Das erste Jahrzehnt der Weltsprache Volapük
in den einzelnen Jahren, nebst Uebersicht über den heutigen
Stand der Weltsprache, Weltspracheklubs u. s. w.
Der Erfinder der Weltsprache Volapük.
1879–1889.
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„Einer Menschheit eine Sprache!“ Schleyer.
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Bekanntlich hat Herr Pfarrer Johann Martin Schleyer, als er sein Weltsprachesystem aufstellte, welches er Volapük nannte, keine Ahnung davon gehabt, daß schon seit mehr als 200 Jahren Männer von hervorragender Geistesgröße, an ihrer Spitze der große Leibnitz, Versuche in dieser Richtung angestellt hatten, freilich mit negativem Erfolge. In Schleyer dämmerte der Gedanke, es solle für den Verkehr aller Völker auf der Erde miteinander nur eine Schrift und vielleicht auch eine Korrespondenzsprache bestehen, gegen die Mitte der siebziger Jahre erstmals auf, als ein Nachbar von ihm in seiner Pfarrei Krumbach ihm klagte, daß die Briefe, welche er an seinen Sohn in Amerika geschrieben, dort nicht an ihre Adresse gelangten, und der Herr Pfarrer dann entdeckte, daß hieran die unrichtige Schreibung, welche von der englischen Orthographie abwich, Schuld sei.
Die erste Frucht dieser Erfahrung war der Versuch, eine gemischte Sprache zu konstruieren aus der deutschen, englischen, französischen, italienischen, spanischen und russischen, also den 6 Hauptkultursprachen, welche er mit dem Namen „Völkerdolmetsch“ bezeichnen wollte. Weil aber eine gemeinsame Verständigung unter den verschiedenen Völkern eine gemeinsame Schreibung voraussetzt, so versuchte es Schleyer zunächst mit der Aufstellung eines „Weltalfabets“ (18. Januar 1878). Dieses Weltalfabet schickte er am 23. Februar 1878 an die Dekane der philologischen Fakultäten der europäischen Universitäten, am 6. Mai e. a. an den Postkongreß in Paris und an das internationale Bureau des Weltpostvereins in Bern (14. Juni 1878); auch fand es den Weg in verschiedene Fachblätter, z. B. in der zu [4] Königsberg erscheinenden Wochenschrift „Tonkunst“ fand dieses Alfabet sehr beifällige Kritik, und die Idee Schleyer’s wurde „eine praktisch eminent wichtige“ und seine geplante „Völkerakademie“ ein „rechtes Friedenswerk des Geistes“ genannt. Auch im „Archiv für Post und Telegraphie“ fand das Weltalfabet Aufnahme.
Von dieser Zeit an verlies Schleyer der Gedanke der Schaffung einer „Weltsprache“ nicht mehr, und fand durch eine im nämlichen Jahre (1878) gemachte Reise durch die österreichischen Länder mit ihrer Vielsprachigkeit neue Nahrung, so daß der Wunsch, diesem Uebel durch eine gemeinsame Verkehrssprache abzuhelfen, seinen Geist bis zum Frühjahre 1879 beschäftigte, wo ihm urplötzlich in einer schlaflosen Märznacht die Lösung dieses Problems wie eine höhere Eingebung vor seinen Augen schwebte. Aus den Notizen, die er sogleich in sein Schreibbüchlein skizzierte, fieng er sodann am 31. März 1879 an, den Entwurf einer Grammatik der Weltsprache niederzuschreiben. So haben wir also obiges Datum als den Geburtstag und das Geburtsjahr von Volapük anzusehen.
Im Folgenden soll nun an der Hand der mir verfügbaren Quellen in chronologischer Reihenfolge gezeigt werden, wie die neue Weltsprache sich entwickelt und allmählich herangewachsen ist, wobei ich mich aber beschränke, die Thatsachen nur kurz zu referieren, soweit sie mir bekannt sind, indem ich hoffe, bei einer anderen Gelegenheit den Anfang und das Wachstum von Volapük in den einzelnen Ländern ausführlich zu behandeln.
Die Weltsprache trat in die Welt ein als Frühlingskind, wie wir gesehen, aber als ein Kindlein hilflos und elend; niemand war der ihm seine schützende Hand geboten, niemand hörte auf seine schwache Stimme, es war noch nicht in das Gewand einer – Grammatik eingehüllt, ja es hatte noch nicht [5] einmal die Taufe erhalten, denn Schleyer benannte sein Geisteskind damals nur mit dem allgemeinen Namen „Weltsprache“. Die ersten schüchternen Versuche, es in die Oeffentlichkeit einzuführen, finden wir in der „Sionsharfe“, Monatsblätter für katholische Poesie, welche Schleyer seit seinem Aufenthalte in Litzelstetten (1875) herausgab. Zuerst gab er darin Proben seines Weltalfabets; in Nr. 33 (März 1879) erschien zum ersten Male ein „Silbenrätsel“ in weltalfabetischer Schreibung, sodann ebenso das Magnificat. Erst mit der Nummer 35 (Mai) erschien als Beilage ein „Entwurf einer Weltsprache und Weltgrammatik für die Gebildeten aller Völker der Erde“. Dieser Entwurf brachte die Grundsätze und grammatischen Formenendungen, wie sie in der Hauptsache noch heute bestehen, und die ersten Wörter, die aber später zum Teil abgeändert wurden und die wegen dem Einblick, den man dadurch einigermaßen in die Formation derselben bekommt, einiges Interesse bieten. So hieß damals der „Hahn = kok,“ welcher aber später den Amerikanern zulieb in „gok“ verwandelt wurde. „Sie kleiden sich“ ist mit „dlessomsok“ übersetzt; „sie sind gelesen worden“ mit „pelildoms“; „schildern“ heißt da „pentön;“ „nützlich = pofitik“. Der erste Probesatz lautete: Ko God beginobsöd dinis valik!
Von dieser Zeit an diente die „Sionsharfe“ als Organ für Mitteilungen der grammatikalischen Fortschritte der Weltsprache und so finden wir in Nr. 36 (Juni) die „Ersten Verse in unserer Weltsprache“, wovon einige hier citiert werden sollen. „If zesid gletikün: Goda yuf nilikün;“ ferner: „O kim falön – kanom mekön – sanikün kilgi (Kirche) – Goda kindomi (Reich)?“ Solche Weltspracheverse finden sich auch in den folgenden Nummern. Aus den Antworten im „Sionstelefon“ ist ersichtlich, daß sich bereits mehrere Personen mit dem Studium dieser Weltsprache befaßten, zunächst waren es freilich nur Abonnenten der „Sionsharfe“, darunter einige Bekannte, die heute noch im Dienste von Volapük thätig sind: Herr Oberlehrer Peitz in Büren [6] (Westphalen); Frau Kronanwalt Wolter in Osnabrück, und namentlich Fräulein Angelika Wirsching, damals in Kreuzlingen bei Konstanz, später in Hall (Tyrol), jetzt in Konstanz, welche schon im folgenden Jahrgang der „Sionsharfe“ das schöne Gedicht „Log cila“ in Volapük herausgab.
Ich erwähne hier nebenbei, daß Schleyer in dieser Zeit, am 28. Juli 1879 zum erstenmal die hohe Ehre hatte, an die kaiserliche Tafel auf der Insel Mainau gezogen zu werden, wegen eines Gedichtes über das Kaiserjubiläum.
Die neue Weltsprache erweckte aber allmählich Aufsehen auch in anderen Kreisen, namentlich brachten mehrere Schulorgane günstige Kritiken, so wurde z. B. in der „Badischen Schulzeitung“ 1879 Nr. 28–31 das Weltalfabet und die Weltsprache von Schleyer empfehlend besprochen, ebenso in der „Allg. deutsch. Lehrerzeitung“ 1879, Nr. 35, 31. Aug., namentlich in letzterem Blatt mit großem Beifall. Durch eben diesen Artikel wurde u. a. Herr G. Banfi, Grundbuchführer in Oedenburg, Ungarn (damals in Kapuvar), welcher selbst auch mit der Herstellung einer Weltsprache sich beschäftigte, auf Schleyers Weltsprache aufmerksam gemacht; er schrieb an Schleyer am 18. November den ersten Brief und überschickte ihm seine Arbeit, auf welche er von dieser Zeit an verzichtete und ein eifriger und treuer Anhänger Schleyers wurde. Banfi erhielt schon am 29. Mai des folgenden Jahres das Diplom als zweiter „Weltsprachelehrer“.
In dieser Zeit wurde auch Herr Karl Lenze, Stenograph in Eisleben, jetzt Redakteur in Leipzig, Schleyers Schüler und zwar mit solchem Erfolg, daß er das erste Diplom als Weltsprachelehrer erhielt.
Schleyer arbeitete indessen unaufhaltsam an der Vollendung seiner Grammatik und der Aufstellung des Wörterbuches, welches bereits einen ansehnlichen Schatz von Wörtern enthielt, wie aus den Uebersetzungen in der „Sionsharfe“ ersichtlich, wo z. B. das Magnificat in weltsprachlicher Uebersetzung erschien. Die Wörter darin sind bis auf ganz wenige Abweichungen die nämlichen, wie sie heute noch in Geltung sind.
[7] So gedieh also die junge Weltsprache erfreulich und hatte am Ende des ersten Jahres schon eine respektable Anzahl von Bewunderern und Anhängern nicht nur in Deutschland, sondern auch in Oesterreich, Ungarn, Amerika etc. Jetzt durfte sie schon etwas kecker in der Oeffentlichkeit auftreten.
Das Jahr 1880 ist eigentlich als die Zeit anzusehen, von welcher an die neue Weltsprache als existenzberechtigt erscheint, denn in diesem Jahre erschien die erste Grammatik mit Wörterbuch und die neue Sprache erhielt jetzt erst ihren Namen „Volapük“. In der Februarnummer (Nr. 44) der Sionsharfe, welche auch in diesem Jahre noch als Organ für die weltsprachlichen Publikationen diente, erschienen die weltsprachlichen Verse zum ersten Male unter der Ueberschrift: Volapük (Weltsprache), und als erster Vers steht darunter die weltbekannte Devise:
In Nr. 46 dieses Blattes (April) kommt ein größeres Gedicht in Volapük: „Rom nach Isaias 37,35“ mit lateinischem Text daneben, wo die Wörter: Prophet = pofed, Knecht = selif, Diener = selev und Liebling = löfin heißen.
Als die eifrigsten Weltspracheschüler finden wir wieder Frl. Ang. Wirsching und Frau Kronanwalt Wolter. Eine Antwort an letztere in Nr. 47 (Mai) lautete: „Ihr Weltsprachebriefchen hat uns sehr erfreut; nur mehr schreiben!“
Endlich, ein Jahr nach ihrer Erfindung, erschien die längst erwartete Grammatik der Weltsprache unter dem Titel: „Volapük, die Weltsprache, Entwurf einer Universalsprache für alle Gebildete der ganzen Erde. Verfasser: J. M. Schleyer, Redakteur der „Sionsharfe“. Dieses Büchlein erschien bei C. Tappen in Sigmaringen, wo auch die [8] „Sionsharfe“ gedruckt wurde, und enthielt außer der Grammatik auch ein Wörterbuch mit 2780 Wörtern. Der Verfasser hatte die Ehre, dieses Büchlein dem ältesten Sohne des Großherzogs, Kronprinz[WS 1] Friedrich von Baden zu seinem Geburtstage (9. Juli) persönlich überreichen zu dürfen. Das Erscheinen dieses Werkes machte überall gerechtes Aufsehen und viele einflußreiche Zeitungen widmeten diesem Büchlein empfehlende Artikel. Wir nennen hier einen Artikel im „Luxemburger Wort“, in welchem „ein gründlicher Kenner der Weltsprache“ meint, dieselbe dürfte für die ganze Menschheit zum mindesten die gleiche Bedeutung und Wichtigkeit erlangen, wie die Weltpost, und mit der Ermahnung schließt: „Möge die gesamte civilisirte Menschenwelt es als eine ihrer wichtigsten, vernünftigsten und großartigsten Aufgaben, ja als eine ihrer schönsten Ehrensachen betrachten, Schleyers Weltsprache ungesäumt sich anzueignen, sie allgemein zu verbreiten und einzuführen!“ Andere Blätter, welche für Volapük schrieben, sind: die „Tribüne“ in Berlin, „Schwäbische Kronik“, „Frankfurter Volkszeitung“, „Neueste Nachrichten für Elberfeld, Barmen und Umgegend“ etc. Durch diese die Weltsprache sehr empfehlenden Artikel wurde die Aufmerksamkeit vieler Leser auf Volapük gerichtet und die neue Sprache fand immer mehr Anhänger, so daß dieselbe schon in diesem Jahre Gönner und Freunde, ja selbst begeisterte Schüler nicht nur in Deutschland, sondern auch in Oesterreich, (wo Herr Dr. M. Obhlidal, prakt. Arzt in Meidling bei Wien, Volapük bereits in diesem Jahre kennen lernte und alsbald ein eifriger Schüler Schleyers wurde), England, Schweden, Italien, Amerika, Asien (auf dem Berge Libanon) … gefunden hatte. Der Anfang war also gewiß ein günstiger zu nennen und konnte den Erfinder blos ermutigen, das einmal begonnene Werk fortzusetzen.[1] Dazu [9] brauchte er aber ein eigenes Organ, denn die „Sionsharfe“ konnte hiezu nicht mehr dienen, und so entschloß er sich zur Herausgabe eines eigenen Weltspracheblattes für das neue Jahr.
Nachdem Volapük nun einen vielverheißenden Anfang genommen, durfte es mit der festen Hoffnung in das neue Jahr eintreten, daß es auch in diesem Jahre weitere Ausbreitung finden werde. Die Nachfrage nach der Grammatik war eine so große, daß die erste Auflage schon am Anfange dieses Jahres, 6 Monate nach ihrem Erscheinen, vergriffen war, und die Ausarbeitung einer zweiten Auflage notwendig wurde, welche aber ziemlich lange Zeit erforderte. Diese neue Auflage wurde bei Aug. Feyel in Ueberlingen gedruckt. Doch konnte Volapük an der Hand des „Weltspracheblattes Volapükabled“, welches vom 1. Januar ab ebenfalls bei Feyel in Ueberlingen als Monatsblatt erschien, ungehindert fortschreiten. Wir können durch die Betrachtung der einzelnen Nummern dieses Blattes am besten die Fortschritte von Volapük verfolgen. Die erste Nummer erschien am 1. Januar 1881 und enthielt: Grammatikalisches, einen Brief, eine Anzahl von Firmen, Gewerben, Anstalten …, welche empfohlen wurden; dann vergleichende Sätze in 20 verschiedenen Sprachen mit weltsprachlichem Text daneben, endlich Humoristisches etc. Dann enthält diese Nummer die ersten „Weltsprachelehrer“, diese sind: Herr Stenograph Karl Lenze; Herr Grundbuchführer Georg Bauer (nachher Banfi); Fräulein Angelika Wirsching und Herr Redakteur W. Emmert in Elberfeld, denen in der 2. Nummer noch Herr Oberlehrer Peitz in Büren, Herr Eduard Oelschig, Berlin und Fräulein Alma Loos in Ueberlingen folgten.
In Schweden hatte Volapük auch bereits einen Verehrer gefunden; nämlich Herr Ingenieur A. Nilson, in Gefle hatte Volapük durch einen Artikel im „Maschinenbauer“ kennen gelernt, und nachdem er die Grammatik studiert, [10] schrieb er einen längeren Artikel über Volapük, welcher in der schwedischen Zeitung „Nya Dagligt Allehanda“ vom 13. Januar 1881 erschien. Auch in Norwegen hatte Volapük schon einen Jünger gefunden in Herrn H. C. Rönne in Drontheim.
Einen der begeistertsten Anhänger fand Volapük zuerst in Württemberg. Herr Professor Otto Büchler in Oehringen lernte Volapük schon frühzeitig kennen und fand an dessen Studium so großes Interesse, daß er in einer humanistischen Lehrerversammlung in Heilbronn einen Vortrag über die Schleyer’sche Weltsprache hielt (wohl der erste Vortrag der über Volapük gehalten worden), den er mit dem Ausdruck der Freude schloß, daß ein Deutscher es sei, der den Anstoß zu einer Weltsprache gegeben, und dem Wunsche, daß Herr Schleyer in seinen Bestrebungen kräftig unterstützt werde.
In Nr. 6 des Weltspracheblattes wird ferner als Weltsprachelehrer empfohlen: Frau Kronanwalt H. Wolter in Osnabrück.
Durch die vielen günstigen Artikel über Volapük und die Empfehlungen von Personen, selbst aus dem Gelehrtenstand, veranlaßt, fühlte auch ich endlich Lust, der Sache, die ich als Abonnent und Mitarbeiter der „Sionsharfe“ längst kannte, näher zu treten, und ich beabsichtigte am 18. Juli d. J. wo Herr Schleyer sein 25jähriges Priesterjubiläum und seinen 50. Geburtstag feierte, und an welchem Tage die Mitarbeiter der „Sionsharfe“ dem Redakteur eine prächtige Harfe überreichten, selbst nach Litzelstetten zu gehen, aber der Todesfall meiner seligen Frau verhinderte mich an der Abreise und so wurde auch meine Absicht, Volapük zu studieren, wieder vereitelt.
In Nr. 9 (September) des Weltspracheblattes finden wir als Weltsprachelehrer folgende Herren: Paul Domicke in Berlin; F. W. Jacobs in Sundhausen (Elsaß); H. Bräunig in Sulz (Elsaß); Rektor Schultes in Düsseldorf.
In diesem Jahre hatte auch Herr Dr. M. Obhlidal, prakt. Arzt in Meidling bei Wien das Studium von Volapük [11] begonnen. Er erhielt das Diplom als Weltsprachelehrer im November und wurde in Nr. 11 des Volapükabled als tidel Nr. 13 aufgeführt. In der Dezembernummer findet sich ein Brief von einem Ingenieur in Paris, der sich als Schleyers Schüler anbietet.
In diesem Jahre waren viele günstige Zeitungsartikel über Volapük erschienen, von welchen ich erwähne einen Artikel in der „Neuen Arader Zeitung“ (19. März 1881), welcher die Bedeutung einer Allsprache für die österreichischen Länder hervorhob; ferner einen schönen Artikel in der „Essener Zeitung“ (17. November 1881).
So konnte also Schleyer am Schlusse des Jahres mit Recht sagen, daß seine Weltsprache in diesem Jahre ungeahnte Fortschritte gemacht habe, da sie in Amerika bereits in öffentlichen Blättern („Ohio Waisenfreund“) gelehrt wurde. Die Grammatik 2. Auflage war aber immer noch nicht erschienen, und die Besteller, darunter auch ich, wurden auf das nächste Jahr vertröstet. Uebrigens verschickte Schleyer die einzelnen Bogen gleich nach ihrem Erscheinen. Damals hatte Lenze auch eine Weltsprachestenographie herausgegeben.
Am Schlusse des Jahres zählte die Weltsprache bereits 13 diplomierte Lehrer, Volapükatidels.
Es kann dies als dasjenige Jahr bezeichnet werden, in welchem Volapük ernstlich Fuß zu fassen begonnen. Die Grammatik 2. Auflage (aber ohne Wörterbuch) erschien anfangs April. Herr Rektor J. Fieweger in Breslau, welcher in Nr. 15 des Weltspracheblattes als 16. Weltsprachelehrer empfohlen wurde und mit ihm noch die Herren: Lehrer P. Korff zu Hesborn (Westphalen) und Redakteur J. Jessing in Columbus, Ohio (Nord-Amerika), begann Beilagen zu seinem „Stenographischen Sonntagsblatt“ herauszugeben, betitelt „Volapük“, welche die Grammatik von Volapük in Kürze brachten.
[12] In Nr. 16 und 17 des Volapükabled sind ferner als Weltsprachelehrer empfohlen die Herren: Theodor Richter in Rogau (Schlesien); Franz Zorell, studios. in Ravensburg (Württ.), Dichter der Volapük-Hymne (ist im Herbst 1884 in den Jesuitenorden eingetreten), und als 19. Weltsprachelehrer der Schreiber dieser Zeilen (damals in Schemmerberg). Von den übrigen Weltsprachelehrern, welche in diesem Jahre ebenfalls das Diplom erhalten, nenne ich nur die bekannten Herren: Rektor Dr. Müller in Calw (Württ.), welcher durch den Büchler’schen Vortrag (siehe Jahr 1881) Volapük kennen gelernt und ein Schüler Schleyers geworden; Redakteur Meier in München; Bernhard Ruffert in Breslau (jetzt Hamburg) und Bahnexpeditor Wunder in Hörlkofen (Bayern). Im April d. J. hatte Herr Kamerer J. Hyberg in Ankarsrum (Schweden) angefangen, Volapük zu studieren. Er gründete dann am 10. Dezember einen Verein unter dem Namen: Första svenska verldsspråkkluben „Volapükaflens svedik“ mit 9 Mitgliedern, welcher aber keine weiteren Fortschritte machte, obgleich Herr Hyberg sich viele Mühe gab, Volapük in Schweden einzuführen.
Die erste Weltspracheverein wurde übrigens in Württemberg von mir gegründet. Nachdem ich Volapük ernstlich zu studieren angefangen und den Wert der Sache alsbald erkannt hatte, beschloß ich mit einigen Freunden praktische Förderung dieser großartigen Erfindung und gründete zu diesem Zwecke in dem stillen Dörfchen Alberweiler bei Biberach in unserem Gesellschaftspavillon im „Oelsee“ am 11. Mai 1882 einen Weltspracheverein mit 15 Mitgliedern. Dieser Gründung folgte der „Schlesische Weltspracheverein“, welchen Herr Rektor Fieweger in Breslau ins Leben gerufen am 1. Oktober 1882.
Am 12. Juni hatte Schleyer die Ehre, ein Prachtexemplar seiner Grammatik 2. Auflage dem 2. Sohne des Großherzogs von Baden, dem Prinzen Ludwig auf der Insel Mainau zu seinem Geburtstage zu überreichen, und am 16. Juli hatte er zum 2. male die hohe Ehre zur kaiserlichen [13] Tafel auf der Insel Mainau beigezogen zu werden, wo sich Herr Obersthofmarschall Graf Perponcher sehr eingehend mit ihm über die Weltsprache besprach, worauf Herr Schleyer dem hohen Herrn ein Prachtexemplar seiner Grammatik überreichte.
In Nr. 20 des Weltspracheblattes begegnen wir einem neuen Titel in Volapük, nämlich „Vorstand cif“ (heutzutage cifel), als erster Leiter von Volapüksachen in einem Lande. Als erster cif wurde Herr Dr. M. Obhlidal für Oesterreich ernannt; diesem folgten für Württemberg: R. Kniele; für Norddeutschland: Frau Wolter in Osnabrück; für Berlin und die Provinz Brandenburg: Paul Domicke in Berlin; für Breslau und Schlesien: Rektor J. Fieweger in Breslau.
Im Juni erschien eine kurze zweisprachige Grammatik schwedisch und weltsprachlich von J. M. Schleyer.
Im Monat Juli machte Schleyer eine größere Reise nach Italien. Von da zurückgekehrt leistete er einer vom württembergischen Weltspracheverein an ihn ergangenen Einladung Folge und reiste nach Schemmerberg zu einer auf den 12. September anberaumten öffentlichen Weltspracheversammlung, der ersten, die überhaupt stattgefunden. In dieser Versammlung, welche von circa 70 Anwesenden besucht war, trat Schleyer zum erstenmale öffentlich in einem längeren Vortrage über seine Weltsprache auf, welcher Vortrag sehr begeisterten Beifall fand und dem Vereine einen namhaften Zuwachs von neun Mitgliedern brachte, wie überhaupt Volapük in Württemberg schon festen Fuß gefaßt hatte. Auf dieser Versammlung wurde der Wunsch ausgesprochen und von Schleyer acceptiert, baldmöglichst das Wörterbuch der Weltsprache herauszugeben. Schleyer nahm dann dasselbe auch alsbald in Angriff und die einzelnen Bogen wurden von der Presse weg schon im Herbst und den Winter über versendet, doch ließ das vollständige Erscheinen des Werkes noch längere Zeit auf sich warten.
Aus einem Artikel im „Vorwärts“, Fachblatt für
Buchdrucker, ersehen wir, daß schon am 25. April in Berlin
[14] Herr Resnerowski, Kammerstenograph, einen sehr beifällig aufgenommenen Vortrag über Volapük gehalten hat. Bemerkenswerte Artikel erschienen in diesem Jahre ferner im „Prager Lloyd“ (8. Septb. 1882), und in der „Schlesischen Volkszeitung“ (30. Nov. 1882), ferner im „Rigaer Tageblatt“. Volapük wurde in diesem Jahre auch schon zu Kaifa am Berge Karmel von den Missionären gepflegt.
Bemerkenswert ist, daß am Schlusse dieses Jahres auch schon die Konkurrenz sich regte, indem in Berlin ein Werk erschien: Die Weltsprache, entworfen auf Grundlage des Lateinischen. Von A. Volk und R. Fuchs.
Wie weit der Name von Volapük damals schon gedrungen, ersehe ich aus Briefen von Schleyer; so schrieb er mir z. B. am 14. Oktober: „Aus Amerika erhalte ich sehr schöne Briefe. Heute erhielt ich einen Brief von einem Herrn in Buenos Aires;“ ferner am 22. Dezember: „Aus Amerika (New-York) und Kalifornien, Schweden und aus Asien (Beiruth) erhalte ich immer die schönsten Briefe.“ Am Schlusse des Jahres hatte nämlich Herr J. Bernahupt, k. k. Postdirektor in Beiruth, Syrien, Schleyers Weltsprache kennen gelernt, nachdem er selbst auch an der Herstellung einer Weltsprache gearbeitet, seine Arbeit aber nach Bekanntwerden mit Volapük Herrn Schleyer mit der Bitte übersante, dieselbe ins Feuer zu werfen.
Für Volapük war jetzt eine feste Grundlage geschaffen, es zählte bereits 29 Weltsprachelehrer, 16 mehr als am Schlusse des letzten Jahres, und 5 Nationalvorstände, cifs.
Die Signatur dieses Jahres bildet der mächtige Vorstoß, den der württembergische Verein unternommen, um dem Volapük seine berechtigte Stellung in der Welt zu erobern. Da schon durch die Weltspracheversammlung in Schemmerberg eine gute Grundlage gelegt worden, fuhren wir fort auf dieser aufzubauen und den dort errungenen Erfolg auszunützen. [15] Da der in Alberweiler gegründete Weltspracheverein täglich neuen Zuwachs erhielt, wurde beschlossen, diesen örtlichen Verein in einen Landesverein umzubilden. Die konstituierende Versammlung geschah zu Ulm am 23. April unter Anwesenheit des Erfinders. Nicht unerwähnt will ich hier lassen, daß mehrere Telegramme an die Versammlung geschickt wurden, darunter eines in Volapük von Dr. M. Obhlidal in Meidling-Wien.
Bei der am Nachmittag an diese Versammlung sich anschließenden öffentlichen Volapük-Versammlung hielt Schleyer wieder vor einem distinguierten Publikum, darunter hohe Militärpersonen, einen mit größtem Beifall aufgenommenen Vortrag über seine Weltsprache; ich erklärte die Grammatik, deren Einfachheit alle frappierte. Mehrere anerkennende Reden wurden noch gehalten. Die Wirkung dieses „Tages von Ulm“ war großartig und gab namentlich auch den Anstoß zum Bekanntwerden des Volapük in Bayern.
Das Weltspracheblatt, welches heuer in den 3. Jahrgang eintrat, nahm von Neujahr an für den deutschen Text die weltsprachliche Schreibung an. Fieweger in Breslau begann mit der Herausgabe seiner „Weltsprache-Dialoge“, welche er mir zur Durchsicht zuschickte. Daß er dieselben in Gemeinschaft mit Hyberg herausgegeben, wie schon behauptet worden, ist unrichtig. Auch erschien mit dem 1. Januar seine Monatsschrift „Weltspracheklubs“, das einzige Organ für die Weltsprache neben Schleyers Weltspracheblatt, nachdem er schon vorher einige Nummern „Schlesischer Weltspracheklub“ als Vereinsblätter herausgegeben hatte.
In der Januar-Nummer des Weltspracheblattes wurde Herr Kamerer Jakob Hyberg in Ankarsrum als Vorstand für Schweden bestimmt, welcher sich sehr viele Mühe gab, Volapük in Schweden einzuführen, was ihm aber vorerst noch nicht gelang; sodann in der Februar-Nummer Herr Redakteur L. E. Meier in München als Vorstand für Bayern. Herr Meier, der sich anfangs viel bemühte, für Volapük zu wirken, fand sich später veranlaßt, zurückzutreten.
[16] Uebrigens wurde in Bayern durch die Ulmer Versammlung, hauptsächlich aber infolge eines sehr schönen und ausführlichen Artikels über Volapük von einem Mitbegründer des württemb. Vereins, Herrn Dr. Sauter, Stadtpfarrer in Laupheim, welcher in einer Beilage zur Augsburger Postzeitung (30. Mai 1883) erschien, die Aufmerksamkeit in Bayern vielfach auf Volapük gerichtet und ich mußte damals etliche 20 Weltsprachegrammatiken an verschiedene Orte in Bayern schicken. Ich hoffe einmal in einer besonderen Schrift genau nachzuweisen, wer diejenigen sind, welche die Grundlage für Volapük auf bayerischem Boden gelegt haben, infolge davon es anderen später leicht wurde, darauf aufzubauen.
Von den Weltsprachelehrern, die damals ernannt wurden, sind zu erwähnen die Herren: Otto Groß in Stuttgart (jetzt in Ulm); Joseph Bernhaupt in Beiruth (32. Weltsprache-Lehrer), und Gebhard Treß, Lehrer in Ravensburg (jetzt in Bremelau auf der Alb). Herr Bernhaupt, welcher durch seine fulminanten Artikel in der „Post“, Fachorgan für das österreichisch-ungarische Post- und Telegraphenwesen, und im „Sprechsaal des Beamtentages“, Organ für die Vertretung der Interessen der Beamten und geistigen Arbeiter (Wien), welche Artikel in Tausenden von Separatabdrücken (die bekannten gelben Blätter) in der ganzen Welt verbreitet und auch ins Holländische und Italienische übersetzt wurden, für die Förderung des Volapük unschätzbare Dienste leistete, schickte am 17. April einen größeren Aufsatz über Schleyers Weltsprache, welchen Herr Bernhaupt als Vortrag vor Arabern in französischer Sprache gesprochen hatte, an mich mit der Bitte, denselben in irgend einer deutschen Zeitung zu veröffentlichen, weil er, wie er mir schrieb, bis jetzt noch keinen genau wissenschaftlichen Artikel über Volapük gefunden habe. Nachdem ich bei mehreren größeren Zeitungen den vergeblichen Versuch gemacht, diesen Artikel anzubringen, entschloß sich unser Verein, denselben als Broschüre drucken zu lassen. Diese Broschüre, welche bei Feyel in Ueberlingen im Druck erschien, fand überall den [17] größten Beifall und leistete viel Gutes für Volapük. In Nr. 27 des Weltspracheblattes wurde Bernhaupt als Vorstand für Syrien ernannt.
Am 5. März gelang es auch Herrn Dr. M. Obhlidal in Meidling den „ersten österreichischen Weltspracheverein“ mit 39 Mitgliedern zu gründen, dessen Statuten vom k. k. Ministerium des Innern genehmigt wurden.
Als weitere Vorstände wurden ernannt im Monat Mai: Herr Joseph Reisdorff in Cottleville für Nord-Amerika, im Monat August: Herr Dr. August Wienecke in Bischweiler für Elsaß, und im Dezember: Herr Lehrer Starck in Bischweiler für Lothringen.
Am Pfingstfeste dieses Jahres (13. Mai) besuchte ich Herrn Schleyer zum erstenmal in Litzelstetten, um am anderen Tage dem Deklamationsfeste in St. Katharina beizuwohnen, wo Jünglinge von Litzelstetten und der Umgegend auf einer öffentlichen Tribüne Gedichte, meist aus Schleyers Sionsharfe und unter Schleyers Leitung, vortrugen. Es war ein herrlicher, sehr vergnügter Nachmittag, eine große Schaar von Zuhörern war herbeigeströmt, namentlich aus dem nahen Konstanz. In der Nacht wurde Herr Schleyer bei Mondschein und mit Musikbegleitung bis vor sein Pfarrhaus begleitet, wo noch Reden gehalten wurden.
Die Weltsprachegrammatik 2. Auflage war inzwischen innerhalb eines Jahres wieder vergriffen, und Herr Schleyer begann gerade an diesem Tage mit der 3. Auflage. Im Mai erschien auch endlich der 1. Teil des Wörterbuches 2. Auflage (deutsch-weltsprachlich), gedruckt bei Feyel in Ueberlingen, der 2. Teil wurde erst gegen Ende des Jahres fertig.
Durch die bisherigen Resultate der Weltsprachebewegung, namentlich in Württemberg, und die vielen Anerkennungen, die dieselbe auch anderweits schon gefunden, ermuntert, sahen sich mehrere Herren in Konstanz veranlaßt, den Herrn Pfarrer Schleyer einzuladen, auch in Konstanz einen Vortrag über seine Weltsprache zu halten. Dieser Vortrag fand dann auch [18] statt am 7. Juni d. J. im Museumssaale daselbst vor einem sehr zahlreichen und ausgewählten Publikum (mehrere Militärpersonen und viele Damen waren anwesend). Der Vortrag wurde mit sehr großem Beifall aufgenommen. Ich hatte, wie gewöhnlich, wieder die Rolle übernommen, den grammatikalischen Teil zu behandeln und zur Bildung eines Vereines aufzumuntern. Einen direkten Erfolg hatte indes diese Versammlung noch nicht nach sich, obgleich die beiden Konstanzer Blätter anerkennende Artikel darüber brachten.
Von den im Sommer 1883 ernannten Weltsprachelehrern nenne ich blos Herrn Oberstabsarzt Göser in Ulm, einer der eifrigsten Vorkämpfer für Volapük in W., und Herrn K. F. Müller, Wund- und Geburtsarzt in Dächingen bei Ehingen (Württ.). Aus Anlaß eines Vortrages, den ich am 9. September d. J. in meinem Heimatsorte Betzenweiler über Volapük gehalten, und welchem mehrere Herren aus Buchau und Riedlingen anwohnten, kam am 7. Oktober eine große Weltspracheversammlung in Buchau a. F. zustande, auf welcher wieder Herr Schleyer einen sehr beifällig aufgenommenen Vortrag hielt, während ich die Grammatik explizierte. Die Versammlung war sehr gut besucht, auch von Auswärtigen, darunter Herr Oberpräzeptor Heintzeler von Böblingen (jetzt Stuttgart), welcher bereits im Juli einen Weltspracheverein für Böblingen-Sindelfingen gebildet hatte; auch Herr Zorell und Treß aus Ravensburg waren anwesend. Andern Tages reiste ich mit Schleyer an den „Oelsee“, wo sehr begeisteter Empfang stattfand, und am 9. Oktober erschien Herr Schleyer in einem auserwählten Kreise von Weltsprachefreunden in Biberach, wo er ebenfalls sprechen mußte, und wo dann vom Vorstande des kaufmännischen Vereins das Ersuchen an ihn gestellt wurde, in Bälde einen größeren Vortrag in diesem Vereine halten zu wollen, was Schleyer bereitwilligst zusagte. Zufolge dieser Vorträge und Versammlungen erhielt der württembergische Weltsprachverein jedesmal bedeutenden Zuwachs.
[19] Unter den Weltsprachelehrern dieser Zeit finden wir folgende bekannte: Herrn Emanuel Tilsch in Prag (schon gestorben), Herrn Lehrer H. Starck in Bischweiler, Unt.-Elsaß, Herrn Lehrer Johann Meyersberg in Strälen bei Düsseldorf, Herrn Advokat Karl Wolf in Pfarrkirchen (Bayern), Herrn Telegraphist Karl Henkel in Augsburg und Herrn W. Kreichgauer, Jurist in Würzburg.
Im Dezember erschien die Grammatik 3. Auflage. Obhlidal gab eine schöne Broschüre über Volapük heraus; derselbe hielt am 28. November in Wien einen anderthalbstündigen Vortrag über Volapük vor einem zahlreichen Publikum. Auch in Bayern machte Volapük Fortschritte. Im Sommer d. J. lernte Herr Lehrer E. Gutensohn in München Volapük kennen und hielt im Herbst einen Vortrag über Volapük im Lehrerverein, wohl der erste Vortrag, der in München über Volapük gehalten wurde. Im Oktober des gleichen Jahres wurde Herr Schriftsteller L. Einstein in Nürnberg mit Volapük bekannt, welcher durch seine zahlreichen und schneidigen Artikel über die Weltsprache ein tüchtiger Vorkämpfer für Volapük in Bayern und auch über die Grenzen dieses Landes hinaus wurde. Ueberhaupt brachten in dieser Zeit sehr viele Zeitungen günstige Artikel über Volapük; bemerkenswert ist ein solcher im „Allgemeinen Briefmarken-Anzeiger“ in Wien, welcher sich begeistert für eine Weltsprache ausspricht; ferner ein Artikel in der „Täglichen Rundschau“ von Prof. Dr. v. Soden in Reutlingen (gestorb. 24. Nov. 1885), in welchem der Satz vorkommt: „Jeder Einsichtige und Sachverständige, der sich die Sprache Schleyers ansieht, muß zugeben, daß durch sie das Problem der Weltsprache gelöst ist.“ Ein schöner Artikel mit Erläuterung der Grammatik erschien auch in der „Rostocker Zeitung“, ferner in „Bote für den Westkreis des Herzogthums S. Altenburg“. Andere Zeitungen, welche für Volapük schrieben, sind: „Ulmer Tagblatt“, „Ulmer Schnellpost“, „Württembergische Landeszeitung“, „Böblinger Bote“, [20] „Heuberger Bote“, „Anzeiger vom Oberland“, „Schwarzwälder Bote“, „Wacht von Oberschwaben“, „Konstanzer Zeitung“, „Konstanzer Tagblatt“ etc.
Am Schlusse dieses Jahres zählte Volapük schon 52 Weltsprachelehrer (Zuwachs 22) und 11 Vorstände. Schleyers Weltsprache war jetzt in folgenden Ländern bekannt, respekt. hatte bereits ihre Vertreter in Deutschland, Oesterreich, Ungarn, Böhmen, Rußland, England, Frankreich (Marseille), Amerika, Asien. Angesichts dieser fortschreitenden Verbreitung von Volapük machte ich Herrn Schleyer den Vorschlag, die bisherigen Freunde auf ihren Bestand und die ganze Bewegung auf ihre Lebensfähigkeit zu prüfen durch eine im nächsten Jahre anzuberaumende Generalversammlung, womit sich der Erfinder einverstanden erklärte.
Dieses Jahr begann unter sehr günstigen Auspizien für die Weltsprache. Das Wörterbuch 2. Auflage mit über 10,000 Wörtern und die Grammatik 3. Auflage lagen nun fertig da. Sehr thätige und mutige Vorkämpfer waren jetzt allerorts auf dem Plane, welche mit der Feder und mit dem Worte energisch Propaganda für Volapük machten, so daß dasselbe schon damals in den fernsten Ländern bekannt war; so mußte Herr Schleyer z. B. im Januar seine Grammatik nach Odessa schicken.
Dieses Jahr könnte man das Jahr der Versammlungen nennen, da nicht weniger als ein Dutzend größerer Versammlungen (darunter die erste Generalversammlung) in Württemberg, Bayern und Baden abgehalten wurden. Auch wurde in diesem Jahre schon Unterricht in Volapük erteilt. Man kann keklich sagen, daß Volapük in diesem Jahre die größten und bedeutendsten Eroberungen machte. Der erste württembergische Weltspracheverein erstarkte durch stetigen Zuwachs zu einer Garde von 400 größtenteils sehr [21] begeisterten Mitgliedern, gründete mehrere Zweigvereine, veranstaltete Versammlungen, wirkte durch Artikel, Korrespondenzen etc. In Bayern entfaltete Gutensohn in München seine Thätigkeit nach Kräften; er ließ im Januar in 4 Münchener Blättern einen Aufruf zum Beitritt für Volapük erscheinen und bot Auskunft über das Nähere an, zwar meldeten sich nur wenige, aber doch war einmal ein Anfang gemacht. In Nürnberg focht Einstein mutig und rastlos mit der Feder und stürzte manches Bollwerck gelehrten Vorurteils gegen die Weltsprache. Ich erinnere nur an seine ständigen Artikel in der „Nürnberger Presse“. In Österreich arbeitete Obhlidal unermüdet an der Verbreitung von Volapük, durch Vorträge, Kurse, Zeitungsartikel, Korrespondenzen etc. In Breslau wirkte Fieweger durch seine „Weltspracheklubs“ und „Weltsprachedialoge“, Zeitungsartikel, Vergrößerung seines Klubs. In Asien stand der eifrige Vorkämpfer Bernhaupt in Beiruth unermüdlich auf dem Plane, indem er Zeitungsartikel schrieb und eifrige Korrespondenz pflegte. Zahlreiche Zeitungsartikel in den verschiedensten Blättern des In- und Auslandes erschienen über die neue Weltsprache, und Tausende von Korrespondenzen, Flugblättern etc. durchflogen die Welt.
Der Erfinder der Weltsprache war im Frühjahr wieder schwer erkrankt, die Arbeitslast und die übergroße Anstrengung hatten seine Nerven zu sehr in Anspruch genommen, und ein Brustleiden hatte sich eingestellt. Als eine kleine Episode bei meinem damaligen Besuche in Litzelstetten will ich erwähnen, daß Herr Schleyer mir damals verschiedene Klagen vortrug. Ich bemerkte, daß eben der Neid bei vielen eine große Rolle zu spielen scheine und daß es deßhalb an der Zeit wäre, ein Volapükwort für „Neid“, das damals noch nicht bestand, zu schaffen. Herr Schleyer sagte: „Ach davon mag ich gar nichts wissen, wollte Gott, wir brauchten gar kein solches Wort; ich bilde dasselbe nicht, machen Sie es.“ Und so entstand am 24. Februar nachts das schwarze Wort „glöt“, dessen Abstammung manchem Forscher wohl mehr [22] Zwicken verursachen dürfte, als das bekannte „jim“. Seit dieser Zeit unterstützte ich Schleyer öfter in der Bildung neuer Wörter.
In der Januarnummer des Weltspracheblattes erschien mein Aufruf zu einer Generalversammlung sämtlicher Weltsprachefreunde, welcher die allgemeine Zustimmung erhielt. Von den Weltsprachelehrern, welche anfangs dieses Jahres diplomiert wurden, sind als bekannte zu erwähnen die Herren: Eduard Gutensohn, Lehrer in München als 53ter tidel (wurde in Nr. 39 Vpableda als cif fürBayern aufgestellt an Stelle des zurückgetretenen Herrn Meier; als weiterer cif wurde Herr Peitz in Büren für Westphalen ernannt); Eugen Ott, stud. in Konstanz; Leopold Einstein, Schriftsteller in Nürnberg, 55ter tidel; M. v. Welden, Baron in Hürbel b. Ochsenhausen (Württ.); Arthur Näther in Oschatz (Sachsen); Dr. v. Weckbeker-Sternefeld, prakt. Arzt in Prien am Chiemsee (jetzt in München); Joseph Fischer, Telegraphist in Augsburg (schon gestorben); Joseph Grunau in Mill-Hill bei London; Friedr. Hayer, Präzeptor in Sindelfingen und Eugen Heintzeler, Präzeptor in Böblingen (beide in Württemberg).
In Nr. 38 vom Vpabled machte Herr Sprague in New-York bereits den Vorschlag, statt der Monatsnamen yanul, febul … zu sagen balul, telul …
Den Anfang der Versammlungen machte Württemberg. Am 8. Januar hielt Schleyer einen Vortrag über Volapük im dichtbesetzten Kronensaale in Biberach, auf Veranstaltung des kaufmännischen Vereins; großer Beifall folgte diesem Vortrage, viele Herren, die bis dahin sich indifferent oder feindselig verhalten, wurden bekehrt und ich mußte bald darauf Volapükunterricht in Biberach erteilen. Am 9. Januar war sodann Vortrag in Geislingen im Saale zur Sonne vor dem Gewerbeverein, endlich am 15. Januar in Kempten (Bayern). Bei allen diesen Versammlungen wurden Schleyers Ausführungen sehr beifällig aufgenommen, [23] ich begleitete ihn jedesmal und sprach über die Grammatik. In Kempten bildete sich infolge dieser Versammlung sogleich ein Verein, der erste bayerische Verein, dessen Dauer sich aber leider nicht über Jahresfrist erstreckte.
In England fieng in dieser Zeit das Interesse für Volapük ebenfalls sich zu regen an. Herr Grunau in Mill-Hill bei London erbot sich in Nr. 39 des Weltspracheblattes, Auskunft über Volapük erteilen und Anträge zur Bildung eines Klubs entgegen nehmen zu wollen.
Zur Weltsprachegrammatik 3. Auflage war jetzt ein Schlüssel erschienen. In der April-Nummer des Weltspracheblattes wurden die Tage vom 26.–27. August für die Generalversammlung in Friedrichshafen bekannt gegeben, und in Nr. 41 wurde das Programm derselben näherhin bekannt gemacht.
In seinen „Weltspracheklubs“ brachte Fieweger „Uebungen in der Weltsprache“ und Obhlidal schrieb Artikel in dem Wiener Blatt „Allgemeiner Briefmarkenanzeiger“, worin er die Grammatik erläuterte. Anfangs Februar hielt der Direktor des livländischen litterarischen Vereins, Dr. Franz Waldmann in Ferbin einen Vortrag über Volapük mit großem Beifall. Anfangs Mai erschien mein Büchlein: Weltsprachliche Humoristika (Cogikos vpik), das erste Volapükwerk für Unterhaltung und Uebung in der Weltsprache, im Verlage von Aug. Feyel in Ueberlingen.
Am 12. Mai mußte Herr Schleyer auf Veranlassung des kaufmännischen Vereins in Ravensburg einen Vortrag halten, wobei ich ihm wieder secundierte, und am andern Tage (13. Mai) fand die 2. Generalversammlung des württemb. Weltsprachevereins statt. Nachmittags war eine große Volapükversammlung mit freiem Zutritt mit Vorträgen von Schleyer und mir. Diese Versammlung brachte dem württemb. Verein einen ansehnlichen Zuwachs und hatte die Bildung eines Vereins in Ravensburg zur Folge, welche am 5. Juni in einer Versammlung geschah [24] nachdem ich einen Vortrag gehalten. In diesem Verein erteilte ich im Sommer schon Volapük-Unterricht. Ueber diese Versammlung in Ravensburg brachte ein amerikanisches Blatt „New-Jersey deutsche Zeitung“ einen sonst günstigen Bericht, den aber der Redakteur mit folgenden Worten einzuleiten für gut fand: „Die Weltsprache in Württemberg. Die Schwaben sind ernstlich an der Arbeit, um die von einem Blitzschwaben [!] erfundene Weltsprache einzuführen, wie folgender Bericht zeigt.“ In Ulm hatte sich schon im Frühjahre ein größerer Verein gebildet in einer Versammlung, in welcher ich einen Vortrag gehalten. Herr Oberstabsarzt Göser leitete denselben und erteilte auch Unterricht. Am 10. Juni wurde ich zu einer in Laupheim stattgehabten Schullehrerkonferenz geladen, um über die neue Weltsprache Vortrag zu halten.
In Nr. 44 des Weltspracheblattes erschien die offizielle Einladung zur ersten Generalversammlung aller Weltsprachefreunde der Erde. In eben dieser Nummer machte Bernhaupt den Vorschlag, statt soldel, mundel … zu sagen balüdel, telüdel … Von Weltsprachelehrern, die ferner diplomiert wurden, bemerken wir: arabischer Lehrer B. Gasantschian in Beiruth und k. k. Oberlieutenant Karl Nosek in Mährisch-Weißkirchen, welcher im Frühjahr dem Erfinder einen Besuch abgestattet hat, welchen er sehr amüsant in mehreren Artikeln beschrieb.
Die Tage vom 25.–28. August brachten die erste Generalversammlung sämtlicher Weltsprachefreunde der Erde in dem prächtigen und geräumigen Lokale des Kursaales in der herrlich gelegenen Bodenseestadt Friedrichshafen (Württ.). Das Präsidium der Versammlung bestand aus den Herren: Dr. M. Obhlidal, erster Präsident; H. Starck, Lehrer in Bischweiler (Elsaß), 2. Präsident; Baron v. Welden in Hürbel (Württemb.), 3. Präsident; Schriftführer die Herren: Karl Lenze aus Leipzig, Heintzeler (Böblingen) und Lehrer Ils (Alberweiler). Redner waren: Schleyer, Kniele, Obhlidal, Lenze, Gutensohn, Starck. Die Versammlung [25] war, dem damaligen Stande der Ausbreitung von Volapük entsprechend, zwar von Ausländern mäßig, aber stark von Inländern besucht. Zuschriften und Telegramme liefen zahlreich ein, ein Glückwunsch für die Versammlung von Ph. Heinsberger in New-York langte verspätet an. Das Wort „Volapük“ wurde von dieser Versammlung als sächlich erklärt, während man bisher „die Volapük“ sagte. Das Hauptergebnis dieser Versammlung war, daß das Bedürfnis eines einheitlichen Zusammenwirkens aller Volapükisten anerkannt und beschlossen wurde, daß Volapük hier zum ersten male seine Kräfte maß und sich der Welt als eine ernstlich gerüstete Bewegung für Erreichung eines allgemeinen Sprachmittels zeigte, und so die Aufmerksamkeit hoher und niederer Kreise auf sich zog. Man kann sagen: Volapük kam von jetzt an ernstlich ins Rollen. Bemerkenswert ist, daß sich auf dieser Versammlung auch die Konkurrenz blicken ließ. An die Mitglieder gelangte dieser Tage die erste Kundgebung von „Pasilingua“. „Ansprache zur Förderung einer Universalsprache von St. Pierre.“ Ferner war ein Herr von Baranovsky selbst erschienen, welcher für seine „L’Idéographie, une Langue pour toutes les nations“ Propaganda machen wollte.
Schon einige Zeit vor diesem Kongreß hatte Herr Dr. August Kerkhoffs, Professor an der „École des Hautes Études Commerciales“ in Paris Kenntnis von Volapük erhalten und sich alsbald energisch dem Studium desselben gewidmet. In einem Briefe in Nr. 45 des Weltspracheblattes (Sept.) bedauerte er, nicht zu der Versammlung in Friedrichshafen kommen zu können. Zugleich zeigte er an, daß er eine Notiz über Volapük für das neue Dictionnaire Encyclopédique geschrieben habe und daß er im nächsten Semester ein paar öffentliche Vorträge über Volapük halten werde. Dieser eben genannte Artikel Kerkhoffs wurde im November als Separatabdruck überallhin verbreitet und Herr Einstein leitete denselben in der „Nürnberger Presse“ mit den Worten ein: „Einen großen Triumph hat die Schleyer’sche [26] Weltsprache in Frankreich zu verzeichnen“. Herr Kerkhoffs hat mich ende des Jahres um Zusendung meiner „Weltsprachlichen Humoristika“ ersucht und in einem der darauffolgenden Briefe mir bereits Vorschläge zu Abänderungen gemacht mit der Bemerkung: „Ich mache Sie hierauf aufmerksam, weil Sie mir dazu berufen scheinen, den größten Einfluß auf die weitere Entwickelung der Sprache auszuüben.“
In dieser Zeit trat auch Holland in die Weltsprachebewegung ein. Das kam so: Durch die verdienstvollen Artikel in der „Nürnberger Presse“ wurde der Privatgelehrte W. Stephanus, welcher sich schon in früheren Jahren in Gemeinschaft mit Bachmeier mit pasigraphischen Studien beschäftigte, auf Schleyers Weltsprache aufmerksam gemacht, und interessierte sich so sehr für die Sache, daß er Artikel über Volapük in holländische Zeitungen schrieb, durch welche es ihm in verhältnismäßig sehr kurzer Zeit gelungen war, Volapük in den Niederlanden zu verbreiten in einer Weise, „wie ich es kaum zu ahnen gewagt.“ „In keinem Lande scheint Volapük bis jetzt auf so fruchtbaren Boden gefallen zu sein, als in dem seeumgürteten Holland“, sagt er selbst. „Täglich las ich Notizen“ [während seines Aufenthalts in Holland], fährt er fort, „sogar in den Schulen wird schon Unterricht in Volapük erteilt.“ Und in der That machte Volapük in Holland reißende Fortschritte, Lehrer um Lehrer erhielten das Weltsprachelehrerdiplom (der erste war Herr Professor E. F. S. Haastert in Rotterdam in Nr. 48 des Weltspracheblattes als 75. Weltsprachelehrer, welcher dann in Nr. 46 als cif für Holland ernannt worden war), so daß Schleyer schon am 3. Dezember melden konnte: Volapük aimostepom in Nedän gloliko; tidels 96.
Der Herbst des thatenreichen Jahres 1884 brachte noch ein paar Versammlungen. Am 6. Oktober war nämlich in Ueberlingen am Bodensee eine große Volapük-Versammlung, die sehr zahlreich besucht war. Als Redner traten auf: Gewerbeschulvorstand Schwab von dort, Schleyer und Kniele. [27] In die zur Bildung eines Klubs aufgelegte Liste zeichneten sich sogleich 72 Anwesende.
Eine andere Versammlung fand in Saulgau (Württ.) statt, wo ich einen Vortrag über Volapük hielt und Herr Hummler, der eifrige plofed volapüka, zu einem Verein aufforderte, dessen Bildung ihm auch gelang.
In dieser Zeit machte ein Antwortschreiben des Herrn Generalpostmeisters Dr. Stephan viel von sich reden, welches Herr Einstein in Nürnberg auf seine Zuschrift wegen Volapük erhalten hatte, und worin sich jener günstiger für das Walter’sche Chiffrirsystem aussprach. Dieses Schreiben wurde natürlich von allen jenen Blättern sattsam ausgebeutet, welche sonst Volapük tot zu schweigen suchten. Dieses gab mir Veranlassung mit Herrn Einstein in Korrespondenz zu treten, die dann mehrere Jahre sehr eifrig fortgesetzt wurde. Trotz dieser nicht ermunternden Antwort des Herrn Dr. Stephan, welche nur durch den Uebereifer des Redakteurs in die Öffentlichkeit gelangt war, arbeitete aber Herr Einstein unverdrossen weiter. So hielt er am 11. November im Nürnberger Lehrerverein einen Vortrag über die „weltsprachlichen Versuche von Leibnitz bis auf die Gegenwart“, welcher später als Separatabdruck weite Verbreitung fand. Auf Vollständigkeit kann übrigens diese Arbeit, welche sonst gut ist, keinen Anspruch machen.
Auch Herr Gutensohn in München arbeitete ruhig weiter. Derselbe hielt am 5. Dezember im kaufmännischen Verein einen sehr beifällig aufgenommenen Vortrag über Volapük, über welchen die Münchener Blätter, wie „Münchener Fremdenblatt“, „Süddeutsche Presse“ etc. sehr günstige Berichte brachten. Infolge dieses Vortrags zeichneten sich sogleich Mitgleider für einen Weltspracheverein, wenn auch die Zahl noch eine bescheidene war, so war doch damit der Grund gelegt für die Volapükbewegung in Bayerns Metropole. Einen zweiten Vortrag hielt Gutensohn am 30. Dezbr. im kaufmännischen Verein „Hansa“.
Auch in Österreich machte Volapük zwar langsame aber stetige Fortschritte, wovon als größter zu verzeichnen [28] ist, das Obhlidal im Herbste die erste öffentliche Volapükschule eröffnen konnte.
Im November erschien der vom württembergischen Weltspracheverein als Broschüre herausgegebene vorzügliche Aufsatz über Volapük von Bernhaupt, welcher überall die beste Wirkung that.
In Holland schritt Volapük immer mehr voran; am Ende des Jahres gab es in diesem Lande schon über 100 Weltsprachelehrer und gegen 20 Vereine. Herr Prof. Haastert in Rotterdam, dessen Verein allein über 100 Mitglieder zählte, gab ein eigenes Weltspracheblatt heraus, betitelt: „Volapükabled. In en over de Wereldtaal.“
Die letzte Weltsprache-Versammlung in diesem Jahre fand in Heilbronn am 29. November statt, welche überaus zahlreich besucht war, wo ich einen sehr begeistert aufgenommenen Vortrag über Volapük hielt, infolge dessen sich ein Weltspracheverein bildete.
Von den Weltsprachelehrern, welche in diesem Jahre ferner das Diplom erhielten, erwähne ich die Herren: Charles E. Sprague in New-York; Wilh. Göbel, Ingenieur in Sonthofen (jetzt in Reutlingen); Pfarrer Silbereisen in Neu-Oetting; J. Günzl in Währing bei Wien. Somit waren es am Schlusse des Jahres 90 Weltsprachelehrer, 36 mehr als im Vorjahre.
Unterricht ist erteilt worden in Biberach (Württ.) und Ravensburg (Württ.) durch Kniele; in Meidling bei Wien (im Obergymnasium) durch Dr. Obhlidal; in Straßburg durch Frl. Vollmer; in Unter-Günzburg (Bayern) durch Frl. Stüber; in Ueberlingen (Baden) durch Schwab, Banholzer und Liedel; in Rotterdam durch Haastert.
Zeitungen, welche anerkennende Artikel über Volapük brachten, waren es wohl gegen 100, im Weltspracheblatt sind 45 namentlich aufgeführt. Wie weit Schleyers Name schon bekannt war, beweist ein Brief von einem Herrn Ernst Hoppe aus San Francisco (Kalifornien), welcher Volapük aus einem Artikel über die Ravensburger Versammlung im „California [29] Democrat“ kennen gelernt hatte, weßhalb er den Brief auch nach Ravensburg adressiert hatte.
Schleyers Gesundheit wurde durch die aufregenden Arbeiten immer mehr geschwächt und er fühlte sich am Ende des Jahres krank.
Durch die Vorarbeiten der früheren und hauptsächlich des letzten Jahres, namentlich aber durch die Generalversammlung im vorigen Jahre hatte Volapük schon überall in der Welt Ausbreitung genommen, so daß es von gänzlicher Unkenntnis der Thatsachen zeugt, oder eine absichtliche Verkennung derselben dazu gehört, wenn man behaupten will, erst mit dem Eintreten Frankreichs für Volapük habe dieses die Möglichkeit erlangt, in den andern Ländern Eingang und Verbreitung zu finden. Diese Behauptung ist schon darum unrichtig, weil Volapük in anderen Ländern gleichzeitig mit Frankreich, nicht durch Frankreich, aufzublühen begann, eher könnte man das Beispiel Hollands als Sporn für die Volapükbewegung in den andern Ländern sich denken. Der Same war eben überall schon gelegt, aber aus der Entwickelung des Volapük in den ersten Jahren sehen wir, daß das Wachstum ein natürlich langsames war, wie das bei allen soliden Institutionen der Fall ist. Also der Same war, wie gesagt, gestreut, freilich nicht überall sogleich auf das rechte Erdreich gefallen, und so geschah das Wurzelfassen und Aufwachsen oft ganz verschieden, wie wir es heutigen Tages noch beobachten können. Auch hatte Volapük schon jetzt seine Lebensfähigkeit vollständig bewiesen, so daß die Wiener Zeitschrift „Vorwärts“ am Anfange dieses Jahres mit Recht schreiben konnte: „Die Weltsprache machte seit 4 Jahren so ersichtliche Fortschritte, daß an ihrem Durchdringen kaum noch gezweifelt werden kann. Sie wird in vielen Teilen der Erde schon kultiviert, besonders in Holland. In Frankreich haben viele hohe [30] Persönlichkeiten ihren Beitritt erklärt. Es steht als Maxime fest, daß Volapük den Schlußstein von all den bisherigen Erfindungen internationaler Verständigungsmittel bildet.“
In Holland machte Volapük auch in diesem Jahre wieder schöne Fortschritte, es waren schon mehr als 20 Vereine gebildet, darunter solche mit über 100 Mitgliedern, wie in Rotterdam, Amsterdam, wo 2 Vereine waren, auch erschien, wie schon erwähnt, ein eigenes Blatt. Mehr als die Hälfte der in diesem Jahre ernannten Weltsprachelehrer sind Holländer.
Für den Herrn Erfinder der Weltsprache und für diese selbst drohte am Anfange dieses Jahres ein Wendepunkt einzutreten, der von weit eingreifender Bedeutung für die Sache hätte werden können. Herr Buchdruckereibesitzer Dasbach in Trier beabsichtigte nämlich, Schleyers Literatur, namentlich die weltsprachliche, abkaufen zu wollen um den Preis von 100000 Mark. Der Handel zerschlug sich aber, namentlich auf mein Abraten hin, sich zu verkaufen und Volapük in Fesseln zu schlagen. Auch war Schleyer immer kränklich, so daß er sich genötigt sah, behufs Erlangung von Dispens sich an seinen Erzbischof zu wenden. Im März erhielt er auch wirklich den gewünschten Urlaub auf 3 Monate und am 13. März verließ er mit den Seinigen Litzelstetten, welche in Konstanz Wohnung nahmen, während Schleyer selbst in die Schweiz reiste und seinen Urlaub in dem reizenden (aber damals kühlen) Kurorte Heiden zubrachte, wo ich ihn im Mai besuchte.
Das wichtigste Ereignis in diesem Jahre ist das Aufblühen von Volapük in Spanien, Rußland, Schweiz und Frankreich. Namentlich in letzterem Lande machte Volapük dank den Bemühungen des Herrn Professors A. Kerkhoffs in Paris mächtige Fortschritte, so daß er am Anfang dieses Jahres schon einen Volapükkurs an der École des Hautes Études Commerciales mit Genehmigung der Pariser Handelskammer eröffnen konnte. Kerkhoffs eröffnete diesen Kursus mit einem Vortrage über Volapük, welcher in der „Revue-Gazette [31] maritime commerciale“ erschien und als Flugblatt vom Nürnberger Weltspracheverein in 7000 Exemplaren verbreitet wurde. In dieser Zeit hatte Volapük auch in Schottland einen Verehrer gefunden, den Ingenieur W. Seret in Glasgow, welcher die Volapükgrammatik ins Englische übersetzte, leider sehr fehlerhaft, so daß sie nicht geeignet war, zugunsten von Volapük zu wirken. Im Januar erschien auch in der englischen Zeitung „Saturday Rewiew“ ein sehr schöner Artikel über Volapük.
Das Wörterbuch 2. Auflage war schon im Januar beinahe vergriffen und die 3. Auflage bereits unter der Presse. Unter den im Januar diplomierten 22 Weltsprachelehrern begegnen wir beinahe lauter Holländern, von welchen ich nur Herrn Lehrer J. A. Aadriaanse in’s Heerenhoek nenne, ferner die Herren: Gewerbeschulvorstand Schwab in Ueberlingen, Wilh. Fischbach stud. in Montabaur (Nassau), welch letzterer alsbald einen Weltspracheverein gründete.
In Bayern arbeiteten die Herren Gutensohn in München und Einstein in Nürnberg mutig weiter. Beide, namentlich aber Ersterer, hatten mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, sein Verein zählte im Januar erst 15 Mitglieder. Er begann einzusehen, daß er ohne Hilfe der Presse nicht vorwärts komme, daher richtete er sein Augenmerk auf Gewinnung einiger Blätter und es gelang ihm auch wirklich, Artikel im „Bayrischen Kurier“ und im „Fremdenblatt“ unterzubringen. Im Mai zählte sein Verein 22 Mitglieder, von denen sich aber nur etwa die Hälfte an den regelmäßigen Vereinsabenden beteiligte. An Pfingsten sprach Gutensohn in einer Gauversammlung der oberbayrischen Lehrerschaft in Wolnzach.
Einstein in Nürnberg arbeitete schon seit Ende vorigen Jahres an der Bildung eines Weltspracheklubs, was ihm aber erst am 18. Februar gelang mit der schönen Anzahl von 42 Mitgliedern. Am 4. März hielt Einstein vor einem großen auserlesenen Publikum einen Vortrag über Volapük, welcher die Sache sehr förderte. Auch hatte er in dieser Zeit schon einen Volapük-Kurs eingeleitet. Weitere Vorträge [32] wurden von ihm gehalten in Regensburg, Schwandorf und Schwabach, infolge deren sich an diesen Orten Klubs vorbereiteten, in Regensburg kam aber ein solcher erst im Dezember zustande nach einem nochmaligen Vortrag Einsteins. Dabei war derselbe fortwährend mit der Feder thätig, Artikel um Artikel erschienen in der „Nürnberger Presse“, aber auch in größeren Blättern, wie „Ueber Land und Meer“, „Illustrierte Welt“ erschienen Artikel von ihm. Herr Einstein hatte auch an den berühmten Sprachforscher Max Müller in Oxford wegen Volapük geschrieben und am 17. Februar eine Antwort von ihm erhalten, worin die bekannten Worte vorkommen: „Die Schleyer’sche Weltsprache ist mir bekannt und stimme ich den Prinzipien, auf welchen sie beruht, vollkommen bei. Alles was ich sagen kann, ist: fiat experimentum …“ In diesem Jahre lernte auch Herr Präfekt (jetzt Professor) Schnepper in München Volapük kennen und erteilte Volapük-Unterricht an der katholischen Erziehungsanstalt für Studierende. Unterricht in Volapük wurde aber bereits schon an vielen Orten erteilt: in Nürnberg an 150 Schüler, in Kitzbüchl (Tirol) durch Herrn Dr. Jos. Fellner (prakt. Arzt), in Heilbronn, Montabaur u. s. w.
Als bekannte Volapükisten, welche im Monat Februar das Diplom erhielten, nenne ich die Herren: Arthur Heyligers, Redakteur in Gertruidenburg (jetzt in Antwerpen), Holland; Jos. Hagmann, Sakristan in Degersheim (Schweiz); J. Stettner, Postinspektor a. D. in Wangen (jetzt Cannstatt); J. Hummler, Kaufmann in Saulgau; E. M. E. Keyzer, Oberlehrerin in Rotterdam; Aug. Ochsenreither, Kaufmann in Haidhof bei Regensburg (jetzt Schwandorf). Aus Amerika wird in dieser Zeit berichtet: Volapük macht die Reise um die Welt in Gesellschaft von Zeitungen und Zirkularen aus New-York. Vom Wörterbuch 3. Aufl. waren nun zwei Bogen erschienen. Ferner erschien eine kurze Volapük-Grammatik für die Hottentotten.
Indessen ruhte auch der württembergische Weltspracheverein nicht, indem er neue Vereinigungen bildete und stets neue Mitglieder gewann, so daß dieser Verein damals der [33] größte war. Herr Schleyer konnte aber jetzt nicht mehr mithelfen in der Agitation, er war krank. Ende Februar besuchte ich ihn noch das letztemal in Litzelstetten. Um diese Zeit gab ich mir Mühe, Volapük auch in Italien bekannt zu machen. Ich setzte mich deshalb mit einem jungen Studiosus, Herrn Angelo Scribanti di Paolo in Vercelli, wohl dem ersten italienischen Volapükisten, welcher Volapük im Sommer 1884 in München kennen gelernt hatte, wo er sich aufhielt um Deutsch zu lernen, in Verbindung. Herr Scribanti übersetzte die Bernhaupt’sche Broschüre ins Italienische, welche unser Verein auf meinen Antrag drucken lassen wollte. Behufs Verschleiß derselben in Italien wandte ich mich an die Buchhandlung von Ermanno Loescher in Turin, allein diese antwortete mir: in Italien finde so etwas keinen Anklang, das sehe man an dem Werke, welches sie bereits in Verlag genommen, das auch diesen Zweck verfolge, aber keinen Absatz finde; ich bat um Zusendung genannten Werkes und so wurde ich mit der „Blaia Zimondal“ von Dr. Cesare Meriggi bekannt. Herr Scribanti, mit dem ich im Sommer persönlich in Ulm zusammentraf, riet mir nun, mich an die Buchhandlung von Ulrico Hoepli in Milano zu wenden, allein ich stand in der Folge von weitern Versuchen ab, weil im Herbst dieses Jahres das Interesse für Volapük in Italien sich ohnedies zu regen begann. In dieser Zeit trug ich mich auch mit der Absicht, Wandervorträge für Volapük zu halten, und ich hatte mich deswegen nach Lindau und St. Gallen gewendet, allein verschiedene Umstände zwangen mich, davon abzustehen. Auch arbeitete ich seit Neujahr an der Herausgabe meiner Handelskorrespondenz, wovon damals schon vereinzelte Briefe in der „Nürnberger Presse“ erschienen. Am 4. Mai fand die 3. Generalversammlung des württembergischen Weltsprachevereins im Kursaale in Cannstatt statt, mit einer öffentlichen Versammlung nachmittags, wobei ich und die Herren Stettner und Dr. Müller Vorträge hielten. Dadurch erhielt der Verein wieder Zuwachs.
Bemerkenswert ist, daß der Erfinder bereits im März [34] d. J. sich gegen die sogen. „Verbesserer“ wenden mußte, wie überhaupt in diesem Jahre die Quelle zu suchen ist für alle die leidigen Differenzen, die zum Schaden der Sache sich immer weiter fortspannen. Bisher hatte Volapük ruhige und stete Fortschritte gemacht und sich schon in allen Ländern Eingang verschafft trotz seiner „Mängel“, jetzt hielt man dies nicht mehr für möglich. So ergab sich auch die Notwendigkeit, in Nr. 53 des Weltspracheblattes (Mai) „Sechs Merkpunkte zur Wahrung der nötigen Einheit in der Weltsprache“ zu veröffentlichen.
Unter den Weltsprachelehrern, welche in den Monaten März, April und Mai das Diplom erhielten, findet man wieder fast lauter Holländer, darunter auch Frl. M. J. Verbrugh in Middelburg, welche die Volapük-Grammatik ins Französische übersetzte, und einen Herrn aus London (Fritz Bölian). Im April erschien Fiewegers Uebersetzung von „Minna v. Barnhelm“ ins Volapük, und im März Obhlidals Unterrichtsbriefe als Separatausgabe. Ein neuer Verein wurde gegründet in Neu-Oetting (Bayern) durch Herrn Silbereisen. Weltsprachlicher Unterricht wurde erteilt außer in Paris, wo bereits 5 Negerjünglinge Volapük studierten, in Innsbruck durch Herrn volapükatidel Richard Bacher, in Wurzen (Sachsen) durch Herrn Oberlehrer Krumbach; dann in Holland an vielen Orten, und in Wien im Hotel „Englischer Hof“ durch Herrn Dr. Obhlidal. Damals fieng Volapük an, auch in Rußland schon Fuß zu fassen, nämlich in Riga, und Herr Schleyer konnte mir schon im September schreiben: jetzt schreitet Volapük in Rußland vorwärts. (Im Oktober wurden Wörterbuch und Grammatik nach Tiflis verlangt.) Gegen Ende des Jahres zählte Rußland bereits tüchtige Volapükkenner, z. B. Herrn Iwan Cholin (leider schon gestorben am 28. Jan. 1889, erst 28 Jahre alt), mit welchem ich schon im Dezember korrespondierte.
Im Juni erschien Schleyers Wörterbuch 3. Auflage mit etwa 13,000 Wörtern. Am 6. Juni verließ Schleyer seinen bisherigen Aufenthaltsort Heiden, um sich nach einem weiteren [35] Aufenthalte von 11 Tagen in Hall (Tirol) an seinem neuen Wohnsitze in Konstanz anzusiedeln. Am 7. Juli besuchte ich Herrn Schleyer in seinem neuen Heim in Begleitung von Herrn Einstein (auch Herr Scribanti stellte sich nachher ein). Am 27. August erhielt Schleyer endlich seine wiederholt erbetene Pension. Mit dem 1. Juli d. J. hatte er sein „Zentralbureau der Weltsprache“ eröffnet. Von Weltsprachelehrern, welche im Sommer d. J. diplomiert wurden, sind zu erwähnen die Herren: k. k. Oberlieutenant Julius Mally in Wien; Prof. Dr. T. C. Winkler in Haarlem; Henri Nonné in Paris; Präfekt Schnepper in München (174. tidel); die übrigen sind wiederum Holländer.
Indessen fand Volapük immer mehr Anhänger in den verschiedensten Ländern. Die New-Yorker Staatszeitung brachte im Juli mehrere große Artikel über Volapük, welche mit den Worten schließen, daß Volapük die größte Erfindung des 19. Jahrhunderts genannt werden müsse. Herr Professor Bauer in Agram hatte einen großen Vortrag über Volapük in slavonischer Sprache gehalten. Herr Campaolo Carminati in Fiume bereitete die Bildung eines Klubs vor (er bestellte sich von mir die Statuten unseres Vereins) und in Rumänien beschäftigte sich bereits ein Professor in Jassy mit Volapük. Namentlich aber machte Volapük in Frankreich die schönsten Fortschritte, wo Blätter mit einer Million Abonnenten, wie „Petit Journal“, ferner „Le Temps“, „La Liberté“, „Le Rappel“ etc. begeisterte Artikel für Volapük brachten. Im Juli erschien Kerkhoffs Vortrag über die Weltsprache nebst Grammatik, welche von anerkennenden Dankschreiben von Herrn Dietz-Monnin, Präsident der Pariser Handelskammer und Frédéric Passy, Deputirter derselben, begleitet war. Am Schlusse war eine Uebersetzung des 1. Verses der Marseillaise von mir, welchen die Schüler der Handelsakademie bereits gesungen hatten. In dieser Grammatik hatte Kerkhoffs es schon damals nach seinen eigenen Worten „für unerläßlich erachtet, einige kleine Aenderungen an den Regeln der Grammatik vorzunehmen.“ Mit diesen „kleinen Abänderungen“ hätte [36] man am Ende sich können abfinden, aber l’appétit vient en mangeant. Trotzdem schenkte der Erfinder Herrn Kerkhoffs alles Zutrauen und schloß sogar am 10. Oktober einen Vertrag ab, wornach Kerkhoffs das alleinige Recht bekam, die Grammatik und das Wörterbuch der Weltsprache in alle Sprachen Europas zu übersetzen. Mitte Dezember kam in Paris die Association française pour la propagation du Volapük zustande, an deren Spitze lauter hochangesehene Männer des Handels und der Wissenschaft stehen, wie Herr Lourdelet, Präsident der Syndikatskammer der Handelskommissionäre, Herr Dr. Nicolas, Redakteur der „Liberté“, Herr Kerkhoffs als Generalsekretär, Herr Dormoy, Generalingenieur der Bergwerke, Herr Le Soudier, Verlagsbuchhandlung, als Schatzmeister; außerdem finden wir darunter Fabrikanten, Aerzte, Professoren höherer Lehranstalten, Deputierte der Handelskammer, Financiers, Ingenieure, Direktoren und unter den Publizisten Herrn Francisque Sarcey, der bedeutendste Schriftsteller von ganz Frankreich. Daß diese Fortschritte des Volapük in Frankreich die günstige Wirkung auch auf andere Länder machte, braucht nicht erst gesagt zu werden, namentlich wurde Volapük jetzt auch nach Spanien verpflanzt, wo am 15. November Herr Dr. Letamendi in Madrid einen Vortrag über Volapük in den Räumen der philologischen Gesellschaft hielt, welcher die Bildung eines Vereins zufolge hatte, und welchem die Eröffnung eines Lehrstuhles für Volapük folgte. Ebenso trat Herr Professor Iparraguirre in Guadalajara, Neukastilien, für die Verbreitung von Volapük ein. Auch in Rußland fand Volapük jetzt immer mehr Eingang. Sehr günstig wirkte ein russisch geschriebener Artikel von Iwan Cholin, welcher am 14. November in der Petersburger Zeitung „Novojo Vrjämja“ erschien, und noch wichtiger für die Verbreitung von Volapük war seine Broschüre: „Volapük“, herausgegeben in St. Petersburg im Anfang des folgenden Jahres.
Auch in der Schweiz faßte Volapük allmählich Fuß, wo auch die Zeitungen anfiengen günstige Artikel über [37] Volapük zu bringen, wie der „Schweizer Volksfreund“. Anhänger waren bereits in Herisau, Lausanne, Genf…
In Schweden lernte schon im April Herr G. Liedbeck in Finspong Volapük kennen und er bemühte sich um die Verbreitung desselben, aber noch ohne Erfolg, wie seine Vorgänger Nilson und Hyberg.
Am 22. Oktober hielt ich in Stuttgart im Lokale des kaufmännischen Vereins einen Vortrag über Volapük. – Im Oktober erschien die 5. Auflage von Schleyers Weltsprache-Grammatik und am Schlusse des Jahres mein „Weltsprachekalender für 1886“ mit einer ausführlichen Biographie des Erfinders.
Von den Weltsprachelehrern, welche in den Monaten Oktober, November und Dezember das Diplom erhalten, sind zu nennen die Herren: Joseph Schmidjörg in Wien; Professor Juraj Bauer in Agram; Professor Dr. Aug. Kerkhoffs in Paris (185 tidel); Emil Sonderegger in Herisau (Schweiz); Ernesto Biglia, Bankbeamter in Vercelli (jetzt Novara); Philipp Schmitt in München; Heinrich Huber, Kaufmann in Nürnberg; Christian Schmidt, Lehrer in Nürnberg; Gustav Liedbeck in Finspong (Schweden). Im ganzen waren es jetzt 229 Weltsprachelehrer, 139 mehr als im vorigen Jahre.
Im Winter war Schleyer wieder erkrankt, ja im Dezember war er sogar dem Sterben nahe.
Hatte das Jahr 1885 mit einem Resultate abgeschlossen, wie es günstiger nicht leicht hätte gedacht werden können, so waren die Fortschritte in diesem Jahre wiederum so große, wie zuvor noch nie. Volapük wurde jetzt überall mit vollem Ernste aufgefaßt, die Zeit des Zweifelns und des Verspottens war überwunden. Ueberall suchte man der Weltsprache praktische Bedeutung zu verschaffen, namentlich durch Einführung von Unterrichtskursen.
[38] Nachdem Holland, welches jetzt 30 Weltsprachevereine zählte, schon im vorigen Jahre sein eigenes Blatt gehabt, wie bekannt, erschien von Neujahr an auch für Spanien ein Weltspracheblatt „El Volapük“, herausgegeben von Herrn Prof. Iparraguirre in Guadalajara, welcher auch die Grammatik und das Wörterbuch der Weltsprache ins Spanische übersetzte. Volapük machte in Spanien immer mehr Fortschritte, so bildete Herr Diaz Gußmann in Figueras einen Weltspracheverein, ein 3. Klub war in Bildung begriffen in Bilbao durch Herrn Zubiria.
Schleyers Weltspracheblatt erschien von Neujahr an in vergrößertem Formate und wurde schon seit Sommer vorigen Jahres nicht mehr in Ueberlingen, sondern am Sitze des Erfinders, in Konstanz gedruckt. Am Anfange dieses Jahres erschien meine „Deutsch-weltsprachliche Handelskorrespondenz“ im Verlag von A. Schoy in Ueberlingen, das erste Werk zur praktischen Verwertung der Weltsprache für Kaufleute, auch erschien bei Aug. Feyel in Ueberlingen: Volapük, Aperçu de la Langue Commerciale Universelle de Schleyer von H. Starck.
Volapük machte in den Ländern, wo es bereits Fuß gefaßt, immer weitere Fortschritte, namentlich in Holland und Frankreich. In Bordeaux hielt am 26. Januar Herr Ingenieur Juclier einen Vortrag vor 600–700 Zuhörern, welchem die Bildung eines Weltsprachevereins folgte. Aber auch andere Länder, die bisher der Bewegung ferngeblieben, traten neu ein. In der Schweiz schien bisher für Volapük kein Boden zu sein. Zwar war auf der Generalversammlung in Friedrichshafen ein Herr aus der Schweiz anwesend, welcher der Hoffnung Ausdruck verlieh, daß sein Vaterland bei dem nächsten Kongresse auch vertreten sein werde, aber von einer Thätigkeit für Volapük wurde erst im Herbste vorigen Jahres gehört, wo am 24. Dezember der 71jährige Herr Weltsprachelehrer Geser in Bichweil einen Vortrag über Volapük hielt. Im Januar dieses Jahres zählte die Schweiz aber bereits 4 Weltsprachelehrer. Herr Geser erteilte in Flawil [39] und Toggenburg bereits Unterricht in der neuen Sprache. In Rußland machte Volapük ebenfalls Fortschritte. Am 15. Februar hielt Herr Staatsrat Bieck in Moskau einen Vortrag vor 600 Personen. Aber schon am 9. Februar hatte Herr Kreislehrer Wilh. Maaß in Criwa-Semgallen (Kurland) einen Vortrag über Volapük gehalten und später am 3. April hielt eben dieser Herr in Dünaburg einen Vortrag. Außerdem wurden Vorträge gehalten von den Herren W. Rosenberger, Henry Harrison und Bulyakow in St. Petersburg. Herr Bieck in Moskau übersetzte auch zuerst die Grammatik und das Wörterbuch des Volapük ins Russische. Ferner hielt Herr Karl Arnold ebenfalls in Moskau einen Vortrag am 16. Mai. In dieser Stadt wurde auch der erste Weltspracheverein (aber noch der einzige bis jetzt) in Rußland gebildet.
Am 21. Februar fand in Paris die Eröffnung der öffentlichen Volapük-Kurse, organisiert durch die „Association française“ in der „École des Hautes Études Commerciales“ vor mehr als 500 Personen, darunter Universitätsprofessoren, Literaten, Journalisten etc. statt. Es gab in Paris vom 21. Februar bis 2. Mai 13 Lehrkurse in den verschiedensten Arrondissements der Stadt. Einige derselben hatten mehr als 300 Teilnehmer. Der Lehrkurs in Bordeaux zählte regelmäßig 50 Teilnehmer. Das berühmte Geschäftshaus Grands Magasins du Printemps hatte einen eigenen Kurs für 121 Angestellte veranstaltet. Auch hatte es an seine Verkaufsfenster die Inschrift anbringen lassen: Volapükön (Hier spricht man Weltsprache).
Volapük-Unterricht wurde anfangs dieses Jahres außer den genannten Orten erteilt in Regensburg durch Herrn J. Fischer und A. Ochsenreither in Schwandorf, welch letzterer auch durch verschiedene Volapük-Artikel für die Sache wirkte; ferner in Kornthal (Württ.) durch Herrn Stettner, der auch mit der Feder unermüdlich kämpfte; in Calw (Württ.) durch Herrn Dr. Müller. Von den im Januar und Februar diplomierten Weltsprachelehrern erwähne ich als [40] bekannte die Herren: Vicenzo Amoretti in Turin, Hugo v. Dieskau, Dresden, Paul Kleeberger in Trentwood (England), Rudolf Lange in Konstanz (jetzt in Göttingen), Direktor van de Stadt in Arnheim (Holland), A. Demonget in Paris, Julius Lott in Wien, Iwan Cholin in Koslow bei Trambow, Rußland, Joseph Holden in Busby House bei Preston (England). In dieser Zeit wurde auch Herr Direktor K. Dornbusch in London mit Volapük bekannt, welcher durch zahlreiche Vorträge und Veranstaltung von Volapük-Kursen ein eifrigen Agitator und der eigentliche Begründer der Volapükbewegung in England wurde. Leider hat auch diesen eifrigen Kämpen der Tod schon frühzeitig hinweggerafft, er starb erst 30 Jahre alt am 24. Oktober 1888 auf der Insel Malta.
In Österreich fand Volapük immer mehr Anhänger. Am 23. April hielt Herr Jos. Schmidjörg von Wien einen Vortrag in Linz a. D. Auch in Ungarn arbeitete Herr Banfi in Kapuvar rastlos für Volapük, obgleich die Erfolge keine so mittelbaren waren, wie in anderen Ländern, wovon die Schuld zumeist an der Charaktereigentümlichkeit des Volkes liegen mag. Er schrieb mehrere Artikel in verschiedene Zeitungen. Einen ausführlichen Aufsatz über Volapük nebst der Schleyer’schen Grammatik und mehreren Drucksachen übergab er dem Vorstande der ungarischen philologischen Gesellschaft, Herrn Emil Thewrewk v. Ponori mit der Bitte zu prüfen und Bericht darüber zu erstatten. Diese Angelegenheit wurde dann Herrn Karl Pozder, Professor in Budapest übergeben, und dieser erstattete in einer Versammlung dieses philologischen Vereins am 3. Febr. d. J. wirklich genauen Bericht über Volapük. Trotz heftiger Anfeindungen erschien dieser Bericht in seinem Vereinsblatt. Herr Professor Juraj Bauer in Agram hatte schon im vorigen Jahre eine kurze Volapük-Grammatik in kroatischem und serbischem Idiom herausgegeben. Im März hielt Lieutenant Stanislaus Kowacz einen Vortrag über Volapük [41] in Peterwardein, und Herr Professor Ujvari Bela einen solchen am 30. Mai in Oedenburg.
Von Holland aus fand Volapük in diesem Jahre seinen Weg auch nach Belgien. Herr Professor Arthur Heyligers hatte Volapük kennen gelernt und gründete am 8. Februar in Antwerpen den ersten belgischen Weltspracheverein. Anfangs Mai errichtete er einen öffentlichen Volapükkursus mit 60 Schülern. Einige Firmen in Antwerpen nahmen die Sache gleich so ernst, daß sie sich Korrespondenten für Volapük hielten.
Da die Volapükbewegung schon mit dem letzten Jahre so großen Aufschwung genommen und die Zahl der Volapükisten eine enorme geworden, dadurch aber auch die Einheit und Einigkeit unter denselben, hauptsächlich infolge willkürlicher Auffassung und Auslegung der Grammatik not zu leiden und Zwiespalt in der Gesellschaft einzureißen drohte, schien es an der Zeit, eine festere Organisation herzustellen und zu diesem Zweck an die Einberufung einer 2. Generalversammlung zu denken. Die erste Versammlung in Friedrichshafen hatte ein vorbereitendes Komite gewählt und mich zum Präsidenten desselben bestimmt. Dieses Komite sollte über Zeit und Ort der nächsten Generalversammlung entscheiden. Nachdem ich mich mit den Mitgliedern verständigt, trat ich mit Nürnberg in Korrespondenz, welches anfangs als Ort der Versammlung ausersehen war, später aber mit München, welches im Juli definitiv als Versammlungsort bestimmt wurde. Denn in dieser Stadt hatte unterdessen Volapük ungeahnte Fortschritte gemacht. Als Gutensohn anfangs des Jahres, zu welcher Zeit in Bayern bereits 6 Vereine bestanden (in Regensburg 2), einen neuen Kursus in vier Münchener Blättern ausgeschrieben, meldeten sich Herren, welche später einen großen Einfluß ausübten und Volapük rasch empor brachten, wie Herold, Schnepper, Kubics, Groß. Herr Schnepper, ein guter Redner, hielt am 14. und 21. April Vorträge vor 500 und 400 Zuhörern, wodurch der Verein großen Zuwachs erhielt, so daß derselbe bald [42] über 100 Mitglieder zählte, darunter auch 4 Italiener, 2 Russen, 2 Polen und 1 Japaner. Im April kündigte Herr Herold durch große Plakate neue Kurse in Volapük an. Am 23. Mai wurde ein Vortrag gehalten in Pfaffenhofen (Bayern) durch Herrn[WS 2] Alexander Stengl von Schweitenkirchen. Auch Einstein in Nürnberg arbeitete fortwährend eifrig, namentlich durch Zeitungsartikel, er machte damals auch den Versuch bei großen Blättern, wie „Gartenlaube“, „Illustrierte Zeitung“, freilich vorerst noch vergebens. Herr Lehrer Schmidt daselbst hatte einen Kurs für 18 junge Leute organisiert. Zu erwähnen ist hier das Erscheinen einer sehr nützlichen Broschüre von Wilh. Fischbach, herausgegeben vom österreichischen Weltspracheverein. Auch soll nicht unerwähnt bleiben, daß Herr Einstein sich damals viele Mühe gab, Volapük in dem kaufmännischen Verein in Nürnberg Eingang zu verschaffen. Weil er mit Vernunftsgründen nichts ausrichtete, nahm er seine Zuflucht zur List. Er ließ auswärtige Volapükisten an den kaufmännischen Verein Briefe in Volapük schreiben mit der Aufforderung, mit ihnen in Korrespondenz zu treten, welche sie dann wohl oder über übersetzen lassen mußten. Dadurch brachte es Herr Einstein doch so weit, daß der kaufmännische Verein im Juli den Beschluß faßte, für nächsten Herbst versuchsweise einen Kursus für Volapük zu veranstalten. Der Herbst kam, wo ein Kursus mit 80 Schülern eröffnet wurde, aber der kaufmännische Verein – hielt nicht Wort. In der Pfalz hatte Herr A. Colling in Ludwigshafen es unternommen, Volapük einzuführen. Am 20. März hielt er in Ludwigshafen einen zweistündigen sehr beifällig aufgenommenen Vortrag, und am 31. März gründete er daselbst den 1. Weltspracheverein in der Pfalz. Am 28. Mai gründete er einen solchen in Mannheim. Auch in Schweden, wo Volapük schon ein paar Mal einen Anlauf genommen, begann jetzt die Bewegung in Fluß zu geraten. Herr Nilson, ermuntert durch die Erfolge in Paris, hielt im Oktober in Gefle einen Vortrag über Volapük und arbeitete seither in Gemeinschaft [43] mit Herrn F. Ahlgren an der Verbreitung von Volapük in Schweden. Aber auch Herr Liedbeck in Finspong gab sich viele Mühe, Volapük in Schweden zu verbreiten.
Der württembergische Weltspracheverein hielt am 29. April seine 4. Generalversammlung in Ehingen ab, verbunden mit einer öffentlichen Versammlung mit Vorträgen. Herr Schleyer hatte diesesmal wieder die Versammlung mit seiner Gegenwart beehrt. Redner waren die Herren Dr. Müller, Heintzeler, Kniele. Der Vortrag Müllers erschien im Druck.
Volapük war bereits an den verschiedensten Punkten der Erde bekannt, z. B. in Ponte Delgada auf der Azoreninsel St. Miguel, ebenso in Pointe à Pitre, Guadelope, auch in Zara, Dalmatien, hatte es Verehrer. Herr Schleyer erhielt damals Briefe aus den verschiedensten Orten und Ländern, so schrieb er mir anfangs Mai, daß er Briefe erhalte aus Paris, Havre, New-York, Moskau, Minsk (Rußland), Mataro (Spanien), Oesterreich, Holland, Italien, Torino, Verny und russisch Turkestan. Anerkennende Zeitungsartikel erschienen in den Blättern aller Länder, in deutschen, österreichischen, ungarischen, russischen, holländischen, spanischen, portugiesischen, französischen, schwedischen, dänischen, afrikanischen (Tunis-Journal), italienischen, schweizerischen, griechischen und amerikanischen Zeitungen.
Volapükkurse wurden in dieser Zeit gegeben: in Altstädten (Kloster Mariahilf) bei St. Gallen, durch Herrn Jos. Bättig; in Appenzell durch Herrn Architekt und Badbesitzer Emil Sutter in Gonten; in Havre wurde Unterricht an der École supérieure de Commerce erteilt; in Antwerpen durch Herrn Heyligers. In Bordeaux, dessen Klub im Mai schon 150 Mitglieder hatte und 43 Lernende, wurde Unterricht erteilt „à la chambre syndicale des Employés de commerce“; in Châteauneuf durch Herrn M. Arnodin; ferner in Rouen, Rochefort, Tunis. In La Rochelle eröffnete Rubino de Barazia [44] einen öffentlichen unentgeltlichen Kurs. In Rouen fand am 6. Mai ein Bankett von Volapükisten statt, bei welchem die Speisekarte in Volapük aufgesetzt war. In diesem Monate erschien die französische Volapük-Grammatik: „Cours complet de Volapük“ von Prof. A. Kerkhoffs. Auch in Spanien wurde Volapük gelehrt in Barcelona, dann in Rußland (Moskau, Wiatka, Kostroma). Andere Orte, wo Volapük gelehrt wurde, sind: Stuttgart durch Herrn Heintzeler; Wien durch Herrn Schmidjörg und Obhlidal; München durch Herrn Herold im Kolosseum (242 Schüler), Konstanz (auch Kursus für Damen). Am 13. Mai wurde auch in Konstanz ein Weltspracheverein gegründet auf Veranlassung des Vorstandes des kaufmännischen Vereins, Herrn Kaufmann Sauter. Dieser Verein zählte im Sommer schon 85 Mitglieder und 30 Schüler und im Herbste 100. Unterricht in Volapük wurde noch ferner erteilt: in San Francisco (Kalifornien), in Pamplona, Spanien, durch Herrn Nicolas Ugarte, Kommandant der Ingenieure; endlich in Mannheim durch Herrn Colling, welcher daselbst im Herbst einen Verein gebildet hatte mit 75 Mitglieder, und in München in 3 Kursen: (Gutensohn, Schnepper, Herold).
Von den Weltsprachelehrern dieser Zeit sind zu erwähnen die Herren: Jos. Anton Geser in Bichwil, Schweiz; Alexander Grusinzeff in Kostroma, Rußland; Anton Colling, Telegrafist in Ludwigshafen (jetzt in Nürnberg); Prof. Dr. Fernandez Iparraguirre in Guadalajara, Neukastilien, Spanien; Interprete J. M. de Zubiria in Bilbao, Spanien; Mathurin Fabin in Bordeaux; Hofrat Karl Arnold in Moskau und (etwas später) J. Juclier, Ingenieur in Bordeaux.
Am 1. Juni erschien das französische Weltspracheblatt „Le Volapük“, redigiert von A. Kerkhoffs.
Vorträge wurden im Frühjahr gehalten in Paris von Herrn Professor Henri Nonné im Verein der Professoren de l’Association Polytechnique, und in München von [45] Herrn Herold „im christlichen Verein junger Männer“; sodann in Neustadt a. d. Haardt von Herrn Colling und in Teinach (Württ.) durch Herrn Ansel in Calw. Im Juni wurde ein Weltspracheverein in Genf gegründet durch Herrn Morin. Auch treffen wir Volapük in dieser Zeit in Helsingfors (Finnland) an. Auch in Aegypten hatte Volapük sich schon festgesetzt, nämlich in Alexandrien, wo Pater Ladislaus Schneider sich die Verbreitung der Weltsprache angelegen sein ließ, ebenso war Volapük nach Kairo gelangt. Auch in Amerika breitete es sich immer mehr aus. In Montreal, Canada, wurde Volapük in einer Lehranstalt als Unterrichtsgegenstand aufgenommen.
Das Weltsprachelehrerdiplom erhielten von Juli bis Oktober u. a. die Herren: Al. Giulini in Linz a. D.; A. Rudeitzky (Rudy) in San Francisco, Kalifornien; Ingenieurkommandant Nicolas de Ugarte in Pamplona, Spanien; Ingenieur Woldemar Rosenberger in St. Petersburg; Henri Rubio de Barazia in La Rochelle; Prof. C. Schwartz in Stuttgart. In dieser Zeit erschienen Volapükgrammatiken in spanischer und russischer Uebersetzung, und in San Juan auf der Insel Porto Rico erschien im August ein neues Weltspracheblatt „Timabled volapükik“, herausgegeben von Prof. Rodeck. Im September erschien Schleyers Weltsprachegrammatik in 6. Auflage und eine holländische Grammatik von Heyligers. Vorträge wurden im Herbst gehalten in Wangen (Württ.) durch Herrn Stettner, in Kapuvar bei Oedenburg duch Herrn Alexander Dominkowics, dann in Nürnberg, München und Augsburg durch Herrn Schnepper, in Haidhausen durch Herrn Jakob, in Herisau durch Herrn Emil Sonderegger, in Kopenhagen 2 mal durch Herrn Kapitän Wolff (vor 200 und 300 Zuhörern), in Konstantinopel durch Herrn Dompierre und in St. Gallen durch Herrn Geser. Unterricht wurde erteilt: in Salonichi (Türkei) an der Handelsschule durch Herrn M. Djemaleddin, welcher auch eine Grammatik für Türken herausgab, in [46] Moskau durch Herrn Karl Arnold, in Andwil bei St. Gallen durch Herrn Wehrle, in Haidhausen durch Herrn Jakob, in Reichsstatt, Böhmen, durch Herrn Hauptmann, in Wangen (Württ.) durch Herrn Stettner, in Schwarzenfeld durch Herrn Ochsenreither. In Wien wurden im November 2 Kurse eröffnet: für Anfänger durch Herrn Schmidjörg (17. öffentlicher Kurs) und für Fortgeschrittene durch Herrn Dr. Obhlidal. Am 8. Oktober wurde in Stuttgart ein Kursus eröffnet durch Herrn Oberpräzeptor Heintzeler. Ferner wurde Unterricht erteilt im Herbst: in Konstanz durch die Herren Lange und Ott, in Herisau durch die Herren Sonderegger und Schefer, in Nürnberg durch Herrn Brügel, in Ludwigshafen durch Herrn Colling, in Houdeng (Belgien), durch Herrn Professor Uytterhoeven, in Turin im „Circolo filologico“ durch Herrn Amoretti, und in Porto (Portugal) durch Herrn Prof. Da Silva Teixeira.
Neue Vereine wurden im Herbst gegründet in Kirchheimbolanden, 2. Klub in der Pfalz, in Rohdalben, 3. pfälzischer Verein; ferner in Augsburg, Haidhausen, Schwarzenfeld bei Schwandorf (Bayern), Pirmasens, Tölz, Calw (Württ.), dann in Piadena, Italien. In dieser Zeit begann Volapük sich auch in Dänemark zu verbreiten. Im Dezember wurde in Terndrup ein Weltspracheverein gegründet durch Herrn Nielsen, sodann in Kopenhagen durch Herrn Kapitän A. Wolff, einen sehr eifrigen Vorkämpfer für Volapük, welcher aber schon am 21. Dezember 1886 gestorben ist. In Aalborg kam ein Verein zustande durch Herrn Aaen. Der Münchener Volapükaklub erhielt in Dezember den Namen „Zentralklub für Bayern“. Im Oktober erschien das Volapük-Wörterbuch van A. Kerkhoffs. In Rumänien war für Volapük ein Verbreiter gefunden in Herrn Licherdopol, Professor an der Handelsschule in Bukarest, welcher in der Zeitung „Romania“, dem Hauptblatte in Rumänien, interessante Artikel über Volapük veröffentlichte. In Gefle, Schweden [47] schickte Herr Aug. Nilson sich an, einen Klub zu gründen. Auch in England vermehrten sich die Freunde von Volapük täglich mehr.
Von den Weltsprachelehrern, welche gegen Schluß des Jahres diplomiert wurden, sind zu nennen: Herr Dr. Karl Pozder in Budapest, Herr Karl Groß, Ingenieur in München; Herr Arthur Renier in Antwerpen; Herr Hippolyte Guigues in Paris; Herr Herrmann Rodeck in San Juan, Portoriko; Herr K. Dornbrusch, Direktor in London; Frau Elsa, Baronesse von Schneider Arno in Peterwardein; Herr Rudolph Kubics, Kaufmann in München; Herr Dr. Rudolf Böger, Mathematiker in Hamburg (324. tidel); Herr Staatsrat und Lektor Eugen Bieck in Moskau.
Am Schlusse des Jahres erteilte der Herr Erfinder neue Diplome für Löpitidels (Oberlehrer). Im Herbst dieses Jahres lernte der Universitätsprofessor Herr Dr. A. Kirchhoff in Halle a. S. Volapük kennen und wurde ein sehr eifriger Jünger desselben. Dieser Gelehrte erblickt in Volapük die internationale Gelehrtensprache der Zukunft. Von Vorträgen, welche gegen Ende des Jahres gehalten wurden, sind noch zu erwähnen: München (Schnepper), Nürnberg (Herold), Würzburg (Schmitt), Hamburg (Böger), gleichzeitig wurde daselbst auch ein Klub gebildet, Pirmasens (Colling), Stuttgart (Heintzeler), Turin (Amoretti), La Rochelle (Barazia), Ansbach (Walther), Fiume (Carminati), Wien (Lott).
Bereits hatte sich auch die Industrie des Volapük bemächtigt. Man fabrizierte Volapük-Champagner (Paris, Belgien, Konstanz), Volapük-Busen- und Cravattennadeln (Paris, München), Volapük-Krüge (München), Volapük-Bleistifte (Nürnberg), Volapük-Lampen, -Hüte, -Cigarren, -Liqueure, und konnte bereits nach Volapük-Walzern tanzen.
Am Schlusse des Jahres 1886 waren es im ganzen 328 Weltsprachelehrer, 99 mehr als im Vorjahre. Volapük hatte in diesem Jahre sich wieder so ausgebreitet, daß die [48] „Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins“ in Wien mit Recht schreiben durfte: „Soweit die menschliche Civilisation reicht, kennt man heute schon den Namen Schleyer“ [und auch seine Sprache].
Wer die bisherigen Fortschritte von Volapük aufmerksam verfolgt hat, wird keinen Anstand nehmen, den kühnen Satz zu unterschreiben, den der „Düsseldorfer Anzeiger“ anfangs dieses Jahres in einem Artikel über Volapük gebracht: „Wenn Schleyer selbst jetzt der Volapükbewegung Einhalt gebieten wollte, so würde es erfolglos sein. Denn Hunderttausende haben den Gedanken in sich aufgenommen und treten für ihn ein, wie für ihre eigene Sache.“ Ueber den Wert von Volapük als Weltsprache konnte man jetzt auch nicht mehr im Unklaren sein, nachdem Autoritäten in der Wissenschaft, wie Max Müller, Alfred Kirchhoff und T. Winkler sich für dasselbe ausgesprochen und für dasselbe eingetreten, und so konnte das französische Blatt „Le Temps“ am 16. Januar d. J. mit Recht schreiben: „Si jamais langue universelle a quelque chance de s’imposer au monde commerciale, c’est assurément celle-là“ (volapük). Und so wird auch zutreffend sein, was die „Kölnische Volkszeitung“ am 11. Februar schrieb: „Wir erfahren, daß an leitenden Stellen in Deutschland der weltsprachlichen Bewegung mit Ernst und Teilnahme gefolgt wird.“
In der Januar-Nummer des Weltspracheblattes (73) erschien der Aufruf zu der 2. Generalversammlung in diesem Jahre, für deren Abhaltung das vorbereitende Komite sich einstimmig ausgesprochen und als Versammlungsort München gewählt hatte. Die Vorbereitungen hierfür kamen alsbald in Fluß, obwohl man vom Auslande her dem Unternehmen Opposition machen zu müssen glaubte.
[49] In der gleichen Nummer erschienen die Namen von 22 Weltsprachelehrern, welche das neue Diplom als löpitidel erhalten hatten. Wegen Mangel an Raum werde ich die Namen derselben nicht aufführen, zumal die meisten schon als Weltsprachelehrer aufgeführt worden sind.
Für die große Verbreitung von Volapük spricht schon der Umstand, daß in diesem Jahre nicht weniger als 8 neue Blätter erschienen, und zwar 4 vom 1. Januar an, nämlich das „Cogabled“ (Witzblatt), herausgegeben von Professor Schnepper in München, das dänische Weltspracheblatt „Fälles Organ for danske Volapükisten“, herausgegeben von Aaen in Aabybro, das österreichische Weltspracheblatt „Volapükagased“, herausgegeben von Dr. Obhlidal in Meidling-Wien, und das italienische Weltspracheblatt „Il Volapük“, herausgegeben von Cassio in Milano.
Dieses Jahr ist reich an Veranstaltungen von Lehrkursen und an vielen und bedeutenden Vorträgen, die allenthalben gehalten wurden, dieses Jahr hat deshalb so recht den Stempel des wirksamen Schaffens an sich. Auch wurden wieder viele neue Vereine gebildet. Herr Schleyer erhielt Briefe aus allen Enden der Welt, z. B. aus Jeniseisk in Sibirien. Volapük-Unterricht wurde anfangs dieses Jahres an folgenden Orten gegeben: in Paris vom Januar an bis Ostern in den verschiedensten Arondissements dieser Stadt, veranstaltet durch die „Association française“; Herr Guigues erteilte separaten Unterricht, öffentlich und unentgeltlich an mehr als 50 Schüler; ferner wurde Unterricht erteilt in Aalborg, Dänemark, Antwerpen, Belgien, Mannheim (schon seit Oktober v. J.), Peterwardein, Ungarn, Turin, Italien, Rorschach, Schweiz. In Konstanz wurde ein neuer Kurs für Damen veranstaltet von Frl. Schnell. Vorträge wurden im Januar gehalten in Wien (Lott), Hamburg (Böger), Kopenhagen (Enna), Turin (Appiani), London (Dornbusch), Weinsberg (Württ.) durch Herrn Hirzel, Professor in Tübingen.
[50] Der Centralklub für Bayern in München hatte bereits 4 Nebenklubs (Haidhausen, Augsburg, Würzburg, Tölz), die andern Klubs wuchsen zusehends, so zählte der Klub in Pirmasens (Pfalz) bereits 80 Mitglieder. Neue Vereine entstanden in Belleville, Illinois, Nordamerika; in Liefering bei Salzburg; in Halle a. S. durch Herrn Professor Kirchhoff; in Herisau durch Herrn Geser (zählte im Mai schon 97 Mitglieder und 47 Schüler); in Moskau durch Herrn Bieck; in Trondhjem (Norwegen) durch Hern Rönne und in Torino „Associazione per la propagazione del Volapük“. Der Klub in Tölz (Vorstand Pfarrer Rausch) hatte im März schon 58 Mitglieder und hatte 3 Kurse veranstaltet mit 75 Schülern. Der Klub in Kopenhagen zählte im März 97 und im Mai schon 150 Mitglieder. Volapük-Unterricht wurde ferner gegeben in Konstanz (Lange und Ott), Appenzell (Sutter), Ludwigshafen (Colling), Stuttgart (Heintzeler), auch im Handelsverein daselbst, und in Fiume (Carminati).
Vorträge wurden im Februar gehalten in Altona (Böger), Düsseldorf (Sprachlehrer Heinrichs) und in St. Petersburg durch Herrn Rosenberger im „Polytechnischen Verein“, und Herrn Harrison (mehrere Vorträge).
Auf dem Rhein fuhr seit Neujahr ein Schraubendampfer mit dem Namen „Volapük“. Die französische Revue „L’étincelle électrique“ und die englische Zeitung „The English Mechanic“ haben Briefkästen für ihre Korrespondenz in Volapük eröffnet.
Das Diplom als Weltsprachelehrer erhielten in den Monaten Januar und Februar u. a. die Herren: August Nilson, Ingenieur in Gefle, Schweden; J. Braakmann in Hillegom, Holland; Professor Joaquin de Arce Bodega in Madrid; Oskar Kausch in Dresden; Giampaolo Carminati in Fiume, Ungarn; Henri Dierckx in Antwerpen. Bereits fieng auch die Weltspracheliteratur bedeutend zu wachsen an, wobei freilich auch manche verfehlte Ware mitunter lief, so daß Schleyer [51] in der März-Nummer seines Blattes sich genötigt sah, vor den „Pfuschwerken“ zu warnen. Wer nicht betrogen werden will, wende sich einfach an das Zentralbureau der Schleyerschen Weltsprache in Konstanz.
Im Monat März wurde Volapük-Unterricht erteilt in Brage, Portugal durch Herrn Lindorpho, in Drontheim, Norwegen (Rönne), in Turin, 3. Lehrkurs (Amoretti), in Würzburg, Naumburg, San José, Costerica (Juan Ferraz), in Steele a. d. Ruhr, Rheinpreußen, durch Herrn Lehrer Friedrich Kondring. In Wien waren in diesem Frühjahr vom Februar an 7 Parallelkurse eröffnet, welche von mehr als 2000 Personen aus allen Ständen besucht waren, überhaupt hatte in Wien die Volapükbewegung großartige Dimensionen angenommen, namentlich seitdem Herr Hofkunsthändler, Kaiserlicher Rat, Oskar Kramer für Volapük eingetreten war, dann durch die Wirksamkeit des Eisenbahnbeamten Lott und Herrn Dr. Obhlidal. Mit Beginn des Schuljahres 1887/88 hatte Herr Direktor Robert Pöschl in Wien Volapük als Lehrgegenstand an seiner Handelsschule eingeführt und auch an der Direktor Singer’schen Handelslehranstalt wurde gleichzeitig von Herrn Spielmann ein solcher Kurs eröffnet. Auch in Böhmen, Mähren und Schlesien fand Volapük jetzt Anhänger. Herr Joh. M. Bakalarz in Lundenburg gab die erste Grammatik in Volapük heraus in böhmischer Sprache, welche schon die 2. Auflage erlebt hat.
Vorträge wurden im März gehalten in Dornbirn, Vorarlberg (Aug. Rhomberg), in Düsseldorf (Th. Heinrichs), in Luxemburg (Jos. Weber), in München durch Herrn Schnepper im „Polytechnischen Verein“ und am 18. März im „bayerischen Verkehrsklub“; in Wien durch Herrn Obhlidal (3 Vorträge), in Erfurt und Weimar durch Herrn Prof. Kirchhoff; im Wernamo, Schweden, durch Ingenieur Pihlgren. Diplome als Weltsprachelehrer erhielten in diesem Monate: Herr José da Silva Teixeira in Porto, Portugal; Herr Wilh. [52] Hansen in Kopenhagen und Herr Sprachlehrer Henry J. Harrison in St. Petersburg. Aus Rußland kam im April die wichtige Nachricht, daß in diesem Lande Volapük-Depeschen mit gleicher Bezahlung wie für andere Sprachen angenommen werden, während bei uns Volapük-Depeschen immer noch als chiffrierte Schrift behandelt werden. Eine Erfurter Gärtnerfirma (Platz & Sohn) erhielt in diesem Monate eine Volapük-Depesche aus Peking (China). Neue Vereine wurden in diesem Monate gegründet in San José, Costa Rica, Zentral-Amerika, durch Herrn Juan F. Ferraz, Direktor „del Instituto Universit.“, in Stein a. Rh., Schweiz, in Fiume, Ungarn, in Wien, „Weltspracheverein Volapük“, und in Pausa durch Herrn Direktor Robert Hiller. Volapük-Unterricht wurde in diesem Monate noch ferner erteilt in Ansbach, Bayern, Belleville, Amerika und in Düsseldorf.
Vorträge wurden im April gehalten in St. Pierre, auf der Antilleninsel Martinique durch Herrn Prof. P. Catel (im Theater von mehr als 400 Zuhörern), in Düsseldorf (Heinrichs), in Ludwigsburg von Herrn Heintzeler im kaufmännischen Verein, in Bremgarten, Schweiz, durch Herrn Rechtsagent Waltisbühl. Vom 30. April an hatte auch Schweden sein eigenes Weltspracheblatt, betitelt „Volapükisten“, herausgegeben von Herrn G. Säterstrand in Stockholm. In Schweden fand nämlich Volapük auch immer mehr Anhänger. Herr G. Liedbeck hatte im Februar angefangen, das Wörterbuch ins Schwedische zu übersetzen, welches im August erschien. In eben diesem Monate gründete Herr Liedbeck auch einen Weltspracheverein in Finspong. Anfangs dieses Jahres begann auch Herr John Runström in Stockholm mit dem Studium des Volapük, gleichzeitig mit Herrn Säterstrand, und beide gründeten gemeinsam den 1. Weltspracheverein in Stockholm und veranstalteten im Sommer Unterrichtskurse in Volapük. Im Herbst gab Herr Runström eine schwedische Weltsprachegrammatik heraus.
[53] Am 2. Mai hatte der württemb. Weltspracheverein seine 5. Generalversammlung in Stuttgart. Am Abend zuvor war eine öffentliche Volapükversammlung, bei welcher auch der Erfinder erschienen war, der eine kurze Ansprache hielt. Redner waren Herr Dr. Müller in Calw und Kniele über „die Fortschritte des Volapük“, welcher Vortrag im Druck erschienen. Vorträge wurden in diesem Monate gehalten in Halle (Kirchhoff), Lundenburg, Mähren (Kaplan Bakalarz), Mannheim (Colling), Lispitz, Mähren (Postmeister Plotzek). Volapük-Unterricht wurde erteilt in Vercelli (durch Herrn Pietro Masoero), in Halle (durch Schumm und Aue), in Erfurt (Schmelz), in Weimar (Dr. Markscheffel), in Pausa (Hiller), in Nürnberg durch Herrn Chr. Schmidt: bei der Eröffnung seines Kurses fanden sich so viele Interessenten ein, daß kaum die Hälfte der Erschienenen Platz finden konnte. Neue Klubs wurden in diesem Monate gegründet: in Guadalajara am 8. Mai, der Zenodaklub volapükik Späna, spanischer Centralklub für Verbreitung von Volapük; in Weimar und Erfurt, beide infolge von Vorträgen des Herrn Prof. Kirchhoff; in Simbach, Bayern. Von den Weltsprachelehrern in den Monaten April und Mai sind zu erwähnen die Herren: Prof. Alfons, Ritter von Rylski in Wien (386. tidel), Prof. Dr. Alfred Kirchhoff in Halle a. S. (390. tidel), Fr. Seraph. Rausch, Pfarrer in Tölz, Ernst Enna in Kopenhagen, Theodor Heinrichs in Düsseldorf, Harald Christian Rönne, Dampfschiffahrtsbeamter in Drontheim, Norwegen, Kaplan J. M. Bakalarz in Lundenburg, Mähren, Robert Hiller, Schuldirektor in Pausa, Sachsen.
Ende Mai eröffnete die „Association française“ internationale Prüfungen, an welchen sich über 300 Personen aus allen Teilen der Erde beteiligten. Der erste, welchem infolge dessen von dieser Gesellschaft das Diplom als plofed (Professor der Weltsprache) zuerkannt wurde, war Herr [54] Licherdopol, Direktor der Handelsschule in Bukarest. Bei dieser Gelegenheit zeigte es sich auch, wie weit Volapük schon verbreitet war. Fast aus allen Ländern meldeten sich Vertreter dieser Sprache. In dieser Zeit gelangten aus Amerika wieder günstige Berichte an, so z. B. wurde aus Montreal über große Fortschritte berichtet. Buenos Ayres, die Hauptstadt der argentinischen Republik, hatte damals schon einen Volapükverein. Auch in Drontheim, dem bekannten Meereshafen in Norwegen, wurde ein Weltspracheverein gebildet. Weitere Vereine, welche den Sommer über entstanden, sind: Bremgarten, Schweiz, Leipzig-Gohlis, Löbau, Westpreußen, Vercelli („Pakamaklub volapüka Jleyera“), Zürich, St. Gallen, (74 Mitglieder und 30 Schüler), Jönköping, Schweden, Pforzheim, Baden, Petronell a. D. (Nieder-Oesterr.). Unterricht wurde in dieser Zeit erteilt in Askersund, Schweden, durch Herrn Sternborg, in Nürnberg, München (Zahl der Schüler 400), Petersburg (Rosenberger), Lispitz, Mähren (Plotzek), London (Dornbusch), Wels, San Francisco und Finspong, Schweden. Als bekannte Weltsprachelehrer, die während des Sommers diplomiert wurden, erwähne ich folgende Herren: Thaddäus Devidé in Wien, Prof. Champ-Rigot in St. Maurice, Prof. Dr. Siegfried Lederer in Wien, Dr. J. E. Weiß, Privatdozent an der k. Universität in München, John Runström in Stockholm, J. C. Aaen in Aaby, Dänemark, G. Schmid, Lehrer in St. Gallen und Fräulein Enderneitt in St. Petersburg. Vorträge wurden gehalten in Wien (Schmidjörg am Lehrerpädagogium), München (Schnepper vor 500 Zuhörern), London (Dornbusch), Wels, Oberösterr. (Ed. Binder, Handelslehrer), in Gossau, Schweiz (Lehrer Schmid in St. Gallen), infolge dessen ein Verein sich bildete, Lispitz (Plotzek), New-York (Sprague), dann in Koburg, Lauscha, Bamberg, Neustadt bei Koburg und Sonneberg durch Herrn Voit (Föht) in Koburg (jetzt in Gotha).
In dieser Zeit begann Volapük wieder einen bedeutenden [55] Schritt vorwärts zu machen auf seiner Reise um die Welt und zwar nach China. Herr Professor Pietro Poletti aus Mailand, welcher Volapük studiert hatte, unterhielt nämlich einen lebhaften Verkehr mit China und betrieb die Agitation für Volapük in China selbst, als er in das Bureau des Zollhauses in Amoy versetzt wurde.
Anfangs August erschien ein neues Weltspracheblatt in Antwerpen, „Nogan volapükik plo Beljän e Nedän“, herausgegeben von A. Heyligers. Das Holländische Weltspracheblatt war nämlich in der Zwischenzeit eingegangen, auch die weltsprachliche Bewegung war ein wenig ins Stocken geraten, vermutlich weil es an einer einheitlichen Organisation fehlte. Auch erschien in dieser Zeit: „Volapükatid, Weltspracheunterricht in 2 Kursen“ von A. Colling und die 2. Auflage von „Weltsprachliche Humoristika“ von R. Kniele, im Verlage von Aug. Feyel in Ueberlingen.
Die Tage vom 6. bis 9. August waren die des 2. Kongresses aller Weltsprachefreunde in München, welche Tage sich durch herzlichen Empfang, begeisterte Ovationen und unterhaltende Festlichkeiten auszeichneten. Die Tage der Arbeit waren aber auch strenge, und hatten die Gründung eines Klub valemik (allgemeinen Weltsprachevereins), welcher aber nicht zustande kam, sowie einer Weltspracheakademie zur Folge. I. Vorstand und Leiter der Akademie ist und bleibt selbstverständlich Herr Schleyer, als II. Vorstand und Direktor der Akademie wurde Herr Professor Aug. Kerkhoffs in Paris gewählt. Auch wurden sogleich aus den Ländern, in welchen Volapük schon größere Ausbreitung gefunden, Akademiker (Kademals) gewählt, denen später noch einige zugeteilt worden. Diese Akademie wurde geschaffen zur Wahrung der Einheit und unverfälschten Erhaltung der Weltsprachegrammatik und zur Mithilfe am Ausbau des Wörterbuches. Ob diese Körperschaft ihrer Aufgabe genügen wird, dürfte von dem maßvollen Verhalten und dem einheitlichen Zusammenwirken der in erster Linien berufenen Elemente abhängen, worauf [56] wir vertrauen wollen. Immerhin haben wir aber die tröstliche Ueberzeugung, daß Volapük ein an sich lebenskräftiges Gebilde ist, so daß es trotz seines jugendlichen Bestehens und trotz der vermeintlichen oder wirklichen Fehler sich von selbst so weit empor zu arbeiten vermocht, ohne besondere Protection, daß es sich aber auch als eine für alle Idiome berechnete Vermittlungssprache in keine allzu bedrückenden Fesseln schlagen läßt. Volapük ist und soll international sein und duldet keine nationale Beschränkung oder Knechtung. Die Versammlung, als deren Präsident Professor A. Kirchhoff gewählt wurde, war zahlreich auch vom Auslande besucht, und der Erfinder der Weltsprache, Herr Schleyer, war selbst anwesend.
Im Herbste entfaltete sich wieder eine große Thätigkeit in und für Volapük. Die bedeutendsten Blätter aller Länder brachten ganze Spalten über Volapük. Seit der Universitätsprofessor A. Kirchhoff in Halle a. S., welcher auch ein Lehrbuch zum Erlernen von Volapük herausgab, unter die Volapükisten gegangen und sich mit Wort und Schrift als Anwalt des Volapük aufgeworfen, schwärmte in Norddeutschland förmlich alles für Volapük. In dieser Zeit erschien ein sehr schöner Artikel über Voalpük mit dem Bilde des Erfinders in der weltbekannten Zeitschrift „Ueber Land und Meer“. Ein gleicher Artikel mit dem Portrait des Erfinders war schon im Mai in der Wiener „Neuen Illustrierten Zeitung“ erschienen.
Vorträge wurden im Herbste wieder an sehr vielen Orten gehalten, von denen ich nur einige hier erwähne. Am 22. September war große Versammlung im Schützengarten in St. Gallen, wo Herr Dr. Keller von Zürich und Herr Schleyer als Redner auftraten vor etwa 400 Zuhörern; auch in Herisau hielt Schleyer einen Vortrag. Weitere Vorträge wurden gehalten in Kopenhagen, Skjörping, Terndrup, Skibsted (Dänemark); ferner in Berlin durch Herrn Dr. Thiessen; in Hamburg, Bremen, Pforzheim, Weimar, Leipzig, Aschersleben, Magdeburg, Karlsruhe, Halle, an allen diesen letztgenannten [57] Orten durch Herrn Prof. Kirchhoff; in Luzern durch Herrn Prof. Alexander Ruedin.
Unterricht wurde erteilt in Kolomea (Galizien), Pforzheim (Baden), Witkowitz (Mähren), Darmstadt an der technischen Schule durch Herrn Prof. Mehmke, Koburg, Antwerpen (durch 3 Lehrer), Breslau (80 Schüler), Wien, Innsbruck (durch Herrn Julius Röck an 168 Schüler), Konstanz (5 Lehrer), St. Gallen, Berlin, Calw (Handelsschule), Donauwört (50 Schüler), Düsseldorf (im kaufmännischen Klub), Jassy Rumänien (durch Herrn Siegmund Blanc), Piadena, Vercelli, Venedig, Stockholm etc. etc.
Neue Vereine sind zu verzeichnen in Priedor (Bosnien), Krefeld (Rheinpreußen), Windsheim (Bayern), Berlin, Blankenberghe bei Ostende, Milwaukee (Amerika), Schweinfurt (Bayern), La Rochelle (Frankreich), Vicenza (Italen), Flensburg.
Diplome für Weltsprachelehrer wurden gegen Schluß des Jahres an folgende bekannten Volapükisten erteilt: Madame S. Pallier in Viroflay, Siegmund Spielmann in Wien, Prof. Pietro Poletti in Shanghai (China), Prof. Dr. Mehmke in Darmstadt (463. tidel), Max Schäringer in Salzburg, Dr. Thiessen in Berlin, H. M. Hayn, Präzeptor in Banbury (England), Dr. Stephanus, Prof. in München, Heinrich Löw in München. Die Reichshauptstadt in Deutschland, Berlin, ist erst nach dem Münchener Kongresse durch die Bemühungen des Deutschforschers Herrn Dr. Thiessen in die weltsprachliche Bewegung eingetreten, und hat sich ihr durch Bildung eines angesehenen Weltsprachevereins erfolgreich angeschlossen.
Am 1. November wurde das erste Weltsprachebureau eröffnet und zwar in Paris, ein weiterer nützlicher Fortschritt in Volapük. Vorträge sind noch zu erwähnen in Graz (Steiermark durch Herrn Theodor Schachermayr vor 500 Zuhörern), Weissenburg [58] (Mittelfranken), Zittau (Sachsen), Petersburg, Wien, Riesa bei Oschatz, Kellinghusen (Holstein), Berlin (Oelschig), Triest, Kassel, Stolp, Göttingen, Sarajewo (durch Dr. Hermann vor hohen Offizieren), Dresden…
In München wurde Volapük bereits auf der Hochschule gelehrt. Herr Dr. Weiß, Privatdozent an der Universität eröffnete im November einen Unterrichtskurs vor mehr als 120 Hörern. Auch das Direktorium der k. technischen Hochschule hatte gleich dem Universitätssenat dem genannten Herrn einen Hörsaal zur Abhaltung eines Unterrichtskurses überlassen.
Neue Vereine wurden bis Schluß dieses Jahres gebildet in Dresden, Bamberg (Bayern), Würzburg-Sanderau, Aschaffenburg (Bayern), Brandenburg, Bay City (Mich., Amerika), Chemnitz (Sachsen), Crossen a. O., Florenz, Kronach (Bayern), Mährisch-Weißkirchen, Sagrado bei Gorizia, Stockholm, Terndrup (Dänemark), Raumo (Finnland), Bielefeld (Westfalen), Brüssel, Cleveland (Ohio), Darmstadt, Dessau, Ingolstadt, Joinville (Brasilien), Landshut, Weiden (Bayern), Lindenberg (Bayern), Lemberg (Galizien), Lollar (Hessen), Lübeck, Rheinberg (Rheinpreußen), Rovigo (Italien), Stolp (Pommern), Eschenbach bei Luzern, Kreuzlingen bei Konstanz.
Herr Dr. Böger in Hamburg ließ vom Dezember an den „Spodel volapükik“ als Beiblatt vom „Hamburger Korrespondent“ erscheinen. Ebenso brachte Herr Dr. van de Stadt im „Arnhemsche Courant“ ständige Artikel über sämtliche Vorkommnisse in Volapük. Auch Herr C. Sprague in New-York schrieb in dem Blatte[WS 3] „The Office“ monatlich Artikel über Volapük unter dem Titel „Volaspodel“.
Im Dezember wurden neue Diplome erteilt für Cifels (Obervorstände für ein Land) und Xamels (Examinatoren). Bis jetzt sind 7 cifels ernannt. Weltsprachelehrer waren es am Schlusse dieses Jahres 522 [59] (194 mehr als im vorigen Jahre). Diplome für Plofeds (Professoren) wurden im ganzen 29 gewährt und für Löpitidels (Oberlehrer) 86.
Ich schließe diesen Jahrgang, indem ich folgenden Auszug aus dem Weltspracheblatte zur Beherzigung für viele hierher setze: „In Kopenhagen fand am 11. Novbr. 1887 eine Sitzung des dortigen Weltsprachevereins statt, an welcher sich gegen tausend Personen beteiligten. – In derselben ereignete sich der gewiß seltene Fall, daß ein Herr öffentlich eingestand, in der vorhergehenden Sitzung zu voreilig über Volapük abgeurteilt zu haben.“
Die Zahl der Freunde, Verehrer und Kenner von Volapük ist in diesem Jahre enorm gewachsen. Mit ihrem Platzgreifen in China, Japan, Australien und Südamerika hat die Weltsprache ihre Runde um die Welt gemacht, und es ist von jetzt an die Möglichkeit gegeben, durch Volapük mit allen Ländern der Erde zu verkehren und dies um so eher und allgemeiner, je mehr und je rascher es sich in diesen Ländern ausbreitet, was erfahrungsgemäß in unserer Zeit schnell genug geht. Die englische Zeitung „Evening Star“ vom 14. Dezember 1887 schreibt deshalb: „Ehe wir in das 20. Jahrhundert eintreten, wird drei Viertel des internationalen Briefwechsels in Volapük geführt werden.“ Und für wen diese Eventualität am meisten Vorteil bietet, sagt Herr Professor Kirchhoff in einem Aufsatz mit den Worten: „Vor allem ist im Interesse des Welthandels und der Wissenschaft, die Verbreitung von Volapük zu wünschen. Ich weise speziell auf China hin, welches in 5 Jahren durch eine Eisenbahn dem Weltverkehr erschlossen werden soll.“ Angesichts der bisherigen Erfolge konnte Schleyer am Anfange dieses Jahres schreiben: „Die Zukunft des Volapük ist gesichert. Wie man aus London schreibt, sind mehrere [60] Bradforder Firmen, welche mit großen Häusern in Deutschland und anderen kontinentalen Ländern in Geschäftsverbindung stehen, benachrichtigt worden, daß nach einem gewissen Datum das Volapük von ihren kontinentalen Kunden für die internationale Geschäftskorrespondenz benützt werden würde. Die Aufmerksamkeit der Bradforder Handelskammer wurde auf die Angelegenheit gelenkt, und es wird wahrscheinlich in kurzem eine Lehrklasse organisiert werden.“
In der Januarnummer seines Weltspracheblattes (Nr. 85) sah sich der Erfinder leider veranlaßt, in einem Manifeste seine Rechte als Erfinder der Weltsprache und namentlich das Autorsrecht und das der freien Verfügung kund zu geben zufolge des Anwachsens der Anmaßungen und Unverträglichkeiten vonseite gewisser Volapükisten. Es ist eine traurige Schattenseite in der so glanzvoll verlaufenden Volapükbewegung, und ein bedenkliches Zeugnis für unser aufgeklärtes, von Humanität und Menschenkultus sonst überfließendes Zeitalter, daß nicht nur unter den ausgesprochenen Gegnern Schleyers, sondern selbst unter seinen „Freunden“ Mangel an Achtung, Undank, Kränkungen, ja Beschimpfungen zur Tagesordnung geworden und der Erfinder einer der tief eingreifendsten und nützlichsten Erfindungen erfahren muß, wie man seine Tage ihm verbittert, anstatt ihm durch werkthätige, opferwillige und selbstlose Unterstützung sein Leben, welches er der großen Sache geopfert, zu versüßen. Anmaßung, Stolz, Gelehrtendünkel und ungebändigte Ehr- und Habsucht spielen meist die Rolle dabei.
Eines der bemerkenswertesten Ereignisse in diesem Jahre ist die Einführung von Volapük in China und Japan. In ersterem Lande war es Herr Professor P. Poletti, welchem Volapük sein Bekanntwerden daselbst verdankte. Durch ihn lernte Julius A. van Aalst, ein geborener Belgier, schon seit sieben Jahren in chinesischen Diensten als Bureau-Vorstand einer Abteilung des k. chinesischen Zollamtes in Amoy, Volapük kennen. Er gab zu Anfang des Jahres eine chinesische Volapük-Grammatik heraus mit Wörterverzeichnis [61] in englischer Sprache. In Tokio, der Hauptstadt Japans, ist Herr Dr. van der Heyden für Volapük thätig, welcher ebenfalls eine Grammatik für die Japaner und neuestens ein Wörterbuch herausgab. In Tientsin arbeitete Herr v. Möllendorf für die Ausbreitung von Volapük und in Peking war Herr Dr. Edkins in dieser Richtung thätig. Genannte Herren arbeiteten tüchtig mit Wort und Schrift mit solchem Erfolge, daß Herr Aalst in einem Briefe an Schleyer schreiben konnte: Schleyers Name ist in allen chinesischen Zeitungen.
Mit dem 1. Januar erschienen wieder 2 neue Weltspracheblätter, ein 2. italienisches Blatt „Volapükabled tälik“ und eine schweizerische Zeitung „Volapükaflen jveizik“, denn in der Schweiz hatte Volapük bereits große Verbreitung gefunden und wurde vielfach Unterricht in dieser Sprache erteilt, so gab z. B. der Volapükaklub in Herisau schriftlichen Unterricht an 156 Schüler in allen Teilen der Schweiz. Ebenso brachte in Boston (Amerika) Herr Charles C. Beale die Volapükgrammatik in seiner Zeitung „Stenography“. Im Januar begann auch die neu geschaffene Weltsprache-Akademie ihre Thätigkeit. Vorträge wurden in diesem Monate gehalten in New-Orleans durch Herrn J. Hanno Deiler, Professor an der „Tulane University“, welcher auch Unterricht an mehr als 100 Schüler erteilte; ferner in New-York durch Herrn Sprague, und in Aurora (Illinois, Amerika); sodann in Berlin (Dr. Schwarz 3 Vorträge), Wien (Devidé 2 mal), Mainz (Dr. Karl Nies im Klub der akademischen Lehrer), Altona, Stolp (Pommern), Würzburg, Bamberg (Reallehrer Schmid), Weissenburg (Kuppler), Bern (Müller-Nöthinger 5 mal), Marienburg, Westpreußen (durch Herrn Rektor Krüger), Frauenfeld, Schweiz, (Schmidt).
Als Weltsprachelehrer wurden am Anfang dieses Jahres u. a. diplomiert die Herren: Wenzel Plotzek, k. k. Postmeister in Lispitz, Mähren; Paul Plum in Kopenhagen; Georg Engler, Lehrer in Leipzig-Gohlis; [62] J. Hanno Deiler, Professor in New-Orleans; Dr. Allaire in Paris (schon gestorben); Georg Day in London.
Neue Klubs wurden in dieser Zeit gegründet in Bern, Köln, Malaga (Spanien), San Francisco (Mexiko), Schirgiswalde (Sachsen), Banbury (England), Buxton (England), Göttingen. Hierzu kommen noch weiter Vereine, welche im Februar gebildet wurden, nämlich in Bayern: Fürth, Langenzenn, Amberg, Eichstätt, Nürnberg, Rothenburg; dann Remüs (Schweiz), Charlottenburg, Friedberg (Neumark). An allen diesen Orten, wo Vereine bestanden, wurden auch Lehrkurse veranstaltet, ich hebe unter denselben hervor: Kopenhagen (4 öffentlich unentgeltliche Kurse), Göttingen, München, Banbury, Bern (2 Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene), Breslau (mehr als 300 Schüler), Darmstadt (durch Herrn Prof. Mehmke, 20 Schüler, 25 Damen), Hamburg, Kuopio (Finnland), Oberpolitz (Böhmen). Vorträge wurden im Februar gehalten in Amberg, Heiden, Hull England (durch Herrn Dr. Krause), Petersburg, Udine, Triest.
In dieser Zeit wurde Volapük auch im Kaffernlande bekannt, wo ein Artikel über Volapük erschien in dem Blatte „Vergißmeinnicht aus Mariannhill“, und aus „Salte Lake City“ wird gemeldet, daß Volapük auch bei den Mormonen angekommen sei und daß die Gründung eines Volapük-Klubs dort vorbereitet werde. Indessen machte Volapük in China immer mehr Fortschritte. Herr van Aalst in Amoy hatte einen Kursus für Chinesen eingerichtet und redigierte eine Zeitung „The Volapük Herald“, während ein Chinese ein anderes Weltspracheblatt herausgab, betitelt: „Van kuo t’ung hua“, was eigentlich die Sprache der 10000 Völker oder die „allgemeine Sprache“ heißt. Für Japan gab Herr Dr. van der Heyden in Tokio ebenfalls ein Weltspracheblatt heraus unter dem Namen „Yomi Uri Jimbun“. Herr van Aalst brachte überdies durch die [63] englische Zeitung „The Amoy Gazette“ in mehreren Nummern Teile aus der Grammatik und Uebungssätze. In Peking wirkte Herr Dr. Edkins, ein ausgezeichneter Philologe, für Volapük und fand dabei von einflußreichen Personen Unterstützung.
Anfangs März erschien Schleyers Wörterbuch 4. Auflage mit 20000 Wörtern, und „Deutschweltsprachliche Handelskorrespondenz“ 2. Auflage von R. Kniele. In diesem Monate wurden wieder viele Vorträge gehalten, z. B. in Solothurn (Schweiz), München, Mühlhausen (Thüringen), London (Day), Lemberg, Flensburg (Dr. Böger), Kiel, Debreczie (durch Herrn Miklos Balkanyi vor 500 Personen), Cigliano, Calw, Stuttgart (durch Prof. Kirchhoff im Saale des Königsbaus). Von den neuen Weltsprachelehrern sind zu erwähnen die Herren K. G. Säterstrand, Redakteur in Stockholm, P. G. v. Möllendorf in Tientsin (China), Emil Delisle, Kaufmnann in Konstanz, J. Maria Arce de Bodega, Professor in Madrid, Izor Gebaur, Gymnasialdirektor in Fünfkirchen, Pécs (Ungarn). Neue Klubs entstanden in Altenburg, Aschersleben (Sachsen), Basel, Upsala, Florenz, Hillegom (Holland), Hof (Bayern), Tittmoning (Bayern), Udine, Venedig, Zittau.
Vorträge über Volapük wurden gehalten in Lindau (Gutensohn), Strengnäs, Schweden (im Stenographenklub durch stud. Karl Källgren), Triest (Prof. Ferdinando Rossi vor 500 Zuhörern), Metzingen (durch Hrn. Prof. Hirzel in Tübingen), Biala (Galizien).
Volapük wurde bereits an Handelslehranstalten in den Unterrichtskursus aufgenommen, nicht nur in Paris und Wien, in Hamburg und Hannover…, sondern schon in einer ganzen Reihe kleiner, deutscher Städte. Auch in Frankfurt, das bisher in dieser Hinsicht noch zurück gestanden, veranstaltete der dortige kaufmännische Verein einen Vortrag über die Schleyersche Weltsprache und beschloß die Einführung eines Volapükkurses. Von den anderen vielen Orten, wo [64] Volapük gelehrt wurde, nenne ich nur diejenigen, welche durch die Zahl der Schüler oder andere Umstände ausgezeichnet sind, z. B. Alessandria (110 Schüler), Bern (150 Schüler), Pécs, Ungarn, durch Hrn. Izor Gebaur, Direktor des Obergymnasiums, welcher im Schulprogramm auffordert, Volapük wegen seines praktischen und philologischen Wertes als Unterrichtsgegenstand an den Mittelschulen einzuführen; dann in Hull (England), Linz, München, Nürnberg (über 200 Schüler), Damaskus (89 Schüler), Petersburg (70 Schüler), Viña del Mar, Chile, Südamerika, am Colejio aleman.
Anfangs April erschien eine neue deutsche Volapükzeitung „Rund um die Welt“ von Dr. S. Lederer in Wien, ebenso eine holländische Zeitung „Volapükel nedänik“ von Braackmann in Hillegom.
In Wien fand am 20. April die Verschmelzung des bisherigen ersten österreichischen Weltsprachevereins in Meidling mit dem wissenschaftlichen Weltspracheverin in Wien zu einem Klub unter dem Namen „Oesterreichischer Centralverein für Volapük in Wien“ statt. In diesem Monate wurden u. a. als Weltsprachelehrer empfohlen: H. G. Krause in Hull, England, Dr. O. Knuth, Gymnasiallehrer in Steglitz bei Berlin, A. G. Cassio, Redakteur in Mailand, Raffaele Oreglia d’Isola in Turin.
Am 31. April hielt der württembergische Weltspracheverein seine 6. Generalversammlung in Ulm ab. Von einer öffentlichen Versammlung wurde diesesmal abgesehen, weil die Beratung neuer Statuten die Zeit in Anspruch nahm. Herr Dr. Müller von Calw las eine Antwort auf die Schrift „Das Phantom der Weltsprache von E. Müller“ vor, welche solchen Beifall fand, daß beschlossen wurde, dieselbe im Druck erscheinen zu lassen.
Am 5. und 6. Mai fand in Zürich die Delegiertenversammlung der schweizerischen Volapükisten statt behufs Gründung eines schweizerischen Landesverbands. [65] Auch in England begann jetzt die Volapükbewegung mehr in Fluß zu geraten, seitdem Vorsteher und Lehrer höherer Schulen das Volapük empfehlen und verbreiten halfen. Seit Anfang Mai hatte England ein eigenes Volapükblatt, „The Volapük Journal“, herausgegeben von Herrn Prof. Hayn, welches aber nur bis Ende des Jahres Bestand hatte. Ebenso waren in Amerika die Fortschritte von Volapük überall wahrzunehmen. In New-Orleans hielt Herr J. Hanno Deiler, Professor an der Tulane University, einen von sehr vielen Zuhörern, darunter auch Damen, besuchten Vortrag. Die größte englische Zeitung in New-Orleans „Times Democrat“ brachte das Bild Schleyers und stellte Herrn Deiler eine Spalte seines Blattes zur Verfügung für Volapük. Herr Deiler bereitete indessen die Bildung eines Klubs vor, und einige Schwarze beabsichtigten mit einigen Freunden einen „schwarzen Klub“ zu gründen. Gleicherweise schritt Volapük in allen übrigen Ländern vorwärts, überall wurde durch Vorträge für Volapük Propaganda gemacht und die Bildung von Vereinen vorbereitet. Solche entstanden im Mai in Pfarrkirchen (Bayern), Sagrado und Salzburg (Oesterr.), Sursee (Schweiz), Würzburg, Kassel, Graz. An allen diesen Orten wurde auch Volapükunterricht erteilt, außerdem noch in Fiume, Frankfurt (kaufm. Verein), München (durch Weiß und Herold), New-York (in der Handelsschule „Packard’s Business College“), St. Gallen, Triest (durch die Herren Professoren Rossi und Neymon im Saale des Vereins für Gewerbe und Industrie), Berlin (8 Kurse). In Chicago lernten 500 Personen Volapük. Von den Weltsprachelehrern, welche in diesem Monate im Weltspracheblatte empfohlen wurden, nennen wir die Herren: Wilh. Wick, Direktor der Handelsanstalt in Meggen bei Luzern; Julius A. van Aalst in Amoy, China; Ferdinando Bassi, Professor in Conegliano (Italien).
Vorträge wurden während des Sommers u. a. an folgenden Orten gehalten: in Lemberg (durch Herrn Kornmann im philologischen Klub), Berlin (Dr. Schwarz), [66] Tölz (Löw), Chivasso (durch H. Baldassare, Gymnas.-Direktor), Neapel (Furlani), Buchholz, Sachsen (durch H. Dr. E. Herrmann, 2 mal), Basel (Schmid), Kopenhagen (Dr. Chiessen v. Berlin), Reichstadt, Böhmen (durch H. Rektor Maras), Triest (Raimondo Filli), Bad Nauheim (durch H. Lehrer Aug. Wagner), Passau (durch H. Dr. Weiß in München). Sogar an der Südspitze von Afrika wurden Vorträge über Volapük gehalten, nämlich in Cape Town durch Herrn Albert E. Reno, Eisenbahnbeamter, welcher auch viele Artikel in die Zeitungen des Landes schrieb. Ebenso war Volapük in dieser Zeit nach Australien gedrungen. Herr Prof. Archer in Melbourne hatte einen Klub gebildet, der sich die Ausbreitung der Schleyer’schen Weltsprache in Australien zum Ziel setzte. Bei der Gründung dieses Klubs legte Herr Dr. Mullen die Notwendigkeit eines solchen Verkehrsmittels durch folgendes Beispiel dar. Ein Freund von ihm, der in einem großen Melbourner Handelshause angestellt sei, habe ihm erzählt, daß die ganze europäische Korrespondenz seines Hauses durch die Hände von Londoner Agenten gehen müsse, so daß die verschiedenen Sprachen, in denen die Briefe abgefaßt seien, übersetzt werden müssen. Herr Behrend, welcher Volapük bereits studiert hatte, bot sich sofort zur Uebernahme von Unterrichtsstunden an. Andere neue Vereine entstanden in Linz a. D., Dingolfing (Bayern), Gnigl bei Salzburg, Piadena, Deggendorf (Bayern), Fulda, Meggen bei Luzern, Trostberg (Bayern), Randers (Dänemark), Conegliano (Italien). Auch in Amerika, wo die größten Geschäftszeitungen, darunter die größte Temperenzzeitung der Welt „The Voice“ mit einer Auflage von 150000 Exemplaren, Abschnitte aus der Volapük-Grammatik brachten, waren neue Vereine entstanden, nämlich in dem Fort Walla-Walla und in Plainfield, ja selbst in Mexiko wurde ein Verein gebildet, nämlich in Aguas-Calientes. Von Orten, wo Lehrkurse abgehalten wurden, seien erwähnt: Conegliano, [67] Italien (100 Schüler), Kopenhagen, Linz, Gefle (Schweden), Turin (durch Herrn Oreglia d’Isola), Darmstadt, Hull (England), Petersburg, Hannover, San Aubin auf der Insel Jersey (durch H. Prof. Louis Verdier). Von den neu ernannten Weltsprachelehrern erwähnen wir ferner die Herren: Luigi Cuoghi in Udine, Ludowico Freiherr v. Lasperg in Joinville (Brasilien), A. S. Harvey in London. Bemerkenswerten Fortschritten begegnen wir in dieser Zeit namentlich auch in England, welche zumeist der Thätigkeit der Herren Dr. Krause in Hull, Holden, Hayn, Harvey, Day etc. zu verdanken sind. Herr Krause namentlich regte die Sache an durch Vorträge (1 mal vor 900 Personen) und Erteilung von Unterricht, so daß er im Oktober zur Bildung eines Klubs schreiten konnte. Ueber die Aussichten für Volapük in England schrieb die „Frank Leslie’s Illustrierte Zeitung“ in New-York im Juli: „Volapükvereine haben sich bereits in London und vielen anderen Orten Englands gebildet, und da dort weitaus die meisten Schulen sich in Privathänden befinden, so hat die Einführung des Volapük als Unterrichtsgegenstand durchaus keine Schwierigkeit“.
Anfangs September erkrankte der Herr Erfinder der Weltsprache nicht unbedeutend und die Krankheit steigerte sich bis zu dem Grade, daß selbst das Schlimmste befürchtet werden mußte. Er erholte sich aber wieder und fand durch die Heilquellen in Baden bei Zürich seine vollständige Genesung wieder. Merkwürdiger Weise wurde er nach seiner Genesung in allen öffentlichen Blättern totgesagt, und diese falsche Nachricht tauchte trotz aller Dementis immer von neuem wieder auf, absichtlich, scheint es, genährt von einer Seite, die einen Vorteil von dem Tode des Erfinders sich versprach. Es bildet diese Machination ein lehrreiches Kapitel zu der leidigen Thatsache, daß gewisse Herren mehr selbstische Interessen durch ihren Volapükeifer erreichen zu wollen scheinen und dadurch Zwiespalt erzeugen, anstatt daß sie einheitlich und uneigennützig die Fortschritte der guten Sache zu fördern suchen.
[68] Am 13. September fand in Antwerpen eine allgemeine Versammlung der belgischen Volapükisten statt, wo 9 Volapükorte vertreten waren und ein belgischer Centralweltspracheverein gegründet wurde. Als Weltsprachelehrer wurden im September und Oktober folgende Herren ernannt: Dr. M. W. Wood, Stabsarzt in Walla-Walla, Amerika; J. Walser, Hauptmann in Zürich; Alberto Reno, Eisenbahnbeamter in Cape Town; Dr. W. L. Mullen, Arzt in Melbourne, Australien; Peter Behrendt, Baumeister in Melbourne. Vorträge wurden gehalten in Budwitz (durch H. Plotzek), Venersborg, Schweden (durch H. Henrilundquist), Innsbruck (durch H. Hilben), München, Miesbach (Bayern), Milano. Unterrichtsstunden wurden erteilt in Berlin (im Lokal des Friedrichsgymnasiums), Conegliano, Nürnberg, Madrid (durch H. Prof. Arce de Bodega in mehreren Lehranstalten und Lehrgesellschaften). In Stuttgart hatte der kaufmännische Verein Volapük in sein Lehrprogramm für den Winter 1888/89 aufgenommen (Lehrer: Heintzeler). Im Oktober wurden ferner noch folgende Vereine gebildet: Hanonver, Bayreuth (Bayern), Königsberg, Milano, Bay City, Ibbenbüren (Westfalen), Köln-Deutz. Vorträge wurden im Dezember gehalten in Königsberg, London (Day), Marsala (durch H. Valeriano Mazzanti), Petersburg (durch Herrn Rosenberger zum 7. Male), Trapani (Sizilien), Wien (durch Herrn Devidé). Am 30. Oktober fand in Leipzig eine große Ausstellung von sämtlichen Volapükwerken (Grammatiken, Wörterbücher, Lehrbücher, Uebungs- und Unterhaltungsbücher), Zeitungsartikeln, Broschüren, Circülären etc. und sonstigen auf Volapük Bezug habenden Gegenständen statt. Solche Ausstellungen bilden einen recht anschaulichen Beweis von den Fortschritten des Volapük und wirken sehr nutzbringend.
So schloß auch dieses Jahr wieder mit einem sehr günstigen Resultat ab. Der Erfinder hat alle Ursache, mit [69] Befriedigung und berechtigtem Stolz sowohl auf dieses vergangene Jahr als auch auf alle 10 Jahre des Bestehens seiner Erfindung zurückzublicken. Wir haben gesehen, wie Volapük seit seinem Bestehen zwar langsam aber stetig vorwärts geschritten ist, daß es überall nur des Ausstreuens des Samens bedurfte und dieser dann gleichsam von selbst, d. h. durch seine ihm innewohnende lebendige Kraft, aufgegangen und bei nur geringer Pflege sich mannigfaltig entwickelt hat. Wenn wir die 10 Jahre der Entwickelung aufmerksam verfolgen, finden wir, daß es nirgends der Menschengunst oder besonderen Unterstützung einer doer mehrerer einflußreichen Personen bedurfte, um Volapük seine Geltung zu verschaffen, sondern daß es im Gegenteil trotz aller Vorurteile, Bekämpfungen und Anfeindungen sich bei allen Nationen einbürgerte und darin liegt eben der Beweis seiner Lebensfähigkeit und seiner Berechtigung.
Und so hat Volapük in diesen 10 Jahren thatsächlich die Welt erobert, und sein wissenschaftlicher und praktischer Wert hat sich so glänzend bewährt, daß derselbe nicht mehr bestritten werden kann.
Das Jahr 1888 schloß mit der Zahl von 885 Weltsprachelehrern ab (363 mehr als im Vorjahre). Oberlehrer (löpitidel) zählte man 190 (104 mehr als voriges Jahr), Professoren (plofed) 50 (21 mehr). Eine sichere Zahl der Volapük-Kenner und -Lernenden auf der ganzen Erde läßt sich nicht festsetzen, da die wenigsten einem Verbande angehören, wenn aber dieselben vielfach auf 1½–2 Millionen geschätzt werden, so glaube ich, daß diese Zahl eher zu nieder als zu hoch gegriffen ist. Unterrichtskurse wurden an 272 Orten erteilt und Vereine zählt man jetzt 253.
[71]
Der erste Vorstand dieser über die ganze Erde verbreiteten Gesellschaft, der oberste Leiter der Bewegung, die erste Autorität für Grammatik und Wörterbuch, dessen Genehmigung alle Vorschläge für Verbesserungen oder Abänderungen unterliegen, ist und bleibt zeitlebens der Erfinder, der hochw. Herr Pfarrer Johann Martin Schleyer. Er führt den Namen „cifal“, als welcher er nicht nur aus natürlichen und pietätischen Rücksichten angesehen wird, sondern auch von der 2. Generalversammlung (Volapükistenkongreß) in München durch einstimmigen Beschluß anerkannt wurde. Sein Wohnsitz ist der Vorort und Centralpunkt für alle Volapükisten der Erde, und muß es bleiben, soll die Bewegung in einheitlichen Bahnen gehalten und die Sprache, namentlich aber der Wortschatz, unverfälscht erhalten werden. Diese einheitliche Leitung geschieht durch Schleyer’s monatlich erscheinendes Organ, das „Volapükabled zenodik“, Zentralblatt der Weltsprache, auf welches jeder Volapükist, welcher der Bewegung ernstlich folgen will, abonniert sein soll. Der Sitz des Erfinders und Centralpunkt für Volapük ist zurzeit Konstanz in Baden, wo sich das „Zentralbureau der Schleyer’schen Weltsprache“ befindet (Raueneggasse 5., vom 1. Juli an: Schottenstraße 31).
[72] Dem cifal zur Seite stehen die Senatoren, senätans, als der engere und vertraute Rat des Erfinders und cifal’s. Diese Senatoren wählt der Erfinder nach seinem Ermessen sich aus, und der eventuelle Nachfolger in der Oberleitung (sukal) muß von und aus diesem Rate gewählt werden. Bis jetzt haben erst vier Volapükisten das Senatoren-Diplom erhalten (Kniele, Bernhaupt, Peitz, Colling), Schleyer gedenkt aber deren 100 zu wählen.
Zur Mitarbeitung in sprachlichen Dingen (Grammatik, Wörterbuch) ist die Weltsprache-Akademie, kadem volapüka, berufen. Die Mitglieder derselben sind die Akademiker, kademals (kademans), ausgewählt aus den vorzüglichsten Volapükisten aller Länder der Erde (siehe: „Akademie der Weltsprache“).
Andere Rangstufen in der Weltsprachegesellschaft sind folgende: 1. Vorstand für einen Erdteil: lecifel, solche sind bis jetzt noch keine ernannt. 2. Vorstand für ein großes Land, Kaiserreich, z. B. Deutschland: lecif (bis jetzt noch keiner ernannt). 3. Vorstand für ein Land, Königreich, z. B. Württemberg: cifel. Solche sind bis jetzt 9. 4. Examinator für ein Land: xamel (bis jetzt 7). 5. Lehrer für Länder: Professor, plofed (bis jetzt 72). 6. Ehrenmitglied, verdienstvolle oder ausgezeichnete Personen, stimakopanal (bis jetzt 6). 7. Korrespondent, geprüfter, mit Diplom, spodal (bis jetzt 47). 8. Lehrer für Städte: Oberlehrer, löpitidel (bis jetzt 237). 9. Vorstand für einen einzelnen Klub, cif (bis jetzt 218). Lehrer für kleinere Klubs oder einzelne Personen, tidel (volapükatidel) 1000. 11. Freiwilliger Korrespondent, nicht geprüfter, ohne Diplom, spodel (bis jetzt 86). 12. Sekretär eines Klubs, sekretan. 13. Kassier eines Klubs, kädan. 14. Bibliothekar, bukikonletan oder bukal. 15. Beisitzer eines Klubs, läsiedan. 16. Redner eines Klubs, pükal. 17. Mitglied eines Klubs, kopanal. 18. Schüler, julan.
Die Jubiläumsnummer des Volapükapled zenodik hat gerade die Zahl 100, die der Weltsprachelehrer in der gleichen Nummer ist 1000, Vereine sind es 268.
Schleyer hat bis jetzt folgende Literatur herausgegeben:
a. Grammatiken: | 1. | Grammatik der Universalsprache für alle gebildete Erdbewohner, 3. Auflage. |
[73] | 2. | Grammatik (mittlere) mit kurzem Wörterbuch, 8. Auflage. |
3. | Populär-katechetische Grammatik der Weltsprache Volapük. | |
4. | Kurze vergleichende Grammatik. | |
5. | Schülergrammatik. | |
6. | Kurze Grammatiken in Volapük und 21 verschiedenen Sprachen. | |
b. Wörterbücher: | 1. | Wörterbuch, großes, der Weltsprache (vierte Auflage). |
2. | Mittleres Wörterbuch. | |
3. | Kleines Wörterbuch, mit Grammatik. | |
4. | Kleinstes Wörterbuch, ohne Grammatik. | |
c. Sonstige Werke: 1. Biblika (bibikos). 2. Das Buch der Wahrheiten (buk velatas). 3. Johannisbrief 1. 4. Nur Geist (te tikäl), 200 inhaltsreiche Sentenzen (I. und II.). 5. 100 Reimsprüche, (rimapets). 6. Uebungssätze. 7. Schlüssel zur mittleren Grammatik. 8. Hauptgedanken meiner öffentlichen Vorträge. |
In dem engeren Heimatlande des Erfinders der Weltsprache hat dieselbe verhältnißmäßig die wenigste Verbreitung gefunden. Es bestehen daselbst nur wenige Vereine, wovon überdies noch einer (Ueberlingen) seine Thätigkeit längst eingestellt hat. Uebrigens hat auch in Baden die Weltsprache Verehrer in hohen Kreisen und sonstige angesehene Mitglieder gefunden, und zudem hat Herr Schleyer die Genugthuung, einen großen und äußerst thätigen Verein in Konstanz zu besitzen, welcher sehr strebsame und treue Mitglieder hat, und dem Erfinder stets viele Freude zu machen bestrebt ist. Dieser Verein hat Herrn Schleyer unlängst zum Ehrenvorstand ernannt, [74] und am 31. März das Fest des 10jährigen Bestehens der Weltsprache in sehr feierlicher Weise und mit glänzendem Verlaufe begangen. Der Verein veranstaltet fortwährend Unterrichtskurse für Herren und Damen. Herrn Schleyer ward zum 31. März die große Freude, durch die liebevolle Fürsorge seiner Anverwandten, namentlich seines 87jährigen Vaters, ein eigenes Haus in Konstanz zu erhalten.
1. | Konstanz, gegründet 1886, Mai 13. Ehrenvorstand: J. M. Schleyer. Erster Vorstand: Emil Delisle, Kaufmann. Vicevorstand: Liedel und Stierle. Kassier: P. Weiler, Privatier. Sekretär: Schmutz. Schriftführer: Martin. Bibliothekar: Büche. Ausschußmitglieder: Matheis, Kordeuter, Okle und die Fräul. Marie Schnell, Lehrerin, Weiler und Schmidt. Zahl der Mitglieder: 260. |
2. | Mannheim, gegr. 1886. Vorstand: Ferdinand Nadenheim. Lokal: Silberner Knopf F. 2, 10. |
3. | Pforzheim, gegr. (?). Vorstand: Andreas Gäbelein. |
4. | Ueberlingen, gegr. 1884, Okt. Vorstand: Liedel (jetzt in Konstanz). Lehrer: Professor Schwab. |
Württemberg hatte die Priorität in der Pflege und Verbreitung der Weltsprache. Hier ist der Boden, wo Volapük zuerst feste Wurzel faßte, hier die Stätte, wo Schleyer seine erste öffentliche Thätigkeit in Volapük begann. Württemberg hat einen Landesverein, welcher mehrere Nebenvereine und zahlreiche Einzelmitglieder umfaßt. Zwar ist die Zahl der Mitglieder nicht mehr so groß, wie früher, wo die erste Begeisterung viele anlockte, die keinen tieferen Halt in der Sache zu finden vermochten und später wegblieben, dagegen zeigen die treu gebliebenen Anhänger und die Vereine um so größeren Eifer und Thätigkeit, und zudem ist die Zahl der Mitglieder wieder in erfreulichem Wachsen begriffen. In den Vereinen wird Unterricht erteilt, und die Verbreitung von Volapük wird durch Vorträge und Zeitungsartikel gefördert. Am 1. Oktober [75] v. J. wurde in Stuttgart ein Weltsprachebureau eröffnet. Dieser erfreuliche Umschwung datiert vom vorigen Jahre, wo der Verein neu organisiert worden.
Am 12. Mai d. J. wird der württemb. Landesverein die Feier des zehnjährigen Bestehens von Volapük festlich begehen, unter Anwesenheit des Erfinders, welcher von Anfang an seine besondere Theilnahme diesem Vereine erwiesen, und welchem der Verein damit einen neuen Beweis seiner Verehrung und Liebe geben, aber damit auch seiner Freude über die seit 10 Jahren errungenen herrlichen Erfolge der Weltsprache Ausdruck geben will. Möge dieser Tag ein neuer Sporn für die bisherigen Freunde sein, mutig fortzufahren in ihrer bisher so glänzend erprobten Thätigkeit, um immer größere Erfolge zu erringen, und ein Anlaß werden für die bis jetzt noch fern gebliebenen Kreise, ebenfalls einzutreten und mitzukämpfen in einem der edelsten Kämpfe auf dem Gebiete der kosmopolitischen Humanität und der civilisatorischen Kultur.
Württembergischer Landesverband für Volapük, Länafetanog Vürtän, gegründet: 1888, April 31. Cifef. Erster Vorstand, cifel: R. Kniele, Allmendingen. Zweiter Vorstand: E. Heintzeler, Oberpräzeptor in Stuttgart, Stitzenburgstr. 9, II. Kassier: J. Arnold, Schullehrer in Hohenstadt, O.-A. Geislingen. Ausschußmitglieder: Dr. H. Müller, Rektor a. D. in Calw, J. Stettner, Postinspektor a. D. in Cannstatt, K. Fr. Müller, Wund- und Geburtsarzt in Dächingen bei Ehingen, Baron M. v. Welden in Hürbel, Post Ochsenhausen, J. Probst, Schullehrer in Weissenau bei Ravensburg, J. Ils, Ackerbaulehrer in Ochsenhausen. | |
Dieser Landesverband umfaßt volgende Einzelvereine: | |
1. | Böblingen-Sindelfingen, gegr. 1883, Aug. 25. Vorstand: Oberpräzeptor Heintzeler in Stuttgart. Kassier: F. Hayer, Präzeptor in Sindelfingen. Zahl der Mitglieder: 31. |
2. | Calw, gegr. 1885, Dezember 18. Vorstand: Dr. H. Müller, [76] Rektor a. D. Sekretär: H. Ansel, Schullehrer. Kassier: Spöhrer, Direktor der Handelsschule. Zahl der Mitglieder: 13. |
3. | Cannstatt, gegr. 1888, Dezember 4. Erster Vorstand: J. Stettner, Postinspektor a. D. Zweiter Vorstand: C. Mäulen, Bureauassistent der k. Telegraphen-Inspektion in Stuttgart. Kassier: A. Jacob, Festungs-Baumat.-Schreiber a. D. Lokal: Restauration Stahl, Seelbergstraße. Zahl der Mitglieder: 23. |
In Cannstatt besteht auch ein Damenklub von 13 Mitgliedern, Lehrer derselben ist Herr Mäulen. | |
4. | Dächingen, „Klub von der Alb“, gegr. 1886, Dezember. Vorstand: K. F. Müller, Wund- und Geburtsarzt in Dächingen. Kassier: G. Treß, Schullehrer in Bremelau, O.-A. Münsingen. Zahl der Mitglieder: 11. |
5. | Ravensburg, gegr. 1884, Juni 5. Vorstand: Dr. Mattes, pr. Arzt. Kassier: Kaufmann Raunecker. Lokal: Saal des kaufmännischen Vereins, Hotel Lamm. Zahl der Mitglieder: 18. Herr Kommerzienrat J. Spohn, Fabrikant, verdient als hochherziger Gönner und Wohlthäter dieses Vereins besondere Anerkennung. |
6. | Saulgau, gegr. 1884, Oktob. 21. Vorstand: Joh. Hummler, Kaufmann. Kassier: L. Bachmann, Buchdruckereibesitzer. Lokal: Restauration Blaw. Zahl der Mitglieder: 12. |
7. | Stuttgart, gegr. 1884, Okt. 10. Erster Vorstand: E. Heintzeler, Oberpräzeptor. Zweiter Vorstand: Jos. Bernhauser, Kaufmann. Kassier und Sekretär: Hermann Iken, Kaufmann, Neckarstr. Lokal: Karmelitenbräu, Kronprinzstr. Zahl der Mitglieder: 43. |
8. | Ulm. Der Verein ist erst in Bildung begriffen. Leiter ist Herr Kaufmann J. Goldmann. |
9. | Urach, gegr. 1889, Jan. 18. Vorstand: Eugen Schmid, Photograph. Schriftführer: Peter Maier, Schriftsezter. Kassier: Friedrich Olpp, Kaufmann. Zahl der Mitglieder: 17. |
[77]
In Bayern hat Volapük wohl die größte Verbreitung unter allen Ländern Deutschlands erhalten, und es existieren in diesem Lande die meisten Vereine. Der Zentralpunkt ist München, wo Herr Lehrer Gutensohn cifel für Bayern ist. Herr A. Colling in Nürnberg, Vorstand des dortigen Weltsprachevereins, ist cifel für die Pfalz. Der Weltspracheverein in München ist zugleich Centralverein für Bayern, klub zenodik Bayäna. Durch Zwiespalt, hervorgerufen durch willkürliche und einseitige Auslegung von Beschlüssen des Kongresses, löste sich ein Teil von dem Verein los und bildete einen eigenen Verein „klub kademik“. Sein Organ und Kampfblatt ist das „cogabled“. Seit 1. Januar d. J. giebt Hr. Dr. Weiß, Vorstand des klub zenodik, ein neues Blatt heraus unter dem Titel „volapükan nepaletik e nebolitik“, das sich bereits die Achtung aller anständigen und friedliebenden Volapükisten erworben. Herr Dr. Weiß hat auch eine sehr empfehlenswerte Grammatik „Methodische Anleitung zur gründlichen Erlernung der Weltsprache Volapük“ herausgegeben. Dieses Buch hält sich streng an die Schleyer’sche Grammatik und zeichnet sich vorteilhaft vor ähnlichen Werken aus, welche der eigenen Willkür und sog. Verbesserungsvorschlägen vom Auslande zu viel Raum geben. Bayern hat zwei Weltsprachebureaux, in München und in Nürnberg. In letzterer Stadt hat sich der Verein ebenfalls getrennt, woraus der größere Teil als „Wissenschaftlicher Weltspracheverein“ neu hervorging. Der Verein „Merkur“ in Nürnberg hat ein Uebersetzungsbureau gegründet, welches Schriftstücke in 20 verschiedenen Sprachen, darunter auch Volapük, gegen Zahlung einer festen Taxe schnell und pünktlich übersetzt. In Nürnberg werden fortwährend Volapükkurse abgehalten. In München wurden schon zahlreiche Personen in Volapük unterrichtet (im Winter 1887/88 an 884 Personen in 8 Lehrkursen). Herr Dr. Weiß lehrt Volapük an der Universität und am Polytechnikum. Auch in den übrigen Städten Bayern’s, wo Vereine bestehen, wird Unterricht erteilt. Vorträge wurden unzählige gehalten in München sowohl, als an andern Orten Bayerns. Leider hat der innere Zwist im letzten Jahre der Bewegung und Begeisterung für Volapük, welche namentlich nach dem Kongreß einen großen Aufschwung nahm, merklichen Eintrag gethan, [78] doch scheint sich die Situation bessern zu wollen und damit wird auch der Eifer wieder ein größerer werden.
1. | Amberg, gegründet: 1887, Nov. 8. Vorstand: Lehrer Schlichtinger. Zahl der Mitglieder: 100. Amberg hat auch einen Damenklub mit 16 Mitgliedern. |
2. | Ansbach, gegr. 1887. Vorstand: Erwin Walther. |
3. | Aschaffenburg, gegr. 1887, Dezember 23. Vorstand: Eduard Jäger, k. Amtsgerichtssekretär. Zahl der Mitglieder: 30 ordentliche, 49 außerordentliche. |
4. | Augsburg, gegr. 1886, Septr. Vorstand: Karl Henkel, kgl. Telegraphen-Offizial. Zahl der Mitglieder: 21. Lokal: Wagnergarten. |
5. | Bamberg, gegr. 1887, Nov. Vorstand: (?) |
6. | Bayreuth, gegr. 1888, Okt. 9. 1. Vorstand: Steinhäußer Stabstierarzt a. D. 2. Vorstand: J. G. Hopf, Lehrer. Sekretär und Kassier: Franz Hoppe, Zollbeamter. Beisitzer: Karl Schmidt, Geschäftsführer. Zahl der Mitglieder: 30. |
7. | Deggendorf, gegr. 1888, Okt. 22. Vorstand: Dürr, Baubeamter. Kassier: Krauth, Kaufmann. Sekretär: Riedl, Präparandenlehrer. |
8. | Dingolfing, gegr. 1888, Juni 22. Vorstand: Heinrich Sesslmeier, Wirt in Moosthenning (erteilt zugleich auch Unterricht). 2. Vorstand: H. Aigner, Hilfspriester. Sekretär: Kästl, Lehrer. Kassier: Eberl, Kaufmann. Bibliothekar: Sixt, Redakteur der „Isarzeitung“ in Dingolfing. Zahl der Mitglieder: 22. |
9. | Donauwörth, gegr. 1887, Nov. 29. Vorstand: Wilh. Gebhardt, Bürgermeister. Zahl der Mitglieder: 15. |
10. | Eichstätt, gegr. 1888, Febr. Vorstand: Konrad Albert am k. Bezirksamt. |
11. | Fürth, gegr. 1888, Febr. Vorstand: Aug. Roth, Reallehrer. |
12. | Griesbach. Vorstand: Robert Hoppichler, Lehrer in Reutern. Kassier: Johann Bayerl, Hilfslehrer in Griesbach. [79] Beisitzer: Joseph Donaubauer, kgl. Sekretär in Griesbach. Lokal: Brauerei des Herrn Ostermünchner in Griesbach. |
13. | Hof, gegr. 1888, März. Vorstand: Johann Kroder. Zahl der Mitglieder: 32. |
14. | Ingolstadt, gegr. 1888, Mai 15. 1. Vorstand: Jos. Hartmann, königl. Reallehrer. 2. Vorstand: Dr. M. Stöttner, prakt. Arzt. Schriftführer: Jos. Berchtold, Lehrer. Kassier: Al. Riedl, Proviantamtsassistent. Bibliothekar: H. Kögl, Buchhalter. Zahl der Mitglieder: 14. |
15. | Kirchheimbolanden (Pfalz). Vorstand: Franziskus Nab. (?) |
16. | Kronach, gegr. 1887, Nov. Vorstand: Theodor Wachter, Kaufmann. Zahl der Mitglieder: 18. |
17. | Kulmbach, gegr. 1889, März. Vorstand: F. Haubenstricker, Subrektor. Zahl der Mitglieder: 18. |
18. | Landshut, gegr. 1887, Okt. 23. Vorstand: Dr. Willemer, Chemiker. Zahl der Mitglieder: 76. |
19. | Langenzenn, gegr. 1888, Jan. Vorstand: Glanz, prakt. Arzt. |
20. | Lauingen, gegr. 1887, Dezemb. 19. Vorstand: A. Arbeiter, Kaufmann (zugl. Kassier). Lehrer: Karl Thumer, Lehrer. Sekretär: Heinrich Rasch, Kaufmann. Zahl der Mitglieder: 46. |
21. | Lindenberg bei Röthenbach, gegr. 1887, Dezemb. 19. Vorstand: G. Arbeiter, Kaufmann. Sekretär: Heinrich Rasch, Kaufmann. Lehrer: Adolf Schropp, Schullehrer. Zahl der Mitglieder: 43. |
22. | Ludwigshafen (Pfalz), gegr. 1887, März 31. Vorstand (?). |
23. | Miesbach. Vorstand: Hochw. H. Dunstmeier. Zahl der Mitglieder: 20. |
24. | München. „Volapükaklub zenodik Bayäna“ in München, gegr. 1886, Sept. 28. Erster Vorstand: Dr. J. E. Weiß, Privatdozent an der kgl. Universität, Salzstr. 21, III. Zweiter Vorstand: Ludwig Knab, kgl. Postassistent. Kassier: Anton Klauser, Schuhfabrikant. Erster Schriftführer: Hans Baumann, cand. jur. Zweiter Schriftführer: Karl Landes, cand. jur. Dritter [80] Schriftführer: Ad. Knoblauch, Ingenieur. Bibliothekar: Fritz Burkhardt, cand. jur. Ordner: Phil. Schmitt, Bahnassistent. Beisitzer: G. Mayr, jun., Bildahuer; M. Rasch, Philologe; J. Chr. Raum, Buchhalter. Ehrenpräsident: E. Gutensohn, Lehrer, Herzog-Heinrichstraße 40. Lokal: Drei Rosen. Zusammenkunft am Freitag. |
25. | München-Haidhausen, gegr. 1888, Jan. 1. Vorstand: Lehrer Maier. Sekretär: Jakob, Postamtskandidat. Lehrer: H. Löw. Kassier: Kreitmaier, Gypsformer. Gasedel: Wernhard, stud. jur. Bibliothekar: Hirner, stud. theol. Zahl der Mitglieder: 32. |
26. | Nürnberg. „Wissenschaftlicher Weltspracheverein Nürnberg“, gegr. 1888, Febr. Erster Vorstand: A. Colling, Telegraphenbeamter. Zweiter Vorstand: Andreas Faulner. Sekretär: Heinrich Staudacher. Zahl der Mitglieder: mehr als 100 und 200 Lernende. |
27. | Pirmasens (Pfalz). Vorstand: Jakob Blum (?). |
28. | Pfarrkirchen. „Freie Vereinigung“. Vorstand: Karl Wolf, kgl. Advokat. |
29. | Redwitz (?). |
30. | Reutern (?). |
31. | Regensburg, gegr. 1885, Dezember. (?) |
32. | Rodalben (Pfalz). Vorstand: Jos. Becker, Bahnverwalter. (?) |
33. | Rohr, gegr. 1889. Vorstand: Georg Sigl. |
34. | Rothenburg o. T., gegr. 1888, Febr. 21. Erster Vorstand: Chr. Häßlein, Lehrer. Zweiter Vorstand: Reallehrer Uebelhör. Zahl der Mitglieder: 57. |
35. | Schleißheim, gegr. 1888, Nov. Vorstand: Aug. Fischer, Lehrer. |
36. | Schwabing, gegr. 1888, Jan. 17. Vorstand: Fürst, Lehrer. Sekretär: Frl. Zimmermann, Lehrerin. Kassier: Rank. Zahl der Mitglieder: 20. |
37. | Schwarzenfeld. Vorstand: Aug. Ochsenreither, Kaufmann. |
38. | Schweinfurt, gegr. 1887, Okt. Vorstand: Karl Brand, Lehrer. |
39. | Simbach, gegr. 1887, Mai 13. Vorstand: Cölestin Knissel. Zahl der Mitglieder: 31. |
[81] 40. | Thurnau. Vorstand: Konrad Sannwald. Zahl der Mitglieder: 11. |
41. | Tittmonning a. d. Salzach, gegr. 1888, März. Vorstand: Philipp Frühwein. Zahl der Mitglieder: 30. |
42. | Tölz. Vorstand: Hochw. H. Pfarrer F. S. Rausch. Zahl der Mitglieder: 15 (früher 60). |
43. | Trostberg, gegr. 1888, Juni. Vorstand: Dr. Ludwig Lottner, prakt. Arzt. Sekretär: von Heusler, kgl. Oberamtsrichter. Kassier: Frau von Bobileff. Zahl der Mitglieder: 15. Lokal: Gasthof „Deutsche Fichte“. Zusammenkunft: Dienstag. |
44. | Weiden, gegr. 1887, Sept. 24. Vorstand: Georg Krauß, Reallehrer. Schriftführer: K. Gollwitzer, Lehrer. Kassier: Klug, Kaufmann. Zahl der Mitglieder: 21 ordentliche, 5 korrespondierende. |
45. | Windsheim, gegr. 1887, Sept. Vorstand: Götz, Lehrer. |
46. | Würzburg, gegr. 1888, Mai 18. Vorstand: Blum. (?) |
47. | Würzburg-Sanderau, gegr. 1887, Dezemb. Vorstand: Adolf Braun, Pfarrer, Hochw. in Ilmspan, Post Grünsfeld, Baden. |
In den übrigen Ländern des deutschen Reiches ist Volapük schon bald überall zu Hause, namentlich in Norddeutschland, wo es begeisterte Anhänger gefunden. Vereine bestehen schon zahlreiche und viele sind im Entstehen. Die Matadoren in Volapük sind: die Herren: Universitätsprofessor Dr. A. Kirchhoff in Halle a. S., Dr. R. Böger in Hamburg, Professor Dr. Mehmke in Darmstadt, der berühmte Mathematiker, Dr. O. Kauth, Professor des Gymnasiums in Steglitz, ein ausgezeichneter Polyglotte, Dr. Thiessen, Deutsch- und Altertumsforscher in Berlin u. s. w. Herr Prof. Kirchhoff hat durch eine Reihe von Vorträgen in den bedeutendsten Städten Norddeutschlands und auch in einigen süddeutschen Städten viele Tausende für Volapük begeistert und durch vorzügliche Artikel für diese Sprache Propaganda gemacht. Einen großen Dienst hat dem Volapük auch Herr Böger geleistet durch ein Experiment, wodurch unwiderleglich nachgewiesen worden, daß das Schleyer’sche System das relativ vorzügliche [82] und das einzige ist, das allen Anforderungen an eine Allsprache genügen kann. Das Experiment wurde veranlaßt durch das „Echo“, Wochenschrift für Politik, Literatur, Kunst und Wissenschaft, welches in seiner Nummer 298 vom v. J. eine „Herausforderung“ an die Volapükisten enthielt, die Brauchbarkeit ihrer Sprache durch die That zu beweisen, indem sie zwei darin vorgeschlagene Aufgaben in Voalpük übersetzen und von dieser volapükistischen Uebersetzung fremdsprachliche Uebersetzungen von ausländsichen Volapükisten herbeischaffen sollten. Herr. Dr. Böger nahm diese Gelegenheit mit Freuden auf, da ihm aber die im „Echo“ vorgeschlagenen Aufgaben aus verschiedenen Gründen nicht glücklich gewählt erschienen, vor allem aber um die Leistungsfähigkeit des Volapük auch für schwere Aufgaben zu erproben, versandte er gleichzeitig eine volapükische Uebersetzung von 5 Aussprüchen Schopenhauer’s. Der deutsche Text der Streitaufgabe wurde in’s Volapük übersetzt und aus diesem von je zwei einander unbekannten Personen an verschiedenen Orten in’s Holländische, Schwedische, Englische, Kroatische, Russische, Italienische, Spanische, Ungarische, Rumänische und Französische übersetzt, und siehe da! das Experiment hat sich glänzend bewährt, die Uebersetzung fiel in jeder Sprache gleichlautend aus. Volapük hat damit bewiesen, das es das Verständnis der deutschen Texte den Ausländern richtig und vollständig vermittelt, und diese Probe darf um so höher angeschlagen werden, als die Uebersetzung der Schopenhauer’schen Aphorismen aus Volapük sinngetreuer in die einzelnen Landesprachen überging, als direkt aus dem Deutschen.
Der geographische Verein in Darmstadt, dessen Vorstand Herr Lepsius, Professor der Weltgeschichte ist, führt seine Korrespondenzen in Volapük.
Dr. E. Herrmann, Diakon in Buchholz, beabsichtigt die Gründung eines Volapük-Seminars in Buchholz (Sachsen) und eventuell auch eine Uebungsschule desselben.
Die Leipziger Volapük-Ausstellung vom 29. Okt. bis 1. Nov. v. J. war eine der reichhaltigsten und wirkungsvollsten. Da waren vor allem die Schriften Schleyer’s ausgestellt. Hieran schlossen sich 33 große Tafeln, auf denen interessante weltsprachliche Korrespondenzkarten [83] aus allen Ländern, Handelsbriefe u. dgl. gegen 200 Nummern befestigt waren. Bei jeder Tafel lagen die in der betreffenden Landessprache geschriebenen Volapük-Grammatiken, Wörterbücher, Uebungsbücher, Lehrbücher, Broschüren, Vorträge u. dgl. Zwei besondere Tafeln in der Mitte der übrigen zeigten sämtliche 23 Volapük-Journale. Eine große Erdkarte zeigte durch aufgesteckte bunte Fähnchen die stattliche Zahl der Orte, wo Volapükvereine existieren. Auch zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften der verschiedensten Länder lagen auf, die das Schleyer’sche Volapük beurteilt hatten. So bot denn diese erste große volapükistische Ausstellung in Deutschland ein volles umfassendes Bild der mächtigen weltsprachlichen Bewegung. Unter den Werken der Leipziger Ausstellung erregte eine Arbeit des H. Dr. Mies aus Köln a. Rh. besonderes Aufsehen. Dasselbe hat einen Doppeltitel (deutsch und volapükisch): „Abbildung von 6 Schädeln mit erklärendem Text“, um die Hauptgruppen der Längenbreiten- und Längenhöhen-Indices gemäß der internationalen Frankfurter Verständigung zu veranschaulichen. Der Verfasser sagte, er wähle für den erklärenden Text deutsch und Weltsprache, weil es sich um die Verbreitung der internationalen Frankfurter Verständigung über ein gemeinsames Verfahren beim Messen der Schädel handle, und weil Volapük wegen seiner großen Einfachheit und Klarheit sich sehr gut als internationale wissenschaftliche Sprache eigne. Damit ist ein Beweis für die praktische Anwendung des Volapük für die Wissenschaft gegeben.
Trotzdem in Deutschland schon sehr viele Weltsprachevereine existieren, ist es bisher noch nicht zu einer zentralen Vereinigung derselben gekommen. In jüngster Zeit hat Herr Dr. Böger, veranlaßt durch Herrn Dr. Weiß in München, einen Fragebogen an alle deutschen Vereine über die Meinungen wegen der Bildung eines deutschen Zentral-Weltsprachevereins versandt, um auf Grund derselben Statuten für einen solchen Verein entwerfen zu können. Wir wünschen den Bemühungen der Herren Weiß und Böger den besten Erfolg, damit endlich die so notwendige Einigung unter den deutschen Volapükisten erzielt werde.
In Deutschland ist Volapük schon vielfach Lehrgegenstand an höheren Anstalten und Schulen, ebenso in kaufmännischen Vereinen. [84] So wird z. B. in der Verkehrsschule in Kellinghusen (Holstein), wo sich die Jünglinge für den Eisenbahn-, Post- und Marinedienst vorbereiten, das Studium von Volapük obligatorisch eingeführt. Unterricht erteilt der Direktor der Schule, Herr Schulze. Ebenso hat in Straßburg das Pensionat français des demoiselles protestantes Volapük unter seine Lehrfächer aufgenommen. Herr Dr. Weiß in München und Prof. Dr. Mehmke in Darmstadt hielten Vorlesungen über Volapük an der Hochschule. In Stuttgart gab Herr Heintzeler Unterricht an der höheren Handelsschule, ebenso Herr Dr. Müller in Calw an der dortigen Handelsschule. Der Stuttgarter kaufmännische Verein hat gleich dem kaufmännischen Verein in Frankfurt im letzten Winter Volapük in seinen Lehrplan aufgenommen.
1. | Altenburg, gegründet: 1888, März. Vorstand: Oskar Naumann, Kaufmann. |
2. | Aschersleben (Prov. Sachsen), gegr. 1887, Nov. 28. Vorstand (?). Zahl der Mitglieder: 70. |
3. | Berlin, gegr. 1887, Okt. 20. Vorsitzender: Dr. J. H. Thiessen, Deutschforscher, Berlin W. 35, Steglitzerstr. 64. Stellvertetender Vorsitzender: Eduard Oelschig, Inhaber eines Ausfuhrgeschäfts, Nr. 24, Oranienburgerstraße 60/63. Erster Schriftführer: Dr. O. Bloch, Oberrealschullehrer, N. W. 6, Karlstr. 27. Zweiter Schriftführer: Labes, kgl. Bauführer, N. O. 43, Linienstr. 24, a. Dritter Schriftführer: Crolow, evang. Prediger, Nr. 4, Tieckstr. 35. Bücherwart: Schlensog, städt. Lehrer. Nr. 28, Wollinerstr. 3. Vergnügungswart: G. H. W. Bergmann, Inhaber einer galvanischen Anstalt, S. O. 26, Waldemarstr. 27. Klublokal: Gambrinus, W. 8, Friedrichstr. 80, dicht bei den Linden. Weibliche Volapükistinen wenden sich an Fr. Meibauer, Nichte des Wirkl. Geh. Ober-Justizrats Prof. Dr. v. Gneist, W. 35, Steglitzerstr. 64. |
[85] 4. | Bielefeld (Westfalen), gegr. 1887, Dez. Vorstand: N. Heine, Sprachlehrer. |
5. | Brandenburg, gegr. 1887, Novemb. Vorstand: Dr. Joh. R. Schmidt. |
6. | Bremen (?) |
7. | Breslau, gegr. 1882, Okt. 1. Vorstand: J. Fieweger, Rektor, Fürstenstr. 40. |
8. | Büren (Westfalen). Vorstand: J. H. Peitz, Oberlehrer. |
9. | Charlottenburg, gegr. 1888, Februar 8. Vorstand: Ernst Mallon. |
10. | Chemnitz, gegr. 1887, November. Vorstand: Emil Wendt, Sprachlehrer. |
11. | Crossen a. O., gegr. 1887, Herbst. Vorstand: Ernst Strauch, Gymnasiallehrer. |
12. | Darmstadt, gegr. 1887, Dez. Vorstand: Ferdinand Scheyrer, Eisenbahn-Inspektor. Zweiter Vorstand: Hofbuchhändler Klingelhöffer. Schriftführer: Kaufmann Ziegler. Kassier: Bankier Rummel. Beisitzerin: Fräul. Stähely. Lokal: Gartensaal des „Darmstädter Hof“. Zahl der Mitglieder: 190. |
13. | Dessau, gegr. 1887. Vorstand: Friedr. Korte, Lehrer der Mittelschule. |
14. | Dresden, erster Klub. Gründung: 1887, Dezemb. 2. Vorstand: L. C. Dietrich, Privatier, Pillnitzerstr. 47, I. Stellvertretender Vorstand: G. Brückner, Anstaltslehrer. Kassier: Otto Damm, Kaufmann. Sekretär: Paul Lindig, Kaufmann. Ausschußmitglied: J. G. Dold, Schuldirektor. Klublokal: Dresden-Altstadt, Schlössergasse, Restauration Neumann. Zahl der Mitglieder: 20. (Weibliche Mitglieder: Fräul. Emilie Pauli, Frau Marta Brückner, Frau von Einsiedel.) Lehrstunden: im Winter wöchentlich 2–3 (Dienstag und Donnerstag abends 8 Uhr im Lokal), im Sommer wöchentlich einmal (Dienstag abends 8 Uhr). Unterricht unentgeltlich, Sprechübungen bezweckend. Lehrbuch: Kniele’s Humoristika. Zahl der Lehrstunden [86] und Zusammenkünfte bis jetzt 140. Besonderer Wahrspruch des Vereins: „Aifiedü masal obas.“ |
Zweiter Klub. Gründung: 1887, Dez. 5. Vorstand: Brügner, Kaufmann, Marienstr. 14, I. Zweiter Vorstand: Flössel, Kärnerstr. 14. Kassier: Voigtritter, Kaufamnn. | |
15. | Dülmen (Westfalen), gegr. 1889, Jan. Vorstand (?). |
16. | Düsseldorf (?). |
17. | Eisenach. Vorstand: Rudolf Krug. Zahl der Mitglieder: 15. |
18. | Erfurt, gegr. 1887, Mai. Vorstand: Planer, Fabrikant. |
19. | Flensburg (Schleswig). „Volapükaklub flensburgik.“ Gründung: 1887, Okt. 20. Vorstand: Paul Madsen. Lehrer. Schüler: 26. |
20. | Friedeberg (Neumark), gegr. 1888, Febr. Vorstand: Sonnenberg, Apotheker. |
21. | Fulda, gegr. 1888, Juli. Vorstand: Ernst Kley. Verein im theologischen Institut. |
22. | Göttingen, gegr. 1888, Jan. 8. Vorstand: Ewald Horn, Gymnasiallehrer. Sekretär: Adolf Fischer, stud. und Friedr. Fischer, stud. Kassier: Ferdinand Erdmann, Agent der Reichsbank. Zahl der Mitglieder: 20. Klublokal: Restauration von Viktor Hapke. |
23. | Halle a. S., gegr. 1887, März 3. Vorstand: Dr. Alfred Kirchhoff, Professor. |
24. | Hamburg. Vorstand: Dr. Rudolf Böger, Sophienalle 31. |
25. | Hannover, gegr. 1888, Okt. 15. Zahl der Mitglieder: 70. Vorstand (?). |
26. | Ibbenbüren (Westfalen), gegr. 1888. Vorstand: A. Pötter, Buchhalter. |
27. | Kassel, gegr. 1888, Mai 18. Vorstand: Dr. K. Völker. |
28. | Köln, gegr. 1888, Jan. 18. Vorstand: Wilhelm Piroth, Kaufmann, 1 Domkloster. |
29. | Köln-Deutz, gegr. 1888, Okt. Vorstand: E. Schmitz, Postbeamter. |
30. | Königsberg, gegr. 1888, Okt. Vorstand: Dr. Preiß, Oberlehrer. |
[87] 31. | Krefeld (Rheinpreußen), gegr. 1887, Sept. 23. Vorstand: Leonhard Keller. Zahl der Mitglieder: 33. |
32. | Leipzig-Gohlis, gegr. 1887, Juni. Vorstand: Georg Engler, Lehrer. |
33. | Lollar (zweiter Klub in Hessen), gegr. 1887, Dez. Vorstand: Reinhold Richter, Ingenieur. Zahl der Mitglieder: 16. |
34. | Löbau (Westpreußen), gegr. 1887, Juni. Vorstand: Emil Bödrich, Gerichtsaktuar. Zahl der Mitglieder: 10. |
35. | Lübeck, gegr. 1887, Dez. Vorstand: L. Muus. |
36. | Magdeburg (?). |
37. | Marienburg (?). |
38. | Neuteich (Westpreußen). Vorstand: Paul Krüger, Rektor. |
39. | Pausa, gegr. 1887, April 29. Vorstand: Robert Hiller, Schuldirektor. Zahl der Mitglieder: 12. |
40. | Rheinberg (Rheinpreußen), gegr. 1887, Dezbr. Vorstand (?). |
41. | Schirgiswalde (Sachsen), gegr. 1888, Jan. 18. Vorstand: Wehrle, Eisenbahnbeamter. |
42. | Sonneberg (?). |
43. | Stolp (Pommern), gegr. 1888, Nov. 23. Vorstand: A. Jenrich, Rektor. Zahl der Mitglieder: 49. |
44. | Weimar, gegr. 1887, Mai. Vorstand: Alwin Lehmann. |
45. | Zittau (Sachsen), gegr. 1888, März. Vorstand: E. Alw. Seeliger, Lehrer. |
46. | Zwickau (Sachsen), gegr. 1887, Nov. 13. Vorstand: Friedrich Pilz, Oekonomiekomissär, 6 Marienthalerstr. Zahl der Mitglieder: 44. |
In Oesterreich ist der Zentralpunkt der weltsprachlichen Bewegung Wien, allwo auch ein Zentralverein für Volapük besteht. Vorstand derselben ist Hr. Dr. M. Obhlidal, prakt. Arzt in Meidling-Wien, welcher ein Weltspracheblatt redigiert „Volapükagased“. In Wien sind viele angesehene Personen und Männer der Wissenschaft im Dienste für Volapük thätig. Die Zahl der Volapükkenner in Wien zählt nach Tausenden. Unterrichtskurse werden immer gegeben, in [88] mehreren Gymnasien ist Volapük Lehrgegenstand, wenn auch vorerst nur noch inobligater. Durch zahlreiche Vorträge in der Handelskammer, Gewerbeverein etc. wird die Verbreitung des Volapük immer mehr gefördert. Am 28. Januar d. J. hielt mit Erlaubnis des hochw. Herrn Bischofs, rühmlichst bekannt als Beförderer der Wissenschaft, der Herr Pfarrer von Hohenberg, Julius Kroiß, als Professor (plofed volapüka) im bischöflichen Alumnate z. St. Pölten einen Vortrag über Schleyer’s Weltsprache. Das Resultat davon gipfelt sich darin, daß P. T. Mons. Michael Ranfauer als Direktor sofort für alle Studierzimmer des Instituts die Volapük-Grammatik von Schleyer einführte.
Seit Sommer vor. J. sind in allen Stellwagen und Tramway-Waggons kleine rote Täfelchen angebracht mit folgendem Inhalte: „Wiener Verein für Stadtinteressen und Fremdenverkehr, I. Kohlmarkt 7, erteilt an Wochentagen von 9–3 Uhr unentgeltilch Auskünfte. Zur Eintragung von Wünschen und Beschwerden liegt ein Buch auf. On parle français. English spoken. Si parla italiano. Spodon volapüko.“ Dieser Verein und der österreichische Zentralverein sind unmittelbare Nachbarn in demselben Hause. Im Winter 1887 wurde in Wien Volapükunterricht erteilt in 7 Lehrkursen (auch an der Wiener Universität) an 2000 Schüler, und im Winter 1888 in 6 Lehrkursen. Die Statuten des österreichischen Zentralvereins sind vom k. k. Ministerium des Innern genehmigt. Auch in den Kronländern ist Volapük verbreitet und es bestehen schon mehrere Vereine. In Linz kann man in verschiedenen Gasthöfen Volapükzeitungen lesen. Im Café „Wien“ dort spricht der Aufwärter (Markör) Volapük und an den Fenstern ist zu lesen: volapükon (Hier spricht man Weltsprache). In Böhmen, Mähren und Schlesien findet Volapük auch schon viele Anhänger. Herr J. M. Bakalarz, Kaplan in Lundenburg, ein eifriger Förderer von Volapük, gab die erste Grammatik in böhmischer Sprache heraus und gedenkt auch ein Blatt erscheinen zu lassen. Die in Prag erscheinende Zeitung „Vlast“ brachte einen Artikel über die Volapükgrammatik. Herr A. Hauptmann hat Volapükkurse in Ober-Politz veranstaltet. In Prag ist die Bildung eines Volapükvereins in Aussicht genommen, mit der Vorbereitung sind die Herren Direktor Franz Mohaupt, Professor Wilhelm [89] Wertheimer und Dr. Wurmfeld betraut. In Salzburg und Tirol wird Volapük ebenfalls in Vereinen und von Privaten gepflegt, auch in Voralberg (Feldkirch, P. Aug. Andelfinger). In Steiermark hat die Hauptstadt Graz einen sehr eifrigen Vorkämpfer für die Weltspracheidee in der Person des Herrn Prof. Hugo Schuchardt, ein Philologe von bedeutendem Ruf. Derselbe ist auch Mitglied des ansehnlichen Volapükklubs in Graz. In Triest besteht ebenfalls ein großer Verein, woselbst auch Volapükkurse in deutscher und italienischer Sprache für Herren und Damen unentgeltlich gegeben werden. In Bosnien ist Herr Dr. Ignaz Hermann, k. k. Regimentsarzt, ein kräftiger Förderer der Volapüksache. Derselbe hielt Vorträge in Sarajewo und giebt Unterrichtsstunden. Auch in Galizen ist Volapük vertreten. In Lemberg ist Herr Ingenieur S. Kornmann für Volapük thätig, derselbe hat einen Verein der Polytechniker gebildet.
Ungarn zählt ebenfalls eine große Anzahl begeisterter Volapükisten, obgleich bis jetzt die Gründung nur eines Weltsprachevereins gelungen (in Fiume). Der erste Verbreiter war Herr Banfi in Kapuvar (Seite 6 steht irrtümlich „damals in Kapuvar“, anstatt „jetzt in Kapuvar“), welcher schon viele Artikel über Volapük geschrieben und immer rastlos und mutig mit der Feder für Volapük kämpft. Bekannt sind seine Veröffentlichungen in der „Volapükagased“ (Rösselsprung-Alphabet etc.); Vorträge über Volapük wurden gehalten in Oedenburg, Peterwardein, Fiume, Debreczen, Pécs, auch Unterrichtskurse wurden erteilt in Fiume, Peterwardein und Pécs. Ein bedeutender Volapükist ist Herr Gymnasialdirektor Izor Gebaur in Pécs (Fünfkirchen), welcher eine ungarische Volapükgrammatik herausgegeben und unlängst ein sehr interessantes Werk „Natamilags tel“ (Zwei Naturwunder). Andere angesehene Weltspracheanhänger in Ungern sind die Herren: Dr. Károly Pozder in Budapest, Sz. Nagy Sándor, Uebersetzer der Obhlidal’schen Unterrichtsbriefe und Gespräche, Zsigmondy Béla, beide in Budapest, Prof. Juraj Bauer in Agram, Stanislaus Kovács in Peterwardein, Fr. Elsa, Baronesse von Schneider-Arno ebendaselbst und Dr. Franz Wolf daselbst, Depoli Nahalis in Györ, Carminati Giampaola in Fiume etc. Eine besondere Bedeutung [90] dürfte aber für die Zukunft des Volapük in Ungarn Herr Mandarassy Pál, Präsident des obersten k. ung. Gerichtshofes für Finanzangelegenheiten, Ritter des Ordens des heil. Stefan, in Budapest haben. In Ungarn sind bis jetzt 16 diplomierte Weltsprachelehrer, darunter 6 Oberlehrer (löpitidel) und zwei Professoren (plofed).
1. | Debreczen (Ungarn). Vorstand (?). |
2. | Fiume (Ungarn), gegründet: 1887, April. Vorstand: Campaola Carminati. Zahl der Mitglieder: 52. |
3. | Gnigl bei Salzburg, gegr. 1888, Juni. Vorstand: Hinterseer. Sekretär: Schwärzler. Kassier: Thurner. Zahl der Mitglieder: 12. |
4. | Graz, „Erster steiermärkischer Weltspracheverein.“ Gründung: 1888, Mai 23. Vorstand: August Devidé, Disponent der Firma „Thonet“. Stellvertreter: Ludwig Zampo Zamponi, Ober-Lieutenant. Kassier: Franz Rosenstein. Schriftführer: Theodor Schachermayr. Ausschußmitglieder: Eduard Wessely, Karl Antoine, Joseph Waczulik, Franz Ninold, Theodor Keil, Karl Wild, Heinrich Schmid v. Schmidfelden und Raimund Zamponi. Zahl der Mitglieder: 53. Versammlungsort: Gasthof Neu-Graz. Adresse: Klub volapüka (Erster steiermärkischer Weltssprache-Verein Volapük) in Graz. |
5. | Innsbruck (Tirol.) Vorstand (?). |
6. | Kolomea. „Zweiter galizischer Weltsprachverein.“ Gründung: 1888, Febr. Vorstand: A. Czubaty. |
7. | Lemberg. „Klub volapükistów Politechników we Lwowie“, Weltspracheklub der Politechniker, Volapükelasklub kaenelas in Lemberg. Gründung: 1887, Novbr. Vorstand: Samuel Körnmann, Ingenieur. Zahl der Mitglieder: 30. Unterricht wird erteilt an ca. 100 Polytechniker. |
[91] 8. | Liefering b. Salzburg, gegr. 1887. Vorstand: Martin Hell, Schulleiter. |
9. | Linz, gegr. 1888, Juni 6. Erster Vorstand: Karl Bissutti, Steueraufseher. Vizevorstand: Heinrich Michel, Obmann des Buchdruckervereins. Schriftführer: Michael Beker, Buchdrucker. Bibliothekar: Joseph Damez, Buchdrucker. Kassier: Karl Mayer, Buchdrucker. Lehrer: Karl Bernstein, Mechaniker. Erster Ersatzmann: Anton Klingel, Hausbesitzer. Zweiter Ersatzmann: Karl Zehrer, Buchdrucker. Zahl der Mitglieder: 114. Schüler: 87. |
10. | Mährisch-Weißkirchen. „Erster mährischer Weltsprache-Klub „Balvöy.“ Gründung: 1887, August 22. Vorstand: Dr. Max Zwillinger. |
11. | Petronell (Nied.-Oestr.) gegr. 1887, Aug. Vorstand (?.) |
12. | Pécs (Ungarn). Vorstand: Izor Gebaur, Direktor des Gymnasiums. |
13. | Prag (Böhmen). Vorstand (?). |
14. | Priedor (Bosnien), gegr. 1887. Septbr. Vorstand (?) |
15. | Raub (Györ), Ungarn. Vorstand: B. Depoli, Postbeamter. |
16. | Sagrado b. Gorizia, gegr. 1888, März. Vorstand: Gigi Seppenhofer. Zahl der Mitglieder: 74. |
17. | Salzburg, gegr. 1888, Juli 22. Erster Vorstand: Max Schäringer, k. k. Postbeamter. Zweiter Vorstand: Joseph Blum, Pfarrer, Hochw. in Aigen. Kassier: Karl Oelter, Werkzeugfabrikant aus Salzburg. Schriftführer: Hochw. Dr. Naschberger in Salzburg und Oberlehrer Hell in Liefering. Zahl der Mitglieder: 25. |
18. | Serajewo (Bosnien). Vorstand: Dr. I. Hermann, k. k. Regimentsarzt. |
19. | Triest. Erster Vorstand: Professor Ferdinand Rossi. Zweiter Vorstand: Vittorio Neymon. Sekretär: Raimondo Filli. Kassier: Giulio Levi. Direktoren: Eugenio Camoretti und Giusto Turco. Vize-Direktor: Max Schloß. Zahl der Mitglieder: 190. Zusammenkünfte: Café Adriatico, Samstag abends 9–10 Uhr. Name: „Associazione triestina per la propagazione [92] del Volapük“. Adresse: Börseamt, Ufficio di Borsa, Triest. |
20. | Wien. „Oesterreichischer Centralverein für Volapük in Wien.“ Gründung: 1888, April 20. Vorstand: Dr. Moriz Obhlidal, prakt. Arzt. Der Verein ist eine Verschmelzung der ehemaligen Vereine „Erster österreichischer Welt-Spracheverein in Meidling,“ gegründet am 5. März 1883, und „Wissenschaftlicher Weltsprachverein“, gegründet am 31. April 1887. Die Vorstandschaft besteht aus den Herren: August Thonet, Thaddäus Devidé, Rudolf Grunert, Rudolf Schwenk, Anton Reisel, Edgar Herbst, Oskar Weinstabl. Klublokal: „Wissenschaftlicher Klub“ in Wien, I. Eschenbachgasse 9. |
Italien hat wohl die schönsten Erfolge in Volapük aufzuweisen. Vereine haben sich überall in den größeren Städten gebildet und immer mehr Vereine sind in Vorbereitung. Die einzelnen Vereine streben eine centrale Vereinigung an, deren Gelingen nur zu wünschen ist. Männer aus den angesehnsten Ständen, namentlich Professoren, treten mutig und offen als Vertreter und Lehrer von Volapük auf. Selbst in den höchsten Kreisen hat Volapük dort seine Verehrer. Ist ja die Königin Margarita von Italien, die in den philologsichen Disciplinen sehr bewandert ist, eine Anhängerin dieser Sprache, welche sie in ungemein kurzer Zeit erlernt hat und welche sie bereits perfekt soll sprechen können. Ihrer Umgebung gegenüber hat die Königin erklärt, daß sie die Erfindung des Volapük für eine der größten Errungenschaften des 19. Jahrhunderts halte, die auf die Civilisation eine bedeutende Einwirkung ausüben werde. Ferner ist der Sekretär im Unterrichtsministerium, Herr Guilelmo Cattabeni, ein tüchtiger Sprachenkenner, mit großen Eifer und Erfolg bemüht, dem Volapük in den Kreisen der Professoren an den Gymnasien, Lyceen und an der Universität die verdiente Würdigung zu verschaffen. Diese seine Bestrebungen werden von der Presse bestens unterstützt. Das Leipziger Tagblatt vom 16. Februar 1889 schreibt: „Bei einem hiesigen Weltsprachefreunde traf gestern ein in Volapük abgefaßter [93] Brief aus dem Ministerio dell’ Istruzione in Rom ein. Wir entnehmen dem Schreiben die Mittheilung, daß die Zusendung des I. Gesanges von Dante’s Divina Comedia, aus dem Original in Volapük übertragen, für nächsten Monat zugesagt wird, ist bereits erschienen, ferner seien 5 im Ministerium des höheren Unterrichts beschäftigte Beamte beim Studium des Volapük, auch habe diese hohe Behörde gestattet, daß die Schleyer’sche Verkehrssprache an 2 Schulen gelehrt werde.“ Eine solche Erlaubnis erhielt auch Hr. Prof. A. Feretti in Reggio Emilia, welcher am k. technischen Institut daselbst einen Kursus in Volapük (libero corso di volapük) eröffnen durfte. Die erste Lesung war am 6. Februar, und obwohl nur die Alumnen dieses Instituts zugelassen waren, war die Zahl der Anwesenden eine solche, daß der große Saal nicht ausreichte sie zu fassen, deßhalb werden die Alumnen für die weiteren Lektionen in mehrere Abteilungen eingeteilt. Viele andere Personen, namentlich die Schüler vom Lyceum, werden einen Kursus von Prof. Feretti erhalten in einer neuen Volapükschule. Vorträge über Volapük wurden und werden stets zahlreich gehalten im ganzen Lande, und Unterricht überall ertheilt in Vereinen, Schulen, Handelsschulen und Anstalten, namentlich in Milano in mehreren Kursen, Torino, Vercelli, Udine, Vicenza, Rom, Florenz, Reggio de Emilia, Viterbo, Napoli, Trapani (Sizilien). In letzterer Stadt hielt im Saale der Pinakothek Herr Prof. V. Mazzanti, Vorstand des k. nautischen Instituts einen Vortrag von mehr als 300 Zuhörern. Im Herbst erïoffnete er für die Mitglieder des „Circolo filologico“ einen Volapükkursus und einen anderen für die Professoren der Sekundärschulen (Scuole secondarie). Eben dieser Herr hat auch daselbst einen Volapükklub gegründet. In Italien haben die Stenographen sich besonders des Volapük angenommen. Herr Professor Ritter Oreglia d’ Isola in Turin hat ein „Tidabuk stenogafa“, Lehrbuch der Stenographie nach Gabelsberger’schem System für Volapük ausgearbeitet, von welchem Herr Prof. Dr. Mehmke in Darmstadt sagt, daß die von Oreglia d’ Isola ausgeführte Uebertragung des Systems von Gabelsberger allein den Anforderungen genüge, die man an eine, die höchsten Leistungen ermöglichende praktische Stenographie zu stellen hat. In Trapani hat sich der Volapükverein mit dem stenographischen Verein als ein Verein constituiert. Unter den hervorragendsten Volapükisten in Italien sind zu nennen: Prof. [94] Vicenzo Amoretti in Torino, welcher ein Volapük-Journal herausgiebt. „Volapükabled tälik“, dessen neueste Nummer einen Artikel zum zehnjährigen Jubiläum der Weltsprache und das wohlgetroffene Portrait des Erfinders bringt. Ein zweites Weltspracheblatt erscheint in Milano wöchentlich, herausgegeben von Assio unter dem Titel: „Volapük“. Weitere Namen sind: Oreglia d’ Isola, Prof. Bassi in Conegliano, Dr. Iona Raffaele in Milano, Luigi Cougki in Udine, Prof. Angelo Feretti und Tiberio Villani in Reggio-Emilia, Prof. Mazzanti in Trapani, Prof. Cesare Fedeschi und E. A. Foulqueus in Neapel, Prof. Baldassare in Chivasso, Giovanni Crovato in Vicenza u. viele a. Der Professor Ed. Foulques in Neapel (Via 5 Anna de Lombari 10) giebt seit Neujahr eine 3te Monatsschrift heraus „Volaspodel“. Die italienischen Tagesblätter schreiben fast alle günstig über Volapük.
1. | Alessandria. Vorstand: Cav. Tommaso Guerra. |
2. | Burgio, gegr. 1888, Septbr. 15. Vorstand: Giuseppe de Michele. |
3. | Chivasso. Vorstand: Professor Baldassare. |
4. | Conegliano, gegr. 1888, Aug. Vorstand: Dr. Giacomo Grazzi-Soncini, Director. Sekretär: Professor Ferdinando Bassi. |
5. | Firenze (Florenz), gegr. 1888, März 2. Vorstand: Ugo Piancastelli. Ehrenvorstand: Der Erfinder. Name: Pakamaklub volapüka in Toscana. |
6. | Longarone b. Belluno. Vorstand: Ottorino Nobis. |
7. | Milano (Mailand). „Pakamaklub zenodik.“ Gründung: 1888, Aug. 26. Ehrenvorstand: Schleyer. Erster Vorstand: Dr. Iona Raffaele. Vizevorstand: Giuseppe Cèsati, Advokat. Kassier: Dr. Enrico Vitcardi. Sekretär: Luigi Capello. Beisitzende (Konsälels): Giacomo Albrighi, Sigismondo Rado, Celeste Mantovani, Carlo Rugarli, Valentino Della Pietà, Carlo Giani nob, Vittorio Fossati. Zahl der Mitglieder: ständige: 100; unständige: 18. |
[95] 8. | Montelupo (Toscana). Vorstand: A. Santi. |
9. | Morbegno. Vorstand: A. Corvi. |
10. | Napoli (Neapel), gegr. 1888, Juli. Erster Vorstand: Cesare Tedeschi, Professor. Zweiter Vorstand: Al. Ed. Foulques, Prof. Kassier: Raffaele Carnesecchi. Schriftführer: Serafino Luigi del Sonno. Beisitzende (Konsälals): Luigi Scarpitti, Ritter; Giulio Furlani, Professor; Luigi Bodier, Professor. Adresse: Pakamaklub volapüka „Napoli“ via Toledo 413. |
11. | Parma. Vorstand: A. Ugolotti. |
12. | Piadena, gegr. 1888, Juni. Vorstand: Mario Zanco. |
13. | Pinerolo. Vorstand: Professor G. Appiani. |
14. | Rom. Vorstand (?). |
15. | Rovigo. Vorstand: Giovanni Crovato in Vicenza. |
16. | Sarzana. Vorstand: Professor F. Angeloni. |
17. | Torino (Turin), gegr. 1887, März. Vorstand: Francesco Chicco. Zahl der Mitglieder: 50. |
18. | Trapani (Sizilien), gegr. 1889, Jan. 13. Präsidente: Valeriano Mazzanti, Professor, Vorstand des k. naut. Instituts. Vice-Präsidente: Professor Pietro Carmin. Sekretäre: Professor Ugo Vettori für Volapük, u. Professor Raffaele Ruggeri für Stenographie. Beisitzende (Consiglieri): Dr. Eugenio Scio, Professor Luigi Genovesi, Professor Francesco Tummarello. Kassier: Rog. Guiseppe D’ Urso. Ehrenvorstände: Schleyer, und Professor E. Noè (für Stenographie). Zahl der Mitglieder: 50. Schüler: 48. (Zwei Kurse gratis). Name: „Società Volapükistica-Stenografica di Trapani“. |
19. | Udine, gegr. 1888, März 23. Vorstand: Luigi Cuoghi. Kassier: G. B. Volpe. Zahl der Mitglieder: 110. |
20. | Venezia (Venedig). „Volapükaklub Schleyer J. M. Venezia.“ Gründung: 1888, Sommer. Ehrenvorstand: Schleyer. Vorstand: Carlo Müller, Professor. Stell-Vertreter: Edmondo Linder. Sekretär: Aug. Negri. Adresse: Piscina di Frezzerio 1663. |
[96] 21. | Vercelli, gegr. 1887, Juli. Vorstand: Pietro Masoero. Zahl der Mitglieder: 32. Name: „Pakamaklub volapüka Jleyera“. |
22. | Vicenza. „Volapükaklub“ (Sezione vicentino Schleyer.) Gründung: 1887, Okt. 29. Vorstand: Giovanni Crovato. Sekretär: Giovanni Coppin. Kassier: Manzato. Zahl der Mitglieder: 40. Adresse: Via Monte Pietà. |
23. | Viterbo, gegr. 1888, Jan. 1. Vorstand: Professor Enrico Molina. Sekretär: Ciro Battigalli. Kassier: Gustavo conte Caprini. |
Der Centralpunkt der Volopükbewegung in Spanien ist Madrid u. Guadalajara. In letzterer Stadt besteht ein Central-Verein für Volapük in Spanien, auch erscheint daselbst ein Blatt, gegründet von Hrn. Prof. Dr. Iparraguirre, gegenwärtig redigirt von Herrn Dr. D. Benito Angel Ramon (Plaza de Santo Domingo num. 11.) Dieses Blatt heißt „Volapük“ und erscheint als Abteilung des „Ateneo Caracense y Cèntro Volapüküsta Espanol Zenodaklub volapükik Späna) monatlich. Spanien hat sehr viele und begeisterte Volapükanhänger, wovon die bekanntesten sind: Prof. Joaquin de Arce Bodega, Prof. Fernando Iparraguirre, de Zubiria, de Nicolas, de Ugarte, Huertas etc. Es bestehen mehrere Vereine, in welchen Volapük-Unterricht ertheilt wird. Herr Prof. Dr. de Arce Bodega gab Unterricht im Saale der Universität in Madrid, wo unter den Zuhörern Nobilitäten der Wissenschaft sich befanden, und in mehreren Unterrichts-Instituten und Unterrichts-Gesellschaften. Außerdem wurde Unterricht erteilt in Barcelona, Bilbao, Coruna, Guadalajara, Malaga, Pamplona, Santander, Sevilla und auf fast sämmtlichen Antillen-Inseln. Die Zahl der Schüler, welche Unterricht in Volapük erhielten, wurde im letzten Jahre auf 1045 angegeben.
Auch in Portugal hat Volapük Erfolge zu verzeichnen. Der Leiter der Bewegung ist dort Herr Professor da Silva Teixeira in Porto und Professor Lindolpho Machado. Dieselben [97] haben Vorträge gehalten und Unterricht erteilt. Volapükorte sind: Lissabon, Porto, Braga, Lamego, Coimbra, Peniche, Fenchal. Auch auf der Azoreninsel St. Miguel ist Volapük vertreten. Ein Volapükkurs wurde gehalten von Prof. da Silva Teixeira im Athen. commercial und ein anderer zu Braga in der Sociedade de Palestras academicas von Professor Lindolpho Machado. Zahlreiche portugiesische Journale bringen volapükfreundliche Artikel, besonders mögen hier genannt sein: Journal de Manah, Diario de Noticias, Journal de Commercio, Actualidale, Primeiro de Janeiro, Herr Professor Jose da Silva Teixeira hat ein Lehrbuch in Volapük für Portugiesen herausgegeben.
1. | Bilbao, gegr. 1886, Dezbr. Zahl der Mitglieder: 62. Vorstand (?). |
2. | Guadalajara, gegr. 1887, Oktbr. Vorstand: Dr. F. Iparraguirre, 4, Plaza Santo Domingo. Zahl der Mitglieder: 128. |
3. | Madrid. „Volapükazilak volapükik“, gegr. 1885, November. Vorsitzender: Joaquim de Arce Bodega, Professor. Sekretär: Francisco de Pa Chabran. Zahl der Mitglieder: 157. Klub-Lokal: Calle de la Reina, 11, 30. dra Madrid. |
4. | Malaga, gegr. 1888, Jan. Vorstand: Professor José Rodriguez Huertas. Name: „Volapükapakel“ Adresse: Almalenes, 12 Malaga. |
5. | Nambroca, gegr. 1888, Jan. Zahl der Mitglieder: 35. |
6. | Pontevedra, gegr. 1888, Septbr. 1. Vorstand: Dr. Helliodoro Fernandez Gastanady. |
7. | Santander, gegr. 1887, Aug. Zahl der Mitglieder: 59. |
8. | Toldeo, gegr. 1888, Septbr. Zahl der Mitglieder: 59. |
9. | „Zenadaklub volapükik Späna“ in Guadalajara. Gründung: 1887, Mai 8. |
Die Seele der Volapükbewegung in diesem Lande ist der Professor an der höheren Handelsschule in Paris, Dr. August Kerkhoffs, [98] an welcher derselbe auch Volapük-Unterricht erteilt. Die große Weltsprachegesellschaft in Paris führt den Namen „Association française pour la propagation du Volapük“, ihr Organ ist das Journal „Le Volapük“, redigiert vom Sekretär der „Association“ A. Kerckhoffs. Dieses Blatt hat sich in jüngster Zeit spontan zum Organ der Weltspracheakademie erhoben, entgegen den Beschlüssen des Münchener Kongresses, nach welchen das Vpa.bled zenodik Organ der Akademie sein soll. „Le Volapük“ ist übrigens gut redigiert, erscheint aber sehr unregelmäßig.
Der französische Volapükklub hat heuer am 3. März wieder 5 öffentliche und unentgeltliche Volapükkurse eröffnet, auch hat der Verein wieder internationale Prüfungen für den 14. April veranstaltet. Herr Kerkhoffs will in diesem Jahre anläßlich der Welt-Ausstellung einen Volapükistenkongreß nach Paris berufen. In Paris findet Volapük vielfach praktische Verwendung. Pariser Geschäftsleute schreiben auf ihre Geschäftsbriefe „Spodon volapüko“ und an ihre Schaufenster „Volapükon“. Das Haus Daniel Pellereau & Cie. in La Rochelle hat beschlossen, ihre Cirkulare, welche es von jetzt an an ihre Korrespondenten verschickt, französisch, englisch und in Volapük herauszugeben. Die „Société de Géographie“ in Paris versandte ein von ihrem Präsidenten Ferdinand v. Lesseps unterzeichnetes Cirkular an die Vorstände aller wissenschaftlichen Vereine, behufs eines internationalen geographischen Kongresses in Paris, gelegentlich der Ausstellung, in Volapük abgefaßt. Der Verein korrespondiert, gleich dem Darmstädter, in Volapük. Einer der hervorragendsten französischen Aerzte, Dr. Adolph Nicolas in Paris, hat seinem Werke „Chantiers de terrassements[WS 4] en pays paludéen“ eine Volapükdevise an die Spitze gestellt: Saunav bigolal kolunama dustodik (die Gesundheitslehre ist die Vorgängerin der industriellen Kolonisation). Ein Beweis, daß Volapük unter den Gelehrten immer mehr zu Ehren kommt. Auf der Seine fährt ein Dampfboot mit dem Namen „Volapük“. (Ebenso auf dem Rhein).
Aber auch außerhalb Paris hat Volapük in vielen Städten des Landes Eingang gefuden, namentlich in Bordeaux, La Rochelle etc. In letzterer Stadt ist Herr Henri de Barazia ein sehr begeisterter und äußerst thätiger Anhänger von Volapük. Auch auf der [99] Insel Ile de Ré in La Flotte wird Volapük gepflegt, und dort Unterricht in dieser Sprache erteilt. Trotzdem Frankreich nur wenige Vereine zählt, ist die Bewegung in diesem Lande doch eine der kräftigsten und tiefgehendsten.
1. | Bordeaux, gegründet: 1886. Cifef. Erster Vorstand: Juclier, Ingénieur des Constructions navales. Zweiter Vorstand: Schrader. Sekretär: Eberhardt. Kassier: Kruchten. Hilfs-Kassier: Terrouillet. Ausschußmitglieder: Arnaud, présidant de la Chambre syndicale des employés de commerce, Duboul, Jusaux, Laroque. Zahl der Mitglieder: 131. |
2. | La Rochelle, gegr. 1887, Okt. 3. Vorstand: Henri Rubino de Barazia, ancien officier d’Etat major. Vize-Präsident: Camille Magué, conseiller général de la charante Inferieure. Zahl der Mitglieder: 25. |
3. | Paris. „Association française pour la propagation du Volapük“. Gegr. 1885, Dez., ministerielle Genehmigung erhalten am 18. April 1886. Cifef. Président: Lourdelet, président de la Chambre syndicale des Negociants-Commissionaires. Vice-Président: Dr. Nicolas, rédactuer à la Liberté. Secretair générale: Kerkhoffs, professeur à l’école des Hautes Etudes commerciales. Secretaire: Dormoy, Ingénieur. Trésorier: H. Le Soudier, libraire-éditeur. Zahl der Mitglieder: 310. Adresse: 174, Boulevard Saint-Germain. |
4. | Pontoise. Vorstand: Coquet. Sekretär: Hartmann. |
5. | Rouen (?). |
Auch in diesem Lande hat Volapük schon große Fortschritte gemacht. Im vorigen Jahre hat sich ein Centralverein für die Volapükisten der Schweiz gebildet mit dem Sitze in Zürich, welchem [100] mehrere Vereine des Landes untergeordnet sind. Durch Vorträge wurde überall für Volapük Propaganda gemacht und in zahlreichen Lehrkursen die Sprache gelehrt. Ein besonders eifriger und tüchtiger Volapükist ist Herr Professor Wilhelm Wick, Direktor des Handels- und Spracheninstituts in Meggen bei Luzern, welcher Volapük als Unterrichtsgegenstand in den Lehrplan eingefügt hat. Große Verdienste um die Verbreitung der Schleyer’schen Weltsprache haben ferner Herr Emil Sonderegger in Herisau und Herr Lehrer Schmid in St. Gallen, sowie der 72jährige Weltsprachelehrer Geser in Bichwil. Auch im Kloster Einsiedeln wird Volapük gepflegt, und der viel verbreitete Einsiedler-Kalender bringt heuer einen schönen Aufsatz über Schleyer’s Weltsprachegrammatik mit dem Bilde Schleyer’s. In St. Gallen existiert schon seit Jahresfrist eine monatlich erscheinende Weltsprachezeitung, der schweizerische Volapükfreund „Volapükaflen jveizik“, welche seit Neujahr die Redaktion gewechselt hat und, nach der Probenummer zu schließen, auch den Namen ändern dürfte. Vereine sind an vielen Orten des Landes in Vorbereitung, außerdem: bestehen folgende
1. | Basel, gegründet: 1888, März. Vorstand: W. Stauffacher. Zahl der Mitglieder: 22. |
2. | Bern, gegr. 1888, Jan. 10. Erster Vorstand: Dr. Eugen Buri. Zweiter Vorstand: Müller-Alleman. Lehrer: Müller-Nöthinger. Erster Sekretär: Henzi, Ingenieur. Zweiter Sekretär: Spieß. Kassier: Keller. Bibliothekar: Ammon. Lokal: Kaffee Roth, Amthausgasse, oberer Saal. Kurse 2, 1 für Anfänger, einer für Fortgeschrittene. Zahl der Mitglieder: 140. |
3. | Bremgarten, gegr. 1887, Juni. Vorstand: J. A. Waltisbühl. Zahl der Mitglieder: 27. |
4. | Eschenbach (Kanton Luzern), gegr. 1887, Vorstand: (?). |
5. | Frauenfeld, gegr. 1888, Vorstand (?). |
6. | Genf. Vorstand (?). |
[101] 7. | Gossau, gegr. 1887, Juli. Vorstand: Ottmar Forster. Lehrer: Wehrle. |
8. | Herisau, gegr. 1887, März 6. Vorstand: Emil Sonderegger. Zahl der Mitglieder: 120. |
9. | Kreuzlingen bei Konstanz. Volapükaklub im Lehrerseminar. Gründung: 1887, Dez. Vorstand (?). |
10. | Meggen bei Luzern, gegr. 1888, Juli. Vorstand: Wilhelm Wick, Direktor. |
11. | Remüs (Engadin). Vorstand: (?). |
12. | Rorschach. Vorstand: Jakob Gerster, Aktuar. |
13. | Sankt-Gallen, gegr. 1887, Juli. Vorstand: M. Brandt, Zahl der Mitglieder über 100. |
14. | Schaffhausen. Vorstand (?). |
15. | Stein a. Rh., gegr. 1887, April. Vorstand: R. Etzweiler. |
16. | Sursen, gegr. 1888, März. Vorstand: Professor Lötscher. Zahl der Mitglieder: 52. |
17. | Zürich, gegr. 1887, Juni 16. Vorstand: J. Walser, Hauptmann. Zahl der Mitgieder: 60. |
„Klub zenodik volapüka“. Gründung: 1888, Mai 5. und 6. Cifef. Cifel: J. Walser, Hauptmann in Zürich, Oberstraß. Kassier: J. A. Waltisbühl in Bremgarten. Sektretär: Gottlieb Wirth in St. Gallen, Langgasse. Mitglieder der Vorstandschaft: Emil Sonderegger in Herisau und G. Schmid, Lehrer in St. Gallen. |
In diesem Lande, wohin Volapük von Holland aus verpflanzt worden, hat die Schleyer’sche Weltsprache auch schon zahlreiche Jünger gefunden, welche sich auf Antwerpen, Brüssel und einige kleinere Städte verteilen. Besonders Antwerpen zählt zahlreiche Volapükisten und daselbst hat sich auch ein Centralverein für Volapük gebildet. Der Leiter desselben ist Herr Professor Arthur Heyligers in Antwerpen, Van Maerlandstraat 56, welcher auch ein Monatsblatt in Voalpük herausgibt, betitelt „Nogan plo Béljän [102] e Nedän“, welches aber durch seine verletzende Sprache mehr zur Zwietracht als zur Verbreitung der Weltsprache beizutragen geeignet ist. Der Centralverein umfaßt Blankenberghe bei Ostende und noch 31 andere Orte. Unterrichtskurse werden in Antwerpen erteilt, auch an der höheren Handelsschule von Herrn Inspektor Rombaut, einen der angesehensten Vorstände des Handelsministeriums. Andere Volapükorte in Belgien sind: Boom, Borgerhout, Calmpthout, Gent, Hoedeng, Goegnies, Vorst, Waarschoot … Der erste Volapükist in Belgien war Herr A. Cruyt von Gent.
1. | Antwerpen. „Volapükaklub zenodik beljänik“. Gründung: 1888, Sept 13. Cifel: Arthur Heyligers, Professor. Adresse: Hôtel du Nort, Groote Markt, Antwerpen. |
2. | Blankenberghe, gegr. 1887, Aug. Vorstand: Arthur Renier. Zahl der Mitglieder: 20. Adresse: Volapükaklub telid beljänik, Kerkstr. 50. Blankenberghe. |
3. | Brüssel. „Association Bruxelloise“. Gründung: 1887, Okt. Vorstand: E. Rombaut, Schuloberaufseher. Zahl der Mitglieder: 30. Adresse: Palais de la Bourse, Bruxelles. |
In Holland, das etliche 30 Weltsprachevereine zählte, hat die ursprüngliche Begeisterung ein wenig nachgelassen, und da eine centrale Vereinigung nicht zustande gekommen, läßt es sich nicht konstatieren, wie viele und welche Vereine noch in Thätigkeit sind. Erst in jüngster Zeit scheint die Volapükbwewgung wieder mehr in Fluß kommen zu wollen. Herr Lehrer Aadriaanse von s’Hoerenhoek hat einen Aufruf erlassen, einen Centralklub für die Niederlande zu gründen, freilich der beste Weg, die zerstreuten Elemente zu frischer Thätigkeit zu sammeln. Denn Holland hat viele tüchtige und begeisterte Volapükisten und vorzügliche Kenner der Sprache, ich nenne nur Herrn Professor Haastert in Rotterdam, Herrn Direktor van de Stadt in Arnheim, welcher im „Arnhemscher Courant“ regelmäßig Artikel [103] über Volapük veröffentlicht, Herrn Prediger Warmolts in Eexta, Herrn Prof. Dr. Winkler in Haarlem etc. Namentlich letzterer Herr hat sich durch verschiedene Schriften und Proben in Volapük um die Sache sehr verdient gemacht. Er übersetzte z. B. einen Handelsbrief in 9 verschiedenen Sprachen, um Volapük auf seine Ausdrucksfähigkeit zu prüfen. Dabei hat sich ergeben, daß zur Wiedergabe dieses Briefes die malaiische Sprache 103 Wörter braucht, die dänische 113, die holländische 117, die deutsche 122, die friesische 130, die französische 133, die englische 134 und die spanische 135 Wörter, während man in Volapük zu dem gleichen Briefe nur 83 Wörter braucht. Eine andere Probe hat Herr Winkler unlängst auf den Wohlklang von Volapük angestellt. Bei der Feier des 25jährigen Jubiläums eines seiner Freunde, wozu er eingeladen war und mit ihm noch 20 andere Gäste, lauter gelehrte und kunstverständige Herren, Aerzte, Medizinalpersonen… brachte Herr Winkler beim Nachtisch an der Festtafel einen Toast in Volapük und 12 anderen verschiedenen Sprachen aus. Nachher bat er die Herren Tischgenossen um ihr Urteil in Betreff des Wohlklangs der eben gehörten Sprachen. Alle sprachen sich dahin aus, das Volapük weniger klangvoll sei als das Lateinische, Spanische, Portugiesische, Italienische, Französische (?) und Malaiische; ebenso klangvoll als das Schwedische, Holländische und Dänische; klangreicher als das Friesische, viel wohlkingender als das Englische und Deutsche. In russischer Sprache konnte dieser Versuch nicht gemacht werden, weil Herr Winkler nicht russisch versteht, er glaubt aber sagen zu können, das Volapük ebenso wohltönend sein werde, als das Russische. Solche Urteile sind aber immerhin subjektiv aufzufassen, und der Wohlklang einer Sprache kommt weniger in Betracht gegenüber dem praktischen Werte derselben.
1. | Amersfoort (?). |
2. | Amsterdam, 2 Vereine (?). |
3. | Arnheim. Vorstand: van de Stadt, Direktor der höheren Bürgerschule. |
4. | Breda (?). |
5. | Delft (?). |
[104] 6. | Delfsijl (?). |
7. | Gertruidenburg (?). |
8. | Gouda (?). |
9. | Grave (?). |
10. | Groningen (?). |
11. | Haarlem. Volapükaklub: „Balif mekom valüdi.“ Vorstand (?). |
12. | s’Heerenhoek (?). |
13. | Leeuwarden (?). |
14. | Middelbug (?). |
15. | Nijmwegen (?). |
16. | Rotterdam. Vorstand: Professor Dr. Haastert, 13 Eendrachtstraat. Zahl der Mitglieder über 100. |
17. | Tilburg (?). |
18. | Utrecht (?). |
19. | Woerden (?). |
England, welches lange Zeit der Volapükbewegung abwartend zugesehen, ist derselben jetzt auch beigetreten, und seit einem Jahre macht dieselbe langsame aber sichere Fortschritte infolge der Thätigkeit der Herren Holden, Hain, Harvey, Krause, Day etc. Diese Herren verbreiteten Volapük durch zahlreiche Vorträge, so sprach z. B. Herr Dr. Krause in Hull vor 900 Personen, Herr Cato in Southampton vor 200 Personen, Herr Day in London vor 150 Zuhörern, Herr Uhland sprach 3mal über Volapük in Manchester und Liverpool mit großem Erfolge. Unterricht wird in vielen Lehrkursen und an Schulen erteilt. Die Direktion einer Schule im weistlichen London hat Volapük in ihr Studienprogramm aufgenommen und wird diese Sprache jenen Schülern lehren, welche sie zu lernen wünschen. Ferner wird Unterricht erteilt in Banburg und Bloxham, wo Volapük als obligater Gegenstand eingeführt ist in der „All Saint’s School“ durch Prof. H. Hain, in Hull, Brixton für die Schüler der Brixton High School, in Islewort im weiblichen Institut, London, St. Aubin auf der Insel Jersey, sowie in St. Peter’s Port auf der Insel Guernsey, Bradford u. a. O. Ein kräftiger Förderer von Volapük ist Herr Nicholson, Präsident der [105] Handelskammer in Hull und Vorstand des Weltsprachevereins daselbst. In Hull benützt eine Firma Volapük, um mit den Deutschen zu korrespondieren und überall beginnen die Leute aufzuwachen und lernen, den praktischen Wert erkennend, Volapük. Herr Krause in Hull giebt seit Neujahr ein monatlich erscheinendes Weltspracheblatt heraus, betitelt „Nunel valemik“, das vortrefflich redigiert ist und sich schon einer großen Beliebtheit erfreut.
Volapük zählt in England 2 Koryphäen der Wissenschaft zu seinen Gönnern. Herr Professor Dr. Max Müller in Oxford, wohl der größte Sprachengelehrte der Neuzeit, hat sich bekanntlich schon vor Jahren für das Schleyer’sche Problem ausgesprochen. Den größten Sieg hat aber Volapük errungen durch das Urteil, welches Herr Alexander John Ellis, einer der angesehensten Philologen und berühmter Phonetiker, über Volapük abgegeben. Die amerikanische philologische Gesellschaft zu Philadelphia hatte nämlich am 21. Oktober 1887 ein Komite eingesetzt, welches den „wissenschaftlichen Wert“ des Volapük prüfen sollte. Diese „gelehrte“ Gesellschaft kam nach nachgewiesenermaßen leichtfertiger und viele Unkenntnis in Volapük verratender Prüfung zu dem Urteile, man solle eine Weltsprache auf Grund des arischen Wörterbuches und der arischen Grammatik bilden, und beschloß, dieses Ersuchen an alle gelehrten Körperschaften, mit denen sie zu korrespondieren pflegt, zu schicken. So wurde auch die Londoner philologische Gesellschaft aufgefordert, ihre Ansicht darüber kund zu geben. Herr A. J. Ellis, der Sekretär dieser Gesellschaft, wurde mit dieser Aufgabe betraut. Vier Wochen beschäftigte er sich eingehend mit dem ihm zum Referate vorgelegten Gegenstande, und am 15. Juni v. J. erstattete er darüber ausführlichen Bericht, welcher gedruckt erschien.
Er sagt darin u. a.: „Volapük ist unter allen Versuchen, das Weltspracheproblem zu lösen, der einzige, der seine Anhänger nach Hunterttausenden zählt“ … „Wenn das Weltsprache-Problem in Erwägung gezogen wird, dann hat Volapük den ersten Anspruch auf Berücksichtigung und darf nicht kurzweg verworfen werden.“ Ferner sagt er: „Unter den gegenwärtigen Verhältnissen scheint es mir eine nutzlose Verschwendung von Zeit und Gedankenarbeit zu [106] sein, wenn man auf Vorschläge eingeht, wie sie von der Amerikanischen Gesellschaft gemacht wurden“, und er schließt mit den begeisterten Worten: „Deshalb hat Volapük den ersten Anspruch auf unsere Beachtung und all’ diejenigen, welche die Verwirklichung des „Phantoms einer Weltsprache“ anstreben, das seit den Tagen des Thurmes von Babel so viele Geister beschäftigt hat, sie alle, denke ich, sollen mit einstimmen in den Ruf so vieler Tausende: Lifomös volapük: Volapük lebe hoch!“ Dieses Zeugnis eines gereiften und in der Gelehrtenwelt gefeierten Philologen ist der größte Triumph, den Volapük bis jetzt errungen und stellt die seichten Urteile oberflächlicher Kritiker tief in Schatten.
1. | Banburg. „The Banburg Volapük Club“. Gründung: 1888, Febr. Vorstand: Heinrich M. Hain in Bloxham bei Banburg. Zahl der Mitlgieder: 35. Erster englischer Weltspracheverein. |
2. | Brixton, gegr. 1888, Febr. Vorstand: Dr. Bollinger. Zahl der Mitglieder: 20. |
3. | Hull. „Volapükaklub Hullik“ (Hull Volapük Society). Gründung: 1888, Okt. 1. Vorstand: R. H. B. Nicholson, Präsident der „Philosophical and Literary Society.“ Zweiter Vorstand: J. C. Thompson. Vorstands-Mitgieder: C. F. Amos, Dr. Krause. Zusammenkunft: Donnerstags im „Royal Institution“. |
4. | St. Aubin (Insel Jersey). Vorstand: Professor L. Espiradoux. Zahl der Mitglieder: 17. |
Die Weltsprache hat auch in diesem Lande viele und hervorragende Anhänger und es existieren bereits mehrere Vereine, welche sich in letzter Zeit vermehrten. In Dänemark erschien bisher ein Volapükblatt, welches infolge Wegzugs des Redakteurs eingegangen. An seiner Stelle erscheinen nun 2 Volapükjournale, beide in Kopenhagen, nämlich das „Volapükabled Däna“, redigiert [107] von Ernst Enna und Wilhelm Hansen. Dieses Blatt erscheint monatlich und nennt sich das Zentralorgan für die skandinavischen Weltspracheklubs. Die erste Nummer bringt das Bild des ersten chinesischen Volapükisten Yeh Yülin. Uebrigens macht der Inhalt den Eindruck von Frühreife. Das zweite Blatt heißt „Timapenäd volapükik plo Dän e Novegän“, Redakteur ist J. Bayer. Dieses Blatt tritt gleich in seiner ersten Nummer mit Verbesserungsvorschlägen auf, eine in unserer Zeit sehr zur Mode gekommene Renommisterei mancher Volapükisten. In Kopenhagen fand vom 26. bis 29. Juli v. J. ein großer Kongreß von dänischen Volapükisten statt, welcher auch von vielen ausländischen Volapükisten besucht war. Daselbst war auch ein Bauer erschienen, der Volapük selbst erlernt hatte. Derselbe konnte sich mit allen Anwesenden in Volapük unterhalten. Ein Berichterstatter sagt, dieser Kongreß habe bewiesen, daß Volapük auch zur mündlichen Verständigung vollkommen geeignet sei. Bemerkenswert ist auch, was Herr Pastor und Taubstummenlehrer Hansen betonte, daß ein Taubstummer Volapük in dem fünften Teil der Zeit erlerne, die er für das Dänische brauche.
1. | Aalborg (Jütland). Vorstand (?). |
2. | Brarup, gegründet: 1889, Jan. Vorstand: O. P. Fr. Gr. Madsen. Zahl der Mitglieder: 20. |
3. | Klippinge (Insel Falster), gegr. 1889, Jan. Vorstand: Madsen. |
4. | Kopenhagen. Vorstand: J. Bayer. Zahl der Mitglieder: 160. Lehrkkurse 4 (unentgeltlich). |
5. | Randers (Jütland), gegr. 1888, Aug. Vorstand: Dr. Julius Neergaard, Arzt. |
6. | Rödby (Insel Falster), gegr. 1888, Jan. Vorstand: Karl Fr. Möller, Apotheker. |
7. | Terndrup, gegr. 1888, Nov. Vorstand: J. Svanholm Nielsen in Svanfolk bei Bolium. |
8. | Thoreby (Insel Laaland), gegr. 1889, Jan. Vorstand: Frau Anna Petersen. |
[108] 9. | Vaalse (Insel Falster), gegr. 1889, Jan. Vorstand: Rasmus Hansen. Zahl der Mitglieder: 44 (11 Damen). |
Auf der skandinavischen Halbinsel hat sich Volapük ebenfalls schon an vielen Orten eingebürgert. Ein Zentralverein besteht in Stockholm. Unterricht wird in Stockholm, Gefle, Venersborg, Upsala, Göteborg, Trondhjem u. a. O. erteilt. Hervorragende Volapükisten sind: J. J. Runström und G. Säterstrand in Stockholm, letzterer Herausgeber der Volapükzeitung „Volapükisten“, G. Liedbeck in Finspong, Herausgeber einer Grammatik und eines Wörterbuchs, Gustav Henriclundquist in Venersborg, J. Nielson in Gefle, H. C. Rönne in Trondhjem u. s. w. Die Sprache hat im ganzen Lande schon Verbreitung gefunden. Herr Runström schrieb in einem Briefe: „Volapük existiert überall. Ferne vom Festland, im baltischen Meere, ist Landsort, wo sich ein hoher Leuchtturm befindet, um den Schiffen, welche nach dem östlichen Schweden fahren, den Weg zu zeigen. Der Wächter dieses Leuchtturmes, Herr C. A. Holm, schreibt: Ich bin hier der einzige Volapükist! Volapük findet in Schweden aber auch schon praktische Verwertung. Johann Högborg, Redakteur der in Lindesberg (Schw.) erscheinenden Zeitschrift „Templaren“, schreibt: „Die internationale Verbindung „Templarorden“, welche in Helsingborg am 27. Juni 1888 gegründet wurde, hat beschlossen, Volapük als offizielle Amtssprache einzuführen. Die Mitteilungen des Vereins, seine Beschlüsse etc. sollen künftighin in Volapük zum Drucke befördert werden.
(Anmerk. Der Templarorden ist eine Lebensversicherungs- und Temperenzgesellschaft, welche in den vereinigten Staaten von Skandinavien im Jahre 1883 gegründet wurde. Die Gesellschaft hat sich rasch über Schweden, Norwegen und Dänemark verbreitet und zählt an 10’000 Mitglieder.)
1. | Christiania, Vorstand (?). |
[109] 2. | Finspong, gegr. 1887, Aug. Vorstand: G. Liedbeck. |
3. | Gefle. Vorstand: Frederik Ahlgren. Gefle hat ungefähr vierzig Volapükisten (auch Damen). |
4. | Göteborg. „Klub volapüka de Göteborg“ Gründung: 1888, Mai 20. Erster Vorstand: Oskar Burg. Zweiter Vorstand: J. Svenson. Sekretär: Erik Sjöblom. |
5. | Jönköping, gegr. 1887, Juli. Vorstand: E. E. Mobeck. |
6. | Nordmaling. Vorstand (?) |
7. | Örebro. Vorstand (?). |
8. | Östra (?). |
9. | Sallerupp. Vorstand (?). |
10. | Skara, gegr. 1888, März. Vorstand: Karl Otto Svanbom stud. |
11. | Solleftea. Vorstand (?) |
12. | Stockholm. a. „Volapükaklub valemik Sveda.“ Gründung: 1887, Okt. Vorstand: John Runström. Mitglieder: G. Hogner, G. Liedbeck, K. G. Gustafson, J. Ljungling, K. G. Säterstrand. b. „Volapükaklub Kaenelas.“ Gründung: 1888, März. Vorstand: Gustafson, Ingenieur. Mitglieder: 77 Schüler der technischen Hochschule. |
13. | Trondhjem. „Volapükaklub balid novegik.“ Gründung: 1888, Jan. 15. Vorstand: Harald C. Rönne. Zahl der Mitglieder: 30. Lokal: „Britannia-Café“. |
14. | Upsala. „Upsala Volapük-Förening“. Gründung: 1888, März 24. Vorstand: Iwan Damm. Mitglieder: 25 Studenten der dortigen Universität. Gegründet wurde dieser Verein von O. Ufzelius, gest. 1888, Juli 18. |
15. | Ystad. Vorstand (?). |
Dieses Land besitzt zwar noch wenig Volapükvereine, obgleich sich Volapük dort bedeutender Sympathien zu erfreuen hat. Es zählt angesehene und energische Männer zu seinen Vertretern und hat in letzter Zeit eine große Anzahl von Anhängern bekommen. Auch wird es von gelehrten Kreisen anerkannt, welche sich vorher abneigend verhalten, [110] aber infolge des Londoner Berichts eines andern belehrt wurden. Große Verdienste um Volapük haben Herr Rosenberger, Ingenieur in St. Petersburg und Herr Professor Harrisson daselbst, und die Herren Staatsrat Biek und Hofrat Arnold in Moskau. Vorträge über Volapük wurden viele gehalten, auch Unterrichtsstunden erteilt. Der Verbreitung des Volapük in Rußland stand anfangs die Polizei hindernd im Wege. Der beträchtliche Zufluß von Volapükbüchern und -Zeitungen hatte nämlich die Aufmerksamkeit derselben erweckt, und die Furcht, sie könnten zur Propaganda revolutionärer Ideen dienen, hatte ihrer Einfuhr Hindernisse in Rußland verschafft. Deßhalb bestand anfangs die lästige Vorschrift, daß man, um Zeitungen zu abonnieren, eine Bittschrift einreichen mußte, welche 1 Rubel und 60 Kopeken kostete. Die Zahl der Bittsteller wuchs indes so sehr an, daß es unmöglich wurde, so vielen die Erlaubnis zu geben. Nun machte Herr Rosenberger eine größere Eingabe an die Censurbehörde, worin er die Ziele und Verbreitung von Volapük und den Inhalt der Blätter erklärte und sich erbot, jedesmal den Inhalt zu erklären. Das Petersburger Komite der ausländischen Censur (das Hauptcensurkomite Rußlands) beehrte Rosenberger als Privatperson nicht damit, sondern beauftragte einen eigenen Censor, Volapük zu lernen. Dieser, Herr Sankóv, Kandidat der Philologie, erlernte die Sprache sehr schnell und erwarb sich von Schleyer das Diplom als Weltsprachelehrer, und mußte fortan alle Drucksachen lesen. Jetzt brauchte man keine Bittschrift mehr zu machen. Trotzdem kam es aber noch immer vor, daß Drucksachen mit dem Stempel „Refusé“ zurückgeschickt wurden, und die Plackereien schienen von neuem zu beginnen. Erst im März dieses Jahres konnte Herr Rosenberger schreiben:
„Nach langem Kampfe ist Volapük in der günstigsten Weise von der rusischen Censur befreit worden. Die Volapükblätter können nun unter Kreuzband nach allen Orten Rußlands verschickt werden.“
Herr Rosenberger ist der erste, welcher Volapük in Petersburg bekannt gemacht hat, er arbeitete zuerst mit dem kürzlich verstorbenen I. Cholin. Rosenberger hat schon mehrere Kurse gegeben, ebenso Herr Harrison. Russische Grammatiken sind schon mehrere erschienen, die erste von I. Cholin, auch von E. Biek in Moskau und von [111] Svejnikof. Prof. Dr. Arthur v. Oettingen in Dorpat hat ein beträchtliches Stück von Homer’s Odyssee in Volapük übersetzt. Die ersten 2 Verse lauten:
Mùsof mani nemolös: etävòm mödikò, mödiküno,
Eipölivegom pos distuk Tròya kasèda.
Man vergleiche damit den griechischen Text:
Andra moj ennepe musa polytropon, hos mala polla
Planchthe epèj Troyès hieròn ptoliethron epèrsen.
Nichtkenner des Griechischen könnte man glauben machen, der griechische Text sei Volapük und umgekehrt, und ein verbissener Antivolapükist würde gewiß weidlich auf den Originaltext schimpfen und die Volapükübersetzung nicht genug loben können. Außer in Petersburg und Moskau ist Volapük noch in mehreren Teilen des Landes bekannt bis am Schwarzen Meere (in Odessa…) und auf der Halbinsel Krim (Feodosia) und am Kaukasus. Eine Liste von russischen Volapükisten wurde schon vor 2 Jahren herausgegeben mit 186 Adressen, eine zweite ist, wie ich erfahren, erst kürzlich erschienen. Auch 3 weibliche Volapükisten haben sich um Volapük in St. Petersburg verdient gemacht, die Volapüklehrerinnen Frl. H. Enderneitt, Hersch und Frau Maria Karowin, allen Volapükisten wohl bekannt durch ihren klaren Volapükstyl.
1. | Kuopio (Finnland). Vorstand (?). |
2. | Moskau, gegr. 1887, März. Vorstand: Eugen Bieck, Staatsrat. Adresse: Gesellschaft der Volapükisten in Moskau, Constantinovsky Mejevoy institut. |
3. | Raumo (Finnland), gegr. 1887, Dezemb. Vorstand: Augustinus Lauren. |
In der Türkei und in den Staaten der Balkanhalbinsel bestehen zwar noch keine Weltsprachevereine, gleichwohl hat Volapük auch dort eifrige und angesehene Anhänger. In Rumänien finden [112] wir die Herren Licherdopol, Handelsschuldirektor in Bukarest, und Direktor Lukaszewski in Jassy als eifrige Vorkämpfer für Volapük. Ersterer hat einen Volapükkursus an der Handelsschule in Bukarest mit 80 Schülern abgehalten. Volapükgrammatiken haben die Herren Licherdopol in Bukarest und Sigmund Blanc in Jassy herausgegeben. In Konstantinopel ist Herr Dompierre für die Verbreitung von Volapük thätig und in Salonichi ist eine Volapükschule errichtet worden. Ein anderer Volapükort ist Wijèrnoje (russ. Türkei).
Der erste Vorkämpfer für Volapük ist dort der Herr k. k. österr. Postdirektor J. Bernhaupt in Beirut, welcher durch Zeitungsartikel und Broschüren immer thätig ist, auch ein Uebungsbuch in fünf Sprachen herausgegeben hat. In Jafa lehrt Herr Weinzweig Volapük und in Kaifa Herr Lange, Prof. an der protestantischen Schule, auch bei den Missionären am Berge Karmel ist Volapük zu Hause. Auch in Jerusalem wird Volapük gelehrt durch Herrn P. Hermann.
Hier hat, wie wir schon angeführt, die Weltsprache bei den Chinesen und Japanern bereits Eingang gefunden. Der Hauptort, wo Volapük Anhänger hat, ist Amoy, wo der Chinese Yeh Yülin ein chinesisches Weltspracheblatt herausgiebt unter dem Titel „Van kuo t’ung hua tzu tien“, während Herr von Aalst den „The Volapük Herald“ redigiert. Herr Professor P. Poletti hat das Verdienst, Volapük in China eingeführt zu haben. Weiter Orte sind: Shanghai und Peking, wo Herr Dr. Edkins ein eifriger Verbreiter der neuen Sprache ist. Ueber die Art der Verbreitung lesen wir in der österreichischen „Volapükagased“ Folgendes: „Wir haben diese Bücher (Grammatik und Wörterbuch, eine Sammlung von Erzählungen mit kurzer Grammatik) in ganz Ostindien zu [113] verbreiten gesucht; von Bombay bis Jokohama, von Wladiwoslok bis Manila, indem wir Exemplare an englische Zeitungen, welche in diesem Teile der Erdkugel erscheinen, verschenkten. Als Mitglieder der afrikanischen Gesellschaft von Shanghai und der literarischen Gesellschaft von Peking haben wir uns bemüht, diese wissenschaftlichen Gesellschaften für die Fortschritte in Volapük zu interessieren. Unsere Freunde, Dr. Edkins, einer der berühmtesten Philologen von Peking, schenkte unsere Grammatik dem Vorsitzenden der literarischen Gesellschaft, dem Herrn Gesandten des Kaiserreichs Japan… Wir haben auch heimliche Unterstützung von einigen einflußreichen Personen in China. Wir wissen übrigens, daß wir einen Weltsprachelehrer in Tientsin haben, den Herrn v. Möllendorf, einen talentvollen Mann und ausgezeichneten Phonetiker, daß Dr. van der Heyden in Jokohama ist, welcher eine japanische Grammatik in Arbeit hat (ist bereits erschienen), daß wir einen anderen Lehrer in Amoy haben, den Herrn Poletti, welcher ein volapükisch-chinesiches Wörterbuch herausgiebt unter dem Titel „Van-kuo-t’ung-hua-tze-tien“ oder Wörterbuch der von 10,000 Völkern verstandenen Sprache, d. h. allgemeinen Sprache. Amoy, eine Stadt mit 300,000 Einwohnern, hat nur 200 Europäer, welche mit uns auf einer schönen Insel vis-à-vis der Stadt Amoy wohnen, und größtenteils Engländer sind. Was uns anbetrifft, so beobachten wir das System Schleyer’s, weil wir glauben, daß ohne Einheit unter den Volapükisten und Gehorsam gegen den einzigen Vorstand (cifal) das Gelingen einer Allsprache unmöglich ist.“ Man sieht, die Chinesen sind in manchen Punkten vielen Europäern voran. Mögen die Bemühungen dieser mutigen Verbreiter der Weltsprache immer mehr von Erfolg gekrönt sein.
Auch in Japan erscheint ein Weltspracheblatt „Yomi Uri Jimbun“, redigiert von Dr. van der Heyden.
1. | Shanghai (Provinz Kiangszu). Vorstand: Möllendorf. |
In diesem Erdteile ist Volapük ebenfalls zu Hause und die Nachrichten lauten günstig. In Alexandrien, wo auch Arabern [114] Volapükunterricht erteilt wird, war Hr. Pater Ladislaus Schneider als eifriger Verbreiter und Lehrer der Weltsprache thätig; nachdem derselbe das letzte Jahr nach Schlesien heimgekehrt, ist an seine Stelle jetzt der ägyptische Postbemate Jean Schwind getreten. In Alexandrien findet Volapük viele Anhänger und es wird dort bald ein Volapükklub gebildet werden. In Kafze-el-Zaiat ist Herr R. P. Fr. Bernardino Fraga für Volapiu thätig. Ferner finden wir Volapük in Kairo und Damiette vertreten. Weiter Volapükorte im Norden von Afrika sind Tunis, Algier, Saint-Pierre und Tlemcen.
An der Südspitze von Afrika, am Kap der guten Hoffnung begegnen wir wiederum Volapük. Herr Reno, Eisenbahnbeamter, veranstaltete Vorträge über Volapük am Kap der guten Hoffnung, ebenso in Salt River. Infolge davon fanden sich viele Anhänger der neuen Sprache, welche sie studieren und verbreiten, auch ist die Gründung eines Klubs in Capstadt (Cape Town) beschlossen worden. Die Lokalblätter in diesem Lande bringen lauter günstige Nachrichten über Volapük.
Hier ist Volapük stark in Verbreitung begriffen. Wir finden Volapük in allen Theilen Nordamerikas vertreten, von Neu Schottland und Kanada bis nach Salzstadt bei den Mormonen, wo ein Volapükklub besteht, und von San Franzisko bis nach New-Orleans und New-York. Die bekanntesten Volapükisten sind in New-York: Charles E. Sprague, C. Strauß, S. Hübsch; in New-Orleans: Dr. J. H. Deiler, Universitätsprofessor; in San Franzisko: J. A. Rudy; in der Militärakademie Croton in Croton am Hudson, New-York: Oberst Roberts; im Fort Walla-Walla: M. Wood; in Milwaukee: K. Linderfeldt etc. In New-York giebt Herr Sprague ein Volapükblatt heraus, „Volaspodel“; in Boston erscheint ebenfalls eine monatliche Volapükzeitung „Volapük“, herausgegeben von C. Beale. Volapükgrammatiken [115] haben herausgegeben Sprague, Linderfeldt, Hübsch und Deiler, Herr Stabsarzt Wood in Walla-Walla hat ein Volapük-englisches Wörterbuch verfaßt. Volapük verdankt seine Verbreitung in Amerika neben dem praktischen Sinn der Amerikaner vielfach der Presse, welche unerschrocken für dasselbe eintritt. Die gelesensten Journale, wie „Times“ Demokrat in New-Orleans und „The Voice“, die größte Temperenzzeitung der Welt mit 150,000 Abonnenten halten ihre Spalten für Volapük offen. „The phonographic Magazins“ in Cincinnati bringt die Grammatik von Volapük und Uebungsstücke, und viele große Geschäftszeitungen bringen ständige Abschnitte aus der Volapük-Grammatik.
Besonders kräftige Pflege findet Volapük in New-Orleans Dank der Bemühungen des Herrn J. Hanno Deiler, Professor an der „Tulane University of Louisiana New-Orleans“. Als dieser eifrige Kämpfer den ersten Vortrag über Volapük hielt, waren sehr viele Zuhörer anwesend und die ganze Stadt war für Volapük begeistert. Hauptsächlich waren die Damen begeistert, und 10 davon stenographierten den Vortrag des Professors. Er gründete sodann einen Verein unter der Aufsicht (auspici) des akademischen Körpers der Universität. Aus den Staaten Texas, Louisiana, Mississippi erhält Deiler täglich Briefe, in welchen über Volapük Aufschluß verlangt wird. Sogar der Herr Jansen, Erzbischof in New-Orleans (früher Bischof in Natchez) pflegt und fördert eifrig Volapük. Auch der bekannte Jesuit P. Miles hat Volapük studiert und ist in den Klub von Orleans eingetreten. Zu Herrn Deiler kam auch ein Schwarzer, um mit ihm über Volapük zu sprechen, von dem er aus den Zeitungen Erfahrung bekommen. Weil er die Universität nicht besuchen darf und den Volapükklub wegen seiner Hautfarbe, will er mit einigen Freunden einen „schwarzen“ Klub gründen.
In den Städten längs des Mississipi, in Natchez, Dicksburg, Memphis, Cairo, St. Louis etc. sind Volapükklubs in Gründung begriffen. Volapükunterricht wird allenthalben erteilt.
So wurde aus Chicago gemeldet, daß 5000 Menschen dort Volapük studieren. Lehrer sind die Professoren Henry Kohn und C. Montonnier, welche in der „Summer School of Languages“ Volapük lehren. In Akron (Ohio) unterrichtete Professor Kolbe [116] 70 Schüler am „Buchtel-College“ in Volapük. Im Institut Hasbrouck, Jersey City zu New-York hat Herr Professor E. F. Bacon einen starkbesuchten Volapükkursus in obligater Weise geleitet. Weitere Kurse wurden in dieser Stadt in „Dr. Sauveur’s College of Languages“ durch die Herren Professor Bacon und Oberst Sprague, im „College of the City of New-York“ durch Herrn Prof. Hübsch an 50 Zöglinge abgehalten. Die „Military Academie“ in Croton-on-Hudson ist die erste amerikanische Schule, welche Volapük als regelmäßigen Unterrichtsgegenstand im Porgramm führt. Vorgetragen wird Volapük von Col. Roberts, dem Direktor der Anstalt. Ferner wird Volapükunterricht erteilt namentlich in New-Orleans durch Herrn Deiler, ebenso in Walla-Walla, Milwaukee, Alma, Montreal, San Francisco, Philadelphia, Plainfield u. a. Orten. In Boston ist Herr Charles C. Beale ein sehr eifriger Verbreiter von Volapük. In Cincinnati arbeitet Herr W. M. Ampt an der Gründung einer nationalen Verbindung, um die Bewegung der Propaganda für Volapük auf dem Continent zu leiten. Herr Manoritta, Pfarrer der aus 15,000 Personen bestehenden italienischen Colonie ist mit Erfolg bemüht, Volapük in seiner Gemeinde heimisch zu machen. In Virginia hat Dr. Schele de Vere, Professor an dieser Universität einen gelehrten und interessanten Artikel über Volapük in dem Blatte „Moderne Language Notes“ veröffentlicht, ein anderer erschien in der Zeitung „Forum“ von Professor F. A. March, einer Autorität der comperativen Philologie.
Die 12. Sektion des Vereins vom roten Kreuz, enthaltend die Vereinigten Staaten und das englische Nord-Amerika hat Volapük als Amtssprache für den Verkehr mit Ausländern angenommen. (Bekanntlich hat ein schwedischer Verein das gleiche gethan). Im „Nasbrouck institute“ zu Jersey City spielten die Schüler voriges Jahr ein Theaterstückchen von Herrn Bacon, Sprachlehrer, volapükisch.
Auch in Mexiko hat Volapük schon Verbreitung gefunden. Herr Dr. Jesus Diaz de Leon in Aguascalientes hat in seiner Stadt den ersten mexikanischen Volapükklub gebildet. Derselbe will auch ein Volapükblatt herausgeben, er ist Redakteur des Blattes „El Instructor“, welches in jeder Nummer Abschnitte aus der Volapükgrammatik bringt und so seine Landsleute Volapük lehrt.
Hier ist Volapük zumeist in den Westindischen Inseln vertreten, namentlich in San Juan auf der Insel Puerto Rico, wo Herr Dr. Hermann Rodeck, Herausgeber einer Volapükzeitung: Timapenäd volapükik, für Volapük thätig ist. Dann findet man Volapük in St. Domingo auf der Insel Haiti, ferner auf den Inseln Cuba, Guadeloppe, Martinique in der Stadt St. Pierre.
Auch in Süd-Amerika finden wir Volapük schon ziemlich verbreitet. In Vina del Mar, Chile, hat Herr Professor Rudolfo Frank, Direktor des Colejio Aleman für seine Schüler einen Volapükkurs eröffnet. In dem in Iquique (Chile) erscheinenden Journal „El veintiuno de mayo“ erschienen Volapüknotizen, unter anderem ein Bericht über einen Vortrag über Volapük von Herrn Nosek in Wien, ins Italienische übersetzt von tenente Luigi Pellerano. In Brasilien ist der Leiter der Volapükbewegung Herr Ludovico Freiherr von Lasperg, ein überaus eifriger und tüchtiger Volapükist. Derselbe hat in seiner Stadt Joinville einen Weltspracheverein gegründet und bereitet für das Frühjahr eine Ausstellung von Volapükliteratur vor, ein sehr beliebtes und wirksames Mittel, um die Verbreitung von Volapük ad oculos zu demonstrieren. Ein anderer Verein besteht in Curityba.
Weitere Volapükorte in Brasilien sind Rio Janeiro und Sâo Paulo. In der Hauptstadt der argentinischen Republik, in Buenos Ayres besteht bekanntlich schon längere Zeit ein Volapük-Klub. Auch in Montevideo (Uruguay) ist Volapük vertreten.
1. | Alma (Michigan). Vorstand: O. J. Stillwell, Superintendent der „Union Schools“, Herausgeber der ersten Volapükgrammatik, welche in Amerika erschienen. Zahl der Mitglieder: 45. Erster Verein, der in Amerika gegründet worden. |
2. | Aguascalientes (Mexiko), gegr. 1888, Aug. Vorstand: Dr. Jesus Dias de Leon. |
[118] 3. | Bay City (Michigan), gegr. 1887, Dezbr. Vorstand: J. G. Trost, Not. publ. Zahl der Mitglieder: 28. |
4. | Belleville (Illinois), gegr. 1887, Febr. 12. Vorstand: Franz Reime. |
5. | Buenos-Ayres (Argentinien, Süd-Amerika), gegr. 1887, Nov. Vorstand (?). |
6. | Buffalo. Vorstand (?). |
7. | Chicago. Vorstand: Moutonnier. |
8. | Cleveland. „Erster Cleveländer Volapükklub.“ |
9. | Curityba (Brasilien). Vorstand (?). |
10. | Joinville (Brasilien), gegr. 1887, Dezbr. Vorstand: Ludovico Freiherr v. Lasperg. |
11. | Milwaukee (Wisconsin), gegr. 1887, Okt. Vorstand: Charles Mayer. |
12. | Mount-Vernon (N. Y.), gegr. 1888 infolge eines Vortrages über Volapük durch Herrn Launce Poyntz im „Damen-Lyzeum“. Der größte Teil der Mitglieder sind Zöglinge dieser Anstalt. |
13. | New-Orleans (Louisiana). „The New-Orleans Volapükaklub.“ Gründung: 1888. Cifef. President: Professor J. Hanno Deiler, of Tulane University. Vice-President: Prof. Geo. E. Fellows, of the Central High School. Kassier: Dr. Jos. Albrecht, of the U. S. Mint. Sekretäre: Dr. L. Mitchell, Secretary of chamber of Commerce, and Editor of the „Journal of Commerce“ u. Rev. Max Heller, Rabbi of Temple Sinai. Adresse: New-Orleans Volapüka Klub, Care Tulane University, New-Orleans. Zahl der Mitglieder: 140. |
14. | New-York. Vorstand: Charles E. Sprague, Oberst a. D. |
15. | Plainfield b. Jersey City, gegr. 1888. Vorstand: (?). |
16. | San Francisco (Kalifornien), gegr. 1888. Vorstand: A. L. Bancroft, 132. Postr. Zahl der Mitglieder: 50. |
17. | San-José (Costa Rica), gegr. 1887, März. Vorstand: Juan F. Ferraz, Direktor dell’ Instituto Universit. |
18. | South-Rawdon (Neu-Schottland). Vorstand: G. Creed. |
19. | Vina del Mar (Chile). Vorstand: (?). |
[119] 20. | Walla-Walla, Fort (Wash. Terr.), gegr. 1888, Juni. Vorstand: Dr. M. W. Wood, Stabsarzt. Zahl der Mitglieder: 37. |
Auch in diesem Erdteile hat Volapük bereits Eingang gefunden. In der Hauptstadt Melbourne besteht ein Weltspracheverein. Die Vorkämpfer für Volapük in diesem Lande sind die Herren W. Archer, P. Behrendt, Bewill, Dr. Max und Dr. Müller, welche durch Vorträge und Unterrichtskurse Volapük verbreiten und fördern. Die Blätter in Melbourne und Sydney beschäftigen sich viel mit Volapük und seinen Fortschritten. Auch in letzterer Stadt wurden schon Vorträge über Volapük gehalten von Professor Bewill und Dr. Max, Professor der Universität dort. Das Interesse welches diese Vorträge zu erregen wußten, lassen die Gründung eines Volapükklubs erwarten. Eben diese Herren haben auch unentgeltliche Unterrichtskurse für Volapük veranstaltet.
1. | Melbourne, gegr. 1888, Juli. Vorstand: W. Archer, Sekretär: A. Evans George, Lehrer: Behrendt. Zahl der Mitglieder: 71. Adresse: Volapükaklub 135, Collins Street Wech., Melbourne. |
Kadem volapüka.
Dieselbe wurde beschlossen und gegründet von dem 2. Volapükisten-Kongreß im Aug. 1887 in München. Vorstand derselben ist der Erfinder, als cifal, Direktor ist Dr. Aug. Kerckhoffs in Paris. Die Akademiker (kademals), wurden zumteil von dieser Versammlung gewählt, zumteil nachher vom Vorstand und Direktor vorgeschlagen und anerkannt. In jüngster Zeit haben der Herr Erfinder sowohl, als Vorstand, als auch der Direktor jeder für sich Personen als kademals vorgeschlagen, von denen die einen angenommen, die andern abgelehnt haben, was zu Verwirrung führt und möglicher Weise tiefgreifende Mißstände herbeiführen dürfte. Ich bezeichne deßhalb hier nur diejenigen Herren Akademiker, welcher in legaler Weise ursprünglich gewählt worden (von welchen aber drei schon gestorben sind). Vorstand: Schleyer. Direktor: Kerckhoffs. Amerika: Sprague. Belgien: Heyligers. Dänemark: Aaen (fortgezogen). Deutschland: Colling, Herold, Fieweger, Kniele, Schnepper. England: Dornbusch (†), Holden. Frankreich: Allaire (†), Guigues, Kerckhoffs. Holland: Winkler. Italien: Actis, Feretti. Oesterreich-Ungarn: Banfi, Obhlidal, Rylski. Portugal: da Silva Teixeira. Rumänien: Licherdopol. Rußland: Harrison. Schweden: Runström. Spanien: Iparraguierre (†), Zubiria. Syrien: Bernhaupt.
Diese sind eine sehr wertvolle Einrichtung für die Weltsprache. Dieselben haben die Aufgabe, über alles auf Volapük Bezügliche unentgeltliche Auskunft zu ertheilen, als: Literatur, Vereine, Verbreitung, Personen; zudem können fremde Volapükisten hoffen, in den betreffenden Städten thunlichst mit Rat und That auch in Privatangelegenheiten unterstützt zu werden. Außerdem besorgen diese Bureaux die Korrespondenz [121] ins Ausland in Volapük und die Uebersetzungen von auswärts. Solche Bureau’s sind bis jetzt in folgenden Städten:
1. | Antwerpen, Groote Markt. |
2. | Hamburg, Rathhausstr. 5. |
3. | Haarlem, Groote Houtstraat 27. |
4. | Madrid, Victoria 3. |
5. | München, Rindermarkt, Gasthaus „Drei Rosen.“ |
6. | Nürnberg, Plobenhofstr. 6. |
7. | Paris, 174, Boulevard Saint-Germain. Sekretär: Guigues. |
8. | Stuttgart, Seestr. 58. Sekretär: Weitmann. |
9. | Torino, Via Arcivescado 1. |
10. | Wien, I. Kohlmarkt 7. |
Das Weltsprache-Zentralbureau ist in Konstanz, Raueneggasse 5.
Die Schleyer’sche Literatur ist bereits angegeben worden (s. A. Weltsprachegesellschaft). Die Volapük-Grammatik ist in nahezu allen Kultursprachen übersetzt, es existieren französische, englische, spanische, portugiesische, italienische, holländische, belgische, dänische, schwedische, russische, böhmische, ungarische, czechische, kroatische, griechische, arabische, chinesische, japanesische etc. Volapükgrammatiken, das Wörterbuch ist in das Französische, Englische, Spanische, Italienische etc. und neuerdings selbst in’s Japanische übersetzt. Sodann existieren bereits viele Uebungs- und Unterhaltungsbücher, sogar ein Liederbuch (Ruffert), Erzählungen, Theaterstücke etc. Herr Dr. S. Lederer in Wien läßt eine Sammlung „Volapükabuks“ (Volapük-Uebersetzungen aus allen Literaturen herausgegeben bei Ed. H. Mayer in Leipzig) erscheinen. Der erste der bis jetzt erschienenen Bände enthält Andersens „Bilderbuch ohne Bilder“ (aus dem Dänischen), der zweite Band: Brüder Grimm „Märchen des deutschen Volkes“ (aus dem Deutschen), der dritte Band: Sinkiwiecz „Komödie der Irrungen.“ – „Wer ist Schuld?“ (aus dem Polnischen übersetzt von Prof. v. Rylski). Letzteres Buch ist aus dem Volapük ins Italienische, Norwegische, Deutsche für große Zeitungen übertragen worden. Uebersetzungen aus dem Volapük ins Ungarische, Schwedische, Englische, Französische, Russische etc. sind in Vorbereitung. Bei solchen [122] Uebersetzungen zeigt es sich, daß Volapük berufen ist, der vergleichenden Literatur gute Dienste zu thun. So erschien z. B. in „Rund um die Welt“ die Veröffentlichung eines norwegischen Märchens „der Prediger und der Sakristan“ von Friedrich Storm. Dieses Märchen ist im Deutschen in etwas anderer Form bekannt (das bekannte Gedicht „Es war mal ein Kaiser“ von Bürger). Herr Prof. Dr. Pozder in Budapest zeigt nun, daß sich das Märchen auch in Ungarn findet, und es ist interessant, im Detail die Aehnlichkeit und Verschiedenheit zwischen dem deutschen, norwegischen und ungarischen Märchen zu beobachten.
Zur praktischen Verwertung des Volapük für Kaufleute ist im Verlag von A. Schoy in Ueberlingen (Baden) „Deutschweltsprachliche Handelskorrespondenz v. R. Kniele“ erschienen, welches Werk auch bereits ins Italienische und Englische übertragen ist.
Ein besonderes Aufsehen dürfte erregen, „Eine Orientreise“ von weil. Kronprinzen Rudolf von Oesterreich, mit dessen Erlaubnis ins Volapük übersetzt von Dr. Lederer. Das Werk ist unlängst erschienen.
Wir sehen also, daß die Volapükliteratur, welche zum zehnjährigen Jubiläum der Weltsprache durch die Uebersetzung einer italienischen Posse „Roland vutafilik“ von Reymon de Neufeld in Triest um eine liebliche Zugabe vermehrt worden, und durch vorliegendes Büchlein eine weitere Zulage erhalten wird, schon eine recht reichhaltige ist. Herr Prof. Kerckhoffs schätzt sämmtliche Volapükwerke auf 355, die aber immer wieder vermehrt werden.
Volapük-Zeitungen existiren 23, nämlich:
1. | Volapükabled zenodik. Konstanz. Redakteur: Schleyer. |
2. | Le Volapük. Paris. Redakteur: Kerckhoffs. |
3. | Ateneo Volapük. Guadalajara. Redakteur: Dr. D. Benito Angel Ramón. |
4. | Volapük. Milano. Redakteur: Cassio Attilio. |
5. | Volapükabled tälik. Torino. Redakteur: Amoretti. |
6. | Volabled. Napoli. Redakteur: Foulques. |
7. | Cogabled. München. Redakteur: Schnepper. |
8. | Volapükan nolik e nepaletik. München. Redakteur: Weiß. |
9. | Volapükagased. Wien. Redakteur: Obhlidal. |
10. | Rund um die Welt. Berlin. Redakteur: Lederer. |
11. | Volapükaflen jveizik. St. Gallen. Redakteur: Rietmann-Schmied. |
[123] 12. | Nogan volapükik plo Beljän e Nedän. Antwerpen. Redakteur: Heyligers. |
13. | Spodel volapükik. Hamburg. Redakteur: Böger. |
14. | Volapükaklubs. Breslau. Redakteur: Fieweger. |
15. | Volapükabled Däna. Kopenhagen. Redakteur: Enna-Hansen. |
16. | Timapenäd volapükik. Kopenhagen. Redakteur: Bayer. |
17. | Volapükisten. Stockholm. Redakteur: Sätersstrand. |
18. | Nunel valemik. London. Redakteur: Krause. |
19. | Volaspodel. New-York. Redakteur: Sprague. |
20. | Volapük. Boston. Redakteur: Beale. |
21. | Van kuo t’ung kuo tzu tien. Amoy. Redakteur: Poletti. |
22. | The Volapük Herald, Amoy. Redakteur: van Aalst. |
23. | Yomi Uri Jimbun. Yokahama. Redakteur: von der Heyden. |
Mit der Veröffentlichung der Geschichte über die Entstehung und Entwickelung der Weltsprache in den ersten zehn Jahren ihres Bestehens und die Zusammenstellung der Daten über den heutigen Stand des Volapük und der mir bekannten Weltsprachevereine wollte ich einen Versuch machen, ein übersichtliches Bild über die Weltsprache in ihrer äußeren Gestalt und deren große Verbreitung zu geben, da bis jetzt blos vereinzelte und meist unzuverlässige und mangelhafte Schilderungen in einzelnen Blättern oder Schriften, aber kein Gesammtbild veröffentlicht worden. Freilich bin ich mir gar wohl bewußt, daß auch diese Schrift durchaus keinen Anspruch auf Vollständigkeit machen kann, im Gegentheil wird manches Unrichtige und Mangelhafte miteingefloßen sein. Deßwegen möge man aber nicht mir allein die Schuld zuschieben, sondern den Umstand berücksichtigen, daß nirgends eine genaue und sichere Statistik besteht und ich blos auf die Berichte in den verschiedenen Zeitschriften angewiesen war. Ich habe als Quellen folgende Volapük-Zeitungen benützt: Rund um die Welt, Volapükabled zenodik, Volapükagased, Volapükabled tälik, Le Volapük, Cogabled, Volapükan, Nunel valemik. Einige Notizen verdanke ich der Gefälligkeit einiger Volapükfreunde, denen ich hiermit meinen Dank ausspreche. Zeigt nun diese Schrift nach einer Seite hin Mangelhaftigkeit, so erhebt sie anderseits Anspruch auf Zuverlässigkeit und relative Vollständigkeit insofern, als ich von Anfang an die Bewegung selbst mitgemacht habe neben und zumteil mit dem Herrn Erfinder, und mir Erfahrungen und Material zu Gebote stehen, die ein anderer wohl nicht oder nicht so vollständig haben kann.
Wer also in meinen statistischen Angaben Lücken oder Mangelhaftigkeit findet, möge bedenken, daß diese Schrift nur ein Versuch sein soll, und ich damit den Anstoß gegeben haben möchte für eine künftige vollständige und zuverlässige Statistik. Damit aber dieses ermöglicht werde, bitte ich meine Arbeit nicht blos zu kritisieren und zu tadeln, sondern mich freundschaftlich, ehrlich und liebevoll zu unterstützen. Ich [125] ersuche deßhalb alle Vorstände um genaue Angabe der Verhältnisse ihrer Vereine, sowie alle Freunde um Mittheilungen, welche für die Sache zweckdienlich sind, auch möchte ich alle Herausgeber von Volapükwerken ersucht haben, mir mitzuteilen, was sie herausgegeben und wann, resp. mir von ihren Werken ein Probeexemplar zu übersenden, soweit dies nicht schon von vielen geschehen ist, eventuell bin ich gerne zum Austausch von meinen Druckwerken bereit.
Möge der Herr Erfinder, dem ich diese Arbeit dediziert, sie als eine Erinnerung an die guten und bösen Stunden, welche sein Geisteskind Volapük ihm schon gebracht, hinnehmen und zugleich als einen schwachen Beweis meiner Anhänglichkeit, Dankbarkeit und unbeweglichen Freundschaft ansehen. Mögen die Erfolge des ersten Jahrzehnts im zweiten Jahrzehnt verdoppelt werden.
- ↑ Uebrigens sprach Herr Schleyer noch im Jahre 1882 mir gegenüber, nachdem er eingesehen, daß er seine „Sionsharfe“ neben Volapük nicht länger fortführen könne, seinen Zweifel aus, ob er sich der Weltsprache oder der Poesie ganz widmen solle. Ich riet natürlich zur Weltsprache.