BLKÖ:Pichler, Karoline

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Pichler, Kaspar
Band: 22 (1870), ab Seite: 242. (Quelle)
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Pichler, Karoline (Dichterin und Schriftstellerin, geb. zu Wien 7. September 1769, gest. ebenda 9. Juli 1843). Ihre Mutter Karoline, eine geborne Hieronymus, war die Tochter eines protestantischen Officiers im [243] k. k. Regimente Wolffenbüttel. Sie war in jungen Jahren an den Hof der Kaiserin Maria Theresia gekommen und an demselben katholisch und sorgfältig zu ihrem persönlichen Dienste erzogen worden, den sie bereits im Alter von 13 Jahren antrat. In der Folge heirathete sie den kais. Staatsbeamten Franz von Greiner [Bd. V, S. 326], der durch diese Ehe in jene Vertrauensstellung bei der Kaiserin Maria Theresia gelangte, welche in unseren Tagen Gegenstand eindringlicher Erörterungen des kaiserlichen Akademikers Ritter von Arneth geworden. Aus dieser Ehe stammte außer einem schon im Jahre 1804 verstorbenen Sohne auch eine Tochter, die vielgerühmte und hochgeschätzte Karoline Pichler. Sie erhielt im Elternhause eine sorgfältige Erziehung. Ueberdieß war das Haus, in welchem sich Kunst und Wissenschaft treuer Pflege erfreuten, der Sammelplatz der gebildetsten Menschen aus allen Ständen und Verhältnissen in der Heimat und aus der Fremde. Diesem anregenden Kreise gehörten Männer an wie Alxinger [Bd. I, S. 23], Blumauer [Bd. I, S. 436], Denis [Bd. III, S. 238], Eckhel [Bd. III, S. 423], Haschka [Bd. VIII, S. 20], Jacquin, Vater und Sohn [Bd. X, S. 23 u. 26], Leon [Bd. XV, S. 1], Maffei [Bd. XVI, S. 256], Mastalier [Bd. XVII, S. 97][WS 1], Ratschky, Sonnenfels, Sperges, Stoll, van Swieten u. A. Der Verkehr mit solchen Menschen übte nachhaltige Wirkung auf ein so empfängliches strebsames Gemüth wie jenes Karolinen’s. Frühzeitig erwachte das poetische Talent in dem Mädchen und ihre Unlust zur Mathematik, in welcher sie auf den ausdrücklichen Wunsch ihrer Mutter Unterricht nehmen mußte, war die erste Veranlassung, den Schmerz darüber, freilich kindlich und naiv genug, in Verse zu bringen, wie: Uhrchen, Uhrchen, geh’ geschwind | Mach, daß bald der Sand verrinnt | Laß den Sand verrinnen | Laß Ein Uhr beginnen | Uhrchen, Uhrchen, geh' geschwind! Aber als sie erst 12 Jahre alt, erschien ihr erstes Gedicht: „Auf den Tod einer Gespielin“, in einem Wiener Almanache. Als bei ihrem Bruder der Unterricht in der lateinischen Sprache begann, mußte sie auch den Stunden beiwohnen, und von Haschka, der damals im Hause ihrer Eltern wohnte, angeregt, fand sie bald Freude an diesem Studium und trieb es mit großem Eifer. Nun lasen Haschka und Alxinger mit ihr die Classiker mit sorgfältiger Wahl und führten sie allmälig auch in das Studium der schönen Wissenschaften ein. Später gesellte sich noch Herr von Leon dazu. damals Custos an der Hofbibliothek, dem sie zugleich mit den Vorgenannten den größten Theil ihrer ästhetischen Bildung verdankte. Unter den übrigen Personen, welche auf Karolinen’s geistige Entfaltung nachhaltigen Einfluß üben, sind noch einige bedeutende Männer zu nennen, so Joseph Gall [Bd. V, S. 65], nachmaliger Bischof von Linz, der zu jener Zeit Katechet an der Wiener Normalschule war und Karolinen in Religion, Geschichte und Naturgeschichte unterrichtete, ferner Abbate Maffei, Professor Mastalier und Dr. Stoll, welche, wenn gerade nicht im lehramtlichen Verhältnisse, aber doch viel und gern mit dem hoffnungsvollen, lernbegierigen Mädchen sich beschäftigten. Poetisches und vorzugsweise geistliche und Hirtengedichte bildeten frühzeitig ihre Lieblingslectüre, und Gesner’s Idyllen, sein Tod Abels, Milton’s verlorenes [244] Paradies in Zachariä’s Uebersetzung, die Noachide und Klopstock’s Messiade bildeten – bis in die späteren Jahre – nachhaltigen Andruck auf das Gemüth Karolinen’s. Indessen wurde der Unterricht in ernsten Gegenständen ohne Unterbrechung mit Eifer und Sorgfalt betrieben und neben der lateinischen Sprache auch die französische, italienische und später die englische in den Bereich des Unterrichts gezogen. Als die Jahre der Kindheit und ersten Jugend vorüber waren, kam nun jener Theil der Erziehung an die Reihe, welcher die eigentliche Bestimmung des Weibes in sich faßt, und so reifte Karoline unter den Augen der trefflichen Mutter zu einem Wesen, dessen physische und geistige Eigenschaften das Bild vollkommener Harmonie in ihrer Entwickelung darboten. Die Mußestunden blieben der geistigen Fortbildung durch gewählte Lectüre, eigene Versuche und Uebung in der Musik vorbehalten. Mozart, obschon nicht ihr Lehrer, schenkte ihr manche Stunde, und dadurch, daß er oft im Elternhause spielte, fehlte es ihr nicht an Gelegenheit, sich selbst im Spiele zu vervollkommnen. Ihre Lieblingsbeschäftigung blieb aber immer die Poesie, und zunächst versuchte sie sich im Fache der Idylle in Gesner’s und Voßens Weise. Nebenbei entstanden kleinere Lieder und Uebersetzungsversuche aus fremden Sprachen. Bei ihrer Liebe zum Landaufenthalte und für die stillen, aber nachhaltigen Genüsse der Natur, richtete sie ihr Augenmerk mit poetischem Vorbedacht auf die herrliche Pflanzenwelt, nach deren Beziehungen zur physischen und moralischen Welt sie unwillkürlich zu forschen begann, und so entstand ihr erstes selbstständiges Werk: „Die Gleichnisse“, das sie aber sorgfältig im Pulte verschloß. [Die bibliographischen Titel ihrer Schriften stehen in chronologischer Folge auf S. 247]. Als in den Jahren 1791 und 1792 ihr Bruder einen Verein aus gleichaltrigen Jünglingen gebildet, die es sich zur Aufgabe stellten, kleine philosophische und politische Aufsätze zu liefern und wechselseitig zu beurtheilen, arbeitete auch Karoline einen und den anderen Aufsatz, dessen Stoff ihr nahe lag, ohne sich jedoch persönlich an dem Vereine zu betheiligen. So entwickelte sie allmälig und immer tüchtiger und erfolgreicher ihre Talente und geistigen Fähigkeiten, und hörte in dieser Selbstfortbildung auch dann nicht auf, als sie im Mai 1796 im Alter von 27 Jahren die Gattin Andreas Pichler’s, nachmaligen k. k. Regierungsrathes, wurde. Als Karoline zwei Jahre später, 1798, ihren Vater durch den Tod verlor, blieben sie und ihr Bruder, der mittlerweile eine ihrer Jugendfreundinen geheirathet hatte, bei der Mutter, welche in einer Vorstadt Wiens ein eigenes Haus mit einem freundlichen Garten bewohnte, und bildeten zusammen einen Haushalt. Ein neuer Lebensabschnitt begann für Karoline nach ihrer Heirath. Anderthalb Jahre nach derselben gebar sie eine Tochter, das einzige Kind einer einundvierzigjährigen glücklichen Ehe. In die Schriftstellerwelt mit einem selbstständigen Werke – denn bisher waren nur Kleinigkeiten in Almanachen erschienen – führte sie ihr eigener Gatte ein, der unter ihren Papieren die vorerwähnten „Gleichnisse“ entdeckt und daran solches Gefallen gefunden hatte, daß er in sie drang, sie zu überarbeiten und dann herauszugeben. Karoline erschrack förmlich vor dem Gedanken, sich öffentlich in die Reihe der Schriftsteller zu drängen. Endlich siegte doch die Ueberredung ihres Gatten, und in der [245] That erwarb ihr gleich das erste Werk, womit sie vor die Oeffentlichkeit trat, die Theilnahme nicht des Publicums allein, sondern ganz ausgezeichneter Männer ihrer Zeit, wie Klopstock’s, Lavater’s, v. Nikolai’s und Georg Forster’s, welch letzterer schon im Jahre 1781 Wien und während seiner Anwesenheit daselbst das Haus ihrer Eltern öfter besucht hatte und ihr nun einen ungemein aufmunternden Brief über diese Erstlingsarbeit geschrieben hatte. Dieser Erfolg ermuthigte die bescheidene Frau und sie schritt auf der betretenen Bahn erfolgreich weiter. Es erschienen „Leonore“ (1804), dann die „Idyllen“, die sie auch schon als Mädchen geschrieben, und das mit Karl Streckfuß gleichsam um die Wette geschriebene biblische Idyll: „Ruth“. Ein trauriger Zwischenfall in das gemüthliche Leben der Pichler’schen Familie trat durch den im Jahre 1804 nach längerer schmerzlicher Krankheit erfolgten Tod ihres Bruders ein, dem ein paar Jahre früher seine Gattin vorausgegangen war. Als allmälig die Wunde vernarbte, die diesen Verlust geschlagen, hatte sich gleichsam als Ersatz dafür ein Kreis auserwählter Männer um die durch ihre Schriften bereits ebenso bekannte als anerkannte Dichterin zu bilden begonnen. Aus diesem Kreise seien nur genannt: Hofrath von Collin und dessen Bruder [Bd. II, S. 412 u. 415][WS 2], Director Füger [Bd. V, S. 1], Hofrath von Hammer [Bd. VII, S. 267], Freiherr von Hormayr [Bd. IX, S. 277]. Regierungsrath von Riedler, Freiherr von Türckheim, Director Vierthaler u. A., und als Zeit und Entfernung den Kreis der obgenannten Freunde lichtete, traten Andere an ihre Stelle, wie Therese Artner [Bd. I, S. 73], Louise Brachmann, Frau Neumann von Meissenthal [Bd. XX, S. 279], Grillparzerr [Bd. V, S. 338], Adam Müller [Bd. XIX, S. 322], Frau von Weissenthurn, Gräfin Zay, beide Schlegel[WS 3], Zacharias Werner u. A., alles Namen besten Klanges, deren Träger sich zu einander angezogen fühlten und so ohne Abrede und Vorbereitung einen literarischen Salon bildeten, wie ihn seither Wien nicht wieder besaß. Auch vom Auslande fanden sich, wenn sie Wien berührten, interessante und willkommene Gäste ein, von denen nur beispielsweise Clemens Brentano, Lafontaine, Oehlenschläger, Frau von Staël, Tieck, K. M. von Weber u. m. A. genannt werden mögen. Besondere Freundschaft, beruhend auf einer wohlthuenden Uebereinstimmung dieser zwei Frauenseelen, verband Karoline mit der Dichterin Therese Artner. Durch Freiherrn von Hormayr, der, wie schon oben bemerkt, zu den Habitué’s des Pichler’schen Hauses gehörte, wurde sie auf das Gebiet der Geschichte und vornehmlich der vaterländischen eingeführt, auf welchem sie manchen trefflichen Stoff zu poetischer Behandlung fand, abgesehen davon, daß die junge Oesterreicherin in ihren Anschauungen, ergriffen und begeistert durch eine Zeit, in welcher Maria Theresia und Joseph walteten und welche in ihre eigene Jugend fällt, unwillkürlich zur eifrigsten Patriotin wurde. Auf kleinen Ausflügen in die herrlichen Gebirgsgegenden Oberösterreichs und der Steiermark lernte sie Männer wie den Geschichtsforscher Franz Kurz [Bd. XIII, S. 421] und den ehrwürdigen Poeten, damaligen Abt von Lilienfeld, Ladislaus Pyrker, kennen, alles Umstände, welche auf ihre schriftstellerische Entwickelung in der einen oder anderen Weise Einfluß übten. [246] Bemerkenswerth ist, wie ihr erstes größeres Werk, der seiner Zeit vielgelesene Roman, der dreibändige „Agathokles“, entstand: Die Lecture Gibbon’s hatte sie dazu veranlaßt. Die in dessen Geschichte des Verfalls und Untergangs des römischen Reichs ausgesprochenen schroffen Ansichten und schneidenden Urtheile über das Christenthum hatten das zarte, feinfühlende, gläubige Frauengemüth tief verletzt und in ihr den Entschluß geweckt, in einem für die weitesten Bildungskreise zugänglichen Werke den veredelnden beglückenden Einfluß jener Lehre, welche der Britte ebenso einseitig als schonungslos angegriffen, zu schildern. So wurde der „Agathokles“ niedergeschrieben. Welche Bedeutung dieses Werk besaß, dafür spricht die Thatsache, daß es in die bedeutenderen lebenden Sprachen übersetzt wurde und auch Altmeister Goethe sich veranlaßt fand, die Verfasserin mit einem Schreiben zu begrüßen, welches sich nach der Dichterin Tode in ihrem Nachlasse vorfand. Später, vornehmlich auf den Wunsch ihres Gatten, versuchte sie sich im dramatischen Fache und schrieb zunächst den „Germanicus“, der im Jahre 1812 im Burgtheater zur Aufführung kam, und dann „Heinrich von Hohenstaufen“, von ihr in der traurigen Periode von Deutschlands tiefster Erniedrigung unter der Wucht des Schmerzes gedichtet, der über des Vaterlandes politische Verhältnisse das Gemüth der begeisterten Patriotin erfüllte. Dieses Stück wurde auch drei Tags nach der siegreichen Leipziger Schlacht zum Besten der verwundeten Krieger in prächtiger Ausstattung zur Aufführung gebracht. Nun aber kehrte sie wieder zum Romane und zur Erzählung zurück, auf welchen Gebieten sie durch eine Reihe von Jahren viele und gern gelesene größere und kleinere Arbeiten lieferte, bis sie ihre schriftstellerische Thätigkeit mit der Aufzeichnung ihrer eigenen, durch die objective und schlichte Darstellung interessanten Erlebnisse in denkwürdiger Zeit, 1769–1837, das Todesjahr ihres Gatten, beschloß. Als sie schon selbst hochbetagt – sie zählte damals 68 Jahre – verlor sie ihren Gatten, mit dem sie in 41jähriger glücklicher Ehe gelebt und zog sich nun von der Welt, deren Verkehr sie vordem in obenangedeuteter Weise geliebt, allmälig ganz zurück. Sie lebte fortan ihrer Tochter, der verwitweten Appellationsräthin von Pelzeln, und deren drei Kindern, deren Erziehung sie, trotz der Bürde ihrer Jahre, mit Aufopferung den größten Theil ihrer Zeit widmete, ja selbst noch ihnen in Sprache, Geschichte. Musik u. s. w. Unterricht ertheilte. Ihre seit mehreren Jahren sich steigernde Kränklichkeit ging nun im Mai 1843 in eine sehr schmerzliche Krankheit über, welcher sie auch nach wenigen Wochen im Alter von 74 Jahren erlag. Eine eigentliche kritische Würdigung dieser ebenso als Schriftstellerin, wie als ausgezeichnete Repräsentantin ihres Geschlechts hervorragenden und denkwürdigen Frau sucht man in den gangbaren Literaturgeschichten Deutschlands vergebens. Es ist dieß um so mehr beachtenswerth, als schriftstellernde Frauen. – geschweige Männer – von viel geringerem ästhetischen Gehalte in denselben mitunter Gegenstand weitläufiger Excurse bilden. Der einzige Gottschall, aber auch dieser nicht ganz unbefangen und kaum der Zeitverhältnisse eingedenk, unter denen Karoline Pichler schrieb, widmet ihr etwas mehr Aufmerksamkeit. Ueber Karoline Pichler als Weib schrieb Ferdinand Wolf, der Herausgeber ihrer „Denkwürdigkeiten“, in seinem Nachworte zu denselben, [247] [Bd. IV, S. 253] folgende bezeichnende Worte: „Was auch immer die unbestechliche Nachwelt für ein Endurtheil über Karoline Pichler als Schriftstellerin feststellen mag, das über ihren rein menschlichen Werth, wie es die ihr näher stehenden Zeitgenossen mit einstimmiger Anerkennung ausgesprochen haben, kann sie nur bestätigen. Sie war im vollsten Sinne des Wortes: ein deutsches Weib; einfach-natürlich, tiefgemüthlich, klar und wahr, und stets eingedenk, daß, wie die Bestimmung des Mannes in der Bildung und Entwickelung der gesellschaftlich-staatlichen Verhältnisse, die Lebensaufgabe des Weibes in der Erhaltung und Veredlung der Familienbande und der häuslich geselligen Zustände besteht. Kurz, sie hatte – was den geistreich-blendenden, genial-überschwenglichen – den „großen begabten Naturen“ unserer Tage nur oft zu sehr fehlt – Gesinnungsreinheit, Willenskraft und Charakterstärke.“ Das Verzeichniß ihrer Schriften in chronologischer Reihe, eine Uebersicht der wichtigeren biographischen und literarischen Quellen, eine kleine Blumenlese der Urtheile der bedeutenderen Literaturhistoriker u. dgl. m. folgen hier unten.

I. Der Frau Karoline Pichler Schriften in chronologischer Folge und mit Angabe der Uebersetzungen. 1800. „Gleichnisse“ (Wien, 8°., mit Vignetten; neue Aufl. Tübingen 1810, 8°.), Bd. 25 der zweiten Gesammtausgabe; in’s Ungarische übersetzt von Barbara Kelemen unter dem Titel: „Hasonlatosságai, forditt. Kelemen Barb.“ (Pest 1807, 8°.).
1803. „Idyllen“ (Wien, 8°., mit 1 K.; neue Aufl. ebd. 1812, 8°.), Bd. 21 der zweiten Gesammtausgabe.
1804. „Leonore, ein Gemälde aus der großen Welt“. 2 Theile (Wien, 8°., mit K. K.; neue verb. Aufl. ebd. 1820, 8°.), Bd. 1 u. 2 der zweiten Gesammtausg. – „Olivier, oder die Rache der Elfen“ (Wien, 8°.; neue Aufl. 1812, mit K.), erschien zuerst im Oesterreichischen Taschenbuch für das Jahr 1802 unter dem Pseudonym Auguste. Bd. 8 der zweiten Gesammtausg. Französische Uebersetzung: „Olivier. Traduction libre de l’allemand par madame de Montolieu“ (Paris 1823, Bertrand, 12°.). Eine holländische Uebersetzung, deren bibliogr. Titel ich nicht auffinden konnte, erschien 1823 zu Amsterdam, 8°.
1805. „Ruth, ein biblisches Gemälde in drei Idyllen“ (Wien, mit K., 8°.), Bd. 21 der zweiten Gesammtausg. – „Eduard und Malvina“ (Wien, 8°.; neue Aufl. Tübingen 1811, 8°.), Bd. 35 der zweiten Ges. Ausg. [Theil 7 der Kleinen Erzählungen). Italienische Uebersetzung von Bondegammi (Mailand 1813).
1806. „Sie war es dennoch“ (Wien, 8°.), Bd. 33 der zweiten Gesammtausg.
1808. „Agathokles“. 3 Theile (Wien, 8°.), Bd. 3, 4, 5 der zweiten Ges. Ausg. Französische Uebersetzung: „Agathoclès ou lettres écrites de Rome et de la Grèce au commencement du 4me siècle; traduction libre par madame Isab. de Montolieu“, 4 vol. (Paris 1812, 1813, 1817, Eymery, 12°.); nouv. édit. corr. et ornée de fig., 3 vol. (Paris 1826, A. Bertrand, 12°.). Quérard in seinem Werke: „La France litteraire“ bemerkt anläßlich dieses Romans: „Ce roman est celui de ouvrages de Mad. Pichler qui a le plus contribué à la gloire de l’auteur, il parut à la même époque que „les Martyrs“ et quoiqu’il ’égale pas l’épopée de M. de Chateaubriand, il lui fut comparé, ce qui déjà est un grand honneur pour Mad. Pichler.“ Italienische Uebersetzung (Milano 1813). Ueberdieß sollen Uebersetzungen in die nordischen und mehrere slavische Sprachen, auch in’s Englische und Ungarische erschienen sein, deren Titel mir aber nicht aufzufinden gelang.
1811. „Die Grafen von Hohenberg“, 2 Bände (Leipzig, 8°.; 2. Aufl. 1814, 8°.), Bd. 6 u. 7 der zweiten Gesammtausg.
1812. Biblische Idyllen“ (Leipzig, 8°.), enthalt: Hagar in der Wüste; Rebekka; David und Jonathan, Bd. 21 der zweiten Ges. Ausg. –- „Erzählungen“, 2 Theile (Wien, 8°.), Bd. 29 u. f., der zweiten Ges. Ausg.
1813. „Germanicus, ein Trauerspiel“ (Wien, 8°.), Bd. 26 der zweiten Ges. Ausg. – „Heinrich von Hohenstauffen, ein Trauerspiel“ (ebd., 8°.), Bd. 27 der zweiten Ges. Ausg.
[248] 1816. „Ferdinand II., König von Ungarn und Böhmen. Historisches Schauspiel in fünf Aufzügen“ (Leipzig, 8°.), Bd. 28 der zweiten Ges. Ausg. – „Ueber eine Nationalkleidung für deutsche Frauen“ (Freiburg, 8°.), zuerst in Bertuch’s „Modejournal“ 1815, Februar, S. 67, Bd. 25 der zweiten Ges. Ausg.
1817. „Neue Erzählungen“, 1. u. 2. Band (Wien, 8°.), 3. Band (ebd. 1820), in der Bandfolge 29 bis 41 der zweiten Gesammtausgabe, welche die „Kleinen Erzählungen“ in 13 Bänden enthält. Eine Auswahl dieser Erzählungen erschien in französischer Uebersetzung unter d. Tit.: „Nouvelles. Trad. de l’allemand“, 4 vol. (Paris 1821, Paschoud, 12°.). Drei andere Novellen, nämlich: „Stille Liebe“, „Die Geschwister“ und „Zwei Blätter aus dem Tagebuche meines Freundes Gustav“, stehen übersetzt in der Madame de Montolieu: „Le Chalet de Hautes-Alpes“, 3 vol. (Paris 1813, neue Ausg. 1829, 12°.), und M. Abbema gab heraus: „Guido Reni et Quintin Messis ou Revers et Prosperité“ (Paris 1838, Cherbuliez, 12°.); auch in dem bei Baudry in Paris 1840 erschienenen „Novellenkranz, choix des meilleurs contes et nouvelles, à l’usage des personnes qui veulent se fortifer dans l’étude d l’allemand“ sind mehrere Erzählungen der Frau Pichler enthalten. In’s Čechische übersetzt sind folgende Erzählungen erschienen: „Der schwarze Fritz“ und „Quintin Messis“ unt. d. Tit.: „Černý Bedřich, přeložená od A. Čepeláka“ (Prag 1844, Pospíšil, 12°.) und „Kvintin Messis ... přeložil Jar. Pospíšil ...“ (Prag 1836, 12°.). Noch ist eine dritte Erzählung der Dichterin in čechischer Uebersetzung vorhanden unt. d. Tit.: „Velikomyslně zapření sebe aneb tajná láska ... vzdělal P. Jan T. Nováček (Königgrätz, Landfraß, 8°.), was deutsch heißt: Die großmüthige Selbstverläugnung oder verborgene Liebe, der wahrscheinlich die Erzählung „Stille Liebe“ zu Grunde liegt.
1818. „Neue dramatische Dichtungen“ (Wien, 8°.). – „Frauenwürde“, 4 Bände (Wien, 8°., mit K. K.), Bd. 11–14 der zweiten Gesammtausg. Französische Uebersetzung: „Coralie ou le danger de l’exaltation chez les femmes, trad. ... par mad. Elise Voiart“, 3 vol. (Paris 1820, Schlesinger, 12°., av. fig.).
1820. „Der Korsar, eine Erzählung in 3 Gesängen, von L. Byron aus dem Engl. übersetzt“ (Wien, 8°., mit 1 K.).
1821. „Die Nebenbuhler“, 2 Bde. (Wien, 8°.) Bd. 9 u. 10 der zweiten Gesammtausg.
1822. „Kleine prosaische Aufsätze“. 2 Theile (Wien, 8°., mit K. K.), Bd. 24 u. 25 der zweiten Gesammtausg. – „Die Stoa und das Christenthum in zwei Briefen“ (Wien, 8°.), mit anderen prosaischen Aufsätzen im Bd. 25 der zweiten Gesammtausg.
1831. „Anweisung für Christen in verschiedenen Lagen des Lebens. Aus den geistlichen Schriften des Erzbischofs Fenelon gezogen und übersetzt“ (Wien, Mechitaristen, 16°.).
Bei ihren Lebzeiten erschienen auch zwei Gesammtausgaben ihrer Werke, welche aber beide erst nach ihrem Tode beendet wurden. Die erste: „Sämmtliche Werke von Karoline Pichler“, Bd. 1–53 (Wien 1820–1844, Pichler [Braumüller u. Seidel, Liebeskind in Leipzig], jeder Band mit 1 Titelkupfer, 8°.). Die zweite: „Sämmtliche Werke“, Bd. 1–60 (Wien 1828–1844, Pichler, 16°., mit dem Bildniß der Verfasserin). Inhalt dieser zweiten:
1. u. 2. Bändchen. Lenore. 2 Theile.
3. 4. 5. Bdchn. Agathokles. 3 Theile.
6. u. 7. Bdchn. Die Grafen von Hohenberg. 2 Theile.
8. Bdchn. Olivier.
9. u. 10. Bdchn. Die Nebenbuhler. 2 Theile. Französische Uebersetzung:„Les Rivaux, dernier roman trad. ... par Madame Betty R***“, 3 vol. (Paris 1822, Alexis Eymery, 12°.).
11. 12. 13. 14. Bdchn. Frauenwürde. 4 Thle.
15. 16. 17. Bdchn. Die Belagerung Wiens. 3 Theile [32.–34. Bd. der ersten Ausgabe]. Französische Uebersetzung: „Le siège de Vienne, roman historique trad. ... par Isab. de Montolieu“, 4 vol. (Paris 1826, 12°.), auch Bd. 33–35 der Oeuvres de Mad. de Montolieu (Paris 1826, 12°., mit K. K.).
18. 19. 20. Bdchn. Die Schweden in Prag, 3 Theile [35.–37. Bd. der ersten Ausgabe]. Französische Uebersetzung: „Les Suédois à Prague ou une Episode de la guerre de Trent-ans, roman historique trad. de l’allemand (par M. Augustin Lagrange) précédé d’un Notice sur madame Pichler“, 4 vol. (Paris 1827, Pelicier, 12°.). Čechische Uebersetzung: „Svédové v Praze. V češtinu uvedl Jos. Pečirka“, tři svazky (Znaim 1844, Fournier).
21. Bdchn. Idyllen, enthaltend auch die biblischen: Ruth. Hagar in der Wüste. Rebekka. David und Jonathan [15. Band der ersten Ausg.].
[249] 22. u. 23. Bdchn. Gedichte (nebst den vaterländischen Romanzen) [16. Bd. der ersten Ausgabe].
24. u. 25. Bdchn. Prosaische Aufsätze. 2 Theile. Inhalt: 1. Theil: Ueber die Travestirungen. Ueber den Reim. Ueber die Corinne der Frau von Staël. Die Tropfsteinhöhle in Baselstein, Maria Zell. Joseph Koderl, k. k. Censor und Bücherrevisor, gest. 1810. Angelo Soliman. Erinnerung an einige merkwürdige Frauen. Ueber den Volksausdruck in unserer Sprache: „ein ganzer Mann“. Ueber die Bildung des weiblichen Geschlechts. Rüdiger der Normann. Bemerkung über die Farben des Obstes. Reise von Kremsmünster nach Spital am Pyhrn. Die Gaben des Glückes. – 2. Theil: Gleichnisse. Ueber Mode und Koketterie in der dramatischen Dichtkunst. Ueber eine Nationalkleidung für deutsche Frauen. Ueberblick meines Lebens. Zwei Briefe über die Stoa und das Christenthum [17. u. 18. Bd. der ersten Ausg.].
26. 27. 28. Bdchn. Dramatische Dichtungen. 3 Theile. 1. Theil: Germanicus. Ein Trauerspiel in 5 Aufz.; – Wiedersehen. Ein kleines Schausp. in 2 Aufz.; – Das befreite Deutschland. Eine Cantate in 2 Abthlgn. – 2. Theil: Heinrich von Hohenstauffen, König der Deutschen. Trauerspiel in 5 Aufz.; – Mathilde. Eine tragische Oper in 3 Aufz.; – Rudolph von Habsburg. Heroische Oper in 3 Aufz. – 3. Theil: Ferdinand der Zweite, König von Ungarn und Böhmen. Schauspiel in 3 Aufz.; – Amalie von Mansfeld. Schausp. in 3 Aufz., nach der Madame Cottini [19. 20. u. 21. Bd. der ersten Ausg.].
29.–41. Bdchn. Kleine Erzählungen. 1. bis 13. Theil. 1. Theil: Das Schloß im Gebirge. Der junge Maler. Stille Liebe. – 2. Theil: Die Walpurgisnacht. Die Geschwister. Der entwendete Schuh. – 3. Theil: Das gefährliche Spiel. Die Frühverlobten. Der Badeaufenthalt. – 4. Theil: Falkenberg [davon besteht eine französische Uebersetzung: „Falkenberg, ou l’oncle; imité de l’allemand par madame de Montolieu“ (Paris 1812, Delaunay, 12°.)]. Wahre Liebe. Der Pflegesohn. – 5. Theil: Argalya. Das Kloster auf Capri. Sie war es dennoch. – 6. Theil: Das vergebliche Opfer. Alt und neuer Sinn. Der Amethyst. – 7. Theil: Eduard und Malvine. Zuleima [davon besteht eine französische Uebersetzung: „Zuleima, imité de l’allemand par H. de C. (le marquis de Chateaugiron)“ (Paris 1825, F. Didot, 18°., 57 pag. sur gr. raisin. Davon wurde nur eine Auflage von 100 Exemplaren gemacht, welche der Gesellschaft der französischen Bibliophilen und den Mitgliedern des Clubs von Roxburg gewidmet ist]. So war es nicht gemeint. – 8. Theil: Der Graf von Barcellona. Schloß Wirnitz. Karl’s des Großen Jugendliebe. – 9. Theil: Das Ideal. Abderachmen. Der Huszaren-Officier. – 10. Theil: Das Spital am Pyhrn. Der schwarze Fritz. Die goldene Schale. – 11. Theil: Der Einsiedler auf dem Montserrat. Hořimirz, böhmische Sage. Quintin Messis. – 12. Theil: Die Stieftochter. Der Bluträcher. Der Postzug. – 13. Theil: Johannes Schoreet. Der Wahlspruch. Der Teppich [22.–31., 38. u. 46. Band der ersten Ausg.].
42. 43. 44. Bdchn. Die Wiedereroberung von Ofen. 3 Theile. Französische Uebersetzung: „La delivrance de Bude, roman historique tirée des guerres des Allemands et des Hongrois contre les Turks, trad. de l’allemand par le traducteur des „Suedois à Prague“ (par M. Augustin Lagrange)“ 4 vol. (Paris 1829, Lecointe, 12°.) [39. u. 40. Bd. der ersten Ausg.].
45. Bdchn. Henriette von England, Gemalin des Herzogs von Orleans [45. Band der ersten Ausg.].
48. 47. 48. 49. Bdchn. Friedrich der Streitbare. 4 Theile [41.–44. Bd. der ersten Ausgabe].
50. Bdchn. Kleine Erzählungen. 14. Theil: Der Glückswechsel. Das Turnier zu Worms. Die Freunde.
51. 52. 53. 54. Bdchn. Elisabeth von Guttenstein. 4 Theile [47.–49. Bd. der ersten Ausg.].
55. Bdchn. Zerstreute Blätter aus meinem Schreibtische [50. Bd. der ersten Ausg.].
56. 57. 58. Bdchn. Zeitbilder. 3 Theile [51. u. 52. Bd. der ersten Ausg.].
59. u. 60. Bdchn. Zerstreute Blätter. Neue Folge, 2 Theile [53. Bd. der ersten Ausg.].
Ein Jahr nach ihrem Tode aber gab Ferdinand Wolf (er nennt sich im 4. Bande im Nachworte als Herausgeber) ihre: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben. Vier Bände, 1. Bd. 1769–1798; 2. Bd 1798–1813; 3 Bd. 1814–1822 u. 4. Bd. 1823–1843 (Wien 1844, A. Pichler’s sel. Witwe, gr. 12°.) heraus, welche sich als Band 61–64 an die zweite Gesammtausgabe ihrer Werke anschließen.
[25] II. Zur Biographie der Frau Karoline Pichler. Augsburger Allgemeine Zeitung 1843, Nr. 216. – Bazar (Berliner Frauen- und Musterblatt, kl. Fol.) VIII. Jahrg. (1862), S. 247: „Zwei Schriftstellerinen“, von Theodor Reingold [Parallele zwischen der Staël und der Pichler]. – (Gräffer’s) Conversationsblatt (Wien, gr. 8°.) I. Jahrg. (1819), II. Bd. S. 161. – Frankl (Ludw. Aug.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) I. Jahrg. (1842), S. 244, 270: „Notizen“; – II. Jahrg. (1843), S. 152: Mad. Staël und Karoline Pichler: S. 617: Haschka’s Briefe an Frau Pichler; S. 677: Nekrolog von L. A. Frankl [nach diesem gest. am 9. Juli 1843, Nachmittags um 51/4 Uhr]; S. 688: Karoline Pichler’s Werke; S. 842: Karoline Pichler als 16jähriges Mädchen; S. 863: Die Memoiren der Karoline Pichler; Zerstreute Blätter; S. 922: Patriotismus der Frau K. P.; S. 1077: Wiener Ansichten; – III. Jahrg. (1844), S. 30: Briefe von Frau Karoline Pichler [Ueber Freiligrath; Aufforderung zum Drama; Jules Michelet über Deutschland; Literaturblätter von Feuchtersleben; Rahel]; S. 79: Auerbach’s Spinoza; Stoa und Pantheismus; Text zu einem Romane; Beck’s Janko; Levitschnigg’s Rustan; Die Zopfperiode; Der Freihafen; Ueber Oesterreich; Nekrolog der Frau von Schlegel; Ueber Herwegh; S. 289: Karoline Pichler’s Mutter am Hofe Maria Theresia’s; S. 304: Kritik der Memoiren; S. 1202: Ungedrucktes Gedicht. – Goedeke (Karl). Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung, Bd. II, S. 1130, Nr. 1012. – Gottschall (Rud.), Die deutsche Nationalliteratur in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Literarhistorisch und kritisch dargestellt (Breslau 1861, Trewendt, 8°.) Bd. III, S. 336. – Herloßsohn, Theater-Lexikon-Bd. VI, S. 91, – Hormayr’s Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) Jahrg. 1811, Nr. 118 u. 119: „An Karoline Pichler“. Gedicht von Collin; Jahrg. 1828, Nr. 102, S. 537: „Beyträge zum gelehrten Oesterreich, CXVIII.“ – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) I. Bd. (1843). S. 170 [mit wohlgetroffenem Holzschnitt]. – Laube, Geschichte der deutschen Literatur, Bd. III, S. 211. – Menzel (Wolfgang), Die deutsche Literatur u. s. w., Bd. IV, S. 274. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilung, Bd. III, S. 1114, Nr. 8. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, Bernh. Fr. Voigt, 8°.) XXI. Jahrg. (1843) S. 640, Nr. 182. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 214. – Oesterreichischer Parnaß, bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar (Frey-Sing, Athanasius u. Comp. [Hamburg, Hoffmann u. Campe], 8°.) S. 35. – Pichler (Caroline), Denkwürdigkeiten aus meinem Leben (Wien 1844, A. Pichlers Wwe., 8°.) 4 Bände [umfaßt die Jahre 1769–1843]. – Presse (Wiener polit. Journal, Fol.) 1862, Nr. 31, im Feuilleton: „Aus halbvergangener Zeit. II. Eine Soirée bei Caroline Pichler“, von Ludw. Aug. Frankl [oft nachgedruckt, so in der Pest-Ofner Zeitung 1862, Nr. 41, u. a.]. – Realis, Curiositäten- und Memorabilien-Lexikon von Wien, Bd. II, S. 250. – Schindel (Carl Otto Wilh. Aug. v.), Die deutschen Schriftstellerinen des neunzehnten Jahrhunderts (Leipzig 1825, Brockhaus, 8°.) Bd. II, S. 95–120; Bd. III, S. 226 u. f. – Der Sammler (Wien, 4°.) Jahrg. 1814, S. 163: „Gedicht an Caroline Pichler“, von Castelli. – Schütze (Karl Dr.), Deutschlands Dichter und Schriftsteller u. s. w., S. 280. – Seidlitz (Julius Dr.), Die Poesie und die Poeten in Oesterreich im Jahre 1836 (Grimma 1837, Gebhardt, 8°.) Bd. I, S. 143. – Taschenbuch für vaterländische Geschichte, herausg. von Hormayr und Mednyánszky (Wien, 12°.) 1845, S. 110. – Allgemeine Theater-Zeitung, herausg. von Ad. Bäuerle (Wien, gr. 4°.) 36. Jahrgang (1843), Nr. 167: „Nekrolog“ von Metzger; „Ein Abend bei Karoline Pichler“, von Anton Langer. – Vehse (Eduard Dr.), Geschichte des österreichischen Hofs und Adels und der österreichischen Diplomatie (Hamburg, Hoffmann u. Campe, kl. 8°.) Bd. VIII, S. 29. – Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode (Wien, 4°.) 1843, 13. Juli [nach dieser gestorben am 9. Juli]. – Wiener Zuschauer, herausg. von J. S. Ebersberg (Wien, 8°.) 1843, Beilage zu Nr. 88. – Wigand’s Conversations-Lexikon (Leipzig, O. Wigand, gr. 8°.) Bd. X, S. 584. – Zeitung für die elegante Welt. Herausg. von H. Laube, 1843, S. 736 [Laube bemerkt über diese interessante Frau Folgendes: „Vor zehn Jahren (1833) habe ich sie das letzte Mal in Baden bei Wien gesehen, und ich fand, [251] daß die 63 Jahre alte Dame, welcher ich von der „Leonore“ und dem „Agathokles“ erzählen durfte, noch sehr rüstig und munter aussah].
III. Porträte. 1) (C. Putz sc.) Halbfigur (8°.). – 2) Holzschnitt in der Leipz. Illustr. Zeitung 1843, S. 170 . – 3) Kriehuber pinx., Benedetti sc. – 4) Pöhacker del., Dav. Weiß sc. Wien.
IV. Handschrift. Adolph Henze in: „Die Handschriften der deutschen Dichter und Dichterinen“ (Leipzig 1855, 12°.) charakterisirt die Handschrift der Pichler mit folgenden Worten: „Frauenspiegel, hell und unvergoldet“.
V. Grabmal der Frau Karoline Pichler. Die Dichterin ist auf dem Währinger Friedhofe bestattet. Auf einem einfachen Sockel erhebt sich ein vergoldetes Kreuz. Im Postament sind folgende Worte eingegraben: „Hier ruht in Gott Karoline Pichler, geborne von Greiner, geb. den 7. September 1769, gest. den 9. Juli 1843. Gleich groß und verehrungswürdig als Frau und Dichterin, von ihrer dankbaren Tochter und ihren Enkeln gesetzt. Friede ihrer Asche.“ [Frankl, Sonntagsblätter 1843, S. 1106.]
VI. Urtheile der wichtigeren deutschen Literaturhistoriker über Karoline Pichler. Karl Friedrich Armin Guden in seinen „Chronologischen Tabellen zur Geschichte der deutschen Sprache und National-Literatur“ (Leipzig 1831, Fleischer, 4°.) schreibt im III. Theile, S. 178 u. 179: „Tiefes Gemüth, Gefühl für alles Edle und Gute, klarer Verstand und ein ruhiger Styl zeichnen fast alle ihre Schriften aus, der Agathokles ist am vollendetsten“. – Wolfgang Menzel in seinem Werke: „Die deutsche Literatur“ (Stuttgart 1836, Hallberger, kl. 8°.) Zweite verm. Aufl. Bd. IV, S. 274, bemerkt über sie, nachdem er über Feßler schreibt: daß seine declamatorischen und sentimentalen Romane, in welchen er, wie im Leben des Aristides, Marc Aurel, Attila, die antike Welt zu schildern anfing, uns kalt lassen, „weit übertroffen wurden, von dem zwar auch etwas durch Sentimentalität modernisirten, doch weit wärmer und lebendiger aufgefaßten „Agathokles“ der Frau Karoline Pichler, eines Romanes, der von einem echt poetischen Standpuncte aus die Contraste des Christlichen und Heidnischen, Nordischen, Antiken und Orientalischen in den ersten Jahrhunderten des Christenthums auffaßte. Dieselbe Dame hat später einige patriotische Romane: „Die Schweden in Prag“ und „Friedrich der Streitbare“, geschrieben“. – Laube in seiner „Geschichte der deutschen Literatur“ (Stuttgart 1840, Hallberger[WS 4], gr. 8°.) Bd. III, S. 211, widmet Frau Pichler folgende Bemerkungen: „Um des Agathokles willen, der das Publicum mit dem römischen Kaiserstoffe einer Diocletianzeit lockte, kann Karoline Pichler neben denjenigen genannt werden, die mit romantischer Zunge nach alter Zeit und Sitte des Südens hinabrufen. Der Ruf ist aber freilich so ungenügend verblieben, wie die übrige Verwandtschaft dieser Dame mit classisch-romantischer Durchdringung. Das Interesse ... dieser Frau beschränkt sich auf eine Damenunterhaltung, welche Conflicte des Frauenlebens romanhaft anzulegen, weit auszuspinnen und im großen Geleise der bürgerlich sanctionirten Sittlichkeit zu erhalten weiß. Sie hat sehr viel und immer in großer Ausbreitung geschrieben, auch den vorzugsweise österreichisch-historischen Roman fleißig angebaut, v. Hormayr hatte durch seinen „Oesterreichischen Plutarch“, den er in der Zeit des Franzosendrucks zur Aufreizung patriotischen Sinnes herausgab, nach dieser Seite hin lebhaften Anstoß gegeben.“ – Gottschall in seinem Werke: „Die deutsche National-Literatur in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts“ (Breslau 1861, Trawendt, 8°.) Zweite Aufl. Bd. III, S. 556, nennt sie „die Seniorin des geschichtlichen Romans in Deutschland“, die wohl in einzelnen treuen und lebendigen Schilderungen aus der vaterländischen Geschichte, in dem einfach gehaltenen Style, dem ein classisch gemessener Ausdruck eigenthümlich ist, ein nicht geringes Talent epischer Darstellung bekundet hat; aber es fehlt ihr doch die Energie historischer Dichtung, da ihr Interesse mehr auf das bunte Costum, als auf ein Gesammtbild von geschichtlicher Wahrheit gerichtet ist. Bedeutender als ihre patriotischen Romane aus der Geschichte Oesterreichs ist ihr Agathokles, ein Roman in Briefen aus den Zeiten Diocletians, ein Tendenzroman, in welchem sie dem Historiker Gibbon wegen der zwischen den Zeilen hervorschimmernden Unchristlichkeit seiner Weltanschauung den Fehdehandschuh hinwirft und einen ähnlichen Stoff, wie Chateaubriands „Martyrs“, aus jener Epoche, in welcher im heidnisch-römischen Weltreiche das Christenthum aufdämmerte, mit der ausgesprochenen Absicht behandelt, die Segnungen der neu auftauchenden Religion zu verherrlichen. Hier [252] war allerdings der Stoff zu einem Culturgemälde im größten Style gegeben, aber es bedurfte einer größeren geistigen Kraft, um diese Gegensätze nicht bloß anschaulich zu machen, sondern auch zu vertiefen. Karoline Pichler schreibt einen Familienroman zur Erbauung edler Gemüther, den sie nur zufällig in den Anfang des vierten Jahrhunderts nach Christus verlegt; denn der rein und würdig gehaltene Briefstyl macht oft einen befremdenden Eindruck, indem die Empfindungsweise der Helden und Heldinen oft so wenig römisch, so gouvernanthaft modern ist. Diese Calpurnien, Sulpizien, Larissen sind nur als Römerinen verkleidete Freundinen unserer Karoline Pichler, die sich einen Maskenscherz machen, aus der Jägerzeile nach Rom und Kleinasien auswandern und ihre Männer zur Abwechslung Severus, Demetrius u. s. w. nennen. Ohne Frage sind einzelne Reflexionen im „Agathokles“ sehr treffend ausgedrückt und auch die romanhafte Technik ist mit Glück gehandhabt, aber das ganze Werk ist doch nur eine erbauliche Vorlesung mit vertheilten Rollen, ein apologetischer Briefdialog. keine geschichtliche Theodicee.“ – Am eingehendsten spricht sich Jul. Seidlitz in seinem „Die Poesie und die Poeten in Oesterreich im Jahre 1836“ (Grimma 1837, J. M. Gebhardt, 8°.) Bd. I, S. 143, über die Dichterin aus: „Unter dem halben oder ganzen Schocke Schriftstellerinen, welche wir in Deutschland haben, ragt Karoline Pichler, eine freundliche und schöne Erscheinung, hervor. Nicht, daß sie als Dichterin so hoch gefeiert wäre, obgleich ihr Talent sich weit über das gewöhnliche erhebt, aber was ihrem Wesen diesen so gewinnenden Typus aufdrückt, ist, daß sie nie das Weib verbergen, die Gelehrte hervorziehen will. Sie kokettirt nicht so großartig mit Philosophie und Kritik scheint auch Hegel nicht in sich aufgenommen zu haben, wie die so gepriesene und beinahe kanonisirte Rahel; sie besitzt, wenn auch weniger Gefühl, Schönheitssinn und Energie, doch mehr Weiblichkeit als die Goethe’sche Katze Bettina; ihr fehlen die unappetitliche Zudringlichkeit und die verwitterten Mondscheinaugen aller schriftstellernden Damen. ... Zu allen den genannten Classen von Schriftstellerinen gehört die Pichler, Dank ihrer gesunden Vernunft und ihrem geläuterten Geschmacke nicht; aber es ist eine andere Classe, zu welcher sie sich hinneigt, und welche eben so viel Schaden stiftet, als alle früher berührten. Ich meine nämlich die lärmende, augenzwickernde Clique, deren Vorposten eine überspannte Sentimentalität und deren Nachläufer die Mystik ist. Ihr Roman „Agathokles“, so schöne Einzelheiten er auch hat, macht eben darum keinen ganz erfreulichen Eindruck, wir glauben uns im Halbdunkel einer Kirche zu befinden, wo das Licht durch schmale Fenster und auch da nur durch in Glas gemalte Heilige einfällt. Doch darüber dürfen wir mit einem Weibe nicht rechten; was der Wucht des Mannes eine schwanke Sumpfpflanze als Stütze ist, wird dem Weibe zum festen Stab; wo er zweifelt, schlägt sie gläubig ein Kreuz. Dieser Roman begründete den Ruf der Frau von Pichler, ja er würde auch heute noch Aufsehen machen, aber in anderer Art. Damals als Roman, würde er heute als Bekenntniß einer Christin beurtheilt. Einen anderen Weg schlug sie in ihrem Romane „Frauenwürde“ ein. Hier zeigt sich ganz die zartfühlende Menschenkennern, die in den Kreisen der höheren Gesellschaft eingebürgerte Dame, und man kann mit Sicherheit annehmen, daß sie der Funken war, der in Madame Schoppenhauer das poetische Feuer entzündete. Wieder von einer neuen und keineswegs unvorteilhafteren Seite zeigt sie sich in ihren historischen Romanen, nur fehlt ihr hier die männliche Festigkeit, um welthistorische Ereignisse mit eisernem Griffel hinzuwerfen. Hier ist sie aus zu weichem Stoffe geschnitzt. Die ernste Zeit will keine Dame im Ballkleide, sondern ein marmornes Gesicht, ein Auge, das vor dem vorbeischießenden Blitze nicht zuckt. Sie steht als ein Mittelding zwischen Scott’scher Malerei und Velde’s hinreißender Phantasie, zu beiden sich hinneigend, keinen ganz gebend. Zu Scott fehlt ihr das Talent, gewaltige Charaktere festzuhalten, zu Velde ist sie zu sehr Dame, um sich nicht im Ausmalen von Kleinigkeiten zu gefallen. Und doch waren es diese Romane und vorzüglich „Die Belagerung Wiens“ und „Die Schweden in Prag“, welche durch eine ziemliche Reihe von Jahren den Antheil des Publicums gefesselt und der Verfasserin einen Ruf gesichert haben. Besser als die größeren Arbeiten würden mir aber einige ihrer kleinen Erzählungen und unter diesen „Der schwarze Fritz“ und „Olivier“ gefallen, weil sich in ihnen ein mehr abgeschlossener Geist ausspricht und im kleinen Bilde alle Züge Zu einem harmonischen Ganzen [253] zusammenlaufen. Ihre „Gleichnisse“ haben sie in die Lesewelt eingeführt, in „Ruth“ wollte sie als epische Dichterin glänzen; sie schrieb „Gedichte“, denen, wenn auch nicht Wärme, so doch Feuer mangelt. ... Daß Frau von Pichler dem deutschen Volke lieb und werth, ist dadurch bewiesen, daß ihre Werke trotz mehrerer Nachdrücke zwei Originalausgaben erlebt haben. – Diese sich theils ergänzenden, theils in ihren Anschauungen abweichenden Urtheile mögen mit einer Silhouette geschlossen werden, welche im Stuttgarter „Morgenblatte“ von ihr entworfen wird und in scharfen Contouren ein wahres Bild von ihr gibt. Karoline Pichler hielt sich damals (1820–1830) in Baden bei Wien auf, wo sie jeden Sommer zur Cur zu sein pflegte. „Die wohlgenährte Gestalt der Fünfzigerin“, schreibt unsere Quelle, „mit ihrem blatternarbigen Gesichte und dem gutmüthigen Ausdrucke der derben Züge trug ein entschieden bürgerliches Gepräge. Sie war sorgfältig gekleidet, aber nicht etwa geputzt, sondern wie es für ihre Jahre paßte. Ihre Ausspräche klang recht wienerisch. Beim Eintritt des Besuches war sie weder mit Schreiben noch mit Lesen beschäftigt, sondern mit Vorbereitungen zur Jause. Sie „rieb“ Kaffee. Die Mühle in der linken, reichte sie den Besuchenden die rechte Hand, und nachdem die unerläßlichen ersten Förmlichkeiten überstanden, sagte sie: „Erlauben’s, daß i fortfahr’, mi hungert’s“. Sie schüttete noch eine Handvoll Kaffeebohnen auf die Mühle, zündete den Geist der Kaffeemaschine an und plauderte dabei ganz gemüthlich, ohne sich zu bemühen, den Geist aus sich herausleuchten zu lassen. Vom Anzünden des Geistes im Gespräche, wie es zu Berlin gang und gäbe war, schien sie keine Freundin, und wenn ihr gesunder Mutterwitz einmal Funken sprühte, so waren sie nicht geschlagen. Zu den besonderen Kennzeichen vieler weiblicher Schöngeister von heute gehört, wie man weiß, ein forcirtes Geistreichthum, ein Picantseinwollen um jeden Preis, selbst um den zarter Weiblichkeit.“

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [Bd. XIX, S. 17].
  2. Vorlage: [Bd. II, S. 412 u. 414].
  3. Dorothea und Friedrich Schlegel.
  4. Vorlage: Hallberge.