BLKÖ:Radnitzky, Karl

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Radl, Anton
Band: 24 (1872), ab Seite: 205. (Quelle)
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Radnitzky, Karl (Professor an der k. k. Akademie der Künste in Wien für kleinere Plastik, Ornamentik und Medailleurkunst, geb. zu Wien 16. November 1818). Entstammt einer Künstlerfamilie, denn schon Großvater und Vater übten die Kunst aus, in welcher der Sohn eine so hervorragende Stufe erreichte. Der Vater Joseph R. lebt noch in Wien als k. k. Hof-Graveur. Der Sohn Karl besuchte das Gymnasium in Wien, trat aber, seinem Kunstdrange folgend, nach beendeten Gymnasialstudien bei dem berühmten k. k. Kammer-Medailleur und Director im Haupt-Münzamte Joseph Daniel Böhm [Bd. II, S. 20] als Schüler ein, eignete sich unter dessen Leitung gründliche Kenntnisse in der Kunst an und bildet sich insbesondere in der Stempelschneidekunst aus. Im Jahre 1836 wurde R. als Münzgraveur angestellt, wurde aber unter dem Schutze Böhms nur zu rein künstlerischen Arbeiten verwendet und ihm überhaupt alle Gelegenheit geboten, sich in seinem Fache fortzubilden. Im Jahre 1842 vollendete R. das erste größere Werk, die Rubens-Medaille, für welche er gegen seinen Mitbewerber, den Medailleur Cesar, von der k. k. Akademie der bildenden Künste mit dem Reichel’schen Künstlerpreise ausgezeichnet wurde. Bei einem im Jahre 1847 unter den Münzgraveuren stattgehabten Concurse wurde R.’s Arbeit so vortrefflich befunden, daß er von der k. k. Hofkammer zu seiner höheren Ausbildung auf Staatskosten auf eine Reise nach. Deutschland, Belgien und Frankreich geschickt wurde. Bald nach seiner Rückkehr wurde er im Jahre 1850 an die Akademie der bildenden Künste für den Unterricht des ornamentalen und figuralischen Modellirens berufen und im Jahre 1853 an derselben zum Professor der Schule für kleinere Plastik, Ornamentik und Medailleurkunst ernannt, welche Stelle er zur Stunde noch bekleidet. Neben seinem Lehramte übt R. praktisch seine Kunst aus, und eine große Anzahl von Denkmünzen und Medaillen, durch die verschiedensten Gelegenheiten veranlaßt, beweisen seine Thätigkeit auf dem von ihm betretenen Kunstgebiete. Aus der großen Menge der von ihm ausgeführten Medaillen nennen wir die folgenden: Zur Todtenfeier Friedrich des Streitbaren, im Auftrage des Stiftes Heiligenkreuz (1846); – auf die 24. Naturforscher-Versammlung in Wien; – auf die Zurückkunft Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph aus Ungarn im Jahre 1852; – auf die hundertjährige Feier von Mozart’s Geburt; – auf den Wahlspruch des Kaisers Franz Joseph: „Viribus unitis“; – auf die Enthüllungsfeste der Denkmäler des Erzherzogs Karl und des Prinzen Eugen von Savoyen; – auf die Inthronisation des Olmützer Erzbischofs Landgrafen von Fürstenberg und auf jene des Agramer Erzbischofs Haulik; – auf die Vollendung des Graner Domes; – auf die Secundizfeier des Primas von Ungarn, Cardinals Scitowsky; – die große Preismedaille für die Akademie der bildenden Künste in Wien; – der Geschichtsthaler zur Eröffnungsfeier der Wien-Triester Bahn; – die Medaille auf den Bau der ungarischen Akademie der Wissenschaften in Pesth; – auf die Jubiläumsfeier der Schemnitzer Berg-Akademie; – auf die Beethovenfeier in Wien (1870); – auf die Eröffnung des [206] österreichischen Museums für Kunst und Industrie (1871); – auf die Jubelfeier der Wiener Universität (1865); – die Managetta’sche Stiftungsmedaille; – die Medaille für die estensische Brigade zur Vertheilung an die Officiere und Soldaten derselben bei Gelegenheit der Auflösung dieses Corps (1864); – die verschiedenen Industrie- und Landwirthschafts- und Ausstellungsmedaillen für den Umkreis der Monarchie; – die Medaillen für die Triester Scuola dell’arte; – für die Gesellschaft Minerva daselbst; – ferner die Medaillen auf Jenny Lind; – Papst Gregor XVI. ; – Meyerbeer; – Hammer-Purgstall; – auf die Schauspielerin Rachel; auf den Dichter Halm; – den Botaniker Martius; – auf Görres; – Minister Bruck; – Fürst Sapieha; – Gräfin Sophie Potocka; – Präsident Scheuchenstuel; – auf Erzherzog Wilhelm als Großmeister des deutschen Ordens; – auf den Dichter Grillparzer u. A.; die vorgenannten sämmtlich in Stempel geschnitten; dann die Gußmedaillen auf Ritter von Arneth, von Bergmann, Bürgermeister Seiller, den russischen Gesandtschaftsrath Herrn von Fonton, den Abt des Stiftes St. Florian Arneth, auf Freiherrn von Hügel, Fürsten Zamoyski u. A. Auch gingen aus seiner Hand eine Anzahl Porträtbüsten und Medaillon’s hervorragender Persönlichkeiten wie Hammer-Purgstall, Emanuel Hilscher, Philosoph Günther, L. A. Frankl u. A. hervor, deren mehrere in Erz ausgeführt wurden. Bei der äußeren und inneren Ausschmückung des neuen Opernhauses in Wien begegnet man auch mehreren Arbeiten seiner Hand, von denen hier die 15 Medaillons aus den Logenbrüstungen, darstellend die Bildnisse nachstehender Tanz- und Gesangskünstler und Künstlerinen: Madame Bernosconi, Aloisia Lange geb. Weber, Balletmeister Noverre, Mad. Viganó, Tänzerin, Mad. Milder, Michael Vogl, Mad. Catalani, Lablache, Rubini, Mad. Fodor, Anton Forti, Mad. Pasta, Fanny Elsler, Jenny Lind und Alois Ander anzuführen sind. Noch ist seiner zahlreichen Modelle für kunstgewerbliche Gegenstände zu gedenken: so u. a. der Einbanddecke für das Gebetbuch Ihrer Majestät der Kaiserin Elisabeth, des Musikalbums, welches bei Gelegenheit der ersten Londoner Ausstellung (1852) der Königin Victoria überreicht wurde; wie denn auch viele modellirte Porträts in Wachs aus seiner Hand hervorgegangen sind. Die künstlerische Wirksamkeit Radnitzky’s ist Allerh. Ortes im Jahre 1868 durch Verleihung des Ritterkreuzes des Franz Joseph-Ordens gewürdigt worden; auch wurde R. im Jahre 1863 von Sr. kais. Hoheit dem Herrn Erzherzog Rainer zum Curator des k. k. Museums für Kunst und Industrie ernannt.

Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Professor Fr. Müller, fortges. von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 309. – Frankl (Ludwig Aug.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) III. Jahrg. (1844), S. 574 u. 647, unter den Kunstnotizen: – S. 1065: „Die Rubens-Medaille von Radnitzky“. Von Eitelberger; – dieselben, IV. Jahrg. (1845), S. 59 u. 383. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 142; 1868, Nr. 1221. – Presse 1860, Nr. 122. – Recensionen und Mittheilungen für bildende Kunst (Wien, Klemm, 4°.) 1864, Nr. 8, S. 144. – Kataloge der Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins 1853, Sept. I; 1866, März 1853. – Kataloge der III. allgemeinen deutschen Kunst-Ausstellung in Wien im September 1868. – Deutsches Kunstblatt (4°.) 1855, S. 213; 1856, S. 63, 158 u. 342.