Die Chronik des Thietmar von Merseburg/Fünftes Buch

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[142]
Fünftes Buch.



Heinrich erklomm, sobald er entsagt den Spielen des Knaben,
Er, der Könige Sproß, standhaft die Höhen der Tugend.
Heinrich erzeugete ihn, Bavariens mächtiger Herzog,
Gisela, die ihn gebar, war Conrads Tochter und Abbild,
Conrads, welchem das Haupt die Krone Burgundiens schmückte.
Bischof Wolfgang[1] leitete klug den trefflichen Zögling,
Der voll feurigen Eifers dem Herrn zu folgen bemüht war.
Als dann Herzog Heinrich verschied, da folgte der Erb[2] ihm,
Der mit dem Herzogshute die Krone des Kaisers vereinet.
Deutschlands größter Theil, einst blutig verheert von den Slaven,
Dankt jetzt freudigen Sinns dem Herrscher, der Ruhe des Friedens
Gab dem Reiche, der Vielen verlieh den ersehneten Wohnsitz
Und den Schutz des Gesetzes, deß Arm den frevelnden Räuber
Scheucht’ und ihn zwang, der Strenge des Rechtes den Nacken zu beugen.
Heinrich bringt den Feind, der frech sich erhebet, zur Demuth,
Aber den Freund gewinnet er ganz mit lieblicher Rede.
Weicht er einmal von der Tugend, sogleich ergreift ihn die Reue,
Thränen der Buße vergießet er dann, ob der Sünden des Fleisches,
Treu hilft stets er der Kirche, erbarmet sich jegliches Elends.

[143]

Merseburg, kenntest du ganz die Wünsche alle, die frommen,
Die für dich das Herz des erhabenen Fürsten erfüllen,
Immer und immer sehntest du dich nach der Nähe des Theuren,
Priesest die Gaben des Herrn, die reichen, und lohntest ihm dankbar.

1. Der reiche Strom der göttlichen Liebe, welche stets die menschliche Bedürftigkeit berücksichtigt und ihre Gaben nicht nach unserm Verdienst uns zumißt, sondern aus reiner Güte von Erweisungen der Barmherzigkeit überfließt, entzündet die Herzen der Gläubigen, dem Allgütigen inbrünstig Preis und Dank darzubringen. Seine Liebe aber treibt auch mich, obwohl ich beschränkten Geistes, holprich in der Rede, in allem nachlässig und gar zu träge bin, den Tugendhaften hierin nachzuahmen. Denn – wie David[3] bezeugt – der Herr ist groß und hoch zu loben; seiner Weisheit wird kein Maß erfunden, er hat in dieser seiner Weisheit alles aus nichts gemacht, und wir Menschen sind auch so gemacht.[4] Wer dies alles der Wohlthaten Gottes eingedenk nicht erwägt, der wird mit Recht ein Vieh genannt, das in seinem Miste verfault. Wer aber jenes Wort: ΓΝΩΘI ΣEAYTON! „Erkenne dich selbst!“ welches vor Alters über der Schwelle des Tempels geschrieben stand[5], in seinem Herzen zu bewahren, und nach St. Pauls Ermahnung [Kol. 3, 17] alles, was er thut mit Worten oder mit Werken, im Namen unsers Herrn Christus zu thun trachtet, der wird von Gott in seiner Vatergüte als zu seinem Kinde erwählt und empfängt, ob er gleich spät komme, doch seinen Groschen zum Tagelohn. [Matth. 20.] Indem ich dies bedenke, sehe ich, weil ich der heiligen Dreieinigkeit und der untheilbaren Einheit Gottes auf eine würdige Art durchaus nicht zu entsprechen vermag, auf meinen Knieen den heiligen Johannes den Täufer um seine Fürbitte an, auf daß ich an Körper und Geist zu meinem Vorhaben fähig gemacht werde. Ueber diesen [144] Zeitabschnitt aber, in dem Gott unsere Kirche wieder in Gnaden angesehen und sie von ihrer Schmach zu befreien gewürdigt hat, und um die Frömmigkeit Herzog Heinrichs, des nach der Fügung des Höchsten zum König Erwählten, zu enthüllen, beginne ich jetzt mit freudigerem Sinne und in ausführlicher Darstellung zu reden. In Ansehung Heinrichs vernahm nach dem Tode Kaiser Otto’s III. ein ehrwürdiger Geistlicher durch göttliche Offenbarung folgende Worte: „Erinnerst du dich, Bruder, daß einst[6] das Volk sang:

Herzog Heinrich wollt’ regieren:
Unser Herrgott wollt’ es nicht?

Nun aber wird Herzog Heinrich dennoch nach Gottes Vorherbestimmung das Reich regieren.“ Ihn beförderten alle Verhältnisse, geistliche wie weltliche, vor allen seinen Zeitgenossen, mochten dieselben wollen oder nicht, zur Lenkung des Reiches. Zuerst nun will ich kurz berichten, welche Schwierigkeiten er in unserem Lande fand; dann aber werde ich die ungerechte Anmaßung derer im Westen schildern, denen Klugheit, List und Tapferkeit nichts half wider Gott den Allmächtigen.

1002 2. Herimann, Herzog von Alamannien und dem Elsaß, ein gottesfürchtiger und demüthiger Mann, ergriff, von Vielen, denen seine Milde gefiel, verführt, gegen Heinrich die Waffen. Theoderich aber, Herzog der Liutharier, klug und kriegserfahren, wartete ruhig ab, wohin der größere und angesehenere Theil der Nation sich neigen würde. Unterdeß reiste meines Vaters Bruder [der Markgraf Liuthar] dessen ich oben[7] gedacht habe, mit seinem Oheim Ricbert[8], den der Kaiser seiner Grafenwürde entsetzt und sie den Liudger, einem Lehnsmanne des Bischofs Arnulf [von Halberstadt], gegeben hatte, heimlich nach Bavanberg [Bamberg], und Ricbert erlangte die Gunst des Herzogs und bekam, obwohl [145] er seinen Eide haltend den Liudger unangetastet ließ, doch mit Hülfe seines Neffen Heinrich Aussicht, sein Lehen zu behalten, ja dasselbe noch zu vergrößern.

Auf seinen Rath sandte der Herzog einen Ritter nach der Burg Werlu zu seinen Muhmen, den beiden Schwestern Sophie und Ethelheid, und zu allen Großen des Reichs, die damals daselbst zusammen gekommen waren. Dieser eröffnete allen Versammelten den Gegenstand seiner Sendung und versprach denen, die seinem Herrn zum Throne verhelfen würden, gar viele Belohnungen. Sofort tönte ihm von der ganzen anwesenden Menge der einstimmige Ausruf entgegen: „Heinrich werde mit Gottes Hülfe der Erbfolge gemäß das Reich regieren; sie ständen ihm zu Dienste in allem, was er wünsche.“ Und das bestätigten sie mit erhobener Rechten.


3. Ekkihard ertrug dies, weil er sammt den Seinen nicht anwesend war, als dies geschah, mit verstellter Geduld, denn, wie die Schrift bezeugt, Manches, was von Vielen gesündigt wird, bleibt ungerächt[9]. Als es aber Abend ward, und man den ebengenannten Herren in einem großen Hause mit Teppichen geschmückte Sitze und eine mit mancherlei Speisen reich besetzte Tafel hingestellt hatte, kam Ekkihard herbei und nahm sie für sich in Beschlag, und speiste daselbst mit Bischof Arnulf und Herzog Bernhard. Denn wenn einer zu Grunde gehen soll, wird sein Herz zuvor stolz, und ehe man zu Ehren kommt, muß man zuvor leiden[10]. Dies vermehrte zunächst die Betrübniß der beiden Schwestern, dann aber setzte es die übrigen Anwesenden sehr in Erbitterung, und wieder entbrannte gegen Ekkihard der lange verborgene Haß, der jetzt leider schnell zum Ziele kommen sollte. Denn als der Margraf sah, wie dort alles anders sich entwickelte, als er je gehofft hatte, hielt er es für’s beste, sich gen Westen zu begeben, und sich mit dem Herzog Heriman und den übrigen dortigen [146] 1002 Großen wegen seiner und des Reiches Angelegenheiten zu berathen. Nachdem er darauf am anderen Tage von seinen Verwandten Abschied genommen, seine Feinde aber sich vorsichtig gemerkt hatte, kam er mit dem Bischof Bernward nach Hillinishem [Hildesheim], wo er wie ein König empfangen und hoch geehrt ward. Als er aber von da nach Pathelbrunn [Paderborn] kam, fand er die Thore verschlossen, ward indeß auf Befehl des hochwürdigen Bischofs Rethari eingelassen, und ging zuerst zum Gebet in die Kirche, dann aber in das Haus, wo der Bischof speiste, und wurde von demselben gastlich empfangen. Hier indeß ward ihm angekündigt, daß eine Unterredung in Diusburg[11], weshalb er hierher gekommen war, durchaus nicht Statt finden könne. Ueberhaupt bemerkte Ekkihard, das sein ungebührliches Unternehmen dem Bischofe sehr mißfiel. Darum brach er auf, und als er nun nach Northeim[12], einem Hofe des Grafen Sigifrit, kam, ward er freundlich empfangen und gebeten, dort zu übernachten. Die Gräfin Ethelinde hatte ihm heimlich Nachricht gegeben, daß die Söhne ihres Eheherrn, Sigifrith und Benno, mit ihren Brüdern Heinrich und Udo und anderen Mitverschworenen ihm einen Hinterhalt gelegt hätten, in der Absicht, ihn zu tödten, und bat ihn inständigst dort bis zum nächsten Tage zu bleiben, oder nach einer anderen Richtung sich hinzubegeben. Der Markgraf aber, der dies dankbar aufnahm, erwiderte doch, daß er jener wegen seinen Reiseplan irgendwie zu unterbrechen weder im Stande, noch gewillt sei. Und indem er sofort von da aufbrach, hatte er vorsichtig den ganzen Tag über die Seinen unter Augen, die er als der tüchtige Kriegsmann, der er war, ermahnte, unerschrocken zu bleiben. Als das die Feinde aus der Ferne vom Hinterhalte aus gewahrten, verschoben sie die Sache, weil sie sie nicht für thunlich hielten, gelobten sich aber vermittelst Handschlags, in der folgenden Nacht ihr Vorhaben auszuführen.


[147] 1002 4. Der Markgraf kam nun an den Ort seiner Bestimmung, Namens Palithi [Pölde], und als es Abend ward, speiste er und ging mit einigen Anderen in ein hölzernes Gemach zum Schlafen. Die meisten Uebrigen aber schliefen auf dem nahen Söller. Als diese alle nun, ermüdet, wie sie waren, vom Schlaf befangen lagen, fiel plötzlich, ohne daß sie sich dessen versahen, die Schaar der Feinde über sie her. Ekkihard, von dem außerordentlichen Lärmen erweckt, stand sogleich auf, warf seine Beinkleider und was er sonst noch finden konnte ins Feuer, um dasselbe heller zu machen, und verschaffte, was er augenblicklich nicht im voraus zu überlegen im Stande war, indem er die Fenster aufbrach, den Angreifenden mehr Gelegenheit, ihm zuzusetzen, als er sich selbst seine Vertheidigung erleichterte. Sogleich ward nun vor der Thür der Ritter Heriman und von außen, seinem Herrn zu Hülfe eilend, Athulf erschlagen, beide tapfer und bis zum Tode getreu. Außerdem ward verwundet Erminold, kaiserlicher Kämmerer, und allein kämpfte noch gegenan Ekkihard, lobenswerth im Kriege, wie im Frieden. Ihm durchstieß Sigifrith mit einem heftigen Lanzenstoße den Nacken und brachte ihn zum Sinken. So wie die Uebrigen ihn fallen sahen, eilten sie heran, schnitten ihm das Haupt ab und plünderten kläglicher Weise den Leichnam. Dies geschah am 30. April[13]. Nachdem die Mörder also diese wilde Schandthat verübt hatten, kehrten sie hocherfreut und unangefochten heim. Die aber auf dem Söller waren, unterstützten voll Feigheit weder irgendwie ihren bedrängten Herrn, noch versuchten sie den Ermordeten zu rächen. Der Abt des Ortes, Namens Alfker, hielt die Leichenschau und empfahl die Seele des Ermordeten in frommem Gebete dem Herrn.


5. Welches aber der Grund gewesen sein mag, der jene bewog, ein solches Verbrechen zu begehen, kann ich nicht zuverlässig angeben. Einige sagen, Heinrich sei auf Ekkihards Betrieb einst [148] 1002 vom Kaiser mit Geißelhieben bestraft worden, und habe darum dem Margrafen die erwähnte Rache von jeher zugedacht. Andere vermuthen, sie hätten die That unternommen wegen der oben geschilderten Beschimpfung, welche Ekkihard in Werlu den beiden Schwestern angethan habe, denen sie dann gern sich dienstfertig bewiesen, oder auch wegen der Drohungen, die der Markgraf gegen sie bei jenem Mahle ausgestoßen hätte. Ich aber weiß nur soviel, daß Markgraf Ekkihard von Meißen eine Zierde des Reichs, eine Stütze des Vaterlandes, eine Hoffnung derer, die ihm anvertraut waren, ein Schrecken seiner Feinde und überhaupt ein vollendeter Mann gewesen wäre, hätte er nur in der Demuth verharren wollen. Wie beifallswürdig war nicht sein Betragen gegen seinen Lehnsherrn, den Kaiser, da er von demselben den größten Theil seines Lehens zum Eigenthum erhielt! Die Milzienter[14] beraubte er ihrer altangebornen Freiheit, und zwang sie unter das Joch der Knechtschaft. Den Böhmenherzog Bolizlav, der den Beinamen des Rothen führt, gewann er zum Vasallen, und den andern Bolizlav [den von Polen], zu seinem vertrauten Freunde: das bewirkte er theils durch Güte, theils durch Drohungen. Ueber ganz Thüringen erlangte er durch gemeinsame Wahl des Volkes die Herzogsgewalt. Auf die Grafen im Osten aber konnte er mit wenig Ausnahmen rechnen, und so hoffte er auf die Königskrone. Alle diese Umstände aber führten ihn zu einem so kläglichen Ende. Die Kunde von demselben verbreitete sich alsbald weithin, rief Frau Suonehilde [seine Gemahlin] herbei, und trübte den Frohsinn seines Sohnes Heriman. Dieser nämlich hatte auf Befehl seines Vaters den Grafen Willehelm, einen in jeder Beziehung ausgezeichneten Greis, um den Tod des von dem Sohne desselben erschlagenen Widikind und Heriman zu rächen, mit einer starken Schaar in Wimeri [Weimar] belagert, und den alten hochverdienten Krieger zu der eidlichen Verpflichtung gezwungen, vor dem Markgrafen erscheinen und was jener von ihm verlangen würde [149] 1002 erfüllen zu wollen. Als nun aber der Sohn von dem unvermutheten Tode seines Vaters Kunde bekam, eilte er mit der Mutter der Leiche sofort entgegen, empfing des Vaters sterbliche Ueberreste mit außerordentlicher Trauer, und ließ sie in einer Burg Namens Geni[15] bestatten. Nachdem aber der dreißigste Tag[16] vorüber war, reiste Frau Suonehilde mit ihren Söhnen nach Misni [Meißen].


6. Indeß jubelte Bolizlav, der Sohn Miseco’s, seinem Vater sehr unähnlich, über Ekkihards Tod, und bald sammelte er ein Heer und besetzte die ganze Mark des Grafen Gero, die diesseits der Elbe liegt; dann aber bemächtigte er sich, nachdem er eine Schaar zur Belagerung vorangeschickt hatte, der Stadt Budusin [Bautzen], sowie aller zu derselben gehörenden Besitzungen, und griff darnach sofort die Burg Striela[17] an, worauf er auch die Meißner heimlich zu bestechen suchte. Diese, die stets ihre Freude an Neuerungen hatten, stürmten, als sie eines Tages erfuhren, der größte Theil der Besatzung sei ausgezogen um Futter für die Pferde zu holen, da wo die Dienstmannen wohnten, die auf Slavisch Bethenici heißen[18], geführt von Guncelin von Cukesburg[19], in das nach Osten zu gelegene Thor [das Wasserthor], erschlugen zuerst einen Kriegsmann des Grafen Heriman, den Bececio, und eilten dann mit den Waffen in der Hand alle nach dem Gemache Herimans, nach dessen Fenstern sie mit großen Steinen warfen, indem sie schrieen, der Herr der Burg, Ozer, müsse ihnen zur Hinrichtung ausgeliefert werden. Sie aber redete [150] 1002 der Ritter Thietmar, dem keine andere Schutzwehr blieb, als das Zimmer, in dem er sich befand, so an: „Warum thut ihr das? Welcher Wahnsinn hat euch verleitet, daß ihr, vergessend die Wohlthaten, die euch Graf Ekkihard erwiesen hat, und daß ihr ihn aus freien Stücken selbst zu euch berufen habt, nun in solcher Weise zum Verderben seines Sohnes euch erhebt? Wenn ihr die Beweggründe zu einer so großen Gewaltthat öffentlich oder insgeheim einem von uns eröffnen wollt, so verspreche ich euch im Namen meines Lehnsherrn und unser aller so zuverlässig, wie ihr nur wollt, eine beliebige Verbesserung dessen, was versehen ist, und Abwendung aller eurer Besorgnisse für die Zukunft. Den Mann aber, dessen Herausgabe ihr so unbarmherzig von uns verlangt, um ihn zu tödten, bekommt ihr, so lange wir leben, nicht. Unser sind nur wenige, aber des seid gewiß, wir sterben entweder zusammen, oder wir verlassen allesammt unverletzt diese Burg.“ Als die Angreifenden solche Reden vernahmen, besprachen sie sich mit jenen und gewährten ihnen freien Abzug. Darauf luden die Meißner durch Abgeordnete den Herzog Bolizlav ein zu ihnen zu kommen, öffneten die Thore und empfingen ihn. Und so ward erfüllt was geschrieben ist: „Sie freuen sich, Böses zu thun, und sind fröhlich in ihrem bösen verkehrten Wesen“[20]. Und wiederum: „Im Anfange sind ihre Lippen süß wie Honigseim, aber hernach sind sie bitter wie Wermuth“[21]. Bolizlav, aufgeblasen über dieses Glück, besetzte die ganze Landschaft bis an den Elsterfluß, und vertheilte überall seine Schaaren. Als sich darauf die Unseren einmüthig zusammenthaten, dies zu hindern, schickte ihnen der listige Mann einen Abgesandten entgegen, welcher ihnen versicherte, er habe dies mit Herzog Heinrichs Vergunst und Genehmigung unternommen; er werde die Bewohner des Landes in keiner Hinsicht schädigen, und wenn Heinrich sich einmal im Besitze des Reiches festgesetzt habe, so werde er den Wünschen desselben in jeder Beziehung beipflichten; wo nicht, so werde er gern thun, was ihnen [151] dann beliebe. Wie die Unseren solches vernahmen, glaubten sie 1002 den schönklingenden Worten[22], und tauschten, schimpflich zu ihm wie zu ihrem Herrn und Gebieter hinziehend, für die angeborne Ehre Unterwürfigkeit und unrechtmäßige Knechtschaft ein. Wie wenig sind doch unsere Zeitgenossen mit unseren Vorfahren zu vergleichen! Als noch der treffliche Markgraf Hodo lebte, wagte es dieses Bolizlavs Vater Miseco nie das Haus, in dem er ihn anwesend wußte, mit dem Pelze angethan zu betreten, noch auch sitzen zu bleiben sobald er sich erhob. Gott vergebe es dem Kaiser, daß er einen Zinspflichtigen zum Herrn machte und ihn so hoch erhob, daß er, seines Vaters Verhalten vergessend, beständig darnach zu trachten wagte, wie er die ihm Vorgesetzten allmählich zu Unterthanen herunterziehen und sie mit der feilen Lockung vergänglichen Geldes berücken und so zur Knechtschaft und zum Verluste ihrer Freiheit bringen möchte.


7. Der andere Bolizlav aber, der Böhmenfürst, mit dem Beinamen des Rothen, ein Mensch von unermeßlicher Gottlosigkeit, war, indem er seinen alten bösen Sinn ein wenig zähmte, dem Herzoge Heinrich geneigt. Dieser kam am Anfange des Monats Juni mit den Fürsten der Baiern und Ostfranken nach Worms, um dort über den Rhein zu setzen und zu Mainz seine Einsegnung zu empfangen. Daran suchte sie Herzog Heriman [von Alemannien] zu hindern, indem er, vom anschwellenden Rheine begünstigt, ihnen keinen Zugang zu seinem Lande offen ließ. Heinrich hielt nun mit den Seinen Rath, und indem er sich stellte, als wolle er nach Baiern zurückkehren und als verzweifele er daran, über den Rhein zu kommen, zog er nach der Burg Larsem[23], wo die Gebeine des heiligen Nazarius sich befinden. Von da aber eilte er schnell nach Mainz und fuhr ungefährdet über den Rhein. Hier ward er am [152] 1002 6. Juni mit allgemeiner Ergebenheit zum Könige erwählt, und vom dortigen Erzbischofe Willigis, unter Beihülfe seiner Suffragane, nachdem er die königliche Salbung empfangen hatte, indem sämmtliche Anwesende Lobgesänge zu Ehren Gottes anstimmten, gekrönt. Die Fürsten der Franken und der Muselener [Mosellande] huldigten damals dem Könige und erwarben seine Gunst. Der neuerhobene König nahm nun alle von allen Seiten daselbst Zusammenströmenden zum Kriegsdienst an, und beabsichtigte, indem er über den wieder anschwellenden Rhein ging, durch das ihm völlig treue ostfränkische Land in Alemannien einzufallen und den widerspenstigen Herzog Heriman durch Verheerungen dieser Gegenden von seinem Vorhaben abzubringen. Als aber dieser hörte, wie seine Lande vom Könige geplündert waren, wollte er sich doch nicht demüthigen, sondern, indem er sich leider gegen seinen Herrn und König empörte, griff er die Hauptstadt seines Herzogthums, Argentina, welche Strazburg [Straßburg] heißt, weil der Bischof der Stadt, Wicelin, ihm zu widerstehen wagte, in Verein mit seinem Schwiegersohne Conrad an, erstieg die Mauern derselben, und nahm den Besiegten alles. Ja die verruchte Rotte der Alemannen drang (freilich ohne Wissen des Herzogs), von Raubgier getrieben, ungescheut in die große St. Marienkirche, plünderte den ganzen Schatz derselben, und steckte, was die größte[WS 1] Schandthat war, das Haus des Herrn in Brand. Wären diese Menschen wahrhaft, nicht nur scheinbar, glücklich gewesen, so hätten sie, abgeschreckt durch das beim ersten Einrücken erlittene Ungemach, niemals zu noch größeren Verbrechen zu schreiten sich erfrecht. Denn während des Bischofs Mannen, von Reinward angeleitet, ohne rechte Treue Widerstand leisteten, war eine sehr große feindliche Schaar, welche heranstürzte, von ihren eigenen Speeren durchbohrt zusammengesunken, und hatte so von Gott gestraft elendiglich ihr Leben geendet. Darüber untröstlich, klagte Heriman bitter, aber weil die Zahl der Schuldigen es verbot, so zog er ab, ohne die That strafen zu können.


[153] 8. Als der König am Tage der Geburt St. Johannis des 1002 Täufers [24. Juni] bei der Insel Augia[24] verweilte, meldete ihm das schnelle und gar häufig unzuverlässige Gerücht, Herzog Heriman komme, um seinen Streit mit ihm durch eine Feldschlacht[25] zu enden. So ward Heinrich veranlaßt, von dort wegzuziehen und auf einem grünen weiten Felde des Herzogs Ankunft und das Kampfgericht zu erwarten. Nachdem er hier das Fest der Apostel [Juni 29] gefeiert und lange auf Entscheidung geharrt hatte, bekam er die sichere Kunde, daß der Herzog bei seinem Vorhaben weder beharren könne noch wolle. Da riethen ihm schlechte Rathgeber, sich mit Constanz für den Verlust von Straßburg zu entschädigen. Denn der Bischof dieser Stadt, Namens Lanbert, unterstützte sammt dem von Chur, Othelrich, den Herzog Heriman, nicht so sehr aus freiem Antriebe, als vielmehr wegen der Nähe des beiderseitigen Gebietes. Der König aber verschmähte, wie er denn voll Gottesfurcht und sicher war, Erwerbungen genug zu machen, die unfrommen Rathschläge derselben, und indem er nur die Güter des Herzogs plündernd heimsuchte, schickte er sich, zuletzt durch das Geschrei der Armen überwunden an, nach Franken zurückzugehen. Siehe, da ließ Graf Heinrich, Bertolds und meiner Muhme Sohn, der dem Könige bisher zur Erlangung der Krone treulich geholfen hatte, weil er wahrnahm, daß seines Herrn Neigung sich ein wenig von ihn abwandte, durch die ausgezeichnetsten [WS 2] Männer im königlichen Heere bei Heinrich um die Verleihung des ihm lange und fest versprochenen Herzogthums Baiern anhalten. Ihnen soll der König zur Antwort gegeben haben: „Wißt ihr denn nicht, daß das auf diesem Zuge gar nicht ausgeführt werden kann? daß die Baiern von Anfang an freie Macht gehabt haben, ihren Herzog zu wählen, und daß es sich nicht ziemt, sie so plötzlich herabzusetzen [154] 1002 und ihre alten verfassungsmäßigen Vorrechte ohne ihre Einwilligung zu vernichten? Wenn Graf Heinrich warten will, bis ich selbst in die Gegend komme, so will ich ihm, nach gemeinsamen Rathe und Willen der Ersten des dortigen Landes, hierin gern Genüge thun.“ Als das der Graf von seinen Vermittlern erfuhr, verzweifelte er noch mehr daran, die versprochene Würde je zu erreichen, und zog sich allmählich aus dem vertrauten Umgange mit dem Könige zurück. Er begleitete ihn jedoch auf der Fahrt von Alemannien nach Franken und von da nach Thüringen.


9. Hier kam ihm Willehelm, der mächtigste der thüringischen Herren, entgegen und ward, indem er den heranziehenden Herrscher mit vielen Glückwünschen empfing, des Königs Lehnsmann. Daselbst wurde damals dem Könige von diesem Grafen und von den Ersten jenes Landes gehuldigt, und er erließ dem ganzen Volke auf dessen Bitte den Schweinezins. Von da nach Merseburg kommend, ward Heinrich vom Abte Heimo empfangen und von seinem Getreuen, dem Grafen Esico, der jene Stadt, so wie Alstidi[26] und Dornburg sammt Zubehör bei Lebzeiten und zum großen Mißvergnügen des Markgrafen Ekkihard bis zur ersehnten Erscheinung seines Herrn mannhaft behauptet hatte. Dahin kamen die Erzbischöfe Lievizo von Bremen und Gisiler von Magadaburg, mit ihren übrigen Amtsbrüdern, den Bischöfen Rethari von Paderborn, Bernward von Hildesheim, Arnulf von Halberstadt, Ramward von Minden, Eido von Meißen, Bernhari von Verden, Hugo von Zeiz. Auch erschienen daselbst die Herzoge Bernhard [von Sachsen] und Bolizlav [von Polen] sammt den Markgrafen Liuthar und Gero und dem Pfalzgrafen Fritherich und sehr vielen anderen Bischöfen und Grafen, deren Namen einzeln herzuzählen zu weit führen würde. Diese alle empfingen den König mit Ehrerbietung und Unterwürfigkeit. Am Tage darauf aber, das ist am 25. Juli, [155] eröffnete Herzog Bernhard mit Zustimmung Aller, 1002 in Gegenwart des Königs die Wünsche der zusammengekommenen Menge, und indem er ihm die Bedürfnisse und Rechte Aller auseinandersetzte, fragte er angelegentlichst beim Könige an, was er ihnen mit Worten der Güte zu versprechen oder gleich durch die That zu verleihen geneigt sei? Solches fragte er, der König aber erwiederte: „Gott vor allen, dann aber auch euch würdig zu danken, bin ich durchaus nicht im Stande. Darum eröffne ich euch hiemit meine geheimsten Absichten, die ich mit eurer eigenen Hülfe in Betreff eurer aller auszuführen mich sehne. Denn es ist mir wohl bekannt, wie treu ihr euren Königen stets und überall Gehorsam und Unterstützung zu leisten euch beeifert habt. Und darum ist es um so mehr mein Wunsch, euch in jeder Beziehung auf das Beste zu ehren, zu lieben, und zur Förderung des Reiches und zu meinem eigenen Heile zu behüten und zu beschützen. Und damit ihr dieser meiner Worte gewiß seid, so will ich euren Wünschen gemäß (in so weit meine königliche Ehre nicht darunter leidet) erklären, daß ich nicht wider euren Wunsch und Willen, sondern mit eurem Beifalle und von euch gewissermaßen berufen hier vor euch im königlichen Schmucke erscheine. Euer Gesetz will ich durchaus nicht verletzen, sondern vielmehr, so lange ich lebe, mildiglich handhaben, und ich gelobe euch, daß ich verständigen Wünschen von eurer Seite stets, so viel ich vermag, mein Ohr leihen werde.““

Also redet der König; da schallt einstimmiger Jubel
Gleich ihm zu vom versammelten Volk, das preisend und dankend
So viel Liebe erkennt und solch eine Größe der Gnade.

Darauf nahm nun Herzog Bernhard die heilige Lanze und indem er sie dem neuen Herrscher übergab, betraute er ihn im Namen Aller mit der Sorge für das Reiches Wohl.

[156] 1002

Wieder erschallen die Stimmen und wiederum tönen die Lieder,
Dich, o Christus, zu preisen für deine unendlichen Gaben.
Thränen der Freude entströmen dem Aug’ der versammelten Frommen.
Freude ergreife auch dich, du stattliches Merseburg, theile
Alle Gefühle des Glückes der Menge, und singe begeistert
Hymmen des Preises dem Herrn und fei’re so heilige Stunden.

Ja, fei’re, sage ich, mit Ehrfurcht diese so heiligen Stunden, diesen erhabenen Tag, an dem er für dich auserkoren ward, er, der seitdem unablässig darauf sinnt, dich, die Verstoßene, zu erheben und dich in deine frühere Lage zurückzubringen. Gelobt sei Gott, der die, welche ihn ehren und von Herzen lieben, erhöhet zum Schrecken und zur Schande derer, die ihn schmähen. Gekommen ist das Ende deiner Trauer, weil ein heilbringender Südwind dir wohlthätig laue Lüfte zugeweht hat. Nicht lange mehr bleibst du in der Knechtschaft, sondern frei zu herrschen wirst du erneut werden, o Zion! – Doch wir wollen weiter gehen.


10. Alle, die dem vorigen Kaiser gehorcht hatten, huldigten auch dem neuen Könige und versprachen ihm eidlich ihre Hülfe, nur Liudger[27] hielt sich zurück.

Herzog Bolizlav von Polen aber bemühte sich sehr, die Stadt Meißen, wenn auch um eine außerordentliche Summe Geldes, zu erwerben; weil dies jedoch dem Reiche nicht frommte, so konnte er es beim Könige nicht durchsetzen, sondern er erlangte es nur mit Mühe, daß die Stadt seinem Stiefbruder Guncelin verliehen wurde, während er die Landschaften Liudizi [Lausitz] und Miltizieni [Milzen] dem Könige zurückgab. Diesen Herzog Bolizlav hielt mein Neffe, Graf Heinrich[28], sehr hoch, und diente ihm als Freund bereitwilligst auf mannigfache Weise. Als Heinrich [157] nun dem Herzoge Bolizlav, welcher, vom Könige vielfach beschenkt, 1002 entlassen worden war, das Geleite geben wollte, sah er, ich rufe Gott zum Zeugen, daß der König es nicht angeordnet hatte, vielmehr gar nicht darum wußte, eine Schaar Bewaffneter zusammeneilen und sich ihnen in den Weg werfen. Sofort suchte er die Ursache des großen Auflaufs zu erforschen und denselben, damit nicht weiteres Unheil geschähe, zu dämpfen; allein nur mit Gefahr seines eigenen Lebens gelang es ihm, seinen Gefährten aus dem erbrochenen äußeren Thore hinauszuführen. Von den ihnen nachfolgenden Kriegern wurden manche von der zusammendrängenden feindlichen Schaar beraubt, andere aber entrannen schwer verwundet nur durch Herzog Bernhards Hülfe dem Tode. Diese waren nämlich bewaffnet in die königliche Hofburg eingedrungen und hatten sich geweigert, dieselbe zu verlassen, wie man sie aufgefordert hatte; folglich liefen sie eine solche Gefahr durch ihre eigene Schuld mit Recht. Bolizlav aber ward von bitterem Kummer ergriffen, denn er argwöhnte in diesem allen einen böswilligen vorsätzlichen Plan und gab dem Könige unverdienter Weise die Schuld. Nachdem er deshalb Heinrich begrüßt und ihm, wenn er je seiner bedürfen sollte, seine Hülfe fest zugesagt hatte, eilte er schnell in die Heimat zurück. Als er aber nach der Burg Strela kam, zündete er dieselbe sofort an, und führte eine große Menge der Landesbewohner mit sich hinweg. Auch sandte er Beauftragte zurück und bemühte sich, so viele als er konnte dem Könige abwendig zu machen. Dieser aber bat, als er dies bald nachher erfuhr, seine Vertrauten herzlich, sie möchten doch den geheimen Umtrieben des Slaven nachspüren und wo möglich seine Späher festzunehmen trachten.


11. Nachdem König Heinrich also damals alles den Umständen gemäß angeordnet hatte, schickte er sich an, nach dem Reiche der Liutharier sich zu begeben. [Als er aber auf die Stadt zukam, welche Neu-Corvei genannt wird (ein Name, den sie von ihrer Mutterstadt, dem Corvei der lateinischen Franken empfangen hat, [158] 1002 wo St. Veit, der kindliche Märtyrer, ruht, kam ihm seine erhabene Gemahlin Cunegunde entgegen. Beide wurden dann daselbst von dem ehrwürdigen Abte Thietmar mit allen Ehren aufgenommen, und nachdem ihre Anwesenheit dort in geistlicher wie in weltlicher Weise gefeiert war[29],] brachen sie frohen Sinnes nach Patherbrunnon [Paderborn] auf. Am nächsten Tage aber, welcher der Welt durch des heiligen Laurentius Märtyrertod ein feierlich denkwürdiger ward [10. August], wurde die Kaiserin, Frau Cunegunde, vom Erzbischof Willigis eingesegnet und gekrönt, und des Kaisers Schwester, Sophia, die Heinrich zur Aebtissin bestimmt hatte, empfing von demselben in Demuth die Weihe. Darauf erhob sich eine allgemeine Freude, die aber – o der Schande! – durch die unersättliche Habsucht der Baiern gar sehr getrübt ward. Denn diese, die daheim sich stets mit wenigem begnügen, außer Landes aber beinahe unersättlich sind, verheerten die Saaten ihrer Nachbaren und erschlugen dieselben als sie ihr Eigenthum vertheidigten. So entstand ein sehr heftiger Kampf. Die Haustruppen des Königs rückten aus und Einheimische wie Fremde zogen vor und hinter ihnen her. Ein heftiger Zusammenstoß der Kämpfenden erfolgte, und völlig besiegt floh die Schaar der Baiern in die königliche Hofburg. Hier fiel Heinrich, ein Bruder des Kanzlers Eilbert, der den König beständig bei Tische bediente, von einem Speere durchbohrt zu Boden. Darum versammelten sich sofort die Sachsen, die bis dahin fern geblieben waren, und setzten den Baiern wieder nach, und wäre nicht Herzog Bernhard mit stärkerer Mannschaft dazwischen gekommen, so wäre auf beiden Seiten eine unberechenbare Zahl von Kriegern gefallen. Nachher wurden alle Anstifter einer so großen Gewaltthat, die man auffinden konnte, gezüchtigt. Die Bekümmerniß des Bischofs aber über dieses Ereigniß [159] linderte der König nachher durch die Schenkung von Bockenevorde [Böckenförde][30]. 1002


12. Der König kam darauf [Mitte August] nach Diusburg, wo er die Liutharier geraume Zeit erwartete. Hier stellten sich zuerst die beiden Bischöfe von Lüttich und Kammerich[31] ein, und harrten lange des säumenden Erzbischofs von Köln. Diesen hatte nämlich die kurze Haft, die er einst, wie gesagt, hatte erleiden müssen, in der Tiefe des Herzens empfindlicher berührt, als irgend jemand vermuthete; freilich stellte er sich, als komme er darum so spät, den König zu begrüßen, weil derselbe ihm den Erzbischof von Mainz in Betreff der Einsegnung vorgezogen habe. Die beiden Amtsbrüder nun, ich meine die Bischöfe, welche dem Könige huldigten und ihn eidlich ihrer Treue versicherten, begleiteten ihn nach Aachen. Dort ward er am Tage der Geburt Mariä [8. Sept.] von den Großen der Liutharier als König begrüßt und wie seine Vorfahren auf den königlichen Thron erhoben und ausgerufen.

Dann beabsichtigte er wieder nach Franken zu ziehen und dort die bevorstehende rauhe Winterzeit zuzubringen, um darnach mit Anbruch des Frühlings den Herzog Heriman (von Alemanien), der diesseits der Alpen ihm noch immer, von allen Vasallen der einzige, sich widersetzte, mit Gewalt zur Nachgiebigkeit zu zwingen. Dieser aber, in großer Furcht vor der göttlichen Strafe, die er wegen Straßburgs verdient hatte, und nicht mehr im Stande sein Volk, das seinetwegen in solcher Bedrängniß war, zurückzuhalten, bat den König durch zuverlässige Vermittler für sich und seine Freunde um Gnade.


13. Bevor jedoch Heinrich diese Angelegenheit in Erwägung [160] 1002 ziehen konnte, ward von den Alemannen eine That verübt, die wir nicht mit Stillschweigen übergehen können.

Gerhard, Graf vom Elsaß, hatte vom Könige eine Grafschaft Herzog Herimans zu Lehen erhalten. Auf der Heimkehr von da nun hatte er vor einer Stadt das Lager aufgeschlagen. Die Bewohner derselben erlangten nur mit Mühe von ihm einen Waffenstillstand für eine Nacht, und darauf kamen sie voll Hinterlist, vorgeblich zur Unterredung, in der That aber um zu spähen, ins Lager. Einer der Städter, dessen List und Gewandtheit sich gar oft bewährt hatte, kam näher als alle übrigen heran, zog die vor dem gräflichen Zelte aufgesteckte Fahnenlanze, vermittelst welcher der Graf vom König das Lehen des Herzogs erhalten hatte, empor, sah sich umher, begann mit derselben davon zu laufen, und erreichte, indem alle Gräflichen vergeblich hinter drein rannten, wohlbehalten die Stadt. Hier entstand sogleich großer Jubel, das Thor ward geschlossen und der seines Ehrenzeichens beraubte Graf ward verhöhnt. Zuerst versuchte er die Lanze durch allerhand gütliche Versprechungen wieder zu erlangen; vergebens, sie weigerten die Herausgabe, und so zog er bekümmert ab, indem er sein Lehen sowohl als sein Feldzeichen eingebüßt hatte.


14. In einer anderen sehr festen Stadt, in Brizach [Breisach], befanden sich zwei Bischöfe, der von Straßburg und der von Basel, mit Besatzungstruppen, welche täglich zum Futterholen bewaffnet auszureiten pflegten. Diese Gelegenheit nun nahmen die Freunde des Herzogs sorgfältig wahr, und erschienen, als eine solche Schaar aus der Stadt fort war, in ähnlichem Aufzuge singend mit beladenen Rossen am Thore, wurden auch von den Wachen als vermeintliche Cameraden eingelassen. Dann aber warfen sie sofort das Gepäck nieder, gaben sich mit lauter Stimme als Feinde zu erkennen und plünderten alles. Die beiden Bischöfe entrannen nur mit genauer Noth.

Darnach erschien, wie gesagt, Herzog Heriman, der Sohn des Oheims meiner Mutter, indem Gott sein Herz gerührt hatte, [161] am 1. October 1002 1002 in aller Demuth zu Brusela[32] vor dem Könige. Dieser erbarmte sich seiner und schenkte ihm seine Gunst wieder, und erfüllte sowohl in Betreff seines Lehens, als in allen anderen Beziehungen seine billigen Wünsche. Straßburg aber verlor er, indem er nach dem Rathe und auf Befehl des Königs aus seinen Mitteln auch noch die daselbst befindliche Abtei wiederherstellte. So ward er des Königs treuer Lehnsmann und Freund.

Nachdem diese Angelegenheit so geschlichtet war, begab sich der König zu den Baiern, um ihnen durch sein Erscheinen alle möglichen Beweise von Zuneigung zu geben und zu zeigen, daß er sie vor allen seinen Unterthanen vorzüglich liebte.

Als er nun nach Regensburg kam, empfing ihn der dortige Bischof Gebehard unter dem Jubel der ganzen Bevölkerung und Geistlichkeit, und ehrte ihn, als er dort das Fest des heiligen Martin beging, auf vielerlei Weise.


15. Um diese Zeit ließ Herzog Bolizlav von Böhmen, weil die Mächtigen stets einen Theilhaber und Nachfolger fürchten[33], seinen Bruder Jaremir entmannen, suchte den jüngeren, Othelrich, im warmen Bade zu ersticken, und trieb beide sammt der Mutter aus dem Lande. Dann aber wie ein Basilisk[34] allein herrschend, behandelte er das Volk mit unsäglicher Tyrannei. Aber dieses vermochte endlich die Last einer so schmählichen Mißhandlung nicht länger zu ertragen, und rief heimlich den Wlodowej aus Polen herbei. Ihn erwählten sie nun sowohl der Erbfolge gemäß, als aus Zuneigung einstimmig, und erhoben ihn an des abgesetzten Bolizlav Stelle. Wlodowej aber, dessen Name „Heeresmacht“ bedeutet, war nichts als eine giftige Natter, die nun auf jenen Basilisken, den Bolizlav, folgte. Er behandelte seine Unterthanen ohne jegliche Beachtung der Gesetze. Ich will von ihm nur einen, fast unglaublichen und für einen Christen durchaus nicht nachahmenswerthen [162] 1002 Zug erzählen: er konnte keine einzige Stunde ohne Trunk sein. Bolizlav aber kam, indem er den einzigen Weg zur Flucht, der ihm offen blieb, einschlug, zum Markgrafen Heinrich, der damals sein nächster Nachbar war, ward aber von demselben wegen früher erlittener Kränkungen zuerst als Gefangener behandelt, dann jedoch, weil er doch als Gast zu ihm gekommen war, freigelassen; da kam er, getrieben von der Liebe zum Leben zu Herzog Bolizlav [von Polen], dem Sohne seiner Muhme, welcher ihm an Lastern, nicht aber an Vermögen gleich kam. Wlodowej aber, der verständiger handelte, reiste zum Könige, der noch zu Regensburg verweilte, und huldigte demselben, indem er sich ihm demüthig unterwarf und ihm Treue gelobte; darum verlieh ihm derselbe was er begehrte, und er kehrte, in jeder Beziehung liebreich behandelt, in gutem Frieden heim.


16. Während dieser Vorfälle besetzte Hartwig[35], dessen ich bereits früher erwähnte, der Heinrichs Glück mit Aufmerksamkeit verfolgte, in Erwartung seiner Ankunft alle Pässe der Lombardei, welche die Eingebornen Clausen nennen, mit wachsamer Mannschaft. Hartwig aber unterließ nicht, diejenigen, die wie ich oben erzählt habe, seine Wahl eingeleitet und begünstigt hatten, zu behandeln wie sie’s verdienten[36]. Zu diesen gehörte der Bischof von Brescia. Als dieser einmal eine ihm mißfällige Aeußerung machte, ergriff er ihn bei den Haaren und warf ihn wie einen Bauerknecht zu Boden: so zeigte er Allen seinen zügellosen Jähzorn. Doch was versuche ich ihn nach seinen einzelnen Lastern zu schildern, da es in seinem Reiche und Volke offenbar ist, welch ein Schwall von Gottlosigkeit ihn zu solchen Verbrechen, wie er sie verübte, frech genug gemacht hat? Darum bereuten einige ihm untergebene Große was sie begangen hatten, und baten durch Boten und Sendschreiben Heinrich, zu ihrem Schutze zu kommen oder ihnen, wenn er von anderen Geschäften festgehalten werde, doch seine Fürsten [163] zu senden. Deshalb wurde, ihrer Noth abzuhelfen, Otto, 1002 Herzog von Kärnthen, und Graf derer von Verona, nebst Otto, dem Sohne des Grafen Heribert, und Ernast, dem Sohne des Markgrafen Liupold, mit nur noch wenigen Anderen, weil man von den Italiänern ihrem Versprechen gemäß größeren Zuzug erwartete, hingesandt. Wer aber jener Herzog Otto gewesen, will ich hier kurz andeuten, weil ich es oben unterlassen habe. Er war nämlich der Sohn Herzog Conrads und der Liudgarde, der Tochter Otto’s des Großen, und entsprach durch Strenge der Sitten und Frömmigkeit des Wandels seiner hohen Abkunft. Als er nach dem Tode Kaiser Otto’s III. nach dem Vorrechte der Verwandschaft und des Alters und ob der reifen Trefflichkeit seines Charakters unter Mitwirkung Heinrichs, der damals also nur noch Herzog von Baiern war, zum Könige erwählt wurde, verbat er sich eine solche Last voll Bescheidenheit, und erklärte ihn, den Herzog, selbst sowohl durch Boten als mündlich für passender zu dieser hohen Würde, unterstützte ihn auch fortan stets getreulich. Als nun also Herzog Otto von Seiten des Königs dorthin kam, und der Erzbischof Fritherich von Ravenna sammt dem Markgrafen Thiedolf[37] und anderen Getreuen Heinrichs ihm zu Hülfe eilte, zog Hartwig, der mitten im Lande lag und alles mit Luchsaugen erspähte, als er erfuhr, wo sie waren, mit großer Heeresmacht nach Verona, um ihnen den Weg zu versperren, und bemächtigte sich der von dem dortigen Bischofe bisher besetzt gehaltenen Clausen. Als er dann aber hörte, die Deutschen lagerten in der Tridenter Ebene[38], eilte er dorthin, und wie er sie nicht fand, zog er rasch wieder in das Gefilde von Verona. Während er hier auf einer Burg das Fest der Geburt des Herrn feierte, sandte Herzog Otto, da er von allem, was er that, Kunde bekam, Abgeordnete an ihn mit der Forderung, er möge entweder ihnen freien Durchzug gewähren oder selbst denselben annehmen[39]. Auf diese Forderung antwortete [164] 1002 Hartwig voll tiefer Verschlagenheit: „Uebernachtet hier, damit ich morgen nach Berathung mit meinen Freunden euch über dies alles mit bestimmtem Bescheide entlassen kann.“ Er aber ging nun, ohne daß unsere Abgesandten es wußten, während der ganzen Nacht rings umher zu allen den Seinigen, die sich im Lager befanden, und suchte sie zu dem am nächsten Morgen bevorstehenden Kampfe mit den Deutschen zu ermuthigen, und forderte sie auf, sich zu rüsten. Als nun am nächsten Morgen, wie eben der Tag angebrochen war, Otto’s Gesandte zum Könige wollten, um von ihm Antwort zu erhalten, sahen sie, wie die Longobarden kriegerisch geordnet des Kampfes harrten, und als sie ihn nun selbst fragten, was das zu bedeuten habe, bekamen sie die Weisung, sich fort zu begeben, und erkannten also, daß ein Angriff auf den Herzog beschlossen war. Hartwig, der ihnen auf dem Fuße nachfolgte, kam um die Mittagszeit an den ungarischen Berg, wo der Herzog mit den Seinen die Gesandten erwartete[40]. Obwohl nun die Truppen desselben sowohl um Futter zu holen als um die Wege zu bewachen, zum Theil nach allen Seiten hin zerstreut waren, so fand Hartwig sie doch im Ganzen zum Kampfe bereit. So trafen denn beide Heere in heftigem Andrange zusammen, und wären die Deutschen, die zudem in der Minderzahl waren, nicht durch die Flucht Otto’s, eines Bruders des Bischofs Gebehard, gehindert in Verwirrung gerathen, so würden die feindlichen Longobarden wohl ihre siegreiche Faust gefühlt haben. So aber wurden sie leider zum großen Theile aufgerieben und niedergemacht und erlangten die Ehre des Sieges nicht, obwohl auch Hartwig sehr bedeutenden Verlust erlitt.


17. Indeß feierte der König, nachdem er Baiern verlassen hatte, zu Frankanavordi [Frankfurt] die Menschwerdung des Herrn. Hier gelangten viele Gesandtschaften an ihn, deren Mitglieder er gütigst anhörte und reichlich beschenkte, so daß alle hocherfreut [165] heimkehrten. Hier wartete auch Herzog Heriman dem Könige ehrfurchtsvoll auf, und wurde, wie es seinem Range gebührte, von demselben freundlich aufgenommen.

1003 Von da aufbrechend, begab sich Heinrich II. nach der Landschaft der Muselener [Moselanwohner], und hielt in Theodo’s Villa[41] eine allgemeine Besprechung mit den Landesbewohnern.

Wie er nun allen irgendwie Nothleidenden voll Güte ihr Recht werden zu lassen bemüht war, so versuchten Heriman und Theoderich, die nur dem Titel, nicht der That nach Herzoge waren, dies zu verhindern; aber vergebens, denn bald erfuhren sie, daß sie dem obersten Vollstrecker der Gerechtigkeit verdientermaßen unterliegen mußten. Denn der König ließ eine Burg des Herzogs, Namens Mulsberg, auf dringendes Ansuchen des ganzen Volks niederreißen und verbot strenge, sie jemals wieder aufzubauen.

Nachdem diese Geschäfte ohne allen Verzug vollendet waren, lenkte der König seinen Weg nach Aachen, um dort den 24. Januar, als den Jahrestag seines kaiserlichen Vorgängers, mit allem Eifer zu feiern und die Liutharier sämmtlich um sich zu sehen. Obwohl ihn nun eine unterdeß eintretende Unpäßlichkeit etwas aufhielt, so gab ihm doch die unaussprechliche Liebe Christi Kraft, seinen Vorsatz seinen billigen Wünschen gemäß zu erfüllen. Als er darauf aus Liebe zu dem heiligen Bischof Servatius nach Mastricht kam, empfing er daselbst die Kunde von der für die Unseren unglücklich ausgefallenen Schlacht. Weil jedoch alles Leid, das nicht zu ändern ist, durch Geduld gelindert wird, so ertrug er, obwohl mit Mühe und Schmerz, doch mit Weisheit das Vernommene. Von da begab er sich nach Lüttich, um den heiligen Märtyrer Christi St. Lambert um seinen Schutz anzuflehen. Hier befiel ihn eine heftige Kolik, von der er jedoch durch die Fürbitte eben dieses Heiligen befreit wurde. Darauf kehrte er nach Aachen zurück, und feierte dort voll Andacht Mariä Reinigung [2. Febr.]. Von da reiste er nach Niumagun[42] und verweilte dort mehrere Tage lang, indem er die [166] 1003 Fasten beging; denn erst trachtete er das Reich Gottes zu erlangen und was vor ihm recht ist, darnach erst, die Anforderungen menschlicher Gebrechlichkeit zu befriedigen.


18. Da während der Zeit Wlodowej von Böhmen gestorben war, so wurden die obenerwähnten sammt ihrer Mutter vertriebenen Brüder von den reuigen Unterthanen wieder zurückberufen. Sie aber griff der Herzog Bolizlav von Polen mit einem von allen Seiten zusammengezogenen Heere an und vertrieb sie zum zweiten Male, setzte darauf den früher vertriebenen Herzog Bolizlav wieder in seine alten Würden ein und kehrte, seine hinterlistigen Pläne tief verhehlend, heim. Er wußte nämlich gar wohl, daß sein Vetter sich an den Urhebern und Beförderern seiner Vertreibung allzu wild rächen werde und hoffte sich dann vielleicht selbst mit besserer Gelegenheit hineinbringen zu können. Und das geschah denn auch folgendermaßen. Da der böhmische Bolizlav sein Volk, welches verruchtem Götzendienst ergeben war, in völliger Sorglosigkeit sah, so steigerte er seine eigene Gottlosigkeit in so hohem Grade, daß er den von ihm eidlich beschworenen Friedensbund in folgender Weise treulos brach. Er ließ alle Großen seines Landes vor sich in einem Hause erscheinen, und tödtete darauf zuerst seinen eigenen Schwiegersohn, indem er ihm das Haupt mit dem Schwerte durchbohrte mit eigener Hand, und dann mit Hülfe der Helfershelfer seiner Bosheit alle Uebrigen, obwohl sie unbewaffnet waren; und das that er noch dazu in der heiligen Fastenzeit, der hinterlistige Blutmensch, der nicht die Hälfte der ihm verliehenen Lebenstage verdiente. Darob entsetzt, sandten die noch übrigen Unterthanen Bolizlav’s an den Herzog von Polen heimlich Boten mit dem Berichte von der verübten Gewaltthat und mit dem Anliegen an ihn, sie von ihrer Angst zu befreien. Diese Bitte erhörte er gerne, und ließ zu dem Ende jenen durch einen treuen Vermittler auffordern, mit ihm zu einer Unterredung auf einer nahen Burg zusammenzukommen, um sich gemeinschaftlich mit ihm über gewisse, ihr beiderseitiges Interesse angehende dringende Angelegenheiten in [167] kurzem zu besprechen. Darein willigte denn der jüngere Bolizlav 1003 sofort und kam an den verabredeten Ort. Hier wurde er zuerst freundlich empfangen; in der folgenden Nacht aber blendeten ihn seine Anverwandten und hinderten ihn so, theils je wieder solche Frevel an den Seinen zu üben, theils die Regierung weiter dort zu führen. Dann verurtheilten sie ihn zu einer langen Verbannung. Sein älterer Namensvetter aber eilte am nächsten Tage rasch gen Prag und ward von den auf ein neues Regiment sich stets freuenden Einwohnern eingeholt und von ihnen einmüthig zum Herrn erhoben. Wie nun so seine zeitliche Macht wuchs, nahm die Verstocktheit seines zügellosen Sinnes noch auf eine ganz ungewohnte Weise zu. Dies beachte, mein Leser, und wisse, daß, wessen Geist im Glücke aufgeblasen ist, oft im Unglück zu sehr zu Boden sinkt, was, wie die Schrift bezeugt, ein weiser Mann nicht thut.


19. Der König, der das Vorgefallene durchs Gerücht vernahm, ertrug alles mit ehrenwerthem Ernst und geduldigem Gemüthe, indem er alles Mißgeschickt, das sich zu seiner Zeit im Reiche ereignete, allein seinen eigenen Sünden zuschrieb. Er schickte deshalb, indem er, das schien ihm das passendste, alles was den Böhmen widerfahren war, unbemerkt ließ, an Bolizlav Abgeordnete mit dem Auftrage, wenn er um das jüngst von ihm in Besitz genommene Land, wie es das alte Recht fordere, seine Gnade nachsuchen und ihm in allen Stücken treulich dienen wolle, so werde er ihm seinen Wunsch gewähren; wo nicht, so werde er ihm mit den Waffen entgegentreten. Diese so billige und so geschickt angebrachte Botschaft vernahm Bolizlav nichtsdestoweniger mit Unwillen und verdiente so die Strafe, die ihn später ereilte.

Der König beging nach Beendigung der von ihm, wie anfänglich bemerkt, während der heiligen Passionszeit gehaltenen Fasten das Osterfest zu Quidilingaburg nach Art seiner Vorfahren auf würdevolle Weise[43]. Hier ließ er weder von Bolizlav’s ungerechter [168] 1003 Anmaßung, noch von des Markgrafen Heinrich von Baiern kühnen Ansprüchen etwas vermerken, um seiner Umgebung, wie es die Erhabenheit der Festesfeier verlangte, ein heiteres Antlitz zu zeigen. Hier ehrte er auch den Herzog Otto und den Markgrafen Ernast, welche von dem unglücklichen Treffen heimkamen, mit königlichen Gaben und durch väterlichen Zuspruch. Auch empfing er milden Sinnes die Abgeordneten der Rederarier[44] und Liutizen und stimmte diese bisher Widerspenstigen durch schmeichelhafte Geschenke und freundliche Verheißungen so um, daß sie aus seinen Feinden seine besten Freunde wurden.


20. Als der König dann die Betwoche[45], welche ja jeder Christ getreulich beobachten soll, zu Merseburg feierte, ward ihm die offene Empörung Herzog Bolizlav’s und Markgraf Heinrichs gemeldet. Das nächste Pfingstfest [16. Mai] verlebte er darauf noch zu Halverstidi [Halberstadt], und dann brach er nach Baiern auf, in der Absicht, zuerst den mit Bolizlav’s Hülfe Widerstand leistenden Heinrich zu überwinden, und darnach die weitverzweigten, hinterlistigen Pläne der beiden zu zerstören. Dazu erfuhr er noch, daß der von ihm noch kurz vorher geehrte Ernast und Herr Bruno, sein Bruder, mit dem Markgrafen Heinrich sich treuloser Weise verschworen hätten, indem sie nicht wußten, daß es heißt:

Muth sonder Klugheit stürzet durch eigene Last[46].

Der König aber zog, die Anmaßung jener zu dämpfen, von allen Seiten seine Verbündeten zusammen, fiel zu Anfang des August in Heinrichs Gebiet ein, verheerte es und zwang ihn, daß er, er mochte wollen oder nicht, außerhalb der Burg sich, wo er konnte, verborgen halten mußte. Da möchte nun einer, der den Beweggrund zu solchem Uebermuthe kennt, sagen, Heinrich habe so handeln müssen; es stehe der Gewalt des Herrn nicht zu, einem treuen Diener ein so fest gegebenes Wort wieder zu entziehen und [169] dadurch auch die Herzen der übrigen Unterthanen sich zu entfremden. 1003 Dem entgegne ich: Es ist hienieden keine Obrigkeit als nur von Gott, und wer sich gegen sie erhebt, läuft Gefahr, Gottes Zorn auf sich zu laden. Das plötzliche Auffahren eines leidenschaftlichen Sinnes muß durch das Steuerruder der Geduld abgewandt werden und man muß in demüthigem Gebete auf wahrhaft heilbringenden Trost harren. Und ich halte es für besser, nun Tag für Tag höher zu steigen, als plötzlich einem unabwendbaren Sturze zuzueilen. Gern möchte ich meinen Vetter irgendwie vertheidigen, aber ich wage nicht, die Wahrheit, die von allen Christen hochgeachtet werden muß, zu beflecken. Gar oft bewähren sich die Sprichwörter unserer Altvordern: alte Missethat gebäre neue Schande. Denn dieses Markgrafen Vater[47] stand dem Vater des Königs oftmals nicht wie dessen Vasall, sondern wie dessen offener Feind gegenüber, und hielt zum Kaiser (wie selbst bezeugte) nur wegen der durch besondere Eidschwüre bekräftigten, vom Kaiser ihm zugesagten Gunst. Ebenso war auch dieser, der jüngere Markgraf, bis zu Ende der Regierung des letzten Otto demselben getreu, und diente seinem Herrn und Kaiser bis in diese unglücklichen Zeiten rüstig. Dem Könige aber lag tief im Sinne Heinrichs und seines Vaters unbegrenzter Haß gegen ihn und sein Haus. Indeß hoffe ich, daß er dies alles um Christi Liebe willen stets ungestraft gelassen hätte, hätte er jenen nicht so voll Grimmes und verbunden mit anderen seiner Widersacher zu so offenem Widerstande gegen sich aufstehen sehen. Obwohl nun übrigens Markgraf Heinrich damals an diesem Verbrechen allein Schuld zu sein schien, so ist er doch von Anfang an nicht ohne fremden Rath an’s Werk gegangen. Und weil nach den Grundsätzen dieser Welt ein Verräther zu heißen großen Schimpf bringt, so wollte er lieber alles seufzend in seinem Bewußtsein bewahren, als seine eigene Strafbarkeit durch Beeinträchtigung Anderer vergrößern. So eröffnete denn jener Mann, der vorher so mannhaft das Vaterland vor dem Feinde zu schützen [170] 1003 bemüht war, es nunmehr demselben zur Verheerung, und bekam heimlich von Bolizlav eine ihm freilich durchaus kein Heil bringende Hülfe.


21. Als darnach der König an einen Ort, Namens Hatheresburgdi[48] kam, raubte Magan, ein Ritter des Markgrafen, mit seinen Knappen ihm seinen ganzen Schatz, der vor ihm hergeführt wurde; diesen theilten sie dann unter einander und kehrten frohlockend nach Amradela[49] zurück. Der König aber setzte ihnen nach, belagerte sie und brachte sie, indem er die Sturmwerkzeuge in Bereitschaft setzen ließ, durch treue Vermittler dahin, gegen Uebergabe der Stadt und der Beute nur ihr Leben auszubedingen. Darauf zerstörte er die Burg von Grund aus, vertheilte die Menge der gefangenen Polen unter die Seinen, und begab sich nach der Burg Crusni[50] hin, wo ein Bruder des Grafen Heinrich, Namens Bucco, dessen Gemahlin Gerberge sammt ihren Kindern bewachen sollte. Das rings im Kreise herumlagernde königliche Heer griff darauf der Graf Heinrich mit den Seinen an, jedoch nur an der äußersten Seite, und verwundete einige Königliche; auch erschlug er andere, die sorglos Pferdefutter sammelten. Der König suchte nun sogleich sorgfältig weiteres Unheil zu verhüten, indem er 400 Krieger ausstellte. Er zwang den Feind, sich in den verborgensten Theil eines Thales zurückzuziehen. Die Stelle aber, an der der Feind dort lagerte, wurde den königlichen Wachtposten durch die schwatzhafte Zunge eines Bauern verrathen. Die Königlichen zogen nun in der Hitze des Mittags auf versteckten Pfaden heimlich heran, und erhoben, so wie sie des Lagers ansichtig wurden, die Ihrigen zusammenrufend, mit lauter Stimme das Kyrie eleison; die Feinde aber flohen, alles zurück lassend. Gefangen ward indeß nur Ernast. Darob größtentheils mißgestimmt heimkehrend, verbreiteten die Königlichen doch unter ihren Waffengefährten große Freude. Den [171] vor den König geführten Gefangenen aber ward von den Richtern 1003 das Todesurtheil gesprochen, welches jedoch auf dringende Verwendung des Erzbischof Willigis von Mainz nach des Königs Verfügung in eine Geldbuße umgewandelt wurde. Graf Bucco aber ward, als er von der Flucht seines Lehnsherrn und Bruders Kunde bekam, schmerzlich ergriffen, und berieth sich mit seinen Gefährten, was er nun zu thun habe. Von diesen bekam er verschiedene Antworten. Einige fagten, wegen der ihrem Herrn gelobten Treue und der ihnen sonst zeitlebens vorzuwerfenden Feigheit wollten sie lieber sterben, als jemals die Burg mit solchen Unterpfändern dem Könige überliefern, und da ja auch noch ihr Herr am Leben war, so hofften sie noch immer auf Entsatz. Andere aber, die umsichtiger waren, erklärten, reißendem Wasser und einem mächtigen Manne sei schwer zu widerstehen, Besiegte erhielten selten oder nie Verzeihung, und behaupteten, sie würden jetzt, wo sie noch von keiner Wunde beschwert und unversehrt seien, vom Könige die Erlaubniß erwirken, sammt ihrer Herrin und aller Habe und Mannschaft frei abzuziehen. Diesem letzteren Rathe gemäß sprach Bucco, der Befehlshaber der Burg, mit Otto, dem Bruder seiner Gebieterin, und übergab mit dessen Bewilligung die Burg in die Gewalt des Königs; er selbst zog mit allen ihm anvertrauten ungefährdet ab. Sofort befahl der König, die Burg von Grund aus zu vertilgen; weil aber die Vollstrecker dieses Auftrags derselben schonten, so wurde sie sammt den Gebäuden zum großen Theile erhalten.


22. Während der König unterdeß Graf Heinrichs Burg Crusni [Creußen] belagerte, sammelte Bolizlav, der sich sehr beeiferte, ihm irgendwie beizukommen, heimlich ein Heer und ließ durch Abgesandte seinen Bruder Guncilin auffordern, eingedenk seines alten Versprechens, ihm die Stadt Misni [Meißen] zu übergeben und die alte Freundschaft zu erneuern. Jener aber, der wußte, daß er durch Bolizlav’s Beginnen die Huld des Königs und sein so schönes Lehen völlig verlieren würde, antwortete auf jenen Antrag: „Mein Bruder, gerne will ich dir alles gewähren, was [172] 1003 du sonst von mir wünschen magst, nur dieses nicht. Und wenn sich jemals die Gelegenheit bietet, jenes auszuführen, so weigere ich mich auch nicht. Jetzt aber befinden sich Vasallen meines Lehnsherrn bei mir, die das nicht zugeben würden, und wird die Sache bekannt, so ist mein Leben mit allem, was ich habe, in Gefahr.“ Als Bolizlav diese Botschaft bekam, behielt er die Abgesandten in Haft, und gab seinem Heere Befehl, an die Elbe zu eilen. Er selbst erkundigte sich insgeheim nach den Furten des Flusses und kam am folgenden Morgen nach. Den Einwohnern von Strela machte er darauf, weil dieser Ort ein Leibgedinge seiner Tochter war, die Anzeige, sie möchten ganz unbesorgt sein, und nicht etwa durch Erhebung eines Geschreies ihre Nachbaren von dem Vorgefallenen in Kenntniß setzen. Unverzüglich ward darauf sein Heer in vier Theile getheilt und angewiesen, sich am Abend bei der Burg Cirin[51] wieder zu vereinigen. Zwei Rotten aber, die voraufgeschickt wurden, suchten dafür zu sorgen, daß die Ihrigen vom Markgrafen nicht belästigt würden. Diese ganze Landschaft, welche Zlomizi[52] heißt, ward, da sie damals auf das beste angebaut war, an dem Einen Tage durch Feuer und Schwert und Hinwegführung der Bewohner auf eine traurige Weise völlig verheert. Hier indeß kann ich doch nicht unerwähnt lassen, wie jener Listige, der jedermann hinter’s Licht zu führen gewohnt war, von den Einwohnern der Burg Mogelin [Mügeln] angeführt wurde. Da diese nämlich von der gegen sie ausgeschickten Heerschaar angegriffen wurden, so sagten sie: „Warum thut ihr das? Wir kennen eueren Herrn als einen vortrefflichen und wollen ihn lieber, als den unseren. Ziehet nur vorauf, und zweifelt nicht, daß wir mit unseren Familien und allem, was wir haben, euch auf dem Fuße nachfolgen werden.“ Auf diesen Antrag setzten die Feinde ihnen nicht weiter zu, sondern meldeten ihrem Herrn für gewiß, sie kämen heran. Als aber der Herzog sah, daß über diesen Vorfall seine Krieger erst [173] spät an dem bezeichneten Sammelplatz zusammenkamen und jene 1003 ruhig zu Hause verblieben, zürnte er sehr und drohte, den lügenhaften Hinterbringer jener Meldung zu bestrafen. Am nächsten Tage, als die Sonne bereits aufgegangen war, ward unermeßliche Beute voraufgesandt. Ein großer Theil der Feinde aber versank in der Elbe; die übrigen, die unverletzt heimkehrten, theilten die Beute, indem sie ihrem Herrn von allem das beste zuwiesen. Gefangen genommen hatten sie wenigstens dreitausend, und wie Augenzeugen versichern, noch viel mehr.


23. Graf Heinrich aber, der jetzt wohl sah, daß seine Macht gesunken war, eilte nach der Burg Crana[53] hin, und wußte, als er daselbst Sigifrid [von Nordheim] fand, der ihn mit einem versammelten Hülfsheere erwartete, weder diesem, noch sich selbst von einem Empörungskriege in diesen Gegenden irgend einen Erfolg zu versprechen. Nachdem er sich daher lange mit ihm beredet, steckte er zuletzt die Burg in Brand und begab sich sammt Herrn Bruno [Bischof von Augsburg] und seinen übrigen Anhängern zu Bolizlav, der damals Böhmen in Besitz genommen hatte. Sigifrid jedoch, in der Erwartung offenen Kampfes getäuscht, begleitete sie nicht, sondern kehrte heim, entschlossen künftig sein Vergehen gegen den König wieder gut zu machen. Der König aber, der dem fliehenden Feinde nach Crana [Kronach] hin nachsetzte, fand eine Milderung seines Grimmes darin, daß er gewahrte, wie der Feind ihm im Zerstören zuvor gekommen war. Er sandte darauf den Bischof Heinrich von Würzburg und den Abt Erkanbald von Fulda hin, um die Burg Suinvordi[54] anzuzünden und zu zerstören. Diese wurden daselbst bei ihrer Ankunft von der erlauchten Mutter des Grafen Heinrich, wie es ihrem Range gebührte, empfangen und begrüßt; als sie aber des Königs Gebot verkündeten, eilte die hohe Frau voll Entsetzens in die Kirche und schwur, wenn dieselbe angezündet würde, lieber mit derselben in den Flammen umkommen, [174] 1003 als sie lebend verlassen zu wollen. Daher änderten jene Herren, aus christlicher Liebe alle irdische Furcht bei Seite setzend, das gesprochene Urtheil dahin ab, daß sie nur die Mauern und die Gebäude der Burg dem Erdboden gleich machten, indem sie die bekümmerte Frau noch durch das Versprechen zu besänftigen suchten, daß sie auch dies alles soviel sie vermöchten wieder herstellen wollten, sobald es ohne Gefahr königlicher Ungnade möglich sein werde. Der König aber kam, nachdem er alle Besitzungen des Grafen verheert und sie lehnweise weithin vertheilt hatte, nach Bavanberg [Bamberg], wo er sein Heer in gutem Frieden entließ und den Geburtstag der Mutter Gottes [8. Sept.] festlich beging. Von da reiste er in den Wald, der Spechteshart [Spessart] heißt, und erholte sich nach den beschwerlichen Kriegszügen durch das Vergnügen der Jagd. Nachdem er also dort die Herbstfreude genossen, zog er durch Franken nach Sachsen hinein, indem er dort im Winter eine Unternehmung gegen die Milziener ankündigte. Dann feierte er zu Palithi [Pölde] das Weihnachtsfest mit geistlichen und weltlichen Ehren nach Art seiner Vorfahren.


1004 24. Als er von da nach Thornburg[55] kam, sandte er den Erzbischof Willigis von Mainz mit anderen seiner Vertrauten an den Erzbischof Gisiler von Magadaburg, der eben schwer darnieder lag, mit dem Vermahnen, er möchte doch des Herrn, seines Gottes, eingedenk, was er bisher durch Aufhebung des bischöflichen Stuhles von Merseburg verbrochen habe, dadurch, daß er denselben wieder einnähme und den Sitz der Ungerechtigkeit verließe, wenigstens am Ende wieder gut machen. Den Gisiler aber hatte der König zuerst gehaßt, weil er stets sich eifrigst bemüht hatte dem Heriman statt seiner die Krone zu verschaffen; späterhin aber hatte er ihm seine Gunst geschenkt und ihn unter seine vertrautesten Freunde gezählt. Er hatte ihm alle seine sächsischen Hausgüter übertragen und einen treuen Verwalter derselben an ihm gefunden, [175] durch den er viele ihm wohlgefällige Anordnungen ausführen ließ. 1004 Zuletzt aber vermochte er doch dem feurigen Anreize, dem der Herr in ihm entzündete, nicht mehr zu widerstehen, und indem er den Erzbischof mit unbegrenztem Hasse verfolgte, sandte er jene Abgeordneten an ihn. Ihnen antwortete Gisiler mit Mühe folgende Worte: „Man gebe mir nur zwei oder drei Tage Aufschub und gestatte mir von dannen zu gehen; sind diese vorüber, so will ich euch bestimmten Bescheid geben.“ Dies erlangte er vom Könige; er setzte sich – wie er es schon lange nicht anders gewohnt war – in einen Wagen und begab sich auf sein Gut Thriburi[56] und nachdem er sich dort zwei Tage lang aufgehalten hatte, verließ er am 25. Januar diese Welt. Auf diese Kunde folgte der König selbst der Leiche des verstorbenen Erzbischofs nach Magadaburg, wohin er seinen Caplan Wigbert voraufschickte, um die einstimmige Wahl des Tagino von den geistlichen Brüdern zu erlangen. Der dortige Propst aber, Namens Waltherd, berief alle geistlichen Mitbrüder zusammen und zeigte ihnen den Tod ihres Vorgesetzten und zugleich die Ankunft des Königs an, indem er sie beschwor, einen aus ihrer Mitte zu erlesen und so den alten Wahlbrauch zu bewahren. Sofort antworteten ihm alle, ihn selbst wollten sie, wenn’s Gott gefalle, insgesamt zum Herrn haben. Dies nun vernahm er mit gebührender Demuth, bat aber auf seinen Knieen um Aufschub. Die Leiche des Erzbischofs ward nach St. Johannis[57] gebracht und dort in der folgenden Nacht mit geziemenden Ehren bewacht. Am folgenden Tage aber wurde sie nach der St. Mauritiuskirche getragen, wo sie von dem Könige, der sich dort einfand, sammt der ganzen Geistlichkeit und Gemeinde empfangen und die zweite Nacht sorgfältig behütet wurde. Am andern Morgen ward Bischof Arnulf [von Halberstadt] an die trauererfüllten geistlichen Mitbrüder und die Vasallen des Verstorbenen vom König gesandt wegen der Wahl des Tagino. Als er nun seine Botschaft an alle [176] 1004 der Ordnung nach gemeldet hatte, so nahm Waltherd für alle das Wort und erwiderte: „Wir wissen, was euer Herr beabsichtigt. Wir wünschen, wo möglich, Freiheit der Wahl zu haben. Alle diese Männer hier haben sämmtlich den Wunsch ausgesprochen, daß ich in die eröffnete Stelle eintreten möchte, wovon ihr selbst euch überzeugen könnt. Wir sind höchlich darum besorgt, daß den Rechten unserer Kirche kein Abbruch geschehe, und daß dies nicht eintrete, dazu bitten wir um des Königs Liebe und um eure Verwendung. Nicht uneingedenk sind wir des Ausspruches eines Weisen:[58] „die Freiheit des Volkes, welches unter einer Regierung stehe, werde vernichtet durch die Freiheit des Herrschers und sei ein leeres Schattenbild, wenn es allen Vorschriften desselben sich fügen wolle.““ Der Bischof verließ, nachdem dies gesprochen war, die Versammlung und theilte alles dem Könige mit. Dieser ließ als bald den Propst rufen und erlangte, indem er ihm vieles versprach, sowohl seine eigene Entsagung, als seiner Capitelsgenossen Einwilligung in die Wahl Tagino’s, und indem dann sofort alle in der Hauptkirche zusammenkamen, übertrug der König vermittelst des Hirtenstabes Arnulfs dem ehrwürdigen Vater Tagino die Leitung der Geistlichkeit und der Gemeinde zu einstiger Rechenschaft vor dem höchsten Richter, und setzte ihn selbst im Beisein und unter den Lobgesängen Aller auf den bischöflichen Sitz. Nachdem darauf eine Seelenmesse gehalten war, wurde die erzbischöfliche Leiche am Fuße des südlichen Altares bestattet.


25. Bevor ich nun aber an die Darstellung von der Erneuerung unseres Bischofsitzes gehe, muß ich doch einiges von dem ebengenannten Manne anführen, der damals geweiht werden sollte. Er war ein Geistlicher des trefflichen Wulfgang, der als ein frommer Hirte, selbst nur angethan und lebend wie ein einfacher Mönch, die Kirche von Regensburg gehütet hatte. Diesem war er so theuer, daß derselbe ihn von klein auf wie seinen Sohn aufzog, und ihm, als er erwachsen war, die Verwaltung aller seiner Güter [177] übertrug. Ueberdies verschaffte er ihm die Gunst des Herzogs und 1004 des Kaisers in dem Grade, daß er nicht zweifelte, Tagino werde, wenn er dereinst nach Gottes Willen von hinnen scheide, sein Nachfolger werden. Und als nun Wulfgang in bewundernswerther Heiligkeit seine irdische Laufbahn zurückgelegt hatte und in eine tödtliche Krankheit verfiel, da rief er seinen geliebten Tagino zu sich und sprach: „Mein Sohn, lege deinen Mund auf den meinigen und empfange so von Gott meinen Athem eingehaucht, auf daß du, wenn du in auflodernder Jugendhitze hinsichtlich der zwiefachen Liebe erkaltest, von der Macht des Höchsten und durch meine Zuneigung Mäßigung deiner Leidenschaft verliehen bekommest. Und sollte dir meine Würde vielleicht vorenthalten werden, so wirst du zweimal fünf Sonnenjahre, nachdem ich meine Sünden vor Gott abgebüßt haben werde, dich zuverlässig einer größeren erfreuen.“ Hierauf ließ sich der heilige Mann, da er die Nähe seines Endes im Geiste voraussah, in die Kirche schaffen, und nachdem die Gebete und was sonst den Brüdern oblag, vollbracht war, gab er, sich sammt den ihm Anvertrauten dem Allgütigen anempfehlend, am 30. September [994] in Frieden seinen reinen Geist auf. Tagino aber, der darnach von allen zum Nachfolger Wolfgangs erwählt war, erschien vor dem Kaiser, erhielt jedoch das Versprochene nicht, sondern derselbe verlieh das Bisthum Regensburg seinem Capellan Gebehard. Diesem wurde Tagino nun zwar auf das beste anempfohlen und von ihm auch höchlich geehrt; jedoch blieb er, weil gutes und böses vereint nirgendwo hinpassen, wegen der Ungleichheit ihres beiderseitigen Characters nicht lange bei demselben. Er schloß sich nämlich alsbald dem damaligen Herzoge Heinrich an, dessen Wohlgefallen er wegen seines keuschen Sinnes und Wandels erregte und dem er bis zu dem oben erwähnten Tage Tag und Nacht auf eine den Bösen lästige, den Guten beifällige Weise diente, indem er Gott und Menschen Genüge zu thun sich bestrebte. Und darum und aus Liebe zu jenem, von ihm außerordentlich hoch gehaltenen Manne ward vom Könige dessen Prophezeihung erfüllt und bewährt, indem damals, wie mir Herr Tagino selbst oft [178] 1004 erzählt hat, gerade zehn Jahre verflossen waren. Der neuerwählte Erzbischof brachte dem Kaiser, der Kaiserin und allen seinen Gefährten vielfache Geschenke dar, welche jedoch seinem guten Herzen noch keineswegs genügten.


26. Von Magadaburg begab sich der König mit ihm nach einer dem Erzbischof gehörigen Burg, Namens Givikansten[59] und besichtigte dort alles, was Erzbischof Gisiler daselbst gesammelt hatte, im einzelnen, worauf er bezeugte, daß alles im Ueberfluß vorhanden sei. Dann besuchte er die lange ihres Hirten beraubte Kirche von Merseburg, um sie in ihrem verwaisten Zustande zu trösten, und begann mit Eifer daran zu denken, wie er ihr ihre alten Ehren wieder geben könnte. Daselbst ward der ehrwürdige Tagino am zweiten Februar, d. i. am Tage der Begegnung Simeon’s des Gerechten, in Gegenwart des Königs und eines päpstlichen Legaten[60] vom Erzbischof Willigis von Mainz mit Bewilligung des Bischofs Hilderich [von Havelberg], welcher der erste der dortigen Bischöfe nach der Reihenfolge der Weihe war, unter dem Beistande aller übrigen Bischöfe geweiht. Weil aber Tagino, der laut der päpstlichen Erklärung allein vom apostolischen Bischofe[61] eingesetzt werden sollte, dorthin [nach Rom] wegen der Dringlichkeit der Umstände nicht kommen konnte, so machte er hier in der Verleihung des heiligen Oeles die Dreizahl voll[62]. Dem Waltherd aber übertrug er die ganze Verwaltung des Erzbisthums an seiner Statt. Der König, der sich mit der Speise der Gerechtigkeit, wonach ihn stets hungerte und dürstete, zu sättigen sehnte, tauschte, weil er wußte, daß es Bischof Arnulf von Halberstadt nicht anders thäte, gegen hundert Hufen Landes die Befreiung allein des Merseburger Territoriums von dem bischöflichen Gerichtsbann ein[63]. [179] Was er aber von dem theuergeliebten Tagino verlangte, gewährte 1004 ihm dieser im Uebermaaß seines guten Willens mit vollen Händen freiwillig. In Bezug auf die Bisthümer Misni [Meißen] und Citici [Zeiz] verordnete Heinrich II. aus königlicher Machtvollkommenheit, daß sie wieder in ihre alten Gränzen zurücktreten sollten, indem die Geschichte ihrer Vergangenheit in Bezug dessen, was demselben jetzt genommen wurde, eine genügende Erklärung zu geben vermochte.

Darum leite ich denn mit folgenden Versen die heiligen Gesänge ein, welche alsbald zu Ehren Christi von den dankbaren Merseburgern angestimmt wurden:

O du Sonne des Rechts, Du erleuchtest ja alles, o Christus!
Wie Du zuerst auf Erden erschienst, die Welt zu erlösen,
Also erscheinest Du wieder, zu retten die sündige Menschheit,
Du und der Vater mit Dir, ein Schöpfer zugleich und Zerstörer.
Dann ja prüfst Du allein und lohnst die verschiedenen Thaten.
Christus, Du strahlest dem Menschengeschlecht, das jäh in den Pfuhl eilt
Sündiger Lust, ein Licht, ein wahres: so segne den Tag denn,
An dem Du voll Liebe besuchtest unsere Kirche,
Die so gänzlich entblößte. Deß preise Dich Merseburg, freue
Dankend des Amtes sich jetzt, das Du aufs neu’ ihr verliehen.
Ihr, der Stadt, und den Söhnen der Stadt und den Hirten, die wieder
Heute empfingen den Stab, fließt Dank aus der Tiefe des Herzens.

König der Könige, neige Dein Ohr dem Lallen der Deinen.
Siehe herab vom Himmel auf Heinrich, Deinen Getreuen!
Schirme und schütze ihm auch die liebende Lebensgefährtin!
Beiden verleih im reichesten Maaß, was sie spenden des Guten.
Tagino’s Geist, des Verklärten, genieße der Freuden des Jenseits.
Heil sei Waltherd und Gero[64] im Leben sowohl als im Tode.

[180] 1004

Alle erlöse der Herr und nehme sie milde und huldvoll
Auf ins Elysium einst, die frommer Begeisterung Feuer
Trieb, mit gütiger Hand dich, Merseburg, zu erheben.
Gott, der Du alles ja lenkst, Du Höchster und erster der Herrscher,
Leite Du Merseburg doch, daß es Deinem Gebot zu gehorchen
Stark genug sei; daß die, die Du zu Hütern bestellt hast
Unsrer Gemeinde, getreu stets Deine Geheiße erfüllen.
Unserer Feinde Gewalt brich; mögen bekehrt sie
Wiedererstatten mit Zins, was einst sie räub’risch entwandten.
Selbst dem Zerstörer der Kirche gewähre Verzeihung und Gnade!
Und wer irgend ihm einst böswilligen Sinnes geholfen
Zu dem argen Beginnen – verzeihe doch allen, o Vater,
Daß sie heiteren Blicks und getrost ausschau’n in die Zukunft.

Jetzt auch erfreuet sich Worms[65] der neu erhaltenen Freiheit.,
Deren bisher sie entbehrte, den Herzogen pflichtig des Landes.
Unter den Großen des Herrn fühlt herzliche Freude nun Burchard,
Er, der Bischof von Worms, daß, durch die Güte des Herrschers.
Weit entrückt seinen Feinden, er ihre Näh’ nicht zu scheu’n hat.
Und des Herzogs Hof ist wahrlich vor allem jetzt Christi
Sitz und Wohnung zu nennen: dort fleucht vor des Geistlichen Machtwort
Weltlicher Richter veränderlich Heer. Dies alles hat Heinrich
Glühend in christlichem Eifer bewirkt: er nahm von dem eignen
Gute und löste die Kirche und widmete wieder dem Herrn sie.
Allem nun pflichtete bei der Herzog Otto, der fromme,
Sorgend sofort, daß des Königs Geschenk rechtskräftig bezeugt ward.
Darum freue sich stets der Gläubigen ganze Gemeinde.


  1. Bischof von Regensburg.
  2. Als Herzog von Baiern.
  3. Vgl. Psalm 96, 4.
  4. Vgl. Makkab. II. 7, 27.
  5. Macrobius (Saturnal. I, 6) erzählt, der Tempel des Apollo zu Delphi habe diese Inschrift getragen. Thietmar verstand jedoch nicht Griechisch und in seiner Handschrift steht: Gnoti seaucton.
  6. Nämlich als nach Otto’s II. Tod Herzog Heinrich, der Vater dieses Herzogs, sich der Krone zu bemächtigen versuchte.
  7. Vgl. IV. 25.
  8. Graf im Hartingau, in der Umgegend von Halberstadt gelegen.
  9. Ein sehr allgemeines, in der heiligen Schrift nicht wörtlich aufzuweisendes Citat.
  10. Sprüche Salomonis 18, 12.
  11. Diusburg, im Rgbz. Düsseldorf.
  12. Liegt östlich von Paderborn, westlich von Pölde.
  13. Vgl. Quedlinburger Annalen 1002.
  14. Die Bewohner des Gaues Milzieni, östlich von Meißen.
  15. Groß-Gena lag am Einfluße der Unstrut in die Saale.
  16. Bis zum dreißigsten Tage trat der Erbe nicht in Besitz des Erbgutes, das bis dahin also unangetastet blieb. Erst nach dem dreißigsten Tage theilte die Wittwe mit ihren Söhnen ab, mit deren Hülfe sie das Begräbniß besorgte, und die befugt waren, sich sogleich nach dem Absterben ihres Vaters im Sterbehause einzufinden, um ihre Rechte zu wahren. S. Sachsenspiegel 1, 22, §. 1.
  17. Strehla, nördlich von Meißen, auf der linken Seite der Elbe.
  18. d. h. Kriegsleute; es werden also Slaven gewesen sein.
  19. Liegt in der Nähe von Lucklum im Braunschweigischen; da Guncelin nach IV, 82 das königliche Gut Frosa erhalten hatte, so ist es nicht unmöglich, daß er aus dieser Gegend stammte. Andere Deutungen dieser vielbesprochenen Stelle in den Jahrbüchern des Deutschen Reichs unter Heinrich II, Bd. 1. S. 206.
  20. Sprüch Salomonis 2, 14.
  21. Auszügliches Citat aus Sprüche Salomonis, Cap. 5, V. 3 u. 4.
  22. Im lateinischen Text steht hier der dem Terenz im Phormio III, 5, 15 entnommene Ausdruck phaleratus, mit Stirn und Brustschmuck versehen, in übertragener Bedeutung: schön, schönklingend.
  23. Lorsch, als Abtei 764 gestiftet, lag gegenüber Worms, auf der rechten Seite des Rheins.
  24. Augia oder Reichenau ist eine kleine Insel im westl. Theile des Bodensees, welcher der Untere- oder Zellersee genannt wird. Hier befand sich ein berühmtes Kloster.
  25. Thietmar braucht hier das Wort duellum und man hat deßhalb an einen Zweikampf gedacht; allein wie Giesebrecht richtig bemerkt hat, ist auch VII, 45 das Wort in ähnlicher Weise gebraucht, wo es ganz unzweifelhaft die Feldschlacht bedeutet, welche auch als Gottesgericht betrachtet wurde.
  26. Allstedt war eine königliche Besitzung in der Nähe von Merseburg, heute eine weimarische Enclave im Preußischen, westlich von Querfurt.
  27. S. oben Kap. 2. Er wird also die ihm früher übertragene Grafschaft Ricberts wieder verloren haben.
  28. Der oben Kap. 8 erwähnte Markgraf der bairischen Mark auf dem Nordgau, gewöhnlich von Schweinfurt genannt.
  29. Hier fehlt in der Originalhandschrift eine Lage, und diese aus einer jüngeren Handschrift aufgenommene Ergänzung muß hier eine Interpolation enthalten, denn der Abt Thietmar war schon am 12. März 1001 gestorben, und Adalbold, welcher sich Thietmar genau anschließt, berichtet, daß Heinrich seine Gemahlin zu Gruona antraf.
  30. Böckenförde, ein Landgut im Rgbz. Arnsberg, im Kreise Lippstadt.
  31. Bischofssitz, ganz im Süden von West-Lothringen, in der Nähe der Grenze Fraukreichs; lateinisch: Cameracum, franz.: Cambrai.
  32. Die heutige Stadt Bruchsal im Badischen.
  33. Lucan I, 92.
  34. Anspielung auf Lucan IX, 726: „In der leeren Sandwüste herrscht der Basilisk“.
  35. Arduin von Ivrea, s. oben IV, 34.
  36. Von Thietmar mit Bezug auf das, was er von Arduins Wahl IV, 34 erzählt hat, ironisch gemeint.
  37. Vermuthlich Graf Tedald von Modena und Reggio, Großvater der berühmten Gräfin Mathilde.
  38. d. i. von Trient an der Etsch.
  39. nämlich um die Möglichkeit einer Feldschlacht zu bieten, was nach deutscher Auffassung als Ehrenpflicht galt.
  40. Wie Giesebrecht nachgewiesen hat, fand dieser Kampf im Anfang des Jahres 1003 im Thal der Brenta statt.
  41. Thionville oder Diedenhofen nördlich von Metz. Hier war der Kaiser nach urkundlichen Angaben 1003.
  42. Nimwegen liegt an der Waal, einem Mündungsarme des Rheins. Hier hielt sich der Kaiser nach urkundlichen Zeugnissen vom 23.-29. Februar auf.
  43. Am 28. März 1003.
  44. Die Rederarier saßen wahrscheinlich im heutigen Mecklenburg-Strelitz.
  45. die Woche nach dem Sonntag Rogate, der 1003 auf den 2. Mai fiel.
  46. Horaz Od. III, 4, 65, wo jedoch statt Muth, Tapferkeit (virtus), Gewalt, Kraft (vis) steht, was hier offenbar auch besser paßte.
  47. Berthold, den Otto II. zuerst 976 mit der Mark auf dem Nordgau belehnte; vgl. oben V, 8.
  48. Ort im Gaue Nordgowe an der Pegnitz, einem kleinen Nebenflusse der Regnitz, das heutige Hersbruck in Mittelfranken. Beim Annalisten Saxo, der aus Thietmar schöpfte, steht Hatheresbrugge.
  49. Amerdal in ber Nähe von Amberg.
  50. Crusni, auch Crusina, liegt etwas nördlich von Hersbruck, das heutige Creußen in Oberfranken.
  51. Jetzt Zehren, ein Dorf am linken Elbufer unterhalb der Stadt Meißen.
  52. Zlomizi, oben I, 3 Glomuzi genannt, ist das heutige Lommatzsch in der Amtshauptmannschaft Meißen.
  53. Das heutige Kronach in Oberfranken, südlich von Saalfeld.
  54. Schweinfurt, am Main, westlich von Bamberg.
  55. Dornburg an der Elbe unterhalb Barby.
  56. Wahrscheinlich Troibern bei Dornburg.
  57. Das außerhalb der Stadt erbaute Kloster, später Kloster Bergen genannt, wohin bei der Errichtung des Erzbisthums die Mönche von St. Moritz versetzt waren.
  58. Des Lucan III, 145.
  59. Giebichenstein bei Halle.
  60. Bischof Leo, Bibliothekar der römischen Kirche.
  61. d. h. dem Papste. Diese Angabe Thietmars scheint aber auf einem Irrthum zu beruhen.
  62. Er war der dritte Erzbischof von Magadaburg.
  63. Vgl. III, 8. Merseburg stand seit 981 unter dem Bischofe von Halberstadt. Der König Heinrich II. mußte deßhalb, um die Stadt von dem Regimente des Bischofs zu eximiren, die Rechte des Bischofs gegen 100 Hufen Landes erkaufen. Im lateinischen Text steht für Territorium das mittelalterliche „burgwardus“.
  64. Erzbischöfe von Magdeburg.
  65. Worms erhielt um jene Zeit besondere Privilegien von Heinrich II.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: größe
  2. Vorlage: ansgezeichnetsten