Zum Inhalt springen

RE:Plinius 5

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
korrigiert  
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Plinius der Ältere, Schriftsteller der naturalis historia
Band XXI,1 (1951) S. 271439
Plinius der Ältere in Wikisource
Plinius der Ältere in der Wikipedia
GND: 118595083
Plinius der Ältere in Wikidata
Bildergalerie im Original
Register XXI,1 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|XXI,1|271|439|Plinius 5|[[REAutor]]|RE:Plinius 5}}        

Dieser Abschnitt (Spalten 271–285) von Konrat Ziegler (1884-1974) wird erst im Jahre 2045 gemeinfrei.


A. De iaculatione equestri unus, vom Neffen ep. III 5, 3 genannt: hunc cum praefectus alae militaret (o. S. 273), pari ingenio curaque composuit. Unter demselben Titel n. h. VIII 162; danach hatte er sich über forma equorum qualis maxime legi oporteat geäußert, sich also nicht ängstlich an das Thema gehalten. Ansprechend vermutet F. Lammert Die römische Taktik zu Beginn der Kaiserzeit und die Geschichtsschreibung, Philol. Suppl.-Bd.XXXI 2 (1931) 481., daß Arrian Takt. 33 aus P.s Spezialschrift schöpft und daß auch, was Tac. Germ. 6 über die Reitkünste der Germanen sagt, daher stammen möchte. Es habe ihm, der in Niedergermanien gewiß germanische Reiter kommandiert hat, nahe gelegen, über die Unterschiede römischer und germanischer Kavallerie-Kampftaktik zu handeln.

B. De vita Pomponi Secundi duo; a quo singulariter amatus hoc memoriae amici quasi debitum munus exsolvit (der Neffe a. O.). Eine Episode (Bewirtung Caligulas durch Pomponius) erwähnt er n. h. XIV 56; vielleicht kam auch in der Biographie vor, was er VII 80 erzählt (insigne naturae) in Pomponio consulari poeta non ructasse. S. d. Art. Pomponius und vorläufig Cichorius Röm. Stud. 423, jetzt überholt durch Walter Otto Die Lebenszeit des P. Pomponius Secundus, Philol. XC 483-493; hier auch zahlreiche Bemerkungen zu den übrigen verloren gegangenen Schriften.


Dieser Abschnitt (Spalten 285–294) von Hans Georg Gundel (1912-1999) wird erst im Jahre 2070 gemeinfrei.

C. Bellorum Germaniae libri XX.

Der jüngere P. gibt in einem Brief an Baebius Macer (epist. III 5) eine Aufzählung der Werke seines Onkels quo sint ordine scripti (III 5, 2); als dritte Veröffentlichung nennt er III 5, 4 bellorum Germaniae viginti (sc. libri; zum Titel vgl. Tac. ann. I 69, 2 Plinius, Germanicorum bellorum scriptor), etc. etc.

D. A fine Aufidi Bassi XXXI.

In der chronologischen Aufzählung, die der jüngere Plin. epist. III 5 von den Werken seines Onkels gibt, etc. etc.


E. Studiosi tres, in VI volumina propter amplitudinem divisi, quibus oratorem ab incunabulis instituit et perficit (der Neffe § 5): also ein vollständiges isagogisches Handbuch. Der Titel ist studiosus ,der Rhetorenzögling‘. Quintilian nimmt mehrmals auf das Werk Bezug, ohne es anscheinend stark zu benutzen; ob er ihn III 4, 2 mit maximo temporum nostrorum auctore (der auf die Epideiktik sehr eingegangen war) meint, ist fraglich. Eine (nebensächliche) Meinung aus dem Abschnitt de gestu bekämpft er XI 3, 143; ebd. 148 gegen P.’ Lehren über die Benutzung des Schweißtuches. Bloße Nennung unter den Technographen (zwischen Verginius und Tutilius) III 1, 21. Aus Gell. IX 16, 1 erfahren wir, daß er refert etiam plerasque sententias, quas in declamandis controversiis lepide arguteque dictas putat (folgt ein Beispiel). Also ähnlich wie beim älteren Seneca. Weitere Nachwirkung hat die Schrift nicht gehabt.



Der folgende Abschnitt (Spalten 294–299) von Wolfgang Aly (1881-1962) wird erst im Jahre 2033 gemeinfrei.

F. Dubii sermonis lib. VIII: Unter diesem Titel führt der jüngere P. in dem chronologischen Verzeichnis der Schriften seines Oheims

[295] (ep. III 5, 5) ein grammatisches Werk an etc. etc.
[W. Aly. ]


[299] G. Die naturalis historia.[1]

1. Titel. P. selbst praef. 1 spricht von libros naturalis historiae, und dieser auch in den Hss. überwiegende Titel ist der richtige; darauf weist auch der Rhythmus und die Bezeugung durch Gellius (praef. 8. XVII 15, 6. III 16, 22. IX 4, 7. X 12, 1). Der Neffe spricht epist. III 5, 6 ungenau von naturae historiarum XXXVII, und das findet sich, vereinzelt in Hss. (Detl. UZ 18); ein sicheres Urteil über diese Erscheinung wird erst nach Aufhellung der Textgeschichte möglich sein. – Es ist wohl nicht unnütz, darauf hinzuweisen, daß unser ,Naturgeschichte‘ auf falscher Übersetzung von historia beruht; denn das ist ἱστορία ,Wissen‘.

2. Herausgabe. P. sagt in der Vorrede (3), daß er das Werk dem Titus im J. 77 überreicht habe, und schon das spricht – abgesehen von der Tatsache, daß eine Vorrede da ist – dafür, daß er es vollendet hat. Das letzte erwähnte Ereignis ist Titus’ 5. Konsulat II 89 (woraus aber nicht zu schließen ist, daß dieses Buch zuletzt verfaßt wurde. Gercke Jahrb. Suppl. XXII 105). Sonst der Zensus Vespasians VII 162ff. vom J. 73 (intra quadriennium, also J. 76/77 geschrieben), vgl. auch III 66; IV 102 führt etwa auf J. 73, XIV 18 auf J. 72 (Münzer 409, 1). Keine Datierung gestattet VI 104 E. Man muß damit rechnen, daß P. jahrelang an der n. h. arbeitete, bis zuletzt Zusätze machte und Querverweisungen einfügte (von Mayhoff am Rande vermerkt); [300] so weist XXXV 85 auf VII 125, XXXV 179 auf II 235; umgekehrt VI 161 auf XII. Eine irrtümliche Verweisung steht XV 102 (von v. Jan getilgt). Keine genaue Datierung gestatten Angaben wie haec prodente me, z. B. XXVI 5 duo consulares obiere condentibus haec nobis eodem anno (Dirksen 145, 46); ebensowenig abgerundete Zahlen wie XIV 55.

Gegen die Annahme, daß uns ein fertiges Werk vorliege, hat man an positiven Zeugnissen zwei vorgebracht: 1. habe der Index ursprünglich nicht das I. B. ausgemacht, sondern in 36 Teilen vor den einzelnen Büchern gestanden. Diese Stellung nimmt er allerdings in den älteren Hss. ein (Detl. I p. 9), steht aber doch auch dort außerdem vor dem Ganzen, und nur vereinzelt fehlt er an dieser Stelle überhaupt. Nun braucht P. den Ausdruck (praef. 21) in his voluminibus auctorum nomina praetexui, der XVIII 23, 212 wiederkehrt. Also scheint er den Index doppelt gebracht zu haben, so daß ein nur einmaliges Erscheinen in einem großen Teil der Hss. der Bequemlichkeit der Abschreiber zur Last fiele. Jedenfalls aber ist daran festzuhalten, daß die Indices Buch I bildeten; das zeigt sich auch darin, daß an Stellen, wo P. sein eigenes Werk mit Buchzahlen zitiert (z. B. XXXIII 58. XXXV 179. XXXVII 13. 62), diese zu unserer Zählung stimmen, also die Stellung von B. I am Anfang voraussetzen. 2. steht in einigen Hss. am Schlusse mancher Bücher editus post mortem. Es ist bezeichnend für unsere Kenntnis der Überlieferung, daß Genaues darüber schwer festzustellen ist; es scheint, daß die Notiz in B hinter allen (also den letzten 6) Büchern steht, in R hinter XI und XII; da in M zwischen XI und XII 4 Blätter verlorengegangen sind, so vermutete Detl. Jahrb. 77, 654, diese hätten eine Erklärung des Neffen über seine Tätigkeit als Herausgeber enthalten. Das ist eine bloße Vermutung, über die sich nicht diskutieren läßt; aber auch jene Notiz läßt sich nicht recht verwerten, zumal sie zu den Tatsachen der Praefatio in Widerspruch steht. Die unten anzuführenden Mängel der Disposition können sich sehr wohl anders erklären; am ehesten könnte man sich versucht fühlen, das Fehlen der summa-Zahlen in den Indices III–V auf mangelnde Vollendung zurückzuführen; man würde aber erwarten, daß gerade solche Auslassungen bei einer Schlußredaktion beseitigt worden wären. Daten, die unter J. 77 herunter führen, enthält das Werk nicht. Vgl. Urlichs Chrestom. XIII. D. Noltenius Quaest. Plinianae, Bonn 1866 (der Spuren nachträglicher Einfügungen sammelt). Rück 1902, 205. Klotz Herm. XLII 324.

Gliederung (Genaueres zu den einzelnen Büchern). B. I Indices, II Kosmologie, III–VI Geographie, VII Anthropologie, VIII–XI Zoologie, XII–XIX Botanik, XX–XXVII medizinische Botanik, XXVIII–XXXII medizinische Zoologie, XXXIII–XXXVII Mineralogie.

3. Praefatio und B. I. S. o. S. 299.

Die Versuche, die Vorrede oder das I. B. anzuzweifeln, haben nur noch pathologisches Interesse; s. darüber H. E. Dirksen Hinterl. Schr. I 133. Sehr bedauerlich ist, daß es auch die neueren kritischen Ausgaben unterlassen haben, die Überschriften [301] und Subskriptionen der einzelnen Bücher mitzuteilen.

4. Buch II ist behandelt von W. Kroll Die Kosmologie des P., Bresl. 1930. Leider habe ich und ebenso H. Vogt in dem Exkurs über P.’ Planetentheorie (67–73) die Arbeit von Friese Die Kosmol. d. P. (Progr. Bresl. 1862) übersehen, der die Planetenlehre vom astronomischen Standpunkt gründlich behandelt hat. Ein beachtenswerter sprachlicher und sachlicher Kommentar zum B. II ist verfaßt von D. J. Campbell C. Plini Secundi naturalis historiae liber secundus, Aberdeen 1936. S. ferner A. Schmekel Forschungen zur Philosophie des Hellenismus (1938) S. 202–226.

P. handelt zuerst vom mundus, d. h. von Himmel und Fixsternen (1–31); in diesem Abschnitt bilden 14–27 einen Exkurs über Gottheit und Vorsehung. Bei 32 will sich P. den reliqua inter caelum terrasque zuwenden: das sind bis 88 die Planeten, dann die Kometen u. a. μετέωρα (bis 101). 102 heißt es: hactenus de mundo ipso sideribusque; nunc reliqua caeli memorabilia. Das sind bis 153 die μετάρσια, meteorologische Erscheinungen in unserem Sinne (Winde, Blitze und Unwetter). 154 folgt die Lehre von der Erde, eingeleitet durch einen Hymnos, die bis 241 reicht (171–175 eine nachdenkliche Betrachtung über die Kleinheit der Oikumene); nachdem die Erde selbst einschließlich des Ozeans abgehandelt ist (physikalische Geographie mit den Schattenlängen in § 182, s. u.), ist von 191 an Erdbeben u. a. Phänomene, Thema, 212–234 miracula maris und paradoxa aquarum, 235–241 παράδοξα πυρός, dieser ganze Teil schlecht geordnet (241 nunc enim quadam mixtum rerum omnium exhibentur miracula). Der Schluß des Buches ist der Einleitung in die Geographie gewidmet und enthält genaue Angaben über die Größe der Erde und der Oikumene.

Es liegt auf der Hand, daß diese Kosmologie aufs stärkste von Poseidonios beeinflußt sein muß, der für die damalige Zeit und namentlich für die römische Welt der maßgebende Autor über diese Dinge war (Martini Lpz. Stud. XVII 361). Zitiert wird er nur 85 für die Höhe, bis zu der Wolken und Winde aufsteigen; aber wir wissen, daß er alle μετέωρα, und μετάρσια (um seine eigenen Termini anzuwenden) auf das Eingehendste erörtert hat. Auf ihn wird der Kern der Astronomie (Finsternisse 51–57; s. o. Bd. VI S. 2348. Kroll 15), die Lehre vom Blitz (135ff.), von den Erdbeben (191–209) und ein großer Teil der folgenden Paradoxa zurückgehen; aber auch der das Proömium bildende Hymnos (1–13) ist ganz stoisch-poseidonisch gefärbt (E. Hoffmann Jahresb. Philol. Verein XLVII 58. Kroll 2). Aber Poseidonios ist nicht direkt benutzt, sondern in der Hauptsache durch Varro vermittelt, für den er eine Autorität ersten Ranges war. Das läßt sich an den verschiedensten Stellen nachweisen (Kroll 22. 33f. 38 usw.), namentlich da, wo italische Notizen in das poseidonische Weltbild eingefügt werden (209 in agro Reatino; vgl. 211. 224–227. 229; vgl. 153. 209. 226); ihm ist der Abschnitt über die etruskische Blitzlehre entlehnt (138f. Für Nigidius als Quelle – Bd. XVII S. 210, 29 – spricht das Fehlen seines Namens im Index [302] nicht, ohne doch die Möglichkeit auszuschließen). Er ist die Quelle für die verschiedenen Tagesanfänge 188, wo aber der Satz aus Hipparch anderswoher stammt – eine Warnung für die Rückfälle in die Einquellentheorie (Cumont Mél. Thomas [1930] 156). Er vermittelt Notizen aus der römischen Geschichte und Prodigien (98f. 100. 144. 147f. 199f. 238. 241. Münzer 239ff.), ferner Zitate wie das des Gallus 53, des Piso 140 (s. Kroll 38) und des Antias 241, wohl auch die Benutzung des Q. Tubero (Index zwischen Titus und Tiro, ganz gleich, ob es der Panaitiosschüler oder der Historiker ist, O. Cuntz Stromateis, Graz 1909, 55, s. u. über B. XVIII). Direkt benutzt sind ferner Papirius Fabianus (genannt 121. 224), der als Vermittler chaldäischer Weisheit in Frage kommt, die er meist dem Poseidonios verdanken wird (Honigmann Michigan Pap. III 311); Spur 215? (Kroll 57). S. vorläufig über ihn Oder Philol. Suppl. VII 2928. Einige Notizen stammen aus Mucianus, der 231 genannt wird; etwa noch 180 (Münzer 394). Aradus 227 (Kroll 61); auch bei ihm ist Benutzung des Poseidonios nicht ausgeschlossen. Worauf die Nennung des Sebosus im Index geht, ist nicht zu ermitteln (Kroll 45); bloße Lesefrüchte entnimmt P. dem Cicero (s. Kroll Reg.), Nepos (Chronologisches 37. 53. Münzer 342; zitiert ist er 170), Mela, dem er vielleicht das Neposzitat verdankt und den er jedenfalls neben diesem aufgeschlagen hat (Kroll 44), vielleicht auch 115; Piso 140??, Kaiser Titus (nur honoris causa erwähnt) 89, Livius 147 (Münzer 99), Tiro wohl 106 (Münzer 98), möglicherweise Senecas quaest. nat. (Gercke Jahrb. Suppl. XXII 220. Kroll 31. 46. 58), endlich den im Index fehlenden Memoiren und Briefen des Augustus (24. 94). Direkte Benutzung des Caecina für die etruskische Lehre behauptet Thulin RVV III 1, 85.

Unter den im Index genannten Griechen hat kaum einer Anspruch darauf, zu den direkten Quellen des P. gerechnet zu werden, wenn wir absehen von Isidoros, der nur für die geographischen Schlußparagraphen in Frage kommt. Die Nennung des Serapio gnomonicus bezieht sich auf 182 (Honigmann Die sieben Klimata, Heidelb. 1929, 45), wird aber durch Nigidius vermittelt sein. Die Nennung des Artemidoros geht auf 242ff.; direkt benutzt ist er nicht. Es war sehr ungünstig, daß P. den astronomischen, exakte mathematische Kenntnisse voraussetzenden Theorien verständnislos gegenüberstand; er hat dafür Tadel genug geerntet (z. B. bei Friese 11. 33. 44 u. ö. H. Vogt bei Kroll 78). Besonders schwer fällt ins Gewicht, daß eine rationell-mathematische und eine astrologisch-mystische Auffassung der kosmischen Erscheinungen durcheinander gehen (vgl. auch XXXVI 73); letztere läßt sich vielfach auf babylonische Anschauungen zurückführen, und wir wissen, daß die im Index genannten Nechepso und Petosiris (im Text 88), Epigenes und Thrasyllos als Vermittler solcher Weisheit in Betracht kommen. Kroll Herm. LXV 1. So finden wir in 33. 116 die Anschauung, daß die Winde von den Planeten erzeugt werden; in 59 (vgl. 69f.) die, daß die Sonne die Bewegung der Planeten beeinflußt, was [303] mit der 62ff. vorgetragenen Exzentren- und Epizyklentheorie kollidiert; daß die Planeten einander in ihrer κρᾶσις (auch in ihren Farben) beeinflussen (62. 79), daß sie (82. 138f.) und die von den Chaldäern zu den Planeten gerechneten Kometen Blitze senden (92f.). Auch die Zahl von 72 Sternbildern in § 110 läßt sich mit chaldäischer Dekanlehre in Zusammenhang bringen (Art. Dekane Suppl.-Bd. VII S. 118). P. hat so das Verdienst, Reste der altchaldäischen Lehre gerettet zu haben. S. auch J. Bidez Mél. Capart 41ff., besonders 59, 3. – Wem P. diese Lehren verdankt, ist schwer zu sagen; sicher stand viel davon bei Poseidonios, auch der wenig greifbare Astrologe Timaios kommt in Frage (s. Bd. VI A S. 1228. Münzer 254); am liebsten denkt man an Nigidius und Fabianus, doch käme auch Thrasyllos (und Sosigenes??) in Betracht; ferner Coeranus philosophus, doch gewiß der bei Tac. ann. XIV 62 (J. 62) erwähnte.

5. B. III–VI enthalten die Geographie. Sonderausgabe von Detl. Quell. u. Forsch. IX (1904) mit ausführlichem Ortsverzeichnis. Ein guter Führer durch die Quellenfragen ist A. Klotz Quaest. Plinianae geogr., Quell. u. Forsch. II (1906); über Detl. Die Anordnung d. geogr. Bücher des P., ebd. XVIII (1909), s. Klotz GGA 1910, 469. Ältere Literatur bei Teuffel § 313, 4.

Den Inhalt bilden nach den Indices situs gentes maria oppida portus montes flumina mensurae, populi qui sunt aut fuerunt; eine Vorbereitung bilden die Schlußabschnitte von B. II (242–247), in denen die Maße unseres Erdkreises gegeben werden (nach Varro und Isidoros). Der Stoff ist so verteilt, daß auf Europa III. IV entfällt, auf Afrika V, auf Asien VI; doch umfaßt der größere Teil von V Asien, beginnend mit Ägypten (47ff.), und der zweite Teil von VI (163ff.) Aithiopien und Innerafrika. Den Schluß (VI 211–219) bildet die Lehre von den 7 circuli (κλίματα), die P. dem Nigidius entnimmt (o. Bd. XVII S. 206); sie ist astrologischen Ursprunges und vom geographischen Standpunkt aus wertlos.

Die Beschreibung Europas ist nach vier sinus gegliedert (III 5): 1. von der Südspitze Spaniens bis zur Südspitze Italiens (III 94); 2. von Kap Lacinium bis nach Acroceraunium (III 97, vgl. 150); 3. von da bis zum Hellespont (IV 1); 4. vom Hellespont bis zur Maiotis (IV 75). In dieser Anordnung wirkt die alte Form des Periplus (s. d.) nach, was sich auch im einzelnen auf Schritt und Tritt zeigt (z. B. in der doppelten Nennung von Phokis IV 1), namentlich aber darin, daß zuerst immer die Küste, dann das Binnenland abgehandelt wird; vgl. etwa, wie P. vom Schwarzen Meer bis an die Grenze Germaniens und tief ins Skythenland geht. Was nicht an diesem sinus liegt (extera Europae), wird von IV 94 an abgehandelt; auch diese Beschreibung folgt den Küsten der Ost- und Nordsee und des Atlantischen Ozeans bis Gades, so daß Spanien in zwei Hälften auseinandergerissen wird. Britannien wird zu den insulae in Gallico oceano gerechnet (IV 102–104). Auf diese Gliederung greift P. XV 119 zurück.

Auch der sonstigen Darstellung liegt die [304] Form des Periplus zugrunde, indem etwa von Afrika erst die Küstenländer, dann die aversa (ind. V p. 17, 26 M.) geschildert werden; über Asien vgl. VI 23 (33) peracta est interior ora …: nunc reddatur ingens in mediterraneo situs. Hier schließt sich P. nach Möglichkeit den Meeren an: dem skythischen, kaspischen, östlichen, indischen, persischen und roten Meer, so daß zuletzt Arabien kommt und daran die ägyptische Ostküste und Innerafrika angeschlossen wird, weil die Schiffsverbindung nach der Troglodytike geläufiger war als der Landweg über Ägypten.

Noch mehr als in anderen Teilen seines Werkes ist P. hier der Sklave seines Stoffes und oft bloßer Statistiker; eine billige Beurteilung muß die Kunst anerkennen, mit der soviel Material auf kurzem Raum zusammengedrängt ist. Diese Massen stilistisch zu verschönern, muß P. oft aufgeben und lange trockene Namenlisten mitteilen. Das ist ihm nicht ganz leicht gefallen; er entschuldigt es III 2, gibt aber ebd. 7 (vgl. 28. 139. V 1. 82. VI 64) an, er habe allzu barbarisch klingende Namen unterdrückt. Manchmal ist es ihm zuviel des Rohmateriales geworden, und er sagt am Ende einer trockenen Liste praeterque ignobiles VIII (IV 21, vgl. 74. 118. V 105f.). Trotzdem ist er der Sache nicht ganz Herr geworden und hat hier Wichtiges ausgelassen, dort Unwichtiges genannt; vgl. etwa über Makedonien o. Bd. XIV S. 656ff. Die Beschreibung mancher Länder, z. B. Aithiopiens, ist ein wirres Sammelsurium unverdauter Notizen. Die Notiz über die nach Norden und Süden fallenden Schatten (VI 69, vgl. II 184) ist in dieser Form wertlos. Von der Beschreibung der arabischen Ostküste (VI 147ff.) sagt S. B. Miles Journ. Asiat. Soc. N. S. X (1878) 159: ,Pliny’s list of localities is sufficiently copious, but the state of confusion in it is almost chaotic.‘

Es darf heute als feststehend betrachtet werden, daß das durch den Periplus gebildete Gerüst Varro geliefert hat, und zwar die geographischen Bücher der Ant. hum. (Suppl.-Bd. VI S. 1231). Hier fanden sich auch genaue Maßangaben mit Varianten, geologische, ethnographische, historische, sagengeschichtliche und andere kuriose Notizen (auch etymologische: Reitzenstein Herm. XX 536); s. III 8 und über Italien Däbritz De Artemidoro Strabonis auctore (Lpz. 1905) 11. Andere Schriften des Polyhistors können benutzt sein, so für die Notiz über die Frauenkleidung IV 62. Die Anordnung dieses Periplus mußte mit der der anderen Quellen in Einklang gebracht werden (III 46). Er enthielt auch Angaben über den Lauf der Hauptflüsse und die Aufzählung der gentes und regiones sowie die Angaben über die untergegangenen Städte wie z. B. V 122. 127 (Detl. Comment. Mommsen. 23). Es ergibt sich schon hieraus, daß P.’ Versicherung (III 1) auctorem neminem unum sequar, sed ut quemque verissimum in quaque parte arbitrabor (vgl. VI 141) nur mit starken Einschränkungen richtig ist.

Das statistische Material, darunter Bevölkerungsziffern wie III 28, ist aus Augustus’ censorischen Listen (formulae) entnommen, wie außer aus der Indexangabe ex divo Augusto (B. III. IV) aus III 46 zu entnehmen ist: [305] ambitum eius (sc. Italiae) urbesque enumerabimus, qua in re praefari necessarium est auctorem nos divum Augustum secuturos discriptionemque ab eo factam Italiae totius in regiones XI. Daher hat P. die conventus und die ursprünglich und auch bei ihm noch großenteils alphabetisch angeordneten Listen der zu ihnen gehörigen Städte (und zwar meist in der Form des Ethnikon, z. B. III 18. IV 117), die nach ihrer staatsrechtlichen Stellung geschieden sind: Kolonien, Munizipien, Städte mit latinischem Recht, liberae, foederatae, stipendiariae (z. B. IV 117). Als Kolonien waren aber in diesen Listen nur die von Augustus selbst deduzierten aufgeführt. Mehr war aus diesen formulae nicht zu entnehmen. Natürlich sollten die einzelnen Orte nur einmal aufgeführt werden; aber bei der Quellenkompilation und der Verderbnis mancher Namen war es fast unvermeidlich, daß sich Wiederholungen einschlichen; so wird Basta (im Periplus III 100) identisch sein mit den Basterbini 105 (Detl. Quell. u. Forsch. I 13; Larinum und Larinates stehen 103. 105 nebeneinander, Opitergium erscheint 126 und 130, Dumatha VI 146 neben Domata 157, Acila VI 151 neben Ocelis 104 (Bd. XVII S. 1764). In der I. Region Italiens nennt P. Auximates, Cingulani, Forentani (III 63f.), die nicht dorthin gehören und da wiederkehren, wo sie am Platze sind (105. 111). Rosenberg Herm. LIV 122. Klotz 93. 96. 175f. u. ö. Auch sonst hat die Kontamination und der Mangel an geographischer Anschauung zu Irrtümern geführt, so III 97 bei der Messung der Entfernung vom lacinischen zum akrokeraunischen Vorgebirge (Klotz 108). – Die Benutzung der augusteischen Listen ist stärker in der westlichen Reichshälfte, während in der östlichen oft nur einzelne Angaben über die Rechtsstellung der Gemeinden in die des Periplus eingefügt sind; doch s. z. B. B. V 81. 93. 145. 147. Sie versagten übrigens auch für die urbium vicinitates (III 46), und auch das hat zu Versehen geführt. So steht das in der Nähe von Salernum gelegene Cosilinum (Bd. IV S. 1670. Dess. 9359) unter den Städten von Bruttium (III 95). Sehr instruktiv L. Robert Villes d’ Asie Mineure (Études orientales II 1935) Kap. III. VIII. IX.

In diesen Rahmen hat P. Notizen aus Agrippa eingefügt, dessen diligentia er III 17 rühmt; dabei ist außer in dem Falle III 139 kaum an direkte Benutzung der Karte in der porticus Vipsania zu denken, sondern an eine Buchausgabe oder veröffentlichte commentarii, aus denen er namentlich Entfernungsangaben nimmt (Klotz Klio XXIV 38. 386; doch hat P. Schnabel Philol. XC 405–440 eine weitgehendere Kenntnis der Karte des Agrippa durch P. wahrscheinlich gemacht), aber auch Notizen wie III 8 (von Baetica) oram eam in Universum originis Poenorum existimavit M. Agrippa; aber den P. haben bei seinem Sinn für Maß und Zahl die Entfernungsangaben mehr interessiert, und bei ihnen merkt er mit Vorliebe die zum Teil erheblichen Varianten an (etwa IV 77f.). Wert haben sie eigentlich nur da, wo sie auf Itinerarien beruhen (Bd. IX S. 2308), während die Schätzungen der Länge und Breite einzelner Länder willkürlich sind; vgl. etwa über Spanien Bd. VIII S. 1972f.; arg vergriffen VI 7. 24 E., [306] kaum verständlich VI 57 (Rehm S.-Ber. Akad. Münch. 1916, 57). P. klagt auch selbst III 16 über den bedingten Wert dieser Angaben. Vgl. Klotz Qu. 13. 89 und Art. Vipsanius Agrippa.

Die statistischen Angaben sind bisweilen, aber ohne Konsequenz, aus jüngeren Quellen ergänzt; so finden wir V 63. VI 27 Claudius Caesar angeführt; die Censusakten des J. 77 sind III 66f. zugrunde gelegt. Eigene Erkundung kommt dem P. für Germanien zugute; er kann hier das Material verwerten, das er für die Bella Germ. (o. S. 285) gesammelt hatte (Münzer Bonn. Jahrb. CIV 67. Norden Germ. Urgesch. 272. 278. 290). Was VI 84–91 aus dem Bericht der taprobanischen Gesandten an Claudius berichtet wird, könnte allenfalls auf mündlicher Mitteilung beruhen, nostri negotiatores werden VI 140. 149 für die Charakene zitiert. Maßnahmen Vespasians wie die Gründung von Prima Flavia in Palästina V 69 kann er aus eigener Erinnerung zugesetzt haben; auch die in 137 mitgeteilte Inschrift mag er selbst gesehen haben, ebenso wie die Triumphakten des Balbus V 37.

Viel verdankt er dem Licinius Mucianus, der ihm wohl die Angaben Corbulos (VI 23) über Armenien usw. vermittelt. Richtet sich gegen ihn die Polemik V 12? Aus Nepos’ geographischem Werk sind besonders Entfernungsangaben nachträglich eingefügt; auch erschien er für die Beschreibung der Transpadana als Autorität (Detl. 30). Scharfer Tadel seiner Leichtgläubigkeit V 4. Vgl. A. Hafner Progr. Neuburg a. D. 1898. Aly Herm. LXII 339. Mela ist nur gelegentlich herangezogen, z. B. V 46; die Übereinstimmungen mit ihm erklären sich meist aus der gemeinsamen varronischen Grundlage (Klotz 48ff.). Ob L. Vetus, der im Index III–VI erscheint (o. Bd. I S. 2559), wirklich in allen diesen Büchern benutzt ist und ob er, wie Klotz 81ff. ausführt, schon zu Melas Quellen gehört, ist zweifelhaft. – Besonders für Afrika ist Statius Sebosus herangezogen (u. Bd. II A S. 966. III A S. 2223), von dem heute wohl feststeht, daß er mit dem Zeitgenossen Ciceros gleichgesetzt werden darf und nicht Vermittler Iubas an P. ist (Münzer Röm. Mitt. L 329. Aly Herm. LXII 333). Aus Suetonius Paulinus macht er V 14f. Mitteilungen über das Atlasgebirge; die Schilderung der Fahrt von Arabien nach Indien (VI 101–106) kann er aus dem Munde römischer Kaufleute haben; vgl. o. Z. 17. Neuere römische Nachrichten auch VI 181. 184. – Über nur gelegentlich eingesehene lateinische Quellen s. Klotz 4f.

Unter den Griechen sind nur drei direkt benutzt: 1. in III–V eine Schrift über die Inseln, die besonders auf μετωνομασίαι achtete und viele zum Teil entlegene Autoren zitierte; sie ist von G. Kentenich Analecta Alexandrina (Bonn 1896) ans Licht gezogen, der ihren Verfasser als Historiker bezeichnet (10); ich würde eher an einen Grammatiker denken. P. hat die dort genannten Autoren in seine Indices übernommen. Klotz 25. – 2. Iuba, dessen an sich wahrscheinliche direkte Benutzung die Stellen VI 141. 170 beweisen. In Betracht kommen seine Libyka und die Schrift über Arabien (o. Bd. IX S. 2389ff.); s. etwa VI 96–100. – 3. Isidoros von Charax (Bd. IX S. 2064) ist für Entfernungsangaben herangezogen nunc [307] und hat oft die Zahlen des Artemidoros, Eratosthenes und Timosthenes vermittelt; er wird auch VI 141 gemeint und Dionysium ein lapsus calami sein. Auch temporum horum demonstratio könnte auf ihn gehen (anders Klotz 180). Sein Eigentum abzugrenzen versuchte Oehmichen Plinian. Stud. 1–10. P. benutzt ihn oft, um ältere Angaben, z. B. die Iubas (s. etwa VI 170), zu verbessern. Wie seine Angaben mit denen Varros kontaminiert sind, zeigt Klotz 170 an V 139f.

Auf die einzelnen Länder kann im Rahmen dieses Artikels nicht eingegangen werden; doch möge als Probe der Abschnitt über Indien (VI 56–100) kurz analysiert werden. Hier baute man im allgemeinen auf Eratosthenes auf, der die Berichte der Alexanderhistoriker (Aristobulos, Nearchos, Onesikritos) und des Megasthenes gewissenhaft verwertet hatte; an ihn hatte sich auch Varro eng angeschlossen. 56–60 gibt im ganzen Varro wieder; ein Zusatz aus Agrippa steht 57, aus Seneca 60. Die (vielleicht nicht recht verstandene) Notiz aus Poseidonios in 57 wird auch aus Varro stammen. – 61–63 will Klotz auf Mucianus zurückführen; aber dieser hatte kaum so genaue und treffliche Quellenangaben gemacht; über die Varianten in den Zahlen, von denen auch Erat. bei Strab. 514 spricht, s. Bd. VII S. 2791. Sicher setzt Varro bei 64 wieder ein, aus dem die erdrückenden Namenlisten stammen werden; was in 66 über Kasten gesagt wird, könnte P. allenfalls aus Seneca haben (vgl. 60). 84–91 gehen auf einen Bericht (schriftlichen?) der claudischen Zeit zurück. 92–95 könnte wieder varronisch sein, während die Fahrt des Nearch 96–100 nach Iuba geschildert wird (97 Tonberus aus 93, Icthyophagi aus 95 wiederholt); aus ihm kann auch vorher schon manches entnommen sein.

6. Die B. VII–XI sind als libri de animalibus cum notis variorum von A j. de Grandsagne (Paris 1827f.) herausgegeben worden; zoologische Anm. und Exkurse hat G. Cuvier beigegeben.

VII. Dieses Buch, das sich mit dem Menschen befaßt, ist für die Gesamthaltung des Werkes charakteristisch. Nach einem Abschnitt über gentium mirabiles figurae (6–32), besonders über merkwürdige Stämme an den Grenzen der Oikumene (21ff.), folgt eine Betrachtung des Menschen von der Geburt bis zum Tode (33–190). Innerhalb dieses Hauptteiles findet sich solides physiologisches Material (wie über die Dauer der Schwangerschaft, Wachstum und Lebensdauer), das zum Teil letzten Endes auf Aristoteles zurückgeht. Aber es liefert nicht die eigentliche Masse: diese wird vielmehr gebildet von Paradoxa disparatester Art, unter denen merkwürdige Lebensschicksale den ersten Platz einnehmen. Unter der Rubrik historica (Index p. 20, 54f.) ließ sich schließlich alles unterbringen, und so erfahren wir nicht nur Medizinisches wie Verwandlung von Männern in Frauen (und umgekehrt), wunderbare Erkrankungen und Heilungen, Aufleben Scheintoter, sondern allerlei aus der Geschichte, besonders der römischen, mit Einzelheiten wie solchen über den Lebenslauf des Q. Metellus, Pompeius, Cicero, Caesar und Augustus; aber auch aus der Literaturgeschichte, wie Ehrungen des Platon Thukydides Menander Ennius [308] Varro und Vergil. Auch die Astrologie spielt hinein (160f.), und viel Aberglaube macht sich breit, z. B. über die Wirkung der menses, Knochen ohne Mark, ungewöhnliche Sehschärfe (bis zu 135 mp.!). Angehängt ist ein Katalog von Heuremata (191–209) und ein Kapitel über drei Punkte, in denen sich der consensus gentium zeige (210–215).

Über die Quellen gibt der Index leidliche Auskunft, wenn man die externi streicht, von denen P. fast keinen selbst gesehen zu haben scheint – gewiß aber den im Index fehlenden Iuba (z. B. 14. 23ff. 28ff.). Unter den Römern darf Varro den Löwenanteil beanspruchen: er hat nicht nur den größten Teil des Stoffes, sondern auch der vielen teilweise recht seltenen Autorennamen geliefert, so daß man bei allen Zitatennestern zunächst auf ihn zu raten geneigt ist. Die acht Zitate im Text liefern einen gewissen Fingerzeig; aber man wird auch größere Partien auf ihn zurückführen dürfen wie die similitudinum exempla (50–56), die für Kunstwerke gezahlten Preise (126f.: Münzer Herm. XXX 541), die astrologischen Notizen 160. 165 E. 193 (Gruppe Herm. X 54, hier vielleicht durch Fabianus vermittelt: P. Schnabel Berossos 97), die Hauptmasse des Erfinderkataloges (Wendling Herm. XXVIII 350. Kremmer De catalogis heurematum [Lpz. 1890] 96ff. läßt ihn aus Straton, Herakleides und Philostephanos schöpfen!). Auch wo Berührung mit Valerius Maximus vorliegt, beruht sie meist auf gemeinsamer Abhängigkeit von Varro; nur einige Male (154f. 168. 172) ist Valerius selbst aufgeschlagen (Münzer 105ff.). Nicht wenig ist aus jüngeren Quellen entnommen: Verrius (180), Masurius (40. 135); an letzterer Stelle wohl wie öfter (110) eine Exemplasammlung eingesehen, vielleicht die des Nepos, auf den Münzer 322 § 118f. zurückführt (Hygin wird nicht genannt); Agrippina 46, vielleicht auch 45 (Münzer 401), Claudius (35), Mucianus (36. 159), Fabius Vestalis (213. Münzer 353), Asconius (159). Aus diesen und ähnlichen Quellen (Melissus: Münzer 359) hat P., was er aus den letzten Jahrzehnten berichtet (acta temporum divi Augusti 60. Iulius Viator 78. Nero und Seianus 129, ferner etwa 147ff. 186); doch kann manches auf eigene Erinnerung (183f.) zurückgehen oder auf eigene Erkundung (Monument des Vinnius 82; Censuszahlen Vespasians 162ff., ob auch die Inschriften des Pompeius 97f. ??) 39. 80 scheint er Tatsachen zu wiederholen, die in seiner Biographie des Pomponius standen (Cichorius Röm. Stud. 429). Trogus ist 33 genannt, vermittelt aber nur Lehren des Aristoteles (und zwar der Zoika) und wird das auch an anderen Stellen tun.

Was P. an Eigenem bietet, sind moralische Betrachtungen, zu denen der Inhalt dieses Buches besonders einlud (1–5. 32. 43. 106. 130–132. 188–190) und die zwar lockeren Beziehungen zum populären Stoizismus zeigen, sich aber über ein Durchschnittsniveau nicht erheben. Wie sich schon in ihnen eine pretiöse Rhetorik breitmacht, so auch in den Enkomia auf Pompeius (95–99), Cicero (116f.) und Metellus (142–146), noch stärker in den Deklamationen über Sulla (137f.) und Augustus (147–150).

[309]
VIII–XI

Vor Betrachtung der zoologischen Bücher muß man sich wie überall klarmachen, daß das Werk mehr der curiositas als der Wissenschaft dient (vielsagend XI 8 nobis propositum est naturas rerum manifestas indicare, non causas indagare dubias): hatte überhaupt die wissenschaftliche Zoologie nur geringe Förderung über die grandiose Leistung des Ar. hinaus erfahren, so wird man von P. am allerletzten eine solche erwarten dürfen, und wer ihm in irgendeinem Punkte ein selbständiges Urteil zutraut, geht in die Irre. Nicht ganz frei von diesem Fehler ist A. Steier in seinen trefflichen Abhandlungen Ar. und P. (Zusammenfassung dreier Aufsätze aus Zool. Annalen IV. V, hier nach dem Sonderdruck Würzb. 1913 zitiert); vgl. Der Tierbestand in der Naturgesch. des P., Progr. Würzb. 1913. Von älteren Arbeiten ist G. Montigny Quaest. in P-i de animalibus libros (Bonn 1844) noch immer lesenswert.

Hatte schon Ar. seine Einteilung der Tiere nirgends klar dargestellt, so wird man bei P. eine Einsicht in sie vergebens suchen: ,P. hatte kein System. Er konnte gar kein System haben‘ (Steier Ar. u. P. 4). Schon die_Haupteinteilung ist äußerlich: VIII behandelt die Land-, IX die Wassertiere, X die Vögel, XI 1–120 die Insekten. Das entspricht ungefähr den γένη μέγιστα des Ar. (Steier 10), aber unter den Säugetieren in VIII erscheinen auch Schlangen (35f. 85–87), und einige Säugetiere wie die Walfische sind nach IX verbannt; anderseits umfaßt VIII auch Schnecken und Eidechsen (139–141). Auch innerhalb dieser Haupteinteilung darf man nicht zuviel Systematik erwarten. P. neigt dazu, große Tiere voranzustellen; so in VIII den Elefanten, in IX die beluae, in X Strauß und Adler, ohne daß daraus ein Prinzip gemacht wäre. Nicht nur ist ihm jede sich darbietende Assoziation willkommen, um die Disposition danach einzurichten, sondern er fügt auch Exkurse in unorganischer Weise ein. So steht am Schluß von VIII eine Erörterung über das Fehlen gewisser Tiere in gewissen Landstrichen und über Schonung, sei es der Einheimischen, sei es der Fremden, durch schädliche Tiere. Beliebt sind überall Exkurse, die auf römische Dinge eingehen, auch wenn sie mit der wissenschaftlichen Zoologie nichts zu tun haben; so IX 168–174 über das Eindringen des Luxus in Rom (Austernzucht u. dgl.) aus Fenestella (vgl. X 139–142). Am Schluß von X steht im Anschluß an eine Notiz über Windeier (166. Dahinter Küchenrezepte 167!) ein physiologischer Abschnitt über Fortpflanzung und Sinneswahrnehmung der Tiere, woran sich weitere Notizen schließen: der richtige Platz dafür wäre die zweite Hälfte von XI gewesen. Aber bewußt oder unbewußt wirkt hier das Prinzip der Variatio, der Vermeidung des trockenen Tones um jeden Preis. Vgl. XI 4 quaeso ne legentes, quoniam ex his spernunt multa, etiam relata fastidio damnent, cum in contemplatione naturae nihil possit videri supervacuum. Doch soll nicht verschwiegen werden, daß an einzelnen Stellen ein Fortschritt über Ar. hinaus zu erkennen ist. So ist XI 228 die Einteilung der Reptilien nach der Hautbedeckung genauer als die des Ar. (Steier [310] 23). IX 146 findet sich die Erkenntnis, daß es zwischen Pflanze und Tier in der Mitte stehende Lebewesen gebe, worin man kaum eine ,eigene, selbständige Meinung‘ des P. sehen darf (Steier 38). XI 226 steht eine berechtigte Polemik gegen Ar.’ Meinung, daß die größere oder geringere Intelligenz von der weicheren oder härteren Beschaffenheit der Haut abhänge (Steier 119). Es wird sich in solchen Fällen meist um Korrekturen handeln, die schon der alte Peripatos vorgenommen hatte; seltener um solche, die späteren Beobachtungen zu verdanken sind. Wenn XI 163 die Giftzähne der Schlangen gut beschrieben sind, so verdankt P. das indirekt dem Nikander; auch die tiergeographischen Bemerkungen können zum Teil aus späterer Zeit stammen (Steier 138).

Für das nicht aus Ar. und Th. stammende Material, das meist von zweifelhaftem Wert ist, ist Wellmann Herm. XXVI 481. LI 1 zu vergleichen. P. hat es nicht aus den Primärquellen gesammelt, sondern von einem Vermittler übernommen, der sicher auch die peripatetischen Quellen ausgebeutet hatte. Als Name bietet sich eigentlich nur Trogus, der im Index zu allen Büchern genannt und mehrmals auch im Text angeführt wird.

B. VIII (Übersicht – nicht mehr – bei F. Aly Die Quellen des P. im 8. B., Marb. 1882 [mit vielen Irrtümern]) beginnt mit dem Elefanten als größtem Tier (1–34); daß dieser Abschnitt aus Iuba stammt, hat Wellmann Herm. XXVII 389 gezeigt, nach ihm Ahlgrimm De Iuba P-i auctore (Progr. Schwerin 1907) das ganze Vergleichsmaterial sauber vorgelegt. (Daß die hier und in den folgenden Büchern benutzte Schrift des Iuba eine solche περὶ ζῴων φρονήσεως gewesen sei, behauptet Wellmann Philol. Suppl. XXII 1, 80. Doch ist dieser Titel nicht überliefert, und bei der unsystematischen Art von Iubas Schriftstellerei wird der Nachweis nicht zu führen sein.) Spuren des Ar. finden sich hier und da, und in 28 wird er auch zitiert; Wellmann neigt dazu, alle diese Stellen aus Iuba herzuleiten. Aber schon Ahlgrimm 12 erhebt begründete Bedenken, und es erscheint mir sicher, daß P. neben Iuba das zoologische Kompendium eingesehen hat. (Für die spätere Annahme Ahlgrimms Progr. Schwerin 1911, daß Iuba dem P. durch Verrius vermittelt sei, scheint mir kein ausreichender Grund vorzuliegen; sie ist auch aus chronologischen Gründen unwahrscheinlich.) Die übrigen von P. genannten griechischen Autoren[2] (auch den Polybios 31) kennt er aus Iuba. Anders steht es mit den lateinischen, von denen Procilius Mucianus Cato Verrius und Fenestella im Text genannt werden; von diesen wird er sicher Mucianus und Fenestella direkt eingesehen haben; Procilius verdankt er dem Varro, andere dem im [311] Index genannten Cornelius Valerianus (Münzer 165. 376).

An den Schluß dieses Abschnittes stellt P. den Kampf zwischen Elefant und Schlange, um sich den Übergang zu den Riesenschlangen zu bahnen. Hier ist in 33 ein Anhalt für Iuba vorhanden, und der Charakter der Schilderung paßt gut zu seiner Art. Auch was in 35f. über die Riesenschlangen berichtet wird, ist aus ihm entnommen; dagegen hat Münzer (206) die Erzählung von 37 über Varro auf Piso zurückgeführt. Ein Pseudo-Übergang führt zu den Tieren des Nordens; hier mag P. Material verwenden, das er für die Bella Germ. gesammelt hatte. Was er über den bonasus sagt (40), stammt außer der Zuspitzung ut non sint utilia pugnae aus Ar. Das Versehen trium iugerum statt τέτταρας ὀργυιάς sucht Birt De halieuticis 156 aus Mißverständnis des Trogustextes zu erklären; es kann aber ebensogut auf Mißverständnis des Trogus selbst oder auf Flüchtigkeit des P. beruhen.

Den Übergang zur Behandlung des Löwen (42–58) vermittelt eine Bemerkung über die Krallen der Raubtiere. Diese und manches im Folgenden scheint auf Iuba zu weisen, besonders 43 lacerato unguium acie utero: diese Einzelheit fehlt in Ar.’ Polemik gegen Herodots Bericht, findet sich aber bei Ailian und Philostratos. § 45 stammt großenteils aus Ar. (auch aus G 774 b 13); doch fehlt magnitudine mustelarum esse initio, semenstres vix ingredi posse, und die besondere Stärke der griechischen Löwen; auch kann eine Mittelquelle Mestus aus Nestos bzw. Nessos gemacht haben (s. Bd. XVII S. 138). § 46 stammt, abgesehen vom Schlußsatz, aus Ar. Daß 47 aus Iuba entnommen ist, zeigt Münzer 415. Auch in 48–52 weisen sichere (Zitat) und wahrscheinliche Spuren auf Iuba, der auch Ar. verarbeitet haben kann. Für 53–55 sind jüngere römische Autoren herangezogen (Cornelius Valerianus, Fenestella), aber auch Iuba, der für das Anekdotische in 56–58 ebenfalls verantwortlich sein mag. Das Anekdotische bildet den Übergang zu einer rührenden Geschichte vom Panther, für die Demetrius physicus (nur hier genannt!) zeichnet: hier liegt die Möglichkeit einer Lesefrucht vor.

Die Freundschaft zwischen Mensch und Tier vermittelt den Übergang zu 61, wo unter Berufung auf Demokrit von dem zarten Verhältnis eines arkadischen Knaben zu einer Schlange erzählt wird (vgl. Ailian. hist. an. VI 63). Da Demokrit von Iuba stark benutzt wurde (Wellmann S.-Ber. Berl. Akad. 1928, 40), so läge der Gedanke an ihn nahe; aber die Lokalisation in Arkadien spricht dagegen. In 62–66 steckt sicher viel Iuba (Mela ist höchstens nebenbei herangezogen): aber für das Auftreten afrikanischer Tiere in Rom (64f.) sind jüngere römische Quellen benutzt. Kamel und Dromedar (66f) sind nach Ar. beschrieben; 67 E. setzt Iuba ein, kleine römische Zusätze finden sich 70f. Die Versetzung des mantichoras nach Aithiopien (statt nach Indien, § 75. 107) dürfte auch Iuba zuzuschreiben sein; den Versuch von P. Rusch De Varrone P-i auctore (Progr. Stettin 1900), hier Varro zu finden, lehnt Ahlgrimm 21 mit Recht ab. Der catoblepas (77) wird bei Iuba vorgekommen sein; P. hat sich aber hier eng an Mela (III 96. 98) [312] angelehnt, was Ahlgrimm mit Unrecht leugnet. Für den Basilisken wird wieder Iuba Quelle sein, der Bolos benutzt (Wellmann 1928, 18). Von da führt ein unorganischer Übergang zum Wolf; was P. hier bringt, zumal über den Werwolf (Wien. Stud. LV 169), ist Varro; doch kann 83f. aus anderer Quelle stammen. Bei der Benutzung des Ar. in 83 ist ein grobes Versehen unterlaufen, indem τίκτειν durch coeat wiedergegeben ist.

Der Abschnitt über die Schlangen (85–88) dürfte auf Iuba zurückgehen (Rusch 4). 89f. (Krokodil) sind ein Mosaik aus Ar.-Stellen, wie wir es fortwährend finden; daß Ar. fast alles aus Herodot schöpft, ahnt P. nicht. Zusätze finden sich 89 M. und 90 E.; rex avium (auch X 203) kann eine Lesefrucht sein, die falsche Zahl in 89 (XXII statt 17) kann Verderbnis der Plinius- oder Trogusüberlieferung sein. Die Schilderung des Kampfes von Krokodil und Delphin (91–93) beruht wohl auf Iuba; doch ist Seneca nebenher eingesehen; den scincus hat P. aus seinen Sammlungen für B. XXVIII entnommen. Die aus drei Ar.-Stellen zusammengesetzten physiologischen Bemerkungen über das Krokodil (94) stammen aus der zoologischen Kompilation. Für die Schilderung des Nilpferdes (95f.) läßt sich Iuba als Quelle wahrscheinlich machen (Münzer 419). Der Exkurs über medicinae ab animalibus repertae (97–101) ist ein Mosaik, in das mehrere Ar.-Stellen verarbeitet sind (97 wird vom Hirsch erzählt, was Ar. von Ziegen aussagt,? vgl. XXV 92). Aus dem Ersatz von ὀρίγανον durch cunila (98) schließt Wellmann 1928, 39 auf lateinische Quelle und läßt peripatetische Tradition aus Ps.-Demokrit ergänzt sein; schwerlich ist nur eine Quelle benutzt, wie das Nebeneinander von μάραθον und feniculus (deren Identität P. wohl nicht erkannte) beweist. Manches wird aus Theophrast stammen.

Für die prognostiea periculorum ex animalibus (102–104) werden Varro und Theophrast zitiert, jener direkt benutzt, dieser vielleicht durch Iuba vermittelt, dem wir die Notiz über die Kynamolgoi zuschreiben dürfen (Münzer 21; s. o. Bd. IX S. 2389f.). Die Notizen über Hyäne, corocotta (vgl. 75) und Wildesel werden aus Iuba stammen; bei letzterem ist, was Th. von Syrien gesagt hatte, auf Afrika übertragen. Der Bericht über den Biber und die Schlauheit anderer Tiere ist Ar. + Th.; es folgt (mit ungeschickter Überleitung) ein Kapitel (112–119) vom Hirsch. Die Grundlage bilden drei Ar.-Stellen, die P. schon mit paradoxen Zutaten versetzt vorfand, zum Teil aus Th.; er hat diesen Kern aus Cicero und Varro erweitert. Wellmann Herm. LI 21 will diesen Passus aus Iuba herleiten, dem er überhaupt das ganze B. VIII zuschreiben zu wollen scheint; aber die Tatsache, daß im ersten Teil des Buches Iuba als Quelle überwiegt, berechtigt zu solchem Schluß um so weniger, als nicht auszudenken ist, wo Iuba über andere als afrikanische und orientalische Tiere gehandelt haben soll. In 115 A. ist sub ista die Mißverständnis von τὴν ἡμέραν; dextrum cornu (statt ἀριστερόν Ar.) ist durch Th. hineingekommen. Joachim De Th-i libris περὶ ζῴων, Bonn 1892, 26f.). In 120 stammt der Satz über tragelaphos [313] aus einem Autor, der Ar.’ Angaben über den ἱππέλαφος verwendet, aber die Heimat Phasis hinzusetzt.

Die Beschreibung des Chamäleons ist im ganzen = Ar. H II 11; doch spielen Iuba und Th. (frg. 172) hinein, und auf letzteren ist die Verbindung mit dem Elentier zurückzuführen, die wir nicht Iuba zuschreiben dürfen (s. o. Bd. III S. 2105). Vom Stachelschwein, dessen Beschreibung aus Iuba stammen kann, führt ein gewaltsamer Übergang zum Bären (126–131), für den das Kompendium (Ar. + Th.) benutzt ist (Joachim 28. 46); der Schluß ist römisch. Auf dem Kompendium beruhen auch 132–135 (über Mäuse und Igel), ebenfalls mit römischem Schluß. Der fabelhafte Bericht über Löwentöter und Luchsstein (136f.) beruht auf Th., auf den auch paßt, was in 138 über die Schlauheit von Dachs und Eichhorn erzählt wird. Den Abschnitt über den Winterschlaf dürfen wir wohl mit Th. περὶ φωλευόντων gleichsetzen. Die Sätze über die Eidechse (141) werden Iubas Bearbeitung des Ar. darstellen.

Bei 142 geht P. zu den Haustieren über, ohne vorher eine derartige Disposition angekündigt zu haben. In den Geschichten von der Hundetreue wird, soweit nicht jüngere römische Quellen herangezogen sind (145), Varro stecken (Münzer 156); offen bleibt die Frage, wer die gemeinsame Quelle von Varro, Plutarch und Ailian war (auch Wellmann Herm. LI 44ff. hilft nicht weiter). Im Folgenden geht die Kreuzung mit dem Tiger auf Ar. zurück; die Geschichte von dem indischen Jagdhund stammt aus der unzuverlässigen Überlieferung über Alexander (u. Bd. III A S. 1008), und Vermittlung durch Iuba ist möglich. Was in 151 über die Fortpflanzung der Hunde steht, stammt aus Ar.; dessen Fristen für die Blindheit der Jungen sind bei P. korrigiert – aus Th.? Wenn die Fauni wirklich römisch sind, so ist dafür eine lateinische Quelle anzusetzen; über die Hundswut hat P. sich aus medizinischer Literatur orientiert und daran drei Nachträge angeschlossen, darunter eine Lesefrucht aus Columella (Münzer 242).

Den Übergang zum Pferd (164–166) muß der Bukephalos vermitteln (eidem Alexandro weist auf 149 zurück). Wir finden in diesem Abschnitt Lesefrüchte aus Germanicus und Vergil und allerlei Material aus Varro, aus dem auch Zusätze zu den aristotelischen Partien gemacht sind (verno aequinoctio 163, das freilich auch aus Columella genommen sein könnte, der auch im Folgenden benutzt sein kann). Das eigentlich zoologische Material stammt aus Ar., von dem etwa 6 Stellen verarbeitet sind; aus junger Quelle stammt die Geschichte von dem Vorfall bei den Zirkusspielen des Claudius 160, die auch Philon zu kennen scheint (Tappe 18). Die Befruchtung der lusitanischen Stuten durch den Wind mag angeregt sein durch Varro (bei dem aber r. r. II 1, 19 Tagrus mons statt Tagus amnis steht; spielt Verg. Georg. III 273 hinein?).

Im Abschnitt über den Esel (167–170) stammt vieles aus Varro; doch ist non generatur in Ponto Einschub aus Ar., dem § 168 ganz verdankt wird (außer dem Satz totidem … modo). Nach Angaben aus einem Landwirt (Celsus?) [314] stehen in 170 Nachträge, von denen einer dem Columella entnommen ist. Die Paragraphen über den Maulesel (171–173) sind eine Kompilation aus Ar., Varro und Columella; da Th. zitiert wird, ist mit Benutzung des Kompendiums zu rechnen. Ähnliches gilt vom Abschnitt über den Wildesel; magonische Doktrin wird durch Celsus vermittelt sein (so gewiß öfter). Das Kapitel über das Rind (176–180) setzt sich aus etwa 20 minimalen Exzerpten zusammen, an denen Ar. den Löwenanteil hat, neben dem Varro und Celsus eingesehen sind; auf letzteren weist auch das Magozitat Colum. VI 1 (Hempel (Suppl.-Bd. VI S. 1184] 77). Über Varro in 180 E. s. Münzer 256. Die physiologischen Notizen über den Stier (181–183) können aus Mago-Celsus herrühren, die römischen aus Varro. Für den Apisstier (184–186) käme Iuba als Gewährsmann in Frage; vielleicht aber nicht mehr für das dem Germanicus zuteil gewordene Omen.

Die Physiologie des Schafes (187–189 M.) besteht aus 11 Stücken, die teils aus landwirtschaftlicher Literatur stammen: Celsus (frg. 32) ist 187 E. kenntlich, aus ihm kann die Hauptmasse stammen, und er (d. h. Mago) kann auch Ar. schon verarbeitet haben. Die noveni anni 187 statt der sonst überall erscheinenden 8 mögen auf P.’ Rechnung kommen; bimis ebd. fehlt bei Ar., findet sich aber bei Columella. In 189 b weist colonicum auf lateinische Quelle. Den Abschnitt über die Wolle führte Reitzenstein Festschrift für Vahlen 419 auf Fenestella zurück; das ist richtig, soweit es sich um das Aufkommen des Luxus in Rom handelt, also für 194–197 (o. Bd. VI S. 2179); übrigens will Cichorius Röm. Stud. 413 die Notiz über die praetexta des Ser. Tullius aus Celsus ableiten. Sonst ist Varro und eine den Ar. heranziehende landwirtschaftliche Quelle benutzt.

Im Abschnitt über die Ziege stammen (200–204) die beiden ersten Sätze aus Ar.; das Folgende berührt sich so eng mit Colum., daß man direkte Benutzung annehmen möchte, hätte nicht P. Überschießendes, so daß mindestens Celsus neben ihm eingesehen sein müßte. In 201 steht eine Lesefrucht aus Mucianus. Das Zitat des Archelaus (202 E) könnte er Varro verdanken (Münzer 26); stutzig macht aber, daß nec umquam febri carere zwar bei diesem steht, aber auch auf Benutzung einer zweiten Quelle beruht (daß Ziegen immer fiebern, sagt auch Geop. XVIII 9, 5). Für 203 ist zuerst dasselbe Material benutzt wie für XXVIII 170, dann ein Landwirt (circaque Syrtes fehlt bei Varro!) und Ar. In 204 finden wir zwei Auffassungen der Ar.-Stelle über das ἠρύγγιον vereinigt (Th. hatte die Notiz: Joachim 25); der Rest ist Varro.

Im Kapitel über die Schweine (205–214) scheint zunächst ein Landwirt benutzt, der Varro und Ar. zusammenarbeitet; es folgt eine Lesefrucht aus Nigidius. Der Schluß von 205 und der Anfang von 206 gehören Ar. Comesse fetus his non est prodigium möchte man wegen des letzten Wortes direkt aus Colum. herleiten (Münzer 357). Die Bemerkung über die Eignung für Opfer und die über litare in 207 dürfen wir auf Nigidius zurückführen (Münzer 356). In 207 ist in den durch irgendwelche Vermittlung aus [315] Ar. entlehnten Anfang der Satz caput obliquum in incessu aus Colum. eingeschoben. Der Schlußsatz stammt aus Varro. Die gastronomischen Notizen in 209ff. wird P. meist aus Penestella haben, die Erklärung von hybrida 213 aus Varro. Am Schluß von 212 weist in India auf Iuba, ebenso wohl die in 214 verarbeitete Herodotstelle.

Was P. von den Affen sagt (215f.), wird er Iuba verdanken, der Ar. und Kleitarch benutzt; dazwischen steht eine Notiz aus Mucian. – § 217–220 (über den Hasen) ist wohl in der Hauptsache aus dem zoologischen Kompendium geschöpft. Das erste Archelauszitat hat er aus Varro; wem er das zweite verdankt, können wir nicht sagen; wir dürfen nicht vergessen, daß z. B. ein Autor wie der im Index genannte Mamilius Sura uns unfaßbar ist. In 219 haben wir die falsche Scheidung von lepus und dasypus (vgl. X 179. XI 229. 239), die Birt 155 auf Trogus zurückführen will; die Sache kann aber auch anders liegen. – Im Abschnitt über die Mäuse (221–224) werden wir die Prodigia Varro zuweisen; das erste kann aber aus Cicero genommen sein. Für 222 nimmt Münzer direkte Benutzung des Th. an (295); Vermittlung durch das Handbuch ist aber möglich. Die Notizen über den Tafelluxus 223 rühren aus Penestella her (Reitzenstein 217), die über den Winterschlaf von sorices, glires und nitelae aus Nigidius (Münzer 357), der nicht durch Fenestella vermittelt zu sein braucht.

Einen Anhang bilden 225–228: über Tiere, die gewisse Landstriche meiden; dieses Thema paßt so recht in den Interessenkreis des Th. (περὶ τῶν [sc. κατὰ τόπους] διαφορῶν) und aus ihm wird mehr stammen als die eine kenntliche Notiz in 227. In 228 ist zu den nach Ar. in Libyen fehlenden Tieren der Bär zugesetzt; das kann bei Iuba gestanden haben. Der Satz über die glires in Mesia silva ergibt sich durch Charis. 113, 21 als varronisch (Rose A. P. 279; dessen Admiranda Hauptquelle für 225–228? Cichorius Röm. Stud. 241). In der Schlußnotiz über Tiere, die nur die Einheimischen angreifen, Fremde aber nicht (oder umgekehrt), wird Aristoteles zitiert (gemeint sind die Nomima); auch Th. ist kenntlich. Morel Philol. LVII 356 will das Ganze auf Nikander zurückführen, und gewiß bezieht sich die Nennung seines Namens im Index (an letzter Stelle) auf diesen Paragraphen; aber es braucht nur eine Einzelheit aus ihm entnommen zu sein.

Das Gesamtergebnis lautet, daß für die afrikanischen und orientalischen Tiere Iuba Quelle war. Zweite Hauptquelle ist das aristotelisch-theophrastische Kompendium, das ihm ganz oder teilweise durch Trogus vermittelt sein wird; eine griechische Lesefrucht stammt aus Demetrios. Unter den Römern stehen Varro und Celsus’ landwirtschaftliche Bücher an erster Stelle; öfter eingesehen sind Fenestella Columella Nigidius Mucian, vereinzelt Cicero Mela Vergil Seneca. Andere jüngere römische Autoren sind bisweilen aufgeschlagen; von den im Index Genannten sind sicher L. Piso, Cato, Lucilius und Metellus Scipio nicht selbst eingesehen.

B. IX behandelt die aquatilium naturae; im allgemeinen ist Birt De halieuticis Ovidii (Berl. [316] 1878) 132ff. zu vergleichen. Die Disposition wird aus dem Index klar; auch hier sind die physiologischen Abschnitte eingestreut (s. 33–37. 73–77); s. 67 handelt von sollertia aquatilium. Bei § 167 beginnen die Nachträge, für die verschiedene Quellen haben herhalten müssen.

Hier liegt die Quellenfrage verhältnismäßig günstig, weil Ar. die wichtigste indirekte Quelle ist und wir die direkten zum Teil aus den Zitaten I und dem Index, zum Teil durch den Vergleich mit Plutarch, Ailian usw. feststellen können. Was Ar. anbelangt, so gilt für seine Vermittlung dasselbe wie in VIII, und man kann schon aus Birts Gegenüberstellungen die kunstvolle Arbeit sehen, durch die die Angaben von H hindurchgegangen sind. Trogus, der als Vermittler stark in Betracht kommt, ist im Index an zweiter Stelle, im Text gar nicht genannt; Einzelnes kann durch Iuba dem P. zugekommen sein, der 115 zitiert wird. Er ist die Quelle des ganzen Abschnittes über die Perlen (106–115), wie sich aus dem ergibt, was Orig. in Matth. X 7 (XIII 848 M.) aus seinem Ausschreiber Xenokrates mitteilt; aus Iuba stammen auch die Zitate des Megasthenes, Androsthenes, Alexander Polyhistor und Suidas und Weisheit des Demostratos (Bd. IV S. 2080) in 10. 37. 42. Richtig schon Ahlgrimm 1907, 30. Vgl. Wellmann Quellen u. Studien IV 4 (1935) 90. 97, 1. Dieser Kern ist aus römischen Autoren erweitert, namentlich durch Notizen über Prodigien, Tafelluxus (zum Teil aus Fenestella, s. bes. 168–174; von Griechen könnte Thrasyllos selbst eingesehen sein, wohl für die astrologischen Bemerkungen 71. 99). Nicht direkt benutzt sind Stilo Laberius Alfius und vielleicht auch Maecenas; hinzuzufügen sind zu den Namen des Index Verrius (77) und Varro (174, gewiß aber darüber hinaus benutzt). Von dem 80. 89–93 zitierten, erst nachträglich eingesehenen Trebius Niger hat Cichorius Röm. Stud. 96 gezeigt, daß er ein Paradoxograph der Kaiserzeit (etwa von der Art des Mucianus) ist; er ist auch X 40 (trotz Cichorius 97) und XXXII 15 benutzt. S. Bd. VI A S. 2272. Das Rezept aus der Praxis der Purpurfärberei IX 133ff. (138) stammt vielleicht aus mündlicher Mitteilung, schwerlich aus literarischer Quelle. Eine Lesefrucht aus Seneca findet sich 167; eine solche aus Ovid ist 182 angebracht. Im übrigen verweise ich auf die Literatur zu den übrigen zoologischen Büchern und meine Abhandlung über das zoologische Kompendium.

B. X. Dieses Buch, in dem nach der Ankündigung volucrum naturae abgehandelt werden, hat keine einheitliche Disposition. P. beginnt bei den grandissimi und spricht über den Strauß und den fabelhaften Phoenix; dann folgen, ohne daß es besonders angekündigt wird, die Raubvögel (6–28, ziemlich = Ar.’ γαμψώνυχες?). Erst in 29 sagt P., daß man die Vögel nach ihren Füßen einteile und daß er jetzt die γαμψώνυχες behandle; dabei sind aber 36–38 ein Exkurs über Auguralvögel, die teilweise nur dem Namen nach bekannt waren. Bei 43 geht er zu denen mit digiti über, die ungefähr den σχιζόποδες des Ar. entsprechen (Steier 20), und erklärt plötzlich, diese zerfielen in oscines und alites, d. h. er trägt eine nur die römische Auguraldisziplin angehende [317] Disposition unorganisch hinein (o. Bd. II S. 2332), ohne sich ernsthaft an sie zu binden. So sagt er 88 etwas von den oscines aus, was eine Quelle Ar.’ den ὄρνιθες im Ganzen zuschreibt. Er behandelt die sog. alites in 43–87, indem er mit dem größten, dem Pfau, beginnt; doch bildet 72–75 einen Exkurs über Wandervögel, 76–79 über Nichtvorkommen gewisser Arten in gewissen Gegenden (letzteres zum Teil auf Th. beruhend). Bei 80 beginnt die Behandlung der Singvögel; aber schon 88 ist er bei ihrer Brutzeit, geht von da zu den halcyones und den verschiedenen Nestbauten über, wobei die betreffenden Vögel gleich besprochen werden (z. B. das Rebhuhn 100–103: dafür sind vier Ar.-Kapitel benutzt, und die 16 Lebensjahre 103 E. stammen aus einem fünften; nur der vorletzte Satz ist aus anderer Quelle genommen). Vom Rebhuhn geht er zu den Tauben über, und hier bietet sich Gelegenheit, die verschiedenen Arten des Vogelfluges zu erörtern (111–114). Darauf bildet das Einteilungsprinzip das verschiedene Ingenium, das sich z. B. bei der Nahrungssuche (115) und im Sprechen (117–124) zeigt. Nunmehr löst sich die Darstellung in Einzelheiten auf: wir hören 128 von der Zähmbarkeit, 129 von der Art des Trinkens, 132 von fabelhaften an der Reichsgrenze vorkommenden Vögeln; 136 erscheinen Pegasos und Greif. Bei 139 beginnen Erörterungen über allgemeine, meist physiologische Erscheinungen: künstliche Zucht (139–142), Fortpflanzung (143–155): unter diesem Gesichtspunkt werden Hühner, Tauben, Pfauen, Gänse usw. behandelt (bis 165). Der Abschnitt über die Eier (166f.) bietet Gelegenheit, auf Fledermäuse und Schlangen abzugleiten; von 171ff. an wird die Fortpflanzung der Säugetiere behandelt (auch die menschliche 171), in 187 die Kreuzung, 188–190 die paradoxe Entstehung von Tieren. 191–196 sind der Entwicklung der Sinne gewidmet; an den Abschnitt über den Geschmack schließen sich Bemerkungen über Fressen und Saufen (197–201). Die Erwähnung Afrikas bietet Gelegenheit, eine Notiz über Verschlagenheit der pardi und feles anzuhängen. Es folgt Feindschaft und Freundschaft zwischen Tieren (womit aber die romantische Geschichte von der Aspis 208 nichts zu tun hat); endlich ein Abschnitt über Schlaf und Traum, in dem auch der Mensch berücksichtigt wird. Wie man sieht, eine ganz kapriziöse Disposition.

Über die Quellen vgl. Detl. Herm. XXVI 1. Die eigentliche Grundlage bildet Ar., zu dem P. immer wieder zurückfindet. Aber auch hier finden wir dieselbe Art der Benutzung wie sonst, eine Mosaikarbeit, die man etwa an 179f. 203–206 studieren kann. Einmal (150) vermittelt Celsus die Weisheit des A.; er kommt aber nur für das Landwirtschaftliche in Betracht (z. B. 156f.). Lehrreich ist, daß 172 eine Notiz als aus Hesiod stammend gegeben wird; genommen ist sie aus Ar., der aber Hesiod nicht nennt: das hatte erst die Mittelquelle getan. Von griechischen Quellen kommt sonst wohl nur Iuba in Frage, der 126 genannt ist (s. etwa 1f. 22 E. 201 E. 202. 208 ?). Th. ist 79 genannt; sein Anteil ist aber größer, und P. fand ihn schon mit Ar. zusammengearbeitet vor. Z. B. geht 76–79 [318] zum großen Teil auf περὶ τῶν κατὰ τόπους διαφορῶν zurück. Auch da, wo wertvolle Beobachtungen mitgeteilt werden, die nicht bei Ar. stehen wie 111ff. 179ff., wird man an Th. denken. Erheblich ist das pseudowissenschaftliche Material, zu dem bei Ailian und A. Parallelen vorliegen; Ps.-Demokrit ist 137 genannt und wohl auch 152 u. ö. benutzt.

Viele Zusätze betreffen Römisches: Erfahrungen von Landwirten und Tierzüchtern, gezahlte Preise, selten gezeigte Tiere. Eine Hauptrolle spielt dabei Varro (genannt 110), wie schon die starke Berührung mit r. r. III zeigt; daß dieses Buch nicht direkt benutzt sei, kann ich angesichts von 74. 151 Münzer (142, 1) nicht glauben. Aber das meiste varronische Material stammt aus anderen Büchern (4. 45. 48. 50 ? 71. 127. 139. 141. 150. 161f.). Für Augurales war Umbricius die Hauptquelle (Detl. Herm. XXXVI 4); sonst sind namentlich die jüngeren Anekdotenjäger herangezogen (über Deculo § 154 s. Münzer 400). Eine Lesefrucht aus Cremutius findet sich 74 (ob aus dem Geschichtswerk? S. Bd. IV S. 1704). Cicero nat. deor. ist 115. 155. 196 eingesehen, Lesefrüchte aus Lukrez und Horaz stehen 69. 145. Auf eigener Erinnerung beruht z. B. 120. 124. 193.

B. XI. G. Heigl Progr. Marburg a. Drau I. II 1885/86 bietet eine Gegenüberstellung der Texte des P. und Ar. Zu einer Erörterung der Quellenfrage ist er nicht mehr gelangt.

Den ersten Teil (1–120) füllt die Beschreibung der Insekten. Der Kern ist aus Ar. entnommen; mit ihm setzt sich P. auch in der Einleitung auseinander, indem er (5ff.) seine Meinung bekämpft, die Insekten atmeten nicht; dasselbe hatte er IX 16ff. von den Fischen behauptet (Steier Ar. u. P. 124). Daß P. diesen Widerspruch nicht von sich aus gewagt hat, versteht sich von selbst; er ist aber auch seinen jüngeren Gewährsmännern nicht zuzutrauen, sondern geht gewiß auf den alten Peripatos (Th.) zurück. Auch in der Bemerkung über das Blut (8) soll eine Korrektur an Ar. liegen (Steier 29).

Für die Schilderung der Bienen (11–70) liefert Ar. durchaus das Fundament. Erweitert ist es bisweilen aus römischen Autoren wie Varro und Vergil, dessen Bienenbuch dem P. natürlich geläufig war und 70 zitiert wird. Den 40 genannten Cassius Dionysius wird er dem Celsus verdanken, der auch sonst für Landwirtschaftliches (210f.?) in Betracht kommt; Spuren Magos auch in 70. Aber seine eigentliche Quelle für Bienenkunde wird Hygin sein, wie sich aus zahlreichen Berührungen mit dem höchstens vereinzelt eingesehenen Columella zeigen läßt (Brunn 48. P. Rusch Comment. philol. Gryphiswald. 1887, 42): doch muß man damit rechnen, daß Hygins Lehre dem P.-Buch auf dem Wege über Celsus zugekommen sein kann. Hygin verdankt er auch die in 17. 19 genannten Spezialautoren und den im Index aufgeführten Neoptolemos. Natürlich hat Hygin seinerseits den Ar. zugrunde gelegt, so daß dieser dem P. mindestens auf doppeltem Wege (Trogus!) zugekommen sein kann. Das dem Drusus zuteil gewordene ostentum (55) läßt sich auf Melissus zurückführen (Münzer 356).

Auch die Beschreibungen der übrigen Insekten [319] (71–120) beruhen auf Ar., dessen Eigentum fortwährend durch Zusätze erweitert wird. Im Abschnitt über die Skorpione wird 87f. Apollodor zitiert, der ihm durch den – freilich im Index fehlenden – Sextius Niger vermittelt sein könnte. Die Bemerkung über auguria (84, vgl. 55) könnte aus Umbricius herrühren (Detl. Herm. XXXVI 23). Für eine Einzelheit wird Nigidius genannt (98); eine andere (die auf Herodot zurückgehenden goldhütenden Ameisen) läßt sich vermutungsweise auf Mucian zurückführen (111: Münzer 393). Aber man denkt hier und sonst gelegentlich (103) auch an Iuba.

Im zweiten Teil, der die Körperteile systematisch vom Kopf an durchgeht, bildet wiederum, soweit es sich um Physiologie handelt, Ar. die Grundlage, und part. an. ist hier stärker ausgenutzt als anderswo. Daß P. statt des Ar. den Trogus nennt (229. 275), ist ein Hauptbeweis dafür, daß ihm Ar. (ausschließlich?) durch diesen vermittelt ist. Die Erweiterungen der aristotelischen Grundlage, besonders die rein wissenschaftlichen, werden wiederum dem nur 281 genannten Th. zu danken sein; ich nenne beliebig 183. 188. 190. 267. 278ff. Doch kommen für Einzelnes wie 217ff. 282ff. auch Ärzte in Frage, und Herophilos wird 219 zitiert, Themison im Index genannt; auf Sextius zu raten ist leicht. Die im Text angeführten Nigidius (140), Mucian (167) und Oppius (252) kommen nur für Einzelheiten in Betracht; der im Index aufgezählte Umbricius etwa für 186. 189f. 195. 197 (Detl. 24); aus ihm kennt P. auch die im Index erscheinenden Autoren Aquila und Tarquitius. Römisches Material ist in erster Linie dem Varro entnommen (150. 157ff. [vgl. auch Fest. 37, 24. 394, 26]. 168. 184ff. 189. 195. 197. 213. 244. 254. 283). Lesefrüchte aus Cicero und Vergil finden sich 186. 171 (trisulca). 277 E. findet sich eine Ansicht des im Index aufgeführten Poseidonios. Was Euphronios (hier und in anderen Büchern) geliefert haben soll, von dem wir nur wissen, daß er über Weinbereitung schrieb (o. Bd. VI S. 1221), ist unklar. Die beiden Menandri sind Landwirte (s. auch Plut. nobil. 20 = VII 269 B.) und wohl aus Varro übernommen, gewiß aber auch bei Celsus erwähnt. Direkt benutzt sein wird Vitellius’ Rede gegen Piso 277 E. Aus eigener Erinnerung stammt 223 (Ritterling Bonn. Jahrb. 130. 199), aus dem Material für die Germanenkriege 126.

7. B. XII–XIX enthalten die Botanik, die zum großen Teil auf Theophrast (= Th.) aufgebaut ist, und zwar besonders auf dessen ερὶ φυτῶν ἱστορίαι, der Pflanzengeographie. Auch hier zeigt P. wenig Sinn für die eigentlich wissenschaftlichen Probleme: stilistische Eleganz, Paradoxa, raffinierte Quellenmischung bilden sein eigentliches Ziel. Zu vergleichen etwa Bretzl Botan. Forschungen des Alexanderzuges (Lpz. 1903) 295–302: ,Abschließendes Urteil über P.‘ Vor ihm etwa Ernst H. F. Meyer Gesch. d. Botanik II 127ff. M. Brosig Die Botanik des P., Graudenz 1883. Wenig brauchbar Fée Commentaires sur la botanique et la matière médicale de P., Paris 1833.

Über die Quellenfrage J. G. Sprengel De ratione quae in hist. plant, inter P. et Theophrastum [320] intercedit, Marburg 1890; Rhein. Mus. XL VI 54.

B. XII wird durch eine philosophierende Betrachtung über die Bedeutung der Pflanzen eingeleitet, die durch eine Deklamation gegen den Luxus gewürzt ist. Das Motiv des Importes aus der Fremde vermittelt den Übergang zur Platane (6–13); an sie sollen sich andere importierte Bäume schließen, zunächst ein medizinisch verwendeter (14 in praesentia externas persequemur a salutari maxime orsi), nämlich malus Medica, auf die die indische ebenus folgt. Dann heißt es (21): nunc eas exponemus, quas mirata est Alexandri Magni victoria orbe eo patefacto, d. h. es werden orientalische Gewächse aufgezählt. Eine Verlogenheitsdisposition – die dann auch kaum Bedeutung gewinnt – steht 41: Arabien (das übrigens schon vorher erwähnt war) fordere eine Scheidung der im Handel verwerteten Pflanzenteile; übrigens gehört das in 47 behandelte asarum nicht zu den orientalischen Pflanzen. Überraschend erklärt P. § 51, jetzt die Reichtümer Arabiens angeben zu wollen, gesteht aber 74, alle möglichen Gewürze ohne Rücksicht auf die Herkunft nennen zu wollen. So zählt er 78ff. Gewürze auf, für die Arabien (über das Zimt s. J. Hubaux et M. Leroy Mélanges Bidez 505–530) nur Durchgangsland sei, und merkt mehrfach an, daß die betreffenden Produkte auch anderwärts vorkämen. Die beiläufige Nennung Campaniens in 106 veranlaßt den Übergang: discessimus a terris oceanum spectantibus ad convexas in nostra maria, und es folgen Gewächse Ägyptens, Iudaeas und Syriens (das auch 135 den Schluß macht); das bryon (132) kommt aber nur in Asia vor. Die Einleitungsworte von B. XIII bestätigen, daß es sich (etwa von 21 an) um odores gehandelt hatte; das ist auch für die Quellenfrage entscheidend.

Von den im Text zitierten Griechen ist Onesikritos (34) sicher gar nicht benutzt, Herodot im allgemeinen auch nicht; eine Ausnahme bilden 18. 80, wo P. ihn nachgeschlagen und sich – vielleicht aus Nepos – über seine Zeit orientiert zu haben scheint (Münzer 18. 340). Die im Text genannten Römer Vergil, Fabianus und Mucianus werden ihm nur Einzelheiten geliefert haben; aus Claudius entnimmt er 78 eine Notiz, die er wohl auch bei Iuba oder Sextius finden konnte (vgl. Diosk. I 76). Die Notiz in 109 über die Identität von cypros und ligustrum kann aus mündlicher Quelle stammen.

Der Index enthält eine lange Liste griechischer Historiker und Ärzte, die P. sichtlich übernommen hat; unter den Römern sind einige, die ihm Lesefrüchte boten, wie Sebosus, Nepos und Hygin und natürlich Varro. Dieser oder Fenestella (den P. nicht nennt) kommen für 8. 13 in Betracht.

Für die Quellenforschung bieten die starken Berührungen mit Theophrast und Dioskurides, die Mayhoff sorgfältig verzeichnet, einen Anhalt. Da die Benutzung des Letzteren nicht in Frage kommt, so möchte man die Übereinstimmungen auf Sextius Niger zurückführen, der auch im Index genannt ist. P. hat ihn sicher für die medizinischen Bücher stark ausgenutzt (u. S. 325) und manches davon in die botanischen herübergenommen [321] (s. etwa 30ff. 47. 62. 65. 73ff. 102 E.), ohne daß er doch hier eigentliche Quelle wäre. Mit direkter Benutzung Theophrasts dürfen wir nur da rechnen, wo zwingende Gründe für diese Annahme vorliegen; da er in den folgenden Büchern direkt eingesehen ist, so müssen wir es auch hier für möglich halten. Es kommt natürlich auch Benutzung der Bearbeitung in Frage, von der zu B. XVI die Rede sein wird; hier könnte z. B. das gestanden haben, was P. § 33 über Asa foetida mehr hat als Th. IV 4, 12. Übrigens ist auch mit Lückenhaftigkeit des Th.-Textes zu rechnen; darüber Bretzl Botan. Forsch, d. Alexanderzuges 285. 371 und manche Beobachtungen bei Renjes und Wirtz (u. S. 325. 327). Über P. als Übersetzer des Th. auch R. Strömberg Theophrastea (Göteb. 1937) 106.

Aber die Hauptquelle für dieses Buch ist Iuba, der im Index und viermal im Text erwähnt wird; seine um den Orient konzentrierte und auch gerade für Botanik interessierte Schriftstellerei bot dem P. eben das, was er brauchte; er vermittelt in der Hauptsache den Th. (beweisend namentlich 61) und die Notizen aus den Alexanderhistorikern (vgl. 21. 24f. 33f. 62. 86. 117; über 26 Bd. XIX S. 1422); vgl. besonders die Schilderung der Straßen für den Weihrauchhandel 63ff., die Abschweifung über die arabischen Perlen (84) und die religiösen Gebräuche der Araber (89f.). Die Verquickung von Th. und Aristobul in 37 weist ebenfalls auf Iuba; die ,Auszüge‘ aus den Alexanderhistorikern, von denen Bretzl 90 redet, reduzieren sich auf das, was Iuba ihnen entnimmt. Ähnlich ist vielleicht über die Zusätze zu Th. in 22f. zu urteilen (Bretzl 189f.). Zutreffend darüber meist Sprengel. Auch die Berührungen mit Dioskorides erklären sich zum Teil daraus, daß dessen Quelle Sextius Niger für die Beschreibung der orientalischen Pflanzen Iuba zugrunde gelegt hatte. Daß wir auch mit anderen Möglichkeiten rechnen müssen, zeigt XIII 106, wo für eine aus Th. stammende Notiz Nepos zitiert wird, dessen disparate Schriftstellerei alles Mögliche bot.

Fragen kann man, ob die Nachrichten über Verfälschung der Gewürze, die P. oft mit Dioskorides gemein hat, aus Iuba oder Sextius stammen (sicher aus diesem 47). Liste bei Alfr. Schmidt Die Drogen 120. Die zahlreichen Preisangaben (s. etwa 28. 43ff. 65. 70) führt man auf Erkundung bei römischen Händlern zurück (Detl. Herm. XXXV 585), was bei seinem Interesse für alle Zahlen wahrscheinlich ist; vgl. Sprengel 37.

B. XIII hat es ebenfalls noch mit den externae arbores zu tun, die in Europa nicht fortkommen (XIV 1; vgl. XIII 122. XV 68 de Aegyptiae Cypriaeque [sc. ficus] miraculis rettulimus inter externas). Diese Beschränkung wird nicht streng inne gehalten, indem neben kretischen Bäumen auch solche in Lesbos (118) und in Hellas selbst (114) berücksichtigt werden. Scheinbar wird eine geographische, von Asien nach Afrika fortschreitende Disposition durchgeführt (Iudaea 26, Syria 51, Phoenice 52, Syria 54, Aegyptus 56 [vgl. 68], Aethiopia 90, Atlans und Mauri 91, Africa 104, Cyrenaica 111, Karthago 112, Kreta 115); doch fügt sich z.B. Asia 116, Aegyptus 126f., Babylon [322] 129 nicht hinein, und es ist wohl beim Vorsatz geblieben. Damit kreuzt sich eine nur angedeutete nach palustria (68. 107). Nicht streng botanisch ist der erste Teil (1–25) über die Salben: außer pharmazeutischen Teilen, die sich mit Dioskorides berühren, finden sich kulturhistorische wie 20–25, wo für das Römische in 24 sicher Varro ausgenutzt ist (Münzer 182), für das in 22f. 25 jüngere Quellen. Das Material ähnelt sehr dem von Apollonios bei Athen. XV 688cff. beigebrachten; am wahrscheinlichsten ist die Vermutung von Sprengel (Diss. 37), daß der im Index (auch zu XII) genannte Apollodoros, qui de odoribus scripsit, identisch wohl mit dem von Athen. XV 675 e genannten Autor περὶ μύρων καὶ στεφάνων, die Quelle sei (zustimmend Wellmann Herm. LXVIII 104); allerdings spricht seine Stellung im Index nicht dafür. Ob er mit dem XIV 76 genannten Arzt, der Ptolemaios in einer Sonderschrift über bekömmliche Weine beriet, identisch ist, läßt sich nicht sagen. Wohl die Quelle ist es, die 18 Th. ausgiebig benutzt hat. Über Wellmanns weitere Vermutungen s. u. passim.

Im botanischen Teil heben sich die Abschnitte über die Palme (26–50), den Papyros (68–89), Thyon-Citrus (91–102), Lotos (104–110) und die Meerpflanzen (135–142) heraus. Für die Palme wird 34 Iuba zitiert, der offenbar Th. gewissenhaft verwertet hat, und er wird auch sonst Stoff für die orientalischen Gewächse geliefert haben; zitiert wird er noch 142 (Isishaar bei den Trogodyteninseln). Auf ihn weisen auch wie an der Parallelstelle XII 33 die Alexandri milites 50, die in der Urquelle (Th.) fehlen. Wo starke Ähnlichkeiten mit Dioskorides auftreten und P., seine strenge Disposition durchbrechend, auf die Heilwirkungen der Pflanzen eingeht (51. 105. 113ff. 116. 125ff.), werden wir Sextius Niger als Quelle anzusetzen haben. Im Übrigen scheint Th. auf weite Strecken direkt herangezogen; vgl. 52–65. 71ff. 101f. 107–110. 117f. 128. 135–141. Über Mißverständnisse s. z. B. Schneider Theophr. III 283. Sprengel Diss. 49. § 67 sind die Κωρυκίδες der Ulme als Berg Korykos aufgefaßt worden. Über 141 im Verhältnis zu Th. s. Bretzl 81ff. § 111 beruht der Satz interior Africa etc. auf Th. IV 3, 5 ἐν τῇ μὴ ὑομένῃ τῆς Λιβύης; die Worte über das Nasamonenland hat P. schon 104 verwertet (anders Sprengel 45). In dem Kapitel über den Papyros stammt das historische Material aus Varro, und P. benutzt diesen auch für die Polemik gegen ihn selbst in 84ff. (Münzer 144. 185); doch sind auch Hemina und Mucian nachgeschlagen. Für den technischen Abschnitt über die Zubereitung des Papyros, den Dziatzko Unters. 58ff. erläutert hat, ist ein besonderer Autor herangezogen. Auch was P. über die Citrustische beibringt (96ff.), geht tief auf das Technische ein und klingt, als stamme es aus dem Munde von Händlern; das Historische kann er aus Claudius haben (Münzer 391). Eine persönliche Erinnerung an Pomponius Secundus steht 83 (Cichorius Röm. Stud. 423), an Nero 126. Der Abschnitt über den Kytisos, in dem entlegene Autoren zitiert werden, verrät sich durch das Schlußzitat als aus Hygin entnommen; [323] an ihn möchte man auch bei der unberechtigten Polemik gegen Th. § 119 denken (dann hat er porcillaca statt des sonst üblichen portulaca gebraucht). Im Kapitel über den Lotos wird Nepos zweimal zitiert; aber das Material stammt fast ganz aus Th. (der 106 mißverstanden ist). Ein landwirtschaftlicher Zusatz steht 110 E. (Hygin?), einer aus Polyhistor (Lesefrucht.) 119, eine Ciceroreminiszenz 21 (vgl. XVII 38). Preisangaben finden sich, ähnlich wie in XII.

B. XIV. Daß dieses Buch ursprünglich mit XV eine Einheit bilden sollte, ergibt sich aus den Verweisungen in 121. 127 auf das folgende Buch, denen aber in Wirklichkeit Abschnitte in B. XVI entsprechen; ferner daraus, daß der Index zu XV eine mechanische Replik dessen zu XIV ist (H. Brunn 22).

P. erklärt zu Anfang, nunmehr über die communes arbores im Gegensatz zu den externae handeln zu wollen. Wie er von diesem braven Vorsatz zu einer Tirade gegen avaritia abspringt, mag man bei ihm selbst nachlesen. Daß er zunächst nur von den naturae sprechen wolle, nicht von den culturae, hält er nachher nicht inne, da er gerade beim Wein vom Weinbau handeln muß. Ein Zitat aus Vergil bringt er an, um darauf hinzuweisen, wie viele genera im Gegensatz zu dessen Armut er selbst behandle; er zählt sie im Index sehr gewissenhaft, so daß man durch Addition fast auf 300 kommt, und gibt am Schlusse die Zahl von 185 (v. l. 195) Trinkweinen an. Daß er die italischen Weine in den Vordergrund schiebt, versteht sich von selbst; es ist auch sachlich berechtigt (P. Weise Über den Weinbau d. Römer [Progr. Hamb. 1897] 9).

Er hat nämlich nach δεύτεραι φροντίδες das Buch ganz dem Wein gewidmet und es ist unverkennbar, daß ihn persönliche Anteilnahme zum Eingehen auf Einzelheiten veranlaßt hat. Die Heilwirkung bleibt dabei im allgemeinen außer Acht, da sie dem XXIII. Buch vorbehalten ist (vgl. 77). Doch s. 65. 117 u. ö. Als Disposition hat ihm der Abstieg von den echten zu den unechten und innerhalb jener wieder von den edlen zu den unedlen vorgeschwebt. So wird die Rangordnung öfter betont (z. B. 21 principatus datur Aminneis. 23 proxima dignitas Nomentanis), und in 59–66 werden italische Weine in vier Rangstufen eingeordnet, ohne daß das bei den folgenden (67–72), die mit diesen zusammen vina generosa L ausmachen (Ind.), ausgeglichen wäre. Es folgen vina generosa transmarina XXXVIII (73–76), dann wird nach Nennung von salsa und dulcia und secundaria (77–86) auf den Vorrang Italiens in den genera nobilia (87) zurückgegriffen (vgl. 8), und es folgen historische Notizen über Weingebrauch Roms in Kultus und Privatleben, woran sich eine Erörterung der Kontroverse über murrina schließt (88–93), sowie Notizen über Opimianum und die lange dauernde Schätzung der griechischen Weine in Rom (94–97). Nun folgen unechte und künstliche Weine (z. B. Meth), deren Abschluß prodigiosa bilden d. h. solche mit starker medizinischer Wirkung (116f.); daran ist unorganisch eine Bemerkung über das Umschlagen gehängt. Auch die Bemerkung über im Kult verbotene Weine (119) gehörte eigentlich zu § 88.

[324] Nun folgt ein längerer Abschnitt über Weinbehandlung (also doch über cultura!), wo von der Behandlung des Mostes, von Pech, Harz usw. die Rede ist (unorganisch eingefügt die Notizen aus Cato 129f.). 132–136 handeln im Ganzen von der Aufbewahrung. Den Schluß bildet eine Deklamation περὶ μέθης, wohl durch Reminiscenzen an die philosophische Literatur darüber angeregt (v. Arnim Philol. Unters. XI 101. R. Schütze Iuvenalis ethicus [Greifsw. 1905] 21) und durch römische Beispiele der jüngsten Zeit gewürzt. Vor dem Übergang zum Ölbaum (150) steht noch ein Paragraph über Surrogatweine der westlichen Völker. Vgl. d. Art. Wein und vorläufig G. Dalmasso in Storia della vite e del vino in Italia III 1.

Daß sich manche Wunderlichkeiten der Anordnung aus öfterem Quellenwechsel erklären, liegt auf der Hand. Die Berührungen mit landwirtschaftlicher Literatur (vgl. H. Bruns Quaest. Asclepiadeae [Rostock 1884] 2) finden ihre Erklärung aus der Nennung landwirtschaftlicher Autoren im Index: Vergils Georgica haben nur vereinzelte Lesefrüchte geliefert; Cato ist einige Male selbst eingesehen (46!), meist aber durch Varro u. A. vermittelt. Die eigentliche Grundlage dürfte der (im Text nicht genannte) Celsus bilden (vgl. 20–43. 120ff. 132ff. Cichorius Röm. Stud. 414); in 33 finden wir die Bemerkung, daß Graecinus sonst dem Celsus folge, in einem Punkte aber von ihm abweiche. Auch Hygin und Columella, beide im Index aufgeführt, mögen hier und da benutzt sein. Griechische Ärzte werden 58. 73. 76. 114 zitiert; auch Hikesios (120) gehört eigentlich dazu (Bd. VIII S. 1593); vielleicht ist Kommiades der jüngste der dort genannten, da der Name keltischer Herkunft ist (Holder Altcelt. Sprachschatz I 1074). Dazu wird man die engen Berührungen mit Dioskorides stellen, besonders 30 E. 85f. 98 (wo hervorgehoben wird, daß ficticia omnia ad medicinae usum pertinentia sind). 100. 103–110. 114 (vgl. Bruns 5). Die unmittelbare Quelle wird Sextius Niger sein; aber 59–76 aus ihm herzuleiten (Münzer 305) trage ich Bedenken. Theophrast könnte 43. 80. 116f. eingesehen sein; doch lag letztere Stelle dem Autor des Athen. I 31f. vor. Mit Demokrit, der 20 genannt ist, findet sich 117 eine Ähnlichkeit: Quelle wohl ein Landwirt.

Was über römische Dinge gesagt wird, wird meist Varro geliefert haben (87ff. 96). Für 92f. läßt sich Verrius Flaccus als Quelle wahrscheinlich machen; dort hat P. einen an sich komplizierten Sachverhalt rettungslos verwirrt (Wessner Herm. XLI 467). Für Ereignisse und Aussprüche jüngerer Zeit kommt z. B. der in 11 genannte Cornelius Valerianus in Frage; vgl. 16. 43. 60. 64. 66. 69. 72. 97. 143ff. Rätselhaft ist der 147 angeführte Tergilla und die im Index figurierenden Vibius Rufinus und Fabianus (der gewiß nicht der Hauptgewährsmann für die sich mit Dioskorides und Athenaios berührenden Partien ist, wie Bruns 34 wollte; eher käme er für die Diatriben in Betracht, falls man bei ihnen an eine Quelle denken darf). Mucianus muß 54 für eine Einzelheit bürgen und mag auch sonst eingesehen sein (über 9 vgl. Münzer 393). Öfter wird eigene Erinnerung vorliegen, so [325] 49ff. 70 (Katzenjammer nach Genuß von pompeianischem Wein). B. XV bringt die Beschreibung der Fruchtbäume zu Ende: im Index wird der Hauptteil (35–117) mit pomorum omnium genera et naturae überschrieben. Es heben sich heraus die Kapitel über den Ölbaum (1–34), die Myrte (118–126) und den Lorbeer (127–137); dazwischen stehen die eigentlichen Obstbäume. Das botanische und historische Interesse überwiegt; doch fehlt es nicht an praktischen Anweisungen, besonders über Olivenpflanzungen und Ölgewinnung und Aufbewahrung von Obst (59–67). Was in 111–117 über allgemeine Eigenschaften des Obstes gesagt ist, hätte an den Anfang des Buches gehört (oder an den Anfang der Botanik überhaupt, da auch von Palmen die Rede ist). Das ist eine Finesse der Disposition, die der Vermeidung des κόρος dient.

Von dem eigentlich botanischen Kern stammt viel aus Theophrast, der (vgl. Münzer 23). 11. 138 auch zitiert wird. Direkte Benutzung ist im allgemeinen nicht wahrscheinlich; z. B. verrät in 9 ein Irrtum und die römische Datierung die lateinische Quelle. Enge Berührung liegt z. B. 68 M. 79ff. 84 A. 119 A. vor, und ganz ist direkte Benutzung an diesen Stellen nicht ausgeschlossen. 122 E. verrät eine Nuance des Ausdrucks, die mit Athen. XV 676 e gegen den Text des Th. stimmt, die Mittelquelle (P. Wirtz De Theophr. libris phytologicis [Straßb. 1898] 9). Für die Abhandlung über die suci bildet Th. die Grundlage; aber es finden sich Abweichungen und Zusätze, die man P. selbst nicht zutraut; die Geschmacksnuancen suavis und acidus könnte er allenfalls hinzugefügt haben. Hier wird dieselbe Mittelquelle vorliegen wie 100f. (naturae acinorum und bacarum) und 111–117 (naturae pomorum), wo die theophrastische Grundlage dünn ist. Einen Namen zu nennen wage ich nicht. Von Griechen ist ferner benutzt Iuba (28?), genannt in 99 und wohl auch Quelle für das Onesikritoszitat in 68.

Spuren des Sextius Niger liegen da vor, wo Berührung mit Dioskorides festzustellen ist oder die Heilwirkung betont wird; ich nenne 25–32 und 132. Lehrreich ist 27:

a) simile est et e myrto nigra; et haec latifolia melior.

Diosk. I 38, 1

a) λαβὼν τὰ ἁπαλὰ φύλλα τῆς μελαίνας μυρσίνης …

b) tunduntur bacae adspersae calida aqua, mox decoquuntur.

b) τὰ ἁπαλὰ τῶν φύλλων κόψαντα ἕψειν μετὰ ὕδατος καὶ ἐλαίου ....

c) alii foliorum mollissima decoquunt in oleo et exprimunt.

c) κόπτε πιέζων· ἴσον δὲ τῷ χυλῷ ἐλαίου ὀμφακίνου μίσγων χλίαινε ἐπ’ ἀνθράκων, ἕως ἂν συνεψηθῆ … εὐκοπωτέρα δὲ σκευασία·

d) alii deiecta ea in oleum prius sole maturant.

d) ἰδιωτικὸν δὲ τὰ φύλλα καθέντα εἰς ἔλαιον ἐν ἡλίῳ ἀποβρέχειν.

Man hat den Eindruck, daß Dioskorides den Text der Quelle besser wiedergibt; er fügt auch die Übersicht über die Heilwirkung des Myrtenöls an, die P. abgetrennt und für XXIII 87 aufgespart hat. Auch die Ordnung der Zubereitungsvorschriften [326] wird bei ihm die ursprüngliche sein. Von den beiden Abweichungen des P. mag die erste (latifolia m.) durch Auslassung des Dioskorides veranlaßt sein; die bacae aber kann P. aus anderer Quelle haben, da es z. B. auch bei Pallad. II 17 heißt: bacis myrtae oleum conficies. Vgl. Bd. XVI S. 1177.

Über den römischen Quellen ragt Cato hervor, der nicht selten selbst eingesehen ist: s. etwa 20f. (mit abrupter Einführung). 33f. 72. 122. Man darf aber nicht vergessen, daß er für alle römischen Landwirte eine Autorität war und auch bei Celsus und Hygin eine große Rolle spielte. Varro ist mehrfach genannt, aber im Ganzen wohl weniger für das Landwirtschaftliche als für antiquarische Exkurse benutzt (74ff. 119ff. 125. 133ff.?). Viel wird man wiederum auf Celsus zurückführen dürfen, s. etwa 49ff. 92ff.; weist auf ihn intra triginta annos (40) und e proximis auctoribus (62)? Auch die Verarbeitung des Th. in 85 möchte man ihm zuschreiben. Nicht sehr eng sind die Beziehungen zu Columella, der 60ff. direkt benutzt sein kann und 66 zitiert wird. An Lesefrüchten fehlt es nicht: Vergil ist 4. 56f. genannt, Fenestella 1, Fabianus 3, Masurius 126. 135 (vgl. 47 und Münzer 121), Lenaeus 127. An Verrius könnte man bei 86 (tripudium sonivium) denken. Der 138 zitierte Democritus (an den man auch bei 46. 67 E. 124 denkt) ist durch einen Landwirt vermittelt. Auf Cornelius Valerianus wollte Münzer 378 § 83. 102 zurückführen. Eigene Erinnerung kann 83. 91. 103 vorliegen. Eine Preisangabe findet sich 40.

Mit B. XVI will sich P., wie er selbst im Index sagt, den silvestres zuwenden; auch 134 betont er zweimal, er wolle nur von denen reden, quas naturae debemus. Nach § 1 will er mit den glandiferae beginnen und tut das in 7–34, schickt aber teils aus eigener Erkundung (s. auch 203) teils aus Berichten über die Germanenkriege (Livius nach Norden 310) eine sehr lebendige Schilderung der ganz ohne Vegetation lebenden Bewohner des Wattenmeeres und die deutschen Urwälder voraus (Norden Die german. Urgesch. 292ff.). Auch mit 7 beginnt noch nicht die eigentliche Behandlung der glandiferae, sondern voransteht ein Exkurs über die coronae civicae usw. der Römer, dessen Hauptmasse Varro entnommen sein wird (das Juristische in 12f. etwa aus Masurius). Es ist dann zuerst von den Eicheln, darauf von den Eichen die Rede. Die Korkeiche bahnt den Übergang zu dem, was über Rinde, Pech und Harz der Bäume zu sagen ist; daran schließt sich ein Abschnitt (62–72) über solche, quarum materiae in pretio (Index). Überraschend heißt es nun (73) nunc celeberrimis arborum dictis quaedam in universum de cunctis indicanda sunt, d. h. es folgt in der Hauptsache eine Pflanzenphysiologie, gestellt auf die differentiae; zunächst (73–76) in bezug auf die Vorliebe für Berge, Wasser usw., dann (78–92) auf die Verschiedenheit der Blätter, 93–120 auf die des Sprossens, Blühens und Früchtetragens; dann differentiae per corpora et ramos (121–130) und andere kleinere (131–138; Nachtrag 143). Die Schwierigkeit der Akklimatisation bildet den Übergang zu Zypressen (139–142), Epheu und Taxus (144–155). Etwas überraschend [327] ist wieder der Übergang in 156: inter ea quae frigidis gaudent et aquaticos frutices dixisse conveniat; die Besprechung der Wasserpflanzen reicht bis 180. Nun werden wieder physiologische Dinge behandelt: Saft und Holz mit besonderer Berücksichtigung des Bauholzes (181–233). Den Schluß bilden, wie so oft, Paradoxa: Bäume von hohem und geringem Alter, teilweise von mythologischem Interesse (234–242); am Ende stehen die Schmarotzerpflanzen Epheu und Mistel. Die Schilderung eines Ritus der Druiden liefert einen wirkungsvollen Schluß.

Diese bunte und willkürliche Disposition entspricht wieder ganz dem, was wir am Lehrgedicht beobachten können (raffinierte Übergänge z. B. 173), und ist für ernsthafte Belehrung nicht gerade förderlich.

Über die Quellen haben wir zwei Spezialuntersuchungen. L. Renjes De ratione quae inter Plin. l. XVI et Theophrasti libros intercedat (Rostock 1893) und F. Abert Die Quellen des P. im XVI. Buche (Burghausen 1896). Die wichtigste Frage betrifft das Verhältnis zu Theophrast, mit dem starke, in Mayhoffs Ausgabe vom J. 1892 nicht immer sorgfältig verzeichnete Berührungen vorliegen; es ist von Renjes überaus genau untersucht, und er ist auch (was leider kaum zu vermeiden ist) auf den noch nicht kritisch behandelten Theophrasttext eingegangen; Abert hat nur einzelne Partien analysiert und am Schlusse (S. 63–75) eine Übersicht über die verwendeten Theophraststellen gegeben. Im Ganzen behält Renjes, gegen den er polemisiert, Recht. Für direkte Benutzung spricht auch XIX 32, wo P. von Theophrast sagt: neque regionem, in qua id fiat, nec quicquam diligentius praeterquam eriophoron id appellari in exemplaribus, quae equidem invenerim, tradit, eine Stelle, deren Bedeutung Abert 36 zu entkräften sucht. Natürlich hat P. nur eine Hs. benutzt, aber die hat er auch benutzt; Varro bei Gell. XVII 3 spricht von etwas ganz anderem. Die Berührungen mit Theophrast beginnen mit § 16 und reichen mit kleineren und größeren Unterbrechungen bis § 247; P. übersetzt auch nach antiken Begriffen nicht ,wörtlich‘ und läßt sich viele kleine Ungenauigkeiten zu Schulden kommen, die man ohne weiteres auf seine Rechnung setzen kann. Aber damit ist es nicht getan: er macht fortwährend Zusätze zu seiner Quelle. Zum Teil sind diese aus anderen Autoren genommen, und wer das bei allen voraussetzt, wird nicht zu widerlegen sein. Aber der Sachverhalt scheint auf eine andere Lösung zu weisen. Die Mosaikarbeit ist manchmal so groß, daß man sie P. kaum zutraut; s. etwa 19–24 (dazu Abert 9). 46–48 (wo Th. III 9 völlig atomisiert ist). 121. 124 b. 125. 181. 195. 209. Dazu kommt die Art vieler der Zusätze, die ganz im Gedankenkreise des Th. bleiben. So redet dieser in § 19 von τινές, während P. weiß, daß es sich um ein Homerzitat handelt; in 21 ist amaritudo in extremitatibus aus Th. genommen, aber das Folgende über kürzeren oder längeren Stiel fehlt bei ihm. So sind in 34 die Worte suberi minima arbor, glans pessima rara ein Zusatz; in 65 quae crassior arbore und praecellensque, in 73 et ceterae e quibus resina gignitur, item aquifolia und populus, [328] ornus, in 75 alle Baumnamen außer cornus; in 83 fraxini sambuci, in 87 et salici usw. Das läßt darauf schließen, daß P. eine Redaktion des ursprünglichen Theophrasttextes benutzte, vielleicht neben diesem. Sie wird in ihrem Kern auf alte Zeit zurückgehen, als man die kleineren Schriften des Th. noch hatte, ihn vielleicht auch aus verwandter Literatur ergänzte. Zum Glück sind wir nicht auf solche Vermutungen angewiesen. Th. spricht h. pl. V 3, 2 von κύλικες Θηρίκλειοι, die aus Terebinthenholz verfertigt seien; P. 205 weiß, daß sie von einem Therikles herrührten, und P. Wirtz (o. S. 325) 36 weist darauf hin, daß Athen. XI 470f. den Th.-Text mit einer Bemerkung über diesen Therikles las: das dürfen wir also auch von P. annehmen. Einen weiteren Beweis liefert § 110; hier deutet P. das von Homer der Weide gegebene Epitheton ὠλεσίκαρπος in dem Sinne, daß ihr Samen ein Abortivmittel sei. Das steht mit unserem Th.-Text in Widerspruch, da hier das Beiwort auf frühen Verlust des unreifen Samens gedeutet wird; aber eine Reihe von Zitaten, (z. B. Schol. Od. X 210) schreiben dem Th. eben die von P. vertretene Meinung zu (Wirtz 41). Ebenso steht es 114, wo in Ceo insula caprifici triferae sunt keine Entsprechung in unserem Th.-Text hat, während Athen. III 77 e diese Meinung ausdrücklich dem II. Buch des Th. über die Pflanzen zuschreibt; dazu Kaibel: ,non habet haec Th., sed habuit ille cuius copiis e Th-o maxime compilatis Athen, et P. 16, 114 usi sunt.‘ Vgl. auch Athen. III 83 d Bretzl 343f. Ferner heißt es 110, nachdem von der ihren Samen nicht zur Reife bringenden Weide die Rede war: una tamen proditur ad maturitatem perferre solita in Creta insula ipso descensu Iovis speluncae durum ligneumque, magnitudine ciceris. Das entspricht zwar den Worten des Th. III 3, 4 h ἐν Κρήτῃ δὲ Καὶ αἴγειροι κάρπιμοι πλείους εἰσίν· μία μὲν ἐν τῷ στομίῳ τοῦ ἄντρου τοῦ ἐν τῇ Ἴδῃ; aber bei diesem handelt es sich um eine Pappel, und die letzten Worte (durum … ciceris) fehlen. Die Verwechslung, gleichviel wer sie beging, wird darauf beruhen, daß in dem von Th. C. II 9, 14 und von P. zitierten Homervers Od. X 510 neben den ἰτέαι ὢλεσίκαρποι die αἴγειροι genannt waren. Solche Fragen stellen sich auf Schritt und Tritt: wie kommt 137 in eine aus Th. genommene Notiz Mithridates hinein, wie ebd. die Lycii montes statt der Θρᾴκια ὄρη? Stand in der Bearbeitung der Hinweis auf Alexandri comites 221 (s. VI 59 usw.)? Vgl. über die Frage Wellmann S.-Ber. Akad. Berl. 1931, 7ff. 129 widerlegt P. den Th. aus ihm selbst (Abert 37; vgl. § 130). Das Problem kann hier nicht erledigt werden [3].

Andere griechische Quellen außer Th. hat P. kaum eingesehen; das Zitat des Alexander Polyhistor (16) kann vermittelt sein, das des Astrologen Timaios 82 (u. Bd. VI A S. 1228. Münzer 254 A.) ist es bestimmt. Anders steht es mit dem im Index und in 51 erscheinenden Sextius Niger; auf ihn werden wir solche Stellen zurückführen dürfen, an denen sich P. mit Dioskorides berührt: 30. 50f. 55f. 64. 79 (Bretzl 264). 147. 167. [329] 180. 182 (vgl. Diosk. I 127, 2). 244. 248. Da er die Heilkraft der Pflanzen später behandelt, so hat er hier keine Veranlassung, mehr aus ihm zu entnehmen. Wenn Abert 51ff. dem Sextius mehr zuschreiben will, gerade auch in den botanischen Partien, so ist das kaum richtig. – Auf den im Index erscheinenden Demokrit (Bolos) wird letzten Endes die abergläubische Notiz 179 (199?) zurückgehen; vgl. Wellmann 29; ebd. 1929, 20.

Unter den lateinischen Quellen können wir zwei kontrollieren, Cato und Vitruv. Jener wird oft zitiert und mehrfach direkt benutzt, so 193f., wo zwei längere Stellen wörtlich ausgeschrieben sind. Nennenswerte Bedeutung für den Inhalt hat er jedoch nicht, obgleich P. oft die Praxis im Auge hat und auf die Interessen der Landwirte eingeht. Der nur im Index genannte Vitruv ist an einigen Stellen aufgeschlagen: 45 (falsch Degering Rhein. Mus. LVII 16. Abert 25. 57). 67. 192. 196f. 213. 218f. 221. 233 (hier aus ihm der von den Herausgebern getilgte [!] Zusatz et populus): alle diese Entlehnungen beziehen sich auf Vitr. II 9 (über das Bauholz). Varro zur gemeinsamen Quelle des P. und Vitruv zu machen (W. Poppe Vitruvs Quellen im II. B. [Kiel 1909] 42ff.) ist im Ganzen verfehlt, wenn auch P. Varros Buch de architectura eingesehen haben mag. S. auch L. Sontheimer Vitr. und seine Zeit (Tüb. 1908) 43. Oehmichen Studien 211. Detl. Philol. XXXI 388.

Varros Schrift über den Landbau ist nur für 115. 194 eingesehen, während ihm von den historischen Nachrichten viele entlehnt sein werden; s. etwa 15 E. 37. 59 (Theopompzitat: Münzer 160). 132. 144. 192 (Pisozitat: Münzer 202). 216. 234ff. 249ff.? (Druiden). Eigenartig ist 81, wo sich der Vorwurf, die römischen Autoren hätten nicht genug aus Th. entnommen, auf Varr. r. r. I 1, 7 bezieht (dem er höchstens die Tatsache entnimmt, daß Sybaris jetzt Thurii heiße). Münzer 20.

Ein wichtiges und schwieriges Problem bildet die Herkunft der teilweise recht umfangreichen wissenschaftlich-botanischen Notizen, die bei Th. so wenig Entsprechung haben, daß man sie auch der Bearbeitung kaum zutraut. Dazu gehört, was in 16–20. 25 über die Eicheln gesagt ist (wo nur 19 E. aus Th. stammt); ferner 32. 33 a und große Teile von 34. Ferner 35–45 über Rinde und Pech (außer 44 b) mit starker Rücksicht auf die Praxis; auch die Sechsteilung wird der Quelle entnommen sein. Ferner 52–55 (wo nur struis congeries 53 eine schwache Ähnlichkeit mit Th. IX 3, 1 aufweist). 61 (über sappinus). 66–76, wo nur wenig auf Th. zurückgeht und 72 b sich mit Columella berührt (aber P. nimmt gerade die Meinung des Scrofa an, gegen die Colum. polemisiert). 89 (Palmblätter). 93–95 (ordo naturae, wenig aus Th.). 101 b–104 (verschiedene Blütezeiten). 107–110 (Einiges aus Th.; in 109 Parallele zu Colum. V 10). 112–119. 123 b. 124 (außer dem Schluß). 134–136. 139–141 (in 141 Berührung mit Columella). 156–161. 163 b. 173 b–176 (auch die Übereinstimmung mit Colum. in 177 a weist kaum auf direkte Benutzung). 178–186 (wo aus Th. stammende Einzelheiten bereits vermittelt sein können). 190f. [330] 200–202. 206. 225 M. 226 a. c (b = Th.). 231–237. 239. 240 a. 242: dies nur eine grobe Auswahl. Es handelt sich hier meist um Dinge, die bei einem seine Aufgabe etwas weitherzig auffassenden und technische Fragen berücksichtigenden Landwirt gestanden haben können (Bauernkalender 188. 190). Da der 241 zitierte Graecinus ziemlich schattenhaft bleibt und der nur im Ind. XVI–XIX. XXIf. erscheinende Calpurnius Bassus nicht faßbar ist, so bleiben als mögliche Quellen Celsus und Hygin; jener im Index nicht genannt, vielleicht 188 mit novissima ratione gemeint. Dieser wird 230 für Technisches zitiert; P. wird ihm auch das dort auftretende Catozitat verdanken (Abert 42ff.); er könnte auch die vielen technischen Bemerkungen über Holzbearbeitung 226ff. geliefert haben. Im Hinblick auf Bd. X S. 630 sei bemerkt, daß uns für seine Benutzung durch Vergil kein Zeugnis vorliegt, da Colum. I 1, 13 anders aufzufassen ist (Lundström Eran. XV 161). Rätselhaft bleibt auch hier der im Index auftauchende Trogus; hat er wirklich ein botanisches Werk verfaßt, so kommt er als Quelle der nicht-theophrasteischen Notizen stark in Betracht. Aus ihm würde dann z. B. die Polemik in 96 (evtl. auch die in 130 E.) und die Abweichung betr. ilex in 95 stammen.

Aus Vergil ist 127 eine Lesefrucht eingeschoben; auch die in 134 aufgestellte Dreiteilung, die im Grunde auf Th. II 1, 1 beruht, ist durch ihn beeinflußt. – Dem 216 für eine spanische Notiz genannten Bocchus mögen auch andere, besonders auf Spanien bezügliche Nachrichten verdankt werden (15. 32. 198). – Wie sehr wir vielfach im Dunkeln tappen, zeigt die überraschende Nennung des Nigidius für eine landwirtschaftliche Tatsache in 25; man möchte ihm sonst religiöse Notizen zuschreiben wie 24 E. 35 E. 44.154 (wo er freilich immer mit Varro konkurriert), ferner das Timaioszitat (o. S. 328, 60). – Manche Nachrichten aus der Kaiserzeit mögen auf eigener Erinnerung beruhen (233. 236. 242; unpassend eingefügt die Geschichte von Tiberius 194); bei anderen kann man an Mucianus (genannt 213) und Cremutius (genannt 108) denken; bei 200–202 an Valerianus und P.’ eigenes Geschichtswerk (Münzer 378. 407), bei 203 an die Bella Germ. (Norden Germ. Urgesch. 308). Eine Preisangabe findet sich 141.

B. XVII behandelt nach dem Index die sativarum arborum naturae, nach § 1 die, quae arte et humanis ingeniis fiunt verius quam nascuntur. Doch wird zuerst eine Anekdote von L. Crassus und Cn. Ahenobarbus erzählt, die man längst auf Nepos zurückgeführt hat (Münzer 329); daran knüpft sich eine Erinnerung an die neronische Zeit. Die Notizen über von Bäumen abgeleitete Beinamen und über eine Bestimmung der XIItab. stammen aus Varro (§ 7. Münzer 259. 267). Bei 9 glaubt man zum Thema gelangt zu sein; aber es gibt eine Überraschung, da P. erklärt quae ad cuncta arborum genera pertinent in commune, de caelo terraque dicemus. Nun ist die Rede von Klima und Bodenbeschaffenheit einschließlich Melioration durch Mergel, Asche und Dünger. Das ist mit § 57 beendet, dann heißt es wieder wie am Anfang: nunc de iis arboribus [331] dicemus, quae cura hominum atque arte proveniunt. Zuerst kommt das serere, wobei schädliche Einflüsse wie Schatten und Tropfenfall (89–94) mit abgehandelt werden; es folgen die verschiedenen Methoden der insitio (99–122) mit einem Anhang über seltenere Arten der Fortpflanzung. Der nächste Abschnitt ist der Olive und den Obstbäumen gewidmet (125–140); dann erklärt P., die wegen ihrer Früchte gezogenen Bäume verlassen und sich denen zuwenden zu wollen, die man wegen ihres Holzes propter alias ac vineas maxime anpflanze. Sie bilden den Übergang zum Weinstock, der einen breiten Raum einnimmt; das Technische ist hier eingehend behandelt (152–215). Wir hören, daß satus cultusque arborum nun erledigt sei: indicanda reliqua natura est magno opere pertinens ad omnia ea. Das bezieht sich auf Krankheiten der Bäume (216–240) mit einem Anhang über τέρατα und prodigia; sinngemäß schließen sich an die remedia arborum (246 Schl.).

Das ganze Buch berührt sich in seinem Inhalt nahe mit denen landwirtschaftlicher Natur: Cato Varro Vergil, die Sasernae, Scrofa und Columella werden zitiert, Celsus Hygin Graecinus und Iulius Atticus im Index genannt; über Dessius Mundus o. Bd. V S. 254. Die Parallelen aus der erhaltenen Literatur (Columella, Palladius, Geoponica) sind meist schon von Harduin und danach von Mayhoff (nicht immer genau) notiert worden. Von Griechen werden (außer dem Renommierzitat des Aristandros 243) Theophrast, Demokrit und Mago genannt. Es erhebt sich die Frage, welches die Hauptautoren waren, abgesehen von einigen Lesefrüchten, zu denen man in gewissem Sinne auch den (ziemlich reichlich benutzten und teilweise wörtlich ausgeschriebenen) Cato rechnen kann (s. bes. 83–87. 125–127) 263ff. Varro de r. r. wird dreimal angeführt und auch 32 ausgeschrieben; aus anderen Schriften stammt, was in 7 über Altrömisches, in 243f. über Prodigien berichtet wird. Die Hauptfrage ist wieder, ob Th. selbst eingesehen ist; daß ein großer Teil der Berührungen aus landwirtschaftlicher Literatur stammt, ist fraglos. Aber damit ist die Frage nicht abgetan, was schon durch ein äußeres Indicium bewiesen wird: was P. 58 als Ansicht des Trogus mitteilt, steht bei Th. Ganz gleich nun, ob wir an eine Botanik des Trogus glauben oder nicht, hier zeigt sich wieder, daß Th. auf verschiedenen Wegen vermittelt sein kann. S. etwa 42, wo λευκάργιλλος bei Th. nicht vorkommt, wohl aber bei Landwirten; schlecht übersetzt ist σφακελισμός (Th. IV 14, 2) durch dolor membrorum 218 (vgl. 224). Zu beachten sind die keltischen Termini 44. 46, die mit Trogus’ gallischer Herkunft zusammenhängen könnten. Aber es gibt Stellen, wo man direkte Benutzung des Th. annehmen möchte; vgl. 17 a. 30. 31 a. 84 (wo e diverso auf Mißverständnis von ἀνάπαλιν zu beruhen scheint). 123. 216. 226–239 (wo 227 b ~ Colum. IV 24, 21; ganz in die Irre geht Corssen Rhein. Mus. LXVII 244). 241f. 255. In 99 ist mit platanum in lauru das Gegenteil von dem gesagt, was bei Th. steht. Mehrfach finden wir die Zusammenarbeitung verschiedener Stellen, die uns schon öfter begegnet ist.

Direkte Benutzung Columellas steht außer [332] Zweifel, wenn auch Einzelfälle strittig sind; in Betracht kommen etwa 57. 70. 136. 137f. (wo P. übersehen hat, daß die ratio Columellae excogitata schon bei Varro steht, vgl. Keil zu I 40, 6). 144ff. 254. 265. Doch können diese Berührungen teilweise auf die gemeinsame Quelle zurückgehen, die gewiß Celsus ist; möglich ist auch der im Index zitierte Hygin, dessen Nachwirkung aber weniger stark war als die des Celsus. Vgl. 13. 273. (wo die Polemik gegen Vergil aus Celsus stammen wird). 79 (Münzer 77). 83 (mit Polemik gegen Autoritäten und Vergilreminiscenz). 105. 128 (besonders deutlich). Wenn P. 144 bei sonstiger Übereinstimmung mit Colum. 2½ Fuß statt 3 angibt, so wird das Celsus’ Zahl sein. Er wird auch den fünfmal genannten Mago vermittelt haben, ferner Atticus (Teuffel 283, 3) und vielleicht auch Demokrit, der 23. 62 angeführt ist, dessen Spuren aber auch 24 (vgl. Geop. V 5). 98 (? frg. 61 Wellm.). 215. 266 E. vorliegen können; vgl. auch 59 E. mit frg. 48 W. Celsus dürfen wir wohl auch die Polemik gegen Th. in 41 b zuschreiben.

Lesefrüchte aus Vergils Georg. sind spärlich; 240 könnte corylus aus ihm stammen, während P. sonst nux Abellana sagt; übrigens stammt der ganze § 240 b aus anderer Quelle als die Umgebung. In 39 E. ist silva Vergils Ausdruck (II 207); vermittelt wohl in 100. Die 38 zitierte Cicerostelle mit der zweifelhaften La. terram war auch XIII 21 benutzt. Eigene Erfahrung und Erinnerung mag öfter in Betracht kommen, und man könnte inventa nostra 5, nuper 53, vidimus 119 so verwenden; vgl. auch 41 E. 122. 212. 245. – Preisangaben stehen 3. 7f.

B. XVIII ist der natura frugum hortorumque ac florum gewidmet, d. h. es deckt sich in seinem Inhalt stark mit landwirtschaftlichen Schriften. Der für ein Buch reichliche Stoff ist durch allerlei Zutaten, besonders den ländlichen Kalender, stark vermehrt, so daß das Buch sehr angeschwollen ist.

Wie auch sonst geht P. nicht in medias res, sondern schickt 25 §§ voraus: auf allgemeine Betrachtungen folgen antiquarische Notizen, großenteils aus Varro entnommen: über die Arvales (6), alte Feldgottheiten und ländliche Feste (7f.), Beweise für die Hochschätzung des Ackerbaus im alten Rom (9ff.; in 14 scheint Verrius benutzt: Münzer 299); in 17–21 scheint neben Varro bereits Celsus herangezogen zu sein (Münzer 59, 1), beide wohl auch in den Notizen über königliche und andere Schriftsteller über Landbau § 22f. Das Ganze liest sich wie ein Panegyricus der alten Zeit. – Die eigentliche tractatio leitet P. durch eine Polemik gegen Vorgänger ein (24) und stellt an den Anfang oracula, d. h. alte Bauernregeln (oft mißdeutet, zuletzt von Crusius Rh. Mus. XLVII 64), indem er mit denen Catos beginnt; dieser ist teils direkt teils durch Vermittler (wohl Celsus) benutzt. Es folgen andere allgemeine Regeln, illustriert durch Beispiele: § 37 eines aus augusteischer Zeit, 41 ff. ein älteres, für das Piso angeführt wird (wohl durch Varro vermittelt). Die allgemeinen Regeln dienen nicht nur, wie es nach 48 scheinen könnte, dem praeparare des ager, sondern greifen in Dinge ein, die später eingehend behandelt werden.

Nach der auf Theophrast beruhenden Scheidung [333] von Getreidearten und Hülsenfrüchten beginnt mit 49 die Besprechung der ersteren, die bis 116 reicht; doch werden die legumina auch hier schon öfters herangezogen. Auf die physiologischen Tatsachen, die mit einigen Sätzen über das Gewicht der verschiedenen Arten schließen, folgen die einzelnen Getreidearten. Zuerst die Winterfrüchte: Weizen, Gerste usw. (63ff.) mit einer wenig sauberen Scheidung; am Schlusse stehen Bemerkungen über die Fruchtbarkeit des Weizens mit Belegen aus augusteischer und neronischer Zeit. Die mit § 96 einsetzende Behandlung der Sommerfrüchte wird in 97–99 durch einen Exkurs über das Mahlen unterbrochen, in 105f. einen solchen über Brotbereitung mit einem historischen Nachtrag (107f.) über das Alter der Bäcker in Rom. Den Schluß bildet ein Abschnitt über echte und unechte Graupen. Unter den Hülsenfrüchten steht die Bohne voran (117ff.), deren religio in 118f. kurz berührt wird; die Rübe (125–130) paßt nicht in diesen Abschnitt. Bei der Erve (139) wird ein Brief des Augustus angeführt, der durch diese Frucht geheilt worden sei. Nachdem die Luzerne diesen Teil abgeschlossen hat, heißt es wenig geschickt 148 nunc frugum omnium natura peragenda est, cuius in parte de morbis quoque dicatur (vgl. XVII 216ff.), d. h. es werden jetzt frumenta und legumina nicht mehr geschieden.

Die morbi nehmen § 149–156 ein; es ist weniger von den Krankheiten selbst die Rede (Rost 154) als von ihren Ursachen und von Unkraut. Organisch schließen sich die remedia an (157–162 vgl. XVII 246ff.); P. kommt dabei auf die Eigenart des mesopotamischen Bodens zu reden und benutzt das, um die Bodenarten zu besprechen (163–166 a), hinter denen ein Exzerpt über ein ostentum unpassend angefügt ist. Der nächste Abschnitt ist dem Pflügen (und Eggen) gewidmet (167–183), der folgende der reliqua cultura per genera frugum, d. h. dem Hacken, Jäten, Fruchtwechsel (mit Exkurs über die Fruchtbarkeit der Oase Tapsace 188–190), Düngung und Aussaat. Von hier geht P. zu einem Hauptteil des Buches über: de tempore fruges serendi (201–320). Auf ein kurzes, gewissermaßen doxographisches Referat folgt unter Benutzung von Vergils Hinweis auf die siderum mores ein astronomisch-astrologischer Abschnitt (207ff.); dessen Kern bei Caesar oder Sosigenes gestanden haben kann; deren Verhältnis zueinander und zu P. läßt sich kaum ermitteln (H. Brunn 52. Rehm Bd. III A S. 1153; Suppl.-Bd. VII S. 183). In 222 bietet er eine Achtteilung des Jahres, die mit dem Sommersolstitium beginnt; sie ist in dem Kalender der ländlichen Arbeiten, der 223 mit der Aussaat beginnt, zugrunde gelegt, aber mit der Maßgabe, daß darin mit dem Untergang der Plejaden (11. Nov.) begonnen wird. Dieser Kalender reicht bis 320. Die Daten aus dem cäsarischen, die mit 234 beginnen, sind – nicht sehr deutlich – in die 222 angegebenen 8 Teile zerlegt und die landwirtschaftlichen Regeln dazwischen eingeschoben (ähnlich schon bei Colum. XI 2; Lyd. de ost. 304 W.). Dabei läuft viel Unorganisches mit unter, so was 229 über den Mohn aus Cato und einem Arzt (vgl. XIX 168. XX 198ff.) eingeschoben ist. Eine [334] Unterbrechung bildet auch § 261 (über Wetzstein und Sichel). Eine Demokritanekdote (273f.) bietet Gelegenheit zu der Bemerkung, wie wichtig die Wissenschaften (litterae) seien: quae equidem miscebo agrestibus negotiis quam potero dilucide atque perspicue. Diese hochtrabende Ankündigung leitet zwei Erörterungen ein: 1. eine wohl durch Fabianus angeregte, aber in Einzelheiten von ihm abweichende über den Einfluß der Milchstraße und den damit zusammenhängenden von Adler und Hundsstern; darüber erklärt R, ganz Neues (a nullo ante nos prodita) zu bringen (279) 2. eine über römische Agrarfeste (284–289), deren antiquarisches Material aus Varro entnommen ist; sie sind etwas gewaltsam (und gewiß von P. selbst) in diesen Zusammenhang gestellt (Philol. 93, 184). Nach einer Zusammenfassung (290f.) und einer Bemerkung über Mondwirkungen (292) kehrt er zu technischen Regeln zurück. – Unter den durch den Kalender bestimmten Arbeiten heben sich heraus die Ernte (und der Drusch) 296ff., die verschiedene Haltbarkeit der Getreidearten 304ff., die Weinlese 315–320 mit der technisch ziemlich genauen Beschreibung der Kelter (Bd. VI A S. 1740).

Der Schluß des Buches (321–365) hat es mit den Wetterzeichen zu tun, und zwar zunächst mit dem Mond (bis 325), dann mit den Winden (bis 339), wo – mit teilweiser Wiederholung des in B. II und sonst Gesagten – eine Windrose in populärer, für den Bauern faßlicher Weise gegeben wird[4]. Auf das Verständnis der Bauern wird auch 323f. 326f. Rücksicht genommen. Dann folgen aus anderer Quelle allerlei Wetterzeichen, leidlich geordnet, wobei Sonne, Mond und Sterne eine wichtige Rolle spielen.

Die Quellenfrage hat W. Schlottmann De auctoribus quibusdam in Pl. l. XVIII (Rostock 1893) erörtert und den Text teils mit Theophrast teils mit den römischen Landwirten verglichen, um direkte Benutzung des Ersteren wie des Celsus nachzuweisen. – Was nun Theophr. anlangt (der nur im Index aufgezählt wird), so finden sich besonders zwischen § 38 und 203 viele Angaben, die zweifellos auf ihn zurückgehen (s. auch 244. 301. 304); an den meisten Stellen (die von Mayhoff im allgemeinen treffend angegeben sind) ist es deutlich, daß seine Lehre längst von Landwirten aufgenommen war und dem P. durch sie zugekommen ist: es ist erstaunlich, wie groß seine Autorität auch für die Männer der Praxis war. An Mißverständnissen des Textes fehlt es nicht: in 51 ist ἑβδομαῖα falsch bezogen (Schlottmann 6); in 61 beruht hordeum maxime nudum et arinca, set praecipue avena auf Irrtum (Pintianus wollte den P.-Text aus Th. verbessern !); 162 hat er ἰλύν statt ὕλην gelesen (Schlottmann [335] 13); s. etwa noch 155f. (dazu Schneider Theophr. III 688). Besondere Beachtung verdient § 63 (über die Weizenarten), wo deutlich ist, daß die theophrasteische Grundlage schon von Anderen erweitert war; darauf weist auch in 64 der Zusatz et maxime inane speudion, tenuissimi calami (wo Schlottmann 10 kaum mit Recht canchrudian einsetzen will). Über in Peloponneso 60 vgl. Schneider 652. In diesem Sinne möchte man auch wieder solche Stellen verwerten, an denen mehrere Th.-Exzerpte vereinigt sind wie 96. 151f. 154. Will man daraus nicht die Existenz eines bearbeiteten Th. folgern, so beweisen diese Stellen doch gegen direkte Benutzung durch P.; daß sie nirgends vorliegt, ist nicht sicher zu beweisen, für dieses Buch aber immerhin möglich. Grobe Mißverständnisse konnten schon früheren Benutzern unterlaufen, namentlich wenn es Nichtgriechen waren wie Mago und Celsus.

Caesars griechisch geschriebenen Kalender hat P. eingesehen (doch s. o. S. 333) und bei ihm Tubero zitiert gefunden; die Kritik an ihm (271) wird aus einem Landwirt stammen. Wenn wir von anderen absehen, deren Nennung sicher vermittelt ist – so Xenophon 224 durch Ciceros Übersetzung (Virck Cic. qua ratione Xen. Oecon. verterit [Berl. 1914] 14) –, so bleibt als der am häufigsten Zitierte Demokrit übrig (7 Stellen; doch werden an zweien nur Anekdoten erzählt, und 321 geht auf Vergils Abhängigkeit von ihm: s. u.). Die Nennung im Kalender 312 bezieht sich auf den echten Demokrit; so bleiben für Bolos 47. 159 und (wahrscheinlich) 231 (vgl. auch 303): gewiß war dieser von Celsus stark berücksichtigt. Vielleicht stand auch die Notiz aus Zoroaster (200) bei Demokrit; s. Am. Journ. Arch. LIX 479. Bidez-Cumont Les mages hellénisés I 135. II 226. – Eine besondere Quelle müssen wir wohl für die Wetterzeichen des Schlusses ansetzen (342–365). Es sind dieselben, die wir in einer von den Alten dem Aristoteles oder Theophrast zugeschriebenen Kompilation περὶ σημείων finden (Theophr. III 115 W.), die auch Arat (und hauptsächlich durch ihn Vergil) und Andere benutzt haben. Während der Traktat περὶ σημείων eine völlig verwirrte Disposition zeigt, weist P. eine gute Anordnung auf, indem erst die μετέωρα, dann die terrena aufgezählt werden. Zu jenen gehören Sonne, Mond, Sterne, Gewitter und Wolken, zu diesen Nebel und Erscheinungen an Feuer, Wasser, Bergen, Tieren und Pflanzen. Möglich also, daß P. die ursprüngliche Anordnung des peripatetischen Traktates bewahrt und diesen selbst benutzt hat. 348f. (und vielleicht auch 350) sind eine Einlage aus Varro. Vgl. Heeger De Theophrasti qui fertur περὶ σημείων libro (Lpz. 1889), bes. 40.

Unter den Römern stehen die Landwirte an erster Stelle. Von den erhaltenen sind Cato und Varro am öftesten genannt, und bei ersterem muß man auch an indirekte Benutzung denken (Münzer 55ff.); so ist 26f. aus Celsus genommen, während 28ff. Cato selbst eingesehen ist. Ich kann hier auf Münzer verweisen; Schlottmann 16 leugnet mit Unrecht jede direkte Benutzung. In 34. 44 u. ö. läßt sich Benutzung der praecepta ad filium wahrscheinlich [336] machen, die P. aber wohl nicht selbst eingesehen hat. Direkte Benutzung haben wir z. B. 163. 243 (wo mehrere Stellen kombiniert sind); deutlich ist, daß ihm Cato ein ehrwürdiges Orakel war, dessen Stimme immer gehört zu werden beanspruchen durfte. – Varro wird zwölfmal genannt; doch beziehen sich nicht alle diese Erwähnungen auf de r. r.; diese Schrift ist z.B. 165f. stark ausgebeutet, ohne daß der Autor genannt ist; dasselbe liegt 305 a vor. Natürlich ist auch hier bisweilen mit indirekter Benutzung zu rechnen. Landwirtschaftliche Regeln, die nicht aus de r. r. stammen, finden wir 294, Wetterregeln in einem wörtlichen Exzerpt 348f., wohl aus dem astronomischen Buch der Disciplinae. Aueh hier ist ihm allerlei Antiquarisch-Historisches entnommen: 6ff. 17. 41-43 (mit dem Pisozitat). 118. 284ff. (aus Antiqu. XXXIV; vgl. Mommsen Chronol.2 69. Kroll Philol. XCIII 184). 307. – Columella erscheint im Text zweimal (70. 303); beide Male polemisiert P. gegen ihn, folgt also wohl der Ansicht des Celsus. Er ist gewiß öfter eingesehen; vgl. 166 b. 199–200 a. Aber häufiger sind Fälle wie etwa 176–179, wo sein Eigentum so stark mit fremdem durchsetzt ist, daß man eher an Benutzung einer gemeinsamen Quelle denkt.

Daß wir für diese Celsus zu halten haben, ist nach Reitzenstein (Woch. f. kl. Philol. 1888, 591) von Schlottmann und Münzer 55ff. erhärtet worden; soweit man bei P. von einer Unterlage reden darf, scheint er sie gebildet zu haben (s. etwa 185). Ihm verdankt P. auch manche Zitate; für das des Mago 35 wird es durch Colum. I 1, 18 bewiesen; auf diesen könnte bisweilen die Erwähnung Afrikas zurückgehen, so 186 (wo kurz vorher faba runcari non gestit durch Colum. II 11, 6 als Vorschrift des Celsus bezeugt ist). Ähnlich liegt es 195, vgl. Colum. II 9, 11. Auch die von Sextius 274 erzählte Anekdote könnte aus seinem Schüler Celsus oder aus Fabianus geschöpft sein. Was Vergil anlangt, so sind dem P. die Georgica natürlich eine Autorität und ihr Wortlaut ihm geläufig; abgesehen von den Zitaten sieht man das daraus, daß er Reminiscenzen an sie nachträglich und manchmal unorganisch einfügt: 153f. (luxuria ∼ I 111). 170 E. 202. 206. 209. 343ff., vielleicht auch 352. 356. 364. Aber die starke Berücksichtigung der Georgica bei Columella weist darauf hin, daß schon Celsus andauernd Bezug auf sie nahm. Ihm dürfen wir wohl die 181 gegebene Interpretation der rätselhaften Verse I 47ff. zuschreiben (ähnlich 300), ferner die Einschränkung 187; sonst etwa die Nennungen 120. 157 (Welzhofer 1878, 70). 242. Zweifelhaft ist das bei 321: Vergilius etiam in numeros lunae digerenda quaedam putavit Democriti secutus ostentationem (das letzte Wort nicht ganz verständlich). Hat P. das aus guter Quelle, so lernen wir, daß Vergils Abweichungen von Hesiod (Georg. I 276ff.) aus Demokrit stammen, der dann ältere Lunaria benutzt hätte; vgl. Philol. 93, 191. Cumont Antiqu. class. II 259.

Daneben kommen jüngere Autoren in Betracht, deren Anteil wir meist nicht abzugrenzen in der Lage sind. Von ihnen erscheinen nur im Index der unbestimmbare Domitius Calvinus [337] (auch in Ind. XI); Trogus; Iulius Graecinus, an den man bei dem Abschnitt über den Weinbau denkt (315–320; falsch o. Bd. X S. 613, 25); Sergius Paulus; Sabinius Tiro und Calpurnius Bassus. Von ihnen geht aus intra XXII hos annos 317. Aus Landwirten stammen auch die Kochrezepte 72ff. (vgl. Geop. III 8f. Cato 87). 102ff. Wem die Anspielungen auf Vorfälle der Kaiserzeit zuzuschreiben sind (35. 37. 55. 94. 102. 205. 317), steht dahin; hier konnte manchmal auch eigene Erinnerung vorliegen, und ohne weiteres werden wir das bei Erwähnungen der jüngsten Vergangenheit (183. 209) annehmen. Auf eigener Beobachtung beruht wohl auch 66 E. 95. 149. 205.

Auch im Text genannt ist Hygin (vgl. 131), der öfter herangezogen sein mag; Papirius Fabianus, der die Anregung zu 275–283 gegeben haben könnte (Philol. 93, 190); Turranius Gracilis, dem der Hinweis auf Augustus’ Briefe (94. 139) zu danken sein wird (Münzer 388) und der wohl auch Material für Spanisches geliefert hat (s. Bd. VII A S. 1442); endlich Mamilius Sura, der sich 143 mit einer Ansicht Catos auseinandersetzt, uns aber sonst nur aus den Indices bekannt ist. Eine direkte Lesefrucht wird das Zitat des Attius (Labeo?) qui Praxidica scripsit sein (200); s. Amer. Journ. of Phil. LIX (1938) 479. Über Sergius Plautus s. Bd. II A S. 1719. Vereinzelt ist Verrius Flaccus aufgeschlagen: 62 E. und vielleicht 14. 83. 107f. (Münzer 299ff.); doch ist sein Eigentum von dem Varros schwer zu scheiden. Über 324 (Verhältnis der Mond- zur Sonnenbewegung, aus Celsus?) s. Bidez-Cumont Les mages hellénisés II 176.

Preisangaben finden sich 90. 130. 189.

B. XIX soll die Gartengewächse behandeln (1 proximam multi hortorum curam fecere), und in der Schlußbemerkung heißt es et hactenus hortensia diceta sint … Aber in § 2 erklärt P., nicht sogleich zu ihnen übergehen zu wollen. Die Fachleute hätten gewisse lebenswichtige Pflanzen übergangen, und diese wolle er zunächst vornehmen. Daß hier eine Änderung des ursprünglichen Planes vorliegt, ergibt sich auch daraus, daß am Anfang des Quellenregisters der erst in § 51 zitierte Plautus steht (H. Brunn30). Der Einschub (3–48) umfaßt Flachs, Spartgras, Binsen, miracula wie wurzellose Pflanzen (Trüffeln 33–37), Silphion (38–46) und Färbemittel.

§ 49 hören wir ab his superest reverti ad hortorum curam; auf eine historische Einleitung folgen Regeln (57–60) für die Anlage des Gartens. 60 E. steht eine Einteilung nach 10 Punkten, z. B. alia bulbo commendantur … alia cartilagine (das sind die res X des Index), dann folgen andere Einteilungsprinzipien, wobei gleich die Malve nebenher abgehandelt wird (deren medizinische Bedeutung freilich in B. XX ausführlich erörtert wird). Diese Einteilung ist für das Folgende nur teilweise maßgebend; so cartilago für 64ff. (vgl. 88 lignosiora sunt reliqua in cartilaginum genere); bulbi 93ff.; ferulacea (62) 173–175. Zu den knorpeligen gehören Gurke, Kürbis, Rüben, Möhren, siser und Alant; den Zwiebeln ist 93–97 gewidmet. Dann wird eine allgemeine Bemerkung über Wurzeln und Blüten und Blätterausfall eingeschoben (98–100), darauf [338] geht es wieder zu Zwiebeln, Lauch und Knoblauch; nach einem Einschub über Wachstum und Aussaat (117–122) stehen Bemerkungen über solche Pflanzen, die nur eine oder mehrere Arten haben (123f.). Dann kommen Latticharten (mit einer Bemerkung über alle hortensia 131), Beete, Kohlarten (allgemeine Beobachtung 144), Spargel und Distel. 154 heißt es cetera in transcursu dici possunt; es sind in der Hauptsache Hirnkraut, Kresse, Raute, Eppich, Minze, olusatrum, Mohn, womit sich eine Einteilung nach solchen Pflanzen kreuzt, die zusammen ausgesät werden (167. 170). Daran schließen sich die ferulacea (173–175). Ähnlich wie in XVIII s. 44f. werden nun die morbi (wozu auch Ungeziefer gehört) der hortensia und die remedia dagegen besprochen (176–182 mit Einlage über Dauerhaftigkeit – doch wohl pervicacia – des Samens 131, die besser in 119 gepaßt hätte), Bewässerung, Umpflanzen und Säfte; dabei werden einzelne Gattungen eingeschoben (lapathum 184, piperitis usw. 187). Nunmehr kündigt P. an, die bisher ciborum gratia behandelten Gartenpflanzen nach ihrer medizinischen Wirkung besprechen zu wollen.

Über die Quellen haben wir die gründliche und in ihren Ergebnissen meist zuverlässige Arbeit von H. Stadler Die Quellen des P. im XIX. B. Neuburg a. D. 1891. Das Quellenverzeichnis ist mit Vorsicht zu benutzen, da die Liste von Birrius (s. u.) bis Potitus von einem Autor übernommen ist und im Übrigen dieselben Vorsichtsmaßregeln zu beobachten sind wie sonst.

Von den Griechen ist Herodot in 49 indirekt benutzt; die Herleitung aus Varro (Stadler 44) nicht überzeugend. Der in 84 genannte Aristomachus (der dort aber nur Theophrast wiedergibt), wird durch Hygin vermittelt sein (Stadler 7; Celsus auch möglich); Menander qui biochresta scripsit, zitiert in 113, nicht recht zu identifizieren (Suppl.-Bd. VI S. 297), könnte eine Lesefrucht darstellen (anders Stadler 30); von dem nach Zusatz von 1–48 nachgetragenen Anaxilaos (§ 20) gilt dasselbe (Wellmann S.-Ber. Akad. Berl. 1928, 52. Suppl.-Bd. VI S. 5). Demokrit ist durch die Landwirte, besonders wohl durch Celsus vermittelt. Bleibt Theophrast, bei dem sich dieselbe Frage erhebt wie in den vorhergehenden Büchern. Da er von den Landwirten (und teilweise auch den Ärzten) zugrunde gelegt war, wo sie solide botanische Kenntnisse brauchten, so müssen wir vielfach mit indirekter Benutzung rechnen; ich nenne etwa 48 (wo auch H VI 8, 3 hineinspielt). 61f. 93 E. 94. 112. 131f. 161f. Aber in anderen Fällen läßt sich direkte Benutzung kaum ableugnen (so auch Stadler 24). Ich nenne 32 (wo er zitiert wird und P. Exemplare des Textes gesehen zu haben behauptet [s. aber Abert 36]). 36–38 (wo die Bearbeitung benutzt ist: Wirtz 3). 41–46 a. 75f. 80. 95f. 98–107 a. 117–125. 172f. 176. 181–186; namentlich wo physiologische Tatsachen gegeben werden sollten, war er nicht zu entbehren. An Irrtümern bei der Benutzung fehlt es nicht; der krasseste, der sich von 75 an bemerkbar macht, liegt darin, daß er ῥάφανος des Th. mit raphanus übersetzt (= Rettig), während Th. damit die brassica meint. So kommt es, daß er deren Erwähnung [339] apud Graecos vermißt (136); vgl. Stadler 53. 56. 58. 76. 81. Ferner hat er 75 statt ἀμωρέαν χλωράν verstanden; in 80 sagt P. mit haec vitia non cadunt nisi in crispa folia das Gegenteil von dem, was er vorfand; 118 sagt er statt δίενα (= im 2. Jahre) saepius, 125 statt σκολυμῶδες sessile. Vgl. noch 78. 117. 119. 120f. (Schneider Theophr. III 544). 125. 181 (Schneider 589). 184. 186. Erweiterungen (von Stadler nicht immer hervorgehoben) finden sich auf Schritt und Tritt, z. B. 98. 107; wenn in 95 setanion und aegilopa zugefügt sind, so kann man wieder an den erweiterten Th. denken. Die Einarbeitungen stammen häufig aus den geoponischen Quellen. 62 darf in Arabia natürlich nicht getilgt werden, weil es bei Th. fehlt.

Wie kompliziert die Quellenfragen liegen, zeigt § 162f., wo vom olusatrum = ἱπποσέλινον die Rede ist. Die Stelle ist von Stadler 91f. und von P. Wirtz 10. 33f. behandelt. Der Satz hipposelinum Graeci vocant, alii zmyrnium entspricht Colum. XI 3, 36 genau, während e lacrima caulis sui nascitur mehrfach bei Th. steht (bes. H. IX 1, 3). seritur et radice kann ich nicht nachweisen; es könnte allenfalls Mißverständnis der eben angeführten Th.-Stelle vorliegen, an der es heißt, daß sich auch an der Wurzel des Hipposelinon Tränensaft finde. Für die Ähnlichkeit des Saftes mit dem der Myrrhe und die Entstehung des Hipposelinon aus dieser (!) beruft sich P. ausdrücklich auf Th. und meint eben diese Stelle (s. Bd. XVI S. 1138). Weiter heißt es, die Alten rieten, die Pflanze in locis incultis, lapidosis iuxta maceriam zu säen; jetzt pflanze man sie auf umgegrabenen Boden von Anfang Februar bis nach der Herbstgleiche. Ersteres findet sich heute nicht bei Th., der vielmehr sagt, die Pflanze gedeihe gleichmäßig überall; aber Schol. Nikand. Th. 596 führt ausdrücklich auf Th. die Behauptung zurück, das H. gedeihe auch auf steinigem Boden. Nun könnte P. ja diese Th.-Rezension benützt haben (s. o. S. 328), aber es fehlt incultis, und das steht bei Dioskor. III 68 φύεται δὲ ἐν πετρώδεσι τόποις καὶ γεωλόφοις καὶ ἐνίκμοις καὶ γωνίαις χερσευόυσαις Aber die letzten Worte (καὶ ἐνίκμ. – χερσ.) stehen nur in wenigen Hss. und sind von Wellmann nicht aufgenommen, und wo P. aus Sextius schöpft, d. h. aus der mit Diosk. gemeinsamen Quelle, sagt er (XXVII 134) nascitur et in saxosis collibus et in terrenis! Hier ist zu keiner Sicherheit zu gelangen. Dagegen steht die Vorschrift, das H. pastinato loco zu säen, bei Colum. XI 3, 36 (und Wirtz will ihn zu P.’ Quelle machen); bei ihm steht aber auch iuxta maceriam, das P. ausdrücklich den veteres zuschreibt! Endlich gibt Columella als Datum für die Aussaat entweder die letzte Augustwoche oder den Januar an: schon das schließt aus, daß er die Quelle des P. sei. Dieser scheint Th. und Celsus zu benutzen, vielleicht für das Datum der Aussaat noch eine zweite römische Quelle. Von dem Vorwurf, den Stadler gegen P. erhebt, er habe Hipposelinon und Smyrnion (Dioskor. III 67 und 68) verwechselt, möchte ich ihn freisprechen.

Dabei ist schon der Name des Sextius Niger gefallen, der im Index nicht steht und der auch zu den eigentlichen Quellen dieses Buches nicht [340] gehört. Aber da P. das für die medizinischen Bücher gesammelte Material fortwährend heranzieht, so stammt allerlei (meist nur nebensächliche Bemerkungen) aus Sextius (von Stadler gut beobachtet). So dürfen wir aus ihm das Krateuaszitat § 165 herleiten; vgl. ferner 21 b. 47 (s. Mayhoffs Textgestaltung). 75? 78 E. 79 (vgl. Diosk. I 37. II 112). 86f. 89 (vgl. Diosk. III 72). 91f 94 E. 96. 126 b. 151. 161b. 187f. – Iuba fehlt im Index, könnte aber für Afrikanisches und Orientalisches herangezogen sein (etwa 14f. 22. 62 [s. u. über in Arabia] 63).

Unter den Römern steht der im Text nie genannte Celsus an erster Stelle: man wird nicht fehlgehen, wenn man ihn als Hauptautorität für das Landwirtschaftliche betrachtet. Die weitreichenden Berührungen mit Columella beruhen, wie die häufigen Abweichungen und das Mehr bei P. beweist, auf gemeinsamer Benutzung dieses Autors. Ich nenne als längere Abschnitte, für die er als Quelle in Frage kommt, Beispiels halber 64–73. 106–114. 129–135. 137–143. 163–169; Berührungen mit den medizinischen Büchern finden sich 85. 89. 93. 127. 169. – Neben ihm kommt der in 88 genannte Hygin in Frage; 83 bezeugt Colum. XI 3, 62 den Gebrauch der palea ausdrücklich für ihn; Vermutungen wie über 65. 90. 105 (Stadler 50. 60. 66) sind unsicher, zutreffend Stadlers skeptische Bemerkung S. 25. In § 84 scheint das Zitat des Aristomachos durch ihn vermittelt; übrigens war die dort mitgeteilte Ansicht auch aus Th. zu entnehmen. Nicht außer Acht lassen darf man, daß Celsus bereits Rücksicht auf Hygin genommen hat. Notizen aus Demokrit (nachweisbar z. B. 68. 156) können sowohl durch Celsus wie durch Hygin vermittelt sein. Columella wird 68 genannt und benutzt (Münzer 65), wird aber darüber hinaus nur selten Quelle sein.

Varro ist für Landwirtschaftliches wenig benutzt (§ 176), desto mehr für allerlei antiquarische Notizen besonders aus der römischen Welt (in 8 auch genannt); vgl. bes. 49ff. Die Stellen sind aus Münzers Register und aus Stadler leicht zu entnehmen; doch hat Letzterer sich von Gruppe Comment. Mommsen. 553 zu sehr ins Schlepptau nehmen lassen. Auch wenn er S. 37 über § 26ff. bemerkt ,Das Spartumkapitel scheint Varro anzugehören‘, so schießt das über das Ziel hinaus; die Benutzung erstreckt sich nur auf 25f., vielleicht teilweise auf 27. Ganz verfehlt ist die Bemerkung über 160 bei Stadler 90. – Cato wird als Autor fünfmal zitiert; in 57 ist ihm nur ein Satz entnommen (anders Stadler 46), ebenso 93; mehr 136 (trotz Münzer 71. Wellmann 35, dessen Emendation von lenis eben durch unsere Stelle widerlegt wird). 147–149. – Von keiner Bedeutung ist der 59 genannte Vergil, an den sich Anklänge in 6. 61 finden. Allerlei wird aus jüngeren Landwirten entnommen sein, von denen Sabinius (so, nicht Sabinus: Detl. Progr. Glückstadt 1881, 5) Tiro in 177 zitiert wird, Calpurnius Bassus, Mamilius Sura. Die Nennung des Licinius Macer im Index ist auf Aemilius Macer zu beziehen, aber nicht wegzuemendieren (treffend H. Brunn30).

Ziemlich zahlreich sind Hinweise auf jüngere [341] Ereignisse und Methoden; soweit es sich um Landwirtschaftliches handelt, könnte man auf P. selbst zurückführen etwa die Beobachtungen in 8 (9?). 11 E. 27 E. (nunc iam). 35. 39. 67. 81. 83 (Germanien). 108. 128 E. Hinweise auf Vorfälle aus Caesars Zeit finden sich 40 (wo Münzer 126, 2 an Hirtius als Quelle denkt, da in cod. T hirtio statt birrio stehe [was auch zweifelhaft ist]; aber diese Hs. ist wertlos, s. u. S. 434); vgl. Detl. Progr. Glückstadt 1881, 3. Aus Augustus’ Zeit 22. 92. 128, aus Tiberius’ 64 (hier Celsus Quelle). 90. 110. 137. 145, aus neronischer 24. Für die in 3f. berührten Ereignisse konnte P. sein eigenes Geschichtswerk benutzen (Münzer 409). Eine Kuriosität in 12 ist aus Mucianus genommen, und ihm hat man auch die falsche Angabe in Arabia § 62 zuweisen wollen, ohne daß die Gründe ausreichen (Stadler 48). Doch mag er noch bisweilen eingesehen sein. Manches von diesen Nachrichten kann auf eigener Erinnerung des P. beruhen. Bei der spanischen Notiz 30 E. (und anderen, s. 26–30? 63. 94. 161) könnte man an Turranius denken. Der am Schlusse des lat. Index stehende Potitus wird der auch XIV 69 erwähnte Valerius Messala Potitus sein, cos. suff. 31 (?) v. C. (Detl. 6).

Preisangaben finden sich 20. 38. 152.


Anmerkung Wikisource: Der folgende Abschnitt (Seiten 341–392) von Rudolf Hanslik (1907-1982) wird erst im Jahre 2053 gemeinfrei.

Buch XX–XXXII. Die vorliegende Behandlung der medizinischen Teile der n. h. hält sich im äußeren Rahmen an die vorstehende Arbeit Krolls, so daß zunächst eine Übersicht über die einzelnen Bücher und dann eine Quellenanalyse gegeben wird. etc. etc.


9. Die B. XXXIII–XXXVII enthalten die Mineralogie, richtiger gesagt (da diese Wissenschaft im Altertum in den Kinderschuhen steckengeblieben ist), die Lehre von den Metallen und Steinen. Die Beschreibungen dieser Stoffe nehmen den geringsten Platz ein, können auch nach dem Stande der Wissenschaft nur oberflächlich sein; doch sei bemerkt, daß bei der Schilderung des sog. Diamanten (o. Bd. V S. 323) und sonst gelegentlich auf die Krystallformen eingegangen wird (XXXVI 56. XXXVII 137. 144. 147. 178). In der Hauptsache aber handelt es sich für P. gar nicht um Mineralogie, sondern um Lithurgik, d. h. angewandte Steinkunde, so daß z. B. bei den Edelsteinen über deren medizinische und abergläubische Verwendung eingehend gesprochen wird. Vgl. A. Nies Zur Mineralogie des P. Progr. Realschule Mainz 1884. Namentlich aber hat P. den wunderlichen Einfall gehabt, die künstlerische Verwendung der Stoffe ausführlich zu schildern und dabei die Geschichte der Kunst zu erzählen; daher haben diese Bücher besondere Beachtung gefunden. Daß P. kein inneres Verhältnis zur Kunst hat, daß es ihm auch hier in erster Linie auf Anhäufung von Stoff ankommt, empfindet man überall in diesen Abschnitten und erkennt es aus gelegentlichen Urteilen wie XXXIV 38. 45f. Vgl. etwa Kalkmann 242.

Diese Chapters on the History of Art sind von K. Jex-Blake übersetzt und von E. Sellers mit Kommentar und historischer Einleitung versehen (Lond. 1896), die die Ergebnisse der Forschung geschickt zusammenfaßt. Die chemisch-mineralogischen Abschnitte sind mit Apparat, Übersetzung und Sachkommentar ediert von K. C. Bailey P.’ Chapters on Chemical Subjects. I. II (Lond. 1929/32); auch Abschnitte aus B. II. IX. XIX. XXXI sind aufgenommen. Über P.’ chemische Kenntnisse handelt v. Lippmann Abh. u. Vortr. I (1906) 1–46. Die Indices der B. XXXIII–XXXVI bespricht Urlichs Quellenreg. (s. S. 425). Oehmichen 108ff. Zur Frage des Bergbaues S. Täckholm Studien über den Bergbau der römischen Kaiserzeit [393] (Upsala 1937); zahlreiche P.-Stellen werden hier erörtert.

B. XXXIII, das metallorum naturae enthalten soll, hat es eigentlich nur mit Gold und Silber zu tun; das bietet Gelegenheit zu Tiraden gegen den Luxus, die gleich mit dem Prooemium einsetzen (1–5), aber sich über das ganze Buch hinziehen. Der leitende Gedanke für das Buch sind die Erträgnisse der Bergwerke, so daß neben Gold (4–85) und Silber (95–158) auch die Nebenprodukte des Bergbaus abgehandelt werden, bei denen (wie meist schon bei Th.) immer wieder betont wird, daß sie sich in Gold- und Silberbergwerken finden (4. 86. 95. 99. 101. 106. 111. 158). So kommen Chrysokolla (s. d.) 86–93, Minium (111–125), Quecksilber (99f. 123ff.), Stibi (101), Lithargyros (106), Ocker und Kyanos (158–164) zu ihrem Recht. Kleinere Einlagen sind die über Lötung (94), Vergoldung (125), den Wetzstein (126) und berühmte Toreuten (154–157), die nach ihrer künstlerischen Bedeutung in vier Klassen eingeteilt sind (ähnlich auch in den folgenden Büchern: s. Oehmichen Übersicht 160ff.); dagegen kann man die großen kulturhistorischen Abschnitte kaum noch als Exkurse bezeichnen. Denn beim Gold erfahren wir über technische Dinge zunächst gar nichts, sondern nur von seinem Gebrauch in Rom (das griechische Material ist dürftig und beschränkt sich beinahe auf einige Homerstellen): dem Tragen goldner Ringe (abgeschlossen 41 E.), wobei auf die Geschichte des Ritterstandes eingegangen wird (29–36); das Münzwesen (42–47), Kunstgewerbliches, Wirtschaftsgeschichtliches (133–138. 141ff.) u. dgl., immer mit dem Hintergedanken, wieviel besser es in der goldlosen Zeit gewesen sei. Von der Gewinnung des Goldes handeln § 58–81; doch ist 64f. ein Abschnitt über Vergoldung eingeschoben, und am Schluß steht etwas über Mischung mit Silber und Elektron; einen Anhang bilden goldene Statuen (82f.) und die medizinische Verwendung (84f.). – Der Teil über das Silber beginnt mit einer rein bergmännischen Belehrung, von der auch später immer wieder Spuren auftauchen; von der medizinischen Verwendung des Silbers ist 102–104, von der der Beiprodukte öfters die Rede, vom Spiegel 128ff.; daher heißt es auch in der summa am Ende der Inhaltsübersicht: medicinae et historiae et observationes CCLXXXVIII..

Betrachten wir das Autorenregister, so sondert sich die Liste derer ab qui de medicina metallica scripserunt; denn daß Detlefsen so mit Recht für scripsit der Vulgata geschrieben hat (B hat nur s.), dürfte feststehen. Es ist eine Liste von 15, von denen 8 (aber in anderer Reihenfolge) in der Ärzteliste zu B. XXI–XXVII stehen; auch die übrigen sieben kommen anderwärts vor, meist in XXXIVf., aber auch in XIIf. und sonst. Im Text ist keiner von ihnen genannt, und wir dürfen annehmen, daß P. die ganze Liste anderswoher übertragen hat, ohne einen dieser Autoren selbst einzusehen – aus Sextius? (Atenstädt Herm. LVII 241). Jedenfalls nicht aus dem Arzt Xenokrates (von Ephesos), der von X. von Aphrodisias zu trennen ist (s. u. S. 407). Die Liste bei Oehmichen 92 täuscht. – Von Griechen nennt er sonst noch Th., der im [394] Text zweimal angeführt wird (113. 126) und dessen direkte Benutzung 113f. 161 in Betracht kommt, während die kleinen Berührungen (meist mit περὶ λίθων) in 86. 94. 123. 126. 158 auf indirekter Benutzung beruhen werden; s. u. S. 395 über 35. Der 118 auch im Text erscheinende Iuba kommt außerdem für einige Notizen in 112–116 (52?) in Frage. An die beiden griechisch schreibenden Römer Iulius Bassus und Sextius Niger denkt man bei den medizinischen Angaben, an letzteren besonders 102–105ff. Am Schlusse des Index steht Metrodor von Skepsis, aus dem irgendeine Lesefrucht stammen mag (o. Bd. XV S. 1482, wo Schol. Nikand. Th. 613 zuzufügen); von den vorher aufgezählten sieben Kunstschriftstellern käme allenfalls Pasiteles in Betracht (130. 154–157); doch ist zu beachten, daß der Künstlerkatalog 156f. sich nach dem römischen Alphabet richtet (verkehrt Roßbach Rh. Mus. LIII 167), und Furtwängler Kl. Schr. II 11 könnte Recht haben, wenn er seine Zusammenstellung dem P. selbst zuschreibt (vgl. jedoch die Liste von τορευταί Athen. XI 782 b und die bei Diels Abh. Akad. Berl. 1904, 6f.: man sieht, daß dergleichen damals massenhaft umlief).

Unter den römischen Quellen steht an erster Stelle Domitianus Caesar: diese Vorzugsstellung soll der Ergebenheit gegen das Kaiserhaus Ausdruck verleihen. Daß der schon in 21 genannte Fenestella zu spät erscheint, mag ein Versehen sein; man braucht deshalb nicht mit Urlichs Quellenreg. 3f. eine Änderung des ursprünglichen Planes anzunehmen; es sondern sich leicht einige aus, aus denen P. nur Lesefrüchte entnimmt: Iunius Gracchanus 36, Piso 38 (auch 17?), Licinius Calvus 140, Vergil 6 (vgl. 72). Unter den wirklichen Gewährsmännern nimmt Varro den ersten Platz ein; für die Verwendung des Goldes und Silbers in Rom vor allem im staatlichen Gebrauch war er die ausgiebigste Quelle, und seine Schwärmerei für die einfache alte Zeit machte ihn für P. besonders verwendbar. Er wird viermal im Text genannt, kommt aber für große Teile der Abschnitte 6–57. 133–155 als Quelle in Betracht; ihm ist auch das Timaioszitat 43 entlehnt. Mit ihm konkurriert öfters der schwer zu fassende Verrius, der 63. 111 mit Namen genannt wird, an den aber schon H. Brunn 41 bei 10. 42. 112 dachte; Genaueres bei Münzer 307 (jedenfalls ist 42–47 nicht einheitlich; der Satz Servius rex primus signavit aes [43] widerspricht der Ansicht des Verrius: o. Bd. II S. 1507, 57); 61 will Kalkmann 142. 2 lieber dem Mucian zuweisen. Für das Eindringen des Gold- und Silberluxus namentlich in das Kunstgewerbe ist Fenestella (zitiert 21. 146) stärker ausgebeutet, als Münzer zugeben wollte; s. Reitzenstein Festschr. Vahlen 413 über 144ff.; vgl. auch 151ff.). An den 145 genannten Nepos hat man auch bei 27. 57. 82 gedacht; an den 50 genannten Messala bei 39. 82. 132. Notizen aus Mucianus stehen 81. 129. 155, aus Valerius Maximus 150. 153 E., aus Vitruv ist 121f. 163 etwas entnommen; wenn hier auf den Kyanos bezogen wird, was bei Vitr. von Ocker gesagt ist, wird P. selbst die Schuld tragen. S. Bd. XV S. 1848, 41 (wo ich anders urteilte).

Das Buch enthält viele technisch und kaufmännisch [395] genauen Angaben, z. B. auch über Preise. Einen wichtigen Punkt hat Münzer 390, 1 aufgeklärt: Die Angaben über die Mineralschätze Spaniens stammen aus dem im Index übergangenen Cornelius Bocchus, der ähnlich sorgfältig arbeitete wie Frontinus und vor der Mitteilung fachmännischer, auch barbarischer (iberischer) Worte nicht zurückschreckte (62. 67. 77f. 80. 89. 95–98. 106. 118. 158). Ihm wird auch die sachkundige Beschreibung der Goldgewinnung 66ff.: (o.Bd.VII S. 1565; zu 70 s. Quiring Forsch, und Fortschr. X 34f.) zuzuschreiben sein, die von iberischen Worten wimmelt; Einzelheiten könnten letzten Endes auf Th. περὶ μετάλλων zurückgehen. Gar nicht greifbar ist Annius Fetialis, bei dem alles Mögliche gestanden zu haben scheint (s. d.). Das Staatsrechtliche ist im ersten Teil (bes. 243.) so genau, daß man an eine juristische Quelle von der Art des Ateius Capito denken möchte.

Daß man sich den Sachverhalt auch hier nicht einfach denken darf, mag eine Betrachtung von 161ff. zeigen. Was P. in § 161 über den Kyanos sagt, beruht zum großen Teil auf Th. lap. 55; doch ist der Inhalt dieser Stelle mangelhaft und entstellt wiedergegeben. Denn Th. stellt keine Stufenleiter der drei Arten nach ihrer Güte auf, sondern sagt nur, der ägyptische eigne sich am besten für dicke, der skythische für wässrige Farbenmischungen: also entspricht weder Aegyptium maxime probatur noch praefertur huic (dem skythischen) etiamnum Cyprium. Ferner ist Scythicum diluitur facile eine ungenaue Wiedergabe von ὁ σκύθης (βέλτιστος) εἰς τὰ ὑδαρέστερα, und wenn es weiter heißt et cum teritur in quattuor colores mutatur, candidiorem nigrioremve et crassiorem tenuioremve, so liegt dem wohl weiter nichts zugrunde als Th.s Worte φασὶ … τὸν κύανον ἐξ ἑαυτοῦ ποιεῖν χρώματα τέτταρα, τὸ μὲν πρῶτον ἐκ τῶν λεπτοτάτον (λεπτ. Hss.), τὸ δὲ δεύτερον ἐκ παχυτ;των μελάντατον. Ähnliches gilt von XXXVII 119, wo außer derselben Th. Stelle auch § 31 für die Tatsache benutzt ist, daß es männlichen und weiblichen Kyanos gebe. Dort wird aber im Gegensatz zu XXXIII (und auch zu Th.) die Reihenfolge aufgestellt: skythischer kyprischer ägyptischer. Was dort über Verfälschung durch ägyptische Könige gesagt wird, ist aus Th. 55 entnommen, bei dem aber nichts von tinctura steht, sondern von χυτὸς κύανος; daß es sich bei diesem wirklich um Färbung handelte (Bd. XI S. 2240, 43), wußte vielleicht weder P. noch sein Gewährsmann. – Was in XXXIII 161 noch folgt, hat mit Th. nichts mehr zu tun, sondern stammt aus römischer Quelle. P. spricht da vom caeruleum Puteolanum und Hispaniense; da Vitr. VII 11, 1 berichtet caeruli temperationes … Vestorius Puteolis instituit faciundum, und da P. in § 162 sagt nuper accessit et Vestorianum (doch wohl caeruleum, nicht lomentum), so hat man Vitruv zu seiner Quelle machen wollen (Blümner Bd. XI S. 2239, 10. 47; vorsichtiger Detl. Philol. XXXI 407). Tatsächlich haben P. und er außer den Namen nichts gemein; so richtig Oehmichen 224, der eine jüngere Quelle wie Vestalis annimmt. Ob die Mißverständnisse des Th. dieser Quelle oder dem P. selbst zuzuschreiben sind, ist kaum zu entscheiden.

[396] Gerade in diesem Buche sind Hinweise auf Ereignisse der Kaiserzeit häufig (29–33 Augustus bis Claudius); von augusteischer Zeit ist 82. 135, von Tiberius 32, von Caligula 53. 79, von Claudius 23. 41. 54. 63. 134. 145, von Nero 47. 54. 67. 90. 140. 164, von Vespasian 41 die Rede, und an der Spitze des Autorenregisters steht Domitian. Hier geht gewiß Vieles auf eigene Erinnerung zurück, und Oehmichen 117ff. hat den Versuch gemacht, diese eigenen Zusätze des P. in den kunsthistorischen Büchern auszuscheiden. Nos vidimus heißt es 63 (vgl. 152); ein nunc, nuper u. dgl. (24. 98. 162f.) ist aber nicht immer in diesem Sinne zu verstehen.

Preisangaben (nach der generellen Bemerkung 164 für Rom geltend) finden sich 79. 90. 117f. 147. 158f. 162f.

B. XXXIV enthält die Beschreibung der Produkte der Erz-, Eisen- und Bleigruben (1–137. 138–155. 156–178). Eine weitere Dreiteilung des Inhaltes ergibt sich dadurch, daß das Bergwerkstechnische, das Künstlerische und das Medizinische nebeneinander stehen, wie das P. selbst XXXV 1 hervorhebt. Der Abschnitt über das Erz geht nach einer kurzen Bemerkung über seine Bedeutung für Rom auf das natürliche Vorkommen ein (2–4) und wendet sich dann nach einem Klagelied über den Verfall der Kunst (5) der künstlerischen Verarbeitung des Metalls zu (6–93); Genaueres über den Aufbau dieses Hauptstückes s. u. Es folgt ein technischer Abschnitt über Legierungen und Guß (94–99), und den Schluß bildet die medizinische Verwendung des Erzes und seiner Nebenprodukte wie Galmei, Vitriol usw. Beim Eisen steht nach einer Deklamation (138) und einigen historisch-kunstgeschichtlichen Paradoxa (139–141) das Technische voran, wobei der Magnet eingeschoben ist (147f.); die Heilwirkung bildet den Schluß (151–155). Der Abschnitt über Blei (und das von ihm nicht getrennte Zinn) bringt erst das Technische, dann (von 166 an) das Medizinische, wobei auch Bleiweiß und Arsenik erscheinen.

Die Quellenfrage liegt einfach, wo es sich um die Heilwirkung handelt (bes. 100–136): hier ist die Übereinstimmung mit Dioskorides’ V. Buch so schlagend, daß wir Sextius Niger als gemeinsame Quelle ansetzen dürfen; manchmal hat der eine, manchmal der andere Autor der gemeinsamen Quelle mehr entnommen. Auch das Zitat des Iollas und Nymphodoros (104) dürfen wir wohl auf diese zurückführen. Die Möglichkeit, daß Einiges von dem, was bei P. über den Bestand bei Dioskorides überschießt, aus dem nur im Index genannten Iulius Bassus (Bd. X S. 180) genommen ist, liegt natürlich vor; Mayhoffs Angaben unter dem Text sind ein guter Führer. Ohne erkennbares Prinzip teilt P. manchmal genaue Rezepte (119. 122) oder Marktpreise (160f.) mit. – An Demokrit, der den Index eröffnet, denkt man bei 151. Schwieriger liegt die Sache, wo es sich um Gewinnung und Verhüttung der Metalle handelt. Hier ist deutlich, daß P. moderne Verfahren und Zustände schildert (2–4. 142–150. 156–165), wo man gelegentlich an eigene Kenntnis denken möchte (4 ferunt nuper etiam in Germania provincia repertum). Doch drängen sich spanische Notizen so in [397] den Vordergrund, daß Münzers Vermutung (390, 1), für die Schilderung der spanischen Bleigruben (156–158. 164f.) sei Bocchus zugrunde gelegt, mir völlig gesichert erscheint; auf ihn scheint auch in 148 der bergmännische Ausdruck bulbatio zu weisen (ebenso 159 galena), auch 149 könnte man ihm zuschreiben. Offen bleibt die Frage nach der Herkunft der übrigen Partien dieses Charakters (94–98 oder 99, vgl. Bd. III S. 895f.), für die aus dem Index kaum ein anderer Name zu gewinnen ist als Bocchus. Auch in 22 weist eine Spur auf ihn (Solin. 2, 18).

Am meisten Interesse erweckt und die meisten Aporieen aufgeworfen haben die kunstgeschichtlichen Abschnitte. Ich nenne die Literatur nur, insofern sie noch Wert hat, und verweise für die ältere auf Teuffel⁷ § 313, 4. Schanz-Hosius II⁴ 775. Kommentiert ist das Meiste in Urlichs Chrestomathia; ferner von Miss Sellers (Lond. 1896, o. S. 392). Die Abschnitte über Blei und Eisen (außer 140f. über eiserne Statuen in Rhodos) gehen die Kunst nicht an.

Daß der umfangreiche Teil, der es mit der künstlerischen Bearbeitung des Erzes zu tun hat, uneinheitlich ist, fällt selbst dem flüchtigen Leser auf, und hier noch weniger als sonst kommt man mit der Einquellentheorie weiter. Als erster stellte O. Jahn (S.-Ber. Sächs. Ges. 1850, 1053.) den Zusammenhang mit griechischer Kunsttheorie her, zeigte in den pointierten Urteilen über einzelne Kunstwerke die Nachwirkung griechischer Epigramme auf und wies in der Behandlung der Erzplastiker (und Maler) einen entwicklungsgeschichtlich orientierten Kern auf (vgl. A. Brieger De fontibus libr. XXXIII etc. Greifsw. 1857). Nach mannigfachen, zum Teil sehr in die Irre gehenden Versuchen verfolgte F. Münzer (Herm. XXX 499) letztere Beobachtung weiter und verwertete sie für die Quellenfrage. Der Versuch von A. Kalkmann Die Quellen d. Kunstgesch. des P. (Berl. 1898), über seine Vorgänger hinauszukommen, ist nur teilweise gelungen (Detl. Berl. phil. Woch. 1899, 361). Das Künstlerlexikon des P. behandelte G. Oehmichen Plinianische Studien (Erlang. 1880) 106–211. Die von P. indirekt benutzten Autoren sind uns meist nur in ihrer allgemeinen Tendenz faßbar, und die Zurückführung bestimmter Stellen oder größerer Abschnitte auf sie ist nur selten möglich.

Bei § 6 beginnen die Spuren einer Darstellung, die die Legierungen (korinthisch, delisch, aeginetisch) zugrunde legte (wobei die Einordnung der angeblich erst im J. 146 entstandenen korinthischen Bronze Schwierigkeiten macht) und dann den Fortschritt der Verwendung von Geräten bis zu Bildwerken schilderte; daran schloß sich die Schilderung der Fortschritte, die diese Kunst von Pheidias bis Lysipp gemacht hatte. Doch bildet diese wirklich historische Darstellung nur einen dünnen Faden, der sich durch einen Wust anderer Exzerpte hindurchzieht, von denen sich am leichtesten die römischen Notizen aussondern lassen. Daß dieser Kern auf Xenokrates zurückgeht, hat Robert (Archäol. Märchen 28. 37. 62) gesehen und Münzer erhärtet; das Nähere bleibt dem Art. Xenokrates vorbehalten. Aber im Index erscheinen neben ihm [398] mehrere mit dem Zusatz qui de toreutice scripsit; von diesen wird im Text nur Duris (61) für ein bestimmtes Faktum angeführt, während Menaechmus, der kaum greifbar ist, Xenokrates und Antigonus unter den Künstlern erscheinen (80. 83. 84) mit der Bemerkung, sie hätten de sua arte geschrieben. Ferner nennt das Register als Kunstschriftsteller noch Heliodoros, der nur für athenische Kunstwerke in Frage kommt (Bd. VIII S. 17) und gewiß nur indirekt benutzt ist; ferner Timaios und Praxiteles. Mit Timaios ist gewiß der Historiker gemeint, und der Zusatz qui item (sc. de toreutice scripsit) bei ihm wie bei Duris ein Versehen; P. den Duris selbst einsehen zu lassen (Kalkmann 123. 1443.), liegt kein Grund vor.

So bleiben als in weiterem Umfang benutzte griechische Quellen Xenokrates (s. Schweitzer Xenokrates von Athen, Schrift. Königsberg IX 32 20–46), Antigonos und Pasiteles übrig. Über Antigonos s. Bd. I S. 2421; Münzer 519ff. sucht zu zeigen, daß er die Kunstgeschichte des Xenokrates überarbeitet habe, worin ihm Robert vorangegangen war (47ff. Dessen Vorstellung von einem pergamenischen Kanon ist nicht aufrecht zu erhalten; s. o. Bd. X S. 1873–1878; verfehlt daher auch Kalkmann 121ff.). Wie dem auch sein mag, eine Zerschneidung der kunsthistorischen Partie in Stücke, die aus dem einen oder anderen genommen seien (s. etwa Kalkmann 219f.), ist unmöglich, und man kann aus P. keine allzu genaue Vorstellung dieser letzten Quellen gewinnen (Pasquali Herm. XLVIII 162); sicher ist natürlich, daß die mindestens von der Mitte des 3. Jhdts. an lebenden Künstler nur von Antigonos genannt sein können, der am Ende dieses Jahrhunderts schrieb. Pasiteles (s. d.), der ebenfalls Bildhauer war und quinque volumina nobilium operum in toto orbe (XXXVI 39) schrieb, gehört in Pompeius’ Zeit und kann daher Künstler bis aus der Mitte des 1. Jhdts. genannt und auch auf den Standort der Werke geachtet haben, auch solcher, die sich in Rom befanden (Furtwängler Jahrb. f. Philol. Suppl. IX = Kl. Schr. II 35ff., der aber zuviel von Pasiteles weiß). Münzer 538. Über die Benutzung von Epigrammen hat Jahn 118 aufschlußreich gehandelt (über die Gattung O. Benndorf De anth. gr. epigr. quae ad artem spectant); daß sie von P. selbst benutzt seien (Kalkmann 199f.), ist unwahrscheinlich.

Direkt benutzt könnte P. von diesen Autoren nur den Pasiteles haben, und ich neige deshalb dazu es zu glauben, weil die starke in dem ganzen Abschnitt herrschende Verwirrung und die Merkwürdigkeiten der Anordnung kaum erklärlich sind, wenn man alles aus Varro herleitet – auch bei der gebotenen Voraussetzung, daß die verschiedensten Schriften des Polyhistors ausgebeutet sind, über die Tatsache seiner Benutzung besteht kein Zweifel (s. etwa Furtwängler 51–71. Oehmichen Plinian. Studien 206; gutes Referat über diese und verwandte Fragen bei Sellers LXXVII); aber im Einzelnen ergeben sich große Schwierigkeiten. Allgemeine Erwägungen sowie die Zitate Varros im Text zeigen, daß er über alle die mitgeteilten Tatsachen, soweit sie in seine Lebenszeit fallen, [399] gehandelt haben kann, und Furtwängler zählt sieben Punkte auf, von denen bei ihm die Rede gewesen sei; aber sobald man versucht, diese Mitteilungen in Varros Schriftstellerei unterzubringen, gerät man in große Schwierigkeiten. Furtwängler nimmt an, daß nicht nur in den de rebus und de locis (?) handelnden Büchern der ant. hum. Vieles gestanden habe, sondern auch in de vita sua und in res urbanae. Detlefsen Arch. Jahrb. XVI 105 denkt an die Hebdomades (und sicher waren dort die 360 [?] Statuen des Demetrios ähnlich erwähnt wie in § 17 [Non. 848, 23 L.]); Kalkmann tritt (88ff. 105) für die Disciplinae ein und 101 für de vita PR.; O. Jahn 134f. meint, daß Einzelnes im Logistoricus Fundanius de admirandis und in de proprietate scriptorum (?) gestanden habe; Schreiber 22 nimmt ein im Katalog der varronischen Schriften fehlendes Werk an: man sieht deutlich den embarras de richesse. Ganz unmöglich aber ist es, im allgemeinen zu behaupten, daß irgendeine Nachricht bei Varro nicht gestanden haben könne (Kalkmann 2213.). Sicher wird aber auf Benutzung verschiedener Schriften Varros die Uneinheitlichkeit des ganzen Abschnittes teilweise zurückgehen.

Die eigentliche Künstlergeschichte beginnt nämlich bei § 49 mit einer chronologischen Tabelle, die Künstlergenerationen von Ol. 83 bis 156 nennt und zu jeder Epoche mehrere Vertreter; es werden die bloßen Namen aufgezählt, nur bei Pheidias etwas über das Werk; bei der Generation von Ol. 90 und bei Silanion etwas über Schüler, bei letzterem auch über den – nicht vorhandenen – Lehrer. Die Zeitansätze könnten aus Apollodor stammen (Bd. I S. 2856), von dem es freilich ganz zweifelhaft ist, ob er die Kunstgeschichte berücksichtigt hat (F. Jacoby De Apd. chronicis [Berl. 1900] 23); und in keinem Falle hat ihn (trotz Kalkmann 1ff. Furtwängler 17) P. selbst eingesehen (Oehmichen 198); Vermittler können Varro und Nepos gewesen sein (über Varro Th. Schreiber De artificum aetatibus [Lpz. 1872] 12ff.). P. klagt XXXV 58 über chronicorum errore non dubio – ob auf Grund eigener Erwägung? Über die Wunderlichkeiten dieser Liste s. Robert. 38ff. Wenn nach § 52 die Kunst nach einer Pause von 140 Jahren in Ol. 156 wiederaufgelebt sein soll, so möchte Münzer das mit der angeblichen (§ 7) Erfindung der korinthischen Bronze in Verbindung bringen (Herm. XXX 538); da aber diese in Ol. 158, 3 fällt, so klafft auch hier eine Lücke. – Nunmehr bringt P. drei Künstlerlisten (Oehmichen 162). Die zunächst folgende, die nur die bedeutendsten enthält, schließt sich der Zeittabelle bis Ol. 121 (die Generation nach Lysipp) an und trägt dann Telephanes und Praxiteles nach – Letzteres zur Not dadurch entschuldigt, daß er mehr Marmor- als Erzbildner war. Bei 72 beginnt eine zweite, alphabetische Liste der reliqua multitudo (53) von Alkamenes bis Xenokrates; Übersicht mit problematischer Quellenscheidung bei Kalkmann 184. Dann ein Einschub über pergamenische Künstler, der zum Teil auf dem dort genannten Antigonos beruht (84). Während bei diesen Künstlern allerlei über ihre Werke gesagt wird, folgt nun [400] (85) eine dritte, ebenfalls alphabetische Liste von aequalitate (gleiches künstlerisches Niveau) celebrati artifices, sed nullis operum suorum praecipui. Die §§ 86–91 sind von einer vierten, ebenfalls alphabetischen Liste angefüllt: Künstler, qui eiusdem generis opera fecerunt, z. B. Philosophen, alte Weiber, Viergespanne; die am Schlusse (§ 91) stehende, wiederum alphabetische Liste von solchen, die athletas et armatos et venatores sacrificantesque darstellten, ist nur scheinbar selbständig und gehört zur vorangehenden Aufzählung. Dieses Einteilungsprinzip ließ sich gar nicht durchführen, da z. B. Athleten die Meisten gebildet hatten, also die in 91 Genannten zu Unrecht von den Vorhergehenden geschieden sind; ferner die 26 Künstler der Schlußliste natürlich nur teilweise Jäger oder Opferer in Erz gegossen hatten. P. hat aber völlige Verwirrung dadurch geschaffen, daß er verschiedenen Künstlern nur einzelne Werke zuschreibt, z. B. dem Perillos den Stier des Phalaris, also sein eigenes Einteilungsprinzip durchbricht. Von anderen Versehen will ich erwähnen, daß der bereits in 73 genannte Baton hier zum zweiten Mal erscheint. Hier am ehesten glaubt man P.’ eigene Hand zu spüren. Einen Nachtrag über Kallimachos bildet § 92.

Die erste alphabetische Liste stimmt zu der Tabelle 49ff. nicht, da sie über Ol. 83 hinaufgeht (Harmodios und Aristogeiton 70. 72, vgl. 86; Theodoros von Samos 83); überhaupt ist ja dieser späte Ansatz für den Beginn der Bronzeplastik nicht zu verteidigen. Grob in die Augen fallende Einschübe sind 60, wo nur der Homonymie wegen Pythagoras von Samos angefügt wird (vgl. Kephisodotos 87), und 79, wo der puer sufflans des Lykios doppelt erscheint. Die zweite Liste überschüttet uns mit einer Fülle meist unbekannter Namen, von denen einige bereits unter den Silberschmieden XXXIII 156 vorkamen, Stratonikos außerdem unter den Pergamenern in 84 und als Bildner von Philosophen § 90. Die dritte Liste geht weit ins 2. Jhdt. hinab (z. B. Timon 91). Es sei darauf hingewiesen, daß Varro solche Aufzählungen liebte (r. r. I 1, 8f.); aber mindestens manche Ergänzungen werden von P. selbst herstammen (vgl. z. B. Detl. Arch. Jahrb. XVI 92); Nichts war ja leichter als die Erweiterung eines solchen Kataloges (treffend B. Keil Herm. XXX 226). Es versteht sich aber von selbst und wird durch Einzelbeobachtungen bestätigt (Oehmichen 169), daß der Kern dieser Listen (obwohl sie dem lateinischen Alphabet folgen) griechisch ist.

Sicherer geht man bei der Zurückführung spezifisch römischer Notizen, deren P. viele, nicht alle streng zur Sache gehörige bringt (z. B. 93), auf Varro; solche finden sich besonders in 1. 10–32, Spuren auch in 139. 143. 148 (vgl. Reeh Quaest. Ausonianae [Halle 1916] 12); ihm wird P. auch die Zitate der Annalisten und des in 29 zitierten (im Index fehlenden) Annius Fetialis verdanken. Weniger greifbar ist, wie meist, Verrius, dessen Spuren man in 1. 13. 22. 24. 33 zu begegnen glaubt. – Nepos ist von Brunn (S.-Ber. bayr. Akad. 1875, 311) und nach ihm von Furtwängler für eine Hauptquelle erklärt worden; das trifft nicht zu, aber er wird [401] für Zeitangaben eingesehen sein, so 17 (Münzer Beitr. 342), aber auch später, da seine Stellung im Index auf Benutzung nach § 56 weist. Angaben nach Olympiaden können natürlich auch Xenokrates, Antigonos und Pasiteles gemacht haben, und sie sind für Varro keineswegs ausgeschlossen (o. Bd. I S. 627). – Messala ist 137 wörtlich für ein den Zusammenhang durchbrechendes Paradoxon zitiert. Der in 36 genannte (im Index fehlende) Mucianus kommt auch für 41. 140 und etwa noch für 74. 78. 83 in Betracht; Kalkmann 134. 141 will seine Benutzung noch weiter ausdehnen. Auf Marsus poeta wird der Witz Ciceros 48 zurückgehen, während seine Benutzung in 11 (Münzer 100) problematisch ist. Unsicher bleibt auch die Herleitung von Kaiseranekdoten (48. 62. 82) aus Deculo (Brieger 52f. Münzer 400); wahrscheinlicher ist Abhängigkeit von Fabius Vestalis in 43 (Münzer 354); daß er de pictura scripsit (o. Bd. VI S. 1872), was manche Verwirrung gestiftet hat, ist wohl durch Mayhoffs Textgestaltung erledigt. Eine direkte Lesefrucht könnte die Nennung des Metrodorus von Skepsis 34 darstellen.

Von den Notizen aus der Kaiserzeit werden manche auf eigener Erinnerung des P. beruhen; dazu könnte z. B. 38. 46. 48. 55. 63. 82 gehören (Oehmichen 117), auch die groteske Behauptung, die hervorragendsten der genannten Kunstwerke habe Vespasian im Templum Pacis und anderen seiner Bauten aufgestellt (84). Diese Frage ist mit der auch für die beiden folgenden Bücher wichtigen verquickt, woher P. die sehr ausführliche Liste der in Rom befindlichen Kunstwerke hat, die zum großen Teil aus chronologischen Gründen jünger sein muß als Varro (z. B. Urlichs Quellenreg. 18), die aber auch nur zum Teil auf Pasiteles beruhen kann; jüngere Notizen z. B. 55. 84 (Oehmichen 125). Detl. Arch. Jahrb. XVI 75. XX 113 wird Recht haben, wenn er P. ein modernes Verzeichnis benutzen läßt; ob er die Vermutung, es sei von den curatores aedium sacrarum (Bd. IV S. 1787) womöglich unter Mitwirkung des P. aufgestellt, und zwar für den Census des J. 73, läßt sich nicht aufrecht erhalten (Hauser Röm. Mitt. XX 206). Doch bildet diese Liste in keinem Falle das eigentliche Rückgrat von P.’ Darstellung.

Preisangaben finden sich 11. 37. 41. 45. 160f. 165.

B. XXXV hat nach § 1 terrae ipsius genera lapidumve (im Gegensatz zu den soeben erledigten metalla) zum Gegenstand, biegt aber unvermittelt zur pictura ab, was sich 29 dadurch aufklärt, daß dort von den Malerfarben mineralischer Herkunft gehandelt wird. Zunächst aber kommen moralisierende Betrachtungen über den Rückgang der Malerei, der auf die Bevorzugung kostbarer Materialien (Marmor, Gold) zurückgeführt wird. Dazu kommen allerlei römische Notizen, wie über die imagines maiorum, Porträtstatuen in Bibliotheken u. dgl. Bei 15 beginnt die Geschichte der Anfänge der Malerei, von der aber schon in 17 auf die italische Malerei abgesprungen wird. Dieser bis 28 reichende Abschnitt beschränkt sich aber nicht auf die älteste Zeit, sondern bringt allerlei Notizen bis aus der Regierung des Tiberius, indem krampfhaft herbeigezogen [402] wird, was sich über Maler und Gemälde in Rom sagen läßt. Der Abschnitt 29–49 befaßt sich mit der ratio pingendi (Technik) = § 29 und den pigmenta praeter metallica (Ind.), die hier nur als Malfarben betrachtet werden; den Schluß bildet eine technische Bemerkung. § 50 (über die Vierfarbenmalerei der großen Künstler) bietet Gelegenheit zu einer pessimistischen Betrachtung, an die sich in ähnlichem Ton gehaltene römische Notizen (51 f.) anschließen.

Bei 53 beginnt die Fortsetzung der in 15f. begonnenen Geschichte der Pinselmalerei, die bis 148 reicht; daß es sich nur um diese handelt, wird 61 beiläufig gesagt und ergibt sich daraus, daß der Enkaustik ein besonderer Abschnitt gewidmet ist Es sollen zunächst die celebres besprochen werden; statt dessen folgt eine Polemik gegen die angebliche Behauptung der Griechen, daß die Malerei erst mit Ol. 90 beginne, was zur Besprechung der ältesten, bis in Romulus’ Zeit zurückreichenden Maler benutzt wird (nicht in Einklang mit XXXVI 15). In dieser Kunstgeschichte bildet wiederum der von einzelnen Führern erzielte Fortschritt den leitenden Faden (Robert. 122), die Ähnlichkeit mit der Geschichte der Erzgießer ist unverkennbar (Robert. 67); daran reiht sich die Aufzählung der Werke mit Hervorhebung der in Rom befindlichen, Anekdotisches in reicher Fülle und mehrere Nachträge (in § 111). Nunmehr folgen die Pinselmaler zweiten Ranges, wobei sich Gelegenheit bietet, allerlei Italiker und Römer anzubringen, auch solche der allerjüngsten Zeit (120); eine nicht hierhergehörige, am Ende angehängte Anekdote von Lepidus (121) wirkt in diesem Sammelsurium kaum unorganisch. Bei 122 beginnen die Vertreter der enkaustischen Malerei (o. Bd. V S. 2570), über deren Technik erst 149 etwas nachgeholt wird. Vorher kommen aber noch zwei alphabetische Listen von Vertretern beider Malweisen; zuerst die der primis proximi, von denen meist nur Werke, zum Teil mit Standort, aufgezählt werden; unorganische Nachträge füllen § 145. Dann steht in 147 die zweite, nur aus Namen bestehende Liste; nur einmal wird die Zeit, mehrfach Schulverhältnisse angegeben; 147f. ist malenden Frauen gewidmet. 150 handelt über die Technik der Stoffärberei in Ägypten.

Bei 151 wird zur Tonplastik übergegangen und die anfechtbare Disposition dadurch entschuldigt, daß es sich auch hier um ein der Erde abgewonnenes Material handle. Es werden wenige Griechen genannt, dafür um so mehr Italiker bis in die letzte Zeit hinein, wobei auch auf die handwerkliche Töpferei eingegangen wird.

Der Schluß des Buches von 166 an ist mineralogisch-medizinisch. Zuerst kommen ipsius terrae commenta, Erden besonderer Art wie die Puteolana und der in der Palaistra gebrauchte Nilsand. 170–173 sind rein bautechnischer Natur und handeln von Ziegeln verschiedenen Formates. Der Rest des Buches ist in der Hauptsache dem Schwefel, Asphalt, Alaun und der Kreide gewidmet, 191–194 den per se ad medicinam pertinentia genera. Die Benutzung der Kreide zum Weißen der Sklavenfüße bietet Gelegenheit zur Deklamation gegen das Aufkommen von libertini seit der sullanischen Zeit. Den Schluß bildet [403] eine kurze Bemerkung über Erden, die Skorpione und Schlangen töten.

Bei der Quellenfrage sind die kunsthistorischen, mineralogisch-technischen und medizinischen Partien zu scheiden; darauf weist auch der Index, der bei den Griechen Autoren über Malerei und über metallica medicinaheraushebt; dazwischen stehen andere, außer Heliodor und Metrodoros qui de architectonice scripsit Demokrit, Theophrast und Apion. Über die kunsthistorischen Quellen läßt sich etwa dasselbe sagen wie zum vorigen Buch. Antigonus et Xenocrates werden 68 zitiert, fehlen aber im Index, in dem Pasiteles an erster Stelle steht. Zweifellos ist ihnen die genetische Geschichte der Malerei zu verdanken, die den von den einzelnen Künstlern gemachten Fortschritt klar herauszuarbeiten versucht – eine bedeutende Leistung. Sie werden in weitem Umfange durch Varro vermittelt sein, der 112 für Serapion, 136 für Timomachos zitiert wird und natürlich die Hauptquelle für alles Römisch-Italische ist, sich besonders für gezahlte Preise interessiert hat (Münzer 143). Den Anteil des Xenokrates von dem des Antigonos sauber zu scheiden (Robert. 71) und das Anekdotische mit einer gewissen Sicherheit auf Duris zurückzuführen (Münzer Herm. XXX 531), ist kaum angängig. Apion hat 88 nur eine Lesefrucht geliefert (falsch Bd. I S. 2805, 38). Schwache Spuren weisen auf Verrius (Münzer 277. 307. 310), Anekdotisches und jüngere Nachrichten sind aus Deculio [Carcopino Bull. de la Société nation. des Antiquaires 1929, 157ff. hat nachgewiesen, daß der Name zu D. Epulo verbessert werden muß, ebenso im Autorenverzeichnis zu B. X und X 121; es handelt sich um einen vertrauten Freund des Tiberius, CIL X 5393 genannt] (genannt 70) und vielleicht Melissus (21. 121? Münzer 362ff.) entnommen. Manches wird P. aus eigener Kenntnis schöpfen (20? 48?); daß er die Malereien in Ardea selbst gesehen und das Epigramm kopiert hat (17. 115), ist mindestens möglich.

Bei den fast nur im letzten Teil zu findenden medizinischen Angaben (s. aber auch 32. 34. 37) scheint die Übereinstimmung mit Dioskorides (176–182. 184–188. 189–195) auf Sextius Niger zu weisen, der im Index fehlt; auch in der Beschreibung der Erden 31–47 begegnet man seinen Spuren (vgl. Mayhoffs Nachweise). Hier finden sich Berührungen mit Theophrast (31. 35. 37. 198?), der irgendwie vermittelt sein wird. Preisangaben finden sich mehrfach (z. B. 70. 76. 99f. 107. 130. 156. 163). Vitruv ist in 41–43 und 46 direkt benutzt, in 166. 170–173 ausgeschrieben (kleine Zusätze finden sich); was sich sonst von Architektonischem findet, mag dem rätselhaften Metrodor entlehnt sein. Schwerlich wird viel aus Iuba stammen (39), ebenso aus Mucianus (164; etwa noch 161: Münzer 393; vgl. Oehmichen 146f. 159). Nur Nachträge dürften Longulanus und Fabius Vestalis geliefert haben, die am Schlusse des römischen Index stehen. Die Annahme von Urlichs Quellenreg. 14, der Letztere sei eine Hauptquelle für das Technische, beruht auf der falschen Beziehung von qui de pictura scripsit (o. S. 401) zu Fabio Vestale im Index. Nepos wird für die Chronologie [404] herangezogen sein (Münzer 124. 332). So sehen wir in wichtigen Fragen wenig klar.

B. XXXVI stellt etwa dieselbe Inhaltsmischung dar wie das vorhergehende. Es beginnt mit dem Versprechen, die lapidum natura zu behandeln, wendet sich aber zunächst einer Betrachtung über luxuria in marmoribus (Ind.) zu, wofür M. Scaurus mit seiner scaena und der Redner Crassus mit seinem Haus auf dem Palatium die Hauptbeispiele sind. Es folgt die Geschichte der Marmorskulptur von Dipoinos und Skyllis an (9–43), registriert als nobilitates CCXXV; die Chronologie hat in § 11 einen Riß. Die Rücksicht auf in Rom befindliche Werke – manchmal glaubt man einen Katalog vor sich zu haben – hat das Konzept verdorben, vgl. 27–29. 32 A. 33–36; ein gezwungener Übergang führt 37 zu den Laokoonkünstlern, und wieder ist die Aufstellung von Werken in Rom der leitende Faden; sehr künstlich wird 39 Pasiteles eingeführt (s. u.). Kanachos klappt in 42 nach, ebenso 43 E. die Kleinmeister.

44–50 handeln über die Verwendung des Marmors in Rom, 51–54 a über die Technik der Bearbeitung; daran schließen sich die Marmorarten (54 b–58) und verwandte Steine. Das führt auf die Obelisken, Pyramiden und Sphinxe, denen 64–82 gewidmet sind; 83 ist ein Einschub über den Pharos mit unorganischem Schluß. Von den Sphinxen an rechnet das P. zu opera mirabilia in terris, und unter diesem Stichwort finden wir die Labyrinthe, hängenden Gärten, den Tempel von Ephesos und die – zum Teil ganz aus dem Rahmen herausfallenden – Wunder von Kyzikos. Natürlich kennt P. die ,Weltwunder‘ (s. Art. Philon Nr. 49), aber er beschränkt sich weder auf die ,sieben‘, noch bindet er sich an irgendeine andere Liste (H. Schott De Septem orbis spectaculis [München 1891] 22. 29). Von 101 an folgen Romae miracula operum XVIII mit starkem Interesse für gezahlte Preise und Milos Schulden, einer Ekphrasis der Cloaca maxima (105f.) und einer Deklamation über das Theater des Curio (117–120); Italisches schließt sich an (124f.). Bei 126 kehrt er zum Thema zurück und behandelt allerlei Steine wie Magnet (s. Hennig Archiv f. Kulturgesch. XX 350–369), Gagates, Bimsstein, Spiegel-, Mühl- und Wetzstein, Kiesel, Tuff, Kalk, Sand und Gips, die teils durch paradoxe Eigenschaften und Heilkräfte teils durch technische und architektonische Verwendung merkwürdig sind; so kommt er 171–173 auf Mauer- und Zisternenbau, 178f. auf Baustile, 184–189 auf Mosaik und Estrich, 190–199 auf Glas und Obsidian. Den Schluß bildet ein Preis der Macht und Heilkraft des Feuers (200–203) mit einem Anhang über die Wundergeburt des Ser. Tullius.

Das Quellenregister enthält unter den Römern einige, unter den Griechen viele übernommene Namen; vor allem ist wichtig, daß der größere Teil der griechischen Liste von Alexander an aus § 79 (vgl. 84) stammt und nur Autoren über die Pyramiden enthält; gesehen wird P. von ihnen nur den Apion haben, dem er wohl auch andere orientalische Notizen entlehnt hat (z. B. über die Obelisken?); Ähnliches gilt von Iuba, der 163 für einen arabischen Stein zitiert wird. Die römischen Nachrichten sind großenteils aus [405] Varro entnommen (vgl. Münzer passim); einige auch aus dem 48. 59 zitierten Nepos, der sich für die Fortschritte des Bautenluxus in Rom interessiert hat; vgl. 5–7. 48–50. 109. 113–116 (Münzer 328ff.). Die Notiz über den Fortunatempel 189 verdankt P. vielleicht dem (im Index fehlenden) Verrius (Münzer 310). Allerlei Einzelheiten sind dem Mucian entnommen (genannt 131. 134); so gewiß die kyzikenischen Merkwürdigkeiten 98f. und die Notizen über den ephesischen Tempel 95ff., vielleicht auch über den Athenatempel in Elis 177 (Münzer 393). Fabianus wird für ein Paradoxon in 125 zitiert; bei der Nennung Senecas im Index möchte man an ägyptische Notizen denken.

In der Kunstgeschichte ist wohl in 9–13 ein xenokrateischer, sehr dünner Faden zu erkennen (Münz er Herm. XXX 522); doch scheint P. selbst hier Verwirrung gestiftet zu haben. Auch das Folgende ist ziemlich wirr, sicher der mehrfach genannte Varro nicht nur für die römischen Nachrichten eine Hauptquelle. Eine zweite ist Pasiteles, der in 39 merkwürdig eingeführt wird. Es heißt dort von den Thespiades im Felicitastempel: quarum unam amavit eques Romanus Iunius Pisciculus ut tradit Varro; admiratur et Pasiteles, qui et quinque volumina scripsit nobilium operum in toto orbe. Nur diese Fassung ist möglich; falsch Furtwängler 36. Kalkmann 34, 1. Es folgt eine Notiz über Pasiteles als Künstler; dann werden Kunsturteile Varros mitgeteilt. In den technischen Abschnitten zeigen die Bemerkungen über Heilwirkungen fast durchweg enge Berührung mit Dioskorides und dürfen auf Sextius Niger zurückgeführt werden, dessen Name im Index vergessen ist: s. 56. 132f. 137. 139ff. 142f. 145. 151ff. 155f. 180. In 139 geht die Bemerkung über den Amiantos letzten Endes auf Sotakos zurück (Wellmann 1928, 77), der 146 im Gegensatz zu denen, die nuperrime scripsere (eben Sextius) zu den vetustissimi gerechnet wird. Aus ihm stammt (auf dem Umweg über Iuba oder Xenokrates, s. u. S. 407) außer 146–148 auch der Abschnitt über den Aetites 149ff. (Wellmann 1935, 128). Die Berührung in 151 nicht mit Dioskorides, sondern mit Aetios darf ebenfalls auf Sextius oder Iuba zurückgeführt werden. Theophrast ist für Mineralogisches mehrmals genannt; doch bezieht sich 155 auf h. pl. und ist sicher aus Sextius übernommen. 132 und 134 gehen auf περὶ λιθῶν; aber Th. et Mucianus esse aliquos lapides qui pariant credunt stimmt nicht, ist also aus Mucian entnommen. Die anderen Berührungen finden sich 54. 127. 131. 154. 159. 182f. Zusätze in 159. 182f., Ungenauigkeiten in 155 und 183 könnte man aus indirekter Benutzung herleiten wollen (auch 132 aus Mucian nach Wellmann Qu. u. Stud. IV 4 [1935] 100); doch ist bei jenen teilweise mit Lückenhaftigkeit unseres Exzerptes, bei diesen mit Mißverständnissen zu rechnen, und namentlich an der letzten Stelle hat man den Eindruck unmittelbaren Zusammenhanges; s. Bailey zu 183. Wegen der Erwähnung der Magier 139. 142 (vgl 126f.) direkte Benutzung des Anaxilaos anzunehmen (so Wellmann 1935, 131ff.), liegt kein Grund vor (s. über B. 19. 37).

Die Benutzung Vitruvs für das, was über bautechnische [406] Fragen gesagt ist, hätte man nicht leugnen sollen; er ist eingesehen für 167f. 170–175. 177–179. 186. 188, aber es finden sich fortwährend kleine Zusätze, die nicht alle aus P.’ eigener Kenntnis stammen werden und über deren Quelle wir nichts sagen können, und einige größere Einschübe, die meist varroniseh sein werden. Richtig Detl. Philol. XXXI 385. Degering Rhein. Mus. LVII 39. L. Sontheimer (o. S. 329) 52, falsch Oehmichen 229. Poppe 15–42. Spanische Notizen (etwa 127. 160f. 165) mag der im Index fehlende Bocchus geliefert haben. Nicht weniges stammt aus jüngeren Quellen: aus P.’ eigenem Geschichtswerk 70. 124, aus Agrippas Rede (?) über seine Aedilität 121 (Münzer 407. 397). Aus eigener Erinnerung oder Beobachtung z. B. 72f. 159.

B. XXXVII hat es nach § 1 mit den gemmae zu tun und beginnt mit Notizen über berühmte Ringe und Gemmen, um sich dann – von 8 an – römischen Beispielen zuzuwenden; bei 13 schweift P. vom Thema ab und geht auf die myrrhina über, denen 18–22 gewidmet sind; es folgen Krystall und der ausführlich behandelte Bernstein (23–51), zu dem das lyncurium einen Anhang bildet. Bei 54 erklärt P., jetzt zu gemmarum confessa genera übergehen zu wollen; begonnen wird mit den laudatissimi, Diamant Smaragd Beryll Opal usw. Die callaina (callais 110) ermöglicht den Übergang zu den viridantes (113–120), auf die – indem jetzt die Farbe den Leitfaden bildet – die purpureae und die weißen folgen. Daran schließt sich von 139 an eine alphabetische Liste (bis 185), die oft nur die Namen gibt und nirgends ausführlich ist, auch auf Heil- und Zauberwirkungen – abgesehen von solchen, die bei den magi zu finden waren – nicht grundsätzlich eingeht; P. hat hier versehentlich manche schon vorher genannten Steine wiederholt. Seiner Neigung zur Anhäufung von Material und zur Aufzählung exotisch klingender Namen läßt er hier so recht die Zügel schießen. Einen Anhang bilden Steine, die nach Körperteilen, Tieren, Dingen und Farben benannt sind (186–191; vgl. dazu Bidez-Cumont I 197). § 192 enthält solche, die Zauberwirkungen haben mit dem Hinweis darauf, es gebe viel mehr, die aber nur lapides seien. Es folgen Paradoxa über Entstehung von Edelsteinen und von 196 an communiter ad omnium gemmarum observationem pertinentia, d. h. Notizen über Fälschungen und die Möglichkeit, sie zu entdecken, über ihr Vorkommen, von dem zu einer begeisterten Lobpreisung Italiens abgesprungen wird.

Sehr merkwürdig ist der Schluß, der von Edelsteinen und Perlen ausgehend über die wertvollsten Stoffe plaudert, die sich in der Natur finden (204). Den Abschluß des ganzen Werkes bildet eine Anrufung der Natura in Gebetsform (zu Catull 64, 22) mit einem kleinen Selbstlob.

Von allen Büchern enthält dieses am wenigsten römische Notizen, nennt auch im Index nur fünf römische Quellen. Unter diesen ist Varro (zitiert nur in 11) relativ am meisten benutzt; etwa noch 2. 12ff. (Triumphalakten des Pompeius) 99. Die Nennung des Maecenas hat Oehmichen Studien 79 benutzt, um ihn zu einer wichtigen Quelle für Edelsteine zu machen; [407] dagegen mit Recht o. Bd. XIV S. 225; P. kann ihm nur einzelne Notizen entnommen haben, etwa über Augustus 3. 10? (freilich wird M. kaum von seinem eigenen Siegelring erzählt haben, § 10). Die nach Münzer 365f. auf Melissus weisenden Spuren in 9f. sind zu schwach, um dessen Benutzung wahrscheinlich zu machen. Bocchus wird 24. 97. 127 für Spanisches angeführt und hat Einlagen in die Hauptquelle geliefert. Iacchus tritt 148 als Zeuge für einen ägyptischen Stein auf, müßte nach der Stellung im Register aber schon vorher benutzt sein; man setzt ihn mit dem Grammatiker Sescennius (?) Iacchus gleich (Bd. IIA S. 1853). Aus P.s eigenen Bella wird 42ff. stammen. Was über Caligula, Claudius Nero und jüngere Leute berichtet wird (17. 20. 81f. 85. 118), mag zum Teil auf eigener Erinnerung beruhen. Eine Lesefrucht aus Ovid (met. IV 741. XV 416) liegt vielleicht in 164 vor.

Die umfängliche Liste der griechischen Quellenschriftsteller (35 Namen) bezieht sich auf die Lehre von den Edelsteinen, den eigentlichen Inhalt des Buches. Hier ist die neuere Forschung, zum Teil durch Veröffentlichung unbekannter Texte, erheblich weiter gekommen; ich verweise auf Hopfner Art. Lithika o. Bd. XIII S. 747. Wellmann Quellen und Stud. z. Gesch. d. Naturw. IV 4 (1935) 86–149. Wirbelauer Ant. Lapidarien. Berl. 1937. Bidez-Cumont Les mages hellénisés (Paris 1938) I 128. II 197ff.

Es finden sich zunächst eine Reihe von Zitatennestern (23. 31–40. 86. 90f. 94–97), aus denen P. viele Autoren, darunter Dichter wie die aus 31. 40 (Sophokles ist aus technischen Gründen von den anderen abgetrennt) in den Index übernommen hat. Aber auch die älteren Autoren über Steine hat er natürlich nicht gesehen, obgleich er einige, wie Sudines, Zenothemis, Sotakos – er wird auch in dem Σωκράτους des von Mesk Wien. Stud. XX 314 edierten Traktates stecken – öfter im Text anführt. Die Frage, welche er nun eigentlich gesehen hat, ist teils aus der Beobachtung anderer Bücher teils aus der Parallelliteratur zu lösen. Hier muß nun gesagt werden, daß Mayhoffs Testimonia-Sammlung irreführt; denn erstens vermengt sie Quellen, Parallelen und Benutzer (zu ihnen gehört hauptsächlich Solin, der aber bisweilen aus anderer Quelle Überschießendes bietet; von ihm sind Isidor, Priscian und Augustin abhängig, also in keinem Falle anzuführen); zweitens führt sie Wichtiges nicht an. So fehlt zu 56–61 Hieron. in Amos III 7 (Wellmann 88), aus dem sich ergibt, daß Xenokrates die eigentliche Quelle des P. ist; dasselbe gilt von Origenes bei Pitra Anal, sacra II 341 (zu ergänzen aus Ambros. XV 1438 M.), der denselben als Quelle für P. 108f. erweist. Es handelt sich um Xenokrates von Aphrodisias, den Sohn Zenons, der von dem Arzt aus Ephesos zu scheiden ist (Wellmann 95) – wobei ein Zweifel erlaubt ist, ob P. die Scheidung immer richtig vorgenommen hat. Er war ein Zeitgenosse des P. (37 qui de his nuperrime scripsit vivitque adhuc), wird also auch 109 mit den recentissimi auctores gemeint sein, deren Mitteilungen an die aus Iuba angehängt sind. Aus ihm wird auch der Zweifel in 53 stammen, wonach [408] nec visam in aevo nostro gemmam ullam ea appellatione (Lynkurion). Wellmann 98. Seine Schrift war offenbar sehr ausführlich, schied beinahe pedantisch die verschiedenen Nuancen eines Edelsteines, zählte sein Vorkommen auf (wobei zu den in der älteren Überlieferung dominierenden östlichen Fundstätten die westlichen hinzugefügt wurden), gab eine Doxographie, wie wir sie in dem Bernsteinkapitel 31–40 finden, und führte die Heil- und Zauberwirkungen an. Da er alle von P. genannten griechischen Autoren zitiert haben kann, so liegt die theoretische Möglichkeit vor, ihn zum einzigen griechischen Autor des P. für Steinkunde zu machen. Seine Benutzung hatte übrigens schon Oehmichen 87ff. schlagend erwiesen.

Nun nennt aber P. verschiedene Gewährsmänner, die er in anderen Büchern selbst aufgeschlagen hat. Zu ihnen gehört der fünfmal im Text herangezogene Theophrast (περὶ λίθων), der für 53. 74. 97. 193 eingesehen sein kann. Was 75 aus Apion mitgeteilt wird, ist ein Nachtrag, der sich aus direkter Benutzung ergab. Schwieriger liegt die Frage mit dem viermal zitierten Iuba, da natürlich Xenokrates diesen auch benutzt hat; nicht nur die allgemeine Erwägung, daß P. eine große Vorliebe für ihn hatte, sondern auch spezielle Erwägungen führen auf seine direkte Benutzung neben Xenokrates (Bücheler Kl. Schr. III 63. Wellmann 93). Wenn es 107 heißt egregia etiamnunc sua topazo gloria est, dann Archelaos und Iuba und 109 (versteckt) Xenokrates zitiert wird (o. S. 407), von dem wir wissen (aus Origenes), daß er vom Topas sagte νῦν ἐστιν οὐ πάνυ περισπούδαστος καὶ ἔλαττον θαυμαζόμενος, so ergibt sich, daß vorher Iuba benutzt ist.

Man kann bezweifeln, ob mehr als diese vier Griechen von P. herangezogen sind. Der Vergleich mit der Parallelliteratur, die in den Lapidaires grecs von de Mély und Ruelle (Paris 1898) ziemlich vollständig, wenn auch unzuverlässig ediert ist, zeigt, daß P. aus dem großen ihm vorliegenden Material eine wohlüberlegte Auswahl trifft, indem er – ähnlich wie in der Behandlung der Künstler – die wichtigen Edelsteine ausführlich behandelt, die unbedeutenden zu einer alphabetischen Liste zusammenstellt. So zeigt der Vergleich mit Damigeron (s. d. und Wellmann 142), daß sich aus dem vorliegenden Material mehr (und Anderes) entnehmen ließ, als P. mitzuteilen für gut befand (der auch seinerseits in der Fülle barbarischer Namen und unverdauten Stoffes fast erstickt). Man sehe etwa, was Damigeron 8 über den Exebenos bringt (P. 159), 11 über den Chelonites (P. 155), 1 über den Aetites (P. 149), 26 über den Hierakites (P. 167), 34 über den Galaktites (P. 162), oder man vergleiche den von Damigeron abhängigen Aet. II 19 (über den τηκόλιθος) mit P. 184. (Übrigens ist zu beachten, daß der lat. Damigeron – wohl auf dem Wege über Solin – von P. beeinflußt ist.) Eigenartig ist P.’ Verhalten gegenüber der Weisheit der magi, von denen er Zoroaster viermal zitiert, während er den von Damig. 34 genannten Ostanes mit Stillschweigen übergeht (Wirbelauer 43). Er kann nicht genug auf sie schelten [409] (magorum vanitas 124 [bes. 124 E.] 118. 164; mendacia 155. 192; impudentia 165), teilt aber doch viel über ihre abstrusen Zaubermittel mit, so daß man mit einigem Erstaunen 192 liest nobis satis erit in his coarguisse dira mendacia magorum. Außer Leuten mit exotischen Namen wie Zachalias gehört in diese Region auch Demokritos, der fünfmal angeführt ist; von ihm (wie natürlich auch von den magi) steckt sehr viel mehr in P., als was als sein Eigentum bezeichnet ist, in beiden Fällen oft am Charakter der Rezepte kenntlich, im Falle des κατοχίτης (152) auch durch das Zitat bei Solin 3, 5 (aus dem sich außerdem ergibt, daß auch andere antimagische Rezepte wie XXVIII 85. 104f. XXXVI 139. XXXVII 169 auf Demokrit zurückgehen). Nun hat Wellmann 135 die Frage aufgeworfen, wem P. die Magierzitate verdanke, und ist auf Anaxilaos verfallen, dessen Bedeutung er überschätzt (vgl. auch Philol. Suppl. XXII 94). Ich kann auf Suppl.-Bd. VI S. 5 verweisen, möchte aber hinzufügen, daß seine auf den Spätbyzantiner Meliteniotes gebauten Schlüsse hinfällig sind, da dieser, wie Wellmanns eigene Liste (107) zeigt, von P. abhängig ist, nicht von Xenokrates; Fehlen irgendwelcher Notizen bei ihm beweist nicht, daß sie bei X. nicht standen. Wir müssen vielmehr damit rechnen, daß sowohl dieser als auch Iuba die Rezepte der Magier mitteilte, die in dieser Literatur (z. B. bei Bolos) seit Jahrhunderten eine Rolle spielten. Auch Berührungen wie etwa zwischen Epiphanios und P. (z. B. in 115–118, Wirbelauer 16) beweisen nicht unbedingt für Xenokrates, da viel tralatizisches Material durch verschiedene Kanäle geflossen ist.

10. Weltanschauung. Von einer Weltanschauung des P. im strengen Sinn zu reden sind wir nicht berechtigt: nicht auf ein einheitliches, philosophisch durchgedachtes Weltbild kommt es ihm an, sondern auf eine Sammlung möglichst vieler wichtiger und interessanter Tatsachen. In seinem Geist herrscht keine völlige Klarheit, und er vermag widersprechende Ansichten nebeneinander zu dulden. – Teilweise überholt ist O. Vorhauser Die religiös-sittliche Weltanschauung des P., Innsbr. 1860; weniger L. Rummler Plini philosophumena, Breslau 1862. Neuerdings L. Thorndike History of Magic I (Lond. 1923) 41–99. S. etwa noch Urlichs Chrestom. XV. – H. N. Wethered The Mind of the Ancient World. A Consideration of P.’ n. h. (Lond. 1937) versucht, einem breiteren Publikum den Inhalt des Werkes nahe zu bringen (die Zitate sind nach Ph. Hollands Übersetzung vom J. 1601 gegeben!). S. noch Axtell Class. Journ. XXII 104 (Lehanneur Ann. Fac. Lettres Caen VI 1890 war mir nicht zugänglich).

Der zentrale Begriff ist die natura (rerum), von deren Wirken er oft redet (Jan Reg. 259). Sie ist das schöpferische und für den Zustand der Welt verantwortliche Element, parens ac divina rerum artifex (XXII 117), sacra parens rerum omnium (XXIV 1); vgl. XXI 78. XXVII 146. XXIX 64. XXXVII E. (wo sie wie eine Göttin mit salve und fave angeredet wird). Bisweilen wird sie mit tellus zusammengestellt (XXII 1. XXV 1), nicht selten als göttlich bezeichnet (II [410] 27. 208. XXII 30. XXVII 1f. 8); ihre vis und potentia (XVII 72) und Erhabenheit (maiestas) wird gepriesen (II 101. XVIII 5. XXXVII 1); in ergriffenem Staunen betrachtet P. ihre Wunder (II 207f.). Sie spielt die Rolle der Vorsehung, die bewußt (ingeniosa VII 32. volutas XXXVII 60) und meist wohlwollend schafft (benignitas XVI 64, vgl. XVIII 1. XXXV 158f.), wenn wir auch die Gründe ihres Waltens nicht immer zu erkennen vermögen, da unserer Erkenntnis Grenzen gesteckt sind (II 4. 87. 116. VII 1. XXXVII 60). XXII 1 heißt es nihil ab rerum natura sine aliqua occultiore causa gigni fast ebenso XXIX 64; vgl. VIII 34. IX 105. X 46. XVII 32. XVIII 226t XXI 1f. XXV 19. XXVI 10. XXXI 1. XXXV 159. Von den Winden heißt es, daß sie legem habere naturae non ignotam, etiamsi nondum percognitam (II 116; vgl. 121); bisweilen erscheint sie als launisch und auf varietas bedacht (II 76. IX 102. XI 123. XXXI 43); selbst von invidia ist die Rede (VI 1. X 76).

Dieser Vorsehungsglaube ist naiv anthropozentrisch: cuius causa videtur cuncta alia genuisse natura VII 1; die Sympathie und Antipathie in der Natur (u. S. 415) ist hominum causa da (XX 1). Vgl. XI 11. XVI 62. XVIII 1. 94. Das hindert nicht, daß die Natur auch für Tiere sorgt (VIII 10. XI 12; Nachwirkung stoischer Gedanken erweist Dyroff Bl. f. bayr. Gymn. XXXIV 426). Wenn sie provida genannt (XV 7), ihre providentia und mira benignitas gepriesen wird (IX 20. XV 7. XXII 16f., o. Bd. XX S. 1163), so ist deutlich, daß P. sich in stoischen Anschauungen bewegt; aus ihnen stammt auch die pantheistische Gleichsetzung von Welt, Natur und Gott, die wir in dem hymnenähnlichen Prooemium (vor B. II) ausgesprochen finden (vgl. 208 diffusae per omne naturae subinde aliter atque aliter numen erumpens, vgl. Kosmologie 2ff.). Stoisch ist auch die Andeutung der Ekpyrosis VII 73; wenig klar gedacht magnitudo fatorum VIII 61. Zu den besonders in B. II häufigen, meist oder immer vermittelten Gedanken des Poseidonios gehört die Deklamation über die Kleinheit der Erde, die zu einem Ausfall gegen die menschliche Eitelkeit benutzt wird (II 174).

In scharfem Gegensatz dazu stehen pessimistische Äußerungen wie VII 1 parens melior homini an tristior noverca fuerit; vgl. die ganze Deklamation bis § 5 und dazu Fuchs (u. S. 412) 107, 4. – VII 18 ne quid usquam mali esset quod in homine non esset (VIII 87. XVIII 5. XIX 11. XXI 78). Es gibt rerum naturae pugna secum II 102 (discordia und pugna 104, vgl. II 238. IV 88), ja sie zeigt improbitas (XXXVI 126) und Launenhaftigkeit (VIII 34) und ist heute erschöpft (XXXVII 13). Das Los des Menschen ist beklagenswert (misereri sortis humanae subit XXV 23. Vorhauser 23f.), und er muß froh sein, wenn er nicht geradezu unglücklich ist (VII 130. 141. 167. 173; vgl. II 25). Anderseits ist das Leben ohne Krankheiten und Schmerzen eine Strafe (XXVIII 1). Einzelne besonders weise Menschen nähern sich der Gottheit (II 192). Über die Rolle der launischen Fortuna s. II 22. VII 134 und Jans Reg.

An dem meisten Leid ist freilich der Mensch selbst schuld, und zwar besonders durch Habsucht, [411] Schwelgerei und Raffinement: in ethisierenden Deklamationen, die er teils zur castigatio (XXXVII 49; vgl. XXXIII 134) teils zur Belebung des trockenen Stoffes einlegt (u. S. 436), verwirft P. fast jeden Kulturfortschritt, weil er eine Abkehr von der Natur bedeutet (Friedländer SG II10 280; s. bes. XXXIII 3 E. XXXVI 3). Oft mag altrömische Anschauung durchbrechen (u. S. 417), z. B. wenn das Nehmen von Zinsen verurteilt wird (XXXIII 48); aber er tadelt auch die Schiffahrt (XIX 5–7. XXXV 49) und, was damit zusammenhängt, jeden Import von Luxusartikeln aus der Fremde, besonders aus dem Orient: Seide VI 54, Blumen XXI 11, Heilmitteln XXII 118. XXIV 4. XXIX 24, Farbstoffen XXII 3, Perlen XXXVI 31; vgl. IX 114. X 54. XIX 152. XXXVII 12, auch XII 29. 78. Er verwirft die Wandmalerei (XXXV 118); den Gebrauch von Pfeil und Bogen (XXXIV 138); die wissenschaftliche Medizin (XIII 125 [besonders töricht]. XXII 15. XXIX 11); den Tafelluxus (X 139 [Essen gemästeter Vögel]. XV 103. XXVI 43), zu dem schon der Genuß von Fischen gehört (XII 4, wo er eine Lanze für den Vegetarianismus bricht); das Weintrinken (XIV 137) und die Schätzung gewisser Weinsorten (XXIII 33); den Gebrauch des Goldes (Jan Reg. 59 und z. B. XXXIII 8. 39ff. XXXV 157f.), des Elfenbeins (XII 5); die Prägung goldener Denare (XXXIII 42); die Verwendung von Edelsteinen (IX 117–121 vgl. XXXIII 39), Salben (XIII 20. 23. 25), Siegelringen (XXXIII 26) und Kriegsschiffen (XXXII 3). Zuwider ist ihm der Bergbau (XXXIII 1–5. 95), der Transport von wertvollem Marmor (XXXVI 2), die Inkrustation mit Marmorplatten (ebd. 51), der anspruchsvolle Totenkult, überhaupt alles, was man deliciae luxusque (V 12. VI 89. VII 5. VIII 7. 226. IX 67 [fast eine Diatribe]. 104f. 118. X 54. XII 2. 5. 78. 82ff. XVI 233. XVII 1. XXII 14. XXIX 19. XXXV 3. XXXVI 1. XXXVII 12–17. 49. Jan Reg. s. luxuria: über ihre Herkunft aus dem Orient XXXIV 34) oder gar avaritia nennen kann (II 125. XIV 4f. [sie ist am Niedergang der Wissenschaft schuld]. XXI 78. XXII 117. XXXI 42. XXXIII 48. 134. 137. XXXIV 5. XXXVI 103). Mores, gleichbedeutend mit Einfachheit (XXXVI 113) bezeichnet die altrömischen Sitten; novi mores werden abfällig beurteilt XI 158 (aeterni als Gegensatz XVI 14); ähnlich XII 2 E. , (mutata vita XV 72). XVII 7 E. XIX 24. 52. XXXIII 153. XXXV 6. 118. 157. 162. XXXVI 8. 111f. An solchen Stellen erscheint er als erklärter Lobredner der guten alten Zeit. Die Alten haben in den Wissenschaften mehr geleistet (XIV 3, u. S. 417), namentlich aber ist die ganze Kunstgeschichte auf diesen Grundton gestimmt: die alte Zeit übertraf die heutige trotz der Primitivität der Mittel (XXXIV 5. XXXV 4. 50). Klage über Rückgang der ärztlichen Kenntnisse XXXIV 108. (Auch hier abweichende Äußerung XXXVI 108.) – Übrigens war es nicht nur in Rom früher besser (XXXV 118).

Berührungen mit den Satirikern jener Zeit sind häufig; vgl. über orbitas und captatio XIV 5, depilare 123, Völlerei 137, die Tirade gegen den Neid XVIII 2ff. Es ist unverkennbar, daß P. bei diesen Invektiven von der kynisierenden [412] Popularphilosophie beeinflußt ist (o. Bd. XII S. 9. Wien. Stud. 37, 223) und sich von ihrem Pathos zu Übertreibungen hinreißen läßt, über deren volle Tragweite er sich wohl im Augenblick nicht immer klar war: dem schwerreichen Manne wäre das Leben eines Diogenes oder Dentatus unerträglich gewesen. Aus dieser Quelle stammen auch agnostische Äußerungen wie die Bezeichnung der astronomischen Forschung als furor (II 3, vgl. 87. XI 52. XXXV 168), die Verwerfung des Krieges (XXXIV 138) und die Verachtung der Athleten (XVIII 63. XXXV 168). Aber ernsthaft philosophisch interessiert ist er ebensowenig wie die Mehrzahl seiner Standesgenossen, und entlegenere Dogmen hört man ihn kaum vortragen (Ekpyrosis o. S. 410. Die Verteidigung des Selbstmordes II 27. 156. XXVIII 9 hängt wohl entfernt mit der εὔλογος ἐξαγωγή der Stoa zusammen). Platon wird XXII 111 fälschlich herangezogen. In solchen pessimistischen Äußerungen klingen aber auch Töne nach, wie man sie in Rom seit zwei Jahrhunderten angesichts der steigenden Graezisierung anzuschlagen pflegte (Knoche N. Jahrb. f. Antike I [1938] 145ff. Vorhauser 17ff.). Man wird aber gut tun, solche Ergüsse nicht allzu ernst zu nehmen und an ihren literarischen Zweck zu denken; sie gehen oft nicht über den Standpunkt des gesunden Menschenverstandes hinaus; s. etwa IV 39. X 123. 141 f. 172. XI 12. XII 6. 8. 29. 59 E. 78. 81. XIII 23. XIV 130. XV 49. 75f. XVII 94 E. XVIII 21. XXXIV 89. 108. 141. 171. XXXV 165. Eine Ausnahme bilden die von wirklicher Einsicht zeugenden Äußerungen über den Rückgang der Wissenschaft trotz der pax Romana oder gerade durch sie (II 117f. XIV 1ff.); vgl. H. Fuchs Neue philol. Unters. III 198, der mit Recht annimmt, daß diese Erkenntnis dem P. von außen zugekommen sei.

Seine Stellung zur Religion darf man nicht mißdeuten. Wenn er auch gewisse Auswüchse der Volksreligion verwirft (II 14–18, dazu Kosmol. 8; Tadel der superstitio VII 5) und gelegentlich (II 1–27) einem verschwommenen Stoizismus huldigt, so ist er doch keineswegs mit ihr zerfallen, sondern er hängt am Ritual (XVI 24 E.) und erkennt die großen Götter an (VII 191). Neben Gott und Natur (o. S. 409f. und XXV 16f. XXVII 2. 8) kennt er auch einzelne Götter (XII 82. 84) und spricht von deorum munera (XXVII 6. XXXI 41 vgl. XXIX 24) und deorum irae (XXVI 9. XXXVII 16 vgl. di XXXI 4, numina III 39. XXXVII 60. Vorhauser 8). Auch die Mythologie nimmt er großenteils gläubig hin; s. etwa V 46. VI 16. VII 9ff. 191 (abfällige Bemerkungen III 8. X 136ff. XI 52). Man muß sich auch hier von der falschen Vorstellung freimachen, daß die Skepsis der griechischen Philosophen die römische Gläubigkeit untergraben habe; lehrreich ist XIV 119 vita religione constat, ferner XXVIII 10ff., wo er die Frage polleantne aliquid verba et incantamenta carminum auf Grund von Tatsachen der römischen Geschichte bejahend beantwortet. Er glaubt blindlings an alle römischen Prodigien, z. B. II 137. 147. 199. VII 33. 35f. 71. numinum praesagia 86. X 41. XVI 132 (Münzer 239ff.) und teilt viel davon mit, obgleich er VII 179 sagt [413] naturae opera non prodigia consectamur. Er glaubt an Weissagungen im weitesten Umfang (Rummler 39); s. etwa IX 94. XVI 155. Daß er der Astrologie huldigt, ist nicht auffällig (II 32. IX 71. 99. XI 37. Jans Reg. s. cancer, leo usw. – Andeutung über σημαίνειν ἢ ποιεῖν II 97 Thorndike 94. Kroll Kosmol. 29; Philol. 93, 186ff. – Die Äußerung VII 162 bedeutet keine Verwerfung dieser ars im Ganzen). Ins Gewicht fällt, daß seine im Grunde auf dem mathematischen Weltbild der griechischen Wissenschaft aufgebaute Kosmologie durchsetzt ist von irrationalen, bis auf die Chaldäer zurückgehenden Anschauungen, die damit unverträglich sind (Herm. LXV 1, u. S. 414ff.). Aber auch hier stehen daneben skeptische Äußerungen wie VII 188 gegen den Manenkult und XXX 2 über den schädlichen Einfluß der Religion durch Unterstützung der Magie; vgl. VII 178f. XI 123. Wie wenig klar und entschieden auch hier sein Standpunkt ist, zeigt II 141, wo er, die Frage erörternd, ob man Blitze durch rituelle Handlungen erzeugen könne, sagt: imperare naturae sacra audacis est credere, nec minus hebetis beneficiis abrogare vires. – J. W. Caspar Roman Religion as seen in P.’ n. h. Chicago 1934. Eine ausführliche Behandlung des folkloristischen Abschnittes XXVIII 22–29 hat X. F. M. G. Wolters: Notes on antique folklore on the basis of Pliny’s N.H. XXVIII 22–29 (Amsterdam 1935) gegeben; hier ist auch viel Material zu P.s Weltanschauung zu finden.

Überhaupt schwankt er zwischen Gläubigkeit und Skepsis hin und her, da ihm ein festes Kriterium für das Mögliche und Wahrscheinliche fehlt. Dabei spielt eine große Rolle der Autoritätsglaube, den er mit seiner Zeit teilt: er hält sich für berechtigt, alles zu glauben, was durch einen halbwegs klingenden Namen gedeckt ist. So behandelt er das homerische Moly als eine Realität (XXV 26f.), schiebt aber die Verantwortung anderen zu. Homer, fons ingeniorum (XVII 37), primus doctrinarum et antiquitatis parens (XXV 12 vgl. VIII 191), ist überhaupt eine unanfechtbare Autorität und seine Angaben stehen auf einer Stufe mit wissenschaftlichem Beobachtungsmaterial (VII 165, vgl. Jans Reg. 8. 187), doch auch Hesiod (XIV 3) und Musaios sind große Namen. Aber auch Sophokles wird in einer Kontroverse über die Giftigkeit des trifolium angeführt (XXI 153), und die Fische aus Ovids Halieutica werden gewissenhaft aufgezählt (XXXII 11–13. 152ff.), wo es mindestens manchmal möglich gewesen wäre, zu den Quellen aufzusteigen. Solche Anführung von Dichtern mag eine Konzession an seine gebildeten Leser darstellen (Mayhoff V 490). Ganz der Gepflogenheit seiner Zeit entspricht es, daß er manches aus schriftlicher Quelle entnimmt, wo er sehr wohl die Möglichkeit gehabt hätte, sich durch Augenschein zu überzeugen; so XXXVI 15. Er glaubt dem Fabianus, den er naturae rerum peritissimus nennt, daß sich der Marmor in den Steinbrüchen von selbst ergänze (XXXVI 125 vgl. XXXIV 164). Daß durch Vergraben einer Pflanze unbekannten Namens an den vier Ecken eines Saatfeldes die Vögel verscheucht werden, bestätigt er durch scio, läßt aber durch den Zusatz von mirum dictu eine Hintertür offen (XVIII [414] 160). Besonders bereit ist er, das Ärgste zu glauben, wenn es durch römische Gewährsmänner, namentlich solche von Rang (u. Z. 58ff.) gedeckt ist: unter Claudius wird auf dem Vatikan eine Schlange getötet, in deren Bauche man ein Kind findet (VIII 37); Lucullus ist an einem Liebestrank gestorben (XXV 25), usw. Sehr bezeichnend sagt er XXX 137 vis est serio complecti quaedam, non omittenda tamen, quia sunt prodita. 10 Thorndike 44 sagt von seinem Werk: ,Perhaps it is even more valuable as a collection of ancient errors than it is as a repository of ancient science.‘

Völlig von Aberglauben durchsetzt sind die medizinischen Bücher. Man muß hier verschiedene Schichten unterscheiden. Es handelt sich teilweise um allgemein verbreiteten Irrglauben, dem sich auch die zünftige Medizin nicht verschloß; dazu gehört der Glaube an die Wirkung der Nieswurz (XXV 47ff., o. Bd. VIII S. 165) und die Giftigkeit des Stierblutes (XI 222. XX 94. XXVIII 147); auch daß Tiere aus Pflanzen entstehen können u. dgl. (XX 119. XXIX 139. XXXI 95), war ein auch von der Wissenschaft geteilter Glaube. Eine zweite Schicht bildet echte Volksmedizin: hierher gehört z. B. der Glaube an Liebestränke (XXV 25. XXVIII 19. XXXII 139. Reg. s. amatoria), an die Bedeutung des Namens (Pflanze mastos wirkt auf die Brüste XXVI 163, 30 vgl. XXVII 42. XXX 60. XXXI 15), an die Kraft der Keuschheit (urina pueri impubis Reg. 438 a; dazu XXII 65. XXIII 130. XXIV 72. XXVIII 41. XXIX 131 – zum Teil mit Vorbehalten), an die Bedeutung der Zahl (XXIII 156. XXIV 82, Reg. s. numerus). Aber diese Schicht ist völlig überdeckt und fast aufgesogen von einer anderen, die man die magische nennen kann und die bei P. stärker ist als bei irgendeinem anderen Autor (Thorndike 58ff.); sie ist durch die Namen magi, Ostanes (s. d.) und Demokritos gekennzeichnet und tritt uns außer in den medizinischen auch besonders in den landwirtschaftlichen Abschnitten entgegen: es ist die Welt der Sympathie und Antipathie, der komplizierten und unnatürlichen Mittel, der unter allen möglichen Vorsichtsmaßregeln gepflückten Pflanzen (A. Delatte Herbarius [Paris 1936] Reg. s. Plinius 125). Es ist der Vorstellungskreis, den besonders M. Wellmann Abh. Berl. Akad. 1921; 1928, dazu Herm. LXIX 228, aufgehellt hat. Manchmal hat sich angesichts der hier auftretenden Perversitäten P.’ Widerwille geregt, und in der grundsätzlichen Erörterung XVIII 4–29 nennt er den Ostanes eversor iuris humani monstrorumque artifex; aber gerade weil er auf römischem Gebiet vielem Glauben dieser Art begegnet, schließt er mit den matten Worten quapropter de iis ut cuique libitum fuerit opinetur. Daß es gegen den Biß der Aspisschlange hilft, wenn man den Urin eines Gebissenen trinke, hätte er, wie er versichert, nicht mitgeteilt, wenn nicht Varro als 83jähriger es aufgezeichnet hätte (XXIX 65). Gegen Gelbsucht nimmt man Ohrenschmalz oder Schmutz vom Schafseuter ein (XXX 93), und überhaupt sind sordes (s. Jans Reg. s. v.) wie alles Absonderliche in dieser Umgebung nicht unbeliebt. Ein Abschnitt (XXIX s. 17) trägt geradezu die Überschrift naturae benignitatem [415] etiam foedis animalibus inseruisse magna remedia (gemeint sind die Wanzen). In dieselbe Kategorie gehört die Zecke (XXX 82): eine solche aus dem rechten Ohr eines Hundes heilt angebunden alle Schmerzen. Daß phryganion gegen Malaria helfe, teilt P. mit (XXX 103), obwohl er nicht weiß, was für ein Tier das ist; aber da ein Philosoph vom Range Chrysipps dieses Mittel angegeben habe, könne er es nicht verschweigen.

Aus Demokrit stammt auch der Glaube an die in der ganzen Natur herrschende Sympathie und Antipathie, der, wenn er auch an der stoischen συμπάθεια τῶν ὅλων (vgl. II 82. 95) einen gewissen Anhalt findet, in seiner Auswirkung ganz ins Gebiet des Aberglaubens gehört (Thorndike 84ff.). Vgl. die Indexangabe zu XXXII s. 9 esse et locorum sympathiam et antipathiam, Jans Reg. 403 b und etwa IX 185. XXII 71. 106. XXIV 1ff. 44. 85. 170. XXVIII 84. 147 181. 184. 193. 198. 201. 218. 232. 248. 259. 26. 265. XXIX 60f. 73. 75. 89f. 92f. 123. 128f. XXX 20f. 25. 31. 39. 41. 47. 51. 54. 65. 80. 93. 123f. 137. 142. 147. XXXII 35. 74. 82. 102 124. 137. XXXVII 59. S. o. Bd. I S. 29. XIV S. 311.

Aber auch abgesehen von den medizinischen Partien geht die Neigung, Paradoxes mitzuteilen, durch das ganze Werk, und obgleich man auch hier nicht mit festen Grundsätzen rechnen darf, so scheint doch credo quia absurdum oft der leitende Gedanke. Vgl. XI 6 mihi contuenti semper suasit rerum natura nihil incredibile existimare de ea (XIV 20. XIX 33). Daß es ihm Freude mache, non volgata mitzuteilen nec quae constare animo advertimus, sed incerta atque dubia, in quibus maxime fallitur vita, verrät er XVII 9. Vor der Behandlung der tierischen Arzneimittel entschuldigt er sich gewissermassen: non quia ignoremus gratiorem esse universitatem animalium (die Zoologie) maiorisque miraculi. Er glaubt oder hält doch für mitteilenswert, daß ein aithiopischer Stamm einen Hund zum König hatte (VI 192), daß man den Lärm der Zerstörung von Sybaris in Olympia hörte (VII 86, dazu Exkurs von de Grandsagne I [Paris 1827] 272); daß eine Gans ihr Interesse für Philosophie bekundete, indem sie dem Lakydes nachlief (X 51); daß Trauben in Innerafrika die Größe kleiner Kinder erreichen (XIV 14); daß der Lotosbaum 100 m lange Wurzeln hat (XVI 236); daß aus zerstoßenen Widderhörnern Spargel entstehen (XIX 151; vgl. Appar. crit. zu Diosk. II 125); daß Mithridates 22 Sprachen beherrschte und sich mit allen seinen Untertanen ohne Dolmetscher verständigte (XXV 6 vgl. VII 88); daß die kleine Muschel Echeneis bei jedem Wetter Schiffe aufhalte (XXXII 2, zu Ekphrasis benutzt); daß die Sikyonier für die schlechte Behandlung von Künstlern durch Mißwachs gestraft wurden (XXXVI 9f.). Was er aus Demokrit über das Chamaeleon mitteilt – freilich mit starken Vorbehalten (XXVIII 112ff.), ist sogar dem guten Gellius zuviel geworden (X 12). Vollends an den Grenzen der Oikumene hört jede Kritik auf (Partsch S.-Ber. Sächs. Ges. 1916, s. etwa VI 35. 187f. 195), und noch in P.s eigener Zeit kamen neue Berichte über die besonders im indischen Ozean lebenden Riesentiere (IX 4–15). [416] Vgl. was er VII 21ff. von miracula über Indien und Aithiopien mitteilt, wobei er freilich meist die Verantwortung auf seine Gewährsmänner abwälzt, um dann zu den confessa (32 E.) zurückzukehren. Ähnlich ebd. 8. Es konnte nicht ausbleiben, daß sich angesichts der Paradoxa und Absurditäten, die die Pseudowissenschaft ihren Gläubigen vorsetzte, bisweilen die Kritik regte. Es finden sich so abfällige Äußerungen, daß man sich wundert, warum P. überhaupt soviel von diesen vanitates (XXVI 18. XXVII 57. 85. XXVIII 85f. 89. XXIX 19. 81. XXXVII 124) mitgeteilt hat (Thorndike 61). Er gesteht ihnen nur quasdam veritatis umbras zu (XXX 17), spricht von mendacia (XXVIII 112. XXIX 68. XXX 18; vgl. VII 155. XXX 95), von portentum est quod tradunt (XXIV 18. XXVII 141), monstrifica (XXVIII 31 [IX 91]), fabulosa (X 3. XI 232. XXI 31. XXIX 29), incredibilia dictu XXV 13 (vgl. 14. XXXII 41) und rabies XXX 8, oder er äußert mindestens seinen Zweifel durch ein si credimus (z. B. IV 89. XXVI 162. XXVIII 166. XXX 110), si libeat credere (VII 21, vgl. XVII 93), mirandum (XXX 9. XXXII 34), excedit fidem (XXVIII 52), oder er verhöhnt die Magier und Demokrit (XXVIII 118. 229) und die ihnen glaubenden Ärzte (XXIX 142; vgl. inrisu coarguentur XXVIII 114; super omnia est quod … ebd. 106). Eine Klage über die Unglaubwürdigkeit hoher Beamter steht V 12. Nüchtern-verständige Erwägungen finden sich z. B. XXIX 82 quis .. ovum bubonis umquam visere potuit, cum ipsam avem vidisse prodigium sit? quis utique experiri et praecipue in capillo? Vgl. V 4. 12. VIII 48. 80. 132. Er hätte nur dasselbe bei zahllosen ähnlichen Mitteln sagen sollen, z. B. wenn drei verschiedene Nationen angehörende Männer eine Salbe nach rechts einreiben sollen (XXIV 172) oder wenn man ein Haus gegen Behexung mit der Galle eines schwarzen männlichen Hundes ausräuchern soll (XXX 82). Bisweilen stellt sich die Skepsis am unrechten Ort ein wie X 44 oder XXXVII 40f., wo er mit schwerem Geschütz und Grobheit gegen Sophokles’ dichterische Phantasien über den Bernstein loszieht. Im allgemeinen aber hält er sich für berechtigt, alles zu glauben, was irgendwo überliefert ist, und er macht keinen Unterschied zwischen ernsthaften Forschern und abschreibenden oder faselnden Skribenten. Über griechische Leichtgläubigkeit klagt er öfters (u. S. 417); der Tadel an Cornelius Nepos V 4 steht ziemlich vereinzelt. Vgl. Studien 308ff.

Mit diesen Ansichten steht P. keineswegs allein; die Gebildeten seiner Zeit teilten sie wohl fast alle. Zum Teil hängen diese Erscheinungen mit dem Mangel an Anschauung zusammen: er ist wie seine Zeitgenossen in der Hauptsache auf Buchwissen eingestellt und angewiesen (Studien zum Verständnis 280ff.). Trotz Äußerungen wie experimentis optime creditur (XVII 24, vgl. XXVI 11. Thorndike 54) muß er vieles bringen, was er nur aus Büchern kennt, und sagt z. B. XII 32 von einer indischen Pflanze qualis sit ea incompertum habeo. Er klagt darüber, daß die Kenntnis des Weltalls wenig verbreitet sei (II 43), versagt aber oft, wo er in der Lage gewesen wäre, eigene Beobachtungen anzustellen [417] (Ausnahme o. S. 308). So glaubt er an einen Schiffahrtsweg von Petra nach Dumatha (VI 146) und merkt nicht, daß der δασύπους mit dem Hasen identisch ist (o. Bd. VII S. 2477). Anderes u. S. 428f. Wo er sich auf eigene Erinnerungen (z. B. patris mei memoria VIII 193) und Beobachtungen stützen kann, merkt er es meist durch vidi, vidimus, scio, scimus usw. an; so II 101. 150. VII 35f. 75f. 83. IX 117. XII 57. 94. 98. XIII 83. XVII 120. XVIII 66. 128. 160. 209. 319. XX 215. XXII 8. XXIV 43. XXV 9 98. XXVII 69. 99. XXXI 25. 33. 63. XXXVI 60. XXXVII 19. 27. 118. Dirksen 139. Doch ist in manchen Fällen, wo er scio u. dgl. braucht, ein leiser Zweifel erlaubt (X 35. XVI 64). Aber schon, daß er überhaupt Inschriften und Denkmäler ansieht (Münzer 399, 1), erhebt ihn über das Gros seiner Zeitgenossen.

Ein sympathischer Zug an P. ist sein ausgeprägter Patriotismus. Er zeigt sich zunächst im Verhältnis zu den Griechen. Zwar wenn er sich wegen des Gebrauches griechischer Worte entschuldigt, so sind das wohl hauptsächlich stilistische Beklemmungen (Marx Celsus XCVf.), die praktisch wenig bedeuten (u. S. 420). Aber er setzt die Griechen und ihren Charakter herab, indem er von ihrer credulitas, fabulositas, vanitas (II 248. III 42. 152. IV 4. XXXVII 31) und ihren mendacia spricht (Jan Reg. 173 b, vgl XXXVII 41); er tadelt ihren Luxus (XXXV 162), nennt sie levissima gens u. dgl. (XV 9. XXVI 15. XXVIII 112. XXXVII 31. 195) und weist auf Catos abfällige Urteile hin (XXIX 27 vgl. 13ff.) und wenn er auch ihre wissenschaftliche Überlegenheit im Grunde anerkennt (VII 8. XXI 48. 52. XXXV 1), so ist ihm doch ihre Betriebsamkeit unheimlich (XVII 42. XXIX 11). Vgl. Studien 1ff. Vorhauser 22. Im Gegensatz dazu steht die Romana gravitas (XXIII 32): Rom hat mehr bedeutende Männer hervorgebracht als die übrige Welt (VII 116); römische virtus steht über allem Zweifel (VII 130); ihr pudor hat oft verzweifelte Lagen gerettet (XXXVI 108). Die Römer haben den Erdkreis unterworfen und geeinigt (III 5. XIV 2. XXII 6. XXIV 5 vgl. XIV 4f. [mit pessimistischer Zuspitzung]. XXXVI 101) und schenken ihm Frieden (XXVII 3) und Gesittung (XXX 13): kurz, sie sind das erste Volk (XXII 10 vgl. XVII 50). Neigt er überhaupt zur Bewunderung der alten Zeit (o. S. 411. XI 78. XXIII 112. XXV 1. XXVII 1. 4. XXXV 197. XXXVI 4), so zu der der maiores (u. S. 419); so heißt es von der Verleihung der corona civica an Fabius Cunctator: qua claritate nihil equidem in rebus humanis sublimius duco (XXII 10). Diese Gefühle verdichten sich zur Verehrung für Augustus, dessen Name oft genannt wird (Jan Reg. 57); daß er coronam civicam a genere humano accepit (XVI 8), ist eine hübsche Wendung (Münzer 280). Auf der anderen Seite deklamiert er über das Spiel der Fortuna mit ihm (VII 147ff.).

Untrennbar davon ist sein Heimatgefühl. Italien ist in jeder Hinsicht das erste Land (XXXVII 201f., wo die Lobpreisung an den Haaren herbeigezogen ist), ist omnium terrarum alumna eadem et parens (III 39 vgl. dis sacra III 138. XIV 2); es hat die besten Weine, Oliven [418] usw. (XIV 8. 87. XV 8. XVI 161. XVIII 65) und stellt auch die Länder des Orients in den Schatten, deren odores in B. XIIf. beschrieben sind; es ist die eigentliche Heimat vieler Gewächse (XIV 1). Campanien erhält sein besonderes Lob (XVIII 110f.). Vgl. Vorhauser 21. Geffcken Herm. XXVII 381. Detl. Quell. und Forsch. XVIII 7. Klotz 110f. Die Stadt Rom wird so oft wie möglich erwähnt und als unvergleichlich gepriesen (III 67, dazu die problematischen Ausführungen Nissens Rhein. Mus. XLIX 278; XI 240); vgl. den Titel von XXXVI s. 24 Romae miracula (bes. § 123 E). Gernentz Laudes Romae (Rost. 1918) Reg. s. Plinius. Seine Geographie ist römisch orientiert (Suppl.-Bd. IV S. 675), ja eigentlich sein ganzes Werk. Das führt dazu, daß er oft römische Notizen auch da einmischt, wo sie nicht hingehören, wie etwa die über Kunstwerke in Rom (Sellers XCI; vgl. die Bewunderung der alten Wandgemälde in Ardea XXXV 17); gern erzählt er Anekdoten aus der römischen Geschichte, viele aus der jüngsten Zeit, aber auch von Sulla (XXII 12), Cicero, der sich monumenta in toto terrarum orbe fecisset (XXXI 63.) und kleineren Leuten wie Remmius Palaemon (XIV 50, s. auch 51 über Seneca).

Natürlich hat diese patriotische Einstellung auch auf die Auswahl der benutzten Autoren stark gewirkt. Bezeichnend sagt er XVI 48 nach Erwähnung der Meinungsverschiedenheiten der Griechen über die Benennung von Nadelbäumen: nos ista Romano discernimus iudicio. Sein Hauptautor ist Varro, den er so gründlich ausgeschöpft hat, daß er uns den Verlust vieler Schriften fast ersetzt; ihm verdankt er unendliches Material über alle Seiten der römischen Geschichte und Kultur. Cato ist ihm ein Orakel (XXIX 13ff. XVII 34ff.). Aber überhaupt hält er sich, wo es irgend angeht, an römische Quellen (Brunn 47 ; auffällig z. B. III 3). Lehrreich ist III 122 pudet a Graecis Italiae rationem mutuari; Metrodorus tamen Scepsius dicit … Ein Annalist wie Piso erhält das Epitheton gravis auctor (II 140. XVII 244). Häufig benutzt er auch solche griechischen Autoren, die ihm vorlagen und die er gelegentlich aufschlug, durch römische Vermittlung (o. S. 310 u. ö.). So ist Herodot nur an einer Stelle selbst eingesehen (Münzer 17), wenn er auch im Index von 8 Büchern erscheint und mehrmals angeführt wird. Den echten Aristoteles hat er, soviel Material auch aus ihm stammt, nicht selbst aufgeschlagen; aber auch Theophrast ist zum großen Teil durch Vermittler benutzt (Münzer 19). Stark ausgenutzt sind Sextius Niger, den er aber unter den römischen Quellen mit dem Zusatz aufführt qui Graece de medicina scripsit, und Iuba (Münzer 411, o. Bd. IX S. 2389). Römische Titel führt er oft in wissenschaftlichem Zusammenhang an. Bei Catos Name mag der Zusatz Censorius nur ein Distinktiv sein (Jan Reg. 4), ebenso bei Piso (XIII 87); aber wenn er den vielbenutzten Mucianus mit Vorliebe ter consul nennt (Reg. 9), so glaubt er doch wohl, seinen oft zweifelhaften Behauptungen Gewicht zu verleihen. Dasselbe mag manchmal von Geschichten gelten, die er von consulares, praetorii usw. erzählt (VII 39. 44. 183. IX 67. X 4. XI 49. XVIII 27. 32. XXII 120. XXIV 43. XXVI 4f. [419] XXX 63. XXXI 11. XXXII 123; anders V 12); doch wirkt hier oft das aus der republikanischen Zeit ererbte Interesse an der Laufbahn einzelner Männer (vgl. V 36. XXXIII 17. 32f. XXXV 20). Die Nennung von Rittern (V 11. VI 160. IX 10 u. ö.) hängt wohl damit zusammen, daß er selbst aus diesem Stande hervorgegangen war (das gewöhnliche Volk heißt ignobiles VII 62). Eine scharfe Bemerkung über den Aufstieg von Freigelassenen, darunter solchen der jüngeren Agrippina steht XXXV 200f. (vgl. XXXIII 33). Auch die Bewunderung der maiores ist überkommen (z. B. IX 118. XVIII 1. 5. 21. 39. XXXIII 153. XXXV 6. XXXVI 111f. 117. Roloff Maiores bei Cic., Diss. Lpz. 1938) und verstärkt die Bewunderung der alten Zeit (o. S. 411), mit der sich der Gedanke kreuzt, daß durch die Abkehr von der Natur (o. S. 411) die Welt verschlechtert worden sei (Norden Germ. Urgesch. 129, 2). Leute wie Dentatus, Regulus, Cincinnatus erhalten das übliche Lob; Cato war optimus orator, optimus Imperator, optimus Senator (VII 100, vgl. Cic. de or. III 135); aber auch Pompeius und Caesar werden gepriesen, jener unter dem Einfluß der varronischen Beurteilung. Merkwürdig ist, wie die verschiedenen Gedankenkreise sich feindlich berühren; XXXVI 4 heißt es, die alten Römer müßten sich eigentlich schämen, weil sie zwar Verfügungen gegen Tafelluxus, aber nicht gegen Einfuhr von Marmor erlassen hätten.

Seine Urteile über die Kaiser bieten viel Überraschendes. Für Augustus hat er viel Interesse und Bewunderung (Jan Reg. 57); nur in der Deklamation VII 46 ist von soceri praegravi servitio die Rede. Tiberius erhält die Epitheta severus und saevus (XIV 144), minime comis (XXXV 28) und tristissimus (XXXVIII 23); Caligula war faex generis humani und dem Nero ähnlich (VII 45. XXXVI 111. XXXVII 17). Von Claudius berichtet er objektiv manches aus eigener Erinnerung, benutzt auch seine Schriften (Münzer 390); gegen Nero hegt er einen wütenden Haß, der sich zum Teil aus seinen eigenen Erlebnissen (o. S. 276) erklärt: er nennt ihn faex generis humani (VII 45; hostem g. h. 46) und sagt ihm allerhand Abscheulichkeiten nach (XXX 14–17. XXXIV 45. 84. 166, vgl. XVIII 7. XX 160. XXII 92. XXXV 120. XXXVII 19f. 29). Um so eifriger preist er das flavische Haus, dem er seinen Aufstieg verdankt. Der Widmungsbrief an Titus ist voll von Versicherungen der Ergebenheit (bes. § 3); er zitiert auch dessen Gedicht (praeclarum carmen) über einen Kometen (II 89) und führt ihn im Index auf; Domitian eröffnet den Index von B. XXXIII. Vespasian ist maximus omnis aevi rector und göttlicher Verehrung würdig (II 18f.) und wird möglichst oft erwähnt (salutaris exortus Vespasiani XXXIII 41). Münzer Herm. XXX 546. Zum Kaiserkult s. Scott The imperial cult under the Flavians (Stuttgart 1935) 55f.

11. Das Werk. Über seine Arbeit äußert P. sich selbst in dem pretiösen Widmungsbrief an Titus. Zieht man hier die Versicherungen der Devotion und die üblichen Bescheidenheitsfloskeln ab, so bleibt etwa folgendes Greifbare. Das Werk stellt eine Neuigkeit dar (novicium opus 1. iter est non trita auctoribus via 14, vgl. XVIII [420] 24 non volgari modo); es muß auf rhetorischen Schmuck, wie ihn etwa ein Geschichtswerk verlangt, verzichten (12; auch auf famae gratia XVIII 5), ja es muß sogar rustica (vgl. XVIII 5), externa und barbara vocabula brauchen, die die salonfähige Literatur vermeidet (13). Diese Mängel werden zum Teil wettgemacht durch den Nutzen, den es stiftet (16) und der großenteils auf dem gewaltigen, durch mühselige Arbeit erzielten Stoffreichtum beruht (17). Daß die benutzten Autoren in den vorausgeschickten Indices aufgezählt sind, wird als eine Besonderheit hervorgehoben (21).

Was die Neuheit angeht (vgl. auch XXIX 1), so hat P. Recht, wenn man an die Zusammenstellung von disparatem Material denkt; denn für die einzelnen Gebiete gab es große zusammenfassende Werke. Die n. h. tritt in eine Reihe mit anderen großen Kompilationen, die in der ersten Kaiserzeit aus dem Gefühl heraus entstanden, daß es gelte, die Ergebnisse einer ungeheuren Forschungs- und Sammeltätigkeit zu bergen, solange es noch Zeit sei. Vgl. etwa den – freilich viel einseitigeren – Leimon des Pamphilos. Daß ihm das gelungen ist, beweist schon die starke Benutzung seines Werkes durch die Jahrhunderte (u. S. 430).

Der Verzicht auf stilistischen Schmuck war kein völliger (u. S. 436). Bei der Natur des Gegenstandes (quarundam rerum humilitas XIV 7) waren freilich sordida vocabula (Studien 111) nicht zu vermeiden; dazu gehörten griechische, die besonders in den medizinischen Abschnitten massenhaft auftreten (s. aber auch Kalkmann 195) und oft durch Wendungen wie quae .. vocant (z. B. XXXV 98 sensus hominis .. quae vocant Graeci ethe) eingeführt oder ausdrücklich entschuldigt werden, vgl. XXXIV 65 non habet Latinum nomen symmetria und etwa II 63. XXII 110. XXX 49. Eine Entschuldigung wegen nominum vilitas steht XX 1; XIX 59 beruft er sich auf Vergils Geständnis quam sit difficile verborum honorem tam parvis perhibere. Furcht vor fastidium äußert er XXVIII 2, vgl. X 79. XXIX 1. 28. Inrisui sumus ista commentantes atque frivoli operis arguimur XXII 15. Schlimmer noch war, daß pudenda berührt werden mußten wie die blatta XXIX 140, vgl. 61. XIV 138 (u. S. 438); eine gewisse Prüderie äußert sich XXVIII 87. XXIX 140. – Daß er Nutzen stiften wolle (excolere vitam XVIII 5), wiederholt er gelegentlich; so XVIII 321 nos legum utilitas, quae in toto opere, in hoc quoque movet parte. XXVIII 2 ita decretum est, minorem gratiae quam utilitatium vitae respectum habere, vgl. XVIII 24. XIX 2. XXV 25. XXXI 96. XXXIII 42. Diese Rücksicht mag namentlich die Einfügung der medizinischen Bücher veranlaßt haben – abgesehen von dem Einfluß des freilich ganz anders gearteten Werkes des Celsus. Aber freilich hat ein großer Teil der von P. mitgeteilten Notizen keinen praktischen Wert – ganz abgesehen vom Ausdruck, der vieles für Männer der Praxis unverständlich machte (u. S. 438). Wem kann z. B. eine Mitteilung wie XXXVII 173 nützen: Memnonia (sc. gemma) qualis sit non traditur? Er steht ganz unter dem Einfluß der curiositas (Studien 282), die sich über jede [421] wirklich oder scheinbar interessante Nachricht freut und nur ungern an ihr vorbeigeht, und er hat eine tiefe Freude an der Anhäufung solcher Einzelheiten, hinter deren Fülle die großen Gesichtspunkte oft zurücktreten. Wenn er XXVIII 2 erklärt potius curae rerum quam copiae institimus, so entspricht seine Praxis diesem guten Vorsatz nicht; ebensowenig dem XVII 9 geäußerten: diligentiam supervacuis adfectare non nostrum est. Lehrreicher ist XVII 137 ne quid sciens praeteream, quod usquam invenerim.

Diese positivistische Einstellung hat ihn zu dem merkwürdigen Verfahren veranlaßt, seine Mitteilungen zu zählen: ihre Gesamtsumme ist nach pr. 17 20000, außerdem gibt er am Schlusse des Index zu jedem Buch die summa an, meist als res et historiae et observationes, in XX– XXXV als medicinae et historiae et observationes. Diese Zahlen fehlen zu III–V; XII und XIII haben die gleiche Summe – beides wohl auf Versehen zurückzuführen. Die Gesamtsumme ist 34 707; den Überschuß von fast 15 000 über die in pr. 17 gemachte Angabe kann man in verschiedener Weise erklären (Detl. UZ 92). Neben diesen Gesamtzahlen enthalten die Indices der medizinischen Bücher fortlaufende Zählungen der medicinae aus jeder einzelnen Pflanze bzw. Tier, z. B. XX p. 61, 34 M. mentastro XX, menta XLI, puleio XXV. Ind. XXVIII p. 95, 18 ex apro XLI, sue LX, cervo LII usw. Zu kontrollieren sind diese Zahlen schwer; denn abgesehen von der Leichtigkeit einer Verschreibung wissen wir nicht, was P. bzw. seine Helfer als eine res oder medicina gezählt haben. Diese Zahlenfreudigkeit geht aber noch weiter, indem von B. XII an mit steigender Häufigkeit die Zahl der Pflanzenarten angegeben wird; so XII p. 41, 4 de nardo; differentiae eius XII; XIV p. 45, 25 vina generosa transmarina XXXVIII. In den kunstgeschichtlichen Abschnitten werden die nobilitates operum gezählt, z. B. in XXXV s. 34ff. (Detl. UZ 81). Es ist fraglos, daß diese Zahlen dem Leser ebenso imponieren sollten, wie sie dem P. selbst imponierten (vgl. sein Interesse für Preisangaben: VII 126. 128f., o. S. 821). Detlefsens Annahme, sie träten gerade da auf, wo P. über die Angaben seiner Quellen hinausgehe und aus eigener Erkundung oder jüngerer Literatur Zusätze mache, und daß sich so jene Differenz von 15 000 erkläre – diese Zahl werde eben durch die Zutaten aus jüngeren Quellen erzielt –, ist grundsätzlich zu verwerfen. Man mag dazu die Neigung zur Anhäufung von Namen stellen, wie sie sich z. B. in den Autorenregistern geltend macht (s. auch XV 131 und die Künstlerlisten, o. S. 399).

Wirft nun schon dies ein Licht auf seine Arbeitsweise, so kommt anderes bestätigend hinzu. Wo der Neffe die literarische Tätigkeit des Onkels beschreibt (ep. III 5, 1), äußert er sich auch über sein incredibile studium und summa vigilantia und seine parsimonia temporis. Er las kein Buch, ohne sich Auszüge zu machen: selbst das schlechteste Buch könne an irgendeiner Stelle nützlich sein – ein Grundsatz, den er nur zu sehr befolgt hat, mit der Folge, daß ihm Notizen an unpassender Stelle einfielen. Selbst bei Tische und im Bade ließ er sich vorlesen [422] oder diktierte. Auf Reisen mußte ein notarius neben der Sänfte einhergehen und aufschreiben, was ihm gerade einfiel. Bei seinem Tode hinterließ er außer den veröffentlichten Büchern 160 commentarii electorum (Exzerpte); schon früher einmal hatte Larcius Licinus sie ihm für eine hohe Summe abkaufen wollen. Man begreift, daß er über Mangel an Wißbegierde bei anderen klagt (X 20); die seinige ist unersättlich (XI 4).

Daraus ergibt sich, was eigentlich selbstverständlich ist, daß er sich in großem Umfange der Hilfe von servi litterati bediente; man geht wohl in der Annahme nicht fehl, daß sie für manche, bei einem Werk dieser Art fast unvermeidliche Mängel verantwortlich zu machen sind. Das Werk stellte eine erstaunliche quantitative Leistung dar, war eine Kompilation großen Stiles; in diese Stoffmassen Ordnung zu bringen hätte es eines Aristoteles bedurft: den P. erdrückten sie manchmal. Es war beinahe unvermeidlich, daß bisweilen Zettel an falscher Stelle eingeordnet wurden, und so finden wir allenthalben verrutschte Notizen, die bis heute eine crux editorum bilden. Ich verweise beliebig auf VII 67. 69. VIII 73 (wo die Konstruktion durchbrochen ist). 76. 149. X 63. XVI 143. XVII 81. 109. XVIII 75 (der Satz über olyra). 114. XIX 18. 185. XX 98. 114. 158. 231. XXI 102. XXIII 11. 100. 148. XXX 47. 116. XXXII 24. 136. XXXIII 158. XXXV 155 (der Satz über Chalkosthenes) – alles Fälle, in denen Umstellungen meist nicht berechtigt sein werden. Ein Musterbeispiel liegt VII 35 vor, wo nur in F² und im verlorenen Chiffletianus ein Zusatz an falscher Stelle erhalten ist, der trotz Mommsen wohl nur von P. selbst herrühren kann (es ist zu lesen in eadem domo). Es ist mit der Möglichkeit zu rechnen, daß sich ein nachträglicher Zusatz nur in einem Zweige der Überlieferung erhalten hat (s. Bd. I A S. 2284, 26). Vgl. auch XVII 81 und die Kontroverse über XXXV 153 o. Bd. XIV S. 66. Welzhofer 1878, 48. Noltenius o. S. 300) hat die Tatsache solcher nachträglicher Einschübe benutzt, um die Nichtvollendung des Werkes zu beweisen.

Aber es ist damit nicht abgetan. Die im Großen klare und durch die Indices klar gemachte Disposition weist im Einzelnen zahllose Mängel auf, von denen die Quellenforschung gebührende Notiz genommen hat. (Bisweilen macht P. selbst auf die Abschweifung aufmerksam; so XXXVI 116.) Cato wird öfters abrupt eingeführt, z. B. XVII 55. VI 51 hat die Rückkehr zu Varro bewirkt, daß ipsius maris unklar bleibt, bis man durch Zurückblättern auf § 39 feststellt, daß es sich um das Kaspische Meer handelt. Die Schilderung Mesopotamiens ist in zwei Teile auseinander gerissen (V 86f. und VI 117f.), wobei es ohne Wiederholungen und Widersprüche nicht abging. VII 51 hat der Zusatz aus Varro den aristotelischen Zusammenhang gesprengt; 67 fügt P. eine nicht dorthin gehörige Bemerkung ein, weil er sie in der gerade benutzten Quelle fand (vgl. 69. 72. 80); 167 verrät das auf 164 zurückgreifende hoc munus, daß 165f. eine Einlage bilden. VIII 123 unterbrechen die Sätze über lycaon und Schakal das Kapitel über den tarandrus (vgl. 217). VIII 154 weist eidem Alexandro [423] auf 149 zurück; X 111 knüpft an 108 an. X 76 knüpft an 72 an: es ist deutlich, daß der ursprüngliche aristotelische Zusammenhang zerrissen ist (vgl. 63. 95). XI 214 setzt ex eodem voraus, daß die Entstehung des Fettes aus dem Blut erwähnt war: sie steht zwar bei Ar., aber nicht bei P. (vgl. 91 E. 127. 194 [Einschub aus Th. H.]). XII 18. XIII 68 klingt so, als habe P. vor, zu den palustria überzugehen; das scheint dann ganz vergessen, aber aus 107 ergibt sich, daß ihm bereits die Behandlung des Lotos vorschwebt. XIV 119 besteht aus zwei weder unter sich noch mit der Umgebung zusammenhängenden Notizen. Der letzte Satz von XV ist nur aus Verlegenheit dorthin gestellt. XVII 53 ist aus einem jungen Autor ein Zusatz eingeflickt; 154f. sind die Sätze über die Feige ein Einschiebsel in den Abschnitt über den Weinbau (vgl. 168). XVIII 229 fügt er eine Bemerkung über Heilwirkung des Mohns ein, die zu XX 198 gehörte; umgekehrt stehen in den medizinischen Büchern Pflanzenbeschreibungen, die man in der Botanik erwartete, so XX 144. 174. XXI 27ff. 39. 116 (iam remedia enim dicemus). XXIV 98. – XXXII 59–63. 95 sind rein zoologisch, ebenso 142ff.; eine Art von Entschuldigung steht XXVIII 3. Die Anlage von XXX deckt sich mit der von XXVIII, indem hier wie dort nach Krankheiten und Teilen des menschlichen Körpers geordnet ist (XXVIII 227 ~ XXX 93); überhaupt sind die Heilmittel so über viele Bücher verstreut (vgl. Jans Reg.), daß ein dringendes Bedürfnis nach Ordnung bestand, die auch in der Medicina Plinii (u. S. 430) erfolgt ist. B. XXI ist im Grunde rein botanisch bzw. landwirtschaftlich, da es flores und coronamenta behandelt, durchbricht also die Reihe der medizinischen Bücher; erst im zweiten Teile werden die Heilwirkungen angegeben (Ind. p. 65, 11ff.). P. sagte denn auch 93 de scorpione dicemus inter medicas (= XXII 39). Wiederum eine Art Einlage bilden § 1–13, wo nach römischen Quellen fast ausschließlich über den Gebrauch der Kränze in Rom gehandelt wird, absichtlich zu einer Art von Proömium gemacht, da dort Abschweifungen gestattet und beliebt waren. Umbrüche in der Disposition werden XXV 99. 132 angegeben, ohne daß der Index darauf Bezug nimmt (o. S. 367). Nachdem in XXVI eine Ordnung nach Krankheiten durchgeführt war, heißt es am Ende überraschend verum et reliqua genera herbarum reddamus, und es folgt in XXVII eine alphabetische Pflanzenliste. Einen Fremdkörper in XXI bilden 70–85, da hier in der Hauptsache von den Bienen gehandelt wird; am Schluß verweist P. selbst auf B. XI, wohin dieser Abschnitt gehört. XXX 146 heißt es, nachdem tierische Heilmittel geordnet nach den Krankheiten aufgezählt waren: praeter haec sunt notabilia animalium ad hoc volumen pertinentium (was nicht zutrifft); deutlich handelt es sich hier und in 147–149 um Nachträge, die P. gern am Schlusse des Buches oder eines Abschnitts anbringt, ohne immer genau zu prüfen, ob sie auch dorthin passen; darauf hat zuerst Noltenius Quaest. Plin. (Bonn 1866) 10ff. geachtet und vieles richtig beobachtet (s. auch Münzer 222. Die Frage ist mit der nach der Herausgabe des Werkes [424] verknüpft, s. S. 299). Vgl. etwa XIX 87. – B. XXXI kündigt aquatilium beneficia an, aber die folgen eigentlich erst in XXXII, und unser Buch enthält in der Hauptsache aquarum mirabilia; nur der Schluß über die Schwämme fügt sich der Disposition ein. P. hat das selbst gefühlt, wie 96 zeigt: haec obiter indicata sint desideriis vitae, et ipsa tamen non nullius usus in medendo. Ausdrücklich entschuldigt sich P. XII 104 wegen einer Einlage. Einen Mangel der Redaktion bedeutet auch die Wiederholung des Schlußsatzes von X am Anfang von XI. Fälle von Wiederholungen aus B. XVII–XX behandelt Stadler Bl. bayr. Gymn. XXVIII 375f. – Bemerkungen von allgemeiner Wichtigkeit werden so gegeben, daß sie sich leicht verlieren; so XII 53 über die Größe des σχοῖνος. Vgl. II 85. III 16. IV 93.

Das disparate Material versucht P., wo es angeht, durch Übergänge zu verbinden, die oft recht gesucht sind. Darauf ist oben in der Inhaltsübersicht bereits hingewiesen. Hier erwähne ich noch VIII 108, wo davon die Rede gewesen war, daß die männlichen Hyänen natos mares castrant, und fortgefahren wird nach einem von den Weibchen handelnden Satz easdem partes sibi ipsi Pontici amputant fibri, worauf vom Biber die Rede ist. Der § IX 124 ist nur dazu da, um von den Perlen zu den Purpurschnecken überzuleiten. Vgl. X 60 den Übergang von den Kranichen zu den Störchen, XVI 6 E. von den Eichen zu den civicae coronae, XVIII 229 von den Ciceroversen zu den Saatzeiten. XXXIV 49 bezeichnet minoribus simulacris den Gegensatz zu Kolossen, obwohl unmittelbar vorher von solchen nicht die Rede war. XXXVII 85 soll die Erwähnung der Frauen nur auf Kaiser Claudius und dieser wieder auf den Sardonyx überleiten. Derartiges findet sich in Menge; ich verweise auf Joachims De Theophr. libris 26 Tadel an VIII 112. Ferner auf IX 122. X 60 b. 64. XVI 226. – X 109 ist die Vorschrift des Ps.-Demokrit (frg. 68 W.) in einen anderen Zusammenhang gezwängt: ob id geht auf etwas anderes als mutare sedem, letzteres stammt aus der Quelle, jenes ist nur zur Überleitung da.

Dieser Tatbestand ist von den Herausgebern nicht immer beachtet worden, und namentlich Urlichs und Mayhoff haben viele Umstellungen vorgenommen, die den Plinius selbst verbessern. Vgl. dem gegenüber die besonnenen Mahnungen von Detl. Jahrb. f. Philol. 77, 665. 95, 76.

12. Die Indices auctorum (bequeme Übersicht bei Detl. Bd. VI p. VI–XXIX). P. teilt pr. 17 mit, er habe sein Material ex exquisitis auctoribus centum gesammelt, und er gibt sie – aber nicht nur sie – in den indices auctorum an, die hinter der Inhaltsangabe jedes Buches stehen: diese beiden Bestandteile bilden das erste Buch, und von den Inhaltsangaben sagt er pr. 33, er habe sie hinter den Widmungsbrief gestellt. Darüber s. o. S. 300. Zu beachten ist, daß diese Verzeichnisse nur die schriftlichen, nicht die mündlichen Quellen nennen; daher fehlt z. B. der X 134 erwähnte Egnatius.

Die Autoren sind gesondert nach Römern und (auf sie folgenden) externi d. h. Griechen (Dirksen 136); in den B. XX–XXVII. XXIX. XXX sind von diesen wieder die medici abgetrennt. [425] Römer, die griechisch schreiben, stehen bei ihren Landsleuten; so Sextius Niger mit dem Zusatz qui graece de medicina scripsit (XII usw.). Ähnlich XVIII L. Tarutius qui graece de astris scripsit. Caesare dictatore qui item. (Vgl. Iulius Bassus XXff.). Zur Unterscheidung von Homonymen genügt bei Römern entweder der Zusatz von Prae- bzw. Cognomen (drei Namen werden nie angegeben), oder es wird der Inhalt der betr. Schrift bezeichnet, z. B. Caesennio qui cepurica scripsit XIX. Bei Griechen entweder ebenso (Dionysio qui Magonem transtulit VIIIff.), oder die Heimat wird zugesetzt: Euagone Thasio VIIIff. Es sind fast 500 Autoren, die in diesen Verzeichnissen erscheinen; mit den exquisiti meint er wohl die direkt benutzten, ohne daß man jedoch diesen Begriff zu sehr pressen darf.

Den Weg zur Benutzung der Indices für die Quellenforschung hat H. Brunn gewiesen (De auctorum indicibus Plinianis. Bonn 1856; Andeutung schon bei Montigny 23), indem er zeigte, daß die Autoren in der Reihenfolge erscheinen, in der sie von P. benutzt bzw. zitiert sind. Aber diese wertvolle und stets zu berücksichtigende (Cichorius 416) Beobachtung unterliegt, wie Brunn selbst schon ausgeführt hat, allerlei Beschränkungen. Zunächst hat P. nicht so sorgfältig gearbeitet, daß nicht manche im Text zitierte Autoren im Index fehlten. So vermissen wir in II Cidenas (genannt 39), in III Polybios, Eratosthenes (§ 75) u. A., in V Augustus (Cuntz Diss. 41), in VI Aufidius, in X den allerdings im Text nicht genannten Fenestella, in XX eine ganze Reihe von zitierten (freilich nicht eingesehenen) Autoren (Brunn 35), in XXV die sicher benutzten Varro und Valerius Antias (Münzer 236), in XXIX Cato Vergil Ovid Seneca, in XXXVII Apollonios Catull Menander (H. Urlichs Die Quellenreg. zu P.’ letzten Büchern. Würzb. 1878). Auch kleine Ungenauigkeiten kommen vor, die wer will auf P.’ Helfer schieben mag; so ist im Ind. VI Alexander d. Gr. als Quelle genannt, während in Wahrheit nur seine (übrigens auch über eine Mittelquelle benutzten) comites (40 usw.) in Frage kommen. Wenn Sextius zwar für VIII 91 a benutzt ist, aber dennoch im Index fehlt, so ist das berechtigt, da P. das für B. XXVIII gemachte Exzerpt verwendet hat. Anderes bei Münzer 129. Klotz Quaest. 4ff.

P. hat selbst nicht behaupten wollen, daß er alle die in den Registern aufgezählten Autoren selbst gelesen habe; der Gedanke an absichtliche Täuschung lag ihm fern. Er nennt vielmehr alle Autoren, die er zitiert fand – oder doch möglichst alle –, liefert also so etwas wie ein Literaturverzeichnis für das betr. Gebiet (Stadler Die Quellen 31. Münzer 129). Am schlagendsten ist das bei den medizinischen Büchern, deren umfangreiche Quellenregister zu einem erheblichen Teil übereinstimmen und wo deutlich ist, daß die Liste von einem Buch zum anderen übertragen wurde (Brunn 31 ff., o. Bd. XIX S. 1189f.). Dasselbe gilt von der Ärzteliste, die aus XXIX fast wörtlich nach XXX übertragen wurde; von den zu XII. XIII. XXXIII–XXXV Genannten dürfte ein Teil aus Sextius Niger übernommen sein. Ähnlich liegt es [426] in XXXIII–XXXV mit denen, die de medicina metallica scripserunt: es sind 14 Namen, die in den beiden letzten Büchern in derselben (nicht alphabetischen) Reihenfolge stehen, während diese in XXXIII geändert ist; auch ist hier ein Attalus medicus eingeschoben. Auch hier könnte Sextius die Quelle sein (über Xenocrates Zenonis s. o. S. 407). In das Register von VIII. X. XIV–XVIII übernimmt P. den alphabetischen Katalog landwirtschaftlicher Autoren, den er bei Varro fand (Brunn 46); auch in IV–VI scheint seine griechische Namensliste teilweise aus Varro de locis abgeschrieben zu sein (Kentenich 17ff.). Ähnliches gilt von den Verfassern von μελιττουργικά in XI, die er aus Hygin haben wird; das erweckt Mißtrauen gegen die lateinische, und wenn z. B. der obskure L. Vetus im Ind. III–VI immer zwischen Hyginus und Mela auftaucht, so berechtigt das weder, an seine Benutzung in allen vier Büchern noch an die gerade an der betr. Stelle zu glauben. Ähnliches gilt von den 23 Alexanderhistorikern in XII. XIII; von der alphabetischen Liste in XVIII (Amphilocho-Euphronio), wo dem P. bei E der Atem ausgegangen ist, und von der Astronomenliste Thalete-Archibio am Schluß. In XXXVI sind 13 Schriftsteller über Pyramiden aus § 79. 84 übertragen. Bei XXXI. XXXII läßt uns der Index erkennen, daß die beiden Bücher ursprünglich eine Einheit bildeten. Ähnlich liegt es mit XIV. XV; die XIV 92f. zitierten Plautus-Ateius Capito (alle nicht selbst eingesehen) haben mit XV nichts zu schaffen; ebensowenig die am Ende der griechischen Liste genannten Ärzte und oenologischen Autoren (Asklepiades-Themiso). Brunn 22. Zieht man solche Dinge in Betracht, so kann man die Brunnsche Beobachtung verwenden (z. B. Münzer 375), muß sich aber vor mechanischer Anwendung hüten.

Ferner reflektiert der Index auch in anderen als den eben angeführten Fällen die Entstehungsgeschichte des Werks. Nachträglich eingesehene Autoren werden an den Schluß des fertigen Verzeichnisses angefügt. So mag es mit Mamilius Sura stehen, der im Index VIII. X. XI. XVIII an letzter oder vorletzter Stelle erscheint; P. mag erst in XVIII (wo er 143 benutzt ist) auf ihn aufmerksam geworden sein, einige Notizen aus ihm in andere Bücher eingefügt und seinen Namen dann im Register nachgetragen haben. Ähnliches gilt von den drei Autoren de Etrusca disciplina in II, von den vier Ärzten, die in XXVIII am Schluß der römischen Liste stehen, und von Anaxilaos und Iuba ebd. am Ende der griechischen. Aus der Anordnung der Autoren im Ind. VII läßt sich eine ursprünglich verschiedene Anlage des Buches erkennen. Bisweilen lassen sich Beobachtungen an Index und Text vereinigen; so III 57. Hier schließt an die Behandlung von Cercei eine Einlage, die mit mirum est beginnt und bis prodidit (59) reicht; in ihr werden Theophrast, Theopomp und Kleitarch, am Schluß Mucian zitiert. Diesen hat P. selbst eingesehen, die anderen drei nicht (Münzer 337 führt ihre Nennung auf Nepos zurück, der im Index erscheint); nun stehen im Register alle diese Autoren – außer dem übersehenen Kleitarch – außer der Reihe (Brunn 5): wir haben es mit [427] einem nachträglichen Einschub zu tun. VII 193 steht ein Zitatennest, das sich auf die Erfindung der Buchstaben bezieht; Berosos und Epigenes waren schon 166 genannt und erscheinen an der betr. Stelle im Index; Antikleides jedoch und Kritodemos sind erst am Schluß zugefügt.

Vgl. A. Klotz Herm. XLII 323 (der die verkehrte Hypothese von Rabenhorst Philol. LXV 567 zurückweist).

Über die Art der Quellenbenutzung und -zitierung ist eigentlich schon das Nötige gesagt worden. Doch ist darauf hinzuweisen, daß er praef. 21ff. die Nennung der Gewährsmänner in den Indices (und wohl auch im Text) besonders hervorhebt: es sei benignum et plenum ingenui pudoris fateri per quos profeceris, non ut plerique ex his quos attigi fecerunt, und er erhebt gegen Autoren, die ihre Quellen wörtlich abschreiben, ohne sie zu nennen, den Vorwurf des furtum (vgl. Studien 141ff.). Daraus darf man nicht folgern, daß er in jedem Falle den gerade benutzten Autor nennt; es genügt, daß er alle von ihm eingesehenen Gewährsmänner irgendwo (und sei es nur im Index) erwähnt hat. Schwerer findet man sich mit einem Falle wie VIII 44 ab. Hier behauptet P., die 50 zoologischen Bücher des Aristoteles gesammelt und epitomiert zu haben, während es feststeht, daß er den echten Ar. kaum gesehen hat. Aber das lasen die Zeitgenossen auch kaum heraus und verstanden richtig, daß er den Inhalt der aristotelischen Schriften zusammengedrängt (und aus jüngeren Quellen erweitert) habe. Hier ist auch daran zu erinnern, daß das Werk nur halb ein Hypomnema ist (Studien 308, o. S. 420) und sich schon dadurch eine pedantische Zitierweise und eine allzu häufige wörtliche Ausschreibung älterer Texte verbot. Das äußert sich auch darin, daß er oft seine Gewährsmänner nur unbestimmt angibt (quidam X 125 u. o., nonnulli, alii; ferner proditur, adnotatum est u. dgl. (Dirksen 138, 22); ut constat inter diligentissimos auctores XXXVI 109: das entspricht einer in schöner Literatur weit verbreiteten Gewohnheit (z. B. Hornbostel De Iosephi studiis [Halle 1912] 14). Vgl. u. S. 436. Dirksen Hinterl. Schr. I 138. Münzer 3ff. und passim. Oehmichen Plin. Stud. 72. Aber auch wo er nur sachlich einer Quelle folgt, löst er oft deren Gefüge auf und kontaminiert sie mit anderen (vgl. Bd. XII S. 1854, 63): das war eine technische Leistung, die auf Bewunderung rechnen durfte.

Jüngeren Quellen entnimmt er verhältnismäßig mehr als älteren, teilweise wohl aus dem Gefühl heraus, daß deren Mitteilungen sonst untergehen würden. So etwa dem unzuverlässigen Mucianus und VIII 90–93 dem nicht besseren Trebius Niger. Nicht selten nennt er die verkehrten Quellen, d. h. Abschreiber, statt der ihm wohl bekannten Urquellen, z. B. Trogus statt Aristoteles; II 38 für eine bekannte Tatsache den entlegenen Timaios (Kosmol. 10). Natürlich benutzt er seine eigenen älteren Arbeiten. Über das Geschichtswerk und die Germanenkriege ist oben einiges bemerkt; an Reminiscenzen an die Studiosi könnte man z. B. XI 145 denken.

Wenn wir nach alledem die Wahrheitsliebe [428] des P. nicht anzweifeln dürfen, so müssen wir nicht vergessen, daß die Alten in manchen Punkten anders dachten als wir. Das ist wichtig zur Beurteilung solcher Fälle wie X 63 olorum morte narratur flebilis cantus (Arist. h. a. 615 b 2) – falso, ut arbitror aliquot experimentis. Denn daß P. solche Beobachtungen selbst anstellte, wird man bezweifeln, wenn man bei Athen. IX 393 d liest, daß Alexander von Myndos dasselbe gesagt hatte (Wellmann Herm. XXVI 551): nach antiker Anschauung – wenigstens nach der seiner Zeit – durfte sich P. eine solche Behauptung aneignen. Dasselbe gilt von III 128, wo er mit credo eine wohl aus Varro stammende, auf Poseidonios zurückgehende Ansicht über die Argofahrt vorträgt (Wendel Schles. Jahrb. III 61). Auch die (unberechtigte, s. Friedländer⁹ IV 270) Kritik an der Erwähnung numidischer Bären (VIII 131) wird trotz des miror aus der Quelle entlehnt sein (vgl. XI 165). Die verhältnismäßig ausführliche Polemik gegen Aristoteles’ Ansicht von der Atmung der Fische (IX 16ff.) trägt er als seine eigene Ansicht vor, während er sie sicher aus einem Zoologen (Th.?) entlehnt hat (Steier A. und P. 121). Wenn er V 94 sagt, daß ,alle‘ die gens Isaurica und die gens Omanadum übergangen hätten, so nahm keiner seiner Leser an, daß diese Stämme erst von P. entdeckt seien; er kennt sie aus einem Gewährsmann (Isidoros nach Klotz 163f.), der sich wohl seinerseits über die Unterlassungssünden seiner Vorgänger beschwert hatte. Vgl. VI 40; nobis videtur XVII 81 leitet wie oft eine fremde Ansicht ein; vgl. XXXVII 53. Der Anschluß an die Quelle verleitet zu Unachtsamkeiten. So schreibt er VI 121 dem Herodot nach, der Beltempel zu Babylon stehe noch (Behr Herm. XXVI 315); ähnlich liegt es, wenn er die arcus als novicium inventum bezeichnet (XXXIV 40 27), das caeruleum Vestorianum nuper erfunden sein läßt (XXXIII 162 vgl. Vitr. VII 11, 1); vgl. etiamnum VII 13 (Münzer 122), novissimus (XVIII 32), cum proderem XIII 42 (Ähnliches aus anderen Autoren bei Svennung Unters. zu Palladius XIIIff.). XV 137 bezeichnet er den vor Neros Tode eingegangenen Lorbeerhain ad Gallinas als noch stehend (Münzer 121). Ganz üblich war es, den Mittelsmann zu verschweigen, aber die von ihm zitierte Autorität zu nennen: massenhaft Fälle sind oben erwähnt, vgl. auch über die Indices S. 424ff. Hierher gehört Aristoteles VIII 44f., Ktesias ebd. 75. Wenn P. VIII 175 sagt Atheniensium monimentis apparet, wo bei Ar. nur steht Ἀθήνησιν ὅτε τὸν νεὼν ᾠκοδόμουν, so war das Streben nach einer eleganten Wendung maßgebend.

13. Irrtümer. Bei der Ausdehnung des behandelten Stoffes und dem damals allgemeinen Mangel einer wissenschaftlichen Kritik sind dem P. viele Irrtümer unterlaufen, von denen auch hier die Rede sein muß, ohne daß ihm daraus ein schwerer Vorwurf gemacht werden kann. Am schwersten wiegen Unentschiedenheiten und Widersprüche, wie über das Alter des Papyros (XIII 69 vgl. 88, dazu Münzer 152) oder der Marmorskulptur (XXXVI 9ff.). Aber dergleichen war schon dem Varro widerfahren (Münzer 144). Einzelne Versehen sind oben schon zur [429] Sprache gekommen; hier noch eine Blütenlese von Irrtümern. IV 62 ist Kos und Keos verwechselt (Oehmichen Act. Lips. III 435); V 81 der Cyrrestica ganz fremde Städte zugeteilt (Bd. XII S. 193, 47). VI 78ff. wirft er Areia und Ariane (s. d.) durcheinander (richtig 113), und Salmasius 558 b G, der das feststellt, sagt resigniert: ,sed talis ubique P.‘. VIII 39 unterscheidet er zu Unrecht alce von achlis (Montigny 19); 52 wird adnexarum simiarum auf Mißverständnis der griechischen Vorlage beruhen. X 51 kann er wirklich geschrieben haben nomine Olenii, ebenso XI 118 media altitudine, XII 195 ceteris avibus. Solche Fälle bringen die Kritiker in Verlegenheit, da sie nicht wissen, wieviel man dem P. und wieviel den Schreibern zutrauen darf. Namentlich Mayhoff ist der Versuchung erlegen, solche Versehen durch Emendation zu beseitigen; so extinguit XX 122, maximum XXXII 19, eodemque IX 177. Bedenklich sind Zusätze aus der Parallelüberlieferung wie cum lacte XXIII 145, ebenso Umstellungen verrutscher Notizen (o. S. 422) wie XVI 144. XVII 81. – VIII 200 kann er sehr wohl geschrieben haben concipiunt (caprae) … aliquando anniculae, semper bimae, in trimatu inutiles, wenn auch bei Colum. VII 6 etwas anderes steht. IX 58 hat P. gewiß in mari (interim Birt) geschrieben und den Karpfen zu den Seefischen gerechnet, obwohl er aus Ar. 3 das Richtige entnehmen konnte (war ihm die Identität von κυπρῖνος und Karpfen klar?). Über II 122 s. Kosmol. 34, über XVI 210 (223) Renjes 85, über quoque XXXIV 69 Oehmichen 181. Vgl. etwa noch über Barum-Icarum-Icharam (VI 147) o. Bd. IX S. 823, über Orthosia (V 108) Bd. XVIII S. 1491.

XIII 100 berichtet er über Hom. Od. V 60 Verkehrtes, das vielleicht schon in der Quelle stand (Morel Phil. Woch. 1925, 428). XI 256 4 hat er Ar.’ Einteilung der Vögel mißverstanden (Montigny 30), XII 35 das Epitheton ἁδρόβωλον für einen Pflanzennamen gehalten, ebenso 114 εὐθέριστον. XIV 113 scheint die Annahme, man könne aus Honig und Wasser Wein machen, ein Irrtum zu sein (vgl. Diosk.). XV 32 versetzt er Palmyra an die Küste: las er ἁλμυρά (vgl. Diosk. I 31). XVI 12 ist utque eum locum hostis optineat widersinnig; wer den Bürgerkranz erhalten will, muß seinen Platz behaupten; 107 könnte azaniae Mißverständnis für ἀζαλέαι sein; 120 hält er κράταιγος für die Frucht des Buchsbaumes, während es ein Baum für sich ist; die alte Textänderung ist bedenklich. XVIII 338 verkehrt brumalem statt solstitialem den Sinn. XIX 98 gibt er infolge einer Vertauschung von cubitus und ἡμιπόδιον der Wurzel des lapathus die dreifache Länge; 120 verwechselt er ὤκιμον und κύμινον (mehr der Art bei Urlichs Vindiciae II 80). XXI 180 scheint Timaristos statt Timaris genannt; XXXIII 8 Midas statt Gyges; XXXV 132 Attalos statt Ptolemaios (Münzer 124ff. 377 A. Ross Archäol. Aufs. II 360). Daß manchmal auch der Sinn der Vorlagen, besonders der griechischen, von P. nicht verstanden wurde und daher auch der lateinische Text dunkel ist, hat zu XXXIV 112. 116 Bailey Hermathena XXI (1931) 39–53 gezeigt. Zwei besonders lehrreiche [430] Irrtümer (zu XI 11. XXXV 108) bei Severyns Deux erreurs de Pline l’ancien, Mél. Thomas 627–632.

Daß ihm die einfachsten Kenntnisse der physikalischen Geographie fehlen, verrät er öfters (o. S. 304); arg ist, daß er in Taprobane den Mond nur von der 8. bis zur 16. Stunde über der Erde erscheinen läßt (VI 87), was auf einem Mißverständnis des dort benutzten Gesandtenberichtes beruhen mag (vgl. VI 69). XXVI 19 verwechselt er Pharsalos und Dyrrhachion, XIII 88 Tarquinius Priscus und Superbus (Münzer 127. 185), XVIII 71 (vgl. 75) scheint er die oryza mit einer Orchidee zu verwechseln (Bd. I A S. 518, 48). XXXIII 99f. sieht man, daß ihm die Identität von hydrargyrum und argentum vivum nicht klar geworden ist. XXXIV 70 läßt er den Praxiteles Statuen der Tyrannenmörder machen.

Eigenartig ist folgender Fall. Eine Notiz des Th. H. I 9, 5 über drei Platanen (in Kreta, Sybaris, Cypern) ist in zwei Stücke zerrissen: von der ersten und dritten ist XII 11 die Rede, von der zweiten XVI 81. An jener Stelle sagt P., die gortynische sei insignis utriusque linguae monimentis, wobei er Varr. I 7, 6 im Auge hat; an dieser wundert er sich, daß nur die Griechen die sybaritische Platane erwähnen, obgleich Varro auch sie nennt – XIII 21 und XVII 38 ist eine Cicerostelle in falscher Fassung zitiert und mißverstanden.

14. Nachleben. Der große Sammelfleiß des P. wurde dadurch belohnt, daß sein Werk eine starke Nachwirkung hatte; es stand durch seinen überwältigenden Stoffreichtum so einzigartig da, daß die Folgezeit nicht daran vorbeigehen konnte. Die Buntscheckigkeit des Inhalts bewirkte, daß der eine aus diesem, der andere aus jenem Teil Auszüge machte und daß für einzelne Gebiete ganze Handbücher aus P. zusammengestellt wurden. Unter den erhaltenen Schriftstellern ist Gellius der erste, der an mehreren Stellen seines Werkes (s. Hosius’ Reg. 319) Auszüge aus ihm bringt. Apuleius (flor. 12) paraphrasiert X 117. 119; einige Lesefrüchte bei Tertullian sammelt Vitale Musee Belge XXX 153.

Die botanisch-medizinischen Bücher wurden im 3. Jhdt. von Gargilius Martialis benutzt (o. Bd. VII S. 760); leider gibt es keine vollständige Ausgabe von dessen Fragmenten; jedoch merkt Rose am Rande seiner Ausgabe die benutzten P.-Stellen an. Etwa gleichzeitig, vor Serenus und Marcellus, entstand die Medicina Plinii (o. Bd. XV S. 81), die ein nach Krankheiten geordnetes Exzerpt aus allen medizinischen Büchern darstellt; die beiden ersten Bücher folgen dem Körper vom Kopf zu den Füßen, das dritte trägt Mittel nach, die sich dieser Anordnung schlecht fügten. Dem Verfasser ist außer der Vorrede beinahe nichts eigen; die übrigen kleinen Zusätze verzeichnet Rose Herm. VIII 23. Dieses Werk ist aufgenommen in eine spätere Kompilation in 5 Büchern, hier aber durch allerlei Zusätze erweitert; diese Fassung ist nur durch alte Drucke bekannt, nämlich den römischen vom J. 1509 (C. Plinii Sec. medicina) und einen (stark verfälschenden) Baseler von 1528; diese Umarbeitung lag schon im 9. Jhdt. vor. Auf den Namen P. Valerianus hat sie P. Iovius [431] im J. 1524 getauft. Näheres bei Rose Herm. VIII 39; Anecd. gr. lat. II 105. Die ursprüngliche Fassung in drei Büchern ist stark benutzt worden: so von Serenus Sammonicus (Bd. II A S. 1675), der den vollständigen P. daneben verwendet, und von Marcellus Empiricus (Bd. XIV S. 1498), von dem dasselbe gilt (Übersicht der benutzten Stellen bei Niedermann Ausg. 350). Dagegen ist im Herbarius Apulei Platonici (ed. Howald und Sigerist, Lpz. 1927) der vollständige P. mehr benutzt als die Med. Pl. (Howald XIX, s. d. Nachweise unter dem Text). Vgl. Bd. II S. 257. Die Bücher über animalische Heilmittel sind benutzt in dem kümmerlichen Buch des S. Placitus, das Howald-Sigerist hinter Ps.-Apuleius herausgegeben haben (s. Praef. XXII).

Im 3. Jhdt. hat Solinus (o. Bd. X S. 823) für sein geographisch angelegtes Werk besonders die B. III–VI, aber auch VII–XIII und XXXVII ausgeschrieben, so daß Dreiviertel seiner Kompilation plinianischen Ursprunges sind. Daß er den P. durch Vermittlung einer von Mommsen erschlossenen ,Chorographia Pliniana‘ benutzt habe, darf heute als erledigt gelten. Ammian hat neben Solinus den P. selbst eingesehen (Gercke Jahrb. Suppl. XXII 99), Symmachus schickt ein Exemplar an Ausonius (epist. I 24); seine Worte libellos, quorum mihi praesentanea copia fuit lassen vielleicht durchscheinen, daß der Besitz des ganzen Werkes etwas Besonderes war. An einigen Stellen verrät er Bekanntschaft damit (Bresl. phil. Abh. VI 2, 88). Die Zitate bei Macrobius scheinen vermittelt (o. Bd. XIV S. 185, 4); dagegen hat Mart. Cap. für die Geographie seines 6. B. neben Solinus auch P. selbst ausgebeutet (o. Bd. XIV S. 2010, 28). Dasselbe tun Augustinus und Isidorus (Bd. IX S. 2076f.); die Benutzung durch Lydos ist unbedeutend und kaum direkt (Bd. XIII S. 2214, 57).

Über die Bekanntschaft des Mittelalters mit P. hat Sillig Allg. Schulztg. 1833 II 409 gehandelt; hier muß ich auf das Folgende verweisen und will nur Beda erwähnen, der besonders B. II, aber auch Einiges aus III. IV. VI ausschreibt (Welzhofer Abh. f. Christ [1891] 25–41). Über Dicuil Detl. Herm. XXXII 325; sonst die Register von Manitius’ Lat. Lit. d. Mittelalters I 754. II 860. III 1140. Der Steinkatalog im Gedicht des Meliteniotes Auf die Enthaltsamkeit ist eine verkürzte, in das griech. Alphabet umgefügte Übertragung des ebenfalls alphabetisch geordneten Steinkataloges bei P. B. XXXVII, Dölger Mél. Bidez I 315 f. Zur Benützung des P. durch Kolumbus s. Streicher Span. Forsch, der Görresgesellschaft I 196–250.

Über P. in den sog. Germanicusscholien s. Fels 107. v. Fragstein Isidor und die Germanicus-Schol. (Bresl. 1931) 30. 37f. 45. 75.

Man muß je später desto mehr mit indirekter Benutzung rechnen; die Nennung des Namens P. beweist an sich nichts für wirkliche Bekanntschaft.

15. Textgeschichte und Überlieferung. Über die Textgeschichte im Mittelalter läßt sich bisher Folgendes feststellen. Vor dem J. 825 gab es eine Hs. in England, die der damals schreibende Dicuil benutzte, indem er Teile aus B. II–V in sein Buch de mensura orbis [432] terrae aufnahm. In dieser Hs. war ebenso wie in DR durch Verschiebung von Blattlagen eine Verwirrung eingetreten, so daß mitten in II 187 der Abschnitt IV 67–V 34 eingeschoben ist. Vielleicht geht die ganze englische Überlieferung (zu der auch die Auszüge Roberts von Cricklade gehören) auf eine Hs. zurück, die Abt Benedikt von Weremouth im J. 678 aus Rom mitbrachte (Welzhofer Abh. f. Christ 29ff.). Detl. Herm. XXXII 325. Anscheinend ist dann eine Hs. aus England nach Nordfrankreich gelangt, und aus ihr stammt z.B. D+V [und F]; auch d ist französischen Ursprunges (S. Amand bei Valenciennes, Detl. Philol. XXVIII 291). Spuren weisen von hier nach Norddeutschland: eine Lübecker Hs. saec. XIII wurde für Cosimo von Medici gekauft (Urlichs 362. Welzh. Jahrb. f. Philol. 123, 805. C. Curtius Aufs. für Curtius [1884] 333). Eine Hs. in Reichenau wird durch einen Katalog des 9. Jhdts. bezeugt; möglich wäre, daß cod. Vindob. 234 (aus S. Blasien) saec. XII/XIII mit ihr zusammenhängt. Da es aber etwa 200 Hss. gibt, die zum Teil kaum angesehen sind, da Kreuzungen der Überlieferung fortwährend stattgefunden haben, so ist der Wert der aufgestellten Stammbäume nur bedingt; s. etwa Fels De cod. Plin. fatis etc. (Gött. 1861) 96. 108. Detl. Rhein. Mus. XV 383; Jenaer Lit. Ztg. 1874, 396; Herm. XXXII 331. Urlichs Eos II 360. Welzh. 1878, 14. 65. Auch die Einteilung der Hss. in zwei Familien (Fels 46) u. dgl. hält nicht Stich.

Einer gründlichen Aufhellung der Überlieferung stand einmal der Umfang des Werkes im Wege, dann der Umstand, daß sie in verschiedenen Teilen verschieden ist. Benutzung von Hss. durch die älteren Herausgeber (über sie Sillig I p. XXIIIff. und Jan S.-Ber. bayr. Akad. 1862 I 222) war eine zufällige; am ehesten hat Dalecamp Angaben über La. gemacht, so über die des vielberufenen Chiffletianus (Fels 40). Systematisch nach Hss. zu fahnden begann erst Sillig, der mit erstaunlichem Fleiß ein großes Material sammelte; aber es war ungesichtet, und die Vergleichungen oft ungenau. Etwas weiter kam v. Jan (außer seinen Ausgaben s. S.-Ber. bayr. Akad. 1862). Aber der erste, der ernsthaft an die Schaffung einer Recensio und einer Überlieferungsgeschichte ging, war Detlefsen, mehr in einzelnen Aufsätzen als in den sehr kurzen Praefationes; Einzelheiten klärten Welzhofer und Urlichs auf. Um eine sorgfältigere Vergleichung der bekannten Hss. erwarb sich Mayhoff Verdienste; der Apparat seiner Ausgabe ist heute der relativ beste. Es fehlen uns aber auch heute noch von wichtigen Hss. ausreichende Kollationen, die namentlich die verschiedenen Hände scheiden; denn fast alle Hss. sind stark durchkorrigiert und stellen daher teilweise eine doppelte Überlieferung dar. Schädlich war auch die mechanische Scheidung in vetustiores (daher z. B. vielfach Überschätzung von B) und recentiores mit grundsätzlicher Geringschätzung der letzteren; es ist vielleicht nicht wahrscheinlich, aber keineswegs ausgeschlossen, daß in ihnen noch Wertvolles steckt. Damit ist um so mehr zu rechnen, als sich auch in den älteren Ausgaben La. finden, die durch Hss. bestätigt [433] worden sind; so durch M (Mayh. II 558) und B (ebd. V 483). Nicht günstig war es auch, daß die älteren, zum Teil sehr gründlichen Arbeiten über die damals – leider mangelhaft – bekannten Hss. zu sehr von dem Gesichtspunkt geleitet waren, die ,beste‘ Überlieferung aufzuhellen und womöglich feste Grundsätze für die Kritik aufzustellen, die diese oder jene Hss. oder Gruppen bevorzugen sollte, während doch ein eklektisches Verfahren geboten war.

Schon im Altertum mußte der Text auf mehrere Rollen bzw. Bände verteilt werden (auf schwache Spuren einer Pentadenteilung glaubt Dziatzko Unters. 109 hinweisen zu können): Das hatte zur Folge, daß im frühen Mittelalter anscheinend keine vollständigen Hss. vorhanden waren; solche, heute auch meist verstümmelt, begegnen erst seit saec. X (z. B. im Lorscher Katalog saec. X in zwei Bänden [G. Becher Catal. bibl. ant. 109]; Hs. in Le Mans 263 saec. XII). Die Erwähnungen in Bibliothekskatalogen seit saec. VIII sammelt Manitius Philol. XLIX 380. Aus der Zeit der Maiuskel besitzen wir einige Palimpseste: codex Monei (M) in Wien, vielleicht aus Reichenau stammend (Becher 21), saec. V mit Resten aus B. XI–XV, von Mone in Bd. VI von Silligs Ausg. (Gotha 1855) sorgfältig abgedruckt, vom buchtechnischen Standpunkt beschrieben von Dziatzko Unters. 103–115 (Weiteres bei Mayhoff II p. IV); Nonantulanus (Sessorianus), jetzt in Rom Bibl. naz. 2099 saec. VI, sieben Blätter mit Resten aus B. XXIII. XXV (Hauler Comment. Woelfflin. 307); ferner einzelne Blätter in Paris (P), Lucca und Wien (O) mit Resten von B. XVIII. XXXIII. XXXIV.

Im 8. Jhdt. sind die astronomischen Exzerpte aus B. II. XVIII (sog. northumbrische Enzyklopädie) gemacht, die K. Rück Progr. Ludwigs-Gymn. München 1888 (vgl. S.-Ber. bayr. Akad. 1898 II 204) bekannt machte. Aus dieser Zeit auch die Exzerpte aus XVIII 309–365 in Cod. Lucensis (Rück 1898, 13; von Mayh. noch nicht benutzt). Ferner (falls nicht schon aus saec. VII) die aus B. XIX. XX in Cod. Salmas. (Q.; s. Riese Anth. lat. I p. XIX) unter dem Titel Apulei Platonici de remediis salutaribus, abgedruckt von Sillig in Bd. V (vgl. Fels 105. Mayh. III p. XII).

Cod. Leidens. Voss. saec. IX (A) enthält nur B. II–VI, Bamberg, saec. X (B) XXXII–XXXVII. Aus dieser Zeit stammen astronomisch-geographische Exzerpte, die Rück S.-Ber. bayr. Akad. 1888, 257. 1898, 46 ediert hat (aus B. II–IV. VI, = y).

Mit saec. XI beginnen die vollständigen Hss.; genannt seien Riccardianus (R), in der Mitte und am Schlusse arg verstümmelt, mit vielen Schreibfehlern, die eine andere Hand verbessert hat (Mayh. Novae lucubrationes Lpz. 1874, 54ff. Kroll Kosmol. 80. Fels 15. 42); Vatic. 8361 + Leid. Voss. 61 (D+V), am Anfang und Schluß verstümmelt, Quaternio 29 ist in Paris. 6796 verschlagen (= G); stammt aus Corbie (Becher 285). Daß die Angaben über D nicht immer genügen, konnte ich am Original feststellen. Eine Abschrift von D scheint der aus Lipsius’ Besitz stammende Leidens. F zu sein, [434] der von zweiter Hand stark durchkorrigiert ist; vgl. Welzh. 1878, 9. Mayhoff I 523ff. Detl. IV p. V, dem Chatelain II 14 zustimmt. – Paris. 6795 (E) saec. XI reicht bis XXII 135 und ist von zwei Händen verbessert, die in den älteren Vergleichungen nicht geschieden sind (Kroll 81. Rück S.-Ber. bayr. Akad. 1902, 229). – Luxemburg. (X+x) wenig bekannt, Kollation von van Werveke vorhanden, aber anscheinend unzugänglich (über ältere Vergleichungen Urlichs Eos II [1866] 353).

Dem 12. Jhdt. gehören die Exzerpte des Robert. von Cricklade an (o), die auf einer englischen Hs. beruhen und sich auf B. II–VII erstrecken; sie stimmen sehr zu E² (Rück S.-Ber. 1902; Progr. München 1903. Manitius III 241). Aus Paris. 6797 (d) saec. XIII ist der Toletanus (T) abgeschrieben und daher wertlos (G. Münch Wert und Stellung der Hs. d, Bresl. 1930). Wertlos ist auch Vindob. 234 (a). Über eine Hs. der medizinischen Schule in Montpellier (Cod. lat. 473) s. Campbell Class. Quarterl. XXVI 116–119. Den Cod. Cheltoniensis und Bodleianus aus Oxford saec. XII hat untersucht Campbell Americ. journ. of philol. LVII 113–123. Für die jüngeren Hss. muß ich auf die Ausgaben, bes. Mayh., verweisen, s. ferner Klebs Isis XXIV 120f. Thorndike ebd. XXVI 39. Einige Proben aus englischen und italienischen Hss. habe ich verglichen. – Faksimilia von M, O, P, A, E, G, V, B bei Chatelain Paléogr. des classics latins T. 136–142.

16. Zustand des Textes. Der Text des P. bot den Schreibern wegen seiner Unverständlichkeit und der vielen Fremdworte große Schwierigkeiten; zudem wurde er nicht mit derselben Sorgfalt behütet wie der eines Schulautors, bei dem durch den andauernden Vergleich mit anderen Hss. die schlimmsten Fehler beseitigt wurden. Das Erstere hatte zahllose Entstellungen zur Folge, die oft bewirkten, daß die erste Abschrift aus dem Original oder einer zweiten Hs. verbessert wurde, so daß manche Hss. eine doppelte Überlieferung darstellen. In großem Stil interpoliert wurde aber im allgemeinen vor der Humanistenzeit nicht (in a z. B. XXXIV 94). Eine Ausnahme bildet z. B. II 226, wo der Einschub aber nirgends von erster Hand überliefert ist; ferner wohl XXXVII 32. Streichungen von Urlichs und Mayh. sind oft verfehlt, so XXXV 142, vgl. VII 9. XXXIV 33; eine ganz unverkennbare Grammatikererklärung steht pr. 7; das Fortschreiten der Interpolation zeigt XXXVI 113; B hilft uns zu ihrer Entdeckung XXXVII 116f. IX 53 scheint zu Histrum mare zugesetzt zu sein. XIV 80 ist partem durch M als Zusatz entlarvt worden. Im Ganzen aber sind mehr unsinnige Schreibungen stehen geblieben als gewöhnlich; so semper tinctoria statt imperatoria VII 44; auguria statt a curia VII 212; in his terris statt ministeriis VIII 67; ramorum arboribus statt ramis arborum XII 9; XXXV 89 fehlt vitae. Eine Reihe von Verbesserungen, die sich aus Med. Plinii und Gargilius ergeben, steht bei Rose Herm. VIII 26, aus Solin bei Mommsen Ausg. p. IX. Alte Varianten sind z. B. vino: fico XXVI 23; opera: pictura XXXV 98; vgl. XXXVII 91. 126. Geholfen hat hier die Auffindung [435] besserer Hss., so von B (im J. 1831), der die sonstige Überlieferung an zahllosen Stellen verbessert (Fels 76ff. 92. Mayh. V p. 478). Er allein hat einen großen Teil von XXXIV 95 (vgl. XXXVI 45) und die letzten Paragraphen des Werkes erhalten (s. auch Traube Herm. XXXIII 345). Ähnliches gilt von M (Fels 10ff. Mayh. Lucubr. Plin. [Neustrelitz 1865] 53ff.; Novae lucubr. 31–54); er bietet z. B. XI 46 ore confingi statt oportere confici, XIII 60 facere velut statt faciunt sed ut, XI 220 exitus (zu verbessern in excitus) statt exilis, XIV 106 tusis statt usus; auch Lücken füllt er mehrfach aus (XI 38. XIV 46. XV 59. Mayh. II p. 558). P. leistet z. B. XVIII 93 Hilfe. Nicht wenig altes Gut ist durch die zweiten Hände gerettet, so speudian XVIII 64 durch D²; s. ferner VII 55. 73. 91 (natürlich echt). XI 94. Welzh. 1878, 5ff. Hier bedarf es noch weiterer Vorarbeiten.

17. Textkritik. Die Textkritik hat abgesehen davon, daß die Hss. auf weite Strecken unzuverlässig und teilweise auch nur mäßig bekannt sind, mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Sie beruhen teils auf dem künstlichen Charakter der Sprache, der den Herausgeber oft vor die Frage stellt, was er dem Autor zumuten darf, teils auf inhaltlichen Schwierigkeiten, die durch Emendation – etwa mit Hilfe der Parallelüberlieferung – zu beseitigen oft bedenklich ist. Von den älteren Herausgebern haben hier Barbaras, Gelenius und Harduin am meisten getan; das Parallelmaterial hat zuerst Salmasius Plinianae exercitationes (Paris 1629, abgedruckt Traiecti 1689) mit staunenswerter Gelehrsamkeit herangezogen. Vieles auch bei Gronovius, dessen Notae bei Sillig Bd. VI (Gotha 1855) abgedruckt sind. Auf eine neue Basis gestellt wurde die Textbehandlung durch die genauere Bekanntschaft mit den Hss. seit Sillig (vgl. seine Praef. in Bd. I), teilweise schon verwendet. in L. Urlichs’ Vindiciae Plinianae I Greifsw. 1853. II Erlang. 1866. Das gilt noch mehr von L. v. Jan und besonders von Detlefsen; Mayhoff emendierte viel in Lucubrationes Plin. (Neustrelitz 1865) und Novae luc. (Lpz. 1874), noch mehr in seiner die Jansche ersetzenden Teubnerausgabe, recht oft unnötig, nicht selten falsch (auch Verbesserungen aus Paralleltexten wie XXXVI 180 sind oft bedenklich). Es empfiehlt sich daher, den Text von Detl. und den Apparat von Mayh. zu benutzen. Vorzügliche Emendationen bei C. F. W. Müller Progr. Johannisgymn. Bresl. 1888. Emendationen durch das ganze Werk von Brakman Donum natalicium Schreijnen (1929) 762–764, fortgesetzt in Mnemos. LVII 263–266. LVIII 79–88. 207–222. Lehrreich Walter Wien. Stud. LV 198ff.

18. Ausgaben (Auswahl, vgl. Schweiger Handb. d. class. Bibliogr. II 2, 781. Pauly RE V 1746). Die älteste ist die des Beroaldus (Parma 1476), und das 15. Jhdt. sah noch viele; von den späteren zu nennen die des Hermol. Barbarus (mit castigationes, Rom 1492f.); Dalecampius (Lyon 1587 [1606]); Gronovius (Leiden 1669); J. Hardouin (Paris 1685 [1723]); J. Sillig (Gotha 1851–1855); L. v. Jan (Lpz. 1854–1865, 2. Aufl. von C. Mayhoff 1892–1909); D. Detlefsen (Berl. [436] 1866–1882). Die Ausgaben von Sillig, Jan und Detl. sind mit ausführlichen Registern versehen. – Auswahl von Urlichs Chrestomathia Pliniana (Berl. 1857). – Übersetzungen deutsch von H. Külb (Stuttg. 1840–1856, vortreffliche Leistung), Strack (Bremen 1854 f.), Wittstein (Lpz. 1881f.); franz. von de Grandsagne (Paris 1829–1833), Littré (Paris 1848–1850), engl. von Bostock und Riley (New York 1855ff.).

19. Die Sprache. Grundsätzlich ist hier, wie bei so vielen Erzeugnissen der antiken Literatur, festzustellen, daß die sprachliche Gestaltung des Stoffes ein wesentlicher Teil der geleisteten Arbeit war und nur deshalb davon wenig oder gar nicht geredet wurde, weil sich diese Tatsache für den antiken Leser von selbst verstand. Es war keine Kleinigkeit zu zeigen, daß sich auch das gewaltige und meist ungefüge Material, das in mühsamer Arbeit gesammelt war, in einem modernen Anforderungen entsprechenden Stil behandeln ließ. Zu beachten ist dabei der Doppelcharakter des Werkes, das im Grunde ein Hypomnema war, aber doch zur schönen Literatur gerechnet werden wollte. Der hypomnematische Charakter zeigt sich von vornherein in den reichlichen, wenn auch nicht konsequenten Quellenangaben und den vorausgeschickten Indices; ferner in genauen Selbstzitaten (XXXVII 13), gehäuften Autorenzitaten (oft ohne ersichtlichen Grund wie XXXVII 31), in den wörtlichen Exzerpten aus fremden Arbeiten; doch sei schon hier bemerkt, daß, wo P. ein Exzerpt nicht ausdrücklich als solches einführt, er sich größere oder kleinere stilistische Veränderungen erlaubt, so daß es bedenklich ist, in Zweifelsfällen die Quelle durch stilistische Indizien festzustellen.

Außer durch diesen Faktor ist der Charakter von P.’ Sprache (über die nur das Nötigste gesagt werden kann) in stärkstem Maße zeitbedingt, d. h. sie steht unter dem Einfluß der Strömungen der silbernen Latinität und des Pointenstiles, als dessen Hauptvertreter wir Seneca betrachten (Bd. I S. 2243). Es ist dafür nicht unwesentlich, daß er ein rhetorisches Handbuch geschrieben und darin gerade auf Pointen besonders geachtet hat (s. o. E). Es ist in der Tat zu bewundern, wie P., der möglichst viele Tatsachen auf engem Raum zusammendrängen mußte, es verstand, auch diesen trockenen Stoff calamistris inurere und durch alle möglichen Mittel Abwechslung zu schaffen (Müller 51). Aber nicht selten unterbricht er seine fieberhafte Eile durch ekphrastische Exkurse oder ethische Deklamationen (o. S. 309). Einiges hat Norden 315 hervorgehoben, z. B. die laus Italiae III 39ff. und den Preis der mores antiqui XVIII 19. XXXV 7. Ich nenne noch die Schilderung des Tempetales IV 31, der Hyperboreer IV 89ff., des Atlas V 6f., des Nils V 51–54, des Bosporos VI 1f., der indischen Kasten VI 66, der Wirkung der menstrua VII 64ff., die Erzählung von der Perle der Kleopatra IX 119ff., ferner II 41ff. 154–159. IX 180ff. XI 20ff. 81ff. 108ff. XVI 2–6. XVIII 188f. XXXVI 72f. 105f. (Cloaca maxima); ebd. 116ff. (Theaterbau des Curio). XXXVII 21f. (myrrhina); 110f. (Türkis). Von Deklamationen nenne ich VII 145f. 188ff. VIII 149f. IX 14f. [437] 25ff. 102ff. 139f. X 49. 81ff. 121ff. XI 2–4. XIV 137ff. XV 105. XIX 2–6. 52–56. Hier kommen auch die gangbaren rhetorischen Mittel zur Anwendung (Müller 118): Fragen (VII 106. 137f. VIII 58. IX 105. 127. XVIII 251ff. XIX 54. XXXI 1ff. XXXVI 126. XXXVII 15); Ausrufe (VII 3. 132. VIII 147. XXVIII 229. XXXIII 137. 141. 153. XXXVI 118); Personifikationen wie die der Pomona XXIII 2; ἀποστροφαί wie II 54. VII 44. 117. XVIII 151ff. 266f. 328. XXVIII 6. XXXIII 39.

Aber durch das ganze Werk hindurch zieht sich das Streben nach dem Gesuchten, der Abweichung vom Gewöhnlichen; am deutlichsten in der auf Stelzen gehenden Vorrede. Rein äußerlich zeigt sich das in der Aufgabe der Konzinnität (Müller 56). Bei zweigliedrigem Ausdruck gestaltet P. mit Vorliebe die Glieder verschieden, etwa XXVII 129 datur et decoctum eius ...ad rupta convolsa, contusis, ex sublimi devolutis. VII 100 ceteris virtutum generibus varie et multi fuere praestantes. Nebeneinander stehen Plural und Singular (C. F. W. (Müller 9), Konjunktiv und Indikativ (XXI 2. XXXI 48f.). Dazu kommt die Zusammendrängung des Ausdrucks, teilweise durch den Wunsch bedingt, auf kurzem Raum recht viel Stoff zu bieten. Es finden sich kühne Ellipsen jeder Art (Müller 71). VII 197 argentum invenit Ericthonius Atheniensis, ut alii (sc. dicunt) Aeacus. V 121 ibi a Phocaea Ascanius portus ,dort liegt erst Ph., dann A. p.‘ IX 125 lentorem euiusdam cerae salivant ,sie geben als Speichel eine zähe, wachsartige Flüssigkeit von sich‘ (= Ar. ποοῦσι τὴν λεγομένην μελίκηραν). Ein Hauptmittel der Kürzung sind Ablat. absol., deren Möglichkeiten P. bis zum Äußersten erschöpft, um die Bildung besonderer Sätze zu ersparen. Häufig der Typ V 43 vastae solitudines .. usque ad .. Trogodytas, verissima opinione eorum qui ,und sehr richtig ist die Ansicht‘. VII 49 quae iusto partu quinque mensum alterum edidit ,die neben einem ausgetragenen Kinde eines von 5 Monaten gebar‘ (bei Ar. ganz klar ausgedrückt). Besonders widerspricht dem gesunden Sprachgefühl die Verwendung dieses Abl. für Tatsachen, die nicht vorausliegen. XXXVII 11 (nachdem von Scaurus’ Daktyliothek und der jüngeren des Pompeius die Rede war) multum praelatā Scauri ,doch wurde die des Sc. vorgezogen‘. Ergänzungen aus einem Glied ins andere finden sich massenhaft. XVII 186 fertili solo cum tribus gemmis, graciliore binis. V 69 Sebaste in monte, et altiore Gamala. Beliebt ist auch eine Zusammendrängung wie IV 31 in eo cursu Tempe vocant ,am Peneus liegt das T. genannte Tal‘.

Überhaupt werden alle der Prosa seit Livius gestatteten Freiheiten ausgiebig verwendet. Die Wortstellung ist künstlich (Müller 1), z. B. III 33 multo Galliarum fertilissimus Rhodanus amnis. Enallage: Varro in prodigiosa virium relatione VII 81. (Sardinia) abest ab Africa Caralitano promunturio CC III 84 ,das prom. Car. Sardiniens ist von Afr. entfernt‘. Alabanda quae conventum eum cognominavit V 109 ,nach dem der Gerichtsort benannt ist‘. Parenthesen wie mirum (dictu), aber auch längere (XXVI 85. 142. XXXVII 22) sind häufig (Müller 35). Rhetorische Mittel werden nicht verschmäht: nece venire, [438] sed venisse credimus X 61. vincendo victi sumus XXIV 5. anonymos non inveniendo nomen invenit XXVII 31. Solche Pointen sind nicht immer geschmackvoll: (von Curio) qui nihil in censu habuerit praeter discordiam principum XXXVI 120. (Von Epikurs κῆπος) usque ad eum moris non fuerat in oppidis habitari rura XIX 51. a pedibus eorum subiere in capita civium rostra XVI 8. Paronomasien wie V 54 non fluere … sed ruere.

Auch hier fehlt es an Konsequenz. P. geht technischen Ausdrücken oft aus dem Wege (stellt daher rerum natura, plebei tribunus usw.) und setzt Rezepte in seinen Kunststil um (IX 133ff.), kann aber anderseits den Gebrauch von technischen und fremden, selbst barbarischen Worten nicht vermeiden. Er umgeht sie gelegentlich, kann sie aber im allgemeinen nicht vermeiden. Zu ihnen kann man auch die vielen griechischen Worte rechnen, deren Gebrauch er bisweilen entschuldigt (o. S. 420). S. etwa IX 52 Graecis enim plerisque nominibus uti par erit, quando aliis atque aliis eosdem diversi appellavere tractus. XVI 17. XXX 49 quod trixallis Graece vocatur, Latinum nomen non habeat (vgl. XXXIV 65); oft in der Form wie XXII 138 quae Graeci rheumatismos vocant. Derselbe Vogel, der X 175. 205 acanthis heißt, wird 116 carduelis genannt. Von peuce, das sich überhaupt hätte vermeiden lassen, erscheint XI 118 der griechische Genetiv. In den geographischen Büchern unterdrückt er manchmal Namen, die nicht Latino sermone dictu facilia (III 7) sind; vgl. III 28. 139. V 1. – Ungern redet er von pudenda und umschreibt sie gern, so VIII 97 den anus, IX 154 Ungeziefer. X 92 E. XXXIII 50. Die Benutzung des Werkes das doch dem Nutzen dienen wollte (o. S. 420), war durch die künstliche Sprache sehr erschwert. Bretzl 83 sagt über XIII 141 im Vergleich zu Th.: ,Auf Kosten der Eleganz ist in der Übersetzung Manches geschwunden, was mehr wert gewesen wäre.‘ S. 153 über XII 40: ,Bis zur Unkenntlichkeit hat P. die klassische Beschreibung … von Tamarindus indica L. zerstört.‘ Vgl. 91ff. 182 (über XII 22 und XVI 225 mit Th. V 6, 2 Renjes 90). Die Medic. Plinii hat oft den natürlichen Ausdruck wieder eingesetzt (Rose Herm. VIII 27f.). Enger sprachlicher Anschluß an die Quellen ist nicht allzu häufig (Dirksen 138, 21) und Beobachtungen wie die von Klotz (Arch. f. Lex. XIV 427) über den Gebrauch von flumen, fluvius, amnis nur mit Vorsicht zu verwenden. Relativ getreu wird XVII 32 Varro wiedergegeben.

Diese wenigen Proben müssen genügen, um zu zeigen, daß P. einer der ausgesprochensten Vertreter des pretiösen Pointenstiles ist, den er freilich doch nicht mit solcher Meisterschaft handhabt wie Seneca. Wie er beinahe in jedem Satz durch eine überraschende oder geistreiche Wendung Esprit zeigt, kann hier nicht ausgeführt werden; es werden auch noch manche Untersuchungen z. B. seiner technischen Sprache nötig sein. – Das Beste steht bei Joh. Müller Der Stil des ält. P. Innsbr. 1883 (= Müller) und bei Norden Kunstprosa 314ff. F. Gaillard De breviloquentia Pliniana (Marb. 1904) hat auf Ellipse von Worten, Substantivierung [439] adjektivischer Neutra und freien Gebrauch von Partiz. und Abl. abs. geachtet. Feine Bemerkungen bei C. F. W. Müller Progr. Bresl. 1888; Allerlei auch bei Campbell (o. S. 301) 5–50. Ältere Literatur bei Teuffel § 313, 6.

20. Literatur (soweit nicht genannt). Über Salmasius (o. S. 435) s. Bd. X S. 838, 38. Allerlei bei Teuffel § 313. Schanz II⁴ 779. Fr. Krohn Jahresber. 231. Hanslikebd. 273.


  1. Die vorliegende Darstellung muß wegen der Ausdehnung des Gebietes und des Mangels an Vorarbeiten über viele Punkte um Nachsicht bitten. Abgekürzt ist Detl(efsen), wo z. B. UZ = Unters. über d. Zusammensetzung, Berl. 1899. Mayh. = Mayhoff. – Münzer = Beitr. zur Quellenkritik des P., Berl. 1897. – Ar. = Aristoteles, Th. = Theophrast (meist die H. pl.; die C. pl. sind durch C bezeichnet).
  2. Zu ihnen gehört auch Antipatros (§ 11), in dem Herm. Cohn Antip. von Tarsos (Berl. 1905) 13 richtig den Tarsier erkannt hat; danach ist v. Arnim o. Bd. I S. 2515 und StVFr III 244ff. zu revidieren. Aus ihm stammen viele Notizen über die Klugheit der Tiere (o. Z. 37). Vgl. Tappe De Philonis libro etc. (Gött. 1912) 19.
  3. S. etwa noch XV 131, wo bei Th. von Herakleia nichts steht.
  4. Das Zitat aus Aristoteles 335 ist ungeschickt eingefügt; daß jener den Kaikias dem Libs entgegensetzt (meteor. 363 b, 17), trifft zu, aber nicht, daß er rationem convexitatis mundi reddit (gemeint wohl 363 a, 26), was in diesem Zusammenhang ganz unpassend ist. Übrigens ist die Einmischung des Kaikias nur geeignet, Verwirrung zu stiften. Rehm S.-Ber. bayr. Akad. 1916, 74.