Die Sage/Die mythischen Wesen der Sage

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Mythologie und Sage Die Sage (1908) von Karl Wehrhan
Die mythischen Wesen der Sage
Die Pflanzen in der Sage


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IX. Die mythischen Wesen der Sage.

Der alte germanisch-heidnische Mythus, die alte heidnische Götterlehre und Religion unserer Vorfahren ist zwar dem Namen nach für unser Volk verschwunden, treibt aber der Sache nach noch in üppiger Fülle neue Sprossen und grünt und blüht wie jener Sagenbaum, der nie verdorren soll. Der christliche Glaube konnte ihn nicht verdrängen, sondern gab ihm oft nur ein äußeres Gewand; die tiefer werdende Kenntnis der Natur und ihrer Gesetze, die gewaltigen Fortschritte der modernen Technik und die dadurch bedingte Hinlenkung des geistigen Lebens auf andere Gebiete vermochte wohl den mythischen Sproß der deutschen Sage zu verkümmern, seine Wurzeln zu untergraben, aber nicht völlig den alten Saftzufluß zu unterbinden. Diese mythischen Sagen bilden den bedeutendsten Teil der deutschen Sagenwelt, neben denen dann noch die christlichen (Legenden) und die historischen Sagen erscheinen. Nach E. H. Meyers Vorgang[1] teilen wir die mythischen heidnischen Sagen in drei Hauptgruppen ein, weil drei Erscheinungsgruppen aus dem Gesamtleben der Menschheit und der Natur auf die Sinne und das Gemüt und somit auf die schaffende Phantasie des Volkes den stärksten Eindruck machen, nämlich Tod, Alpdruck und Naturerscheinungen.

Des Todes grausige und furchtbare Umarmung hat schon seit jeher bei allen Völkern ein unbezwingliches Grauen erweckt und das Herz unserer Ahnen mit allerlei Kombinationen erfüllt, von denen uns in der Sage, im besonderen der Gespenstersage, noch vieles erhalten ist. Das Skelettgerippe mit der Hippe und Sanduhr, der personifizierte Tod ist allbekannt, aber erst neueren Ursprungs; in der Sage erscheint er zuweilen als ungeheurer Riese, wie auf dem Totensteine, einem steilen Felsberge bei Kupferhammer unweit Neuenhofen, von wo er in der zwölften Stunde in der Richtung nach Grobitz fortgeht und in dem großen Garten bei der alten Kapelle verschwindet. In Weida in der Eifel sah man einmal den Tod auf einem Schimmel hinein in das Spital reiten. Auch in einer bayrischen Sage reitet er auf einem Schimmel; doch auch als graues Männlein auf [58] einem Esel, oder als graues und grünes Männchen erscheint er. Oft sind Tod und Teufel in den Sagen gleich; dann nimmt er die Gestalt eines Pilgers, die eines großen starken Mannes in dunklem Mantel, die eines stolzen Freiers in hellgrünem Rock und rotem Bart, die eines Zwerges u. a. an. Etwas versteckt ist dann auch noch irgend ein Erkennungszeichen, das Bockshorn, der Bocks- oder Pferdefuß angebracht, der große Hut ist mit einer Hahnenfeder geziert u. a.

Die Seele selber nimmt verschiedene Formen an. Meistens ist sie etwas Materielles, das nur durch eine wirkliche Öffnung entweichen kann; darum müssen bei einem Sterbefall Fenster oder wenigstens die sogenannten Luftscheiben geöffnet werden, sonst kann der Mensch nicht sterben. Zuweilen nimmt die Seele die Gestalt einer Maus, in einigen Sagen die einer weißen Maus an. Die Seelen von Ertrunkenen werden von den Wassergeistern festgehalten, nach einer österreichischen Sage in kleinen mit Deckeln verschlossenen Töpfen, in denen die armen Seelen dann jammern und winseln; auch in feuriger Gestalt, als Irrlicht oder Irrwisch, als Feuergeister oder feurige Männer spuken Verstorbene umher, die meistens als Grenzsteinverrücker, Grenzüberpflüger, Betrüger oder Diebe, also als Gewissenlose ihre Strafe erhalten haben. Wenn man flucht, so fliehen sie, auf Betende gehen sie los. Beim Verfolgen gerät man in einen Sumpf. Im Oberdeutschen heißen sie Marcher, Marchegger oder Marcheversetzer, in Westfalen Schnatgänger oder Fuorenhüpper (Furchenhüpfer).

Wie die Seele der alten Jungfer als Kiebitz über dem Moore flattert, so entfliegt die frommer Wesen wohl als weiße Taube wie in einer schwäbischen Sage, wo die Seelen dreier wegen ihres Glaubens Hingerichteter als weiße Tauben in die Wolken flogen. Als böse Seele enteilt ein schwarzer Vogel dem Körper, und als vor einigen Jahren in einem lippischen Dorfe ein schwarzer Vogel, wahrscheinlich eine Dohle, während der Leichenfeier auf der Diele eines Bauernhofes erschien und unruhig hin und her flatterte, entstand eine panikartige Bewegung.

Die Seele kann den Schlafenden selbst auf kurze Zeit verlassen und als Maus, Kröte oder Schlange dem Munde entschlüpfen. So erzählt Grimm, König Gunthram sei im Walde vor großer Müdigkeit eingeschlafen; der Diener sah dann aus dem Munde seines Herrn eine Schlange laufen, [59] in einen Berg kriechen und später auf demselben Wege zurückkommen. Als der König erwachte, erzählte er, er sei im Traum in einen mit Gold gefüllten Berg gegangen. In der Schweiz spuken ehemalige Raubritter in Gestalt von Kröten und bringen unterirdisches Gepolter hervor, schwellen auch wohl bis zur Größe einer Wanne an und haben Augen wie Zinnteller.

Der Tod bringt besonders für solche Menschen keine Ruhe, die keines natürlichen Todes gestorben sind, auch Unglück oder Schiffbruch erlitten, ein böses Leben geführt oder sonst nach dem Glauben der Leute das Lebensziel nicht erreicht, also ihren Zweck nicht erfüllt haben. Sie bleiben an die Erde gefesselt, sie müssen umgehen, waizen, geistern, sich üben; sie spuken in Menschen oder Tiergestalt, als rachsüchtige oder nach dem Leben sehnsüchtige Geister, wie z. B. Ermordete, Mörder und Selbstmörder, Ungetaufte, in Liebesglück Umgekommene, Lediggebliebene, im Kindbett Verstorbene, habsüchtige, betrügerische Müller, Wirte und Verkäufer, Geizhälse und Grenzsteinverrücker. Sie werden dann Spuk, Wiedergänger, Umgänger oder Neuntöter u. a. genannt. In verschiedenen, z. B. in westfälischen Sagen wird uns dann noch mitgeteilt, daß ein derartig Schuldiger seinem eigenen Leichenzuge aus dem Giebelfenster seines eigenen Hauses stier nachblickt.

Wie gerade in diesen Sagen der strenge Gerechtigkeitssinn hervortritt, der Habsucht und Übermut, Betrug und Diebstahl schrecklich straft, ist an anderer Stelle betont. Die Strafen selbst sind verschieden: die Alm vergletschert, das üppige Kloster versinkt in den Erdboden, die Marsch überflutet, die übermütige Stadt verschwindet im Meeresboden, die sündigen Liebenden verwandeln sich in starre Felsen, die schöne Gegend wird eine tote Wüste.


Literatur: Geister- u. Spuksagen. Der vielförmige Heinzelmann oder Erzählung von einem Geist, so sich auf dem Hause Hundemichlen und hernach zu Estrup hat sehen lassen mit unterschiedlichen Historien von Erscheinungen und Gespenstern vermehrt. 1704. – Fantasiegemälde oder Sagen aus der Geister- u. Zauberwelt. Prag 1805. – Rauschnick, Gespenstersagen. 2 Bde. Naumburg 1818/19. – F. W. Gieseler, Märchen des Aberglaubens alter und neuester Zeit nebst einem psychologischen Anhang über Ahnungen und Geistererscheinungen. Tauberbischofsheim 1867. – J. A. E. Köhler, Die Dämonensagen des Erzgebirges [60] (Jahrbuch des voigtländ. altertumsf. V. in Hohenleuben L. u. LI. 1882). – K. Knauthe, Geisterglaube (Am Urquell. II. 1891. S. 155–157). – K. Knauthe, Zauber- und Spukgestalten in Schlesien (Ebde. III. 1892. S. 76 f., 279 f., 344 f.) – P. Ch. Martins und K. E. Haase, Spukgeister [a. d. Lüneburgischen] (Ebda. S. 163. 164. 252–254). – Drechsler, Alp- und Geistersagen aus der Gegend von Leobschütz (Mitt. d. schles. Ges. f. Volksk. I. 1895. S. 46). – F. Worm, Mönchgauder Spaukgeschichten. Greifswald 1898. – J. Roth, Gespenstersagen aus Groß-Schenk (Korrespondenzbl. d. V. f. siebenbürg. Landeskunde. XXV. 1902. S. 100–103, 127–131. XXVI. 1903. S. 31–33, 69–71). –


Tod. O. Schwebel, Der T. in dtschr. Sage und Dichtung. Berlin 1876. – Jac. Engel, Der Tod in Sage und Dichtung indogermanischer Völker (Vossische Ztg. 1884. Sonntagsbeilage Nr. 23–26). – Th. Schön, Die Toten von Lustnau (Reutlinger Geschichtsblatt VI, 1. 1895). – N. Mielke, Totengebräuche und Totensagen in der Mark (Brandenburgia. IX, 1. 1901.) – Lemke, Heinsagen (Zeitschrift f. Ethnologie. XXXII, 6. 1901). – A. Rittershaus, Die Stiefel mit den Totenbeinen (Schweizer. Archiv f. Volksk. V. 1901. S. 126–129). – R. Kleinpaul, Die Lebendigen und die Toten in Volksglauben, Religion und Sage. Leipzig 1897.


Teufel H[aupt], Eine T.-Sage aus dem 11. Jahrh. (Zeitschrift f. dtschs. Altertum. VII. 1849. S. 522 f.) – W. Grothe, Schildhorn und Teufelssee. Märkische Sage. Berlin 1864. – Gustav Roskoff, Geschichte d. T. 2 Bde. Leipzig 1869. – F. Wurm, Die Teufelsmauer zwischen Oschitz und Böhmisch-Aicha. Mit Sagenanhang. Böhmisch-Leipa 1884. – Max Dreyer, Der T. in der deutschen Dichtung des Mittelalters. Dissert. v. Rostock. 1885. – Ad. Rogge, Wie der letzte T. umkam (Altpreuß. Monatsschrift. XXIII. 1886. S. 64 f.) – Rich. Müller, Der kirchenbauende T. in Niederöstreich (Blätter d. V. f. Landesk. v. Niederöstreich. N. F. XXI. 1887. S. 192). – C. Jakob, Der T. in Torgau (Publikationen d. Altertumsvereins zu Torgau. II. 1888). – A. Schaff, Die Teufelsbraut. Ein Volksmärchen (Dtsche. Romanzeitung. 1890. Nr. 2). – Th. Achelis, Die Entwicklungsgeschichte des Teufelsglaubens (Ausland. LXIV, 5. 1891. S. 93–95). – A. Graf, Naturgeschichte des T. Aus d. Italienischen. Jena 1891. – G. Nageler, Teufelssagen aus Oberkärnten (Zeitschrift d. V. f. Volksk. IV. 1894. S. 445–447). – A. Wünsche, Der Sagenkreis vom geprellten T. als Baumeister (Beil. d. Allgem. Ztg. 1894. Nr. 202. 203). – O. Glöde, Der Teufelsglaube in Mecklenburg (Ztschrft. f. d. dtschn. Unterricht. IX. 1895. S. 583–600). – A. Wünsche, Der Sagenkreis vom geprellten Teufel im Zusammenhang mit dem christlichen Dogma von der Versöhnung der ersten Jahrhunderte und dem altgermanischen Götterglauben (Nord und Süd. XVIII, 1. 1895). – E. Damköhler, Sage vom Teufelsbade (Braunschweigisches Magazin. II. 1896. S. 86 f.) – R. Hoppeler, Eine T.-Sage a. d. 17. Jahrh. (Schweizer. Archiv [61] f. Volksk. I. 1897. S. 198–201). – Herm. Hartmann, Teufelsagen a. d. Osnabrückschen (Niedersachsen. V. 1899. S. 287). – A. Haas, Sagen und Erzählungen vom Teufel (Blätter f. pomm. Volksk. X. 1902. S. 115–119). –


Hölle und Himmel. Matthias, Die Hölle in der volkstümlichen Überlieferung (Wissenschaftl. Beil. d. Leipziger Zeitung. 1891. Nr. 140). – Matthias, Der Himmel in der volkstümlichen Überlieferung (Ebde. Nr. 93). –


Der Alp ist eine aus dem Seelenglauben unserer Vorfahren hervorgegangene mythische Gestalt, die Seele eines Menschen, die während des Schlafes den Körper verläßt und einen andern drückt und quält, indem sie sich auf seine Brust oder seinen Hals setzt. Die natürliche Ursache, der Druck auf den für die Atmungsorgane fungierenden nervus vagus, hervorgerufen durch unbequeme Lage, vollen Magen u. a. erkannten unsere Ahnen natürlich nicht. Sie bemerkten nur die äußeren Erscheinungen, das beängstigende Gefühl, die erstickende Last, die Unmöglichkeit freier Bewegung und des Gebrauchs der Stimme. Die erregte Einbildungskraft sah darin einen mißgestalteten Kobold, der oft einem Vogel, einem rauhbehaarten Tier, bald einem Pudel, einer Katze, bald irgend einem fremdartigen, überaus häßlichen Tiere gleicht, auch wohl wie Rauch und Dunst, meistens aber in menschlicher Gestalt erscheint. Ja, es sind oft bekannte, geliebte und nahestehende Menschen, die einen quälen, vor allem weibliche Personen, weshalb sie in einigen Gegenden ausdrücklich Waldriderske genannt werden. Sie heißen sonst Alp, Mahr, Trude, Tockele, im Saterlande Weilriderske, in Wangeroog Bockhexe, Ridimär oder Wolrider. Ein weiter verbreiteter Name, besonders in der Schweiz, ist Schrettlig, Schrettele, im Althochdeutschen Skrat (d. h. haarig, lat. pilosus), im Mittelhochdeutschen Schrat. Im Polnischen heißt heute noch ein die Haare verwickelndes Ungetüm Skzot. Wegen der damit bezeichneten Eigenschaft reihte Grimm den Alp den behaarten und struppigen Korndämonen ein. Schon die Griechen kannten dieses Mythenwesen als Ἐφιάλτης, die Römer als incubus, die Franzosen nennen es cauchemar, die Engländer night-mare.

Wenn das Schlüsselloch verstopft ist, kann der Alp nicht entweichen, er wird gefangen und muß seine wahre Gestalt offenbaren. Wenn man eine Hechel auf die Brust legt, die [62] spitzen Zähne nach oben, oder ein Messer ebenso hält, so verwundet sich der Alp und man kann die Blutspur verfolgen.

Aber nicht nur Menschen, sondern auch Tiere werden vom Alp gequält, der besonders gern Pferde reitet, die dann morgens abgemattet und schweißtriefend im Stalle stehen. Gewisse Segen und Flüche verscheuchen den Alp.

Da der Träumende in der beängstigenden Last des Alps oft bekannte Personen sieht, so ist damit eine der Hauptursachen des Hexenglaubens gegeben. Der Erwachende glaubt dann in der vermeintlich gesehenen Person einen ihn und auch allgemein schädigenden Menschen zu erkennen. Noch heute ist der Hexenglaube nicht ausgestorben, noch heute gibt es außer dem Brocken in jeder Gegend noch Hexenberge, auch gewisse Kreuzwege, wo die Hexen ihre Zusammenkunft halten. Aus allerlei zauberkräftigen Dingen, unter Hersagen von Spruch und Lied bereiten sie etwas Schädigendes, den Hexentrank; aber schon durch ihren bösen Blick können sie schaden. Sie bewirken Haß und Liebe, langsames Hinsiechen, Versetzung von einem Ort an einen anderen, Sturm, Unwetter, Mißwachs, jedoch auch das Heilen von Krankheiten. Für alle Erkrankungen an Menschen und Vieh, für jeden Schaden in der Natur, besonders den dem Bauern zugefügten, sind die Hexen verantwortlich gemacht. Besonders zu gewissen Zeiten bringen sie dem Menschen und der Natur Unheil. So streifen sie in der Maiennacht den Tau vom Grase, um es für den ersten Weidegang der Kühe zu verderben, so zerknicken sie im Sommer das Korn u. a. Die Sage von den Naturgeistern spielt schon in diesen Hexenglauben hinein.


Literatur: Alp, Vampyr, Mahr. K. Knauthe, Das Alpdrücken in Preußisch-Schlesien (Am Urquell. II. 1891. S. 71 f.) – P. Schikowsky, Die Mahre im Volksglauben der Masuren (Ausland. LXIV 15. 1891. S. 294–296). – H. F. Feilberg, Der Vampyr (Am Urquell. III. 1892. S. 331–335). – F. A. Tscherning, Albsagen vom Schönbuch (Reutlinger Geschichtsbl. VIII. 1897. S. 20–25). – St. Hock, Die Vampyrsagen und ihre Verwendung in der deutschen Literatur (Forschungen zur neueren Literaturgesch. XVII. Berlin 1900). – J. Schrijnen, Nachtmerrie (Volkskunde [Niederländ. Zeitschrift]. XIV. 1902. S. 1–4). – P. Drechsler, Die Druck- und Quälgeister im schles. Volksglauben. Progr. d. Gymnas. Zaborze. 1904.


Die Natur mit ihrem ewigen farben- und erscheinungsreichen Wechsel übte von jeher auf das menschliche Gemüt [63] einen nachhaltigen Eindruck aus, und das Leben und Empfinden des bäuerlichen Volkes wird noch mehr getroffen als das unsrige. In diesem Einfluß spiegelt sich die umfangreiche Sage von den Naturgeistern aller Art wieder. Regen und Nebel, Wind und Wetter begegnen uns in zahllosen Sagen und neben ihnen noch ganze Reihen anderer Naturerscheinungen und -Gegenstände, Steine, Pflanzen und Tiere. Gewisse Zeiten und Orte, wie Dachtraufe, Kirchhof, Kreuzweg und gewisse atmosphärische Erscheinungen, wie Märzenschnee, Weihnachts- und Maitau besitzen besondere Kraft. Sonne, Mond und Regenbogen werden in das sagenhafte Wesen einbezogen, um Wasser und Feuer sind besondere Sagenkreise gewebt. Noch heute glaubt man vielerorts an die heilende Kraft des Osterwassers.

Wind und Sturm sind zahlreich in der Mythe vertreten. In Hildburghausen hält man den Sturm in der Dreikönigsnacht für segensreich und öffnet ihm als Glück und Segen spendend Tür und Fenster. Als Opfergabe streut man dem Winde in der Gegend von Neukirchen und Etzelwang drei Hände voll Mehl mit den Worten hin: Wind oder Windin, hier geb ich dir das Deine, laß mir das Meine. In der Gegend der Weidaer Papiermühle erscheint der Wind als großes Untier; bei Stolzenhagen warf man ein Messer in den Küselwind und nachher fand man es bei einem Bäcker, der den Küselwind gemacht hatte; in Böhmen wirft man der Windsbraut, Melusina genannt, Äpfel und Nüsse in den Ofen, besonders in den Zwölfnächten, auch knallt man mit Peitschen, um sie zu vertreiben. Die Windin hat es besonders auf Männer abgesehen, sie ist schlimmer als der Wind.

Im deutschen Südwesten heißt der scharfe Nord- und Ostwind des Frühlings noch heute der Roß- oder Geißenschinder, wie in Böotien der Boreas im Februar zu Hesiods Zeiten der Rinderschinder hieß. Bei starkem Sturm sagen die mecklenburgischen Seeleute: nu hebben die Jungens den Sack wedder apen makt! und in Lippe sagt Man: niu es dat Lock do boben oll wier oppen! oder: sö könnt dat Lock nich wier tëu krüigen! Wird man dabei nicht an den Schlauch erinnert, in dem Äolus die Winde gefangen hielt? oder an den Windsack, nach dem der Neuling beim Dreschen in einigen Gegenden geschickt wird?

[64] Weniger treten schon die Wolken in der Sage hervor; sie sind das Verhüllende gemeinhin, in Bergländern heißen sie Berghüte. Wenn die Aargauer zarte Sommerwolken über den Schwarzwald aufsteigen sehen, so sagen sie, die Wälderinnen strecken ihre blanken Arme herüber.

Nur die Wetter- oder Gewitterwolke tritt besonders in den Sagen hervor. Noch heute sagt man vom Donner: den Schläfer weckt er auf, den Fresser schlägt er tot. Das Gewitter ist eben im Glauben des Volkes ein Vorgang, bei dem der Mensch seine täglichen Bedürfnisse vergessen muß. Meist ist das Gewitter bei den Völkern personifiziert, bei den Griechen lenkte es Zeus, bei den Römern Jupiter; auch die Germanen haben schon in vorhistorischer Zeit die Vorstellung von einem sich im Donner zu erkennen gebenden persönlichen Wesen gehabt, wenn es ihnen ursprünglich auch fremd gewesen ist, und ihnen die Naturerscheinung auch an und für sich schon Furcht und Schrecken eingeflößt hat. Thor oder Donar schleuderte seinen Hammer. In einigen Sagen erscheint die Gewitterwolke selbst personifiziert. Sie ist ein siedender Kessel oder ein Backtrog der Riesen, mit besonderer Betonung des Blitzes auch wohl der Feuerdrache, der durch den Schornstein Glück oder Unglück hereinbringt, in anderen Sagen endlich der Riese oder die Riesin selber.

Sonne und Mond werden in den Sagen zumeist als etwas Feindliches hingestellt. In der Oberpfalz beteten bei Sonnenfinsternissen alte Leute, daß der Mond doch nicht Meister werde; man schlug mit Messern auf alte Pfannen und Sensen, warf auch Brosamen ins Feuer. Während der Zeit fällt giftiger Tau vom Himmel, weshalb an dem Tage kein Vieh weiden darf. Auch der Brunnen wird vergiftet. Sonne und Mond werden zuweilen als Mann und Frau, auch als ungetreue Liebesleute hingestellt. Bekannt sind ja die verbreiteten Sagen von den Gestalten in Sonne und Mond. Es soll ein Mädchen sein, das spinnen muß – daher das Gespinst des Altweibersommers – oder ein Mann, der den Sonntag entheiligt hat.


Literatur: E. L. Rochholz, Erd- und Himmelskunde in der Sagenzeit (Gaea. XVI. 1880. Heft 2). – E. L. Rochholz, Naturmythen. Neue Schweizersagen. Leipzig 1862. – K. Fuß, Die Natur und ihre Glieder in Lied, Sage, Märchen und Fabel. Nürnberg 1898. – M. Rehsener, Die Gebirgsnatur in Vorstellung [65] und Sage der Gossensassen (Zeitschrift d. V. f. Volksk. I. Berlin 1891. S. 421 ff.) – E. Osenbrüggen, Die Gebirgssagen [o. O. u. o. J.] – Ludwig Laistner, Nebelsagen. Stuttgart 1879. – O. Weddigen, Die Nebelsagen (Aus der Humboldtakademie. Berlin 1903). – A. Schlossar, Sagen vom Schratel [Wirbelwind] aus Steiermark (Zeitschrift f. Volkskunde, hrsg. von E. Veckenstedt. III. 1891. S. 341–343, 377–379. IV. 1892. S. 165–170). – J. Schmidt, Der Schkrat (Ebda. IV. 1892. S. 218–221, 251–254). – K. W[einhold], Steirische Sagen vom Schratel (Ztschrft. d. V. f. Volksk. VI. Berlin 1896. S. 322–324). – Meusel, Der Regenbogen nach heidnischer Sage und im christlichen Glauben (Beweis des Glaubens. 1882, Märznummer).


Sonne und Mond. Haberlandt, Indogermanische Sage. Beiträge zum Sonnen- und Mondmythus (Mitteil d. anthropol. Ges. in Wien. 1886. 1. 2). – H. Volksmann, Der Mann im Monde (Am Urquell. III-VI. 1892–1895 an vielen Stellen). – Robert Brown und A. Lang, The moon and the hare (Academy. 1884. Nr. 613. S. 80; 614, S. 97 f.; 617, S. 150 f.) – Fr. Eichberg, Die Spinnerin im Monde. Eine Volkssage a. d. Altmark (Der Bär. XVIII, 38. 1892). - A. Boltz, Die Sonne in den Volkssagen (Magazin f. dtsche. Lit. d. In- u. Auslandes. 1895. Nr. 17). –


Ernst Köhler, Das Reich des Unorganischen im Wunderglauben des Volkes [Lokalsagen] (54. u. 55. Jahresbericht d. voigtl. altertumsforsch. V. zu Hohenleuben). – C. J. Steiner, Das Mineralreich nach seiner Stellung in Mythologie und Volksglauben, in Sitte und Sage … Gotha 1895. – J. E. Födisch, Felsensagen aus Böhmen (Mitteilungen d. V. f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen. VII. 1869). – A. Treichel, Steinsagen (Zeitschrift des histor. V. f. d. Reg.-Bez. Marienwerder. XX. 1886. S. 65–70. XXI. 1887. S. 31–36. XXIII. 1889. S. 18–23. XXVII. 1893. S. 1–15. 1894. S. 1–16). – W. v. Schulenburg, Steinaltertümer in Oberbayern (Verhandl. d. Berliner Ges. f. Anthropologie. 1894. S. 249–255). – Nehring, Über einige Steinaltertümer [nebst Sagen] auf dem Zobten (Mitteil. d. schles. Ges. f. Volksk. II, 3. 1895. S. 39–42). – W. Zahn, Die Sagensteine der Altmark (Blätter für Handel. Beiblatt z. Magdeburger Ztg. 1897. S. 251 f.) – L. Gerling, Fußspuren in Steinen West-Thüringens [Sagen] (Wartburg-Herold. IV. 1898. S. 9–12, 190 f.) – L. Frankamp, Die Teufelssteine bei Laer [Bez. Münster i. W.] (Niedersachsen. VIII. 1902–1903. S. 46). – E. Meinck, Das Gold in Sage und Dichtung (Gegenwart. LXIII. 1904. S. 136 ff.) – Alte Sagen über den Bernstein (Jahrb. d. V. v. Altertumsfreunden im Rheinland. Bonn 1876. LVII. S. 157). – Externsteinsagen, vgl. Sagensammlungen unter Lippe. – Franz Kaus, Höhlensagen aus Krain (Zeitschrift f. östr. Volksk. II. 1896. S. 142–149).


Die beiden Hauptsagenkreise der Naturgeister bilden die Riesen und die Elfen.

[66] Die mächtigen Naturereignisse mußten die Wirkung gewaltiger ungestümer Riesenkräfte sein, und unsere Vorfahren personifizierten diese Kräfte unter dem Namen Riesen, die in gewissem Gegensatz zu den zarteren und sanfteren Elfen stehen. Schon die Griechen und Römer hatten ihre Riesen, die Giganten, Titanen, Kyklopen; die alten Germanen den Riesen Ymir, den Stammvater der übrigen Riesen. Zuweilen haben sie Tier-, meistens aber plumpe Menschengestalt. Wie früher, so erscheinen sie auch noch heute in den Sagen nach der geistigen Seite hin minderwertig, dumm, tölpelhaft, unbeholfen, auch gierig und zornig. Die Riesen sind in den Sagen meistens steinalt, und ihre Taten im allgemeinen den Menschen schädigend. Oft stehen sie mit Bergen in Verbindung; im Wazmann soll der Riese Wazmann, im Pilatus in der Schweiz ein Riese Pilatus hausen; der riesenhafte Berggeist Rübezahl ist im Riesengebirge zu Hause. Auf zwei einander gegenüber liegenden Bergen hausen Riesengenossen, die sich zur Abwechselung mit Felsblöcken bombardieren, aber auch ihre Gerätschaften, Beile, Pflugschar u. a. durch Zuwerfen leihen. Sie erscheinen oft als Baumeister: die Donaubrücke in Regensburg, die Mainbrücke in Frankfurt a. M., der Dom in Köln u. a. sind nach der Sage von Riesen (oder Teufeln, in welche die christliche Zeit jene oft zu verwandeln beliebte) erbaut. Auf irgend eine Weise wird der Riese dabei überlistet. Schon die nordische Mythologie erzählt von einem solchen Riesenbaumeister, der den Göttern eine feste Burg bauen sollte; auch hier wurde der Riese um seinen Lohn gebracht. Bei der Überlistung kräht gewöhnlich der Hahn vor der Vollendung des Werkes, oder das erste vom Teufel (Riesen) ausbedungene Wesen ist irgend ein Tier u. a. m. Anderer ungeschlachter Riesentaten gibt es eine Menge. Die Riesentochter holt nicht nur im Elsaß, sondern auch im Harz und im Odenwalde, den Bauer samt Pflug und Gespann in ihrer Schürze auf das Schloß. Eine andere Riesin liebte einen stattlichen Bauersmann, zerdrückte ihm aber in sanfter Umarmung Rippen und Herz. Der Hügel, auf dem der Ort Leopoldshöhe in Lippe liegt, ist dadurch entstanden, daß ein Riese den ihm etwas unbequem werdenden Sand aus seinem Holzschuh schüttete. Mit Mühlsteinen beworfen, vermeinen die Riesen, es seien nur Sandkörner. Des Teufels Großmutter soll ihnen Gesellschaft [67] leisten, auch sollen sie später einen bösen Untergang nehmen. Manche Züge der Riesensage sind mit der Zwergensage verschmolzen; in manchen Sagen sind die Riesen und Riesinnen auch zu gewöhnlichen, allerdings auch ungefügig starken Menschen herabgesunken.

„Das Volk bedarf des Imponierenden, Übermenschlichen in der Sage gleichwie im Märchen[2], wo der Wein flutet und der Purpur flattert, wo Helden ringen und wundersame Lieder klingen“.

Übermütige Kühnheit nimmt den Sinn des Volkes so gefangen, daß es starke Schwächen seiner Helden ganz vergißt, oder doch wenig beachtet. Man denke nur an den Raubritter Eppelein von Gailingen, an dessen Geschichte sich das Wort knüpfte: „Die Nürnberger hängen keinen, sie hätten ihn denn zuvor“. Seine trotzige Unerschrockenheit, mit seinem guten Rosse über Nürnbergs Burgmauern den gewaltigen Sprung zu wagen, sichert ihm trotz seiner Übeltaten ein Andenken in der Sage. So ist es auch bei den Riesen.


Literatur: Riesen und Zwerge. N., Zwergsagen in Sachsen (Das Vaterland. Sächsische Wochenschrift. II. 1890. Nr. 25). – Frz. Otto, Unter Kobolden und Unholden. Sagen und Märchen aus dem Reiche der Riesen und Zwerge, Gnomen, Wichte, Kobolde, Elfen und Nixen. Mit einer Einleitung von Villamaria. Leipzig 1882. – H. Carnoy, Die Höhlenzwerge. (Zeitschrift für Volksk. von Veckenstedt. I. 1889. S. 409–412). – Christian Jensen, Zwergsagen aus Nordfriesland (Ztschrft. d. V. f. Volksk. II. 1892. S. 407–418). – Richard Andree, Die Z. am Wohlenberge (Am Urquell. IV. 1893. S. 226). – G. Kleyböker, Erdmänneken (Niedersachsen. I. 1895–1896. S. 74). – A. Haas, Zwergsagen (Bl. f. pomm. Volksk. X. 1902. S. 33–37). – G. Sievert, Z. u. R. (Jahrb. d. V. f. niederd. Sprachforschung. X. 1902. S. 362–394, 443–449, 473–495). – F. Tetzner, Seelen- und Erdmännchenglaube bei Deutschen, Slaven und Balten (Globus LXXXIII. 1903. S. 235–238). – W. Schaub, Über den Ursprung der dtschn. Zwergsage. Progr. d. Kgl. Wilhelmsgymnas. Berlin 1904. – Franz Kapell, Erdgeistersagen aus Limburg und Selfkant. (Heinsberger Volkszeitung vom 23. VIII. 1905).


Rübezahl. J. Praetorius, Daemonologia Rubenzalii Silesi. Bericht von dem wunderlichen Gespenste, dem R. Leipzig 1662. 3. Aufl. 1868. 1873. – Kräuterklauber [Karl Fr. Mosch], R., der Herr d. Gebirges. Volkssagen. Leipzig 1841. [68] (2. Aufl. Schweidnitz 1847). – H. Kletke, Das Buch vom R. Breslau 1852. – Zur R.-Sage (Schles. Provinzialbl. N. F. IV. 1865. S. 223 ff.) – J. Freund, R., Sagen und Erzählungen. Warmbrunn 1873. – R. Koch, R. Eine Sammlung d. schönsten Sagen. 7. Aufl. Berlin 1883. – R., seine Begründung i. d. dtschn. Mythe, seine Bedeutung und die ursprünglichen R.-Märchen. Hohenleuben 1894. – A. Berger, Gebirgssagen v. R. und von den anderen Berggeistern Deutschlands. Berlin 1884. – Mary C. Rowsel, Number Nip; or the Spirit of the Giant Moutains. London 1885. – C. Veckenstedt, R. (Zeitschrift f. Volkskunde v. Veckenstedt. I. 1889. S. 1–18. II. 1890. S. 41–72). – A. Lincke, Die neuesten R.-Forschungen. Ein Blick in die Werkstatt der mytholog. Wissenschaft. Dresden 1896. – L. Sturm, Rübezahls Namen (Gebirgsfreund. IX. 1897. S. 133 f., 146 f., 159 f.) – K. Zacher, R. u. s. Verwandtschaft (Mitteil. d. schles. Ges. f. Volksk. X. 1903. S. 33–54). –


Sagen von Bauwerken. Joh. Nep. Vogl, Domsagen [Wien]. Wien 1845. – H. Kruspe, Erfurter Domsagen [=Bilder und Klänge aus Alt-Erfurt. 1. Heft.] Erfurt 1888. – A. Haas, Sagen und Erzählungen von Stettiner Kirchen und Klöstern (Blätter f. pomm. Volksk. VII. 1898. S. 1–11). – F. Gottschalk. Die Ritterburgen u. Bergschlösser Deutschlands [mit ihren Sagen]. 2. Aufl. 9 Bde. Halle 1815–1819. N. F. Bd. I. Magdeburg 1840. –


Glockensagen. G. Pasig, G. Kottbus 1880. – F. Hentschel, Zur Glockenkunde [auch Sagen] (Mitteil. d. nordböhm. Exkursionsklubs. XVIII. 1895. S. 38–44). – P. Sartori, G. u. Glockenaberglaube (Zeitschrift d. V. f. Volksk. VII. 1897. S. 113–129, 270–286, 358–369). – E. A. Stückelberg, G. a. d. Schweiz (Schweizer. Archiv f. V. III. 1899. S. 177–188). –


Zu dem Volke der Elfen oder Elben (altdeutsch alp, plur. elbe), deren Geschlecht sich auch bei den Slaven und Kelten in ähnlicher Bedeutung findet, kann man alle übrigen kleineren Sagenwesen zählen, die Mahren, Wetter- und Schauerfräulein, die Bergfräulein oder Saligen in den Alpen, die Wald- und Holzmänner oder -weiber, die Nicker oder Wassermänner und Nixen, die Kornweiber, die Zwerge, Unterirdischen, Erdmännlein, Heinzelmännchen oder Hausgeister und Kobolde. Diese Sagengruppe gehört zu den reizendsten, die wir besitzen, und hat wohl noch am meisten lebendigen Glauben im Volke bewahrt. Die hier in Betracht kommenden Wesen sind Personifizierungen der vielgeteilten Naturkräfte, aber der kleineren und schwächeren, im Gegensatz zu denen, welche die Riesen vorstellen.

Ihre Wohnung ist überall zu finden; sie bevölkern die Luft vor allem und das Wasser, sie hausen in Bergen und [69] Höhlen, einige selbst tief unten in den Schachten, sie beleben die einsame Heide und den stillen Wald sowohl als das fruchtbare Feld und die menschlichen Wohnstätten, sie sind zu finden selbst noch auf den kalten Gletschern der Alpen und erfüllen die lieblichen Täler und grünbekränzten Teiche und Seen mit ihrem Reize. Sie sind nicht so plump und unbeholfen wie die Riesen, haben auch menschliche Gestalt, aber sind häufig zarter und winziger; es klebt ihnen meistens ein Hauch jener zarten Dufthülle an, die sie dem Gesichtskreise des Menschen plötzlich entziehen kann. Sie leben auch im allgemeinen ganz nach Menschenart, bilden Familien und Völker und treten schon damit mehr in den Kreis menschlichen Lebens und Verstehens; so kommen sie auch viel mehr als andere Sagenwesen mit den Menschen in Berührung, bald ihre Tätigkeit fördernd, bald sie hemmend, bald Glück, bald Unglück bringend, oft gütig, oft tückisch des Menschen Wege kreuzend. Ihrer Körpergestalt nach können sie schön und glänzend, aber auch klein und übelgestaltet sein. In einer oder der anderen Form finden wir sie bei allen wichtigeren Arbeiten, in freudigen und trüben Stunden, bei Hochzeiten und Tod, bei Saat und Ernte, in Not und Gefahr auftreten. Zuweilen treten sie aber an den Menschen heran, um für sich selber Hilfe zu erheischen. Erzürnt, können sie dem Menschen mit bösem Schlage gefährlich werden. Die meisten Elfen lieben Musik und Tanz, und die Sage weiß viel von dem verführerischen Reize bestrickender Elfenmelodien zu erzählen. Besonderen Reiz gewähren die Sagengebilde, welche uns von dem Eingehen des innigsten Verhältnisses zwischen Elben und Menschen beiderlei Geschlechts berichten, vor allem der Liebeszauber zwischen den engelschönen Lichtelfen und stattlichen Jünglingen der Menschen. Zu den feinsten Gebilden gehören die Saligen oder die seligen, wilden oder heidnischen Fräulein der Hochgebirge der Alpen, die sich in leuchtender Schönheit vor ihren Felshöhlen zeigen und nicht nur Beschützerinnen der flüchtigen Gemsen, sondern auch der weidenden Herden mit ihren Hirten sind und ihre glockenhellen Lieder weit über Alm und Joch erschallen lassen. Die Elfen sind allesamt Feinde des Modernen, und jeder Änderung in ihrer Umgebung abhold. Das Pochen der Bergleute, viele neu erstehende menschliche Wohnstätten, das christliche Glockengeläut und der menschliche Verkehr vertreiben [70] sie aus ihrem geliebten Heime, und bald humoristisch, bald wehmütig klingen die Geschichten von des Volkes Überfahrt in ein anderes Land.

Die Nixen sind Wassergeister (althochd. nichus, angels. nicor, altnordd. nykr, nieders. nücker, dän. nök, schwed. neck), meist weiblichen Geschlechts. Der mehr einzeln auftretende männliche Vertreter dieser Gattung heißt Nicker, Nickel- oder Wassermann, gleicht einem kleinen, häßlichen, ältlichen Mann mit großem Bart, entstellten Ohren und Füßen und mit Fischzähnen. Der grausame und rachsüchtige, gern Mädchen raubende Nickel kann sich auch in einen Fisch, in ein Roß oder einen Stier, in eine Kröte und in noch manche andere Tiere verwandeln. Oft ist die ganze Gestalt grün, oft nur die Haare, Zähne oder Kleider; unter seiner Kleidung sind einige Fischschuppen verborgen. Der menschlichen Geliebten erscheint er anfangs kalt, wird aber an ihr bald warm, schenkt Perlen und Edelsteine. Der Zustand des von ihm in Hoffnung gekommenen Mädchens bleibt dem menschlichen Auge verborgen, er steht dem Mädchen aber in schwerer Stunde bei und nimmt das Kind mit ins Wasser (Oberpfalz). Die Wassermänner wohnen oft in Kristallpalästen mit prächtigen Gemächern, leben von Fischen und Krebsen, zuweilen aber auch von Nahrung, welche sie von Menschen zu erhalten suchen. Sie stehen mit den Erdmännchen, Bergzwergen und sonstigen Unterirdischen in Verbindung. In manchen Sagen hat die Wohnung der Wassermänner sogar einen schönen Garten mit herrlichen Bäumen und köstlichen Früchten. Oft hört man Rufen und Klagen vom Ufer her. Das tut der Wassermann. Sein Erscheinen verkündet in einigen Gegenden, daß demnächst ein Mann im Wasser verunglücken werde. In manchen Gegenden ist er ein Kinderschrecken; man warnt die Kinder, ins Wasser zu sehen, ein böser Mann säße darin, der sie hinabziehen werde, indem er sie unverwandt anschaue und ihnen winke. In einigen Sagen, in denen das Wesen der Erdmännchen mit dem der Wassermännchen wohl verwischt ist, arbeiten letztere auch, meistens für Menschen: sie flicken Stiefel, hauen Holz, schneiden, verrichten landwirtschaftliche Arbeiten u. a. m. Werden sie dafür belohnt, so stellen sie ihre Tätigkeit ein.

Der Wasserman der See ist der Klabautermann (von klabastern, d. h. schlagen, poltern, klopfen, Lärm machen). Es [71] ist eine kleine schwärzliche Gestalt in Matrosenkleidung mit bewunderswerter Gelenkigkeit und immer in ruheloser Bewegung. Mit seinem hölzernen Hammer klopft er fortwährend an Brettern und Fugen. Lärmt es zu arg, so ist das ein schlimmes Zeichen, ebenso wenn er sich Nachts auf Masten und Segeln sehen läßt. Er ist sonst ein guter Geist, hält Tau- und Segelwerk in Ordnung, warnt den Schiffer vor etwas Bösem, erscheint vor dem Untergang des Schiffes beim Kapitän, nimmt Abschied von ihm und fliegt vor seinen Augen davon.

Wenn die Wassermänner mit den Menschen in Streit geraten, verlassen sie wohl die Gegend, wie jener Wassermann bei Budweis, den die Leute zur Flucht zwangen. Aus den Fluten sah man einen von vier, gleich Katzen aussehenden, Wesen gezogenen und mit vielen wunderlichen Geräten beladenen Karren kommen, oben darauf saß der Wassermann, eine Pfeife rauchend und lustig mit der Peitsche knallend. Das Gespann bewegte sich mit ungeheurer Schnelligkeit und war bald aller Augen entschwunden. Seit der Zeit wurde in der Gegend kein Wassermann mehr gesehen.

Die weiblichen Nixen kommen in der Sage besser weg, sie sind freundlicher, treten mit den Menschen in häufigeren Verkehr und nehmen besonders im Liebesverkehr mit den Menschen eine wichtigere Stelle ein. Noch jetzt erzählen wohl alte Leute, Nixen gekannt und mit ihnen getanzt zu haben. Diese haben schon in den Sagen der Griechen und Römer eine Rolle gespielt, doch wollten sie dort vor allem die Menschen nur ins Verderben reißen.

Sie haben ebenfalls wie die Wassermänner immer ein wenn auch verborgenes Kennzeichen ihres Ursprungs an sich, sobald sie in menschlicher Gesellschaft erscheinen. Der häßliche Fisch- oder gar Drachenleib ist in deutschen Sagen selten; ihre Gestalt ist im allgemeinen schön und anmutig, nur in einigen Sagen erscheinen sie zwergenhaft, oft haben sie als einziges Kennzeichen nur Schwimmhäute zwischen den Zehen, oder sie sind schilfgegürtet; am häufigsten erinnert nur ein kaum bemerkbarer nasser Saum an ihr Wasserreich. Sie sitzen wohl auf Schwänen, haben langes herabwallendes üppiges Haar, auf dem Haupte einen entzückenden Blumenkranz und ein weißes, zuweilen auch seegrünes wallendes Kleid, wenn sie nicht ganz nackt sind.

[72] Ihre Wohnung haben sie in allen Gewässern, von dem großen Meere bis zum stillen Dorfteiche und von den reißenden Strömen bis zum plätschernden Bächlein und plaudernden Quell hinab, sogar in bloßen Brunnen sind sie zu finden. Sie besitzen krystallene Paläste mit ungeahnter Pracht, wohin sie oft menschliche Hilfe, am meisten Hebammen, erbitten. Hier sind auch große Schätze aufgespeichert, mit denen sie ab und zu einen Menschen beglücken, meistens allerdings in irgend einer am wenigsten mit Schätzen Ähnlichkeit habenden Gestalt, vielleicht einem sich später in Gold verwandelnden Erlenstrauch, mit Laub, einem Bunde Stroh u. a.

Gesang, Spiel und Tanz ist die größte Leidenschaft der weiblichen Nixen, ihre Musik ist wunderbar ergreifend und rührend und führt, wenn man sich verlocken läßt, unrettbar zum Tode in die kühle Flut. Man denke an die Lorelei: das hat mit ihrem Singen die Lorelei getan – und an Goethes Fischer: halb zog sie ihn, halb sank er hin und ward nicht mehr geseh’n. Oft wird der Nixensang als wehmütiges, melancholisches Klagen gedeutet. Die Sage sagt, die Nixen haben keine Seelen, und nun jammern sie, daß sie keine Menschen sind. Um zu singen und zu tanzen, kommen sie oft in fröhliche Menschengesellschaft, müssen dann aber zu bestimmter Zeit wieder fort. Wenn sie diese Zeit verfehlen, sind sie unrettbar dem Tode verfallen; das Wasser färbt sich blutrot, sobald sie sich hinabretten, und doch hält sie auch in diesem Falle nichts zurück.

Auch die weiblichen Nixen sind den Menschen dienstbar, oder verrichten auch für sich menschliche Arbeiten. So kommen sie nach oben, um am Uferrande zu spinnen. Oft erscheinen sie als Wäscherinnen und klopfen und schlagen Leinen zu nächtlicher Stunde. Man sagt auch, das, was wie Leinen aussehe und was sie schlagen, seien Kindesleichen. Zuweilen hängen sie Leinwand und Fetzen zum Trocknen auf oder sind im menschlichen Haushalte beim Geschirrwaschen und Reinigen des ganzen Hauses tätig. Werden sie für ihre Tätigkeit belohnt, so verschwinden sie.

Viele Nixen verlangen jährlich ein Menschenopfer, das sie ahnungslos in die Wellen hinabziehen und dort Hochzeit mit ihm halten, aber auch wohl martern und quälen, so daß man sein Jammern und Stöhnen noch lange hören kann. Wer eine Nixe beleidigt oder ihr etwas zu Leide tut, wird [73] fast regelmäßig von ihr in die Tiefe gezogen, wenn nicht gleich, so doch bei passender Gelegenheit. In einem dänischen Volksliede wird erzählt, wie Herr Oluf im Mondscheine reitet, um Hochzeitsgäste zu laden; da sieht er’s tanzen zu vieren und fünfen, und die schönste der Nixen, Erlkönigs Tochter, lädt ihn zum Tanze ein. Als er weiter reitet und sich mit seinem Geschäft entschuldigt, verspricht sie ihm allerlei schöne Sachen, wünscht ihm aber zuletzt Pestilenz und Krankheit und gibt ihm einen Schlag aufs Herz. Er erscheint bleich bei der Mutter, und als am Morgen die Braut mit der Hochzeitsschar erscheint, liegt Herr Oluf auf der Totenbahr.

Die Nixenweiber werden sehr häufig in Liebe zu schönen Menschen hingezogen, wenn sie auch stets voll sehnsüchtigen Heimwehs nach der kühlen blauen Flut bleiben, in die sie die Geliebten lieber hineinziehen, als daß sie ihnen ans trockene Land folgen. Der ganze Jammer eines geknickten Liebesglücks wird denn auch von der tief empfindenden deutschen Sage in diese Geschichten hineingelegt. Meistens kann nur ein gewaltsamer Tod dem Leide ein Ende machen. Die Kinder des unseligen Bündnisses haben beider Eltern Natur an sich, sind dabei aber immer wild und bösartig. Untreue des menschlichen Geliebten wird mit dem Tode bezahlt, sobald die Nixe seiner im Wasser habhaft werden kann, doch erscheint sie auch auf der Oberwelt, um ihr Rachewerk zu vollbringen.


Literatur: Wassermann. K. Blind, Germanische Wassergottheiten (Vossische Ztg. 1880. Sonntagsbeilage durch eine Reihe von Nummern). – Fleischer, Die Sage von wunderbaren Wassergeschöpfen und Wassergeistern (Europa 1883–1884). – Weineck, Der Goldwagen im Mochower See (Mitteil. d. niederlaus. Ges. f. Anthropol. u. Urgesch. III. 1887. S. 147–152). – H. Mose, [Wassergeister] aus der Gegend von Untersteiermark (Zeitschrift d. V. f. Volksk. IV. 1894. S. 451). – A. Bergmann, Der goldene Wagen von Belchensee (Jahrb. f. d. Gesch. Elsaß-Loth. XI, 18. 1895). – P. Drechsler, Sagen vom Wassermann aus d. Gegend von Katscher (Mitteil. d. schles. Ges. f. Volksk. I. 1895. S. 15, 56 f.) – A. Hauffen, Zur Kunde v. W. (Forschungen zur neueren Literaturgeschichte. Festgabe für Richard Heinzel. Weimar 1898. S. 70–91). – P. Drechsler, Der W. im schles. Volksglauben (Zeitschrift d. V. f. Volksk. XI. 1901. S. 201–207). – Kühnau, Wasserdämonen (Mitteil. d. Ges. f. schles. Volksk. IX. 1902. S. 19–22, 53, 87 f.) – Wahner, Weiteres vom W. in Oberschlesien (Ebda. X. 1903. S. 10–29, 54–59). –

[74] Nixen, Elfen. Karl Christ, Die E. als Irrlichter und Wassergeister (Monatsschrift f. d. Geschichte Westdeutschlands. V. 1879. S. 633–636). – Karl Christ, Das Wasserroß [Nixenglaube] (Ebda. VI. 1880. S. 57. 213). – H. Jentsch, Eine Nixensage aus Guben (Mitteil. der Lausitzer Ges. f. Anthropol. u. Urgesch. III. 1887. S. 146 f.) – Schwarz, Elfen u. Zwerge [=Samml. gemeinverständl. Vorträge. Nr. 124] Prag 1888. – W. Mushacke, Beiträge z. Geschichte d. Elfenreiches i. Sage u. Dichtung. (Progr. Nr. 430 d. Gymnas. Krefeld. 1891). – G. Henning, Die Waldnixe am Scheidebache (Gebirgsfreund. VIII. 1896. S. 163 f.) – E. Köhler, Quellen und Brunnen in der deutschen Sage (65. und 66. Jahresbericht des voigtländ. altertumsforsch. V. 1896. S. 40–52). – M. F. Dorler, Waldfanggen und Elben in Tirol (Zeitschrift für österr. Volksk. III. 1897. S. 289 f.) – L. Knappert, Over de elven (Tijdspiegel. 1898. August- und Septemberheft). – Scheussner, Die Elfen im Bergischen Lande, insbes. in Elberfeld und Barmen, und ihre Beziehung zur dtschn. Dichtung überhaupt (Monatsschrift d. Berg. Gesch. B. V. 1901. S. 69–83). – F. K. Kiepling, Die Brünnlein von Dossendorf u. Umgebung [Quellensagen]. Horb. 1899. –


Lorelei. K. Christ, Über die L.-Sage (Monatsschrift f. d. Gesch. Westdeutschlands. V. 1879). – H. Seeliger, Die L. in Dichtung und Musik. Leipzig-Reudnitz. – Adolf Seyberth, Die L.-S. Progr. v. Wiesbaden. I u. II. Wiesbaden 1863. 1872. – C. Grandjean, L., Ursprung des Namens und der Sage (Magazin f. d. Literatur d. Auslandes. 1868. Nr. 21). – A. W. v. Zuccalmaglio [v. Waldbrühl], Die L.-S. Ein Beitrag zur dtschn. Sagenkunde. Cöln 1868. – Wilh. Hertz, Über den Namen L. (Sitzungsberichte der Münchener Akademie 1886, 2. S. 217–251). – W. Golther, Die Jungfrau mit den goldenen Haaren (Studien zur Literaturgeschichte. Hamburg und Leipzig 1893. S. 167 ff.) – Fr. Fischbach, L. u. L.-Mythen und -Sagen (Annalen d. V. f. nassauische Altertumsk. XXVIII. 1896. S. 319 ff.)


Seesagen. Al. von Sternberg, Schiffersagen. 2 Bde. Stuttgart und Tübingen 1837. – Heinr. Smidt, Seemannssagen u. Schiffermärchen. 2. Ausg. Berlin 1849. – J. E. Waldfreund, Seesagen (Ztschrft. f. dtsche. Myhthol. IV. S. 204–207.) – G. Blum, Strand und See. Sagen, Märchen und Erzählungen aus dem See- und Fischerleben. 2. Ausgabe. Hamburg 1859. – Fletsher S. Basset, Legends and Superstitions of the Sea and the Sailors in all Lands and at all Times. Chicago and New York 1885. – L. Kemmer, Die Sage vom Strandsegen und das Strandrecht an der dtschn. Küste (Grenzboten. LXIII. 1904, 3. S. 251–264, 380–391). – Kunze, Der Klabautermann als Schiffsgeist (Die Heimat. XIII. 1904. Nr. 6). – H. Frischbier, Der Klabautermann (Am Urquell. I. 1890. S. 134 f.) –


Das geheimnisvolle Rauschen der Bäume, das unruhige Rascheln des Laubes, das Knistern und Knacken der Zweige, das schleierhafte Dunkel des ganzen Waldes mußte unsere [75] Ahnen auch den Wald beleben lassen. Hier wohnen die Waldmännlein und -weiblein oder die Holzmänner und Frauen, die in ihrer Körpergestalt mehr den Zwergen gleichen, doch auch menschliche Gestalt und Riesengröße haben können. Sie werden auch Moosfräulein genannt; Gesicht und Gewand sollen grau oder grün wie Moosrinde sein. Im Voigtlande verkehren sie freundlich mit den Menschen, helfen ihnen Heu machen, Vieh füttern und setzen sich mit zu Tische, doch werden sie auch von unbändiger Wildheit oder auch von trostloser Schwermut beherrscht. Sie leben nach menschlicher Art in ehelichen Verbindungen und wohnen mit ihren Kindern in Klüften oder hohlen Bäumen. Sie baden sich im Wiesentau und trocknen sich mit Moos ab. Wie die Nixen, sind sie im Besitz übermenschlicher Geheimnisse, gehen den Menschen um Essen und allerlei Dienste an, die sie mit später zu Gold werdenden Spänen oder dergleichen belohnen. Wie die weiblichen Nixen, so gehen auch die Holzfräulein Liebesverhältnisse und eheliche Bündnisse mit menschlichen Jünglingen ein. In manchen Gegenden werden sie vom wilden Jäger oder seinen Knechten wütend verfolgt. Sie werden auch wohl als Baumseele aufgefaßt, weil sie sterben müssen, sobald man ein Bäumchen schält, ausreißt oder doch den Bast verletzt. Sie bitten den Holzhauer, der einen Baum fällen will, um Schonung und stehen ihm dafür bei, wenn er sich verirrt. Andere, besonders die riesenhaften Waldleute führen die Menschen auch absichtlich irre und verwandeln die sie ärgernden in einen Baumstumpf, andere wieder schützen die menschlichen Kinder beim Beerensuchen. In Tirol heißen die wilden Waldweiber Fangga, behaarte, häßliche, schauerliche Riesengestalten, stets begierig auf Menschen-, besonders Kinderfleisch. Auch ihre Männer sind Menschenfresser, ihre Frauen müssen sogar die eigenen Kinder schützen. So gibt es fast in jeder Gegend diese Gebilde der Sage mit besonderem Charakter.

Nicht nur der Wald, sondern auch das Feld, besonders das von goldenen Früchten strotzende Kornfeld ist von der Sage belebt; hier wohnt die Kornmutter, Roggenmuhme, die Alte oder der Roggenhund, Roggenwolf, Hafermann, Haferkönig, Kornstier u. a. genannt. Das im leichten Winde sanft wogende Korn erweckt im Gemüt den Eindruck des Beweglichen, des Lebenden, und darum denkt die Sage das [76] Korn von gewissen Wesen bewohnt, die gütig, aber meistens schädlich sein können; im letzteren Falle erscheinen sie als schreckende, Haar und Bart verwirrende, Getreide zerschneidende Gespenster, meist in weiblicher Gestalt, als böse Zauberinnen und Hexen. Im Voigtlande glaubt man an den Bilsen-, Bilwer- oder Bilmerschnitter, der am Johannis- oder Walpurgistage vor Sonnenaufgang durch die Felder schreitet, an den Zehen kleine Sicheln gebunden tragend, mit denen er das Korn schneidet; er trägt ein kleines dreieckiges Hütchen und stirbt noch in dem Jahre, wenn er gegrüßt wird, oder wenn er sein Bild im Spiegel sieht. Oft reitet das Gespenst auch auf einem Bocke durchs Feld. In Norddeutschland ist das Wesen gewöhnlich weiblicher Art, ist weiß oder schwarz gekleidet, hat feurige Finger, lange und mit Teer gefüllte oder mit eisernen Spitzen versehene Brüste, welche es den das Korn betretenden Kindern um die Ohren schlägt. Oft hausen auch gespenstige Tiere im Korn, besonders die Roggensau, der Roggenwolf und der Roggenhund; es können aber auch alle sonstigen Tiergestalten sein, die in der Sage vorkommen.

Beim Mähen des Feldes flüchtet der Korngeist bis zur letzten Garbe, ja selbst in die letzte Ähre und bleibt am Leben, solange es noch irgendwie unausgekörntes Getreide von dem betreffenden Felde gibt. Darum läßt der Schnitter häufig ein Eckchen Getreide stehen, oder man bringt beim Beenden des Dreschens eine Garbe zum Nachbar, der noch nicht mit dem Dreschen fertig ist.

Eine zartere Gestalt ist das Kornkind oder der Kornengel, von dem manche Sagen plaudern. Es soll engelschön, feingelockt und auf schneeweißen Windeln liegend gefunden sein; wer es aber aufheben will, findet es so schwer wie Gold und kann es nicht bewegen.

Die Kornbewohner sind nicht immer sichtbar, sie können sich durch Nebelkappen unsichtbar machen; nimmt man ihnen die Nebelkappe, so kann man reichen Lohn damit verdienen, wenn man sie ihnen wiedergibt.

Die Zwerge bilden eine große und bekannte Gruppe von Sagenwesen, die nach ihrer Wohnung auch Unterirdische oder Erdmännlein genannt werden. Sie spielten nicht nur im Leben unserer Altvordern, sondern schon in der germanischen Götterlehre eine große Rolle, und noch [77] heute sind sie in allen germanischen Ländern gekannt, besonders aber in den Alpengegenden, in Norddeutschland, England und Dänemark. Belebten die Wassermänner und Nixen das nasse Element, die Holzdämonen den tiefen Wald, die Korngeister das Feld, so die Zwerge vor allem die Berge, Höhlen und Schluchten bis in die Tiefen, welche der Bergmann erreicht und soweit er uns Schätze sucht, deren Hüter gerade die Zwerge sind.

Nach der Sage sind die Zwerge, von denen übrigens auch schon die Griechen berichten, steinalt oder bergalt, nach der germanischen Götterlehre älter als die Menschen. In der Tiroler und Schweizer Sage gelten die Zwerge als gefangene Engel, die aber nicht ganz verdorben, sondern nur verführt sind, und nur bis zum jüngsten Tage auf der Welt bleiben müssen. Nach einer Schleswig-Holsteinschen Sage sind sie von Christus unter die Erde verwünscht, als eine Frau ihm nur ihre schönen Kinder, nicht aber die häßlichen vorstellte, sondern diese im tiefen Keller versteckte. Er sagte dann: „Wat onner es, skal onner bliw, wat bawen es, skal bawen bliw!“

Wie im Nordischen schon das Echo die Sprache der Zwerge hieß, so schreibt man auch in Schwaben den Zwergen das Echo zu. Sie sind in der deutschen Sage, wie schon in der antiken, zauberkundige und geschickte Leutchen, verstehen namentlich die Bearbeitung der Metalle aller Art und haben zu ihrer Ausrüstung eine Tarnkappe, ein mantelartiges Gewand, durch das sie sich jederzeit unsichtbar machen können.

Die Zwerge (althochd. twerg, angels. dweorh, altnord. dvergr) führen außer der schon genannten noch verschiedene andere Namen wie Bergmännlein, Bjergfolk (Dänemark), Underjordiske (ebda.), Wichte, Wichtelchen, Wichtelmännchen, Graumännchen, auch Elbe oder Albe, auf Rügen Mönke und ihre Weibchen Nonnen, in Tirol wie auch in der Schweiz Pechmandl, Norgen, Norken oder Fenken, im Böhmerwald Razeln. Einzelne Zwerge und Zwerginnen werden in der Sage mit besonderen Namen begabt, wie z. B. Jakob, Salome, Rumpelstilzchen, Gänsefuß, Popemannel a. a.

Wie schon gesagt, ist ihre eigentliche Wohnung in Gebirgsklüften und Höhlen, oder in der Erde überhaupt, auch in verfallenem Gemäuer und in hohlen Bäumen, wo sie sich [78] außer der Verarbeitung von Metallen noch mit Bergbau und der Bearbeitung von Edelsteinen und Kristallen beschäftigen, weshalb man sich ihre Wohnung auch als prächtige, mit metallischen Schätzen und kostbarem Edelgestein ausgestattete Gemächer vorstellt. Sie verfertigen außer den feinsten Waffen auch Donnerkeile, sind den Menschen in manchen Fällen hilfreich, ohne aber ein Geschenk dafür zu erwarten; erhalten sie ein Geschenk, so werden sie betrübt und verschwinden gewöhnlich für immer. Sie bilden ein Völkchen, das ganz nach Art der menschlichen Gesellschaft organisiert und nicht selten von Königen beherrscht wird. Ihr Stammes- und Familiensinn ist stark entwickelt, für ihre Frauen und Kinder, wie auch für die Eltern sind sie ungemein besorgt, huldigen aber weniger der geschlechtlichen Liebe als die Nixen, deren Liebhaberei für Musik, Tanz und Gesang sie wiederum teilen. Von ihren häßlichen Kindern, die dann Wechselbälge heißen, wird erzählt, daß sie sie gern gegen hübsche menschliche Kinder vertauschen. Die Zwerge selbst werden als grundhäßlich, alt und runzlich, schwarz und bärtig geschildert; sie erreichen im allgemeinen nur die Größe menschlicher Kinder. Oft haben sie ein besonderes Merkmal am Körper: sie haben Ziegen- oder Gänsefüße, oder es fehlt ihnen eine Zehe u. dergl., in verschiedenen Gegenden verschieden. So war Rügen vor Zeiten voll Unterirdischer, die in Hügeln, Hünengräbern und Uferabhängen wohnten. Es gab ihrer vier Arten, grise (graue), den Menschen am feindlichsten, schwarze, fast ebenso, beide den Mädchen nachstellend, Säuglinge raubend und manchen Streich übend, dann grüne und weiße, letztere fromm und mild. Jede Art hatte ihren König und eine abgesonderte Wohnstätte. Die Zwerge sind nach einigen Sagen sterblich. In Helle, dem jetzigen Küsterbusche bei Alverdissen im Lippischen hielten sich einst Zwerge auf. Einer von ihnen borgte einem Alverdisser in der Not 200 Taler, aber mit der strengen Weisung, sie genau nach Jahr und Tag wieder zur selben Stunde abzuliefern, er brauche nur den Namen Anton zu rufen. Als der Mann pünktlich erschien und Anton rief, erschien ein anderer Zwerg und sagte ihm, Anton sei tot, er solle das Geld nur ruhig behalten.

Es ist schon erwähnt, daß die Zwerge zauberkundig sind und sich unsichtbar machen können, vor allem sind sie auch [79] heilkundig und Herr über manche Naturkräfte. Ihr Zauber zeigt sich darin, daß sie sich in allerlei Tiergestalten verwandeln, selbst als Vögel fliegen können, daß sie Menschen mit unaufzehrbaren Lebensmitteln oder nie alle werdenden Schätzen beschenken; sie wissen die besten Mittel gegen Pest und Seuchen und können selbst das Wetter machen oder beeinflussen, sie schieben Gletscher vor- und rückwärts, holen Menschen und Tiere aus tiefen Klüften, melken Milch aus in die Wand gesteckten Pflöcken u. a. Wer aber ihren Willen nicht tut und wer neugierig ist, wird bestraft; besonders schwer hat ihre Rache zu fühlen, wer sie beleidigt.

Wer kennt nicht das überaus reizende Gedicht von Kopisch: „Die Heinzelmännchen“, in dem uns die Tätigkeit und der Fortgang der Hausgeister in Köln geschildert wird. Es sind Zwerge, die oft mit dem Namen Klopf- oder Poltergeister und Kobolde, Wichtelmännchen u. a. bezeichnet werden. Im Schottischen kennt man sie als Brownies, in Dänemark und Norwegen als Nissen oder Nisser. Sie unterscheiden sich von den eigentlichen Zwergen nur dadurch, daß sie sich in den menschlichen Wohnungen aufhalten und hier, bald sichtbar, bald unsichtbar, an dem Geschicke der Familie teilnehmen. Sie sind den Menschen freundlich gesinnt, kehren mehr die heitere Seite nach außen und treiben gern in neckischen und boshaft-spaßigen Streichen ihr Spiel mit den Menschen. Sie blasen plötzlich die Lichter aus, stoßen faulen Mädchen die Kübel um, streicheln sie unter der Nase, daß sie im Schlafe niesen müssen, oder ziehen ihnen die Decke vom Bett, springen einem jählings auf den Rücken, ketten das Vieh fast unlösbar zusammen, drücken und zwicken Knechte und Mägde u. a., werfen aber auch Unrat in Speise und Trank, bringen die Menschen zu Falle, drehen der besten Kuh den Hals um oder befriedigen ihre dämonische Lust auf ähnliche boshafte Weise. Doch meistens haben die Neckereien das Gepräge gutmütiger Ausgelassenheit; wer nimmt es aber so genau mit dem Schabernack dieser kleinen Personen? Weiß man doch, daß das von ihnen zum Aufenthaltsorte gewählte Haus vor Feuersbrunst und anderen Unfällen vollkommen gesichert ist, daß sie ein wahrer Segen für die Wohnung sind, die sie mit ihrer Anwesenheit beehren. Sie bewohnen irgend einen dunklen Hauswinkel, oder auch nahe Bäume; bei den Friesen halten sie sich unterm Dache auf, wo sie [80] durch zerbrochene Fenster oder andere Öffnungen aus- und einschlüpfen. Dort wird ihnen auch oft ein regelrechtes Nest als Bett bereitet oder ein Topf mit Grütze auf den Boden gestellt, wozu ihnen ein Stück Butter sehr lieb ist. Wollen sie den Hausleuten wohl, so verrichten sie über Nacht alle Hausgeschäfte; geht es nicht anders, so berauben sie[WS 1] wohl gar die Nachbarn ihres Hauswirts, um diesem Vorteil zu bringen; sind sie aber böse, so spielen sie den Hausbewohnern oft so arge Streiche, daß diese Haus und Hof verlassen, wobei es ihnen aber nicht immer gelingt, den Kobold los zu werden, welcher sich auf den Wagen setzt oder in den Besen verkriecht und mit in die neue Wohnung übersiedelt. Die Heinzelmännchen oder Puke verschiedener Nachbarn leben oft in Feindschaft miteinander, prügeln, schelten und befehden sich.

Die in den Bergwerken vorkommenden Kobolde erscheinen in graulederner Tracht, auch als Bergknappen, haben Wettermäntel, kleine runde Hütchen oder eine Spitzmütze, lange Bärte, sind meist bucklig, aber trotz hohen Alters immer rührig und sehr stark. Sie helfen den Bergleuten besonders während der Mittagsrast und in der Nacht, spitzen Schärfeisen, härten Fäustel und Bohrer, entzünden frommen Knappen erlöschte Berglichter, zeigen reiche Adern und Gänge, halten den Einbruch wilder Wasser, den Einsturz der Stollen, das Entzünden giftiger Schwaden auf. Schlimme Burschen töten sie durch Dünste, Wasser, Einbrechen oder Sturz in Abgründe, schaden auch durch Versenken der Erznester. Sie sind dem Christentum abhold und haben sich davor mit den Erzen tief ins Innere des Berges zurückgezogen.


Literatur: Bergmannssagen. J. Krainz, B. in Steiermark (Die Heimat, hrsg. v. Ziegler. V. 1880. Nr. 12, 15, 25). – Fr. Wrubel, Sammlung bergmännischer Sagen mit einem Vorwort von Anton Birlinger. Freiberg 1882. Neue [Titel-] Aufl. 1888. – W. Peiter, Der Berggeist der erzgebirglichen Bergleute (Zeitschrift f. österr. Volkskunde. II. 1896. S. 178–180). – K. Reuschel, Über Bearbeitungen der Geschichte des Bergmanns v. Falun (Studien z. vgl. Lit. Gesch. III. 1902. S. 1–28). – J. Lowag, Schlesische Volks- u. B. Freudenthal [1902]. –


Schatzsagen. Sch. u. Schatzerzählungen aus d. Umgegend von Leipzig. Leipzig 1865 [S.-A aus den Leipziger Nachrichten]. – F. Lachmann, Der unterirdische Schatz in Ueberlingen (Alemannia [81] XVI. 1888. S. 53 f., 248–251). - H. Müller, Der Goldschatz in der Sibjeler Burg (Korrespondenzbl. d. V. f. siebenbürg. Landesk. XII. 1889. S. 30–32). – S. M. Prem, Mittelalterliche Wunder u. Sch. aus Tirol (Zeitschrift d. V. f. Volksk. II. 1892. S. 326–328). – Vergrabene Schätze (Am Urquell. VI. 1895. S. 129–131, 195–197). – F. Dörber, Schätze u. Schatzhüter in Tirol (Zeitschrift f. östr. Volksk. IV. 1898. S. 225–234). – K. Spiegel, Über Sch. (Mitteil. z. bayerischen Volksk. IV, 2. 1898. S. 1–3). – Hr., Von der Kirche in Falkenberg [Schatz- und Gespenstersagen] (Bl. f. pomm. Volksk. VI. 1898. S. 68–70). – B. König, Ruine Reifenstein bei Jauernig [Schatzhebungssage] (Oberschlesien. II. 1904. S. 113–116). –


Aus dem weiblichen Elfenvolke haben sich in jüngerer Zeit drei höhere dämonische Gestalten ausgesondert, die in der Sage zu besonderer Bedeutung gelangten; es sind dies die drei Schwestern, die Schicksalsfrauen, die in der bayrischen Sage selbst ihre heidnischen Eigennamen behalten haben: Einbet oder Hel, die ins Totenreich hinabführt, Warbet und Wilbet. Sie heißen sonst mit allgemeinem Namen die drei Schwestern, Jungfern, Basen, Muhmen, Heilratinnen, Marien, Nonnen, Weiber, Frauen, Spinnerinnen. Als Schicksalsdämonen bestimmen sie den Lebenslauf der Menschen. In Böhmen stellt man für sie in der Nacht nach der Geburt eines Kindes einen Laib Brot mit Salz auf den Tisch. In einer solchen Nacht erblickte ein Hauptmann auf einem Bauernhofe drei weißgekleidete Gestalten mit brennenden Kerzen, die saßen an dem Tische und aßen von dem hingestellten Brote. Da sprach die eine: Nun, welchen Todes soll er sterben? Durch das Beil? Nein, sagte die andere, er soll erschossen werden. Tut das nicht, sagte die dritte, ihr seht ja, sie haben uns bewirtet, laßt ihn eines sanften Todes sterben. Nun gut, sagte die erste, er soll in seinem eigenen Brunnen ertrinken und zwar im 18. Jahre. Dann erhoben sich alle drei und verschwanden. Und so kam es denn auch trotz aller Vorsichtsmaßregeln. Eine der Frauen soll blind und bei der Teilung des ungeheuren Vermögens von den beiden andern betrogen worden sein. Sie haben ein verschiedenes Aussehen, eine ist schwarz, eine weiß, eine halb weiß, halb schwarz. Die Schwarze ist immer die böse und dem Kinde feindlich. Sie wohnen auch Hochzeiten und Begräbnissen bei, ja sie ziehen wohl auch in den Krieg, reiten auf Pferden und tun mehr als die Helden. [82] Zuweilen sind sie am Spinnen und das so schnell, daß die Räder ganz feurig werden. Die Heilquellen Badens standen zur Heidenzeit nach der Sage im Schutze dreier weißer Frauen, den drei Marien, die auch in der Schweiz gekannt sind.

Aus der Naturgeistersage geht die alte Göttersage hervor, die im Laufe der Zeit viel Wandel und Zusatz erfahren hat. Wegen dieses Ursprungs ist ihr Wesen in der gegenwärtigen Überlieferung dem der Dämonen auch ziemlich gleich. Die Göttersage dreht sich immer nur um eine ganz bestimmte Persönlichkeit, in erster Linie um den einstigen Hauptgott, jetzt der wilde Jäger, die großartigste Auffassung des Sturmes, namentlich des Wintersturmes[3] (Zwölfnächte). Er heißt Wotu, Wut, Wode, Waul (in Dänemark König Woldemar), Hackelberg, Hackelbernd, Nacht-, Schimmel-, Höllenreiter, Welt-, Hell-, Nachtjäger, der blecherne Jäger, Schnellerts-, Breit-, Lang-, Schlapphut, auch Berchtold, Ruprecht, Töst, Türst; zuweilen wird er nach historischen Personen, kriegerischen Königen, jagdlustigen Rittern und strengen Vögten genannt; so heißt er Karl der Große, Herodes oder Rods, der Rodensteiner, Berndietrich, Junker Marten, Artur, Roland, Hans Jagenteufel, Hapsberger, oder auch der ewige Jude, St. Hubert und Erzengel Gabriel, endlich auch Nachtrabe, wie er denn vereinzelt in Tiergestalt erscheint, als Raubvogel und Kuckuck, Hund und Schwein, Hirsch und Roß.

Er ist immer der Führer der wilden Jagd, des Nachtgjaids, der wilden Gefahr oder des wilden oder wütenden Heeres, des Wodesheers, Guotisheers oder kurzweg Wuotes. Meistens stürmt er ihr vorauf, oft auf flüchtigem Rosse, oft mit großem Hute bedeckt, der zuweilen von Eisen ist, mit einem blechernen Rock, oft kopflos, wohl gar den Kopf unterm Arm tragend; zuweilen schwingt er einen Speer, manchmal einen Hammer, eine Peitsche; vereinzelt ist er ein einäugiger ewiger Fuhrmann. Ausgangs- und Zielpunkt seines Dahinstürmens sind nicht immer angegeben; er stürmt frei durch die Lüfte dahin, braust durch die rauschenden Waldkronen oder zieht über die Milchstraße; zuweilen kennt die Sage eine bestimmte Bahn, die Heer- oder Fröngasse; [83] manchmal rast er selbst durch Häuser hindurch. Nach anderen Sagenberichten braust das wilde Heer zu bestimmter Stunde aus einem Berge, in dem die Verstorbenen wohnen sollen. Der wilde Jäger kommt zur letzten Schlacht hervor, oder er jagt einen Eber, eine Kuh, einen Hirsch, ein Weib, die saligen Fräulein, die langhaarigen und langbrüstigen Holzjungfern. Während er in den meisten Sagen der Anführer ist, geht ihm in anderen eine sanfte Musik voraus; auch fliegt ihm wohl eine Eule, eine gewesene Nonne vorauf. Unzertrennlich ist eine kläffende und heulende Meute. Sein Gefolge besteht aus den eines gewaltsamen Todes gestorbenen und aus ungetauft gestorbenen Kindern, aus Hexen, bösen Geistern aller Art, doch auch wohl aus seligen Leuten, oder aus Schweinen, und darunter ist immer eine einäugige Sau. Oft wirft er von oben eine stinkende Weiber- oder Tierkeule herab. Man kann sich vor ihm retten, wenn man sich auf den Mittelweg niederwirft; andernfalls riskiert man seinen Kopf oder doch eine starke Anschwellung oder dergleichen.

Den Ursprung des wilden Jägers geben verschiedene Sagen verschieden an. Nach der norddeutschen Sage soll Hackelberg im 16. Jahrhundert braunschweigischer Oberjägermeister und ein leidenschaftlicher Jäger gewesen sein, der auf dem Totenbette wünschte, für seinen Teil Himmel bis zum jüngsten Tage auf dem Solling jagen zu dürfen. Nach anderer Sage bringt ihm ein toter Eber eine Todeswunde bei. In Luzern ist es ein Burgfräulein mit ihrem Geliebten, die in der wilden Jagd fahren, weil sie einmal an einem Fastenfreitag ihr Jagdgelüste nicht beherrschen konnten. Die Berge, aus denen das wilde Heer hervorbricht, sind in der Sage bekannte Berge, Kyffhäuser, Untersberg, Schnellert im Odenwald und andere.

Statt des wilden Jägers erscheint in der Sage oft die wilde Jägerin oder auch die Geisterkutsche.

Die Sage vom lockenden Spielmann ist der vom wilden Jäger verwandt, aber nicht so bekannt. Wie dieser, so geht auch jener einem Tierzuge voran, aber ohne den scheußlichen Lärm und die wilde Hetze, sondern mit ruhiger und sanfter Musik und in aller Gemächlichkeit. Im Jahre 1240 führte ein Kapuziner durch das Blasen eines Horns alle Kühe, Schweine, Hammel, Pferde, Ziegen, Gänse, Enten usw., die ihm sämtlich folgten, aus dem Lande heraus; in [84] der Schweiz war es ein fahrender Schüler, der auf dieselbe Weise Kröten und Schlangen fortbrachte; in Irland führte ein scheel blickender zauberischer Pfeifer die tanzende Jugend in einen Berg; in Hameln endlich folgten dem Pfeifer zuerst die Ratten und Mäuse, dann die Kinder auf Nimmerwiedersehen.


Literatur: Hilscher, Vom wütenden Heer. Dresden 1701. – Das wilde Heer (Rheinisches Archiv v. N. Vogt u. J. Weitzel. VI. Mainz 1811. S. 90–98). – Die Sage vom wilden Jäger in der Lausitz (Lausitzer Nachrichten. 1861. Nr. 147). – R. Drescher, Die Sage vom Nachtjäger in Schlesien (Globus. X. 1866). – Ch. Grad, Le foyer alsacien. Légende de la chasse maudite (Revue d’Alsace. 1875. Juli–Septbr.) – Joh. Georg Th. Grässe, Hubertusbrüder. Geschichten von Guten und Bösen, die Sagen von der wilden Jagd … Wien 1875 [a. u. d. T. Jägerbrevier. 2. Bd.]. – F. Ivanetić, Sagen vom wilden Mann (Carinthia. LXVIII, 8. 1878). – Heinr. Rütjes, St. Hubertus [wilder Jäger] (Der Niederrhein. I. 1878. Nr 9. S. 33). – Karl Christ, Der wilde Jäger als Ritter Lindenschmidt (Monatsschrift f. d. Gesch. Westdeutschlands. V. 1879. S. 453–458, 622–633). – Schroers, Ein alter Lobgesang auf den hl. Hubertus [w. Jäger] (Der Niederrhein. II. 1879. S. 17). – Karl Blind, Wodan, der wilde Jäger und der wandernde Ahasver (Deutsche Revue. 1880. Augustheft S. 194–207). – Wolff, Der schwere Wagen (Korrespondenzblatt d. V. f. siebenbürg. Landeskunde. III. 1880. S. 60). – P. Zimmermann, Die Sage vom Hackelberg, dem wilden Jäger (Zeitschrift des Harzvereins f. Geschichte. u. Altertumsk. XII. 1880. S. 1–26). – Wohlthat, Der wilde Jäger (Am Urdsbrunnen. IV. 1885). – A. Birlinger, Vom Rodensteiner (Alemannia. XIV. 1887. S. 260–262). – M. v. Estorff, Der wilde Jäger (Zeitschrift f. Volksk. v. Veckenstedt. III. 1891. S. 81–92). – C. Gander, Der wilde Jäger und sein Roß (Mitteil. d. niederlaus. Ges. f. Anthropol. u. Altertumsk. II. 1891. S. 33–41). – O. Henne-Am-Rhyn, Seelen und Geister im deutschen Volksglauben [insbes. d. wilde Jagd u. d. Lenorensage] (Vom Fels zum Meer. 1890–91. Heft 4). – K. Weinhold, Schlesische Sagen vom Nachtjäger (Ztschrft. d. V. f. Volkskunde. III. 1893. S. 96). – Fr. Kerst, Der wilde Jäger im Bergischen (Rheinisch-westfäl. Ztg., Essen. Nr. 16 vom 7. I. 1900). – P. Drechsler, Mythische Erscheinungen im schlesischen Volksglauben. I. Der wilde Jäger und Frau Holle. Programm von Zaborze. 1902. – J. Wehner, Die wilde Jagd in Schlesien (In: Festschrift der germ. Vereinigung in Breslau. Leipzig 1902. S. 85–97). – A. Brunk, Der wilde Jäger im Glauben des pommerschen Volkes (Ztschrft. d. V. f. Volksk. XIII. 1903. Heft 2). – Theod. Ehrlich, Der ewige Jäger von Hochpochten (Ztschrft. d. V. f. rhein. u. westfäl. Volksk. II. 1905. S. 247. 248). – Joseph Mayer, Der hölzerne Jäger (Ebda. III. 1906. S. 300 f.) – [85] O. Schell, Der Asberg bei Honnef und die Sage vom wilden Jäger (Kölnische Volkszeitung Nr. 769 v. 17. IX. 1905. Sonntagsbeilage Nr. 38). –


Von den weiblichen Göttergestalten kehrt vor allem die frühere Hauptgöttin, die Frau Holle und Holda in Nord-, Frau Berta in Süddeutschland, die weiße Frau in Gesamtdeutschland in der Sage wieder[4] und heißt Oster-, Bergjungfrau, Fru Freen, Frien, Freke, Harke, Harre, Gode, Wand, im Süden Fru Fasten, Fronfastenweib. Von diesen Figuren ist Frau Holle besonders auch dem Märchen bekannt. Sie kann schön sein, weiß glänzend mit üppig wallendem Lockenhaar und herrlich bis zum Ideal weiblicher Schönheit, der Venus. Sie kann auch häßlich sein, alt, langnasig, groß- und lückenzahnig, strupphaarig; nach einigen ist sie vorne schön, hinten häßlich. Angetan ist sie mit weißem Schleier, blauem, grauem oder weißem Gewande. Sie ist oft traurig, oft glücklich und froh mit den Menschen bei Tanz und Spiel, erscheint aber auch als strafendes Wesen, besonders bei faulen Spinnerinnen und Wäscherinnen. Überhaupt liebt sie Flachs und Hanf und Arbeit; darum schenkt sie fleißigen Dirnen Spindeln und spinnt ihnen nachts die Spule voll, während sie den faulen den Rocken anbrennt oder beschmutzt. Wenn Fastnacht gesponnen wird, mißrät der Flachs; dann muß alles abgesponnen sein, sonst segnet sie nicht. Man schreckt Kinder mit ihr, sie wirft Kinder ins Feuer, holt vor allem ungetaufte Kinder; aber sie hat auch ein Kinderparadies in einem Berge, wo sie auch andern Toten lieblichen Aufenthalt gewährt, wohin sie aber auch manchen lebenden Menschen lockt, der dann meistens in ihrer Gewalt bleibt. Sie reicht hier einen Trank, besitzt einen Brau- oder Schatzkessel, ruft ihren Schweinen, kann sich in eine Schlange verwandeln, wird gefangen und dann von einem Hirten oder Schäfer auf romantische Weise aus einem Bergschloß oder Burgkeller erlöst. Oft zieht sie mit dem wilden Jäger umher, oft wird sie von ihm gejagt; sie jagt auch selber, und der getreue Eckart zieht vorauf. Sie verwirrt den Menschen Haare und Verstand; ein Ungekämmter, Unordentlicher „ist mit der Holle gefahren“; ihr Schlag bringt [86] Schwellung, ihr Griff Entzündung hervor; sie schleudert ihr Beil auf Menschen, schneidet Menschen den Bauch auf und füllt ihn mit Haar- oder Flachswickeln.

Bei ihren Umzügen, vor allem in den Jahrzeitwenden, führt sie Wagen, Schlitten, Pflug oder auch ein Schiff mit sich; besonders viel zieht sie im Winter, in den Zwölfnächten umher. Sie zieht dann wieder in ihre Wohnung zurück, die sich meistens in einem Berge befindet. Ein solcher ist vor allem der Hörselberg bei Eisenach, in welchem sie in freundlicher, ja verführerischer Weise eine glänzende Unterwelt beherrscht und irrende Ritter, wie den Tannhäuser, zu sich lockt, der so wenig erlöst wird, als ein dürrer Stab wieder Blüten trägt. Vom Ursel- oder Urschelberge in der Schweiz wird Ähnliches erzählt. Die Berge heißen auch Venus- oder Vrenisberge.

Wie die Lurlei, die schöne goldlockige Jungfrau oder Elfe des Rheines, und wahrscheinlich auch die scheintote, von einem Diebe aufgeweckte und zu ihrem Gemahl zurückkehrende weiße Frau hierher gehört, so auch die aus den meisten alten Schlössern der Fürstengeschlechter bekannte weiße Frau, die Ahnfrau vieler edler Familien. Die bekannteste ist wohl Agnes, Gräfin zu Orlamünde, die zur Strafe für freventlichen Kindermord wiederkehren muß; aber, wie gesagt, auch sonst erscheint sie, sowohl in süddeutschen, böhmischen und norddeutschen Schlössern, z. B. in Berlin und Detmold.


Literatur: Weiße Frau. Sage und Geschichte der weißen Frau (Histor. polit. Bl. LXVI. S. 299–313). – A. Kuhn, Die Sage von d. w. Frau (Ztschrft. f. dtsche. Mythologie. III. 1855. S. 368–392). – Joh. Jac. Rohde, De celebri spectro, quod vulgo d. w. Fr. nominant. Königsberg 1723. – A. Körner, Die Sage v. d. w. Frau oder Kunigunde, Gräfin zu Orlamünde, Nürnberg und Plassenburg. 3. Auflage. Tübingen 1864. – L. Kraussold, Die w. Frau u. der orlamündische Kindesmord. Eine Revision der einschlagenden Dokumente (Archiv f. Oberfranken. 1869. Heft 1). – J. G. Födisch, Die Sage v. d. w. Frau in Böhmen (Mitteil. d. V. f. Gesch. d. Dtschn. in Böhmen. IX. 1871). – V. Lommer, Die Sage v. d. w. Fr. (Wartburg-Herold. I. 1896. S. 170 f.) – Fr. v. Krones, Bertha von Lichtenstein geb. Rosenberg [† 1476] und d. Sage v. d. w. Fr. Brünn 1897. – W. Schwartz, Der Schimmelreiter u. d. w. Fr. Ein Stück deutscher Mythologie (Ztschrft. d. V. f. Volksk. VII. 1897. S. 225–244). –


Volkssagen, welche uns von der Schöpfung, Entwicklung und dem Untergang der Welt berichten, gibt es in Deutschland [87] nicht, ebensowenig wie in Skandinavien. Wohl erzählen uns darüber die Bücher der altnordischen Edda in einigen Gedichten, die jedoch keinen volkstümlichen Ursprung haben, sondern Gelehrtenpoesie sind.


Literatur: Verschiedene Sagenuntersuchungen. V. Pogatschnig, Literatur und Varianten der Sage vom heiligen Mann zu Pusarnitz (Carinthia LXXXVII. 1897. S. 179–183). – A. v. Jacksch, Die Sage vom heiligen Mann in Nikloin (Ebda. S. 148–150). – A. v. Helwig, Die Sage vom Wolfsbrunnen. Heidelberg 1814. – F. Kampers, Mittelalterliche Sagen vom Paradiese und vom Holze des Kreuzes Christi in ihren vornehmsten Quellen und hervorstechendsten Typen. Köln 1897. – E. L. Rochholz, Schweizersagen von der Weibertreue (Germania. XIII. S. 311–318). – E. Bernheim, Die Sage von den treuen Weibern zu Weinsberg [=Forschungen zur deutschen Geschichte. XV, 2]. – W. Hertz, Deutsche Sage im Elsaß [darin S. 112 ff. u. S. 261 Literatur zur Weibertreue] Stuttgart 1872. – V. Schmidt, Balladen und Romanzen der deutschen Dichter [darin S. 21–28 Literatur z. den Weibern von Weinsberg]. – Sagen über den menschlichen Schatten (s. Rochholz, Deutscher Brauch und Glaube … S. 59–130) [Jüdische Parallelen dazu. Germania. XXVI. 1881. S. 210 ff.] – E. Hermann, Die Walpurgisnacht in Sage und Dichtung. Mannheim 1888. – E. Veckenstedt, Le Tambour du roi de Wends (Le Moyen Age. 1889. S. 259–263) (Sage von der Trommel aus Menschenhaut). – E. Albert, Der Krüppel von Bremen. Sage … nach geschichtlichen Quellen und Volkserzählungen. Bremen 1890. – Fr. Hann, Die Sage vom heiligen Blute in Wolfsberg und die auf dieselben sich bez. Gegenstände (Carinthia. I. 1888. S. 8–28). – Fr. Pfaff, Die Sage von den Ahornhäusern (Alemannia. XXII, 1. 1894. S. 65–74). – Wilh. Hertz, Die Sage vom Giftmädchen (Abhandl. d. Kgl. bayr. Akademie d. Wissensch. I. Kl. XX. Bd., 1. Abt. München 1893) – O. Knoop, Blocksberge in Pommern (Bl. f. pommersche Volksk. III, 1. 1895. S. 4 f.) – H. Martin, La tradition de l’Antichrist en Alsace (La tradition, tom. II).Anton Denier, Die älteste Fassung der Sage über die Gründung von Seedorf, (Jahrb. f. Schweiz. Gesch. XII. S. 301–310). – F. Vetter, Über die Sage der Herkunft der Schwyzer und Obersasler aus Schweden und Friesland (Festschrift d. Univers. Bern z. 4. Säkularfeier d. Univers. Upsala. Berlin 1877). – L. Freytag, Die Paradiessage in den Alpen (Ztschrft. d. dtschn. u. östr. Alpenvereins 1879). – H. Tümpell, Der Schmied von Bielefeld (Jahresber. d. histor. V. f. d. Grafschaft Ravensberg. XIV. 1900. S. 12–19). – J. S. Seibertz, Das Fegefeuer des westfälischen Adels. Ein Beitrag zur Kulturgesch. im 16. Jahrh. (Thusnelda, hrsg. v. Grote u. Roßmann. 1816. I. S. 453 ff.) – F. Pradel, Kopflose Menschen in Mythe und Sage (Mitteil. d. schles. Ges. f. Volksk. XII. 1904. S. 37–41). – A. Sulzbach, Der Schlaf in Sage und Märchen (Bericht d. freien dtschn. Hochstifts zu Frankfurt a. M. N. F. VIII. 1892. Heft 3. u. 4). – S. F. Miller, Die [88] kaukasische Sage über die Cyklopen (Archiv für Anthropol. XXI. 1892. S. 167). – J. Helbig, Die Sage vom Trauersteg in geschichtlicher Bedeutung (Reichenberger Zeitung. 1896. Nr. 304, Beilage). – J. A. E. Köhler, Die Dämonensagen des Erzgebirges (50. u. 51. Jahresbericht d. voigtl. V. zu Hohenleuben. 1882. S. 1 ff.) – Jos. Hansen, Die Reinoldssage und ihre Beziehungen zu Dortmund (=Forschungen z. dtschn. Gesch. XXVI. 1886. S. 105–121). – Th. Elze, Die Sage und der Ring der Frau Kröte. Dessau 1889. – W. v. Schulenburg, Die Sage von der Kornmutter und dem Satorspruch (Mitteil. d. Berliner Ges. f. Anthropol. 1883. S. 247 f.) – A. Wünsche, Der Regenbogen in den Mythen und Sagen der Völker (Nord und Süd. LXXXII. 1898. S. 70–82). – E. Siecke, Die Liebesgeschichte des Himmels. Untersuchungen zur indogermanischen Sagenkunde. Straßburg 1892. – J. H. Becker, Die Zwillingssage als Schlüssel zur Deutung urzeitlicher Überlieferung. Mit einer Tabelle der Zwillingssage. Leipzig 1891. – A. Voigt, Hephaistos und der Schmied von Jüterbogk (Ztschrft. f. vergleich. Lit.-Gesch. N. F. V., 1. 2. 1892: S. 62–64). – Sippurim, Sammlung jüdischer Volkssagen, Erzählungen, Mythen. Prag 1898. (=Jüdische Universalbibliothek. Nr. 57–60, dort noch weitere Bändchen). – M. Grünbaum, Neue Beiträge zur semitischen Sagenkunde. Leiden 1893. – E. A. Müller, Zur Sage von den drei Jungfrauen (Ztschrft. d. V. f. Volksk. III. 1893. S. 93). – J. Bolte, Zur Sage von der freiwillig kinderlosen Frau (Ebda. XIV. 1904. S. 114–116). – W. Schwartz, Die Wünschelrute als Quellen- und Schatzsucher (Ebda. II. 1892. S. 67–78). – Emil Schnippel, Eine moderne Sage von einem Gottesfrevler (Ebda. XVI. 1906. S. 177–181). – Vernaleken, Der unstete Hans. Eine Reihe mythischer Volksdichtungen (Ztschrft. f. Volksk., hrsg. v. E. Veckenstedt. II. 1890). – Mailand, Der Fluch in der siebenbürgisch-rumänischen Volkspoesie (Ebda. III. 1891). – Ign. Zingerle, Berchtasagen in Tirol (Ebda. I. 1889. S. 260–262). – L. Frahm, Die Scheidenrufer [=Abart der Wiedergänger] (Am Urquell. II. 1891. S. 202 f.)


  1. E. Hugo Meyer, Deutsche Volksk. Straßburg 1898. S. 342.
  2. Muth, a. a. O. S. 19.
  3. E. H. Meyer, Deutsche Volkskunde. S. 346, 347.
  4. Vgl. E. H. Meyer, a. a. O., S. 347. 348.

Anmerkungen (Wikisource)

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