BLKÖ:Svoboda, Karl
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 41 (1880), ab Seite: 67. (Quelle) | |||
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Wenzel Alois Swoboda, dessen Lebensskizze später mitgetheilt wird. Dieser, zu jener Zeit Professor am Kleinseitener Gymnasium in Prag, nahm sich des Knaben mit Wärme an, adoptirte ihn und ließ ihm eine sorgfältige Erziehung zutheil werden. In Prag besuchte Karl die unteren Schulen, das Gymnasium, dann die Universität, auf welcher er die philosophischen Disciplinen hörte. In früher Jugend schon verrieth er Anlage und Lust zum Zeichnen. Er pflegte dieses Talent aus sich selbst und vollendete auf der Hochschule eine große Anzahl von Zeichnungen, welche eine Folge von Studienblättern bildeten, zu denen er in seinen späteren Jahren immer wieder zurückkehrte. Eine dieser Zeichnungen, die „Schlacht von Crešpy“ darstellend, erregte die Aufmerksamkeit des bekannten Kunstfreundes Grafen Franz Thun, der sie zufällig sah und dem jungen Manne seine Anerkennung darüber aussprach, zugleich aber den Pflegevater desselben zu bestimmen suchte, das vielversprechende Talent ganz der Kunst zu widmen. So geschah es denn auch, daß Karl im Alter von 18 Jahren als Zögling in die Prager Kunstakademie kam, welche unter der Direction des Historienmalers Ruben [Bd. XXVII, S. 200] stand. Nicht lange nach seinem Eintritt in dieses Institut führte er sein erstes größeres Gemälde aus: „Tod des Königs Wenzel IV. bei Kundratic“, welches ungeachtet seiner Mängel, wie solche aus der Jugend des Künstlers und dessen noch zu kurzer [68] Schulung leicht erklärlich waren, dennoch in patriotischen Kreisen freundlichste Aufnahme und als Prämienblatt der belletristischen Zeitschrift „Lumír“ auch ziemlich große Verbreitung fand. Nun wendete sich der junge Künstler mit besonderer Vorliebe dem Studium der Geschichte seines engeren Vaterlandes zu, die in ihrer Mannigfaltigkeit und Größe so reichen Stoff für künstlerische Behandlung bietet, und schon in seiner nächsten Arbeit, einem großen Carton, behandelte er „Den Fenstersturz der kaiserlichen Räthe Slavata und Martinitz aus der Prager Rathsstube“, welchen er später (1848) in einem großen historischen Bilde ausführte. Durch diese Arbeiten lenkte er die Aufmerksamkeit des bekannten südslavischen Agitators Ljudevit Gaj [Bd. V, S. 58] auf sich. Er erhielt von demselben den Auftrag, die Illustrationen zu einem historischen Werke über Illyrien zu liefern. Zu diesem Zwecke begab er sich auf den Schauplatz, den er mit seinen Gebilden künstlerisch verherrlichen sollte, bereiste einen Theil von Croatien, Slavonien und der Militärgrenze, machte daselbst seine Skizzen und Studien, und als er nach einer halbjährigen Fahrt in den genannten Ländern wieder heimkehrte, begann er Bilder aus dem südslavischen Volksleben zu malen, die ob der Treue in der Darstellung und der Neuheit des Gegenstandes bald reißenden Absatz fanden und den Künstler nach allen Seiten bekannt machten. Er aber, nach höheren Zielen strebend, war mit diesen glücklichen Proben der für kleinere Ausführungen berechneten Genremalerei nichts weniger als zufrieden, sondern gab nach einiger Zeit diese Richtung wieder auf und kehrte zur Historienmalerei zurück. Nun entstanden nach und nach die Bilder: „Cellini“‘. – „Palästrina“; –„Johann Andreas Schlick weist die Aufforderung des Paters Ledetius, vor seiner Hinrichtung zum katholischen Glauben überzutreten, zurück“ (jetzt im Besitze des Franz von Klein); – „Die Schlacht am weissen Berge“ u. a. Nach seiner bald danach – um 1848 – erfolgten Verheiratung mit einer Tochter des böhmischen Compositeurs Jelen, wohl jenes Alois Jelen, der seinerzeit als Ordner des österreichischen Reichsrathes 1848 viel von sich reden machte [Bd. X, S. 132], scheint seine Frau nicht unwesentlichen Einfluß auf den künstlerischen Gang des Gatten geübt zu haben, wenigstens berichtet eine Biographie Svoboda’s, welche noch bei dessen Lebzeiten gedruckt erschien, „daß sie der Sporn und Hebel war, der den Künstler zu Werken anfeuerte, die für die Kunst, für seine Nation von unendlichem Werthe sind, daß sie ihn zu dem machte, was er ist, zum ersten slavischen Maler“. Wörtlich schreiben wir diese ungeheuerliche Uebertreibung nieder, die schon damals unwahr, als man die Namen: Matejko, Grottger, Siemiradzki kaum noch kannte. 1851 übersiedelte Svoboda nach Wien, welches, nach den verhängnißvollen Wirren der eben vergangenen Jahre wieder aufathmend, dem künstlerischen Schaffen des jungen Malers ein weites Feld erschloß und ihm stets erneute Gelegenheit zu größeren Werken bot. Wohl auch der Umstand, daß sein Schwiegervater in Wien eine bleibende Anstellung in kaiserlichen Diensten gefunden, mag ihm den Anlaß zur Uebersiedlung dahin gegeben haben. Gleich in der ersten Zeit seines Aufenthaltes daselbst vollendete er den Carton zu dem großen Gemälde: „Krönung Wratislaw’s, ersten Königs von Böhmen“ für das Prager Belvedere, für [69] welches er dann die von demselben bestellten Gemälde: „Wenzel II.“; – „Krönung Albrechts II. zum König“; – „Kaiser Joseph II. in Prag“ und „Tod des Königs Wenzel der Heiligen“, und zwar die ersten zwei nach eigener Composition, die beiden letzteren nach Skizzen seines Meisters Christian Ruben lieferte. Als im Jahre 1853 die Künstler Wiens anläßlich der Vermälung Seiner Majestät des Kaisers die Ausführung eines für die Kaiserin Elisabeth bestimmten Albums beschlossen hatten, zeichnete er für dasselbe „Maximilian’s Einzug in Gent nach der siegreichen Schlacht bei Gemappes“. Auch malte er in diesem Jahre eine „Madonna“, welche der Prager Kunstverein ankaufte. Wiederholt fand der Künstler zu jener Zeit mit seinen Schöpfungen ehrende Anerkennung von Seite der kaiserlichen Akademie der bildenden Künste, die ihm 1857 für sein Bild: „Johann Friedrich Kurfürst von Sachsen in Gefangenschaft“, 1858 bei St. Anna ausgestellt und mit dem Verkaufspreise von 1000 fl. bewerthet, und 1859 für das Bild: „Karl V. flieht vor Moriz von Sachsen aus Tirol nach Villach“ den Reichel’schen Preis zuerkannte. Merkwürdiger Weise sind beide Bilder nichts weniger als Verherrlichungen – vielmehr Schmähungen der Geschichte Oesterreichs. Gleichwohl fand letzteres Gemälde sogar Aufnahme in der modernen Abtheilung der kaiserlichen Galerie im Belvedere, eine Selbstverleugnung, die uns mit Staunen und Bedauern zugleich erfüllt, uns blos den unzulänglichen Trost lassend, daß doch wohl nur Ungeschicklichkeit eine solche Wahl habe treffen können. Im letztgenannten Jahre malte er noch das Bild: „Johanna von Castilien“. Als er 1860 seine Skizze „Die besiegten Mailänder vor Barbarossa“ zur Concursausstellung in Weimar eingesendet hatte, ertheilte ihm die Verbindung für historische Kunst daselbst den Auftrag, diese Skizze im Großen auszuführen, und so entstand dies den genannten Gegenstand behandelnde seinerzeit vielbesprochene und gar verschieden beurtheilte Gemälde. Gewiß ist es, daß die Mailänder auf dem Bilde nichts weniger als den Typus der lombardischen Race tragen, noch auffallender aber ist, daß Svoboda, der Geschichte entgegen, den Kaiser in Mailand und nicht die Mailänder im Lager des Kaisers bei Lodi erscheinen läßt, eine fast unerklärliche Abänderung der Geschichte, wobei der Künstler sich selbst die Gelegenheit benahm, ein wahres Farbenprachtbild herzustellen, wenn er den Kaiser malte inmitten seines zahlreichen und glänzenden Gefolges von Reichsfürsten und Vasallen, von Erzbischöfen und Bischöfen, den damals mächtigsten Fürsten Deutschlands, Heinrich den Löwen an der Spitze, Otto von Wittelsbach, dem Herzog von Oesterreich und Anderen und im Hintergrunde Abtheilungen des gewaltigen Reichsheeres und die langen Reihen der Gezelte; während der Maler es vorzog, zu zeigen, wie die Lombarden nur vor dem Kaiser und dem fast wie ein stolzer Beschützer sich geberdenden Herzoge von Böhmen sich demüthigen. Im Lager wäre freilich unter aller Pracht der kaiserlichen Umgebung der Böhmenherzog kaum bemerkbar gewesen. Dem ganzen Bilde, wie es sich dem aufmerksamen Beobachter darstellt, liegt aber etwas ganz Anderes, als die Verherrlichung des Kaisers zu Grunde. „Wir sind besiegt, aber nicht vernichtet“. Dieser Gedanke spricht aus den Augen der gefesselten Männer und Frauen, und er bildet das Thema, welches der Künstler [70] behandeln wollte und das ihn zur willkürlichen Wahl des Schauplatzes veranlaßte, da der von ihm dargestellte seinen Intentionen mehr paßte. Nicht im glorreichen Kaisersieger, sondern in den eine bessere Zeit noch erhoffenden und auch im Gemälde zumeist hervortretenden Rebellen in Ketten liegt die Pointe des Bildes, das gar nicht verstanden und somit auch falsch beurtheilt wurde. Für dieses Bild zahlte die Verbindung für historische Kunst dem Maler 2000 Thaler. Den Carton, 264 Centim. Hoch, 392 Centimeter breit, 1867 datirt, besitzt die Galerie der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde in Prag. Diesem Kunstwerke folgten die Sgraffito’s – eine Art Fresken, deren Zeichnung bis auf die schwarz grundirte, mit Weiß überzogene Wand ausgeschabt wird – am Schöller’schen Hause auf dem Opernringe in Wien und die Entwürfe zu Sgraffito’s im Fischer’schen Hause am Kärnthnerring, die „Häuslichkeit“ und die „Gastlichkeit“ darstellend. Ein in dem Jahre 1864 bei St. Anna in Wien ausgestellter „Friedenseinzug“, dessen Genien ein rücksichtsloser Kritiker mit „Fröschen in Tricot“ verglichen hat. war nichts weniger als ein neues Blatt im Kranze des Künstlers. Mittlerweile war Svoboda als Lehrer des Zeichnens an der Schottenfelder Ober-Realschule angestellt und überdies von der Regierung mit einem ehrenvollen Auftrage betraut worden. Er sollte nämlich einen auf das 500jährige Jubiläum der Wiener Universität (1865) Bezug nehmenden Carton ausführen. Der Künstler stellte in drei Abtheilungen die hervorragendsten Persönlichkeiten der Wiener Hochschule dar. Den mittleren durch eine Bogennische abgegrenzten Raum nimmt der Stifter der Universität Rudolph IV. ein, um welchen zur Rechten und Linken vertheilt Albrecht I., Albrecht II., Ferdinand II., Maximilian I. und Maria Theresia als Förderer der Hochschule sitzen. Die berühmtesten Gelehrten. welche in alter und neuerer Zeit an derselben als Lehrer wirkten, man sieht u. A. Balbus, Littrow den Aelteren, Schrötter, Sonnenfels, van Swieten, nehmen in lebensgroßen Gestatten die beiden Seitentheile des Cartons ein. Ueber diesen beiden Theilen zieht sich ein figurenreicher Fries hin, während im mittleren Theile, gerade über dem Haupte des Stifters, die Wissenschaft, die Fackel in der Rechten, das Weltrund in der Linken, in den Wolken thront, von vier Genien umschwebt, welche auf Tafeln die Namen der vier Facultäten zeigen. Die ganze sehr nüchtern concipirte Darstellung ist gut gruppirt, die einzelnen Gestalten sind charakteristisch, einige derselben sogar vorzüglich. [Da viele Arbeiten Svoboda’s, wie auch eben genannter Carton im Holzschnitte ausgeführt wurden, lassen wir S. 72 in den Quellen eine Uebersicht der uns bekannten Nachbildungen seiner Gemälde und Zeichnungen folgen.] Das nächste Jahr brachte dem Künstler einen neuen, und zwar sehr bedeutenden Auftrag, er wurde nämlich mit der Ausführung jener Gemälde für die Loggia im neuen Opernhause, welche als Motiv „Iphigenia auf Tauris“, nach der gleichnamigen Oper von Gluck behandeln, betraut und er brachte die diesbezüglichen Cartons auf die erste große internationale Kunstausstellung in Wien im April 1869: „Agamemnon opfert Iphigenia“; – „Iphigenia als Priesterin in Aulis“; – „Klytemnestra tödtet Agamemnon“; – „Orest wird zum König von Phokis [71] gewählt“; – „Orest von den Furien verfolgt; – „Orest vor dem Orakel zu Delphi“; – „Orest kehrt mit Iphigenia nach Mykenä zurück“. – Weitere drei Bilder: „Die Erkennungsscene in Taurien“; – „Der Kampf um das geraubte Götterbild“; – „Rückkehr der Geschwister ins Vaterland“ schließen den Cyclus der in Reliefmanier, Grau in Grau auf Goldgrund ausgeführt wurde. Dieser großen Arbeit folgte im Jahre 1868 ein Auftrag, den das Ministerium für Cultus und Unterricht im Einvernehmen mit dem Czernowitzer Residenzbaucomité dem von der Regierung in seltener Weise bevorzugten Künstler ertheilte. Er sollte nämlich die Entwürfe zu Fresken für den Repräsentationssaal der bischöflichen Residenz in Czernowitz und dann diese Fresken selbst ausführen. Man hatte sich mit dem Künstler für folgende Darstellungen geeinigt: 1. „Die Aussendung der Apostel“; – 2. „Die Bekehrung Constantin’s“; – 3. „Das Consilium in Nicäa“; – 4. „Die Ausbreitung des Christenthums“; – 5. „Die Gründung der Hierarchie in der Moldau“; – 6. „Uebertragung der Reliquien des h. Johannes aus Suczawa“; – 7. „Gründung des Bisthums Radautz“; – 8. „Gründung des Klosters Patau“; – 9. „Synode zu Jassy“; – 10. „Huldigungsfeier der Bukowina“; – 11. „Einweihung der Kathedralkirche“. Mit den bisher aufgezählten Werken des Künstlers wären wohl seine großen Arbeiten erschöpft; aber nebenbei lieferte er noch eine stattliche Menge kleinerer Werke, als Zeichnungen, Illustrationen zu Dichterwerken u. d. m., deren vorzüglichste wir im Folgenden angeben wollen. Seiner Zeichnungen zur Geschichte Illyriens, die ihm Stoff zu vielen kleineren ethnographischen Genrebildern gab, haben wir bereits Erwähnung gethan; dann lieferte er gemeinschaftlich mit Trenkwald den 30 Blätter umfassenden Cyclus von Zeichnungen zur „Königinhofer Handschrift“[WS 1], welche Leopold Schmidt [Bd. XXX, S. 290, Nr. 85] in Kupfer gestochen hat; zwölf Illustrationen zu Gottfried Kinkel’s Gedicht: „Otto der Schütz“, von F. W. Bader meisterhaft in Holz geschnitten; eine Folge von sechs Zeichnungen: „Aus dem Leben einer Hetäre“: 1. „Das Mädchen, eben zur Jungfrau erblüht, bekränzt in ihrer unbeschreiblichen Liebessehnsucht die Bildsäule des Pan, von ihm eine Gunst erflehend“; – 2. „Erste Begegnung mit dem Manne“; – 3. „Selige Hingebung“; – 4. „Der Mann auf der Höhe des Ruhmes kennt sie nicht mehr und verläßt sie“; – 5. „Verlassen und verrathen wird sie zur Hetäre“ und endlich 6. „Durch Ausschweifungen geschwächt und elend sucht sie bei Aeskulap Hilfe für ihr zerrüttetes Dasein“. Diese sechs Blätter waren für 260 fl. verkäuflich; schließlich zu dem Gedichte: „Das Waldfräulein“ von Zedlitz, 20 Bleistiftzeichnungen, welche im November 1858 im österreichischen Kunstverein zur Ausstellung kamen. So hätten wir denn im Vorstehenden eine ziemlich vollständige Uebersicht der Künstlerthätigkeit Svoboda’s gegeben. Er lebte in den günstigsten materiellen Verhältnissen mit seiner Frau, die ihm mehrere Töchter gebar. Im Jahre 1868 wurde ihm dieselbe nach nahezu zwanzigjähriger Ehe durch den Tod entrissen; er selbst hatte das 46. Jahr erreicht, als die Nachricht von seinem plötzlichen Ableben in Künstlerkreisen nicht ungewöhnliche Aufregung hervorrief. Er war in seiner Wohnung, im Florabade auf der Wieden, eben als er die Schale Kaffee zur Neige geleert, lautlos vom Stuhle gesunken. Ein Schlaganfall hatte seinem Leben ein Ende gemacht. Das „Wiener Tagblatt“ [72] schloß die Anzeige von seinem Hinscheiden mit den Worten: „Seiner Gesinnung nach war Svoboda ein Ultračeche extremster Richtung und vermied in Folge dessen den häufigen Umgang mit Wiener Künstlern, wie er denn überhaupt in Künstlerkreisen wenig zu treffen war, desto mehr aber unter seinen nationalen Freunden. Er war Vorstand des slavischen Turnvereins, Mitglied sämmtlicher slavischer Vereine Prags und Ausschuß der „Beseda Slovanská“. In seiner Stellung als Künstler nahm er einen hervorragenden Platz ein. In seiner Zeichnung ist Wahrheit, in seinen Gestalten begegnet man scharf durchdachten Charakteren; das Sanfte gelingt ihm wenig oder gar nicht, dagegen versteht er es, der Leidenschaft sprechenden Ausdruck zu geben. Und eben seine Vorliebe zu leidenschaftlichen Stoffen beeinträchtigt nicht unwesentlich den künstlerischen Geist, der ihm in hohem Grade eigen war. Composition, Gruppirung gelingen ihm gut; es steckt ein gut Stück Hussitismus in seinen Arbeiten, die weitab stehen von der katholischen Strömung, welche zu jener Zeit die Künstlerkreise Oesterreichs durchzog, natürlich aber auch in den Werken eines Steinle, Führich, Schwind u. A. Schöneres zu Tage förderte, als Maler anderer Confessionen aufzuweisen haben. Wenn auch seine meisten Bilder im Ganzen nichts weniger als einen harmonischen Eindruck im Beschauer hervorbringen, so fesseln doch einzelne Gestalten darauf uns oft mit fast magischem Zauber und bestätigen die gewaltige Gestaltungskraft des Künstlers, der es nicht liebte, seiner Leidenschaft einen Zaum anzulegen.
Svoboda, Karl (Historienmaler, geb. zu Planic in Böhmen 14. Juni 1824, gest. in Wien 12. September 1870). Frühzeitig verwaist, kam der Knabe unter die Obhut seines Onkels väterlicher Seits- Uebersicht jener Werke Karl Svoboda’s (Gemälde, Zeichnungen, Skizzen), welche durch den Holzschnitt vervielfältigt wurden. 1) „Kaiser Joseph II. und Papst Pius VI.“, Zeichnung [in Waldheim’s „Illustrirten Monatheften“, 1865, S. 261]. – 2) „Kaiser Maximilian I. krönt Ulrich von Hutten als Dichter zu Augsburg“ [ebd. 1865, S. 197]. – 3) „Kaiser Heinrichs V. Zug aus Rom“ [ebd. 1865, S. 92]. – 4) „Conradin von Hohenstaufen und Friedrich von Oesterreich wird im Kerker von Neapel das Todesurtheil verkündet“ [in Waldheim’s „Illustrirter Zeitung“, 1863, Nr. 59, S. 709. J. Martin sc.]. – 5) „Der Sturz der böhmischen Statthalter Martinitz und Slawata. Zeichnung nach dem eigenen Gemälde“ [ebd. und auch im 5. Hefte 1865 von Abel Lukšić’s „Slavische Blätter“]. – 6) „Carton zum Wiener Universitätsjubiläum“ [„Illustrirte Zeitung“, 26. August 1865, Nr. 1156, nach einer Photographie]. – 7) „Šárka“ [im „Světozor“ 1870, Nr. 13, Pokorny xylogr.]. – 8) „Die von Beneš Hermann erschlagenen Sachsen“, Zeichnung [ebd., 1871, Nr. 1, S. 5, geschnitten von V. Mára]. – 9) „Volkslied“ (Pěšme se sladkou nadějí) Zeichnung [ebd., 1869, Nr. 20, P(atocka)]. – 10) „Herstellung der Ordnung in Böhmen und Mähren nach der Schlacht am weißen Berge“ Zeichnung [ebd. 1869, Nr. 12, S. 97, geschnitten von Pokorny]. – 11) „Ein Hussitenfürst segnet den Kelch der zum Kampf Ausziehenden“ [„Květy“, II. Jahrg., Nr. 8]. – 12) „Šárka und Čtírad“ [ebd., III. Jahrgang. Nr. 2]. – 13) „Nach der Schlacht am weißen Berge“ [ebd., III. Jahrg., Nr. 22]. – 14) „Rudolph II. unterschreibt den Majestätsbrief“ [ebd., III. Jahrg., Nr. 30]. – 15) „Die Hussiten nach dem Siege bei Domazlice“ [ebd., III. Jahrg., Nr. 40]. – 16) „Comenius als Verbannter bei Zierotin“ [ebd., IV. Jahrg., Nr. 1]. – 17) „Johannes Žiška“ [ebd., IV. Jahrg., Nr. 34]. – 18) „Johannes Huß“ [ebd., IV. Jahrg., Nr. 35, Jass xyl.]. – 19) „Joachim Schlick vor seiner Hinrichtung“ [ebd., V. Jahrg., Nr. 1]. – 20) „Ihr seid Gottesstreiter!“ [ebd., V. Jahrg., Nr. 21]. – 21) „Žiška vor Prag, entschlossen, die Stadt zu vernichten“ [ebd., V. Jahrg. Nr. 33, Stolař xyl.]. Die folgenden sind Illustrationen zu slavischen Volksliedern: 22) „Kosakenlied“ [„Květy“, III. Jahrgang, Nr. 11]. – 23) „Croatisches Lied“ [ebd., III. Jahrg., [73] Nr. 15]. – 24) „Čechisches Trinklied“ [ebd., III. Jahrg., Nr. 18]. – 25) „Die Slovakin am Grabe“ [ebd., III. Jahrgang. Nr. 25]. – 26) „Croatischer Trinkspruch“ [ebd., III. Jahrg., Nr. 31]. – 27) „Wenn ich Dich sehe“ [ebd., III. Jahrg., Nr. 36]. – 28) „Die Warnung“ [ebd., III. Jahrg., Nr. 47]. – 29) „Trinklied“ [ebd., III. Jahrg., Nr. 49]. – 30) „Als ich bei Euch diente“ [ebd., III. Jahrg., Nr. 52). – 31) „Ich hab’ eine kleine Hütte“ [ebd., IV. Jahrg., Nr. 1]. – 32) „Die Blauäugige“ [ebd., IV. Jahrg., Nr. 4]. – 33) „Mein Gott, mein Vater“ [ebd., IV. Jahrg., Nr. 19). – 34) „Wart, ich rede“ [ebd., IV. Jahrg., Nr. 22]. – 35) „Großrussisches Lied“ [ebd., IV. Jahrg., Nr. 30]. – 36) „Polnisches Lied“ [ebd., IV. Jahrg., Nr. 39]. – 37) „Als ich Deine Pferde gehütet“ [ebd., IV. Jahrg., Nr. 50]. – 38) „Der abgewiesene Schreiber“ [ebd., V. Jahrg., Nr. 20]. – 39) „Die Dalmatinerin mit dem Tamburin“ [ebd., IV. Jahrg., Nr. 19]. – 40) „Die Verlassene“ [ebd., VII. Jahrg., Nr. 1). – 41) „Der Hirsch“. Aus der „Königinhofer Handschrift“ [ebd., VI. Jahrg., Nr. 1] Auch sollen in den „Květy“, Jahrgang III, Nr. 14, 27, 30, Jahrg. IV, Nr. 22, 25, 47, 50 und Jahrg. V, Nr. 6 und Nr. 20, Zeichnungen zu Volksliedern von Svoboda enthalten sein. Einzelne dieser Holzschnitte, wie z B. Nr. 10 und Nr. 12 von Pokorny, Nr. 21 von Stolař, Nr. 18 von Jass, Nr. 40 von Patocka und Nr. 41 von Bartel sind auch durch ihren schönen, den böhmischen Holzschnitt charakteristisch kennzeichnenden Schnitt bemerkenswerth.
- Quellen zur Biographie. Katalog der historischen Kunstausstellung 1877 (Wien 1877, Verlag der k. k. Akademie, 8°.) S. 318, Nr. 3201 [mit falscher Angabe des Geburts- (1823) und Sterbejahres (1871)]. – Slavische Blätter. Illustrirte Monatshefte für Literatur, Kunst und Wissenschaften .... der slavischen Völker. Herausgegeben und redigirt von Abel Lukšić (Wien, 4°.) I. Jahrgang (1865), S. 249: „Biographische Skizze“. – Frankl (Ludwig August Dr.), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) III. Jahrg. (1844), S. 447, im „Kunstbericht“, und S. 1068. – National-Zeitung (Berlin) 1858, Nr. 514, im Feuilleton: „Die allgemeine deutsche Kunstausstellung in München“. Von Ernst Förster. – Wiener Zeitung, 1859, Nr. 129, S. 2402. – Kölnische Zeitung, 1861, Nr. 289, im Feuilleton: „Die zweite deutsche allgemeine und historische Kunstausstellung“. Von Hermann Becker. – Politik (Prager polit. Blatt) 1863, Nr. 140, im Feuilleton: „Gemälde-Ausstellung 1863“. – Presse, 1863, Nr. 41 und 205, im Feuilleton: „Kunstberichte“. – Bohemia (Prager polit. und belletr. Blatt, 4°.) 1863, Nr. 130, S. 1451, im Berichte über die Kunstausstellung. – Dieselbe, 1864, Nr. 99, Beilage, S. 1155, ebenda. – Dieselbe, 1865, Nr. 138, S. 1739, ebenda. – Morgenblatt der Bayerischen Zeitung (München, 4°.) 22. October 1864, Nr. 292, im „Münchener Kunstbericht“. – Neue Freie Presse, 1867, Nr. 967: „Karl Svoboda’s Compositionen für das neue Opernhaus“. – Dieselbe, 1868, Nr. 1530: „Fresken in der Czernowitzer Residenz“. – Neues Wiener Tagblatt, 1870, Nr. 255: „Maler Karl Svoboda“. – Reber (Franz Dr.), Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873. Mit Berücksichtigung der gleichzeitigen Kunstentwicklung in Frankreich, Belgien, Holland, England, Italien und den Ostseeländern (Stuttgart 1876, Meyer und Zeller, gr. 8°.) S. 439 [bemerkt über S. ganz kurz, daß derselbe mit seinen späteren eigenen Compositionen – nachdem er als Ruben’s Schüler zu schönen Hoffnungen berechtigte – hinter den gehegten Erwartungen zurückgeblieben sei]. – Waldheim’s Illustrirte Zeitung (Wien, Fol.) Jahrg. 1862, S. 8; über Svoboda’s „Otto der Schütz“. – Dieselbe, 1863, S. 628, über sein Bild „Sturz des Statthalters Martinitz“. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) 1864, Nr. 1110, über sein Bild „Die besiegten Mailänder vor Barbarossa“. – Die Künstler aller Zeiten und Völker.... Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt und beendigt von Dr. Karl Klunzinger und A. Seubert (Stuttgart 1860, Ebner und Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 639 und Anhang S. 419. – Květý, d. i. Blüten (Prager illustr. Blatt) 1870, Nr. 38, S. 303. – Světozor (Prager illustr. Blatt) 1870, Nr. 38.
- Porträte. 1) Schöner und ähnlicher Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen, in Abel Lukšic’s „Slavische Blätter“, [74] 1865, S. 249. – 2) Holzschnitt von Mára. Nach einer Zeichnung, welche B. Kriehuber nach einer Photographie ausgeführt hat,. im „Světozor“, 1870, Nr. 52, S. 409.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vergleiche dazu Königinhofer Handschrift (Wikipedia).