Ein Luftschifferabenteuer

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: W. Belka
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Ein Luftschifferabenteuer
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1916
Verlag: Verlag moderner Lektüre G.m.b.H.
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Mit dem Luftschiff in Seenot … eine Robinsonade im Mittelmeer zu Kriegszeiten.
Band 52 der Romanreihe Erlebnisse einsamer Menschen.
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[I]
52. Band. Erlebnisse einsamer Menschen Preis 20 Pf.
52. Band. Erlebnisse einsamer Menschen Preis 20 Pf.


Ein Luftschifferabenteuer.


Hinter ihnen ging der Ballon in Flammen auf.


[1]
Nachdruck verboten. – Alle Rechte vorbehalten. Copyright by Verlag mod. Lektüre G. m. b. H., Berlin.


Ein Luftschifferabenteuer.
W. Belka.


„Wenn Herr Leutnant mich nur ein einziges Mal mitnehmen würden …! Ich bin doch nun schon drei Monate bei der Abteilung, erst mit im Westen, jetzt hier in Rumänien. Und Herr Leutnant waren doch immer zufrieden mit mir …“

Der langaufgeschossene Junge in dem viel zu weiten feldgrauen Rock mit den Abzeichen des Luftschifferbataillons schaute den Offizier so flehend an, daß dieser halb lachend, halb ärgerlich erwiderte:

„Du bist mal ein hartnäckiger Quälgeist …!! Na – gut denn! Schließlich hast Du‘s ja verdient, daß man mal beide Augen zudrückt. Aber – passiert etwas, ich wasche meine Hände in Unschuld!“

Leutnant Hendrich gab jetzt einige Kommandos, und der eben erst aus den Stahlflaschen mit Wasserstoffgas gefüllte Fesselballon wurde mittels der Kabelwinde so weit hochgelassen, daß der an zahlreichen Gurten hängende Ballonkorb vom Erdboden freikam, worauf der Offizier hineinkletterte, indem er dem Knaben zurief:

„Los denn! Rein mit Dir! Gute Augen hast Du ja. Vielleicht kannst Du da oben noch mehr erspähen als ich.“

Fritz Blümke war im Handumdrehen in dem engen Weidenkorb. Dann einige weitere Kommandos, und der an dem Stahlkabel befestigte mächtige Ballon begann zu steigen.

Die Feldluftschiffer-Abteilung war hinter einer steilen Anhöhe mit ihrem Wagenpark, Gas-, Geräte- und Fernsprechwagen, aufgefahren. Vor kaum einer halben [2] Stunde hatte die Sonne mit ihren ersten Strahlen den neuen Tag begrüßt, und schon kletterte die Riesenwurst zum Himmel empor, bald weithin sichtbar, so daß in dem Schützengräben vorn ein biederer Pommer mit Recht zu einem Kameraden sagte: „Du, Franz, die Wurschtmaxes sind heut‘ wieder früh munter. Da kriecht schon son Ding hoch …! Und dicht an unsere Stellung herangewagt haben sie sich …!! Wenn die Sache man gut abläuft. Die Herren drüben werden bald mit ihrer Artillerie nach dem Ballon zu spucken beginnen, paß nur auf!“

Bald hatte die Riesenwurst, in deren Korb Leutnant Hendrich und Fritz Blümke sich befanden, eine Höhe von 100 Meter erreicht. Der Offizier rief jetzt durch den Fernsprecher hinunter, daß dies genüge. Sofort wurde die Kabelwinde abgestellt, und leicht hin und her pendelnd hing nun der Ballon am klaren Himmel.

Fritz hatte nur einen Blick rundum geworfen, als er auch schon begeistert jubelte:

„Herr Leutnant, nein, ist das schön hier oben!! So herrlich habe ich mir das Panorama doch nicht vorgestellt …! Da rechts, das muß die Donau sein … Natürlich ist sie‘s! Und dort drüben die Stadt mit den stumpfen Kirchtürmen … Ob das Braila ist, auf das unsere Armee es jetzt zunächst abgesehen hat …?!“

Der Offizier antwortete nur mit einem kurzen Kopfnicken. Donau und Braila waren ihm jetzt gleichgültig. Soeben hatte er durch das Glas eine feindliche Batterie entdeckt, die hinter einem Wäldchen aufgefahren war. Und weiter rechts bemerkte er nun auch eine anmarschierende Kolonne, – Infanterie, mindestens ein Regiment.

Sofort meldete er das Beobachtete durch das Telephon weiter, und keine drei Minuten später blitzte es auch bereits in den nächsten deutschen Artilleriestellungen auf. Hendrich gab gut acht, wo die erste Salve saß. Man hatte die Kolonne unter Feuer genommen. Aber die Einschläge der Granaten lagen weit hinter der dunklen Menschenschlange, die sich eben durch ein Tal hindurchwand.

Wieder benutzte der Leutnant das Telephon, das jetzt direkt mit der feuernden Batterie verbunden worden war. [3] Seine Anweisungen halfen. Die nächste Salve saß mittel im Ziel.

Drüben stoben die Feinde wie ein Haufen Federn auseinander, in die ein Windstoß fährt. Die Batterie benutzte jetzt Schrapnells, legte Sperrfeuer vor den Anmarschweg und trieb die Kolonne in voller Auflösung zurück.

Fritz Blümke, einen guten Feldstecher vor den Augen, konnte genau die Wirkung der deutschen Salven verfolgen. In erregtem Eifer begleitete er jede Lage mit halblauten Ausrufen.

„Die war gut gezielt …! Da – wie sie rennen! Gebt’s ihnen, daß die Fetzen fliegen …, gebt’s ihnen!“

Der Offizier achtete nicht auf das Gerede des Jungen. Er hatte jetzt einen Zeichenblock in der Hand und trug die feindlichen Schützengräben in eine flüchtige Skizze des Geländes ein. Das kleine Dorf da vorn schien der Gegner um jeden Preis halten zu wollen. Er hatte sich davor eingegraben. Aber es konnte sich kaum um ein Bataillon handeln, das diesen Abschnitt verteidigte.

Gerade wollte Hendrich dies nach unten melden, als die Batterie hinter dem Wäldchen, die keine tausend Meter entfernt sein mochte, den Fesselballon zu beschießen begann.

Mit unheimlichem Heulen kam die erste Salve angesaust. Aber die Zeitzünder der Granaten waren schlecht eingestellt. Erst dreihundert Meter hinter der Riesenwurst krepierten sie.

Gleich darauf die zweite Salve.

„Zum Donner, die Sache wird ungemütlich!“ brummte der Leutnant, als ein Sprengstück mit eigenartigem Surren dicht an dem Ballonkopf vorüberflog. „Es wird Zeit, daß wir uns empfehlen“

Aber Fritz Blümke kam Hendrich zuvor, ehe dieser noch durch den Fernsprecher den Befehl zum Einholen des brauen Ungetüms geben konnte.

„Herr Leutnant, – dort habe ich soeben eine zweite Batterie entdeckt, – neben dem einzelnen Hause mit dem Strohdach“, rief er eifrig. „Fünf Geschütze sind’s … Der Feind hat sie durch Baumzweige maskiert. Und da links vor demselben Häuschen …“

[4] Der Satz wurde nicht beendet. Um den Fesselballon krachte es plötzlich von krepierenden Geschossen. Dann eine starke Erschütterung, als ob eine Riesenfaust gegen das Stahlkabel geschlagen hätte, ein zweiter Ruck, und die gasgefüllte Seidenwurst schnellte urplötzlich wie ein Pfeil senkrecht nach oben …

Hendrich wußte sofort Bescheid. Ein Sprengstück hatte das Stahlkabel durchschlagen. Aus dem Fessel- war ein Freiballon geworden, der jetzt, immer höher steigend, mit dem Winde nach Südosten zu davontrieb.

Ein Glück, daß der Wind diese Richtung hatte …! Auf diese Weise würde man bald irgendwo im eigenen Etappengebiet landen können.

Der Leutnant griff schon nach der Ventilleine, um Gas ausströmen und das graue Ungetüm sinken zu lassen. Er zog kräftig, fand aber keinen Widerstand, und gleich darauf fiel ihm die dicke, feste Schnur vor die Füße. Sie war oben dicht am Ventil von einem Granatsplitter gestreift worden und jetzt an der beschädigten Stelle durchgerissen.

Das war in dieser heiklen Lage doppelt unangenehm. Um den Auftrieb des 1000 Kubikmeter des leichtesten aller Gase fassenden Ballons, der bisher noch das Gewicht des schweren Stahlkabels mit zu bewältigen gehabt und jetzt davon nur noch ein zehn Meter langes Stück zu tragen hatte, zu verringern und ein weiteres Steigen zu verhindern, war es unbedingt nötig, etwas Gas entweichen zu lassen. Zwar stand Hendrich zu diesem Zweck noch die Reißleine zur Verfügung, durch die man eine bestimmte Stelle der Hülle auftrennen konnte, aber diese Vorrichtung durfte man nur gebrauchen, wenn man sich dicht über dem Erdboden befand, da der Gasverlust dann ein so beträchtlicher war, daß der Ballon ganz plötzlich sank. Es blieb dem Offizier also nichts anderes übrig, als an den Tragegurten des Korbes hochzuklettern und eine neue Leine am Ventil zu befestigen.

Schon wollte er diese nicht ganz ungefährliche Klettertour beginnen, da packte Fritz Blümke ihn mit hartem Griff am Arm und deutete nach Norden zu, wo soeben hinter den feindlichen Linien ein Flugzeug, ein Doppeldecker, [5] aufgetaucht war, der allem Anschein nach dem steuerlos treibenden grauen Riesen noch schnell den Todesstoß versetzen wollte.

Jetzt handelte es sich um das Leben, nicht mehr um eine baldige glückliche Landung. Bei dem schwachen Winde hatte der Ballon eine so geringe Vorwärtsbewegung, daß die Flugmaschine ihn in kurzem eingeholt haben mußte.

Für ähnliche gefahrdrohende Lagen hingen nun an den Gurten zwei Fallschirme, die es den Insassen des Korbes ermöglichen sollten, schleunigst sich auf die Erde hinabgleiten zu lassen. Hendrich wollte jedoch den wertvollen Ballon nicht so ohne weites opfern.

Ein Blick auf den Höhenmesser zeigte ihm, daß man bereits auf 2100 Meter gelangt war, und er rechnete hier mit einer stärkeren Luftströmung, die den Flug der mächtigen Seidenwurst mehr beschleunigen würde. Diese Hoffnung trog auch nicht, nur erfüllte sie sich in anderer Weise, als Hendrich angenommen hatte. Der zulegt fast genau nach Süden zu schwebende Ballon schwenkte mit einem Male mit erhöhter Geschwindigkeit nach Osten ab und trieb der Donau zu, so daß er die schmale Dobrudscha überfliegen und über das Schwarze Meer gelangen mußte. Gleich darauf verschwand er auch in einer staken Wolkenwand, so daß der feindliche Flieger gezwungen war, von einer weiteren Verfolgung abzusehen.

In diesen Höhen herrschte jetzt Ende Dezember eine so grimme Kälte, daß die beiden Luftschiffer trotz ihrer Pelze bald völlig erstarrt waren. Selbst der mitgenommene Alkohol täuschte nur für kurze Zeit ein geringes Wärmegefühl vor. Hendrich durfte es daher auch nicht mehr wagen, an den Gurten hochzuklettern, da seine Hände bereits ganz gefühllos geworden waren.

Eng aneinandergeschmiegt, saßen die beiden Deutschen jetzt auf dem Boden des Korbes und hüllten sich in die Stoffüberzüge der Fallschirme ein, die sie von den Gestellen mühsam losgetrennt hatten. So ging die Fahrt ins Ungewisse hinein. Wieder eine Stunde später hatte sich der Morgenwind zum Sturm verstärkt. Das graue, längliche Ungetüm jagte jetzt mit Eilzugsgeschwindigkeit weiter, [6] während in der Tiefe dichte Wolkenmassen jede Aussicht versperrten.

Abermals nahm der Leutnant, der vor Frost nicht weniger zitterte als sein jugendlicher Gefährte, seine Zuflucht zu der Feldflasche, die er dann Fritz Blümke reichte. Eine angenehme Mattigkeit, eine tiefe Gleichgültigkeit gegen alles überkam bald die beiden Luftfahrer. Der Knabe schlief zuerst ein. Hendrich suchte ihn vergeblich auf alle mögliche Art munter zu halten. Es gelang ihm nicht. Und schließlich fielen auch ihm die Lider zu …

Weiter und weiter raste die Riesenwurst, hinweg über das Schwarze Meer, über Kleinasien. Längst war der Kurs ein anderer geworden. Dem Süden ging’s zu, die Hochebenen von Anatolien wurden überflogen, dicht über den schneebedeckten höchsten Spitzen des Taurus-Gebirges strich der Ballon hin. Und hier war es, wo starker Schneefall, der ihn mit einer weißen Decke überzog, ihn tiefer herabdrückte. Unter ihm rauschte jetzt die See, – das Mittelländische Meer war erreicht …

Die Kälte ließ nach. Es wurde wärmer und wärmer. Die weiße Haube des riesigen Luftseglers schmolz unter den Strahlen der südlichen Sonne. Trotzdem auf diese Weise die Belastung wieder geringer wurde, hielt sich der Ballon weiter in etwa 300 Meter Höhe. Der inzwischen eingetretene Gasverlust machte sich stetig mehr und mehr bemerkbar …


Östlich von der Insel Zypern liegen dicht beieinander im Dreieck drei winzige, unzugängliche Felseilande. Selbst die Seekarten verzeichnen sie nur als kleine Punkte. Niemand hat sich die Mühe gegeben, sie aus der Taufe zu heben. Unbeachtet ragen sie weitab von jedem Verkehr namenlos, verlassen aus dem Meere hervor.

Nach fünfstündigem Schlafe, der schon mehr einer todesähnlichen Erstarrung geglichen hatte, erwachte Leutnant Hendrich. Aber es dauerte eine geraume Weile, ehe er sich seiner Lage voll bewußt wurde.

Und welche Anstrengung kostete es ihn dann, auf die Füße zu kommen! Seine Glieder waren wie abgestorben [7] und versagen den Dienst. Die Gelenke schmerzten bei jeder Bewegung.

Als er dann endlich aufrecht stand und, sich mit beiden Händen krampfhaft am Rande des Ballonkorbes festhaltend, hinab in die Tiefe blickte, durchzuckte ihn ein jäher Schreck.

Dort unten nichts als Wasser, nichts als weiße Wogenkämme, eine endlose, im Sonnenlicht glitzernde Fläche, so ausgedehnt, daß es sich nicht um das Schwarze Meer handeln konnte, an das Hendrich zuerst gedacht hatte.

Also das Mittelländische Meer war‘s … Und dafür sprach ja auch die milde, warme Luft, die der junge Offizier nach den rauhen Wintertagen in den Morästen Rumäniens doppelt angenehm empfand.

Langsam klärten sich jetzt seine Gedanken. Dort zur Rechten bemerkte er in weiter Ferne Land, – eine Insel mit hohen, schneebedeckten Gebirgen. Vermutlich Zypern, sagte er sich.

Und weiter wanderte sein Blick am Horizont entlang. Der Ballon trieb nach Süden in vielleicht 200 Meter Höhe, sank aber merklich schnell. Er mußte irgendwo undicht geworden sein. Hinter der grauen Riesenwurst aber pflügte ein schlanker, schwarzer Dampfer mit zwei schrägstehenden Schornsteinen durch die See. Der schien für den entwichenen Fesselballon, an dem die aufgenähten dunklen Kreuze mit der weißen Einfassung seine Zugehörigkeit zur deutschen Kriegsmacht sicher auf weite Entfernung verrieten, das lebhafteste Interesse zu haben.

Der Leutnant stellte sein Fernglas ein. – Ah – ein Torpedozerstörer, ganz moderner Typ mit hohen Deckaufbauten, war‘s. Also ohne Zweifel ein feindlicher. Hier im Mittelmeer gab‘s ja nur hier und da deutsche oder österreichische Unterseeboote.

Hendrich murmelte eine Verwünschung vor sich hin.

„Sollten wir jetzt noch der Bande in die Hände fallen, – das darf nicht sein! Noch haben wir Gas genug, um uns einige Stunden weiter in der Luft halten zu können!“

Er schaute voraus in die Fahrtrichtung. Dort nach Süden zu lagerten leichte Dunstschleier über dem Meere. Trotzdem erkannte er die drei kleinen Eilande mit ihren [8] unregelmäßigen Riffreihen, die sie wie Fühler in die See vorstreckten.

Wie schnell der Ballon nur sank …! Achtzig Meter Höhe hatte man nur noch. Und unaufhaltsam ging es tiefer abwärts. Dabei war der Zerstörer keine dreitausend Meter zurück und jagte mit bedrohlicher Geschwindigkeit näher heran.

Wieder maß Hendrich mit den Augen die Entfernung bis zu den drei kleinen Inseln. – Wenn man den Korb und alle entbehrlichen Sachen nicht opferte, würde der Ballon die Eilande niemals erreichen, wo man sich vielleicht verbergen und so zunächst einer Gefangennahme entgehen konnte. Und keinen Augenblick durfte man zögern, sollte nicht alles umsonst sein …

Hendrich weckte den Knaben, der schlaftrunken hochfuhr, dann aber sofort begriff, worum es sich handelte. Im Nu waren die Gurte bis auf zwei durchschnitten. Vier andere wurden zu zwei Schlingen zusammengeknüpft, in denen die beiden Gefährten im Reitsitz saßen. Nun wurde der Ballonkorb völlig losgetrennt und schoß in die Tiefe hinab.

Gleichzeitig schnellte auch das graue Ungetüm mir einem wilden Satz aufwärts, wobei offenbar ein plötzlich entstandener Luftwirbel noch mithalf. – Der Leutnant blickte auf den Höhenmesser: 400 Meter – 450 … 650!! – Mehr zeigte das Instrument nicht an; im Gegenteil, gleich darauf waren‘s nur noch 600 Meter. Der Ballon sank also bereits wieder.

Immerhin segelte man jetzt durch eine tiefhängende Wolke hindurch, die einsam am klaren blauen Himmel mit dem Winde trieb und dem Zerstörer den grauen, seidenen Schlauch unsichtbar machte. – Abermals schätzte der Offizier die Entfernung zu den drei Inselchen, verglich damit die Schnelligkeit der Abwärtsbewegung und gelangte so zu dem Ergebnis, daß der Ballon kurz vor dem nördlichsten der Eilande ins Meere fallen würde. Dann aber war man verloren, dann wurde der Zerstörer sie einfach herausfischen und womöglich noch die wertvolle Hülle bergen. – Nie und nimmer durfte das geschehen!

Kaum drei Minuten später schwebte der Ballon nur [9] noch einige zehn Meter über der See. Ganz dicht war schon die Brandung, die die Riffreihen umschäumte, noch dichter aber der Zerstörer, der jetzt, nachdem der graue Riesenwurm wieder aus der Wolke aufgetaucht war, in voller Fahrt herbeigesaust kam, um die Deutschen abzufangen, bevor die Riffe ihm den Weg verlegten.

Hendrich rief Fritz Blümke einen kurzen Befehl zu. Ihre halblangen Pelze flogen gleich darauf ins Wasser; ihnen folgten die Instrumente, die Henrich vorhin zum Teil an einem der Gurte festgebunden hatte, folgten des Leutnants Pistole, die Lederkoppeln mit den Seitengewehren.

Ein wenig half diese Preisgabe aller irgendwie entbehrlichen Gegenstände. Bis auf vierzig Meter kletterte der Ballon wieder hoch, strich dann dicht über das vorderste Eiland hin, auch über die östliche, schmale Halbinsel des zweiten und tauchte dann im Süden der kleinen Gruppe zum erstenmal in die See ein und zwar mit dem Achterteil, wo sich die regenschirmartigen Windfänger befanden. Wieder erhob er sich nochmals in die Luft, um dann gegen die scharfe Felsnase einer Klippe aufzurennen, die ihn für Sekunden festhielt.

Aber diese wenigen Sekunden genügten den beiden unfreiwilligen Luftfahrern. Im Nu hatten sie ihre schwankenden Sitze verlassen und standen nun mit den Füßen im Wasser auf einem schmalen Riff, im Nu hatte Hendrich mit Hilfe seines Benzinfeuerzeugs einen der geteerten Gurte am unteren Ende angezündet. Hurtig leckte die Flamme höher und höher … Da warfen die Gefährten sich in die See und schwammen der nächsten Uferstelle des südlichsten der Eilande zu.

Plötzlich hinter ihnen ein dumpfer Knall. Eine Feuersäule lohte auf, und der brennende Ballon tat wie ein todwundes Tier einen letzten Satz weit ins offene Meer hinaus, um gleich darauf, schnell vernichtet von der enormen Hitze, mit seinen traurigen Überresten zu versinken.

Als der Zerstörer um die Inseln herumkam, befanden Hendrich und der Knabe sich längst an Land und eilten am Strande zwischen den grauschwarzen Felsen weiter [10] nach Norden hin, wo die drei Eilande ein eiförmiges, kaum zweihundert Meter breites Becken einschlossen, aus dem nur drei schmale Kanäle ins Meer hinausführten. Den nach Osten gerichteten Kanal hatten sie schnell durchschwommen, rannten nun am Nordufer dieses zweiten Inselchens weiter, um auf das nördlichste hinüberzugelangen, das mit seinen kahlen, wildzerrissenen Felshügeln ihnen wohl irgend ein Versteck bieten würde.

Gegen Sicht von dem Zerstörer aus waren sie bisher gut gedeckt gewesen. Trotzdem würde dieser ein Boot aussetzen und nach ihnen suchen lassen. Das nahmen sie mit Bestimmtheit an. Aber die Hauptsache blieb, daß der Feind darüber im unklaren gehalten wurde, auf welcher der drei Inseln sie Zuflucht gesucht hatten. Da sie auf dem harten Felsboden keine Spuren hinterließen, mußten die Matrosen des Kriegsschiffes also alle drei Eilande absuchen, wobei ihr Eifer wohl bald ermüden würde.

Das waren die Gedanken, die den Leutnant bewogen hatten, sich auf die nördlichste der kleinen Inseln zurückzuziehen. Als sie diese glücklich unbemerkt erreicht hatten, bogen sie sofort in eine ziemlich steil aufwärtsführende Schlucht ein, und hier war es auch, wo der sich eifrig nach einem Versteck umschauende Knabe eine Spalte in einer steilen Wand entdeckte, die ihnen beiden gerade Raum genug bot.

Schnell hatte Fritz den Leutnant von seinen Absichten verständigt. Und hastig suchten sie nun nach ein paar größeren, flachen Steinen, die sie vor der engen Spalte aufhäuften, bis sie noch gerade hineinkriechen konnten. Die Steine wurden dann von innen so hochgeschichtet, daß die Felskluft völlig verdeckt wurde.

Nun warteten sie den Erfolg ihrer List ab. Eine halbe Stunde verging jedoch, ehe sie Stimmen hörten. Zwischen den Ritzen der Steinmauer konnten sie bequem einen Teil der Schlucht überblicken. So sahen sie denn bald einen englischen Schiffsfähnrich und drei Matrosen, sämtlich mit Gewehren bewaffnet, vor ihrem Schlupfwinkel auftauchen. Deutlich verstand Hendrich jedes Wort, das die vier Leute wechselten.

[11] „Ausgeschlossen ist es wohl nicht, das die beiden Deutschen umgekommen sind“, meinte einer der Matrosen.

Der Fähnrich, ein ganz junges Bürschchen, zuckte überlegen die Achseln.

„Sie haben den Ballon angesteckt und sind dann an Land geschwommen“, sagte er kurz. „Das nimmt auch der Kapitän an. Von selbst kann sich das Gas nicht entzündet haben. Und in den Gurten hängend den schwebenden Ballon über sich in Flammen aufgehen zu lassen, – das wäre ein Tod, den selbst diese verd… deutschen Piraten scheuen dürften! – Nein, sie sind hier, und wir werden sie auch finden, selbst wenn wir tagelang hierbleiben müßten.“

Was der Matrose erwiderte, konnte Hendrich nicht mehr verstehen. Jedenfalls war die Gefahr einer Entdeckung fürs erste vorüber.

Dennoch erschienen dem jungen Offizier die Zukunftsaussichten wenig rosig.

Eine Stunde später erschienen abermals drei Matrosen in der Schlucht. Und Hendrich hörte, rufe der eine sagte, daß der Kapitän des Zerstörers zwanzig Pfund Sterling (400 Mark) für die Ergreifung der Flüchtlinge ausgesetzt habe.

„Sehr hoch sind wir nicht im Preise!“ flüsterte er daraufhin mit Galgenhumor Fritz Blümke zu. – –

Die Nacht kam. Gegen Abend hatte sich der Himmel dicht bewölkt, und bald begann es sachte zu regnen. Nicht gerade stark, aber anhaltend.

„Die Wachen beneide ich nicht“, meinte der Knabe schadenfroh. „Ein Vergnügen dürfte es nicht gerade sein, jetzt stundenlang im Freien aufzupassen, ob sich vielleicht einer der „verd… deutschen Piraten“ blicken läßt. Trotzdem werde ich sofort einmal rekognoszieren gehen, Herr Leutnant. Meine Stiefel und den Rock lasse ich hier. Daß ich mich aufs Anschleichen verstehe, haben Herr Leutnant ja schon damals an der Yser gesehen, als ich freiwillig bis zu den englischen Gräben kroch und mit einem Gewehr und einer Handgranate zurückkehrte.“

Da Hendrich wußte, daß der Junge tatsächlich außerordentlich gewandt war, ließ er ihn gewähren. Sehr behutsam [12] wurden dann die obersten Steine entfernt, bis Fritz hinauskriechen konnte.

Zwei Stunden vergingen, ehe er wieder auftauchte. Er war pudelnaß und trotzdem bei bester Laune. Seine Feldmütze reichte er dem Leutnant zuerst durch das Loch zu. – „Vorsicht – Eier!!“ meinte er warnend. Dann hob er einen zweiten Gegenstand in die Höhe: seine Hosen, die er unten zusammengebunden hatte, um die Hosenbeine gleichfalls mit Eiern füllen zu können. Und schließlich schob er sich selbst vorsichtig in das Versteck hinein.

In der Felsspalte war es so dunkel, daß man nicht die Hand vor Augen sehen konnte.

„Haben Herr Leutnant unsern Proviant auch sicher verstaut?“ fragte Fritz, bevor er sich auf den kahlen Fels niederließ. Dann lachte er leise auf. „Zwei Patrouillen sind mir begegnet“, fuhr er fort. „Die Kerle hatten nach dem Grundsatz gehandelt, daß man äußere Feuchtigkeit am besten durch innere ausgleicht, das heißt, sie hatten gegen den Regen gehörig einen über den Durst getrunken und kamen so laut miteinander redend daher, daß kein Blinder ihnen in die Arme gelaufen wäre, geschweige denn Fritz Blümke! – Hm – nässer als ich es bin, kann man kaum werden. Behaglich ist das gerade nicht …!“

Hendrich hatte hieran schon gedacht. So sehr der Junge sich auch sträubte. – dieser mußte jetzt die trockenen, warmen Unterkleider des Offiziers anziehen. Der Garderobenwechsel ging nicht ohne Schwierigkeiten von statten. Dann hockten die beiden Leidensgefährten, nachdem Fritz seine nassen Sachen gehörig ausgewunden hatte, dicht nebeneinander in dem engen Loch und wollten sich nun über die Eier hermachen.

„Ob sie schmecken, ist gleichgültig“, meinte Hendrich. „Nur möchte ich nicht gern eins erwischen, das schon angebrütet ist. – Ich denke, wir können‘s wohl wagen mein Feuerzeug anzuzünden. Ich muß sehen, was ich esse!“

Dieses Feuerzeug war eine jener erst in letzter Zeit in den Handel gebrachten Kriegserfindungen, mit denen man etwas für das Feld wirklich Brauchbares geschaffen hatte, da der kleine Apparat sowohl wasserdicht [13] verschlossen war als auch der in einem Metallfläschchen untergebrachte Benzinvorrat gut vierzehn Tage reichte, ebenso der Asbestdocht sich so leicht nicht verbrauchte.

Beim Scheine des winzigen Flämmchens hielten die Gefährten dann eine Mahlzeit ab, die ihnen bei ihrem Bärenhunger trefflich mundete. Nachher lehnten sie sich möglichst bequem gegen die eine Wand und versuchten zu schlafen.

Vier endlos lange Tage und ebensoviele qualvolle Nächte brachten sie so in ihrem Versteck zu. Die Engländer bewiesen wirklich eine wenig angenehme Ausdauer. Täglich waren in der Schlucht Patrouillen aufgetaucht. Aber die Leute gingen stets achtlos an dem Steinhaufen vorüber.

Am vierten Tage gegen Abend entnahmen die Flüchtlinge dann aus einer Äußerung eines der Matrosen, daß der Kommandant des Zerstörers nun doch zu der Überzeugung gelangt sei, daß die beiden Deutschen unmöglich sich auf einer der Inseln verborgen halten könnten und doch ertrunken oder verbrannt sein müßten. Und in derselben Nacht wieder stellte Fritz Blümke, der inzwischen noch verschiedentlich in der Dunkelheit den Proviant ergänzt hatte, fest, daß der Zerstörer davongedampft sei.

Dennoch trauten die beiden, die so wacker all die Entbehrungen und Unbequemlichkeiten auf sich genommen hatten, dem Frieden nicht. Erst als sie beim Morgengrauen die höchste Erhebung ihrer Insel erstiegen und den Horizont leer gefunden hatten, wagten sie sich freier zu bewegen, obwohl sie noch damit rechneten, daß der Zerstörer vielleicht ein paar Leute zurückgelassen habe, die die jetzt erst aus ihrem Schlupfwinkel Auftauchenden ergreifen sollten.

Diese Mutmaßung traf jedoch nicht zu. Die drei Eilande waren unbewacht, wie man bald durch einen Rundgang über die kleine Inselgruppe herausfand.


Nach der Durchsuchung der Inseln, bei der man in der Nähe der Schlucht auf dem nördlichsten Eiland eine natürliche, mit Regenwasser gefüllte Zisterne entdeckt hatte, deren Inhalt ganz gut trinkbar war, streckten die [14] beiden Feldgrauen Robinsons sich erst einmal in einer kleinen von der Sonne angenehm durchwärmten Mulde auf dem dort in dicker Schicht wuchernden Moose zum Schlafen hin.

Wie sehr die Gefangenschaft in der Felsspalte sie angestrengt hatte, merkten sie erst jetzt so recht. Im Augenblick waren sie eingeschlummert, und erst am Spätnachmittag wurden sie munter, als die Sonne bereits im Westen ins Meer untertauchte.

Während sie dann, jetzt schon mit ziemlichem Widerwillen, sich an die Eier der auf den Inseln nistenden Möwen sättigten, besprachen sie mit aller Gründlichkeit, was sie nun zunächst tun wollten, um sich wenigstens einige Bequemlichkeiten zu schaffen.

Bei dieser Beratung äußerte Hendrich, daß man ziemlich sicher mit der Möglichkeit eines Besuches entweder desselben Zerstörers oder eines anderen, von den Vorgängen unterrichteten Kriegsschiffes rechnen müsse, welches sich würde überzeugen wollen, ob die beiden Deutschen nicht doch auf einem der Inselchen hausten. Daher sei es auch im Interesse ihrer eigenen Sicherheit dringend geboten, sich nur an einer versteckten und schwer zugänglichen Stelle häuslich einzurichten.

Einen solchen Ort fanden die Gefährten dann noch an demselben Abend. Es war dies eine in die Rückwand einer schmalen Felsterrasse sich hinziehende geräumige Höhle, aus der man erst eine Anzahl Möwennester entfernen mußte, bevor man dort für die Nacht die Mooslager fertigstellte. Die Terrasse selbst war nur von oben durch eine nicht ganz ungefährliche Kletterpartie zu betreten. Sie zog sich von Osten nach Westen hin und lag so hoch, daß die Kameraden von hier aus einen großen Teil des nördlichen Horizontes überschauen konnten.

Jetzt erfüllte neue Zuversicht ihre Herzen. Zuerst erklommen sie den nächsten Hügel, um nach Schiffen Ausschau zu halten. Das taten sie später jeden Morgen. Aber der Horizont war frei. Nur weit drüben im Südwesten standen ein paar schwache Rauchsäulen von Dampfern, die wahrscheinlich von Famagusta, dem besten Hafen der Südostküste Zyperns, nach Alexandria in Ägypten unterwegs [15] waren. Warm schien die Sonne herab. Die Luft war köstlich mild. Kennt man doch schon in diesen Breiten kaum einen Winter, besonders nicht inmitten des Meeres, wo dieses für einen Ausgleich der Temperaturschwankungen sorgt.

Dann mußten sie an ihr erstes Frühstück denken.

„Wenn wir nur etwas anderes als diese ewigen Eier hätten!“ brummte Hendrich. „Ich kann sie schon nicht mehr sehen!“

Fritz Blümke meinte, man solle einmal am Strande entlanggehen. Vielleicht finde man eine Schildkröte. Es käme doch auf einen Versuch an, ob das Fleisch nicht genießbar wäre.

Der Leutnant schüttelte sich. „Etwa roh?! Danke – ich verzichte! Oder aber, Du besorgst uns einen Kochtopf aus dem nächsten Eisenwarengeschäft.“ Hendrich machte gerne so kleine Scherze.

Bei dem Worte Kochtopf war der Knabe leicht zusammengezuckt. Dann schlug er vor, man solle getrennt den Strand entlang wandern und sich nachher wieder in der Grotte treffen.

Er eilte jetzt auf dem kürzesten Wege nach dem schmalen Sund hin, der die Nord- von der Südostinsel – diese Bezeichnungen für die einzelnen Eilande hatten sie sich bereits angewöhnt – trennte, zog die Oberkleider aus und schwamm an das jenseitige Ufer hinüber. Er wußte, daß hier das Wachtkommando des Zerstörers die vier Tage über gelagert hatte, und die Hoffnung, dort irgend etwas Brauchbares zu finden, was die Engländer als wertlos weggeworfen hätten, trieb ihn eilig vorwärts.

Bald hatte er auch den geschützt liegenden Lagerplatz in einem kleinen Tale entdeckt. Man sah sofort, daß eine Anzahl Männer hier einige Zeit in einem Zelte gehaust hatte. Zwei Feuerstellen waren noch deutlich zu erkennen. Daneben lagen, – und bei dem Anblick jubelte Fritz laut auf! eine ganze Menge Konservenbüchsen in allen Größen und Formen, sämtlich natürlich leer und mit aufgeschnittenen und zurückgebogen Deckeln, aber für die beiden Robinsons doch Gegenstände von größter Wichtigkeit. Außerdem [16] waren hier noch Papierfetzen, angebrannte Holzstückchen und manches andere umhergestreut.

Der Junge nahm alles das mit, was er verwenden zu können hoffte. Aber er hütete sich dabei, etwa den ganzen Lagerplatz sozusagen auszuräumen. Auch einen Teil der Blechdosen ließ er liegen. Kam der Zerstörer nach einiger Zeit wirklich zurück, so würde es sofort Verdacht erregt haben, wenn die leeren Konservenbüchsen sämtlich verschwunden waren.

Auf dem Rückwege stieß er am Ufer des Sundes auf zwei Schildkröten, die sich zwischen den Steinen sonnten. Die Panzertiere, deren Rückenschild gut 40 Zentimeter Durchmesser hatte, wurden gleichfalls mitgenommen.

Als Leutnant Hendrich dann eine halbe Stunde später sich der Felsterrasse näherte, war er sehr erstaunt, aus der Grotte eine feine Rauchsäule aufsteigen zu sehen. Sein Gesicht war schwer zu beschreiben, als er nun dicht am Eingang der Höhle einen Herd bemerkte, auf dessen Steinen oben eine große Blechdose über einem flackernden Feuer stand. Und in diesem praktischen Kochgefäß brodelte eine Suppe, die sehr appetitlich roch.

Herzlich drückte er Fritz Blümke die Hand. „Junge, Du bist wirklich ein Schlaukopf! Und Schildkrötensuppe soll’s geben?! Das ist ja beinahe Schlemmerei! – Na – auch ich komme nicht mit leeren Händen zurück, auch ich habe ein Morgenbad hinter mir und bin auf den östlichen Riffen gewesen. Und wozu wohl? – Rate mal! – Ich will Dich aber nicht auf die Folter spannen! Denke Dir: unser Ballonkorb war dort angetrieben. Das Weidengeflecht hat sich, zumal es ja mit Ölfarbe gestrichen war, gut über Wasser gehalten, ragte jedoch nur wenig über die Felskanten hervor. Es war wirklich mehr ein glücklicher Zufall, daß ich es bemerkte. Ich habe den Korb natürlich sofort geborgen. Und – darin fand ich noch einige Instrumente und auch die beiden Bezüge der Fallschirme vor, die wir als Decken benutzt hatten. Gleich nachher wollen wir alles hierher schaffen.“

Als die Suppe fertig war, wurde sie aus kleinen Blechbüchsen getrunken. Die Stücke Schildkrötenfleisch spießte man auf die Taschenmesser auf. Jedenfalls mundete [17] diese Mahlzeit den beiden Robinsons besser als eine lange Speisenfolge es sonst getan hätte.

Da auf den Eilanden weder Baum noch Strauch, nur Moose, Flechten und ein paar kümmerliche Gräser zu finden waren, kam den Gefährten der Ballonkorb außerordentlich zustatten, nicht minder aber die Metallteile der Instrumente, die beiden großen Schirmbezüge und die noch an dem Korbe hängenden Leinen- und Gurtenstücke.

So wurde noch an demselben Vormittag der breite Eingang der Grotte durch übereinandergeschichtete Steine bis auf eine große Fenster- und eine Türöffnung versperrt. Vor letztere wurde von innen, um die Nachtkühle und den Regen abzuhalten, ein aus den Schirmbezügen hergestellter Vorhang angebracht, ein zweiter vor das Fensterloch. Aus einem Stück des Ballonkorbes wieder arbeitete Fritz Blümke eine Tischplatte, die auf geeignete Steine als Füße gelegt wurde. Andere Steine gaben, mit einer Moospolsterung versehen, leidliche Sitze ab. Jedenfalls hatte die Grotte am Abend schon ein ganz anderes Aussehen angenommen. „Glänzende Innenausstattung!“ meinte Hendrich lachend, der gerade dabei war, für den Herd einen Rauchfang zu bauen.

Am anderen Morgen überraschte Fritz Blümke, der sich seiner Zeit der Feldluftschifferabteilung mit Erlaubnis seiner Eltern sozusagen als „Mädchen für alles“ angeschlossen und es schließlich auch durchgesetzt hatte, daß er dort verbleiben durfte, seinen Leutnant durch die Mitteilung, daß er einmal versuchen wolle, in dem von den drei Eilanden umsäumten Wasserbecken zu angeln. Tatsächlich stellte er sich dann aus Teilen einer Leine, einem zum Haken zurechtgefeilten Messingstück und zusammengebundenen dickeren Stöcken des Ballonkorbes eine Angel her, für die er als Köder am Strande gefangene kleine Nacktkrebse benutzte.

Hendrich war sehr gespannt auf den Erfolg und setzte sich neben den Knaben an das Ufer, um zuzusehen. Dabei fertigte er aus Blech ein Paar Löffel und eine Schöpfkelle an, brachte auch an einigen der größten Konservenbüchsen, die als Kochtöpfe dienen sollten, Henkel an.

Nun, Fritz hatte wirklich Glück. Im Laufe einer [18] Stunde fing er vier große, zur Familie der Makrelen gehörige Fische. Ein fünfter zerriß ihm die Angelschnur. Dieser Erfolg verhalf den beiden Robinsons zu einem wohlschmeckenden Mittag, da die über offenem Feuer gerösteten Fischstücke sehr gut gerieten.

So armselig die kleinen Felseninseln, von denen die nördlichste und größte nur etwa eine Breite von 800 Meter und eine Länge von 1800 Meter besaß, auch in der ersten Zeit den beiden Gefährten erschienen waren: bald lernten sie erkennen, daß man nur die Augen gut zu öffnen brauchte, um auch hier allerlei zu finden, was verwendbar und nützlich war. Außer den Möweneiern bildeten Schildkrötensuppe, kleine Krebse, hummerähnliche Langusten und Fische die Nahrung der Robinsons. Als Brennmaterial für den Herd wurden wieder Flechten, Moose und auch Treibholz, das man draußen auf den Riffen sammelte und in der Sonne trocknete, benutzt. Trinkwasser spendete der Naturbrunnen, und eine Wohnung hatte ihnen das Eiland ohne große Arbeit beschert. Dazu strahlte fast jeden Tag der Himmel in herrlichstem Blau, spendete die Sonne genügend Wärme, um sich der Täuschung hingeben zu können, man befinde sich im deutschen Sommer.

Bald hatten die beiden Gefährten sich an das neue Leben, an die Einsamkeit und auch an den Gedanken, vorläufig hier ausharren zu müssen, völlig gewöhnt. Zehn Tage war es nun bereits seit der Abfahrt des englischen Zerstörers her. Die Zeit war ihnen wie im Fluge dahingegangen. Hatten sie doch bis jetzt sich nicht über Mangel an Beschäftigung beklagen können. Morgens, sobald sie aufgestanden waren, stieg einer von ihnen regelmäßig auf einen nahen Hügel, um Ausschau zu halten. Diese Vorsichtsmaßregel galt hauptsächlich feindlichen Kriegsschiffen, mit deren Erscheinen Hendrich noch immer rechnete, da er sich nicht denken konnte, daß die Engländer die Suche nach den beiden deutschen Luftschiffern so schnell gänzlich aufgegeben haben sollten. Auch am Tage wurde nie verabsäumt, von Zeit zu Zeit Ausschau nach verdächtigen Fahrzeugen zu halten. Häufig genug zogen in weiter Entfernung von der kleinen Inselgruppe Dampfer und Segler [19] vorüber, zumeist auf der Fahrt von oder nach Ägyp[ten. Aus dem deutschen Vater]lande[1] kam jedoch keines. –

Dieses friedliche Zigeunerdasein, wie der Leutnant es nannte, sollte dann jedoch mit einem Schlage eine böse Unterbrechung erfahren.

Es war am 17. Januar 1917, – Hendrich strich in seinem Taschenkalender jeden verflossenen Tag abends aus, um mit der Zeitrechnung nicht in Unstimmigkeiten zu kommen –, als die beiden Gefährten im warmen Sonnenschein vormittags am Ufer des Binnensees saßen und angelten. Wie immer hatten sie sich auch heute am frühen Morgen davon überzeugt, daß kein Schiff in der Nähe sei.

Die Fische zeigten wenig Beißlust. Bevor Fritz Blümke als erster einen stattlichen Burschen am Haken hatte, verging eine Stunde. Dann wurde es mit dem Fang besser. Der aus einem Stückchen Weidenholz bestehende Schwimmer von Hendrichs Angel schoß nun schon zum drittenmal in die Tiefe und versprach neue Beute. Bevor der Leutnant aber den an der Schnur kräftig ziehenden Fisch aufs Trockene befördern konnte, erklang hinter den beiden Anglern eine laute Stimme, die ihnen auf englisch zurief:

„Sie sind meine Gefangenen! Ich warne Sie vor jeder Gegenwehr …!“

Hendrich und der Knabe schnellten herum und sahen sich drei englischen Seeleuten gegenüber, die ihre Gewehre schußfertig im Arm hielten.

Einer von den Engländern, der die Abzeichen eines Oberbootsmannsmaates trug, ein breitschultriger, roh aussehender Mensch, kam jetzt auf den deutschen Offizier zu, blieb dicht vor ihm stehen, schaute ihm hohngrinsend ins Gesicht und sagte:

„Liefern Sie Ihre Waffen aus! – Ein wenig eilig – verstanden?! Mit Ihnen wird nicht viel Federlesens gemacht, darauf können Sie sich verlassen!“

Als Hendrich erklärte, daß er sich als Offizier diesen Ton verbitte und hinzufügte, weder er noch sein Gefährte besäßen außer ihren Taschenmessern irgend welche Waffen, fuhr ihn der Engländer grob an.

„So eine Frechheit ist noch gar nicht dagewesen!! Euch [20] verd… deutsche Freibeuter soll man wohl noch als Gentlemans behandeln, – Euch Tölpel! Daran, daß wir nachts in aller Stille hier landen und unser Zerstörer dann wieder verschwinden könnte, habt Ihr wohl gar nicht gedacht?! Jetzt liegt er weit draußen in See und wartet nur auf unser Raketensignal, um uns nach diesem geglückten Streich wieder abzuholen.

Hendrich hatte kaum hingehört, was der rüde, nach Alkohol riechende Bursche ihm ins Gesicht brüllte. Seine Gedanken waren mit anderen Dingen beschäftigt.

Die beiden Matrosen standen noch immer einige zehn Schritte entfernt, hatten jetzt aber die Gewehre bei Fuß genommen und ihre kurzen Tabakpfeifen zwischen die Zähne geschoben, denen sie gleichgültig dichte Rauchwolken entlockten, um sie wieder ordentlich in Brand zu setzen. Die Angelegenheit schien für sie erledigt. Auch der Maat war überzeugt, daß er die Deutschen ganz sicher habe und hielt jetzt sein Gewehr lose mit einer Hand am Lauf gefaßt, während er mit der anderen dem feindlichen Offizier vor dem Gesicht herumfuchtelte.

Hendrich setzte alles aus eine Karte. – Freiwillig sich gefangengeben – niemals! Noch war nicht alles verloren, noch bestand eine geringe Möglichkeit, aus dieser Klemme herauszukommen.

Ein Griff und ein Stoß – und er hatte das Gewehr des Engländers in Händen, während dieser ein paar Schritte zurücktaumelte. Dann legte er an, zielte auf die beiden anderen Leute des Zerstörers und rief ihnen befehlend zu:

„Werft die Gewehre weg – sofort! Oder ich schieße!“

Dieser Drohung hätte es kaum bedurft. Einer der Matrosen ließ vor Schreck von selbst seine Schußwaffe fallen. Der zweite, der dies wohl für eine Folge des Befehles halten mochte, tat ein gleiches wenige Sekunden später.

Fritz Blümke hatte die Situation sofort richtig erfaßt. Mit ein paar Sprüngen war er neben den Matrosen, hob die Gewehre auf, eilte wieder zurück, legte die eine Waffe auf den Boden und hob die andere in Schulterhöhe.

„Setzt Euch dort nebeneinander!“ kommandierte [21] Hendrich kurz. „Ihr seht, daß die Partie für Euch verloren ist. Wer auch nur die geringste verdächtige Bewegung macht, auf den schießen wir!“

Der Maat begann jetzt wütend zu schimpfen, gehorchte aber sofort, als Fritz Blümke auf ihn zielte.

„So“, befahl der Leutnant wieder, „nun werft Eure Seitengewehre weg! – – Sehr verständig von Euch, daß Ihr so folgsam seid. Nun werdet Ihr vor uns her nach dem Nordstrande der Insel gehen – einer hinter dem anderen. Aber – wagt keinen Fluchtversuch! Auch wir machen nicht viel Federlesens!“

Der Zug setzte sich in Bewegung. Hendrich gab dem vordersten der Engländer von Zeit zu Zeit Anweisungen, welche Richtung dieser einschlagen sollte. So kam man nach derselben Felsspalte in der Schlucht, wo die beiden Luftschiffer die ersten vier Tage zugebracht hatten. Hier wurden die Gefangenen zunächst hineingeschickt und mußten sich niedersetzen. Ihre Überwachung war jetzt bedeutend leichter, und nach kurzer Beratung mit Fritz Blümke mußte dieser auf des Leutnants Geheiß aus der Wohngrotte alle vorhandenen Gurte und Leinen holen.

Während der Abwesenheit des Knaben behielt Hendrich die Spalte scharf im Auge. Da gerade die pralle Sonne auf dem Eingang lag, konnte er von draußen die drei Engländer bequem beobachten.

Jetzt, nachdem er seinen waghalsigen Streich als geglückt ansehen konnte, tauchten jedoch mit einemmal allerlei Bedenken in ihm auf, ob er nicht vorschnell gehandelt hatte, als er die Feinde derart überrumpelte. War doch bisher nur der erste Teil seines Planes gelungen. Das Schwerste lag noch vor ihm, da er beabsichtigt hatte, den Zerstörer nach Eintritt der Dunkelheit durch die Rakete herbeizurufen, dann das Boot, in dem das Kriegsschiff die drei Leute wieder abholen lassen würde, auf irgend eine Weise in seine Gewalt zu bringen und darin zu entfliehen. Hierbei hatte er damit gerechnet, daß der Zerstörer der Riffe wegen weit draußen in See würde vor Anker gehen müssen und daß von dort aus die Entführung des Bootes und die einzelnen Vorgänge auf den Eilanden [22] unmöglich beobachtet werden konnten, zumal die Nächte jetzt sehr dunkel waren.

Nun erschienen ihm aber die Aussichten auf eine erfolgreiche Durchführung dieses zweiten Streiches, des Bootsraubes, plötzlich recht gering. Er verhehlte sich nicht, daß es ein Spiel auf Leben und Tod war, daß der geringste Fehler ein völliges Scheitern dieses Wagnisses zur Folge haben würde.

Da kehrte jedoch Fritz Blümke bereits zurück. Und das brachte ihn wieder auf andere Gedanken.


Hendrich ließ jetzt den Maat als ersten heraus.

„Die eigentümliche Lage, in der wir, mein Gefährte und ich, uns befinden, zwingt mich leider dazu, Euch drei zu fesseln,“ sagte er zu dem rüden Menschen, der jetzt jedoch auffallend kleinlaut war und ohne Widerstand duldete, daß ihm die Hände auf dem Rücken zusammengeschnürt wurden.

„Ich hoffe aber“, fuhr der Leutnant dann fort, „das diese für einen Soldaten nicht ganz passende Behandlung sehr bald ein Ende hat“, worauf der Engländer erwiderte, er und seine Kameraden hätten sich bereits in ihr Schicksal ergeben und würden alles genau befolgen, was ihnen befohlen würde.

Diese Zahmheit des vorhin so anmaßenden Seemannes kam dem Leutnant recht verdächtig vor. Nachdem dann auch die beiden anderen Matrosen gebunden waren, wurden allen dreien die Taschen durchsucht, wobei sich herausstellte, daß der Maat noch im Besitze einer 6-Millimeter-Mehrladepistole war. Die Leute hatten jedoch nur wertlose und ungefährliche Gegenstände bei sich. Merkwürdig war, daß sie keine Taschenmesser mit sich führten. Als Fritz Blümke dann aber auf Hendriks Befehl die Felsspalte genau absuchte, fand er dort unter Steine versteckt drei starke Klappmesser, wie sie Matrosen bei sich zu tragen pflegen. Die Engländer hatten sich ihrer entledigt, weil sie wohl mit einer Visitation ihrer Kleider rechneten. Harmlos waren die Leute also keineswegs, und Hendrich sorgte denn auch dafür, daß sie in der Felsspalte durch eine starke Leine, die man durch die Handfesseln zog, noch [23] an eine Felszacke angebunden wurden, um es ihnen unmöglich zu machen, den mit Steinen eng verbauten Eingang etwa kriechend zu erreichen.

Abwechselnd hielten die beiden Robinsons dann vor diesem Gefängnis bis zum Abend Wache. Inzwischen hatte der Knabe die Südostinsel besucht und dort außer einigen Lebensmitteln auch drei in eine Ölleinwand verpackte Raketen auf dem früheren Lagerplatz der Engländer gefunden. Ebenso waren die Gefangenen am Nachmittag wieder einzeln ins Freie geführt worden, wo man ihnen zu essen und zu trinken gab.

Jetzt bei Einbruch der Dunkelheit wurden ihre Fesseln nochmals nachgesehen und ihnen dann eröffnet, daß bei dem geringsten verdächtigen Geräusch, welches man draußen vernehmen würde, blindlings in die Spalte hineingefeuert werden müßte.

Hendrich und der Knabe blieben auch wirklich bis elf Uhr in der Schlucht. Dann erst machten sie sich leise davon, erkletterten ihren gewöhnlichen Aussichtshügel und brannten hier eine der Raketen ab, die zischend und funkensprühend in die Luft stieg, zerplatzte und eine Menge roter Leuchtkugeln auswarf.

Aber umsonst warteten die beiden Luftschiffer dann am Strande der Südostinsel auf das Erscheinen des Zerstörers. Die Nacht war dunkel, aber sternenklar, und als das Auge sich erst an die schwache Beleuchtung gewöhnt hatte, hätten die Gefährten unbedingt selbst ein völlig abgeblendetes Fahrzeug vor den Riffen wenigstens als verschwommenen Schatten bemerken müssen.

Stunde auf Stunde verrann. Mitternacht war längst vorüber, als Hendrich eine zweite Rakete aufsteigen ließ. Aber auch das half nichts. Der Zerstörer blieb aus.

Der Leutnant konnte sich dies nicht erklären. Hatte doch der siegesgewisse Maat selbst gesagt, daß der Zerstärer die drei Leute auf das Raketensignal hin zusammen mit den deutschen Gefangenen an Bord nehmen würde.

Als im Osten der Morgen zu grauen begann, gab Hendrich die Hoffnung auf, daß das Kriegsschiff noch auftauchen würde. Was nun werden sollte, wie die Dinge sich jetzt weiter entwickeln würden, war für ihn ein Gegenstand [24] banger Sorge. Kam der Zerstörer, der vielseicht durch besondere Umstände ferngehalten worden war, am Tage nach der kleinen Inselgruppe, dann hatten die Deutschen das gewagte Spiel verloren, dann konnten sie sicher sein, von den Engländern wegen der Überwältigung der drei Seeleute vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden.

Es wurde heller und heller. Dann tauchte die Sonne im Osten aus dem Meere auf, ein wunderbares Schauspiel mit prachtvollen Farbeneffekten, das die Robinsons schon mehr wie einmal mit Entzücken genossen hatten.

Die See war leer. Nirgends eine Rauchwolke, ein Segel – nichts.

Der Tag verging den beiden Deutschen in dauernder Spannung und Unruhe. Die Gefangenen benahmen sich zum Glück ganz folgsam, so daß man mit ihnen weiter keine Schwierigkeiten hatte. Immer wieder erkletterten Hendrich und der Knabe abwechselnd den Felshügel, um nach dem Zerstörer auszuschauen, und wieder wurde gegen elf Uhr abends dann eine Rakete abgebrannt – die letzte.

Nichts ereignete sich. Auch diese Nacht verstrich. Kein Fahrzeug ließ sich blicken. Nicht anders war es am folgenden Tage und in der nächsten Nacht. Jetzt wurde Hendrich jedoch stutzig. Hier stimmte irgend etwas nicht. – Sollte der Maat vielleicht gelogen haben und wollte der Zerstörer erst später die Gruppe anlaufen? Aber – wozu dann die Raketen, wenn diese Vermutung zutraf?! War zwischen dem Kommandanten des Kriegsschiffes und dem Maat vereinbart worden, daß die drei Seeleute erst etwa nach fünf Tagen oder einer Woche abgeholt werden sollten, so waren doch die Raketen überflüssig, weil sich inzwischen längst entschieden haben mußte, ob die Deutschen sich wirklich auf den Eilanden verborgen hielten.

Hendrich teilte diese seine Bedenken und die Erwägungen, zu denen er auf Grund der vorhandenen Tatsachen veranlaßt worden war, seinem kleinen Gefährten ausführlich mit. Dieser gab ihm vollkommen recht, daß das Mißtrauen in die Äußerungen des englischen Maates nur zu begründet sei. Nach reiflichem Überlegen kamen die beiden dann zu dem Entschluß, den Engländer in ein strenges Verhör zu nehmen. Dies hatte jedoch ebenfalls [25] keinen Erfolg. Der Mann wurde zwar merklich verlegen, wie der Leutnant ihm auf den Kopf zusagte, er müsse gelogen haben, blieb aber im übrigen dabei, daß der Zerstörer auf die erste Rakete hin erscheinen würde. Als ihm jetzt vorgehalten wurde, daß bereits sämtliche drei Raketen nutzlos verbraucht seien, zuckte er nur mit einem höhnischen Lächeln die Achseln und meinte, er könne sich dann die Sache selbst nicht erklären.

Hendrichs Geduld war zu Ende. Er merkte, daß der Engländer mit ihnen ein falsches Spiel trieb. Ihre eigene Sicherheit aber verlangte es, sich um jeden Preis Aufschluß darüber zu verschaffen, aus welchem Grunde der Zerstörer sich nicht blicken ließ.

Deshalb kündigte der Leutnant dem Maat denn auch an, daß die Gefangnen so lange weder Speise noch Trank erhalten würden, bis man die volle Wahrheit über die zwischen dem Kommandanten und den drei Leuten getroffenen Vereinbarungen erfahren habe.

Zwei weitere Tage gingen hin. Hendrich hatte seine Drohung nicht zum Scherz ausgesprochen. Die Engländer erhielten nichts, und ebenso wenig wurde ihnen wie bisher gestattet, einzeln am Tage sich in der Schlucht Bewegung zu machen.

Am dritten Morgen nach Beginn dieser Hungerkur rief der Maat Hendrich herbei und erklärte, er wolle jetzt ein Geständnis ablegen. Länger hielten er und seine Kameraden die Qualen des Durstes, der ihnen besonders böse zusetze, nicht aus.

Das, was die beiden Deutschen nun zu hören bekamen, war so merkwürdig, daß sie diesen neuen Angaben des Mannes zunächst auch nicht recht trauten.

Der Engländer behauptete, alles habe seine volle Richtigkeit. Nur sei von ihm ein wesentlicher Umstand verschwiegen worden. Als das Boot, das sie von dem Zerstörer an Land gebracht hätte, wieder nach dem außerhalb der Riffe liegenden Kriegsschiff zurückgekehrt wäre und dieses wahrscheinlich schon erreicht gehabt hätte, wäre plötzlich von See her ein dumpfer Knall vernehmbar geworden. Gleich darauf hätten er und seine Kameraden an der Stelle, wo der Zerstörer bisher undeutlich zu erkennen [26] gewesen wäre, eine weiße Dampfwolke aufsteigen sehen, als ab an Bord des Zerstörers eine Kesselexplosion stattgefunden habe. Als die Wolke dann im Winde verweht wäre, sei von dem Schiffe auch nicht die geringste Spur mehr zu entdecken gewesen, so daß sie angenommen hätten, eine Explosion habe den Zerstörer vernichtet.

Als Hendrich hierauf fragte, weshalb der Maat jetzt mit diesen Eröffnungen herausrücke, erklärte der Engländer, er habe eben die Deutschen durch die Aussicht auf das baldige Eintreffen des Kriegsschiffes einschüchtern wollen. Jetzt sei er aber selbst ganz fest davon überzeugt, daß der Zerstörer durch eine plötzliche Katastrophe vernichtet worden wäre. Andernfalls hätte dessen Kommandant seine drei Leute niemals so lange auf den Eilanden gelassen, da man ja nur für drei Tage Lebensmittel und Trinkwasser mitbekommen habe.

Dieser letzte Einwand erschien Hendrich so beweiskräftig, daß er nicht länger an der Aufrichtigkeit der Aussage des Maates zweifeln zu müssen glaubte.

Jetzt standen die beiden Deutschen aber vor der schwierigen Frage, was mit den drei Seeleuten weiter geschehen solle. Diese auch fernerhin in der Felsspalte wie bisher zu bewachen, war unmöglich. Die Engländer hatten jetzt gerade lange genug die Fesseln getragen.

Hendrich fand schließlich folgenden Ausweg. Er ließ die drei schwören, daß sie die Westinsel, die ihnen zum Aufenthalt angewiesen werden sollte, nicht verlassen und nichts Feindliches geigen die Deutschen unternehmen würden.

Diesen Eid leisteten die Engländer auch ohne Zögern. Sie erhielten dann ein paar leere Konservenbüchsen, damit sie sich Essen zubereiten konnten, und Hendrich schilderte ihnen auch, wie er und sein Gefährte sich hier die nötigen Lebensmittel verschafften. Kurz – es wurde alles getan, damit die drei auf ihrer Insel sich weiterhelfen konnten. Da es dort ebenfalls eine natürliche Regenwasser-Zisterne gab, war auch für Trinkwasser gesorgt. Bevor die bisherigen Gefangenen dann auf ihr Eiland übersiedelten, händigte der Leutnant ihnen noch zwei ihrer [27] Taschenmesser aus, ebenso das nötige Material, damit sie sich Angeln anfertigen konnten.


Das Bewußtsein, drei Leute jetzt zu Nachbarn zu haben, denen man trotz des Schwures nicht trauen durfte und die wahrscheinlich nur deswegen die Friedfertigen spielten, weil sie die Schußwaffen im Besitz der Deutschen wußten, lastete wie ein schwerer Druck auf der Stimmung der beiden Gefährten.

Gegen Mittag waren die Gefangenen freigelassen worden, und bereits einige Stunden später merkten Hendrich und der Knabe, daß ein stetes Gefühl der Unsicherheit die Folge ihrer halb großmütigen, halb durch die Verhältnisse erzwungenen Handlungsweise war.

Dann kam die Nacht. Aus den noch vorhandenen Seilen des Ballonkorbes und Treibholz hatten die beiden Robinsons schon am Nachmittag für die Fenster- und die Türöffnung ihrer Grotte Verschlüsse hergestellt, die ein geräuschloses Eindringen unmöglich machen sollten und die es ihnen gestatteten, nachts wenigstens einigermaßen ruhig zu schlafen.

Es ereignete sich denn auch nichts Besonderes. Am Morgen, bevor sie aus der Grotte hinaustraten, berieten sie, ob es nicht sicherer sei, einen zweiten Weg zum Verlassen der schmalen Felsterrasse zu schaffen. Diese lag etwa in halber Höhe einer vierzehn Meter hohen, ziemlich steilen Wand. Bisher waren die Gefährten stets nach oben geklettert, ein sehr mühseliges Unternehmen, da nur kleine Risse und Vorsprünge Händen und Füßen Halt boten. Nun schlug Fritz vor, man solle die Gurte zusammenbinden, um an diesem Seil von der Terrasse auf gangbaren Boden gelangen zu können. Dies wäre bequemer und ungefährlicher. Hätte sich dann einer von ihnen erst überzeugt, daß die Engländer nicht etwas auf der Höhe der Felswand auf der Lauer lägen, so könnte der Strick wieder eingezogen werden.

Hendrich fand diesen Gedanken sehr gut. Auch er hatte schon die Möglichkeit erwogen, daß die drei unzuverlässigen Nachbarn in der Dunkelheit sich oben auf die Felswand schleichen und am Morgen dann die einzeln [28] emporkletternden Deutschen überwältigen könnten, oder aber, was auch nicht ausgeschlossen war, durch Steinwürfe von der Höhe herab das Verlassen der Grotte verhindern würden.

Es stellte sich dann aber heraus, daß diese Befürchtungen – wenigstens für diesen Tag – unnötig gewesen waren. Von den Engländern war nichts zu sehen, und nachher bemerkten die Deutschen, daß zwei von ihnen auf der Westinsel eifrig nach Krebstieren suchten, sahen auch an einer Stelle Rauch aufsteigen, wo vermutlich der dritte die Bereitung einer Mahlzeit überwachte.

Gegen acht Uhr vormittags wollte Hendrich dann nach den östlichen Riffen hinaus schwimmen, um Treibholz einzusammeln, da dieses Brennmaterial recht knapp geworden war. Bevor er ins Wasser stieg, schärfte er dem Knaben noch die größte Vorsicht ein. Dieser sollte den Aussichtshügel ersteigen, die drei Gewehre nach dorthin mitnehmen und falls die feindlichen Nachbarn irgend etwas Bedrohliches unternahmen, sofort einen Alarmschuß abfeuern.

Dann schwamm der Leutnant in kräftigen Stößen davon, erreichte auch bald die Riffe und begann hier das angeschwemmte Holz mit Leinen zu Bündeln zusammenzubinden. Diese Bündel zog er nachher hinter sich her und brachte so eine ganze Menge davon an das Ufer. Schon auf dem Rückwege fiel es ihm jedoch auf, daß Fritz Blümke sich auf dem Felshügel gar nicht zeigte. Leicht beunruhigt, schlüpfte der Leutnant dann wieder in seine Kleider und eilte der Grotte zu. Auch jetzt war von dem Knaben nichts zu sehen, und Hendrich hielt es nunmehr für gewiß. daß inzwischen sich irgend etwas ereignet haben müsse. Sonst hätte Fritz ihm doch sicherlich zugewinkt. Anderseits glaubte der junge Offizier aber auch keinen Grund zu ernsteren Befürchtungen haben zu brauchen, da Fritz, falls er sich irgendwie bedroht gefühlt hätte, doch den Alarmschuß abgeben haben würde, und außerdem auch imstande war, sich auf der Felskuppe mit Leichtigkeit zu verteidigen.

Trotzdem war der Leutnant so vorsichtig, alle Stellen zu vermeiden, wo er unvermutet aus dem Hinterhalt überfallen [29] werden konnte. Am sichersten war er am Strande, daher benutzte er auch diesen Weg, um nach der Grotte zu gelangen. Immer wieder spähte er nach der Spitze des Aussichtshügels empor in der Hoffnung, seinen kleinen Gefährten dort endlich auftauchen zu sehen. Fritz Blümke blieb jedoch unsichtbar.

Stärker und stärker wurde bei Hendrich das Mißtrauen. Dann kam ihm ein anderer Gedanke. Hatten die Engländer es wirklich fertig gebracht den Knaben vielleicht durch eine List zu überrumpeln, so befanden sie sich jetzt sicher nicht mehr auf ihrer Insel. Hierüber wollte er sich sofort Aufschluß verschaffen, machte kehrt, eilte zum Ostsunde hin, der hier zwei der Eilande trennte, schwamm in Kleidern hinüber, durchquerte, sich stets am Südufer haltend, diese Insel und passierte schwimmend auch den zweiten Sund, der mit seinen zahlreichen Biegungen es ihm gestattete, wahrscheinlich unbemerkt nach dem Eiland der drei Seeleute hinüber zu gelangen.

Sich auch hier stets gegen Sicht von der Nordinsel her vorsichtig deckend, suchte er es, teilweise auf allen Vieren kriechend, sorgfältig ab. In einem kleinen Tale hatten die Engländer sich aus Steinen eine Art Hütte errichtet. Vor dieser glühte noch ein schwaches Feuer. Aber die Männer selbst waren nicht mehr auf dem Eiland.

Einen besseren Beweis, daß die Feinde sich nicht an ihre beschworene Zusage gehalten hatten, konnte es kaum geben. Gleich darauf überführte sich Hendrich auch mit eigenen Augen davon, daß sich Fritz Blümke in der Gewalt der Engländer befand. Als er nämlich einen zackigen Felsblock am Nordrande des Tales erklettert hatte, bemerkte er von hier aus die beiden Matrosen, die, mit Gewehren in der Hand, auf dem Felshügel der Nordinsel hinter einem großen Steine lagen und nach Osten zu beobachteten. Ohne Zweifel schauten sie also nach dem deutschen Offizier aus.

Für Hendrich genügte dieser Anblick. Die Schußwaffen im Besitz der Engländer – das sagte genug!! – Ein lähmender Schreck, ein Gefühl trostloser Verzweiflung packte ihn. Seine Lage war ja jetzt auch völlig hoffnungslos. Den bewaffneten Feinden mußte es ein Leichtes sein, auch [30] ihn gefangen zu nehmen. Gewiß – er hatte die Pistole des Maates bei sich. Aber was nützte ihm die gegenüber drei modernen Gewehren …!

Eine ganze Weile lag er regungslos in seinem Versteck und beobachtete die beiden Matrosen. Diese hatten offenbar nicht gesehen, wohin er sich gewandt hatte. Das war immerhin ein kleiner Trost. Jedenfalls kam es jetzt zunächst für ihn darauf an, sich bis zur Nacht irgendwo zu verbergen. Daran, sich freiwillig zu ergeben, dachte er auch nicht einen Augenblick.

Im Westen der Inselgruppe, von dieser durch die Riffe und einen breiten Wasserstreifen getrennt, lagen nun ein paar kahle Klippen, die, sich bis zu drei Meter Höhe auftürmend und ein Gewirr von Felsblöcken bildend, von zahlreichen Möwen bewohnt wurden. Die beiden Deutschen waren schon einige Male dorthin geschwommen, um auch hier noch Treibholz zu suchen.

Diese Klippen schienen Hendrich als Schlupfwinkel am geeignetsten. Erreichte er sie unbemerkt, so war er dort vorläufig sicher.

Da nun die Gefahr bestand, daß die Matrosen ihn beim Durchqueren des Wasserarmes erspähten, löste er von einem Felsen ein großes Stück Moos ab und legte sich dieses über Kopf und Schultern. Und tatsächlich glückte es ihm auf diese Weise, möglichst langsam schwimmend, an die Klippen zu gelangen. Freilich, hätten die Engländer das wütende Geschrei der jetzt die Klippen umkreisenden, aufgescheuchten Vögel beobachtet, so wären sie wohl auf die Vermutung gekommen, daß der deutsche Offizier dort Zuflucht gesucht habe.

Hendrich verzehrte zunächst einige Eier, da er starken Hunger verspürte. Dann breitete er auf der Seeseite der winzigen Felsgruppe, wo er von den Eilanden aus nicht gesehen werden konnte, seine Kleider in der Sonne zum Trocknen aus und reinigte die Pistole recht sorgfältig. Hin und wieder schaute er auch nach den Inseln hinüber. Am Nachmittag bemerkte er, daß die Engländer die Eilande nach ihm durchsuchten. Dann ging die Sonne unter, und die Dämmerung kam mit grauen Schatten über die See gekrochen. Inzwischen hatte der Leutnant Zeit genug [31] gehabt sich zu überlegen, was nun geschehen solle. Nach Eintritt der Dunkelheit wollte er feststellen, was die Feinde trieben. Alles weitere mußte er dem Augenblick überlassen. Aber er hatte jetzt wieder frischen Mut geschöpft und zweifelte nicht daran, daß zur rechten Zeit sich auch ein guter Gedanke einstellen würde, um die Lage zugunsten der Deutschen ändern zu können.

Der Abend war da. Am Himmel erschienen die ersten Sterne. Geduldig wartete der junge Offizier bis gegen elf Uhr. Dann hielt er seine Zeit für gekommen.

Die Eilande waren von den Klippen aus nur noch als dunkle Masse zu erkennen. Vor ihnen lagen ein paar helle Streifen, – die heute nur schwache Brandung, die die Riffe hervorriefen.

Zur Vorsicht spähte Hendrich auch noch auf das Meer hinaus. Weit konnte er nicht sehen. Die Finsternis lag da draußen wie eine schwarze Mauer.

Mit einemmal zuckte er leicht zusammen. Aus der dunklen Wand löste sich ein großer Fleck los, glitt ohne jedes Geräusch näher und näher auf die Klippen zu. Bald war sich der Leutnant über den Charakter des Fahrzeuges im Klaren. Es konnte nur ein U-Boot sein.

Klopfenden Herzens starrte er ihm entgegen. Daß es nicht zum erstenmal auf die Klippen zusteuerte, ging schon aus der ganzen Führung des Bootes hervor.

lmmer geringer wurde die Entfernung. Ohne Zweifel würde das Tauchboot hier anlegen. War‘s ein feindliches – und hiermit rechnete Hendrich bestimmt –, so mußte er schleunigst die Klippen verlassen.

Geräuschlos glitt er ins Wasser, machte einige Schwimmstöße, ließ aber plötzlich die Arme wie gelähmt sinken.

Hatte er sich getäuscht? Hatte er wirklich soeben hinter sich ein paar deutsche Worte gehört …?! – Angespannt lauschte er, indem er Wasser trat, um sich an der Oberfläche zu halten.

Da – wieder …, leise nur, aber doch verständlich.

„Die Leine her, oller Döskopp – schnell!“

Das war Deutsch, und den „ollen Döskopp“ segnete [32] Hendrich im Stillen, weil der Säumige den Anlaß zu diesem halblauten Ausruf gegeben hatte.

Zwei Minuten später stand Hendrich auf dem Turm des U-Bootes dem Kommandanten gegenüber.

Herzlich drückte der Kapitänleutnant dem Kameraden die Hand.

„Sie haben Glück gehabt – wahrhaftig! Die Engländer sollen sehr bald in sicherem Gewahrsam sein! – So, also Sie waren es, der die Raketen abgefeuert hat?! Diese haben mich ja nur dazu veranlaßt, mich hier an den Klippen in den verflossenen Nächten auf die Lauer zu legen, nachdem ich den englischen Zerstörer versenkt hatte. – Gewiß, ein Torpedoschuß aus einem unserer Rohre hat den Engländer in die Tiefe geschickt. In der folgenden Nacht, als wir nördlich von dieser kleinen Gruppe kreuzten, sahen wir dann hier zwei Raketen ihre Leuchtkugeln ausstreuen. Ich glaubte nun, daß die Eilande von den Engländern vielleicht als geheimer Schlupfwinkel für ihre eigenen U-Boote benutzt wurden. Deshalb habe ich von diesen Klippen aus die Inseln scharf des nachts beobachtet. Als die dritte Rakete hochging – ich hielt sie für Signale, die für feindliche Kriegsschiffe bestimmt waren! – lag mein Boot an dieser Stelle vertäut. Und heute wollte ich es nun wagen, ein paar meiner Leute auf die Inseln zu schicken, um endlich festzustellen, was dort vorging.“ – –

Noch in derselben Nacht wurden die drei Engländer, die den deutschen Matrosen gegenüber an keinen Widerstand dachten, gefangen genommen. Und zwei Wochen später landeten Hendrich und Fritz Blümke wohlbehalten in einem österreichischen Hafen der Adria.


Ende.



Druck: P. Lehmann, G.m.b.H., Berlin.



Errata (Wikisource)

  1. Die Zeile in den eckigen Klammern fehlt in der Vorlage und konnte nur sinngemäß ergänzt werden.