auf unsern Angesichte, in höchster Betrübniß und Schmertzen, und beweinen bitterlich das grosse Ubel, das uns und unsere Kinder betroffen hat. Denn wir sind nun wie die Wäysen die keinen Vater haben, den Tröster der unsere Seelen erqvicken solte, sollen wir nicht mehr haben. Unser Hertze ist betrübet, ynd unsere Augen sind finster worden, ja das gange Land ist finster vor Angst. Du HErr bist gerecht/ denn wir sind deinem Munde ungehorsam/ wir sind dir für dein heiliges Wort undanckbar gewesen. Aber/ O barmhertziger Vater! um aller deiner Gütte willen siehe an/ wie deine und unsere Wiedersacher so harte toben/ wie sie gedencken deinen Nahmen und dein armes Häuflein, das dich bekennet, auszutilgen. Wir haben zwar die Straffe um dich wohl verdienet, aber unsern Feinden haben wir kein Leid gethan. Wir haben nicht ihnen/ sondern dir gesündiget. Sie straffen nicht unsere Sünden an uns/ sondern wollen an uns/ dich und dein heiliges Evangelium vertilgen. Denn wenn wir dich verläugneten/ und zu ihren Papistischen Greueln uns begäben/ so würden wir von ihnen geliebt/ geduldet und befördert werden. Weil wir aber bey deinem Worte gedencken standhafftig zu verbleiben/ so werden wir von ihnen gehasset und verfolget. Hie siehe nun darein/ du barmhertziger Vater/ über uns/ und ernster Richter über unsere Feinde/ denn sie sind deine Feinde mehr/ als unsere Feinde. Darum wenn sie uns verfolgen/ so verfolgen sie dich selbsten. Darum wache auf lieber HErr GOtt/ und heilige deinen Nahmen, den sie schänden/ stärcke dein Reich/ das sie in uns zerstören/ und schaffe deinen Willen/ dem sie in uns dämpffen wollen/ und laß dich nicht um unser Sünde willen mit Füssen treten von denen/ die nicht unsere Sünde in uns straffen/ sondern dein heiliges Wort/ Nahmen und Werck in uns tilgen wollen. Du wollest uns/ O gütiger GOtt, nicht von dir wancken lassen/ sondern in der [73] erkannten Wahrheit standhafftig erhalten, uns trösten und stärcken in allen unsern Trübsalen, und uns wiederum mit deinen Worte und Dienern in Gnaden erfreuen. Laß unser Gebete für deine Ohren kommen, vergieb uns unsere Sünden, und thue wie wir gläuben und zu dir hoffen, durch deinen lieben Sohn JEsum Christum, unsern Heyland und Erlöser, Amen.

Nach dem verrichteten Gebete, ward von ihnen das H. Vaterunser gesprochen, und mit dem Liede: Erhalt uns HErr bey deinen Wort etc. der Schluß solcher Hertz-beweglichen Feld- und Valet-Predigt gemacht. [4]

[74] Als nun unser M. Günther mit denen Seinigen 2 Jahr im Exulanten-Stande in Zittau gelebet, begab er sich von dar An. 1626 in die Mittel-Marck Brandenburg nach Berlin, wurde kurtz darauf von dem Rathe der Festung Spandau zum Pastorem und Inspectorem ihrer Kirchen angenommen, und erhielt hierzu den 23 Novemb. h. an. vom Churfürst George Wilhelm zu Brandenburg die Confirmation. Allein er fand auch an dem Orte solche Adversarios, welche es endlich dahin brachten, daß er An. 1631 sein Officium aufzugeben genöthiget wurde.

Hierauf An. 1633. ward er allhier zu Herwigsdorff Pfarrer, und ward am Sonntage Estomihi nach gehaltner Anzugs-Predigt auf E. E. Raths in Zittau Befehl von denen Herren Curatoribus zur Pfarr-Stelle investiret. Doch muste er noch dieses Jahr die Pest, und folgends 1634, starcke Durchzüge und Einqvartierungen derer Käyserlichen und Schwedischen Völcker, in Herwigsdorff sehen, und dabey mancherley Unglück und Gefahr ausstehen. An. 1635 begieng er bey seiner Gemeine, wegen geschlossenen Friedens zu Prage, das dem 11 Jul. im gantzen Lande angeordnete solenne Danckfest.

An. 1636 den 16 Jan. starb er im 50sten Jahre seines Alters, und wurde allhier in der Kirchen beym Altar beerdiget.

Von seinen Ehestande und Kindern was zu gedencken, so heurathete er, als er in Friedland war An. 1618 den 19 Novemb. Fr. Elisabeth, Herrn Martin Raphelts Pastoris zu Hirschfelde Wittwe, und Herr M. Joachim Paschens Pastoris Primarii in Zittau (der den 22 October zuvor gestorben) Tochter. Unter seinen hinterlassenen Söhnen war der berühmte Con Rector des Zittauischen Gymnasii Herr M. Anton Günther, welcher An. 1684 den 11 Febr. alt 56 Jahr und 32 Wochen gestorben, und eine Tochter Dorothea hinterlassen, [75] welche Hrn. Johann August Forsten J. U. C. in Zittau geheurathet, und deren Tochter Anna Dorothea An. 1697 M. Gottfried Möllern, Pfarrer zu Hennersdorff in Seiffen verehliget worden, die andere Tochter aber Johanna Emerentia an M. Johann Christian Breuern, Diaconum in Hirschfelde An. 1707. Unter unsers Güntheri Töchtern heurathete Euphrosina, Herrn Wentzeslaus Bergmannen, Pfarrn zu Gerlachsheim, der schöne Schrifften hinterlassen. Man sehe bey Gerlachsheim mehr von ihm.

Letztlich noch seine Schrifften anzuführen, so sind es folgende:

  1. Analysis trium Librorum Ecclesiae nostrae Symbolicorum: 1. Confessionis, Augustana. 2. Articulorum Schmalcaldicorum. 3. Formulae Concordiae Wittenbergae 1614 in 4to.
  2. Aphorismi Theologici super Aug. Confessionem. Disputationibus aliquot in Synodis Pastorum Diaecesium Friedland. Reichenberg, etc. Seydenberg propositi. Gorlicii & Zittaviae, An. 1615. 1616. s. in 4to.
  3. Dispositio Analytica Logico Rhetorica vere Orthodoxa Epistolae S. Pauli ad Romanos scriptae. Zittaviae. An. 1625 in 4to.
  4. Leichen-Predigt, aus Baruch c. IV. v. 19.–25. An. 1623. den 19 Octob. gehalten bey Beerdigung Herrn Gabriel Biertigels Past. zu Schönwalde Töchterleins Zittau Ao. 1624. in 4.
  5. Ehren-Schild aller Regenten und Obrigkeiten, d. i. Gründliche Ausführung des Ehr- und Wunderstandes der Christlichen Obrigkeit, aus hellen Zeugnissen und Sprüchen, auch Exempeln Göttlicher Schrifft. Dreßden An. 1625. in 4.
  6. Ernste Buß-Predigt aus Exod. XXXIII. v. 1–7. XXXIV. V. 4–10. gerichtet auf die Enturlaubung und Abschaffung der Evangelisch Lutherischen Prädicanten in der Herrschafft Friedland. In der Stadt-Kirchen zu Fiedland gethan An. 1624. den 10 May. Dreßden, 1626 in 4.
  7. Valet-Sermon, aus Actor. XX v. 17 f. gegen seine Pfarr-Kinder

[76]

gehalten auf freyen Felde, als ihn selbige Ao. 1624. den 15 May zu seinem Exilio mit vielen Thränen begleitet. Dreßden 1626 in 4.
  1. Das traurige und schmertzliche Valete zu Friedland, darbey gehandelt, 1. Wie es mit seiner Enturlaubung zugegangen. 2. Wie er sich nach seiner Enturlaubung verhalten. 3. Wie er endlich seinen gäntzlichen Abzug nehmen müssen. Dreßd. 1626. in 4.
  2. König Davids Sterbe-Kunst, aus Ps. XXXIX. v. 6. 7. vorgetragen, bey Beerdigung Herrn Conrad Böhmes von Ehrenstein, Käyserlichen Obristens, welcher An. 1634. den 14 Febr. zu Görlitz durch einen unverhofften Fall von seinen Wagen, plötzlich das Leben geendet, und zu Zittau den 10 Aprill. beerdiget. Görlitz, 1634. in 4.

So weit Ehrenbelobter Herr M. Schröter in seiner Exulanten-Historie, welchen ich in der Lebens-Beschreibung M. Günthers wenig beyzusetzen habe, als das in dem Kirchen-Buche An. 1634 noch seiner Tochter Magdalena gedacht wird.

XIII. Chrostophorus Vopelius.

Christophorus Vopelius, Nebra Thuring. natus. 1591. d. 31 Octob. ward Pfarrer zu Burckersdorff, An. 1615. zu Ober-Seiffersdorff 1618. allhier 1636. bekam seinen Sohn Christian Vopelium zu seinem Substituten 1672. starb 1681. den 12 Febr.

Sein Leben hat er von seiner Geburth an, biß An. 1636 selber eigenhändig beschrieben, welches ich dem geneigten Leser hier mittheile: An. 1591 den 31. Octob. bin ich zu Nebra in Thüringen, 1 Meile von Qverfurt, 6 Meilen von Naumburg, und dem Tit. Herrn Georgen von Nißmitz Churfürstlich Sächßischen Rath, und der Aemter Freyburg, und Eckersberga Hauptmann zugehörig, gebohren. Meine liebe Eltern sind gewesen, der Ehrwürd. und wohlgelahrte Hr. Aeneas Vopelius, Diaconus allda, des auch Ehrwürd. und Wohlgelahrten Herrn Davidis Vopelii Pfarrers zu Nembsdorff und Kierendorff bey Querfort Ehlicher Sohn, welches Herrn Davids Vater [77] Nicolaus Vopelius erstlich zu Hall in Sachsen ein Baarfüsser Mönch gewesen. Nachmahls aber zu Zeiten des Herrn Lutheri die Päpstiche Irrthümer abgeleget, und ist in der Kirchen St. Ulrich infimus Diaconus worden, und also bey D. Luthers Lehre biß an sein Ende beständig blieben: Meine liebe Mutter ist gewesen Frau Maria Cramerin, des Ehrsammen und vorsichtigen Johann Cramers, gewesenen Land-Richters zu Birchau 1 Meile von Nebra, seeligen Eheleiblichen Tochter, welche mich bald nach den Leiblichen zur Geistlichen Geburt befördert, und nachmahls zur Schulen und Gebeth gehalten, bis ich sieben Jahr alt worden. Als aber 1598 in Thüringen ein groß Land Sterben einfiel, sind meine liebe Eltern beyde im Monath October an der Pest gstorben, was ich in dieser Zeit ausgestanden, kan ich, weil ich damahls unmündig gewesen, mich nicht besinnen, ohne, daß mich der grundgütige GOtt für der grausamen Gifft gnädiglich behüttet hat. So bald aber die Pest nachgelassen, und GOtt reine Lufft wieder gegeben, haben meine liebe Groß-Eltern der Mutter Frau Margaretha Cramerin, an mir und meinem Bruder Hanß viel Barmhertzigkeit geübet, und nach der graßirender Seuche zu sich genommen, als unser Eltern Verlassenschafft war von den Todtengräbern gestohlen worden. Hierauf hat sich mein seltzamer Lebens-Lauff wundersam angefangen. Denn meine Groß-Mutter hat mich nicht lange bey sich gehabt, sondern nach Gehoffen, (ist ein Dorff in Thüringen) zu ihren Eydam Sebastian Völckern einen Gastwirth gethan, daselbst muste ich Sommerszeit die Pferde warten, Winters Zeit aber, gieng ich in die Schule, in welcher ich recht deutsch lesen, und die Musicam nach den Noten singen gelernet, durch welches ich auch nächst Göttlicher Hülffe bey dem Studiren blieben bin, zu Gehoffen bin ich bey meiner Mutter jüngsten Schwester Frau Catharina Völckerin geblieben, biß An. 1603 in 11ten Jahr meines Alters. Darauf haben mich meine Groß-Eltern zum andern Herrn Groß-Vater David Vopelio nach Nembsdorff geschickt, welcher mich bald angenommen, und nach Qverfurt in die Schule geschickt, allda ich 5 [78] gantzer Jahr panem propter Deum, gesungen, bin auch allda wegen des Singens von iedermann sehr lieb und werth gehalten worden, in welcher Schule ich auch die Fundamenta Grammatices etlicher massen weggebracht. Da ich aber meinem Discant mutirte, enderten die Qverfurter auch ihre Gunst, und thäten als kennten sie mich nicht. Derhalben ich mit Rath meines lieben Groß-Vaters auch Locum mutirte, und zog. An. 1608 nach Halle, daselbst beförderte mich mein Vetter Carl Vopell Bürger und Keuterling Schencke auf den Neu-Marckte, ins berühmte Gymnasium Halense, in welchen meine liebe Praeceptores gewesen sind, Herr M. Johann Aeschardus Schol. Hal. Rect. Herr M. Nicolaus Gerlachius secundus, und M. George Schwimmerus Tertius. Von welchen ich meistentheils meine Fundamenta artium liberalium & Theologiae empfangen, die ich auch biß ins 4te Jahr fleißig gehöret, bin auch wieder von ihnen wegen der Musica in die Ertzbischoffliche Hoff-Capelle befördert worden. An. 1612 im Junio, meines Alters in 21 Jahr ward ich nach Dreßden verschrieben, an meinen lieben Vetter Herrn Hanß Vopelium, Churfl. Sächßischen Trabanten-Hauptmann, der Meynung, daß er mir ein Churfürstlich Stypendium ausrichten solte, weil aber Ihr. Churfl. Durchlauchtigkeit zu Sachsen damahls nicht im Hoff-Lager, sondern in der Graffschafft Henneberg auf der Jagd war, konte es nicht geschehen, sondern als mein Vetter der Hauptmann nach Leipzig zum Hauptmann gesetzet war, hat er mich mitgenommen, da ich verblieben biß 1613. Meine Herren Praeceptores waren, die Herrn D. Weinrich, D. Vinc. Schmuck, Lic. Mühlmann und D. Horbardus. Als ich aber bey meinen Herrn Vetter den Hauptmann weitern Vorschub nicht habe konte, mein Großväterlich Patrimonium auch ein Ende nahm, wuste ich nicht wie zu thun. GOtt aber schafft es wunderlich, daß im Ostermessen selben Jahrs in der Zahl-Wochen ein Edelmann aus Ober-Lausitz Herr Christoph von Luttitz auf Laga zu Leipzig war, und einen Praeceptoren brachte, zu dem begab ich mich ein Jahr zu dienen, von dannen zog ich An. 1614 zum [79] Herrn Görlitzschen Hauptmann, George von Nostitz auf Jahmen und Klüx, dessen Kinder Praeceptor war ich fünff Viertel-Jahr, als sie nun Theils nach Schweidnitz, theils nach Zittau in die Gymnasia verschicket wurden, so gab es Occasion, daß ich mit Hrn. M. Melch. Gerlachio, Rect. Zitt. welcher mir das vacirende Pfarr-Lehn zu Burckersdorff zuschriebe, und rieth, ich sollte bey meinem Hrn. Hauptmann eine Commendation-Schrifft an E. E. Hochweisen Rath der Stadt Zittau ausbringen, das würde mir sonder Zweifel beförderlich seyn, wie es denn auch geschehen. Als ich nun die schrifftliche Vocation nach Burckersdorff An. 1615. den 4 September empfangen, bin ich im Nahmen GOttes nach Leipzig gezogen, und mich ordiniren lassen, nach der Zurückkunfft bald im Nahmen GOttes mein Amt angetreten, und meine Haußhaltung mit einen schlechten und geringen Vorrath, nehmlich 4 gl. die ich von meinen Salario erübriget angefangen. Weil mir auch eine getreue Gehülffin von nöthen war, so erlangte ich von GOtt durch mein andächtiges Gebeth, Jungfer Justina, des weyl. Ehren-Vesten, Vorachtbaren, Hochgelahrten und wohlweisen Hrn. Tobiä Schnürers der Zittauischen Schulen weyl. gewesenen Rectoris, nachmahls aber regierenden Stadt-Richters nachgelassene Eheleibliche Tochter, mit welcher ich mich An. 1616. den 16 August in den Heil. Ehestand begeben, und darinnen 16 Jahr gelebet, auch 7 Kinder, als 4 Söhne und 3 Töchter gezeuget. Nachdem ich 3 Jahr war zu Burckersdorff gewesen, und zu Ober-Seiffersdorff eine Veränderung mit den Pfarrer vorgieng, bin ich durch sonderbahre Schickung GOttes von der Gnädigen Domina Ursula Qveitschin, Abbatissin des Stiffts Marienthal ordentlich dahin beruffen worden, allwo ich 18 Jahr gewesen, und viel Unglück und Gefahr, Kriegshalber ausgestanden. Sonderlich ist meine liebste Hauß-Ehre An. 1632 den 15 September durch den zeitlichen Todt mir genommen, ihres Alters 36 Jahr 26 Wochen und 4 Tage, und ich in betrübten Witwerstand gesetzt worden, denn ich des unseeligen Kiregs wegen 3 Jahr bauete, biß Ihr. Röm. Käys. Majestät und [80] Ihr Churfürstl. Durchlauchtigkeit zu Sachsen mit einander Friede machten, habe ich nach andächtigen Gebet mich zum andernmahl in den H. Ehe-Stand begeben, mit der tugendsammen Frauen Maria, gebohrne Mönchin, des seeligen Christoph Theurichs, gewesenen Gärtners hinterlassenen Wittwe. Demnach An. 1636 im Jannuario der Ehrwürdige und Wohlgelahrte Herr M. Wolffgang Günther Pfarrer zu Herwigsdorff verstorben, ist das Amt ein gantz halb Jahr durch die Nachtbarschafft versehen worden, als aber die Priesterschafft unter E. E. Raths Jurisdiction länger nicht aufwarten wollen, E. E. Rath auch noch nicht beqveme Gelegenheit gehabt, die Stelle wieder zu ersetzen, bin ich im Nahmen E. E. Raths von den Kirch-Vätern zu Herwigsdorff, bittlichen ersucht worden, alle 14 Tage bey ihnen zu predigen, und andere Amts-Geschäffte auch zu verrichten, welches ich gar gerne, doch mit der Seiffersdörffer Gerichten Bewilligung auf mich genommen, biß endlich E. E. Rath nach fleißigen supliciren der gantzen Gemeine und Kirchfarth Herwigsdorff, im Nahmen der H. Dreyfaltigkeit, den 21 Aug. 1636 schrifftlich mich dahin vociret, ich auch bald nach Michaelis im Nahmen JEsu von Seiffersdorff da ich 18 Jahr, weniger 8 Wochen gewesen, nach Herwigsdorff angezogen bin. So weit seine eigene Worte. Er war den 9 Octob. von der Gemeine abgeholet, und den 19 October von Herrn Gottfried Kabsen, Bürgermeistern, und Herrn Adam Girischen Protonotario, der gantzen Gemeine vorgestellet, und volgends investiret.

Von diesen 7 Kindern der ersten Ehe Herrn Vopelii nun kan ich folgendes berichten: 1) Christoph Vopelius, getaufft zu Ober-Seiffersdorff, An. 1623. den 20 Febr. 2) Carolus getaufft zu Ober-Seiffersdorff, 1629 den 4 September. 3) Tobias Vopelius, Bild-Hauer, Instrument- und Orgelmacher in Zittau. Wo er gebohren weiß ich nicht, die Burckersdorff- und Ober-Seiffersdörffer Kirchen-Bücher weisen nichts davon auf. Er hat dreymahl geheurathet, als 1. An. 1651. den 20 November, Jungfer Mariam, Herrn Hanß Scholtzes Tochter. 2. An. 1662 den 13 Febr. Jungf. Annam [81] Margretham, Hrn. Hanß Kohles Tochter. 3. An. 1673. den 23 Jan. Jungfr. Mariam Elisabeth, Hrn. Christoph Gerlachs Tochter. Unter seinen Söhnen von der letzten Ehe-Liebsten ist einer, Nahmens Johann Tobias Vopelius, gebohren 1676. den 31 Mäy, erstlich An. 1703. den 23 April. in Zittau bey der Schule Collega Octavus, An. 1704. Pastor zu Lodersleben bey Qverfurt worden. 4) Von dem vierdten Sohne Hrn. Christoph Vopelii finde ich nirgends nichts. Unter diesen Söhnen nun ist einer gewesen, welcher Apostasiret, Catholisch worden, und sich zu Venedig gesetzet, allwo ihn die beyden Brüder, Tobias und Friedrich, besuchet. 5) Maria, getaufft zu Ober-Seiffersdorff, An. 1621. den 15 April. Heurathete Tobias Schüllern allhier, welcher 1698. starb, 87 Jahr alt. 6) Rosina, getaufft zu Ober-Seiffersdorff 1626. den 25 April. Heurathete Friedrich Roschern, Gärtnern allhier in der Scheibe, welcher 1706. starb. 7) Justina, diese stund 1635. nach dem Ober-Seiffersdorffer Kirchen-Buche, allda gevatter, sonst weiß ich weiter nichts von ihr. Von der andern Ehe-Liebsten weiß ich folgende Kinder anzuführen: 1) Friedrich Vopelius, gebohren zu Ober-Seiffersdorff An. 1636. den 21 Aug. setzte sich in Zittau, und war allda ein vornehmer Bürger, E. E. Raths Steuer-Einnehmer, und der Krämer Zunfft Eltester. Er war ein sehr humaner und leutseeliger Mann. Heurathete zweymahl, als 1 Fr. Anna, gebohrne Riedelin, Johann Temrichs Witwe, An. 1672. welche ihn 3 Kinder gebahr, als (1) Eleonoram, gestorben den 7 Aug. 1679. (2) Friedrichen, einen Gold-Arbeiter, so 1695. mit der Ost-Indianischen Compagnie aus Holland in Batavien gegangen, starb daselbst zu Padang 1697. den 18 Oct. (3) Gottfried, lag dem Studiren ob, und starb den 3 April. 1700. Die Mutter aber dieser Kinder starb 1702. Mens. Febr. 2 Heurathete er wieder Frau Elisabeth, gebohrne Knebelin, Hrn. Joachim Jungens Witwe, die ihn überlebte. Endlich starb er An. 1714 den 16 Mäy Vormittags 2 Viertel auf 10 Uhr, seines Alters 77 Jahr, 8 Monath, 25 Tage, und ward den 21 dito in der Kirchen zum H. Creutz begraben, da ihn die Leich-Predigt [82] thät M. Martin Grünwald, und die Abdanckung M. Lanckisch. 2) Christian Vopelius, getaufft allhier zu Herwigsdorff 1638. den 14 Jun. studirte Theologiam, und ward An. 1672. seines Herrn Vaters Substitutus, und nach dessen Tode An. 1681. Pfarrer zu Waltersdorff, allwo er starb 1690. Er hatte sich An. 1672. mit Anna Maria, gebohrnen Keymannin, verheurathet, von seinen Kindern aber weiß ich nichts. 3) Gottfried Vopelius, gebohren den 28 Jan. getaufft den 31 dito. An. 1645. ward er der Schulen zu S. Nicolai in Leipzig Cantor in die 40 Jahr, und starb den 2 Febr. 1715. und erbete Elias Eckarth, Bauersmann allhier, seine Verlassenschafft. Er kunte eine vortreffliche schöne Hand schreiben, wie ein Stamm-Buch, das ich von ihm besitze, ausweiset. Er hat auch das Leipziger Gesang-Buch ediret. 4) Sabina, getaufft 1642. den 28 April. begraben den 20 Nov. selben Jahrs. 5) Susanna, getaufft 1647. den 1 Mart. starb 1666. 6) Catharina, getaufft 1651. den 2 Novemb. Heurathete An. 1668. den 30 Octobr. Elias Eckarthen, Bauersmann allhier, und starb 1717. den 7 Febr. 7) Elisabeth, heurathete An. 1660. den 13 Febr. Christoph Augstin, Bauersmann allhier, und starb An. 1711. Endich starb unser Ehrwürdiger Greiß 1681. den 12 Febr. und ward den 17 begraben. Die lieben Seinigen liessen ihn in Lebens-Grösse abmahlen, und das Bild in der Kirchen zur Lincken des Altars stellen, woran folgende Schrifft: Christophorus Vopelius, ins Amt gekommen 1615. weyland Pfarrherr 1) zu Burckersdorff 3 Jahr. 2) Zu Ober-Seiffersdorff 18 Jahr, und 3) zu Herwigsdorff 45½ Jahr, starb seelig den 12 Febr. 1681. seines Altere 89½ Jahr.

Crucem
Martis
(L.S.) Spe Vinco,
Memor.

Seine hinterlassene Wittwe ward An. 1688. den 15 Dec. begraben, gleich an dem Tage, als sie vor 72 Jahren getaufft worden.

[83]
XIV. M. Johann George Weise.

M. Johann George Weise, Zitt. nat. 1644. ward Pfarrer zu Waltersdorff 1674. allhier An. 1681.

Unser Ehrwürdiger Greiß nun, und mein liebwerthest-geehrter Herr Pathe oder Tauff-Zeuge, ist gebohren in Zittau An. 1644. den 30 Jun. und den 1 Jul. getaufft, und nach seinen beyden Groß-Vätern, Johann George, genannt. Sein Herr Vater war Herr Elias Weise, wohlverdienter Collega Tertius des Gymnasii. Die Frau Mutter aber Anna, Herrn George Profelts, Pfarrern zu Chemnitz in Böhmen Tochter. Anfangs studirte er in Zittau, zog aber 1666. nach Leipzig, und ward den 18 Martii bey der Academie allda inscribiret. Allda studirte er unter Anführung Alberti, Thomasii, Löffleri und Schertzeri die Philosophie und Theologie. Anno 1668. hat er unter dem Praesidio seines Hrn. Bruders, des Welt-berühmten Christian Weisens öffentlich de Basilisco, und hernach de Cataractis disputiret, und die Ehre des Magisterii erlanget. An. 1669. begab er sich nach Magdeburg, willens nach Hamburg zu gehen; Aber gleichwie er dieses durch guter Freunde Einrathen unterliesse, also fand er bald bey den Wohlgebohrnen Herrn Gustav Adolph von Schulenburg, Churfürstl Brandenburgischen Kriegs-Commissario im Magdeburgischen Craysse, auf Recommendation des Herrn Decani von Mandelsle, eine anständige Condition, dessen Adeliche Kinder zu informiren. An. 1673. nach Michaelis kam er wieder in Zittau an, und ward An. 1674. am Grünendonnerstage zum Pfarr-Dienst nach Waltersdorff vociret, darauf ward er in Leipzig ordiniret, und hernach am Sonntag Cantate nach gehaltener Anzugs-Predigt installiret. An. 1681. den 25 April. ward er hieher nach Herwigsdorff beruffen, und legte den 1 Jun. als Festo Trinit. seine Anzugs-Predigt ab. Seit der Zeit er die besondere Gnade von GOtt erhalten, daß ihn keine Unpäßlichkeit auch nur von einer Predigt seines Amtes abhalten können, biß ihm das Alter gleichsam eine natürliche Dimission gegeben. Seine Heurath belangende, so verband er sich [84] ehelich An. 1675. den 13 Mäy mit Jungfer Euphrosinen, Herrn M. Valentin Kennlens Pastoris in Hirschfelde jüngsten Tochter, welche in einen hohen Alter an ietzo noch in Zittau lebet. Aus dieser Ehe sind 7 Kinder gezeuget worden, von welchen 2 jung verstorben. Die übrigen 5 sind: 1) Johann George, gebohren 1683 den 22 Febr. Dieser hatte bereits ziemlich studiret, ließ sich offt allhier zu Herwigsdorff mit iedermanns Vergnügen auf der Cantzel und Orgel hören, war ansehnlich von Person und Statur, und machte den Eltern Hoffnung, was Vornehmes an ihn zu erleben. Als er aber auf die Universitaet kam, gerieth er in ein solches Leben, wodurch die Eltern hefftig betrübt worden. 2) M. Christian Gottlob Weise, gebohren An. 1685 den 16 Jul. Sein Vater lernte ihn die Griechische und Lateinische Sprache, biß er unter der Direction seines berühmten Herrn Vetters Christian Weisens in Humanioribus und Philosophicis zur Academie praepariret werden konnte. An. 1705 im Octob. begab er sich nach Leipzig, woselbst er von Professor Hardten, Herrn Lic. Mencken, und Herrn M. Treuern in Philopsophicis; von Herrn D. Cipriano und L. Günthern in Theologicis; und vom Herrn M. Rivino, M. Schützen und Herr M. Wernern in Homileticis, treulich unterrichtet worden. An. 1709 den 6 Dec. erhielt er an dem solennen Jubel-Feste der Academie zu Leipzig die Würde eines Magistri. Hierauf gieng er wieder nach Hause, und lebte bey seinen Herrn Vater biß 16 Jahre, secundirte ihn auch in Predigen und andern Sachen, war aber offt unpäßlich. An. 1725 den 11 Dec. des Nachts rührte ihn eine Apoplexia latus sinistri, und den 13 des Morgens eine Apoplexia latus dextri welche ihn nach vorhergegangnen starcken Convulsionibus zur ewigen Ruhe beförderten allhier zu Herwigsdorff, kurtz nach dem Absterben seines Herrn Vaters. Merckwürdig war, daß als ihn den 11 Dec. der Schlag auf der lincken Seite traf, er offtmahls diese Worte von sich hören lassen: Mein Vater ruffet mich, er bietet mir die Hand, und verlanget, daß ich ihme im Tode folge! Den 18 Dec. ward er in Zittau bey der [85] St. Johannes-Kirche begraben, und ist mit ihm der berühmte Weisische Stamm abgestorben. 3) Eleonora, welche An. 1697. den 23 Sept. Herrn M. Johann Christian Ehrlichen Pfarrern in Gersdorff, (so An. 1733 den 3 Octob. starb) heurathete, und ihren Herrn Vater mit 5. Kindes-Kindern erfreuete. Deren Frau Tochter Maria Eleonora Herr M. Johann Schönfelds Pfarrers zu Waltersdorff, Ehe-Liebste, mit 2 Kindes-Kindes-Kindern, wie auch eben mit so vielen die andere Tochter, Frau Maria Dorothea, Herrn Christian Schramms (welcher 1735 den 26. Jan. gestorben) Bürgers, Kauff- und Handels-Manns in Zittau, Ehe-Liebste. 4) Euphrosina, verheurathet 1698 den 17. Septemb. an Herrn Michael Ziegern, Collega 4 und Cantore in Zittau, (welcher 1735 den 27 Jan. gestorben,) von der er ein Kindes-Kind erlebet. 5) Anna Regina, gebohren An. 1687 den 24 Nov. verheurathet 1708 den 28 Aug. an Herrn Christoph Rückern (welcher auch bereits tod ist,) Bürger Kauff- und Handelsmann, von welcher er sieben Kindes-Kinder erlebet. Zwey sonderbahre Fälle begegneten ihn, ob er sonst gleich immer gesund war, der erste in der Jugend, da ihm durch eine besondere und wunderbahre Kranckheit an der lincken Hand 2 Finger zusammen wuchsen, die man durch die Chirurgische Operation theilen, und die Haut mit 6 Hefften zusammen ziehen müssen, dabey er ein halbes Jahr unterschiedliche Incommoditaeten auszuhalten hatte: Der andere Fall begegnete ihm im Amte, da am lincken Backen ein gefährliches Gewächse entstunde, es ward ihm aber in Lauban nicht nur glücklich geschnitten, sondern auch dermassen curiret, daß er in seinem Amte nur eine eintzige Predigt deswegen abbrechen dörffen. An. 1725 den 25 Jun. celebrirte er in der Stille bey Versammlung seiner lebendigen Posteritaet, sein eheliches Jubel-Fest, in dem er am 13 May. mit seiner Frau Ehe-Liebsten 50 Jahr im Ehestande gelebet. Endlich starb er noch in diesen Jahre den 12 Nov. an der Paralysi und Apoplexia, seines Alters 81 Jahr, 17 Wochen. 5 Tage, 6. und ⅓ Stunden. Er ward den 19 dito allhier beerdiget, da ihm die Leichen-Predigt thät, sein Herr [86] Beicht-Vater M. Johann Friedrich Mäy, Pfarrer in Bertzdorff, und die Parentation sein Substitutus M. Joh. Christian Richter hielt.

Von seinen gedruckten Schrifften habe ich sonst nichts gesehen, als 3 bey Michael Hartmann in Zittau zusammen gedruckten Abdanckungen, als 1) Die versüßte Bitterkeit, gethan 1696 den 3 Octob. zu Hirschfelde, bey Begräbniß Frauen Eleonoren gebohrnen Elgerin, Herrn M. Gottfried Tummerelles, Pastoris allda, Ehe-Liebsten. 2) Das aus der Wiege ins Grab gelegte Kind, gehalten zu Hirschfelde, An. 1691 den 4 Septemb. beym Begräbniß Marien Eleonoren, einen Kinde vor beniemter beyder Eltern, 1 Jahr und 4 Wochen alt. 3) Hülffe und Ruhe, welche das Leben gesucht, der Todt aber gefunden, gehalten An. 1688 den 17 Aug. Herr M. Christian Elligern, Pfarr-Herrn in Bertzdorff. Diese Abdanckungen hat er dediciret, Hrn. M. Gottfried Tummerelln: Fr. Eleonoren Elligerin, gebohrnen Kennlerin: und Jungf. Euphrosinen Elligerin. Sie sind in 4to 3 Bogen starck. Er pflegte sonst zu sagen: Die da viel drucken liessen, thäten es nur sich in der Welt sehen zu lassen. Von dem berühmten D. Martin Geyern pflegte er zu sagen: Daß wenn er geprediget, so sey nicht ein Mensch sondern ein Engel auf der Cantzel gestanden.

Die lieben Seinigen liessen ihn in Lebens-Grösse abmahlen, und das Bild in der Kirchen zur Rechten des Altars stellen, woran folgende Schrifft: Allhier ruhen die Gebeine Sr. Hochwohl-Ehrwürden Herrn M. Johann George Weisens, weyland Pfarrers zu Waltersdorff 7 Jahr, zu Herwigsdorff 45 Jahr, und eines Rev. Ministerii in gantzen Zittauischen Bezirck Senioris. Er ward gebohren den 30 Junii 1644. ¼ auf 1 Uhr, lebte 50 Jahr in geseegneter Ehe, und starb seelig den 12 November 1725. abends ¾ auf 7 Uhr, seines Alters 81 Jahr 17 Wochen, 5 Tage 6⅓ Stunden.

XV. M. Johann Christian Richter.

M. Johann Christian Richter, Zittav. ist gebohren An. 1682 den 3 Jul. Mittags 12 Uhr. Dessen Vater war Tit. Herr George [87] Richter (geb. 1623 den 13 April gestorben 1702 den 4 April. aet. 79 Jahr weniger 9 Tage.) ein Raths-Freund, alter beliebter Bürger und Ober-Eltester der löblichen Becker-Innung, ein Sohn Johann Richters Innwohners zu Leipa in Böhmen und Frau Annen, geb. Moßigin. Die Mutter gedachten M. Richters war Frau Margaretha geb. Häynerin, geb. 1655 den 1 Jan. und gest. 1731. den 18 Mart. aet. 76 Jahr 11 Wochen, 3 St. eine Tochter Hrn. Melichior Häyners, Bürgers und der Crahmer-Innung Eltestens, und Frauen Rosinen geb. Maßwitzin, eine Schwester Hrn. Augustin Maßwitzens, J. U. C. und vornehmen Bürgers in der Spürgasse, welcher vor dieser seiner eintzigen Schwester Rosinen Kinder und Descendenten ein gewisses Legat vermacht, dabey der Ober-Stadt-Schreiber und der nächste Freund von der Familie die Execution und Administration haben, und von dessen Zinsen Studirende zu ihren Studiren, Künstler und Handwercker zu Erlernung ihrer Profession, und die Töchter zu ihrer Ausstattung etwas bekommen. Bald in seiner zarten Jugend waren seine Hauß-Informatores Hr. M. Melchior Gotthelff Gerlach, nachmahls wohlverdienter Pastor zu Calbitz in Meissen, und Hr. Michael Czereti, nachmahliger Rector zu Raab in Ungern. An. 1692. wurde er den 10 Mäy ins Zittauische Gymnasium introduciret, und hatte zu treuen Anführern publicè Hr. Ehrentrauten, Crantzen, M. Ziegern, und M. Curtium, privatim aber M. Mirum, Conrectorem, und Christian Weisium, berühmten Rectorem. An. 1703. Ostern verfügte er sich im Nahmen und unter dem Schutz GOttes nach Leipzig, wurde unter den Hrn. D. Joh. Oleario inscribiret, drauf hörte er in Philosophicis D. Gottfried Olearium, und M. Jo. Gottlieb Handten, in Ebraicis u. Philologicis Hrn. M. Cademann, u. seinen Vetter Hrn. M. Jo. Friedrich Schmieden, in Homileticis Hrn. D. Gottlob Friedrich Seeligmann, L. Johann Günthern, M. Friedrich Wernern, und M. Friedrich Gvilh. Schützen, in Theologicis Hrn. D. Joh. Olearium, D. Joh. Schmidium, D. Joh. Cyprianum, L. Joh. Günthern, und M. Christian Reineccium. An. 1704. den 29 Nov. erlangte er den [88] ersten Gradum Philosophiae, und ward in Leipzig Baccalaureus; Hernach 1706. den 5 Febr. den andern Gradum, und ward auch allda Magister. Als er hierauf sich zu habilitiren und länger zu verbleiben vorgenommen, wurde er unvermuthet nach Hause zu kommen genöthiget, weiln der liebe GOtt seine Mutter mit Blindheit heimgesuchet, indem aber der Staar zum operiren noch nicht reiff genug war, begab er sich indessen nach Hirschberg in Schlesien, informirte daselbst 2 Jahre lang honetter Leuthe Kinder. An. 1709. um Martini begab er sich nach Leipzig dem damahligen Jubilaeo Academico beyzuwohnen, und kam 1710. wieder zurück nach Zittau, begab sich darauf mit seiner lieben Mutter nach Schlesien, allda sie an ihren Augen so glücklich curiret worden, daß sie biß in ihr hohes Alter und dann erfolgtes seeliges Ende auf beyde Augen sehen können. In gedachtem Jahre wurden Ihm von E. E. E. und Hohw. Rathe in Zittau, nebst andern Studiosis Theologiae, aufgetragen vor den damahligen Hrn. Primarium, M. Joh. Ernst Hertzogen, nachgehends vor den Herrn Archi-Diaconum, M. Martin Grünwalden u. s. m. biß 1719. zu predigen, biß 1723. den 19 Febr. GOtt an ihn gedachte, und er durch einhellige Wahl E. E. E. und Hochw. Rathes seiner lieben Vaterstadt Zittau zu einen Pfarr-Substituten in Herwigsdorff vociret, den 23 ejusd. in Dreßden examiniret, und den 24 Dito gleich an Matthias Tag ordiniret worden. Worauf er Dom. Laetare, war der 7de Martius, seine Anzugs-Predigt that. Als An. 1725. den 12 Nov. GOtt den alten Hrn. Emeritum M. Weisen durch den zeitlichen Todt abgefodert, erhielt er den 23 ejusdem die Vocation zum Pastorat, welches er sodann den 26 post Trin. der Gemeinde pro concione eröffnete. Folgendes Jahr 1726. suchte er sein Amt- und Hauß-Wesen zu erleuchtern, wurde auch den 13 Nov. in der Kirchen zu Bertzdorff copuliret mit Tit. Jungfer Johannen Emerentien Mäyin, Sr. Wohl-Ehrwürden Hrn. M. Johann Friedrich Mäyes, wohlmeritirten Pastoris der Christlichen Gemeinde in Bertz- und Johnsdorff, und Frauen Annen Eleonoren Mäyin, geb. Gerberin, eheleiblichen jüngsten Jungfer Tochter, An. 1733. gab ihnen GOtt ein gesundes Töchterlein, [89] so bey dem Sacrament der H. Tauffe Christiana Emerentia benahmet wurde, nahm aber dasselbe den 18 Sept. wiederum zu sich, als es nur 14 Tage und 21 Stunden alt war. Vorietzo leben sie wiederum guter Hoffnung, und erwarten was GOtt geben und schencken werde. Den Drucke hat er überlassen eine Rede, die er gehalten ein paar Alten biß ins 54ste Jahr beysammen gelebten Eheleuten, übern Text Psalm 71. v. 5 biß 9. Löbau gedruckt bey Ehlerdt Henning Reimers in 4to 2 und einen halben Bogen starck, ist bey des seeligen Autoris der Chronica hinterbliebenen ältesten Sohne, um einen civilen Preiß zu bekommen.

XVI. Die Schulmeister in Hewigsdorff.

Des ersten Schulmeisters von dem man weiß allhier zu Herwigsdorff, ist nicht in allzu grossen Ehren zugedencken, zumahlen man dessen Nahmen nicht weiß.

2. Christoph Jenicke.

Dieser war Schreiber oder Schulmeister An. 1565.

3. Valentinus Lochmann.

Dieses ist erstlich gedacht An. 1591. und An. 1592. am Tage Bartholomäi ward ihm ein Sohn, Nahmens Bartholomäus getaufft, An. 1604. den 22 Nov. heurathete seine Tochter Magdalena, Christoph Kühnen. Endlich starb er An. 1613.

4. Balthasar Virding.

Dieser kam an des vorigen Stelle 1614. und 1615. den 6 Febr. ließ er eine Tochter Maria tauffen, An. 1618. den 6 Jan. einen Sohn Johannes, und 1621. den 1 Dec. einen Sohn Andream, so 1623. den 6 Sept. wieder begraben worden. Endlich starb der Schulmeister 1632. und ward den 31 Mart. begraben.

5. Joachim Engelmann.

Dieser von Groß-Schönau bürtig, und Schulmeister in Warnsdorff, ward 1632. hieher beruffen, und zog den 26 May an. Weiter weiß ich nichts von ihn, weil eine Lücke ins Kirchen-Buch ist.

[90]
6. Christoph Leubner.

Dieser ward hier Schulmeister 1635. den 3 Octobr. Er war von Reichenau, weiter weiß ich nichts von ihm.

7. George Driemel.

Dieser zog An. 1650. Mens. Jun. als Schulmeister hier an. Er starb 1676. im Octobr. und ward den 28 dito beerdiget, seines Alters 75 Jahr. Seine Ehe-Frau ist begraben An. 1669. den 26. Nov. Seine Tochter Christina heurathete 1661. den 1 Novembr. Christian Schüllern, und seine nachgelassene Wittwe, Martha, schritte zur andern Ehe 1678. mit Hanß Adlern.

8. Johann Scholtze.

Dieser hat als neuer Schulmeister An. 1676. den 22 Novembr. in der Kirchen die Probe gesungen. Er starb 1684. den 10 Januar. Abends um 9 Uhr, und ward den 17 begraben. Hatte den Leichen-Text Ps. 94. v. 19. Seines Alters 46 Jahr 10 Woch. Obs. M. Eckarth.

9. Martin Weber.

Er ist gebohren An. 1657 den 10 Sept. zu Häynewalde, allwo sein Vater Joh Weber damahls Schulmeister gewesen. Sein Groß-Vater hieß Martin Weber, ein Gärtner in Ober-Henewalde, dessen Bruder, Peter Weber, lange Zeit Schulmeister in Spitzkunnersdorff gewesen. Die Mutter aber Fr. Ludomilla, eine Exulantin aus Böhmen. An. 1667. ward sein Vater Schulmeister in Nieder-Oderwitz, welcher ihn drauf zu Johann George Schönen, Organisten und Kirchendiener zu Haynewalde, allwo er das Clavir spielen, und die Music verstehen lernen. Zwantzig Jahr alt begab er sich in Herren-Dienste, und zog mit einen Königl. Dänischen Abgesandten biß in Holstein und Dennemarck, allwo er 2 Jahr blieb. Als er zu Hause kam, ward er 2 Jahr seines Vaters Substitute, und verwaltete das Dienst nach des Vaters Tode noch anderthalb Jahr, die Gemeine hätte ihn auch gerne zum Schulmeister behalten, die Lehns-Herrschafft aber der von Temritz auf Haynewalde wolte nicht drein consentiren, sondern machte einen ihrer Unterthanen zum Schulmeister. Worauf E. E. [91] Rath in Zittau zufuhr, und Webern zum Zittauischen Schulmeister allda machte, daß er in Gerichten schreiben, und die Kinder dabey zu lernen haben solte. Nach einem viertel Jahre ward er hieher nach Herwigsdorff vociret, und An. 1684. den 9 Febr. von E. E. Rathe installirt. Er heurathete drauf noch in selbigen Jahre den 26 Aprill Jungfer Rosinam, George Goldbergs, Gärtners in Nieder-Uderwitz nachgelassene Tochter, welche 1718. den 18 Febr. starb, nachdem sie ihm folgende 9 Kinder gebohren. 1) Johann Georgen den 9 Jun. 1687. itzigen General-Superintendent zu Weimar, von welchen bald ein mehrers folgen soll. 2) Johann Christian, gebohren 1691. den 21 Nov. ietziger Cantor und Organist in Bertelsdorff. 3) Johann Friedrich, geb. 1693. den 11 Dec. Häußler, Schlechter und Koch allhier. 4) Johann Gottfried, geb. 1708. den 2 Mäy, studirte, und zog zu seinen Herrn Bruder auf Weimar, starb aber allda An. 1729. als er gleich zu Ostern auf die Universität Jehna ziehen wollen. 5) Johann Gottlob der jüngste, starb im 2 Jahre seines Alters. 6) Anna Maria, geb. 1685. den 22 Mäy, ist verheurathet an George Kletten, Gärtnern allhier. 7) Anna Rosina, geb. 1689. den 13 Octobr. ersoff in der Ritschenbach 1697. wie unten weiter vorkommen wird. 8) Anna Elisabeth, geb. 1697. ist verheurathet an Tobias Albrechten, Häußler und Zimmermann allhier. 9) Rosina, geb. 1700. den 15 Mäy, ist an Christian Steudnern, Häußlern, Leinwebern und Zimmermann allhier verheurathet. Hierauf schritte er zur andern Ehe mit Jungfer Rosinen, Friedrich Valentins, Gärtners und Bier-Schröters von Zittau Tochter, An. 1719. den 12 Jun. und zeugte mit derselben 1) Johann Martinum geb. 1725. den 12 Sept. 2) Maria Rosina, geb. 1723. den 8 Febr. starb in 20 Wochen drauf. 3) Maria Elisabeth, geb. 1724. den 5 Mäy. Von allen diesen Kindern hat er erlebet biß dato (den 3 Jul. 1736.) 54 Kindes-Kinder, worunter 6 Uhr-Enckel. Er schrieb eine ungemein schöne Hand, übte sich in der Mechanica, verfertigte eine Orgel, Sonnen-Zeiger, und allerhand Uhren, alles ohne Anweisung, sonderlich verfertigte er ein sehr curieuses Uhrwerck. [92] Dasselbe nun betreffend, so ist solches wohl anzusehen gebauet, dessen Corpus 5 Viertel breit und 6 Viertel Ellen hoch in die Höhe in drey Theil unterschieden, im untern Theil stehet mitten inne das Uhrwerck mit einer Perpendicul, da zuförderst in der Weiser-Taffel sich präsentiren die 12 himmlische Zeichen in ihrer Ordnung, welche ihren Gang durchs Jahr zeigen, in welchen die Sonne läufft, welche alle 24 Stunden um den Erdkreiß herum gehet, und hinter einen Schatten-Deckel alle Morgen herfür kömmt, welcher die Stunden des Auf- und Untergangs der Sonnen zeiget, über dieser Weiser-Taffel stehet ein Löwen-Kopff, welcher die Augen mit der Unruh verwendet, wobey ieder Seits ein Mohr stehet, da der eine denselben beym Viertel-Schlage auf den Kopff schlägt, der ander, wenn die Stunde schlägt, denselben ebenfalls mit so viel Schlägen begrüsset. Neben den Uhrwerck zu beyden Seiten in untern Theil stehen auf Rundelen Orgel-Pfeiffen, welche, nachdem die Uhr geschlagen, ein Lied spielen, als: Nun last uns GOtt den HErren, auch Nun preiset alle GOttes Barmhertzigkeit. Im mittlern Theil sind zu beyden Seiten Thüren, woraus, wenns spielen will, auf ieder Seite ein Engel heraus kömmt, da der eine ein Buch hat, und den Tact mit der Hand giebt, der andere eine Posaune, welche er ansetzt, und auch wieder abzeucht, und wenns ausgespielet, beyde wieder hinein gehen. Weiter ist in der Mitten zu sehen die Monden-Kugel, wie dieselbe nach ihren Scheine zu- und abnimmt, auch drüber der Nahme des Monats, nebst dessen Ziffer, sich zu behöriger Zeit präsentiren. Im obern Felde stehen in der Mitten die 7 Planeten, und kommen nach ihren zugeeigneten Tagen täglich heraus, auf beyden Seiten stehet ein geharnischte Schildwacht, welche, wenn die Uhr schlägt, mit ihren Hellebarten gegeneinander gehen. Auf der rechten Seite präsentiren sich die 4 Jahrs-Zeiten, als Winter, Frühling, Sommer und Herbst, auf der andern Ecke die 4 Elemente, als Feuer, Wasser, Lufft und Erde, welche alle viertel Stunden mit dem Schlagen sich heraus wenden, und bey ieden Viertel das zugeeignete Theil sehen lassen. An. 1734. ward ihn Alters wegen ein [93] Substitut verordnet, nehmlich Herr Johann Christoph Böhmer, gebürtig von Schlegel, welcher Jura studiret hat, derselbe nun muß den gantzen Schuldienst bestellen, und den alten Herrn Weber von allen Einkünfften 2 Theile abgeben, (das Schul-Geld der Schüler ausgenommen,) und behält also einen Theil vor sich. Kan also Ehren-ermeldter Herr Weber anitzo in seinen hohen Alter gantz gemächlich und vergnügt leben. An. 1735. den 13 Sept. heurathete obgenannter Herr Böhmer Jungfer Mariam Sophiam, Herrn Johann Gottlieb Lehmanns, Hoch-Adlichen Wirthschaffts-Verwalters in Nieder-Rennersdorff ehel. älteste Tochter.

XVII. Gelehrte und Künstler aus und in Herwigsdorff.

Unter denen aus Herwigsdorff entsprossenen Gelehrten sthet wohl ohn zweiflich am füglichsten oben an der ietzige Ober-Hof-Prediger und General-Superintendent zu Weimar in Thüringen Herr Johann George Weber, ein Sohn des noch itzt lebenden alten Schul-Emeriti Hrn. Martin Webers, doch dessen Leben und Meriten nach Würden zu beschreiben, stehet nicht in meinen Vermögen, weil Herwigsdorff und Weimar zu weit voneinander entlegen, und also die dasigen Nachrichten fehlen. Derowegen ich mich nur an dasjenige halten muß, was sein Vater von ihm aufgesetzt. Er ist allhier gebohren An. 1687. den 9 Junii. Und erinnere ich mich vielmahl, als wir beyde bey seinen Vater das Schreiben lernten, wie familiär wir waren. Im 14 Jahre seines Alters sendete ihn sein Vater ins Zittauische Gymnasium, und übergab ihn der Information des Weltberühmten Hrn. Rectoris Christian Weisens, und Con-Rectoris Hrn. Mirußen. An. 1707 zog er auf die Universität Leipzig, allwo er nach 2 Jahren 1709. die Magister Würde erhielte. Nach seiner Zurückkunfft nach Hause, nahm ihn Hr. M. Samuel Manitius, Pfarr zu Nieder-Oderwitz, zum Praeceptor seiner Kinder an, vor welchem er auch in damahliger Unpäßlichkeit das Amt mit Predigen biß ins dritte Jahr [94] versorget. Hierauf war er 2 Jahr der Hoch-Adel. Jugend Hofmeister, bey Hrn. Joachim Hildebrand von Hund auf Unwürde. An. 1715. ward er von dem Hoch-Edlen Herrn von Nostitz auf Ruppersdorff zu dessen einigen Sohns Hrn. Johann Heinrich Gottlob von Nostitz Hofmeister bestellet, und lebte in diesen Dienst 3 Jahr zu Ruppersdorf, biß dieser junge Herr von Nostitz 1717. die Universität Leipzig besuchte, da er denn 3 Jahr mit ihn in Leipzig verblieb, unter dieser Zeit ward ihn auferleget, daß er alle 14 Tage eine Predigt in der Universitäts Kirche halten solte, da es sich denn begeben, daß ein vornehmer Minister von Sachsen Weimar in seine Predigt kommen, darauf erfolget, daß er kurtz hierauf eine Vocation von Ihro Hoch-Fürstl. Durchl. Hertzog Wilhelm Ernst von Sachsen Weimar, als Diaconus bey der Haupt-Kirche allda erhalten. An. 1720. ist er allda Ober-Hof-Prediger, hernach Ober-Kirchen-Rath, Consitorial Assessori und Gymnasiarchen ernennet. Nach Absterben Hertzogs Wilhelm Ernsts, ernennte ihn der neue Hertzog Ernst August An. 1729. zum Beicht-Vater und dasigen General-Superintendenten, da er denn über die 130 Pfarren die Aufsicht hat. So viel was mir sein Herr Vater von ihn aufgezeichnet. Seine vielen Schrifften können hier nicht angemercket werden.

Die hier gebohrnen gelehrten Pfarr-Söhne/ Christian und Gottfried Vopelius, wie auch M. Christian Gottlob Weise/ sind bereits oben vorkommen.

Herr Daniel Bergmann/ so eine zeitlang Ober-Richter allhier gewesen/ (wie oben bey denen Ober-Richtern zu ersehen/) ward 1644. zu Haugsdorf gebohren/ sein Vater Friedrich Bergmann war Schulmeister und Verwalter zu Ebersbach/ und hierauf 32 Jahr hier Ober-Richter/ die Mutter aber Frau Helena/ Herrn Eckarths/ Pastoris zu Haugsdorff Tochter. Diese Eltern liessen ihn studiren/ daher er denn auch vielmahl geprediget hat. Endlich ward er als Gärtner zum Schlegel begraben An. 1718. den 20 Jul. seines Alters 74 Jahr 27 Wochen und 4 Tage. Diß ist noch von ihm merckwürdig/ daß er ihm seinen Sarg viel Jahr vor seinen Tode machen lassen/ wie er mir denn/ denselben selbsten gewiesen.

[95] Von dem ehemahls in Oberdorffe wohnenden D. Wagner/ fehlen mir die weitern Nachrichten.

Von Künstlern etwas zu gedencken/ so ist vor etlichen Jahren im Oberdorffe ein Mann gestorben/ Nahmens Tobias Rinnler/ der nebst andern Künsteleyen/ auch ohne iemandes Beystand/ sondern nur aus seinen Ersinnen/ ein feines Orgel-Werck erbauet.

Christian Herberg/ ein noch itzt in Coelibat lebender kan kein Wort schreiben/ und dennoch in Holtz allerhand Figuren/ wie es ihn fürgeschrieben und abgezeichnet wird/ so vortrefflich schöne schneiden/ daß sich drüber zu verwundern. Wie er denn sehr viel Holtzschnitte in Herrn M. Christian Peschecks/ berühmten Zittauischen Schul-Collegen und Lehrers der Mathematic, gedruckte Schrifften stechen müssen/ wie beniemter Hr. M. Pescheck dessen selbst an einen Orte seiner Schrifften mit Ehren erwehnet. Er hat auch die Sonnen-Uhr-Kunst/ oder die Kunst Sonnen-Uhren zu machen/ ohne iemandes Anweisung/ bloß aus Hrn. Tobiä Beutels Arboreto Mathematico erlernet/ verfertiget auch Astrolabia etc.

Meine Person/ entweder unter die Gelehrten oder Künstler/ so wäre ich in höchsten Grade auslachens würdig. Ich will mich nur schlecht einen Bauer von Dorffe nennen/ und doch dabey etwas weniges von meinen Lebens-Umständen melden. Gebohren bin ich 1687. den 30. Aug. Mein Vater Michael Eckarth war ein Gärtner und Leinweber allhier/ der lernte mich in der Jugend lesen und schreiben. Weil aber der Schulmeister/ Martin Weber/ eine schöne Hand schrieb/ so muste ich ein viertel Jahr wegen des Schreibens zu ihm in die Schule gehen. Und das sind meine gantze öffentliche Studia. Dem darauf muste ich bey meinen Vater die Kühe hütten/ dreschen/ und andere Arbeit verrichten. Es fand sich aber von Jugend auf bey mir so eine gar grosse Zuneigung zu Historischen und Theologischen Büchern und Schrifften/ daß ich es selber anitzo nicht gnug bewundern kan. Und wäre ich wegen eines Buchs/ das ich vorhin noch nie gehabt/ glaub ich/ durch ein Feuer gelauffen. Die Kühe wurden niemahls ausgetrieben/ ohne daß ich mit einen Buche hinten drein spatzierte/ und verwunderten sich viemahls vorüber gehende Gelehrte/ wenn ich bey den Kühen stund/ und einen Historicum in folio in der Hand hatte. Und [96] zwar muste ich mich nur mit Borgen behelffen/ weil meine Bibliothec erbärmlich klein aussahe/ und wenn ich sie bißweilen mit einen Tractätgen vermehrte/ so war die Freude so groß/ als wenn ich einen köstlichen Demant zu einen Schatze geleget hätte. Doch genung hiervon/ ich sage nur diß/ ein Theologisches und Historisches Buch zu lesen/ war meine gröste Lust auf der Welt/ und durch Antrieb dieser Lust habe ich viele 100 derselben gelesen/ und immer/ als ich was besser zum Verstande kommen/ Collectanea draus gemacht. Und also pur aus den Büchern/ ohne alle weitere Anweisung/ hat mir der liebe GOtt gelehret/ was ich weiß und verstehe. Anitzo will ich nur noch melden/ was ich vor Schrifften öffentlich drucken lassen:

1) Bekenne ich mich als Autor zu den Abend-Liedgen, von 3. Versen: Vergieb mir, Vater, meine Sünd etc. welches in Zittauischen Gesang-Buche edit. 1717. pag. 381. und edit. 1727. p. 349. wie auch in denen andern Editionen stehet. 2) An. 1717. ließ ich in Pirna drucken: Den lasterhafftigen Geitzigen, oder historischen Geitz-Spiegel, in 8vo 4 und einen halben Bogen starck; wobey zu erinnern, daß der andere Theil hierzu in MS. fertig ist. 3) An. 1720. ließ ich bey Absterben meiner Ehe-Wirthin ein Lied als ihr Vale drucken: Ade, O Welt, welches öffentlich in der Kirchen an ihren Begräbnis-Tage von dem Chore abgesungen wurde: deme ich hieng ich an ein Paßions Lied: Hilff, liebster JEsu, daß ich dencke etc. auf ein Viertel Bogen. 4) Historica curiosa, Zittau 1731. in 8. 4 und einen halben Bogen. 5) Historischer Nutzbringer und Lusterwecker, kam Bogen-weiß heraus von 1731 biß 1735. in 8. 6 Bogen. 6) Historisches Tage-Buch, derer 5 Jahre 1731. 1732. 1733. 1734. 1735. in 4to. 204 Bogen. 7) Chronica der Dörffer Eckersberg und Olbersdorff bey Zittau in 4to 1732. 3 Bogen. NB. Uber dieses Werckchen hat der Hochgelehrte Verfasser der Singular. Lusaticae gar eine feine Censur gemacht. 8) Chronica des Dörfleins Petau, in 4to. 1733. ein halber Bogen. 9) Chronica des Dorffs Klein-Schönau, in 4to 1733. 1½ Bogen. 10) Chronica des Dorffs Hartau, in 4to 1734. 1 Bogen. 11) Anno 1734. ließ ich nebst Mag. [97] Scrivers und M Hilschers 2. Liedern, mein eigen Paßion-Lied: Ach liebster JEsu! wie soll ich dich preisen etc. drucken auf einen halben Bogen, in 8. 12) Der tödtliche Mißbrauch des Brantewein-Sauffens, in 8. 1735. 13) Diese Herwigsdorffer Chronica. [5] Von M.S. sind noch viele verhanden, doch wenig complet.

[98]
XIX. Die Kirche und deren Zugehör.

Die Kirche liegt mitten in Dorffe, und zwar in Mitteldorffe an der Landstrasse nach Oderwitz. Wenn sie Anfangs erbauet und fundiret worden, wird uns Herwigsdorffern wohl ein Geheimniß bleiben, das wir schwerlich ergründen werden, in dem uns die hierzu benöthigten Uhrkunden fehlen. Unterdessen wißen wir doch daß sie sehr alt ist, indem ihrer in den Analibus bereits 1362 gedacht ist, u. 1396 hat sie ins Zittauische Weichbild gehöret. (vid. Carpzov. Anal.) Ich will dahero von der Kirche und deren Renovationen überhaupt, und nachhero von den Kirchhofe, Thurn, Glocken, Altar, Beichtstuhl, Cantzel, Taufstein, Orgel, Empor-Kirchen, Schlag-Uhr und Leuchtern, a parte, so viel ich werde aufbringen können, etwas handeln.

1) Von der Kirche überhaupt.

Anno 1569 fieng man an mit den Seckel oder Klingebeutel in der Kirche umzugehen, so noch biß dato also observiret, und der jüngste Kirch-Vater [99] diß Umgehen unter der Vormittags Predigt verrichtet, damit die Communicanten, und wer das sonst will was einlegen.

Ao. 1596. gab Hiesige Kirche zu erbauung der Lückendorffer 10. Z. M. der Bau aber erfolgte erst in 100 Jahren.

Ao. 1692. ist eine Halle an die Kirche angebauet worden.

Anno. 1694. ist das Theil an die Kirche beym Altare angebauet worden.

Anno 1701 den 6 Jul. ward ein Anfang zum Kirch Bau gemacht und ist dis Jahr das Stück der Kirchen gegen Mittag, so vorhin eine Höltzerne Kirchen Decke gehabt, gantz gewölbet worden.

Ao. 1702. ward der Kirchthurm steinern gebauet, auch die Kirche mit Ziegeln gedecket, ingleichen wurden die Empor-Kirchen und Weiber-Bäncke alle neu gemacht, wie auch die grosse Kirch-Thüre neu an einen andern Orte, als sie zuvor gewesen, durchgebrochen, und eine Halle dafür gebautet worden. Desgleichen wurden auch 3 Treppen von aussen zu denen Empor-Kirchen geführet.

Anno 1724. Ist die Kirche in und Auswendig geweiset, und das Bild an die Decke gemahlet worden, so die Hochgelobte Heilige Drey-Einigket vorstellet.

Es ist sonst die Kirche ein ansehnliches Gebäu, und dessen Länge inwendig 54. Schritte.

Eben dieses Jahr schenckte der alte Elias Eckarth, Kirch-Vater und Bauer ein neu Grabe Creutz.

Anno 1730. Bekam die Kirche von einer Wohlthäterin ein gelb-Taffend Tüchel mit silbern Spitzen, beym Ausspänden des Heiligen Nachtmahls zu gebrauchen, und einen Zienern Krug zum Tauff-Wasser herbey zu holen.

Eben dieses Jahr schenckte der Kirchen, Hanß Friedrich Glate, Kirch Vater einen silbern und rothsammeten gantz neuen Klingebeutel.

2) Von den Kirchhofe oder GOttes Acker.

Der Kirchhof, oder GOttes Acker (2) ist ein gar feiner, aber nicht allzu grosser Platz, rings um die Kirche herum, und ist mit einer hohen Mauer umgeben, und sind darauf viele höltzerne Kasten und Creutze, welche die nächsten Verwandten den verstorbenen setzen [100] lassen, von Leichensteinen sind nur 9 und meist alte anzutreffen, welche ich den geehrtesten Leser mittheilen will.

1. N. N. Leichenstein.

An der Kirchen liegt ein alter Leichenstein, worauf keine Schrifft mehr zu sehen ist, aber dieser ist noch zu sehen, das er einen Geistlichen verfertiget ist.

2. N. N. Leichenstein.

An der Kirchhof Mauer gegen Mittag liegt ein alter Leichenstein, worauf einer von Adel gehauen, aber die Schrifft ist gantz unleserlich worden.

3. M. Johann Lindners Epitaphium.

Um den Stein: Anno 1618. die 16 Febr. Mortuus est Reverendus nobiliss. & pietate Doctrina – – – M. Iohannes â Lindner pastor fidelissimus Ecclesiae. Chr. Herbistorff. Auf den Steine: S. Ioh. II. Ego sum resurrectio & vita: qui credit in me, etiamsi mortuus fuerit, vivet. Et omnis, qui vivit & credit in me, non morietur in aeternum.

4. Fr. Ursulen Lindnerin Leichenstein.

Um den Stein – – – – Erbare Ehrentugendsame Fr. Ursula Kühnin – – – Hr. M. Johann Lindeners Pfarr allhier Hauß Frau verschied 1609. – – – – Auf den Steine: Nec requies nec pax hac qui viglaueri osia Rex Regum avem ut veneritus suo, auch ist darauf das Lindnerische und Kühnische Wappen befindlich.

5. Fr. Annen Scherffingin Epitaphium.

Anno 1599. den 16. Novem. ist im HErrn Christo sanfft und seelig entschlaffen, die Erbare viel Ehr und Tugendsamme Fr. Anna gebohrne Mildin, des Erbaren und Wohlweisen Hrn. Urban Scherffings, Bürgers und Raths Freundes in der Stadt Zittau, hinterlassene Wittwe. D. G. G. unten stehet das Wappen, so aber schadhafftig.

[101]
6. Christianen Emerentien Richterin Epitaphium.
Allhier ruhet in GOTT
Herrn
M. Johann Christian Richters,
Pastoris hiesiger Gemeine,
und Frauen
Johannen Emerentien Richterin,
geb. Mäyin,
liebgewesenes Töchterlein,
Christiana Emerentia,
so An. 1733. den 24. Aug. früh halb 7. Uhr gebohren,

und e. a. d. 8. Sept. früh halb[WS 8] 4. Uhr gestorben,
und erwartet
die fröliche Auferstehung
zum ewigen Leben.
Anbey ruhet auch
ein todtgebohrnes Söhnlein,
gebohren am Tage Bartholomaei
Anno 1736.
Leichen-Spruch Jer. 31, 3.
Ich hab dich[WS 9] ie und ie
geliebet, darum habe
ich dich zu mir

gezogen.


7. Johann Christoph Försters Epitaphium.

Allhier ruhet Hr. Johann Christoph Förster, gewesener Erb- und [102] Lehns-Richtern, hiesiger Mittel Gemeine, ein Sohn Michael Försters, gleichfalls Erb- und Lehns-Richters, und Fr. Annen, geb. Wederin, von denen er An. 1683. den 27 April. zur Welt gebohren, An. 1701. trat er, nach Absterben seines Vaters, die Nahrung an, und An. 1702. den 12 Jun. verheurathete er sich mit Jungfer Rosinen, Tobias Grüllichs, Bauers und Gerichts Eltesten, ehlichen Jungfer Tochter, zeugte mit ihr in 28 jähriger Ehe 10 Kinder, als 6 Söhne und 4 Töchter, davon noch 6 am Leben, und 3 davon verheurathet, von welchen er auch 6 Kindes-Kinder gesehen. An. 1726. überfiel ihn ein Steck-Fluß, welcher An. 1728. wieder kam, An. 1730. im Septembr. des Abends in seiner Stube so hefftig zusetzte, daß er hierauf in diesen Monath Sept. sanfft und seelig Vormittags um 5 Uhr verschied, seines Alters 47 Jahr, 20 Wochen und 2 Tage. Seine Ehewirthin aber starb An. 17       den       und brachte ihr Leben auf       Jahr,       Wochen und       Tage. Leichen-Text Psal. 31. v. 6. HErr meinen Geist befehl ich dir, Vater in deine Hände befehle ich etc. Dieses Ehren-Gedächtniß hat ihn sein Sohn Hr. Michael Förster, Bürger, Kauff- und Handelsmann in Zittau, aus kindlicher Liebe aufrichten lassen.

8. Andreas Ay Leichen-Stein.

Hier ruhet ein Söhnlein Andreas genannt, welches war gebohren den 4 Mäy 1681. starb den 9 Nov. 1682. seines Alters 1 Jahr und 26 Wochen. Leichen-Text Ps. 4. Ich liege und schlaffe etc. Dessen Eltern sind der Ehrsame und vorsichtige Meister Andreas Ay, der Zeit Müllers allhier, und Frau Elisabeth Grusserin von Hennersdorff.

9. Fr. Sabinen Israelin Leichen-Stein.
Hier ruhet
Frau Sabina, gebohrne Steudnerin,
Martin Israels,
[103]
Bauers und Gericht-Eltesten Ehe-Frau,

gebohren 1637. den 21 Jan.
heurathete 1656. den 7. Nov.
zeuget in 44jähriger Ehe 14 Kinder,
7 Söhne, 7 Töchter,
starb 1700. den 12 Dec.
Ihres Alters 64 Jahr.
Leichen-Text Psal. 44.
Ich hatte viel Bekümmerniß
in meinen Hertzen, aber deine Tröstungen

ergötzten meine Seele.

Hierbey ist noch zu notiren, daß An. 1669. ein Todten-Häusel auf den Kirchhof ist gebauet worden, so aber zur Zeit sehr baufällig ist. Das Graß aber von den Kirchhofe bekömmt der Pfarr.

2.) Der Kirchhof oder GOttes-Acker.

Dieses war die letzte Schrifft, die der nunmehro in GOtt ruhender Autor 8 Tage vor seinen Ende an dieser Chronica geschrieben weil er gleich in begrieff war, den Kirchhof zuverfertigen, aber wegen zunehmender Schwachheit keine Feder mehr angesetzt, die Annales hat er zwar ziemlich in Ordnung gebracht, biß auf einige Neue, wie auch nach seinen Tode erst eingelauffenen Nachrichten.

3.) Vom Kirchthurme.

Der Kirchthurm ist ein fein ansehnliches Gebäude, und werde ich dessen Renovationes, so viel man weiß, hie beysetzen:

Anno 1595. ist der Kirchthurm zu Herwigsdorff von Meister Hanß Zachmann, einen Zimmermann aus Zittau, mit rothen Schindeln gantz neu gedeckt, und der übergoldte Knopff darauf gesetzet worden.

Anno 1612. warff ein erschrecklicher Sturm den Kirchthurm [104] herunter, welcher Anno 1627. erst wieder erbauet worden. Siehe unten von grossen Sturmwinden.

Anno 1658. den 6 Mäy hat der Allmächtige auch grundgütige GOtt sein Zornzeichen vor Augen gestellet, und durch seine Wetterstrahlen in den Kirch-Thurm an 3 Orten eingeschlagen. Siehe unten von Donner und Hagel-Wetter.

Anno 1691. ist der Kirch-Thurm allhier, wegen Baufälligkeit, an Kupffer und Holtz renoviret worden. So ward auch den 8 Jun. der Knopff abgehoben, darinnen in einen geschriebenen Briefe gefunden worden, daß dieser Thurm 1612. der Wind herab geworffen, und erst nach 15 Jahren Anno 1627. wieder gebauet worden, er ward hierauf den 11. Jun. wieder aufgesetztet. Observ. Michaël Eckarts.

4) Die Glocken.

Der Glocken haben wir 3. allhier, als die Grosse- Mittel- und das kleine Glöcklein.

1. Die grosse Glocke hänget in der Mitten des Thurmes, daran 2 starcke Männer zu ziehen genug haben, und ist auf derselben das Zittauische Wappen und folgende Schrifft:

Verbum ※ Domini ※ manet ※ in aeternum. ※ George ※ Wildt ※ u. ※ Hans ※ Wildt. ※ S. ※ Joachimsthal ※ Gos ※ Mich. ※ in 1609 ※ Jahr.

Auch schlägt der Hammer von Uhrwerck an diese Glocke.

2. Die Mittel-Glocke, welche sonst oben in Thurm untern Ziegel-Dach gehangen, ist 1736. herunter bey der kleinen Glocke gehencket worden, und stehet im Umfange folgende Schrifft:

※ IN ※ HONORE ※ MARGARETHA ※ VIRGINIS ※ ANNO ※ DOMINI ※ MCCCCLXXXII.

3. Das kleine Glöcklein hänget unweit der grossen und Mittel Glocke, und stehet oben im Umfang folgende Schrifft:

[105]
ICH. ERRINNERE. ZU. REGHTER. ZEIT. DIE. MENSCHEN. IHRER. STERBLIGKEIT. 1650.
Darunter stehet folgendes zu lesen:
Fusa Anno Pacifico MDCL. Dno. Cons. D. Christiano Hartigio, eq. S. Marci, & Dno. Georgio Reingast. Praet. Dno. Christiano Vopelio, Pastore, Jacob Gocht & Peter Waner Eccl. vitr.
5. Vor dem Altare.

Der ietzige Altar ist An. 1694. vergrössert und schön staffiret worden. Der Tisch ist reichlicher 2 Ellen hoch, 3 Ellen und 1½ Viertel breit, hat unten einen Fuß, auf dessen beyden Seiten erhabene Bänckel, worauf die Communicanten knien, und ist mit grünen Tuch bedecket. Den Tisch hat 1724. Hr. Hanß Christoph Förster, Erb- und Lehns-Richter mit einem grünen Tuch, grünen Frantzen und einer silbern Tresse darum beschencket, und eben zu der Zeit hat dessen eintzige Schwester, Frau Susanna, geb. Försterin, Christian Augstins, Kirch-Vaters, Bauers und Gerichts-Eltesten Eheweib, ein schön weiß mit Spitzen umnähetes gezognes Tuch dazu verehret. Die 2. zinnerne Leuchter zum Wachs-Kertzen sind groß, und steht oben auf ieden gestochen: HERWIGSDORFFER KIRCHEN LEUCHTER. 1694. In der Mitten stehet ein Crucifix, zur rechten ein Pulpetel, zur lincken ein zinnern Kelch mit dergleichen Deckel und eine zinnerne Kanne. Hinter diesen Crucifix ist eine blaue Tafel mit güldenen Buchstaben:

Mir hast du Arbeit gemacht in deinen Sünden, und hast mir Mühe gemacht in deinen Missethaten. Ich, ich tilge deine Ubertretung um meiner Willen, und gedencke deiner Sünde nicht. Esa. 43. v. 24.

Drüber ist das Bild, da der HErr Christus in Garten einem Engel in den Armen lieget, deme zur rechten oben ein Engel einen Kelch zureichet, in welchen von Oben herab zwischen beyderseits Wolcken helle [106] Strahlen fallen, zur lincken aber des ersten Engels liegen die Jünger schlaffend, drunter lieset man:

Salvatori suo sacrum

esse voluit
Johannes Ghristianus Nesenus.

1694.

Oben am Altar ist eine Gloria, die zu ieden Seiten von einem Engele gehalten wird.

An der Decke des Gewölbes ist eine Gloria gemacht, und in der Runde herum sind zu lesen die Worte:

O ADORANDA TRINITAS!
O VENERANDA UNITAS!

Hintern Altar ist folgende Inscription zu lesen:

In honorem DEI T. O. M.

Templum hoc
Altari novo exornatum
&
obsuccrescentem Paraecianorum
multitudinem,
feliciter ampliatum fuit,
Curâ & industrià
Dn. Dn.
Andreae Raethelts, Praet.
&
Johannis Christiani Neseni,
Anno M DC XCIV.
Vivente Pastore
Dn. M. Joh. Georg. Weisio.

Iova tegat Templum vigeant sacra dogmata verbi Perpetuo & verae Religionis Amor.

[107]
6) Von dem Beichtstuhl.

Der Beichtstuhl stehet dem Altar zur rechten, welcher über und über mit grünen Tuch bedecket und gelben Zwecken beschlagen, hat forne eine silberne Tresse und grüne Frantzen, das Bänckel zum knyen ist gefüttert und mit grünen Tuch bedeckt, und oben hänget eine Sand-Uhr mit 4 Gläsern.

7) Vor dem Tauffstein.

Der Tauffstein stand sonsten in der Mitten, weiln er aber grossen Raum einnahm bey der Communion und beym Catechismus Examinibus, so ward er 1724 von dar weggenommen, und dem Altar zur lincken Seiten und dem Beichtstuhl gleich über gesetzet, auch in diesem Jahr renoviret. Der unter Theil ist gantz steinern, die aber 1671, von Hrn. Tobia Vopelio, berühmten Bildhauer in Zittau verfertigte grosse Decke ist höltzern. Inwendig über der Tauff-Schüssel stehet: יהיה in einer Gloria. Auswendig siehet man in der ausgehölten Decken den HErrn Christum am Jordan, und dabey Johannem den Täuffer, darüber schwebet der H. Geist in Tauben-Gestalt. Ehe das vorige zinnerne Becken umgegossen worden, hat man darauf lesen können:

Anno 1606.
Pastore M. Johanne Lindnero
Iudicibus, Christophoro Richtero &
Martino Neumanno,
Dicta SS. Scripturae:

1) Iohan. 3. Christus inquit: Nisi quis renatus fuerit ex aquâ & S. S. non potest introire in regnum Dei.

2) S. Petrus 1. cap. 3. Et nos nunc similis forma habens facit baptismus non carnis depositio sordium, sed bonae conscientiae interrogatio in Deum.

3) S. Pauli Rom. 6. Consepulti sumus cum Christo per baptismum in mortem, ut quomodo Christus surrexit à mortuis per gloriam Patris, ita & nos in novitate vitae ambulemus.

[108] 4) 1 Johan. 5. Tres sunt, qui testimonium dant in terrâ, Spirtitus, aqua & sanguis, & hi tres unum sunt.

Aedituis
Georgio Richtero,
Michaël Täslero,
Jacobl Schneidero.
Scribâ
Valentino Lochmanno.

Auf dem ietzigen grossen Becken stehet gar keine Schrifft.

8) Von der Cantzel.

Die Cantzel stehet an einen Pfeiler, und hat eine Decke, ist roth und weiß angestrichen, weilen sie sehr alt und wurmstichig, so beschenckte sie 1724. David Förster, Bauer- und Gerichts-Eltester, mit einen grünen Tuch, 3. mahl Frantzen, und einer silbern Tresse. Die Treppe dazu hat 8 Stafeln, oben ein klein Pulpet, worauf der Pfarr die Agende legt, zur rechten, wenn man hinan kommt, ist eine alte Sand-Uhr von 4 Gläsern, hindern Rücken ist auch ein grün Tuch mit denen 5 Buchstaben JESUS.

9) Von der Orgel.

An. 1683. den 23 Octobr. wurde zum erstenmahl in unsere Kirche ein klein Orgelwerck angeschafft, und an der Wand gesetzt, ist darauf den 24 Oct. zum ersten mahl öffentlich geschlagen worden. Obs. H. Gruners und Mich. Eckarts.

An. 1695. wurde ein etwas grösser Orgelwerck angeschafft, so 191 rthlr 10 gl. 7 pf. gekostet, und den 19 Jun. zum erstenmahl gespielet worden.

An. 1726. ist die ietzige Orgel von Hrn. Joh. Gottlieb Damitio, Zittauischen Orgelbauer gebauet, und die vorige nach Werßdorff in die dasige neu-aufgerichtete Kirche gekommen. Unsre neue Orgel ward an St. Michaelis-Feste in Gegenwarth derer Herrn Verwalter [109] und einer grossen Menge Volcks mit einer Danck-Predigt von dem zur Zeit lebenden Pfarrer Hrn. M. Johann Christian Richtern, und mit Trompeten und Paucken-Schall eingeweyhet, auch noch in diesen Jahr völlig ausstaffiret, sie bestehet:

In Manual:
      1 Principal 8 Fuß, von Englischen Zinn.
2 Viol di Gamba 8 Fuß, von Metall.
3 Gros-Gedast 8 Fuß, von Holtze.
4 Trommeta 8 Fuß, die Córpora von Holtz, Mundstück von Meßing.
5 Trometa 8 Fuß, von Zinn die Helffte des Discants.
6 Flaut Travers 4 Fuß, von harten Holtz.
7 Octava 4 Fuß, von Metall.
8 Qvinta 3 Fuß, von Metall.
9 Super Octava 2 Fuß, von Metall.
10 Sexta 2 Fuß, von Metall.
11 Sesquialtera 13/5 Fuß, von Metall.
12 Mixtura 2 Fuß, von Metall.
13 Copula aus dem Manual ins Pedal mit Ventilen.
14 Zwey Sterne zum Umlauffen.
In Pedal:
15 Sub-Bass 16 Fuß, von Holtze.
16 Posaunen Sub-Bass      16 Fuß, die Corpora Holtz und Mund-Stück Meßing.
17 Octaven-Bass. 8 Fuß, von Holtz.
18 Calcanten-Glöcklein.

Dazu sind 3 grosse Blase-Bälge mit einer Falte nach der neusten Façon.

Das Gehäuse ist mit erhabenen Thürnen, als ein runter in der Mitten, an den Seiten aber spitzig, und die kleinen gleich, sammt der Architectur.

[110]
10) Von denen Empor-Kirchen- und Gemählde.

An. 1596. ist die Porkirche gegen dem Felde von Mstr. Hanß Zachmann von der Zittau gebauet worden, und An. 1599. sind die Porkirchen allhier gemahlet worden.

An. 1724. sind mit Genehmhaltung derer Verwalter in der Kirchen die 3 obern Empor-Kirchen gantz neu erbauet, und zugleich mit denen 2 niedern beym Altare durch Hrn. Nicolaus Preschern folgender Gestallt gemahlet worden:

Bild. Gegen-Bild.
Simsons verkündigte Empfängniß Christi verkündigte Empfängniß.
Moses im Rohr-Kästel Christus in der Krippen.
Isaacs Beschneidung Christi Beschneidung.
Salomonis Beschenckung. Christi Beschenckung von Weisen.
Eliä Flucht von Ahab. Christi Flucht vorn Herode.
David überwindet den Goliath Christus überwindet den Versucher.
Der Hohepriester mit den Amts-Schilde. Christus mit Wunden.
Arche Noä Christi Schifflein.
Joseph versorgt Egypten. Christus versorgt 4000 Mann.
David hütet der Schaafe. Christus ist der gute Hirte.
David weinet über Absolon. Christus über Jerusalem.
Der Hohepriester geht ins Allerheiligste. Christus geht in Jerusalem zur Versuchung.
Joab küsset Amasa. Christus küsset Judam.
Jacob ringet mit dem Mann. Christus ringet mit dem Tode.
Hiob wird verspottet. Christus wird gleichfalls verspottet.
Joseph begräbt seinen Vater Jacob Christus wird begraben von Joseph
Simson zerstört die Stadt-Thore Christus zerstöhrt der Höllen Pforte.

[111]
Von alten Bildern sind diese geblieben:
Als:
Das Paradieß. Die Austreibung aus den Paradieß.
Die Sündfluth[WS 10]. Der Babylonische Thurm.
Die Ausführung Loths aus Sodom. Pharao im rothen Meer.
Jacob sieht die Himmels-Leiter Eliä Himmelfahrt.
Taufe Christi am Jordan. Johannis Enthauptung.
Christi Verklärung. Christi Ausführung.
Jonas, item Christi Auferstehung. Himmelfahrt Christi.
Das Jüngste Gerichte.

 An beyden Seiten: Die erhöhte Schlange.
 An der Mauer: Die Ausgiessung des H. Geistes.
 Beym Altar: Das Osterlamm.
 Gegen über die Einsetzung des Abendmahls.

Oben an dem Gewölbe ist gemahlet die heilige Dreyfaltigkeit.
11) Die Schlag-Uhr.

Weil allhier keine Schlag-Uhr gewesen, so hat man mit Genehmhaltung der Herren Verwalter Anno 1717. den 29 August. ein gantz neues Uhrwerck von Deutsch-Oßig geholet, und in Thurm gehangen, wozu die Kirche die Helffte, und die andere Helffte die Gemeine gegeben, kostet überhaupt, laut Specification, 131 rthlr, 4 gl. 8 pf.

12) Von den 2. grossen Hänge-Leuchtern.

Die zwey grosse Hänge-Leuchter haben benebst den Leinen und daran befindlichen Figuren, einige Einwohner allhier, aus Christlicher Mildigkeit auf ihre Kosten angeschafft, und sind deren Nahmen darauf gestochen; Als auf den ersten Leuchter beym Altare mit 16 Tillen zum Lichtern aufstecken sind befindlich:

Johann Friedrich Förster, Erb- und Lehns-Richter.
Christian Burckhardt, Erb-Richter.

[112]

Johann Christoph Bernhardt, Müller am Stege.
Christoph Grüllich, Gerichts-Eltester.
Christian Wehle, Gemein Eltester.
     Anno 1731.

Auf den andern Leuchter, so zwischen dem Chore und der Cantzel hängt, und 18 Tillen hat, sind folgende Nahmen befindlich:

Mstr. Johann Christoph Seegnitz, Müller.
Johann George Rümpler, Gemein Eltester.
Friedrich Eckardt, Bauer.
Friedrich Israel, Bauer.
     Die Jahr-Zahl ist 1731.


13) Stifftung der Christ-Nacht und Char-Freytags-Predigt.

Die Christ-Nachts-Predigt ward mit Approbation E. E. Raths in Zittau An. 1731. gestifftet, (wie oben pag. 39. beschrieben ist.) Allhier will ich nur diejenigen Personen, welche sie aus Liebe zu GOttes Wort durch ein gewisses Capital, von dessen Zinsen die Unkosten bezahlet werden. Mit ihren Nahmen melden: 1) Hanß Friedrich Glate, Gärtner, Kirch-Vater und Gerichts-Eltester. 2) Jacob Augstin, Bauersmann. 3) Christian Roscher, Gerichts-Eltester in Ober-Dorff. 4) Christian Augstin, Bauer, Kirch-Vater und Gerichts-Eltester. 5) Friedrich Eckarth, Gärtner u. Kirch-Vater in Ober-Dorff. 6) Hr. Johann Philipp Scholtze, vornehmer Bürger in Zittau. 7) Christoph Münch, Gärtner. 8) Friedrich Münch, Häußler in Oberdorff. 9) Michael Nisser, Häußler. 10) Christoph Jähne, Häußler in Oberdorff.

Die Nachmittags-Predigt am Char-Freytag hat gestifftet Hanß Korselt, ein nächst bey der Kirche wohnender Bauersmann, durch ein Legatum von 50 rthlr, von dessen Zinsen die Armen in Herwigsdorff einen Thaler bekommen, von den andern wird der Pfarr vor die Predigt, und der Schulmeister von Lauten und Singen bezahlt. Der Anfang zu dieser Predigt ward gemacht A. 1732.

Ende des Ersten Theils.


[113]
Chronica
Oder
Historische-Beschreibung
Des Dorffes
Herwigsdorff/
Bey ZITTAU.
Zweyter Theil.

Vielgeliebter und Günstiger Leser!

HIer überliefere ich den Andern Theil der Herwigsdorffischen Chronica, GOtt sey Danck! daß sie nunmehr zu Ende gehet, weil sie ohnedem schon vier Jahr unter der Presse gewesen, und vielen Veränderungen unterworffen war. Der seel. Autor Friedrich Eckarth ließ An. 1734. im Früh Jahre den ersten Bogen zu Lauban drucken, da schien es, als wolten sich keine Liebhaber finden, doch entschloß er sich An. 1735. daß er sie drucken ließ, und continirte so fort biß an sein unvermuthetes seel. Ende, welches erfolgte Anno 1736. den 30. Apr. Worauf ich als sein Sohn den Druck über mich nahm, und ließ selbes Jahr noch 4. Bogen drucken, damit der erste Theil fertig war. Nun ich war willens den andern Theil gleich nach dem Neuen Jahr 1737. vollend zu verfertigen, so legte mich der allein weiseste GOtt mit gar einen besondern Zufall aufs Krancken-Bette, welcher mich 14. Wochen aufhielte, nemlich von 9. Jan. biß 15. Apr. worauf es nach und nach wieder besser ward, und den lieben GOtt sey dafür gelobet und gebenedeyet, daß er mir zu meiner vollständigen Gesundheit wieder geholffen hat, dieweil ich vielmahl gedachte, daß der Seiger meines [114] Lebens ausgelauffen sey, und ich solte nunmehro meinen Lieben Vater nach den schönen himmlischen Freuden-Saal nachfolgen, so stellete ich alles den lieben GOtt anheim, und gedachte an die Worte: Was GOtt thut, das ist wohlgethan, es bleibt gerecht sein Wille, wie er es mit mir fänget an, will ich ihn halten stille etc. Wie mir der liebe GOtt geholffen hatte, so wolte ich diese Chronica nach Ostern drucken lassen, aber da verhinderte es die schwere Zeit, denn ich hatte den Winter über alles zu gebist, und ist niemand der mir anitzo forthilft, also setze ich mein Vertrauen in meinen kümmerlichen Leben auf GOtt, und da heißt es:

Trau auf deinen lieben GOTT
Und GOTT der wird dir dennoch helffen fort.

Wo GOtt Leben und Gesundheit verleihet, und die schwere Zeit sich bessert, so will ich eine ausführliche Beschreibung des Städtleins Hirschfelde drucken lassen. Es gehe den Leser Wohl, das hoffet zuerfahren

script.

Herwigsdorff d. 15. Julii
1737.

Dessen          

Dienstwilligster     
Gotthülff Traugott Eckarth.


Inhalt der Capitel.

I. Die Feuers Brünste.
II. Die Donner- und Hagel-Wetter.
III. Die Winter und zu ohngewöhnlicher Zeit observirten Donner-Wetter.
IV. Die Erdbeben.
V. Die Wasser-Fluthen.
VI. Kriegsnoth u. Einqvartierungen.
VII. Von sehr wohlfeiler Zeit.
VIII. Pest- und Sterbens-Gefahr.
IX. Von grossen Sturm-Winden.
X. Von Unfruchtbaren, Dürren und Nassen Jahren.
XI. Kalte Winter.
XII. Warme Winter.
XIII. Von ungewöhnl. Kälte, Frost und Schnee ausser den Winter.
XIV. Executionen an hiesigen Einwohnern.
XV. Allerhand Mordthaten.
XVI. Selbst Mörde.
XVII. Allerhand unglückliche gewaltsame Todes-Fälle.
XVIII. Von Kirchen-Raube und andern Einbrüchen.
XIX. Allerhand gehlinge Todesfälle
XX. Mißgeburthen.
XXI. Eine eheliche Jubel-Hochzeit.
XXII. Alte über 80. Jahr lebende Leute.
XXIII. Allerhand Miscelanna.
XXIV. Ein Tabelle einige Zeit Verstorbener etc.
XXV. Geschl. Register des Autores.

[115]
I. Die Feuersbrünste.

ANno 1613. den 22. Jan. ist Johann Wincklers, Con-Rectoris in Zittau, Forberg allhier zu Herwigsdorff abgebrant. Es geschahe in der Nacht, welche Nacht von den Thurm-Wächtern in Zittau 3. Feuer gesehen worden.

Anno 1624. d. 28. Dec. brante Frantz Lehmanns Pferde-Stall ab.

Anno 1625. den 9. Jan. brante Michael Eckarts (meines Aelter Vaters) Scheune, samt den Geträyde ab. Der damahlige Pfarrer allhier Hr. Collberger schreibet in einen Calender, das Feuer sey angegangen, als die Arbeiter kaum aus der Scheune gewesen, und kaum die Suppe recht gegessen, und sey vermuthlich von bösen Leuten angeleget worden.

Anno 1675. den 23. Nov. brante Hanß Webers Bauers in Ober-Dorffe Hauß ab.

Anno 1697. den 7. Sept. kam übern Backofen Ausbrennen bey Tobias Grüllichen, Bauern im Mittel-Dorf Feuer aus, und brante das Wohnhauß samt einen à part stehenden Stalle ab. Ingleichen auch des Nachbars Friedrich Augstins Güthlein, das Hauß und die Scheune, auf welche letztere Stelle von dato an, nicht wieder gebauet worden, weil die dasige Haußhaltung in das grössere Gut gezogen worden. Die Einwohner bey Grüllichen musten den Feuer theils nackend entlauffen, und verbranten viel Sachen und Haußrath.

Anno 1701. den 24. Jul. an einem Sonntage zu Mittage brante Andreas Mauckes Gut in Ober-Dorffe ab, und ward durch Jungen, so mit Schlüssel-Büchsen geschossen, verwahrloset.

II. Die Donner- und Hagel-Schäden.

Anno 1577. am Abend Jacobi, war ein groß Wetter, und erschlug einen Bauer allhier Martin Böhmer genant, nebst 4 Pferden. Siebers Chron. Zitt. MS.

Anno 1601. den 20. Aug. hat ein Streiffen Schlossen, zu Herwigsdorff, Eckersberg, Ratgendorf, Witgendorff, auch theils Stadt-Aeckern, [116] vor den Bautzschen Thore in Zittau, grossen Schaden gethan, wie ich in einen selbiges Jahr gebrauchten Calender eingeschrieben gefunden.

Anno 1602. den 26. Jun. schlug das Wetter bey Baltzer Popigen ein, daß das Feuer in der Stuben und Hause, bis auch in den Stall gelauffen, in Gebäuden gesenget, den Gesinde auch Blasen an die Füsse gebrant, und hernach, GOtt Lob und Danck, ohne weitern Schaden wieder verloschen.

Anno 1604. den 20. Jul. war ein erschrecklich Donner-Wetter, schlug an 4. Orten ein, in Zittau in den München Thurn, doch ohne Anzündung, vor der Stadt in einen Baum, in Hanß Schreibers Garten, allhier zu Herwigsdorff in Sigismund Kindlers Vorberg, wie auch allhier in einen Baum. Carpzov. Annal Zitt. part. 5. cap. 2. §. 2. p. 250. Frantz in Anhange des Prophetischen Danck-Seufzers. Seeliger in Annal. Zitt. MS.

Anno 1629. den 11. Jul. war ein starckes Donner Wetter, zündete George Nüssers Stall an, that auch an andern Orten Schaden. Frantz in Anhange des Prophet Danck Seuffzers. Seeliger Annal.

Anno 1658. den 6. May schlug das Wetter an dreyen Orten in den hiesigen Kirchen-Thurm ein, zersplitterte selben sehr an den Bändern, und zündete, ward aber GOtt Lob bald gelöschet. Frantz cit. loc.

Anno 1668. d. 16. Jun (wie wohl Carpz. in Annal. Zitt. part. 5. cap. 3. §. 4. p. 268. d. 15. dito setzet.) War allhier zu Mittage ein gantz greulich und erschrecklich Donnerwetter mit vielen grausamen Donnerschlägen, grossen Regen und Schlossen, schlug in der Scheibe in des Herrn von Hartigs Gut ein, und ertödtete drey Menschen, als Jacob Schönfelders Weib, Hanß Birnbaums von Oderwitz Tochter eine Dienst Magd, und Georg Schönfelders Kind, welche den 17. dito begraben worden. Es betäubete auch die andern, und brante der Ober Giebel vom Hause ab. Bey dem Nachbar lag eine Ziege in Stalle tod. Observ. Mich. Eckarts meines Vaters. Frantz Loc. cit. Roch in Chron. Lus. p. 487.

[117] Eben dieses Jahr den 26. Aug. 2. Stunden vor Abends zündete das Wetter ebenfals in der Scheibe George Holtzens Scheune an, so samt den Geträyde in Grund verbrante. Mich. Eckarth und Frantz.

Anno 1674. den 30. Jul. war ein erschrecklich Donner-Wetter, erschlug Friedrich Gärtnern, Bauern in der Scheibe ein Pferd, auf welchen er geritten von Henewalde kommen, an unsers Dorffes Gräntzen in freyen Felde, hat einen grossen Weg davon gelegen, als er sich besinnen können, ist aber lebend blieben, geschahe Nachmittags um 5. Uhr. Dieser Begebnis gedencket auch M. Frantze an obigen citirten Orte.

Anno 1677. den 15. Aug. zündet das Wetter allhier ein Hauß an, davon das Gesperr brante. Sieber Annal. Zitt. MS.

Anno. 1691. den 20. Jul. schlug das Wetter bey der Stege-Mühle in Andreas Güntzels Garten in einen Baum, und zerschmetterte ihn sehr. Mich. Eckarth.

Eben diß Jahr den 15. Sept. Abends schlug das Wetter in Mitteldorffe ebenfalls nicht weit von der Stege-Mühle, in Hrn. D. Richters Schafstall (den anitzt Hr. D. Stolles Fr. Wittwe besitzet) und brante selbiger ab. Eck.

Anno 1692. den 25. Aug. Fiel ein starcker Regen auf unsere Scheibeberge, indem that es einen erschrecklichen Donnerschlag, und traf einen Tag-Arbeiter Michael Anders, so auf Christian Kühnes Haber gehauen, und unter einen Baum getreten, hat ihn nicht nur den Meder-Gürtel auf 3. Stücken zerschlagen, und die Kleider verderbet, sondern ihn auch am Leibe sehr beschädiget, ist aber bey guten Verstande geblieben. Mich. Eck.

Anno 1693. den 22. Jul. schlug das Wetter bey dem Oberkretschen in einen nahe dabey stehenden grossen Papelbaum, und zerschmetterte ihn sehr. Mich. Eck.

Anno 1697. den 15. May war ein groß Ungewitter mit Schlossen und grossen Wasser, auch theils andern Orten Wetter Einschlag. Mich. Eck. und H. Gruner.

[118] Den 19. May war wieder ein groß Donner- und Schlossen Wetter, desgleichen

Den 21. May ein Gewitter mit erschrecklichen Donnerschlägen und Platzregen.

Anno 1698. den 7. und 8. Jun. waren grausame Wetter mit vielen Regen und Schlossen, schlug auch an andern Orten ein.

Den 6. Jul. waren wiederum zornige Gewitter, mit Regen, Einschlagen und andern Orten, und grossen Wasser-Fluthen.

Anno 1699. den 28. Apr. Abends war ein zorniges Donner-Wetter, so nicht weit von der Kirche eine Weyde zerschmetterte.

Anno 1701. den 18. May kam ein Gewitter, und als selbiges fast vorüber war, that es gar unverhoft einen greulichen Donnerschlag, schlug in Andreas Güntzels Garten nicht weit von der Stege-Mühle, in zwey Birnbäume, und zwar also, daß ein darzwischen stehender Birnbaum unverletzt bliebe. Der eine Baum fing inwendig an zu glimmen, den andern aber, welches ein starcker frischer Baum war, zerschmetterte es erstaunlich, also daß die Splitter und stücken Holtz davon sehr weit zerstreuet lagen.

Anno 1704. den 22. Aug. war ein zorniges Gewitter mit vielen Regen und Schlossen, daß die Schlossen des andern Tages noch häufig gelegen.

Anno 1706. den 30 Apr. und 6. May waren grosse Gewitter, mit vielen Regen und Schlossen.

Anno 1707. den 27. May Nachmittags war ein sehr zorniges Gewitter, schlug im Mitteldorffe bey Elias Eckarthen (meines seelig. Vaters Bruder) ein in einen Aspenbaum, so nahe an einen Holtz-Hause stund, aus dessen Kaul Ende es auch ein Bret schlug, doch nicht anzündete, den Baum hat es sehr zerschmettert.

Anno 1708. den 16. Aug. zerschmetterte der Donner in Tobias Roschers Garten einen Morgen-Birnbaum.

Anno 1709. auf den grossen Winter, waren den 1. 2. 3. 4. und 6. May, erschreckliche Donnerwetter, wobey den 3ten eine Wasserfluth [119] kam, den 6. aber auf Christoph Herbergs in Mitteldorffe ein Eichbaum zerschmettert wurde.

Anno 1712. den 3. May waren zornige Gewitter, mit vielen Regen und Schlossen, als Wälsche Nüsse groß.

Anno 1715. den 12. und 13. Jun. Nachts waren grosse Donnerwetter mit grausamen Donnerschlägen, wie auch den 23. dito Abends, doch hier GOtt Lob ohne Schaden.

Den 5. Jul. kam ein Wetter mit etlichen grossen Donnerschlägen, starcken Regen und Schlossen, davon die Mandau gros ward.

Anno 1716. den 29. May Abends kam ein groß Donnerwetter, mit starcken Donnerschlägen, Regen und Winde, dergleichen geschahe auch den 19. Jun.

Den 25. Jul. Abends kamen grausame Donnerwetter, mit grossen Donnerschlägen und Regen, davon die Mandau groß ward.

Anno 1717. hatte man grosse Donnerwetter, doch hier GOtt Lob! ohne Schaden, den 29 Apr. 16. 19. May, 11. 12. 13. Jun. etc.

Anno 1718. waren die stärcksten Gewitter. den 27. Apr. 9. 10. 15. 16. 20. (da es erschreckliche Donnerschläge Abends that, regnete, daß das Wasser floß, auch mit ein schlossete) 22. 23. (da es grausame Schläge that, auch sich durch Regen das Wasser ergoß) Jun. 26. und 27. Jul.

Anno 1719. den 29. Jul. erhub sich gantz unversehens ein greulich Wetter, mit Wind, Donner, Regen und Schlossen, wobey verschiedne Bäume umgeworffen, und sonderlich das noch im Felde stehende Sommer-Getrayde, als Haber, Gersten, Erbsen und Wicken fast die Helfte ausgeschlagen worden, ob wohl eine kurtze Zeit wehrte.

Anno 1720. waren die stärcksten Donnerwetter den 23. May, 13. Jun. 16. 23. Jul. 3. 6. Aug. und 7. Sept.

Anno 1725. den 10. Jun. Nachmittags kamen in unsere Gegend verschiedene Donnerwetter, mit grausamen Blitzen und Donnerschlägen, starcken Regen und Schlossen als Schnellkäulchen groß, [120] sonderlich um Herwigsdorff, Zittau, Eckersberg, Bertzdorff, Olbersdorff, Hörnitz, Petau, Oybin etc.

Den 15. Jun. Nachmittags kamen auf grosse Hitze, erschreckliche Wetter mit schrecklichen Schlägen, Schlossen als Haselnüsse, welche doch um Hörnitz, Bertzdorff, Zittau und Olbersdorff noch grösser, um Jonsdorff, Oybin, Lückendorff, Wetzwalde etc. aber derselben theils als Hünereyer groß gewesen. Der grausame Platzregen that dabey viel Schaden, doch zu Olbersdorff noch mehr, wie dasige von mir edirte Chronica zeuget.

Den 16. Jun. Abends und Nachts kamen noch erschrecklichere Wetter, so fast die gantze Nacht anhielten. Der grausame Platzregen that bey uns noch grössern Schaden, als Tags vorhero, und ergoß sich die Ritschebach grausam, wie auch die Mandau. Das Feld-Wasser zerriß die Aecker, verschlemmte die Wiesen, und hausete schrecklich, dergleichen geschahe auch zu Bertzdorff, Nieder-Uderwitz, Groß Hennersdorff, Seuffersdorff, Witgendorff, Eckersberg etc. Es schlossete auch mit ein. Die grausamen Donnerschläge, zerschmetterten im Königsholtze viel grosse Bäume, und zu Groß-Schönau schlug es in einem Hause ein Weib tod.

Anno 1727. den 15. Apr. frühe kam gäblings ein groß Donner-Wetter, mit starcken Donner und Leuchten, auch 3. erschrecklichen Donnerschlägen, und starcken Regen, daß das Wasser floß und anlief.

Den 22. Jun. Nachmittags zogen allenthalben erschreckliche Donnerwetter auf, mit grausamen Blitz und Donnerschlägen, und vieler Orten grossen Platzregen, so Schaden in Aeckern und Wiesen thaten, sonderlich zu Herwigsdorff, Spitzkunnersdorff, Leutersdorff, Seif-Hennersdorff, Rumburg etc.

Den 4. Jul. kam Nachmittags ein Wetter vom Königsholtze her, über Euldörffel, Uderwitz und Herwigsdorff, warff Schlossen als Erbsen, regnete daß das Wasser floß, und stürmete sehr dabey.

Den 17. und 21. Jul. waren wieder grosse Wetter, mit Schlägen und Regen.

[121] A. 1728. d. 9. May kam ein starckes Donnerwetter, mit Regen und Schlossen als Erbsen, doch bey uns ohne Schaden. Anderswo geschahe im Getrayde Schaden, als zu Hennersdorff in Seuffen, Leutersdorff, Gersdorff, Ober-Uderwitz, Bertzdorff. Olbersdorff.

Den 25. May berührte theils von unsern Feldern ein Wetter mit Schlossen, doch ohne Schaden. Das Wetter schlug ein zu Ratgendorff, (Siehe dasige Chronica) die Schlossen thaten viel Schaden zu Spitzkunnersdorff, Uderwitz, Witgendorff, Hirschfelde, Reichenau, Marckersdorff.

Den 19. Jun. fieng sich Nachmittags über unsern Dorffe ein Donnerwetter mit erschrecklichen Sturm und häufigen grossen Schlossen an, welches sonderlich im Oberdorffe an den Korne in Feldern um viel 100. thl. Schaden gethan, auch etliche Fenster eingeschlagen, zu Seiffersdorff, Witgendorff und Dittelsdorff geschahe auch grosser Schade.

Den 20. Jun. Frühmorgens kam wieder ein Wetter mit erschrecklichen Donnerschlägen, auch grossen Regen, so Schaden in Kraut- und Lein-Aeckern that. Schlug ein zu Königshayn, Rußdorff, im Grunde beym Georgenthal etc.

Den 21. Jun. sehr frühe kam wieder ein Wetter mit grossen Schlägen, und Abends lief das Alte Wasser ziemlich an.

Den 14. Jul. zu Mittage kam über unser Herwigsdorff wieder ein Wetter, mit Schlossen, eins theils in der Scheibe als Haselnüsse groß, so aber, weil gantz stille Wetter keinen Schaden thaten. Aber in Ober- und theils Mitteldorffe kam ein Strich mit grössern und häufigern Schlossen, und betraf eben diejenigen, so den 19. Jun. Schaden gelitten, indem es nicht allein das Korn aus, sondern auch Waitzen und Haber abgeschlagen, auch das Kraut sehr verderbet. Und dieses muß man vor eine erkentliche Straffe von GOtt achten, weil theils erstbetroffene sehr wieder GOtt gemurret und ungeduldig gewesen.

Den 28. Jul. war ein treflich heisser Tag, drauf kam Nachmittags [122] ein Donnerwetter, mit einen grausamen Sturm-Winde der viel Schaden that.

Den 13. Sept. Morgens war sehr grosser Nebel, Abends und Nachts drauf viele Donnerwetter, und Wetterleichten um den gantzen Horizont.

Den 14. Sept. in aller Früh war ein Wetter mit etlichen erschrecklichen Donnerschlägen, wie auch Vormittags noch verschiedene Wetter.

Den 27. Sept. hörte man ein Donnerwetter, so theils andern Orten durch grausamen Regen Schaden gethan.

Anno 1732. den 13. Apr. Abends ward hier ein Donnerwetter Vertical, mit greulichen Schlägen und starcken Regen, theils anderer Orten schlug es ein. Eben dergleichen geschahe den 21. Jul.

Anno 1733. den 11. Jul. zog zu Mittage ein Donnerwetter mit 3. erschrecklichen Schlägen über unser Dorf, davon traf einer auf des Mittel-Richters Johann Friedrich Försters Felde, in den so genanten Landberge, etwan ein Flinten Schuß von Nieder-Uderwitz gelegen, eine starcke Fichte mitten in Pusche, und zwar dergestalt, das der Streich gegen Norden oben anfing und einen 1. und ein halbes viertel der Ellebreiten Schiefer, der Schrieme nach, oder gedrehet, etwan 20. Ellen lang heraus schlug, also das er sich gegen Sudwesten 5. viertel der Elle von den Stamme oder Boden wendete, also daß man weiter unten wenig, ausser einigen kleinen Ritzlein spürte: Gegen Westen aber sahe man auf 2. Wurtzeln, des Baumes, so von den Stamme auf den Boden hergiengen, 2. Ritze, ieden 3. viertel der Ellen lang. Zuvor den 1. Jul. Abends traf der Blitz auf Christian Israels Bauers in Oberdorffe eine Eiche, und zerschmetterte sie ziemlich. Wie auch in der Scheibe in Friedrich Nüssers Pusche eine Fichte.

Anno 1734. den 20. May (als Zittau und andere Oerter grausamen Hagel hatten) fielen in einen grossen Donnerwetter nur Schlossen unter den starcken Regen bey uns. Wie auch den 27. dito, da bey 3. mahl Donnern, Schlossen als Erbsen fielen. Den 3. Julii Frühe stund über den Oberdorffe ein Wetter mit 3. harten Schlägen, und mit Schlossen untermischten Regen. Den 18. Jul. kam über unser Herwigsdorff ein Wetter und Regen-Guß, darunter Schlossen als Erbsen.

[123] Anno 1735 den 1. Jun. warf es bey einen Donnerwetter Schlossen als grosse Erbsen. Den 5. Jun. bey einem grossen Donnerwetter und Platzregen, so Wiesen verschlemmte, Aecker und Wege zerrissen etc. geschahe dergleichen, den 23. Sept. hatten wir Abends ein solch Donnerwetter in unserer Lausitz, dergleichen keinen Menschen gedachte, weil es aber insonderheit unser Herwigsdorff nicht so schrecklich als andere Oerter betraf, so kan man in meinen Historischen Tage-Buche 1735. Mens. Sept. p. 222. die völlige Beschreibung hiervon lesen.

Anno 1736. den 10. Jun. kam Abends ein starck Donnerwetter mit erschrecklichen Schlägen, es schlug das Wetter allhier in Oberdorffe bey Christian Maucken nicht weit vom Hause in eine Linde, wie auch in der Scheibe in Christian Walters Pusche in eine Fichte.

Den 22. u. 23. Jun. hatten wir grosse Hitze und ziemlich starcke Donnerwetter, mit harten Donnerschlägen. Wobey d. 22. Jun. der Donner in Friedrich Nüssers Garten in der Scheibe in einen Waßer-Birnbaum schlug.

Den 11. Jul. waren grosse Donnerwetter und grosse Regen, zu mahl auf die Scheib-Berge.

III. Die Winter- und zu ohngewöhnlicher Zeit observirten Donnerwetter.

Anno 1673. den 9. Jan. gegen Abend hat es ziemlich gedonnert und gewetterleuchtet.

Anno 1678. den 16. Jan. war eine ziemliche Eißfluth, samt einen Gewitter. Gr.

Anno 1683. den 2. Apr. Nachmittags in der 5. Stunde ward ein unversehener Donner-Knall gehöret. Gr.

Anno 1686. den 20. Jan. Nachmittage war ein Gewitter mit Donner und Wetterleuchten. Gr. dergleichen geschahe auch den 1. Apr. Gr.

Anno 1687. den 27. Sept. war ein Gewitter mit starcken Regen. Gr.

Anno 1688. den 12. Apr. war ein starck Gewitter mit Donner und Blitz, auch einer grossen Wasserfluth. Gr. Den 8. Oct. [124] Abends um 10. Uhr war ein heftig Ungewitter mit Donner und Schlossen. Gr.

Anno 1693. den 27. Martz hat es Gewetterleuchtetet, Gedonnert daß die Fenster geschittert, wie auch geschlosset, hat aber noch grossen Schnee gehabt. Mich. Eck. und Gr. Den 3. Apr. drauf war Nachts ein Gewitter. Gr.

Anno 1697. den 3. Apr. Nachmittags um 5. Uhr war ein gros Gewitter mit grossen Regen. Gr.

Anno 1704. den 30. Martz war ein zorniges Gewitter, mit grossen Regen.

Anno 1708. den 21. Jan. Nachts kam ein starckes Gewitter mit vielen Wetterleuchten und Donnern von Westen herauf gezogen.

Anno 1715. den 4. Nov. Abends zog gegen Westen ein zornig Donnerwetter, mit viel Donnern und Wetterleuchten, als mitten im Sommer, vorbey.

Anno 1720. den 14. Oct. gegen Abend, hörte man Donner, Blitz und Regen.

Anno 1728. den 13. Nov. Nachmittags kamen verschiedene Regen- und Graupel-Schauer, mit starcken Donner- und Wetterleuchten.

Anno 1733. den 10. Nov. sahe man es gegen Nordwest etliche mahl blitzen.

Anno 1734. den 7. Nov. Frühe zu Nacht um 2. Uhr, kam gehling mit einen grossen Sturme, Schlossen und Regen, ein groß Donnerwetter, mit etliche mahl starcken Donner und Blitz, welches ich selber gesehen und gehöret habe.

IV. Die Erdbeben.

Anno 1690. den 4. Dec. Nachmittags in der 4. und 8. Stunde verspürte man hier ein Erdbeben, doch ohne Schaden, weiter finde ich in der Herwigsdorffer Historie, GOtt Lob! nichts von diesem Ubel.

[125]
V. Die Wasser-Fluthen.

Die erste Wasser-Fluth, die in der Herwigsdorffer Historie observirt wird, kan ohnzweifel auch die allergröste sein, die das Dorff iemahls erfahren, weil auch D. Carpz. Annal. Zitt. part. 5. cap. 3. §. 3. fol. pag. 263. da er die Fluth umständlich beschreibet, mit anmercket, daß eine grössere Fluth nicht erfahren worden, weil die Stadt gestanden. Sie praesentirte sich Anno 1595. den 16. Aug. Nachts vor Zittau ersoffen 9. Personen, zu Eubau 9. Bauern, zu Nieder-Oderwitz 9. Personen, zu Henewalde 10. Personen, woraus man siehet daß die Mandau und das Uderwitzer Land-Wasser, welche sich bey unserer Scheibe-Brücke vereinigen, zugleich ergossen. Doch ich will nur auf unser Herwigsdorff kommen. Es stand bey benennter Scheibe-Brücken ein Hauß, welches die grausame Fluth, nebst der inwohnenden Christoph Weißnerin, und ihrem Kinde und Mutter so bald ergrif, wegführete, und alle 3. Personen ersäufte. Man fand nur erstere auf des Eichbauers hoch auf einer Erle in einen Zwiesel wieder, und ward den 17. begraben, letztere beyde fand man nicht. Kirchenbuch.

Anno 1666. den 14. Jun. am Pfingst-Montage, kam wieder eine erschreckliche Wasserfluth, weil bey Georgswalde ein Wolcken-Bruch gefallen. Es ersoffen dabey viele Menschen, und geschahe auch sonst gros Schade, doch gieng es bey uns noch ohne sehr grossen Schaden ab.

Anno 1672. den 30. Dec. war eine sehr grosse Wasserfluth. Gr.

Anno 1674. den 26. und 27. Martz waren grosse Eißfluthen, und ersoffen zu Uderwitz und Eckersberg Mägde. Den 6. Jun. war eine Fluth auch Donner und Schlossen hin und wieder. Auch war den 29. dito eine grosse Fluth.

Anno 1678. den 18. May Nachmittags ergos sich von einen Gewitter die Ritschebach so heftig, dergleichen bey Menschen gedencken nicht geschehen, riß die Brücke bey der Schule ein, die 110. Jahr gestanden. Gr. und Mich. Eckarth.

[126] Anno 1683. den 15. May zur Nacht entstund eine ziemlich grosse Wasserfluth, dergleichen etliche Jahre nicht gewesen. Gr.

Anno 1688. den 20. Aug. war heftiger Regen, und eine grosse Wasserfluth. Gr.

Anno 1689. den 12. Aug. Nachts war ein grausames Gewitter mit Donner und Blitzen gegen Waltersdorff, worauf eine erschreckliche Wasserfluth kam, dergleichen seit 1666. nicht geschehen, that vor viel 1000. thl. werth Schaden. So kam auch zu vor den 4. dito eine grosse Wasserfluth.

Anno 1691. den 28. Jul. kam unverhoft eine grausame Wasserfluth von Uderwitz, welche grossen Schaden gethan, an Häusern und andern Sachen. Mich. Eckarth.

Anno 1692. waren grosse Fluthen den 17. Aug. 11. Sept. und 18. Dec.

Anno 1693. hatte man grosse Fluthen den 11. Oct. und 28. Dec.

Anno 1695. den 6. Aug. und 1696. den 16. Jun. waren grosse Fluthen.

Anno 1698. hatte man Fluthen, den 6. Jan. 12. Febr. den 22. Martz. 13. Jun. 21. Sept. und 2. Dec.

Anno 1700. den 22. Jan. ist erstlich eine Eißfluth gewesen, hernach weil Regen Wetter gefolget, hat sich den 24. und 25. das Wasser also ergossen, das es in vielen Jahren nicht so groß gewesen, hat grossen Schaden gethan.

Anno 1701. den 11. Jan. und 1702. den 9. Aug. und 25. Dec. waren Fluthen.

Anno 1703. den 26. Jun. war anfangs ein erschrecklich Donnerwetter, so eine Wasserfluth verursachte. Den 28. 29. 30. Jun. 3. Jul. 6. 7. und 18. Jul. kamen wieder grosse Fluthen, und den 31. Jul. Nachts fing es an zu regnen, und wehrte heftig bis den 3. Aug. Wodurch sich die zehende Fluth einstellete, so hier am grösten, und seit 1700. den 25. Jan. nicht mehr so gros gewesen, hat grossen Schaden gethan.

Anno 1707. den 26. Nov. u. 1709. den 13. Febr. 21. Martz 4. Jun. waren Fluthen.

[127] Anno 1710. den 6. Aug. regnete es am Tage gar sittsam, zu Abends aber fing es sehr starck an, welches selbige Nacht und Morgens eine solche Wasserfluth verursachte, dergleichen in vielen Jahren nicht gewesen, hat an Brücken, Stegen, auch sonst viel Schaden gethan.

Anno 1711. den 13. May Abends entstund ein Gewitter, und regnete Nachts grausam, verursachte den 14. May eine grosse Wasserfluth.

Anno 1712. den 18. 19. und 20. May bey Gewittern kamen Wasserfluthen, und den 21. May Nachmittags fiel ein grausamer Platzregen auf unsere Felder, bey einen grossen Donnerwetter, so schrecklichen Schaden that an Wiesen, Aeckern, Getrayde, Wegen und Strassen. Ich konte nur den Schaden auf meinem Felde auf 10 thl. schätzen, Die Ritschebach hatte sich seit 1678 nicht so ergossen. Als es auch den 21. Dec. schnell in den Schnee regnete, kam eine grosse Wasserfluth.

Anno 1713. den 24. Jan. zu Mittage kam ein grausam Gewitter, mit so grossen Regen, daß es fast demjenigen so Jahrs vorher den 21. May gewesen gleiche kam. Das Wasser zerriß die Aecker, Wege und Strassen, verschlemmete das Graß auf den Wiesen, und that vielen Schaden. Dergleichen geschahe auch zum Eckersberge, Witgendorff, Hörnitz, Petau, Ratgendorff. Die Ritschebach ergos sich abermahl heftig. So waren auch den 1. und 31. Jul. erschreckliche Wasserfluthen, so viel Schaden an Korn und andern Sachen thaten.

Anno 1714. den 15. und 31. Jul. fielen grausame Platzregen, so die Wasser hoch aufschwölleten, sonderlich den 15. die Ritschebach, und den 31. die Mandau.

Anno 1715. den 5. Jan. und 3. Martz verursachte der, in den Schnee fallenden Regen, grosse Wasserfluthen.

Anno 1716. den 27. Febr. gieng das 2. Ellen dick gefrorne Eiß, und nahm den grossen Steg bey der Steg-Mühle mitte. Den 19. Jun. Nachmittags waren grosse Donnerwetter, und den 25. Jul. Abends [128] zu Nacht kamen grausame Donnerwetter, mit grossen Donnerschlägen und Regen, davon die Mandau gros ward.

Anno 1718. den 4. Aug. zu Mittage fing sich gros Regenwetter an, wehete mit grossen Westwinden ohne aufhören, bis den 5. dito zu Mittage. Wovon das alte Wasser starck anlief.

Anno 1732. den 23. Febr. continuirte der Nachts gewesene Regen, den gantzen Vormittag, wobey es Windstille. Nachmittags erhub sich grosser Wind, da ließ der Regen etwas nach bis 2. Uhr, da es wieder heftig anfing und bis in die Nacht wehrte. Dieser Regen verursachte eine grosse Fluth, so viel Schaden an Stegen und Brücken that.

Den 29. May ergoß sich das Wasser allhier so erschrecklich der gleichen in vielen Jahren nicht geschehen. Es kam meist von Spitzkunnersdorff und Uderwitz.

Anno 1733. den 10. Jul. strömete eine grosse Fluth hier durch, kam aus den Grunde und Georgenthal. Eben dergleichen geschahe den 20. Jul.

Anno 1735. den 5. Jul. Nachmittags zog ein heftiges Donnerwetter über Ober- und Mittel-Herwigsdorff zusammen, dabey ein starcker Regen fiel, und die Ritschebach sehr aufschwöllete, da sie 10. Ellen und 2/4 breit, und 3. Ellen hoch war.

Den 23. Jul. zog wiederum ein groß Wetter zusammen mit vielen Regen, da sich die Ritschebach abermahls so ergoß, daß sie 11. Ellen breit und 3. Ellen und ¼ hoch war.

Anno 1736. den 4. Jul. war die Mandau oder das alte Wasser, nach continuirlichen 8. Täglichen Regen ziemlich groß, weil diesen Tag starcke Donnerwetter und Platzregen waren.

Anno 1737. den 1. Jan. regnete es des Morgens starck in das kleine Schneechen, so es den Tag vorher geleget hatte, welches eine grosse Wasserfluth verursachte, so in vielen Jahren nicht so groß observirt worden. Dergleichen geschahe auch den 11. 12. 13. 14. und 20. Jan.

VI. Kriegs-Noth und Einqvartirungen.

Anno 1312. kamen die Herren Paga und Zwierzeticcz, Königs Johannis in Böhmen Befreundte, als sie wieder die Herren von der [129] Leippe kriegten, gen Herwigsdorff mit ihrem Volcke und branten da die Häuser ab. Carpz. Ann. Zitt. part. 2. cap. 1. §. 6. fol. 176. Mönch.

Anno 1362. kamen die Prager, als damahls auf die Zittauer Feindschaft hegende, gen Herwigsdorff, und branten allda die Wiedmuth (wie in einen alten Annal. MS. stehet, Roch in Chron. p. 357. wie auch Hr. Frentzel und Mönch setzen die Mühle) ab, und stürmeten die Kirchen.

An. 1597. den 27. Jul. kamen 3. Fähnel Braunschweigische Reuter 500. Mann starck zu Zittau an, deren Obrister Frantz Hertzog von Lüneburg nahm sein Qvartier allhier zu Herwigsdorff, in Urban Scherffings Forberge, die Reuterey aber ward in die umliegende Dörffer verlegt. Den 4. Aug. ward diß Volck bey der Vogelstange gemustert, und den 9. Aug. zogen sie wieder weg. Carpz. Annal. part. 5. fol. 217. Mönch. Unser Kirchenbuch nennet diesen Herztog von Lüneburg Augustum, er habe seinen jungen Bruder Hertzog Friedrichen bey sich gehabt, das Kriegsvolck habe den armen Landvolcke grossen Schaden gethan.

Anno 1622. Nachts zwischen den 6. und 7. Jun. lagen viel Chur-Sächsische Soldaten hier in Qvartiere, so die Bauern ziemlich schätzten. Mönch.

Anno 1631. um Martini hat das Kayserliche Krigsvolck, sonderlich die Crabaten mit ihrem Einfall in die 6. Städte grossen Schaden gethan, durch plündern, Viehwegtreiben, Geträydig und was es bekommen können, alles weggenommen, sind aber vom Churfürstlichen Sächsischen Kriegsvolck abgetrieben, und ist das Churfürstl. Volck in Städten verblieben, welchen das gantze Land contribuiren müssen. Kirchenbuch.

Anno 1632. den 18. Jun. ist ein Kind wegen des Kriegsvolcks zu Hause getauft worden.

Anno 1634. den 8. oder 18. Nov. branten die Crabaten allhier die Stegemühle, wie auch die Mühle zu Petau ab. Mönch.

Anno 1637 den 4. May ward Mattheß Hertigs, und den 13. [130] May George Tempels Kind, so hier gebohren, in Zittau getauft, weil niemand auf dem Lande bleiben dörffen, wegen der Universal Landes Plünderung. Kirchenbuch.

Anno 1634. 1642. und 1643. sind Feldlager gewesen, und grosse Brandschäden, da sie die Gebäude abgehohlet in die Läger, grosse Kriegspressuren erduldet, das Geträydig verterbt, und weggenommen. Kirchenbuch.

Anno 1642. im Sept. haben die Schweden allhier Andreas Reimers Hauß in Grund abgebrant. F. Diß gieng also zu: Als die Schweden allhier ihr Lager geschlagen, gerieth benenntes Hauß, entweder aus Leichtfertigkeit, oder Unachtsamkeit der Soldaten in Brand, und vertarb in Grund, worüber sich das Erdreich entzündet, und an zu glimmen gefangen, auch mit einen starcken Gestanck wie Steinkohlen geraucht, welcher Brand nicht konte gelöschet werden, sondern fast ein gantzes Jahr gewähret, biß auf der Obrigkeit Befehl die Unterthanen dieses glimmende Erdreich überschütten musten, und es also dämpfen. Als es nun also gelöscht, trägt sichs zu, das Leute allda mit brennenden Spänen vorbey gehen, wovon sie was wegwerffen, und also das Erdreich wieder entzünden, welches 8. Wochen brante. Hr. Mönch ex Relat Friederici Vopelii, so damahls ein Knabe gewesen, und solches gesehen hat. Conf. Carpz. Ehrentempel. part. 1. c. 13. §. 7. pag. 237.

Anno 1643. den 15. Aug. logirten sich Abends etliche Regimenter Käyserl. Cavallerie, als sie vorher die Zittauer vergebens aufgefodert hatten, allhier zu Herwigsdorf ein. Siehe Carpz. Annal. Zitt. part. 5. cap. 1. §. 17. p. 243. Mönch.

Eben Anno 1643. ist die Stadt Sitau belagert worden, Jakobus Ignatius Kozlomský Ros Kozlowstehi.

Dem Hoch vndt Wohlgebornen Herren Andreaß Flielehen, Dero Röml. Kay May des Hochlöblichen Wachenheimischen Regements bestalten anietzo Feldwaibel seines standts noch ist er ein Freyherr auß der Insel Morniau Grafen zum Zotenberg vndt Furst auß Portugal, er helt seine Tafel seinen Standt nach trutz einem Obristen. Vndt hat Qvartier [131] gehabt in diesem Dorf Herwigsdorff, bey dem Schulmeister, dieser Zeit daß er hier gelosiret, ist verzehrt worden 1800. fl. ohne waß neben bey ist verehret worden.

Anno 1644 den 4. Jan. ließ allhier Hr. Samuel Staffel von Hall in Sachsen, Fähndrich untern Montiferischen Regiment, einen Sohn tauffen und Johann Gottfried nennen. Und stunden als Pathen Adam von Rottenburg, Hauptmann, Valentin Zimmermann, Leutenant, Florian von Thilau, Fähnrich, und ein Capitain Leutenantin, und Leutenantin.

NB. Wer übrigens alle Merckwürdigkeiten so der 30. Jährige Krieg allhier verursachet, wissen solte, so würde manch Bogen damit anzufüllen seyn.

Anno 1683. den 17. Oct. hatten wir eine Compagnie Reuter einen halben Tag, und eine Nacht im Qvartier. Gr.

Anno 1701. den 31. May bis 3. Jun. qvartierte eine Compagnie Fußvolck allhier.

Anno 1702. vom 3. bis 5. Jul. qvartierten 330. Mann Fußvolck in Dorffe.

Anno 1704. von 25. Nov. biß 4. Dec. lag eine Compagnie Fußvolck allhier.

Anno 1706. den 22. Dec. wurden hier 150. Schwedische Dragoner ins Winterlager eingelegt. Ihr Obrister Niels Hielm lag zu Zittau, und der Obrist-Leutenant Graf Lowenhaupt zu Haynewalde aufn Schlosse. Die hier liegenden Officirer waren, Capitain Silbersporn in Mittel-Kretschen, und ein Leutenant in Ober-Kretschen logirend, die 2. Cornets Preusse und Rehe, ein Feldwebel, Muster-Schreiber, Roßmeister, etliche Corporals und Gefreyte. Sie verzehrten in Mitteldorffe ohne die ordentlichen Rationes und Portiones 1153. thl. 20. gl und in Oberdorffe fast halb so viel. Diese Schweden hielten den Winter über also hauß, daß fast keine Plancken, Zäume und Stiegeln in gantzen Dorffe blieben, die sie nicht bey ihren Nächtlichen herum Schwermen ruinirten. Sie machten Gastereyen, [132] auf welchen sie die Gläser an die Wand schmissen, mit Pistolen zu den Fenstern hinaus schossen, und sich treflich lustig machten: Sie machten auch allerhand Händel unter einander, und mit denen Wirthen, ob es gleich die Officierer an Straffe nicht fehlen liessen. Anno 1707. den 3. Martz marschirten sie ab, die Herwigsdorffer sahen ihnen mit Freuden hinten nach.

Anno 1707. den 1. May wurden hier etliche Sächsische Compagnien Dragoner einqvartieret, darunter folgende Officirer, der Obrist-Leutenant von Emden mit dem Stabe, der Obrist-Leutenant de ponte Mery ein Franzose, ein Major, 2. Capitains, ein Leutenant und ein Fähnrich, verzehrten 973. thl. 20. gl. bis den 3. Jun. da sie abmarschirten. Hierauf den 6. Jun. kam der Schwedische Capitain Graf Oxenstiern samt einem Leutenant und etlichem Volck anhero, und verzehrten bis den 10. dito da sie abzogen, 35. thl. 18. gl. Den 21. Aug. wurden wieder etliche Sächsische Compagnien biß den 23. dito, da sie ab und in Böhmen marschirten, einqvartieret, verzehrten 112. thl. 16. gl. Hierauf sahe man vom 5. bis 11. Sept. täglich Schweden aus Sachsen in Pohlen ziehend, in schönster Montur und ausstaffiret, durchmarschiren, wovon 2. Compagnien von Nielendischen Regiment den 8. Sept. Nachtqvartier nahmen, und 96. thl. 15. gl. verzehrten.

Anno 1711. den 28. May hatten hier Nachtqvartier 124. Mann von der Königin Regiment, darüber waren von Officirern 2. Captains 2. Leutenants und 6. Fähnriche. Hierauf den 10. Dec. ward ein Leutenant ein Feldwebel und 9. Gemeine, hier einqvartieret einen Tag, und verzehrten 8. thl. 12. gl. 4. pf.

Anno 1713. den 15. Aug. wurden des Herrn Capitains Seckendorffs, und Hrn. Major Börs Compagnien, zusammen 161. Mann starck, hier einqvartieret, kam auf die Hube 3½ Mann, den 17. Morgens marschirten sie, verzehrten 190. thl. 19. gl. Hierauf den 5. Oct. wurden 31. Mann von dem Anspachischen Regiment hier eingelegt, deren Pferde recreutiret worden, sie lagen 52. Tage bis den 26. Nov. und bekamen 283. Rationes.

[133] Anno 1714. den 16. Jan. marschirten hier etliche Compagnien Käyserl. Reuter durch nach Schlesien, von Gronßfeldischen Curaßirer Regiment, wurden deren 82. bis den 17. früh einqvartieret, verzehrten 78. thl. 19. gl.

Anno 1733. den 12. Nov. hatten hier einige Kayserl. in das Reich wieder die Frantzosen gehende Hussaren ihr Qvartier allhier.

VII. Von sehr Wohlfeyler Zeit.

Anno 1420. kaufte man einen Scheffel Hafer vor 9. gl.

Anno 1577. galt ein Scheffel Bömisch Korn 14. gl. Waitzen 21. gl. Erbsen 16. gl. 4. pf.

Anno 1655. galt ein Scheffel gut Bömisch Korn 22. gl.

Anno 1656. ist das Getraide sehr wohlfeil gewesen, denn im May galt ein Scheffel Waitzen 20. bis 28. gl. Korn 16. bis 17. gl. Gerste 14. bis 18. gl. Hafer 6. bis 8. gl.

Anno 1657. war durch GOttes Segen allenthalben das Geträyde wohl gerathen, und galt ein Scheffel von dem besten Böhmischen Korn 16. bis 17. gl. Land Korn 12. gl. Waitzen 1. thl. Gerste 12. gl. Haber 6. bis 7. gl. Es machte auch die liebe Wohlfeyle Zeit, daß das Armuth sehr trotzig war, zumal das Gesinde, so wenig gutes thun wolte.

Anno 1682. ist ein sehr wohlfeiles Jahr gewesen, indem das Korn 16. bis 17. gl. auch 20. gl. gegolten, der Waitzen der Scheffel 1. thl. 2. gl. Seit der Zeit finde ich nichts mehr von solcher wohlfeilen Zeit, dieses heisset wohlfeil, wenn man den Scheffel Korn vor 1. thl. 12. gl. kauffet, aber wir haben anitzo das liebe Korn bey nahe vor 4. thl. Mens. Jun. 1737.

VIII. Pest- und Sterbens-Gefahr.

Anno 1598. graßirte die rothe Ruhr allhier. Und ward den 14. Oct. ohngefehr um Mitternacht der Christoph Holtzin von Petau Töchterlein, welches eher der Zeit durch die Rothe Ruhr von der Mutter abgetrieben worden, hier getauft und Anna genennet worden. K.

Anno 1599. als die grausame Pest in Zittau manchen Tag bis 70. Leichen machte, kam sie auch nach Herwigsd. und rafte 19. Personen hin. K.

Anno 1611. im Martz, April und May graßirte allhier die Hauptkranckheit und sturben 20. Personen daran. Im Herbst drauf kam die Pest, und rafte 58. Personen hin. Hierunter war ein Student Lorentz Hermann von Altenberge, der im Felde zwischen Hrn. [134] Hanß Rodoxes und der Hanß Hermannen Güttern, tod auf dem Reyne gelegen, und den 8. Dec. begraben worden. In dieser Pest trug sich auch folgendes zu: den 7. (Schröter setzt 27.) Sept. starb an der Pest der Todten-Gräber Christoph Mönch, und als er begraben ward, ist auch sein Söhnlein Paulus getauft worden. Dieses geschahe also: Unter die Weyden auf der Aue, ward rein Stroh gelegt, darauf breitete die Pate Windeln, welche sie selbsten mitgebracht, und gieng davon. Nachdem brachte man das Kind, blos und nackend heraus, legten es auf die Windeln, und die es brachte gieng wieder davon. Hierauf trat die Pate wieder herzu, hüllete das Kind ein, und brachte es in Frantz Lehmanns Hauß (Schröter setzet Garten) da es getauft wurde. Nach vollbrachter Tauffe, legte die Pate das Kind wieder auf das Stroh, und ließ es mit den Tüchern wegnehmen. Kirchenbuch.

Anno 1612. sturben allhier an der rothen Ruhr 12. Personen. K.

Anno 1631. sturben allhier an der Pest 10. Personen. Kirchenb.

Anno 1632. sturben an der Pest 9 Personen. Hierbey hat man den 23. Dec. aus einem Hause darinnen die Pest graßiret, ein neugebohren Kind nackend und bloß auf die Wiese gebracht, und auf das Kissen gelegt, welches zuvor die Patchin dazu bereitet hatte. Es ist hernach darauf getauft worden. Kirch. Das Kind war Marien, Matthes Beckers Tochter, und hatte sie es mit einen Soldaten ausser der Ehe gezeuget. Es ward auf Jacob Uhslers des Stege-Müllers Garten getauft, und Johannes genannt. Schröter.

Anno 1680. den 8. Aug. wurden die, mit der Pest inficirten Leute, so in Jüdekretschen versperret waren, in dem Schüller-Pusche oder Steinberge zwischen hier und Petau in eine Hütte geschaffet.

Den 22. Aug. starb in dieser Hütte, Christian Mettages, des Jüdewirths Wittwe, und den 5. Sept. die Magd, welche die beyden Orgelmänner der Hartzmann und Räder Martin ein gewesener Obsthändler begruben, und bald darauf erkrancketen und sturben. Und weil hierauf in dieser Hütte den 6. Sept. auch die so genante Stertzel Orte [135] starb, musten sie den 9. dito Abends die beyden neuen Orgelmänner von Gros Schönau und Eybau begraben. Seliger.

Den 20. Sept. Nachts zogen die wegen der Pest im Steinberge in einer Hütte gewesne 5. Leute nackt und blos heraus, und liessen ihre Sachen im Kasten stehen, welche von unserer Gemeine bewacht worden, am Tage mit 2. Nachts mit 3. Wächtern.

Diese Woche ward Christoph Hübner vom Todten-Gräber Amt gesetzt, weil er Christoph Puicken nicht wollen zutragen, und kam an seine Stelle Michael Engeland.

Den 23. Sept. ward George Engelmann den Bauer, auf 6. Wochen das Hauß gesperret, daß niemand raus noch nein gedorft, und Christoph Sommer muste auch hinein, darum daß er im Steinberge gewesen.

Den 29. Sept. musten die Zittauischen Gemeinen, alle in die Gerichten, und ward ihnen angesagt, daß niemand ohne ein Zeichen soll in die Stadt gehn, und dis ward den 5. Oct. Werckstellig gemacht.

Den 23. Oct. muste die Gemeine zu sammen und ward geboten, alles, sonderlich den Waitzen in die Stadt zu bringen.

Den 8. Oct. kam des Hirten Sohn von Herwigsdorff aus der Fremde nach Hause. Als ihm nun der Vater nicht wolte annehmen, mit Vorwand er müste es vohin den Richter melden: gieng er gen Strahwalde, und ward den 9. dito auf freyer Strasse todt gefunden. Seliger.

Den 8. Nov. haben Diebe die Sachen aufn Steinberge, so die von der Pest inficirten Leute zurück gelassen, gestolen, worauf den 11. Nov. von den Orgelleuten das übrige alles samt der Hütte verbrant worden, und die Wache abgeschaft.

IX. Von grossen Sturm-Winden.

Anno 1612. warf ein erschrecklicher Sturm-Wind allhier den Kirchthurm herunter, welcher Anno 1627. erst wieder gebauet worden.

Anno 1673. den 9. Jan. Nachmittags in der 2. Stunde, ist ein grausamer Wind entstanden, welcher sehr grossen Schaden gethan. [136] Auch hat es ziemlich gedonnert und Gewetterleuchtet gegen Abend. Gruner.

Anno 1693. den 6. Febr. war eine Eißfluth, und grosser Wind so vielen Schaden an Gebäuden gethan. So geschahe es auch den 8. Oct. Mich. Eck.

Anno 1698. den 4. Sept. that ein erschrecklicher Wind vielen Schaden.

Anno 1699. den 3. Jan. Abends war ein erschrecklicher Wind, hat grossen Schaden an Häusern und Bäumen gethan, hat viel 1000. Stämme Holtz in Wäldern und Püschen umgerissen.

Anno 1703. den 8. und 15. Dec. that der erschreckliche Sturm-Wind grossen Schaden.

Anno 1707. den 19. Apr. war ein entsetzlicher Wind, den gantzen Tag, und folgende Nacht, so an Bäumen und Dächern grossen Schaden gethan.

Anno 1710. den 19. Jun. war ein Donnerwetter und ein erschrecklicher Wind, so grossen Schaden gethan.

Anno 1711. den 28. Oct. Nachts war ein erschrecklicher Wind, warf viele 1000. Stämme Holtz in Gärten und Wäldern um, und that an Dächern sehr grossen Schaden.

Anno 1712. den 17. Apr. am Sonntage Jubilate, Nachmittags erhub sich ein erschrecklicher Sturmwind, welcher grossen Schaden an Häusern und Bäumen gethan, hat viel 1000. Stämme Holtz umgerissen.

Anno 1713. den 8. Aug. kam Nachmittags ein erschrecklichs Ungewitter aus Nordwest, mit starckem Donner, grossen Regen, und grausamen Sturm-Winde, wovon gros Wasser ward.

Anno 1714. den 24. 25. 26. 27. Febr. war schrecklicher West-Wind, der an Dächern und Gebäuden grossen Schaden that, und viel 1000. Stämme Holtz in Wäldern und Püschen umwarf.

Anno 1715. den 12. Febr. Abends zu Nacht erhub sich ein solch erschrecklicher Wind, dergleichen keinen Menschen Zeit Lebens gedacht. [137] Er warf zu Herwigsdorff um, Michael Försters Bauers in Oberdorff gantze Scheune, und von Hanß Frantzes, Friedrich Eckarts, und Michael Steudners Scheune das Gesperr. Christoph Roschern riß er das halbe Gesperr vom Hause, und Christoph Engelmannen von der Scheune, Hanß Burckarthen Oberrichter, und Christian Kühnen, riß er etliche Sparren vom Hause, und Meister Neumann von der Scheune. Ohne was er sonsten vor Schaden mit Abdeckung der Häuser und Scheunen, und Umreissung vieler 100. Obst- und anderer Bäume gethan. Hanß Korselten und Hanß Burckarthen in Oberdorff hat es etliche 100. Stämme Holtz umgeworffen, und zerbrochen, dergleichen auch andern Bauern begegnet. In das Kirch-Dach hat es auch etliche Löcher gerissen, und die Ziegeln herunter geworffen.

Anno 1718. den 8. 9. und 10. Febr. war ein solch Schneyen und Wehen mit grossen West-Winden ohne Auf hören Tag und Nacht, dergleichen keinen Menschen gedachte. Die Leute konten kaum aus den Häusern (so mit Schnee und Windwehen theils Orten bis über die Fenster verwallet waren,) arbeiten, das Volck muste häufig die Strassen auswerffen und räumen. Viel Fuhrleute musten auf der Strasse ausspannen, davon reiten, und ihre Wagen verschneyen lassen, daß sie kaum wieder zu finden. Vom 3. bis 18. Martz war wieder Tag und Nacht fast ohne Auf hören, grosser Westwind, mit eingemengten Schnee und Regen, so an Dächern und Bäumen Schaden that, sonderlich war der Wind den 16. Martz Nachmittags am erschrecklichsten.

Anno 1720. den 1. und 2. Dec. war grosser Wind, und den 19. 20. und 21. dito noch erschrecklicher, that Schaden an Dächern, Bäumen und Wäldern.

Anno 1728. den 8. Apr. erhub sich grosser Wind, der Tag und Nacht wehrte, und als er sich den 9. Apr. Vormittags etwas geleget, kam gehlinge zu Mittage von Süden ein grausamer Sturmwind, wehrte 1. Stunde, und that vielen Schaden an Dächern.

[138] Anno 1729. den 29. Jan. erhub sich ein erschrecklicher Sturmwind, mit vielen Regen und Tauen, und wehete bey Elias Eckarthen die Scheune übern Hauffen.

Anno 1734. den 28. Febr. wüttete um unsere Gegend ein erschrecklicher Sturmwind, so treflichen Schaden that an Plancken, Häusern, und viel 100. Stamme Holtz in Püschen umwarf. Man sehe wie dieser Wind an andern Orten Haußgehalten, mein Historisches Tagebuch 1734. pag. 43.

Anno 1736. im Herbste haben die Sturmwinde allhier sehr gewüttet, der gröste Sturmwind erhub sich des Morgens den 25. Sept. und wehete bis den 26. dito Abends, an den zwey Tagen warf dieser Sturmwind, das Obst daß noch auf den Bäumen stund über die Helffte ab, und hatten diejenigen Leute, die ihr Obst noch auf den Bäumen hatten viel Arbeit mit Auflesung desselbigen. Die andern starcken Sturmwinde waren den 20. 21. Octob. 6. 17. 22. 23. 24. (da erschrecklicher Sturmwind war) Nov. 2. 3. 8. 14. 26. Dec.

Anno 1737. den 12. und 13. Jan. hatten wir allhier zu Herwigsdorf einen erschrecklichen Sturmwind der in Püschen und Gärten sehr viel Bäume umwarff, und Häusern, Scheunen, Blancken und Zäumen grossen Schaden thät.

IX. Von unfruchtbaren, dürren und nassen Jahren.

Anno 1593. war fast wenig Korn, hat auch darzu nicht viel Körner gegeben, also daß man aus einem Schock Korn kaum 1. Viertel dreschen mögen, so ist auch dasselbe als man es gesäet, nicht aufgegangen. Hierauf grosse Theurung erfolget, und gewehret von 1594. bis 1602. da es wieder abgeschlagen. Kirchenbuch.

Anno 1678. war es im Sommer sehr dürre, daß fast alles verdorrete, und es im Augusto aussahe als wie im Früh-Jahre, wenn der Schnee weg ist. Gr.

Anno 1694. galt im Julio der Scheffel Korn 4. thl. 18. gl. Mich. Eck.

Anno 1695. ward das Getrayde langsam reif, wegen der Kälte, man hat 4. Wochen nach Jacobi, nehmlich die Woche vom 21. biß 27. Aug. angefangen zu Erndten, wiewohl damahls noch unreif und naß, weil 10. Wochen lang Regen Wetter in die Erndte kam, und [139] war an vielen Orten um Michael noch Winter Getrayde draussen, es verfaulte auch sehr viel Geträyde und Grund. Eck. und Gr.

Anno 1719. war ein überaus dürrer Sommer, daß fast alles verdorrete, hierauf erfolgte eine solche erschreckliche Theurung, sonderlich im Früh-Jahre 1720. dergleichen keinen Menschen gedachte, die Menschen musten viele ungewöhnliche Sachen den Hunger zu stillen, essen, und giengen so verhungert wie die Schemen herrim. Die Bettler danckten vor einen Bissen Brod, viel sehrer, als sie zu anderer Zeit vor einen Ducaten würden gethan haben. Die armen Leute in der Gemeine empfingen im Gerichten Zettul zum Brod Sammeln ums Dorf. Da geschahe es mehrmahlen, daß derjenige, der das Seine gespahret und zu Rathe gehalten, geben konte, und zwar demjenigen, der das Seine durch Mißiggehen, Spielen, Sauffen etc. verschwendet hatte. Der Scheffel Korn kam über 5. thl. diese Theurung wehrte biß zur Erndte.

Anno 1726. fiel im Winter ein grosser und tieffer Schnee, der erst in Mertzen abgieng, und da der Schnee weg war, sahe man, daß das liebe Korn Schaden gelitten, indem auf vielen Stücken nicht zu spühren war, ob Korn gestanden.

Anno 1731. war ein harter Winter, mit vielen Schnee, da nun der Schnee weg, sahe man seinen Jammer an den lieben Getrayde im Felde, sonderlich den Rocken, dessen Saat auf vielen Stücken dergestalt wegkommen war, daß man fast keine Spur davon finden konte. Dahero fing das Korn im Preisse an zu steigen, und galt der Scheffel Korn im April 2. thl. 2. gl. Im Junio kam es auf 2. thl. 6. gl. Im Julio galt es 2. thl. 9. gl. Im Augusto kam es bis auf 2. thl. 18. gl. das Saam Korn galt 3. thl. der Waitzen galt was weniger. Im September stieg das Getrayde über 3. thl. hernach schlug das Getrayde im Kauf, nach und nach ab, daß es Anno 1732. wieder auf 1. thl. 6. gl. biß 8. und 10. gl. kam.

Anno 1735. war ein nasser Sommer, weil es von May biß in Julio die meisten Tage regnete, dabey denn das Getrayde ziemlichen Schaden gelitten, und aus den Schocke so gut sein solte, ein Scheffel ist gedroschen worden. Mit dem Heufutter gab es viel Mühe und Arbeit, ehe es konte eingebracht werden.

[140] Anno 1736. sahe es abermahl gar schlecht aus, weil die Mittel-Saat verdorben, dazu kam im Sommer eine grosse Nässe, daher alles sehr theuer, und grosse Noth unter den armen Leuten war, weil auch nichts zuverdienen war. Das Leinwand machen wahr sehr schlecht, und kriegten die Lohnweber nur ein schlechtes Lohn, das Ruhe Garn galt das Stück nur 5. bis 6. gl. und der Flachs war dabey theuer, also war das Hungerleyden gar gemein, weil alles zu viel koste, was man ins Maul steckte. Der Scheffel Korn galt zu Ausgang des Jahres 4. thl. Waitzen 4. thl. 6. gl. Gerste 2. thl. 16. gl. Erbsen 3. thl. 16. gl. Hafer 1. thl. 8. gl. Ein Messel Waitzen weisses Mehl galt 2. Kgl. Schrott-Mehl 1. gl. Mittel-Mehl 8. pf. Rocken-Mehl 5. Kays. Kreutzer. Gersten-Mehl 4. Kayser Kreutzer.

Anno 1737. war das Elend noch grösser, dieweil der Verdienst noch schlechter war, und die Lebens Mittel stiegen auch noch höher, daher man leicht erachten kan, wie es bey den Armuth ausgesehen hat, sie kauften in den Mühlen, das so genannte Steinaß, daß sonst die Schweine kriegen, gantz auf, und buchen dasselbe und kochten Suppen und Pappen drauß. Ein Scheffel Korn galt 4. thl. 3 gl. Waitzen 4. thl. 7. gl. Gerste 3. thl. Erbsen 3. thl. 16. gl. Hafer. 1. thl. 14. gl. ein Viertel Lein, galt 1. thl. 4. bis 6. gl. Ein Messel Waitzen weisses Mehl galt hier 1. gl. 9. pf. Ein 3. gl. Brod wug 4. biß 4⅓ Pf. etc. Anitzo hoffet ein jedes daß es wieder wohlfeiler werden wird. Zumahl das liebe Korn biß 16. gl. schon abgeschlagen hat, und auch die Erndte angehet, nun der liebe GOtt erbarme sich unser aller, und gebe uns aus Gnaden eine geseegnete Erndte, und lasse es uns in Friede und Ruhe geniessen.

den 23. Jul. 1737.     
X. Kalte Winter.

Anno 1683. den 14. Jan. legte es den ersten Schnee, er fiel häuffig mit Wind und Ungestüm, lag biß den 21. Martz da er häuffig wieder fort gieng. Gr.

Anno 1689. im Jan. war fast ein unerträgliches Winter-Wetter von Kälte Schnee, und Wind. Gr.

Anno 1695. die letzte Woche des Martii hat es zum erstenmahl getauet, und der alte Schnee ein wenig abgegangen, welcher den gantzen Winter gelegen, und 14. Tage vor Weyhnachten sich hat angefangen, und ein standhafter Winter gewesen. Eckarth.

[141] Anno 1709. dieses Jahr fing sich bald kalt an, und legte den 5. Jan. einen grossen Schnee, welcher hernach mehr vermehret wurde, darein solche Kälte kommen, die in vielen Jahren nicht gewesen, und ist grosse Noth gewesen unter den Leuten, sonderlich wegen deß Mahlens, weil viel Mühlen eingefroren, und still gestanden, auch hat man hin und wieder von Erfrornen Leuten gehöret, und haben ihnen viele Leute Hände und Füsse und andere Gliedmassen erfrieret. Den 27. Jan. ließ die grosse Kälte in etwas nach, iedoch hielt es ohne Thauen an. Den 1. Febr. ward es wiederum kälter, wehrte biß den 9. Febr. da es an zu Thauen fing, und weil den 10. dito Regen folgete, und ferner continuirte, so zerschmoltze der grosse Schnee so gehling, daß es den 13. Febr. eine grosse Eißfluth verursachte, da denn das in der grausamen Kälte sehr dick gefrorne Eiß viel Schaden an Stegen und Brücken that, und weil das Regenwetter und feine Wärme anhielt, so war am 16. dito der grosse Schnee gantz weg. Den 18. dito gefror es wieder harte, auf welches Gefrörste es den 22. dito wieder einen Schnee legte, worauf den 23. dito wieder solche grausame Kälte folgte, als in Januario gewesen, und sonderlich den 26. dito fiel ein sehr grosser und tieffer Schnee in die grosse Kälte ein, und war ein treflich grosser Schnee und Sturmwetter. Den 2. Martz ward es wieder etwas gelinder, den 6. Martz ward es wieder kalt, mit starcken Froste. Den 16. dito ward es wieder Gelinde, den 19. dito gefror, schneyete und stürmete es, doch fing es am 20. an zu Thauen, und verursachte am 21. dito eine sehr grosse Eißfluth.

Anno 1716. war ein sehr kalter Winter, fing sich in Mittel Dec. 1715. an, und wehrete den Jan. durch, war schöne Schlitten-Bahn.

Anno 1726. und 1729. waren auch sehr kalte Winter, so den Jan. Febr. und Martz. durchdauerten.

Anno 1731. war auch sein sehr starcker anhaltender Winter, mit vielen Schnee und Frost, hatte den 7. Dec. 1730. angefangen, und war sonderlich die kälteste Nacht zwischen den 25. und 26. Jan. da mein Thermometrum bis auf 43. Grad gefallen.

[142]
XI. Warme Winter.

Anno 1673. Anfang Jan. konten die Bauern aufn Aeckern arbeiten. Gr.

Anno 1675. die H. drey Könige Woche, war solch Frühlings-Wetter, daß die Bauern hin und wieder aufn Aeckern gearbeitet und geeget haben. Gr.

Anno 1686. im Jan. war solch warm Wetter, daß die Bauern ackern konten, und die Leute von einem Orte zum andern Baarfuß gehen konten. Im Febr. war auch kein Frost. Den 5. und 6. Martz waren die zwey kältesten Nächte dieses Winters, hernach wieder schön und warm. Den 7. Apr. fingen die Kirschbäume an zu blühen. Gr.

Anno 1699. in der Mitten des Jan. konten die Bauern Ackern, so warm wars.

Anno 1702. war ein recht warmer Winter, im Jan. und Febr. war recht warmes Frühlings-Wetter ohne Frost und Schnee, der Martz und April, sind etwas kälter als die vorigen gewesen, mit Nacht-Frösten, doch ohne Schnee.

Anno 1708. im Jan. war recht warmes Wetter, dergleichen fast keinen Menschen gedachte. Nehmlich von 1. bis 25. Jan. ist es so warm, und ohn allen Schnee gewesen, daß auch der Schulmeister Weber den 11. Jan. lassen Korn säen, welches den 13. Febr. aufgegangen. Den 19. Jan. kam Regenwetter, wehrte bis den 25. da es einen Schnee legte, welcher aber den 28. gantz wieder abgienge, und fing sich voriges warmes Wetter wieder an. Den 21. Jan. Abends kam ein starck Donnerwetter, welches den Leuten seltzam für kam, indem es schien, als wolte sich der Winter gantz in Sommer verwandeln. Im Februario aber hat es bißweilen Schnee und Kälte gesetzt.

Anno 1714. von 1. biß 15. Jan. war solch warm Wetter, mit Sonnenschein und Regen vermengt, ohne allen Schnee und Frost, dergleichen vielmahl in Sommer nicht ist.

Anno 1722. fing sich das Jahr gar Sommerartig ohne Frost [143] und Schnee an, also daß man den 5. Jan. Ackers-Leute auf den Felde sahe, wehrte bis den 14. Jan. da es gefor, und das baar gefröste ohne Schnee biß den 3. Febr. taurete.

Anno 1724. im Jan. biß den 23. Febr. hatte man so warmes Wetter ohn allen Schnee, dergleichen fast keinen Menschen gedachte, man Ackerte und säete Korn, gieng Baarfuß etc. Von 6. bis 18. Martz hatten wir erst Winterwetter, viel Schnee, Frost und Schlitten-Bahn.

Anno 1737. hatten wir gar einen warmen Winter, dieweil es eher Regnete als Schneyte, doch aufn Frühling ward es kalt, daher die Sommer-Saat etwas langsam bestellet werden konte, auch war es Dürre dabey, daß das gesäete gar sparsam aufgieng.

XII. Von ungewöhnlicher Kälte, Frost und Schnee, ausser den Winter.

Anno 1594. hat es Mittwochs vor Himmelfarth selbst, und den Freytag darauf geschneyet und gefroren, da eben das Korn im Schossen gewesen. Kirchenb.

Anno 1674. den 29. Sept. Schneyte es ziemlich.

Anno 1686. den 15. Apr. hatte man starcken Frost, und den 6. May gefror es Eiß an Fenstern und auf Pfitzen. Gr.

Anno 1687. auf einen harten Winter, kamen den 28. 29. 30. (da es Eiß gefror) und 31. May starcke Reiffe, und den 1. Jun. harter Reif und Frost. Gr.

Anno 1688. von 1. biß 10. May gefror es starck, das Gebürge war bereimet, alle Gärten weiß, und die Pfitzen zugefroren. Gr.

Anno 1689. den 13. und 14. May gefror es Eiß. Gr.

Anno 1691. den 6. und 7. May war gros Schnee und Frost[WS 11]. Gr.

Anno 1692. den 9. May Nachts fiel ein grosser Schnee, so grosse Bäume und Aeste zerbrochen, und Tags darauf nicht zerschmoltzen. Mich. Eckarth.

Anno 1693. den 13. May hat es den gantzen Tag geschneyet, auf den Gebürge einen grossen Schnee geleget, und hart gefroren. Mich. Eck.

[144] Anno 1695. den 1. Jun. war ein Frost, und den 2. Jun. Nachts ein starcker Frost, das dicke Eiß, und Eißzapfen gefroren, wodurch viel Sachen erfroren. Gr. und Mich. Eck.

Anno 1697. den 4. Jun. gefror es Eiß eines Groschens dicke. Gr.

Anno 1698. den 3. May fiel ein grosser Schnee, der am 10. dito noch auf den Scheibebergen zu sehen war.

Anno 1709. den 17. May Schneyte es den gantzen Tag, legte auf den Gebürge einen Schnee, und war sehr kalt.

Anno 1714. die ersten Tage des Mayes waren kalte Nächte, mit Eiß und Reiffe, und den 16. May schneyte es.

Anno 1716. den 7. May Morgens hatte es einen Schnee und schneyte starck.

Anno 1717. den 29. Sept. Morgens war es starck gereiffet und Eiß gefroren.

Anno 1731. den 12. und 13. May schneyte es, und den 6. 13. 14. und 15. gefror und gereift es. Den 17. Jul. Morgens hatten wir rechten Reif, und Tages über dergestalt kalt stürmisch Wetter, der gleichen wir diese Zeit mein Lebetage nicht gedencket, es Regnete und Graupelte Strichweise, ja ich sahe mit ein, rechte Schneeflocken fliegen. Den 16. Jul. Morgens hatten wir so ungewöhnlich kalt Wetter, daß man natürlichen Reif antraf, der gleichen um diese Zeit gantz was ungewöhnliches und in der Historie unsers Vaterlandes wenig dergleichen an zu treffen sein wird. Im Augusto gereiffete es den 28. 29. 30. 31. dito.

Anno 1732. den 9. 10. 11. 12. 13. 14. May gefror es Eiß. Den 3. Jun. frühmorgens Schnee und schneyte starck, auf den Gebürge machte es theils Orten grossen Schnee, welchen man den 5. dito noch liegen sahe. Man hies ihn denn Pfingst-Schnee.

Anno 1733. den 17. May Morgens hatte man gantz ungewöhnliche Kälte Reiff und Frost[WS 12], so daß das Laub auf den Esch, Eichen und Nußbäumen, gäntzlich verwelcket und verschwartzet, hernach abgefallen, und im Junio wieder neu ausgewachsen, wie auch theils Orten die Erlen und Weyden, und die Weinstöcke, das Obst, welches sich bey der Blühte [145] wohl angelassen, ist erfroren und zu nichte worden, wie denn auch an den Garten Gewächsen viel Schaden geschehen, und welches am meisten zubeklagen, so hat der liebe Korn-Baum dabey einen empfindlichen Schaden gelitten, indem dabey vieler Orten gantze Stücke des schönsten Korns totaliter erfroren und gantz verblichen. Und sonderlich ist dieses am meisten geschehen an niedrigen Orten, in Thälern und um die Wässer, aber um das Gebürge und die Püsche und auf der Höhe ist wenig gespüret worden. In Summa, es blieben durch diesen Schaden viel 100. Scheffel Korn zurücke.

Anno 1736. von 12. biß 18. May war so ein kaltes Wetter, als wenns in Winter wäre, das beste dabey war, das es nicht Helle war, sondern es Regnete, Schneyete und Graupelte alle Tage, der kälteste Tag war der 14. May, da das Thermometrum auf den 20. Grad stund, und also 2. Grad kälter war als Anno 1733. den 17. May da das liebe Korn erfroren, daraus man muthmassen kan, wenn helles Wetter gewesen, was vor Schaden diese Kälte Causiret hätte.

XIV. Executionen an hiesigen Einwohnern.

Wie kein Ort auf der Welt wird gefunden werden, da nicht bisweilen unter den Redlichen und Frommen Bewohnern desselben, sich böse Buben und unnütze schädliche Leute gefunden worden; also ist es auch mit unsern Herwigsdorf ergangen dahero auch die liebe Obrigkeit sehr wohl gehandelt, daß sie die Gerechtigkeit gehandhabet, und sothane Unnütze Rancken von denen ehrlichen Leuten abgesondert hat.

Anno 1532. ist ein Schneider-Geselle, und ein Jüngling von Herwigsdorff in Zittau enthauptet worden, weil sie auf öffentlicher Strasse Jungfrauen zu Falle gebracht. Roch in Chron. pag. 382.

In einen alten Annal. MS. Wird der Schneider genannt, Balthasar Gutte, und der andere Oppels Sohn, mit den Beysatze, sie hetten beniemte Jungfrauen nur schänden wollen. M. Frentzel und Mönch setzen diß in Anno 1531. und zwar mit andern Umständen.

Anno 1536. Ward des Alten Peter Nüssers Sohn von hier, ein Strassen Rauber zu Zittau gerädert. Zittau Annal. MS. geschahe nach Ostern.

[146] Anno 1562 den 17. Oct. ist der Schulmeister von Herwigsdorff zur Stadt hinaus gestrichen und des Landes verwiesen worden, als er zuvor einen Uhrfeden geschworen, und ihm nachdem zwey Finger an der rechten Hand abgehauen worden, die Ursache war, daß er falsche Briefe den Bettlern gemacht, und sie in ihrer Land Betrügerey gefödert hatte. D. Carpz. in Annal. Zitt. part. 5. pag. 300. §. 2.

Anno 1587. den 4. Sept. Ward Birnbaum von hier zur Zittau enthauptet, weil er seines Weibes Schwester geschwängert hatte. Roch. Chron. p. 406.

Anno 1605. den 14. Mart. Ward George Birnbaum von Herwigsdorff zur Zittau gehencket.

Anno 1612. den 25. Aug. Ward zur Zittau Teich Frantze von Georgenthal gerädert, und hernach verbrannt. Er war in der Pest allhier zur Herwigsdorff Todtengräber gewesen, hatte denen Leuten mit Gift vergeben, auf den Strassen gemordet, Kirchen erbrochen, und viel böse Thaten ausgerichtet. Carpzov. Anal. Zitt. part. 5. c. 7. §. 3. p. 302. M. Der gefangene Becker, zu Cratzau bekante auf ihn, als er aber nichts gestehen wolte, ward er nach Cratzau geführet, und alda von Beckern überwiesen, wieder in Zittau gebracht, gemartert, daß er nicht gehen kunte, sondern auf einen Karren nach der Richtstadt geführet werden muste. Becker (so von Berthelsdorf war) muste zur Cratzau den 2. Aug. ebenfals einen solchen Tod leyden. D. Christoph Seeliger in Annal. Zitt. MS.

Anno 1616. den 21. May ward ein Weib von hier, die viel Sachen gestohlen, aus Gnaden zur Staupe gestrichen, hatte wohl den Galgen verdienet. Matth. Roch Annal. Zitt. MS.

Anno 1628. den 2. Aug. ward des Rittmeisters Prathii in Zittau gehencket, weil er einen Gärtner von Herwigsdorff zwey Stücke Leinwand gestohlen. Carpzov. Annal. part. 5. pag. 225. Er war eines Tuchmachers Sohn von Grünberg, ward Abends vom Hencker abgenommen, und bey den Pfeffergraben, nahe bey der Thür am Kirchhofe begraben. D. Seeliger. M.

[147] Anno 1632. den 7. Martz wurde einer von seinen Eydam bey Herwigsdorff ermordet, und der Thäter kurtz hernach zur Zittau gerädert. Roch. Chron. p. 452.

Anno 1671. den 18. Jul. ward der Junge Hanß George Driemel von hier, weil er die Kühe stehlen helffen, zur Zittau ausgestrichen. Anno 1675. den 11. Nov. aber kam er wieder ein, und weil sichs befand, daß er Kirchen hatte helffen erbrechen, viel gestohlen, und andere Ubelthaten begangen, so ward er den 4. Jan. 1676. in Zittau von oben herab gerädert. Sieber Chron. Zitt. MS.

Anno 1687. den 2. Nov. ward in Zittau zur Staupe geschlagen, der so genannte Linckische, ein Fiedelmann von hier, darum daß er seine Frau übel tractiret, und umbringen wollen. Seeliger.

Anno 1688. den 7. Aug. hat A. A. von hier in Zittau an Halseisen gestanden, weil er 2. Stücke Leinwand von der Bleiche gestohlen. Annal. Zitt. M.

Anno 1704. den 20. Dec. ward Hanß Blaasche ein Dieb von hier, zu Zittau ausgestäupet.

XV. Von allerhand Mordthaten.

Obgleich der grosse GOtt im Himmel in fünften Gebot gleichsam eine starcke Mauer um das Menschliche Leben gezogen, in dem dessen Ernster Befehl lautet: Du solt nicht tödten. Ja ob er gleich Gen. 1. C. 9. v. 6. Den ernsten Sententz über die Mörder publiciret: Wer Menschen Blut vergeust, des Blut soll wieder durch Menschen vergossen werden; Ja ob auch gleich dieser Sententz von allen Gewissenhaften Obrigkeiten noch bis dato an den Verbrechen exeqviret, und solche böse Menschen von der Erden vertilget werden: So wird doch wohl kein Ort in der Welt gefunden werden, der nicht auch an seinen Orte solche Grausame Mordfälle gesehen und erfahren hätte, und also ist unser Herwigsdorff davon auch nicht frey.

Anno 1593. Am Advents Sonntage ohngefehr um 9. Uhr in die Nacht ist Martin Engelmann, Christoph Richters Knecht, von Michael Clemens von Nieder-Oderwitz mit einer Hacken verwundet [148] worden, daß er in 3. Stunden gestorben, und folgenden Sonntag, nach über ihm gehaltenen Zetergeschrey begraben worden. Kirch.

Anno 1607. den 24. Sept. am Kirms-Montage, hat Paul Werner ein Fiedler, in Mittelkretschen Christoph Ehrlichen, einen jungen Gesellen, so vor Zittau zu Hause gewesen, mit einem Messer gestochen, daß er folgende Mittwoch zu Zittau gestorben. Der Thäter entlief, und der Entleibte ward vor den Zittauischen Weinkeller beschryen, und drauf zur Lieben Frauen begraben. Roch. p. 419. Koch in Annal. MS. (der aber Unrecht 1604 setzet.)

Anno 1609. den 31. May hat Baltzer Gruner, aufn Stadt-Wege Jacob Friedrichen mit einen Zaumpfahl geschlagen, daß er Mitwochs vor Pfingsten gestorben. Der Thäter entlief, und der Entleibte ward vor den Zittauischen Weinkeller zweymahl beschryen. Sieber. Kirchenbuch.

Anno 1618. den 28. Jan. Sonntags frühe unter der Predigt, hat Adam Grule des Mittel-Richters Sohn, seiner Schwester Mann, Christoph Rädern zu Neuhörnitz mit einen Dolche freventlicher Weise erstochen, daß er bald auf der Stelle todt blieben ist. Folgende Mitwoche ward in Zittau das Malefitz-Recht über ihn gehalten, der Mörder hat die Flucht genommen, und der Entleibte ward bey der Stadt zur Lieben Frauen begraben. K. Es wundert mich dahero woher Hr. Mönch in Annal. den Thäter Hanß Guhlich, und den Entleibten Christoph Könnlern nennet. Die Sache ward entlich vertragen, und der Thäter[WS 13] ward noch Richter in Mitteldorff.

Anno 1623. den 19. Martz ist Barthel Otte, ein Handelsmann von Lauterbach aus Meissen, (laut seiner Kundschafft) früh Morgens, hinter der Scheibe allhier am Berge in Hanß Richters Pusche, von seinen eigenen Träger erschlagen worden, und ihm alles geraubet. Er ward den 21. dito auf hiesigen Kirchhof begraben.

Anno 1624. den 2. Apr. erschlugen die Herwigsdorffer Bauern auf Frantz Nautzes halben Hube einen Soldaten, so ihnen ein Pferd genommen. Es waren ihrer 3. beysammen gewesen. Er ward den 5. Apr. auf E. E. Raths Bericht allheir begraben. Sieber.

[149] Anno 1626. den 4. Martz ist Thomas Wehle begraben worden, welcher den 1. Martz Nachts von bösen Leuten so ihm seine Pferde gestohlen, erschlagen worden. Kirchenb.

Anno 1632. den 5. Martz ward ein alter Mann begraben, so auf Christoph Schedemolckes Gutte erschlagen gewesen. Kirchenb.

Anno 1633. den 1. Oct. hat ein Musqvetieer, so allhier in Salva Guardi gelegen, einen Reuter so selbstander ins Dorff geritten kommen, einen Bauer ein Pferd zu nehmen, auf der Stelle erschossen. Mönch.

Anno 1634. den 4. Sept. ward Leutenant Christian Dietrich von Bredaw, zu Herwigsdorff von seinen Cammeraden erschossen. Mönch.

Anno 1636. den 25. May. (Hr. Frentzel und Mönch setzen den 26. Jun.) gehet der Richter unter den Krayschen Gutte, mit den 2. Brüdern den Grüllichen genannt, von Herwigsdorff, nacher Hause, unterwegens vor dem Weberthore bey Zittau gehen sie in ein Brandtewein-Hauß, und trincken, auf dem Heimwege werden sie uneins, und erschlugen die Brüder den Richter mit einer Hacken. Annal. Z. MS.

XVI. Selbst Mörde.

Die Abscheuligen Selbst Mörde, da ein Mensch so erschrecklich seinen eignen Leib zu nichte macht, sind bey uns nicht so gar gemein gewesen, also daß ich nur 3. Exempel auf bringe.

Anno 1701. den 13. Jul. hat sich der alte Clements Rudolph, hier wohnhaftig auf Meister Christian Neumanns Gutte, zwischen Herwigsdorff und Uderwitz, an eine Erle erhencket, ward auf den Mittelviehweg verscharret. Kostet die Gemeine 23. thl.

Anno 1720. den 17. Dec. Abends in der 9. Stunde ist Tobias Eckarths Häußlers in Mitteldorff Frau, welche bißher Melancholiret, in einen nicht weit von ihren Hause liegenden Teich gesprungen, und gleich ersoffen, ehe sie die Ihren retten können. Ward drauf den 18. Abends auf den Kirchhof begraben.

Anno 1729. den 18. Jun. schnitte sich ein Häußler in Mitteldorf Martin Engelmann vorsetzlich die Kehle ab, davon er den 19. dito starb. Ward Nachts auf den Kirchhof getragen, und an der Mauer verscharret.

[150]
XVII. Allerhand Unglückliche Gewaltsame Todesfälle.

1) Durch Erfrieren. Anno 1601. den 27. Dec. zu Nacht erfror Frantz Nüsser, als er aus der Stadt gehen wollen. Kirchenb.

Anno[WS 14] 1632. den 3. Jan. ist allhier die alte Michael Dehselerin ohne Gesang und Klang begraben worden, die bey Hörnitz erfroren, als sie sich vorher in Brandtewein vollgesoffen hatte. Kirchenb.

Anno 1689. den 5. Jan. erfror nicht weit von hier, auf der Ober-Herwigsdorffer Strasse George Held, ein alter Knecht, seines Alters 60. Jahr, ward hier begraben.

Anno 1703. den 8. Jan. ist Abends Christoph Görling ein halb verwirrter Junggeselle von 35. Jahren, als er von einer Hochzeit, welche er fleißig ungebeten besuchet, heim gehen wollen, auf Christoph Roschers erfroren.

Anno 1720. den 10. Martz ist Maria, Christoph Jungemichels Weib, Morgens im Felde auf David Försters todt gefunden worden, und vielleicht erfroren, ward mit einer Leichen Predigt begraben.

2) Durch Ersauffen. Anno 1625. den 3. Aug. ist Michael Driemel begraben worden, der auf seinem Felde in einen Teichlein ertruncken. Kirchenb.

Anno 1650. den 7. Sept. ist eine Frau Nahmens Sabina Wederin der Geburt von Herwigsdorff, im Drehbrunnen auf der Grieß-Gasse vor Zittau ertruncken, auch denselben Tag wieder herausgezogen, weil aber die Gerichten so viel befunden, daß sie es nicht vorsetzlich gethan, ward sie den 11. dito zu Herwigsdorff begraben. Sieber. F. M. Das Herwigsd. Kirchenbuch nennet sie Sabina Goldbergin.

Anno 1658. den 9. Apr. ist Friedrich Helt, Martin Helts Sohn, so ertruncken begraben, alt 7. Jahr. Kirchenb. Anno 1665 den 7. Jul. Christoph Wagners Sohn begraben, so in der Elbe ersoffen.

Anno 1673. den 16. Jun. ertranck in der Scheibe, als sie beym Waschtische gewaschen und Geblauet, Hanß Kühnes alte Magd Maria, Caspar Steudners von Seiffersdorf Tochter, ihres Alters 44. J. 6. Wochen. Ward den 20. hier begraben.

[151] Den 27. Aug. ward Christoph Hüttichs ertrunckenes Kind begraben. Kirchenb.

Anno 1680. den 22. Martz zu Mittage ist Martin Driemel ein Junggeselle von hier bey Ratzeburg in der Oder ersoffen, als er seiner Nahrung wegen mit Sieb-Wahren verreiset, seines Alters 27. Jahr.

Anno 1697. den 24. Dec. war eine erschreckliche Eißfluth. Um 2. Uhr Nachmittage fiel des noch itzo lebenden Schulmeisters Herrn Martini Webers sein Töchterlein von 8. Jahren, nebst einen andern Mägdlein, unter den Mittelkretschen von einen schmahlen Stege in die Ritschebach, das andere Mägdlein rettete man (sie lebet noch itzo) des Schulmeisters Tochter aber ersof erbärmlich, und ward unter der Schule von den Eißschollen jämmerlich zerstossen, wieder gefunden, zu der Eltern höchsten Erschrecken und Hertzeleyd.

Anno 1708. den 29. Jul. ist im Felde auf Friedrich Eckarths, am Sonntage unter der Nachmittags-Predigt, ein Wendischer Dienst Junge im Baden in einer Pfitze ersoffen, ward aufn Kirchhof mit einer Leichen-Predigt begraben.

Anno 1714. den 3. Oct. fiel Tobias Heldes Haußmanns in Mitteldorf Söhngen Andreas, auf George Kochs Garten in den Teich und ertranck, seines Alters 3. Jahr 10. Wochen.

Anno 1717. den 8. Aug. ist Christoph Augstins Häußlers in Mitteldorffe Söhngen Friedrich in eine bey dem Hause verhandene Pfitze gefallen, und ertruncken, seines Alters 2. Jahr 7. Monath 21. T.

3) Durch Schlitten erstossen. Anno 1607. den 19. Oct ward Michael Kresels Knecht von Herwigsdorff zu Petau, von eines Waltersdorffer Bauers Schlitten erstossen. Siehe hiervon die von mir gedruckte Petauer Chronic.

4) Im Brandtewein zu tode gesoffen. Anno 1607. den 19. Oct. ward Martin Stübner unter Lichts ohne Klang und Gesang begraben, weil er sich den 17. zuvor bey Adam Engelmann zur Zittau in Brandtewein zu tode gesoffen. Kirchenb.

5) Im Wiegenbande erwürget. Anno 1627. den 30. Oct. [152] hat allhier ein Weib, ihr in der Wiegen liegendes Kind, so lange schreyen lassen, biß es sich ausgestrabelt, und als es aus der Wiege gefallen, ist es im Wiegenbande hangen blieben und erworget. Roch. Chron. Lusat. p. 427. Misander Theatr. Trag. p. 804. Frentzel.

6) Tolle Hunde Biß. Anno 1651. den 21. Sept. ward begraben George Engelmanns in der Scheibe Töchterlein, so von einen tollen Hunde gebissen, und rasend gestorben war. Kirchenb.

7.) Von Pferde erschlagene: Anno 1651. d. 11. Jun. Ward des mittel Richters Adam Grules, Sohn Christian von einen Pferde erschlagen, seines Alters 16. und ein halbes Jahr.

Anno 1709. Mens. Sept. ist ein Pferde-Junge bey Christoph Steudnern, Bauern in Oberdorff in Stalle vom Pferde dermassen geschlagen worden, daß er des andern Tages davon gestorben.

Anno 1721 den 28. Nov. Ward Johann Friedrich Rothe, ein Lohngutscher von Zittau, sonst von Eckersberge bürtig, zu Herwigsdorff von seinen Pferde in die Schoß geschlagen, daß er den andern Tag drauf sterben muste. Er ward eröffnet, und befunden, daß die Blaße entzwey, und das Gemächte gantz zerqvetscht. Es ward ihn hier zu Herwigsdorf ausgeleutet.

8.) Von Pferde erschleifte: Anno 1689 den 21. Jun. Ward Tobias Eckarths Bauers in Mitteldorffe Sohn George von einen Pferde zu Tode geschleift, alt 14. Jahr und ein halbes, den 24. begraben.

9.) Von Sims-Balcken erschlagen; Anno 1686 den 18 Jun. frühe ward Meister Hannß Friedrich Möller ein Stadt Zimmermann welcher bey den Mittel Richter in Arbeit gestanden, er wolte bey der Zulage den Simsbalcken recht abzeichnen, und weil die Klammern loßfuhren, kam er mit den Haupt auf ein Klotz zu liegen, und der Balcken schlug ihn ins Genücke, das das Haupt gantz zerqvetschet, das er in einen Augenblick Lebend und Todt war, der Cörper wurde nach Zittau geführet der Richter Michael Förster ließ ihn hier auslauten, und ein Ehren-Gedächtniß halten.

10) Vom Kamprade erqvetzschte. Anno 1693. d. 22. Oct. [153] ist der Milscher in der Stegemühlen Tobias Merttig von Groß-Schönau, als er das Geschirr schmieren wollen, von den Kamprade ergriffen, welches ihn sehr übel zugerichtet, und den gantzen Leib zerschmettert, daß er den 24. um 2. Uhr seinen Geist nach grossen Schmertzen aufgeben müssen, und den 26. allhier begraben worden.

11) Zu Tode gefallene. Anno 1696. den 55. Dec. unter der Predigt fiel Friedrich Scholtzens Magd von Balcken zu tode.

Anno 1708. den 20. Sept. ist David Lange, des Todtengräbers von Haynewalde Sohn, 16. Jahr alt, so bey Christoph Gerbern, Bauer in der Ober-Gemeine, alwo er gedienet, von Heuboden zu tode gefallen.

Anno 1711. den 9. Jul. fiel Andreas Adler von der Treppe, davon er den 12. dito starb.

Anno 1723. den 7. Apr. Abends, als Christoph Meyer, Bauer allhier in der Scheibe, vor Zittau von den Brandtewein-Brenner Penischen nebst andern heim reiten wolte, fiel er nicht weit von dem Orte, da er abgeritten, vom Perde, und blieb auf der Stelle todt. Er ward hierauf allhier, bey sehr Volckreicher Versammlung mit einer Leichen-Predigt begraben.

Ein jeder hütte sich vor Sof und Trunckenheit,
Daß er Bereitet fahr, zur seelgen Ewigkeit.

Anno 1724. den 7. Apr. Abends hatte Michael Büttner, Häußler in der Scheibe, bey Hanß Korselten Bauern in Mitteldorf zwey Scheffel Waitzen gekauft, als er nun einen davon die Treppe herunter träget, versiehet ers auf der niedersten Stuffen, daß er damit fället, und sich also zersprenget, daß er den 9. dito frühe um 2. Uhr sterben muste. Verließ eine Witwe und 3. Kinder.

Anno 1731. den 11. Aug. Wolte allhier in Oberdorffe Christoph Kühn ein Häußler, einen Kirschbaum in seinen Gärtel fällen, weil er aber, als dran gehauen wird, hinauf steiget eine Leine anzumachen, so fället indessen der Baum mit ihm um, und beschädiget ihn dermassen, daß er den 16. dito davon sterben muste.

12) Ohnversehns erschossen. Anno 1705. den 31. Jan. ist [154] Hanß Kühn aus der Scheibe ein junger Gesell, und der der fallenden Sucht zugethan gewesen, vorm Zittauischen Weberthore bey einem Schmiede in der Haußthüre gestanden, und hat zugeschauet, wie der Schmied, alte verrostete Mußqveten Läuffe, die derselbe von denen Moscowitern die damahls in Zittau in Qvartier lagen, an sich gehandelt hatte, ins Feuer legte und ausbrante. Unversehens aber gehet ein alter verborgner Schuß davon los, und trift Kühnen ins Bein, welcher weil Epilepsia gleich mitte zuschleget, auf der Stelle des Todes ist. Ward drauf heraus geführet, und hier begraben.

13) Von Kiefern-Stock ertödtete. Anno 1712. den[WS 15] 18. Apr. (als Tages nach den grausamen Sturmwinde, der oben p. 136. beschrieben ist) gehet Nachmittags drauf Tobias Roscher, ein Gärtner, Koch und Schlächter in der Scheibe (oben gedachten Meyers nechster Nachbar) sonst ein stiller Mann, der nicht viel von Worten, seines Alters 41. Jahr und etliche Wochen, nebst seinen Dienst-Jungen Hansen, Hanß Stübners Häußlers in der Scheibe Sohn, 18. Jahr weniger etliche Wochen alt, auf sein Feld, willens eine ausgerissene Kiefer von Stocke zu sägen, unter wehrenden Sägen aber, schiebet der mit vieler Erde belästigte Stock, welcher oben, die Kiefer aber Bergab lag, fort, und tödtet beye erbärmlich. Den Mann hatte vielleicht eine loßreissende Wurtzel des Stockes aufs Hertz geschlagen, denn er saß als man ihn fand, nicht weit vom Stocke auf einen am Berge gehenden Steige, und war todt. Der Junge aber stackte untern Stocke und dessen Erde, und war ihm das Genicke entzwey. Sie wurden hierauf den 19. dito von denen Löbl. Stadt-Gerichten, in Beysein Hrn. D. Möllers besichtiget. Den 21. dito hielt ihnen unser Ehrwürdiger alter Hr. M. Johann George Weise, bey sehr Volckreicher Versammlung eine Leichen-Predigt, über Röm. 14. v. 7. Unser keinner etc. Er verließ ein schwanger Weib (dieser Posthumus lebet noch, und heist Tobias) und drey Söhne.

14) Durch Schiefern gestorben. Anno 1729. den 29. Nov. starb Hanß Engelmann Bauer in Mitteldorff, ein starcker und frischer [155] Mann. Er hatte sich etliche Tage vorher, als er ins Gebürge nach Holtze gefahren, in eine Hand geschiefert, und weil der Kalte-Brand zuschlug, muste er wie gemeldet des Todes sein, seines Alters 58. Jahr 2. Mon. 29 Tage.

15) Von Wagen Erfahren. Anno 1731. den 25. April, geschahe der erbärmliche Fall, das Christoph Maucke ein Bauer in Oberdorff, als des Abends nebst seiner Frau und andern Leuten auf einen Wagen von Hennersdorff beym Königs-Holtze, nach Hause fahren will, u. auf der Seiffersdorffer Gräntze die Pferde nicht über einen Graben wollen, er aber von den Wagen auf der Deichsel hinaus zum Pferden gehen will, er hinunter fället, und der Wagen über ihn gehet, das Genicke getroffen, und er auf der Stelle des Todes sein muß. Seines Alters in 51. Jahre, zeugte mit 2. Frauen 9. Kinder, davon ihn 6. überlebet. Eines ieden rechtschaffnen Christen Wuntsch ist, daß ihm der Tod nicht etwan trunckner Weise, sondern wohlbereitet angetroffen habe. Vor einen bösen schnellen Tod, behüt uns lieber HErre GOtt!

16) Ein gesundes todtes Kind. Anno 1733. den 31. Jul. Abends etwan um 8. Uhr ward allhier in Elias Eckarths Bauers in Mitteldorff Birckenen Pusche, von Hanß Engelmanns Bauers in der Scheibe Kuhe entdeckt, und hierauf von der Küh-Hirtin gefunden, ein todtes Kind weiblichen Geschlechts in einer Schachtel liegend, und in ein Muderhemde eingewickelt, in welchen die Buchstaben M. E. S. zu sehen, als vielleicht der verruchten Mutter Nahmen. Mochte acht Tage bereits gelegen haben, weil es bereits richend und madig. Es ward hierauf den 1. Aug. von denen Wohl Löbl. Stadt-Gerichten besichtiget, und durch den Todtengräber aufn Kirchhof begraben.

XVIII. Von Kirchen Raube und andern Einbrüchen.

Anno 1672. den 15. Jun. Mitwochs nach Pfingsten, hat ein Dieb in der Nacht durch die Fenster in die Kirche gebrochen, und hat das neue Altar Tuch, 2. Zinnerne Leuchter, das Pulpet-Tüchel, die Kirchen Flasche, und Schachtel mit den Hostien gestohlen. Kirchenb.

[156] Anno 1693. den 9. Apr. Nachts haben die Diebe in der Scheibe, viele Stuben ausgereimet, und bey Jacob Tempeln, der in der Stuben gelegen, haben sie eine grosse Kugel und viel Schrott zum Fenster hinein, in die Stuben-Decke geschossen, doch ohne seine Versehrung.

Anno 1704. den 21. Apr. Nachts brachen Diebe in unsere Kirche, kamen in die Sacristey, nahmen das vorhandene Geld, und die Güldene Kelche weg.

XIX. Allerhand gehlinge Todes-Fälle.

Anno 1606. den 31 Martz ist Frantz Rinnlers Söhnlein begraben, welches den 29. Martz in der Schule fast plötzlich gestorben.

Anno 1680. den 30. Apr. Morgens nach 8. Uhr, gehet Augustin Mayer ein feiner Bürger am Topf-Marckte in Zittau wohnhaftig, aus der Stadt nach Uderwitz, beym Richter Bier-Schulden ein zu mahnen. Als er allhier biß nach Herwigsdorf kömmt, wird ihm gar übel, er gehet biß über den Steinberg, und kömmt an die letzten Häuser, daselbst rühret ihn der Schlag, fällt in Koth aufs Antlitz, und Glock 1. wird er von seinen Freunden, als Witwen, Schwägern, todt in Zittau gebracht. D. Seeliger Annal.

Den 17. Nov. Abends geschahen zwey geschwinde Todes-Fälle, nehmlich Christoph Walters Ehefrau gieng Abends frisch und gesund schlafen; Morgens war sie todt. Und Hanß Stritzel welcher von Hörnitz gegangen, und Morgens auf Hrn. von Hartiges Wiese tod gefunden worden. D. Seeliger in Annal. Zitt. schreibet, das sey d. 19. dito geschehen, er habe Abends von seinen Bruder George Stritzeln zu Hörnitz in Kretschen Abschied genommen, sey auf Hr. v. Hartigs Wiese in Morast stecken blieben und gestorben, und folgenden Tag von den Stadt-Gerichten besichtiget, und so denn begraben worden.

Anno 1703. den 6. Martz ward begraben Hanß Engeland gewesener Bauer, 62. Jahr alt, der Abends frisch und gesund schlaffen gegangen, und des Morgens drauf im Bette tod gefunden worden.

Anno 1707. Mens. Febr. geht Heinrich Scheffel, ein Witber 58. Jahr alt, Nachmittags zum Rocken, und da er wenig gesponnen, geht er [157] aus der Stube hinaus, fällt nieder, wird tod aufgehoben, und nach Hause getragen.

Den 8. Jul. ist Susana, Jungemichels nachgelassene 12. Jährige Tochter begraben, die zu Petau gedienet, allda von einen Ochsen gestossen, und folgende Nacht in Bette tod gefunden worden.

Anno 1712. den 31. Oct. ist Fr. Rosina, Hanß Ratsches Häußlers in Mitteldorf Ehe-Weib, bey der Stege-Mühlen, als sie beym Mühlgraben gewesen, plötzlich gestorben.

Anno 1717. den 3. Jan. war Friedrich Schneider ein Häußler, in einer Gasterey, und als er Abends heimgehen will, stirbt er gehlings unterweges, seines Alters 55. Jahr, 3. Monath, 16. Tage.

Anno[WS 16] 1722. den 17. Apr. Vormittags, starb gehling, also das sie in einer Stunde Gesund, Kranck und Tod gewesen, Fr. Rosina, Christian Walters in der Scheibe Eheweib, und eine Tochter des An. 1730. verstorbnen Elias Eckarths, ihres Alters 36. Jahr und 9. W.

Anno 1724. den 22. Martz Abends starb plötzlich Daniel Seiffarth in Mitteldorff, in 72 Jahre seines Alters, als er den 25. dito begraben wurde, und ihn der Todtengräber einscharren wolte, hörte er im Sarge ein starckes Klopfen, weil aber niemand darnach sehen wolte, was es bedeute, ward er immer völlig verscharret. Kan also leichtlich sich wieder ermuntert, und nicht völlig todt gewesen seyn, wie man deren Exempel viel bey den Historicis findet.

Anno 1730. den 27. Oct. Frühmorgens ward bey der Brücke hinter der Hinter-Scheibe gefunden, Hanß George Möller, ein Leinwand Händler von Niederoderwitz, unter den Hrn. von Rüdiger gehörig, welcher aus Böhmen gekommen, und vom Schlage gerühret, halb todt gewesen, er ward zwar in die Scheibe Mühle zu Mst. Hanß Christoph Segenitzen gebracht, starb aber in einer halben Stunde, ihn ward hier ausgeläutet, und dessen Lebens-Lauff von der Cantzel verlesen: Wie auch das Lied, HErr JEsu Christ, ich weiß gar wohl, daß ich einmahl muß sterben etc. abgesungen.

Anno 1731. den 4. Nov. als am allgemeinen Buß Tage, wolte allhier zu Herwigsdorf, ein alter Grauhauptiger Mann, Elias Wüntsche genannt, Vormittags in die Kirche gehen, er kehrete aber unter Wegens bey seiner Tochter Rosina, Christoph Roschers Bauersmann hinterlassenen [158] Witwen ein, und man sahe nichts unpäßliches an ihm, fället aber gehling in der Stube um, und stirbt des Jähen Todtes. Er hatte kurtz vorher von seinen jungen Weibe noch einen Sohn Hanß Christoph tauffen lassen.

Anno 1735 den 20 Apr. Gieng David Förster, ein Bauer und Gerichts Eltester allhier, gewisser Verrichtungen wegen nach Leutersdorff, aufn heimwege wird er in Felde von einem Schlagflusse übereilet, und nach Spitzkunnersdorf gebracht, und von dannen den Morgen zwar, nach Hause auf einen Wagen geführet, allwo er aber bald starb in 48. Jahre seines Alters, er verließ eine Witwe und 3. Kinder.

Anno 1736. d. 19. Febr. starb gantz jählich, also, daß in einer Stunden frisch, kranck und tod war, Tobias Kramers Häußlers Eheweib.

XX. Mißgeburthen.

Anno 1595. am Thomas Tage, ist Frantz Möllern ein todter Sohn, so ohne Haupt gewesen, gebohren worden, dessen Antlitz über sich auf den Achseln, da sonst das Haupt sein sollen gestanden, roth und blau, gleich Leber Farben, und gantz abscheulich anzusehen gewesen, hinter den Antlitz aber hat es ein Stück rothes Fleisch gehabt, gleich einer Wulst, wie die Weiber in den Hauben, unter rothen Decken zu tragen pflegen. Kirchenb.

Anno 1604. den 24. Aug. ward Christoph Ludwigen, ein todt Töchterlein gebohren, kam mit den Füssen zuerst zur Welt, stand mit den Haupt fast einen Tag in der Geburth, und wie es endlich zur Welt gekommen ist, das Haupt so groß als wohl eines 4. jährigen Kindes gewesen, hat nur ein Auge gehabt, und da das rechte Auge seyn sollen, ist es gar zugewachsen, und sein Haupt aller weich, gleich einer Blasen voll Wasser gewesen. Kirchenb.

Anno 1661. den 25. Jul. hat Andreas Gärtners, Bauers in Oberdorffe Weib, zwey Töchterlein zur Welt gebracht, welche oben auf der Brust bis unter den Nabel zusammen gewachsen. Bey jeden waren sonst alle Gliedmassen vollkommen, und hatten sie einander mit den einen Arm über die Achsel, mit den andern drunter umgeben, nicht anders als wolten sie sich küssen. Als sie gestorben, und [159] den 27. Jul. von einen Medico und Chirurgo exenteriret worden, ist mit Verwunderung anzuschauen gewesen, das ob schon von äuserlichen Gliedmassen 2. Häupter, 4. Armen und 4. Füsse und 2. weibliche Zeichen, auch innerlich 2. Lungen, und die grossen und kleinen Gedärme bey einen wie bey den andern, dennoch nur ein Hertze, eine Leber und einen Magen, so doch nicht rechter Gestalt gewesen. Carpz. Annal Zitt. part. 5. cap. 6. §. 1. pag. 288. Diese Kinder wurden den 28. dito begraben. Kirchenb.

XXI. Eine Eheliche Jubel-Hochzeit.

Ob zwar nicht zu leugnen, daß seit kurtzer Zeit, verschiedne Paar Ehe Leute von einander gestorben, die über 50. Jahr mit einander in Ehestand gelebet, wie unten im Titul von Alten Leuten, und Miscellanea vorkommen wird; so hat sich doch keines, theils aus Bäuerlicher Einfalt, theils andern Ursachen, darzu bewegen lassen, ihr Jubilaeum Gamicum öffentlich zu begehen, bis auf mein mühsames Zureden, und Versprechen alles völlig dabey auszurichten. Anno 1734. den 18. Jan. Christoph Schedemolck, gewesener Häußler in der Scheibe, im 83sten Jahre seines Alters, mit seinen 79 Jährigen Weibe Marien, gebohrnen Rümplerin, nach einer Ehe von 53. Jahren und 6 Wochen, sich darzu resolvirte. Und wurden benennten Tages folgende Ceremonien dabey beobachtet: Es zog nehmlich dieses alte Paar, in Begleitung seiner Kinder, verschiedener Kindes-Kinder, und anderen erbeten Hochzeit-Gästen aus seiner Behausung nach unsern GOttes Hause, währenden Zuges wurde mit allen Glocken gelautet, und als man in die Kirche kam, ward das alte Paar in denjenigen Stand gestellet, wo sonst Bräutigam und Braut vor ihrer Trauung stehen, und das Lied: In dich hab ich gehoffet HErr, etc. mit drein Spielung der Orgel abgesungen. Alsdenn ward das alte Paar vor den Altar geführet, und als sie sich auf Höltzerne Lehnstühle nieder gelassen, hielt ihnen Tit. deb. mein Geehrtester Herr Gevatter Mag. Johann Christian Richter, als hiesiger Treufleißiger Seelen Sorger, einen gelehrten, trostreichen und sehr erbaulichen Sermon [160] (welcher hierauf auf meinen Verlag 2. und 1. halben Bogen starck in Löbau in 4to ist gedruckt worden, und noch anitzo Exemplaria davon um civilen Preiß zu bekommen sind,) und seegnete sie aufs neue ein, in Gegenwart einer grossen Menge Volcks, so auch theils von benachtbarten Orten zugegen waren. Nach Verrichtung dessen, und Glückwüntschung, auch Singung des Liedes: Nun dancket alle GOtt etc. begaben sie sich benebst den erbetenen Hochzeit Gästen, und den Hrn. Pfarrer in meine Behausung, allwo ich ihnen vor das geschenckte Geld, ein Hochzeit-Mahl auf 3. Tische ausrichtete, wobey GOtt verschiedne Hertzen erweckte, also daß noch ein Zehr-Pfennig vor diese arme Leute übrig blieb. So hat ihnen auch E. E. Rath in Zittau als unsere Resp. Geehrteste Obrigkeit ihnen 4. thl. darzu geschencket. Wie auch einige Zittauische Kauf-Leute (in Betrachtung er 70. Jahr das Leinweber Handwerck getrieben, und noch treibt) ihre Milde Hand gegen ihn sehen lassen.[6] Hierbey ist noch zu notiren daß diesen 18 Jan. ob wohl mitten in Winter, so schönes, stilles und erfreuliches Wetter gewesen, dergleichen man nicht besser wüntschen mögen.

[161]
XXII. Alte über 80. Jahr lebende Leute.

Anno 1620. den 30. Nov. ist der alte Lorentz Hermann begraben worden, seines Alters 100. Jahr, und den 4. Dec. sein Weib. K.

Anno 1627. den 6. Jan. ist der alte Procopius Reißner begraben worden, seines Alters 90. Jahr. Und den 6. Jul. der alte Barthel Korselt in Oberdorf, seines Alters 100. Jahr.

Anno 1628. den 27. Sept. ward Magdalena, Hanß Richters in der Scheibe Frau begraben, ihres Alters 80. Jahr. Und den 10. Dec. der alte Martin Güntzel 100. Jahr alt. Kirchenb.

Anno 1630. den 10. Sept. ward Michael Teseler gewesener Kirch-Vater begraben, seines Alters 96. Jahr. Eben diß Jahr ist E. E. Raths lange Zeit gewesener Wald Förster Michael Rinnler seines Alters 80. Matrimoni 50. Jahr begraben worden. Kirchenbuch.

[162] Anno 1631. den 29 Sept. der alte George Engelmann begraben, alt 90. Jahr. Kirchenb.

An. 1652. den 25. Jul. ward Hanß Schäffer von Naß Sadel aus Böhmen hier begraben, 90. Jahr alt. Kirchenb.

Anno 1653. den 18. May ward begraben Ursula, Martin Grüllichs Witwe 80. jährig. Und den 10. Aug. Anna, Andreas Ayes Witwe 85. Jahr alt. Kirchenb.

Anno 1655. den 9. May ward begraben Jacob Goltsche ein alter 87. jähriger Schäfer. Kirchenb.

Anno 1660. den 4 Oct. ward Christoph Driemel begraben, alt 85. Jahr. Und den 24. Oct. die alte Förstern Justina, 82. Jahr alt. Wie auch den 10. Nov. der alte Becker, Elias Weder, 80. J. alt. K.

Anno 1661. ward Matz Henischens Schwester begraben, 82. Jahr alt. Kirchenb.

Anno 1664. den 6. Sept. ward die alte Matthes Henischen begraben, 80. Jahr alt.

Anno 1666. den 18. Aug. ward die alte Hanß Vetterin begraben, alt 82. Jahr.

Anno 1667. den 31. Jul. Jacob Augstin begraben, 80. J. alt.

Anno 1669. den 4. Sept. Matthes Henisch begraben, alt 89. Jahr. Und Tages drauf den 5. Sept. die alte Ober-Richterin Ursula Gruhlin, alt 80. Jahr.

Anno 1671. den 10. Nov. ward begraben Michael Eckarth der ältere (mein Aelter Vater) Bauer und Gerichts-Eltester in die 43. J. seines Alters 80. Jahr und 6. Wochen, erlebte 74. Kindes-Kind. Gr.

Anno 1672. den 29. Jul. ward begraben, George Grule, gewesener Richter in Ober-Herwigsdorf, seines Alters 83. Jahr.

Anno 1673. den 15. Febr. starb Elias Frölich in der Scheibe 95. Jahr alt.

Anno 1677. den 29. Apr. ward begraben Mattheß Gruner, 88. Jahr alt.

Anno 1678. den 9. Aug. starb George Neumann in der Scheibe, 82. Jahr alt.

[163] Den 20. Aug. starb Fr. Christina, George Richters Witwe, alt 82. Jahr.

Anno 1681. den 12. Febr. starb der alte Wohlverdiente Pfarrer allhier, Hr. Christoph Vopelius, im 90sten Jahre seines Alters. Man sehe sein Leben oben unter den Pfarrherren.

An. 1682. den 3. May ward begraben Elisabeth, George Thieles Witwe, 8[1]. Jahr alt. Und den 18. Oct. Martin Wehle, Gärtner in der Scheibe, alt 80. Jahr.

Anno 1686. den 16. Martz starb Michael Würffel ein alter Knecht, alt 93. und den 28. Jun. Andreas Gärtner, alt 86. Jahr weniger 20. Wochen.

Anno 1688. den 19. Nov. ward begraben Nicol. Prescher 38. Jahr gewesener Kirch Vater, alt 83. Jahr.

Den 15. Oct. ward begraben, Fr. Maria, Hrn. Christoph Vopeli des Pfarrherrns nachgelassene Witwe, und zwar an dem Tage, da sie vor 82. Jahren getauft worden.

Anno 1691. den 21. Aug. ward begraben Michael Gröllich, alt 81. Jahr 29. Wochen.

Anno 1692. den 14 Martz. starb Michael Gerber 82. Jahr alt, und den 6. Apr. Hanß Engeland ein Witwer, 85. Jahr u. 10. Woch. alt.

Anno 1693. den 11. May ward begraben Christoph Grüntzel, ein Witwer, alt 82. Jahr 12. Wochen 3. Tage.

Anno 1695 den 13. Octob. ward begraben Fr. Sabina, Michel Wünsches Witwe, alt 80. Jahr.

Anno 1698 den 14. Febr. starb Tobias Schüller, alt 87. Jahr, hat erlebet 87. Kinder, und Kindes-Kinder. Den 30. Apr. ward begraben Christoph Bergmann, 81. Jahr alt.

Anno 1700. den 18. Jan. ward begraben Fr. Christina, Matthes Gruners Witwe, 83. Jahr 6. Wochen alt.

Anno 1701. den 19. Jan. ward begraben Fr. Justina, Balthasar Hentsches Witwe 84. Jahr alt. Und den 17. Febr. starb Jacob Augstin, Bauer und in die 50. Jahr Kirchvater, seines Alters 81. J. und 20. Wochen, hat 61. Kind- und Kindes-Kinder erlebet.

[164] Anno 1702. den 4. Dec. ward begraben Fr. Anna, Christoph Rümplers Witwe, alt 81. Jahr.

Anno 1703. den 15. Jun. starb meines Großvaters Bruder Michael Eckarth, seines Alters 84. Jahr 13. Wochen.

Anno 1704. den 2. Jul. ward begraben Hanß Steudner 80. Jahr 12. Wochen alt.

Anno 1706. den 31. Jan. ward begraben Fr. Barbara, Wentzel Fritsches Witwe alt 82. Jahr. Und den 13. Aug. Fr. Dorothea, Jacob Gochtes Witwe, 86. Jahr alt. Ferner starb den 2. Sept. Friedrich Roscher Gärtner in der Scheibe, und Gerichts-Eltester, alt 80. Jahr und 27. Wochen.

Anno 1707. den 12. Martz starb Fr. Maria, Michael Weders Witwe, alt 86. Jahr und 4. Wochen. Und den 6. Jul. ward begraben Fr. Elisabeth, Driemels Witwe, ebenfalls 86. Jahr alt.

Anno 1712. den 15. May Nachmittags starb mein Großvater Zacharias Eckarth, gewesener Bauer, und in die 35. Jahr gewesener Gerichts-Eltester in Mitteldorf, gebohren 1628. den 26. Oct. also alt 83. Jahr 6. Monath und 19 Tage.

Anno 1713. den 12. Apr. ward begraben George Engelmann, Witwer 80. Jahr. Den 24. Jul. starb Michael Vetter, Kirch-Vater und Gerichts-Eltester in Mitteldorf, seines Alters 82. J. 10. M. 2. T.

An. 1714. starb George Schönfelder, seines Alters 81. J. 6. W.

Anno 1716. den 2. Martz starb Fr. Sabina, Christoph Hübners Müllers in Henewalde Witwe, sie war 1635. in Schlockenau gebohren. Ihr Vater Christoph Ay, war drauf hier Stegemüller. Von ihren 3. Kindern kam ein Sohn in Kriege um, und eine Tochter zu Henewalde in Wasser. Sie war alt 81. Jahr.

Den 1. May starb Maria, Michael Vetters Kirchvaters Witwe, eine gebohrne Heldin, alt 81. Jahr 6. Monath 6. Tage.

Anno 1717. den 26. Jan. starb Fr. Maria, die alte Templin, alt 81. Jahr, den 9. Febr. ward begraben Caspar Ay, alt 81. Jahr. Den 4. May starb George Schneider, alt 80. Jahr 2. Mon. 28. Tag.

[165] Anno 1718. den 9. Jan. starb meines Großvaters Bruder Christoph Eckarth, ein Zwillicht Weber, alt 83. Jahr, weniger etl. Woch. den 18. Jan. starb Tobias Steudner, gewesener Bauer und Gerichts-Eltester in Mitteldorf, seines Alters 80. weniger 30. Wochen.

Anno 1720. den 12. Febr. starb Fr. Sabina Meyerin, eine Witwe, welche zur Weißkirche in Böhmen gebohren, und allhier zu Herwigsdorff lange in Ehe- und Witwenstand gelebt, auch allhier 109. Kinder und Kindes-Kinder erlebet hat, ihres Alters 92. Jahr.

Den 14. Febr. starb Friedrich Klette, gewesener Gärtner in Mitteldorf, welcher in Ober-Uderwitz 1635. den 24. Febr. gebohren, und 89. Kinder und Kindes Kinder erlebet hat, 85. J. weniger 10. Tage.

Anno 1721. d. 24. Jun. ward der alte George Kunte begraben, alt 84. Jahr.

Anno 1725. starb unser alter Ehrwürdiger Hr. M. Weise, im 82sten Jahr. Man sehe sein Leben oben unter den Pfarrherrn.

Anno 1726. den 11. Jun. ward begraben George Förster, Bauer, alt 80. Jahr, 7. Wochen und 3. Tage. Den 27. Oct. ward begraben Hanß Matthes Görling, ein alter gantz tauber, und etwas unverworrener Mann, alt 81. Jahr, 36. Wochen und 2. Tage.

Anno 1727. den 1. Apr. starb Fr. Maria, gebohrne Qveitschin, Tobias Steudners gewesenen Bauers und Gerichts-Eltesten nachgelassene Witwe, welche mit ihrem Manne in der Ehe gelebet 55. und ein Viertel Jahr, gezeuget 14. Kinder, darunter dreymahl Zwillinge, von denen sie 66. Kindes-Kinder, und 13. Kindes-Kindes-Kinder, und also 93. Seelen erlebet, und 83. und ein halbes Jahr alt worden, auch nach des Mannes Tode noch 9. Jahr in Witwenstande gelebet. Den 11. May ward begraben der alte George Engeland, alt 81. J. u. 5. W.

Anno 1729. den 25. Febr. starb Fr. Maria, gebohrne Schmiedin von Petau, George Meyrichs in der Scheibe Witwe, ihres Alters 82. Jahr, 8. Monath und 15. Tage. Den 31. Dec. starb Frau Anna, Christoph Driemels in der Scheibe Witwe, eine gebohrne Templin, ihres Alters 84. Jahr, 31. Wochen und 6. Tage.

[166] Anno 1730. den 13. Jan. starb Tobias Schüller, ein gewesener Gärtner in der Scheibe, gebohren 1646. den 3. Jun. dessen Vater gleiches Nahmens gewesen, und die Mutter Maria eine gebohrne Vopeliußin. (eine Tochter des hiesigen Pfarrers Christoph Vopelii) Er zeugte mit 2. Weibern 23. Kinder, als 13. Söhne und 10. Töchter, sahe von ihnen 44. Kindes-Kinder, und 11. Kindes-Kindes-Kinder. Ward alt 83. Jahr, 7. Monat und 10 Tage.

Den 16. Jan. gieng wieder den Gang alles Fleisches, ein alter grau Hauptiger frommer und Gottsfürchtiger Greiß, Elias Eckarth gewesener Bauer und Kirchvater in Mitteldorff, (als meines Groß-Vaters Bruder) gebohren 1643 den 20. Martz sein Vater Mich. Eckarth starb 1671. die Mutter war eine gebohrne Engelmannin. Anno 1668. den 20. Oct. heurathete er des hiesigen Pfarrers Christoph Vopelii Tochter Catharina. zeugte mit ihr 13. Kinder als 10. Söhne und 3. Töchter, und erlebte 31. Kindes-Kinder, war alt 86. Jahr, 9. Monath und 27. Tage.

Anno 1732. den 15. Nov. starb seelig der alte Christoph Herberg, gewesener Gärtner und Sieb-Boden Macher allhier, er war gebürtig von Ehrenberg bey Romburg in Böhmen, und ist in seiner Kindheit mit seinen Eltern nach Ebersbach gezogen, und hernach hat er sich allhier niedergelassen. Er verließ eine Witwe und 6. Kinder, war alt 82. Jahr.

Anno 1735. starb Fr. Anna Elisabeth gebohrne Hertzogin weyland Hanß Hübners Witwe, ihres Alters 81. Jahr und etliche Wochen.

Anno 1736. den 18. Jul. ward begraben Hanß Adler, ein Leinweber in Mitteldorf, seines Alters 80. Jahr, 11. Wochen weniger 1. Tag.

Anno 1737. den 31. Jan. ward begraben Friedrich Prescher, Tag-Arbeiter in Mitteldorf, seines Alters 80. Jahr, 5½ Monath.

Anitzo da ich dieses schreibe den 4. August 1737. leben noch 4. Personen in Dorffe, die über 80. Jahr alt sind: Als 1) Fr. Anna Sabina Jacob Augstens Tochter, und Martin Israels Bauers und Gerichts-Eltesten in der Scheibe Witwe, ist im 87. Jahre, weil sie 1651. gebohren. 2) Christoph Schedemolck, Leinweber in der Scheibe ist im 86. Jahre, weil er 1652. gebohren. 3) Fr. Maria, Michael Rümplers Tochter, und des anitzo benennten Christoph Schedemockens Ehewirthin, ist im 82. Jahre, weil sie 1656. gebohren. 4) Hr. Martin Weber alter Schul-Emeritus ist im 81. Jahre, weil er 1657. gebohren.

[167]
XXIII. Allerhand Miscellanea.

Anno 1577. den 15. Nov. haben mit Gunst und Zulassung E. E. Raths in Zittau, die Kirchväter Michael Herrmann, Lorentz Korselt und Martin Engelmann, von Frantz Förstern erkaufft, eine halbe Hube Ackers zu besserer Unterhaltung ihres Seelen-Sorgers, in der Summa 37 ½ Z. M. Wegen dieser halben Huben muß der Pfarr die Kirchen Jährig 1. Marck ewigen Zinß abtragen.

Anno 1591. den 2. Jul. sind zwey Kinder zu Neuhörnitz ausser der Ehe gebohren, hier getauft eines Jacob und das andere Barthel genannt worden. Der Vater hieß Jacob Schild. Kirchenb.

Den 28. Oct. ist des Ober-Richters Martin Neumanns Tochter Maria, mit Frantz Lehmannen Richtern zu Friedersdorf hinter Bernstädtel getrauet worden. Wie denn auch der Ober-Richter Hanß Neumann 1594. den 13. Jun. Jungfr Marausche George Langehanses Tochter von Friedersdorf heurathete. Kirchenb.

Anno 1592. den 13. Sept. ward Christoph Kretschmars Sohn getauft. NB. Dieser Christoph Kretschmar ist Groß-Cantzler genennet worden, lief entlich mit einer Hur den Wendischen Mägdel weg. Kirchenb.

Anno 1596 den Donnerstag nach Ostern ist auf Vorschreiben des Hrn. Bürgermeisters, Abraham Scholtze ein Waldmann, mit Catharinen, Simon Heldes weyl. Zwickelmeisters in Zittau hinterlassen Tochter ehlich zusammen getrauet, da die Braut ihr Kind, welches sie ausser und vor der Ehe mit einander gezeuget, ohngefehr 8. Wochen alt, im Trauen auf den Armen unter den Scheubel gehalten. Kirchenb.

Anno 1599. den 27. Nov. heurathete Hanß Becker von Berthelsdorff, Jungfr. Marrausche, Casp. Mönchs des Zimmermanns hinterlassene Tochter, welche 15. Wochen nach der Hochzeit ein Söhnlein gebahr, welches sie von einen umlauffenden Knecht, der kaum 3. Wochen in Dorffe bey Christoph Richtern in Dienst gewesen, empfangen, welches sie selber bekennen und aussagen müssen, ist also der gute albere Becker ja weydlich beschmissen. Kirchenb.

[168] Anno 1601. geschahe hier eine wunderliche Freyht: Es war eine Witfrau Ursula, welche anfangs Fabian Kretschmarn zur Ehe gehabt, den sie 1596. den 6. Jun. einen Sohn David gebohren, wobey Hanß Kuntze ein Milscher von Groß-Schönau gevatter stund, und diese seine Gevatterin nach des alten Kretschmars Tode 1598. den 30. Nov. zur Ehe nahm. Als aber dieser Kuntze auch bald starb, so sagte sie vor ehrlichen Leuten die Ehe recht und redlich zu, Barthel Jungemicheln, und zwar mit Hand und Munde. Weil aber hernach der Schaffer auf der Fr. Koblin Forberge Christoph Jentsch genannt, an die Freyt kam, gewan sie ihn lieber, und versprach ihm auch die Ehe, nahm ihn auch eine Zeitlang zu ihr heim, die Nahrung zuversorgen, als ein Wirth, und setzte Jungemicheln hinten an, und leugnet, sie hätte ihm nichts verheissen, gab auch vor, sie könte und wolte ihn nimmermehr nehmen, verschwur sich dazu hart und viel, und daß sie auch Ursache hätte, sagte sie öffentlich, er hätte ihr Unzucht zugemuthet. Er ist es aber keinesweges geständig gewesen, hat es auch an die Obrigkeit gelangen lassen, und daß sie ihm die Ehe zugesaget, kräftig erweiset. Hierauf hat ihr die Obrigkeit befohlen, sie solte ihre Zusage halten, und ihn zur Ehe nehmen, oder ihr Lebenlang ungefreyt bleiben. Wie sie das vernommen, daß sie ohne Mann bleiben solte, wo sie diesen nicht nehmen wolte, hat sie den Jentsch wieder lassen wandern, und ihr den 2. Jul. den Jungemicheln genommen. Kirchenb.

Anno 1607. den 24. Jun. ward Elias Reicheln ein Töchterlein Christina getauft, welches binnen 22. Jähriger Ehe das erste Kind gewesen. Kirchenb.

den 26. Aug. ward Lortz Förster begraben, dem die Füsse abgefaulet. Kirchenb.

Anno 1608. den 10. Jan. sind allhier Matthäi Günthers Zittauischen Gastwirths 2. Töchter getauft, und eines Magdalena und das andere Martha genannt. Sie sind von der Mutter aus Schrecken der grossen Feuersbrunst unzeitig gebohren, bald gestorben, und den 12. Jan. begraben worden. Schröter.

[169] Anno 1610. den 29. Jan. ist Valtin Michael ein Leinweber von Lauban, allhier in Todten-Hause gestorben und begraben worden. K.

Anno 1611. hat Hr. Jacob Schreiber, Bürger zur Zittau ein Testament gemacht, und sein Vater-Land, und in denselben Hauß-Arme-Leute bedacht, darinnen folgende formalia verba zu befinden

„Mehr legire ich den Armen und alten Betagten Leuten zu Herwigsdorf 100. Schock welche die Kirchväter daselbst von meinen ausstehenden Schulden empfahen, an gewisse Orte ausleihen und die Interesse jährlich neben dem Pfarrherrn, Hauß-Armen-Leuten allein zum Gedächtnis austheilen sollen. Testamentum hocfactum & ab amplissimo Senatu confirmatum An. 1611. die 29. Julii.

Die Qvittung darüber lautet also:
Annorum 1613. den 24. Apr. Nachdem der Ehrbare und Wohlgeachte Hr. Jacob Schreiber, Bürger zur Zittau, seel. Gedächtnis, aus treuhertzigen Gemüth gegen unsere Gemeine (darinnnen er gebohren und auferzogen) und in denselben seinen Testament Hauß-Armen-Leuten ein hundert Schock beschrieben; als haben des Testatoris Erben zu Vollziehung des letzten Willens uns heutiges Tages eine Verschreibung auf 100. Schock richtiger Weise überliefert, und zu treuen Händen überantwortet, so wir zu guten Danck angenommen, sagen davon obgedachten Erben in Ewigkeit qvit und loß, zusagen und versprechen, daß denjenigen allen, so vielgedachten Testatoris in seinem hinterlassnen Testament Will und Gemüth gewesen, mit höchsten Fleiß und Ehrbarkeit soll nachgesetzet werden, zu beständiger Beglaubigung haben sich die Vorsteher des Gotteshauses unterschrieben, ingleichen auch der Ehrwürdige, Achtbare und Wohlgelahrte Hr. M. Joh. Lindner, unsrer Gemeine treuer Seelsorger, solches mit seinem angebohrnen Petschafft bekräfftiget, und mit eigner Hand unterschrieben. Geschehen in Jahr und Tag ut supra.

Anno 1621. den 21. Jul. ist Valtin Hermanns Haußwirthin Regina begraben worden, alt 68. und ein halb Jahr, hatte mit ihrem Manne 52. Jahr in der Ehe gelebet. K.

[170] Anno 1656. den 27. Apr. ward hier ein Pohlacke begraben. K.

Anno 1659. den 7. Jan. sind Churfürstl. Commissrarien als der Hr. Land-Hauptmann Hanß Adolph von Haupwitz, auf Gurick. Taubenheim und Neukirch, und der Cammer Procurator Hr. D. Benjamin Lauber nach Zittau kommen, haben die Bauern von Herwigsdorf vorgenommen, die haben sich wegen der Gaben über E. E. Rath beschweret, den 8. Jan. sind die Bauern wieder aufs Rath-Hauß gefodert, solches hat 3. Taage nach einander gewehret, und haben nicht mit einander über ein kommen können, drauf haben die Commissarii, die Bauern, den Procurator D. Wagnern, die Richter und Eltesten, in Stock führen lassen, und sind den 12. dito Weggezogen, da vorher ein Revers aufgerichtet worden. Den 12. Martz hat E. E. Rath D. Wagnern und Christoph Grunern von Herwigsdorf aus dem Gefängniß auf daß Rath-Hauß holen lassen, und ihnen anbefohlen, daß sie zur Straffe solten Ziegel aufn Topfmarckte bey der Closter-Kirche in Schubkarren laden, und über den Marckt vor die Mandauische Pforte führen, Gruner hat solches gethan, und ist den 3. May um 2. Uhr Nachmittags davon entlediget worden, und hat wieder nach Herwigsdorf gehen mögen. D. Wagner hat solches nicht thun wollen, ist darum wieder ins Gefängnis geführet worden. Grosser Lausitz. Merckwürd. part. 3. fol. 23 Mönch.

Anno 1667. den 6. Martz ward in hiesiger Kirche beygesetzt, Tit. Hrn. Hermann Bernhard Rüdigers von Sobens zu Petau Töchterlein, wie ingleichen Anno 1669. den 14. Apr. sein Töchterlein Veronica Elisabeth, 2. Jahr alt. Kirchenbuch.

A. 1672. im Mon. Julio waren bis 200. Ziegeuner in Dorf. Gr.

Anno 1680. den 7. Oct. hat Hr. George Reingast, das Dorff-Verwalter-Amt, so er 43. Jahr gehabt, abgedancket, und kam Herr Andreas Räthel an seine Stelle.

Den 20. Oct. ward den verstorbenen Chur-Fürsten, Joh. Georgen den II. das Leichen-Begängnis gehalten, der Text zur Leichen-Predigt war, KlagLied. Jer. 5. v. 6.7. Die Gesänge, vor der Kretschen Thür wo der Auszug geschahe: O GOtt der du mit grosser Macht etc. und HErr JEsu Christ ich weiß gar wohl etc. Aufn Wege: O Welt ich muß dich lassen etc. vor der Predigt: Mitten wir in Leben sind. etc. und Freu dich sehr O meine Seele etc. nach der Predigt: Nun last [171] uns den Leib begraben etc. nach dem Seegen: Ach wie Elend ist unser Zeit etc.

Den 26. Dec. ließ sich ein erschrecklicher Cometstern am Himmel sehen gegen Abend, und stund den gantzen Winter.

Anno 1681. ward Heinrich Rößlers, Pachters auf den Hasenberg Töchterlein Regina allhier begraben.

Anno 1682. den 28. Febr. ward ein Chur Sächs. Soldat hier begraben, und weil er Catholisch, geschahe alles nach Soldaten Manier, doch wurden wegen der Lutherischen Officirer, etliche Schüler zu gelassen zu singen, und mit der kleinen Glocken beym Begraben ein wenig gelautet. Kirchenb.

Eben dieses Jahr ward das Pfarrhauß von Grund aus, neu gebauet, und ist folgende Schrifft (welche oben bey Beschreibung des Pfarr-Hauses aus Versehen falsch angesetzet worden) in einem Stein an der Wand der Wohn-Stube gehauen, und stehet also:


FLOREAT. SENATVS. ZITT.
Vivat. Memoria.
NESENII. ET. RAETHELII
Qvorum. JVSSV. & GVRA.
Commodius. Habitat. Ecclesiastes.
MDCLXXXII.
DEVS Custodiat Domum.


Anno 1683. den 20. Oct. ward ein Danck-Fest wegen des Sieges wieder die Türcken gehalten. Gr. Dergleichen geschahe auch 1686. den 27. Jan.

Anno 1686. den 28. May ward begraben Friedrich Hertzogs von Groß-Schönau nachgelaßner Sohn, Baltzer David, von 14. Jahren, der in der Stadt an Blattern gelegen, Kranck war heraus gebracht worden, in 8. Tagen gestorben, ehe jemand wuste, daß er hier war.

Eben dieses Jahr den 7. Jun. ward hier begraben, Tot. Tit. Hr. Bernhard Hermann Rüttiger, so sich in Kayserl. Kriegs-Diensten als Hauptmann befunden, und bißhero zu Petau auf seinem Gut sich aufgehalten, und gestorben. Er vermachte unserer Kirchen 25. thl. daß er zu seinen Kindern in die Kirche durfte begraben werden, welches [172] Geld die Erben vor dem Begräbnis ausgezahlet, und von der Kirche mit der Bedingung angenommen, das es nur diese Leiche gelte, und die andern Erben zu diesen Begräbnis keinen weitern Anspruch haben solten. Die Leiche wurde aus Petau ausgetragen, und als sie den Dorffe nahe kamen, gieng die Schule doch stille entgegen, nahm die Leiche an, und begleitete sie mit gewöhnlichen Ceremonien zur Kirchen. Kirchenb.

Den 8. Jul. ward an ihrem Geburths-Tage begraben, Fr. Anna eine Witwe, Christoph Mauckes Schwester. Sie hatte den ersten Mann Michael Plaschen 11. Jahr, den andern Michael Burckarthen 14. Tage, und den dritten Christoph Förster 18 Jahr, und war in allen eine Witwe 23. Jahr, alt 71. Jahr. Kirchenb.

Den 13. Oct. ward ein Danckfest wegen Eroberung Ofen gehalten. Gr.

Anno 1687. den 29. Oct. ward Christoph Maucke Bauer und Kirchvater, alt 77. Jahr, und seine Ehe Frau Maria, ihres Alters 62. Jahr und 33. Wochen, zugleich begraben. Kirchenb.

Den 21. Dec. lies der Mittel-Richter Michael Förster, seinen Sohne Heinrich eine Leichpredigt halten, er war als er, als ein Churfürstl. Soldat aus Dalmatien zurück gegangen, Anno 1685. den 14. Dec. zu Corfu, durch einen Meuchel Schus, mit 5. Kugeln bey der Nacht erschossen worden, seines Alters 22. Jahr.

Dieses Jahr ist das Schulhaus neu aufgeführet worden.

Anno 1688. ward Hanß George Lehmann, ein Chur Sächß. Soldate, welcher auf der Reise gestorben, allhier abgekündiget u. ausgelautet.

Anno 1699. den 6. Dec. sind die Hochzeiten, Tauf-Essen, Tantzen, Sauffen, Spielen, Verschreibungen, Erbsonderungen, und andere Zusammenkünfte an Sonn- und Fest-Tagen verboten worden. NB. O ein sehr nützliches Verbot, wolte GOtt, es würde noch drüber gehalten, aber ausser den Hochzeiten gehet alles wieder in vollen Schwange.

Anno 1705. den 29. Dec. starb mein Großvater mütterlicher Linie, Martin Israel Bauer und Gerichts-Eltester in Mitteldorff, [173] seines Alters 69. Jahr und 9. Wochen. Seine Ehewirthin Sabina eine gebohrne Steudnerin, war bereits den 13. Dec. 1700. ihres Alters 64. Jahr gestorben.

Anno 1706. den 12. May ward ein grosse Sonnen-Finsterniß, Vormittage in der 11. Stunde, da die liebe Sonne gantz verfinstert, daß man bey hellen Wetter die Sterne am Himmel sehen, und so finster worden, daß man hätte mögen Licht anzünden.

Anno 1706. und 1707. da wir die Schwedischen Völcker allhier hatten, galt das Land-Korn 16. biß 20. gl. der Scheffel, welches noch oben Cap. VII. von sehr Wohlfeiler Zeit zu subbiren ist.

Anno 1707. den 15. Jun. schlief auf seinen Erlöser JEsum Christum sanft und seelig ein, mein lieber Vater Michael Eckarth, welcher gebohren war Anno 1657. den 30. Nov. dessen Vater Zacharias Eckarth damahls noch lebete, die Mutter aber Fr. Ursula gebohrne Steudnerin starb 1705. den 27. Febr. alt 68. Jahr, weniger etliche Wochen. Er zeugte mit Fr. Rosinen Israelin 4. Kinder, worunter ich Friedrich Eckarth 1687. den 30. Aug. gebohren. Er war ein frommer Häußlicher und Aufrichtiger Mann, und sonderlich ein fast ungemeiner Liebhaber des Singens, schöner Lieder, und der Vocal Music, dahero er auch 5. Gesang-Bücher voll schöner Gesänge, Melodien und Noten mit eigner Hand geschrieben hinterlassen hat. In seiner Kranckheit trug sich ein so tröstlicher Fall zu, dergleichen ich Zeit Lebens nicht vergessen werde, und der mir schon vielmahl zu einem Hertz-erqvickenden Trost gedienet. Als ich etliche Tage vor seinem Tode nebst meiner Nachtbarin, Nachts bey ihm wachte, so sahe er gantz jehling gar sehr steif und unbeweglich in die Höhe, an die Stuben-Decke, und das wehrte eine ziemliche Zeit, bald Lächelnd, bald Blintzelnd, biß er endlich gar die eine Hand erhob, und auf die Stirne für die Augen hielt. Als er sich nun wieder beruhigt hatte, fragten wir ihm, was er denn gesehen? Da sagte er: Ach habt ihrs nicht gesehen? Ach wie schöne, ach wie schöne, welche Worte er etlichemal wiederholete. Als wir fragten was es denn gewesen? sagte er: Ach eine schöne Krone, ich sahe sie erstlich von weiten, darauf kam sie immer [174] näher, ich kan nicht aussagen, wie sie funckelte, entlich kam sie mir so nahe, daß ich die Hand muste vor die Augen halten, und da ward sie auf mein Haupt gesetzet. Auch war dieses remarqvabel, daß ob er wohl in seiner Kranckheit wegen steten Hustens und kurtzen Athens kaum ein Wort auf einmahl gantz vorbringen konte, so gab doch GOtt einmahl die Gnade, daß er sein Leib- und liebstes Lied: JEsus meine Zuversicht, und mein Heyland ist im Leben etc. gantz ungehindert hell und klar absingen konte, nach Endigung dessen stellte sich der Husten und kurtze Athem wieder ein. den 17. Jun. ward er beerdiget.

Anno 1708. den 9. Martz wurden alle Manns Personen aus dem Dorffe von 12. bis 60. Jahren zu Zittau von den Churfürstl. Commissarien besehen.

Anno 1709. den 4. Aug. muste Herwigsdorff einen Knecht und zwey Pferde zum Pohlnischen Zuge schaffen.

Den 12. October Vormittags um eilff Uhr, starb meine liebe Mutter Rosina, gebohrne Israelin, ihres Alters funffzig Jahr, ward den 15. dito begraben.

Anno 1711. den 19. May ward das erste Looß zur Land-Militz 25. Mann starck, und den 16. Jul. das andere Looß 24 starck ausgeloset.

Anno 1713. im Herbste waren erschrecklich viel Mäuse, so grossen Schaden thaten.

Anno 1715. den 19. Aug. wurden ihrer 2. von unserer Land-Militz auf die Pest-Wache geschickt, musten 3. Monath stehen.

Dieses Jahr ward auf Anordnung E. E. Raths bey hiesiger Scheibe Mühle, eine Bretschneide-Mühle erbauet, ward aber nach etlichen Jahren nach Bertzdorff geführet.

Anno 1716. im Monath Julio, ward der grosse Steg bey der Stege-Mühle, welchen das Wasser mitgenommen hatte, wieder gantz neu gebauet, kostete 40. thl. 14. gl. 2. pf.

Anno 1720. den 13. Jun. redete man viel von Blut-Regen, weil vieler Orten unter den Bäumen, auf den Steigen, Steinen, Zäumen [175] etc. wie gefallne Bluts-Tropfen zu sehen waren, und waren theils Leute deswegen sehr zaghaftig: Doch entlich brachte ich es heraus, daß das grüne Ungeziefer (woraus Zwiefalter oder Molckendiebe werden) welches das Laub von vielen Bäumen gantz abgefressen, und welches inwendig voller Blut war, diesen rothen Unflath geschweisset hatte, worauf die Furcht nachlies. Es waren hierauf so viel weisse Zwiefalter, daß die Bäume, woran sie sich hiengen, gantz weiß, und nicht anders aussahen, als ob sie blüheten.

Anno 1721. den 25. May Vormittags, reisten Sr. Königliche Maj. in Pohlen August 2. als unser aller theurester Landes Vater, als selbiger aus Zittau kam, durch unser Herwigsdorf, auf Spitzkunnersdorf zu.

Im Sept. starb allhier in Gemein-Hause, ein Soldat, Hanß George Müller von Grünberg aus Schlesien, hatte seinen Abschied, ward mit einer Abdanckung begraben.

Anno 1724. den 6. Jan. ward begraben Fr. Anna, George Englandes Frau, 72. Jahr alt, hatte mit ihrem Manne über 50. Jahr in Ehestande gelebt.

Anno 1732. den 3. May ward die so genannte Hansch Casper Suse, in der Stadt auf etliche Jahre verwiesen, darum daß sie mit dem 4ten unehligen Kinde schwanger gieng, kam aber am Abend hier ins Dorf, ihre Sachen zu holen, es läst sich aber mit ihr zur Geburth an, worüber sie den 5. May nachdem sie eine Stunde zuvor berichtet worden, gestorben, und auf Verordnung der Hoch Löbl. Stadt-Gerichten in Zittau den 6. dito zu Nacht ohne Klang und Gesang an die Kirch-Mauer gelegt werden.

Anno 1732. im Monath November großirte eine gewisse Cathar-Seuche dergestalt allhier, daß kaum eine Person, geschweige denn ein Hauß, damit verschont worden. Es äusserte sich diese Seuche gleich, mit den dicken stinckenden Nebel, so den 5. 6. 7. 8. 9. dito anhielt. Manche Personen kamen zwar noch ziemlich gut weg, viele aber musten 1. 2. 3. 4. und mehr Tage das Bette hütten, auch nahm es alte Leute, sonderlich über 80. Jahr alt, denen es an Kräften fehlte, den gräulichen Wust von der Brust zu bringen, gar mitte ins Grab. Es kam den Leuten mit Frost und nachfolgender Hitze an, worauf es ihnen auf die Brust [176] fiel, heftigen Husten, Nissen, Haupt-Weh und andere Zufälle erweckete, hierauf folgte ein gräulicher Auswurff, von vielen garstigen Schleim, daß man sich heftig wunderte, wo so viel Materie herkam, und denn folgete nach und nach Besserung.

Anno 1733. den 4. Jan. ward begraben, Andreas Klette, gewesener Häußler und Leinweber, der mit seinem Weibe Annen, gebohrne Gampin, über 51. Jahr in der Ehe gelebet, 6. Kinder gezeuget etc. seines Alters 75. Jahr und 3. Monath.

Den 9. Febr. muste die junge unangesessene Mannschafft von 18 biß 36. Jahren in Zittau aufs Rath-Hauß, allwo das Looß zur Land-Militz zu rechte gemacht ward, und traf dieses Looß ihrer 15. allhier.

Den 20. Jul. ward begraben Christoph Roscher, ein Gärtner Koch und Schlächter, der mit seinem Weibe Justinen, gebohrnen Augstin, 51. und ein halbes Jahr in der Ehe gelebet, und 6. Kinder gezeuget, davon eine Tochter an Tobias Grüllichen in Oberdorf verheurathet noch lebet, seines Alters 74. Jahr weniger 13. Wochen.

Den 21. Aug. ward begraben Christoph Augstin, gewesener Bauersmann, der mit seiner Ehewirthin, Marien gebohrnen Korseltin 53. Jahr und 32. Wochen in der Ehe gelebt, 7. Kinder gezeuget, davon 39. Kindes und ein Kindes-Kindes-Kind erlebt, seines Alters 76. Jahr und 17. Wochen.

Den 15. Nov. ward begraben Hanß Korselt, gewesener Bauersmann, der mit seiner Ehefrauen Rosinen, gebohrene Roscherin 50. Jahr und 10. Monath in der Ehe gelebt, 5. Kinder gezeuget, und 18. Kindes-Kinder erlebt, seines Alters 77. Jahr und 29. Wochen.

Anno 1734. ward eine allgemeine Obst-Fruchtbarkeit, welche allhier so reichlich gewesen, daß dergleichen keinen Menschen gedencket. Es ist des Obsts so viel und häufig geworden, daß viel Hauß-Wirthe, so viel Bäume hatten, nicht wusten, was damit zu machen, weil es an Käuffern fehlte. Daher gieng es an ein Backen und Abrühren etc. ein Viertel Borsdorffer Aepfel galt 6. gl. Annaberger 17. Kreutz. Juncker Aepfel 4. gl. Kriener und andere gemeine Aepffel 3. gl. Morgen-Birn 4. gl. Herbst-Birn 3. gl. Ungrische Pflaumen 4. gl. andere gemeine Pflaumen vor 1. biß 2. gl. Ja mein seel. Vater Friedrich Eckarth hat so genannte Krischeln ein Scheffel und zwey Metzen verkauft zusammen vor 3. gl. 2. Schles. Dreyer, sie waren so unwerth und gemein, daß man Krischeln an Weynachten an theils Orten auf den Bäumen sahe, weil sich ihrer [177] niemand annahm. Ja ich habe selbst gesehen, daß als sie der Wind sehr abgeschüttelt, die Kühe selbige mit Begierde aufgefressen haben.

Anno 1736. den 1. Jan. Ward begraben Michael Prescher, Bauer letzten Gedingsmann in der Scheibe, welcher mit Elisabeth, gebohrne Israelin über 50. Jahr in der Ehe gelebt, und darinnen 12. Kinder gezeuget hat.

Anno 1736. in April ward Richter allhier in Mitteldorff, Hanß Christoph Förster, ein Sohn Johann Christoph Försters welcher Anno 1730. und Bruder Johann Friedrich Försters so 1734. gestorben ist (man sehe oben von Richtern pag. 19) und ist seine Ehewirthin Fr. Rosina, eine gebohrne Augstin, welche ihm einen Sohn Hanß Christoph, und eine Tochter Anna Regina gebohren hat.[7]

Eben um diese Zeit verkauffte der Hr. Obrist-Leutnant von Carlowitz auf Rennersdorf etc. die halbe Stege-Mühle, so ihm Zuständig war, an Mstr. Johann Christoph Seegenitzen, zur Zeit Pacht-Müller allhier in der Scheib-Mühle.

Anno 1736. den 30. April Nachmittags 2/4 auf 3. Uhr starb seelig der Autor dieser Chronica, Friedrich Eckarth. Er ist gebohren allhier Anno 1687. den 30. Aug. sein Vater ist gewesen, Michael Eckarth ein Gärtner und Leinweber in der Scheibe, die Mutter Fr. Rosina, eine gebohrne Israelin. Er hat sich zwey mal verheurathet, als (1) Anno 1711. den 23. Nov. mit Jgfr. Susana, Christoph Böhmers Erb- und Lehns-Richters in Schlegel Tochter, zeugte mit ihr in 8¼ Jähriger Ehe folgende 3. Kinder 1) Gotthülff Traugott Eckarth, gebohren, Anno 1714. den 20. Jan. welcher anitzo diese Chronica besorget, und sich verheurathet hat den 3. Octob. Anno 1736. mit Susana Breuerin, weyl. Christoph Breuers gewesenen Häußlers in Ober-Herwigsdorf nach gelassene Tochter, so gebohren den 30. Apr. Anno 1711. 2) Christina, gebohren Anno 1716. den 21. Nov. starb selben Tag wieder. 3) Christina, gebohren An. [178] 1720. den 22. Febr. starb den 24. dito drauf. Die Mutter dieser Kinder starb, bey der Geburth des letzten Kindes, und ward den 25. Febr. nebst den Töchterlein, so ihr in die Arme gegeben worden begraben, da ihr die Leich-Predigt M. Christian Gottlob Weise, über Ezech. 24. v. 16. hielte. Es starb mir Abends mein Weib, ihres Alters 28. Jahr 5. Monath und 5. Tage. (2) Anno 1722. im Junio, mit Fr. Anna Sabina, eine gebohrne Seiffertin, weyl. Christoph Herbergs, Gärtners und Sieb-Bodenmachers in Mittel-Herwigsdorff hinterlassene Witwe, mit der folgende 3. Söhne gezeuget, 1) Gottlob Eckarth, gebohren 1723. den 9. Jun. starb aber Anno 1727. den 3. May. 2) Gottlieb Eckarth, gebohren 1724. den 28. Nov. 3) Gottlob Eckarth, gebohren 1731. den 24. Jan. Sein Lebens-Wandel und seine unbeschreibliche Lust zu den Büchern (indem er eine schöne Bibliothec von allerhand raren Büchern, als Reise-Beschreibungen, Städte Chronicen etc. auch hat er bey 20. Jahren her, die Donner- und Feuer-Predigten gesammlet, nebst vielen andern Historischen und Genealogischen Büchern, von Theologischen Büchern, hat er auch sehr viele, darunter viele Leichen-Predigten gelesen und hinterlassen) ist oben von ihm selbst ausführlich beschrieben und dahero wird es nicht nöthig seyn, weiter etwas zugedencken, als nur noch von seinen schweren ausgestandenen Kranckheiten noch etwas zu melden: Von seiner Geburth an, biß 1709 habe ich von ihm von keiner Kranckheit was erzehlen hören, Anno 1709. in Frühlinge hatte er einige Zeit groß Seiten Stechen, so alle Tage eine Stunde anhielt, darzu kam im Sommer die rothe Ruhr, welche ihn ziemlich zu setzte, doch aber durch dienliche Artzneyen wieder gestillt wurde. Anno 1718. befand sich bey ihm eine starcke Blut-Stürtzung, die ihn so zu setzte, daß er ¾ Jahr zu Hause bleiben muste, wurde aber doch durch Göttliche Hülffe und gute Medicamente wieder frisch und gesund. Anno 1724. um Weynachten bekam er groß Reissen in die Schenckel, welches 3. Wochen ohne aufhören anhielt. Anno 1732. befand sich bey ihm ein Blut-Auswurff, so auch abwechselte Weise continuirte, Anno 1735. im Febr. hat sich der Blut-Auswurff gäntzlich verlohren. Anno 1736. den 6. Jan. fand sich der Blut-Auswurff wieder, so auch so continuirte, biß auf den 13. Febr. frühe da eine Blut-Stürtzung erfolgete, und von der Zeit an, das Bette hüten müssen, sagte auch gleich bey der ersten Niederlage, daß es sein Ende wäre. In dieser seiner letzten Kranckheit hat er viel ausgestanden, weil er 10. Wochen Tag und Nacht meist sitzen müssen, dabey sehr geduldig gewesen, [179] und gesagt, daß ers mit seinen Sünden verdienet hätte, und wenn es noch 10. Wochen wärete, so geschehe HErr dein Wille. Andere Umstände, so sich bey seiner Kranckheit zugetragen zugeschweigen, weil es viel Zeit und Raum erfordert. Ich als sein ältester Sohn, werde Zeit Lebens daran gedencken, und giebt mir solches grossen Trost in meinem kümmerlichen Leben. Den 22. Apr. fand sich bey ihm Ruhe und Schlaf, und konte Liegen, welches so fort wehrte, bis an sein Ende, unter währender Zeit er sich zu seinem Ende gefast gemacht und fleißig zu JESU geseufzet und gesagt: Komm doch mein JEsu, hilff mir doch mein Creutze tragen, es will mir sonst zu Schwer werden, gieb mir doch Geduld, denn: dieser Zeit Leiden, ist nicht wehrt der ewigen Herrligkeit, die an mir soll offenbahret werden etc. Von seinen Nachbahren und andern Freunden und Bekandten hat er Abschied genommen, wie auch von seinen eintzigen Bruder und zwey Schwestern, und ihnen viel Seegen und alles Wohlergehen an Leib und Seele angewünschet, seine hinterlassene Witwe und Kinder mit der Hand geseegnet und Abschied genommen, mit diesen Worten: Ihr sehet ja daß es nicht anders ist, wir müssen Scheiden, seyd nun Gottesfürchtig, fromm, liebet GOttes Wort, thut einander nicht unrecht, und setzt GOtt und sein Wort nicht aus euern Augen, auf daß wir an einem Ort kommen etc. Auch sagte er dieses: Ach wenn ich gedencke an die Freude, der ich werde theilhaftig werden, ach wiche Freude, ach wie schöne, ach wenn ich an die unaussprechliche Glückseeligkeit gedencke, so verlanget mich recht nach meinem JEsu, daß er doch bald käme, und die Seele zu sich nehme! Ach wie wird mich mein Vater und meine Mutter und mein HErr JEsus empfangen, wenn ich zu ihn kommen werde etc. Den 30. April als an den sterbens Tage, hatte er noch seinen völligen Verstand, biß an sein seeliges Ende, so erfolget Nachmittags 2/4 auf 3. Uhr, da er ohn einiges Bewegen gantz sanfte und stille, unter dem Liede: Nun hab ich überwunden, zu guter Nacht O Welt, und zwar unter den Worten: Hier ist die Sieges Krone, die meine Scheitel deckt etc. verschied. Er ward den 3. May begraben, da ihn sein Werthgeschätzter Hr. Gevatter M. Johann Christian Richter Past. Loci. über seinen erwehlten Leichen Text Marci am letzten Capitel v. 16. Wer da gläubet, und getauft wird, der wird seelig, wer aber nicht gläubet, der wird verdammet: Eine sehr erbauliche und höchst nützliche Predigt von den Glauben gehalten, ihn ward auf sein Begehren das schöne Lied: O JEsu Christ, meins Lebens Licht, mein Hort, [180] mein Trost, mein Zuversicht etc. in der Kirchen gesungen, welches Lied sein bestes und liebstes gewesen, und sich auf seinen Krancken Bette darüber erfreuet. Er war alt 48. Jahr und 8. Monath.[8]

Den 13. Jul. ward begraben, Tobias Grüllichs Witwe, eine gebohrne Försterin, alt 77. Jahr weniger 13. Wochen. Sie hat von 5. noch lebenden Kindern, als 3. Söhnen und 2. Töchtern 76. Enckel und Uhrenckel erlebet.

Den 24. August als am Tage Bartholomäi, ward den hiesigen Pfarrer und Seelsorger, Hrn. M. Johann Christian Richtern, von seiner Eheliebsten Frauen Johannen Emerentien gebohrne Mayin ein todter Sohn gebohren.

Anno 1737. im Febr. ward den hiesigen Schul-Substituto, Herrn [181] Johann Christoph Böhmern von seiner Eheliebsten, Frauen Marien Sophien, gebohrne Lehmannin eine junge Tochter gebohren.

Den 1. Jun. kamen eine grosse Menge Heuschrecken von Spitzkunnersdorf, über unser Herwigsdorf gezogen, welche weiter über Zittau nach Böhmen und Schlesien fortgezogen. NB. Diese Heuschrecken halten viele sonderlich alte Leute vor keine gute Bedeutung, GOtt helff uns, und wende von uns aus Gnaden, die wohlverdienten Straffen, welche er uns durch seine Vorbothen verkündiget, damit wir in Zeiten von unsern Sünden abstehen können, aber es ist leider so weit kommen, daß viele Menschen die Warnungen, die uns der Liebe GOtt vorher ergehen läßt nicht annehmen, sondern in ihren bösen Leben fortfahren.

Den 19. Jul. als am allgemeinen Buß- Beth- und Fastage, hatten wir allhier, ein starckes Donnerwetter, mit 2. erschrecklichen Schlägen, in der Nähe, in Zittau schlug der Donner im Raththurm, und in Klein-Schönau eine Magd todt etc.

Den 21. Jul. Abends waren allenthalben grosse Donnerwetter, doch bey uns Gottlob ohne Schaden, zu Friedland schlug das Wetter ein, hiervon siehe mein Tage-Buch Anno 1737. Monath Juli.

Den 23. Jul. hatten wir abermahls sehr starcke Donnerwetter, und einen grossen Regenguß, davon das Wasser häuffig von Feldern herein schoß.

XXIV. Eine Tabelle von 100. Jahren her gewesenen Communicanten, Gebohrnen, Gestorbenen und Copulirten.
Anno 1637 Com. 1135      
1638 1269
1639 1145
1640 1165
1641 1116
1642 1238
1643 0847
1644 0929
1645 0782
Anno 1646 Comm. 0852      
1647 0791
1648 0945
1649 0937
1650 0999
1651 1351
1652 1260
1653 1298
Anno 1654 Com. 1299
1655 1371
1656 1405
1657 1424
1658 1382
1659 1374
1660 1445
1661 1558
Anno 1671 Comm. 1921 Gebohren 44 Gestorb. 25 Getrauet 07 Paar.
1672 " 2504 " 53 " 29 " 10
1673 " 2068 " 36 " 26 " 07
1674 " 1891 " 50 " 28 " 14

[182]

Anno 1675. Comm. 1946. Geboh. 48. Gestorben 38. Getrauet 12. Paar.
1676 " 1891 " 45 " 39 " 10
1677 " 2093 " 49 " 29 " 09
1678 " 2112 " 44 " 27 " 10
1679 " 2593 " 34 " 30 " 13
1680 " " 54 " 21 " 16
1681 " 2325 " 43 " 32 " 14
1682 " 2083 " 49 " 34 " 09
1683 " 2530 " 52 " 17 " 12
1684 " 2421 " 38 " 34 " 20
1685 " 2535 " 50 " 27 " 07
1686 " 2583 " 46 " 50 " 10
1687 " 2577 " 56 " 27 " 12
1688 " 2690 " 44 " 20 " 12
1689 " 2680 " 55 " 36 " 12
1690 " 2741 " 47 " 31 " 11
1691 " 2886 " 60 " 28 " 07
1692 " 2856 " 51 " 38 " 13
1693 " 2876 " 54 " 38 " 10
1694 " 3030 " 51 " 21 " 09
1695 " 2945 " 44 " 40 " 10
1696 " 3140 " 46 " 29 " 08
1697 " 3345 " 47 " 30 " 12
1698 " 3124 " 48 " 33 " 15
1699 " 3239 " 45 " 24 " 10
1700 " 3421 " 44 " 30 " 13
1701 " 3536 " 39 " 25 " 07
1702 " 3448 " 50 " 26 " 18
1703 " 3709 " 59 " 31 " 20
1704 " 3703 " 60 " 36 " 14
1705 " 3575 " 41 " 28 " 14
1706 " 3672 " 77 " 39 " 17
1707 " 3778 " 60 " 57 " 16
1708 " 3936 " 63 " 40 " 18
1709 " 3889 " 53 " 49 " 17
1710 " 3792 " 63 " 37 " 18
1711 " 4051 " 68 " 39 " 11

[183]

Anno 1712. Comm. 4150. Gebohr. 63. Gestorb. 44. Getrauet. 10. Paar.
1713 " 4240 " 56 " 50 " 09
1714 " 4136 " 66 " 38 " 14
1715 " 4152 " 59 " 41 " 08
1716 " 4179 " 67 " 55 " 14
1717 " 4215 " 60 " 68 " 17
1718 " 4124 " 70 " 47 " 09
1719 " 4399 " 71 " 74 " 14
1720 " 4296 " 36 " 94 " 08
1721 " 3716 " 54 " 65 " 15
1722 " 4129 " 60 " 41 " 14
1723 " 4418 " 62 " 41 " 31
1724 " 4656 " 80 " 46 " 16
1725 " 4599 " 66 " 62 " 19
1726 " 4575 " 63 " 54 " 18
1727 " 4541 " 71 " 70 " 11
1728 " 4629 " 63 " 57 " 19
1729 " 4486 " 71 " 73 " 17
1730 " 4655 " 75 " 47 " 18
1731 " 4717 " 72 " 41 " 20
1732 " 4654 " 71 " 62 " 19
1733 " 4715 " 71 " 92 " 24
1734 " 4672 " 75 " 45 " 16
1735 " 4873 " 49 " 44 " 20
1736 " 4819 " 85 " 52 " 19
XXV. Geschlecht-Register des Autoris.

Weil mich einige geneigte Gönner gebeten und ersucht, ihnen doch ein Verzeichnis, wegen meines seeligen Vaters Friedrich Eckarths, Geschlechtes und Vorfahren einzuhändigen. Also will ich zum Anhange dieser historischen Beschreibung, ein Verzeichnis von den nächsten Anverwandten mittheilen. Denn das gantze Geschlecht in eine Tabelle zu ziehen, muß zu viel Raum sein, weil es ein sehr weit ausgebreites Geschlecht ist, und hat es den Ursprung aus der Schlesie, denn Anno 1586. zogen 3. Brüder von Hayn aus der Schlesie hier ins Dorff, als Martin, Barthel und Frantz Eckarth, davon Martin Eckarth, Anno 1595. Caspar Korselts Tochter heurathete, und zeugte mit derselben einen Sohn, Michael Eckarth, einen Bauersmann in Mitteldorff, welcher 1625. abbrante [184] und 1671. starb. Der zeugte unter andern Kinder 6. Söhne, als Michael, Zacharias, Elias, Christoph, George und Tobias[WS 17] Eckarth, von welchen sich dieses Geschlecht so weit ausgebreitet, wie aus folgenden Verzeichniß zu ersehen sein wird.

Martin Eckarth, heurathete 1595. Caspar Korselts Tochter, und zeugte mit ihr einen Sohn, Michael Eckarth einen Bauersmann und Gerichts-Eltesten in Mitteldorf, welcher 1671. starb, und 6. Söhne hinterließ, als:

  1. Michael Eckarth, Häußler in Mitteldorf starb 1703. verließ keine Kinder.
  2. Zacharias Eckarth, Bauer und Gerichts-Elste in Mitteldorf, von dem siehe besser unten A.
  3. Christoph Eckarth, Häußler und Zwilligweber in Mitteldorf, starb 1718. verließ 3. Söhne, Christoph, Friedrichen und Tobias.
  4. Elias Eckarth, Bauer und Kirchvater in Mitteldorf, starb 1730. verließ 2. Söhne Tobias und Elias, und eine Tochter, so an Johann Friedrich Webern, Häußler, Koch und Schlächter in Oberdorf verheurathet ist.
  5. George Eckarth, Gärtner in Oberdorf, starb            verließ einen Sohn Friedrich und 3. Töchter.
  6. Tobias Eckarth, Bauer in Mitteldorf, starb 1726. verließ 4. Söhne, Tobias, Christoph, Elias und Friedrich und 2. Töchter.

A. Zacharias Eckarth, als seel. Autors Groß-Vater, hatte sich verheurathet mit Ursula Steudnerin, und zeugte mit ihr folgende Kinder.

  1. Michael Eckarth, Gärtner in der Scheibe, starb 1707. zeugte mit Rosinen Israelin
    1. Rosina, so anitzo Christian Wunderlichen in Neu-Hörnitz zur Ehe hat.
    2. Friedrich Eckarth, Gärtner in der Scheibe, starb 1736. zeugete zum ersten mit Susana Böhmerin einen Sohn, Gotthülff Traugott Eckarth, der sich 1736. mit Susana Bräuerin verheurathet hat. Zum andern mit Anna Sabina Seiffarthin, 3. Söhne, davon der älteste 1727. starb. Die andern beyde sind 1. Gottlieb Eckarth gebohren 1724 2. Gottlob Eckarth gebohren 1731.
    3. Michael Eckarth, Häußler in Oberdorf, hat gezeuget[WS 18] mit Reginen Schüllerin 7. Kinder, davon noch folgende am Leben, 1) Hanß Christoph Eckarth gebohren Anno 1729. 2) Gottlob Eckarth, gebohr. 1732.

[185] 3) Anna Regina Eckarthin gebohren 1734. 4) Anna Rosina Eckarthin, gebohren 1736.

    1. Susana Eckarthin, ist verheurathet an Hanß Grunern Gärtner in Mitteldorf.
  1. Rosina Eckarthin, hat zur Ehe gehabt weyl. Friedrich Maucken, Bauern in Oberdorff.
  2. Christoph Eckarth, Häußler und Tag-Arbeiter in Mitteldorff, hat gezeuget mit Maria Stürmerin, 1. Susana, Gabriel Schönfelders Leinwebers Weib. 2. Rosina Christian Piltzens, Häußlers und Leinwebers gewesene Ehefrau.
  3. Maria Eckarthin, ward Christian Reimers, Häußlers erste Frau.
  4. Tobias Eckarth, Gärtner und Leinweber, starb 1728. zeugte mit Rosina Heldin 2. Söhne, als
    • Christian Eckarth, so anitzo in Landshut in Schlesien wohnet, auch sich allda verheurathet hat.
    • Friedrich Eckarth, Häußler und Weber in Mitteldorff, hat mit Rosina Försterin gezeuget,
      1. Christian Eckarth.
      2. Michael Eckarth.
      3. Christoph Eckarth.
  5. Friedrich Eckarth, Erb-Richter in Witgendorf, starb 1733. zeugete mit Anna Michaelin folgende Kinder:
    1. Herr Friedrich Eckarth, Doctor Medicinae und Stadt-Visicus zu Fraustadt in Pohlen, starb 1735. Er hat sich zweymahl verheurathet, und eine Tochter hinterlassen.
    2. Christian Eckarth, Vorbergmann in Witgendorff, wie auch Pachter zu Drausendorff, hat zur Ehe Anna Sabina Schäfferin.
    3. Anna Maria Eckarthin, ist verheurathet an Hanß George Herfunthen Erb-Richtern in Dittelsdorff.
    4. Anna Rosina Eckarthin, hat zur Ehe Friedrich Scholtzen, Bauern und Gerichts-Elsten in Witgendorff.
    5. Hanß Christoph Eckarth, Erb-Richter in Witgendorff, welcher sich verheurathet Anno 1735. mit Anna Rosina Staubin von Türchau, welche ihn Anno 1736. einen Sohn Johann Gottlob gebohren hat.
    6. Anna Regina Eckarthin, ist verheurathet an Christian Dittmannen Richtern und Gastwirth in Euldorff.
  6. Elias Eckarth, Bauer und Gerichts-Elste in Mitteldorff starb

[186] 1729. Er zeugte mit Marien Grüllichin 2. Töchter, davon die älteste an Christian Helden, Bauern in Mitteldorff verheurathet ist, und 1. Sohn Elias Eckarthen, Bauer in Mitteldorff, welcher von seiner Frauen Rosina Steudnerin 3. Töchter am Leben hat, als 1. Maria Elisabeth. 2. Regina. 3. Anna Rosina.

Der geneigte Leser beliebe folgende Druckfehler also zu lesen:

Auf den ersten Bogen sind die Pagina ausgelassen, und fengt sich also der andere Bogen mit pag. 9. an.

pag. 8. Zeile 32. hierauf vor Anno.

pag. 16 Zeil 15. Grule vor Grube.

Die pag. 32. an der Wohn-Stube, des Pfarr-Hauses stehende Schrifft, ist durch geschwindes abschreiben falsch, und man lese dieselbe verbessert pag. 171.

pag. 32. Zeil 25. Kämmerchen vor Gewölbe.

pag. 61. Zeil 19. mich vor mir.

pag. 64. Zeil 24. Reichenberg vor Reichen.

pag. 69. Zeil 9. gehet vor gebet.

pag. 81. ist bey der siebenden Tochter, Hr. Christoph Vopeli, welche in Oberseifersd. Anno 1635, gevatter stund und Justina hieß, folgendes zugedencken: Es heurathe diese Justina Balthasar Hänischen Gärtnern in Ober-Herwigsdorff, dessen Tochter Justina Hanß Webern Bauern in Oberdorff heurathete und in einer friedlichen Ehe eine Sohn und 9. Töchter zeugete, von diesen 9. Töchter heurathete Justina Christoph Breuern, Häußlern und Webern welche eine Tochter Susana, so Anno 1736. den 3. Oct. an Gotthülff Traugott Eckarthen Häußlern in der Scheibe, verheurathet wurde gezeuget hat.

pag. 82. Zeil 29. 82. vor 72.

pag. 84. Zeil 2. Kennlers vor Kennlens.

pag. 87. Zeil 26. Hardten vor Handten.

pag. 89. Zeil 11. XVII. vor XVI.

[187] pag. 93. zeil 11. XVIII. vor XVII.

pag. 120 auf der letzten Zeile An. 1728 vor den.

pag. 131 in vor ihn.

pag. 134. Pathin vor Patchin.

pag. 138. Zeil 21. X. vor IX.

pag. 140. Zeil 26. XI. vor X.

pag. 142. Zeil 1. XII. vor XI.

pag. 143. Zeil 13. XIII. vor XII.

pag. 151. Zeil 25. Korsels vor Kresels.

Allhier ist zu erinnern daß der Autor Friedrich Eckarth, da gleich 10 Bogen biß zu pag. 80 in Drucke fertig, Seelig verstorben, und hat nunmehro sein Sohn mit viel Mühe und Unkosten, diese Chronica mit der Hülffe des lieben GOttes zu Ende gebracht, und schliesse mit diesem Wunsche.

Es Lebe der König der Vater der Sachsen!
So wünschen ja alle die gerne wolln wachsen,
Es Lebe nach diesen in Zittau der Rath,
So wünschet ein jeder der wohl will der Stadt,
Es Leben die Töchter so nahe der Mutter,
Bekleiben die Wünsche so fehlts nicht an Butter.


Averdissement

BEy mir Gotthülff Traugott Eckarthen, sind folgende Schrifften um nachgesetzten Preis zu haben. als 1) Historisches Tagebuch An. 1731. vor 3 gl. 6 pf. 2) Historisches Tagebuch An. 1732. vor 4 gl. 6 pf. 3) Historisches Tagebuch Anno 1733. vor 8. gl. 4) Historisches Tagebuch Anno 1734. pr. 6. gl. 5) Historisches Tagebuch An. 1735. vor 6. gl. 6) Historica Curiosa, edit. 1731. vor 8. pf. 7) Historischer Nutzbringer und Lusterwercker, edit. 1731. und 1735. in 8. 6. Bogen vor 1. gl. 8) Chronica des Dorffs Klein-Schönau, edit. 1733. vor 2. schles. Dreyer. 9) Chronica der Dörffer Eckersberg und Olbersdorff, edit. 1732. in 4to 3. Bogen vor 1. gl. 10) [188] Chronica des Dörflein Petau pr. 1. schl. Dreyer. 11) Chronica des Dorffs Hartau edit. 1734. pr. 1. Kr. 12) Diese Herwigsdorffer Chronica vor 6. gl. 13) Der tödtliche Mißbrauch des Brandtewein Sauffens vor 1. Kr. 14) M. Richters Sermon, bey Einseegnung eines alten Ehepaars edit 1734. vor 6. pf. 15) M. Scrivers und M. Hilschers Lied vor 1. schl. Dreyer. 16) M. Hübners Lebenslauf, edit. 1732. 1. schl. Dreyer. 17) Lebens-Lauff Friedrich Eckarths meines Vaters vor 1. Kr. 18) Historisches Tagebuch Anno 1736. pr. 4. gl. 19) Historisches Tagebuch Anno 1737. Monath Jan. Febr. Martz und Apr. vor 7. Kr. Auch bin ich entschlossen, mit Anfange des 1738. Jahres so GOtt Leben und Gesundheit verleihet, ein Historische Beschreibung von grosser Theurung und Hungersnoth Bogen weiß drucken zu lassen, und zwar alle Monath einen Bogen, der Titel lautet also: Weyl. Friedrich Eckarths, Historische Beschreibung von grosser Theurung und Hungersnoth, darinnen zu ersehen, wie der liebe GOtt sein ernstes Zorn-Gerichte über die Menschen, durch vielmahlige Theurung und Hungersnoth ergeben lassen. Nunmehro bey itziger Theuren- und Nahrungs lossen Zeit, allen Bedrängten und Nothleydenden, zu einigen Trost ans Licht gegeben von Gotthülff Traugott Eckarthen Anno 1738. Wer nun Lust und Liebe hat, dieser Bogen (es werden 13. Bogen) abzunehmen, der kan es vor Abgang dieses Jahrs bey mir melden, damit ich weiß wie viel Exemp. ich soll auflegen lassen.

Vale


Eckarth.      



  1. Allhier ist zu erinnern, daß, als George Grule, der oben beniemte 6. Richter in Oberdorffe, 1631. Mittel-Richter worden, in Oberdorffe Michael Wagner an seine Stelle Richter worden, wie er denn in Schöppen- als auch Kirchen-Buche 1632. und 33. benahmet wird. Es ist aber dieser Richter den 23 Nov. 1633. an der Pest gestorben, an welcher Seuche ihn auch 5. Töchter verschieden.
  2. Ich hoffe verständige Leser werden mich entschuldigen, das ich die Hochzeit-Ceremonien dieses Orts etwas ausfürlich beschrieben. In Betrachtung, daß es wohl auf dem nächsten Dorffe in diesem Falle anders gehalten wird, geschweige denn an weit entlegenen Orten, dahin diese Schrifft gelangen möchte, und selbigen zur Nachricht dienet. Wie auch unsern Nachkommen allhier, weil die Ceremonien offt verändert werden, wie die Erfahrung lehret, die können doch zum wenigsten wissen wie es bey ihren Vorfahren in diesem Fall gehalten worden.
  3. Diese Linde ward insgemein die Friedländische Pfarr-Linde genannt, welche, nach dem die Papisten, deme sie ein Dorn in Augen, ausrotteten. Teste. Schroeter.
  4. Dieses treuen Dieners Christi Hertz-bewegliche Valet-Predigt, und das mit häuffigen Thränen zu GOtt im Himmel abgeschickte Gebete, so viel versammleter frommen Seelen, war durch Göttliche Krafft so mächtig, daß der eingesetzte Catholische Priester oder Decanus, Hr. Sebastian Balthasar, keine Liebe und Vertrauen fand; Sintemahl sie theils das Zeitliche verliessen, und ihren vertriebenen Seelsorger im Exilio nachfolgeten, theils so noch allda verblieben, bey denen benachbarten Lutherischen Orten ihren Evangelischen Trost suchten. Wie denn selbsten solcher Catholischer Priester in seiner wieder unsers Güntheri obangeführte Buß-Predigt in Prage 1628. in Druck gegebene Schrifft, so den curiösen Lateinischen Titul führet: Qvis? Qvid? Ubi? sonst aber teutsch ist, pag. 19. sich darüber beschweret, sagende: daß im gantzen Königreiche Böhmen nirgends so halsstarrige Lutheraner als zu Friedland wären/ welche die Vermahnung ihres Prädicanten trefflich in acht genommen/ und dannenhero kaum der zehende Theil an Sonntagen und Feyertagen bey seinen Predigten erscheine. So geschahe es auch, daß nachgehends bey denen Kriegs- und Pest-Zeiten solcher und andre Catholische Priester selbsten entwichen, und an deren Stadt wiederum Evangelisch-Lutherische Prediger beruffen wurden. Inmassen gewisse Nachricht habe, daß Anno 1634. Hr. Jacob Riedel, Pfarrer und Inspector zu Friedland gewesen, und der letzte Hr. Bartholomäus Trautmann, so bey der andermahligen Reformation An. 1649. ins Exilium gemust/ nachdem Sonnabends zuvor den 9. Octobr. die Stadt-Kirche daselbst, nebst allen 17. Dorff- und Land-Kirchen der Herrschaft gesperret, zu [74] Schönwalde am folgenden XIX. Sonntag nach Trinitatis, über die Worte Psalm. LXXXVI. v. 18. seinen allda versammleten Zuhörern die Abschieds-Predigt gehalten, so zu Leipzig An. 1650. gedruckt. Wie diese Anmerckung gleichfalls Ehren-belobten Hrn. M. Schrötern abgeborget.
  5. Uber dieser Chronica hat der Autor nunmehro das Zeitliche mit dem Ewigen verwechselt, und hat den Druck mir, Gotthülff Traugott Eckarthen, als seinen ältesten Sohne, überlassen, und mich auf seinem Sterbe-Bette gebethen, dieses Werck, worauf er so viele Mühe gewand, nicht liegen zu lassen. Also will ich demselben nachkommen, und den Druck auf meine Unkosten besorgen. Ich muß zwar aufrichtig gestehen, daß es mir viel Mühe und Unkosten macht. Es hat auch ein vieles zu dieser Chronica beygetragen Sr. Wohl-Ehrwürden Tit. deb. Hr. M. Johann Christian Richter, Treu-wachsamer Seelen-Hirte allhier, welchen GOtt seiner Kirchen zum Besten bey langen Leben und guten Wohlstande erhalten wolle. Ich habe auch allhier noch zu erinnern, daß mich mein Vater seeliger gebethen, nichts einfliessen zu lassen, als wenn er Autor dazu wäre. Dahero haben die Hrn. Liebhaber bey den künfftigen Bogen dieses zu observiren, daß er die Kirche, zusammt den Zugehör, nicht beschrieben hat, sondern mit Beyhülffe Sr. Wohl-Ehrwürden, Hrn. M. Richters, verfertiget ist. In den andern Theile dieser Chronica haben die Herren dieses zu bemercken, das, was mit starcker Schrifft gedruckt ist, das ist meines seel. Vaters Verfertigung; was aber mit kleiner Schrifft gedruckt ist, das ist mein schlechter Beytrag. Ich bitte auch, die geehrtesten Herren Liebhaber wollen mich meines Vaters Huld und Gunst genüssen lassen, und mir die Fehler, die etwan einschleichen möchten, mit dem Mantel der Christlichen Liebe zudecken, und dabey bedencken, daß kein Mensch ohne Fehler sey, ersuche auch alle historische Liebhaber, welche historische Nachrichten von den benachbarten Dorffschafften besitzen, mir zu communiciren, ich will es bey vorfallender Gelegenheit nach Möglichkeit hinwiederum verschulden, weil ich entschlossen bin, die Dörffer-Chronicen [98] so mein seel. Vater angefangen, und mir zu meinen Händen anvertrauet, fortzusetzen, und den Nachkommen zum Besten will bekannt machen, ob ich gleich weiß, daß es mir von vielen nicht gut geheissen wird, daß ich die übrigen Stunden, die ich von meiner Beruff-Arbeit übrig habe, auf die Historie und desselben Wissenschafft lege, demselben bekenne frey heraus, daß ich bey meinen einmahl gefasten Vorsatz bleiben werde, und hoffe, daß ichs bey meinen lieben GOtt werde besser verantworten können, als diejenigen, welche ihre Neben-Stunden auf andere unnütze Dinge legen, als auf Spielen, Sauffen, und allerhand Zusammenkünffte anstellen, da gar selten Seyde gesponnen wird etc. Zum Beschluß wünsche ich daß GOtt den geneigten Leser bey guter Gesundheit und langen Leben erhalten wolle, welches lieb zu erfahren hat            Dessen
    Herwigsdorff
    den 23. Octobr. 1736.
    dienstwilligster           
    G. T. E.
  6. Weil es gar was selzsames ist, um hiesige Gegend, daß Ehelige Jubel-Hochzeiten sind gehalten worden, so will ich diejenigen Hochzeit-Gäste, die dabey gewesen hie beysetzen: Hr. M. Joh. Christian Richter, Past. hiesiger Gemeine, Hr. Martin Weber, Schulmeister, Joh. Christoph Förster, Brandteweinbrenner, anitzo Erb- und Lehns-Richter, Christian Burckarth, Ober-Richter, Meister Johann Christoph Segenitz, Scheibe-Müller, Joh. Friedrich Glate, Gärtner, Kirch-Vater und Gerichts-Elste, Christian Augsten, Bauer, Kirch-Vater und Gerichts-Elste, Friedrich Eckarth, Gärtner und Kirch-Vater, David Förster, Bauer und Gerichts-Elste, Christoph Grüllich, Bauer und Gerichts-Elste, Christian Roscher, Gedingsmann und Gerichts-Elste in Oberdorf, Joh. George Rimpler, Gärtner u. Gemein-Elste, Christian Israel, Bauer in Oberd. Christoph Korselt, Bauer, Daniel Schüller, Gärtner in der Scheibe, Hanß Gruner, Gärtner, Christoph Mönch, Gärtner, George Förster, Gärtner in der Scheibe, Friedrich Eckarth, Gärtner in der [161] Scheibe, Michael Schedemolck, Becker, und Christoph Schedemolck, Häußler in der Scheibe, als zwey Söhne des alten Ehepaars, Tobias Schönfelder, Häußler und Weber, als ein Eydam, Fr. Maria verwitwete Sperligin, und Fr. Elisabeth verwitwete Hübnerin, gebohrne Schedemolckin, als zwey Töchter, Christoph Sperling, Leinweber in Oberdorf, Michael Sperling, Christoph Schedemolck, Elisabeth Schedemolckin, und Elisabeth Hübnerin, als Enckel. Auch ist allhier noch zu gedencken, daß dieser alte Christoph Schedemolck nebst seinen Weibe noch lebet, und biß ins 57. Jahr in Ehestande leben, haben mit einander 8. Kinder gezeuget, davon noch zwey Söhne und drey Töchter am Leben sind. Auch leben noch zwey Paar Personen in Dorffe die ihr Jubilaeum Gamicum begehen könten als Hanß Scholtze in Oberdorff, der mit seinem Weibe Fr. Christinen gebohrne Jähnin, biß ins 54ste Jahr in der Ehe lebet, George Adler in Oberdorff lebet mit seinem Weibe, Fr. Rosinen gebohrne Hänischin, biß 53. Jahr in der Ehe. Uber diß leben noch 2. paar Personen, so einander bey nahe 49. Jahr zur Ehe haben, als 1) Friedrich Scholtze, gewesenen Bauer anitzo Gedingmann in Mitteldorff, und sein Weib Maria gebohrne Engelandin. 2) Hanß George Engeland, in Oberdorff, und sein Weib Sabina gebohrne Rudolphin. script. den 4. Aug Anno 1737.
  7. Allhier will ich den Richtern seine beygesetzten Gericht-Elsten benennen: Christian Augsten, Christoph Wüntsche, Michael Steudner, Christoph Meyrich, Tobias Steudner, Hanß Friedrich Glatte, und Christoph Grüllich. In Oberdorffe bestehet das Gerichte in folgenden Personen: Christian Burckarth, Richter, Christian Roscher, Hanß Korselt, Tobias Grüllich, Michael Grüllich und Friedrich Steudner Gerichts-Elsten.
  8. Ich habe seinen Lebens-Lauff zu Lauban auf einen Bogen drucken lassen, und ist wegen Enge des Raums, dieses oben beschriebene aussen blieben, also habe dieses, andern zur seeligen Bereitschafft, beysetzen wollen, denn ich bin der gäntzlichen Meynung, das wenn ich einer zum Sterben bereitet, also wie mein seeliger Vater, so kan man gantz gewiß versichert seyn, daß ein solcher Mensch der Seelen nach in der himmlischen Freude sich befindet, Und wenn ich gedencke an seine Geduld, Reden, Vermahnungen und Abschiede, so bricht mir mein Hertz und meine Augen fliessen mit Thränen, und werde so lange ich noch auf dieser mühsamen Welt zu leben habe, die Rede und Vermahnungen meines Vaters nicht vergessen. Werde auch wenn es mit mir zum Sterben kommen wird, an seine tröstliche Hinfahrt gedencken, und absonderlich an diejenigen Minen, welche er von sich gab, wenn gebetet und gesungen ward, und zwar allemahl, da wir dachten er lege im Sterben. Ich will allhier nur noch einige gedencken, als wir das Lied gesungen: Gottlob, es geht nunmehr mit mir zum Ende etc. und auf die Worte kamen, wie frölich klopf ich in die Hände, wo bleist du doch mein Eigenthum, so hub er seine matte Hände über sich empor, und schlug mit denselben etliche mahl zusammen, daß wir alle so bey ihn waren, nicht der Thränen enthalten konten. Desgleichen auch in dem Liede: Wenn mein Stündlein verhanden ist, in den letzten Gesetze: So fahr ich hin zu JEsu Christ, mein Arm thu ich ausstrecken etc. so streckte er auch dabey seinen Arm in Höhe aus etc. etc.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Kaltte
  2. Vorlage: Alterthnms
  3. Vorlage: Gerichtsverwaltrr
  4. Vorlage: gegebauet
  5. Vorlage: am am
  6. Vorlage: der–Kohl–Gassen
  7. Die öffnende Klammer fehlt in der Vorlage
  8. Vorlage: hald
  9. Vorlage: dich dich
  10. Vorlage: Süudfluth
  11. Vorlage: Forst
  12. Vorlage: Forst
  13. Vorlage: Thätrr
  14. Vorlage: Anon
  15. Vorlage: ddn
  16. Vorlage: Anon
  17. Vorlage: Tobibas
  18. Vorlage: gezenget