Jüdische Altertümer/Buch XV

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[289]
Fünfzehntes Buch.

Dieses Buch umfasst einen Zeitraum von 18 Jahren.

Inhalt.

1. Wie Antonius, nachdem Jerusalem von Sosius und Herodes erobert worden war, den Antigonus zu Antiochia mit dem Beile hinrichten liess, und wie Herodes fünfundvierzig von dessen Freunden, vornehme Jerusalemer, umbringen liess und der Stadt eine Steuer auferlegte.

2. Wie Hyrkanus, der frühere König und Hohepriester der Juden, von dem Partherkönige Arsakes freigelassen wurde und zu Herodes zurückkehrte.

3. Wie Herodes den Aristobulus, den Bruder seiner Gattin Mariamne, zum Hohepriester ernannte und ihn bald darauf ermorden liess.

4. Wie Kleopatra, die nach der Herrschaft über die Juden und Araber lüstern war, einen Teil des Gebietes derselben von Antonius erhielt.

5. Ankunft der Kleopatra in Judaea.

6. Wie Herodes um dieselbe Zeit, da Antonius vom Caesar bei Actium besiegt wurde, den Aretas mit Krieg überzog.

7. Von dem Erdbeben, welches in Judaea stattfand und Menschen wie Tieren den Untergang bereitete.

8. Des Herodes Rede an die Juden, welche durch die Unglücksfälle und Drangsale entmutigt waren.

9. Wie Herodes, als er zu Octavius reisen musste, den Hyrkanus töten liess, und wie er vom Caesar in der Königswürde bestätigt wurde und diesen nach Aegypten geleitete.

10. Wie Herodes, als er nach Alexandria gekommen war, vom Caesar, den er glänzend empfangen hatte, hoch geehrt wurde.

11. Wie Herodes nach seiner Rückkehr aus Aegypten durch Verleumdungen veranlasst wurde, seine Gattin Mariamne hinrichten zu lassen.

[290] 12. Von der Hungersnot, welche Judaea und Syrien heimsuchte, und wie Herodes für Land und Leute sorgte.

13. Von der Erbauung griechischer Städte, und wie der König Herodes sie prächtig ausstattete.

14. Wie Herodes den alten Tempel der Juden, nachdem er sechshundert Jahre gestanden hatte, abbrechen liess und an seiner Stelle einen anderen, doppelt so grossen erbaute.

Erstes Kapitel.
Von Pollio und Sameas. Herodes lässt die besten Freunde des Antigonus umbringen und erpresst Geld von der Stadt. Antonius lässt den Antigonus mit dem Beile hinrichten.

(1.) 1 Wie Sosius und Herodes Jerusalem einnahmen und den Antigonus zum Gefangenen machten, habe ich im vorhergehenden Buche berichtet. Nunmehr will ich auch die näheren Umstände dieser Ereignisse mitteilen. 2 Nachdem Herodes die Herrschaft über ganz Judaea erlangt hatte, erhob er alle Bürger, die auf seiner Seite standen, zu hohen Ehren, während er diejenigen, welche der Partei seiner Gegner angehörten, tagtäglich quälte und züchtigte. 3 In besonderen Ehren aber standen bei ihm der Pharisäer Pollio und dessen Schüler Sameas, weil sie bei der Belagerung von Jerusalem ihren Mitbürgern den Rat erteilt hatten, den Herodes in die Stadt einzulassen. 4 Auch hatte ebenderselbe Sameas, als Herodes einst, eines todeswürdigen Verbrechens angeklagt, vor Gericht stand, dem Hyrkanus und den Richtern vorwurfsweise vorhergesagt, dass Herodes, dem sie das Leben geschenkt, sie später alle dafür bestrafen würde, eine Verkündigung, die durch Gottes Fügung im Verlaufe der Zeit auch in Erfüllung gegangen ist.

(2.) 5 Nach der Einnahme Jerusalems raffte Herodes alle königlichen Kleinodien zusammen, plünderte dazu auch noch die Reichen aus und gewann auf diese Weise eine grosse Menge Silber und Gold, welches er dem [291] Antonius und dessen Freunden schenkte. 6 Ferner liess er fünfundvierzig der vornehmsten Anhänger des Antigonus umbringen, wobei er an den Stadtthoren Wachtposten aufstellte, damit nichts mit den Getöteten hinausgeschafft würde. Darauf wurden die Leichen genau untersucht und alles, was sich an Silber, Gold oder sonstigen Kostbarkeiten bei ihnen vorfand, dem Könige überbracht. 7 Der Plackereien war überhaupt kein Ende, teils wegen der Habgier des Herrschers, der Geld nötig hatte, teils auch, weil das Land in diesem Jahre unbebaut liegen bleiben musste, da letzteres ein Sabbatjahr war, in welchem es uns nicht gestattet ist, das Land zu bestellen. 8 Antonius hatte nun eigentlich beschlossen, den gefangenen Antigonus bis zum Triumph gefesselt am Leben zu halten. Als er aber vernahm, dass das Volk auf Empörung sinne und aus Hass gegen Herodes zu Antigonus halte, beschloss er, diesen zu Antiochia mit dem Beile hinrichten zu lassen, da er die Juden durch kein anderes Mittel zu beruhigen vermochte. 9 Das bezeugt auch der Kappadocier Strabo mit folgenden Worten: „Antonius liess den Juden Antigonus nach Antiochia schaffen und ihn hier mit dem Beile hinrichten, und er war der erste unter den Römern, der einen König mit dem Beile vom Leben zum Tode bringen liess. Er glaubte eben auf keine andere Weise die Juden dahin bringen zu können, dass sie den Herodes an Antigonus’ Stelle als König anerkännten, weil sie nicht einmal durch die Folter dazu gezwungen werden konnten, ihn König zu nennen; 10 so gross war die Meinung, die sie von ihrem früheren Könige hatten. Deshalb meinte er, durch eine schmachvolle Hinrichtung das Andenken an Antigonus schwächen und den Hass der Juden gegen Herodes dämpfen zu können.“ So weit Strabo.

[292]
Zweites Kapitel.
Wie Hyrkanus von den Parthern freigelassen wurde und zu Herodes zurückkehrte. Alexandras Bemühungen zugunsten ihres Sohnes.

(1.) 11 Sobald der Hohepriester Hyrkanus, der bei den Parthern in Gefangenschaft lebte, vernommen hatte, dass Herodes zur Regierung gelangt sei, begab er sich zu ihm, nachdem er auf folgende Weise aus seiner Gefangenschaft befreit worden war. 12 Als Barzapharnes und Pakorus, die Heerführer der Parther, den Hyrkanus, der erst Hohepriester und dann König geworden war, sowie Phasaël, den Bruder des Herodes, gefangen genommen hatten, führten sie dieselben nach Parthien weg. 13 Phasaël, der es nicht ertragen konnte, sein Leben schmachvoll in Fesseln zubringen zu müssen, und einen heldenmütigen Tod einem solchen Leben vorzog, tötete sich selbst, wie oben erwähnt.

(2.) 14 Als nun Hyrkanus in das Land der Parther geführt worden war, behandelte ihn der Partherkönig Phraates, der von seiner vornehmen Abstammung gehört hatte, mit grosser Milde: er liess ihm die Fesseln abnehmen und gestattete ihm, in Babylon zu wohnen, wo eine Menge Juden lebten. 15 Diese ehrten den Hyrkanus als ihren Hohepriester und König, wie das auch alle bis zum Euphrat hin wohnenden Juden thaten, und Hyrkanus freute sich darüber sehr. 16 Da er nun von der Thronbesteigung des Herodes Kunde erhalten hatte, erfüllte ihn neue Hoffnung, einmal, weil er schon von Anfang an gegen Herodes sich freundlich erzeigt hatte, dann aber auch, weil er glaubte, derselbe sei der Wohlthat noch eingedenk, die er ihm mit der Errettung aus Lebensgefahr erwiesen hatte, als Herodes vor Gericht stand und eines todeswürdigen Verbrechens angeklagt war. Hierüber sprach er auch oft mit den Juden, die ihn besuchten. 17 Diese aber hielten ihn zurück und rieten ihm, bei ihnen zu bleiben, indem sie ihm vorstellten, [293] wie hochgeehrt er bei ihnen sei und wie ihm keine Auszeichnung versagt werde, die seiner königlichen und hohepriesterlichen Würde zukomme. Was aber noch weit mehr ins Gewicht falle, sei der Umstand, dass er zu Jerusalem dieser Ehrenbezeugungen sich wohl nicht erfreuen würde, da er auf Antigonus’ Befehl verstümmelt worden sei. Auch pflegten die Könige nicht immer der im Privatleben empfangenen Wohlthaten zu gedenken, da das Glück ihre Gesinnung nicht selten verändere.

(3.) 18 Aber obwohl sie ihm so zusetzten und zwar in seinem eigenen Interesse, verlangte Hyrkanus doch sehr, von ihnen wegzuziehen, besonders da Herodes ihm schrieb, er solle den Phraates und die dort wohnenden Juden bitten, ihm nicht zu missgönnen, dass er des Herodes Herrschaft teile. Jetzt sei die beste Zeit, ihm den Dank für die Lebensrettung abzutragen, wie auch für Hyrkanus die beste Gelegenheit, denselben in Empfang zu nehmen. 19 Zugleich schickte Herodes den Saramallas mit vielen Geschenken zu Phraates und liess diesen freundlich ersuchen, ihm doch nicht im Wege zu sein, da er einem so verdienten Manne seine Dankesschuld abtragen wolle. 20 Doch war das durchaus nicht der wahre Grund, weshalb Herodes diese Bitte stellte. Vielmehr fürchtete er, da er ohne sein eigenes Verdienst auf den Thron gelangt war, es möchten Unruhen entstehen, und suchte deshalb den Hyrkanus in seine Gewalt zu bekommen oder ihn auch gänzlich aus dem Wege zu räumen, wie er dies später wirklich that.

(4.) 21 Hyrkanus wurde also, da er voll froher Zuversicht war, vom Partherkönige entlassen und kam, von den Juden reichlich mit Geld versehen, in Jerusalem an. Herodes empfing ihn höchst ehrenvoll, räumte ihm in den Versammlungen und bei Gastmahlen den ersten Platz ein, nannte ihn seinen Vater und täuschte ihn dadurch so, dass kein Verdacht auf ihn selbst fiel, als ob er sich hinterlistig benehme. 22 Herodes that auch noch vieles andere, um seinen Thron zu stützen, erregte aber dadurch in seinem Hause arge Unruhen. So berief er, um [294] zu verhüten, dass ein Vornehmer die Hohepriesterwürde erlange, von Babylon einen gewissen Priester Ananel und ernannte ihn zum Hohepriester.

(5.) 23 Diese Schmach aber konnte Alexandra, die Tochter des Hyrkanus und Gattin von Aristobulus’ Sohn Alexander, die dem letzteren zwei Kinder geboren hatte, nämlich einen hervorragend schönen Sohn mit Namen Aristobulus und eine gleichfalls sehr schöne Tochter Mariamne, die mit Herodes vermählt war, nicht ertragen. 24 Vielmehr geriet sie in gewaltige Erregung und Erbitterung über die Schande, dass, während ihr Sohn noch am Leben war, einem Eindringling die Hohepriesterwürde zu teil werden sollte. Sie schrieb daher an Kleopatra einen Brief, den sie ihr durch einen Harfenspieler überbringen liess, und bat sie, sich bei Antonius dafür zu verwenden, dass ihrem Sohne die Hohepriesterwürde zuerkannt werde.

(6.) 25 Während nun Antonius mit der Erfüllung der Bitte zögerte, kam sein Freund Dellius wegen irgend eines Geschäftes nach Judaea. Als dieser den Aristobulus erblickte, erstaunte er über die Schönheit und den schlanken Wuchs des Jünglings, wie auch nicht minder über die Anmut der Mariamne, und er konnte sich nicht enthalten, der Alexandra zu schmeicheln, wie schöne Kinder sie habe. 26 Diese liess sich darauf in ein Gespräch mit ihm ein, in dessen Verlauf er ihr den Vorschlag machte, die beiden malen zu lassen und die Bilder dem Antonius zu übersenden, der ihr gewiss nichts mehr versagen würde, wenn er dieselben zu Gesicht bekäme. 27 Alexandra ging denn auch darauf ein und schickte dem Antonius die Bilder. Dellius fügte noch einige Übertreibungen hinzu und schrieb seinem Freunde, die Kinder schienen ihm nicht von Menschen, sondern von einem Gott abzustammen. Damit beabsichtigte er aber, des Antonius sinnliche Lust zu reizen. 28 Dieser scheute sich nun zwar, die Mariamne zu sich kommen zu lassen, weil sie an Herodes vermählt war und er auch die Eifersucht der Kleopatra nicht wecken wollte. Doch schrieb er, [295] man möge ihm den Jüngling schicken, und zwar, um den Schein des Anstandes zu wahren, mit dem Zusatze: wenn es nicht allzu viele Mühe verursache. 29 Als Herodes hiervon Kenntnis erhielt, erachtete er es für gefährlich, den Aristobulus, einen so schönen und im blühenden Alter von sechzehn Jahren stehenden Jüngling, der noch dazu von so vornehmer Herkunft war, zu Antonius zu schicken, einem Manne, der damals der mächtigste aller Römer war und von dem man sich versehen konnte, dass er auch imstande sei, den Jüngling seiner Wollust zu opfern; denn er that, was ihm beliebte. 30 Herodes schrieb deshalb zurück, wenn der Jüngling auch nur einen Fuss aus dem Lande setze, werde Krieg und Aufruhr entfesselt werden, da die Juden stets auf eine Gelegenheit zu Unruhen und Umwälzungen lauerten.

(7.) 31 Als er sich so dem Antonius gegenüber entschuldigt hatte, beschloss er, den Jüngling und Alexandra nicht ohne Ehrung zu lassen. Denn abgesehen davon, dass seine Gattin Mariamne ihn mit anhaltenden Bitten bestürmte, er möge doch ihrem Bruder die hohepriesterliche Würde verschaffen, hielt er es auch für in seinem Interesse liegend, dass Aristobulus sich nicht mehr entfernen dürfe, wenn er zu dieser Würde gelangt sei. Er berief daher seine Freunde zusammen und beklagte sich sehr über Alexandra, 32 indem er ihnen vorstellte, diese trachte nach der Herrschaft und suche es durch Kleopatra dahin zu bringen, dass er selbst vom Throne gestossen und der Jüngling von Antonius zum Könige ernannt werde. 33 Darin aber handle sie sehr unbillig, da sie nicht bloss ihre Tochter der ehrenvollen Stellung, die sie besitze, beraube, sondern auch das Reich, welches er mit so vieler Mühe und unter nicht unbedeutenden Gefahren sich erworben, in Unruhen stürze. 34 Obgleich er aber des Unrechtes, das er von jener Seite erfahren, wohl eingedenk sei, wolle er doch nicht aufhören, Billigkeit walten zu lassen, und jetzt dem Sohne der Alexandra die hohepriesterliche Würde verleihen, die er [296] früher dem Ananel übertragen habe, weil Aristobulus noch ein Kind gewesen sei. 35 Da nun der König dies nicht aufs geratewohl, sondern mit schlauer Überlegung sagte, um die anwesenden Frauen und Freunde zu bethören, erwiderte Alexandra, die sowohl von der Freude über die unerwartete Ehrung, als von der Furcht, Verdacht zu erregen, heftig bewegt war, unter Thränen folgendes: 36 Sie habe sich allerdings die grösste Mühe gegeben, dem Aristobulus zur Hohepriesterwürde zu verhelfen, da sie es für eine Schmach halte, dass er dieselbe nicht besitze; aber an die Königswürde habe sie nicht im entferntesten gedacht. Sie würde dieselbe nicht einmal annehmen, wenn man sie ihr anböte, da sie schon genug Ehre darin finde, dass Herodes herrsche. Auch werde dadurch hinreichend die Sicherheit ihrer Familie gewährleistet, da er von Natur mehr als andere befähigt sei, zu regieren. 37 Jetzt aber habe er sie durch die ihrem Sohn erwiesene Ehre zum Danke verpflichtet, und sie werde ihm künftig in allem gehorsam sein. Zugleich bitte sie ihn um Verzeihung, wenn sie vielleicht wegen ihrer verwandtschaftlichen Beziehungen zu ihm und aus allzu grossem Selbstvertrauen in Erregung geraten sei und unbesonnen gehandelt habe. 38 Nachdem sie diese Reden gewechselt, gaben sie sich zum Zeichen der Aussöhnung die Hand, und es schien nun jeder Argwohn beseitigt zu sein.

Drittes Kapitel.
Wie Herodes den Aristobulus umbringen liess und deshalb von Antonius zur Verantwortung gezogen wurde. Von Joseph und Mariamne.

(1.) 39 Bald darauf entsetzte Herodes den Ananel der hohepriesterlichen Würde. Dieser war, wie bereits oben erwähnt, kein Einheimischer, sondern gehörte seiner Herkunft nach zu den Juden, welche jenseits des Euphrat [297] wohnten. Einst waren ja viele Tausende unseres Volkes nach Babylon weggeführt worden, 40 und von diesen stammte, und zwar aus hohepriesterlichem Geschlecht, Ananel ab, den Herodes sich schon längst durch Freundschaft verpflichtet hatte. Als nun Herodes zur Regierung gelangt war, hatte er ihm die Ehrenstelle verliehen, die er ihm jetzt in ungesetzmässiger Weise um der Beilegung eines Familienstreites willen wieder aberkannte. Denn wer einmal diese Würde erlangt hatte, konnte derselben nicht wieder verlustig erklärt werden. 41 Antiochus Epiphanes war der erste, der dieses Gesetz verletzte, da er dem Jesus die Würde nahm und sie auf dessen Bruder Onias übertrug. Der zweite war Aristobulus, der seinen Bruder Hyrkanus aus dem Amt entfernte, und als dritter folgte nun Herodes, der das Hohepriestertum dem Jünglinge Aristobulus verlieh.

(2.) 42 Auf diese Weise glaubte nun Herodes den Familienzwist aus der Welt geschafft zu haben. Doch liess er nach erfolgter Aussöhnung mit Alexandra nicht, wie es billig gewesen wäre, seinen Argwohn gegen sie fahren, sondern hielt sich wegen ihrer früheren Feindseligkeit auch jetzt noch für berechtigt, bei Gelegenheit einen von ihr angezettelten Aufruhr befürchten zu müssen. 43 Er befahl ihr daher, sich innerhalb der Königsburg zu halten, und gestattete ihr nicht, etwas nach ihrem Belieben zu thun. Ja, er liess sie so scharf bewachen, dass sie ausser den gewöhnlichen täglichen Verrichtungen nichts unternehmen konnte, wovon er nicht Kenntnis erlangt hätte. 44 Das alles rief allmählich bei Alexandra eine Erbitterung hervor, die bald zu förmlichem Hasse auswuchs. Denn aufgebläht durch weiblichen Stolz, konnte sie die über sie verhängte argwöhnische Bewachung nicht ertragen und wollte lieber alles Erdenkliche leiden, als, ihrer Freiheit beraubt, unter dem Schein der Ehre in Knechtschaft und Furcht ihr Leben verbringen. 45 Sie schickte daher zu Kleopatra, klagte derselben ihre unerquickliche Lage und bat sie, ihr nach Kräften behilflich zu sein. Kleopatra riet ihr, sie solle [298] heimlich mit Aristobulus zu ihr nach Aegypten fliehen, was Alexandra denn auch, da ihr dieser Rat gefiel, folgendermassen ins Werk zu setzen beschloss. 46 Sie liess zwei Särge anfertigen und schloss sich und ihren Sohn in dieselben ein, nachdem sie ihren ins Einverständnis gezogenen Dienern befohlen hatte, sie während der Nacht hinauszutragen. Sie gedachte sich dann sogleich ans Meer zu begeben, wo ein Schiff bereit lag, das sie nach Aegypten bringen sollte. Ihr Diener Aesopus aber, der zufällig ihren Freund Sabbion traf, teilte diesem, weil er glaubte, er sei eingeweiht, den Plan mit. 47 Sabbion war dem Herodes verhasst, weil er im Verdacht stand, einer von denen zu sein, die dem Antipater Gift gereicht hatten, und da er hoffte, durch die Anzeige vom Vorhaben Alexandras bei Herodes wieder in Gunst zu kommen, verriet er dem Könige die beabsichtigte Flucht. Herodes aber liess die beiden bis zur wirklichen Ausführung des Planes in Ruhe, und erst als sie im Begriffe standen, zu fliehen, liess er sie festnehmen. 48 Obwohl er nun gern gegen Alexandra eingeschritten wäre, sah er ihr doch das Vergehen nach; denn er fürchtete, Kleopatra, die nicht gut auf ihn zu sprechen war, würde ihn auf eine Anklage von seiten Alexandras hin noch mehr hassen. Er stellte sich deshalb an, als ob er aus Grossmut und Milde Verzeihung gewährt habe. Doch nahm er sich vor, auf alle Fälle den Jüngling aus dem Wege zu räumen. 49 Damit jedoch seine Schuld weniger ans Licht käme, glaubte er diese That nicht sogleich nach dem Fluchtversuch ausführen zu dürfen.

(3.) 50 Unterdessen fiel das Laubhüttenfest ein, das bei uns mit grösster Feierlichkeit begangen wird. Herodes liess die Festtage noch vorbeigehen und gab sich während derselben mit dem Volke den Vergnügungen hin; doch ward bei dieser Gelegenheit sein Neid noch ganz besonders zur Ausführung des geplanten Verbrechens gedrängt. 51 Denn als der Jüngling Aristobulus, damals siebzehn Jahre alt, zum Altare getreten war, um nach der Vorschrift des Gesetzes zu opfern, und in seinem hohepriesterlichen [299] Gewande die religiösen Ceremonien getreu dem Ritus vollzog, auch in seiner hervorragenden Grösse und Schönheit wie in seiner edlen Gestalt seine vornehme Abkunft zeigte, 52 hatte die ganze Volksmenge ihr Wohlgefallen an ihm und rief sich die herrlichen Thaten seines Grossvaters Aristobulus ins Gedächtnis. Und überwältigt von ihren Gefühlen, jauchzte sie ihm freudig zu, brachte ihm Segenswünsche dar und liess überhaupt eine solche Begeisterung für ihn zu Tage treten, dass es rätlicher gewesen wäre, den Dank für die früher empfangenen Wohlthaten mit Rücksicht auf Herodes weniger laut auszudrücken. 53 Denn gerade infolge dieser Vorgänge beschloss Herodes, seinen Anschlag gegen den Jüngling bald ins Werk zu setzen. Als er daher nach dem Feste von Alexandra nach Jericho zum Mahle geladen war, suchte er durch Schmeicheleien den Jüngling an einen stillen Ort hinzulocken und stellte sich dann, als wollte er sich mit ihm in jugendlichem Spiel ergötzen. 54 Da es aber an dem Orte sehr heiss war, gingen sie, ermattet vom Spiel, beiseite und traten an die Fischteiche, die in beträchtlicher Grösse die Anlagen umschlossen und bei der Hitze angenehme Kühlung gewährten. 55 Zunächst nun sahen sie einigen ihrer Freunde zu, wie diese in dem Wasser schwammen, und als sich dann der Jüngling auf Zureden des Herodes gleichfalls unter sie mischte, tauchten ihn die Freunde des Herodes, welche dieser entsprechend beauftragt hatte – es dämmerte bereits – unter dem Schein des scherzhaften Spiels unter und liessen ihn nicht eher los, als bis sie ihn ertränkt hatten. 56 So kam Aristobulus im blühenden Alter von noch nicht achtzehn Jahren ums Leben, nachdem er nur ein Jahr lang die Hohepriesterwürde bekleidet hatte, die nun wieder auf Ananel überging.

(4.) 57 Als die Frauen von diesem Unfall Kunde erhielten, verwandelte sich ihre Freude in Trauer, und es entstand ein anhaltendes Wehklagen um den geliebten Toten. Auch die ganze Stadt ward, als die Nachricht sich verbreitete, von gewaltigem Schmerz ergriffen, und [300] jedes Haus beweinte das Unglück, als wäre es ihm selbst zugestossen. 58 Besonders aber empfand Alexandra den tiefsten Schmerz, der sich noch vermehrte, als sie erfuhr, wie der Vorfall sich ereignet hatte. Doch musste sie aus Furcht vor noch grösserem Übel alles geduldig über sich ergehen lassen. 59 Oft zwar geriet sie in Versuchung, sich das Leben zu nehmen; aber stets hielt sie davon der Gedanke zurück, sie könnte, wenn sie am Leben bliebe, noch etwas dazu beitragen, dass ihr hinterlistig ermordeter Sohn gerächt würde. Sie stellte sich daher, als wisse sie nichts davon, dass ihr Sohn vorsätzlich getötet worden war, 60 und glaubte so eher eine Gelegenheit zur Rache finden zu können, da sie bei diesem Benehmen am wenigsten Argwohn erregte. Herodes selbst aber suchte überall den Anschein zu erwecken, als ob er an dem Tode des Jünglings nicht die geringste Schuld trüge, indem er nicht nur an der Trauer Anteil nahm, sondern sogar Thränen vergoss, wie wenn ihm die Teilnahme wirklich von Herzen käme. Es wäre ja immerhin möglich gewesen, dass ihn beim Anblick des in blühender Jugendschönheit dahingemordeten Jünglings aufrichtiger Schmerz ergriffen hätte, wenn es nicht allzu klar gewesen wäre, dass er den Tod desselben im Interesse seiner eigenen Sicherheit für notwendig gehalten hätte. Offenbar wollte er also mit seinem Gebaren nur die Schuld von sich abwälzen. 61 Besonders aber überschritt er in der Pracht des Leichenbegängnisses alles Mass, indem er die Aufbahrung mit peinlichster Sorgfalt und unter Herbeischaffung einer grossen Menge von kostbaren Spezereien vollziehen, wie auch viele Kleinodien mit begraben liess. Dadurch gelang es ihm denn auch, wenigstens die Trauer und den Schmerz der übrigen Frauen zu mildern und ihnen einigen Trost zu gewähren.

(5.) 62 Alexandra jedoch vermochte er nicht zu besänftigen. Vielmehr wuchs deren Schmerz von Tag zu Tag im Andenken an ihr grosses Unglück, und allmählich steigerte sich ihre Erbitterung derart, dass sie der Kleopatra von [301] der Hinterlist des Herodes und der Ermordung ihres Sohnes brieflich Mitteilung machte. 63 Da diese aber schon längst den Wunsch hegte, den Bitten Alexandras zu willfahren und deren Schicksal aufrichtig bedauerte, machte sie die Angelegenheit zu der ihrigen und liess nicht ab, den Antonius zu bestürmen, dass er den Mord des Jünglings rächen möge. Es gezieme sich nicht, sagte sie, dass Herodes, der doch nur durch ihn in den Besitz seines Reiches, welches ihm eigentlich gar nicht zukomme, gelangt sei, solche Verbrechen gegen die wahren Könige begehe. 64 Dadurch liess sich Antonius denn auch bewegen, und als er nach Laodikea kam, lud er den Herodes zur Verantwortung vor, da er der hinterlistigen Ermordung des Aristobulus angeklagt sei. 65 Herodes, der infolge des Grolles der Kleopatra, die den Antonius beständig gegen ihn aufreizte, Gefahr für sich fürchtete, beschloss, da ihm nichts anderes zu thun übrig blieb, dem Befehle zu gehorchen. Er vertraute alsdann seinem Schwager Joseph die Verwaltung des Reiches an und befahl ihm insgeheim, er solle, sobald Antonius ihm selbst ein Leid zufüge, sogleich die Mariamne umbringen. 66 Denn er liebe sie so sehr, dass er es für schmachvoll halte, wenn ein anderer nach seinem Tode ihre Schönheit besitzen würde. 67 Auch deutete er im allgemeinen darauf hin, dass Antonius, der von Mariamnes Schönheit gehört, eine heftige Neigung zu ihr gefasst habe. Nach Erlass dieser Vorschriften reiste Herodes mit sehr zweifelhaften Erwartungen zu Antonius ab.

(6.) 68 Joseph aber, der während der Dauer der Stellvertretung mit Mariamne häufige Unterredungen pflog, teils weil die Erledigung der Geschäfte dies verlangte, teils um der Königin die gebührende Ehre zu erweisen, that bei diesen Gelegenheiten öfters des Herodes und seiner grossen Liebe zu ihr Erwähnung. 69 Als nun die Frauen und besonders Alexandra nach Weiberart seine Schmeicheleien belächelten, ging Joseph in seinem Bestreben, ihnen die liebevolle Gesinnung des Königs darzulegen, endlich so weit, dass er den ihm erteilten [302] heimlichen Auftrag verriet, um dadurch zu beweisen, dass Herodes ohne Mariamne nicht leben könne und auch im Tode nicht von ihr getrennt sein wolle. 70 Die Weiber aber schlossen aus diesen Worten Josephs, wie das auch leicht erklärlich war, nicht auf die heftige Liebe des Herodes, sondern einzig auf dessen grausame Gesinnung, infolge deren er selbst nach seinem Tode noch in tyrannischer Herzlosigkeit zu ihrem Verderben beitragen wolle, und schwebten also in bängster Sorge um das, was ihnen bevorstand.

(7.) 71 Unterdessen wurde von den Feinden des Herodes in der Stadt Jerusalem das Gerücht verbreitet, der König sei von Antonius gefoltert und mit dem Tode bestraft worden. Hierdurch ward der ganze Hof, besonders aber die Weiber, in die grösste Bestürzung versetzt. 72 Alexandra suchte nun den Joseph zu veranlassen, mit ihnen aus der Königsburg zu fliehen und sich unter den Schutz der römischen Legion zu stellen, welche damals nahe bei der Stadt unter dem Befehle des Julius lagerte. 73 Denn dort, sagte sie, würden sie, wenn im Palaste ein Aufruhr entstände, bei dem bekannten Wohlwollen der Römer am sichersten sein, und zugleich hege sie auch die Hoffnung, dass, wenn Antonius die Mariamne gesehen habe, sie durch ihn nicht nur die Herrschaft, sondern auch alles andere erlangen würden, was der Sprösslinge königlicher Ahnen würdig sei.

(8.) 74 Während sie nun hierüber noch im Gespräch begriffen waren, kam auf einmal ein Brief von Herodes an, der das gerade Gegenteil des Gerüchtes meldete. 75 Denn sobald Herodes zu Antonius gekommen war, hatte er ihn durch Geschenke, die er von Jerusalem mitgenommen, gnädig gestimmt und im Verlaufe der Unterredung seinen Zorn derart besänftigt, dass die Worte der Kleopatra gegenüber seiner milden Gesinnung ihre Kraft verloren. 76 Antonius sagte nämlich, es zieme sich nicht, dass ein König dafür zur Verantwortung gezogen werde, was er während seiner Regierung thue; er selbst möchte unter solchen Umständen nicht König [303] sein. Wer die Würde und Macht eines Königs besitze, müsse nach Recht und Billigkeit auch freien Gebrauch davon machen dürfen. Der Kleopatra aber gab er zu verstehen, es passe sich nicht, dass sie sich um die Angelegenheiten der Fürsten kümmere. 77 Von allen diesen Vorgängen schrieb Herodes, wie auch weiterhin von den Ehrenbezeugungen, die ihm Antonius tagtäglich in Audienzen und bei Tische erweise, und dass ihm das alles zu teil werde trotz der Feindseligkeit der Kleopatra, welche, nach seinem Reiche lüstern, auf alle mögliche Weise versuche, ihn aus dem Wege zu räumen. 78 Da nun Antonius ihm so wohlgeneigt sei, habe er auch für die Zukunft nichts Schlimmes zu befürchten, sondern werde bald zurückkehren und bei dem Wohlwollen des Antonius noch fester stehen. 79 Kleopatra aber habe weiter nichts mehr zu erwarten, da Antonius, um ihre Forderungen zu befriedigen, ihr Coelesyrien geschenkt und damit sowohl ihren Groll beschwichtigt als auch bewirkt habe, dass sie auf das Königreich Judaea keinen Anspruch mehr erhebe.

(9.) 80 Nach Bekanntwerden dieses Schreibens hatte selbstverständlich das Vorhaben, sich unter den Schutz der Römer zu begeben, keinen Zweck mehr. Doch blieb dasselbe dem Herodes nicht verborgen. Denn als der König, weil Antonius gegen die Parther aufgebrochen war, nach Judaea zurückkehrte, teilten ihm seine Schwester Salome und seine Mutter den Plan mit, 81 und Salome beschuldigte noch obendrein ihren Gatten Joseph des häufigen verbotenen Umganges mit Mariamne. Das that sie aber, weil sie gegen Mariamne einen alten Groll hegte, der darin seinen Grund hatte, dass diese bei Streitigkeiten, die zwischen ihnen vorfielen, ihr und ihren Geschwistern gewöhnlich ihre niedrige Herkunft zum Vorwurf machte. 82 Herodes, der Mariamne stets leidenschaftlich geliebt hatte, geriet über diese Mitteilungen in heftigen Zorn und vermochte seine Wut kaum zu bezwingen. Doch nahm er sich, um in seiner gewaltigen Erregung nichts zu begehen, was er später bereuen [304] müsse, zusammen und stellte Mariamne insgeheim wegen ihrer Zusammenkünfte mit Joseph zur Rede. 83 Da sie aber ihre Unschuld eidlich beteuerte und zu ihrer Rechtfertigung alles vorbrachte, was nur Schuldlose geltend machen können, überzeugte sie den König allmählich von der Grundlosigkeit der Anklage. Dieser liess nun von seinem Zorn ab und ging, durch die Liebe zu ihr besiegt, sogar so weit, dass er sich entschuldigte, weil er der Verleumdung so leichtsinnig Glauben geschenkt, ihr für ihr sittsames Verhalten seinen Dank abstattete 84 und ihr seine besonders herzliche Liebe zu erkennen gab. Und wie es meistens bei solchen Anlässen zu geschehen pflegt, brachen sie schliesslich beide in Schluchzen aus und umarmten sich innig. 85 Da aber der König sie wieder und wieder seiner grossen Liebe versicherte und ihre Gegenliebe zu entflammen suchte, erwiderte ihm Mariamne: „Das ist aber doch sicher kein Zeichen grosser Liebe, dass du den Befehl erteilt hast, mich trotz meiner Unschuld zu töten, sobald Antonius dir etwas zuleide thun würde.“ 86 Diese Worte schnitten dem Könige ins Herz; er liess sie aus seinen Armen, raufte sich das Haar und schrie laut auf, nun sei der klare Beweis geliefert, dass sie mit Joseph verbotenen Umgang gepflogen habe. 87 Denn dieser hätte ihr den geheimen Auftrag gewiss nicht verraten, wenn sie nicht so sehr miteinander vertraut gewesen wären. Beinahe hätte der König sogar seine Gattin umgebracht. Doch verhütete seine immer noch grosse Liebe zu ihr diesen Ausbruch seines Zornes, wiewohl er sich nur mühsam beherrschte. Den Joseph aber liess er ohne jedes Verhör hinrichten und Alexandra als die Urheberin alles Unheils ins Gefängnis werfen.

[305]
Viertes Kapitel.
Wie Kleopatra, nachdem Antonius ihr einen Teil von Judaea und Arabien geschenkt hatte, nach Judaea kam, und wie Herodes sie reich beschenkte und nach Aegypten geleitete.

(1.) 88 Unterdessen kam es in Syrien wieder zu Unruhen, da Kleopatra nicht aufhörte, den Antonius zum Kriege gegen ihre sämtlichen Nachbarn zu hetzen. Sie suchte ihn nämlich zu bereden, ihnen allen die Herrschaft zu nehmen und dieselbe ihr zu übertragen, und bei der grossen Liebe, die er zu ihr hegte, hatte sie grossen Einfluss auf ihn. 89 Habgierig von Natur, wie sie war, schreckte sie vor keiner noch so grossen Ungerechtigkeit zurück, wenn sie ihre Zwecke dadurch fördern konnte. So hatte sie ihren fünfzehn Jahre alten Bruder, von dem sie wusste, dass er ihr auf dem Throne folgen sollte, mit Gift aus dem Wege geräumt, und ihre Schwester Arsinoë, als diese sich zu Ephesus in den Dianatempel geflüchtet hatte, mit Hilfe des Antonius umbringen lassen. 90 Wo sie auch nur die leiseste Hoffnung hatte, zu Geld zu kommen, verschonte sie weder Tempel noch Gräber. Kein Ort war ihr so heilig, dass sie ihn nicht mit Gewalt seines Schmuckes beraubt hätte, und keiner so unheilig, dass sie sich gescheut hätte, ihn zu betreten, wenn sie nur hoffen konnte, ihre unersättliche Habgier daselbst zu befriedigen. 91 Kurz, es war dem üppigen und sinnlichen Weibe nichts genug, und es fehlte ihr alles, wenn sie auch nur etwas nicht besass, wonach sie verlangte. Deshalb lag sie beständig dem Antonius an, dass er anderen ihre Besitzungen nehmen und ihr schenken möge. Als sie nun in Syrien mit ihm zusammentraf, gedachte sie auch dieses Land in ihre Gewalt zu bringen. 92 In derselben Absicht liess sie Lysanias, den Sohn des Ptolemaeus, unter dem Vorwand ermorden, er wolle die Parther in Aufruhr bringen, und forderte von Antonius, er solle die Länder Arabien [306] und Judaea Ihren Königen nehmen und ihr dieselben geben. 93 Antonius war nun zwar so in den Netzen dieses Weibes verstrickt, dass er nicht nur mit ihr in vertrautestem Verkehr stand, sondern auch wie durch einen Zauberbann dazu verpflichtet schien, ihr in allen Stücken zu Willen zu sein. Dennoch hielt ihn die Scheu vor offenbaren Ungerechtigkeiten davon zurück, ihr in allem und jedem nachzugeben und dadurch allzu grossen Anstoss zu erregen. 94 Um ihr daher einerseits ihre Bitte nicht geradezu abzuschlagen, anderseits aber auch durch Eingehen auf alle ihre Forderungen nicht öffentlich als ungerecht zu erscheinen, nahm er jedem der beiden Könige einen Teil seines Landes ab und schenkte ihn der Kleopatra. 95 Auch gab er ihr die Städte, welche zwischen dem Flusse Eleutherus und Aegypten lagen, jedoch mit Ausnahme von Tyrus und Sidon, weil er wusste, dass dieselben von alters her frei gewesen waren, obgleich sie ihn sehr bestürmte, ihr auch diese zu schenken.

(2.) 96 Als Kleopatra das erlangt und den Antonius auf seinem Zuge gegen Armenien bis zum Euphrat begleitet hatte, kehrte sie um, reiste nach Apamea und Damaskus und begab sich von da nach Judaea. Hier traf Herodes mit ihr zusammen und pachtete ihr den ihr geschenkten Teil von Arabien sowie die Einkünfte des Gebietes von Jericho ab. Die letztere Gegend nämlich bringt Balsam hervor, welcher der köstlichste im ganzen Lande ist und sonst nirgends erzeugt wird, sowie viele und schöne Palmbäume. 97 Da nun Kleopatra hier längeren Aufenthalt nahm und mit Herodes regen Verkehr unterhielt, versuchte sie, von Natur zu unkeuschen Vergnügungen geneigt, den König in verbotenen Umgang zu verstricken, sei es, dass sie wirklich in ihn verliebt war, sei es, dass sie, was wahrscheinlicher ist, im Sinne hatte, aus dem Ehebruch, zu dem sie ihn verleiten wollte, nur neuen Anlass zu Nachstellungen herzunehmen. 98 Kurz, sie stellte sich an, als ob sie in Liebe zu ihm vergehen müsse. Herodes aber, der ihr schon längst feindlich [307] gesinnt war und wusste, dass sie mit ihren Zudringlichkeiten niemand verschonte, glaubte, wenn sie aus zügelloser Lust zu den Anträgen sich hätte hinreissen lassen, sie mit Recht verabscheuen, wenn sie aber in hinterlistiger Absicht dieselben vorgebracht hätte, ihr zuvorkommen und sie dafür züchtigen zu müssen, und wies deshalb ihre Lockungen von sich. Dann überlegte er mit seinen Freunden, ob er sie nicht umbringen lassen solle, da er jetzt Gelegenheit dazu habe. 99 Dadurch werde er alle, denen sie bisher lästig gefallen sei und künftig noch lästig fallen könnte, von mancher Unannehmlichkeit befreien, und auch dem Antonius werde das von Nutzen sein, da sie auch diesem gegenüber sich nicht als treu bewähren würde, wenn er einmal in die Lage kommen sollte, sich auf sie verlassen zu müssen. 100 Doch seine Freunde hielten ihn von diesem Vorhaben zurück, indem sie ihm zunächst vorstellten, dass es ihm, da er wichtigere Dinge zu thun habe, nicht zieme, sich einer so offenbaren Gefahr auszusetzen. Darum baten und bestürmten sie ihn, er möge nicht unüberlegt handeln. 101 Denn sicher werde Antonius eine solche That nicht ungestraft hingehen lassen, wenn er auch vielleicht überzeugt sei, dass dieselbe ihm grossen Nutzen bringen könne. Vielmehr werde seine Liebe zu Kleopatra noch heftiger entfacht werden, wenn er daran denken müsse, dass sie mit Gewalt und Hinterlist ihm entrissen worden sei. Auch werde Herodes keine hinreichende Entschuldigung dafür beibringen können, dass er sich an einer Frau vergriffen habe, welche die angesehenste und mächtigste ihrer Zeit sei. Der Nutzen der That aber, wenn überhaupt von einem solchen die Rede sein könne, werde, da er mit solcher Tollkühnheit und im Widerspruch mit der Liebe des Antonius errungen werde, gar nichts zu bedeuten haben. 102 Daraus gehe klar hervor, dass Herodes sein Reich und sein Haus in grosses und unabsehbares Unglück stürzen würde. Anderseits stehe ihm aber auch nichts im Wege, die Sünde, zu der sie ihn verlocken wolle, zu vermeiden und dadurch seinem [308] Nutzen sowohl als auch der Schicklichkeit zu dienen. 103 Durch diese abschreckenden Worte und die Schilderung der wahrscheinlichen Gefahr hielten sie ihn von seinem Vorhaben zurück. Alsdann beschwichtigte Herodes die Kleopatra durch Geschenke und begleitete sie nach Aegypten.

(3.) 104 Sowie nun Antonius Armenien unterjocht hatte, schickte er Artabazes, den Sohn des Tigranes, samt dessen Söhnen und Satrapen gefangen nach Aegypten und machte sie nebst allen königlichen Kostbarkeiten, die er erbeutet hatte, der Kleopatra zum Geschenk. 105 Der Herrschaft über Armenien aber bemächtigte sich Artaxias, der älteste Sohn des Artabazes, der damals durch Flucht entkommen war. Später jedoch vertrieben ihn Archelaus und der Caesar Nero, die sodann seinen jüngeren Bruder Tigranes auf den Thron setzten.

(4.) 106 Was übrigens die Zölle betrifft, die der Kleopatra samt den ihr abgetretenen Landesteilen von Antonius angewiesen worden waren, so bezahlte Herodes dieselben pünktlich, da er es nicht für klug hielt, der Aegyptierin Ursache zur Unzufriedenheit zu geben. 107 Der Araberkönig nun, von dem Herodes die Abgaben erhob, weil dieser für die pünktliche Entrichtung derselben sich verbürgt hatte, entrichtete zwar eine Zeitlang jährlich zweihundert Talente, wurde aber später säumig in der Bezahlung des Geldes, und wenn er auch einen Teil der Abgaben auf vieles Drängen hin zahlte, so that er das doch nicht, ohne zugleich noch Unterschlagungen zu begehen.

[309]
Fünftes Kapitel.
Wie Herodes gegen die Araber Krieg führte. Von dem grossen Erdbeben. Des Herodes Rede an seine Truppen.

(1.) 108 Da nun der Araber sich so unzuverlässig zeigte und zuletzt seiner Pflicht gar nicht mehr nachkam, wollte Herodes ihn mit Waffengewalt zwingen, wurde aber durch den inzwischen ausgebrochenen römischen Bürgerkrieg daran gehindert. 109 Um diese Zeit sah man nämlich der Schlacht bei Actium entgegen, welche in die hundertsiebenundachtzigste Olympiade fiel, und in der Caesar (Octavianus) mit Antonius um die Oberherrschaft kämpfen wollte. Herodes, der sich schon lange im Besitz eines vorzüglich bebauten Landes befand und sich grosse Reichtümer aus seinen Einkünften erworben hatte, sammelte ein Heer, rüstete es in jeder Beziehung vortrefflich aus und wollte damit dem Antonius zu Hilfe kommen. 110 Antonius aber erklärte ihm, dass er seiner Hilfe nicht bedürfe, und trug ihm auf, den Araberkönig zu bekriegen, von dessen Treulosigkeit er sowohl durch Herodes als auch durch Kleopatra in Kenntnis gesetzt worden war. Kleopatra nämlich wünschte sehr, dass die beiden miteinander in Krieg verwickelt würden, weil sie daraus Nutzen zu ziehen hoffte. 111[WS 1] Herodes kehrte also, nachdem er den Auftrag des Antonius erhalten hatte, wieder um und rüstete sich, in Arabien einzufallen. Mit Fussvolk und Reiterei rückte er alsdann aus, traf die Araber bei Diospolis und besiegte sie in einer blutigen Schlacht. 112 Bald aber brachten sie wieder ein zahlreiches Heer bei Kana, einem Orte in Coelesyrien, zusammen. Auf die Kunde hiervon führte Herodes den grössten Teil seiner Streitkräfte gegen die Araber, und sobald er sich Kana genähert hatte, beschloss er, ein Lager zu schlagen und dasselbe mit einem Walle zu befestigen, um zu gelegener Zeit eine Schlacht liefern zu können. 113 Als er aber die Anstalten hierzu traf, rief das ganze Heer laut [310] aus, es wolle sogleich ohne Verzug gegen die Araber geführt werden. Denn es war auf einmal von heftiger Kampfbegierde erfasst worden, weil es sich wohlgerüstet glaubte, und diejenigen Krieger, welche die frühere Schlacht mitgemacht hatten, waren erst recht auf den Zusammenstoss erpicht. 114 Weil nun das Heer eine so grosse Begeisterung und Kampfesfreudigkeit zeigte, beschloss der König, sich diesen, Eifer zu nutze zu machen, sprach daher zu seinen Kriegern, er wolle ihrer Tapferkeit nichts mehr in den Weg legen, und zog den Seinen in den Kampf voraus, während sie selbst ihm in gehöriger Ordnung folgten. 115 Da erfasste die Araber plötzlich ein gewaltiger Schrecken, sodass sie nur kurzen Widerstand leisteten und sich alsbald zur Flucht wandten. Ja, sie wären gänzlich aufgerieben worden, wenn ein gewisser Athenion nicht dem Herodes und den Juden einen schlechten Streich gespielt hätte. 116 Dieser Athenion führte im Namen der Kleopatra den Oberbefehl über das derselben gehörende arabische Gebiet, und da er sich mit Herodes schlecht vertrug, wollte er den Ausgang des Krieges nicht unvorbereitet abwarten, beschloss vielmehr, sich ruhig zu verhalten, wenn die Araber im Vorteil blieben, dagegen die Juden anzugreifen, falls die Araber, wie es wirklich eintraf, unterliegen würden. 117 Er brach also mit seinem Kriegsvolk auf die Juden, welche vom Kampfe ermattet waren und sich schon im Besitze des Sieges glaubten, unversehens ein und bereitete ihnen eine schwere Niederlage. Weil nämlich die Juden ihre Kräfte im Kampf gegen den offenen Feind erschöpft hatten und in der Ausnutzung ihres Sieges etwas zu lässig waren, wurden sie von den frischen Angreifern leicht zum Weichen gebracht und erlitten auf dem felsigen und für die Reiterei sehr ungünstigen Terrain, an welches ihre Gegner bereits gewöhnt waren, schwere Verluste. 118 Als nun die Araber die verzweifelte Lage ihrer Feinde gewahrten, bereiteten auch sie sich mit neuem Mute wieder zum Angriff vor, warfen die Juden völlig in die Flucht und richteten [311] ein gewaltiges Blutbad unter ihnen an. So kam der grösste Teil der Juden um, und nur wenige konnten sich ins Lager retten. 119 Herodes hatte zwar, als er die üble Lage der Seinen erkannte, in aller Schnelligkeit Hilfe herbeizuholen gesucht. Wie sehr er sich aber auch beeilte – die Hilfe kam doch zu spät, da das Lager der Juden schon von den Arabern genommen war. Die letzteren aber waren auf ihren so unverhofft errungenen Sieg und die völlige Aufreibung des feindlichen Heeres nicht wenig stolz. 120 Herodes verlegte sich sodann auf Raubzüge, schlug sein Lager in den Bergen auf und beunruhigte die Araber durch fortwährende Einfälle, hütete sich jedoch, sich auf einen offenen Kampf einzulassen. Auf diese Weise setzte er seinen Feinden arg zu und suchte die erlittene Niederlage nach Möglichkeit wieder gut zu machen.

(2.) 121 Unterdessen wurde um die Zeit der Schlacht bei Actium,[1] die im siebenten Regierungsjahre des Herodes zwischen Caesar und Antonius geschlagen wurde, Judaea von einem Erdbeben heimgesucht, wie man es noch nie erlebt hatte, sodass im ganzen Lande eine grosse Menge Vieh zu Grunde ging 122 und auch gegen zehntausend Menschen unter den Trümmern ihrer eingestürzten Häuser den Tod fanden, während das Heer, weil es unter freiem Himmel weilte, von dem Unglück nicht berührt wurde. 123 Als die Araber von diesem Missgeschick der Juden, welches ihnen von denen, die ihrem Hasse gegen die Juden schmeicheln wollten, noch dazu sehr übertrieben berichtet wurde, Kunde erhielten, wurden sie sehr übermütig, als wenn sie nach der Verwüstung des feindlichen Landes und dem Untergange so vieler Menschen nun keinen Widerstand mehr zu erwarten hätten. 124 Ja, sie ergriffen sogar die Gesandten der Juden, die nach dem Erdbeben zu ihnen gekommen waren, um Frieden mit ihnen zu schliessen, töteten sie und rückten mit grossem Ungestüm auf das jüdische Heer an. 125 Die [312] Juden aber hatten keine Lust, es mit ihnen aufzunehmen, da sie nach der schweren Drangsal, welche sie betroffen, schier in Verzweiflung geraten waren und sich für viel zu schwach hielten, um dem Feinde entgegentreten zu können, zumal sie bei ihren zerrütteten heimischen Verhältnissen auf keine Unterstützung rechnen konnten. 126 Bei dieser misslichen Lage redete der König den Heerführern zu und suchte ihren gesunkenen Mut aufzurichten, und nachdem er einige der Vornehmsten dahin gebracht, dass sie sich wieder ermannten, wandte er sich an das gesamte Kriegsvolk, das er bis jetzt, weil es von den Schicksalsschlägen zu sehr niedergebeugt war, nicht anzureden gewagt hatte, und hielt an dasselbe folgende ermunternde Ansprache:

(3.) 127 „Ich weiss wohl, ihr wackeren Leute, dass in der letzten Zeit sich manches ereignete, was uns schwer niedergedrückt hat, und vielleicht dürfte in einer so schlimmen Lage selbst der Tapferste den Mut verlieren. 128 Weil wir aber jetzt zum Kriege gedrängt werden, und nichts von dem, was uns getroffen hat, derart ist, dass es nicht durch eine ruhmvolle That wieder ausgeglichen werden könnte, will ich euch jetzt ermuntern und euch zeigen, wie ihr euren früheren Heldenmut wieder bewähren könnt. 129 Was zunächst den Krieg selbst anlangt, so will ich euch beweisen, wie gerechte Ursache wir haben, ihn zu führen, da wir durch die Ungerechtigkeit unserer Feinde dazu gezwungen werden. Denn das wird euch, wenn ihr es recht bedenkt, zähe Widerstandskraft einflössen. Dann will ich euch auch zeigen, dass alle Übel, die uns jetzt drücken, für nichts zu achten sind, und dass wir gegründete Hoffnung auf Sieg haben. 130 Ich beginne mit dem ersten Beweise und rufe euch selbst zu Zeugen der Wahrheit meiner Worte an. Ihr wisst doch gut, wie ungerecht die Araber gehandelt und wie treulos und gottlos sie sich nach Art der Barbaren benommen haben. Besonders haben sie durch ihre Habgier, durch ihren Neid und durch hinterlistige Angriffe uns sehr geschadet. 131 Doch wozu soll ich noch viele Worte [313] hierüber verlieren? Wer hat sie denn, als sie in Gefahr standen, ihre Freiheit zu verlieren und in die Knechtschaft der Kleopatra zu fallen, aus dieser Gefahr befreit? Nur meine guten Beziehungen zu Antonius waren die Ursache, dass ihnen damals nichts Schlimmeres widerfuhr, zumal Antonius nichts that, was uns hätte Argwohn einflössen können. 132 Als er dann der Kleopatra Teile unseres beiderseitigen Gebietes schenken wollte, habe ich auch in dieser Sache die ganze Sorge auf mich genommen, uns durch reiche Geschenke Frieden verschafft, die ersten zweihundert Talente selbst gezahlt und für weitere zweihundert Talente, die dem Lande auferlegt waren, die Bürgschaft übernommen. Und doch haben uns die Araber hierin ihr Wort nicht gehalten. 133 Ist es nun schon überhaupt an sich unbillig, dass die Juden von ihren Gütern irgend jemand Abgaben oder Steuern bezahlen, so ist es doch erst recht nicht in der Ordnung, dass wir das auch noch für diejenigen thun sollen, die uns ihre Rettung verdanken, zumal die Araber, welche eingestandenermassen uns zur Erkenntlichkeit verpflichtet sind, uns noch dazu beleidigt und betrogen haben, obwohl wir nicht ihre Feinde, sondern ihre Freunde waren. 134 Wenn aber das gegebene Wort selbst unter erbitterten Feinden Geltung hat, um wieviel mehr muss das unter Freunden der Fall sein! Freilich muss man Treue nicht bei denen suchen, die jedes Mittel für erlaubt halten, wodurch sie sich Gewinn verschaffen können. 135 Kann es euch daher noch im geringsten zweifelhaft sein, dass wir an solchen ungerechten Menschen Rache nehmen müssen, da Gott selbst uns geboten hat, die Ungerechtigkeit zu verabscheuen, und da wir nicht nur einen gerechten, sondern auch einen notwendigen Krieg vorhaben? 136 Haben sie doch mit der Ermordung unserer Gesandten eine Schandthat begangen, die von Griechen wie Barbaren für gleich nichtswürdig gehalten wird. Denn die Griechen erklären die Gesandten für heilig und unverletzlich; wir aber haben unsere wichtigsten Satzungen und den heiligsten Teil [314] unserer Gesetze durch Engel erhalten, die von Gott gesandt waren. Eine solche Kraft hat der Titel eines Gesandten, dass er bei den Menschen für den Stellvertreter Gottes gilt und den Feind mit dem Feinde auszusöhnen vermag. 137 Welcher Frevel könnte also grösser sein wie die Ermordung derer, die gesandt sind, um über Recht und Frieden zu verhandeln? Und wie können diejenigen, die solchen Frevel begangen haben, je in ihrem Leben wieder ruhig und im Kriege wieder glücklich sein? Mir wenigstens scheint das undenkbar. 138 Es könnte nun vielleicht jemand einwenden, wir hätten wohl das Recht auf unserer Seite, die Feinde aber die Stärke und Übermacht der Zahl. Solche Rede kann aber bei euch keine Wirkung haben. Denn wer das Recht auf seiner Seite hat, hat Gott für sich; wo aber Gott ist, da ist auch Macht und Stärke. 139 Bedenken wir ferner unsere früheren Thaten: in der ersten Schlacht haben wir gesiegt, in der zweiten haben uns die Feinde keinen Widerstand geleistet, sondern sind sogleich geflohen, da sie unseren kraftvollen Ansturm nicht auszuhalten vermochten. Als wir dann schon gesiegt hatten, griff Athenion uns an, ohne uns den Krieg erklärt zu haben. 140 Ist das nun nicht eher Hinterlist und Tücke, als Tapferkeit? Warum sollen wir denn den Mut verlieren wegen einer Sache, die eigentlich unsere Zuversicht noch steigern müsste? Und wie können solche Menschen uns Furcht einjagen, die, sowie sie offen mit uns kämpften, noch stets unterlegen sind, und die, wenn sie einen Sieg errungen zu haben schienen, diesen nur ihrer Hinterlistigkeit verdankten? 141 Hält sie aber trotzdem noch jemand für tapfer, warum lässt er sich nicht eben dadurch zu grösserem Kampfeseifer anspornen? Ein Zeichen von Mut ist es doch wahrlich nicht, Schwache anzugreifen, sondern vielmehr Stärkere zu überwinden. 142 Sollte aber vielleicht jemand infolge der Drangsale, die unser Heimatland betroffen haben, und namentlich infolge des Erdbebens zaghaft sein, so möge er doch zunächst bedenken, dass diese Unfälle den [315] Arabern viel grösser vorkommen, als sie in Wirklichkeit sind, und sodann auch, dass es sich für uns nicht geziemt, uns durch das in Angst jagen zu lassen, was unsere Feinde mit Zuversicht erfüllt. 143 Denn nicht, weil ihnen selbst etwas Glückliches widerfahren ist, sind sie so übermütig, sondern weil sie hoffen, wir würden uns unter der Wucht der Schicksalsschläge beugen. Wenn wir aber gegen sie zu Felde ziehen, werden wir ihren Übermut schon dämpfen und dann erst recht zuversichtlich sein, wenn wir nicht mehr mit so trotzigen Gegnern zu ringen haben. 144 Lasst uns also nicht verzagen und nicht etwa glauben, dass unser Missgeschick eine Folge des göttlichen Zornes sei; vielmehr ist dasselbe nur dem blossen Zufall zuzuschreiben. Wäre es aber auch wirklich von Gott in seinem Ratschlüsse über uns verhängt worden, so hätte es doch auch schon durch seinen Ratschluss ein Ende genommen, weil Gott sich an dem Vergangenen genügen lässt. Denn hätte er uns noch fernerhin heimsuchen wollen, so würde er gewiss seinen Ratschluss nicht so schnell geändert haben. 145 Dass es aber sein Wille ist, dass wir diesen Krieg unternehmen und dass derselbe von ihm für gerecht gehalten wird, hat er uns deutlich zu erkennen gegeben. Denn während rings im Lande gar manche durch das Erdbeben umgekommen sind, ist doch keinem einzigen Krieger etwas zugestossen. Vielmehr seid ihr alle wohlbehalten, wodurch Gott euch kundthut, dass, wenn ihr auch mit Weib und Kind in den Krieg zöget, euch dennoch kein Unheil treffen würde. 146 Wenn ihr das alles bedenkt und, was noch mehr heissen will, euch vorstellt, dass Gott stets für euch streiten wird, so werdet ihr gerechte und blutige Rache nehmen an denen, die treulos gegen ihre Freunde, unversöhnlich im Kriege, frevelhaft gegen unsere Gesandten waren, und die ihr an Tapferkeit stets weit übertroffen habt.“

(4.) 147 Diese Rede hob den Mut der Juden gewaltig. Herodes aber führte sie nach Darbringung eines feierlichen Opfers eilig über den Jordan gegen die Araber [316] und schlug nicht weit vom Feinde sein Lager auf. 148 Er beschloss sodann, eine zwischen den Juden und den Arabern liegende Festung zu nehmen, weil er dies für nützlich hielt, einmal für den Fall, dass der Zusammenstoss mit dem Feinde schnell erfolgen sollte, dann aber auch im Hinblick auf die Möglichkeit, dass der Kampf sich in die Länge ziehen würde; in letzterem Falle sollte die Festung ein befestigtes Lager ersetzen. 149 Die Araber jedoch hatten denselben Plan, und so entbrannte um diesen Ort der Kampf. Anfangs beschränkte sich derselbe auf leichte Plänkeleien; dann aber wurden die Gegner handgemein, und es fiel auf beiden Seiten eine beträchtliche Anzahl, bis schliesslich die Araber unterlagen und zu weichen begannen. 150 Dadurch wuchs das Selbstvertrauen der Juden, und da der König bedachte, dass die Araber eher alles andere thun würden, als sich wieder in einen Kampf einzulassen, fing er an, die feindlichen Verschanzungen zu zerstören und das Lager der Araber zu stürmen. Ohne alle Ordnung, Kampfesfreudigkeit und Siegeshoffnung zogen die Feinde heran und leisteten nur Widerstand, 151 weil sie an Zahl überlegen waren und zum Kampfe genötigt wurden. Schliesslich entwickelte sich ein blutiges Treffen, in welchem auf beiden Seiten gar viele umkamen. Alsdann wandten sich die Araber zur Flucht, 152 und es entstand unter ihnen ein gewaltiges Blutbad, da sie nicht nur dem Schwerte der Feinde, sondern auch dem ihrer eigenen Freunde erlagen. Es kam nämlich bei der grossen Menschenmasse zu einer ungeheuren Verwirrung, in der die Araber sich gegenseitig zu Tode traten und mit ihren eigenen Geschossen verwundeten. 153 So geschah es, dass fünftausend von ihnen fielen. Der Rest flüchtete sich in eine Festung, aber wegen Mangels an Lebensmitteln und besonders an Wasser ohne alle Hoffnung auf Rettung. 154 Die Juden setzten ihnen nach, konnten jedoch nicht zugleich mit ihnen in die Festung eindringen und schlossen sie deshalb ein. Dann bewachten sie die Pässe aufs schärfste und schnitten [317] ihren Feinden dadurch jede Möglichkeit der Flucht wie des Entsatzes ab.

(5.) 155 In dieser schlimmen Lage schickten die Araber Gesandte an Herodes, zunächst um wegen des Friedens zu unterhandeln, und ferner, um Abhilfe hinsichtlich ihres grossen Wassermangels zu erbitten. 156 Herodes aber, der sich für das erlittene Unrecht rächen wollte, nahm weder die Gesandten, noch Lösegeld für die Gefangenen, noch irgend einen anderen Vorschlag an, und so sahen sich die Araber durch Durst und ihre sonstige Not endlich gezwungen, sich den Juden zu ergeben, um sich von ihnen fesseln und wegführen zu lassen. 157 Auf diese Weise wurden im Verlauf von fünf Tagen viertausend Araber in die Gefangenschaft geschleppt. Am sechsten Tage aber entschlossen sich die übrigen, einen regelrechten Ausfall zu versuchen und mit dem Feinde handgemein zu werden, da sie sich lieber der Gefahr des Kampfes, als dem schmählichen Hungertode unterziehen wollten. 158 Sie rückten also aus der Umwallung heraus, konnten aber vor körperlicher und geistiger Ermattung keinen nennenswerten Widerstand mehr leisten, weshalb sie den Tod als Gewinn, das Leben aber als Qual betrachteten. Und so fielen gleich beim ersten Zusammenstoss gegen siebentausend Mann von ihnen. 159 Nach dieser Niederlage verloren die Araber allen Mut, und voll Bewunderung für die Feldherrntüchtigkeit des Herodes ergaben sie sich ihm und erkannten ihn als ihren Herrn an. 160 Herodes aber kehrte, stolz auf sein Kriegsglück und wegen seiner Heldenthaten allgemein bewundert, nach Hause zurück.

[318]
Sechstes Kapitel.
Wie Herodes den Hyrkanus umbringen liess, zum Caesar reiste und von diesem freundlich empfangen wurde. Wie er bald darauf auch dem Caesar zu Ptolemaïs einen glänzenden Empfang bereitete.

(1.) 161 Herodes hatte nun alles so in Ordnung gebracht, dass es schien, als könne ihm von keiner Seite mehr etwas Widriges zustossen. Gleichwohl geriet er nach dem Siege, welchen Octavianus über Antonius bei Actium errungen hatte, in Gefahr, alles zu verlieren. 162 Denn nach dieser Schlacht gab nicht nur Herodes selbst jegliche Hoffnung auf, sondern es thaten dies auch seine Freunde, während seine Feinde frohlockten. War es doch wahrscheinlich, dass Herodes wegen der freundschaftlichen Beziehungen zu Antonius nun seiner Strafe nicht entgehen würde. 163 Seine Freunde fingen daher an, völlig den Mut zu verlieren, während seine Feinde zwar äusserlich Mitgefühl zur Schau trugen, innerlich aber sich freuten, da sie nun eine bessere Wendung der Dinge für sich erhofften. 164 Bei dieser Sachlage hielt Herodes es für geraten, den Hyrkanus, der allein vom Königsgeschlechte noch am Leben war, aus dem Wege zu räumen. Denn er glaubte, dass es für ihn vorteilhaft sein müsse, wenn für den Fall, dass er der drohenden Gefahr entginge, niemand mehr vorhanden wäre, der, des Thrones würdiger als er selbst, den Versuch machen könnte, sich der Herrschaft zu bemächtigen. Würde aber der Caesar ihn mit dem Tode bestrafen, so wollte er wenigstens dem Hyrkanus nicht die Freude gönnen, dass er ihm in der Regierung folge.

(2.) 165 Während Herodes sich mit solchen Gedanken trug, gaben ihm die Freunde des Hyrkanus selbst Gelegenheit, seinen Plan zu verwirklichen. Hyrkanus nämlich wollte sich, da er von milder Sinnesart war, in die Staatsgeschäfte nicht einmischen, dachte auch nicht an Neuerungen, sondern überliess, zufrieden mit seinem [319] Lose, alles dem Schicksal. 166 Alexandra dagegen, herrschsüchtig und von unbändigem Verlangen nach Umwälzung durchdrungen, reizte ihren Vater Hyrkanus auf, er solle doch den Herodes mit seinen fortwährenden Frevelthaten gegen ihr Haus nicht ruhig gewähren lassen, sondern sich die Hoffnungen, die ihm in der Zukunft winkten, schon jetzt zu nutze machen. 167 Dann bat sie ihn, an den Araberfürsten Malchus zu schreiben und ihn um Aufnahme und sicheres Geleit zu ersuchen; denn wenn nach ihrer Entfernung Herodes als Feind des Caesars seinem verdienten Schicksal anheimfalle, werde die Herrschaft auf sie übergehen, teils ihrer Abkunft wegen, teils weil das Volk sehr an ihnen hänge. 168 Diesen Ratschlägen schenkte Hyrkanus zunächst kein Gehör. Als aber Alexandra ihm Tag und Nacht mit der den Weibern eigenen Hartnäckigkeit anlag und immerfort von Nachstellungen sprach, die Herodes gegen ihn beabsichtige, liess er sich endlich bereden, einem gewissen Dositheus einen Brief an den Araber zu übergeben, worin er diesen bat, ihm Reiter zu schicken, die ihn abholen und bis zum See Asphaltis geleiten sollten, welcher von Jerusalem dreihundert Stadien entfernt ist. 169 Auf den Dositheus aber hatte er sein besonderes Vertrauen gesetzt, weil dieser sowohl ihm wie der Alexandra sehr zugethan war und alle Ursache hatte, dem Herodes feindselig zu sein. Denn er war ein Verwandter Josephs, den Herodes hatte hinrichten lassen, und der Bruder derer, die auf Befehl des Antonius früher zu Tyrus umgebracht worden waren. 170 Trotzdem fühlte er sich nicht bewogen, dem Hyrkanus treu zu bleiben; vielmehr schlug er die Gunst des Herodes höher an und übergab diesem den Brief. 171 Herodes lobte ihn wegen seiner Anhänglichkeit und trug ihm auf, den Brief wieder zu verschliessen, zu siegeln, dem Malchus zu überbringen und dessen Antwortschreiben in Empfang zu nehmen. Denn er habe das grösste Interesse daran, auch dessen Gesinnung kennen zu lernen. 172 Dositheus that das bereitwillig, und der Araber schrieb zurück, er werde den Hyrkanus [320] dessen Begleiter und alle Juden, die zu ihm hielten, gern aufnehmen; auch werde er ihn sicher geleiten und keinen seiner Wünsche unberücksichtigt lassen. 173 Als Herodes diesen Brief erhalten hatte, liess er den Hyrkanus zu sich rufen und fragte ihn, ob er mit Malchus eine Verabredung getroffen habe. Hyrkanus stellte das entschieden in Abrede; Herodes aber zeigte ihm vor versammeltem Hofe den Brief und liess ihn sogleich hinrichten.

(3.) 174 In dieser Weise findet sich der Hergang in den Annalen des Herodes beschrieben. Nach anderen jedoch hat sich die Sache nicht so verhalten; vielmehr soll Herodes den Hyrkanus nicht sowohl aus dem oben erwähnten Grunde, als wegen der Nachstellungen, die dieser ihm bereitet, unter Anklage gestellt und zum Tode verurteilt haben. 175 Sie schreiben nämlich, Herodes habe bei einem Gastmahl, ohne seinen Argwohn auch nur anzudeuten, den Hyrkanus gefragt, ob ihm ein Brief von Malchus zugegangen sei, worauf dieser entgegnet habe, er habe allerdings einen Brief von ihm empfangen, 176 doch sei der Zweck desselben nur der gewesen, ihm einen Gruss zu entbieten. Hierauf habe sich Herodes wieder an ihn mit der Frage gewandt, ob er von Malchus Geschenke erhalten habe, und als ihm hierauf die Antwort erteilt worden sei, er habe nur vier Pferde zum Reiten geschenkt bekommen, habe der König das als Bestechung und Verrat ausgelegt und ihn zum Tode verurteilt. 177 Dass aber Hyrkanus unschuldig die Todesstrafe erlitten habe, suchen sie daraus zu beweisen, dass er von sanfter Gemütsart gewesen sei, sodass er nicht einmal als Jüngling irgend ein Anzeichen von Tollkühnheit oder Verwegenheit geboten und selbst dann, als er zur Regierung gelangte, fast die ganze Verwaltung dem Antipater überlassen habe. 178 Hierzu komme noch, dass er damals bereits sein achtzigstes Lebensjahr überschritten und wohl gewusst habe, dass des Herodes Regierung fest begründet sei. Ja, er sei sogar über den Euphrat gegangen, habe alle, die ihn jenseits dieses Flusses in so hohen Ehren [321] gehalten, verlassen und sich der Gewalt des Herodes unterworfen. Es sei somit ganz unglaublich und entspreche auch durchaus nicht seinem Charakter, dass er eine Umwälzung beabsichtigt habe. Vielmehr scheine es, als ob dieser Grund von Herodes nur erdichtet worden sei.

(4.) 179 So beschloss Hyrkanus sein Leben, nachdem er während desselben viele und mancherlei Schicksale erfahren hatte. Denn als seine Mutter Alexandra zur Regierung gekommen war, wurde er Hohepriester des jüdischen Volkes und bekleidete diese Würde neun Jahre lang. 180 Nach dem Tode seiner Mutter übernahm er dann auch die Regierung, führte dieselbe aber nur drei Monate lang und wurde von seinem Bruder Aristobulus vertrieben. Von Pompejus wieder in alle seine Würden eingesetzt, behauptete er sich alsdann vierzig Jahre lang darin. 181 Hierauf wurde er von Antigonus abermals derselben beraubt und lebte als Verstümmelter und Gefangener bei den Parthern. Einige Zeit nachher kehrte er, angelockt durch die Aussichten, welche Herodes ihm eröffnete, in seine Heimat zurück. Aber nichts von allem, was er gehofft hatte, ging in Erfüllung; vielmehr erfuhr er noch weitere schwere Schicksalsschläge und musste schliesslich das Schlimmste erdulden, indem er, wie gesagt, in hohem Greisenalter einen unverdienten Tod erlitt. 182 Denn er scheint milden und gemässigten Charakters gewesen zu sein, und da er sich mit Staatsgeschäften nicht gern befasste und auch in der Kunst des Regierens nicht erfahren war, liess er das Reich grösstenteils durch andere verwalten. Diese seine grosse Milde war auch allein schuld daran, dass Antipater und Herodes zu so grosser Macht gelangten, von welch letzterem er dann endlich gegen Recht und Gerechtigkeit mit dem Tode bestraft wurde.

(5.) 183 Nach dem Tode des Hyrkanus trat Herodes seine Reise zum Caesar[2] an, von dem er aber wegen seiner [322] Freundschaft mit Antonius nichts Gutes erwartete. Anderseits hatte er Alexandra im Verdacht, sie möchte die Gelegenheit benutzen, um das Volk zur Empörung aufzustacheln und im Reiche eine Umwälzung ins Werk zu setzen. 184 Er übertrug daher die ganze Verwaltung seinem Bruder Pheroras, brachte seine Mutter in Cypern, seine Schwester und alle seine Kinder in Masada unter und gab seinem Bruder den Auftrag, die Regierung weiterzuführen, wenn er höre, dass ihm etwas Schlimmes zugestossen sei. 185 Seine Gattin Mariamne aber, die er wegen ihrer Feindschaft gegen seine Schwester und seine Mutter mit diesen nicht zusammenleben lassen konnte, befahl er nebst deren Mutter Alexandra nach Alexandrium zu bringen und vertraute ihren Schutz seinem Schatzmeister Joseph sowie dem Ituräer Soëmus an, die er von vornherein als sehr treu befunden hatte und deshalb jetzt unter dem Scheine einer besonderen Ehrung zu Wächtern der Frauen bestellte. 186 Sie hatten zugleich den strengen Befehl, sobald sie etwas Ungünstiges über des Herodes Schicksal erführen, unverzüglich beide Frauen zu töten und alles aufzubieten, um die Herrschaft seinen Kindern und seinem Bruder zu sichern.

(6.) 187 Nachdem er diese Anordnungen getroffen, reiste er schleunigst nach Rhodus zum Caesar. Sobald er in der Stadt anlangte, legte er sein Königsdiadem ab, behielt aber seinen übrigen Schmuck an. Und als er nun vor den Caesar trat und sich mit ihm unterredete, bewies er einen grossen Mut, 188 da er durchaus nicht, wie es bei solchen Anlässen zu geschehen pflegt, zu demütigen Bitten seine Zuflucht nahm, um etwa Verzeihung für seine Fehler zu erflehen, sondern freimütig von seinen Handlungen Rechenschaft ablegte. 189 Er erklärte nämlich dem Caesar offen, dass er mit Antonius sehr befreundet [323] gewesen sei und nach Kräften dazu beigetragen habe, ihm den Besitz der höchsten Gewalt zu sichern. Mit Waffen freilich habe er ihn nicht unterstützt, weil er in einen Krieg mit den Arabern verwickelt gewesen sei; dafür aber habe er ihm Geld und Getreide geliefert. 190 Doch glaube er auch damit seiner Pflicht noch nicht genügt zu haben. Denn wer eines anderen Freund sein wolle und von ihm bewusstermassen nur Gutes erlangt habe, müsse im Falle der Gefahr ebenso gern sein Leben wie sein Besitztum für ihn hingeben. Obwohl er ihm nun weniger geleistet, als sich geziemt hätte, glaube er doch gut daran gethan zu haben, dass er ihn, als er bei Actium geschlagen worden, 191 nicht im Stich gelassen und sich bei der jähen Wendung seines Glückes nicht von ihm abgewandt habe. Vielmehr habe er ihm, wenn er ihm auch keine hinreichende Hilfe habe gewähren können, doch wenigstens einen sehr guten Rat gegeben, indem er ihm als die einzige Möglichkeit seiner Rettung die Tötung der Kleopatra bezeichnet habe. 192 Habe er diese nämlich aus dem Wege geräumt, so könne er die Hoffnung hegen, sich der höchsten Gewalt zu bemächtigen und sich mit dem Caesar Augustus auszusöhnen. Antonius aber habe seinen Vorschlag nicht in Erwägung gezogen, sondern einem schlechteren Rat nachgegeben, wovon er selbst nur Schaden, Augustus aber Nutzen gehabt habe. 193 „Wenn du nun,“ fuhr er fort, „weil du dem Antonius grollst, mir meine Anhänglichkeit an ihn als Verbrechen anrechnen willst, so muss ich mich allerdings schuldig bekennen, und ich scheue mich nicht, offen zu erklären, dass ich ihm sehr ergeben war. Wenn du aber, abgesehen von meiner Person, meine Erkenntlichkeit und Ergebenheit gegen meine Wohlthäter kennen lernen willst, so kannst du sie aus meinen dir soeben gegebenen Beweisen am besten ersehen. Ist aber auch der Name des höchsten Machthabers ein anderer geworden, so werde ich nichtsdestoweniger diesem gleichfalls meine unerschütterliche Freundschaft beweisen.“

[324] (7.) 194 Mit diesen eine freimütige Gesinnung verratenden Worten machte er sich den Augustus nicht wenig geneigt, der überhaupt ein edler und hochherziger Mann war. So kam es, dass gerade das, worauf sich die Anklage gegen ihn aufbauen sollte, ihm die Gunst des Caesars verschaffte. 195 Dieser setzte ihm also das Diadem wieder auf und ermahnte ihn, sich gegen ihn ebenso freundschaftlich zu benehmen wie gegen Antonius. Auch erwies er ihm hohe Ehrenbezeugungen und teilte ihm mit, dass Quintus Didius geschrieben habe, wie hilfreich Herodes sich ihm in seiner Unternehmung gegen die Gladiatoren[3] gezeigt habe. 196 Da nun Herodes eine so freundliche Aufnahme gefunden hatte und gegen alle Erwartung seine Herrschaft teils durch das Entgegenkommen des Caesars, teils durch einen Beschluss des römischen Senates, den er sich zu grösserer Sicherheit hatte erwirken lassen, befestigt sah, begleitete er den Caesar auf seiner Reise nach Aegypten und beschenkte ihn wie seine Freunde sehr reichlich, indem er die möglichste Freigebigkeit an den Tag legte. 197 Auch bat er, dass dem Alexander, einem Freunde des Antonius, seine Strafe erlassen werden möchte; doch konnte er die Gewährung dieser Bitte nicht erreichen, weil der Caesar in der Angelegenheit durch einen Eid gebunden war. 198 Darauf kehrte er mit grösserem Ansehen und Selbstvertrauen nach Judaea zurück und versetzte diejenigen, welche das Gegenteil erwartet hatten, in die äusserste Bestürzung, als ob er durch besonderes Wohlwollen Gottes aus allen Gefahren nur mit desto grösserem Ruhm hervorgehe. Gleich nachher rüstete er sich zum Empfange des Caesars, der von Syrien aus gegen Aegypten gezogen war. 199 Zu Ptolemaïs empfing er ihn mit wahrhaft königlichem Pomp; auch bewirtete er sein Heer und versorgte es mit allem Notwendigen reichlich. Daher kam es, dass er zu den vertrautesten Freunden [325] des Caesars gehörte. Er ritt neben ihm, wenn er das Heer musterte, und umgab ihn und seine Freunde mit einem Geleit von hundertfünfzig Mann, welche auf die prunkvollsten und glänzendsten Dienstleistungen eingeübt waren. 200 Desgleichen schützte er sie auf ihrer Reise durch wasserarme Gegenden gegen Mangel und versorgte sie hinreichend mit Wein und das Heer mit Wasser. Obendrein schenkte er dem Caesar achthundert Talente und brachte so allen die Meinung bei, dass er einen grösseren und glänzenderen Aufwand gemacht habe, als die Kräfte seines Reiches gestatteten. 201 Infolgedessen breitete sich nur um so mehr die Überzeugung von seiner Ergebenheit und Treue aus, und es gereichte ihm zu grossem Nutzen, dass er seine Freigebigkeit den Zeitverhältnissen so richtig angepasst hatte. Auch als die Römer aus Aegypten zurückkehrten, nahm er sie mit nicht geringerer Diensteifrigkeit auf.

Siebentes Kapitel.
Wie Herodes den Soëmus und die Mariamne, sowie später auch Alexandra, Kostobar und die Söhne des Babas umbringen liess.

(1.) 202 Als Herodes in sein Königreich zurückgekehrt war, traf er sein Haus in Verwirrung und seine Gattin Mariamne sowie deren Mutter Alexandra in schlechter Stimmung an. 203 Da sie nämlich der Meinung waren, sie seien nicht ihrer Sicherheit halber, sondern gleichsam als Gefangene in die Festung eingeschlossen worden, sodass sie weder über fremdes Gut noch über ihr eigenes Gewalt haben sollten, wurden sie sehr unwillig, 204 und Mariamne hielt die Liebe des Königs für selbstsüchtig und erheuchelt. Ganz besonders aber kränkte es sie, dass, wenn Herodes umkommen würde, auch ihr jede Lebenshoffnung abgeschnitten sein sollte. Und da sie sich zugleich des Auftrages erinnerte, der früher dem [326] Joseph erteilt worden war, suchte sie auf jede mögliche Weise die Wächter zu bestechen und ganz besonders den Soëmus, weil sie wusste, dass von ihm alles abhänge. 205 Anfangs nun bewies sich Soëmus treu und befolgte genau die Vorschriften des Herodes. Als aber die Weiber ihm durch Schmeicheleien und Geschenke immer mehr zusetzten, gab er endlich nach und teilte ihnen den Auftrag des Herodes mit, zumal er nicht erwartete, dass der König mit derselben Macht zurückkehren würde. 206 Indem er also einerseits keine Gefahr mehr befürchten zu müssen glaubte, gedachte er sich anderseits die Gunst der Weiber zu erringen, da es ihm wahrscheinlich vorkam, dass sie ihr früheres Ansehen wiedererlangen und in die Möglichkeit versetzt würden, ihm alles reichlich zu vergelten. Mariamne, so hoffte er, würde entweder selbst Königin werden, oder doch dem zukünftigen Könige sehr nahe stehen. 207 Doch auch für den Fall, dass Herodes mit guten Erfolgen heimkehre, glaubte er nicht schlecht zu fahren, da Herodes den Wünschen seiner Gattin gewiss keinen Widerstand entgegensetzen würde. War es ihm doch bekannt, wie leidenschaftlich der König die Mariamne liebte. Diese Erwägungen führten ihn dazu, die Aufträge des Königs zu verraten. 208 Mariamne aber erfuhr es mit grossem Unwillen, dass ihr von Herodes stets neue Gefahren bereitet wurden, und wünschte in ihrer Erbitterung darüber nichts sehnlicher, als dass er umkommen möchte, da sie mit ihm nicht mehr zusammenleben zu können glaubte, woraus sie ihm auch später unter Hinweis auf ihre üble Lage kein Hehl machte.

(2.) 209 Sobald nun Herodes wider Erwarten in vollem Glücke heimkehrte, teilte er, wie billig, seiner Gattin, die er mehr als alle anderen liebte und deshalb auch allein begrüsste, die freudige Nachricht zuerst mit. 210 Als er ihr aber den glücklichen Erfolg seiner Reise erzählte, empfand sie mehr Schmerz als Freude. Auch vermochte sie ihren Kummer nicht zu verheimlichen, sondern als er sie begrüsste, seufzte sie im Gefühl ihrer Würde und [327] ihres Adels laut auf, sodass Herodes nicht mehr durch blossen Argwohn, sondern durch offenbare Beweise in Unruhe versetzt wurde. 211 Vor allem ärgerte ihn die Wahrnehmung, dass seine Gattin einen unerwarteten und unverhohlenen Abscheu gegen ihn hege. Bei seiner heftigen Zuneigung zu ihr konnte er das nicht ertragen und schwankte zwischen Hass und Liebe, indem er bald über sie in Zorn geriet, bald sich wieder mit ihr versöhnte. 212 Oft nahm er sich vor, sie wegen ihres Stolzes zu strafen, doch immer wieder gab er seiner Liebe nach, da er zu schwach war, sich von ihr zu trennen. Ja, er fürchtete, wenn er gegen sie einschreite, sich selbst zu bestrafen, weil er sich nichts Schrecklicheres denken konnte, als sie durch den Tod zu verlieren.

(3.) 213 Da aber seine Mutter und seine Schwester seine Gesinnung gegen Mariamne erkannt hatten, glaubten sie eine günstige Gelegenheit erhascht zu haben, um ihren Hass gegen diese zu befriedigen, und suchten in ihren Gesprächen mit Herodes ihn durch schändliche Verleumdungen aufzureizen und ihm so Abscheu und Widerwillen gegen seine Gattin beizubringen. 214 Derartige Reden hörte Herodes mit stillem Grimm an, doch wollte er noch immer nicht daran glauben und nichts gegen Mariamne daraufhin unternehmen. Gleichwohl entfremdete sich sein Gemüt ihr täglich mehr und mehr, und da sie aus ihrer Gesinnung kein Hehl machte, er aber seine Liebe unablässig in Hass verwandelte, 215 steigerte sich die Erbitterung auf beiden Seiten fortwährend sodass er endlich beschloss, sie zu töten. Inzwischen aber erhielt er die Nachricht, dass der Caesar nach dem Tode des Antonius und der Kleopatra sich Aegyptens bemächtigt habe. Deshalb ging er trotz seiner unerquicklichen Lage von Hause fort und zog dem Caesar eilends entgegen. 216 Bei seinem Abschied empfahl ihm Mariamne den Soëmus, der durch seine treue Fürsorge besonderen Anspruch auf Dank habe, und erbat für ihn vom Könige eine Befehlshaberstelle, welcher Ehre er auch teilhaftig wurde. 217 Als nun Herodes nach Aegypten gekommen [328] war, redete er mit dem Caesar vertraulich wie ein Freund und erlangte von ihm die grössten Wohlthaten. Denn der Caesar schenkte ihm die vierhundert Gallier, welche die Leibwache der Kleopatra gebildet hatten, gab ihm das Land zurück, das ihm der Kleopatra zuliebe abgenommen worden war, und fügte seinem Königreiche noch hinzu: Gadara, Hippos, Samaria sowie die Küstenstädte Gaza, Anthedon, Joppe und Stratonsturm.

(4.) 218 Durch diese Schenkungen wurde Herodes noch mächtiger, und er begleitete darauf den Caesar nach Antiochia. So sehr sich aber seine äusseren Verhältnisse besserten, so viel Leid erwartete ihn bei seiner Rückkehr zu Hause und besonders in seiner Ehe, die früher so glücklich zu sein schien. Denn er war, und das mit Recht, in Mariamne so verliebt, dass er hierin keinem der Männer nachgab, von denen die Geschichte berichtet. 219 Sie dagegen benahm sich wohl züchtig und treu, behandelte ihn aber nach Weiberart etwas abstossend und von oben herab, da er in Liebe zu ihr schmachtete, und liess oft ohne Rücksicht darauf, dass sie ihm unterthan war, ihre schlechte Laune an ihm aus, was er aber, als wenn er es nicht merkte, geduldig ertrug. 220 Schliesslich verspottete sie offen des Königs Mutter und Schwester und schmähte dieselben wegen ihrer niedrigen Herkunft, sodass sich zwischen den Weibern eine unversöhnliche Feindschaft entspann, die dann noch heftigere Schimpfereien zur Folge hatte. 221 Dadurch kam es, dass beim Könige der Argwohn immer mehr stieg, der nunmehr schon ein ganzes Jahr nach seiner Rückkehr vom Caesar andauerte. Endlich kam die lang verhaltene Gärung durch folgenden Vorfall zum Ausbruch. 222 Als der König sich eines Tages um die Mittagszeit zur Ruhe begab, rief er aus grosser Liebe die Mariamne zu sich. Mariamne trat auch in das Gemach, weigerte sich aber, bei ihm zu ruhen, und erwiderte sein desfallsiges Begehren mit Schmähungen und Vorwürfen, indem sie ihm ihres Vaters und ihres Bruders Tod zur Last legte. 223 Hierüber geriet Herodes in Zorn und war eben im [329] Begriff, eine Gewaltthat zu begehen, als seine Schwester Salome den Lärm hörte und nach dem Mundschenk des Königs schickte, den sie schon früher verständigt hatte und dem sie jetzt befahl, er solle dem Könige melden, wie er von Mariamne ersucht worden sei, ihr bei der Bereitung eines Liebestrankes für den König zu helfen. 224 Wenn dann der König hierüber sich beunruhigt zeigen und fragen würde, was das für ein Trank sei, so solle er sagen, er habe den Liebestrank bei sich und sei von ihr ersucht worden, ihn dem Könige darzureichen. Würde aber der König bei Erwähnung des Liebestrankes nicht in Unruhe geraten, so solle er stillschweigen und sich um nichts weiter kümmern; denn das werde ihn keiner Gefahr aussetzen. Nachdem Salome ihn also unterwiesen hatte, schickte sie ihn um diese Zeit zum Könige hinein, um die Sache zur Sprache zu bringen. 225 Der Mundschenk that nun bei Herodes sehr wichtig und geheimnisvoll und teilte ihm mit, Mariamne habe ihm Geschenke gegeben und ihn bereden wollen, dem Könige einen Liebestrank zu reichen. Als nun Herodes hierüber in Erregung geriet, sagte der Mundschenk, der Liebestrank sei eigentlich ein Gifttrank, den Mariamne ihm gegeben habe. Weil er aber dessen Wirkung nicht kenne, habe er dem Könige davon Mitteilung machen und so in gleichem Masse für seine wie für des Königs Sicherheit Sorge tragen wollen. 226 Über diese Mitteilungen wurde Herodes, der so wie so schon übel gelaunt war, noch mehr erbittert und liess deshalb den Verschnittenen, welcher der geheimste Vertraute der Mariamne war, peinlich wegen des Gifttrankes befragen, da ihm bekannt war, dass ohne dessen Vorwissen auch nicht das Kleinste von Mariamne ausgeführt wurde. 227 Der Verschnittene aber konnte über die Frage, wegen deren er gefoltert wurde, nichts äussern, sondern bekannte nur, dass der Hass der Mariamne sich auf das gründe, was Soëmus ihr verraten habe. 228 Noch während er so sprach, erhob der König ein gewaltiges Geschrei und rief aus, Soëmus, der früher ihm und dem Reiche [330] so treu gedient habe, würde niemals seine Aufträge verraten haben, wenn er mit Mariamne nicht in unerlaubtem Verkehr gestanden hätte. 229 Und sogleich liess er den Soëmus festnehmen und hinrichten. Über seine Gattin aber hielt er unter Zuziehung seiner vertrautesten Freunde Gericht und erhob mit grossem Eifer eine Anklage gegen sie wegen des Gift- und Liebestrankes, dessen Bereitung die Verleumdung ihr zur Last gelegt hatte. Herodes redete dabei heftiger und ergrimmter, wie es sich für eine Gerichtsverhandlung ziemte, und als die Anwesenden ihn in solcher Erregung sahen, verurteilten sie Mariamne zum Tode. 230 Dennoch hielten der König und einige der Anwesenden dafür, das Urteil nicht allzu schnell zu vollstrecken, sondern Mariamne zunächst an irgend einen Ort des Königreiches in Gewahrsam zu bringen. 231 Salome dagegen gab sich die grösste Mühe, die sofortige Hinrichtung zu erwirken, und beredete endlich den König dazu, indem sie ihm vorhielt, es könnten Unruhen unter dem Volke ausbrechen, wenn man Mariamne lebendig gefangen halte. Demnach wurde Mariamne zum Tode geführt.

(5.) 232 Da nun Alexandra merkte, wie die Sachen standen, und es ihr klar wurde, dass sie befürchten müsse, gleichfalls von Herodes mit dem Tode bestraft zu werden, liess sie von ihrem früheren Übermut ab und änderte ohne alle Rücksicht auf Anstand ihr Benehmen vollständig. 233 Um nämlich zu beweisen, dass sie von dem, was ihrer Tochter vorgeworfen wurde, kein Mitwissen habe, lief sie auf die Strasse und erhob öffentlich gegen ihre Tochter ein Geschrei, schalt sie, dass sie sich so schlecht und undankbar gegen ihren Gatten benommen habe, und bezeichnete die Strafe, die sie dafür erleiden sollte, als durchaus verdient: denn alle ihr erwiesenen Wohlthaten habe sie mit Undank gelohnt. 234 Als sie sich nun so ungebührlich verstellte und ihrer Tochter sogar in die Haare fiel, warfen ihr viele, was ja auch recht war, schändliche Heuchelei vor. Ganz besonders aber schien ihr Mariamne, die nun bald den Tod erleiden sollte, [331] diesen Vorwurf zu machen. 235 Denn auf die Schmähungen ihrer Mutter entgegnete sie kein Wort; auch verfiel sie nicht in die geringste Aufregung, sondern sie bewies ihren Unwillen über das schändliche Benehmen Alexandras nur durch einen stolzen, verachtenden Blick. 236 Dann ging sie unverzagt und ohne auch nur die Farbe zu wechseln, in den Tod und wahrte so noch bei ihrem Ende den Adel ihres Geschlechtes, was denn auch allseitig bemerkt wurde.

(6.) 237 So starb Mariamne, eine keusche und hochherzige Frau, die nur den einen Fehler besass, dass sie nicht genug Mässigung aufwies und deshalb von Natur etwas streitsüchtig war. An körperlicher Schönheit und Würde im Auftreten übertraf sie mehr, als es sich sagen lässt, alle Frauen ihrer Zeit, 238 und hierin lag auch die Ursache, warum sie sich gegen den König nicht besonders gefällig zeigte, sodass ihr Zusammenleben nicht frei von Unannehmlichkeiten war. Denn während sie von ihm aus grosser Liebe nachsichtig behandelt wurde und von seiner Seite keinerlei Härte oder Schroffheit zu erwarten hatte, war sie selbst freimütiger, als es sich ziemte. 239 Und da sie auch über das Leid, welches die Ihrigen betroffen hatte, grossen Unwillen empfand, scheute sie sich nicht, ihm hierüber offene Vorstellungen zu machen. Endlich brachte sie dann auch noch des Herodes Mutter und Schwester und sogar den König selbst gegen sich auf, dem sie doch das Vertrauen geschenkt hatte, dass er alle Übel von ihr abhalten würde.

(7.) 240 Als aber Mariamne tot war, entbrannte das sehnsüchtige Verlangen des Königs nach ihr nur noch heftiger wie früher. Seine Liebe zu ihr war nämlich nicht frei von Unruhe und nicht von gewöhnlicher Art, und wenn er sie anfangs fast wahnsinnig liebte, so liess diese Art der Zuneigung auch später nicht nach, obwohl Mariamne sich in ihrem täglichen Verkehr etwas zu frei und selbstbewusst benahm. 241 Jetzt aber schien es, als wenn Gott ihn für den Tod der Mariamne strafen wolle, indem seine Sehnsucht nach ihr sich immer mehr steigerte, [332] sodass er bald ihren Namen ausrief, bald sie kläglich beweinte, bald durch Vergnügungen aller Art, besonders aber durch Gastmahle und Trinkgelage seinen Schmerz zu ersticken suchte. 242 Da ihm aber dies alles nichts half, zog er sich zuletzt von den Regierungsgeschäften zurück und stand so sehr unter der Macht seines Kummers, dass er sogar seinen Dienern befahl, Mariamne beim Namen zu rufen, als ob sie noch lebte und es hören könnte. 243 Um diese Zeit brach eine Seuche aus, die nicht nur viele Leute aus den niederen Ständen, sondern auch den grössten Teil der Freunde des Königs und dazu noch solche, denen er besonders zugethan war, dahinraffte, sodass allgemein die Ansicht herrschte, es sei dies eine Strafe Gottes für das an Mariamne begangene Unrecht. 244 Dadurch verschlimmerte sich der Gemütszustand des Königs noch mehr, sodass er sich endlich in die Wüste hinausbegab und dort scheinbar der Jagd oblag. 245 Doch hatte er dieses Leben kaum einige Tage ausgehalten, als er in eine sehr schwere Krankheit fiel, die in einer schmerzhaften Entzündung des Hinterkopfes bestand und mit Geistesstörung verbunden war. 246 Kein Heilmittel brachte auch nur die geringste Besserung, vielmehr ward der Zustand von Tag zu Tag schlimmer, sodass man endlich an der Erhaltung seines Lebens verzweifelte. Und da nun die Krankheit den Arzneimitteln trotzte, und auch die Diät, welche der Zustand vorschrieb, nichts nutzte, verordneten schliesslich die Ärzte, man solle ihm alles verabreichen, was er begehre, und überliessen die fast aussichtslose Genesung dem Zufall. An dieser Krankheit lag Herodes in Samaria, welches jetzt Sebaste[4] heisst, darnieder.

(8.) 247 Als Alexandra, die damals in Jerusalem wohnte, hiervon Nachricht erhielt, versuchte sie sogleich, die festen Burgen der Stadt in ihre Gewalt zu bringen. 248 Es waren deren zwei, eine in der Stadt selbst, die andere [333] am Tempel, und wer sie besass, hatte damit auch die Herrschaft über das ganze Volk in Händen. Denn ohne dieselben können die Opfer nicht dargebracht werden, und niemand von den Juden kann es über sich bringen, die Opfer zu unterlassen. Vielmehr sind die Juden so gesinnt, dass sie lieber sterben, als den Gottesdienst aussetzen wollen. 249 Alexandra stellte also den Besatzungen beider Burgen vor, dass dieselben ihr und den Söhnen des Herodes übergeben werden müssten, damit nicht, wenn Herodes stürbe, sonst jemand sich vor ihnen in den Besitz der Festungswerke setze. Wenn er aber genese, so könnten dieselben niemand sicherer anvertraut sein, als seinen eigenen Verwandten. 250 Diese Worte fanden indes nicht den Beifall der Kommandanten, sondern sie bewahrten nun noch um so mehr dem Herodes die Treue, teils aus Abneigung gegen Alexandra, teils weil sie es für unwürdig hielten, vom Könige abzufallen, so lange er noch am Leben war. Und da sie sämtlich zu Herodes in freundschaftlichen Beziehungen standen und einer von ihnen mit Namen Achiab sogar sein Neffe war, 251 teilten sie ihm den Anschlag der Alexandra mit. Herodes gab darauf unverweilt Befehl, Alexandra zu töten. Als er nun von seiner Krankheit zur Not und nach grossen Qualen wieder genesen war, war er infolge seiner seelischen und körperlichen Leiden so erbittert, dass er aus geringfügigen Ursachen die, welche ihm zufällig in die Quere kamen, umbringen liess. 252 Ja, er liess sogar seine besten Freunde Kostobar, Lysimachus, Gadias mit dem Beinamen Antipater und Dositheus hinrichten, und zwar aus folgender Veranlassung.

(9.) 253 Kostobar, Idumäer von Geburt, war einer der Vornehmsten seines Landes und stammte von dem Priestergeschlecht des Koze ab. Koze wurde von den Idumäern göttlich verehrt, 254 ehe Hyrkanus bei ihnen die Gebräuche und Gesetze der Juden eingeführt hatte. Diesen Kostobar nun setzte Herodes nach seiner Thronbesteigung als Statthalter über Idumaea und Gaza und gab ihm seine Schwester Salome zur Frau, nachdem er [334] deren früheren Gatten Joseph, wie oben erwähnt, hatte töten lassen. 255 Da aber Kostobar unerwartet zu solchem Glück gelangt war, wurde er übermütig und vermass sich schliesslich, dem Herodes den Gehorsam zu verweigern und zu verlangen, dass die Idumäer frei von der Oberhoheit der Juden und der Beobachtung jüdischer Gebräuche sein sollten. 256 Er schickte deshalb zu Kleopatra und liess ihr melden, Idumaea sei stets ihren Vorfahren unterthan gewesen, und es sei daher angemessen, dass sie dieses Land von Antonius zurückbegehre. Was ihn betreffe, so sei er gern bereit, seine Ergebenheit auf sie zu übertragen. 257 Das that er aber nicht deshalb, weil er die Kleopatra lieber als Herrscherin von Idumaea gesehen hätte, sondern weil er glaubte, dass, wenn des Herodes Macht geschwächt sei, er selbst mit leichter Mühe die Herrschaft über das Idumäervolk an sich reissen und dann zu noch grösserer Macht gelangen könnte. Unterstützt wurde diese seine Hoffnung durch den Umstand, dass er von vornehmer Herkunft und sehr reich war. Er hatte nämlich durch seine Habgier ein bedeutendes Vermögen zusammen gebracht und betrieb auch im übrigen alles mit grosser Energie. 258 Kleopatra begehrte nun zwar das Land von Antonius, erhielt es aber nicht. Als Herodes von der Sache hörte, wollte er Kostobar dem Henker überliefern; doch liess er sich durch die Bitten seiner Schwester und seiner Mutter erweichen, gab ihn frei und verzieh ihm. Seit dieser Zeit aber hegte er wegen jenes Planes einen steten Argwohn gegen ihn.

(10.) 259 Einige Zeit nachher entstand zwischen Salome und Kostobar Streit, und Salome schickte ihrem Gatten einen Scheidebrief, was aber den Gesetzen der Juden zuwider war. Denn einem Manne ist es wohl bei uns gestattet, das zu thun, keinesfalls aber darf ein Weib, welches den Gatten aus freien Stücken verlassen hat, eine neue Ehe eingehen, wenn sie nicht zuvor von ihrem Manne freigegeben ist. 260 Salome jedoch kümmerte sich nicht um dieses Gesetz der Hebräer, sondern handelte [335] nach ihrem Gutdünken, kündigte ihre Ehe auf und erklärte ihrem Bruder Herodes, sie sei aus Liebe zu ihm von ihrem Gatten fortgegangen, da es ihr bekannt geworden sei, dass Kostobar, Antipater und Dositheus eine Umwälzung planten. Um ihren Worten noch mehr Glauben zu verschaffen, erwähnte sie, dass Kostobar schon im zehnten Jahre die Söhne des Babas bei sich habe, was auch der Wahrheit entsprach. 261 Der König entsetzte sich gewaltig über diese Nachricht, da er an so etwas nicht im entferntesten gedacht hätte, und geriet um so mehr in Aufregung, als ihm die Sache ganz unglaublich vorkam. Denn was die Söhne des Babas betrifft, so hatte Herodes einst im Sinne gehabt, sie umbringen zu lassen, weil sie sich ihm feindselig bewiesen hatten. Doch war seitdem eine so lange Zeit verstrichen, dass er sich ihrer gar nicht mehr erinnerte. 262 Sein Hass und seine Feindschaft gegen dieselben aber hatte folgenden Grund. Als Herodes zur Zeit der Herrschaft des Antigonus die Stadt Jerusalem belagerte, und viele, um der Not der Belagerung zu steuern, den Herodes einlassen und alle ihre Hoffnung auf ihn setzen wollten, 263 beharrten die Söhne des Babas, die beim Volke grossen Einfluss hatten, bei ihrer Treue gegen Antigonus, traten gegen Herodes auf und ermahnten ihre Mitbürger, den König in der Behauptung der ihm von seinen Vorfahren überkommenen Herrschaft zu unterstützen. Diesem Rate folgten diese denn auch, da sie ihren Vorteil darin erblickten. 264 Als aber die Stadt eingenommen war und Herodes sich der Herrschaft bemächtigt hatte, brachte Kostobar, der die Thore besetzt hielt und dem die Bewachung der Stadt oblag, damit die schuldigen Bürger und Gegner des Königs nicht entfliehen könnten, die Söhne des Babas, von denen er wusste, dass sie beim Volke in hohem Ansehen standen und ihm bei einer Umwälzung von grossem Nutzen sein würden, beiseite und in Sicherheit. Da er nun hierdurch den Argwohn des Herodes wachgerufen hatte, versicherte er ihm unter Eid, dass er nichts von den Söhnen des Babas wisse, [336] und beseitigte auf diese Weise den gegen ihn aufgetauchten Verdacht. 265 Und auch, als der König später eine Belohnung für den aussetzte, der ihren Aufenthalt anzeigen würde, und ihnen eifrig nachforschen liess, wollte Kostobar nichts eingestehen. Denn da er nun einmal geleugnet hatte, fürchtete er, es möchte ihm nicht ungestraft hingehen, wenn die Söhne des Babas jetzt entdeckt würden, und hielt sie deshalb nicht nur aus Wohlwollen, sondern auch um seiner selbst willen versteckt. 266 Als aber Herodes von seiner Schwester die Anzeige erhalten hatte, schickte er nach den Plätzen, die ihm als Aufenthaltsorte der Söhne des Babas bezeichnet worden waren, und liess sie wie alle übrigen Angeklagten umbringen. So war denn also vom Geschlechte und der Verwandtschaft des Hyrkanus niemand mehr übrig, und Herodes hatte die Herrschaft so vollständig in Händen, dass keiner, der noch irgend etwas zu bedeuten hatte, seinen Ungesetzlichkeiten entgegentrat.

Achtes Kapitel.
Verschwörung gegen Herodes. Er befestigt Caesarea, Sebaste und andere Plätze.

(1.) 267 Das war auch die Ursache, weshalb Herodes mehr und mehr von den väterlichen Einrichtungen abwich und die alte Ordnung der Dinge, die unversehrt hätte bleiben sollen, allmählich ins Wanken brachte. Da nun so alles, was das Volk früher zur Frömmigkeit hinleitete, beseitigt wurde, drang im Laufe der Zeit eine Menge von Übeln bei uns ein. 268 Zunächst nämlich richtete Herodes zu Ehren des Caesars alle fünf Jahre wiederkehrende Kampfspiele ein und baute zu Jerusalem ein Theater sowie in der Ebene ein grossartiges Amphitheater. Beide Bauwerke zeichneten sich durch grosse Pracht aus, standen aber mit den jüdischen Sitten im Widerspruch, da die Juden die Einrichtung der Schau- [337] und Kampfspiele von ihren Vorfahren nicht überkommen hatten. 269 Die fünfjährigen Spiele liess Herodes mit höchstem Prunk ausstatten; auch lud er die benachbarten Völkerschaften dazu ein und rief Zuschauer aua aller Herren Länder herbei. Weither strömten in der Hoffnung, die Siegespreise zu gewinnen, Wettkämpfer und Schauspieler aller Art zusammen, namentlich solche, die in diesen Spielen sehr geübt waren. 270 Denn nicht nur auf Ringkämpfer war Bedacht genommen worden, sondern es waren auch Preise für diejenigen ausgesetzt, die sich mit Musik beschäftigten und Thymeliker genannt wurden, damit die Tüchtigsten von allen zur Teilnahme am Wettstreit veranlasst würden. 271 Weiterhin stiftete Herodes grosse Siegespreise für Wettfahrten von zweirädrigen und vierrädrigen Wagen sowie für Pferderennen, und bot überhaupt alles auf, was den Spielen Glanz und Pracht verleihen konnte. 272 Das Theater selbst hatte man aufs herrlichste geschmückt, und ringsum waren die Thaten des Caesars und die Trophäen, die er im Kampf mit den einzelnen Völkerschaften davongetragen hatte, auf echtem Gold- und Silbergrund abgebildet. 273 Und was die sonstige Ausstattung angeht, so gab es kein noch so wertvolles Kleid und keine noch so kostbaren Edelsteine, die sich nicht zugleich mit den Wettkämpfern dem Auge dargeboten hätten. Auch wilde Tiere waren herbeigeschafft worden, Löwen und andere durch Stärke oder Seltenheit hervorragende Bestien in Menge. 274 Diese Tiere liess man teils gegen einander, teils auch mit Menschen kämpfen, die dazu verurteilt worden waren. Für die Fremden war nun freilich dieser Aufwand und der Anblick der gefährlichen Kämpfe eine Augenweide und ein Gegenstand der Bewunderung; für die Einheimischen dagegen bedeutete das alles eine offenbare Auflösung der bei ihnen in so hoher Ehre gehaltenen väterlichen Sitte. 275 Denn es schien ihnen eine Gottlosigkeit zu sein, Menschen den wilden Tieren vorzuwerfen zur Ergötzung anderer Menschen, und nicht weniger verwerflich kam es ihnen vor, die Landesgebräuche mit [338] fremden Sitten zu vertauschen. 276 Nichts aber verletzte sie mehr als die Trophäen; denn da sie dieselben für in Rüstungen eingehüllte Bilder hielten, vermochten sie, weil nach ihren Gesetzen die Verehrung von Bildern verboten war, diesen Anblick nur mit höchstem Unwillen zu ertragen.

(2.) 277 Herodes konnte es nicht verborgen bleiben, dass die Juden hierüber in grosse Aufregung gerieten, und da er es nicht für klug hielt, mit Gewalt dagegen vorzugehen, gab er sich alle Mühe, sie mit Worten zu besänftigen und von ihren religiösen Bedenken zu befreien. Doch richtete er hiermit nichts aus; vielmehr schrien sie aus Ärger über das, was sie ihm als Frevel anrechneten, einstimmig, wenn sie auch alles andere noch ertragen könnten, so dürften sie doch die Bildsäulen von Menschen (womit sie die Trophäen meinten) in der Stadt nicht dulden, weil das nach dem Gesetze ihrer Väter untersagt sei. 278 Als nun Herodes sah, dass sie so aufgeregt waren, und dass sie nicht nachgeben würden, wenn er sie nicht auf irgend eine Weise beruhigte, berief er die Vornehmsten des Volkes ins Theater, zeigte ihnen die Trophäen und fragte sie, wofür sie dieselben hielten. 279 Und da sie laut entgegneten, das seien Bildnisse von Menschen, liess er die Trophäen ihres Schmuckes entkleiden und zeigte ihnen die blossen Holzklötze. Da erhob sich ein allgemeines Gelächter, das um so anhaltender wurde, als ihnen auch schon vorher der ganze Bilderkram lächerlich vorgekommen war.

(3.) 280 Auf diese Weise hatte Herodes vorläufig den Unwillen des Volkes beschwichtigt, sodass die meisten beruhigt und umgewandelt schienen. Immerhin beharrten aber noch einige dabei, dass sie sich an der Veränderung der heimischen Sitten stiessen, 281 und da sie der Meinung waren, dass eine solche Verletzung der Gesetze und Einrichtungen die Quelle grosser Übel sei, glaubten sie sich eher jeder Gefahr aussetzen zu müssen, als dass sie den Herodes ruhig dabei gewähren lassen sollten, [339] die Ordnung der Dinge umzustossen, mit Gewalt Neuerungen einzuführen und, während er sich zum Schein als König benehme, in Wahrheit sich als den ärgsten Feind des ganzen Volkes zu beweisen. 282 Es verschworen sich daher gegen ihn zehn Männer aus der Bürgerschaft auf jede Gefahr hin und versteckten Dolche in ihren Kleidern. 283 Unter ihnen befand sich auch ein Blinder, der durch alles das, was er gehört hatte, in Entrüstung versetzt worden war. Er verschwor sich mit den anderen nicht so sehr, um sie bei ihrem Vorhaben zu unterstützen, als vielmehr, um alles Widrige mit ihnen zu erleiden, wenn das Unternehmen ungünstig ablaufen würde. Hierdurch wurde der Mut der anderen zur Ausführung ihres Planes nicht wenig gehoben.

(4.) 284 Als sie nun solches einmütig beschlossen hatten, begaben sie sich zum Theater in der Hoffnung, dass Herodes ihnen nicht entgehen würde, wenn sie ihn unversehens überfallen könnten. Wenn sie aber auch den Gehassten verfehlten, so hofften sie doch einige von seiner Umgebung töten zu können und dadurch dem Könige Anlass zu geben, über das Unrecht nachzudenken, das er dem Volke anzuthun schien, und sollten sie auch selbst darüber zu Grunde gehen. 285 Wohlvorbereitet und mit grossem Eifer gingen sie darauf ans Werk. Aber einer von des Herodes Spionen, denen die Auskundschaftung und Anzeige solcher Anschläge oblag, entdeckte das Komplott und setzte den König davon in Kenntnis, als er eben ins Theater eintreten wollte. 286 Herodes, der, wenn er an den Hass, den er bei vielen erregt, und an die Unruhen, die fast alle seine Handlungen zur Folge gehabt, dachte, an der Wahrheit der Meldung nicht zweifeln konnte, zog sich sogleich in seinen Palast zurück und liess die Verschworenen vorführen. 287 Da diese nun, von der Leibwache des Königs ergriffen, wohl einsahen, dass sie dem Tode nicht entgehen würden, gaben sie sich wenigstens Mühe, denselben dadurch zu verherrlichen, dass sie ihm mutig entgegengingen. 288 Sie bewiesen deshalb weder Reue, noch [340] verlegten sie sich aufs Leugnen; vielmehr zeigten sie offen die Dolche vor und bekannten freimütig ihre Verschwörung, auf die sie sich nicht aus Gewinnsucht oder Leidenschaft eingelassen hätten, sondern, was ihnen mehr wert sei, zu gunsten der öffentlichen Wohlfahrt, die jeder selbst mit Aufopferung seines Lebens schützen müsse. 289 Nachdem sie so ungescheut ihr Vorhaben bekannt hatten, wurden sie von den Soldaten des Königs weggeführt und unter vielfachen Qualen hingerichtet. Aber auch ihr Verräter, der sich den allgemeinen Hass des Volkes zugezogen hatte, ward nicht lange danach von einigen Bürgern ergriffen und nicht nur getötet, sondern sogar in Stücke zerrissen und den Hunden zum Frasse vorgeworfen. 290 Diese That hatten zwar viele Bürger gesehen, aber niemand wollte etwas verraten, bis Herodes eine strenge Untersuchung anordnete und einige Weiber durch die Folter zum Geständnis zwang. Hierauf wurden die Urheber der That nebst ihren Familien mit dem Tode bestraft. 291 Da jedoch das Volk eine grosse Standhaftigkeit und Unerschrockenheit in der Verteidigung seiner Gesetze bewies, ward die Lage des Herodes allmählich so schwierig, dass er Massregeln zu seiner grösseren Sicherheit treffen musste. Er beschloss deswegen, das Volk von allen Seiten einzuschliessen, damit diese kleinen Unruhen nicht zu offenem Aufruhr anwüchsen.

(5.) 292 In der Stadt besass er an Befestigungswerken schon den Palast, in dem er selbst wohnte, und die Veste des Tempels, welche Antonia hiess; dazu glaubte er nun noch ein drittes Bollwerk gegen das Volk in Samaria, weiches er Sebaste nannte, errichten zu müssen, 293 und da er den Ort für sehr geeignet hielt, die ganze Umgegend im Zaume zu halten (er lag von Jerusalem nur eine Tagereise entfernt), befestigte er ihn sehr stark. Auch erbaute er noch eine andere Festung zur Bezwingung des Volkes an dem Orte, der früher Stratonsturm hiess, von ihm aber Caesarea genannt wurde. 294 Desgleichen errichtete er einen festen Platz in der [341] grossen Ebene,[5] in den er eine auserlesene Besatzung legte, und befestigte auch Gaba in Galilaea und Esebonitis in Peraea. 295 So umgab er das ganze Volk mit Festungen, damit es nicht nach Belieben Unruhen erregen könnte, die damals häufig aus unscheinbaren Veranlassungen entstanden, und damit der Aufruhr, falls er dennoch zum Ausbruch kommen sollte, gleich bemerkt und im Keime erstickt würde. 296 Als er nach Samaria zog, um diese Stadt zu befestigen, führte er auch eine Kolonie dahin, die teils aus früheren Hilfstruppen, teils aus Angehörigen benachbarter Volksstämme bestand, einmal weil er in der Stadt einen Tempel erbauen wollte, und dann auch, weil die Stadt früher zu wenig bevölkert gewesen war, ganz besonders aber, um zu seiner grösseren Sicherheit seine Freigebigkeit in helles Licht zu setzen. Er änderte dann den Namen der Stadt in Sebaste um und verteilte das in der Nähe gelegene Ackerland, das beste der ganzen Gegend, unter die Einwohner, damit sie gleich nach ihrer Ankunft zu Wohlstand gelangten. 297 Rings um die Stadt führte er eine grosse Mauer auf, und die Abschüssigkeit des Terrains benutzte er zum Vorteil der Befestigung. Auch erweiterte er die Stadt gegen früher so bedeutend, dass sie an Grösse selbst hinter den berühmtesten Städten nicht zurückstand. Ihr Umfang betrug nämlich fünf Stadien.[6] 298 In der Mitte der Stadt steckte er einen in jeder Hinsicht geeigneten Platz von eineinhalb Stadien ab, auf dem er einen grossen und herrlichen Tempel erbaute. Auch die übrigen Stadtteile verschönerte er tagtäglich mehr, richtete zu seiner grösseren Sicherheit den Hauptteil der Stadt durch Erbauung starker Mauern zu einer Art Kastell ein und betrachtete es als Ehrensache, seinen Nachkommen damit ein Denkmal seines Schönheits- und Wohlthätigkeitssinnes zu hinterlassen.

[342]
Neuntes Kapitel.
Hungersnot in Judaea. Herodes schliesst eine neue Ehe und baut weitere Städte.

(1.) 299 Noch in demselben Jahre, dem dreizehnten der Regierung des Herodes, wurde das Land von schweren Plagen heimgesucht, sei es infolge des göttlichen Zornes, sei es infolge der zu bestimmten Zeiten wiederkehrenden Übel. 300 Zunächst entstand eine anhaltende Dürre, sodass das Land unfruchtbar wurde und noch nicht einmal diejenigen Früchte trug, die es von selbst hervorzubringen pflegte. Und weil nun wegen des Mangels an Nahrungsmitteln die ganze Lebensweise sich änderte, entstanden Krankheiten und Seuchen, und es folgte so ein Unglück dem anderen. 301 Denn da es an Pflege und Nahrung für die Kranken fehlte, griff die Seuche immer weiter um sich, und die grosse Sterblichkeit raubte auch den Überlebenden alle Hoffnung, weil sie nicht imstande waren, ihrer Not abzuhelfen. 302 Als nun die Ernte dieses Jahres samt den vorhandenen Vorräten aus früheren Jahren ganz aufgezehrt war und das Übel von Tag zu Tag wuchs, blieb keine Hoffnung mehr übrig. Denn da selbst das aufbewahrte Saatgut verzehrt war, war auch für das kommende Jahr auf keinen Ertrag zu rechnen, 303 sodass man auf alle möglichen Mittel sann, um der Not zu steuern. Selbst der König litt Mangel, da er keine Abgaben von der Ernte, wie er gewohnt war, empfing, und da er sein Geld in allzugrosser Freigebigkeit gegen diejenigen, deren Städte er wiederhergestellt, verausgabt hatte. 304 Auch schien ihm niemand der Hilfe würdig, zumal infolge der Drangsale der Hass des Volkes noch mehr entbrannte, wie es denn eben nicht so selten zu geschehen pflegt, dass man bei schlimmen Ereignissen der Obrigkeit die Schuld beimisst.

(2.) 305 Gleichwohl sann Herodes in dieser traurigen Lage auf Mittel, um die Not zu lindern. Das war indes [343] schwierig, teils weil die Nachbarvölker selbst am Notwendigsten Mangel litten, teils weil ihm, auch wenn er imstande gewesen wäre, für so viele Menschen nur eine Kleinigkeit Lebensmittel anzuschaffen, das Geld dazu fehlte. 306 Da er es aber für billig hielt, nichts unversucht zu lassen, um dem Elend abzuhelfen, liess er alles, was sich an Gold- und Silbergerät im Königspalast vorfand, zusammenschmelzen und verschonte selbst die kostbarsten und kunstvollsten Erzeugnisse nicht. 307 Das so erhaltene Geld schickte er dann nach Aegypten, dessen Verwaltung Petronius im Namen des Caesars führte. Obgleich sich nun nicht wenige, die in derselben Notlage waren, um Abhilfe an Petronius wandten, wollte er doch als besonderer Freund des Herodes dessen Unterthanen zunächst das Leben erhalten. Er gestattete deshalb ihnen zuerst, Getreide auszuführen, und war ihnen beim Ankauf und der Ausfuhr desselben in jeder Hinsicht behilflich, sodass sie ihm zum grössten Teile oder auch ganz allein ihre Rettung zu verdanken hatten. 308 Als nun die Abgesandten mit dem Getreide ankamen, sorgte Herodes zunächst dafür, dass das Volk diese Hilfe nur ihm zuschrieb, und brachte dadurch nicht nur denen, die ihm früher feindlich gegenübergestanden hatten, eine bessere Meinung bei, sondern zeigte auch offenkundig, wie sehr er auf das Wohl des Volkes bedacht gewesen war. 309 Denn zuerst teilte er mit möglichster Genauigkeit Getreide an diejenigen aus, die sich selbst Brot daraus bereiten konnten. Alsdann wies er den vielen, die wegen hohen Alters oder sonstiger Schwäche sich die Nahrung nicht selbst herzustellen vermochten, Bäcker an, welche das thun sollten. 310 Weiterhin sorgte er dafür, dass die, denen ihr Vieh zu Grunde gegangen war oder die dasselbe zur Nahrung verwendet hatten und deshalb weder Wolle noch sonstige Kleidungsstücke besassen, im Winter nicht in Gefahr gerieten. 311 Nachdem er das alles besorgt hatte, gedachte er auch den benachbarten Städten Hilfe zu leisten, indem er die Bewohner Syriens mit Saatgut versah, eine Massregel, die den höchsten Nutzen versprach, [344] weil hierdurch die Fruchtbarkeit des Lande wieder hinreichend gesichert war, sodass dem Mangel an Lebensmitteln gesteuert werden konnte. 312 Als nun die Erntezeit herangekommen war, schickte er fünfzigtausend Menschen, welche er ernährt hatte, im Lande umher und half auf diese Weise nicht nur seinem eigenen schwer bedrängten Reiche wieder auf, sondern gewährte auch den Nachbarn, die in gleicher Not waren, seine Unterstützung. 313 Denn niemand wandte sich in seinem Elend an ihn, dem er nicht nach Kräften beigesprungen wäre. Ja, ganze Völker, ganze Städte und solche Privatpersonen, die, weil sie für eine grosse Zahl von Angehörigen zu sorgen hatten, in Not geraten waren und zu ihm ihre Zuflucht nahmen, erlangten Gewährung ihrer Anliegen. 314 So verteilte er an auswärtige Notleidende zehntausend Koren Getreide (ein Kor enthält zehn attische Scheffel) und in seinem eigenen Reiche im ganzen gegen achtzigtausend Koren. 315 Durch diese seine Fürsorge und Güte gewann sich Herodes so sehr die Zuneigung der Juden, dass sie ihn nicht genug zu loben wussten, und dass der Hass, den er sich durch seine Missachtung der heimischen Gebräuche zugezogen hatte, aus dem Herzen seiner Unterthanen getilgt ward. Allseitig war man jetzt überzeugt, er habe durch seine opferwillige Hilfe in der schweren Zeit der Not seine früheren Fehler vollständig gut gemacht. 316 Auch bei den Auswärtigen stieg sein Ruhm, und es scheint, dass das unsägliche Elend, welches sein Reich so schwer gedrückt hatte, dazu bestimmt gewesen sei, den Glanz seines Namens zu erhöhen. Denn durch die grossartige Freigebigkeit, die er wider Erwarten in den Zeiten der Not bewiesen hatte, schlug die Stimmung des Volkes so sehr zu seinen Gunsten um, dass man ihn nicht mehr für den hielt, als den man ihn früher kennen gelernt, sondern für den Mann, der seine Fürsorge während der argen Drangsal glänzend gezeigt hatte.

(3.) 317 Um diese Zeit sandte er auch dem Caesar fünfhundert auserlesene Krieger aus seiner Leibwache zu [345] Hilfe, die Aelius Gallus ans Rote Meer führte und die dem Augustus von grossem Nutzen waren. 318 Als nun sein Wohlstand sich wieder gehoben hatte, baute er in der oberen Stadt einen Königspalast mit sehr geräumigen Zimmern, die aufs prächtigste mit Gold, Marmor und Ruhebetten ausgestattet waren, sodass sie eine grosse Zahl Menschen aufnehmen konnten. Je nach der Grösse benannte er diese Räume, so z. B. den einen nach dem Caesar, den anderen nach Agrippa u. s. w. 319 Alsdann nahm er, von sinnlicher Lust getrieben, eine neue Gattin, wie er sich denn überhaupt durch keinerlei Scheu abhalten liess, den Vergnügungen des Lebens nach Belieben zu frönen. Diese eheliche Verbindung aber hatte folgende Veranlassung. 320 Es lebte zu Jerusalem ein gewisser Simon, der Sohn des Alexandriners Boëthos, ein angesehener Priester. Dieser hatte eine Tochter, die für die schönste Frau der damaligen Zeit galt. 321 Da sie nun aus diesem Grunde zu Jerusalem der Gegenstand allgemeinen Gespräches wurde, hörte auch Herodes von ihr und geriet in Entzücken, als er sie in ihrer blühenden Schönheit sah. Doch wollte er sie nicht mit Gewalt seinen Lüsten dienstbar machen, da er befürchtete, es möchte ihm übelgenommen werden, wenn er mit tyrannischer Willkür zu Werke ginge. Er hielt es darum für geratener, sie zur Ehe zu nehmen. 322 Weil aber Simon eine zu niedrige Stellung bekleidete, um mit dem Könige in Verwandtschaft treten zu können, und doch auch wieder zu hoch stand, als dass man ihn ganz hätte missachten dürfen, so hielt Herodes für das beste Mittel zur Erfüllung seines Wunsches die Erhebung der Familie des Simon zu grösseren Ehren. Deshalb entsetzte er den Hohepriester Jesus, den Sohn des Phabes, seines Amtes und übertrug die Würde dem Simon, worauf er verwandtschaftliche Beziehungen mit ihm anknüpfte.

(4.) 323 Nach beendigter Hochzeitsfeier erbaute er eine Festung an dem Orte, wo die Juden von ihm besiegt worden waren, nachdem Antigonus ihn vertrieben und sich der Herrschaft bemächtigt hatte. 324 Dieser Ort war [346] von Jerusalem gegen sechzig Stadien entfernt und schon von Natur zur Befestigung sehr geeignet. In seiner nächsten Nähe nämlich liegt ein mässiger Hügel, der sich so in die Höhe erhebt, als wäre er von Menschenhand gemacht, und in seiner Gestalt Ähnlichkeit mit einer weiblichen Brust aufweist. Diesen Hügel versah Herodes mit runden Türmen und machte ihn schwer zugänglich, indem er eine steile, aus zweihundert Quadersteinstufen bestehende Treppe zu ihm hinaufführte. Im Innern der Türme befanden sich prachtvolle königliche Gemächer, die ebenso der Sicherheit wie der Verschönerung dienten, 325 und am Fusse des Hügels waren Wohnungen erbaut, welche einen herrlichen Anblick gewährten, und für die, weil der Ort kein Wasser hatte, Wasserleitungen angelegt waren, die man mit grossen Kosten aus weiter Ferne herangeführt hatte. Die Ebene ringsum wurde gleichfalls mit Gebäuden besetzt, sodass sie das Ansehen einer grossen Stadt darbot, über welcher sich der Hügel wie eine Burg erhob.

(5.) 326 Als sich nun alles glücklich nach seinen Wünschen gestaltet hatte, befürchtete Herodes in seinem Reiche keine Empörungen mehr, da er seine Unterthanen durch zwei Mittel im Gehorsam hielt, nämlich teils durch Furcht, indem er niemand die verdiente Strafe erliess, teils durch seine Fürsorge, von der er bei Gelegenheit der Hungersnot eine so glänzende Probe gegeben hatte. 327 Dennoch suchte er auch im Ausland für seine Sicherheit zu sorgen, als wenn er eines solchen Schutzes gegen seine Unterthanen bedurft hätte. Er erwies sich nämlich gegen die auswärtigen Städte freundlich und gefällig, ehrte ihre Herrscher bei vorkommenden Gelegenheiten und machte sie sich durch Geschenke und noch grössere Gunstbezeugungen geneigt, da er, wie es einem Könige geziemt, von Natur freigebig war. Durch die in dieser Hinsicht errungenen Erfolge war nun seine Macht gewaltig vermehrt. 328 Doch wurde er infolge seiner Prachtliebe und des Eifers, womit er sich den Caesar und die Machthaber der Römer günstig zu stimmen [347] suchte, auch zum Abfall von den heimischen Gebräuchen und zur Übertretung der Gesetze genötigt, da er seinem Ehrgeiz zuliebe Städte baute und Tempel errichtete, nicht zwar in Judaea, 329 weil die Juden, denen es verboten ist, nach Art der Griechen Bildsäulen und Bildnisse zu verehren, das nicht geduldet haben würden, sondern in anderen Gegenden und Städten. 330 Den Juden gegenüber entschuldigte er sein Verfahren damit, dass er dies nicht aus freien Stücken, sondern auf höheren Befehl thue, wogegen er sich beim Caesar und den Römern dadurch in Gunst setzte, dass er mehr Rücksicht auf ihre Ehrung als auf die heimischen Gebräuche nahm. Auch hatte er dabei seinen eigenen Nutzen im Auge, indem er sich bemühte, den Nachkommen möglichst herrliche Denkmäler seiner Regierung zu hinterlassen. Das war es, was ihn veranlasste, Städte zu bauen und zu diesem Zwecke ungeheure Geldmittel aufzuwenden.

(6.) 331 Zur Erbauung einer Stadt erschien ihm nun ein Ort an der Meeresküste, der früher Stratonsturm hiess, besonders geeignet, und er liess deshalb sogleich den Plan dazu entwerfen. Dann baute er die verfallenen Gebäude mit grosser Pracht und Sorgfalt aus weissem Marmor wieder auf und schmückte die Stadt sowohl mit herrlichen Königspalästen als mit sonstigen Wohnhäusern. 332 Ja, er versah, was ein äusserst schwieriges und mühevolles Werk war, die Stadt mit einem sehr sicheren Hafen, der an Grösse dem Piraeus[7] gleichkam und in welchem die Schiffe aufs zweckmässigste ankern konnten. Der Bau der Stadt musste um so mehr Aufsehen erregen, als der Ort selbst die hierzu notwendigen Materialien nicht darbot, diese vielmehr anderweitig herbeigeschafft und mit grossen Kosten zugerichtet werden mussten. 333 Die Stadt liegt in Phoenicien, an dessen Küste man auf der Reise nach Aegypten vorbeifährt, zwischen Dora und Joppe. Diese Seestädtchen sind hafenlos und den heftigen von Afrika her wehenden Winden ausgesetzt, [348] welche den Meeressand ans Ufer schleudern und keine ruhige Landung gestatten, sodass die Kaufleute hier meist im offenen Meere vor Anker gehen müssen. 334 Um diesem Übelstand abzuhelfen, steckte Herodes für den Hafen ringsum einen so weiten Raum ab, als hinreichend war, um grosse Flotten aufzunehmen, und liess bis zur Tiefe von zwanzig Ellen Felsblöcke von gewaltiger Grösse ins Meer senken, von denen die meisten fünfzig Fuss lang, achtzehn Fuss breit und neun Fuss hoch waren, einige auch grösser oder kleiner. 335 Dieser Damm, den er zur Abwehr der anprallenden Meeresfluten errichten liess, wies eine Breite von zweihundert Fuss auf. Die eine Hälfte desselben diente dazu, die Gewalt der Wogen zu brechen, und wurde deshalb Prokymatia (Wellenbrecher) genannt; die andere trug eine steinerne Mauer, welche mit Türmen versehen war. 336 Von den Türmen erhielt der grösste und schönste nach dem Stiefsohn des Caesars, der als Jüngling gestorben war, den Namen Drusus. 337 Ausserdem waren daselbst viele Gewölbe angebracht, die den Schiffern als Herberge dienten, und vor den Gewölben zog sich rings um den Hafen eine zu Spaziergängen geeignete Plattform. Der Eingang des Hafens war dem Nordwinde zugekehrt, der hier von allen Winden der mildeste ist. 338 Am äussersten Ende der Hafenböschung lag, wenn man in den Hafen einfuhr, zur Linken ein runder Turm, der auf einem breiten Unterbau ruhte und den Fluten kräftigen Widerstand entgegensetzte; zur Rechten dagegen standen dem Turm gegenüber zwei hohe miteinander verbundene steinerne Säulen. 339 Rings um den Hafen lagen in ununterbrochener Reihe Häuser, die aus dem feinsten geschliffenen Marmor erbaut waren, und in der Mitte erhob sich ein Hügel, auf welchem der Tempel des Caesars stand, weithin den Seefahrern sichtbar. In diesem Tempel befanden sich zwei Bildsäulen, eine der Stadt Rom und eine des Caesars. Die Stadt selbst, die sowohl wegen des Baumaterials als auch wegen der kunstreichen Bauart der Häuser ein merkwürdiges [349] Ansehen hatte, ward Caesarea genannt. Was nun die unterirdischen Gänge betrifft, so waren sie ebenso kunstvoll angelegt wie die Gebäude über der Erde. 340 Einige von ihnen, die voneinander durch gleiche Zwischenräume getrennt waren, reichten bis zum Meeresufer, während ein gleicher Gang alle übrigen quer durchschnitt, sodass das Regenwasser und die Schmutzwässer der Stadt abfliessen und die Meeresfluten von aussen eindringen konnten, wodurch die ganze Stadt unterspült und rein gehalten wurde. 341 Ausserdem baute Herodes in der Stadt ein Theater aus Felsquadern und hinter demselben an der Südseite des Hafens ein Amphitheater, welches eine ungeheure Menschenmenge zu fassen vermochte und so günstig lag, dass es eine weite Aussicht aufs Meer gestattete. Da nun der König weder Mühe noch Kosten scheute, wurde die Stadt in zwölf Jahren vollendet.

Zehntes Kapitel.
Wie Herodes seine Söhne nach Rom schickte, und wie er von Zenodorus und den Gadarenern angeklagt, aber vom Caesar freigesprochen wurde. Von dem Essener Manaëm.

(1.) 342 Als Herodes auch diese Stadt vollendet hatte (Sebaste war ja bereits früher gebaut worden), beschloss er seine Söhne Alexander und Aristobulus nach Rom zu schicken, damit sie dem Caesar ihre Aufwartung machten. 343 Dort angelangt, kehrten sie bei Pollio, einem sehr guten Freunde ihres Vaters, ein, obwohl es ihnen auch freistand, beim Caesar abzusteigen. Augustus nahm sie äusserst huldreich auf und erteilte dem Herodes die Erlaubnis, einen von den beiden Söhnen nach Belieben zu seinem Nachfolger zu ernennen. Auch schenkte er ihm noch an Ländergebieten Trachon, Batanaea und Auranitis, und zwar aus folgender Veranlassung. 344 Ein gewisser Zenodorus, der die Güter des Lysanias gepachtet [350] hatte, war mit deren reichen Einkünften nicht zufrieden, sondern suchte dieselben durch Raubzüge, welche er nach Trachon unternahm, zu vermehren. Diese Gegend nämlich wurde von verkommenen Menschen bewohnt, die das Gebiet der Damascener plünderten, und anstatt ihren Räubereien Einhalt zu thun, beteiligte sich Zenodorus sogar noch an ihrer Beute. 345 Die Nachbarn aber, die hierdurch hart bedrängt wurden, wandten sich mit lauten Klagen an den damaligen Statthalter Varro und baten ihn, dem Caesar von den Ungerechtigkeiten des Zenodorus Meldung zu machen. Der Caesar hatte die Klagen kaum vernommen, als er sogleich Befehl erteilte, die Räuber aus der Gegend zu vertreiben und dieselbe dem Herodes zu übergeben, dessen Umsicht und Thatkraft es gewiss verhüten würde, dass die Trachoniter ihren Nachbarn künftig lästig fielen. 346 Dem Treiben der Räuber ein Ende zu machen, war indes keine leichte Sache, da dieselben nur von ihren Räubereien lebten und weder Städte noch Ackerland, sondern nur unterirdische Schlupfwinkel und Höhlen besassen, in denen sie mit ihrem Vieh gemeinschaftlich lebten. Auch hatten sie sich reichlich mit Wasser und Getreidevorräten versorgt, sodass sie aus ihren Verstecken heraus längere Zeit Widerstand zu leisten vermochten. 347 Die Eingänge der Höhlen waren so eng, dass nur einer nach dem anderen hineingehen konnte; der innere Raum dagegen war von ganz beträchtlicher Grösse und so eingerichtet, dass er einer grossen Anzahl Menschen Unterkunft gewährte. Oben aber ragten die Wohnungen nicht hervor, sondern waren hier fast dem Erdboden gleich. Die ganze Gegend war rauh, felsig und schwer zugänglich, wenn man sich nicht eines Führers bediente; denn die Pfade waren nicht gerade, sondern vielfach verschlungen. 348 Konnten diese Menschen keine Schandthaten gegen ihre Nachbarn verüben, so pflegten sie sich selbst gegenseitig zu berauben, und schreckten vor keinem Verbrechen zurück. Sobald nun Herodes diese Gegend von Augustus zum Geschenk erhalten hatte, zog er mit [351] kundigen Führern dahin, legte den Übelthätern das Handwerk und verschaffte den Nachbarn Friede und Sicherheit.

(2.) 349 Zenodorus aber, den der Verlust seines Gebietes sehr kränkte, und der den Herodes wegen der darüber erlangten Herrschaft beneidete, reiste nach Rom, um ihn anzuklagen, musste jedoch unverrichteter Sache wieder heimkehren. 350 Unterdessen ward Agrippa abgeschickt, um im Namen des Augustus die Provinzen jenseits des Ionischen Meeres zu verwalten. Da nun Herodes ihm sehr befreundet war, besuchte er ihn in Mytilene, wo er überwinterte, und kehrte dann wieder nach Judaea zurück. 351 Übrigens kamen auch einige Gadarener zu Agrippa, um den Herodes zu verklagen. Agrippa aber liess sie, ohne sie auch nur einer Antwort zu würdigen, dem Könige gefesselt zuführen. Unterdessen gerieten auch die Araber, die schon längst der Herrschaft des Herodes überdrüssig waren, wieder in Erregung und suchten ihm Schwierigkeiten zu bereiten, und zwar, wie es schien, aus ziemlich erheblichen Ursachen. 352 Zenodorus nämlich hatte, als er bereits alle Hoffnung auf Erhaltung seiner Macht schwinden sah, einen Teil seines Gebietes, und zwar Auranitis, den Arabern um fünfzig Talente verkauft. Weil aber dieses Gebiet zu dem Lande gehörte, das Augustus dem Herodes geschenkt hatte, kämpften die Araber mit ihm um den Besitz desselben, als ob es ihnen ungerechterweise abgenommen worden sei, fielen häufig in das Land ein und versuchten bald mit Gewalt, bald auf dem Rechtswege ihren Anspruch zu behaupten. 353 Sie suchten auch arme Soldaten des Herodes zu sich herüberzuziehen und waren überhaupt sehr feindselig gegen ihn gesinnt, indem sie wie alle die, welchen es übel ergeht, ihre Hoffnung auf Erregung von Umwälzungen setzten. Obwohl nun Herodes längst Kenntnis davon hatte, trat er ihnen doch nicht entgegen, sondern suchte sie klugerweise zu besänftigen, um ihnen keinen Anlass zu offenem Aufruhr zu geben.

(3.) 354 Im siebzehnten Jahre der Regierung des Herodes [352] kam der Caesar nach Syrien, und ein grosser Teil der Gadarener benutzte diesen Anlass, um über Herodes Klage zu führen, dass er sich herrschsüchtig, hart und tyrannisch benehme. 355 Zu diesem kühnen Wagnis hatte sie Zenodorus getrieben, der sie stets aufwiegelte, sich über Herodes beklagte und ihnen eidlich zusagte, alles aufbieten zu wollen, damit sie von der Herrschaft des Herodes befreit und unmittelbar der Botmässigkeit des Augustus unterstellt würden. 356 Hierdurch liessen die Gadarener sich bewegen, gegen Herodes Klage zu erheben, indem sie sich besonders darauf stützten, dass diejenigen ihrer Mitbürger, welche Agrippa gefesselt dem Herodes hatte zuführen lassen, von letzterem nicht bestraft, sondern, ohne dass man ihnen ein Haar gekrümmt hatte, freigelassen worden waren. Denn Herodes, der gegen die Seinigen bei Verfehlungen mit unerbittlicher Strenge einschritt, war leicht geneigt, die Übelthaten von Fremden grossmütig zu verzeihen. 357 Da er nun von den Gadarenern der Gewaltthätigkeit, des Raubes und der Zerstörung ihrer Tempel angeklagt wurde, bereitete er ruhig seine Verteidigung vor. Augustus aber gab ihm die Hand und änderte trotz des Tobens der Menge nicht im mindesten seine freundliche Gesinnung gegen ihn. 358 Über diese Sache verhandelte man am ersten Tage; am folgenden Tage aber wurde die Untersuchung nicht fortgesetzt. Denn da die Gadarener die Stimmung des Caesars und der Beisitzer des Gerichtes erkannten und der Meinung waren, dass sie an den König würden ausgeliefert werden, töteten sie sich aus Furcht vor Folterqualen in der folgenden Nacht teils mit eigener Hand, teils stürzten sie sich in einen Abgrund oder ertränkten sich im Flusse. 359 Weil sie aber damit ihre Leichtfertigkeit und Schuld selbst anzuerkennen schienen, sprach Augustus den Herodes ohne weiteres Bedenken frei. Ferner vollzog sich noch ein anderes, für Herodes sehr glückliches Ereignis. Dem Zenodorus nämlich platzte ein Darm, und er wurde infolge des dadurch eintretenden Blutverlustes so schwach, dass er [353] zu Antiochia in Syrien starb. 360 Sein Land aber, das nicht klein war und zwischen Trachon und Galilaea lag, schenkte der Caesar einschliesslich Ulathas, Panias und des daran grenzenden Gebietes dem Herodes. Auch brachte er ihn in nähere Beziehungen zu den Statthaltern von Syrien, denen er auftrug, nichts ohne des Herodes Zustimmung vorzunehmen. 361 Kurz, Herodes gelangte zu solchem Glücke, dass die beiden Machthaber des so gewaltigen Römerreiches, Augustus und Agrippa, ihn sehr hoch schätzten, und dass namentlich Augustus nach Agrippa auf niemand grössere Stücke hielt als auf Herodes, und auch Agrippa seinerseits ihn nach dem Caesar seinen besten Freund nannte. 362 Durch solche Gunstbezeugungen wuchs das Selbstvertrauen des Herodes gewaltig, und er erbat sich daher vom Caesar für seinen Bruder Pheroras eine Tetrarchie und wies diesem von den Einkünften seines eigenen Reiches hundert Talente an, damit, wenn er selbst vom Tode ereilt würde, Pheroras in gesicherter Stellung sich befände und nicht in Abhängigkeit von den Söhnen seines Bruders geriete. 363 Nachdem nun Herodes den Caesar bis zum Meere geleitet hatte, kehrte er heim und erbaute ihm im Lande des Zenodorus nahe bei dem Orte Panium einen herrlichen Tempel aus Marmor. 364 Hier befindet sich im Berge eine prächtige Grotte, in welcher ein steiler und tiefer, mit stehendem Wasser angefüllter Erdschlund sichtbar ist, während darüber ein gewaltiger Berg emporragt. Unterhalb der Grotte entspringen die Quellen des Jordanflusses. Diesen berühmten Ort also schmückte Herodes mit einem Tempel, welchen er dem Augustus weihte.

(4.) 365 Damals liess Herodes auch seinen Unterthanen den dritten Teil der Abgaben nach, angeblich, um ihnen die Möglichkeit zu bieten, sich nach der langen Unfruchtbarkeit des Landes wieder zu erholen, in Wahrheit aber, um sich ihre Zuneigung zu sichern. Denn über seine Unternehmungen, durch welche Religion und Sitte untergraben zu werden drohten, waren sie sehr unwillig, und das ganze Volk sprach davon nur mit Erbitterung [354] und Erregung. 366 Einen Aufruhr aber suchte er dadurch zu vereiteln, dass er seinen Unterthanen jede Gelegenheit dazu benahm und sie zu beständiger Arbeit anhielt. Auch verbot er den Bürgern alle Zusammenkünfte, öffentliche wie geheime, und stellte überall Spione an. Wurde jemand bei Übertretungen ertappt, so bestrafte er ihn streng, und es wurden viele offen oder heimlich in die Festung Hyrkania abgeführt und dort hingerichtet. 367 Überall, in der Stadt wie auf den Landstrassen, gab es bestimmte Menschen, die alle Zusammenkünfte auszuforschen suchten. Ja, man sagt, der König habe sich oft selbst in der Kleidung eines Privatmannes bei Nacht unter die Menge begeben, um die Meinung des Volkes über seine Regierung zu erfahren. 368 Wer seinen Anordnungen Widerstand entgegensetzte, wurde auf alle erdenkliche Weise verfolgt. Die übrigen aber verpflichtete Herodes unter Eid, ihm stets die Treue zu bewahren. 369 Die meisten seiner Unterthanen fügten sich denn auch seinen Befehlen, teils aus wirklicher Zuneigung zu ihm, teils aus Furcht. Wer jedoch in zähem Widerstand verharrte und sich nicht zu bezwingen vermochte, wurde schonungslos beiseite geschafft. 370 Als er aber auch den Pharisäer Pollio und den Sameas sowie mehrere von deren Anhängern zum Eidschwur zwingen wollte, weigerten sie sich dessen entschieden; gleichwohl schritt er mit Rücksicht auf Pollio nicht gegen sie ein wie gegen die anderen, die den Eid nicht leisten wollten. 371 Auch waren von dieser Verpflichtung die sogenannten Essener befreit, die eine ähnliche Klasse von Menschen bilden, wie bei den Griechen die Pythagoräer. Doch ich habe mich über dieselben anderswo ausführlich verbreitet. 372 Hier mag es nicht unpassend sein, darüber zu reden, weshalb Herodes den Essenern eine so ungewöhnliche Vergünstigung gewährte, zumal daraus hervorgeht, wie man überhaupt in jener Zeit von ihnen dachte.

(5.) 373 Ein gewisser Essener mit Namen Manaëm, der wegen der Ehrbarkeit seines Lebenswandels in gutem [355] Rufe stand und von Gott mit der Gabe, die Zukunft vorherzusehen, ausgestattet war, blickte eines Tages den Herodes, da dieser noch ein Knabe war und mit ihm zur Schule ging, an und sagte zu ihm, er werde dereinst König der Juden werden. 374 Herodes aber, der der Meinung war, Manaëm kenne ihn entweder nicht oder treibe seinen Scherz mit ihm, entgegnete, er sei doch nur von gewöhnlicher Herkunft. Manaëm lächelte darüber, schlug ihn auf die Schenkel und sprach: „Du wirst in der That König werden und, weil dich Gott dessen für würdig hält, eine glückliche Regierung führen. Erinnere dich alsdann der Schläge des Manaëm und lass sie dir zum Zeichen dienen, dass alles Glück wandelbar ist. 375 Denn eine solche Erwägung wird dir zu grossem Nutzen gereichen, wenn du Gerechtigkeit und Frömmigkeit liebst und dich gegen deine Unterthanen mild erweisest. Ich aber, der ich genau hierüber unterrichtet bin, weiss bestimmt, dass du so nicht sein wirst. 376 Denn du wirst wohl, wie kein anderer, ein glückliches Leben führen und dir ewigen Ruhm erwerben, Frömmigkeit und Gerechtigkeit aber wirst du vergessen. Allein Gott dem Herrn wird dies nicht verborgen bleiben, und er wird dich am Ende deines Lebens dafür bestrafen.“ 377 Auf diese Worte achtete Herodes damals nicht, weil er eine solche Hoffnung nicht hegte. Als er aber zur Regierung und zwar zu glücklicher Regierung gelangt war, liess er, da er auf dem Gipfel seiner Macht stand, den Manaëm rufen und fragte ihn, wie lange er noch regieren werde. 378 Manaëm antwortete hierauf nichts und schwieg. Da fragte Herodes weiter, ob seine Regierung wohl noch zehn Jahre dauern werde, und nun erwiderte Manaëm, auch wohl zwanzig oder dreissig Jahre, ohne jedoch das Ende seines Lebens genau zu bestimmen. Herodes aber war damit zufrieden, gab dem Manaëm die Hand, entliess ihn und hielt von der Zeit an alle Essener in Ehren. 379 Obgleich nun diese Erzählung allen Glauben übersteigt, hielt ich es doch für gut, sie den Lesern mitzuteilen und zugleich davon [356] Erwähnung zu thun, dass noch viele Essener wegen ihres ehrbaren Lebenswandels mit der Gabe der Weissagung ausgestattet waren.

Elftes Kapitel.
Wie Herodes den Tempel umbaute und ihn höher und prächtiger gestaltete. Von der Burg Antonia.

(1.) 380 Im achtzehnten Jahre seiner Regierung nahm Herodes, nachdem er die oben erwähnten Bauten ausgeführt hatte, noch ein schwieriges Werk in Angriff. Er ging nämlich daran, den Tempel Gottes in weit grösserem Umfang und viel höher zu errichten; denn er glaubte, dieses Werk müsse, wenn er es vollendete, wie es auch wirklich der Fall war, herrlicher sein als alles, was er bisher zu stande gebracht, und er würde sich dadurch ein dauerndes Andenken sichern. 381 Weil er aber einsah, dass das Volk nicht leicht zur Inangriffnahme eines so gewaltigen Unternehmens zu haben sein würde, beschloss er, dasselbe zunächst durch eine Anrede darauf vorzubereiten und erst dann Hand ans Werk zu legen. Er berief deshalb das Volk zusammen und sprach also: 382 „Liebe Landsleute, ich halte es für unnötig, von den anderen Werken zu euch zu reden, die ich seit dem Beginne meiner Regierung vollbracht habe, obgleich sie alle derart sind, dass sie mehr eurer Sicherheit als meinem Ruhme dienen. 383 Und da ich auch in den Zeiten schlimmer Not euch beizuspringen nicht ausser acht liess und bei der Ausführung meiner Bauwerke mehr für eure als für meine Sicherheit sorgte, so bin ich überzeugt, dass ich nach dem Willen Gottes das Volk der Juden zu einem Glücke geführt habe, wie es dasselbe früher nie gekannt hat. 384 Doch ich halte es, wie gesagt, für überflüssig, euch alles einzeln aufzuzählen, was ich im Lande vollführt und wie ich durch Erbauung von Städten sowohl in eurem Gebiete als in den dazu [357] gehörenden Landesteilen euer Volk zu grossem Ansehen erhoben habe, da euch das ja wohl bekannt ist. Ich will euch jetzt nur mit wenigen Worten zeigen, dass das Werk, welches ich gegenwärtig in Angriff nehmen will, ebenso sehr der Ehre Gottes als eurem Ruhme dienen soll. 385 Dieser Tempel ist von euren Vorfahren dem höchsten Gotte erbaut worden, als sie aus Babylon zurückgekehrt waren. Doch fehlen ihm an seiner Höhe noch sechzig Ellen, um welche der früher von Solomon errichtete Tempel ihn überragte. 386 Das ist aber nicht etwa dem Mangel an Frömmigkeit bei unseren Vorfahren zuzuschreiben; denn es stand nicht bei ihnen, dem Tempel die frühere Grösse zu geben. Vielmehr schrieben Cyrus und Darius, des Hystaspes Sohn, ihnen die Art, wie sie den Bau einrichten sollten, vor, sodass sie, da sie zuerst diesen Königen, dann deren Nachkommen und später den Macedoniern unterthan waren, nicht die Macht besassen, dieses Denkmal ihrer Gottesfurcht in derselben Grösse wie ehemals aufzuführen. 387 Weil ich nun durch Gottes Gnade zur Regierung gelangt bin, einer langen Friedenszeit mich erfreue, grosse Reichtümer mir gesammelt habe, bedeutende Einkünfte beziehe und, was das Wichtigste ist, mit den Römern, den Herren der Welt, wie ich wohl sagen darf, in freundschaftlichem Verkehr stehe, so will ich mich bemühen, das, was unsere Vorfahren aus Not und weil sie unter fremder Herrschaft standen, nicht ausführen konnten, zu vollenden und dadurch Gott für die vielen Wohlthaten, die er mir während meiner Regierung erwiesen hat, frommen Dank zu erstatten.“

(2.) 388 Also sprach Herodes zum Volke. Viele jedoch wurden durch diese Rede, die sie nicht erwartet hatten, in Bestürzung versetzt, und da sie den Plan für unausführbar hielten, waren sie keineswegs freudig erregt, sondern vielmehr beängstigt. Sie befürchteten nämlich, der König möchte, wenn der Tempel niedergelegt wäre, nicht die hinlänglichen Mittel besitzen, um das Werk, welches er sich vorgenommen, vollenden zu können, und [358] es schien ihnen diese Gefahr um so grösser zu sein, als der Bau ihnen in der That schwierig und kolossal vorkam. 389 Weil sie nun so niedergeschlagen waren, flösste Herodes ihnen dadurch wieder Mut ein, dass er ihnen die Versicherung gab, er werde den Tempel nicht eher niederreissen lassen, als bis er alles zu seiner Vollendung Erforderliche in Bereitschaft habe. Hierin hielt er auch Wort. 390 Denn erst als er tausend Wagen zum Anfahren der Steine beschafft, zehntausend erfahrene Werkmeister ausgewählt, tausend Priestern priesterliche Gewänder gekauft, sie teils in der Steinmetzkunst, teils im Zimmerhandwerk hatte unterrichten lassen, und überhaupt alles aufs sorgfältigste vorbereitet hatte, nahm er das Werk in Angriff.

(3.) 391 Er liess also zunächst die alten Fundamente durch neue ersetzen und erbaute dann auf diesen den Tempel selbst, hundert Ellen lang und hundertzwanzig Ellen hoch. Von den letzteren hundertzwanzig Ellen gingen zwanzig ab, nachdem sich die Fundamente gehörig gesetzt hatten; doch haben wir dieselben zu Neros Zeiten wieder hinzuzufügen beschlossen. 392 Der Tempel wurde aus festen weissen Marmorsteinen erbaut, die ungefähr fünfundzwanzig Ellen lang, acht Ellen hoch und gegen zwölf Ellen breit waren. 393 Wie die königliche Säulenhalle war der ganze Tempel auf beiden Seiten etwas niedriger, in der Mitte dagegen etwas höher, sodass er schon auf viele Stadien Entfernung sichtbar war, besonders für diejenigen, welche ihm gerade gegenüber wohnten oder für solche, die auf ihn zugingen. 394 Die Thüren am Eingange[8] mit den Oberschwellen waren wie das Innere des Heiligtums selbst mit bunten Vorhängen geschmückt, in welche purpurne Blumen und Säulen eingewebt waren. 395 Über denselben breitete sich unterhalb der Mauerkrönung ein goldener Weinstock mit herabhängenden Trauben aus, und es war überhaupt ein [359] solch reicher Aufwand an kostbarem Material gemacht worden, dass der Anblick des überaus gewaltigen und kunstvollen Bauwerkes wahres Staunen erregte. 396 Den ganzen Tempel umgab er mit ungeheuren Säulenhallen, die zum eigentlichen Tempelhause in richtigem Verhältnis standen, und deren Pracht die der früheren weit übertraf, sodass es den Anschein gewann, als ob niemand sonst den Tempel so herrlich habe ausschmücken können. Beide Säulenhallen ruhten auf einer starken Mauer; die Mauer selbst aber war eines der grossartigsten Werke, von denen man je gehört hat. 397 Denn sie stellte einen felsigen, steilen Hügel vor, der nach der Ostseite der Stadt hin allmählich sich bis zu seinem höchsten Gipfel erhob. 398 Diesen Hügel umgab Solomon, unser erster[9] König, auf Gottes Geheiss oben am Gipfel mit einer Mauer. Unten am Fusse aber, wo er nach der Südseite hin von einer tiefen Schlucht umgeben war, verschanzte er ihn mit gewaltigen, durch Blei untereinander verbundenen Felsblöcken, indem er inwendig immer einen kleinen Zwischenraum liess und damit bis in die Tiefe fortfuhr, 399 sodass der ins Geviert gearbeitete Bau eine ungeheure Grösse und Höhe erhielt. Von aussen erblickte man die gewaltigen Felsblöcke, die von innen mit eisernen Klammern so fest ineinander gefügt waren, dass sie für alle Zeiten unauflöslich verbunden schienen. 400 Und als das ganze Werk bis zur Spitze des Hügels hinaufgeführt war, glättete er den Gipfel des letzteren, füllte die innerhalb der Mauer befindlichen Höhlungen aus und machte alle Teile der Oberfläche, die etwa noch hervorragten, völlig gleich und eben. Diese ganze Einfriedigung hatte vier Stadien im Umfang, da jede Seite ein Stadion lang war. 401 Inwendig zog sich dann um den Gipfel des Hügels noch eine andere Steinmauer, welche gegen die Ostseite hin eine doppelte Säulenhalle trug. Die letztere war gerade so lang wie die Mauer und sah nach dem Thore des [360] Tempels hin, welcher der Mitte der Mauer gegenüberlag. Diese Säulenhalle hatten viele der früheren Könige reich ausgeschmückt. 402 Rings um den Tempel waren die Rüstungen aufgehängt, die man von den fremden Völkern erbeutet hatte, und Herodes brachte dieselben jetzt wieder dort an und fügte auch noch diejenigen hinzu, welche er den Arabern abgenommen hatte.

(4.) 403 An der Nordseite der Einfriedigung war eine viereckige, sehr stark befestigte Burg errichtet, welche die Asamonäer, des Herodes Vorgänger, die Könige und Priester zugleich waren, gebaut und Baris genannt hatten, um daselbst das priesterliche Gewand aufzubewahren, welches der Hohepriester nur, wenn er opfern wollte, anzulegen pflegte. 404 Auch Herodes bewahrte das priesterliche Kleid wieder an diesem Orte auf. Nach seinem Tode aber kam es in die Gewalt der Römer bis auf die Zeiten des Caesars Tiberius. 405 Als unter dessen Regierung Vitellius, der Statthalter von Syrien, nach Jerusalem gekommen und vom Volke mit höchsten Ehrenbezeugungen aufgenommen worden war, richtete er auf die Bitte der Juden, dass ihnen das priesterliche Gewand wieder ausgeliefert werden möge, um sich ihnen gefällig zu erweisen, ein diesbezügliches schriftliches Gesuch an den Caesar, der denn auch die Bitte gewährte. Darauf blieb das Gewand in den Händen der Juden bis zum Tode des Königs Agrippa. 406 Nach dessen Ableben gaben Cassius Longinus, der damals Syrien verwaltete, und Cuspius Fadus, der Landpfleger von Judaea, den Juden den Befehl, das Gewand in der Burg Antonia niederzulegen, da die Römer dasselbe wieder wie früher in ihrer Gewalt haben müssten. 407 Die Juden schickten daher Gesandte an den Caesar Claudius und baten ihn, er möge ihnen doch das Kleid lassen. Als diese Gesandten angelangt waren, setzte es der damals gerade in Rom weilende jugendliche König Agrippa durch, dass der Caesar ihnen das Gewand wieder überliess und Vitellius, dem Statthalter von Syrien, einen diesbezüglichen Befehl erteilte. [361] 408 Früher befand sich das Gewand unter dem Siegel des Hohepriesters und der Tempelschatzmeister, welch letztere sich am Tage vor einem Feste zum Kommandanten der römischen Besatzungstruppen begaben und nach geschehener Besichtigung des Siegels das Gewand bei ihm abholten. Waren die Festtage dann vorüber, so brachten sie es wieder zurück und übergaben es nach Vorzeigung des Siegels dem Befehlshaber wieder zur Bewahrung. 409 So erklären sich die vielen Wechselfälle, die sich später mit dem Kleide ereignet haben. Diese Burg liess nun Herodes, der König der Juden, zur Sicherheit und zum Schutze des Tempels noch stärker befestigen und nannte sie seinem Freunde, dem römischen Feldherrn Antonius, zuliebe Antonia.

(5.) 410 Gegen die Westseite hin hatte die Einfriedigungsmauer vier Thore, von denen eines durch ein dazwischen gelegenes Thal in die Königsburg, zwei weitere in die Vorstadt und das vierte in die eigentliche Stadt führten. Eine Menge von Stufen ermöglichte den Abstieg in das Thal und das Hinaufsteigen aus demselben. Denn die Stadt lag gerade dem Tempel gegenüber und machte, gegen Süden von einer tiefen Schlucht umgeben, den Eindruck eines Theaters. 411 Die vierte Seite der Einfriedigungsmauer endlich nach der Südseite hin hatte ebenfalls in der Mitte Thore und eine dreifache königliche Säulenhalle, die sich der Länge nach von der östlichen zur westlichen Seite des Thales erstreckte, da sie nicht weiter fortgeführt werden konnte. 412 Das ganze Werk war eines der merkwürdigsten, welche die Sonne jemals beschienen hat. Denn über dem Thale, welches so tief war, dass man, wenn man hinabsah, anfing schwindelig zu werden, war noch eine unermesslich hohe Halle erbaut, sodass derjenige, der vom Dache dieser Halle aus beide Höhen zugleich mit seinem Auge ermessen wollte, schon vom Schwindel erfasst wurde, ehe noch sein Blick den Grund der ungeheuren Tiefe erreichen konnte. 413 Vier Reihen [362] Säulen hatte man von einem Ende der Halle bis zum anderen einander gerade gegenüber aufgestellt; die vierte dieser Säulenreihen war in eine steinerne Mauer eingefügt. Die Dicke einer jeden Säule war so gross, dass drei sich gegenseitig bei den Händen fassende Menschen sie mit den Armen eben umspannen konnten. Die Länge betrug siebenundzwanzig Fuss, und jede Säule ruhte auf einem doppelten Wulst. 414 An Zahl waren ihrer im ganzen hundertzweiundsechzig[10]; ihre Kapitelle waren in korinthischem Stil gehalten und stellten grossartige und wundervolle Arbeit dar. 415 Weil nun der Säulenreihen vier waren, teilten drei davon den Raum in Säulengänge. Zwei von diesen Gängen, die einander gegenüberlagen, waren ganz gleich ausgestaltet, sodass jeder von ihnen dreissig Fuss in der Breite, ein Stadion in der Länge und mehr als fünfzig Fuss in der Höhe hatte. Der mittlere Gang dagegen war einundeinhalbmal so breit und zweimal so hoch und reichte an beiden Seiten über die anderen weit hinaus. 416 Die Dächer waren mit tief in das Holz geschnittenen Bildwerken verziert, die mancherlei Formen aufwiesen; das mittlere Dach war höher als die beiden anderen. Vorn auf den Kapitellen befand sich eine steinerne Wand, die mit eingesetzten Säulchen verziert und sehr exakt geglättet war, sodass, wer sie nicht gesehen, sich keine Vorstellung von ihrer Schönheit machen konnte, und dass der, welcher sie sah, in staunendes Entzücken geriet. So war also die erste Einfriedigung des Tempels beschaffen. 417 Nach innen zu befand sich dann unweit der ersten eine zweite, zu der man auf einigen Stufen emporstieg. Sie stellte eine steinerne Mauer dar, auf der geschrieben stand, dass jedem Fremden der Eintritt bei Todesstrafe verboten sei. 418 Diese innere Einfriedigung hatte auf der Süd- und [363] Nordseite je drei Thore, die gleich weit voneinander abstanden, und auf der Ostseite ein grosses Thor, durch welches diejenigen, welche rein waren, mit ihren Frauen eintreten durften. 419 Das innere Heiligtum dagegen durften die Frauen unter keinen Umständen betreten. Endlich gab es noch einen dritten inneren Raum, in welchen einzutreten nur den Priestern gestattet war. Dies war der eigentliche Tempel, und vor demselben befand sich der Altar, auf dem wir Gott die Brandopfer darbringen. 420 In keinen dieser drei inneren Räume trat Herodes ein, da er kein Priester war und ihm somit der Eintritt nicht freistand. Vielmehr besorgte er nur den Aufbau der Säulenhallen und der äusseren Einfriedigungen, den er in acht Jahren vollendete.

(6.) 421 Nachdem nun auch der eigentliche Tempelbau von den Priestern in einem Jahre und sechs Monaten errichtet worden war, freute sich das gesamte Volk und dankte Gott dafür, dass das Werk so schnell zur Vollendung gekommen war und dass der König dieselbe mit so regem Eifer betrieben hatte. Mit Festfeier und Segenswünschen begleiteten die Juden die Fertigstellung ihres Tempels. 422 Der König aber opferte Gott dreihundert Ochsen, und die übrigen nach ihrem Vermögen. Die Zahl der Opfer kann ich nicht angeben; 423 denn da die Feier auf denselben Tag fiel, an welchem der König den Antritt seiner Regierung zu begehen pflegte, so wurde das Fest um dieser zweifachen Ursache willen desto glänzender begangen.

(7.) 424 Ausserdem wurde für den König noch ein geheimer Gang angelegt, der von der Burg Antonia zum östlichen Tempelthor führte. Darüber liess er sich einen Turm erbauen, um bei etwa ausbrechenden Volksaufständen durch den unterirdischen Gang auf denselben hinaufsteigen und sich so in Sicherheit bringen zu können. 425 Es geht die Sage, während der ganzen Zeit, da man am Tempelbau gearbeitet, habe es nur des Nachts geregnet, damit der Bau nicht aufgehalten [364] würde, und diese von unseren Vorfahren überlieferte Sage erscheint auch nicht unglaublich, wenn man alles andere in Betracht zieht, wodurch Gott sich uns offenbart hat. So vollzog sich der Neubau des Tempels.


  1. 31 v. Chr[.]
  2. Im Jahre 27 v. Chr. erteilte der Senat ihm den Beinamen Augustus (der Erhabene), der dann der gebräuchliche Name des [WS: Die auf der nächsten Seite fortgesetzte Anmerkung wurde hier vervollständigt] Octavianus als Alleinherrscher und ebenso wie Princeps, Caesar, Imperator, der Titel der römischen Herrscher wurde. Später wird Caesar die besondere Bezeichnung des vom regierenden Augustus bei Lebzeiten ernannten Nachfolgers.
  3. Die sich nach der Niederlage des Antonius, ihres Herrn, von Kyzikos nach Aegypten durchzuschlagen versucht hatten.
  4. D. i. dem Augustus zu Ehren: Sebaste (griechisch) = Augusta (lateinisch).
  5. S. Anmerkung zu V, 1, 22.
  6. Etwas über neun Kilometer.
  7. Dem Hafen von Athen.
  8. Josephus meint hier nicht das äussere, sondern das innere Thor, welches unmittelbar ins Heiligtum führte.
  9. D. h. hervorragendster.
  10. Wie bei dieser Zahl die Säulen in vier Reihen gerade einander gegenüber aufgestellt sein konnten, ist unerklärlich.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Text leicht gekürzt.
« Buch XIV Flavius Josephus
Jüdische Altertümer
Buch XVI »
fertig
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