Jüdische Altertümer/Buch I

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Jüdische Altertümer
Buch II »
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Erstes Buch.

Dieses Buch umfasst einen Zeitraum von 3833 Jahren.

Inhalt.

1. Vorwort, die Gründe für die Abfassung des Werkes enthaltend.

2. Die Einrichtung der Welt und Anordnung der Elemente.

3. Von der Nachkommenschaft Adams und den zehn Geschlechtern von ihm bis zur Sintflut.

4. Von der Sintflut, und wie Noë mit seiner Familie in der Arche gerettet wurde und dann in der Ebene Sennaar wohnte.

5. Wie der Turm, den seine Nachkommen Gott zum Trotz bauten, zusammenstürzte; wie Gott ihre Sprache verwirrte, und wie der Ort, wo dieses geschah, Babylon genannt wurde.

6. Wie Noës Nachkommen über die ganze Erde hin sich Wohnsitze gründeten.

7. Wie jedes der Völker von seinem Gründer den Namen erhielt.

8. Wie unser Vorfahre Abram aus dem Lande der Chaldäer zog und die einst Chananaea, jetzt Judaea benannte Landschaft bewohnte.

9. Wie Abram, als eine Hungersnot Chananaea bedrückte, nach Aegypten zog und, nachdem er eine Zeitlang dort sich aufgehalten, wieder zurückkehrte.

10. Niederlage der Sodomiter im Kampf gegen die Assyrier.

11. Wie Abram die Assyrier angriff, die gefangenen Sodomiter befreite und die Beute, welche jene im Stich liessen, siegreich zurückbrachte.

12. Wie Gott das Volk der Sodomiter, erzürnt über ihre Frevelthaten, vernichtete.

13. Von Ismael, dem Sohne Abrams, und seinen Nachkommen, den Arabern.

14. Von Isaak, dem rechtmässigen Sohne Abrams.

15. Von Sarra, der Gattin Abrams, und wie sie starb.

16. Wie von der dem Abram vermählten Chetura das Geschlecht der Troglodyten abstammt.

17. Vom Tode Abrams.

18. Von Isaaks Söhnen Esau und Jakob, ihrer Geburt und Erziehung.

19. Wie Jakob aus Furcht vor seinem Brüder nach Mesopotamien floh, dort ein Weib nahm, zwölf Söhne erzeugte und dann wieder nach Chananaea zurückkehrte.

20. Der Tod Isaaks und seine Bestattung in Chebron.

[14]
Vorwort.

(1.) 1 Diejenigen, welche sich der Geschichtschreibung befleissigen, tun dies nicht aus ein und denselben, sondern aus vielfachen, meist unter sich verschiedenen Beweggründen. 2 Denn einige gehen an diese Art Arbeit, um ihre Redegewandtheit leuchten zu lassen und dadurch berühmt zu werden, andere, um denen zu gefallen, über die sie schreiben. Freilich trauen sich diese Letzteren oft mehr zu, als sie vermögen. 3 Wieder andere treibt ein gewisser Zwang, die Ereignisse, deren Zeugen sie waren, schriftlich vor Vergessenheit zu bewahren; viele auch veranlasst die Erhabenheit wichtiger, im Dunkel verborgener Thatsachen, diese zum allgemeinen Besten zu erzählen. 4 Von den genannten Beweggründen sind für mich die zwei letzten in Betracht gekommen. Denn den Krieg zu beschreiben, den wir Juden mit den Römern geführt haben, dazu war ich als Mitkämpfer gewissermassen gezwungen, um diejenigen zu widerlegen, welche in ihren Schriften Falsches darüber berichtet haben.

(2.) 5 Das vorliegende Werk dagegen nahm ich in Angriff, weil ich allen Griechen damit etwas Bedeutendes bieten zu können glaubte. Es wird nämlich unsere ganze Altertumskunde und die Verfassung unseres Staates enthalten, wie ich sie aus hebräischen Schriften (ins Griechische) übertragen habe. 6 Schon früher, als ich die Geschichte des Krieges schrieb, gedachte ich auch kundzugeben den Ursprung der Juden, ihre mannigfaltigen Schicksale, wie sie unter einem grossen Gesetzgeber die Verehrung Gottes und alle übrigen Tugenden kennen lernten, welche Kriege sie im Laufe der Zeiten geführt und wie sie endlich wider ihren Willen zum letzten Kriege gegen die Römer gedrängt wurden. 7 Doch der zu grosse Umfang des Stoffes nötigte mich, die Geschicke der Juden vor dem Kriege mit den Römern von Anfang an bis zu diesem Zeitpunkte besonders zu beschreiben. Aber im Laufe der Zeit beschlich mich, da ich mich unterfangen, einen so gewaltigen Stoff in einer fremden, ungewohnten Sprache [15] wiederzugeben, oft eine gewisse Trägheit, wie es denen gewöhnlich ergeht, die allzu Schwieriges unternehmen. 8 Indes ermunterten mich viele, das Werk fortzusetzen, in erster Reihe Epaphroditus, ein Mann, der allen Wissenschaften und besonders der Geschichte sehr zugethan war, zumal er selbst grosse Ereignisse und mancherlei Schicksale erlebt hatte, wobei er stets eine geistig hervorragende Natur und unerschütterte Wahrheitsliebe offenbarte. 9 Diesem hochherzigen Gönner aller nützlichen und ehrbaren Bestrebungen gegenüber schämte ich mich, den Anschein zu erwecken, als ob ich den Müssiggang fleissiger Arbeit vorzöge, und ich nahm daher alle meine Geisteskräfte zusammen. Dazu kam noch, dass ich immer und immer wieder erwog, wie gern unsere Vorfahren ihre Geschichte den Fremden mitzuteilen geneigt waren, und wie manche Griechen vor Eifer brannten, unsere Schicksale kennen zu lernen.

(3.) 10 Ich erfuhr besonders, dass der König Ptolemaeus II., wie er überhaupt den Wissenschaften und dem Bibliothekswesen sehr zugethan war, danach verlangte, unsere Gesetze und die Bestimmungen unserer Staatsverfassung ins Griechische übertragen zu sehen, 11 und dass Eleazar, der an Tugend keinem unserer Hohepriester nachstand, keinen Anstand nahm, dem Könige den Gebrauch derselben zu gestatten, den er doch gewiss verweigert haben würde, wenn es nicht bei uns alte Sitte gewesen wäre, Gutes und Anständiges vor niemand geheim zu halten. 12 Daher glaubte ich, dass es auch mir wohl anstehe, die Grossmut unseres Hohepriesters nachzuahmen, umso mehr, als ich überzeugt bin, dass auch heute gar viele es dem König an Wissbegierde gleich thun möchten. Doch hat der König nicht die ganze heilige Schrift erhalten können, sondern die, welche nach Alexandrien zum Zwecke der Interpretation gesandt worden waren, haben ihm nur die Gesetzbücher übergeben. 13 Es sind aber noch ausserdem unzählige andere Dinge in den heiligen Schriften aufbewahrt, die die Geschichte von 5000 Jahren mit ihren merkwürdigen [16] Ereignissen, ihrem wechselnden Kriegsglück, ihren herrlichen Feldherrnleistungen und ihren vielen Staatsumwälzungen umfassen. 14 Im allgemeinen kann man leicht aus dieser Geschichte entnehmen, dass denjenigen, die Gottes Willen befolgen und seine wohl gemeinten Gesetze zu übertreten sich scheuen, alles wider Erwarten zum Besten gedeiht und der Lohn der Glückseligkeit Gottes winkt, dass hingegen die, welche von der treuen Beobachtung der Gesetze abweichen, das unüberwindlich finden, was sonst leicht erscheint, und das Gute, das sie zu tun unternehmen, in heillose Verwirrung umschlagen sehen.

15 Daher ermahne ich diejenigen, welche diese Bücher lesen wollen, ihren Sinn auf Gott zu richten und Acht zu haben, wie unser Gesetzgeber die Natur Gottes geziemend aufgefasst und ihm nur solche Thaten beigelegt hat, die seiner Macht würdig sind, und wie er sich fern gehalten von eitler Fabelei, 16 obgleich doch das hohe Alter der Begebenheiten ihn leicht zur Erfindung irgendwelcher Lügen hätte verleiten können. Denn er ist geboren vor 2000 Jahren, zu einer Zeit, in welche die Dichter nicht einmal den Ursprung ihrer Götter, geschweige denn Thaten oder Gesetze sterblicher Menschen zu verlegen gewagt haben. 17 Alles dieses wird im Folgenden in gebührender Ordnung dargestellt werden, denn es ist mein fester Vorsatz, in der Darstellung weder etwas wegzulassen noch hinzuzufügen.

(4.) 18 Weil im Übrigen alles der Weisheit des Gesetzgebers Moyses zuzuschreiben ist, erscheint es mir notwendig, einiges über ihn vorauszuschicken, damit es dem Leser nicht auffallend erscheine, dass, obgleich der Titel des Werkes Berichte von Gesetzen und Thaten verspricht, doch so vieles auf die Naturgeschichte Bezügliche darin enthalten ist. 19 Es ist daher notwendig zu wissen, dass jener Mann es für unumgänglich gehalten hat, dass derjenige, der sein eigenes Leben wohl einrichten oder anderen Gesetze geben will, vornehmlich die Natur Gottes zu erkennen streben und durch innige [17] Betrachtung seiner Werke dem erhabenen Vorbilde aller nachzueifern und zu folgen versuchen müsse. 20 Denn ohne diese Erkenntnis wird weder der Gesetzgeber selbst ein gutes Gemüt haben, noch werden seine Schriften das Gemüt der Leser zur Tugend hinlenken können, wenn diese nicht vor allem das erkannt haben, dass Gott, da er aller Herr und Vater ist und alles sieht, denjenigen, die ihm gehorchen, ein glückseliges Leben verleiht, diejenigen aber, die vom Pfade der Tugend abweichen, im grössten Elend versinken lässt. 21 Moyses hat daher, um seinen Mitbürgern diese Erkenntnis beizubringen, nicht wie andere auf Satzung und Übereinkommen seine Gesetze aufgebaut, sondern er hat ihren Sinn auf Gott und die Betrachtung der Schöpfung hingelenkt und sie gelehrt, dass auf Erden wir Menschen das schönste Werk Gottes seien. Nachdem er sie so zuerst zur Religiosität erzogen, überzeugte er sie leicht von allem Übrigen. 22 Andere Gesetzgeber hielten es mit Fabeln und dichteten ihren Göttern der Menschen schändliche Laster an; so gaben sie den Gottlosen hinreichende Gründe zur Entschuldigung. 23 Moyses hingegen zeigte, dass Gott die Tugend rein und unbefleckt besitze, und lehrte die Menschen mit aller Kraft dahin streben, dass sie ihrer teilhaftig würden. Gegen die aber, welche das nicht erkannten und nicht glaubten, schritt er mit Strenge ein.

24 Von diesem Gesichtspunkte aus wolle der Leser dieses mein Werk beurteilen. Wer so denkt, wird nichts darin finden, was widersinnig oder der Majestät Gottes und seiner Liebe zu den Menschen unwürdig wäre. Denn alles ist in höchster Ordnung und naturgemäss dargestellt: einiges nach dem Sinne des Gesetzgebers nur angedeutet, anderes nur allegorisch ausgedrückt, endlich das klar und geordnet auseinander gesetzt, was eine volle Beleuchtung verdient. 25 Freilich für diejenigen, die die letzten Gründe der einzelnen Dinge erforschen wollen, würde die Betrachtung zu ausgedehnt und zu philosophisch werden müssen, weshalb ich dies [18] auf eine andere Zeit zu verschieben mir vornehme. Gewährt mir Gott ein längeres Leben, so will ich nach Vollendung dieses Werkes auch noch an jene Arbeit herangehen. 26 Nunmehr will ich mich zur eigentlichen Erzählung wenden. Einiges über die Erschaffung der Welt werde ich nach den Worten des Moyses voranschicken. Dies fand ich in den heiligen Büchern aufgezeichnet, und es verhält sich damit also, wie folgt.

Erstes Kapitel.
Die Einrichtung der Welt und die Anordnung der Elemente.

(1.) 27 Im Anfange erschuf Gott Himmel und Erde. Da diese aber noch dem Anblicke entzogen und in tiefer Finsternis verborgen war, während der Geist über ihr schwebte, befahl Gott, dass das Licht werde. 28 Nach dessen Erschaffung betrachtete Gott die ganze Masse und schied das Licht von der Finsternis. Und die Finsternis nannte er Nacht, das Licht aber Tag, Morgen den Beginn des Lichtes, und Abend den Beginn der Ruhe. 29 Und dieses war der erste Tag. Moyses aber nannte ihn einen Tag. Den Grund hierfür könnte ich schon jetzt angeben. Weil ich jedoch versprochen habe, die Gründe aller Dinge in einem besonderen Werke zu erörtern, werde ich es bis dahin verschieben. 30 Sodann setzte Gott über das Ganze am zweiten Tage den Himmel, weil er ihn von dem Übrigen getrennt für sich angebracht wissen wollte. Und er umgab ihn mit Kristall und machte ihn feucht und wasserreich, damit Regen entstehe zur Befruchtung des Bodens. 31 Am dritten Tage erschuf er das Land und umgab es von allen Seiten mit Meer. An demselben Tage sind Pflanzen und Samen der Erde entsprossen. Am vierten Tage erleuchtete er den Himmel mit Sonne, Mond und anderen Sternen; allen wies er Bewegung und Bahn an, wodurch Zeit- und Witterungsverhältnisse entstanden. 32 Am fünften Tage entsandte er die Fische und Vögel, jene in die [19] Tiefe, diese durch die Lüfte. Zugleich paarte er sie, damit sie sich fortpflanzten, und ihr Geschlecht wachse und sich vermehre. Am sechsten Tage aber erschuf Gott die Vierfüssler, männliche und weibliche, und an diesem bildete er auch den Menschen. 33 So ist nach Moyses die Welt mit allem, was auf ihr ist, in diesen sechs Tagen erschaffen worden. Am siebenten Tage aber habe Gott geruht und keine Arbeit verrichtet. Daher enthalten auch wir uns an diesem Tage der Arbeit und nennen ihn Sabbat, was in hebräischer Sprache „Ruhe“ bedeutet.

(2.) 34 Bevor nun Moyses nach dem siebenten Tage in der Schilderung fortfährt, beschreibt er die Erschaffung des Menschen wie folgt. Gott bildete den Menschen, indem er Staub von der Erde nahm und diesem Geist und Seele einhauchte. Und dieser Mensch hiess Adam, das heisst in hebräischer Sprache „rot“, weil er aus roter weicher Erde gemacht ist, die die jungfräuliche und wahre Erde darstellt. 35 Gott führte alsdann dem Adam die einzelnen Tiergeschlechter zu und zeigte ihm Männchen und Weibchen; und Adam gab ihnen Namen, die sie heute noch haben. Da Gott aber sah, dass Adam der Gesellschaft und Gemeinschaft eines Weibes entbehrte (denn es war noch keines da) und sich über der anderen Lebewesen Gebaren verwunderte, nahm er ihm im Schlafe eine Rippe und bildete daraus ein Weib. 36 Und als er sie ihm zuführte, erkannte Adam, dass sie aus ihm gemacht sei. Ein Weib heisst in hebräischer Sprache Issa; sie aber wurde Eva genannt, das heisst „Mutter aller Lebendigen.“

(3.) 37 Er erzählt dann weiter, Gott habe gegen Osten einen Garten gepflanzt, prangend in mancherlei Gewächsen. Unter diesen sei ein Baum des Lebens gewesen, und ein anderer der Erkenntnis des Guten und Bösen. 38 In diesen Garten habe Gott den Adam mit seinem Weibe geführt und ihnen aufgetragen, die Gewächse zu pflegen. Bewässert aber wird dieser Garten von einem einzigen Flusse, der die ganze Landschaft [20] umfliesst und sich in vier Arme teilt. Von diesen fliesst der Phison (das heisst „Menge“) nach Indien und ins Meer; von den Griechen wird er Ganges genannt. 39 Der Euphrat und der Tigris münden ins Rote Meer; ersterer heisst Phora (Zerstreuung oder Blume), letzterer Diglath (scharf und eng). Der Geon endlich fliesst durch Ägypten und heisst: „von Osten her uns zuströmend“; die Griechen nennen ihn Nil.

(4.) 40 Gott gestattete also dem Adam und seinem Weibe, von den übrigen Gewächsen zu kosten, von dem Baume der Erkenntnis dagegen verbot er ihnen zu essen, indem er ihnen drohte, falls sie ihn berührten, werde es ihr Verderben sein. 41 Da aber zu jener Zeit alle Tiere sich der Sprache bedienten, überredete die Schlange, die mit Adam und seinem Weibe vertraulich verkehrte und sie um ihr Glück beneidete, das sie im Gehorsam gegen Gott genossen, 42 das Weib, dass es von dem Baume der Erkenntnis koste, wohl wissend, dass die beiden in ihr Unglück stürzten, sobald sie vom Pfade des Gehorsams abwichen. Sie stellte ihr nämlich vor, an diesem Baume hänge die Unterscheidung des Guten und Bösen, und wenn sie diese erlangt hätten, würden sie ein glückseliges Leben wie Gott geniessen. 43 Und so verführte sie das Weib, Gottes Gebot zu missachten. Als Eva nun von dem Baume gekostet und sich an der Speise ergötzt hatte, beredete sie auch den Adam, davon zu essen. 44 Da aber erkannten sie, dass sie nackt seien, und voll Scham suchten sie nach Bekleidung, denn jener Baum machte sie scharfsehend und klug. Sie verhüllten sich daher mit Feigenblättern und bedeckten ihre Scham, und sie kamen sich glücklicher vor, weil sie das gefunden, was sie früher entbehrt hatten.

45 Da nun Gott in den Garten kam, verbarg sich Adam im Bewusstsein seiner Sünde, weil er doch früher vertrauten Umgang mit ihm gepflogen hatte. Gott aber forschte verwundert nach der Ursache, weshalb er sich früher an seinem Umgange erfreut habe, nun aber denselben [21] fliehe und fürchte. 46 Und da Adam im Bewusstsein der begangenen Übertretung nichts antwortete, sprach Gott: „Ich hatte über euch beschlossen, dass ihr ein glückliches, sorgenfreies Leben führen solltet, durch kein Leid beirrt und im Genusse alles dessen, was euch durch meine Fürsorge zu Nutz und Frommen gereicht hätte, ohne jede Mühe und harte Arbeit, und dass schnelles Alter euch nicht beschieden sein, vielmehr euer Dasein sich lange hinziehen sollte. 47 Nun aber hast du mein Gebot verachtet und meinen Willen übertreten, und kein Zeichen der Tugend ist es, dass du schweigst, sondern des bösen Gewissens.“ 48 Da versuchte Adam seinen Fehltritt zu entschuldigen und bat Gott, ihm nicht zu zürnen. Sein Weib trage die Schuld und sie habe ihn zur Sünde verleitet. Das Weib seinerseits klagte die Schlange an. 49 Da strafte Gott den Adam, weil er dem Rate des Weibes gefolgt sei, indem er ihm kundthat, die Erde werde ihnen fürder nicht mehr von selbst Frucht hervorbringen, sondern trotz mühevoller Arbeit werde sie ihnen nur einiges gewähren, anderes dagegen versagen. Die Eva aber strafte er mit Geburtsschmerzen‚ weil sie den Adam mit in das ihr von der Schlange bereitete Verderben verwickelt habe. 50 Dann nahm er der Schlange die Sprache, erzürnt über ihr boshaftes Verhalten gegen Adam, und ihrer Zunge gab er Gift, erklärte sie für den Feind des Menschengeschlechtes und verhiess ihr, dass ihr Kopf zerschlagen werden solle, teils weil in ihm der Menschen Verderben beruhe, teils weil sie so am leichtesten getötet werden könne. Endlich beraubte er sie der Füsse und hiess sie sich im Staube der Erde fortwälzen. 51 Nachdem Gott diese Strafen verhängt hatte, verwies er Adam und Eva an einen anderen Ort.

[22]
Zweites Kapitel.
Von der Nachkommenschaft Adams und den zehn Geschlechtern von ihm bis zur Sintflut.

(1.) 52 Adam und Eva erzeugten zwei Söhne, von denen der ältere Kaïs, das ist „Besitzung“ hiess, der jüngere aber Abel, das ist „Trauer.“ Auch Töchter wurden ihnen geboren. 53 Die Brüder nun hatten verschiedene Neigungen. Abel, der jüngere, pflegte die Gerechtigkeit, und da er Gott bei all seinem Thun gegenwärtig glaubte, lebte er tugendhaft als Hirt. Kaïs aber, in hohem Grade gottlos und nur auf Gewinn bedacht, pflügte zuerst die Erde und tötete seinen Bruder aus folgender Veranlassung. 54 Da sie beide Gott opfern wollten, brachte Kaïs von den Früchten des Feldes und der Bäume dar, Abel aber Milch und Erstgeburt der Herde. An diesem Opfer der freigebigen Natur nun hatte Gott mehr Gefallen als an dem, was der habgierige Mensch mit seiner Kraft hervorgebracht. 55 Kaïs aber ergrimmte über diese Bevorzugung seines Bruders, tötete Abel und verbarg seinen Leichnam in dem Wahne, die That werde so geheim bleiben. Doch Gott erkannte den Frevel, kam zu Kaïs und forschte, wo sein Bruder sei, den er nun schon tagelang nicht gesehen, obgleich er doch früher immer mit ihm verkehrt habe. 56 Kaïs aber, tückischen Gemütes und ausser stande, Gott zu antworten, behauptete, auch er sei in Ängsten über den Verbleib seines Bruders. Als nun Gott beharrlich in ihn drang, entgegnete er trotzig, er sei nicht der Hüter und Wächter seines Bruders, und dessen Angelegenheiten kümmerten ihn nicht. 57 Da beschuldigte Gott ihn offen des an Abel verübten Totschlages und sprach: „Ich wundere mich, dass du nicht wissen willst, was deinem Bruder zugestossen ist, da du ihn doch selbst getötet hast.“ 58 Durch ein Opfer des Kaïs und sein Flehen um Verzeihung wurde nun Gott zwar bewogen, ihm die Strafe für den Totschlag zu erlassen, aber er [23] verfluchte ihn und verkündete ihm, dass er seine Nachkommen bis ins siebente Glied züchtigen wolle. Dann vertrieb er ihn samt seinem Weibe aus dem Lande. 59 Da aber Kaïs die Befürchtung aussprach, er möchte beim Umherirren auf der Erde eine Beute wilder Tiere werden, hiess ihn Gott nichts dergleichen besorgen, denn es werde ihm kein Übel von wilden Tieren zustossen, und er werde furchtlos auf Erden wandern können. Jedoch drückte Gott ihm ein Zeichen auf, an dem er erkannt werden könnte, und hiess ihn dann sich aus seinen Blicken wenden.

(2.) 60 Kaïs aber durchzog mit seinem Weibe viele Länder und kam endlich nach Naïda, wo er zu wohnen beschloss und Kinder erzeugte. Übrigens liess er sich seine Strafe keineswegs zur Warnung dienen, sondern steigerte seine Bosheit mehr und mehr. Denn er ging jeder Art von Lüsten nach, wenn er sie auch nur durch Benachteiligung seiner Gefährten erreichen konnte. 61 Sein Vermögen vermehrte er durch Raub und Gewaltthätigkeit, verleitete seine Genossen zu Schwelgerei und Räuberei und unterrichtete sie in allen Schlechtigkeiten. Die bisherige Einfachheit der Lebensweise veränderte er durch Erfindung von Mass und Gewicht und verkehrte die Unschuld und Arglosigkeit des Wandels, sowie den Adel des Geistes in Verschlagenheit und Pfiffigkeit. 62 Er war der erste, der der Feldmark Grenzen setzte, eine Stadt erbaute, sie mit Mauern befestigte und die Hausgenossen zwang, zusammen zu wohnen. Diese Stadt nannte er nach Anoch, seinem ältesten Sohne, Anocha. 63 Anoch hatte einen Sohn Jared, und von diesem stammte Manuel, dessen Sohn Mathusala war. Der letztere zeugte den Lamech, der von zwei Weibern, der Sella und Ada, siebenundsiebzig Söhne hatte. Von diesen errichtete Jobel, der Sohn der Ada, Zelte und betrieb Viehzucht. 64 Sein Bruder Jubal übte die Musik und erfand das Psalter- und Harfenspiel. Thobel aber, ein Sohn des anderen Weibes, der an Körperkraft alle überragte, verlegte sich auf die Kriegskunst und verschaffte [24] sich dadurch das, was körperlicher Lust dienen konnte. Auch erfand er die Schmiedekunst. 65 Lamech hatte auch eine Tochter, mit Namen Noëma. Da er übrigens Sehergabe besass, konnte es ihm nicht entgehen, dass auch er dem Strafurteile aus dem Brudermorde des Kaïs unterworfen sei, woraus er auch seinen Weibern gegenüber kein Hehl machte. 66 Des Kaïs Nachkommenschaft aber wurde noch bei Lebzeiten Adams überaus frevelhaft; in der Schlechtigkeit folgte der eine dem anderen, und so wurde das Geschlecht immer verderbter. Zu Krieg und Räubereien waren sie über die Massen geneigt, und war auch vielleicht einer zu Mordthaten weniger fähig, so that er sich sicher um so mehr in sinnloser Verkehrtheit, Übermut und Ungerechtigkeit hervor.

(3.) 67 Nach Abels Ermordung und Kaïs’ Flucht hatte nun Adam (um auf diesen zurückzukommen) den sehnlichen Wunsch, weitere Nachkommen zu erhalten, obgleich er schon zweihundertunddreissig Jahre alt war. Er lebte dann noch siebenhundert Jahre. 68 Da es aber zu weit führen würde, von allen Söhnen Adams zu reden, so werde ich nur von Seth und seinen Nachkommen erzählen. Seth zeichnete sich, als er zu den Jahren der Unterscheidung gekommen war, durch tugendhaftes Streben aus, und wie er selbst ein vortrefflicher Mann war, hinterliess er auch ebensolche Söhne. 69 Sie alle lebten einträchtigen Gemütes und glücklich in einem und demselben Lande, ohne dass sie während ihres ganzen Lebens ein Unheil traf. 70 Sie erfanden die Sternkunde, und damit ihre Erfindungen nicht verloren gingen und vernichtet würden, ehe sie zu allgemeiner Kenntnis gelangten (denn Adam hatte den Untergang aller Dinge teils durch Feuer, teils durch heftige Überschwemmungen vorhergesagt), so errichteten sie zwei Säulen, die eine aus Ziegeln, die andere aus Stein, und schrieben das von ihnen Erfundene auf beiden ein, 71 damit, wenn die Säule aus Ziegeln durch Wasserflut vernichtet werden sollte, die steinerne wenigstens noch erhalten bleibe und [25] den Menschen ihre astronomischen Inschriften und zugleich auch die Thatsache kundthun könne, dass ausser ihr auch eine Ziegelsäule errichtet worden sei. Die steinerne Säule steht übrigens noch heute in Syrien.

Drittes Kapitel.
Von der Sintflut, und wie Noë mit seiner Familie in der Arche gerettet wurde und dann in der Ebene Sennaar wohnte.

(1.) 72 In diesem Zustande blieben die Nachkommen Seths sieben Geschlechter hindurch, verehrten Gott als den Herrn des Weltalls und lebten tugendhaft. Im Laufe der Zeit aber wandten sie sich von den Gebräuchen der Väter ab und dem Bösen zu, versagten Gott die schuldige Verehrung und übten Ungerechtigkeit gegen die Menschen. Und wie sie früher tugendhaften Wandel gepflegt, so warfen sie sich jetzt mit doppeltem Eifer auf Schlechtigkeit, wodurch sie Gottes Feindschaft sich zuzogen. 73 Denn es verkehrten viele Engel Gottes mit Weibern und erzeugten ruchlose Söhne, die im Vertrauen auf ihre Kraft alles Gute verachteten und gleich den Giganten der Griechen in Frevelthaten sich auszeichneten. 74 Noë, über ihr Treiben entrüstet‚ riet ihnen eindringlich zur Umkehr. Da er aber sah, dass sie ihm nicht gehorchten und ganz in Laster versunken waren, fürchtete er, mit Weib und Kind von ihnen getötet zu werden, und verliess deshalb das Land.

(2.) 75 Gott aber liebte den Noë wegen seiner Gerechtigkeit; jene anderen hingegen verdammte er nicht allein um ihrer Bosheit Willen, sondern er beschloss auch, das ganze Menschengeschlecht zu vertilgen und ein anderes, sündenreines an seine Stelle zu setzen. Vorher noch kürzte er die Lebenszeit ab, die sieh nicht mehr über hundertundzwanzig Jahre ausdehnen sollte. Dann überschwemmte er das feste Land mit Wasser, das alle Menschen zu Grunde richtete. 76 Noë allein wurde [26] gerettet, da Gott selbst ihm Mittel und Wege dazu offenbarte. 77 Noë erbaute nämlich eine Arche mit vier Abteilungen, dreihundert Ellen lang, fünfzig Ellen breit und dreissig Ellen hoch. In diese ging er mit seinem Weibe, seinen Söhnen und deren Weibern und nahm das zum Lebensunterhalt Notwendige mit, ferner von allen Tieren je sieben Paare, damit sie nicht ausstürben. 78 Die Arche aber hatte starke Wände und Fugen und ein kräftiges Dach, sodass sie dem Anprall der Wogen wohl widerstehen konnte. So wurde Noë mit den Seinigen errettet. 79 Er war der zehnte von Adam an als Sohn des Lamech, dessen Vater Mathusala war. Dieser aber stammte von Anoch ab, dem Sohne des Jared. Des letztem Vater war Maluel, der nebst mehreren Schwestern von Kainas abstammte, dem Sohne des Enos. Enos aber war ein Sohn des Seth, welcher den Adam zum Vater hatte.

(3.) 80 Die Überschwemmung ereignete sich im sechshundertsten Lebensjahre Noës, im zweiten Monat, der von den Mazedoniern Dios, von den Hebräern aber Marsuane genannt wird; denn so wurde in Ägypten das Jahr eingeteilt. 81 Moyses aber setzte für die Einrichtung der Festtage als ersten Monat den Nisan oder Xanthikos fest, weil er in diesem die Hebräer aus Ägypten geführt hatte. Auch bei allem auf den Gottesdienst Bezüglichen nahm er diesen Monat als Ausgangspunkt, wogegen er für Käufe und Verkäufe sowie die übrigen Einrichtungen die frühere Ordnung beibehielt. Nach Moyses begann die Überflutung am siebenundzwanzigsten des vorgenannten Monats. 82 Von Adam an aber war eine Zeit von zweitausendsechshundertsechsundfünfzig Jahren verflossen; diese Zeit ist in den heiligen Büchern vermerkt, da man damals überhaupt sehr sorgfältig den Anfang und das Ende des Lebens berühmter Männer zu verzeichnen pflegte.

(4.) 83 Dem Adam nämlich wurde Seth geboren, als er zweihundertunddreissig Jahre alt war, und Adam lebte im ganzen neunhundertunddreissig Jahre. Seth aber [27] zeugte im Alter von zweihundertundfünf Jahren den Enos, der, neunhundertundzwölf Jahre alt, seinem Sohne Kainas die Verwaltung übergab, den er in seinem hundertundneunzigsten Jahre gezeugt hatte. Enos aber lebte neunhundertundfünfzig Jahre 84 und Kainas neunhundertundzehn Jahre, nachdem ihm in seinem hundertundsiebzigsten Lebensjahre Maluel geboren worden war. Maluel wurde achthundertfünfundneunzig Jahre alt und hinterliess den Jared, den er in seinem einhundertfünfundsechzigeten Lebensjahre zeugte. 85 Diesem folgte, als er neunhundertzweiundsechzig Jahre gelebt hatte, sein Sohn Anoch, geboren im einhundertzweiundsechzigsten Lebensjahre seines Vaters. Anoch aber ging in seinem dreihundertfünfundsechzigsten Lebensjahre zu Gott ab, weshalb man über das Ende seines Lebens nichts verzeichnet findet. 86 Mathusala, der dem Anoch in seinem einhundertfünfundsechzigsten Jahre geboren wurde, erhielt den Lamech in seinem einhundertsiebenundachtzigsten Jahre und übergab diesem die Herrschaft, als er sie selbst neunhundertneunundsechzig Jahre innegehabt hatte. 87 Lamech herrschte siebenhundertsiebenundsiebzig Jahre, und es folgte ihm dann sein Sohn Noë, den er in seinem einhundertzweiundachtzigsten Jahre erhielt. 88 Noë aber herrschte neunhundertfünfzig Jahre. Alle diese Jahre zusammengenommen ergeben die oben genannte Summe. Niemand aber darf das Todesjahr dieser Männer erforschen wollen, denn ihr Leben erstreckte sich über Kinder und Kindeskinder hinaus, sondern man wolle bei der Zählung der Jahre nur darauf achten, wann sie geboren sind.

(5.) 89 Nachdem nun Gott die Menschen durch Zeichen gewarnt hatte, fing es an zu regnen, und es fiel anhaltend vierzig Tage lang so viel Wasser vom Himmel, dass dasselbe fünfzehn Ellen über der Erde stand. So fanden die meisten Menschen jeden Ausweg zur Rettung versperrt. 90 Und erst hundertfünfzig Tage nach dem Aufhören des Regens fing das Wasser endlich am siebenten Tage des siebenten Monats an zu sinken. Als dann [28] die Arche in Armenien auf dem Gipfel eines Berges stehen geblieben war, öffnete Noë dieselbe und schöpfte, da er einiges Land sah, daraus neue Hoffnung. 91 Und da nach einigen Tagen das Wasser noch mehr gefallen war, liess er einen Raben fliegen. Denn er wünschte zu wissen, ob noch weiteres Land trocken geworden sei, damit er sich hinauswagen könne. Aber der Rabe kehrte, weil er noch alles vom Wasser bedeckt fand, zu Noë zurück. 92 Dann liess Noë nach Verlauf von sieben Tagen eine Taube los, um den Zustand der Erde zu erforschen, und da diese mit schmutzigen Füssen und einem Ölzweige zurückkehrte, erkannte er, dass das Land vom Wasser frei sei. Und nachdem er dann noch sieben Tage gewartet, liess er die Tiere aus der Arche hinaus und folgte selbst mit den Seinen voll Dank gegen Gott. Diesen Ort nennen die Armenier Apobaterion, das heisst „Ort des Ausganges,“ und man zeigt heute dort noch Reste der Arche.

(6.) 93 Der Sintflut und der Arche thun übrigens auch die Schriftsteller anderer Völker Erwähnung, so Berosus der Chaldäer, der ungefähr so von der Flut berichtet: „Es heisst, dass noch jetzt in Armenien auf dem Kordyäergebirge ein Teil jenes Fahrzeuges vorhanden sei, und dass manche Harz davon entnehmen, um sich desselben als Zaubermittels gegen drohende Übel zu bedienen.“ 94 Ferner spricht davon Hieronymus der Ägyptier, der die Geschichte der Phoeniker geschrieben, ebenso Mnaseas und andere. Nikolaus von Damaskus sagt in seinem sechsundneunzigsten Buche also: 95 „Oberhalb Minyas in Armenien liegt ein gewaltiger Berg, Baris genannt, auf den viele zur Zeit der grossen Flut geflohen sein sollen, wodurch sie gerettet wurden. Einer soll in einer Arche gefahren und auf dem Gipfel des Berges gelandet sein, und es sollen sich lange Zeit Überreste des Schiffsholzes dort erhalten haben. Vielleicht ist das derselbe, von dem Moyses, der jüdische Gesetzgeber, berichtet hat.“

(7.) 96 Noë aber besorgte, Gott möchte jedes Jahr zur [29] Vertilgung der Menschen solche Wasserfluten schicken. Daher brachte er ein Brandopfer dar und flehte zu Gott, er möge die frühere Weltordnung wieder einführen und keine solche Flut, die allem Lebendigen den Untergang drohe, wieder zulassen, sondern er möge die Bösen bestrafen, der Guten aber sich erbarmen und sie vor so kläglichem Unheil bewahren. 97 Denn diese seien noch unglücklicher als die Bösen, wenn sie nicht vor neuen Fluten sicher seien, einmal weil sie den Schrecken der früheren Überschwemmung erfahren hätten, dann aber auch, weil sie in der späteren Flut doch untergehen müssten. 98 Er hat also Gott, sein Opfer mit gnädiger Huld anzunehmen und nicht wieder solchen Schrecken der Erde zu senden, damit sie dieselbe fleissig bebauen, Städte errichten und ein glückseliges Leben führen könnten. Auch möge er ihnen alles Gute, wie vor der Flut, wieder gewähren und ihnen, wie ihren Vorfahren, ein langes Leben verleihen.

(8.) 99 Als Noë diese Bitten ausgesprochen, verhiess ihm Gott deren Erfüllung, weil er ihn seiner Gerechtigkeit wegen liebte, indem er hinzufügte, nicht er habe die in der Flut Umgekommenen ins Verderben gestürzt, sondern sie hätten nur die Strafe für ihre Frevel erlitten. Denn er würde sie nicht ins Leben gerufen haben, wenn er sie später hätte zu Grunde richten wollen, 100 da es besser sei, das Leben überhaupt nicht zu geben, als es später wieder zu vernichten. „Aber,“ sprach Gott, „weil sie mir durch ihre Sünden solche Schmach angethan, haben sie mich zu diesen Strafen herausgefordert. 101 Übrigens will ich sie nicht mehr mit solcher Wucht züchtigen, um so mehr, da du für sie bittest. Darum, wenn ich wieder ungewöhnliches Unwetter errege, braucht ihr der Regengüsse Gewalt nicht mehr zu fürchten, denn ich werde den Erdkreis nicht mehr überschwemmen. 102 Ich befehle euch aber, euch der Vergiessung von Menschenblut zu enthalten und den Totschlag zu scheuen; wer aber solches thut, den sollt ihr bestrafen. Hingegen gestatte ich euch den Gebrauch aller Tiere zu eurem Vergnügen und nach [30] Belieben. Denn ich habe euch über alle Tiere gesetzt, die auf der Erde, im Wasser und in der Luft leben. Doch geniesset nicht mit dem Fleische zugleich das Blut, denn in ihm ist die Seele. 103 Und zum Zeichen meiner Huld soll euch der Bogen dienen (das ist der Regenbogen, denn dieser wird von den Juden für den [Streit-]Bogen Gottes gehalten).“ Nachdem Gott dies verheissen und verkündet, verliess er den Noë.

(9.) 104 Noë nun lebte nach der Sintflut noch dreihundertundfünfzig Jahre glücklich und starb dann im Alter von neunhundertundfünfzig Jahren. 105 Niemand aber, der das heutige kurze Leben mit dem unserer Vorfahren vergleicht, möge die Berichte über dieselben für unwahr halten in dem Glauben, es müsse, da die Menschen jetzt nicht mehr so lange leben, auch ihnen kein so langes Leben beschieden gewesen sein. 106 Denn jene Menschen waren Lieblinge Gottes, von ihm selbst direkt geschaffen, und sie bedienten sich auch einer zwecksmässigeren Nahrung. Übrigens gab ihnen Gott auch deshalb ein längeres Leben, damit sie eifriger die Tugend üben und ihre Erfindungen in der Sternkunde und Geometrie durch Gebrauch und Erfahrung mehr ausnützen könnten. Denn wenn sie nicht wenigstens sechshundert Jahre gelebt hätten, so hätten sie nichts Sicheres ermitteln können, da das sogenannte grosse Jahr aus so vielen Jahren besteht. 107 Ich beziehe mich ausserdem auf das Zeugnis griechischer und fremder Schriftsteller, so des ägyptischen Geschichtschreibers Manetho, des chaldaeischen Berosus, des Mochus, Hestiaeus und des Ägyptiers Hieronymus, die der Phoeniker Geschichte geschrieben haben und die mit mir übereinstimmen. 108 Hesiod, Hekataeus, Hellanikus, Akusilaus, Ephorus und Nikolaus berichten sogar, dass die Alten tausend Jahre gelebt hätten. Hierüber mag indessen jeder denken, wie es ihm gut scheint.

[31]
Viertes Kapitel.
Vom babylonischen Turm und der Sprachenverwirrung.

(1.) 109 Noë hatte drei Söhne, Sem, Japheth und Chamas, die hundert Jahre vor der grossen Flut geboren waren. Sie stiegen zuerst vom Gebirge in die Ebene hinab, beschlossen da zu wohnen und beredeten auch andere, die aus Furcht vor der Flut die Ebenen mieden und ungern die Gebirge verliessen, ihnen vertrauensvoll zu folgen. 110 Die Ebene, wo sie dieselben zuerst hinführten, heisst Sennaar. Obgleich nun Gott ihnen befahl, um der Vermehrung der Menschen willen sich in anderen Gegenden anzusiedeln, damit sie nicht unter einander in Streit gerieten und durch Bebauung grösserer Flächen reichere Ernten erzielten, gehorchten sie ihm in ihrem Unverstande nicht und gerieten ins Elend. 111 Und als sich ihre Jugend sehr vermehrte, gab ihnen Gott wiederum den Rat, sie in Kolonien zu verpflanzen. Sie aber, im Glauben, den Genuss des Lebensglückes nicht Gottes Güte, sondern eigener Kraft zu verdanken, gehorchten Gott wiederum nicht. 112 Ja, sie wähnten sogar, er wolle sie nur darum in andere Wohnsitze locken, um sie zerstreuen und leichter unterdrücken zu können.

(2.) 113 Zu dieser Verachtung und Verhöhnung Gottes verleitete sie Nebrod, der Enkel Chamas’, des Sohnes Noës, denn er war kühn, und seiner Hände Kraft gross. Dieser überredete sie zu dem Wahn, nicht von Gott komme ihr Glück, sondern ihre eigene Tüchtigkeit sei die Ursache ihres Wohlstandes. 114 Und allmählich verkehrte er sein Benehmen in Tyrannei, weil er die Menschen um so eher von Gott abzuwenden gedachte, wenn sie der eigenen Kraft hartnäckig vertrauten. Er wolle, sagte er, sich an Gott rächen, falls er mit erneuter Flut die Erde bedränge, und er wolle einen Turm bauen, so hoch, dass die Wasserflut ihn nicht übersteigen könne. So werde er für den Untergang seiner Vorfahren Vergeltung üben.

(3.) 115 Die Menge pflichtete den Absichten Nebrods bereitwillig bei, da sie es für Feigheit hielt, Gott noch zu [32] gehorchen. Und so machten sie sich an die Erbauung des Turmes, der bei unverdrossener Arbeit und den vielen Arbeitskräften schnell in die Höhe wuchs. 116 Da er aber sehr breit war, fiel seine Höhe minder auf. Gebaut wurde er aus Ziegeln, die mit heissem Harz zusammengekittet waren zum Schutze gegen das andrängende Wasser. Obgleich nun Gott ihr unsinniges Benehmen sah, wollte er sie doch nicht vertilgen, wiewohl sie durch Erinnerung an die Sintflut eigentlich auf bessere Gedanken hätten kommen müssen 117 und also eine solche Strafe wohl verdienten, sondern er verwirrte ihre Sprache und entzweite sie so, dass der eine den anderen nicht verstehen konnte. Der Ort des Turmbaues aber wird wegen der Verwirrung der Sprache, die früher bei allen dieselbe war, Babylon genannt, denn auf Hebraeisch heisst Babel „Verwirrung.“ 118 Des Turmbaues und der Sprachenverwirrung gedenkt auch Sibylla mit folgenden Worten: „Da alle Menschen eine und dieselbe Sprache redeten, begannen sie einen sehr hohen Turm zu bauen, als wollten sie auf ihm in den Himmel steigen. Die Götter aber erregten einen Sturm, der den Turm umstürzte, und gaben jedem eine besondere Sprache, woher die Stadt Babylon ihren Namen hat.“ 119 Die Ebene Sennaar erwähnt Hestiaeus: „Die geretteten Priester kamen mit den Heiligtümern des Zeus Enyalios nach Sennaar in Babylonien.“

Fünftes Kapitel.
Wie Noës Nachkommen über die ganze Erde hin sich Wohnsitze gründeten.

120 Also zerstreuten sie sich der Verschiedenheit der Sprache halber. Die einen nahmen dieses Land in Besitz, die anderen jenes, wie Gott sie führte, so dass das ganze Festland, Binnenland sowohl wie Küste, von ihnen bevölkert wurde. Einige auch setzten auf Schiffen nach den Inseln über. 121 Dabei behielten die Völker zum Teil die ihnen von ihren Gründern beigelegten Namen, [33] zum Teil veränderten sie dieselben, zum Teil auch nahmen sie solche Namen an, die ihren Nachbarn geläufiger waren. Letzteres veranlassten besonders die Griechen, die, nachdem sie die Macht erlangt, ruhmsüchtig wie sie waren, anderen Völkern mit ihrer Staatsverfassung auch den Namen aufdrängten.

Sechstes Kapitel.
Wie die einzelnen Völker von ihren Gründern Namen erhielten.

(1.) 122 Noës Söhne hatten wieder Söhne, denen zu Ehren die Völker, sobald sie ein Land in Besitz genommen hatten, genannt wurden. Japheth, der Sohn Noës, hatte sieben Söhne, deren Landbesitz von den Bergen Taurus und Amanus in Asien bis zum Flusse Tanaïs, in Europa bis nach Gadira reichte. Da diese Landstriche bis dahin unbewohnt waren, so gaben sie den dort sich niederlassenden Völkern ihre Namen. 123 So hiessen die jetzigen Galater einst Gomarenser, da sie von Gomar stammten, und die jetzigen Skythen Magoger von ihrem Stammvater Magog. 124 Von den anderen Söhnen Japheths, Jovanus und Mades, stammten ab: von letzterem die Madäer, die die Griechen Meder nennen, von ersterem die Ionier und Griechen. Den Thobelern, die heute Iberer genannt werden, gab Thobel den Namen, 125 den Mosochenern, die jetzt Kappadozier heissen, Mosoch. Doch ist noch eine Spur des alten Namens erhalten, da ihre Stadt Mazaka an denselben erinnert. Von ihrem Herrscher Thiras nannten sich die Thirer, die Thraker der Griechen. 126 Das sind die von Japheth abstammenden Völkerschaften.

Von den Söhnen des Gomar war Aschanaxes der Stammvater der Aschanaxer, die jetzt von den Griechen Rheginer genannt werden. Von Riphates stammten die Riphatäer, jetzt Paphlagoner, und von Thorgames die Thorgamäer, jetzt Phryger genannt.

[34] Auch Jovanus hatte drei Söhne, Elysas, Stammvater der Elysäer, jetzigen Aeoler, Tharsus der Tharsenser, jetzigen Cilicier. Von letzterem hat ihre berühmte Hauptstadt Tarsus offenbar den Namen, wenn auch das Theta in Tau umgeändert ist. 128 Chetimus endlich nahm die Insel Chetima, die heutige Cyprus, in Besitz, und es werden deshalb von den Hebräern alle Inseln und die meisten Küstenorte Chethim genannt. Zum Beweise dessen dient eine Stadt auf Cyprus, die zufällig ihren Namen noch bis heute bewahrt hat, denn sie heisst auf Griechisch Kition, was von Chetim nicht besonders abweicht.

129 Übrigens möchte ich hier, bevor ich fortfahre, eine Bemerkung einschalten, die den Griechen vielleicht weniger bekannt ist. Die Namen sind nämlich zur Ergötzung der Leser von den Griechen ihrer zierlichen Sprache gemäss geändert worden, während die Unseren diese Formen nicht gebrauchen, vielmehr Form und Endung unverändert lassen. So heisst Noëos bei uns Noë, und es bleibt diese Form stets unverändert.

(2.) 130 Des Chamas Söhne nahmen das Land in Besitz, welches sich von Syrien und den Bergen Amanus und Libanon bis ans Meer und den Ocean erstreckte. Doch sind deren Namen teils verloren gegangen, teils stark verändert und in andere verwandelt, sodass man sie schwerlich wiedererkennen kann, und nur wenige sind unversehrt erhalten. 131 Von den vier Söhnen des Chamas hat die Zeit dem Chus nicht geschadet, denn noch jetzt werden die Aethioper, deren Herrscher er war, sowohl von sich selbst, als auch von allen Asiaten Chusäer genannt. 132 Auch die Mesträer haben ihren Namen bewahrt, denn die Unseren nennen Aegypten Mestre und die Aegyptier Mesträer. Nach Libyen führte Phutes Kolonisten und nannte sie nach seinem Namen Phuter. 133 Auch giebt es im Maurenlande einen Fluss dieses Namens, den samt dem benachbarten Lande Phute auch viele griechische Geschichtschreiber erwähnen. Seinen jetzigen Namen hat Libyen von Libys, einem der Söhne des [35] Mestraïm; später werde ich die Ursache angeben, weshalb es auch Afrika heisst. 134 Chanaan endlich, der vierte Sohn des Chamas, bewohnte das jetzige Judaea und nannte es von sich Chananaea. Die Söhne des Chamas hatten wieder Söhne, und zwar hatte Chus deren sechs, von denen Sabas der Sabäer, Evilas der Eviläer (jetzt Gaetuler), Sabathes der Sabathener (griechisch Astabarer), 135 Sabaktes der Sabaktener, Regmus endlich der Regmäer Stammvater war. Der letztere hatte zwei Söhne: Judadas, von dem die in West-Aethiopien wohnenden Judadäer, und Sabaeus, von dem die Sabäer abstammten. Nebrod, ebenfalls ein Sohn des Chus, blieb bei den Babyloniern und beherrschte diese, wie schon oben mitgeteilt wurde. 136 Mestraïm ferner hatte acht Söhne, die das Land von Gaza bis nach Aegypten in Besitz nahmen. Jedoch hat die Gegend nur den Namen des Philistin behalten, und die Griechen nennen einen Teil derselben Palaestina. 137 Von den übrigen, Ludiim, Enemim, Labim (der allein Kolonisten nach Libyen führte und diesem Lande den Namen gab), Nedem, Phethrosim, Chesloem und Chephthorim, wissen wir ausser den Namen fast nichts. Denn im aethiopischen Kriege, von dem ich später erzählen werde, sind ihre Städte zerstört worden. 138 Chanaan aber hatte folgende Söhne: Sidon, der eine Stadt seines Namens in Phoenizien erbaute, die auch die Griechen noch so nennen, Amathius, der Amathine bewohnte, das noch heute steht und von seinen Bewohnern Amathe genannt wird, während die Mazedonier es nach einem der Nachfolger Alexanders Epiphania nennen, ferner Aradaeus, der die Insel Aradus bewohnte, und endlich Arukaeus, der die im Libanon gelegene Stadt Arke besass. 139 Von den übrigen sieben ist ausser den Namen Chettaeus, Jebusaeus, Amorrhaeus‚ Gergesaeus, Eudaeus, Sinaeus, Samaraeus nichts in den heiligen Büchern zu finden, denn die Hebräer haben deren Städte zerstört.

(3.) 140 Als nun nach der Sintflut die Erde ihr früheres Aussehen wiedererlangt hatte, betrieb Noë den Ackerbau. [36] Auch pflanzte er Weinstöcke, las zur Zeit der Reife die Trauben, bereitete Wein und genoss davon, nachdem er vorher geopfert hatte. 141 Da er aber berauscht wurde, fiel er in Schlaf und lag nackt und unwürdig da. Der jüngste Sohn, der ihn so sah, zeigte ihn spöttelnd seinen Brüdern; diese aber bedeckten des Vaters Scham. 142 Als Noë das erfuhr, segnete er die anderen Söhne, die Nachkommen des Chamas aber verfluchte er, obgleich er ihn selbst als nahen Blutsverwandten mit dem Fluche verschonte. Daher verfolgte die göttliche Rache Chanaans Nachkommen, wovon ich weiter unten noch reden werde.

(4.) 143 Sem, der dritte Sohn Noës, hatte fünf Söhne, die Asien bis zum Indischen Ocean vom Euphrat an bewohnten. Elams Nachkommen waren die Elamäer, von denen die Perser stammen. Asuras aber erbaute die Stadt Ninus und unterjochte die Assyrier, die er nach seinem Namen nannte. Diese glänzten durch Kriegsruhm. 144 Arphaxades gab denen, die jetzt Chaldäer heissen, den Namen. Von Aram stammen die Aramäer, von den Griechen Syrer genannt, von Lud die Luder, die jetzt Lyder heissen. 145 Aram aber hatte wieder vier Söhne, von denen Usus Trachonitis und Damaskus gründete, welche zwischen Palaestina und Coelesyrien in der Mitte liegen. Ulus beherrschte Armenien, Gatherus die Baktrianer, Mesas die Mesanäer, in deren Land Spasini Charax liegt. 146 Von Arphaxades stammte Sales, von diesem Heber, nach welchem die Juden anfangs Hebräer hiessen. Heber zeugte Juktas und Phalek. Letzterer hiess so, weil er zur Zeit der Verteilung der Wohnplätze geboren wurde, denn Phalek bedeutet bei den Hebräern „Verteilung.“ 147 Juktas aber hatte folgende Söhne: Elmodad, Saleph, Azermoth, Eiraës, Edoram, Aëzel, Deklas, Ebal, Abimaël, Sabeus, Opheires, Evilates, Jobab. Diese wohnten bei dem indischen Flusse Kophene und in dem nahe dabei liegenden Arien. So viel von Sems Nachkommen.

148 (5.) Ich komme jetzt zu den Hebräern. Von Phalek, [37] dem Sohne Hebers, stammte Ragav, von diesem Serug, dessen Sohn Nachor, der Vater des Tharrus, war. Der letztere aber war der Vater Abrams, des zehnten nach Noë. Abram war im zweihundertzweiundneunzigsten Jahre nach der Sintflut geboren. 149 Denn Tharrus zeugte in seinem siebzigsten Jahre den Abram, Nachor aber in seinem hundertzwanzigsten Jahre den Tharrus. Den Nachor wieder zeugte Serug in seinem hundertzweiunddreissigsten Jahre, und Ragav erhielt den Serug, als er hundertdreissig Jahre alt war. In demselben Alter zeugte Phalek den Ragav, 150 Heber aber, hundertvierunddreissig Jahre alt, den Phalek, während Heber von Sales gezeugt wurde, als dieser hundertdreissig Jahre zählte. Den Sales zeugte Arphaxades in seinem hundertfünfunddreissigsten Lebensjahre, und letzterer war zwölf Jahre nach der Sintflut geboren. 151 Abram aber hatte zwei Brüder, Nachor und Aran. Letzterer hinterliess einen Sohn Lot sowie zwei Töchter, Sarra und Melcha, und starb zu Ur in Chaldaea, wo bis heute noch sein Grab gezeigt wird. Melcha nun wurde von Nachor, Sarra von Abram zum Weihe genommen. 152 Da aber Tharrus sehr um Aran trauerte und deshalb des Aufenthaltes in Chaldaea überdrüssig wurde, zogen sie alle zusammen nach Charra in Mesopotamien. Hier starb Tharrus und ward auch daselbst bestattet, nachdem er zweihundertfünf Jahre gelebt hatte. Allmählich nämlich verkürzte sich das Leben der Menschen mehr und mehr bis zur Geburt des Moyses. Von da an wurde dasselbe von Gott auf hundertzwanzig Jahre festgesetzt, welches Alter auch Moyses erreichte. 153 Dem Nachor und der Melcha aber wurden acht Söhne geboren: Uxus, Bauxus, Kamuel, Chazad, Azav, Pheldas, Jadelphas und Bathuel. Das waren Nachors rechtmässige Söhne, denn Tabaeus, Gaamus, Tavaus und Machaus gebar ihm sein Kebsweib Ruma. Bathuel aber, einer von den rechtmässigen Söhnen, hatte eine Tochter Rebekka und einen Sohn Laban.

[38]
Siebentes Kapitel.
Wie unser Stammvater Abram aus Chaldaea auszog und eine Zeitlang in Chananaea wohnte, welches jetzt Judaea heisst.

(1.) 154 Abram aber nahm seinen Neffen Lot, den Bruder seiner Gattin Sarra an Kindesstatt an, weil er wenig Hoffnung auf Nachkommenschaft hatte, und zog in seinem fünfundsiebzigsten Lebensjahre auf Gottes Befehl aus Chaldaea nach Chananaea, das er selbst bewohnte und seinen Nachkommen hinterliess. Er besass einen scharfen Blick, grosse Überredungsgabe und selten irrende Urteilskraft, und da er auch tugendhaft war und im Ansehen eines weisen Mannes stand, beschloss er, die hergebrachten falschen Ansichten von Gott in richtige umzuwandeln. 155 Daher erklärte er zunächst, dass es nur einen Gott gebe, den Schöpfer aller Dinge, und dass dieser alles, was zum Glücke diene, gewähre, während der Mensch aus eigener Kraft dies nicht erlangen könne. 156 Das schloss er aus den Vorgängen auf dem Lande und dem Meere, an der Sonne und dem Monde, und aus den Veränderungen am Himmelsgewölbe. Denn, so sagte er, läge die Kraft in der Schöpfung selbst, so würde sie auch selbst für ihre Erhaltung sorgen. Dass dies aber nicht der Fall sei, liege auf der Hand. Deshalb trage sie auch nicht aus eigener Kraft zu unserem Nutzen bei, sondern sie sei abhängig von der Macht eines höheren Wesens, dem allein Dank und Ehre gebühre. 157 Als nun darauf die Chaldäer und andere Bewohner Mesopotamiens den Aufruhr gegen ihn schürten, hielt er es für das beste, auszuwandern, und nahm mit Willen und Hilfe Gottes das Land Chananaea in Besitz. Dort angelangt, errichtete er einen Altar und opferte Gott.

(2.) 158 Auch Berosus erwähnt unsern Vater Abram, allerdings ohne seinen Namen zu nennen, mit folgenden Worten: „Im zehnten Geschlechte nach der Sintflut gab [39] es bei den Chaldäern einen gerechten und hervorragenden Mann, der in der Himmelskunde erfahren war.“ 159 Hekataeus aber gedenkt seiner nicht nur oberflächlich, sondern er hat ein ansehnliches Schriftstück über ihn hinterlassen. Nikolaus von Damaskus sagt im vierten Buche seiner Geschichte also: „Zu Damaskus regierte Abram, der mit einem Heere aus dem oberhalb Babylon gelegenen Lande der Chaldäer dorthin gekommen sein soll. 160 Und nicht lange nachher wanderte er mit seinem Volke von dort wieder aus nach Chananaea, welches jetzt Judaea heisst und wo sich die Seinen stark vermehrten. Hiervon werde ich in einem anderen Buche erzählen.“ Abrams Name ist auch jetzt noch im Damaszenerlande berühmt, und man zeigt dort ein Dorf, das nach ihm Abramsheim genannt wird.

Achtes Kapitel.
Wie Abram infolge einer Hungersnot in Chananaea nach Aegypten zog, dort eine Zeitlang sich aufhielt und dann zurückkehrte.

(1.) 161 Als aber eine Hungersnot über Chananaea hereingebrochen war und Abram von der Aegyptier Wohlstand hörte, begab er sich freudig dorthin, um von ihrem Überflusse zu geniessen und die Meinung ihrer Priester über die Götter zu vernehmen. Wenn dieselben Besseres lehrten, wollte er ihnen folgen, andernfalls versuchen, sie eines besseren zu belehren. 162 Da er nun auch die Sarra mitnahm und bei dem bekannten Hang der Aegyptier zu Ausschweifungen fürchtete, der König möchte ihn wegen der Schönheit seiner Gattin töten lassen, so erfand er die List, sich für ihren Bruder auszugeben und ermahnte Sarra, sich danach zu richten, da es in ihrem beiderseitigen Interesse liege. 163 Als sie nun nach Aegypten gekommen, traf es sich, wie Abram gefürchtet; denn überallhin verbreitete sich der Ruf von [40] Sarras Schönheit. Und so wurde der König Pharao, der, mit dem Gehörten nicht zufrieden, sie zu sehen heftig verlangte, von dem Wunsche erfüllt, sich ihrer zu bemächtigen. 164 Gott aber vereitelte sein unreines Begehren, indem er pestartige Krankheit und Verwirrung über ihn verhängte. Und als er die Priester befragte, was er zur Abwendung des Unheils thun müsse, das Gott ihm geschickt, antworteten diese, er habe gegen die Gattin eines Fremdlings Gewalt brauchen wollen. 165 Erschreckt hierüber erforschte er von Sarra, wer sie und ihr Begleiter seien, und da er den Sachverhalt vernahm, entschuldigte er sich bei Abram: er habe sie für seine Schwester, nicht für seine Gattin gehalten, und er habe nur seine Verwandtschaft gesucht, nicht aber vorgehabt, ihr Unrecht zuzufügen. Dann beschenkte er ihn reichlich und ermöglichte ihm den Umgang mit den gebildetsten Aegyptiern; infolge davon verbreitete sich der Ruf seiner Tugend mehr und mehr.

(2.) 166 Da nämlich die Aegyptier verschiedene Gebräuche hatten, die sie sich gegenseitig verächtlich zu machen suchten, so hielt er mit den einzelnen Unterredungen ab, wies ihre Einwürfe zurück und zeigte, dass diese schal und gehaltlos seien. 167 Deshalb wurde er von ihnen bewundert und für höchst weise gehalten, weil er mit scharfem Verstande und mächtiger Überzeugungsgabe ausgestattet sei. 168 Er unterrichtete sie in der Arithmetik und der Sternkunde, Wissenschaften, die vor seiner Ankunft ihnen völlig fremd waren; denn sie gelangten von den Chaldäern zu den Aegyptiern und von da zu den Griechen.

(3.) 169 Als nun Abram nach Chananaea zurückgekehrt war, teilte er das Land mit Lot, da unter ihren Hirten Streit wegen der Weideplätze entstanden war; dabei liess er dem Lot völlig freie Wahl. 170 Er selbst nahm die von Lot verlassene Gegend nahe dem Gebirge ein und wohnte in der Stadt Chebron, die sieben Jahre älter ist als Tanis in Aegypten. Lot hingegen bewohnte die Ebene am Flusse Jordan nahe bei Sodom, welche [41] damals noch gottesfürchtig war, jetzt aber infolge des göttlichen Zornes verschwunden ist. Die Ursache hiervon werde ich an geeigneter Stelle darlegen.

Neuntes Kapitel.
Niederlage der Sodomiter im Kampf mit den Assyriern.

171 Zur Zeit der Herrschaft der Assyrier in Asien blühte Sodom sehr; sein Reichtum vergrösserte sich mehr und mehr, und es wies eine zahlreiche Jugend auf. Die Sodomiter wurden von fünf Königen beherrscht: Ballas, Barsas, Senabares, Symoborus und dem Könige der Balener, von denen jeder sein Gebiet hatte. 172 Da überzogen die Assyrier sie mit Krieg; mit einem in vier Abteilungen unter je einem Anführer geteilten Heere belagerten sie die Sodomiter, besiegten sie in einer Schlacht und legten den Königen Tribut auf. 173 Nachdem die Sodomiter zwölf Jahre lang dienstbar gewesen waren und den auferlegten Tribut entrichtet hatten, fielen sie ab, weshalb die Assyrier von neuem gegen sie zogen unter Führung des Amraphel, Ariuch, Chodollamor und Thadal. 174 Diese plünderten ganz Syrien und rotteten das gewaltige Geschlecht aus. Dann kamen sie ins Land der Sodomiter und schlugen ihr Lager in einem „Harzbrunnen“ genannten Thale auf. Zu jener Zeit nämlich gab es dort viele Brunnen; doch jetzt befindet sich an der Stelle, wo einst Sodom stand, ein See, Asphaltsee genannt. 175 Über diesen See werde ich noch weiter unten berichten. Als nun die Sodomiter mit den Assyriern in heisser Schlacht zusammentrafen, fielen eine Menge von ihnen, die übrigen aber wurden in die Gefangenschaft geführt, unter ihnen auch Lot, der den Sodomitern zu Hilfe geeilt war.

[42]
Zehntes Kapitel.
Abram zieht gegen die Assyrier, bleibt Sieger und führt die gefangenen Sodomiter nebst der im Stich gelassenen Beute wieder zurück.

(1.) 176 Als Abram von ihrem Unglück hörte, beschloss er in Sorge um seinen Vetter Lot und voll Mitleid mit den Sodomitern, seinen Freunden und Nachbarn, 177 diesen zu Hilfe zu kommen, und brach ungesäumt mit den Seinen auf. In der fünften Nacht ereilte er die Assyrier bei Danus, der einen Quelle des Jordan, griff sie unversehens an und tötete die einen in ihren Betten; die anderen, die noch nicht eingeschlafen waren und unfähig zum Kampfe umhertaumelten, schlug er in die Flucht. 178 Dann verfolgte er sie und zwang sie am anderen Tage, sich in die Stadt Hoba im Damaszener-Gebiet zurückzuziehen. Hierdurch bewies er, dass der Sieg nicht auf der Menge der Krieger, sondern auf ihrer Rüstigkeit und Tapferkeit beruhe. Denn mit dreihundertzwölf Mann der Seinen und mit drei Freunden hatte er ein so gewaltiges Heer geschlagen. Und was von Feinden seiner Hand entgangen war, musste sich schmachbedeckt zurückziehen.

(2.) 179 Abram brachte nun die gefangenen Sodomiter und seinen Vetter Lot in Sicherheit und kehrte in Frieden heim. Und es kam ihm der König der Sodomiter entgegen bis zu einem „Königsfeld“ genannten Orte; dort wurde er von Melchisedek, dem Könige von Solyma, empfangen. 180 Melchisedek heisst der gerechte König, und das war er nach allgemeinem Urteil, weshalb er auch zum Priester Gottes bestellt wurde. Solyma ist das spätere Jerusalem. 181 Dieser Melchisedek bewirtete die Krieger Abrams gebührend und gewährte ihnen alle Lebensbedürfnisse reichlich, und beim Mahle begann er den Abram zu loben und Gott zu danken, weil er die Feinde in seine Hand gegeben. Abram dagegen gab ihm von der Beute den Zehnten, den Melchisedek als [43] Geschenk annahm. 182 Als nun der König der Sodomiter den Abram bat, die Beute für sich zu behalten und ihm nur die befreiten Sodomiter auszuliefern, erklärte Abram, er könne diese Bedingung nicht annehmen; von der Beute wolle er nur das nehmen, was seine Leute zum Lebensunterhalt gebrauchten, wie auch ein Teil seinen befreundeten Mitkämpfern gebühre, nämlich dem Escholes, Enner und Mambres.

(3.) 183 Gott aber gefiel dieses tugendhafte Benehmen Abrams, und er versprach ihm Lohn für seine Ruhmesthaten. Dieser aber meinte, wozu ihm der Lohn dienen solle, da er doch keine Nachkommen habe (bis dahin nämlich war er ohne Kinder). Da verhiess ihm Gott einen Sohn, und sein Geschlecht solle zahlreich werden wie die Sterne des Himmels. 184 Und Abram brachte Gott ein Opfer nach seiner Vorschrift und nach folgender Weise: Er nahm ein dreijähriges Rind, eine dreijährige Ziege und einen dreijährigen Widder, auch eine Turteltaube und eine andere Taube und zerteilte sie nach Vorschrift, doch die Vögel zerteilte er nicht. 185 Als dann die Vögel, ehe der Altar errichtet war, nach dem Blute lüstern umherflogen, erscholl Gottes Stimme, die verkündete, seine Nachkommen würden vierhundert Jahre lang in Aegypten böse Nachbarn haben; dann aber würden sie nach schweren Leiden ihre Feinde überwinden, ausziehen und nach Besiegung der Chananäer deren Land und Städte in Besitz nehmen.

(4.) 186 Abram aber wohnte damals bei einer Eiche, die Ogyges genannt wurde; dieser Ort liegt in Chananaea, nicht weit von Chebron. Und da er darüber betrübt war, dass seine Gattin ihm noch keine Nachkommen geboren, flehte er demütig zu Gott, ihm einen Sohn zu schenken. 187 Gott aber ermahnte ihn, zu hoffen: wie er ihn aus Mesopotamien glücklich herausgeführt habe, so werde er ihm auch Kinder gewähren. Sarra führte ihm auf Geheiss Gottes eine ihrer Mägde, Agar, eine Aegyptierin, zu, damit er von ihr Kinder erhielte. 188 Als aber die Magd schwanger geworden war, trachtete sie [44] nach der Herrschaft und verachtete die Sarra, als ob auf ihr Kind die Herrschaft übergeben würde. Da nun Abram sie der Sarra zur Bestrafung übergab, sann Agar auf Fluchtgelegenheit und hat Gott, dass er sich ihrer erbarme. 189 Und als sie in der Wüste umherirrte, begegnete ihr ein Engel Gottes und befahl ihr, zu ihrem Herrn zurückzukehren: sie würde besser dran sein, wenn sie sich bescheiden aufführe; in der jetzigen schlimmen Lage sei sie nur deshalb, weil sie undankbar und anmassend gegen ihre Herrin gehandelt habe. 190 Wenn sie gegen Gottes Willen weiter wandere, werde sie untergehen; wenn sie aber zurückkehre, werde sie einen Sohn gebären‚ der später über jenes Land herrschen solle. Diesen Ermahnungen folgte sie, kehrte zu ihrer Herrschaft zurück und erhielt deren Verzeihung. Nicht lange danach gebar sie den Ismaël, das heisst „von Gott erhört,“ weil Gott ihr Gebet erhört hatte.

(5.) 191 Ismaël wurde dem Abram in seinem sechsundachtzigsten Lebensjahre geboren, und als er neunzig Jahre alt geworden, erschien ihm Gott, verhiess ihm einen Sohn von der Sarra und befahl ihm, diesen Isak zu nennen. Von ihm würden grosse Völker und Könige abstammen, die ganz Chananaea von Sidon bis nach Aegypten erobern würden. 192 Er gebot ihm aber, sein Geschlecht nicht mit anderen zu vermischen; deshalb solle am achten Tage nach der Geburt die Beschneidung vollzogen werden. Den Grund für unsere Beschneidung werde ich übrigens anderwärts anführen. 193 Auch über seines Sohnes Ismaël Zukunft befragte Abram Gott; dieser antwortete, er werde lange leben und der Vater grosser Völker sein. Und Abram dankte Gott und liess sich sogleich mit den Seinen, darunter auch Ismaël, beschneiden. Letzterer war damals dreizehn, Abram selbst neunundneunzig Jahre alt.

[45]
Elftes Kapitel.
Wie Gott die Sodomiter ausrottete im Zorn über ihre Frevelthaten.

(1.) 194 Um diese Zeit wurden die Sodomiter durch ihren Reichtum stolz, gewaltthätig und religionslos; sie gedachten der Wohlthaten Gottes nicht mehr, übten keine Gastfreundschaft und missbrauchten den vertraulichen Umgang. 195 Darob erzürnte Gott und beschloss, sie zu strafen und nicht nur ihre Stadt zu zerstören, sondern auch ihr Land zu verwüsten, sodass es fürder keine Pflanzen noch Früchte hervorbringen solle.

(2.) 196 Als nun Gott dieses beschlossen, sah Abram, an der Thür seines Hauses in Mambre sitzend, drei Engel, und im Glauben, sie seien Fremdlinge, stand er auf, begrüsste sie und hat sie, seine Gastfreundschaft anzunehmen. 197 Jene sagten zu, und er liess sogleich Brot aus Weizenmehl bereiten, ein Kalb schlachten, zubereiten und ihnen unter einer Eiche das Mahl herrichten. Sie thaten nun, als ob sie speisten, und fragten auch, wo seine Gattin Sarra sei. Und da er antwortete, sie sei drinnen, erklärten sie, sie würden nach einiger Zeit wiederkehren und sie dann als Mutter vorfinden. 198 Sarra aber lachte darüber und meinte, dass sie doch wohl keine Kinder mehr gebären könne, da sie selbst schon neunzig und ihr Mann hundert Jahre alt sei. Da verstellten sie sich nicht länger und bekannten, dass sie Engel Gottes seien; einer von ihnen sei gesandt, um ihm den Sohn zu verkündigen, die beiden anderen, um die Sodomiter auszurotten.

(3.) 199 Als Abram dies hörte, betrübte er sich über die Sodomiter, stand auf und bat Gott, doch mit den Gottlosen nicht zugleich die Gerechten und Guten zu verderben. Gott aber erwiderte ihm, unter den Sodomitern sei kein Guter mehr; wenn aber nur zehn unter ihnen wären, wolle er ihnen die Strafe für ihre Sünden nachlassen. Da schwieg Abram. 200 Und die Engel kamen [46] nach Sodom, wo Lot sie bat, bei ihm einzukehren, denn er zeichnete sich durch Gastfreundschaft aus und wetteiferte mit Abram in freundlichem Wesen. Als nun die Sodomiter sahen, dass so schöne Jünglinge bei Lot einkehrten, wollten sie ihnen sogleich Schande und Gewalt anthun. 201 Doch Lot beschwor sie, sich zu mässigen und die Fremdlinge nicht zu beleidigen, sondern die Gastfreundschaft heilig zu halten; wenn sie sich nicht bezwingen könnten, wolle er lieber seine Töchter an Stelle der Fremdlinge ihrer Lust opfern. Doch auch damit waren sie nicht zu beruhigen.

(4.) 202 Gott aber, durch ihr lasterhaftes Unterfangen erzürnt, schlug sie mit Blindheit, sodass sie den Eingang in das Haus nicht finden konnten, und er weihte alle Sodomiter dem Verderben. Lot, dem Gott den Untergang der Sodomiter verkündete, entfernte sich mit seinem Weibe und seinen Töchtern, die beide noch Jungfrauen waren; denn ihre Verlobten verschmähten es, mitzugehen, indem sie Lots Mahnungen Thorheiten nannten. 203 Da warf Gott Feuer in die Stadt und verbrannte sie mit den Einwohnern; auch das Land ringsum zerstörte er durch Feuer, wie ich es in der Geschichte des Jüdischen Krieges schon erzählt habe. Übrigens wurde Lots Weib, die beim Abzug nach der Stadt zurückblickte und ihren Untergang allzu neugierig anschaute, obgleich Gott dies ausdrücklich verboten hatte, in eine Salzsäule verwandelt. Diese Säule habe ich selbst gesehen, denn sie steht noch da. 204 Lot aber gelangte mit seinen Töchtern an einen kleinen Ort, der vom Feuer verschont geblieben. Dieser Ort heisst noch jetzt Zohor, was im Hebraeischen „klein“ heisst. Dort lebte er eine Zeitlang, getrennt von den Menschen, kümmerlich und elend.

(5.) 205 Die Jungfrauen aber verkehrten in der Meinung, das ganze Menschengeschlecht sei vertilgt, mit ihrem Vater, ohne dass er etwas davon gewahrte, und zwar um dasselbe vor dem Untergang zu bewahren. Und so gebaren sie Söhne, die ältere den Moab, das heisst „vom Vater,“ die jüngere den Amman, das heisst „Sohn des [47] Volkes.“ 206 Von Moab stammen die Moabiter, die noch jetzt ein grosses Volk bilden, von Amman die Ammaniter; beide Völker bewohnen Coelesyrien. So ist Lot von den Sodomitern weggezogen.

Zwölftes Kapitel.
Von Abimelech; ferner von Ismaël, dem Sohne Abrams, und seinen Nachkommen, den Arabern.

(1.) 207 Abram aber wanderte nach Gerara, einer Stadt Palaestinas, indem er die Sarra für seine Schwester ausgab, und zwar aus Furcht, wie er dies auch früher gethan. Er fürchtete nämlich den Abimelech, den König der Bewohner dieses Ortes, der die Sarra liebte und vor Begierde brannte, sie zu schänden. 208 Gott aber unterdrückte dieses schändliche Verlangen, indem er ihm eine schwere Krankheit schickte. Und da die Ärzte ihn schon aufgegeben hatten, wurde er durch ein Traumgesicht ermahnt, dem Weibe des Fremdlings kein Unrecht zuzufügen. Als er sich nun besser fühlte, zeigte er seinen Freunden an, dass Gott ihm diese Krankheit gesandt habe, um ihn vor der Verletzung des Gastrechts zu bewahren, denn das Weib sei nicht die Schwester des Fremdlings, sondern seine Gattin; und es sei ihm verheissen worden, er werde in Gottes Huld stehen, wenn er jenen von der Sorge um sein Weib befreie. 209 Er beschied dann den Abram auf den Rat seiner Freunde zu sich und hiess ihn keine Besorgnis um Sarra haben, denn sie werde unbehelligt bleiben und unter Gottes Schutz ohne Unbill ihm wieder zugeführt werden. Bei Gott und dem reinen Gewissen des Weibes aber beschwur er, er würde sie nie begehrt haben, wenn er gewusst, dass sie verheiratet gewesen sei; da er sie aber für seine Schwester gehalten habe, glaube er nichts Unrechtes gethan zu haben. 210 Abram möge ihm wohlgesinnt bleiben und Gottes Gnade für ihn erbitten. Wolle er nun bei ihm bleiben, so solle es ihm an nichts fehlen, [48] wolle er aber wegziehen, so werde er ihn sicher geleiten lassen und ihn mit allem versehen, dessen er bedürfe. 211 Darauf entgegnete Abram: Was er über die Verwandtschaft mit seinem Weibe gesagt, sei keineswegs erlogen, denn sie sei seines Bruders Tochter, und ohne diese Täuschung sei ihm die Wanderung zu unsicher erschienen. Und wie er nicht die Krankheit des Königs verschuldet habe, so wolle er sich auch ferner dessen Wohlergehen angelegen sein lassen und gern bei ihm bleiben. 212 Abimelech gab ihm darauf einen Teil seines Landes und Vermögens, und sie beschlossen, arglos miteinander zu leben, was sie durch Schwur bei einem Brunnen bekräftigten, der Bersuba hiess. Wir können das mit „Brunnen des Bündnisses“ übersetzen. Diesen Namen hat der Brunnen noch heute.

(2.) 213 Nicht lange nachher gebar Sarra dem Abram einen Sohn, wie Gott verheissen hatte, und er nannte ihn Isak, das heisst „Gelächter,“ weil Sarra gelacht hatte, als Gott ihr den Sohn versprach, den sie in so hohem Alter nicht mehr erwartete. Am achten Tage wurde der Knabe sogleich beschnitten. 214 Diesen Tag beobachten auch jetzt noch die Juden bei der Beschneidung ihrer Kinder, die Araber aber thun es im dreizehnten Jahre, weil ihr Stammvater Ismaël, der von dem Kebsweibe Abrams geboren wurde, in diesem Alter beschnitten worden ist. Davon will ich jetzt Näheres mitteilen.

(3.) 215 Sarra liebte anfangs den Ismaël, den Sohn der Agar, mit derselben Zuneigung, als ob er ihr eigener Sohn gewesen sei. Als sie aber den Isak geboren, hielt sie es nicht für gut, den Ismaël mit ihm zusammen zu erziehen, da dieser als der ältere nach dem Tode des Vaters ihm leicht Unrecht zufügen könne. 216 Sie überredete also den Abram, ihn mit seiner Mutter wegzubringen. Abram ging hierauf zunächst nicht gern ein, weil er es für hart hielt, den noch nicht erwachsenen Knaben und das aller Mittel bare Weib von sich zu stossen. 217 Später jedoch, da auch Gott den Plan der [49] Sarra billigte, übergab er das Kind, das den Weg noch nicht allein machen konnte, seiner Mutter, und hiess sie mit einem Wasserkrug und Brot gehen, wohin die Not sie treiben würde. 218 Als ihr nun auf der Reise der Mundvorrat auszugehen begann, wurde sie besorgt und ängstlich. Und da nun auch fast kein Wasser mehr vorhanden war, setzte sie den Knaben unter einen Tannenbaum und entfernte sich, damit er nicht in ihrer Gegenwart seinen Geist aufgebe. 219 Da kam ihr ein Engel Gottes entgegen und zeigte ihr eine nahe Quelle, indem er ihr befahl, den Knaben sorgsam zu pflegen, denn mit Ismaëls Wohlergehen hänge ihr eigenes Glück zusammen. Darauf fasste sie wieder Mut, zumal sie bald Hirten traf, durch deren Sorgfalt und Güte sie aus ihrem Elend gerettet wurde.

(4.) 220 Als nun der Knabe erwachsen war, erhielt er ein Weib aus Aegypten (woher auch seine Mutter stammte), die ihm zwölf Söhne gebar: Nabaioth, Kedar, Abdeel, Massam, Idumas, Masmas, Masses, Chodad, Theman, Jetur, Naphaesus, Kedmas. 221 Diese bewohnten das ganze Land vom Euphrat bis zum Roten Meere, welches man Nabatena nennt. Sie haben dem Volk und den Stämmen der Araber ihre Namen gegeben, mit Rücksicht auf ihre eigene Tüchtigkeit sowohl als auf die Würde Abrams.

Dreizehntes Kapitel.
Von Isak, dem rechtmässigen Sohne Abrams.

(1.) 222 Isak wurde von seinem Vater über die Massen geliebt, sowohl weil er sein einziger (rechtmässiger) Sohn war, als auch weil er ihm von Gott an der Schwelle seines Alters geschenkt worden war. Diese Zuneigung und Liebe seiner Eltern vermehrte der Knabe selbst noch durch Übung jeglicher Tugend, Gehorsam gegen die Eltern und innige Gottesverehrung. 223 Abram erblickte sein Glück darin, bei seinem Tode den Sohn sorgenfrei [50] zurücklassen zu können, was ihm auch durch Gottes Willen zu teil wurde. Gott aber wollte die Ergebenheit Abrams noch auf die Probe stellen; daher erschien er ihm, zählte ihm alle Wohlthaten auf, die er ihm erwiesen, 224 hielt ihm vor, wie er die Feinde in seine Hand gegeben, wie seine Güte ihm zu seinem Glück den Sohn Isak geschenkt, und forderte von ihm, dass er ihm den Isak opfern solle. Und er befahl, ihn auf den Berg Moria zu führen, dort einen Altar zu errichten und den Isak als Brandopfer darzubringen. Denn so werde er seine Frömmigkeit beweisen können, wenn er das, was Gott angenehm und wohlgefällig sei, der Wohlfahrt seines Sohnes vorziehe.

(2.) 225 Abram aber hielt es für Unrecht, Gott in irgend einer Sache ungehorsam zu sein, da man ihm vielmehr in jeder Beziehung als dem Geber des Lebens willfahren müsse. Doch verhehlte er der Gattin Gottes Befehl und dass er selbst seinen Sohn schlachten wolle. Ja nicht einmal einem seiner Knechte gab er sein Vorhaben kund, damit er nicht am Opferdienste gehindert würde, und so nahm er den Isak und zwei Knechte nebst einem Esel, der das zum Opfer Nötige trug; und ging auf den Berg zu. 226 Zwei Tage begleiteten ihn die Knechte, am dritten Tage aber, als er den Berg erblickte, liess er seine Begleitung in der Ebene zurück und kam mit dem Knaben allein auf den Berg, wo später der König David einen Tempel erbaute. 227 Sie trugen aber alles, was zum Opfer gehörte, mit Ausnahme des Opfertieres. Als nun Isak, der fünfundzwanzig Jahre zählte, den Altar herrichtete und zugleich frug, was Abram denn opfern wolle, da doch kein Opfertier da sei, sagte dieser, Gott werde es ihnen gewähren, der den Menschen spenden könne, was ihnen fehle, und nehmen könne, was sie besässen, wenn sie auf ihn ihr Vertrauen setzten. Er werde ihnen also auch ein Opfertier geben, wenn er an seinem Opfer Gefallen habe.

(3.) 228 Nachdem nun der Altar errichtet, das Holz darauf gelegt und alles vorbereitet war, redete Abram seinen [51] Sohn also an: „O Sohn, mit tausend Bitten habe ich deine Geburt von Gott erfleht und dich mit grösster Sorgfalt erzogen, seit du in dieses Leben eingetreten bist, und ich kannte kein grösseres Glück, als dich in deiner Manneskraft zu erblicken und dich bei meinem Tode als Erben meiner Herrschaft zu hinterlassen. 229 Aber weil ich durch Gottes Willen dein Vater geworden bin, und er jetzt von mir fordert, deiner zu entsagen, so ertrage starkmütig deine eigene Opferung. Denn ich trete dich an Gott ab, da er dies zu seiner Ehre verlangt und stets mein gnädiger Helfer und Beschützer gewesen ist. 230 Wie du nicht dem gewöhnlichen Lauf der Dinge gemäss geboren wurdest, so sollst du auch aus dem Leben scheiden auf besondere Weise, nämlich von deinem eigenen Vater Gott, dem Erzeuger aller Dinge, zum Opfer gebracht werden. Hat er dich doch für wert gehalten, dass du nicht durch Krankheit, Krieg oder ein anderes Unglück, wie es den Menschen zuzustossen pflegt, aus diesem Leben scheidest, 231 sondern dass er deine Seele unter Gebet und feierlichem Opfer aufnehme und bei sich unterbringe. Du wirst deshalb doch der Pfleger und Hüter meines Alters sein, wozu ich dich vornehmlich erzog, indem du durch dein Verdienst Gott an deine Stelle setzest.“

(4.) 232 Isak aber, edelmütig, da er von einem solchen Vater abstammte, nahm die Rede gutwillig auf und sprach: Er wäre nicht wert geboren zu sein, wenn er nicht dem folgen würde, was Gott und sein Vater über ihn beschlossen hätten, da es doch schon unrecht sei, den Gehorsam zu versagen, wenn sein Vater allein befehlen würde. Darauf trat er zum Altare hin, um sich schlachten zu lassen. 233 Und sicher würde dies auch geschehen sein, wenn Gott es nicht verhindert hätte. Denn er rief Abram beim Namen und hiess ihn von der Tötung seines Sohnes abstehen. Er sei nicht begierig nach Menschenblut und habe auch den Tod Isaks nicht verlangt, um ihn dem Vater, dem er selbst ihn geschenkt, so grausam wieder zu nehmen, sondern er habe ihn nur erproben wollen, [52] ob er ihm auch gehorchen könne, wenn so Schreckliches von ihm verlangt würde. Da er aber nun seine Bereitwilligkeit und Frömmigkeit gesehen habe, so möge er sich an dem erfreuen, was er ihm geschenkt habe. 234 Er werde ihn nicht im Stiche lassen, zumal er ihn immer seiner Fürsorge für würdig gehalten habe. Sein Sohn werde ein hohes Alter erreichen, und nach einem glücklichen Leben werde er seinen wohlgeratenen und rechtmässigen Kindern eine bedeutende Herrschaft hinterlassen. 235 Auch versprach er ihm, sein Geschlecht solle sich zu vielen und reichen Völkerschaften ausbilden, die ihrer Stammväter und Urheber zu allen Zeiten gedenken würden. Und seine Nachkommen würden das Land Chananaea rühmlich erobern und ihres Glückes wegen von allen anderen beneidet werden. 236 Als Gott so gesprochen hatte, führte er ihnen plötzlich einen Widder zum Opfer zu. Jene aber, die sich wider Erwarten einander wiedergegeben sahen und der Verheissung so grossen Glückes teilhaftig geworden waren, umarmten sich gegenseitig, schlachteten das Opfertier und kehrten zu Sarra zurück. Und sie lebten glücklich, da Gott ihnen in allen ihren Unternehmungen gnädig half.

Vierzehntes Kapitel.
Vom Tode der Sarra, der Gattin Abrams.

237 Nicht lange danach starb Sarra im Alter von einhundertsiebenundzwanzig Jahren und wurde in Chebron begraben. Zwar wollten die Chananäer von ihrem Gemeindeland einen Begräbnisplatz hergeben, doch nahm Abram dieses Anerbieten nicht an und kaufte um vierhundert Sekel[1] ein Stück Land von einem gewissen Ephraïm aus Chebron. Hier haben sich Abram und seine Nachkommen Grabdenkmäler errichtet.

[53]
Fünfzehntes Kapitel.
Wie von der dem Abram vermählten Chetura das Geschlecht der Troglodyten abstammte.

238 Hierauf heiratete Abram die Chetura, von welcher ihm sechs mit grosser Körperkraft und scharfem Verstande begabte Söhne geboren wurden: Zambran, Jazar, Madan, Madian, Josubak und Su. Diese hatten wieder Kinder. Von Su stammten Sabathan und Dadan. Letzterer erzeugte den Latusim, Assuris und Luom; Madian den Ephas, Ophren, Anoch, Ebidas und Eldas. 239 Alle diese Söhne und Enkel führte Abram in Kolonien, und sie nahmen das Land Troglodytis und das glückliche Arabien bis zum Roten Meere ein. Ophren soll einen Zug nach Libyen unternommen und dieses erobert haben; seine Nachkommen hätten dort Wohnsitze gegründet und das Land nach ihm Afrika genannt. 240 Hierfür berufe ich mich auf das Zeugnis des Alexander Polyhistor, der also sagt: „Der Seher Kleodemus, auch Malchus genannt, der die jüdische Geschichte wie der jüdische Gesetzgeber Moyses geschrieben hat, erzählt, Abram habe mit der Chetura mehrere Söhne gezeugt.“ 241 Er nennt auch von dreien die Namen: Apher, Suris und Japhra. Von Suris habe Assyrien den Namen, von Apher und Japhra die Stadt Aphra und das Land Afrika. Diese seien auch dem Herkules in seinem Kriege gegen Libyen und Antaeus zu Hilfe gekommen, und Herkules habe des Aphra Tochter geheiratet und mit ihr den Didor gezeugt. Von letzterem stamme Sophones ab, von dem die Sophaker unter den Barbaren den Namen haben.

Sechzehntes Kapitel.
Wie Isak die Rebekka heiratete.

(1.) 242 Als Isak etwa vierzig Jahre alt war, beschloss Abram, ihm die Rebekka, seines Bruders Nachor Enkelin, zum Weihe zu geben, und schickte als Brautwerber [54] seinen ältesten Knecht ab, nachdem er ihn unter strengem Eide verpflichtet hatte. 243 Das geschah so: Sie legten einander die Hände auf die Oberschenkel und riefen Gott zum Zeugen ihrer zukünftigen Handlungen an. Auch gab er ihm Geschenke für seine dortigen Freunde mit, die daselbst selten oder gar nicht vorhanden waren und deshalb besonders geschätzt wurden. 244 Der Knecht aber brauchte zur Reise eine lange Zeit, da der Weg durch Mesopotamien im Winter wegen des vielen Kotes, im Sommer wegen Mangels an Wasser beschwerlich war. Auch machten Strassenräuber, denen der Reisende nur bei äusserster Vorsicht entgehen konnte, die Gegend unsicher. Endlich kam er aber zur Stadt Ghana. In deren Weichbild traf er mehrere Jungfrauen, die Wasser holen gingen, 245 und er bat Gott, er möge ihn die Rebekka (wegen deren Werbung ihn Abram gesandt hatte) unter den Mädchen finden lassen, wenn die Schliessung der Ehe ihm wohlgefällig sei. Er möge ihn dieselbe daran erkennen lassen, dass sie ihm auf seine Bitten einen Trunk gewähre, während die anderen ihm denselben verweigern würden.

(2.) 246 In dieser Absicht näherte er sich dem Brunnen und bat die Jungfrauen, sie möchten ihm zu trinken geben. Als diese ihm aber die Bitte abschlugen, da sie das Wasser selbst brauchten, um es nach Hause zu tragen (denn das Wasser war mühsam zu schöpfen), tadelte eine von ihnen sie wegen ihrer Unfreundlichkeit gegen den Fremdling und fragte sie, was sie denn ihren Mitmenschen eigentlich mitteilen wollten, wenn sie nicht einmal Wasser hergäben. Und sie erfüllte freundlich seinen Wunsch. 247 Daraus schöpfte jener gute Hoffnung; um sie aber noch besser kennen zu lernen, lobte er ihr gütiges Benehmen und dass sie sich nicht weigere, mit eigener Mühe Durstigen behilflich zu sein. Dann erkundigte er sich nach ihren Eltern, wünschte ihnen Glück zu einer solchen Tochter und dass sie dieselbe mit einem rechtschaffenen Manne verloben möchten, auf dass sie ihm eheliche Kinder gebäre. 248 Die Jungfrau aber verweigerte [55] ihm die Antwort nicht, sondern that ihm auf sein Verlangen ihre Herkunft kund. „Ich heisse Rebekka,“ sagte sie; „mein Vater war Bathuel, doch ist er schon tot, und mein Bruder Laban verwaltet mit meiner Mutter das Hauswesen und beschützt meine Jungfrauschaft.“ 249 Darüber freute sich der Knecht und schloss daraus, dass Gott offenbar auf der Reise sein Beschützer gewesen. Dann zog er ein Halsband hervor und andere Zierraten, mit denen Jungfrauen sich zu schmücken pflegen, und bot sie ihr an als Belohnung für den Trunk und als Zeichen seiner Hochachtung; es sei billig, dass sie so belohnt werde, da sie so viele Mädchen an Güte übertreffe. 250 Zugleich bat er, bei den Ihrigen einkehren zu dürfen, da die Nacht ihn an der Weiterreise hindern würde; auch führe er weibliche Putzgegenstände von hohem Werte bei sich, die er nirgends sicherer unterbringen könne als bei Leuten, wie sie sei. Er fügte hinzu, dass er wohl auf die Menschenfreundlichkeit und Zugänglichkeit ihrer Mutter und ihres Bruders aus ihrem eigenen schicklichen Benehmen schliessen dürfe; auch werde er ihnen nicht lästig fallen, vielmehr für die Beherbergung zahlen und auf seine eigenen Kosten leben. 251 Das Mädchen dankte ihm für seine gute Meinung von der Freundlichkeit ihrer Angehörigen; diese seien aber nicht geizig, wie er meine, denn er werde alles unentgeltlich erhalten. Doch wolle sie ihrem Bruder Laban erst Mitteilung machen, und wenn dieser zusage, wolle sie ihn einführen.

(3.) 252 Als dieses geschehen und er als Gast eingeführt war, nahmen Labans Knechte seine Kamele zur Besorgung; ihn selbst aber führte Laban zu Tische. Und nach der Mahlzeit sprach er also zu Laban und seiner Mutter: „Abram ist der Sohn des Tharrus und euer Verwandter; denn Nachor, o edle Frau, der Grossvater deiner Kinder, ist Abrams Bruder und hatte denselben Vater und dieselbe Mutter. 253 Dieser Abram schickt mich hierher, um für seinen rechtmässigen Sohn, den einzigen Erben seiner Güter, die Hand dieser Jungfrau zu begehren. [56] Wohl hätte er aus den Weibern jenes Landes ein sehr reiches auswählen können; doch wollte er das nicht, sondern aus Verehrung für sein eigenes Geschlecht wünscht er aus diesem ein Weib für seinen Sohn. 254 Dieses sein Vorhaben bitte ich zu begünstigen, denn durch Gottes gnädige Fügung habe ich sowohl eine glückliche Reise zurückgelegt als auch dieses Mädchen und euer Haus gefunden. Als ich nämlich in die Nähe der Stadt gekommen, sah ich mehrere Jungfrauen zum Brunnen gehen. Da flehte ich zu Gott, dass ich diese hier treffen möchte, was denn auch geschah. 255 Daher wollet auch ihr diese von Gott beschlossene Ehe gutheissen und den Abram, der mich mit so grosser Sorgfalt hierher geschickt, durch Überlassung der Tochter ehren.“ Da ihnen nun der Antrag ehrenvoll und angenehm erschien und sie den Willen Gottes erkannten, so schickten sie die Tochter unter den erbetenen Bedingungen mit. Und Isak heiratete sie und wurde Herr über alle Güter, denn die Kinder der Chetura waren in Kolonien gezogen.

Siebzehntes Kapitel.
Von Abrams Tod.

256 Nicht lange darauf starb auch Abram, ein Mann, der an Tugenden jeglicher Art hervorragte, und den Gott seiner ausgezeichneten Frömmigkeit wegen ganz besonders liebte. Er lebte einhundertfünfundsiebzig Jahre und wurde von seinen Söhnen Isak und Ismaël in Chebron neben seiner Gattin Sarra bestattet.

Achtzehntes Kapitel.
Von Isaks Söhnen Esau und Jakob, ihrer Geburt und Erziehung.

(1.) 257 Nach Abrams Tode wurde Isaks Weib von ihm schwanger, und da ihr Leib auffallend stark wurde, ängstigte sich Isak und befragte Gott deswegen. Dieser [57] antwortete, Rebekka werde ihm Zwillinge gebären, von denen gleichnamige Völker abstammen würden; der Kleinere werde den Grösseren übertreffen. 258 Und bald darauf erhielt er, wie Gott vorhergesagt, Zwillinge, von denen der ältere von Kopf bis zu Füssen über die Massen rauh behaart war, während der jüngere die Ferse des vor ihm Geborenen mit der Hand festhielt. Der Vater aber liebte den älteren, der wegen seiner starken Behaarung Esau hiess, während der jüngere, Jakob, von der Mutter bevorzugt wurde.

(2.) 259 Als nun eine Hungersnot im Lande wütete, beschloss Isak nach Aegypten zu ziehen; Gott aber befahl ihm, sich nach Gerara zu begeben. Der König Abimelech nahm ihn wegen der gastfreundlichen Beziehungen, in denen er zu Abram gestanden hatte, mit grossem Wohlwollen auf; 260 später aber änderte er sein Benehmen aus Neid darüber, dass Gott dem Isak so überaus gnädig war, und vertrieb ihn. Isak zog darauf an einen Ort, der nicht weit von Gerara lag und „Thal“ hiess. Als er nun hier einen Brunnen grub, überfielen ihn Hirten, um ihn daran zu hindern. Er aber wollte sich nicht in einen Kampf einlassen und räumte das Feld. 261 Dann begab er sich weiter fort und grub einen anderen Brunnen; da aber andere Hirten des Abimelech wieder auf ihn eindrangen, ging er auch von da weg, um sicher leben zu können. 262 Als ihm darauf der König gestattete, ohne jede weitere Behelligung einen Brunnen zu graben, that er dies und nannte den Brunnen Rooboth, das heisst „weiter Raum.“ Von den früher gegrabenen Brunnen nannte er den einen Eskon, das heisst „Brunnen des Kampfes,“ und den anderen Sitenna, dass heisst „Brunnen der Feindschaft.“

(3.) 263 In der Folgezeit wuchs Isaks Macht durch die Grösse seines Reichtums, und Abimelech fürchtete, dass sie ihm gefährlich werden könne. Denn da sie früher gegen einander argwöhnisch gewesen, und Isak in heimlicher Feindschaft von ihm weggezogen war, glaubte er nicht, dass die ehemalige Freundschaft ihm viel nützen [58] werde. Deshalb wollte er diese wieder erneuern und ging in Begleitung des Phikol, eines seiner Feldherren, zu Isak. 264 Und als er von der Güte Isaks, der wegen der alten Freundschaft gern verzieh, alles, was er wünschte, erlangt hatte, kehrte er nach Hause zurück.

(4.) 265 Esau, dem der Vater sehr günstig war, heiratete in seinem vierzigsten Jahre die Ada, Tochter Helons‚ und die Alibama, Tochter Esebeons, zweier in Chananaea sehr mächtigen Männer, und zwar auf eigene Faust, ohne mit seinem Vater sich zu beratschlagen. 266 Denn dieser würde die Verbindung nicht gutgeheissen haben, da er keine Verwandtschaft mit den Einwohnern jenes Landes schliessen wollte. Um aber seinem Sohne nicht zu nahe zu treten, widersetzte er sich der Heirat nicht und beschloss zu schweigen.

(5.) 267 Als nun Isak alt geworden und erblindet war, rief er den Esau zu sich, beklagte sein Alter und dass seine Blindheit ihn hindere, den Gottesdienst zu verrichten, 268 und befahl ihm, auf die Jagd zu gehen und ihm von dem erlegten Wilde ein Mahl zu bereiten. Nachdem er dieses verspeist, wolle er zu Gott flehen, dass er seinem Sohne im ganzen Leben Helfer und Beschützer sein möge; denn es sei ungewiss, ob er nicht bald sterben müsse, und da wolle er nicht aus dem Leben scheiden, ohne ihm Gottes Gnade erfleht zu haben.

(6.) 269 Darauf eilte Esau zur Jagd. Rebekka aber, die es für billig hielt, dass Gottes Segen über Jakob erfleht würde, befahl diesem ohne Vorwissen Isaks, Böckchen zu schlachten und davon ein Mahl zu bereiten. Jakob gehorchte der Mutter, 270 und als das Mahl fertig war, band er sich ein Bocksfell um den Arm, damit der Vater ihn wegen der zottigen Haut für den Esau halten sollte (denn dadurch allein unterschied er sich von dem Zwillingsbruder‚ dem er sonst in allem glich). Doch war er sehr in Sorge, der Vater möchte, bevor er den Segen gesprochen, die arge List merken und den Segen in Fluch verwandeln. 271 Als Jakob nun das Mahl dem Vater vorgesetzt, rief dieser ihn zu sich, da er die eigentümliche [59] Stimme vernahm. Jakob aber streckte den mit Bocksfell überzogenen Arm vor, und da Isak ihn rauhbehaart fand, rief er aus: „An Stimme bist du dem Jakob ähnlich, aber deiner Behaarung nach scheinst du mir Esau zu sein.“ 272 Und nichts Böses ahnend, rief er nach dem Mahle Gott an und sprach: „O Herr von Ewigkeit her und aller Dinge Schöpfer, du hast meinem Vater eine Menge Glücksgüter verheissen und auch mich meines jetzigen Wohlstandes gewürdigt. Meinen Nachkommen hast du versprochen, dass du ihnen Beschützer und Spender alles Guten sein wollest; 273 das wollest du feierlich bestätigen und mich nicht verachten um meiner jetzigen Schwäche willen, in der ich mehr als je deiner Hilfe bedarf. Erhalte mir gnädig diesen meinen Sohn, bewahre ihn vor allem Übel, verleihe ihm ein glückseliges Leben und den Besitz alles Guten, das du ihm gewähren kannst. Lass ihn von seinen Feinden gefürchtet, von seinen Freunden aber geehrt und geliebt werden.“

(7.) 274 So betete er zu Gott, wie er glaubte, für den Esau. Kaum hatte er geendet, als Esau von der Jagd ankam. Nun merkte Isak den Betrug, schwieg aber still. Esau aber verlangte, in gleicher Weise gesegnet zu werden wie sein Bruder. 275 Dies verweigerte der Vater, weil er alle Bitten auf Jakob vereinigt hatte. Weil aber Esau sich wegen der Täuschung grämte, wurde Isak von seinen Thränen bewegt und verhiess ihm, dass er auf der Jagd und im Gebrauch der Waffen und in anderen Werken sich auszeichnen werde, und dieser Ruhm werde ihm und seinen Nachkommen immer verbleiben; dem Bruder aber müsse er unterthänig sein.

(8.) 276 Jakob fürchtete übrigens, Esau werde sich an ihm rächen, weil er ihn um den Segen gebracht, und darum entzog ihn die Mutter dieser Gefahr, indem sie den Gatten überredete, er möge dem Jakob ein mesopotamisches Weib aus seiner Verwandtschaft zur Ehe geben. 277 Denn auch Esau hatte die Basemmatha, die Tochter Ismaëls, wider den Willen des Vaters geheiratet. Isak [60] aber war gegen die Chananäer nicht wohlgesinnt und hatte es ungern gesehen, dass Esau in verwandtschaftliche Beziehungen zu ihnen getreten war, die Basemmatha geheiratet hatte und sie mit solcher Innigkeit liebte.

Neunzehntes Kapitel.
Jakob flieht aus Furcht vor seinem Bruder nach Mesopotamien.

(1.) 278 Jakob wurde also von seiner Mutter nach Mesopotamien gesandt, um dort die Tochter seines Oheims Laban zu heiraten, nachdem Isak seinem Weibe zu Gefallen seine Einwilligung gegeben hatte. Er zog durch Chananaea, wollte aber aus Hass gegen die Einwohner bei keinem derselben einkehren, 279 sondern übernachtete unter freiem Himmel und ruhte mit dem Kopfe auf zusammengehäuften Steinen. Da sah er im Schlafe vor sich eine Erscheinung. Er wähnte eine Leiter zu sehen, die von der Erde bis zum Himmel reichte; auf derselben stiegen Wesen herab, die über menschliche Natur erhaben waren. Über der Leiter sah er deutlich Gott selbst, der ihn mit Namen rief und also sprach: 280 „Jakob, da du einen so guten Vater hast, und dein Grossvater hervorragend in der Tugend war, sollst du dich um das Gegenwärtige nicht bekümmern, sondern Besseres erhoffen. 281 Denn unter meinem Schutz wird dir die Fülle des Guten zu teil werden. Auch Abram habe ich aus Mesopotamien hierhergeführt, da er von seinen Verwandten vertrieben war; deinen Vater habe ich glücklich gemacht, und auch dein Los wird kein schlechteres sein. 282 Darum ziehe nur gutes Mutes weiter und vertraue meiner Führung. Die Heirat, die du vorhast, wird glücklich sich vollziehen, und du wirst gute Kinder erhalten. Die Menge deiner Nachkommen aber wird unzählig sein, und dein Geschlecht wird wachsen; ich werde ihm die Herrschaft dieses Landes geben, und die Nachkommen werden das ganze Land bevölkern und das Meer, soweit die Sonne es bescheint. 283 Fürchte also keinerlei Gefahr [61] und scheue keine Mühe, denn bei all deinen Handlungen werde ich deine Vorsehung und dein Schutz sein, sowohl jetzt als in Zukunft.“

(2.) 284 Solches verkündete Gott dem Jakob. Dieser aber goss in seiner Freude über das, was er gesehen und gehört, Öl auf die Steine, weil er auf ihnen die Verheissung so grossen Glückes erlangt hatte. Dann gelobte er, er werde hier Gott opfern, wenn er gesund zurückkehre; auch werde er Gott den Zehnten von allem, was er sich erworben, darbringen. Den Ort aber ehrte er mit dem Namen Bethel, das heisst „Gottes Haus.“

(3.) 285 Von da marschierte er dann rüstig weiter nach Mesopotamien und gelangte nach Charra. Und als er im Weichbilde der Stadt Hirten, Jünglinge und Jungfrauen traf, die am Brunnen sassen, trat er zu ihnen und bat um einen Trunk. Dabei fragte er sie, ob sie seinen Verwandten, einen gewissen Laban, kännten, und ob er noch am Leben sei. 286 Jene erwiderten, sie kännten ihn alle sehr wohl; seine Tochter weide mit ihnen die Herde, und sie wunderten sich, dass sie noch nicht da sei. Von ihr werde er alles erfahren, was er zu wissen wünsche. Während sie sich nun unterhielten, kam das Mädchen mit den Hirten, die mit ihr weggegangen waren; 287 und sie zeigten ihr den Jakob mit dem Bemerken, der Fremdling sei gekommen, sich nach ihrem Vater zu erkundigen. Da freute sie sich kindisch über Jakobs Ankunft, frug ihn, wer und woher er sei und was ihn hierher führe, und erbot sich, ihm in allem behilflich zu sein.

(4.) 288 Jakob aber ward weniger durch seine Verwandtschaft mit ihr und durch ihr freundliches Wesen, als durch Liebe zu dem Mädchen gefesselt, da er ihre herrliche Gestalt bewunderte, eine Gestalt, wie sie wenige Weiber besassen, und er sprach: „Mich verbindet mit dir und deinem Vater, wenn du Labans Tochter bist, ein Band, das älter ist als du und ich; 289 denn Abram, Aran und Nachor waren des Tharrus Söhne, und dein Grossvater Bathuel war der Sohn Nachors, mein Vater Isak aber ist der Sohn des Abram und der Sarra, der [62] Tochter Arans. Und noch näher hat uns einander ein Verwandtschaftsband jüngerer Zeit gebracht, 290 denn meine Mutter Rebekka ist die Schwester deines Vaters Laban und hat mit ihm denselben Vater und dieselbe Mutter. Wir sind somit Geschwisterkinder. Nun aber komme ich hierher, um euch zu begrüssen und die alte Verwandtschaft zu erneuern.“ 291 Da erinnerte sie sich (wie Kinder gewöhnlich thun) alles dessen, was sie früher von ihrem Vater über Rebekka gehört hatte, und da sie wohl wusste, wie gern ihre Eltern den Namen derselben hörten, umarmte sie den Jakob unter Thränen, 292 begrüsste ihn und sprach: „Du machst meinem Vater und meiner Familie eine sehr grosse Freude, denn er hat deine Mutter nicht vergessen und spricht oft von ihr, und er wird dich deshalb aufs höchste schätzen.“ Alsdann hiess sie ihn auf dem Fusse ihr zum Vater folgen, damit diesem nicht länger das Vergnügen, ihn zu sehen, entzogen werde.

(5.) 293 Laban aber erkannte ihn sogleich, und da Jakob sich hier unter Freunden keinen Zwang auferlegte, bereitete er ihm durch seine unerwartete Ankunft grosse Freude. 294 Als aber einige Tage verflossen waren, sagte Laban, er freue sich über Jakobs Anwesenheit mehr, als er mit Worten sagen könne; doch wolle er wissen, weshalb er seine betagten Eltern verlassen habe, die doch seiner Hilfe sehr bedürften, und hierher gekommen sei. Alle seine Wünsche werde er nach Kräften zu erfüllen suchen. 295 Darauf erklärte ihm Jakob alles und sagte, Isak habe Zwillingssöhne, ihn und den Esau. Dieser trachte ihm nach dem Leben, weil er ihn um den väterlichen Segen gebracht, den er (Jakob) durch der Mutter List empfangen habe, wodurch er jenem die ihm von Gott bestimmte Herrschaft zugleich mit dem Glücke, das der Vater ihm von Gott erfleht, entrissen habe. 296 Dies und der Befehl seiner Mutter seien die Ursachen seiner Ankunft. „Wir haben zwar,“ fügte er hinzu, „fast überall Verwandte, doch zog die Mutter euch als die nächsten vor. Dir also vertraue ich mich in meiner jetzigen [63] Lage nächst Gott, der auf der Reise mein Beschützer war, ganz besonders an.“

(6.) 297 Laban versprach ihm darauf seiner Eltern wegen alle Freundschaft, zumal aus Gefälligkeit gegen seine Mutter, die er durch Sorgfalt um ihn besonders beweisen zu können glaube. Er wolle ihm die Oberaufsicht über seine Herden übertragen, und wenn er heimzukehren wünsche, wolle er ihn mit Geschenken und Ehren, die eines so nahen Verwandten würdig seien, ziehen lassen. 298 Jakob freute sich darüber und sagte, er wolle dableiben und gern jede von ihm verlangte Arbeit auf sich nehmen; an Lohnes statt aber verlange er die Rachel zur Ehe, die er besonders deshalb hochachte, weil er durch sie Zutritt zu ihm gefunden (die Liebe zu dem Mädchen gab ihm diese Worte ein). 299 Laban, hierüber erfreut, sagte ihm seine Tochter zu, da er sich keinen besseren Schwiegersohn wünschen könne. Doch könne die Hochzeit erst stattfinden, wenn er noch eine Zeitlang bei ihm bleiben werde; denn er wolle seine Tochter nicht gern nach Chananaea schicken, da es ihn gereue, seine Schwester dorthin verheiratet zu haben. 300 Hiermit war Jakob auch zufrieden, und sie kamen auf sieben Jahre Dienstzeit überein; in dieser Zeit werde Laban die Tüchtigkeit seines Schwiegersohnes erproben und beurteilen können, was er für ein Mann sei. Und als die festgesetzte Zeit verstrichen war, liess er das Hochzeitsmahl herrichten. 301 In der Nacht aber hiess er seine ältere Tochter, die nicht so schön wie Rachel war, sich zu Jakob legen, der davon nichts merkte, sondern, von Weinrausch und Dunkelheit getäuscht, ihr beiwohnte. Als er nun am Morgen den Betrug merkte, warf er dem Laban seine Treulosigkeit vor. 302 Dieser entschuldigte sich, er habe nur gezwungen so gehandelt; denn nicht aus bösem Willen, sondern aus einem wichtigen Grunde habe er ihm die Lia zugelegt. Doch werde deshalb seiner Heirat mit Rachel nichts im Wege stehen, vielmehr werde er sie ihm nach weiteren sieben Jahren geben, wenn er sie liebe. Jakob willigte ein, da er die [64] Rachel wirklich sehr liebte und nicht anders handeln zu können glaubte. Und als nun noch sieben Jahre um waren, erhielt er die Rachel zur Ehe.

(7.) 303 Jeder Tochter hatte der Vater eine Magd zugeteilt, der Lia die Zelpha und der Rachel die Balla, doch nicht als Sklavinnen, sondern nur als Untergebene. Lia nun ärgerte sich über des Gemahls Liebe zu Rachel und erwartete mehr geehrt zu werden, wenn sie ihm Kinder gebäre, weshalb sie Gott inständig darum bat. 304 Und als sie einen Knaben geboren hatte, und ihr Gatte ihr deshalb mehr gewogen wurde, nannte sie den Sohn Rubel, weil sie ihn durch Gottes Barmherzigkeit erhalten hatte; denn das bezeichnet der Name. Später gebar sie noch drei Söhne: Simeon, das heisst „von Gott erhört,“ Levis, das heisst „Befestiger der Verbindung,“ und Judas, das heisst „Danksagung.“ 305 Da nun Rachel besorgte, sie möchte bei der Fruchtbarkeit ihrer Schwester in der Gunst ihres Gatten sinken, legte sie dem Jakob ihre Dienerin Balla zu. Diese gebar einen Sohn Dan, das heisst „Gottes Gericht,“ später den Nephthalim, das heisst „durch keine List zu bekämpfen,“ weil seine Mutter durch List ihrer Schwester Fruchtbarkeit wett zu machen gesucht hatte. 306 Dieselbe List gebrauchte aber auch Lia, indem auch sie ihre Dienerin dem Gatten zulegte. Von der Zelpha aber wurde Gad geboren, das heisst „zufällig,“ später Aser, das heisst „glückbringend,“ weil das Glück der Lia durch ihn sich vermehrt hatte. 307 Als nun einst Rubel, der Lia ältester Sohn, seiner Mutter Mandragora-Äpfel brachte, bat Rachel um einen Teil davon, weil es sie nach der Speise gelüstete. Lia jedoch verweigerte dies, indem sie meinte, Rachel könne doch zufrieden damit sein, ihr die Liebe des Gatten entrissen zu haben. Rachel versprach aber, um die Schwester zu beschwichtigen, sie wolle zugeben, dass ihr Mann sich in der nächsten Nacht zu Lia lege, was diese dankend annahm. 308 Jakob wohnte also der Lia bei, und sie gebar ihm wieder Söhne, den Isachar, das heisst „zur Belohnung geboren,“ den Zabulon, das heisst „Pfand des Wohlwollens,“ und [65] eine Tochter Dina. Später gebar auch Rachel noch einen Sohn Joseph, das heisst „Zuwachs zukünftiger Sache.“

(8.) 309 Während dieser ganzen Zeit, zwanzig Jahre lang, weidete und besorgte Jakob dem Schwiegervater die Herden. Nach Ablauf dieser Zeit aber begehrte er, mit seinen Weibern nach der Heimat zurückkehren zu dürfen, und da sein Schwiegervater dies verweigerte, beschloss er, es heimlich zu thun. 310 Nachdem er die Weiber um ihre Meinung gefragt, und diese die Reise gebilligt, nahm Rachel die Götzenbilder, die man von alters her verehrte, und floh mit ihrer Schwester, ihren beiderseitigen Kindern, den Dienerinnen nebst ihren Kindern und der gesamten Habe. 311 Jakob aber trieb die Hälfte des Viehes weg, ohne dass Laban dies merkte. Die Götzenbilder aber nahm Rachel mit, obgleich Jakob sie gelehrt hatte, ihre Verehrung zu verschmähen; sie wollte nämlich, wenn ihr Vater ihnen nachsetzte und sie ergriffe, zu ihnen wenigstens ihre Zuflucht nehmen, um seine Verzeihung zu erlangen.

(9.) 312 Laban, der die Flucht Jakobs und seiner Töchter erst am dritten Tage nachher erfuhr, setzte ihnen voll Zorn mit einer starken Schar nach und erreichte sie am siebenten Tage, als sie sich auf einem Hügel zur Ruhe gelegt hatten; 313 doch enthielt er sich wegen des baldigen Anbruches der Nacht des Angriffes. Gott aber erschien ihm im Schlafe und ermahnte ihn, dem Schwiegersohn und den Töchtern versöhnlich entgegen zu treten und nicht im Zorne gegen sie hart zu verfahren; vielmehr solle er mit Jakob ein Bündnis schliessen, denn er (Gott) werde mit Jakob streiten, wenn Laban sich mit ihm in Geringschätzung seiner kleinen Streitmacht in einen Kampf einlassen wolle. 314 Auf diese Vorstellungen Gottes lud Laban am folgenden Tage den Jakob zu einer Unterredung, indem er ihm Kunde von seinem Traume gab. Und da Jakob vertrauensvoll zu ihm kam, machte er ihm Vorwürfe und schalt ihn: arm und hilfsbedürftig habe er ihn aufgenommen und ihm von [66] seinem Überfluss reichlich gespendet. „Meine Töchter,“ sagte er, „gab ich dir zur Ehe und hoffte durch diese Verbindung deine Freundschaft mit mir zu befestigen. 315 Du aber nahmst weder auf deine Mutter, noch auf unsere Verwandtschaft, noch auf deine Weiber und Kinder Rücksicht und behandeltest mich nicht anders, denn als Feind. Mein Eigentum hast du mir geraubt‚ meine Töchter zur Flucht aus der Heimat beschwätzt, 316 die Heiligtümer, die meine Vorfahren und ich hoch verehrten, mitgenommen und, was der Feind dem Feinde kaum anzuthun wagt, das hast du als mein Neffe, als der Gatte meiner Töchter und noch dazu als mein Gastfreund und Hausgenosse mir angethan.“ 317 Darauf entgegnete Jakob, nicht ihm allein, sondern auch allen anderen habe Gott die Liebe zum Vaterlande eingepflanzt, und es sei billig, dass er nach so langer Zeit sich dorthin zurückbegebe. 318 „Was aber den Vorwurf der Beraubung betrifft‚“ sagte er, „so würdest du von einem anderen Richter wohl selbst wegen Ungerechtigkeit verurteilt werden. Denn du schuldest mir vielmehr Dank dafür, dass ich dein Vermögen bewahrte und vermehrte; wie willst du es also ungerecht finden, dass ich mir einen kleinen Teil davon mitnahm? Und was deine Töchter anlangt, so wisse, dass sie nicht auf bösen Rat von mir hin mich begleitet haben, sondern aus Anhänglichkeit an den Gatten, wie es Eheweibern geziemt. Sie folgen also nicht so sehr mir, als ihren Kindern.“ 319 So sprach Jakob, um zu beweisen, dass er ihm kein Unrecht gethan. Dann aber beschuldigte er den Laban selbst, dass er, der Bruder seiner Mutter und Vater seiner Weiber, ihn zwanzig Jahre lang durch harte Massnahmen gequält habe. Den Betrug bei der Hochzeit, obgleich er an sich schlimm gewesen, wolle er dennoch nicht so hoch anschlagen; viel schlimmer seien die Vorgänge nach der Hochzeit, von denen man kaum glauben sollte, dass er sie einem Freunde zugemutet hätte. 320 Laban hatte allerdings den Jakob sehr unbillig behandelt; denn da er sah, dass Gott dessen Wünsche sämtlich begünstigte, [67] versprach er ihm bald von den weissen, bald von den schwarzen Schafen. 321 Und als die dem Jakob zukommenden Schafe sehr an Zahl zugenommen hatten, hielt er jedesmal nicht Wort, sondern versprach sie ihm immer wieder für das nächste Jahr aus Neid über das Wachstum seines Vermögens. Immer tröstete er ihn mit Versprechungen, weil er hoffte, der Nachwuchs werde nicht so gross sein; war dies dennoch der Fall, so betrog er ihn.

(10.) 322 Wegen der mitgenommenen Heiligtümer aber stellte Jakob ihm eine Untersuchung anheim. Als nun Laban eine solche vornehmen wollte, verbarg Rachel, die davon gehört hatte, dieselben unter der Decke des Kamels, auf dem sie selbst ritt, und setzte sich darauf unter dem Vorgeben, dass sie ihre monatliche Reinigung habe. 323 Darauf stand Laban von der weiteren Durchforschung ab, denn er glaubte, dass seine Tochter sich in diesem Zustande den Götzenbildern nicht nahen würde. Dann schwur Laban dem Jakob, er werde, des vorgekommenen Unrechtes ferner nicht gedenken, und dieser hingegen, er werde seine Töchter stets liebevoll behandeln. 324 Dieses Bündnis schlossen sie auf einem Berge, wo sie eine Säule in Gestalt eines Altars errichteten. Davon hat der Berg den Namen Galad und das Land den Namen Galadena erhalten. Alsdann hielten sie ein feierliches Mahl, und Laban kehrte nach Hause zurück.

Zwanzigstes Kapitel.
Jakobs und Esaus Zusammentreffen.

(1.) 325 Auf seinem Marsche nach Chananaea hatte Jakob Erscheinungen, die ihm für die Zukunft gute Hoffnung einflössten; den Ort der Erscheinungen aber nannte er deshalb „Lager Gottes.“ Und da er erst die Gesinnung seines Bruders kennen lernen wollte, sandte er Kundschafter voraus, denn er fürchtete ihn wegen des früheren Argwohnes. 326 Diese beauftragte er, folgendes [68] dem Esau zu sagen: Jakob habe aus freien Stücken die Heimat verlassen, um mit dem erzürnten Bruder nicht zusammen wohnen zu müssen; und nun, da er glaube, nach so langer Zeit werde sich eine Versöhnung bewerkstelligen lassen, mit Weib und Kind und mit einem durch Fleiss erworbenen Vermögen auf dem Heimweg begriffen, wolle er sich mit all seinen Kostbarkeiten ihm ergeben. Denn er halte es für sein höchstes Glück, mit dem Bruder teilen zu können, was Gott ihm beschert habe. 327 Esau war hierüber erfreut und eilte dem Bruder mit vierhundert Bewaffneten entgegen. Als Jakob aber vernahm, dass er mit so vielen Bewaffneten ihm entgegenkomme, erschrak er sehr; doch setzte er seine Hoffnung auf Gott und traf Vorkehrungen für seine und der Seinen Sicherheit, wenn jene feindliche Absichten haben sollten. 328 Zu diesem Zweck teilte er die Seinigen und liess die einen voranziehen und die anderen nachfolgen, damit die vordersten, wenn sie durch Esaus Angriff bedrängt würden, sich auf die Nachhut zurückziehen könnten. 329 Nachdem er seine Leute so geordnet hatte, sandte er einige mit Geschenken zu seinem Bruder. Diese bestanden in Rindvieh und allerlei Vierfüssern, die dem Empfänger wegen ihrer Seltenheit von grossem Wert waren. 330 Die Abgesandten hiess Jakob in Abständen marschieren, damit sie ununterbrochen ankämen und so eine grosse Zahl vortäuschten. Da es nun wahrscheinlich war, dass die Geschenke den Zorn Esaus besänftigen würden, wenn er überhaupt noch zürne, befahl er den Abgesandten, ihn recht freundlich anzureden.

(2.) 331 Nachdem unter diesen Anordnungen der Tag verstrichen, setzte sich gegen die Nacht hin der Zug in Bewegung. Als aber die Leute den Giessbach Jabakchus überschritten hatten, blieb Jakob etwas zurück und stiess auf ein Gesicht, gegen welches er ankämpfte und Sieger blieb. 332 Dieses redete ihn darauf an und ermahnte ihn, er solle nicht glauben, gegen etwas Kleines gekämpft zu haben, sondern er habe einen Engel Gottes [69] besiegt. Das sei ihm ein Vorzeichen grossen Glückes, und sein Geschlecht werde nicht erlöschen, noch ein Sterblicher es überwinden. 333 Auch befahl ihm der Engel, er solle sich von jetzt an Israël nennen, das heisst in hebraeischer Sprache „Bekämpfer des Engels Gottes.“ Und er verkündete ihm dies auf sein Verlangen; denn als Jakob merkte, dass ein Engel Gottes ihm erschienen sei, bat er ihn, ihm sein zukünftiges Geschick zu enthüllen. Dann verschwand die Erscheinung. 334 Jakob aber freute sich über das Gehörte und nannte den Ort Phanuel, das heisst „Gottes Angesicht.“ Weil er aber beim Ringen einen Schmerz in seiner Hüftsehne empfunden hatte, enthielt er sich von da an der Verspeisung dieses Körperteiles, und auch uns ist seinetwegen nicht erlaubt, davon zu geniessen.

(3.) 335 Als nun Jakob erkannte, dass sein Bruder in der Nähe sei, hiess er die Weiber zur Seite treten und mit ihrem Gefolge von ferne dem Kampf der Männer zuschauen, wenn Esau denselben beginnen sollte. Er selbst aber flehte den nichts Böses denkenden Bruder, als er ihm nahe kam, um Gnade an. 336 Dieser begrüsste ihn und fragte ihn nach seinen Weibern und Kindern, und da er alles vernommen‚ wollte er sie selbst zum Vater führen. Jakob aber schätzte Ermüdung seines Viehes vor; deshalb kehrte Esau zurück nach Saïr, wo er wohnte. Dieser Ort wurde „Zottig“ genannt von der rauhen Behaarung Esaus.

Einundzwanzigstes Kapitel.
Die Schändung der Dina.

(1.) 337 Jakob kam darauf nach Skenae, wie der Ort noch heute heisst, und von da nach Sikim[2] im Lande der Chananäer. Und da die Sikimiten diesen Tag festlich begingen, ging Dina, Jakobs einzige Tochter, zur Stadt, [70] um sich den Schmuck der Frauen dieser Gegend anzusehen. Da erblickte sie Sychem, des Königs Emmor Sohn, raubte und schändete sie, und von Liebe zu ihr ergriffen bat er seinen Vater, ihm das Mädchen zur Ehe zu geben. 338 Dieser willfahrte ihm, ging zu Jakob und ersuchte ihn, seinem Sohne Sychem die Dina zur rechtmässigen Ehe zu geben. Jakob aber, der weder nein sagen wollte wegen der hohen Würde des Antragstellers, noch auch seine Tochter einem Fremdling vermählen mochte, erbat sich Bedenkzeit, 339 und der König entfernte sich in der Hoffnung, Jakob werde in die Vermählung einwilligen. Alsdann teilte Jakob seinen Söhnen die ihrer Schwester widerfahrene Beleidigung und den Antrag Emmors mit und hiess sie überlegen, was zu thun sei. Die meisten von ihnen schwiegen, ungewiss über das, was man unternehmen solle. Simeon und Levis aber, die rechten Brüder des Mädchens, einigten sich über folgendes Vorgehen. 340 Als die Sikimiten ein Fest feierten und sich beim Mahle vergnügten, überfielen sie zuerst die Wächter und machten dieselben im Schlafe nieder; dann drangen sie in die Stadt, töteten alle Männer, auch den König und seinen Sohn, und verschonten nur die Weiber. Und als sie dies, ohne Vorwissen ihres Vaters, vollführt hatten, brachten sie ihre Schwester wieder zurück.

(2.) 341 Jakob war erschüttert über dies Beginnen und zürnte deshalb seinen Söhnen. Gott aber erschien ihm, hiess ihn wohlgemut sein und nach Reinigung der Zelte ihm diejenigen Opfer darbringen, die er ihm auf der Reise nach Mesopotamien nach der Traumerscheinung gelobt hatte. 342 Als er nun die Seinen durch ein Sühnopfer gereinigt, stiess er auf die Götzenbilder Labans, die Rachel ohne sein Vorwissen mitgenommen hatte, und er vergrub sie bei Sikim unter einer Eiche. Dann zog er von da weg und opferte bei Bethel, wo er die Traumerscheinung gesehen hatte, als er nach Mesopotamien reiste.

343 Als er auch von hier fort- und nach Ephratana gezogen [71] war, starb ihm die Rachel infolge einer Geburt, und er bestattete sie. Ihr allein von seinen Verwandten wurde die Ehre der Beisetzung in Chebron nicht zu teil. Jakob trauerte sehr um sie und nannte den Sohn, den sie geboren, Benjamin, weil die Mutter durch ihn so gelitten hatte. 344 Jakob hatte also im ganzen zwölf Söhne und eine Tochter. Von den Söhnen waren acht rechtmässige, sechs von der Lia und zwei von der Rachel; vier stammten von den Mägden, von jeder zwei. Ihre Namen habe ich bereits oben erwähnt.

Zweiundzwanzigstes Kapitel.
Isaks Tod und seine Bestattung in Chebron.

345 Von da kam Jakob nach Chebron in Chananaea, wo Isak wohnte. Hier lebten sie nicht lange zusammen (Rebekka hatte Jakob schon nicht mehr lebend angetroffen), denn Isak starb bald darauf und wurde von seinen Söhnen in Chebron beigesetzt, wo auch die Grabstätten seiner Vorfahren sich befanden. 346 Isak war ein Liebling Gottes, der ihn nach Abrams Tode seiner besonderen Fürsorge gewürdigt hatte. Er erreichte ein hohes Alter, denn er starb, nachdem er hundertfünfundachtzig Jahre, reich an Tugend, gelebt hatte.


  1. 1 Sekel = 3,16 Mk. ungefähr; übrigens von schwankendem Werte.
  2. Sichem
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